Assoziationskortex

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Peter Walla
Biologische Psychologie I
Kapitel 7
Mechanismen
der
Wahrnehmung,
des
Bewusstseins
und der
Aufmerksamkeit
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Organisationsprinzipien eines sensorischen Systems:
Primärer und sekundärer sensorischer Kortex und Assoziationskortex!
Der primäre sensorische Kortex eines Sinnessystems ist der kortikale
Bereich, welcher seinen Input hauptsächlich direkt vom Thalamus erhält.
Der sekundäre sensorische Kortex eines Sinnessystems ist der kortikale
Bereich, welcher seinen Input hauptsächlich vom entsprechenden primären
sensorischen Kortex erhält.
Der Assoziationskortex ist der kortikale Bereich, welcher seinen Input aus
mehreren sensorischen Systemen erhält (meist von sekundären sensorischen
Kortices).
Die Zusammenarbeit dieser Bereiche lässt
sich durch folgende drei Prinzipien beschreiben:
1) Hierarchische Organisation
2) Funktionelle Trennung
3) Parallele Verarbeitung
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Ad Hierarchische Organisation:
Von den jeweiligen Rezeptoren bis hin zum
Assoziationskortex reagieren
entsprechende Neuronen immer komplexer.
Jede Ebene erhält ihren Input von der nächst
unteren Ebene, fügt eine weitere Analyse hinzu
und leitet die Information an die nächst höhere
Ebene weiter.
Etwaige Schädigungen auf bestimmten Ebenen führen zu unterschiedlichen
Arten von Ausfällen.
Zerstörte Rezeptoren führen zu einer kompletten Unfähigkeit der
Wahrnehmung im Rahmen des entsprechenden Sinnessystems.
Läsionen in höheren Ebenen bedingen komplexere, meist sehr spezifische
Defizite.
Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte (Buch Seite 203)
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Der Ablauf des Wahrnehmens kann in zwei grundlegende Phasen unterteilt
werden:
Empfindung
und
Wahrnehmung!
Empfindung ist dabei der Prozess, welcher mit der reinen Detektion eines
Reizes zusammenhängt (Reizanwesenheit wird registriert!)!
Wahrnehmung ist dabei der Prozess, welcher mit dem Erkennen, der Integration
und dem Interpretieren eines ganzen Empfindungsmusters zusammenhängt!
Ad Funktionelle Trennung:
Der primäre und der sekundäre sensorische Kortex, sowie auch der
Assoziationskortex sind funktionell zu trennen, da sie auf verschiedene Arten
von Informationsverarbeitung (verschiedene Analysen!) spezialisiert sind.
Ad Parallele Verarbeitung:
Neben einer seriellen Informationsverarbeitung gibt es auch eine parallele
Informationsverarbeitung!
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Mechanismen der Wahrnehmung
Einer interessanten Idee zufolge gibt es zwei verschiedene Arten der
parallelen Informationsverarbeitung (oder zwei Arten der Analyse!):
Die eine Art beeinflusst menschliches Verhalten, ohne dass dies bewusst
bemerkt wird!
Die andere Art beeinflusst menschliches Verhalten mit zeitgleichem Beisein von
bewussten Prozessen!
Was passiert, wenn der Informationsstrom, der Bewusstsein (vor allem
Selbstbewusstsein) inkludiert, unterbrochen wird?
weiters:
Die Wahrnehmung komplexer Reize als ein integriertes Ganzes wird als
„Binding“ bezeichnet („Bindungsproblem!).
Durch so genanntes „Binding“ werden einzelne sensorische Merkmale zu
integrierten Wahrnehmungen verbunden!
Es gibt auch Neuronen, die Informationen aus kortikalen Bereichen in zu
subkortikalen Gebieten leiten
Kortikofugale Bahnen (top-down-Einfluss!)
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Kortikale Mechanismen des Sehens:
Relativ große Bereiche des menschlichen Kortex sind beim Sehen beteiligt!
Der primäre visuelle Kortex liegt in der posterioren Region des
Okzipitallappens (großteils versteckt in der Fissura longitudinalis!).
Der sekundäre visuelle Kortex ist im so genannten prästriären Kortex und
im inferotemporalen Kortex lokalisiert.
Der Assoziationskortex, der visuellen Input erhält, ist größtenteils im
posterioren Parietalkortex angesiedelt.
die rezeptiven Felder der
entsprechenden Neuronen werden größer,
Je weiter man sich in dieser Hierarchie
nach oben bewegt.
Auch werden die Reize, auf die diese
Neuronen reagieren, spezifischer
und komplexer!
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Skotome:
Was ist ein Skotom?
ein Skotom ist ein blinder Bereich (Gesichtsfeldausfall!)
Beispielsweise verursacht eine Schädigung eines
Bereichs des primären visuellen Kortex ein Skotom!
Mittels der so genannten Perimetrie kann die Existenz
und das Ausmaß eines Skotoms ermittelt werden!
Beispiel:
Eine Läsion des linken primären visuellen Kortex
verursacht Skotome im rechten Gesichtsfeldbereich
beider Augen!
(Erinnerung an visuelle Bahn!)
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Mechanismen der Wahrnehmung
Interessant:
Oft werden sogar große Skotome nicht bemerkt!
Grund dafür ist die so genannte Wahrnehmungsergänzung! (siehe
voriges Kapitel:
Sie erinnern sich bestimmt!)
Interessante Effekte:
Hemianoptische Patienten können ein
vollständiges Gesicht sehen, wenn
sie die Nase der entsprechenden Person
fokussieren!
Das Ergänzungsphänomen von
Karl Lashley (1941)!
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Blindsehen (Kortikale Blindheit!):
Patienten mit Skotomen können auf Reize, die ihnen im Bereich ihrer Skotome
präsentiert werden, reagieren, obwohl sie keine bewusste Wahrnehmung
dieser Reize haben!
besonders auf bewegte Reize kann reagiert werden!
Man kann sogar gezielt nach einem im Bereich eines Skotoms
gezeigten sich bewegenden Objekt greifen!
Für dieses spannende Phänomen gibt es zwei Hypothesen:
Die Area striata ist nicht vollständig zerstört und die übrigen Neuronen
können visuelle Fähigkeiten vermitteln, ohne bewusster visueller Wahrnehmung!
Subkortikale visuelle Bahnen sind in der Lage, solche visuellen Fähigkeiten
aufrechtzuerhalten! (vielleicht sind diese sogar auch im Normfall dafür
verantwortlich?!)
vermutlich sind beide Ideen richtig!
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Mechanismen der Wahrnehmung
Bewusste visuelle Wahrnehmung:
Oft unterscheidet sich die visuelle Wahrnehmung von der physikalischen Realität
des visuellen Inputs! (diesen Hinweis hatten wir schon öfters, weil er so
spannend ist!)
Kortikale Neuronen des visuellen Systems sind eben meist mit
Wahrnehmung assoziiert und nicht mit der eigentlichen Physik des Reizes!
Beispiel: Subjektive Konturen (Scheinkonturen!)
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Mechanismen der Wahrnehmung
Wie kommen solche Scheinkonturen zustande?
Obwohl noch recht wenig darüber bekannt ist, weisen Untersuchungen
daraufhin, dass prästriäre Neuronen und Neuronen des primären visuellen
Kortex auf bestimmte Reizmuster in ihren rezeptiven Feldern so reagieren,
alsob reale Konturen vorhanden wären!
Funktionelle Areale des sekundären visuellen Kortex und des visuellen
Assoziationskortex:
Die verschiedenen Bereiche sind jeweils für bestimmte Arten der visuellen
Analyse spezialisiert (z.B. Farbe, Form, Bewegung!).
PET- und fMRT-Untersuchungen haben beim Menschen bisher über ein
Dutzend unterschiedlicher funktioneller Areale hervorgebracht!
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Mechanismen der Wahrnehmung
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Mechanismen der Wahrnehmung
Dorsale und ventrale Bahnen:
Der größte Teil einer visuellen Information erreicht den primären visuellen
Kortex über das CGL!
Im primären visuellen Kortex wird diese Information dann entsprechend
verarbeitet und dann auf mehrere Verarbeitungswege verteilt!
Die verschiedenen Verarbeitungswege führen dann getrennt zu verschiedenen
funktionalen Arealen des sekundären visuellen Kortex und schließlich zum
Assoziationskortex!
es werden in diesem Zusammenhang hauptsächlich zwei 2 Bahnen
voneinander unterschieden:
Die dorsale Bahn verläuft vom primären visuellen Kortex zum dorsalen
prästriären Kortex und weiter zum posterioren Parietalkortex!
Die ventrale Bahn verläuft vom primären visuellen Kortex zum ventralen
prästriären Kortex und weiter zum inferotemporalen Kortex!
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Mechanismen der Wahrnehmung
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Mechanismen der Wahrnehmung
Die beiden Bahnen realisieren unterschiedliche visuelle Funktionen:
Einer einfachen aber sehr einflussreichen Idee zufolge ist die dorsale Bahn
entscheidend für die Wahrnehmung „wo“ sich Objekte im Raum befinden!
Die ventrale Bahn ist dieser Idee zufolge entscheidend für die Wahrnehmnug
„was“ die Objekte sind!
Wo - versus - Was-Theorie!
Einer alternativen Idee zufolge ist der Hauptunterschied beider Bahnen nicht
die Art der Information, sondern wozu die Information genutzt wird!
Das bedeutet: die Funktion der dorsalen Bahn wäre dann,
Verhaltensinteraktion mit Objekten zu regeln, während die Funktion der
ventralen Bahn wäre, bewusste Wahrnehmung von Objekten zu vermitteln!
Verhaltenskontrolle – versus – bewusste WahrnehmungTheorie!
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Prosopagnosie:
Prosopagnosie ist eine Störung des visuellen Erkennens!
Prosopagnosie ist eine visuelle Agnosie (Ausfall des Erkennens) für Gesichter!
Bei der Prosopagnosie besteht kein sensorisches Defizit und auch keine
verbale oder intellektuelle Beeinträchtigung!
Vermutlich liegt eine Schädigung in Bereichen des sekundären visuellen
Kortex vor!
es kann zwar erkannt werden, dass ein Gesicht gesehen wird, aber
dieses kann nicht zugeordnet werden, auch wenn es einer bekannten Person
gehört!
in extremen Fällen können Prosopagnostiker sich selbst nicht
erkennen!
„Kritisches Denken“!
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