UNIVERSITÄT DES SAARLANDES FACHRICHTUNG 6.1 – MATHEMATIK Dr. Tobias Mai M.Sc. Felix Leid Übungen zur Vorlesung Funktionentheorie Sommersemester 2017 Blatt 3 Abgabe: Donnerstag, 11.5.2017, 12:15 Uhr in den Briefkästen im Untergeschoss von Gebäude E2 5 ———————————————————————————————— Aufgabe 1 (10 Punkte). Sei ∅ = 6 Ω ⊆ C = R2 offen und sei f : Ω → C eine Funktion. Zeigen Sie: (a) Die Funktion f ist genau dann in einem Punkt z0 ∈ Ω reell (total) differenzierbar, wenn Zahlen α, β ∈ C existieren mit f (z0 + h) = f (z0 ) + αh + βh + o(|h|) für h → 0. In diesem Fall sind α und β eindeutig bestimmt und gegeben durch die PompeiuWirtinger-Ableitungen ∂f 1 ∂f ∂f ∂f 1 ∂f ∂f α= (z0 ) := (z0 ) − i (z0 ) und β = (z0 ) := (z0 ) + i (z0 ) . ∂z 2 ∂x ∂y ∂z 2 ∂x ∂y (b) Die Funktion f ist genau dann auf Ω holomorph, wenn f auf Ω reell differenzierbar ist und gilt ∂f (z0 ) = 0 für alle z0 ∈ Ω. (1) ∂z In diesem Fall ist f 0 (z0 ) = ∂f (z ) für alle z0 ∈ Ω. ∂z 0 (c) Wie hängt die Bedingung (1) mit den Cauchy-Riemannschen Differentialgleichungen zusammen? Aufgabe 2 (10 Punkte + 5 Zusatzpunkte∗ ). Sei ∅ = 6 Ω ⊆ C offen. Zeigen Sie: (a) Ist f : Ω → C eine in einem Punkt z0 ∈ Ω reell partiell differenzierbare Funktion, so gilt ∂f ∂f ∂f ∂f (z0 ) = (z0 ) und (z0 ) = (z0 ). ∂z ∂z ∂z ∂z (b) Sind f, g : Ω → C zwei in einem Punkt z0 ∈ Ω reell partiell differenzierbare Funktionen, so gilt ∂(f g) ∂g ∂f (z0 ) = f (z0 ) (z0 ) + (z0 )g(z0 ). ∂z ∂z ∂z bitte wenden (c)∗ Ist f : Ω → C eine in einem Punkt z0 ∈ Ω reell partiell differenzierbare Funktion, ferner Ω0 ⊆ C offen mit f (z0 ) ∈ Ω0 und g : Ω0 → C in f (z0 ) reell partiell differenzierbar, dann gilt ∂g ∂f ∂g ∂f ∂(g ◦ f ) (z0 ) = (f (z0 )) (z0 ) + (f (z0 )) (z0 ). ∂z ∂z ∂z ∂z ∂z Wie lauten die zu (b) und (c) analogen Rechenregeln für die partielle Ableitung nach z ? Aufgabe 3 (10 Punkte). Berechnen Sie die Pompeiu-Wirtinger-Ableitungen der folgenden Funktionen: (a) f : C → C, z 7→ z n z m für n, m ∈ N0 (b) f : C → C, z 7→ exp(z) Hinweis: Hierbei bezeichnet exp : C → C die komplexe Exponentialfunktion; vgl. Bemerkung 0.3 der Vorlesung. Sie dürfen (ohne Beweis) die aus der Analysis I bekannte Identität exp(z + w) = exp(z) exp(w) für z, w ∈ C benutzen. Aufgabe 4 (10 Punkte). Sei ∅ = 6 Ω ⊂ C offen und z0 ∈ Ω. Zeigen Sie: (a) Sind f, g : Ω → C an der Stelle z0 komplex differenzierbar, dann ist auch die Funktion f · g : Ω → C, z 7→ f (z)g(z) an der Stelle z0 differenzierbar, und es gilt (f · g)0 (z0 ) = f 0 (z0 )g(z0 ) + f (z0 )g 0 (z0 ). (b) Ist f : Ω → C an der Stelle z0 komplex differenzierbar und gilt f (z0 ) 6= 0, dann ist 1 an der Stelle z0 komplex differenauch die Funktion f1 : Ω\f −1 ({0}) → C, z 7→ f (z) zierbar mit 1 0 f 0 (z0 ) (z0 ) = − . f f (z0 )2 Hinweis: Benutzen Sie Lemma 1.11 der Vorlesung. Aufgabe 5 (10 Punkte). Sei ∅ = 6 I ⊆ R ein Intervall und Ω ⊆ C offen. Weiter sei ψ : I → C differenzierbar mit ψ(I) ⊂ Ω und f : Ω → C eine holomorphe Funktion. Zeigen Sie, dass dann auch ϕ : I → C, t 7→ f (ψ(t)) differenzierbar ist und dass für die Ableitung ϕ0 gilt ϕ0 (t) = f 0 (ψ(t))ψ 0 (t) für alle t ∈ I.