Das visuelle System

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Peter Walla
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Rhodopsin (funktionell):
Rhodopsin ist ein Rezeptor, der auf Licht
reagiert anstatt auf einen Neurotransmitter!
Rhodopsin ist ein G-Protein-gekoppelter
Rezeptor, stößt also bei Aktivierung eine
Kaskade chemischer Vorgänge an!
Im Dunkeln hält zyklisches GMP
(Guanosinmonophosphat) die
Natriumkanäle teilweise geöffnet.
Dadurch können Stäbchen leicht
depolarisiert gehalten werden!
Deswegen werden stets
Neurotransmittermoleküle (Glutamat)
freigesetzt (exzitatorisch!).
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Rhodopsin (funktionell):
Werden Rhodopsinmoleküle durch Licht
gebleicht, wird die G-Protein-gekoppelte
Kaskade deaktiviert!
Zyklisches GMP wird abgebaut und die
Natriumkanäle schließen sich!
Da keine Natriumionen einströmen,
hyperpolarisiert das Stäbchen und die
Glutamatfreisetzung wird reduziert!
Signal-Weiterleitung durch
Inhibition!
Über die Photopigmente der Zapfen ist
weniger bekannt, aber
auch Zapfen werden bei Reizung
hyperpolarisiert und setzen weniger
Glutamat frei!
Peter Walla
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Von der Retina bis zum Kortex:
Die retino-geniculo-striäre Sehbahn!
Mehr als 90% der Axone der retinalen
Ganglienzellen gehen diesen Weg!
Wichtig: Signale des linken
Gesichtsfelds erreichen den visuellen
Kortex der rechten Hemisphäre!
(und umgekehrt)
Das Corpus geniculatum laterale
besteht aus 6 Schichten!
3 Schichten empfangen jeweils
Signale vom ipsilateralen Auge und
die anderen 3 Schichten vom
kontralateralen Auge!
Peter Walla
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Retinotope Organisation:
Was bedeutet retinotop?
Retinotop bedeutet, dass Reize, die benachbarten Bereichen der Retina
präsentiert werden, benachbarte Neuronen erregen!
Das retino-geniculo-striäre System ist auf allen Ebenen retinotop organisiert!
Die M- und P-Kanäle:
Durch jedes Corpus geniculatum laterale verlaufen zwei unabhängige
Kommunikationskanäle!
Die 4 oberen Schichten sind parvozellulär (P-Schichten; langsam leitende
Neuronen mit kleinen Zellkörpern!
Die anderen 2 Schichten sind magnozellulär (M-Schichten; schnell leitende
Neuronen mit grossen Zellkörpern!
Zapfen liefern den Hauptinput für die P-Schichten, während
Stäbchen den Hauptinput für die M-Schichten liefern!
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Eine ähnliche funktionelle Unterscheidung gibt es auch bei Spinnen!
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Das Sehen von Kanten:
Das Sehen von Kanten ist eine trivial klingende, aber äußerst wichtige
Funktion des visuellen Systems!
Kanten definieren die Ausdehnung und
die Position von Objekten!
Eine „visuelle Kante“ ist eigentlich die
Wahrnehmung eines Kontrasts zweier
benachbarter Stellen im Gesichtsfeld.
Betrachten Sie die nebenstehende Abbildung und
erkennen Sie die so genannten „Mach-Bänder“!
Diese Mach-Bänder entstehen durch
Kontrastverstärkung an den Kanten!
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Prinzipiell wird jede Kante durch eine solche Kontrastverstärkung hervorgehoben!
ein schönes Beispiel dafür, dass Wahrnehmung meist mehr ist als ein
reines Abbild der Umwelt!
Untersuchungen über die physiologischen Grundlagen der Kontrastverstärkung
wurden an den Augen des „Pfeilschwanzkrebses“ (Limulus polyphemus)
durchgeführt!
Peter Walla
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Kontrastverstärkung an einer Kante entsteht durch so genannte laterale
Hemmung auf Ebene der Rezeptoren (in diesem Fall der Sehzellen!)!
Beim Pfeilschwanzkrebs feuert ein
Rezeptor bei Beleuchtung mit einer
Rate, die direkt proportional zur
Intensität des Lichts ist!
Ein Rezeptor hemmt, wenn er feuert,
seine benachbarten Rezeptoren!
Diese Hemmung wird über ein
laterales neuronales Netzwerk
bewerkstelligt!
Laterale Hemmung!
Peter Walla
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Die rezeptiven Felder der visuellen Neurone:
Was ist ein rezeptives Feld?
Ein rezeptives Feld eines visuellen Neurons ist der Bereich des Gesichtsfelds,
in dem es für einen visuellen Reiz möglich ist, das Feuern dieses Neurons zu
beeinflussen!
Rezeptive Felder der Neurone des retino-geniculo-striären Systems:
Das System hat 3 Ebenen der Informationsverarbeitung:
Retinale Ganglienzellen – CGL – striäre Neuronen (visueller Kortex)
1979 haben Hubel und Wiesel 4 Gemeinsamkeiten bezüglich der rezeptiven
Felder auf allen drei Ebenen entdeckt:
1) Die rezeptiven Felder des fovealen Bereichs sind kleiner als diejenigen der
Peripherie (Fovea vermittelt hohe räumliche Auflösung!)
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2) Die Neuronen aller Ebenen (striär allerdings nur die der Schicht 4) haben
kreisförmige rezeptive Felder
3) Alle Neuronen haben rezeptive Felder
in nur einem Auge (monokular)
4) Die rezeptiven Felder vieler Neuronen aller
Ebenen haben kreisförmige rezeptive Felder,
die aus einem erregenden und einem
hemmenden Bereich bestehen. Diese zwei
Bereiche sind auch kreisförmig begrenzt.
Ein bestimmtes Neuron zeigt entweder eine so
genannte „On-Reaktion“, d.h. eine Erhöhung
der Entladungsfrequenz beim Einschalten von
Licht,
oder eine so genannte „Off-Reaktion“,
d.h. eine Erhöhung der Entladungsfrequenz
beim Ausschalten von Licht.
Peter Walla
Das visuelle System
So genannte „On-Zentrum-Zellen“
erhöhen ihre Entladungsfrequenz, wenn Licht
in den zentralen Bereich ihres rezeptiven
Feldes gestrahlt wird!
So genannte „Off-Zentrum-Zellen“
erhöhen ihre Entladungsfrequenz, wenn Licht
in den peripheren Bereich ihres rezeptiven
Feldes gestrahlt wird!
On-Zentrum-Zellen und Off-Zentrum-Zellen
reagieren am besten auf „Kontrast“!
Hubel und Wiesel dachten, dass eine wichtige
Funktion vieler Neuronen des retino-geniculostriären Systems darin besteht, auf den
Helligkeitskontrast zwischen den zwei Bereichen
Ihres rezeptiven Feldes zu reagieren!
Peter Walla
Das visuelle System
Im Buch ist an dieser Stelle ein sehr wichtiger Absatz eingeschoben:
„Die Höhe der Aktivität visueller kortikaler Neuronen ohne Reizung ist variabel
und beeinflusst die Reaktion derselben Neuronen auf einen folgenden Reiz“!
Kognition beeinflusst Wahrnehmung!
Es geht weiter mit den rezeptiven Feldern:
Bisher ging es um Neuronen der Retina, des CGL und der unteren 4ten Schicht
der Area striata.
Die Neuronen des primären visuellen Kortex (Area striata), die nicht der unteren
Schicht IV angehören, haben keine kreisförmigen rezeptiven Felder und werden
entweder „einfach“ oder „komplex“ genannt.
1) Die „einfachen Neuronen„ haben ebenso rezeptive Felder, die in OnRegionen und Off-Regionen unterteilt sind, diese haben allerdings geradlinige
Grenzen!
Peter Walla
Das visuelle System
Die einfachen Neuronen reagieren am stärksten auf Lichtstreifen in
einem dunklen Feld, dunkle Streifen in einem hellen Feld oder auf gerade
Kanten zwischen dunklen und hellen Zonen.
Die rezeptiven Felder einfacher Neuronen sind
daher eher rechteckig als rund!
Die Position und die Orientierung gerad-kantiger
Reize sind entscheidend für die maximale Reaktion
eines einfachen Neurons!
2) Die „komplexen Neuronen“ haben ebenso eher
rechteckige rezeptive Felder und reagieren am
stärksten auf geradlinige Reize
(wie die einfachen Neuronen).
Es gibt aber 3 wichtige Unterschiede zwischen
einfachen und komplexen Neuronen des
visuellen Kortex!
Peter Walla
Das visuelle System
Diese Unterschiede sind:
1) Komplexe Neuronen haben größere rezeptive Felder als einfache Neuronen.
2) Die rezeptiven Felder komplexer Neuronen haben keine klaren „On“- und
„Off“-Bereiche. Z.B.,jeder geradlinige Reiz im rezeptiven Feld eines komplexen
Neurons löst eine Reaktion aus, unabhängig von seiner Position.
3) Viele komplexe Neuronen sind „bipolar“, d.h. sie reagieren auf Reize, die auf
jedes der beiden Augen treffen (die einfachen Neuronen sind alle „monokular“!).
Ein bipolares komplexes Neuron reagiert am stärksten, wenn dieselben
rezeptiven Felder beider Augen gleichzeitig stimuliert werden.
Es gibt ein gewisses Ausmaß an so genannter „Okularer Dominanz“!
D.h., ein bipolares komplexes Neuron reagiert auf eine Reizung eines der
beiden Augen stärker.
Manche bipolare komplexe Neuronen feuern überhaupt am stärksten,
wenn sich die Reize, die auf beide Augen fallen, leicht in ihrer Position
Retinale Disparität (für Tiefenwahrnehmung!)
unterscheiden.
Peter Walla
Das visuelle System
Die säulenartige Organisation des visuellen Kortex:
Untersuchungen der rezeptiven Felder von Neuronen des visuellen Kortex
führte zu 2 wichtigen Erkenntnissen:
1) Die Signale der „On“- und „Off“-Neuronen der unteren Schicht IV des
visuellen Kortex werden zuerst zu den „einfachen“ Neuronen und dann zu
den „komplexen“ Neuronen weitergeleitet (Hierarchie!)
2) Die Neuronen des primären visuellen Kortex sind in funktionalen vertikalen
Säulen gruppiert. (vertikal bedeutet hier: normal zur Kortexoberfläche!).
in horizontaler Richtung gibt es die so genannten „Okularen
Dominanzsäulen“!
funktionelle Säulen, die Input von einem bestimmten Bereich der
Retina erhalten, sind zusammen gruppiert! Dabei erhält eine Hälfte
hauptsächlich Input des linken Auges und die andere Hälfte hauptsächlich
Input des rechten Auges!
Peter Walla
Das visuelle System
Organisation des visuellen Kortex
Peter Walla
Das visuelle System
Ein erster Nachweis der alternierenden Anordnung der Inputs von beiden
Augen wurde von LeVay, Hubel und Wiesel (1975) erbracht!
Eine radioaktive Aminosäure wurde in ein Auge (eines Makaken; Affe)
injiziert. Diese Substanz übersprang die Synapsen im Zuge des retinogeniculo-striären Systems und gelng bis in die Schicht IV des visuellen
Kortex!
Peter Walla
Das visuelle System
Das Modell zur Organisation der
funktionalen Säulen im primären
visuellen Kortex von Hubel und Wiesel
Peter Walla
Das visuelle System
Eine zusätzliche Theorie erweitert die Vorstellung von Hubel und Wiesel!
Die Ortsfrequenztheorie!
Diese Theorie geht davon aus, dass die Funktion des visuellen Kortex nicht
auf einer Kodierung auf Basis gerader Linien und Kanten beruht, sondern,
dass es eher einen so genannten „Ortsfrequenz-Code“ gibt. (nach DeValois,
DeValois und Kollegen, 1988).
Eine Beobachtung zeigt, dass Neuronen
des visuellen Kortex stärker auf
Sinuswellengitter reagieren als auf
gerade Linien und Kanten!
Peter Walla
Das visuelle System
Jeder visuelle Reiz ist durch eine graphische Darstellung der
Intensität des Lichts entlang von Linien, die durch ihn verlaufen, abzubilden.
Zusätzlich kann jede Kurve durch
eine so genannte „Fourier-Analyse“ in einzelne
Sinuswellen zerlegt werden!
Peter Walla
Das visuelle System
Die Ortsfrequenztheorie geht nun konkret davon aus, dass ein funktionales
Modul des visuellen Kortex eine Art Fourier-Analyse der visuellen Muster in
seinem rezeptiven Feld durchführt!
Die Ortsfrequenztheorie erweitert somit die Erkenntnisse von Hubel und
Wiesel!
Peter Walla
Biologische Psychologie I
Kapitel 7
Mechanismen
der
Wahrnehmung,
des
Bewusstseins
und der
Aufmerksamkeit
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Organisationsprinzipien eines sensorischen Systems:
Primärer und sekundärer sensorischer Kortex und Assoziationskortex!
Der primäre sensorische Kortex eines Sinnessystems ist der kortikale
Bereich, welcher seinen Input hauptsächlich direkt vom Thalamus erhält.
Der sekundäre sensorische Kortex eines Sinnessystems ist der kortikale
Bereich, welcher seinen Input hauptsächlich vom entsprechenden primären
sensorischen Kortex erhält.
Der Assoziationskortex ist der kortikale Bereich, welcher seinen Input aus
mehreren sensorischen Systemen erhält (meist von sekundären sensorischen
Kortices).
Die Zusammenarbeit dieser Bereiche lässt
sich durch folgende drei Prinzipien beschreiben:
1) Hierarchische Organisation
2) Funktionelle Trennung
3) Parallele Verarbeitung
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Ad Hierarchische Organisation:
Von den jeweiligen Rezeptoren bis hin zum
Assoziationskortex reagieren
entsprechende Neuronen immer komplexer.
Jede Ebene erhält ihren Input von der nächst
unteren Ebene, fügt eine weitere Analyse hinzu
und leitet die Information an die nächst höhere
Ebene weiter.
Etwaige Schädigungen auf bestimmten Ebenen führen zu unterschiedlichen
Arten von Ausfällen.
Zerstörte Rezeptoren führen zu einer kompletten Unfähigkeit der
Wahrnehmung im Rahmen des entsprechenden Sinnessystems.
Läsionen in höheren Ebenen bedingen komplexere, meist sehr spezifische
Defizite.
Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte (Buch Seite 203)
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Der Ablauf des Wahrnehmens kann in zwei grundlegende Phasen unterteilt
werden:
Empfindung
und
Wahrnehmung!
Empfindung ist dabei der Prozess, welcher mit der reinen Detektion eines
Reizes zusammenhängt (Reizanwesenheit wird registriert!)!
Wahrnehmung ist dabei der Prozess, welcher mit dem Erkennen, der Integration
und dem Interpretieren eines ganzen Empfindungsmusters zusammenhängt!
Ad Funktionelle Trennung:
Der primäre und der sekundäre sensorische Kortex, sowie auch der
Assoziationskortex sind funktionell zu trennen, da sie auf verschiedene Arten
von Informationsverarbeitung (verschiedene Analysen!) spezialisiert sind.
Ad Parallele Verarbeitung:
Neben einer seriellen Informationsverarbeitung gibt es auch eine parallele
Informationsverarbeitung!
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Einer interessanten Idee zufolge gibt es zwei verschiedene Arten der
parallelen Informationsverarbeitung (oder zwei Arten der Analyse!):
Die eine Art beeinflusst menschliches Verhalten, ohne dass dies bewusst
bemerkt wird!
Die andere Art beeinflusst menschliches Verhalten mit zeitgleichem Beisein von
bewussten Prozessen!
Was passiert, wenn der Informationsstrom, der Bewusstsein (vor allem
Selbstbewusstsein) inkludiert, unterbrochen wird?
weiters:
Die Wahrnehmung komplexer Reize als ein integriertes Ganzes wird als
„Binding“ bezeichnet („Bindungsproblem!).
Durch so genanntes „Binding“ werden einzelne sensorische Merkmale zu
integrierten Wahrnehmungen verbunden!
Es gibt auch Neuronen, die Informationen aus kortikalen Bereichen in zu
subkortikalen Gebieten leiten
Kortikofugale Bahnen (top-down-Einfluss!)
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Kortikale Mechanismen des Sehens:
Relativ große Bereiche des menschlichen Kortex sind beim Sehen beteiligt!
Der primäre visuelle Kortex liegt in der posterioren Region des
Okzipitallappens (großteils versteckt in der Fissura longitudinalis!).
Der sekundäre visuelle Kortex ist im so genannten prästriären Kortex und
im inferotemporalen Kortex lokalisiert.
Der Assoziationskortex, der visuellen Input erhält, ist größtenteils im
posterioren Parietalkortex angesiedelt.
die rezeptiven Felder der
entsprechenden Neuronen werden größer,
Je weiter man sich in dieser Hierarchie
nach oben bewegt.
Auch werden die Reize, auf die diese
Neuronen reagieren, spezifischer
und komplexer!
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Skotome:
Was ist ein Skotom?
ein Skotom ist ein blinder Bereich (Gesichtsfeldausfall!)
Beispielsweise verursacht eine Schädigung eines
Bereichs des primären visuellen Kortex ein Skotom!
Mittels der so genannten Perimetrie kann die Existenz
und das Ausmaß eines Skotoms ermittelt werden!
Beispiel:
Eine Läsion des linken primären visuellen Kortex
verursacht Skotome im rechten Gesichtsfeldbereich
beider Augen!
(Erinnerung an visuelle Bahn!)
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Interessant:
Oft werden sogar große Skotome nicht bemerkt!
Grund dafür ist die so genannte Wahrnehmungsergänzung! (siehe
voriges Kapitel:
Sie erinnern sich bestimmt!)
Interessante Effekte:
Hemianoptische Patienten können ein
vollständiges Gesicht sehen, wenn
sie die Nase der entsprechenden Person
fokussieren!
Das Ergänzungsphänomen von
Karl Lashley (1941)!
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Blindsehen (Kortikale Blindheit!):
Patienten mit Skotomen können auf Reize, die ihnen im Bereich ihrer Skotome
präsentiert werden, reagieren, obwohl sie keine bewusste Wahrnehmung
dieser Reize haben!
besonders auf bewegte Reize kann reagiert werden!
Man kann sogar gezielt nach einem im Bereich eines Skotoms
gezeigten sich bewegenden Objekt greifen!
Für dieses spannende Phänomen gibt es zwei Hypothesen:
Die Area striata ist nicht vollständig zerstört und die übrigen Neuronen
können visuelle Fähigkeiten vermitteln, ohne bewusster visueller Wahrnehmung!
Subkortikale visuelle Bahnen sind in der Lage, solche visuellen Fähigkeiten
aufrechtzuerhalten! (vielleicht sind diese sogar auch im Normfall dafür
verantwortlich?!)
vermutlich sind beide Ideen richtig!
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Mechanismen der Wahrnehmung
Bewusste visuelle Wahrnehmung:
Oft unterscheidet sich die visuelle Wahrnehmung von der physikalischen Realität
des visuellen Inputs! (diesen Hinweis hatten wir schon öfters, weil er so
spannend ist!)
Kortikale Neuronen des visuellen Systems sind eben meist mit
Wahrnehmung assoziiert und nicht mit der eigentlichen Physik des Reizes!
Beispiel: Subjektive Konturen (Scheinkonturen!)
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Wie kommen solche Scheinkonturen zustande?
Obwohl noch recht wenig darüber bekannt ist, weisen Untersuchungen
daraufhin, dass prästriäre Neuronen und Neuronen des primären visuellen
Kortex auf bestimmte Reizmuster in ihren rezeptiven Feldern so reagieren,
alsob reale Konturen vorhanden wären!
Funktionelle Areale des sekundären visuellen Kortex und des visuellen
Assoziationskortex:
Die verschiedenen Bereiche sind jeweils für bestimmte Arten der visuellen
Analyse spezialisiert (z.B. Farbe, Form, Bewegung!).
PET- und fMRT-Untersuchungen haben beim Menschen bisher über ein
Dutzend unterschiedlicher funktioneller Areale hervorgebracht!
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Mechanismen der Wahrnehmung
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Dorsale und ventrale Bahnen:
Der größte Teil einer visuellen Information erreicht den primären visuellen
Kortex über das CGL!
Im primären visuellen Kortex wird diese Information dann entsprechend
verarbeitet und dann auf mehrere Verarbeitungswege verteilt!
Die verschiedenen Verarbeitungswege führen dann getrennt zu verschiedenen
funktionalen Arealen des sekundären visuellen Kortex und schließlich zum
Assoziationskortex!
es werden in diesem Zusammenhang hauptsächlich zwei 2 Bahnen
voneinander unterschieden:
Die dorsale Bahn verläuft vom primären visuellen Kortex zum dorsalen
prästriären Kortex und weiter zum posterioren Parietalkortex!
Die ventrale Bahn verläuft vom primären visuellen Kortex zum ventralen
prästriären Kortex und weiter zum inferotemporalen Kortex!
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Mechanismen der Wahrnehmung
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Die beiden Bahnen realisieren unterschiedliche visuelle Funktionen:
Einer einfachen aber sehr einflussreichen Idee zufolge ist die dorsale Bahn
entscheidend für die Wahrnehmung „wo“ sich Objekte im Raum befinden!
Die ventrale Bahn ist dieser Idee zufolge entscheidend für die Wahrnehmnug
„was“ die Objekte sind!
Wo - versus - Was-Theorie!
Einer alternativen Idee zufolge ist der Hauptunterschied beider Bahnen nicht
die Art der Information, sondern wozu die Information genutzt wird!
Das bedeutet: die Funktion der dorsalen Bahn wäre dann,
Verhaltensinteraktion mit Objekten zu regeln, während die Funktion der
ventralen Bahn wäre, bewusste Wahrnehmung von Objekten zu vermitteln!
Verhaltenskontrolle – versus – bewusste WahrnehmungTheorie!
Peter Walla
Mechanismen der Wahrnehmung
Prosopagnosie:
Prosopagnosie ist eine Störung des visuellen Erkennens!
Prosopagnosie ist eine visuelle Agnosie (Ausfall des Erkennens) für Gesichter!
Bei der Prosopagnosie besteht kein sensorisches Defizit und auch keine
verbale oder intellektuelle Beeinträchtigung!
Vermutlich liegt eine Schädigung in Bereichen des sekundären visuellen
Kortex vor!
es kann zwar erkannt werden, dass ein Gesicht gesehen wird, aber
dieses kann nicht zugeordnet werden, auch wenn es einer bekannten Person
gehört!
in extremen Fällen können Prosopagnostiker sich selbst nicht
erkennen!
„Kritisches Denken“!
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