eHealth & Medical IT ©© Joshhh everythingpossible, / Fotolia.com von Lieres / Fotolia.com InNovation Besser versorgt: Regionales Gesundheitsnetz Leverkusen optimiert Betreuung chronisch Kranker Über 100 niedergelassene Ärzte und Arztpraxen aller Fachbereiche sowie fünf ambulante Pflegedienste in der Region Leverkusen haben sich in der Ärztegenossenschaft Regionales Gesundheitsnetz Leverkusen eG zusammengeschlossen. Mit dem kürzlich gestarteten Projekt „VitaLev“ will die Ärztegenossenschaft vor allem Patienten mit chronischen oder mehreren Erkrankungen besser versorgen. Die technischen Voraussetzungen hierfür schafft eine MicroNova-Lösung, die im März 2014 in ersten Pilotpraxen installiert wurde. Sie ermöglicht es den Ärzten, wichtige Befunde, Therapie- und Behandlungsvorschläge auszutauschen. Zudem unterstützt die Software auch bei der Abbildung von Selektivverträgen, die zwischen einer Krankenkasse und einzelnen Leistungserbringern abgeschlossen werden können. Die Ausgangslage – viele verschiedene Systeme, kein strukturierter Informationsaustausch Chronisch kranke oder an mehreren Krankheiten leidende Patienten werden im Laufe der Zeit von einer Vielzahl unterschiedlicher Akteure behandelt oder therapiert – vom Hausarzt über diverse Fachärzte und Spezialisten bis hin zu stationären Einrichtungen und anderen ambulanten Leistungserbringern. Um die verschiedenen Aktivitäten optimal aufeinander abzustimmen, ist eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten notwendig. Nur so kann eine Über- oder Unterversorgung vermieden werden. Auch mögliche Neben- oder Wechselwirkungen zwischen den eingenommenen Medikamenten lassen sich nur dann frühzeitig erkennen, wenn jeder Arzt über alle verschriebenen Arzneimittel Bescheid weiß. Was in der Theorie einfach klingt, ließ sich in der Praxis technologisch bislang nur schwer realisieren. Hinzu kommt, dass durch die steigenden Anforderungen des deutschen Gesundheitssystems zunehmend Wirtschaftlichkeit, 18 Angemessenheit, Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit den Handlungsspielraum der Ärzte bestimmen. „Statt den Patienten optimal versorgen zu können, reduzieren immer umfassendere administrative und bürokratische Anforderungen an den Arzt die verfügbare Behandlungszeit sowie die Behandlungsmittel“, sagt Dr. Manfred Klemm, Vorstandsvorsitzender Regionales Gesundheitsnetz Leverkusen eG. „Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat sich die Mehrheit der niedergelassenen Ärzte der Region Leverkusen in unserem Netzwerk zusammengeschlossen. Unser Ziel ist es — basierend auf eigenen Studien — alternative Behandlungspfade für eine bessere Versorgung unserer Patienten zu entwickeln.“ Dazu haben die Ärzte des Regionalen Gesundheitsnetzes Leverkusen ein praxistaugliches Versorgungskonzept mit standardisierten Anamneseroutinen, Risikoprofilen und Behandlungspfaden entwickelt, das ein koordiniertes und zielgerichtetes Vorgehen ermöglicht. Auszug aus der MicroNova-Kundenzeitschrift "InNOVAtion" (Juni 2014, Seiten 18-21) eHealth & Medical IT Die Lösung – nahtlose Einbindung vorhandener Systeme Um den Mitgliedern der Ärztegenossenschaft einen einfachen und strukturierten Austausch von Gesundheitsdaten, Hinweise auf mögliche Risiken und weitergehende Therapie- und Behandlungsvorschläge zu ermöglichen, entwickelte MicroNova gemeinsam mit dem Ärztenetz eine individuell für das sehr umfassende VitaLev-Konzept angepasste Software-Lösung. Diese basiert auf der Vernetzungslösung ViViAN sowie auf der Vertragssoftware VisioContract. Das Besondere dabei: Ein Systemwechsel wird für die teilnehmenden Ärzte nicht notwendig, sie können ihre vorhandenen Arztinformationssysteme wie gewohnt weiter nutzen. Die MicroNova-Lösung lässt sich dank einer patentierten Schnittstelle problemlos mit den gängigen Systemen verwenden. Der Zusatzaufwand besteht lediglich darin, die Software einmalig zu installieren, was pro Arbeitsplatz etwa zehn Minuten und am Server etwa eine Stunde dauert. „Bei der Auswahl einer geeigneten ITLösung war es uns besonders wichtig, den administrativen Aufwand für die Ärzte und anderen Fachkräfte gering zu halten“, erläutert Dr. Manfred Klemm die Entscheidung seines Gesundheitsnetzes. „Zudem wollten wir vermeiden, dass die Daten im Arztinformationssystem und in einer weiteren separaten Software erfasst werden müssen, die dann die Vernetzung ermöglicht. MicroNova konnte uns als einziger Hersteller dafür die richtige Lösung bieten: Durch die extrem hohe Flexibilität und einer unglaublichen Nutzerorientierung der IT-Umgebung lässt sich eine sehr hohe Integration in den täglichen Arbeitsablauf erzielen.“ InNovation Die Übertragung der medizinischen Daten ist dabei strikt an eine Zustimmung der Patienten gebunden: Nur wenn der Patient die Projektteilnahme schriftlich bestätigt hat, können andere Praxen auf die Informationen zugreifen. Übertragen werden die Daten direkt über eine sichere Verbindung – ohne eine Cloud oder zentrale Datenbank. So entsteht in jeder Praxis eine synchronisierte, dezentral vorgehaltene Patientenakte. Geeignete Patienten werden automatisch vorgeschlagen Doch bevor die Patienten von dem innovativen Projekt profitieren können, gilt es zunächst geeignete Teilnehmer für VitaLev zu identifizieren. Denn die Teilnahme an Programmen wie VitaLev ist nur möglich, wenn die Krankenkasse des Patienten eine entsprechende Vereinbarung mit dem Arzt oder Ärztenetz geschlossen hat. Mit wenigen Klicks können Ärzte den sogenannten Arriba-Score berechnen, der Aufschluss über das Schaganfall- oder Herzinfarktrisiko eines Patienten gibt. www.micronova.de | 19 InNovation eHealth & Medical IT Nur so ist gewährleistet, dass die Leistungen und Therapien letztendlich auch bezahlt werden. Für VitaLev hat das Regionale Gesundheitsnetz Leverkusen bereits die Barmer GEK und pronova BKK von seinen alternativen Behandlungspfaden überzeugt. Mit beiden Krankenkassen bestehen sogenannte Selektivverträge zur Versorgung von Patienten mit chronischen Erkrankungen. Diese legen unter anderem fest, welche Kriterien – beispielsweise bestimmte Erkrankungen oder Anzahl der eingenommenen Medikamente – die Teilnehmer erfüllen müssen. Da die Voraussetzungen von Krankenkasse zu Krankenkasse variieren, müssten die Ärzte eine Vielzahl an Informationen im Kopf haben, um entscheiden zu können, welcher Patient sich für eine Projektteilnahme qualifiziert. Hier schafft die MicroNova-Lösung Abhilfe: Die entscheidenden Vertragskriterien sind zentral in der Software hinterlegt. Öffnet ein Arzt den Datensatz eines Patienten, der die Kriterien eines Selektivvertrags erfüllt, erscheint automatisch ein entsprechender Hinweis. Dadurch können die Ärzte in der Region Leverkusen beispielsweise potentielle Teilnehmer für VitaLev einfach identifizieren und ansprechen. Gleichzeitig ermöglicht die Software den Ärzten auch eine schnelle Auswertung, welche und wie viele Patienten an dem Projekt teilnehmen. Qualitätsverbesserung durch integrierte Behandlungspfade Sobald sich ein Patient für VitaLev eingeschrieben hat, kann der Arzt die elektronischen Behandlungspfade für eine umfassende Anamnese, Diagnose sowie für die Festlegung der weiteren Behandlung nutzen. Mit Hilfe dieser Planungshilfen lässt sich auf einen Blick feststellen, welche Informationen für eine optimale Behandlung benötigt werden – von Labor- oder EKG-Werten über Körpergröße, Blutdruck bis hin 20 zur Familienvorgeschichte. Dieses systematische Vorgehen hilft, eine hohe Behandlungsqualität und Therapiesicherheit zu gewährleisten. Alle Arzneimittel im Blick: der Netzmedikamentenplan Neben elektronischen Behandlungspfaden enthält die Akte jedes Patienten zudem einen gemeinsamen Netzmedikamentenplan. Letzterer zeigt auf einen Blick, welcher Arzt welchem Patienten was wann und in welcher Dosierung verordnet hat. Andere Ärzte können so mögliche Interaktionen und Kontraindikationen besser erkennen und vermeiden. Fazit Dank der MicroNova-Lösung kann das Regionale Gesundheitsnetz Leverkusen zukünftig relevante medizinische Daten und Informationen einfach und strukturiert austauschen. Auch potentielle Wechselwirkungen von Medikamenten lassen sich mit Hilfe des integrierten Netzmedikamentenplans erkennen und vermeiden. Die vorher festgelegten Behandlungspfade helfen zudem, den Therapieverlauf zeitnah zu analysieren, bei Bedarf schneller anzupassen und adäquat umzusetzen. Dies verbessert nicht nur die Behandlungsqualität, sondern spart auch Kosten – etwa durch die Vermeidung von Doppeluntersuchungen oder unnötigen Krankenhausaufenthalten. Darüber hinaus unterstützt die Software die teilnehmenden Ärzte bei der Auswahl geeigneter Patienten und schafft so durch eine innovative technische Basis ideale Voraussetzungen für den Erfolg des Projekts. Mittelfristig will das Regionale Gesundheitsnetz Leverkusen zudem die Zusammenarbeit mit den stationären Einrichtungen der Region ausbauen, um auch diese aktiv einbinden zu können – für eine bessere Versorgung der Patienten. Selektivverträge Selektivverträge können zwischen einzelnen Leistungserbringern (etwa einem Arzt), einer Gemeinschaft von Leistungserbringern (zum Beispiel ein Arztnetz) oder einem Berufsverband mit einzelnen Krankenkassen abgeschlossen werden. Sie bieten den Vertragspartnern die Möglichkeit, flexibel auf Erfordernisse einzugehen – etwa bei der Behandlung bestimmter Krankheiten – und individuelle Vertragskonditionen auszuhandeln. Bekannte Beispiele für Selektivverträge sind unter anderem die Integrierte Versorgung und die Hausarztzentrierte Versorgung. Bis 2011 wurden bereits 6.400 „Integrierte Versorgungsverträge“ in Deutschland geschlossen. Bis 2013 wurden laut dem Deutschem Hausärzteverband 545 Verträge zur Hausarztzentrierten Versorgung zwischen Krankenkassen und Ärztegruppen geschlossen. Daniel Jozic Vertrieb eHealth & Medical IT [email protected] www.micronova.de/ ehealth-medical-it www.visiodok.de eHealth & Medical IT InNovation Interview mit Dr. Manfred Klemm, Regionales Gesundheitsnetz Leverkusen Dr. Manfred Klemm Vorstandsvorsitzender Regionales Gesundheitsnetz Leverkusen inNOVAtion: Das regionale Gesundheitsnetz Leverkusen setzt seit einigen Monaten erfolgreich auf die Lösungen von MicroNova. Was war ausschlaggebend für den Beginn der Zusammenarbeit? Dr. Klemm: Natürlich haben uns die technischen Spezifikationen überzeugt. Als Stichworte möchte ich das dezentrale Konzept und die Vermeidung von Mehrfacherfassungen nennen. Was uns aber besonders gefallen hat, war die Möglichkeit, unsere eigenen Prozesse abzubilden. Dadurch konnten wir die Lösung optimal an unsere individuellen Anforderungen anpassen. inNOVAtion: Wie sah die Zusammenarbeit konkret aus? Dr. Klemm: MicroNova hat uns beispielsweise einen Editor zur Verfügung gestellt mit dem wir eigene Bausteine entwickeln konnten. Die Umsetzung der Behandlungsleitlinien konnte also durch uns selbst erfolgen. Im Rahmen des Projekts haben wir zusätzlich auf das Know-how von MicroNova zurückgegriffen und Teile des Behandlungspfades erstellen lassen. Dies erfolgte schnell, professionell und zuverlässig ,und es wurden pfiffige Ideen in der Umsetzung eingebaut, die uns zusätzlich begeistert haben. Vor allem haben uns aber die Entwickler toll dabei unterstützt, unsere eigenen Behandlungsleitlinien in die Lösung einzubinden. Auch die Integration des Arriba-Scores (Anm. d. Red.: eine Methode für Hausärzte zur Berechnung des Herzinfarkt- oder SchlaganfallRisikos eines Patienten) konnten wir gemeinschaftlich erledigen. Insgesamt hat uns die Flexibilität sehr beeindruckt, sowohl auf Seiten des Unternehmens als auch der Lösung. Der modulare Aufbau der Software hat sich hier wirklich bestens bewährt. inNOVAtion: Gab es noch weitere gemeinsame Entwicklungen? Dr. Klemm: In der Tat. Wir haben etwa Behandlungspfade mit einem Aufgaben-Management versehen. Ärzte können nun transparent Aufgaben an einen Fachkollegen weiterreichen und sehen sofort, wenn die entsprechende Behandlung erledigt ist. Dabei ist der Aufgabenplan Bestandteil der medizinischen Leitlinie des jeweiligen Patienten und mit entsprechenden Logiken mit den einzelnen medizinischen Bausteinen verknüpft. Somit können die Ärzte schnell, einfach und intuitiv die Aufgaben netzintern gemeinsam abarbeiten. Außerdem können wir nun Buttons dynamisch belegen und so bei Bedarf eigene Funktionen integrieren – und zwar individuell. Dies erleichtert es den Ärzten sehr, ihre bestehenden Prozesse beibehalten zu können und trotzdem vernetzt zu arbeiten. Auch einen gut sichtbaren Ampelstatus, um den Behandlungsstand des Patienten auf einen Blick sehen zu können, haben wir integriert. Die Liste ist lang, der Erfolg herausragend. inNOVAtion: Wie sieht es mit der Geschwindigkeit der Umsetzung aus? Dr. Klemm: Auch hier bin ich sehr zufrieden. Natürlich gab es bei einem Projekt dieser Dimension eine Lernkurve. Wichtig ist aber, dass die Kommunikation und Abstimmung funktionieren, und das war der Fall. Dass einem ein paar Herausforderungen begegnen, ist völlig normal. Dennoch ist meine Bilanz absolut positiv, denn auch hier hat die Arbeit von MicroNova überzeugt. Wo es etwas zu ändern gab, erfolgten Änderungen schnell und unter Beibehaltung des hohen Qualitätsstandards. inNOVAtion: Worin sind aus Ihrer Sicht die Qualitätsstandards begründet? Dr. Klemm: Es war sehr deutlich zu spüren, dass MicroNova eine langjährige Erfahrung im Projektgeschäft hat. Von der Einhaltung von Terminen bis hin zum gesamten Projektmanagement zeigte sich diese Expertise deutlich. Darüber hinaus macht sich meiner Meinung nach positiv bemerkbar, dass MicroNova ein unabhängiges Unternehmen ist, und zwar nicht nur im Sinne eines eigentümergeführten Unternehmens, sondern zudem auch als neutraler Player im Gesundheitsmarkt. inNOVAtion: Wenn Sie ein Fazit ziehen müssten, wie würde es lauten? Dr. Klemm: Ich habe einmal im Scherz gesagt: ‚Wäre MicroNova ein Pop-Star und wir die jungen Küken, ständen wir kreischend in der ersten Reihe.‘ Seriös formuliert: Die Produktpalette von MicroNova passt wie die sprichwörtliche Faust auf’s Auge. Das Konzept ist wirklich einzigartig. Das Unternehmen hat bewiesen, dass es hält, was es verspricht. www.micronova.de | 21