1_WS_07_08 Chemisches Praktikum für Mediziner Vorlesungsnummer 13.862 PRAKTIKUMSUNTERLAGEN 4. PRAKTIKUMSTAG Themen: - Kunststoffe - Naturstoffe Hinweis: • Fette • Aminosäuren • Proteine • Kohlenhydrate Informieren Sie sich über die angegebenen Themen bitte vor dem jeweiligen Praktikumstag in den Ihnen zur Verfügung stehenden Lehrbüchern (s. Liste Merkblatt). Im Praktikum können nicht alle Themen behandelt werden, die für die Abschlussklausur in Chemie und die ärztliche Vorprüfung relevant sind. Entsorgung: Entsorgungsbehälter A Entsorgungsbehälter B Entsorgungsbehälter C Entsorgungsbehälter D Entsorgungsbehälter H Entsorgungsbehälter K Entsorgungsbehälter L Andere Organische Lösemittel, halogenfrei (blau) Halogenorganische Lösemittel (rot) Anorg. Säuren, Nitrit-/Nitrathaltig Metallsalzlösungen, pH-neutral Andere Säuren, schwermetallsalzhaltig Kontaminiertes Laborglas Kontaminierte Betriebsmittel 4. Praktikumstag Seite 2 Zu Beginn des Praktikumstages den Trockenschrank auf 100 °C anschalten und darin befindliche Kunststoffteile heraus nehmen!!!!! 4.1. Kunststoffe Als Kunststoffe bezeichnet man synthetisch erzeugte makromolekulare Verbindungen; „Einzelbausteine“ bezeichnet man als „Monomere“. die Styrenpolymerisation (radikalische Polymerisation) Alkene sind häufig in der Lage, mit sich selber und anderen Alkenen zu hochmolekularen Verbindungen, sogenannten Polymeren, zu reagieren. Häufigste Methode zur Herstellung von Polymeren ist die Radikalkettenpolymerisation. Als Startreagenz verwendet man Radikale, die aus organischen Peroxiden (z. B. Dibenzoylperoxid) durch Erwärmen erzeugt werden. Versuch 4.1: Darstellung von Polystyrol (Polystyren) H H H H H C C H n n Styren (Styrol) Polystyren (Polystyrol) Versuchsdurchführung: Chemikalien • • Geräte • • • • Styren Dibenzoylperoxid Reagenzglas Alufolie Technoklammer/ Doppelmuffe Wasserbad a) In ein Reagenzglas wird eine Spatelspitze (d.h. sehr wenig!) Dibenzoylperoxid gegeben und darauf eine etwa 1 cm hohe Schicht Styren gegossen. b) Das Reagenzglas wird mit einer Kappe aus Aluminiumfolie verschlossen und vorsichtig geschüttelt. Anschließend wird das Reagenzglas am Stativgestänge so fixiert, dass es in ein bereitgestelltes Wasserbad eintaucht. c) Das Wasserbad wird mit Aluminiumfolie abgedeckt und das Wasser zum Sieden erhitzt. Nach einer Stunde (evtl. gelegentlich Wasser nachfüllen!!) lässt man abkühlen. d) Im Reagenzglas hat sich eine feste, klare Masse gebildet, die aus Polystyren besteht. Verwendete Chemikalien: Dibenzoylperoxid E, Xi Styren Xn R: R: 2-36-43 10-20-36/38 S: S: (2-)3/7-14-36/37/39 (2-)23 4. Praktikumstag Seite 3 Entsorgung: Reagenzglas mit Polystyren Entsorgungsbehälter K (kontaminiertes Glas) Mechanismus: Schritt 1:Bildung des Reaktionsstarters O O C O C O 2 O C O O CO2 + C O Schritt 2: Kettenstartreaktion: H C H H C + H H C C H Schritt 3: Kettenwachstumsreaktion: H H H C C H C C H + H H H H H C C C C H H nächster Kettenwachstumsschritt: H H H H H C C C C H H H C C H H H H H H H C C C C C C H + H H usw. usw. Der Kettenabbruch kann entweder durch Rekombination zweier Radikale, oder durch Disproportionierung erfolgen 4. Praktikumstag Seite 4 4.2. Fette Fette und Öle stellen neben den Kohlenhydraten (z.B. Cellulose, Stärke und Zucker) (s. Kap. 4.5.) einen wichtigen Teil der nachwachsenden Rohstoffe dar, sie sind fast ausnahmslos Glycerinester (besser Glycerolester) der höheren geradzahligen Fettsäuren. Die tierischen Fette enthalten hauptsächlich gemischte Glycerinester von drei Säuren, der Palmitin-, Stearin- und Ölsäure. Je höher der Anteil der Ölsäure, um so leichter wird das Fett in der Wärme flüssig. O Palmitinsäure (Hexadecansäure) C C15H31COOH OH O C OH O C Stearinsäure (Octadecansäure) C17H35COOH Ölsäure (Octadecen-9-säure) OH C17H33COOH Pflanzliche Öle enthalten gegenüber den tierischen Fetten außer den Glycerinestern der oben genannten Säuren auch noch Glycerinester von mehrfach ungesättigten Säuren. Versuch 4.2: Darstellung einer „Seife“ durch alkalische Esterspaltung von Fetten O H2C C R O HC H2C Fett H2C OH O C O R C R + 3 NaOH + R C O Na Seife H2C OH H2C OH Glycerin Seifen sind die Natrium- bzw. Kaliumsalze höherer Fettsäuren. Zur Herstellung von Kernseife werden verschiedene Fette (z.B. Kokosfett oder Talg) mit Natronlauge verseift, wobei die Seife und Glycerin entstehen 4. Praktikumstag Seite 5 Versuchsdurchführung: Chemikalien • • Geräte • • • • Olivenöl ethanolische Kaliumhydroxid-Lösung (KOH) Reagenzgläser Siedesteine Wasserbad Uhrglas a) Geben Sie in einem Reagenzglas zu 1 ml Olivenöl 4 ml einer gesättigten Lösung von Kaliumhydroxid in Ethanol und fügen Sie einen Siedestein hinzu. b) Erhitzen Sie das Reagenzglas im elektrischen Wasserbad für etwa 10 Minuten auf ca. 70 oC. c) Gießen Sie das Reaktionsprodukt auf ein Uhrglas und lassen Sie es dort abkühlen. Verwendete Chemikalien: Olivenöl -- R: -- S: -- Ethanol F R: 11 S: (2-)7-16 Kaliumhydroxid C R: 22-35 S: (1/2-)26-36/37/39-45 Entsorgung: Reaktionslösung Entsorgungsbehälter D Seife D Entsorgungsbehälter Mechanismus: Hydrolyse von eines Methylethers im alkalischen Medium (Verseifung): O O R O R OH + C CH3 C O CH3 OH O R C + OH . O O CH3 R C + O HO CH3 4. Praktikumstag Seite 6 4.3. Aminosäuren Die Proteine oder Eiweiße (s. Kap. 4.4.) gehören zu den wichtigsten Aufbaustoffen jeder Zelle. Neben den Kohlenhydraten (s. Kap. 4.5.) und Fetten (s. Kap. 4.2.) sind sie Hauptbestandteil der menschlichen und tierischen Nahrung. Die Eiweißstoffe dienen aber nicht nur als Energiequelle im Organismus, sondern fungieren auch als Hormone und Enzyme, z.B. katalysieren sie den Ablauf biochemischer Reaktionen, bilden den Cytoskelett usw. Aminosäuren stellen die Grundbausteine der Peptide und Proteine (s. Kap. 4.4.) dar. Charakteristisch für Aminosäuren sind zwei funktionelle Gruppen, die Carboxyl- und die Aminogruppe. Aminosäuren sind aliphatische und aromatische Carbonsäuren, welche mindestens eine Aminogruppe tragen. H3C CH COO H2C CH2 COO H3N NH3 3-Aminopropansäure (β-Alanin, eine β-Aminosäure) NH3 2-Aminopropansäure (α-Alanin, eine α-Aminosäure) COO 4-Aminobenzoesäure (p-Aminobenzoesäure) Diese Beispiele zeigen , dass Aminosäuren auf Grund der beiden funktionellen Gruppen als so genannte Ampholyte (Zwitterionen) vorliegen, deren Eigenschaften durch das gleichzeitige Vorhandensein je einer kationischen (-NH3+) und anionischen Funktion (-COO-) geprägt sind. (Das Proton der Carboxylgruppe wird von der Aminogruppe gebunden.) In wässriger Lösung kann durch Zugabe von OH-- Ionen die Aminogruppe deprotoniert bzw. durch Zugabe von H+-Ionen die Carboxylatgruppe protoniert werden. COO H2N C H H H - COO H3N OH , H2O H C H - OH , H2O H Zwitterion Anion COOH H3N C H H Kation Im neutralen Bereich liegen somit die meisten Aminosäuren als Zwitterionen vor. Die Dissoziationsgleichungen zeigen eindeutig, dass bei keinem pH Aminosäuren die ungeladene Form H2NCHR-COOH annehmen. Den pH-Wert bei der die Konzentration der Kation- bzw. Anionform gleich ist, ermittelt man aus dem arithmetischen Mittel der pKs-Werte der Ammonium- und Carboxylgruppe. pH = pKs2 pKs1 2 = IEP Da bei diesem pH-Wert die elektrischen Ladungen aufgehoben sind, spricht man vom isoelektrischen Punkt (IEP). Außer Glycin besitzen sämtliche α-Aminosäure mindestens ein asymetrisches C-Atom, also eine stereogenes Zentrum (ein C-Atom mit vier unterschiedlichen Substituenten). Sie sind daher „optisch aktiv“ und bilden Spiegelbildisomere (Enantiomere): 4. Praktikumstag Seite 7 Spiegelebene H C NH3 COO COO COO ≡ H3N H H3C H CH3 NH3 CH3 COO ≡ H3N C H CH3 (R)-Alanin (D-Alanin) (S)-Alanin (L-Alanin) Wie alle Enantiomere haben(R)- und (S)-Aminosäuren identische physikalische und chemische Eigenschaften mit zwei Ausnahmen: • Sie drehen linear polarisiertes Licht um den gleichen Betrag, aber in verschiedene Richtungen. Wobei das Enantiomer, das die Polarisationsebene nach links dreht, mit (+) bezeichnet wird, das andere Enantiomer dreht die Ebene um den gleichen Wert nach links und erhält das Vorzeichen (-). • Sie reagieren verschieden schnell mit einzelne enantiomeren Molekülen. D/L-Nomenklatur Diese Nomenklatur ist im Bereich der Kohlenhydratchemie und der Aminosäuren weit verbreitet und bezieht sich auf die Anordnung im Glycerinaldehyd. CHO H CHO OH HO CH2OH D H CH2OH L Glycerinaldehyd Wenn in der Fischerprojektion des Glycerinaldehyd die OH-Gruppe auf der rechten Seite der Kette steht, handelt es sich um das D-Enantiomer (dexter lat. rechts) und umgekehrt. R/S-Nomenklatur Sie folgt dem Cahn-Ingold-Prelog System (CIP) , welches die Prioritäten der Substituenten an festlegt. Dabei ordnet man den Substituenten am asymetrischen C-Atom mit Hilfe dreier Regeln Prioritäten zu. 1. Die Priorität der mit dem asymetrischen C-Atom verknüpften Atome sinkt mit abnehmender Ordnungszahl. 2. Sind zwei oder mehr mit dem asymetrischen C direkt verknüpften Atome identisch, so sinkt die Priorität mit abnehmender An- und Ordnungszahl der benachbarten Atome. 3. Doppelt und dreifach gebundene Zweitatome zählen doppelt bzw. dreifach. Alle Proteinaminosäuren gehören der L-Reihe an COOH H2N C H R Daraus folgt die (S)-Konfiguration im CIP, wenn nicht der Rest R einen Substituenten enthält, durch den er einen höheren Rang als die Carbonyl-Gruppe gewinnt, wie im Fall L-Cystein und LCystin. Durch den Rest R lassen sich die zwanzig Proteinaminosäuren zu folgen Gruppen zusammenfassen. 4. Praktikumstag •aliphatische Aminosäuren: H H3N Seite 8 CH 3 Glycin (Gly,G) CH CH H 3N COO H3C Alanin (Ala,A) COO H3N H3C CH3 Leucin (Leu, L) CH H3N C2H5 H3C CH2 CH2 CH COO H3N H3C Serin (Ser, S) CH2 CH H3N COO H3N •Aminodicarbonsäuren COOH und deren ω-Aminosäuren: CH CH COO H3N COO CH2 CH2 CH COO H3N Aminosäuren: O Lysin (Lys, K) NH3 CH2 CH2 NH C NH3 Glutamin (Gln, Q) COO Arginin (Arg, R) N NH Histidin (His, H) CH2 CH2 CH2 CH2 CH2 CH Asparagin (Asn,N) CONH2 Glutaminsäure (Glu, E) CH2 H3N H3N COO CH2 CH CH2 CH Threonin (Thr,T) CH2 COOH •basische OH CH CONH2 Asparaginsäure (Asp, D) CH2 H3N COO COO •Hydroxyaminosäuren: OH CH Valin (Val; V) Isoleucin (Ile.I) CH CH CH3 CH CH2 CH COO H3N •schwefelhaltige SH H3N CH Aminosäuren: CH3 Cystein (Cys, C) Methionin (Met, M) S CH2 COO CH2 CH H3N •cyclische COO COO CH2 H3N CH COO Aminosäuren: Prolin (Pro, P) N H2 •aromatische COO bzw. heteroaromatische Aminosäuren: OH Phenylalanin (Phe, F) Tyrosin (Tyr, Y) NH CH2 CH H3N Tryptophan (Try, W) CH2 CH2 COO CH H3N CH H3N COO COO Man unterscheidet zwischen den essentiellen Aminosäuren wie Lys, Leu, Val, Phe, Ile, Thr, Met, His, Tyr, die für die menschlichen Ernährung notwendig sind und den nicht essentiellen, wie Gly, Ala, Pro usw. die der Körper selbst aufbauen kann. 4. Praktikumstag Seite 9 Versuch 4.3 : Ninhydrintest auf Aminosäuren Aminosäure Aldehyd R R H3N CH COO O OH OH O H C O + H2O _ CO2 O N _ 2H O 2 _ H+ Ninhydrin (1,2,3-Indantrionhydrat) O O O violetter Farbstoff Versuchsdurchführung: Chemikalien • Aminosäure-Lösung • 2 % ethanolische Ninhydrinlösung • 2 % ethanolische Ninhydrinlösung im Zerstäuber Geräte • Reagenzgläser • ein Blatt Papier Farbreaktion einer Aminosäure-Lösung mit Ninhydrin a) Versetzen Sie die Aminosäure-Lösung mit 1-2 Tropfen Ninhydrin-Reagenz. b) Erhitzen Sie das Reagenzglas vorsichtig über dem Bunsenbrenner bis zum Auftreten einer violett-blauen Färbung. Ninhydrin-Test bei Finger- und Handabdrücken a) Machen Sie mindestens eine Finger- und einen Handabdruck auf ein weißes Blatt Papier und besprühen Sie das Blatt unter dem Abzug mit der Ninhydrin-Lösung. b) Erwärmen Sie das Papier im vorgeheizten Trockenschrank. Nach etwa 10 Minuten werden Sie die Abdrücke als violette Verfärbung sichtbar. Schweiß hat einen pH-Wert von 4-6,8 und besteht aus 99 % aus Wasser. Der Rest sind anorganische Verbindungen wie NaCl, Ammoniak, Phosphate, Sulfate, Kalium-, Calcium-, Magnesiumsalze und organischen Verbindungen wie Aminosäuren, Harnstoff, Glucose, Brenztraubensäure, Cholesterin Milchsäure etc.. Bei der Kripo werden je nach Material, auf dem die Fingerabdrücke untersucht werden sollen, unterschiedliche Verfahren verwendet. Die gängigste Methode auf Papier ist das Besprühen mit Ninhydrin, das mit den Aminosäuren, die im Schweiß enthalten sind, zu einen violetten Farbstoff reagieren. 4. Praktikumstag Seite 10 Verwendete Chemikalien: Aminosäure-Lösung Ninhydrin-Lösung R: -S: -Xn R: 22-36/37/38 S: -- Entsorgung: Reaktionslösung Entsorgungsbehälter D Blatt Papier mit Reaktionslösung Entsorgungsbehälter L Mechanismus: O O OH OH + H3N CH COO _ COOH O O O CH N CO2 O O R H + H2O _ R CHO O N O O H + H N _ H+ H 2O O NH2 O O + + Ninhydrin _2 CH N _2 H O 2 O Ninhydrin R R O O blauer Farbstoff Ninhydrin reagiert mit primären Aminogruppen unter Dimerisierung. Dabei wird die Aminosäure decarboxyliert (CO2 wird abgespalten) und das N-Atom der Aminogruppe wird auf das Ninhydrin übertragen. Aus der ehemaligen Carboxylgruppe entsteht ein Aldehyd. 4. Praktikumstag Seite 11 4.4. Peptide und Proteine Peptide und Proteine gehören zu den Grundbausteinen des Lebens. Betrachtet man die Nukleinsäuren als den Konstruktionsplan, so sind die Proteine das Material, das zur Realisierung der Bauanleitung dient. Sie erfüllen Funktionen als Strukturelemente, als Enzyme für Stoffwechselvorgänge, als Rezeptoren und Hormone sowie inter- und intrazelluläre Signalstoffe. Viele Wirkstoffe wie Immunoglobuline, Antibiotika, tierische und pflanzliche Toxine, etc., sind Peptide bzw. Proteine. Sie sind die Hauptbestandteile der Biomasse in den Zellen und machen zusammen mit den Nukleinsäuren mehr als 2/3 der Trockenmasse der Zelle aus. Peptidbindung, Bauprinzip und Nomenklatur Peptide entstehen durch kettenartige Verknüpfung von Aminosäuren über Peptidbindungen (-CONH-) zu einem Polyamid, dabei verknüpft sich die α-Aminogruppe einer Aminosäure mit der Carboxylgruppe einer anderen Aminosäure. Peptide aus 2-9 Aminosäuren (Di-, Tri- Tetra, bis Nonapeptide) bezeichnet man als Oligopeptide. 10-100 Aminosäure-Bausteine bilden Polypeptide und alles was mehr als 100 Aminosäuren aufweist ist ein Protein Das "Rückgrat" der so entstandenen Peptidkette bildet damit die sich wiederholende Gruppierung NH-CO-CHR-. Die α-Aminogruppe der ersten Aminosäure (N-terminale Aminosäure) und die Carboxylgruppe der letzten Aminosäure (C-terminale Aminosäure) liegen in freier Form vor. Für kleinere Peptidhormone und Peptidantbiotika werden die Drei-Buchstaben-Symbole der Aminosäure verwendet und für Proteinsequenzen die Ein-Buchstaben-Symbole. O O C CH 2 CH 3 CH H 3N N -Terminus CH 2 O NH CH O CH 2 protonierte Aminosäuere CH C C NH CH O CH 2 OH Ala Ser COO NH C C -Terminus Carboxylat SH Glu Cys Alanylserylglutamylcystein Die Peptidbindung als N-substituierte Säureamidbindung ist stark resonanzstabilisiert. Die Mesomerie bedingt einen partiellen Doppelbindungscharakter der Amidbindung, O R N H R N R mesomere Grenzformen R H ≡ δ− O δ− O O R H N δ+ R R δ− O H N δ+ R R R N δ+ H E/Z Isomere Als Konsequenz ist die C−N-Bindung der Amidgruppe in Peptiden relativ starr und nicht frei drehbar. Die E-Form ist im allgemeinen um 8 kJ/mol stabiler als die Z-Form. Struktur der Protein •Primärstruktur: •Sekundärstruktur: •Tertiärstruktur: •Quartärstruktur: Beschreibt die Aminosäurensequenz („Backbone“), d.h. die Abfolge der einzelnen Aminosäuren innerhalb der Kette. Beschreibt die lokale räumliche Struktur der Hauptkette des Proteins. (α-Helix und β-Faltblatt) Beschreibt die dreidimensionale Struktur des gesamten Proteins. Faltung zu einem globulären Protein Globuläre Proteine schließen sich häufig zu noch höheren Aggregaten zusammen. Die Quatärstruktur beschreibt die wechselseitige räumliche Anordnung verschiedener Polypeptidketten. (z.B. Hämoglobin) 4. Praktikumstag Seite 12 Versuch 4.4: Nachweis von Proteinen in Milch mit der Biuret-Reaktion Versuchsdurchführung: Chemikalien • Milch • Aminosäure-Lösung 1 M • 5 % Natronlauge • 0.1 M Kupfersulfat-Lösung Geräte • Reagenzgläser a) Geben Sie jeweils zu 2 ml Milch und 2 ml einer 2 M Aminosäure-Lösung etwa 1 ml 5 % Natronlauge. c) Tropfen Sie jeweils einige Tropfen Kupfersulfat-Lösung hinzu. b) Erwärmen Sie die Reagenzgläser vorsichtig über dem Bunsenbrenner bis zum Auftreten einer violett-blauen bzw. dunkelblauen Färbung. Verwendete Chemikalien: Natronlauge C R: 35 Kupfersulfat-Lösung A R: -Aminosäure-Lösung A R: -- S: (1/2)26-37/39-45 S: -S: -- Entsorgung: Reaktionslösungen Entsorgungsbehälter H Peptide und Proteine (langkettige Polypeptide) reagieren mit Cu2+ im alkalischen Medium unter Bildung eines blauvioletten Komplexes. Aminosäuren bilden mit Cu2+-Ionen einen dunkelblauen Komplex. 4. Praktikumstag Seite 13 4.5. Kohlenhydrate Kohlenhydrate stellen mengenmäßig den größten Anteil der auf der Erde vorkommenden organischen Substanzen dar. Sie sind vorwiegend pflanzlichen Ursprungs und werden durch Photosynthese aus Kohlendioxid und Wasser unter Freisetzung von Sauerstoff aufgebaut. Zu dieser enzymatischen Synthese wird Lichtenergie benötigt, die durch das Chlorophyll a absorbiert wird. Sie bilden den Hauptbestandteil vieler Tiere und des Menschen und dienen dem Körper als universeller Energielieferant. Daneben haben Kohlenhydrate auch ganz spezifische Funktionen als Bestandteil der Nukleinsäuren oder als Stütz- und Gerüststubstanz. Klassifizierung Kohlenhydrate sind aliphatische Polyhydroxycarbonyl-Verbindungen. Je nach Stellung der OxoGruppe unterscheidet man Aldosen (Aldehyd-Zucker, endständige Carbonyl-Gruppe) und Ketosen (Keto-Zucker, Carbonyl-Gruppe in der Kohlenstoffkette). H C CH2OH O CH OH C m CH2OH Aldose Polyhydroxyaldehyd O CH OH m-1 CH2OH Ketose Polyhydroxyketon Aldosen und Ketosen mit gleicher Kohlenstoffzahl sind Konstitutionsisomere der Summenformel CnH2nOn. Die Benennung erfolgt bevorzugt durch Trivialnamen, die sich durch die Endung -ose (bei Aldosen, z.B. Glucose - Traubenzucker) und -ulose (bei Ketosen, mit Ausnahme von Fructose Fruchtzucker) Je nach Anzahl der Kohlenstoffatome in der Kette werden Aldosen und Ketosen als Triosen C3Tetrosen C4-, Pentosen C5-, Hexosen C6- und Heptosen C7-Grundkörper bezeichnet. Die Aldose Glucose C6H12O6 ist demnach eine Hexose, genauer eine Aldohexose. Die Ketose Fructose C6H12O6 ist ebenfalls eine Hexose, eine Ketohexose. Triosen und Tetrosen sind nur als Metaboliten (Produkte der Stoffwechselreaktionen) interessant. Heptosen sowie höhere Zucker sind seltene Bestandteile von Zellwänden in Bakterien. Wie andere Biopolymere teilt man Kohlenhydrate nach der Anzahl ihrer Bausteine ein: Monosaccharide: Sind freie Aldosen und Ketosen, die nicht weiter zu einfacheren Zuckern hydrolysiert werden können. Oligosaccharide: Sind Di-, Tri-, Tetra-...-saccharide mit 2 bis 15 Zuckerbausteinen, die durch hydrolytische Spaltung frei werden können. Polysaccharide: Sind Biopolymere mit über 15 bis zu meheren Tausend Zuckerbausteinen. Homopolysaccharide: Sie enthalten nur eine Sorte von Zuckerbausteinen, im Gegensatz zu Heteropolysaccharide. Monosaccharide Wenn man vom D-Glycerinaldehyd ausgeht und schrittweise die Kette um ein C-Atom verlängert, erhält man die Familie der D-Aldosen (gleiches gilt für die L-Aldosen). Die Zahl der möglichen Aldosen wächst mit jedem C-Atom um den Faktor 2. es muss also 16 Aldohexosen geben, das entspricht 8 diastereomere Enantiomerenpaare. Die meisten natürlich vorkommenden Zucker gehören der D-Reihe an. 4. Praktikumstag Seite 14 Triose H C H Tetrosen H Pentosen H Hexosen H C O OH HO C H H C OH H C OH H C O OH HO C H H C OH H C H C OH H C O H C OH HO C H H C OH H C H C OH H H C OH H CH2OH D-Allose O C C C C H H H CH2OH D-Ribose O H OH CH2OH D-Glycerinaldehyd CH2OH D-Erythrose O C C C O H C H C CH2OH D-Threose O O C OH HO C H OH HO C H HO C H OH H C OH H C OH CH2OH D-Arabinose O H C O H C CH2OH D-Xylose O H C O C OH HO C H H C OH HO C H OH HO C H HO C H H C OH H C C OH H C OH H C OH HO C H C OH H C OH H C OH H C OH CH2OH D-Glucose C H H CH2OH D-Altrose H CH2OH D-Mannose C C O H C OH HO C H OH HO C H HO C H HO C H HO C H H C OH H C OH HO C H H C OH CH2OH D-Gulose H CH2OH D-Lyxose O H CH2OH D-Idose CH2OH D-Galactose CH2OH D-Talose Ringform der Zucker Die Fischer-Projektion (siehe unten) stellt die offenkettige Form der Monosaccharide dar, die praktisch nicht existent ist. Durch die intramolekulare nukleophile Addition der Hydroxygruppe (von C-5) an die Carbonylgruppe des Aldehyds entsteht ein sechsgliedriges cyclisches Halbacetal. Die Ringbildung bei der Glucose Zu Formulierung der Halbacetal-Formen werden die planaren HAWORTH-Projektionsformel bevorzugt verwendet. CH2OH O CHO OH H HO OH CH2OH H OH 4 H OH OH D-Glucose in der Fischer-Projektion 6 5 H CH2OH OH OH OH OH 3 C 1 CH2OH Rotation um C4-C5-Achse H OH OH O C OH 2 OH OH OH Cyclisierung H α-D-Glycosepyranose C H 2O H O O OH OH OH β-D-Glycosepyranose OH 4. Praktikumstag Seite 15 Darstellung in der Sesselkonformation CH2OH O HO HO HO CH2OH O HO HO OH HO OH β-D-Glucopyranose α-D-Glucopyranose Die Ringbildung bei der Fructose H 1 H H H 2 3 4 6 OH 1 CH2OH O 5 OH O 2 4 O OH OH + 3 OH OH OH OH CH2OH CH2OH OH OH OH CH2OH 5 CH OH 2 α-D-Fructofuranose β-D-Fructofuranose Die Bezifferung der C-Atome in Pyranosen- und Furanosen-Formelnerfolgt vom Ringsauerstoff ausgehend im Uhrzeigersinn. Bei der Halbacetalbildung wird der Carbonylkohlenstoff C-1 zu einem stereogenen Zentrum, da die Addition von beiden Seiten der Carbonylgruppe möglich ist, kann die (R)- und (S)-Konfiguration an C-1 entstehen. Das Carbonyl-C-Atom wird auch anomeres C-Atom genannt. Anomere Zucker sind demnach Diastereomere. Oligosaccharide Die wichtigsten natürlichen Oligosaccharide enthalten 2-4 Monomere und zeigen deren typischen Eigenschaften: wasserlöslich und süß. CH2OH CH2OH O HO 1 HO OH O CH2OH CH2OH O HO 1 1 OH O HO OH OH O O HO 1 HO 4 OH CH2OH O HO OH 1 4 O CH2OH OH O HO CH2OH OH OH Maltose Rohrzucker [4-O-(α-D-Glucopyranosyl)-α-D-glucopyranose] β-D-Fructofuranosyl-α-D-glucopyranosid C-1α-O-C-4-Verknüpfung C-1β-O-C-1α-Verknüpfung Lactose (4-β-D-Galactopyranosyl-β-D-glucopyranose) C-1β-O-C-4-Verknüpfung Polysaccharide Die D-Glucose ist alleiniger Baustein der wichtigsten Polysaccharide Stärke, Glykogen und Cellulose. Hunderte bis Tausende von Glucoyranosen-Ringen sind kettenförmig durch AcetalBindungen, also Glycosid-Bindungen verknüpft. Polysaccharide sind, verglichen mit den Proteinen und Nukleinsäuren, einfach gebaute Biopolymere. Sie können daher in lebenden Organismen keine vielfältigen und komplexen Aufgaben erfüllen. Sie dienen als unlösliche gerüstbildende Biopolymer-Fasern (Cellulose bei Pflanzen) oder Nahrungsdepot (Glykogen bei Tieren). Stärke Sie ist das Reservekohlenhydrat höherer Pflanzen und besteht aus zwei unterschiedlichen Polysacchariden, der wasserlöslichen Amylose und dem wasserunlöslichen Amylopektin. 4. Praktikumstag Seite 16 CH2OH O HO 1 HO CH2OH 4 OH O O Amylose 1 HO 1,4α-glycosidisch verknüpft CH2OH 4 OH O O HO n 4 OH 1 OH CH2OH O 1 HO 4 OH CH2OH O O 4 CH2OH HO OH O 1 HO OH O 1 Amylopektin Kette: 1,4α-glycosidisch verknüpft Seitenkette: 1α-6-glycosidisch verknüpft O 4 O 1 HO 4 OH O CH2OH O 1 HO 4 OH CH2OH O O HO OH 1 Versuch 4.5 : Nachweis der reduzierenden Wirkung von Zuckern mit Fehling'scher Lösung O R C + 2 Cu2+ + 4 OH- H Aldehyd O R C + OH 2 H2O + Cu2O Carbonsäure Versuchsdurchführung: Chemikalien • Glucose-Lösung • Rohrzucker-Lösung • Fehling-Lösung (I) [Kupfersulfat + Wasser] • Fehling-Lösung (II) [Kaliumnatriumtartrat, Natriumhydroxid und Wasser] Geräte • Reagenzgläser a) In je einem Reagenzglas mischt man 1 ml von Fehling-Lösung (I) und 1 ml von Fehling-Lösung (II). b) Geben Sie nun in das eine Reagenzglas 1 ml der Glucose-Lösung, in das andere 1 ml der Rohrzucker-Lösung und erhitzt im Wasserbad bei max. 40 °C. Es bildet sich in einem der beiden Reagenzgläser nach 10 Minuten ein roter Niederschlag. 4. Praktikumstag Seite 17 Verwendete Chemikalien: Kupfersulfat Kaliumnatriumtartrat 2 M Natronlauge Glucoselösung Xn, N -C -- R: 22-36/38-50/53 R: -R: 35 R: -- S: S: S: S: 22-60-61 -26-37/39-45 -- Entsorgung: Gesamte Reaktionslösung Entsorgungsbehälter D Nur Zucker die als cyclisches Halbacetal vorliegen, sind reduzierende Zucker. Versuch 4.6: Wasserlösliche und wasserunlösliche Bestandteile von Stärke Versuchsdurchführung: Chemikalien • Speisestärke • Iod-Kaliumiodid-Lösung 0.01mol/L Geräte • Reagenzgläser • 50 ml Erlenmeyerkolben • Wasserbad • Trichter, Faltfilter a) 5 g Speisestärke werden in einem 50 ml Erlenmeyerkolben mit 10 ml Wasser aufgeschlämmt und in maximal 60 °C warmen Wasserbad für 5 min. unter Rühren erwärmt. Achtung: Bei zu starken Erhitzen bildet sich Kleister, der nicht mehr filtrierbar ist. b) Filtrieren Sie die gelösten Bestandteile von den ungelösten ab. c) Versetzen sie eine Probe beider Fraktionen (Filtrat und Rückstand im Filter) mit einigen Tropfen der Iod-Kaliumiodid-Lösung. Verwendete Chemikalien: Speisestärke R: -S: -Iod Xn,N R: 20/21-50 S: 2(-)23-25-61 Kaliumiodid Xi R: 42/43 S: -Entsorgung: Gesamte Reaktionslösung Entsorgungsbehälter D Amylose zeigt mit Iod-Kaliumiodid-Lösung eine spezifische Blaufärbung, die auf einer kettenförmigen Einlagerung des Iods in die kanalartige Struktur der Amylose-Helix beruht. Diese Einlagerungsverbindung dient zum empfindlichen Nachweis von Stärke oder von Iod (Iod-Stärke-Reaktion).