Jungfrau Zeitung - Wenn aus dem Alltag eine Störung wird MEDIZIN 28. FEBRUAR 2015 Wenn aus dem Alltag eine Störung wird Durch viele Erkrankungen können sie verursacht werden. Sie sind umgekehrt aber auch Ursache für viele andere Schwierigkeiten. Schlafprobleme werden im Spital Interlaken interdisziplinär in einem Zentrum behandelt. An einem Referat erklärten beteiligte Ärzte, wie vielfältig die Behandlung ist. Personen, die an Tagesschläfrigkeit leiden, können innerhalb von Minuten in eine Tiefschlafphase fallen. Foto: Keystone, Sigi Tischler Schlagersängerin Helene Fischer besingt sie zwar feierlich. Für die, die von ihr in Form einer Krankheit betroffen sind, ist sie jedoch schrecklich. Die Atemlosigkeit beschreibt nicht nur einen Zustand der Ekstase, sondern ist vor allem eine der häufigsten Ursachen für Schlafstörungen. Bei der sogenannten Schlafapnoe setzt die Atemaktivität während des Schlafes http://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/print/135429/[23.03.2015 08:25:43] Jungfrau Zeitung - Wenn aus dem Alltag eine Störung wird für einige Sekunden aus. Wie einer von drei Referenten im fmi-Spital Interlaken, Dr. med. Georg Hold, erklärte, «kann eine solche Atempause bis zu zwei Minuten andauern». Direkte Schädigungen durch Sauerstoffmangel sind zwar auch bei solch langen Unterbrüchen nicht zu erwarten, aber die Schlafqualität ist dadurch nachhaltig irritiert. Der Sauerstoffmangel löst eine Weckreaktion aus, diese wiederum holt die betroffene Person quasi aus dem Tiefschlaf zurück in eine oberflächliche Schlafphase. Dr. med. Georg Hold ist Facharzt für Innere Medizin und Lungenkrankheiten und referierte zu den Schlafstörungen, die durch Atembeschwerden ausgelöst werden. Über hundert Interessierte besuchten den Anlass. Fotos: Yves Brechbühler Plötzliche Schlafattacken Dr. med. Jürg Fritschi aus Thun ist Facharzt der Neurologie und setzt sich in seiner Arbeit mit den Schlafstörungen auseinander, die durch das Nervensystem oder Gehirn verursacht werden. Dazu gehören unter anderem die Narkolepsie oder das Restless-Legs-Syndrom. Unter Ersterem versteht man eine Tagesschläfrigkeit, zu der auch «das schreckhafte Zusammensacken» gehört, wie es Fritschi nennt. Dabei können Patienten plötzlich einschlafen, auch während des Tages. Ihr Alltag ist gezeichnet von einem gestörten Wach- und Schlafrhythmus. «Immer wieder brauchen diese Personen Schlaf, auch zu ungewöhnlichen Zeiten und mit seltsamen Abständen», so Fritschi. Um dies festzustellen mache man im Spital einen multiplen Schlaflatenz-Test. Wer mehrmals an einem Tag innerhalb von Minuten in eine Tiefschlafphase falle, sei von diesem Problem betroffen. Eine Person mit gesunden Wach-Schlaf-Phasen braucht ab dem Einschlafzeitpunkt ungefähr eineinhalb Stunden, um die Tiefschlafphase zu erreichen. Werbung Innere Uhr tickt Fritschi interessiert sich auch für die Chronobiologie. Diese http://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/print/135429/[23.03.2015 08:25:43] Jungfrau Zeitung - Wenn aus dem Alltag eine Störung wird Wissenschaft versucht zu erklären, wie sich beispielsweise das Alter auf Einschlaf- und Aufwachzeit auswirkt. «Eigentlich müsste es gerade umgekehrt sein», meint er hinsichtlich der Uhrzeiten, zu denen Kindergärtner und Gymnasiasten in die Schule müssen. Kleine Kinder seien viel früher am Morgen bereits aktiv, bei Jugendlichen verschiebe sich das weiter in den Morgen hinein. «Ob man selbst Langschläfer oder Frühaufsteher ist, hängt aber auch von vielen individuellen und nicht zuletzt genetischen Bedingungen ab», so Fritschi weiter. Es gäbe auch eine chronobiologische Erklärung dafür, weshalb ältere Männer oftmals jüngere Frauen mögen würden: «Aber diese Ausführungen würden jetzt zu lange gehen», meint er lächelnd. Dr. med. Nele Kischel erklärte, dass Schlafstörungen oft auch auf ein psychisches Problem zurückzuführen seien. Sie nennt dabei insbesondere die sogenannten Insomnien, bei denen Betroffene sich über zu wenig oder wenig erholsamen Schlaf beklagen. Leidet man unter einer Insomnie, hat man oft Schwierigkeiten, überhaupt einschlafen zu können. Es sei unter anderem wichtig, dass man nicht bereits am Tag oder am Abend zu viel schlafe. Ansonsten baue man nicht genügend Schlafdruck auf, und wenn man dann ins Bett gehe, sei es umso schwieriger, einschlafen zu können. Die Behandlung von psychisch bedingten Schlafstörungen hänge in erster Linie auch davon ab, das dahinter liegende psychische Problem zu lösen. Der Vortrag der drei Ärzte des Schlafzentrums Berner Oberland zeigte den Zuhörern, wie vielfältig die Ursachen von Schlafproblemen sind. Über 80 Diagnosen werden unter dem Begriff Schlafstörung zusammengefasst. Dr. med. Nele Kischel arbeitet als Oberärztin bei den Psychiatrischen Diensten am fmiSpital in Frutigen. Schlafzentrum Berner Oberland Ärzte aus den Regionen Thun, Spiez und Interlaken haben sich unter der ärztlichen Leitung von Dr. med. Georg Hold (Interlaken) zum Schlafzentrum Berner Oberland zusammengeschlossen. Insgesamt sind vierzehn Ärzte aus diversen Disziplinen daran beteiligt. Im Zentrum werden Patienten mit Schlaf-Wach-Störungen weiter abgeklärt. Zu den untersuchten Krankheitsbildern gehören: – Hypersomnien (erhöhte Tagesschläfrigkeit), z.B. bei nächtlichen Atemstörungen – Insomnien (Ein- und Durchschlafstörungen) http://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/print/135429/[23.03.2015 08:25:43] Jungfrau Zeitung - Wenn aus dem Alltag eine Störung wird – Parasomnien (wie etwa Schlafwandeln, Nachtangstattacken, Zähneknirschen) – Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus Das fmi-Spital Interlaken betreibt seit Jahren ein Schlaflabor. Dieses gehört zu den von der Schweizerischen Gesellschaft für Schlafforschung, Schlafmedizin und Chronobiologie (SGSSC) zertifizierten schweizerischen Zentren für Schlafmedizin. ARTIKELINFO Artikel Nr. 135429 28.2.2015 – 15.34 Uhr Inserieren Autor/in: Yves Brechbühler Abo Kontakt Impressum AGB © 2001 – 2014 Gossweiler Media AG, Medienhaus seit 1907 http://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/print/135429/[23.03.2015 08:25:43]