Vorlesung 10b Mehrstufige Zufallsexperimente Teil 2 1 Zur Erinnerung: Die Gewichte der gemeinsamen Verteilung von diskreten Zufallsvariablen X, Y sind von der Form ν(a1, a2) = ν1(a1)P (a1, a2). Dabei ist ν1 die Verteilung von X und P (a1, .) die Übergangsverteilung (die Verteilung von Y gegeben X = a1.) 2 (X, Y ) habe die Verteilungsgewichte ν(a1, a2) = ν1(a1)P (a1, a2). Die Verteilungsgewichte von Y sind dann ν2(a2) = X ν(a1, a2) a1∈S1 = X ν1(a1) P (a1, a2). a1∈S1 3 Spezialfall: P (a1, .) hängt nicht von a1 ab: Dann folgt aus ν2(a2) = X ν1(a1) P (a1, a2), a1∈S1 dass P (a1, a2) ≡ ν2(a2). Genau in dem Fall sind also X und Y unabhängig. 4 Seien nun X und Y reellwertige Zufallsvariable. X habe Dichte f1(x) dx und gegeben X = x habe Y die Dichte gx(y) dy (y−x)2 1 e− 2 ) ( z. B. gx(y) := √ 2π Die gemeinsame Dichte von X und Y ist dann f1(x) dx gx(y) dy, und die Dichte von Y ist f2(y) dy mit (∗) f2(y) := Z f1(x) gx(y) dx. R 5 Beispiel: X habe Dichte f1(x) dx, Z habe Dichte h(z) dz und sei unabhängig von X. Eine Möglichkeit, Y := X + Z in zwei Stufen zu erzeugen: Erst kommt das X, und bedingt unter X = x hat Y die “um x verschobene” Dichte von Z: gx(y) dy = h(y − x) dy. Die gemeinsame Dichte von X und Y ist f1(x) dx h(y − x) dy. Die Dichte von Y ist (siehe (∗)): f2(y) = Z R f1(x) h(y − x) dx. 6 Beispiel: X und Z seien unabhängig und Exp(1)-verteilt. Berechne die Dichte von Y = X + Z. Das passt in den eben beschriebenen Rahmen mit f1(x) = 1R+ (x) e−x, f2(y) = = Für y ≥ 0 ist Z R Z y −x −(y−x) 0 e e h(z) = 1R+ (z)e−z . f1(x)h(y − x) dx dx = Z y −y 0 e dx = ye−y , für y < 0 ist f2(y) = 0. 7 Weiterfürung des Beispiels: X1, X2, X3 unabhängig und Exp(1)-verteilt. Y := X + X2} + X 3 |{z} | 1 {z :=X Z y 0 xe−xe−(y−x) dx = e :=Z y 2 −y x dx = e . 0 2 Z y −y Also hat Y die Dichte f (y) dy y 2 −y mit f (y) = 1R+(y) e . 2 8 Fazit (mit Induktion): Die Summe von n unabhängigen Exp(1)-verteilten Zufallsvariablen hat Dichte xn−1 −x 1R+(x) e (n − 1)! Definition: Sei s > 0. Eine R+-wertige Zufallsvariable X mit Dichte Z ∞ 1 s−1 −x x e dx, Γ(s) := xs−1e−x dx, 0 Γ(s) heißt Gamma(s)-verteilt. Die Funktion s 7→ Γ(s) ist die so genannte Gammafunktion. Für diese gilt insbesondere (s.o.): Γ(n) = (n − 1)!, n = 1, 2, . . . 9