Wie funktioniert die Schilddrüse?

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Wie funktioniert die Schilddrüse?
Die Schilddrüse ist eine lebenswichtige Hormondrüse und spielt eine große Rolle für Stoffwechsel, Wachstum und Reifung des menschlichen
Körpers. Sie hilft dabei, zahlreiche Körperfunktionen zu regulieren. Dazu gibt sie stetig eine bestimmte Menge an Schilddrüsen-Hormonen ins Blut
ab. Benötigt der Stoffwechsel in bestimmten Situationen wie zum Beispiel bei Wachstum, Kälte oder in der Schwangerschaft mehr Energie, werden
entsprechend mehr Hormone gebildet.
Das Organ befindet sich im vorderen Halsbereich unterhalb des Kehlkopfes und hat die Form eines Schmetterlings: Die zwei Seitenlappen rechts
und links werden vorne durch eine schmale Gewebebrücke verbunden. Die Seitenlappen umlagern die Luftröhre und enden seitlich hinter der
Luftröhre.
Die Schilddrüse wiegt durchschnittlich zwischen 20 und 60 Gramm und wird von zwei Bindegewebskapseln umgeben. Die äußere Kapsel steht mit
der Kehlkopfmuskulatur und vielen wichtigen Gefäßen und Nerven in Verbindung. Zwischen innerer und äußerer Kapsel liegt lockeres
Bindegewebe; dadurch ist die Schilddrüse beweglich und kann beim Schlucken leicht ihre Lage verändern.
Das Schilddrüsengewebe selbst besteht aus vielen einzelnen Läppchen, die durch Bindegewebsstraßen verbunden sind. In diesen Läppchen
befinden sich zahlreiche kleine Bläschen, die Follikel, in denen die Schilddrüsenhormone in Form kleiner Tröpfchen gespeichert sind.
Die Schilddrüse bildet insgesamt drei Hormone:
Trijodthyronin oder T3
Tetrajodthyronin oder T4
Kalzitonin
Genau genommen werden aber nur T3 und T4 zu den eigentlichen Schilddrüsenhormonen gezählt. Sie werden in den sogenannten FollikelepithelZellen der Schilddrüse gebildet und ein wichtiger Bestandteil beider Hormone ist Jod.
Schilddrüsenzellen
Jod ist also ein wichtiger Stoff für den Schilddrüsenstoffwechsel. Es ist ein Spurenelement. Das heißt, der Körper kann Jod nicht selbst bilden und
muss es regelmäßig mit der Nahrung aufnehmen. Das Jod gelangt aus der Nahrung über den Darm ins Blut und wird in der Schilddrüse nach
mehreren Zwischenschritten in die Schilddrüsenhormone eingebaut.
Da die Schilddrüsenhormone für den Körper lebenswichtig sind, liegt normalerweise immer eine ausreichende Menge an T3 und T4 im Körper vor.
Teilweise sind sie in der Schilddrüse als Tröpfchen gespeichert, teilweise im Blut an Transporteiweiße gebunden. Benötigt der Körper mehr
Hormone, kann gebundenes T3 und T4 im Blut von den Eiweißen abgespalten werden und kann dann wirken. Außerdem kommt Nachschub aus den
Bläschen (Follikeln) im Schilddrüsengewebe, die Hormone ins Blut abgeben können.
Das dritte Hormon, das in der Schilddrüse gebildet wird, ist Kalzitonin und wird von den sogenannten C-Zellen produziert. Kalzitonin ist am
Kalzium- und Knochenstoffwechsel beteiligt.
T3 und T4 erhöhen den Grundumsatz des Körpers. Das heißt, alle Körperzellen arbeiten intensiver und verbrauchen dadurch mehr Energie. Die
Folgen sind beispielsweise:
ein Anstieg der Körpertemperatur
schnellerer Puls und kräftigerer Herzschlag
schnellere Verwertung von Nahrung durch Abbau der Energiereserven aus Leber und Muskeln
Förderung der Gehirnreifung (bei Kindern)
Förderung von Wachstum (bei Kindern)
höhere Aufmerksamkeit und schnellere Reflexe durch eine stärkere Aktivität des Nervensystems
Produziert die Schilddrüse zu wenig oder zu viele Hormone, kann dies zahlreiche Konsequenzen haben. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion, auch
Hyperthyreose genannt, werden zu viele Hormone von der Schilddrüse gebildet. Dadurch wird der Energiestoffwechsel im Körper beschleunigt und
es kann zu folgenden Symptomen kommen:
Hitzewallungen, Schwitzen
Zittern
Gewichtsabnahme
Durchfall
Haarausfall
Nervosität, Hyperaktivität
Psychische Labilität mit Gereiztheit oder auch Abgeschlagenheit
Schlaflosigkeit und innere Unruhe
Potenzprobleme
Herzrasen
Die Ursachen einer Schilddrüsenüberfunktion können sehr vielfältig sein. Häufig werden sie durch eine Autoimmunerkrankung des
Schilddrüsengewebes, dem sogenannten „Morbus Basedow“, hervorgerufen. Manchmal ist auch ein gestörter Regelkreis die Ursache.
Normalerweise wird die Schilddrüsenfunktion durch ein Hormon der Hirnanhangsdrüse (Thyreoidea stimulierendes Hormon oder kurz TSH)
kontrolliert, damit nicht zu viel (oder zu wenig) Schilddrüsenhormone gebildet werden. Manchmal sprechen Zellen der Schilddrüse nicht mehr auf
dieses regulierende Hormon an – man spricht dann von einer Autonomie.
Wenn hingegen zu wenig Schilddrüsenhormon produziert wird, verlangsamen sich die Körperprozesse. Diesen Zustand bezeichnet man als
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Sie kann angeboren sein oder sich im Laufe des Lebens entwickeln. Eine Schilddrüsenunterfunktion
kann viele Ursachen haben, in unseren Breitengraden kann sie beispielsweise durch Jodmangel verursacht sein. Eine ausreichende Zufuhr von Jod
durch die Ernährung ist daher wichtig für eine normale Schilddrüsenfunktion. Eine chronische Schilddrüsenentzündung, Hashimoto-Thyreoiditis
genannt, kann ebenfalls zu einer Unterfunktion führen. Schließlich kann sich auch die Einnahme mancher Medikamente auf die Produktion von
Schilddrüsenhormonen auswirken.
Gerade für Säuglinge und Kinder ist eine ausreichende Menge an Schilddrüsenhormonen lebenswichtig, ein Mangel in dieser frühen Lebensphase
kann erhebliche Auswirkungen auf die körperliche und geistige Entwicklung haben. Beim Erwachsenen entwickelt sich eine Unterfunktion oft
schleichend, weshalb man häufiger lange keine Beschwerden bemerkt. Dazu können gehören:
allgemeiner Energie- und Kräfteverlust
verlangsamter Stoffwechsel
Übergewicht
Müdigkeit
Konzentrationsstörungen oder geistige Verlangsamung
Verstopfung
Kälteempfindlichkeit
langsamer Puls
teigige Verdickungen und Schwellungen der Haut (Myxödem)
trockene Haut
tiefe, heisere Stimme
struppige, trockene Haare
Verlust des sexuellen Verlangens oder Potenzprobleme
manchmal eine Depression
Gerade bei älteren Menschen werden diese Beschwerden oft nicht als Folge einer Schilddrüsenunterfunktion erkannt und mit den normalen
Alterserscheinungen verwechselt.
Bei einer Unterfunktion kann sich die Schilddrüse vergrößern und durch einen „Kropf“ bemerkbar machen, in der Medizin auch „Struma“ genannt.
Aber auch bei einer Überfunktion kann eine sichtbare Vergrößerung der Schilddrüse vorkommen.
Durch einen Kropf kann es zu einem Druckgefühl im Hals oder zu Schluckbeschwerden kommen. Bei stark vergrößerter Schilddrüse dehnt sich das
Gewebe aufgrund des Platzmangels nach unten hin aus. Das kann unter Umständen die Luftröhre einengen und Beschwerden beim Atmen
verursachen.
Man unterscheidet eine gleichmäßige Vergrößerung der gesamten Schilddrüse (diffuse Struma) von einer Vergrößerung abgegrenzter Regionen in
Form einer sogenannten Knotenbildung. Mit einer speziellen Untersuchung, der Schilddrüsen-Szintigraphie, kann man die Hormonproduktion in
der Schilddrüse bestimmen.
Werden im Bereich eines Knotens vermehrt Schilddrüsenhormone gebildet, wird von einem „heißen“ Knoten gesprochen, ist die
Hormonproduktion im Vergleich zum restlichen Schilddrüsengewebe vermindert, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einem „kalten“ Knoten.
Eine Vergrößerung oder knotige Veränderung der Schilddrüse kann manchmal auch Zeichen einer bösartigen Erkrankung des Schilddrüsengewebes
sein. Wenn man eine solche Veränderung bemerkt, oder Zweifel hat, kann es ratsam sein, das Gespräch mit seiner Ärztin oder seinem Arzt zu suchen.
Menche N. (Hg.) Biologie Anatomie Physiologie. München: Urban & Fischer/ Elsevier; 2012.
Pschyrembel W. Klinisches Wörterbuch. Berlin: De Gruyter; 2014.
Schmidt R, Lang F, Heckmann M. Physiologie des Menschen: mit Pathophysiologie. Heidelberg: Springer; 2011.
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Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt
werden. Wir bieten keine individuelle Beratung.
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