Hohe Erträge fangen ganz unten an!

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Ackerbau
Hohe Erträge fangen
ganz unten an!
Foto: Höner
Parasitäres Lager ist zwar selten geworden, kann aber schwere Ertragsverluste
­verursachen. Die Ursache ist oft schwer zu bestimmen. Hilfen zur Diagnose und Bekämpfung
geben Prof. Dr. Klaus Schlüter und Dr. Ute Kropf, FH Kiel, Fachbereich Agrarwirtschaft.
A
ls Ackerbauer oder Berater
durchleben Sie von März bis Juli
die stressigste Phase des Jahres.
Die ganze Mühe gilt der Gesundheit der
Getreidebestände. Vor allem auf Blattkrankheiten müssen Sie genau achten,
denn diese können deutliche Ertragsverluste verursachen. In gesunden
Sorten mit einer gezielten Fungizidstrategie lassen sie sich aber meist gut beherrschen.
Kaum wahrgenommen werden jedoch
Krankheiten an Wurzel und Halmbasis,
denn parasitäres Lager kommt nur noch
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selten vor. Dennoch leben verschiedene
Schadpilze an den wichtigsten Organen
der Pflanze und beeinträchtigen die Ertragsbildung.
Das beigefügte Booklet gibt Ihnen
eine Hilfestellung, die Krankheitserreger auf dem Feld richtig zu erkennen.
Vieles hat sich verändert:In den vergangenen Jahrzehnten haben verschiedene Faktoren das Krankheitsbild an
der Halmbasis von Getreide deutlich
verändert:
• Der hohe Anteil an Getreide und
Mais sowie Gräsern hat die Verbreitung
von Fusarium-Arten gefördert, die auch
die Halmbasis infizieren. Allein bei
Weizen liegt die Verbreitung nach
unseren Untersuchungen in Schles­
wig-Holstein mittlerweile bei 100 %.
• Zunehmend warme Witterungsabschnitte im Herbst und Frühjahr haben
wärmeliebende Krankheitserreger begünstigt. So breitet sich Rhizoctonia
als Verursacher des „Scharfen Augenflecks“ immer weiter im Getreide aus.
Unsere Erhebungen in Weizenbestän-
Damit Sie die Halmbasis- und Wurzelkrankheiten bei
Getreide auf dem Feld leichter erkennen, haben
Prof. Dr. Klaus Schlüter und Dr. Ute Kropf dieses
anschauliche Heft erstellt.
den Schleswig-Holsteins zeigen, dass
dieser Pilz in 80 bis 100 % aller untersuchten Bestände vorhanden ist.
• Die altbekannte Schwarzbeinigkeit
tritt immer häufiger in Erscheinung
und schädigt vor allem Stoppelweizen
auf mittleren Standorten, insbesondere
nach früher Saat.
• Der aus den 1970er- und 80er-Jahren
bekannte „Parasitäre Halmbruch“ (früher: Pseudocercosporella, heute: Helgardia) ist zwar nicht verschwunden, aber
selten geworden. Das liegt an Resistenzgenen, die die Züchter in den letzten
30 Jahren gegen den Parasiten in die
Sorten eingebracht haben. Außerdem
sorgen leistungsstarke Wachstumsregler
nicht nur für eine Kürzung der Halme,
sie lassen die Halmbasis auch sehr viel
stärker verholzen. Das erschwert langsam wachsenden Pilzen wie dem „Parasitären Halmbruch“ die Entwicklung
in der Pflanze. In unseren Exaktversuchen stellen wir regelmäßig fest, dass
„gekürzte“ Pflanzen weniger unter
Halmbasiserkrankungen leiden als unbehandelte.
• Frühe Weizenaussaat Anfang Sep-
tember ist in Schleswig-Holstein inzwischen die Regel und nicht die Ausnahme. Aus Sicht der Pflanzenhygiene
ist das aber völlig kontraproduktiv.
Denn Wurzel- und Halmbasiserkrankungen infizieren die junge Saat schon
früh im Herbst. Folgt dann ein „Goldener Oktober“, so fördert dieser die Entwicklung der jungen Pflanzen vor dem
Winter. Aber: Auch die Krankheitserreger im Boden profitieren von der
langen Vegetationszeit, ganz besonders
die Schwarzbeinigkeit, Fusariosen und
Rhizoctonia.
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Ackerbau
Fotos: Schlüter
Die Krankheiten an Halm und Wurzel
Schwarzbeinigkeit: (Ophiobolus/Gaeumannomyces
graminis) Infektion: von Pflanzenresten
Gefährdet: Stoppel- und Monoweizen
Fördernd: Strohreste im Boden
Bevorzugt: warme Herbstwitterung
Bedeutung: zunehmend
Bei Bodentemperaturen von manchmal weit über 20 °C fühlt sich aber der
„Parasitäre Halmbruch“ gar nicht mehr
wohl. Die Folge: Wo einer geht, gibt es
Platz für andere. So ist es auch bei den
Halmbasis- und Wurzelkrankheiten.
Die schneller wachsenden, wärmeliebenden und allgegenwärtigen Schadpilze haben sich immer weiter ausgebreitet. Sie sind deshalb immer öfter
Ursache für kranke Halme.
Kein „gefühlter“ Schaden:Trotz des
vermehrten Auftretens von Halmbasiskrankheiten sind vermorschte Halmbasen selten. Parasitäres Lager tritt heutzutage vor allem in kühlen Sommern
mit sehr starkem Fusariumbefall auf,
wenn Sturm und Regen die reifenden
Bestände mit aller Macht auf die Seite
drücken.
In den meisten Fällen ist jedoch ab
Mitte Juli bei Feldrundfahrten der „gefühlte Befall“ gleich null. Weizen präsentiert sich nach der Blüte mit prall
gefüllten Ähren und gesunden oberen
Blattetagen. Da kommt nur selten jemand auf die Idee, einmal Pflanzen aus
dem Boden zu ziehen und einen Blick
auf die Halmbasis zu werfen.
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Scharfer Augenfleck: Fusariose: Wer das im letzten Sommer dennoch
gemacht hat, erlebte oft eine Überraschung. An zahlreichen Pflanzen fanden sich tief sitzende Verbräunungen,
die einen erheblichen Teil des Halmes
erfasst hatten. Verantwortlich waren
Infektionen mit dem „Scharfen Augenfleck“ oder Fusarium-Arten. Ab der
zweiten Julidekade kam es vor allem in
Stoppelweizen schnell zur nestartigen
Abreife, ausgelöst durch die Schwarzbeinigkeit. Ertragsverluste von mehr als
10 % waren oft die Folge. Aber auch
Mischinfektionen verschiedener Halmbasiskrankheiten mit Schwarzbeinigkeit verursachten Notreife und weiße
Ähren.
(Rhizoctonia cerealis) Überdauerung: Sklerotien im Boden
Wirtspflanzen: Weizen, Gerste, Roggen
Fördernd: Frühsaat + warmer Herbst +
warmes Frühjahr
Bedeutung: zunehmend, oft unterschätzt
Schnell gelesen
• Rhizoctonia, Fusarien und
Schwarzbeinigkeit sind im
Weizen die wichtigsten Wurzelund Halmbasiskrankheiten.
• Die Bedeutung des
„Parasitären Halmbruchs“
hat stark abgenommen.
• Zu Schossbeginn empfehlen
sich systemische Fungizide,
die Halmbasiskrankheiten
stoppen und gleichzeitig den
Blattapparat schützen.
• Die beste Nebenwirkung
gegen Rhizoctonia hat
Cyprodinil.
• Prothioconazol ist das
leistungsstärkste Triazol im
Halmbasisbereich.
(Fusarium avenaceum,
F. culmorum, F. graminearum u.a.) Überdauerung: Pflanzenreste
(Getreide, Mais, Gräser)
Infektion: Sporenflug o. aus dem Boden
Bedeutung: immer weiter zunehmend
Alte Regeln ungültig! Um zu verste-
hen, was sich in der Zwischenzeit verändert hat, muss man sich Folgendes
klar machen: Alte Regeln gelten nicht
mehr!
• Früher: „Pilzgeflecht im Halm =
Parasitärer Halmbruch“
Weit verbreitet ist die Meinung, dass
ausschließlich der Erreger des „Parasitären Halmbruchs“ Pilzgeflecht im Halm
ausbildet. Das ist so aber nicht richtig.
Alle am Halmgrund wachsenden Pilzarten können in den Hohlraum des
Halms eindringen und dort ein Geflecht entwickeln. Somit ist allein das
Vorhandensein von Pilzmyzel kein Hinweis auf eine bestimmte Krankheit,
sondern nur der Hinweis auf Pilzbefall.
Parasitärer Halmbruch: (Helgardia-Arten, früher:
Pseudocercosporella)
Infektion: Pflanzenreste
Entwicklung: langsam
Fördernd: kühles, feuchtes Wetter
Bedeutung: geringer als vor 30 Jahren
Nähere Informationen dazu entnehmen
Sie dem Booklet.
• Früher: „Weiße Ähren = Schwarzbeinigkeit“
Weiße Ähren deuten auf eine Schädigung an der Wurzel und/oder an der
Halmbasis hin. Die Notreife sagt aber
nichts darüber aus, welcher Krankheitserreger vorhanden ist. Rhizoctonia, Fusarien, Schwarzbeinigkeit oder Parasitärer
Halmbruch, sie alle verursachen den gleichen Effekt: Die Pflanze leidet durch den
Befall unter Wassermangel und geht bei
heißem Wetter in die Notreife.
Folgen für Fungizideinsatz:Unsere Er-
hebungen zeigen, dass Halmbasiskrankheiten vor allem auf Hochertragsstandorten mit enger Weizenfruchtfolge weit
verbreitet sind. Will man den Ertrag sichern, kommt man nicht daran vorbei,
Pflanzenschutzmaßnahmen durchzuführen. Anstehende Fungizidbehandlungen sind so zu gestalten, dass eine
möglichst gute Nebenwirkung gegen
Halmbasiskrankheiten erzielt wird.
• Termin: Der beste Zeitpunkt ist zu
Schossbeginn von BBCH 30 bis 31. Jetzt
kann man mit ausreichender Wassermenge und langsamer Fahrt eine gute
Benetzung der Pflanzenbasis erreichen.
Eine derartige Wirkstoffanlagerung ist
genau dort möglich, wo die Schadpilze
sitzen. Kein einziger Wirkstoff wird
„nach unten“ verlagert. Aber aus den
Spritzbrühetropfen dringen die Wirkstoffe in die Tiefe des Gewebes und
können die weitere Ausbreitung der
Pilze dort stoppen.
• Wirkstoffe/Präparate: Da häufig verschiedene Krankheitserreger an der
Pflanze sitzen, sind Fungizide gefragt,
die eine systemische und möglichst
breite Wirkung besitzen. So können sie
an der Halmbasis wirken und gleichzeitig auch Blattkrankheiten erfassen. Damit schafft man eine gute Grundlage für
gesunde Bestände zu Vegetationsbeginn.
Für den Einsatz im Weizen in BBCH
30/31 gibt es diese Wirkstoffgruppen:
1.Anilinopyrimidine: Der Wirkstoff
Cyprodinil mit seiner guten Wirkung
im Halmbasisbereich ist aus den
1990er-Jahren bekannt. Ab 2015 wird er
wieder im Präparat Unix verfügbar sein.
Der Wirkungsmechanismus ist völlig
anders als bei allen anderen Getreidefungiziden und eignet sich deshalb gut
zur Verminderung der Resistenzgefahr
bei Tankmischung mit einem leistungsstarken Azol. So lässt sich eine äußerst
wirksame Grundlage für gesunde Bestände schaffen.
2.Benzophenone: Metrafenone ist ein
Mehltau-Wirkstoff mit Zulassung gegen „Parasitären Halmbruch“. Er zeigt
im Mischpräparat Capalo eine gute
Breitenwirkung im Halmbasisbereich.
3.Carboxamid-Wirkstoffe (Fertigformulierungen
mit
Triazolpartner):
Fluxapyroxad, z. B. in Adexar, ist gegen
„Parasitären Halmbruch“ zugelassen.
Boscalid in Champion hat ebenfalls
eine Zulassung dagegen.
4.Imidazole: Prochloraz hat – solo und
in Kombinationspräparaten – eine Zulassung gegen „Parasitären Halmbruch“.
Bekannt sind die Nebenwirkungen gegen Schneeschimmel (Microdochium)
und Halmbasisfusariosen. Eine ausgeprägte Breitenwirkung hat der Wirkstoff in Kombination mit Azolen, bekannt aus „Flamenco FS“.
5.Triazole: In erster Linie hat der Wirkstoff Prothioconazol (Proline, Input
Classic u.a.) in vielen Jahren seine gute
Wirkung gegen verschiedene Erreger im
Halmbasisbereich unter Beweis gestellt.
Durch Kombination von Prothioconazol
mit Cyprodinil (Unix) bekommt man
die beste Breitenwirkung im Halmbasisbereich, die derzeit verfügbar ist. Gleichzeitig vermindert man das gesamte Infektionspotenzial auf der sich entwickelnden Blattmasse und schafft eine
gesunde Grundlage für das Wachstum.
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