Sieben Schwestern am Winterhimmel - NZZ

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Himmelserscheinungen im Februar: Sieben Schwestern am Winterhimmel - NZZ Sternenhimmel
Himmelserscheinungen im Februar
Sieben Schwestern am
Winterhimmel
Die Winternächte bieten gute Bedingungen zur Beobachtung der Plejaden.
Die «sieben Schwestern» sind eine wichtige Sprosse auf der kosmischen
Entfernungsleiter.
von Felicitas Mokler 29.1.2016, 05:30 Uhr
Der Februarhimmel präsentiert sich noch mit einigen besonders markanten
Wintersternbildern. Im Nordwesten begibt sich allerdings bereits die
Herbstkonstellation Pegasus zu Beginn der Nacht unter den Horizont und
zieht Andromeda hinter sich her. Im Westen verabschieden sich langsam die
Fische. Höher gen Süden können wir uns noch an dem grossflächig
aufgespannten Wintersechseck orientieren: Es wird gebildet aus Aldebaran,
dem blutunterlaufenen Auge im Stier, Kapella, dem Hauptstern im
Fuhrmann, Pollux in den Zwillingen, Prokyon im Kleinen Hund, Sirius im
Grossen Hund und Rigel im Orion. Folgen wir der Ekliptik ausgehend von
den Zwillingen ostwärts, treffen wir auf die Tierkreissternbilder Krebs und
Löwe. Im Nordosten steigt Bootes mit Arktur empor.
Im Sternbild Stier finden wir die offene Sterngruppierung der Plejaden, auch
bekannt als Messier 45, die den ganzen Winter über sichtbar ist. Im Februar
steht sie hoch im Südwesten, und wir ergreifen noch einmal die Gelegenheit,
sie ein wenig genauer in Augenschein zu nehmen, bevor sie sich zum Ende
des Winters immer mehr gen Horizont neigt und im April vorübergehend
ganz von der himmlischen Bildfläche verschwindet.
Die Plejaden als Richtschnur
Die Plejaden, traditionell auch «sieben Schwestern» genannt, fielen bereits
aufmerksamen Himmelsbeobachtern im Altertum auf dem gesamten Erdball
auf. In verschiedenen Kulturkreisen läutete ihr Untergang am Abendhimmel
im April den Beginn der Aussaat in der Landwirtschaft ein. Und bei den alten
Griechen soll die Schifffahrtssaison begonnen haben, als sie im Frühsommer
erstmals wieder am Morgenhimmel auftauchten, so die Überlieferung.
Mit dem blossen Auge sind je nach Sichtbedingungen und individueller
Sehfähigkeit unterschiedlich viele Sterne zu erkennen. Die meisten von uns
werden sechs oder sieben helle Sterne der Plejaden wahrnehmen. Bei
optimaler Sicht und mit scharfem Auge wollen manche sogar zehn Sterne
beobachtet haben.
Eine gewisse Unsicherheit in der Anzahl ist übrigens kein Problem der
eigenen Sehschärfe, sondern liegt in einer physikalischen Besonderheit des
siebthellsten Sterns begründet: Denn dieser verändert seine Helligkeit in
unregelmässigen Abständen. Er rotiert mit extrem hoher Geschwindigkeit
und ist daher an seinen Polen stark abgeplattet und an seinem Äquator von
einem Materiering umgeben. Viel schneller dürfte er sich nicht drehen, sonst
http://www.nzz.ch/wissenschaft/sternenhimmel/sieben-schwestern-am-winterhimmel-1.18685441
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würde er auseinanderfliegen.
Die Plejaden gehören allesamt zu einem offenen Sternhaufen mit weit mehr
als tausend Mitgliedern. Mit einer Entfernung von etwa 440 Lichtjahren ist er
das uns nächste Objekt dieser Art. Damit ist es nahe genug, um die
Entfernung einzelner Mitglieder gut anhand der Parallaxenmethode zu
bestimmen. Dies ist eine wichtige Stufe auf der kosmischen Entfernungsleiter.
Alle Mitglieder eines offenen Sternhaufens sind einst aus einer gemeinsamen
Mutterwolke aus Gas und Staub entstanden und bewegen sich daher – noch –
gemeinsam durch den Raum. Doch anders als bei den sehr viel
massereicheren Kugelhaufen, die einige hunderttausend Sterne zählen
können, reicht die Schwerkraft bei offenen Haufen nicht aus, um diese
dauerhaft zusammenzuhalten.
Die Plejaden sind etwa 100 Millionen Jahre alt. Zum Vergleich: Unsere Sonne
leuchtet seit 4,5 Milliarden Jahren. Nach weiteren 250 Millionen Jahren wird
sich die Sternansammlung aufgrund gravitativer Wechselwirkungen mit der
galaktischen Umgebung auflösen, so schätzen die Astronomen. Dann werden
die Sterne einsam durch das All treiben.
Vor allem auf fotografischen Aufnahmen erscheinen die hellsten Sterne der
Plejaden bläulich, ein Anzeichen dafür, dass sie noch recht jung und
massereich sind. Ausserdem sind sie von einem weissbläulich schimmernden
Nebel umgeben. Dabei handelt es sich um Staub, der von den Sternen
beschienen wird und das Licht reflektiert. Lange nahm man an, dass es sich
bei diesem Reflexionsnebel um restliches Material der Entstehungswolke der
Plejaden handelt. Doch mittlerweile gehen Astronomen davon aus, dass die
intensive Strahlung der jungen Sterne auch die letzten Reste ihrer
Geburtswolke weggefegt haben dürfte. Der Nebel um die heutigen Plejaden
besteht vielmehr aus interstellarer Materie, welche die Sterngruppierung
derzeit auf ihrem Weg durchs All durchquert.
Lauf des Mondes
Am ersten Tag des Monats finden wir den abnehmenden Halbmond in der
Waage. Zu Neumond durchwandert der Erdtrabant am 8. Februar den
Steinbock. Am 15. Februar steht der wieder zunehmende Halbmond im Stier,
und am 22. Februar leuchtet der Vollmond im Tierkreissternbild Löwen.
Lauf der Planeten
Merkur lässt sich in der ersten Februarwoche in der Morgendämmerung
knapp über dem Südosthorizont erhaschen, am besten mit einem Fernglas.
Unser Nachbarplanet Venus ist den ganzen Monat über am Morgenhimmel
im Südosten zu sehen. Der rötliche Mars lässt sich in der zweiten Nachthälfte
beobachten. Nahezu die ganze Nacht über zu sehen ist im Februar der
Riesenplanet Jupiter. Sein Pendant, der Ringplanet Saturn, erscheint
hingegen erst in der späteren zweiten Nachthälfte über dem Horizont und ist
ein Objekt für die frühen Morgenstunden. Uranus befindet sich in den
Fischen und lässt sich in der ersten Februarhälfte noch mit dem Feldstecher
über dem Südwesthorizont auffinden.
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