6 D a s A k t u e l l e T h e m a Wie schöne Erinnerungen zum Motor des Lebens werden v o n m i c h a e l D a l l g e i e r ie Erinnerungen sind ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Psychologen sprechen sogar davon, dass die Erinnerungen aus der weit zurückliegenden Kindheit sogar zu einem Teil unseres Wesens geworden sind. Zumindest prägen Sie unser gesamtes Leben und sind, je nachdem, ob die positiven oder die negativen Erinnerungen überwiegen, mitverantwortlich für unser Glück. Der Speicher unserer Erinnerungen ist riesengroß und man kann durchaus behaupten, dass wir darauf permanent zurückgreifen. Manchmal sind es nur Bruchstücke und kurze Eindrücke von Erinnerungen, die kurz in uns aufflackern, etwa in Form von Menschen, Tieren, Gebäuden, die wir schon fast vergessen hatten. Gelegentlich sind es auch nur Gerüche und Gefühle, die uns urplötzlich in die Kindheit zurückversetzen. Wir stehen quasi im ständigen Kontakt mit unserer Vergangenheit und diese hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf unser gegenwärtiges Leben und die Zukunft. Von den zigtausend Erinnerungen, die wir besitzen, hat unser Gehirn, ähnlich wie ein Computer, viele unwichtige oder auch wichtige aus irgendwelchen Selbstschutzgründen heraus, in einer Art Papierkorb abgelegt, der vielleicht mit Verdängen, niemals aber mit vollkommenem Vergessen zu tun haben kann. Wenn wir sie brauchen, schließlich sind sie in Form von wichtigen Erfahrungen, die uns viel gelehrt haben, geradezu Gold wert, können wie sie in der Regel und mit einigem Nachdenken jederzeit abrufen. Erinnerungen, gerade auch schlechte, können uns also klug machen, wie das kleine Kind, das die heiße Herdplatte anlangt und sich verbrennt und dies deshalb bestimmt nie mehr tun wird. Aus diesem Meer an Erinnerungen ragen jedoch zweifellos einige heraus, die unser Leben im großen Stile geprägt und verändert haben. Sie haben sich mit großem Nachdruck in uns festgesetzt und sind mehr oder weniger immer präsent, da es sich um besonders tiefe Gefühlseindrücke und Erlebnisse handelt. Es kann sich dabei um innere Bilder der ersten großen Liebe handeln, einer bestandenen Prüfung, einer Beschämung durch die Lehrerin vor versammelter Klasse, den Tod oder der Trennung von einem geliebten Menschen, der Geburt eines Kindes usw. Jeder hat seinen eigenen Film seiner Vergangenheit in sich und genau diese besonderen Szenen sind es, die zweifellos eine sehr zentrale Bedeutung in unserem Leben einnehmen. Psychologen behaupten, dass sie unseren Charakter bilden. Stimmiger erscheint mir aus rein astrologischer Sicht, dass unsere Anlage, die im Geburtshoroskop erscheint, erst zu diesen unterschiedlichen prägenden Erlebnissen geführt hat. Diese Erlebnisse und Eindrücke sozusagen unweigerlich angezogen hat. In der klassischen Astrologie lautet schließlich ein alter Grundsatz: Charakter ist gleich Schicksal. Das heißt, das Schicksal ist nichts anderes als der Charakter in seinem zeitlichen Ablauf. Betrachten wir ein Geburtshoroskop, dann können wir auf den ersten Blick erkennen, dass in der Regel nur einige Häuser besetzt sind und dass einige bedeutsame Aspekte hervorstecken. Im Horoskop tauchen letztlich nur die ganz tief eingegrabenen Charakterzüge auf, die sich im Laufe des Lebens immer wieder in verschiedenen Formen, ganz im Sinne der astrologischen Analogien, offenbaren. So gesehen ist durchaus eine gewisse Nähe zwischen unseren Anlagen, wie sie im Horoskop auftauchen und unseren „großen“ Erlebnissen und Erinnerungen im Leben gegeben. Gehen wir noch einen Schritt weiter, so können wir auch in medizinischer Hinsicht das ganzheitliche System der Astrologie erkennen. Aus der Psychologie wissen wir wiederum, dass Angst, Ärger, Traurigkeit, Zufriedenheit und Frust einen direkten Einfluss auf Körperfunktionen haben wie etwa Blutdruck, Gehirntätigkeit und Herzschlag. Am Horoskop erkennen wir, dass sogar charakterliche Anlagen nun in einem sehr konkreten Zusammenhang mit Erkrankungen stehen. Und Erinnerungen spielen auch wiederum eine ganz besondere Rolle. Denn wenn wir uns an intensive Erlebnisse erinnern, können wir feststellen, dass sie, je nachdem ob sie schön oder negativ waren, auch nach vielen Jahren noch entsprechende Gemütszustände auslö- D a s sen können. Auch dazu gibt es übrigens psychologische Studien, die diesen Zusammenhang belegen. Aber ganz ehrlich: Manchmal genügen auch eigene Erfahrungen ... Von null auf hundert können wir durch die Erinnerung starke Kräfte und Emotionen in uns auslösen. Manche, sofern wir sie nicht verdaut und überwunden haben, können uns regelrecht quälen und krank machen. Sie können psychische und letztlich physische Knoten in uns bilden, die wir dann Krebs nennen. Umgekehrt können uns positive Erinnerungen, die besonders schönen Momente in unserem Leben regelrecht beflügeln, sobald wir sie hervorrufen. Viele Menschen neigen jedoch dazu, sich immer wieder die negativen Erinnerungen herzuholen. Sigmund Freud nannte diesen Sachverhalt „Wiederholungszwang“. Er sah darin den unbewussten Versuch der betroffenen Menschen, ihre vergangenen Enttäuschungen aufzuarbeiten, um sich von ihnen zu befreien. Auch hier sollten wir jedoch unterscheiden. Es gibt schlechte Erlebnisse, die uns so stark getroffen haben, dass wir sie entweder verdrängen oder eben unbedingt aufarbeiten müssen. Und das kann, wenn es sich z.B. um den Verlust eines geliebten Menschen oder auch Tieres handelt, doch einige Zeit dauern. In astrologischer Hinsicht gibt es jedoch auch ganz eindeutige Anlagen, die grundsätzlich dazu verführen, A k t u e l l e T h e m a Negative Erfahrungen sind wichtig, um zu reifen, um wichtige Erkenntnisse zu sammeln, die uns letztlich im realen Leben stärker machen. Als Motor für unser Leben, der uns permanent nach vorne treibt und uns neue Herausforderungen suchen lässt, sollten wir jedoch die positiven Erinnerungen nutzen. Sie erzeugen Hochgefühle in uns, die uns zeigen, dass das Leben unendlich schön und lebenswert sein kann. Sie erfüllen das Leben mit Sinn und tragen nicht zuletzt zu einer guten Gesundheit bei. die negative Erinnerung festzuhalten. Diese Menschen sprechen immer wieder über ihre schlechten Erfahrungen, fokussieren sich so stark darauf, dass letztlich positiv aufbauenden Erinnerungen keine Chance haben, obwohl es davon vielleicht auch genügend gäbe. Oftmals handelt es sich hier um stark saturnisch geprägte Menschen. Sie machen wie Saturn am Aszendent, Saturn in Spannung zu Sonne oder (und) Mond oft sehr pragmatisch und düster in den Stimmungen. Bekannt für speziell negatives Denken sind aber auch z.B. Merkur in Spannung zu Saturn oder Saturn in Haus 3. Solche Aspekte können tatsächlich das ganze Leben überschafften, denn wer von düsteren Stimmungen gespeist wird und nur dunkle Bilder in sich hat, zieht fast unweigerlich Dunkles an. Die Depression ist die Sackgasse, die hier droht. Doch auch mit dieser Anlage kann man durch ihr Erkennen umgehen lernen. Und jeder Mensch besitzt schließlich nicht nur eine Anlage. Erlebnisse aus der Kindheit speichern sich vor allem in unserem Mond. Die Erfahrungen und Erlebnisse, die weit über dieses Leben hinausweisen und die uns auch unsere Ahnungen als inneres Wissen und Erfahrung mitgegeben haben, finden sich in erster Linie in unserem Saturn. In unserem Pluto können wir schließlich nicht nur Wesenszüge von uns erkennen, die wir längst vergessen oder verdrängt haben, sondern auch Gefühle und Erinnerungen, die ebenfalls weit über dieses Leben hinaus reichen können. Dass positive Erinnerungen zum Motor des Lebens werden können, beweisen uns die sehr erfolgreichen Menschen. Sie denken nicht permanent an die Niederlagen, sondern an die Ereignisse, wo sie etwas geschafft, erreicht, überwunden haben. Diese Energie schafft Selbstvertrauen, der Rückenwind des Lebens. Und was kann es nicht zuletzt Wertvolleres geben als die Momente der Liebe, die wir erfahren durften? Sie erlebt zu haben, ist eine Gnade, für die wir unendlich dankbar sein müssen. Ja, wir dürfen, nein wir sollten uns immer wieder an die einzigartigen Augenblicke im Leben erinnern. Sie beflügeln uns, sie tauchen die Welt für uns in ein helles Licht. Positive Erinnerungen weisen uns letztlich den Weg zu Gott. Ein Weg, den es lohnt, zu beschreiten. 7