Einführung in die Topologie - Sommer 2012 Lösungen 6. (1) Sei X ein kompakter Hausdorffraum und seien A, B ⊂ X disjunkte abgeschlossene Teilmengen. Wir suchen disjunkte offene Umgebungen um A und B. Wir legen ein a ∈ A fest. Für alle b ∈ B gibt es Umgebungen Ub um b und Vb um a mit Ub ∩ Vb = ∅. Wir betrachten die Überdeckung [ B⊂ Ub , b∈B die eine endliche Teilüberdeckung erhält, weil eine abgeschlossene Teilmenge B eines kompakten Hausdorffraums kompakt ist. Sei n [ B⊂ Ubi =: Ba i=1 diese Teilüberdeckung. Wir setzen Va = n \ Vbi , i=0 sodass (Va ∩ B) ⊂ (Va ∩ Ba ) = ∅. Wir betrachten dann die Überdeckung [ A⊂ Va , a∈A und die entsprechende endliche Teilüberdeckung m [ A⊂ Vaj . j=1 Die offene Umgebung B⊂ m \ Baj j=1 erfüllt dann: m [ ! Vaj m \ ∩ j=1 j=1 Das bedeutet, dass X normal ist. 1 ! Baj = ∅. 2 Als nächstes sei (X, d) ein metrischer Raum und seien A, B ⊂ X disjunkte abgeschlossene Teilmengen. Betrachte die Abbildung f : X → [0, 1] x 7→ dist(x, B) . dist(x, A) + dist(x, B) Wir müssen zeigen, dass dist(x, A) + dist(x, B) 6= 0 für alle x ∈ X: Gäbe es ein x ∈ X mit dist(x, A) = dist(x, B) = 0, würden wir zwei Folgen (bn )n∈N ⊂ B und (an )n∈N ⊂ A finden, die lim d(x, bn ) = 0 = lim d(x, an ) n→∞ n→∞ erfüllen würden. Insbesondere würde x den Grenzwert von (bn )n∈N und (an )n∈N sein. Da B und A abgeschlossen sind, erreichen wir den Widerspruch x ∈ (A ∩ B) = ∅. Dann ist f wohldefiniert und stetig (Übung 1 Blatt 1). Folglich A ⊂ f −1 ((1/2, 1]) =: U B ⊂ f −1 ([0, 1/2)) =: V, wobei U und V disjunkte offene Teilmengen sind. Schließlich geben wir ein Beispiel eines Raums, der normal aber nicht Hausdorff ist. Es genügt den Raum X := {0, 1} mit der Topolgie τ := {∅, X} zu betrachten. 3 (2) ⇒: Sei K ⊂ X eine kompakte Umgebung, sodass P ri (K) kompakt ist, weil die Projektionen P ri stetig sind. Anderseits ist P ri (K) 6= Xi nur für endlich viele Indizes, weil K eine offene Teilmenge bzgl. der Produkttopologie enthält. Es folgt, dass nur endlich viele Räume Xi1 , ..., Xin nicht kompakt sein können. Diese Räume müssen mindest lokalkompakt sein: für alle a ∈ Xij ist P rij (V ) eine kompakte Umgebung von a, wobei V eine kompakte Umgebung um ein beliebiges x ∈ X mit xij = a ist. ⇐: Seien Xi1 , ..., Xin die nicht kompakten Koordinaten des Produktes X. Gegeben x ∈ X, finden wir kompakte Umgebungen Uij ⊂ Xij um xij . Das Produkt n Y Uij × j=1 Y Xi i6=ij ist eine kompakte Umgebung um x. (3) (a) Sei e := (0, ..., 0, 1) ∈ S n−1 ⊂ Dn ⊂ Rn . Wir definieren ϕ : Dn \ {e} → H ∼ = Rn−1 × [0, 1) durch die Fortsetzung der stereografische Projektion ϕ|S n−1 \{e} : Ein Radius zwischen e und x ∈ S n−1 \ {e} bilde auf {ϕ(x)} × [0, 1) ab. Es ist nicht schwer zu zeigen, dass ϕ eine Homöomorphismus Dn → H + induziert (vgl. Proposition 6.3 des Skripts.) (b) Wir versehen die Räume Z, Z \ {0} und {0} ∪ {1/n|n ∈ Z \ {0}} mit der von R induzierten Topologie. Die Räume Z und Z\{0} sind homöomorph, denn sie sind diskret und sie haben dieselbe Kardinalität. Insbesondere sind Z+ und (Z \ {0})+ homöomorph. Es ist nicht schwer zu zeigen, dass ψ : (Z \ {0})+ → {0} ∪ {1/n|n ∈ Z \ {0}} 0, n = ∞; n 7→ 1/n, n 6= ∞, 4 ein Homöomorphismus ist (vgl. Proposition 6.3 des Skripts.) (4) Sei (fn )n∈N ⊂ B eine Folge in B, sodass für alle v ∈ V sup |fn (v)| ≤ 1 kvk≤1 für alle n ∈ N. Für alle c ∈ C gilt dann |fn (c/kck)| ≤ 1 und fn (c) ∈ [−kck, kck] , was eine Folge in Y [−kck, kck] c∈C definiert. Da dieses Produkt folgenkompakt ist, gibt es eine Teilfolge (fnk )k∈N ⊂ (fn )∈N , sodass für alle c ∈ C die Folge (fnk (c))k∈N ⊂ R konvergiert. Wir bezeichnen ihren Grenzwert mit f (c). Seien nun c, d ∈ C. Wir rechnen aus: |f (c) − f (d)| ≤ |f (c) + fnk (c)| + |fnk (c − d)| + |fnk (d) − f (d)| ≤ |f (c) + fnk (c)| + kfnk k∗ kc − dk + |fnk (d) − f (d)| k→∞ ≤ |f (c) + fnk (c)| + kc − dk + |fnk (d) − f (d)| −→ kc − dk Insbesondere ist f (v) := lim f (ci ) i→∞ wohldefiniert, wobei (ci )i∈N ⊂ C eine Folge ist, die gegen v ∈ V konvergiert. Wir haben eine abbildung f : V → R definiert, die gleichmäßig stetig ist, wegen der ungleichung hier oben. Das bedeutet, dass wir die Limes vertauschen können, sodass (fnk )k∈N gegen f konvergiert: lim fnk (v) = lim lim fnk (ci ) k→∞ k→∞ i→∞ = lim lim fnk (ci ) i→∞ k→∞ = lim f (ci ) i→∞ = f (v) Schließlich liegt f in B, weil f den Grenzwert einer Folge in B ist.