TECHNISCHE UNIVERSITÄT DARMSTADT Fachbereich Mathematik Prof. Dr. L. Kramer Martin Fuchssteiner Lisa Steiner WS 2005 12. Dezember 2005 Analysis III 8. Tutorium mit Lösungshinweisen (T 1) Polynome Es sei f : C → C eine holomorphe Funktion, und f × : C× → C, f × (z) = f ( 1z ) habe bei 0 einen Pol n-ter Ordnung. Zeigen Sie, daß f ein Polynom ist. Hinweis: Wie sieht der Nebenteil der Laurentreihenentwicklung von f bzw. f × aus? Wie sieht der Hauptteil der Laurentreihenentwicklung von f bzw. f × aus? Lösung: Da die Funktion f holomorph ist, P ist sie um 0 in eine Potenzreihe entwickelbar: f (z) = P ∞ ∞ k × −k a z . Daraus folgt f (z) = . Wenn f × bei P 0 einen Pol n-ter Ordnung k=0 k k=0 ak z P n × −k hat, so folgt f (z) = k=0 ak z und entsprechend f (z) = nk=0 ak z k . Daher ist f ein Polynom. (T 2) Isolierte Singularitäten holomorpher Injektionen Wir beweisen den folgenden Satz: Satz: Ist Ω ⊂ C ein Gebiet, A ⊂ Ω abgeschlossen und diskret in Ω sowie f : Ω \ A → C holomorph und injektiv, dann gilt: (i) Kein Punkt a ∈ A ist eine wesentliche Singularität von f . (ii) Ist a ∈ A ein Pol, so ist a ein Pol 1. Ordnung. (iii) Ist jeder Punkt a ∈ A eine hebbare Singularität von f , so ist die holomorphe Fortsetzung fˆ : Ω → C injektiv. 1. Zu (i): Sei a ∈ A. Da A diskret ist, gibt es eine offene Umgebung U von A in Ω mit U ∩ A = ∅. (a) Beweisen Sie, daß f (Ω \ U ) offen ist. (b) Zeigen Sie, daß f (U \ {a}) ∩ f (Ω \ U ) = 0 gilt. (c) Beweisen Sie, daß a keine wesentliche Singularität sein kann. Hinweis: Benutzen Sie den Satz von Casorati-Weierstrass. 2. Zu (ii): Ist a ∈ A ein Pol m-ter Ordnung, so gibt es eine offene Umgebung U von a in Ω mit U ∩ A = ∅, so daß g := f1 auf U holomorph ist und nur bei a eine Nullstelle (m-ter Ordnung) hat. (a) Zeigen Sie, daß g|U : U \ {a} → C \ {0} injektiv ist. (b) Beweisen Sie, daß g : U → C injektiv ist. (c) Zeigen Sie g 0 (a) 6= 0, d.h. m ≤ 1. 3. zu (iii): Falls die holomorphe Fortsetzung nicht injektiv ist, gibt es Punkte a, a0 ∈ A mit f (a) = f (a0 ) = p. Für diese gibt es dann offene Umgebungen U (a) und U (a0 ) von a bzw. a0 in Ω mit U (a) ∩ A = U (a) ∩ A = ∅ = U (a) ∩ U (a0 ). (a) Zeigen Sie, daß f (U (a) ∩ U (a0 )) eine Umgebung von p ist. (b) Beweisen Sie, daß es Punkte b ∈ U (a) \ {a}, b0 ∈ U (a0 ) \ {a0 } mit f (b) = f (b0 ) gibt. (c) Zeigen Sie, daß die holomorphe Fortsetzung in (iii) injektiv sein muß. Lösung: 1. Zu (i): (a) Da f holomorph und injektiv auf der offenen Menge Ω \ U ist, ist auch das Bild f (Ω \ U ) offen. (b) Da f auf Ω injektiv ist, folgt f (U \ {a}) ∩ f (Ω \ U ) = 0. (c) Da das Bild f (U \ {a}) die offene Menge f (Ω \ U) nicht schneidet, ist f (U \ {a}) nicht dicht in C. Somit kann a keine wesentliche Singularität sein. 2. Zu (ii): (a) Weil f injektiv ist, ist auch g|U : U \ {a} → C \ {0} injektiv. (b) Somit ist auch g injektiv, denn es gilt g(0) = 0. (c) Da g auf U biholomorph ist, folgt g 0 (a) 6= 0. Denn wäre g 0 (a) = 0, so wäre g auf U nicht injektiv und nicht biholomorph. 3. Zu (iii): (a) Die Menge f (U (a) ∩ U (a0 )) ist als Schnitt zweier Umgebungen von p wieder eine Umgebung von p. (b) Da f (U (a) ∩ U (a0 )) eine Umgebung von p ist, gibt es einen Punkt p0 ∈ f (U (a) ∩ U (a0 )) \ {p}. Also gibt es Punkte b ∈ U (a), b0 ∈ U (a0 ) mit f (b) = f (b0 ) 6= p. (c) Die holomorphe Fortsetzung in (iii) muß injektiv sei, denn sonst wäre f nach (b) auch nicht injektiv. (T 3) Die Automorphismen Aut(C) Es sei f : C → C eine injektive holomorphe Abbildung. (a) Zeigen Sie, daß auch die Abbildung f × : C× → C, f × (z) = f ( z1 ) holomorph und injektiv ist. (b) Beweisen Sie, daß 0 keine wesentliche Singularität von f × ist. (c) Zeigen Sie, daß f ein Polynom sein muß. (d) Folgern Sie, daß f 0 keine Nullstellen hat, also konstant sein muß. (e) Beweisen Sie, daß jede injektive holomorphe Abbildung f ∈ Aut(C) affin linear ist, d.h. es gibt a ∈ C× , b ∈ C mit f (z) = az + b. Lösung: (a) Mit f ist auch die Abbildung f × : C× holomorph und injektiv. (b) Nach Aufgabe T3 ist 0 keine wesentliche Singularität von f × . (c) Nach Aufgabe T1 muß f ein Polynom sein. (d) Da f holomorph und injektiv ist hat f 0 keine Nullstellen. Als Polynom muß f 0 daher konstant sein: f’=a. (e) Aus (c) und (d) folgt, daß jede injektive holomorphe Abbildung von der Form a ∈ C× , b ∈ C mit f (z) = az + b ist. (T 4) Die Automorphismen Aut(C× ) Bestimmen Sie alle Automorphismen von C× Hinweis: Benutzen Sie zuerst Ihre Kenntnisse aus T2. Betrachten Sie dann zu f ∈ Aut(C× ) wieder die Funktion f × : C× → C, f × (z) = f ( 1z ) und benutzen Sie T3. Lösung: Es sei f : C× → C× eine injektive holomorphe Abbildung. Nach T2 kann f bei 0 höchstens einen Pol 1. Ordnung haben. Ist f stetig hebbar, so ist die holomorphe Fortsetzung f : C → C auch wieder injektiv und holomorph (warum ?) und f somit affin linear. Hat f einen Pol 1. Ordnung bei 0, so ist hat die Funktion f × : C× → C mit f × (0) = 0 stetig auf C fortsetzbar. Dann ist f × affin linear f × (z) = az + b, a ∈ C× , b ∈ C. Hiermit folgt dann f (z) = az + b mit a ∈ C× und b ∈ C.