Elektronentransfer- und Solvatisierungsdynamik in Eis adsorbiert auf Metalloberflächen Im Fachbereich Physik der Freien Universität Berlin eingereichte Dissertation Cornelius Gahl Mai 2004 Eine elektronische Version dieser Arbeit (PDF) ist ab November 2004 auf dem Dissertationsserver der Freien Universität Berlin (http://www.diss.fu-berlin.de) verfügbar. email: [email protected] Diese Arbeit entstand in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Martin Wolf in der Zeit von Mai 2000 bis August 2001 am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, Abteilung Physikalische Chemie, unter der Leitung von Prof. Dr. Gerhard Ertl und bis Mai 2004 am Fachbereich Physik der Freien Universität Berlin. Berlin, im Mai 2004 Erstgutachter: Prof. Dr. Martin Wolf Zweitgutachter: Prof. Dr. Karl-Heinz Rieder Datum der Disputation: 25. Juni 2004 Kurzfassung Mittels zeit- und winkelaufgelöster Zwei-Photonen-Photoemissionsspektroskopie (2PPE) ist die Dynamik von Überschusselektronen in molekular dünnen Eisschichten auf Metalloberflächen untersucht worden. Ziel dieser Arbeit ist es, zum Verständnis fundamentaler Wechselwirkungsmechanismen zwischen einem Elektron und einer molekularen Umgebung beizutragen. Insbesondere wird der Einfluss der Struktur auf die Elektronendynamik aufgezeigt. Es wurden unterschiedliche Lokalisierungsphänomene in amorphen und in kristallinen Eisschichten gefunden. In amorphen Schichten findet eine Solvatisierung lokalisierter Zustände am Leitungsbandboden der Eisschicht statt. Der Solvatisierungsprozess äußert sich einerseits in einer kontinuierlichen energetischen Verschiebung des elektronischen Zustands, die auf der Cu(111)-Oberfläche über 1.5 ps verfolgt werden konnte. Darüber hinaus ist die Stabilisierung mit einer zunehmenden räumlichen Einschnürung der Wellenfunktion verknüpft, die sich in einer Verbreiterung der Impulsverteilung parallel zur Oberfläche und in einer Verringerung der Rücktransferrate solvatisierter Elektronen ins Metallsubstrat äußert. Die Solvatisierungsdynamik zeigt eine ausgeprägte Bedeckungsabhängigkeit, die darauf zurückgeführt wird, dass bei Bedeckungen <2 BL vermehrt Wassermoleküle an der Solvathülle beteiligt sind, die nicht mit 4 Wasserstoffbrückenbindungen koordiniert sind und dementsprechend schneller auf die Ladung reagieren können. Ferner wird die Solvatisierungsdynamik durch die Relaxationsdynamik angeregter Elektronen im Substrat beeinflusst. So findet man auf der Ru(001)-Oberfläche nicht nur einen deutlich schnelleren Zerfall der Population, sondern auch eine schnellere Stabilisierung lokalisierter Elektronen. Das Solvatisierungsverhalten unterscheidet sich in amorphen und kristallinen Eisschichten ähnlich wie das Lösungsverhalten von Ionen in flüssigem Wasser und kristallinem Eis. In letzterem wird auf der Femtosekundenzeitskala keine Solvatisierung beobachtet. Stattdessen werden an speziellen Defekten in der Grenzschicht zum Vakuum eingefangene Elektronen nachgewiesen, die Lebensdauern bis in den Minutenbereich aufweisen. Lebensdauern in dieser Größenordnung sind für elektronische Zustände wenige Ångström vor einer Metalloberfläche bei einer Energie von 2 eV über dem Fermi-Niveau nicht mehr in einem Einteilchenbild zu verstehen. Als Erklärung wird vorgeschlagen, dass das Elektron an Solvatmoden ankoppelt und sich so ein Komplex mit hoher effektiver Masse bildet. Auf derselben Zeitskala wie der Populationszerfall erfolgt eine Stabilisierung um mehrere 100 meV, die entsprechend einem dielektrischen Relaxationsprozess stark temperaturabhängig ist. Es werden erste Experimente vorgestellt, die auch die Umkehrung des Stabilisierungsprozesses nach Photoemission des Elektrons zugänglich machen. Außerdem wird gezeigt, dass eingefangene Elektronen als Auslöser chemischer Reaktionen eingesetzt werden können. i Inhaltsverzeichnis Kurzfassung i Abbildungsverzeichnis vii 1 Einleitung 1 2 Grundlagen 2.1 Wasser und Eis bei Normaldrücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1 Das Wassermolekül . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2 Die Wasserstoffbrückenbindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.3 Kristallines Eis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.4 Die relevanten Phasen des Wassers . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.5 Elektronische Struktur von kristallinem und amorphem Eis . . . . 2.1.6 Solvatisierung und Einfang von Elektronen . . . . . . . . . . . . . 2.1.7 Adsorption auf Metalloberflächen, Struktur der Eisgrenzflächen . . 2.2 Elektronische Struktur der Metallsubstrate . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Elektronische Struktur der Cu(111)-Oberfläche . . . . . . . . . . . 2.2.2 Elektronische Struktur der Ru(001)-Oberfläche . . . . . . . . . . . 2.2.3 Bildladungszustände an sauberen Metalloberflächen . . . . . . . . 2.3 Modifizierte Bildladungszustände an adsorbatbedeckten Metalloberflächen 2.4 Lichtinduzierte Ladungs- und Energietransferprozesse . . . . . . . . . . . 2.5 Zwei-Photonen-Photoemission . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.1 Beschreibung der 2PPE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.2 Polarisationsabhängigkeit, Symmetrie der Wellenfunktion . . . . . 2.5.3 Winkelabhängigkeit, Dispersion parallel zur Oberfläche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Experiment 3.1 Probenpräparation und -charakterisierung . . . . . . 3.1.1 UHV-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2 Präparation der Metalloberflächen . . . . . . 3.1.3 Präparation der Adsorbatschichten, Thermische Desorptionsspektroskopie (TDS) 3.2 Zwei-Photonen-Photoemissionsspektroskopie . . . . . 3.2.1 Lasersystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . fs-Verstärkersystem . . . . . . . . . . . . . . . Frequenzkonversion und Pulspräparation . . . . . . . 7 7 8 9 10 14 18 20 25 30 30 31 32 35 37 42 44 45 46 49 . . . . . . . . . . . . . 50 . . . . . . . . . . . . . 50 . . . . . . . . . . . . . 54 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 60 60 61 63 iii Inhaltsverzeichnis 3.2.2 3.2.3 Elektronenflugzeitspektrometer . . . . . . . . . . . . . . . . . . Signalverarbeitung, Flugzeitmessung . . . . . . . . . . . . . . . Energiemessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Parallelimpulsmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grundlegende Analyse der 2PPE-Spektren und Messprinzipien 4 Elektronensolvatisierung in amorphen Eisschichten 4.1 Elektronendynamik in amorphem Eis auf Cu(111) im Überblick 4.2 Elektronische Struktur der statischen amorphen Eisschicht . . . 4.3 Bildung solvatisierter Elektronen . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.1 Lokalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.2 Stabilisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.3 Konkurrenzprozess Rücktransfer ins Substrat . . . . . . 4.3.4 Entwicklung der Linienform . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.5 Räumliche Ausdehnung der lokalisierten Zustände . . . 4.3.6 Respons der Solvathülle . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.7 Diskussion der Bildung solvatisierter Elektronen . . . . 4.4 Bedeckungsabhängigkeit der Solvatisierung . . . . . . . . . . . 4.5 Elektronensolvatisierung in amorphem Eis auf Ru(001) . . . . . 5 Delokalisierte Zustände in kristallinen Eisschichten 5.1 Elektronendynamik in kristallinen Eismultilagen auf Ru(001) 5.2 Bedeckungs- und Temperaturabhängigkeit . . . . . . . . . . . 5.3 Bildladungszustände auf der Bilage D2 O/Ru(001) . . . . . . . 5.3.1 Energetik und Dynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.2 Dispersion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 68 71 73 77 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 84 85 89 89 90 91 92 93 99 101 104 108 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 . 115 . 117 . 119 . 119 . 122 6 Elektroneneinfang in kristallinen Eisschichten 6.1 Populations- und Depopulationsmechanismus . . . . . . . . . . . . 6.2 Populationsdynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.1 Pump-Probe-Spektroskopie auf der Sekundenzeitskala . . . 6.2.2 Diskussion des Lokalisierungs- und Stabilisierungsprozesses 6.3 Bedeckungsabhängigkeit und photoinduzierte Strukturänderung . . 6.4 Einfluss der Temperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.4.1 Temperaturabhängigkeit der Bindungsenergie . . . . . . . . 6.4.2 Temperaturabhängigkeit der 2PPE-Intensität . . . . . . . . 6.5 Relaxationsdynamik der Solvathülle . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.6 Einfluss von Edelgas-Deckschichten auf eingefangene Elektronen . 6.7 Photochemie mit eingefangenen Elektronen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 128 129 133 134 139 142 143 146 150 153 154 7 Zusammenfassung und Ausblick 157 A Bildladungszustände vor der Ru(001)-Oberfläche 161 Literaturverzeichnis 167 iv Inhaltsverzeichnis Apparative Komponenten 183 Abkürzungen 185 Publikationen 187 Danksagung 189 Akademischer Lebenslauf 191 v Inhaltsverzeichnis vi Abbildungsverzeichnis 1.1 Schematische Darstellung der 2PPE-Experimente . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 2.9 2.10 2.11 2.12 2.13 2.14 2.15 2.16 2.17 2.18 2.19 2.20 2.21 2.22 2.23 2.24 2.25 2.26 2.27 2.28 Aufbau des Wassermoleküls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wasserstoffbrückenbindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kristallstruktur von Eis Ih . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Struktur von Eis Ih und Eis XI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Protonische Punktdefekte und DV-Defekt . . . . . . . . . . . . . . Vereinfachtes Phasendiagramm für den Niederdruckbereich . . . . Skizze zur Struktur von amorphem Eis . . . . . . . . . . . . . . . . Diffusivität von Wasser und Eis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . UV-Absorptionsspektren von Eis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bandstruktur eines amorphen Festkörpers . . . . . . . . . . . . . . Absorptionsspektrum solvatisierter Elektronen in D2 O . . . . . . . Cavity-Modell des solvatisierten Elektrons . . . . . . . . . . . . . . Absorptions- und Photoelektronenspektrum von Clustern . . . . . Absorptionsspektren lokalisierter Elektronen in D2 O-Glass . . . . . Struktur der idealen adsorbierten Wasserbilage . . . . . . . . . . . Struktureller Isotopeneffekt der Wasserbilage auf Ru(001) . . . . . Molekulardynamikrechnungen zur Grenzflächenstruktur von Eis . . Projizierte Cu-Bandstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bandstruktur von Ruthenium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wellenfunktionen der Bildladungszustände n=1 und 2 auf Cu(111) Wellenfunktionen der Bildladungszustände n=3–7 . . . . . . . . . Modifiziertes Bildladungspotential nach dem DCM . . . . . . . . . Anregungs- und Zerfallsmechanismen . . . . . . . . . . . . . . . . . MGR-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Polaronenbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Intrabandstreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schema der zeitaufgelösten 2PPE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2PPE-Anregungsprozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 9 11 12 13 15 16 17 18 19 20 22 23 24 25 27 28 30 32 33 35 36 38 39 40 41 42 43 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 Experimenteller Aufbau (schematisch) Aufbau des UHV-Systems (FUB) . . . Probenhalterung . . . . . . . . . . . . Gasdosiersystem . . . . . . . . . . . . TDS zur Temperatureichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 51 52 53 54 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 vii Abbildungsverzeichnis viii 3.6 3.7 3.8 3.9 3.10 3.11 3.12 3.13 3.14 3.15 3.16 3.17 3.18 3.19 3.20 3.21 3.22 3.23 3.24 3.25 3.26 Cu(111): LEED und 2PPE-Spektrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . LEED-Bild und Auger-Elektronenspektrum der Ru(001)-Oberfläche . . . TDS von CO/Ru(001) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . TDS von D2 O/Cu(111) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . TDS-Serie von D2 O/Ru(001) präpariert bei T =100 K . . . . . . . . . . . TDS-Serie von D2 O/Ru(001) für verschiedene Präparationstemperaturen TDS von D2 O/Ru(001) bei 164 K . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aufbau des Lasersystems an der FUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spektren von Mira und RegA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Laserspektren der OPAs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Laserspotprofile am Ort der Probe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elektronen-Flugzeitspektrometer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Datenaufnahme und Experimentsteuerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geometrie der Dispersionsmessungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Skizze zur Winkelauflösung des TOF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winkel- und Impulsauflösung des TOF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Korrektur der Absaugspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Energieskalen eines 2PPE-Spektrums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . exemplarische 2PPE-Spektren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geometrie der Polarisationsmessungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . exemplarische zeitaufgelöste 2PPE-Messung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 56 56 57 58 59 59 61 63 66 67 68 69 74 75 75 76 77 79 79 81 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 4.8 4.9 4.10 4.11 4.12 4.13 4.14 4.15 4.16 4.17 4.18 4.19 4.20 Schema zur Elektronendynamik in adsorbierten Eisschichten . . . . . . . . . Elektronendynamik in 4 BL D2 O/Cu(111) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winkelabhängige 2PPE-Spektren von 3 BL D2 O/Cu(111) . . . . . . . . . . Zerlegung winkelabhängiger 2PPE-Spektren in 2 Peaks . . . . . . . . . . . . DCM für Eis/Cu(111) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stabilisierungs- und Populationsdynamik solvatisierter Elektronen . . . . . Linienform solvatisierter Elektronen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winkelaufgelöste Photoemission aus einem lokalisierten Zustand in k-Raum Polarisationsabhängigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vergleich Dispersionsmodell mit Experiment . . . . . . . . . . . . . . . . . . Intensitätsverteilung im kk -Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Isotopeneffekt in der Solvatisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Temperaturabhängigkeit der Solvatisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schematische Darstellung der Solvatisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . zeitabhängige 2PPE-Spektren für verschiedene Bedeckungen . . . . . . . . . STM-Untersuchungen an amorphem D2 O/Cu(111) . . . . . . . . . . . . . . Bedeckungsabhängigkeit der Solvatisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veranschaulichung der Solvatisierung im Volumen und an der Eisoberfläche Elektronendynamik in amorphem Eis auf Ru(001) . . . . . . . . . . . . . . Vergleich der Solvatisierungsdynamik auf Cu(111) und Ru(001) . . . . . . . 83 84 86 87 89 90 92 94 95 97 98 99 100 101 105 106 107 108 109 110 5.1 5.2 2PPE+TDS von 5 BL D2 O/Ru(001) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 Elektronendynamik in amorphem und kristallinem Eis auf Ru(001) . . . . . 116 Abbildungsverzeichnis 5.3 5.4 5.5 5.6 Θ-Abhängigkeit der elektronischen Struktur von kristallinem D2 O/Ru(001) Dynamik der Bildladungszustände auf 1 BL D2 O/Ru(001) . . . . . . . . . . XCs der Bildladungszustände auf 1 BL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dispersionsmessung von 1 BL D2 O/Ru(001) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 120 121 122 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6 6.7 6.8 6.9 6.10 6.11 6.12 6.13 6.14 6.15 6.16 6.17 6.18 6.19 6.20 6.21 6.22 6.23 6.24 2PPE-Spektrum langlebiger Elektronen in kristallinem Eis . . . . . . . Abhängigkeit der 2PPE-Intensität von der Länge der UV-Pulse . . . . . Dispersion von eT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Photonenenergieabhängigkeit von eT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schema des Anregungs- und Depopulationsprozesses von eT . . . . . . . Depopulation von eT mit 0.83 eV (1500 nm) . . . . . . . . . . . . . . . . Populations- und Depopulationsdynamik von eT . . . . . . . . . . . . . Fluenzabhängigkeit langlebiger Elektronen . . . . . . . . . . . . . . . . . Pump-Probe-Messungen von eT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stabilisierung lokalisierter Elektronen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Skizze zur Abschätzung der Energiebarriere . . . . . . . . . . . . . . . . XC-Vergleich zwischen amorpher und halbkristalliner Schicht . . . . . . Einfluss von UV-Licht auf eT und Φ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Temperaturabhängigkeit von eT : konstante Position . . . . . . . . . . . Temperaturabhängigkeit von eT : variable Position . . . . . . . . . . . . Temperaturabhängigkeit der Bindungsenergie von eT . . . . . . . . . . . Simulation der Peakverschiebung von eT mit der Temperatur . . . . . . Temperaturabhängigkeit der Intensität von eT . . . . . . . . . . . . . . . Schema zur Relaxationsdynamik der Solvathülle . . . . . . . . . . . . . Relaxation der Umgebung von eT nach der Depopulation . . . . . . . . Vergleich zwischen Stabilisierung und Destabilisierung von eT . . . . . . Einfluss von Xe-Deckschichten auf eingefangene Elektronen . . . . . . . Einfluss von O2 in der Gasphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Skizze des Reaktionsmechanismus von O2 mit eingefangenen Elektronen 125 126 127 128 129 129 130 132 133 134 135 138 139 142 143 144 145 146 150 151 152 153 155 156 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A.1 Bildladungszustände auf Ru(001) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 A.2 Bildladungszustände auf Ru(001): Spektren und Kreuzkorrelationen . . . . 163 A.3 Quantenschwebungen zwischen Bildladungszuständen . . . . . . . . . . . . 164 ix 1 Einleitung Der Elektronentransfer über eine Grenzfläche hinweg spielt eine entscheidende Rolle bei einer Reihe technologisch relevanter Prozesse, etwa in der Photovoltaik, der Elektrochemie und Katalyse oder dem sich neu entwickelnden Feld der molekularen Elektronik. In der Photochemie an Metalloberflächen kommt es in vielen Fällen durch den Ladungstransfer angeregter Elektronen in einen normalerweise unbesetzten Adsorbatzustand zu einem Energietransfer in Kernbewegungen des Adsorbats, der zu einer Reaktion führen kann [Zho91, Zhu94, Bon99, Den03a]. Wie groß dabei der Energietransfer ist, hängt u. a. von der Lebensdauer des angeregten Zustands und dessen Lokalisierungsgrad ab. Die Dynamik derartiger Elementarprozesse spielt sich typischerweise auf der Zeitskala von Femtosekunden (1 fs=10−15 s) ab. Sie ist deshalb erst mit der Entwicklung der Femtosekundenlaser einer experimentellen Untersuchung zugänglich geworden. In der Gasphase ist es so möglich geworden, die zeitliche Entwicklung der an einer photoinduzierten Reaktion beteiligten elektronischen Zustände zu untersuchen [Zew94,Ass98]. An Metalloberflächen führt die Ankopplung an die Vielzahl möglicher Anregungen im Substrat jedoch dazu, dass die Lebensdauer angeregter Zustände in chemisorbierten Molekülen in den meisten Fällen sehr kurz ist (1–10 fs). Es ist deshalb erst in wenigen Systemen ansatzweise gelungen, den Energietransferprozess während einer Reaktion an Metalloberflächen zeitlich aufzulösen. Hier ist vor allem die Schwingungsanregung ( frustrierte“ Desorpti” on) von Cs-Atomen auf der Cu(111)-Oberfläche anzuführen, für die mittels zeitaufgelöster Zwei-Photonen-Photoemission (2PPE) die energetische Verschiebung eines antibindenden Cs–Cu-Zustands nachgewiesen werden konnte [Bau99, Pet00]. Viele Untersuchungen zur Elektronendynamik an Metalloberflächen haben sich deshalb auf die Anregung einer Nichtgleichgewichtselektronenverteilung mit anschließender Thermalisierung durch Elektron–Elektron- [Wol97,Pet98,Ech00a] bzw. Elektron–PhononStreuung [DF00, Moo02, Lis04] konzentriert. In Konkurrenz zu diesen elementaren Streuprozessen steht hierbei der Energietransport ins Volumen [Kno97b, Bon00]. Außerdem wurde intensiv der Ladungstransfer in Zustände untersucht, die sich von den Bildladungszuständen der sauberen Metalloberfläche ableiten [Fau95, Wei02, Ech04]. Es handelt sich dabei um gebundene Zustände, die sich rein durch den elektronischen Respons von Metall und Adsorbat vor der Oberfläche ausbilden und parallel zur Oberfläche delokalisiert sind. Ein Energietransfer in Kernkoordinaten kann aus Bildladungszuständen in geringem Ausmaß durch Elektron–Phonon-Streuung stattfinden [Hot00]. Ein System, an dem sowohl Elektronen- und Energietransferprozesse als auch Lokalisierungsphänomene untersucht werden können, ist die Bildung solvatisierter Elektronen in dünnen Adsorbatschichten. Unter Solvatisierung versteht man allgemein die Stabilisierung einer Ladung durch lokale Rekonfiguration der molekularen Umgebung, wie sie bei Lösungsprozessen eine entscheidende Rolle spielt. Die Bildung solvatisierter Elektronen erfolgt durch Einfang von mehr oder weniger delokalisierten Überschusselektronen. Diese 1 1 Einleitung entstehen, wenn man Elektronen in ein Lösungsmittel injiziert oder aber im Lösungsmittel selbst anregt. Der Elektronensolvatisierung kommt in drei Bereichen Bedeutung zu. Sie ist Modellsystem einerseits für die Wechselwirkung einer Ladung mit einer Lösungsmittelumgebung, andererseits aber auch für den Energietransfer aus einer elektronischen Anregung in Kernbewegungen, wie er bei chemischen Reaktionen häufig auftritt. Außerdem ist der Prozess als solcher relevant bei elektronenvermittelten Reaktionen in Lösungsmitteln und an ihren Grenzflächen. Durch die mit der Solvatisierung verbundene Lokalisierung wird die Wahrscheinlichkeit verringert, dass das Elektron wieder in den Grundzustand relaxieren kann, so dass die Anregungsenergie länger für chemische Reaktionen zur Verfügung steht. Für alle drei Bereiche ist es nahe liegend, die Untersuchungen zur Elektronensolvatisierung gerade an Wasser bzw. Eis durchzuführen. Wasser ist die wohl bedeutendste chemische Verbindung auf der Erde. Insbesondere ist es das wichtigste Lösungsmittel in der belebten Natur, ebenso wie in technischen Anwendungen und in der Elektrochemie. Andererseits stellt die photokatalytische Spaltung von Wasser zur Produktion von Wasserstoff mit Hilfe von Sonnenlicht im Zusammenhang mit der Erschließung alternativer Energiequellen und -speicher ein aktuelles Ziel der Forschung dar. Große Umweltrelevanz haben die solvatisierten Elektronen in Eis aber auch als reaktive Spezies in der Atmosphärenchemie. So ist gezeigt worden, dass die Bildung solvatisierter Elektronen in Eis den Wirkungsquerschnitt für die photoinduzierte Spaltung von Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffen um ein Vielfaches steigern kann [Lu99,Lu01]. Dieser Prozess kann in polaren Stratosphärenwolken durch den UV-Anteil des Sonnenlichts ausgelöst werden und zur Ausbildung des Ozonlochs über den Polargebieten beitragen. Die Dynamik solvatisierter Elektronen ist sowohl bei der Bildung als auch bei der Anregung aus dem bereits äquilibrierten Zustand schwerpunktmäßig in flüssigem Wasser untersucht worden. Dabei wurden vorwiegend optische, zeitaufgelöste Spektroskopiemethoden angewendet [Mig87, Lon90, Bal99, Kam02, Her02, Lae00]. Die Stabilisierung des Elektrons erfolgt innerhalb weniger Pikosekunden und äußert sich in einer Verschiebung des charakteristischen Absorptionsspektrums zu kürzeren Wellenlängen. Trotz umfangreicher Modellrechnungen ist es allerdings bis heute nicht gelungen, den Ursprung des Absorptionsspektrums zweifelsfrei zu erklären. Ebenso ist die mikroskopische Struktur nach wie vor Gegenstand kontroverser Diskussionen [Kev81, Pre96, Mug96, Sob02a]. Sehr wenig bekannt ist, wie die Dynamik der Solvatisierung in anderen Phasen von Wasser, speziell in amorphem und kristallinem Eis aussieht [Gil01]. Im Rahmen dieser Arbeit wurde nun die Solvatisierung von Elektronen nicht im Volumen von Wasser oder Eis, sondern in Eisschichten mit einer Dicke von wenigen Moleküllagen an der Grenzfläche zu einem Metall untersucht. Auf diese Weise werden elementare Lösungsprozesse mit elektronischen Prozessen an Metalloberflächen kombiniert, so dass man z.B. das Wechselspiel aus Lokalisierung, Stabilisierung und Ladungstransfer studieren kann. Der Ansatz eröffnet ferner die Möglichkeit, Präparations- und Charakterisierungsmethoden der Oberflächenphysik und -chemie auf die Solvatisierung in Lösungsmitteln anzuwenden. So lassen sich unter Ultrahochvakuum(UHV)-Bedingungen hochreine Adsorbatschichten präparieren, deren Struktur gezielt verändert werden kann, um z.B den Einfluss der Struktur auf die Elektronendynamik zu studieren. 2 Die Elektronendynamik wurde mittels zeit- und winkelaufgelöster Zwei-Photonen-Photoemissionsspektroskopie (2PPE) untersucht, einer Pump–Probe-Technik, die es ermöglicht, angeregte elektronische Zustände zu spektroskopieren. So lassen sich gerade die Zustände untersuchen, die in Reaktionen oder Solvatisierungsprozesse unmittelbar involviert sind. Dabei besitzt die 2PPE gegenüber rein optischen Spektroskopiemethoden den Vorteil, dass nicht nur energetische Abstände zwischen Zuständen, sondern sowohl ihre Bindungsenergie als auch die energetische Lage bzgl. der Fermi-Energie des Metallsubstrats ermittelt werden können. Aus winkelabhängigen Messungen ergibt sich zudem der Impuls der Elektronen parallel zur Oberfläche. Derartige Dispersionsmessungen erlauben Rückschlüsse auf die Ausdehnung der Wellenfunktion in der Ebene der Oberfläche. Der prinzipielle Verlauf des Prozesses ist in Abbildung 1.1 schematisch im Realraum und als Energiediagramm skizziert. hn1 hn2 e- + +- e- hn2 e E EVak CB hn1 EF Metall Eis } Abbildung 1.1: Schematische Darstellung der 2PPE-Experimente zur Elektronendynamik in adsorbierten Eisschichten: (oben) Durch optische Anregung im Metall werden Elektronen in die Eisschicht injiziert, wo sie durch lokale Umordnung der Wassermoleküle lokalisiert und stabilisiert werden. Durch Photoemission kann die Entwicklung des elektronischen Zustands untersucht werden. (unten) Diagramm der beteiligten Ladungs- und Energietransferprozesse. Die Elementarschritte sind durch Pfeile illustriert: optische Anregung im Metall durch den ersten Laserpuls, Elektronentransfer ins Leitungsband (CB) der Eisschicht, Lokalisierung und Solvatisierung, abschließend Rücktransfer ins Metall oder Photoemission durch einen zweiten Laserpuls. Egap VB z Ein UV-Laserpuls mit Photonenenergie hν1 regt im Metallsubstrat Elektronen aus besetzten Zuständen unterhalb des Fermi-Niveaus (EF ) in gebundene Zwischenzustände an, wo es aufgrund des Wellenfunktionsüberlapps zu einem Elektronentransfer in das Leitungsband der Eisschicht kommen kann. Hier werden Elektronen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit an lokalen Potentialminima lokalisiert und anschließend durch eine lokale Umordnung der umgebenden Wassermoleküle stabilisiert. Die große Zahl unbesetzter Zustände in der Nähe der Fermi-Energie führt dazu, dass die Elektronen schließlich durch inelastische Elektron–Elektron-Streuung im Metall wieder relaxieren. Die Bindungsenergie und Besetzung der angeregten Zustände kann bestimmt werden, indem mit einem zweiten, zeitlich verzögerten Laserpuls (hν2 ) Elektronen photoemittiert und energieaufgelöst nachgewiesen werden. Durch Variation der Pump–Probe-Verzögerung 3 1 Einleitung lässt sich die Elektronendynamik direkt in der Zeitdomäne verfolgen. Der Elektronentransfer zwischen Metall und Eisschicht spielt in dem Gesamtprozess eine wichtige Rolle. Zum Einen werden die angeregten Elektronen in der Eisschicht durch Injektion aus dem Metall erzeugt. Auf diese Weise ist keine optische Anregung innerhalb der Eisschicht erforderlich, die i. Allg. zur Dissoziation von Wassermolekülen führen würde [Cro96]. Zum Anderen ist die Rücktransferrate der Elektronen ein Maß für den Wellenfunktionsüberlapp der angeregten Zustände im Eis mit dem Metall und spiegelt insofern den Lokalisierungsgrad der Elektronen senkrecht zur Oberfläche wider. Vergleichbare Untersuchungen zu Lokalisierungsphänomenen in Adsorbatschichten sind bislang nur in der Arbeitsgruppe von C. B. Harris in Berkeley (USA) durchgeführt worden. In Alkanschichten auf Ag(111) konnte beispielsweise der Bildungsprozess kleiner Polaronen aufgeklärt werden. Dabei kommt es zwar zu einer Lokalisierung des Elektrons, der Energiegewinn ist jedoch sehr klein [Ge98]. Zeitlich parallel zu den hier vorgestellten Experimenten ist die Solvatisierung von Elektronen aus Bildladungszuständen vor geordneten Alkohol- und Nitrilschichten studiert worden [Mil02,Liu02,Bez04]. Der Übergang von delokalisierten zu lokalisierten Zuständen läuft in diesen Systemen auf der Zeitskala von 100 fs ab. Ein zentraler Aspekt, in dem die hier vorgestellte Arbeit über die Untersuchungen der Harris-Gruppe hinausgeht, ist der Zusammenhang zwischen Elektronendynamik und Struktur der Adsorbatschicht. Da an dem Respons auf die Überschussladung ein ganzes Ensemble von Molekülen beteiligt ist, sind Lokalisierungs- und Solvatisierungsphänomene stark abhängig von der lokalen Eisstruktur. Diese lässt sich in adsorbierten Eisschichten gezielt beeinflussen, indem man beispielsweise die Präparationsbedingungen, das Substrat, oder aber Parameter wie die Probentemperatur variiert. Als extrem hat sich der Unterschied zwischen der Elektronendynamik in amorphen und kristallinen Eisschichten herausgestellt. Während man in amorphen Schichten das Frühstadium der Bildung solvatisierter Elektronen bis zu wenigen Pikosekunden nach der Anregung untersuchen kann, beobachtet man in kristallinen Eisschichten angeregte elektronische Zustände mit Lebensdauern im Bereich von Sekunden bis Minuten, wobei selbst auf diesen Zeitskalen der Stabilisierungsprozess noch nicht abgeschlossen ist. Das bedeutet eine Änderung der charakteristischen Zeitskalen um 15 Größenordnungen, ausgelöst durch den strukturellen Übergang amorph–kristallin. Damit angeregte elektronische Zustände in unmittelbarer Nähe einer Metalloberfläche derart lange Lebensdauern aufweisen können, muss es zu einer extremen Entkopplung des Elektrons vom Metall kommen, die in herkömmlichen Bildern kaum zu erklären ist. Aufbau der Arbeit Im folgenden Kapitel (2) werden zunächst die wichtigsten Eigenschaften von Wasser und Eis mit besonderem Gewicht auf der elektronischen Struktur und dem Stand der Forschung zur Solvatisierung von Elektronen vorgestellt. Anschließend wird eine Einführung in die Elektronendynamik an Metalloberflächen und die Grundlagen der Zwei-Photonen-Photoemission gegeben. Der experimentelle Aufbau zur Präparation und Charakterisierung der Proben und zur Zwei-Photonen-Photoemissionsspektroskopie wurde während dieser Arbeit an der Freien Universität komplett neu realisiert. Hierbei fanden u.a. umfangreiche Verbesserungen bzgl. der Zeitauflösung und Stabilität des La- 4 sersystems statt. Außerdem wurden neue Verfahren zur Aufnahme von 2PPE-Spektren in Echtzeit und bei variabler Probentemperatur implementiert (Kap. 3). Die übrigen Kapitel der Arbeit beschäftigen sich mit den Ergebnissen zur Elektronendynamik in adsorbierten Eisschichten. Dabei steht zunächst, quasi als Modellsystem für den Prozess in der flüssigen Phase, die Solvatisierung von Elektronen in amorphen Eisschichten im Mittelpunkt. Hier kann die Frühphase des Bildungsprozesses von der Elektroneninjektion über die Lokalisierung und die energetische Stabilisierung bis zum Rücktransfer der Elektronen ins Metall mitverfolgt werden. Diese Untersuchungen sind schwerpunktsmäßig auf der Cu(111)-Oberfläche durchgeführt worden (Kap. 4). Die Elektronendynamik in kristallinen Eisschichten wurde vornehmlich auf einem Ru(001)-Substrat untersucht. Auf der Femtosekundenzeitskala ist sie von kurzlebigen, parallel zur Oberfläche delokalisierten Zuständen geprägt, die in Kapitel 5 diskutiert werden. Kapitel 6 schließlich ist dem besonderen Phänomen des Elektroneneinfangs in kristallinen Eisschichten gewidmet. Der Prozess wird zunächst umfassend charakterisiert. Zum Abschluss werden erste Experimente vorgestellt, wie eingefangene Elektronen als Auslöser für chemische Reaktionen eingesetzt werden können. 5 1 Einleitung 6 2 Grundlagen In diesem Kapitel werden die Grundlagen zum Verständnis der Untersuchungen zur Elektronendynamik an wasserbedeckten Metalloberflächen eingeführt. Dazu werden zunächst die relevanten Eigenschaften von Wasser und Eis im Volumen und als Adsorbat vorgestellt, bevor auf die elektronische Struktur der verwendeten Metallsubstrate Cu(111) und Ru(001) eingegangen wird. Von Bedeutung ist dabei u.a. das Bildladungspotential, das zu einer Serie gebundener Zustände mit hoher Aufenthaltswahrscheinlichkeit vor der Metalloberfläche führt. Es folgt eine kurze Einführung in typische Besetzungs- und Zerfallskanäle angeregter elektronischer Zustände an Oberflächen und Energietransferprozesse von elektronischen Anregungen in Kernbewegungen. Am Schluss steht eine Einführung in die zur Untersuchung der elektronischen Struktur und Dynamik an Oberflächen verwendete Methode der Zwei-Photonen-Photoemissionsspektroskopie. 2.1 Wasser und Eis bei Normaldrücken Wasser prägt entscheidend unsere Umwelt und unser Leben. Es kommt bei den auf der Erde herrschenden Temperaturen in seinen drei Aggregatzuständen fest, flüssig und gasförmig als Eis, Wasser und Dampf vor und bestimmt letztlich den gesamten Energiehaushalt der Erde. Einerseits wird durch die hohe Reflektivität von Eis und Wolken die Bilanz zwischen Sonneneinstrahlung und Reflexion bzw. Abstrahlung von der Erde beeinflusst, andererseits erfolgt aufgrund der hohen Wärmekapazität und der mit den Phasenübergängen verbundenen latenten Wärme ein Großteil des atmosphärischen Energietransports durch Wasser in Form von Luftfeuchte oder Wolken. Die Ozeane und Eiskappen der Pole, die zusammen mehr als 70 % der Erdoberfläche bedecken, stellen riesige Reservoire dar, um Energie zu speichern oder klimawirksame Gase wie Kohlendioxid zu binden. Neben seiner klimaregulierenden Wirkung ist Wasser wegen seiner Eigenschaften als Lösungsmittel von zentraler Bedeutung. So bauen die meisten auf der Erde bekannten Lebensformen auf Wasser als Lösungsmittel auf. Entscheidend sind in vielen Fällen die Wechselwirkung mit lokalisierten Ladungen sowie Prozesse an Grenzflächen. Genannt seien hier insbesondere Ladungstransferprozesse, wie sie beispielsweise in biologischen Systemen an Membranen oder bei der Korrosion ablaufen und in kontrollierter Form in der Elektrochemie und heterogenen Katalyse genutzt werden. Mikroskopisch betrachtet ist das einzelne Wassermolekül1 sehr einfach gebaut, im Ensemble dagegen weist Wasser sehr komplexe Eigenschaften auf. Die Ursache hierfür ist die Wasserstoffbrückenbindung, die die Moleküle miteinander vernetzt [Mar04]. 1 Die meisten Eigenschaften sind sehr ähnlich für H2 O und D2 O. Deshalb werden im Folgenden die Begriffe Wasser“ und Eis“ sowie H2 O“ stellvertretend für beide Isotope verwendet, wenn es nicht speziell um ” ” ” Isotopeneffekte geht. 7 2 Grundlagen Entsprechend seiner Relevanz war und ist Wasser Gegenstand intensiver Forschung, sowohl experimentell als auch theoretisch. Trotzdem konnte für viele mikroskopische Prozesse bislang nur ein sehr lückenhaftes Verständnis erlangt werden. Ein Beispiel ist gerade die Solvatisierung von Elektronen, die in dieser Arbeit eine zentrale Rolle spielt (vgl. 2.1.6). In den folgenden Abschnitten wird vom Aufbau des einzelnen Wassermoleküls und der Wasserstoffbrückenbindung ausgehend ein Überblick über die wichtigsten Volumeneigenschaften von Eis Ih gegeben, das die unter Umgebungsbedingungen stabile kristalline Phase darstellt und am besten verstanden ist. Dabei wird insbesondere auf die typischen Defektstrukturen in Eis eingegangen. An Oberflächen sind vor allem zwei metastabile Phasen von Bedeutung: kubisches Eis Ic , das sich in seinen Eigenschaften kaum von Eis Ih unterscheidet, und amorphes Eis, das in seinen Eigenschaften flüssigem Wasser verwandt ist. Besonderes Augenmerk gilt der elektronischen Struktur von Wasser und Eis. Dabei wird schwerpunktmäßig auf das Phänomen der Elektronensolvatisierung eingegangen. Zum Abschluss werden typische Adsorptionseigenschaften vorgestellt. 2.1.1 Das Wassermolekül Das Wassermolekül H2 O ist, wie in Abbildung 2.1(a) dargestellt, gewinkelt aufgebaut. Es besitzt 10 Elektronen mit der nominellen Elektronenkonfiguration von O: (1s)2 (2s)2 (2p)4 und 2 H: (1s)1 . In erster Näherung kann man die Bindungsverhältnisse des Wassermoleküls mit Hilfe der Linearkombination von Atomorbitalen (engl. linear combination of atomic ” orbitals “, LCAO) verstehen. Durch eine sp3 -Hybridisierung der (2s)- und (2p)-Orbitale bilden sich Wellenfunktionen mit tetraedrischer Symmetrie. Zwei der Orbitale gehen in die Bindung der Protonen ein, die beiden übrigen sind jeweils mit 2 Elektronen besetzt und werden als lone pairs“ bezeichnet. Die hohe Elektronenaffinität von Sauerstoff führt ” dazu, dass letztlich hauptsächlich die Orbitale des Sauerstoffs gefüllt sind und die Pro- 0.9572 Å - + LUMO [4A1 ] 104.5o + - lone pair (HOMO) [1B1 ] µ=1.85 D (a) (b) (c) Abbildung 2.1: Aufbau des Wassermoleküls:(a) Geometrie (nach [Lud01];(b) elektrostatisches Potential, das im Fernfeld in das Dipolfeld übergeht (aus [Thi87]);(c) Molekülorbitale des LUMO und HOMO (nach [Jor73]): Der erste angeregte Zustand des neutralen Moleküls hat eine lineare Gleichgewichtskonfiguration [Pet99] 8 2.1 Wasser und Eis bei Normaldrücken tonen nur eine leichte Verzerrung der Ladungsdichteverteilung bewirken [Pet99, Fra82]. Abbildung 2.1(b) zeigt eine Rechnung für das aus der Ladungsverschiebung resultierende elektrostatische Potential, dass auf eine zusätzliche Ladung wirken würde (aus [Thi87]). Durchgezogene Linien kennzeichnen Bereiche mit positivem Potential, gestrichelte solche mit negativem Potential. Ein Elektron würde demnach zu den Protonen hingezogen. Im Bereich der lone pairs“ dagegen ergeben sich abstoßende Bereiche. Im Fernfeld geht das ” Potential in das eines Dipols über. Das Dipolmoment des freien Wassermoleküls hat eine Stärke von 1.85 D 2 . Der rechte Teil der Abbildung zeigt die Molekülorbitale der energetisch höchsten besetzten Orbitale (engl. highest occupied molecular orbital“, HOMO), die ” die lone pairs“ am Sauerstoff darstellen und das erste unbesetzte Orbital (engl. lowest un” ” occupied molecular orbital“, LUMO) nach einer Rechnung von [Jor73]. Das LUMO hat eine hohe Aufenthaltswahrscheinlichkeit an den Protonen und hat antibindenden Charakter. Die Gleichgewichtskonfiguration des ersten angeregten Zustands des neutralen Moleküls ist nicht mehr gewinkelt, sondern linear. 2.1.2 Die Wasserstoffbrückenbindung potentielle Energie Der Zusammenhalt der Wassermoleküle untereinander in der Flüssigkeit und in Eis beruht auf der Wasserstoffbrückenbindung, die immer dann auftritt, wenn ein Wasserstoffatom zwischen zwei elektronegativen Atomen wie Fluor, Sauerstoff oder Stickstoff liegt. Das Wasserstoffatom bleibt im Wasser kovalent an einen Sauerstoff gebunden und die Wassermoleküle bleiben intakt. Man schreibt die Wasserstoffbrückenbindung daher häufig als O–H· · ·O. Der Abstand H· · ·O ist dabei deutlich größer als die kovalente Bindung O–H. In Abbildung 2.2 ist qualitativ die potentielle Energie in Abhängigkeit von der Position des HAtoms auf der Verbindungsachse der Sauerstoffatome für eine Wasserstoffbrückenbindung im Vergleich zu einer freien OH-Gruppe gezeigt. Durch die Bindung wird der Potentialtopf rOH=0.985 Å ~106.6o rOO(Ice Ih)=2.76 Å Position der Protonen (auf A-B) Abbildung 2.2: (links) Potentialkurve für ein Proton in einer Wasserstoffbrückenbindung zwischen Atom A und B im Vergleich zu der einer freien O-H-Gruppe (nach [Nov74]). Die Aufweitung des Potentialtopfs führt zu einer Verschiebung der Schwingungsniveaus. (rechts) Tetraedische Anordnung der Wasserstoffbrückenbindungen zu den 4 nächsten Nachbarn (nach [Lud01]). 2 Debye, 1D = 1 · 1018 esu cm=3.336 · 10−30 C m 9 2 Grundlagen geweitet und der Gleichgewichtsabstand zum kovalent gebundenen Sauerstoff nimmt zu. Es bildet sich ein Doppelmuldenpotential aus, das allerdings nicht symmetrisch ist, weil das zweite Sauerstoffatom bereits zwei kovalente Bindungen zu anderen H-Atomen besitzt. Durch die Aufweitung des Potentialtopfs verschieben sich die Schwingungsniveau (hier mit 1 und 2 eingezeichnet) und die Frequenz der O–H-Streckschwingung verringert sich. Die Verschiebung der Frequenz ist deshalb ein Maß für die Stärke der Wasserstoffbrückenbindung. Sie liegt in der Größenordnung von 200 meV (∼20kJ/mol) und damit zwischen der der kovalenten und der Van-der-Waals-Bindung. Das Molekül, das sein kovalent gebundenes H-Atom für die Wasserstoffbrückenbindung zur Verfügung stellt, wird als Proton-Donor“ bezeichnet, das andere als Proton” ” Akzeptor“. Jedes Wassermolekül kann Protonen für 2 Wasserstoffbrückenbindungen zur Verfügung stellen. Zusätzlich fungieren die lone pairs“ als Proton-Akzeptoren“, so dass ” ” jedes Molekül zu vier Nachbarmolekülen Wasserstoffbrückenbindungen eingehen kann, wie in Abbildung 2.2(a) dargestellt. 2.1.3 Kristallines Eis Die Struktur der bei Umgebungsdrücken stabilen Eisphase Ih ist aus vielen Experimenten bekannt. Sie baut sich nach dem in Abbildung 2.2 gezeigten Prinzip auf. Jedes Wassermolekül ist über Wasserstoffbrückenbindungen tetraedrisch mit 4 weiteren Wassermolekülen verknüpft. Für die Positionen der O-Atome ergibt sich, wie in Abbildung 2.3 dargestellt, ein hexagonales Gitter mit 4 O-Atomen pro Einheitszelle. Die Gitterkonstanten sind bei 100 K a=4.4966 Å (4.4977 Å) und c=7.3204 Å (7.3228 Å) für H2 O (D2 O) [Röt94]. Eine essentielle Eigenschaft von Eis Ih ist, dass es für die Orientierung der Wassermoleküle keine langreichweitige Ordnung gibt. Die Anordnung der Wasserstoffatome in dem Wasserstoffbrückennetzwerk erfüllt lediglich die sog. Eisregeln, auch als Bernal-FowlerPauling-Regeln bekannt [Pau35, Ber33]: • An jedes Sauerstoffatom sind zwei Wasserstoffatome kovalent gebunden. • Zwischen benachbarten Sauerstoffatomen befindet sich jeweils ein Wasserstoffatom. Die Unordnung im protonischen System ist in der dreidimensionalen Darstellung von Abbildung 2.3 nur schwer zu erkennen. Sie wird aber deutlich in der zweidimensionalen Darstellung im Vergleich zur protonengeordneten Phase (Abb. 2.4). Eine Anordnung der O-Atome mit einem O–O–O-Winkel nahe dem Tetraederwinkel von 109.47◦ entspricht allerdings nicht der realen Struktur von Eis Ih , sondern lediglich den gemittelten Positionen, wie sie sich aus kristallographischen Verfahren ergeben, die auf Bragg-Beugung basieren. Die Abweichung von ihrer mittleren Position beträgt sowohl für die O-Atome als auch für die H-Atome im Mittel etwa 0.15–0.25 Å im Temperaturbereich von etwa 100–250 K (vereinfacht nach [Pet99]). Die Ursache dafür sind sowohl thermische Fluktuationen als auch die Protonen-Unordnung bzw. die Konfiguration der einzelnen Wassermoleküle. Aus Kernspinresonanzmessungen und Neutronenstreuung ergibt sich, dass der mittlere Bindungswinkel in den einzelnen Wassermolekülen ΘHOH =106.6±1.5◦ und die Bindungslänge rOH =0.985(7) Å deutlich vom Mittelwert der tetraedrische Struktur abweichen. 10 2.1 Wasser und Eis bei Normaldrücken Tabelle 2.1: Mittelwerte für die Konfiguration des H2 O-Moleküls in Eis Ih (bei ∼250 K) bzw. in freiem H2 O. Experiment Spektroskopie an freiem H2 O Bragg–Beugung Kernspinresonanz, Neutronenstreuung rOH [Å] 0.957 1.002(2) 0.985(7) ΘHOH 104.52◦ 109.47◦ 106.6±1.5◦ Referenzen [Ben56, Eis69, Fra82] [Kuh86, Pet99] [Wha76, Flo87, Pet99] Tabelle 2.1 stellt die Werte für den Bindungswinkel und die Bindungslänge für das freie Molekül und verschiedene Messverfahren an Eis Ih bei T ∼ 250 K gegenüber. Je nachdem, wie die benachbarten Moleküle im Eiskristall orientiert sind, ergeben sich unterschiedliche Verzerrungen der lokalen Kristallstruktur. Diese lokalen Abweichungen von der mittleren Kristallstruktur stellen eine der besonderen Schwierigkeiten in der Modellierung von Eis dar [Pet99]. Protonenordnung in Eis XI Bei tiefen Temperaturen unter 72 K (76 K) für H2 O (D2 O) überwiegt der Energiegewinn durch eine Ordnung des Protonensystems den Beitrag der Entropie zur freien Energie, so dass Eis Ih nicht mehr die stabilste Eismodifikation darstellt. In reinem Eis findet jedoch der Übergang in die geordnete Phase Eis XI nicht statt. Der Grund dafür ist, dass man eine Eiskonfiguration, die die Eisregeln erfüllt, nur durch die Erzeugung von Defekten in eine andere überführen kann. Die geringe Anzahl von [001] [001] H O Abbildung 2.3: (links) Kristallstruktur von Eis Ih : Die primitive Einheitszelle der O-Struktur ist gestrichelt eingezeichnet, wobei die O-Atome der 4-atomaren Basis grau hinterlegt sind. (rechts) Seitenansicht und Aufsicht der primitiven O-Einheitszelle: Die nach den Eisregeln zulässigen Protonen-Positionen sind durch halbgefüllte Kreise markiert (nach [Pet99]). 11 2 Grundlagen Eis Ih Eis XI (001) 1 Bilage { Abbildung 2.4: Struktur von Eis Ih (links) und Eis XI (rechts): (unten) Seitenansicht: Für Eis XI ergibt sich ein Dipolmoment parallel zur c-Achse. (oben) Aufsicht auf eine Bilage; tiefer liegende Moleküle sind blasser dargestellt. In Eis XI ist die nächste Bilage so orientiert, dass sich das Dipolmoment in der Schicht aufhebt. In Eis Ih existiert keine ferroelektrische Ordnung. . Defekten in Eis Ih bei niedrigen Temperaturen reicht nicht aus, um in endlicher Zeit eine Protonenordnung zu etablieren [Joh98]. Eis XI konnte bisher nur durch Anreicherung mit OH− -Ionen erzeugt werden. Abbildung 2.4 zeigt im Vergleich zweidimensionale Schnitte durch die Schichtstruktur der ungeordneten und der geordneten Phase (nach [Jac97]). Es ist jedoch umstritten, ob es sich dabei tatsächlich um die vollständig protonengeordnete Phase handelt [Pet99]. Punktdefekte in kristallinem Eis Punktdefekte spielen in Eis bei allen Prozessen eine zentrale Rolle, bei denen die Probe in eine andere Eiskonfiguration übergeht. Dazu gehören neben dem Übergang von Eis Ih in die protonengeordnete Phase Eis XI auch die dielektrische Relaxation und die protonische Leitfähigkeit als Respons auf ein elektrisches Feld oder die Selbstdiffusion. Bei den protonischen Punktdefekten sind lokal die Eisregeln verletzt, das Gitter der Sauerstoffatome bleibt aber im Mittel erhalten. In Abbildung 2.5 ist schematisch ihre paarweise Entstehung und ihre Bewegung gezeigt: Die ionischen Defekte H3 O+ und OH− entstehen dadurch, dass die erste Eisregel verletzt wird und ein Proton zu einem benachbarten Wassermolekül überwechselt. Diese Situation ist zunächst energetisch sehr ungünstig, wie man aus dem Potentialverlauf der Wasserstoffbrückenbindung (Abb. 2.2) ersehen kann. Sie kann jedoch stabilisiert werden, indem das Nachbarmolekül seinerseits ein Proton an einen anderen Nachbarn weiter gibt, so dass die Ladungen weiter voneinander separiert werden. Anders als in flüssigem Wasser bewegen sich also nicht die Ionen als ganzes durch den Kristall, sondern die Ladungen werden dadurch jeweils an ein Nachbarmolekül weitergegeben, dass in bestehenden Wasserstoffbrückenbindungen ein Proton in den anderen 12 2.1 Wasser und Eis bei Normaldrücken Potentialtopf des Doppelmuldenpotentials überwechselt. Die Aktivierungsenergie für die Bildung ionischer Defekte ist zunächst relativ hoch (∼1.4 eV), dafür erfolgt die Bewegung der Defekte im Eis praktisch ohne Barriere [Pet99]. Ähnlich wie ionische Defekte entstehen sogenannte Bjerrum-Defekte [Bje52] paarweise, wenn lokal die zweite Eisregel verletzt wird und sich ein Molekül so umorientiert, dass sich entlang einer O–O-Achse kein Proton befindet, entlang einer anderen aber zwei Protonen. Man bezeichnet sie als L-Defekte (von leer“) bzw. D-Defekte (von doppeltbesetzt“). Sie ” ” werden im Eiskristall weitergereicht, indem sich Nachbarmoleküle umorientieren. H3O+ D DV OH - L Abbildung 2.5: (links) Protonische Punktdefekte: ionische Defekte bzw. Bjerrum-Defekte entstehen durch Verletzung der ersten bzw. zweiten Eisregel und können leicht im Kristall weitergereicht werden. Entlang ihres Weges (farblich hervorgehoben) werden die Wassermoleküle umorientiert. (rechts) Kombination eines D-Defekts mit einer Fehlstelle (DV-Defekt). Die Bedeutung der protonischen Punktdefekte für die Änderung der Eiskonfiguration resultiert daraus, dass entlang des Pfades, auf dem sich ein solcher Defekt bewegt, alle Wassermoleküle umorientiert werden. Die Umorientierung bewirkt, dass entlang eines Pfades nicht zweimal hintereinander derselbe Defekt weitergereicht werden kann. Um eine protonische Leitfähigkeit zu etablieren, müssen deshalb im Mittel ein ionischer und ein Bjerrum-Defekt entlang eines Pfades wandern. Effektiv wird eine Elementarladung auf die zwei Defekte aufgeteilt, so dass e± + eDL = e . (2.1) Die ionischen Defekte tragen eine Ladung e± =±0.62 e, die Bjerrum-Defekte eDL =± 0.38 e. Die Konzentration der ionischen Defekte ist in reinem Eis sehr klein. Sie liegt bei -20◦ C mit weniger als 10−13 bereits etwa 4 Größenordnungen unter der in flüssigem Wasser (pH=7) und kann bei Temperaturen unter 200 K vernachlässigt werden. Da die Leitfähigkeit von Wasser und Eis gerade auf der Mobilität protonischer Punktdefekte beruht, bedeutet das, dass Eis praktisch keine intrinsische Gleichstromleitfähigkeit besitzt. Man geht davon aus, dass die gemessene Leitfähigkeit von kristallinem Eis durch Verunreinigungen vermittelt wird [Pet83]. Bringt man Eis in ein elektrisches Feld, laufen im wesentlichen zwei Prozesse ab. Zum Einen wird die Elektronenverteilung polarisiert, wie in jedem Material, zum Anderen baut sich eine Polarisation P durch eine Umorientierung der Wassermoleküle auf. Dieser Prozess 13 2 Grundlagen lässt sich sehr gut als eine Debye-Relaxation beschreiben, die der Gleichung dP 1 = (Ps − P ) dt τD (2.2) genügt. τD ist die Zeitkonstante, mit der sich die Gleichgewichtspolarisation Ps aufbaut. Während der elektronische Respons quasi instantan in ≤1 fs erfolgt, läuft die dielektrische Relaxation auf einer viel längeren Zeitskala ab, weil die Reorientierung der Wassermoleküle wiederum über protonische Punktdefekte vermittelt wird3 . In der Literatur finden sich für τD bei 150 K Werte zwischen ∼1 ms [Ber00a] und ∼2 s [Kaw78]. Die Temperaturabhängigkeit entspricht einem aktivierten Prozess mit einer Aktivierungsenergie von 0.55 eV [Pet99]. Extrapoliert zu Temperaturen < ∼100 K ist die dielektrische Relaxation auf der Zeitskala der Experimente praktisch eingefroren. In reinem Eis Ih wird der Relaxationsprozess durch L-Defekte dominiert, weil D-Defekte eine sehr kleine Mobilität besitzen. Der Grund dafür ist wahrscheinlich, dass D-Defekte an Fehlstellen gefangen werden. Dadurch entstehen von positiven Partialladungen umgebene Fehlstellen, die große Ähnlichkeit mit der ersten Solvathülle eines solvatisierten Elektrons in wässrigen Gläsern haben und insofern von Bedeutung für den Einfang von angeregten Elektronen in kristallinem Eis sind. Ein solcher DV-Defekt ( V“ von engl. vacancy“) ist in Abbildung 2.5(rechts) dargestellt. ” ” Im Prinzip können an einer Fehlstelle ein oder zwei D-Defekte gefangen werden. Es gibt sehr wenige Experimente, mit denen direkt Eigenschaften von Fehlstellen, sog. Schottky-Defekten, in Eis gemessen werden. Für die Diffusion von Wassermolekülen in Eis, auch als Selbstdiffusion bezeichnet, von der man annimmt, dass sie bei T <200 K durch Fehlstellen vermittelt wird, findet man eine Aktivierungsenergie von 0.74 eV [Liv02]. Die Aktivierungsenergie für die Selbstdiffusion setzt sich zusammen aus denjenigen für die Bildung der beitragenden Defekte und für deren Wandern [Hen72]. Nach nicht sehr eindeutigen Positronen-Vernichtungsexperimenten werden 0.34 eV für das Wandern der Fehlstellen benötigt [Eld76, Mog78], womit sich für deren Bildung eine Aktivierungsenergie von etwa 0.40 eV ergibt. Letztere sollte in jedem Fall kleiner sein als die Energie zum Entfernen eines Moleküls aus dem Eisvolumen (0.611 eV) [Pet99]. Das Gegenstück zu einer Fehlstelle ist ein Molekül auf einem Zwischengitterplatz, auch Frenkel-Defekt genannt. Frenkel-Defekte dominieren die Selbstdiffusion bei T >223 K. Ihre Konzentration und Aktivierungsenergien sind aus mehreren Experimenten wohl bekannt (siehe Tab. 2.2). Wegen der geringen Konzentration der Defekte sind die meisten Experimente zu defektvermittelten Prozessen im allgemeinen nur bei Temperaturen >150 K durchgeführt worden. Das Tieftemperaturverhalten kann mit Hilfe der Aktivierungsenergien extrapoliert werden. 2.1.4 Die relevanten Phasen des Wassers Da das unter Umgebungsbedingungen stabile Eis Ih am besten verstanden ist, wurden im letzten Abschnitt grundlegende Eigenschaften von Eis an dieser Phase erläutert. Das Phasendiagramm von Wasser ist jedoch äußerst komplex. Neben zahlreichen metastabilen Phasen sind derzeit allein 13 stabile kristalline Phasen bekannt [Pet99]. Viele davon 3 Der Einfluss des Trägheitsmoments der einzelnen Moleküle kann dagegen vernachlässigt werden. 14 2.1 Wasser und Eis bei Normaldrücken Defekt Gleichgewichtskonzentration ni /N H3 O+ OH− D L Frenkel Schottky Aktivierungsenergie der Bildung der Bewegung E± , EDL [eV] Eim [eV] ≤ 10−13 ≥ 1.4 10−7 0.66–0.79 7 × 10−7 (< 6 × 10−7 ) 0.40 <0.611 (0.40) ≈0 ≈0 ? 0.2 – 0.3 0.16 (0.34) Beweglichkeit µi [m2 V−1 s−1 ] 10−7 3 × 10−8 ¿ µL 2 × 10−8 Tabelle 2.2: Eigenschaften von Punktdefekten in kristallinem Eis bei -20◦ C [Pet99]. Insbesondere die Werte für die Beweglichkeit sind nur als Richtwerte zu verstehen, da es widersprüchliche Experimente gibt. Die Aktivierungsenergie zur Bildung von Fehlstellen wurde entsprechend neueren Experimenten zur Selbstdiffusion korrigiert (siehe Text). existieren nur unter extrem hohen Drücken. Im Bereich von Atmosphärendruck bis zum Ultrahochvakuum (UHV) reduziert sich das Phasendiagramm im Wesentlichen auf 4 stabile und 3 metastabile Phasen, die in Abbildung 2.6 in einem vereinfachten Diagramm zusammengefasst sind. Bei den hier vorgestellten Untersuchungen an Eisschichten mit eistabile Phasen Eis XI Flüssigkeit Dampf Eis Ih Abbildung 2.6: Vereinfachtes Phasendiagramm für den Niederdruckbereich (modifiziert nach [Pet99]) ~145-160 K ~200 K Eis Ic ~150-160 K <130 K “water A” Tg~110-130 K ASW ner Dicke von einigen Bilagen, die durch Adsorption auf eine kalte Metalloberfläche unter UHV-Bedingungen präpariert wurden, spielen letztlich nur 3 metastabile Eisphasen eine Rolle. Bei Präparationstemperaturen zwischen 40 und 130 K ergibt sich sog. amorphes festes Wasser (engl. amorphous solid water“, ASW). Wärmt man die Probe auf, erfolgt ” bei ca. 130 K der Übergang von einem Glas zu einer unterkühlten Flüssigkeit ( water A“), ” bevor die Schicht bei 150-165 K kristallisiert. Der Übergang erfolgt allerdings nicht direkt zu Eis Ih , sondern zu Eis Ic . Bevor die stabile Phase bei ca. 200 K erreicht werden kann, ist die Eisschicht im UHV im allgemeinen desorbiert. Präpariert man die Eisschicht bei mehr als 150 K, erhält man direkt kristallines Eis, wobei der Übergang zwischen kubischem und hexagonalem Eis schleichend ist. In dieser Arbeit nicht untersucht wurden Schichten, die bei Temperaturen von weniger als 30 K präpariert wurden. Unter diesen Bedingungen würde sich zunächst eine amorphe 15 2 Grundlagen Modifikation hoher Dichte (engl. high-density amorphous ice“, HDA) bilden, die beim Er” wärmen über ∼38 K in LDA (engl. low-density amorphous ice“) übergeht [Jen94, Sce82]. ” LDA ist in seinen Eigenschaften sehr ähnlich wie ASW, so dass in vielen Fällen nicht explizit zwischen den beiden unterschieden wird. Der Begriff amorphes Eis“ wird im folgenden ” als Sammelbegriff für alle amorphen Phasen verwendet. Kubisches Eis Ic Eis Ic ist in seiner Struktur und seinen Eigenschaften sehr ähnlich wie Eis Ih . Stellt man sich den Kristall als aus Bilagen zusammengesetzt vor, so besteht der Unterschied darin, wie die Lagen gegeneinander versetzt sind. In hexagonal dichtgepacktem Eis Ih lautet die Stapelreihenfolge ABABAB, in kubischem Eis Ic ABCABC, vergleichbar mit dem Unterschied zwischen einem hcp- und einem fcc-Gitter. In der Seitenansicht der Bilagenstruktur von Abbildung 2.4 liegen in Eis Ic die Moleküle der obersten Reihe nicht in der vorderen Ebene, sondern noch eine Ebene weiter hinten als die Reihe darunter. Die energetischen Unterschiede zwischen Eis Ic und Ih sind sehr klein [Pet99]. Für Schichtdicken von wenigen Bilagen sind die beiden Eismodifikationen praktisch ununterscheidbar, so dass die dargestellten Eigenschaften von Eis Ih auf Eis Ic übertragen werden können. Amorphes Eis, ASW Amorphes Eis ist wahrscheinlich die meist vertretene Form von Wasser im Universum. Es wird im interstellaren Dunst beobachtet und stellt den Hauptbestandteil von Kometen dar [Jen94]. In amorphem Eis weist nicht nur die Anordnung der Wasserstoffbrückenbindung, sondern auch das Gitter der Sauerstoffatome keine langreichweitige Ordnung auf. Die lokale Struktur ähnelt stark der von Eis Ih . Aus Röntgen- und Neutronenstreuung ist bekannt, dass jedes Wassermolekül im Mittel von 3.9±0.1 wasserstoffverbrückten nächste Nachbarmolekülen umgeben ist [Sce82, Fin02]. Die Ursache für den Verlust der Fernordnung liegt vor allem in den Abweichungen von der tetraedrischen Geometrie. Die Breite von 8◦ der Verteilung in den O–O–O-Bindungswinkeln reicht aus, dass die Orientierung von Molekülen in einem Abstand von mehr als 7 Å bereits keine Korrelation mehr aufweist. In Abbildung 2.7 ist der Unterschied zwischen kristallinem und einem amorphen Eis vereinfacht dargestellt. Die Morphologie von ASW hängt von den Präparationsbedingungen ab. So variiert die Porösität von ASW stark mit der Einfallsrichtung der Wassermoleküle, (a) kristallin (b) amorph Abbildung 2.7: Schematische Darstellung der Struktur von kristallinem und amorphem Eis 16 2.1 Wasser und Eis bei Normaldrücken wenn man die Schichten bei weniger als 90 K präpariert [Ste99, Azr99]. Bei Temperaturen ≥90 K bilden sich relativ homogene Schichten. Dies gilt auch bei alle Temperaturen für die Adsorption mit einem gerichteten Molekularstrahl in senkrechter Einfallsrichtung. Im Rahmen dieser Arbeit wurden ausschließlich amorphe Eisschichten untersucht, bei deren Präparation beide Bedingungen für nicht poröse, homogene Schichten erfüllt waren (vgl. Abschnitt 3.1.3). Glasübergang, Wasser A Bei Temperaturen unter 120 K ist in amorphem Eis jegliche Diffusion eingefroren [Jen94, Fis95, Joh02]. Der Übergang von diesem Glaszustand in eine ultraviskose Flüssigkeit erfolgt bei einer Temperatur Tg , für die aus unterschiedlichen Experimenten Werte zwischen 124 und 136 K angegeben werden ( [Fis95] und Referenzen darin). In der Nähe des Glasübergangs ist zunächst die Protonendiffusion durch die Mobilität der protonischen Punktdefekte dominant [Fis95]. Die Diffusion steigt bis zum Kristallisierungsübergang jedoch stark an und ist bei 150 K etwa 6 Größenordnungen größer als in der kristallinen Phase [Smi97, Smi99, Smi00, Liv02]. Die stark unterkühlte Flüssigkeit in diesem Temperaturbereich bezeichnet man als Wasser A (engl. Water A“). ” Difusivität (cm2/s) VFT flüssiges Wasser Eis ASW Abbildung 2.8: Diffusivität von ASW ermittelt aus Isotopendurchmischung im TDS [Smi99, Smi00] im Vergleich zu flüssigem Wasser und kristallinem Eis. Außerdem gezeigt ist das Ergebnis einer SFG-Studie an dünnen ASW-Filmen auf Ru(001) (nach [Den03d]). ~5BL auf Ru(001) Temperatur [K] Wie Abbildung 2.8 außerdem zeigt, kann man das Diffusionsverhalten von ASW und flüssigem Wasser mit der empirischen Vogel-Fulcher-Tamann (VFT)-Gleichung D(T ) = D0 · e−E/(T −T0 ) (2.3) beschreiben [Smi00]. T0 ist die ideale Glasübergangstemperatur. Ob es sich bei ASW allerdings wirklich um die Fortsetzung der stabilen flüssigen Phase handelt oder ob es im experimentell wegen der Kristallisierung nicht zugänglichen Temperaturbereich zwischen ca. 170 und 230 K einen weiteren kritischen Punkt gibt, ist nach wie vor nicht geklärt [Mis98, Deb03]. Ungeachtet dessen wird ASW häufig als Modellsystem für Prozesse in flüssigem Wasser verwendet. Dabei wird die Annahme gemacht, dass die Struktur von ASW einer eingefrorenen Konfiguration von flüssigem Wasser entspricht4 und die zeitliche 4 ,auch wenn es durch Abscheidung aus der Gasphase präpariert wurde. 17 2 Grundlagen Mittelung über Fluktuationen in flüssigem Wasser der räumlichen Mittelung in amorphem Eis gleichgesetzt werden kann [Wal80, Pet99]. In der Vergangenheit wurden viele Experimente zur Dynamik freier Ladungsträger an amorphem Eis durchgeführt, um die schnellen Fluktuationen in Wasser einzufrieren. Dabei wurde kein reines Eis verwendet, sondern es wurden Salze zugegeben in einer Konzentration, die eine Kristallisierung während des Einfrierens verhindert. Zur Unterscheidung werden derartige Proben im Folgenden als wässrige Gläser“ bezeichnet. ” Die Struktur dünner Eisschichten mit einer Dicke von wenigen Bilagen kann deutlich durch das Substrat beeinflusst sein. In Abbildung 2.8 ist links unten die Diffusivität bestimmt aus dem SHG-Signal der freien O–H- bzw. O–D-Streckschwingung an einem H2 O/D2 O-Schichtsystem auf Ru(001) gezeigt. Sie steht eher in der Fortsetzung der Diffusion in kristallinem Eis und weist keinen erkennbaren Glasübergang auf [Den03d]. 2.1.5 Elektronische Struktur von kristallinem und amorphem Eis Die elektronische Struktur von kristallinem und amorphem Eis ist sehr ähnlich und entspricht der eines Halbleiters mit großer Bandlücke [Kob83,Cro96]. Im Bereich der besetzten Absorptionskoeffizient [cm-1] Absorptionskoeffizient [cm-1] 5 x10 8 6 4 Eis Ih ASW 2 0 5 10 15 20 25 Photonenenergie [eV] 30 10 (1) 60°C (2) 40°C (3) 20°C (4) 0°C 1 234 1.0 0.1 5 6 789 6.5 (5) -20°C (6) -50°C (7) -90°C (8)-130°C (9)-170°C 7.0 Photonenenergie [eV] Abbildung 2.9: (links) UV-Absorptionsspektren von amorphem und kristallinem Eis bei 80 K (nach [Kob83]); (rechts) Temperaturabhängigkeit für die exponentiell in die Bandlücke reichende Flanke lokalisierter Zustände (nach [Shi77]) Zustände findet man 3 Valenzbänder, die sich von den Molekülzuständen 1b2 , 3a1 und 1b1 ableiten [Shi77]. Die Absorption im ultravioletten Wellenlängenbereich zeigt einen ersten Peak bei 8.6 eV, der allerdings nicht einer Anregung ins Leitungsband, sondern der Bildung eines Excitons aus dem (1b1 → 4a1 )-Übergang zugeschrieben wird. Delokalisierte Leitungsbandzustände werden erst mit Photonenenergien von ∼11 eV erreicht. Ihre räumliche Ausdehnung ist aufgrund der Protonenunordnung und von Defekten deutlich kleiner als die von Leitungsbandelektronen in Metallen. In flüssigem Wasser liegt der Radius aber immer noch bei mehr als 30 Å [Kee01]. Die Bandlücke von amorphem und kristallinem Eis bei 80 K ist ca. 0.4 eV größer als in flüssigem Wasser. Für die Untersuchungen zur Elektronendynamik an der Metall–Eis-Grenzfläche ist insbesondere die elektronische Struktur im Bereich des Leitungsbands von Bedeutung. Bandstrukturrechnungen, die über eine TightBinding-Näherung hinausgehen, existieren nur für protonengeordnetes kubisches Eis. Aus 18 2.1 Wasser und Eis bei Normaldrücken diesen Rechnungen ergibt sich für das Leitungsband eine energetische Breite von mehreren eV, was den delokalisierten Charakter der Leitungsbandzustände bestätigt [Res77]. Welchen Einfluss haben nun die fehlende langreichweitige Ordnung und Defekte in flüssigem Wasser und amorphem Eis auf die elektronische Struktur? Die Abweichung von der translationssymmetrischen Struktur hat zur Folge, dass die Bandstruktur und die Brillouin-Zone nicht mehr scharf definiert sind. Der Unterschied ist in Abbildung 2.10 sche- Bandkante keine Zustände ausgedehnte Zustände n(E) ausgedehnte Zustände Bandkante kristallin Valenzband lokalisierte Zustände Mobilitätskante ausgedehnte Zustände Mobilitätskante amorph Leitungsband Abbildung 2.10: Bandstruktur eines kristallinen und eines amorphen Festkörpers im Vergleich: Merkmale der ungestörten kristallinen Bandstruktur werden durch die Variation der Gitterparameter in der amorphen Phase verwaschen. Dies gilt auch für die Bandkanten. Die exponentiell in die Bandlücke abfallenden Flanken in der Zustandsdichte rühren von lokalisierten Zuständen her (nach [Zal83]). ausgedehnte Zustände Elektronenenergie E matisch dargestellt. Die Merkmale der kristallinen Bandstruktur insbesondere am Rand der Brillouin-Zone werden in der amorphen Phase verwaschen. Durch die lokalen Schwankungen im Potential können sich lokalisierte Zustände ausbilden, die energetisch in der Bandlücke liegen. Diese exponentiell in die Bandlücke hineinreichende Zustandsdichte, als Urbach-Flanke bezeichnet [Gou90,Ber97], ist selbst in flüssigem Wasser relativ klein (siehe rechter Teil von Abb. 2.9). Damit lokalisierte Zustände stabiler sind als delokalisierte, muss der Gewinn an potentieller Energie größer sein als die kinetische Energie, die entsprechend der Unschärferelation für die Lokalisierung des Elektrons aufgebracht werden muss. Nach wie vor Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion ist der energetische Abstand V0 des Leitungsbandbodens vom Vakuumniveau, der der Elektronenaffinität EA in der kondensierten Phase entspricht. Eine Schwierigkeit bei der Bestimmung besteht in dem fließenden Übergang zwischen delokalisierten und lokalisierten Zuständen. Darüberhinaus wird durch eine optische Anregung die Ladungsverteilung verändert, was zu einer Relaxation der Umgebung führt, die in der Größenordnung von 1 eV liegen kann. Für die Elektronenaffinität findet man in der Literatur je nach Messverfahren und Berücksichtigung der Relaxationsenergie Werte zwischen 0.1 und 1.5 eV ( [Coe97, Coe01] und Referenzen darin). 19 2 Grundlagen 2.1.6 Solvatisierung und Einfang von Elektronen Injiziert man in Wasser ein Elektron, so kann dieses durch eine lokale Umordnung der polaren Moleküle stabilisiert werden. Dieser Prozess wird als Solvatisierung (etwa als Lösung“ ” zu übersetzen), in Wasser auch als Hydratisierung bezeichnet. Solvatisierte Elektronen wurden in Wasser erst in den 60er Jahren entdeckt aufgrund ihres charakteristischen Absorptionsspektrums [Har62,Boa63]. Sie sind eine wichtige Übergangsspezies in zahlreichen Ladungstransferprozessen in der Biologie, Elektrochemie und Strahlungschemie. Elektronen im Frühstadium der Solvatisierung können beispielsweise die lichtinduzierte Spaltung von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) in stratosphärischen Wolken verstärken und spielen damit eine wichtige Rolle in der Ausbildung des Ozonlochs über den Polargebieten ( [Lu99, Lu01] und Referenzen darin). Aus theoretischer Sicht stellt das in 3 Dimensionen lokalisierte solvatisierte Elektron ein Modellsystem für die Wechselwirkung eines einfachen quantenmechanischen Systems mit einem Ensemble von Molekülen dar. Trotz intensiver Forschung während der letzten Jahrzehnte sowohl auf experimentellem als auch theoretischem Gebiet sind allerdings selbst grundlegende Eigenschaften wie das Absorptionsspektrum und die mikroskopische Struktur bislang nicht vollständig verstanden. 1.6 Abbildung 2.11: Absorptionsspektrum solvatisierter Elektronen in D2 O bei verschiedenen Temperaturen: Das Spektrum verschiebt sich mit -2.5 meV/K bei annähernd konstanter spektraler Form (nach [Jou79]). 1.4 1.2 A/ Amax 1.0 0.8 380 K 0.6 340 K 0.4 298 K 0.2 . 0.0 274 K 1 3 2 Photonenenergie [eV] 4 5 Solvatisierte Elektronen in flüssigem Wasser Zunächst möchte ich einen Überblick über Struktur und Dynamik solvatisierter Elektronen in der flüssigen Phase geben, da hierzu in den letzten Jahren die meisten Untersuchungen durchgeführt wurden. Das Absorptionsspektrum äquilibrierter solvatisierter Elektronen hat bei Raumtemperatur ein Maximum bei 1.72 eV und eine Breite von 0.84 eV (Abb. 2.11). Es wird verursacht durch optische Übergänge vom Grundzustand des solvatisierten Elektrons in angeregte Zustände nahe der Leitungsbandkante. Charakteristisch ist, dass sich das Spektrum deutlich mit der Temperatur verschiebt (für Wasser um -2.5 meV/K), die Linienform jedoch über einen weiten Temperaturbereich nahezu unverändert bleibt [Tut91]. Diese lässt sich für Wasser sehr gut durch die empirisch gefundene Form einer Gauss-Kurve auf der niederenergetischen und einer Lorentz-Kurve auf der hochenergetischen Seite des Absorptionsmaximums beschreiben [Jou79]. 20 2.1 Wasser und Eis bei Normaldrücken Spektrale Form: Elektron-Phonon-Kopplung Wichtige Einblicke in den Ursprung der Linienform des Absorptionsspektrums ergeben sich aus zeitaufgelösten, optischen Messungen am bereits äquilibrierten solvatisierten Elektron. Mit Photonenenergien bis zu 2 eV werden die Elektronen in Zustände angeregt, die großteils in demselben Solvatisierungspotential lokalisiert sind. Mit 3.1 eV hingegen werden Leitungsbandzustände bevölkert, deren Wellenfunktion einen Radius von mehr als 30 Å hat [Ass99,Son01a,Son01b,Kam02]. Die Linienform des Absorptionsspektrums ist zum überwiegenden Teil auf eine homogene Verbreiterung zurückzuführen. Sowohl zeitaufgelöste optische Messungen als auch eine Analyse des stationären Absorptionsspektrums liefern eine Dephasierungszeit von nur 1.6 fs. Ursache hierfür ist wahrscheinlich, dass die optische Anregung durch die unterschiedliche Krümmung der Potentialflächen von Grundzustand und angeregten Zuständen entlang einer Solvatisierungskoordinate direkt an Schwingungsmoden koppelt [Bal99, Fri92]. So wird in Photonenecho- und Transient-Grating-Experimenten eine stark gedämpfte Wellenpaketdynamik beobachtet, die mit der Librationsbande im Bereich ∼300–900 cm−1 (∼35–115 meV) korreliert werden kann. Auch gemischt quantenmechanisch-klassische Molekulardynamikrechnungen zeigen, dass in den ersten ∼20 fs eine starke Kopplung an Librationsfreiheitsgrade erfolgt, während die Langzeitdynamik nach einer optischen Anregung durch gekoppelte Solvatmoden dominiert wird, die Translationsbewegungen beinhalten [Pre96, Yan01]. Bildungsprozess Solvatisierte Elektronen können sich bilden, wenn lokal Überschusselektronen in Wasser auftreten, sei es durch Elektroneninjektion von außen, durch Ladungstransfer von Fremdionen über sogenannte CTTS-Zustände ( charge-transfer-to-solvent ” states“) oder Photoionisation von reinem Wasser. Ihre Lebensdauer ist in reinem Wasser durch Rekombination mit OH oder H3 O+ bestimmt und liegt in der Größenordnung von Mikrosekunden [Boa63, Gau89, Tho99]. In den letzten 20 Jahren ist der Bildungsprozess solvatisierter Elektronen nach Mehrphotonen-Ionisation von Wasser intensiv mit zeitaufgelöster Absorptionsspektroskopie untersucht worden [Mig87, Pep97, Mad00, Vil01, Her02]. Bereits wenige 100 fs nach dem Ionisationspuls hat sich die typische Linienform des Absorptionsspektrums ausgebildet. Das Absorptionsmaximum ist jedoch anfangs zu Energien <1.2 eV verschoben und entwickelt sich annähernd exponentiell mit einer Zeitkonstante von ca. 300 fs zu dem der äquilibrierten Spezies. Die Dynamik wird als Relaxation im Grundzustand interpretiert und kann als Abkühlen der Solvathülle betrachtet werden. Die Ausdehnung der Grundzustandswellenfunktion lässt sich nach den optischen Summenregeln aus den Momenten des Absorptionsspektrums abschätzen [Tut91]. Auf die zeitaufgelösten Messungen angewandt, ergibt sich eine zunehmende Einschnürung der Ladungsverteilung von 8 Å nach 200 fs auf einen asymptotischen Durchmesser von 4.8 Å [Her02]. Über die ersten 100–200 fs der Solvatisierungsdynamik lassen sich derzeit nach den zeitaufgelösten Absorptionsmessungen an flüssigem Wasser kaum Aussagen machen. Die Hauptursache liegt darin, dass das Spektrum zu diesen Zeiten soweit zu niedrigen Energien verschoben ist, dass das Absorptionsmaximum außerhalb des Messbereichs der meisten Experimente mit hinreichender Zeitauflösung liegt. Hinzu kommt, dass mit Photonenenergien <10 eV die Ionisation von Wasser indirekt über die Dissoziation eines 21 2 Grundlagen Wassermoleküls erfolgt, ein Prozess, der zeitlich mit der Frühphase der Solvatisierung überlappt [Pep97, Tho99, Lae00, Lae01]. Mikroskopische Struktur Wie hat man sich die mikroskopische Struktur eines solvatisierten Elektrons vorzustellen? Experiment und Theorie sind sich einig, dass die Ladungsverteilung einen Durchmesser von 4.5–6 Å hat. Elektronen-Spinecho-Messungen an wässrigen Gläsern zufolge ist das Elektron von 6 Protonen im Abstand von 2.1 Å und 6 im Abstand von 3.6 Å vom Ladungsschwerpunkt umgeben, die alle zu 6 Wassermolekülen in der ersten Solvathülle gehören mit jeweils einer auf das Elektron ausgerichteten O–HBindung. Der mittlere Abstand der nächsten Sauerstoffatome vom Ladungsschwerpunkt ist mit gut 3 Å etwas größer als der mittlere O–O-Abstand in kristallinem Eis (2.76 Å). Das Elektron ist demnach in einem Hohlraum (engl. Cavity“) der Größenordnung ei” ner Fehlstelle im Wassernetzwerk lokalisiert. Diese Struktur der Solvathülle wird durch Quanten-Pfadintegral-Molekulardynamik-Rechnungen bestätigt [Bar89]. (a) (b) Abbildung 2.12: Vereinfachte Darstellung des Cavity-Modells für ein solvatisiertes Elektron: Elektronenwellenfunktion und 1. Solvathülle (a) des s-artigen Grundzustands, (b) eines p-artigen angeregten Zustands. Die Anregung führt zu einer Umordnung der Solvathülle (nach [Bal99]). Im Rahmen des Cavity-Modells ergeben sich in dem Solvatisierungspotential neben dem s-artigen Grundzustand drei angeregte, p-artige Zustände, deren Entartung aufgehoben ist durch die Abweichungen der Solvathülle von der Kugelsymmetrie [Sch94]. Das Absorptionsspektrum wird danach durch den Übergang s→p dominiert. In Abbildung 2.12 sind die Wellenfunktionen zusammen mit der Konfiguration der ersten Solvathülle vereinfacht dargestellt. Der Übersichtlichkeit halber sind die Wassermoleküle vor und hinter dem Elektron weggelassen. Es gibt jedoch Experimente, die nur schwer mit dem Cavity-Modell erklärt werden können. So deuten beispielsweise Messungen an gemischten Lösungsmitteln darauf hin, dass die Lage und Form des Absorptionsspektrums nicht durch 6, sondern eher durch ein oder zwei Wassermoleküle bestimmt werden [Mar99]. Dies passt zum sog. SAC-Modell (engl. Solvent Anion Complex“), nach dem nicht das blanke Elektron solvatisiert wird, sondern ” ein negativ geladener kleiner Wassercluster [Tut91]. In einem weiteren Modell wird das Absorptionsspektrum solvatisiertem Hydronium (H3 O) zugeschrieben [Mug96]. Ab initioRechnungen von kleinen H3 O(H2 O)n -Clustern zeigen jedoch, dass sich ein Elektron vom Hydronium abspaltet und an der Oberfläche des Clusters stabilisiert wird [Sob02b,Sob02a]. Extrapoliert auf die ausgedehnte Flüssigkeit bedeutet dies aber, dass das Elektron ebenfalls einzeln solvatisiert und damit gegen das Hydronium-Ion abgeschirmt würde. Solvatisierung in geladenen Wasserclustern Kleine Wassercluster sind insofern ein wichtiges Vergleichssystem zu dünnen adsorbierten Eisschichten, als in beiden Fällen die Sol- 22 2.1 Wasser und Eis bei Normaldrücken vatisierung stark durch die Grenzflächen beeinflusst werden kann. Auch wenn die Wellenfunktion des Elektrons einen Durchmesser von wenigen Ångström hat, kann sich die Solvathülle über ein deutlich größeres Umfeld erstrecken. Untersuchungen an geladenen Wasserclustern (H2 O)n mit n<70 zeigen, dass das Absorptionsspektrum für kleine Cluster deutlich zu niedrigeren Energien verschoben ist und eine geringere Breite aufweist. Die Energie des Absorptionsmaximums sowie die Breite der niederenergetischen Flanke nehmen ab n=11 linear mit n−1/3 , also etwa mit dem Durchmesser der Cluster zu und lassen sich zum Volumenwert extrapolieren, während gleichzeitig die Elektronenwellenfunktion stärker lokalisiert wird [Ayo97, Coe01, Coe04]. Es gibt eine lange Kontroverse, in welchen Fällen die Ladung an der Oberfläche der Cluster stabilisiert wird und ab welcher Größe die Solvatisierung im Innern des Clusters erfolgt [Bar88,Ayo97,Bar01,Coe01,Lee97]. Während die Theorie einen Übergang bei einer Größe von ca. 64 Molekülen voraussagt, deuten die kontinuierlichen Trends zum Absorptionsspektrum im Volumen darauf hin, dass bereits ab n=11 eine Solvatisierung im Innern des Clusters möglich ist. Im Gegensatz zur Flüssigkeit existieren von Clustern auch Photoelektronenspektren. Sie weisen dieselben kontinuierlichen Trends für die Peakform und -position auf wie Absorptionsspektren. Neuere Arbeiten zeigen für Cluster mit n=6–16 neben den volumenartigen Zuständen auch schwächer gebundene Zustände, die als an der Oberfläche solvatisierte Elektronen interpretiert werden [Coe04]. Abbildung 2.13: Absorptions- und Photoelektronenspektrum in Abhängigkeit von der Clustergröße: (a) energetische Lage des Maximums, (b) Breite der Gauss-artigen niederenergetischen Flanke, (c) Breite der Lorentz-artigen hochenergetischen Flanke. Offene Symbole entsprechen Absorptionsspektren (ABS), gefüllte Symbole Photoelektronenspektren (PES). Die Parameter der Volumenspektren wurden unter der Annahme einer linearen Verschiebung mit der Temperatur auf 210 K entsprechend der Temperatur der Cluster extrapoliert (nach [Coe04]). 23 2 Grundlagen Elektroneneinfang in amorphem und kristallinem Eis Wie Molekulardynamik-Rechnungen zeigen, beinhaltet der Respons der Wasserumgebung auf eine Überschussladung in der Flüssigkeit sowohl Umorientierung als auch Translation von Molekülen und ist als solcher stark abhängig von Fluktuationen der Wasserkonfiguration. Diese sind bei tiefen Temperaturen deutlich kleiner, so dass in Eis viele Relaxationspfade der Solvathülle eingefroren sind und ein Gleichgewichtszustand erst auf einer sehr viel längeren Zeitskala erreicht wird [Gil01, Wal80]. Aus diesem Grunde spricht man insbesondere für kristallines Eis, in dem die Relaxation bei T <100 K mehrere Jahre dauern würde, oft von Elektroneneinfang statt -solvatisierung. Man beachte, dass auch Ionen in kristallinem Eis nicht gelöst werden, sondern, wenn überhaupt, in geringen Konzentrationen in das Kristallgitter eingebaut werden [Pet99]. Absorptionsspektren von wässrigen Gläsern wie von kristallinem Eis, die mit hochenergetischen Elektronen (∼3 MeV) oder γ-Strahlung angeregt wurden, zeigen außer einem Peak bei ca. 2 eV , der dem solvatisierter Elektronen in flüssigem Wasser ähnelt, eine breite Absorptionsbande im Infrarotbereich, deren Maximum bei <0.5 eV liegt. Es handelt sich dabei nicht um verschieden stark gebundenen Zustände in demselben lokalen Potentialtopf. Die Struktur der schwach gebundenen Elektronen ist nicht geklärt. Es werden einerseits gebundene Zustände an vorhandenen oder durch die Bestrahlung erzeugten Defekten diskutiert. Zumindest in kristallinem Eis könnte es sich auch um kleine Polaronen handeln, wobei die Orientierung der Wassermoleküle allerdings eingefroren ist ( [Wal80, Gil01] und Referenzen darin). Für die stärker gebundene Spezies nimmt man an, dass in amorphem Eis und stark verdünnten wässrigen Gläsern die lokale Struktur der Solvathülle vergleichbar ist mit der in flüssigem Wasser. So werden beispielsweise die oben angeführten Strukturuntersuchungen an wässrigen Gläsern mittels Elektronen-Spinecho-Messungen auch für flüssiges Wasser als repräsentativ angesehen [Kev81]. In kristallinem Eis hingegen geht man davon aus, dass zunächst quasi-freie Elektronen an Fehlstellen kombiniert mit ein oder zwei D-Defekten, den sog. DV-Defekten, eingefangen Absorption Dt=100 ns 5 µs 1000 s 300 24 900 1200 Wellenlänge l [nm] Abbildung 2.14: Absorptionsspektren lokalisierter Elektronen in D2 O-Glass mit 7.5 M BeF2 bei 77 K zu verschiedenen Zeiten nach einem 40 ns Strahlungspuls. Die Intensität des Peaks im sichtbaren Bereich nimmt mit der Dotierung zu (nach [Ngu78]). 2.1 Wasser und Eis bei Normaldrücken werden (Abb. 2.5). Da D-Defekte effektiv eine Ladung von 0.38 e tragen, sind die kombinierten Defekte positiv geladen und dadurch attraktiv für Elektronen. Sie stellen eine Art Cavity dar, die jedoch nur von 3 oder 4 Protonen umgeben ist [deH83,Kun83,Pet94,Gil01] im Gegensatz zu 6 Protonen in amorphem Eis. Um spektroskopische Untersuchungen bei verschiedenen Temperaturen vergleichen zu können, wird häufig ausgenutzt, dass sich das Absorptionsspektrum solvatisierter Elektronen sowohl in flüssigem Wasser als auch in kristallinem Eis linear mit der Temperatur verschiebt. Während die Änderung in der Flüssigkeit -2.9 meV/K, fällt die Verschiebung in kristallinem Eis mit -1.2 meV/K deutlich kleiner aus [Shu66]. Die beiden linearen Verläufe schneiden sich in der Nähe des Gefrierpunktes, was ein weiteres Indiz dafür ist, dass es sich bei solvatisierten Elektronen in Wasser und eingefangenen Elektronen in kristallinem Eis um verwandte Spezies handelt. 2.1.7 Adsorption auf Metalloberflächen, Struktur der Eisgrenzflächen Als Modellsysteme für Adsorptionseigenschaften von Eis auf Metalloberflächen sind vor allem die hexagonalen Oberflächen von Metalleinkristallen untersucht worden , da diese in Symmetrie und Gitterkonstanten der Struktur von Eis ähnlich sind (Übersichtsartikel [Thi87, Hen02]). Das Standardmodell für molekulare Adsorption baut auf dem Konzept der Eisbilage auf. Dabei ist jedes zweite Wassermolekül über ein lone pair“ des ” Sauerstoffs an das Substrat gebunden. Die übrigen Moleküle verbinden erstere mit Wasserstoffbrückenbindungen (vgl. Abb. 2.4). Die Bilage hat eine Moleküldichte von 1.1 × 1015 Molekülen pro cm2 . Durch die Bindung ans Substrat wird eine Protonenordnung entlang der Oberflächennormalen bedingt, die dazu führt, dass in jedem zweiten Molekül eine freie O–H-Bindung in Richtung Vakuum zeigt. Die partielle Ausrichtung der Dipolmomente und Ladungstransfer von den lone pairs“ ins Substrat haben zur Folge, dass die Adsorption ” von Wasser die Austrittsarbeit um ca. 1 eV senkt. Die Struktur von adsorbiertem Wasser auf den beiden Oberflächen Cu(111) und Ru(001) weicht auf unterschiedliche Weise von der idealen Bilage ab. Auf dem Edelmetall Kupfer Abbildung 2.15: Struktur der idealen adsorbierten Wasserbilage auf hexagonalen Metalloberfächen: (oben) Seitenansicht, (unten) Aufsicht. Die Bindung ans Substrat prägt der Schicht eine Protonenordnung mit einem Dipolmoment entlang der Oberflächennormalen auf. Zur Verdeutlichung der räumlichen Anordnung sind weiter hinten liegende Moleküle abschattiert. 25 2 Grundlagen ist die Wasser–Metall-Bindung so schwach, dass sie mit den Wasserstoffbrückenbindungen vergleichbar ist und sich keine benetzende Bilage ausbildet. Obwohl die Gitterkonstante der Cu(111)-Oberfläche nur um ca. 2 % von dem auf die (001)-Fläche projizierten O– O-Abstand von Eis abweicht, wurde mit LEED-Untersuchungen keine Überstruktur mit langreichweitiger Ordnung gefunden [Hin92]. Tabelle 2.3: Nächstnachbarabstände der verwendeten Substratoberflächen [Kit96] im Vergleich zum projizierten O–O-Abstand in Eis Ih [Röt94] Metall Cu Ru Gittertyp fcc hcp d [Å] 2.5561 2.7059 T [K] 25 145 160 265 rOO|001 (H2 O) 2.5963 2.5982 2.5993 2.6104 rOO|001 (D2 O) 2.5970 2.5989 2.6001 2.6134 Die Bilage D2O/Ru(001) galt lange als Paradebeispiel für die Adsorption einer intakten Wasserbilage auf hexagonalen Metalloberflächen. In den letzten Jahren wird die tatsächliche Struktur jedoch zunehmend kontrovers diskutiert [Fei02, Pui03, Den03b, Fei04]. Auf Ru(001)-Oberfläche sind die Wassermoleküle deutlich stärker gebunden (∼0.4 eV für√ein H √2 O-Monomer [Mic03]) als auf Cu(111). Die Bilage bildet eine wohldefinierte p( 3 × 3)R30◦ -Überstruktur. Auf LEED-Messungen basierende Analysen haben ergeben, dass anders als in der perfekten Eisbilage alle Moleküle praktisch in einer Ebene liegen. Der vertikale Versatz der Sauerstoffatome beträgt lediglich 0.10 Å, ein Wert, der sich durch die Dehnung des Gitterabstands parallel zur Oberfläche nicht erklären lässt. Hinzu kommt eine leichte Oberflächenrekonstruktion der Ru-Atome in der obersten Lage [Hel94,Pui03]. Die Wasser–Ruthenium-Bindung führt zu einem starken Ladungstransfer ins Metall, weshalb die Austrittsarbeit durch die Adsorption von 1 Bilage (BL) um 1.2 eV abnimmt [Hel95a, Hof97]. Eine weitere Besonderheit der Adsorption von Wasser auf Ru(001) ist, dass es einen starken strukturellen Isotopie-Effekt gibt. Während thermische Desorptionsspektren (TDS) der Wasser-Bilage von Ru(001) im Fall von D2 O im wesentlichen nur ein Desorptionsmaximum aufweisen, findet man für H2 O zwei Maxima, von denen eines im Vergleich zu D2 O zu deutlich höheren Temperaturen verschoben ist [Hel95a,Den03c]. Die LEED-Daten zeigen einen strukturellen Unterschied für die beiden Isotope. D2 O bildet flächendeckend die oben beschriebene Bilagenstruktur. Bei abnehmender Bedeckung wird ein Abdampfen von den Rändern größerer Inseln mit intakter Bilagenstruktur erwartet. Für das leichtere Isotop hingegen findet man eine Streifenbildung, wobei die Struktur innerhalb der Streifen der von D2 O entspricht (siehe Abb. 2.16 oben). Die Aufspaltung des Desorptionspeaks zeigt, dass für einen bestimmten Streifenabstand eine besonders stabile Konfiguration erreicht wird [Hel95b, Hel95a]. Als Ursache für den Isotopie-Effekt wird die Änderung der Wasserstoffbrückenbindungslänge bei der Deuterierung durch die stark unterschiedlichen Nullpunktsenergien der Isotope (sog. Ubelohde-Effekt) angenommen [Hel95a]. Aufgrund seiner komplexen Adsorptionsstruktur erscheint H2 O/Ru(001) nicht als geeignetes Modellsystem zur Untersuchung der Wasser–Oberflächen-Wechselwirkung. Wie viele andere Arbeiten konzentrieren sich aus diesem Grunde die in den folgenden Kapi- 26 2.1 Wasser und Eis bei Normaldrücken teln dargestellten Untersuchungen zur Elektronendynamik in Wasser auf Ru(001) auf das schwerere Isotop, das typischere Adsorptionseigenschaften besitzt. Die LEED-Untersuchungen an adsorbierten Wasserschichten geben zwar detailliert Auskunft über die Anordnung der Sauerstoffatome, nicht jedoch über die der Wasserstoffatome. Berechnungen nach der Dichte-Funktional-Theorie (DFT) zufolge sind in der energetisch stabilsten Konfiguration der Bilage D2 O/Ru(001) die Hälfte aller Wassermoleküle dissoziiert, so dass in der Mitte jedes Rings aus 6 Wassermolekülen ein Wasserstoff liegt und ein Wassermolekül durch OD ersetzt ist [Fei02]. Die Positionen der Sauerstoffatome wird durch die Theorie sehr gut reproduziert, die Austrittsarbeitsänderung fällt allerdings mit nur -0.3 eV deutlich zu klein aus. Schwingungsspektroskopische Untersuchungen mittels Summenfrequenzerzeugung (engl. sum-frequency generation“, SFG) ” bestätigen zwar, dass gerade bei der Bedeckung von 1 BL die Absorptionsbande der freien O–D-Streckschwingung verschwindet, im Bereich der wasserstoffverbrückten O–DSchwingungen ergeben sich allerdings nicht die von der Theorie vorausgesagten Änderungen gegenüber Eis im Volumen [Den03b, Fei03, Fei04]. Weiter gehende DFT-Studien zeigen, dass für die partielle Dissoziation der Bilage eine Aktivierungsbarriere von ca. 0.5 eV überwunden werden muss und deshalb diese eigentlich energetisch stabilste Konfiguration nicht erreicht wird [Mic03]. Alternativ wird eine Struktur vorgeschlagen, bei der die Wasserstoffatome der äußeren Wassermoleküle zum Metall statt zum Vakuum zeigen [Den03b, Den03d]. Sie wird dementsprechend als H-down“ bezeichnet. Röntgen” strukturanalysen der Wasserbilage auf Pt(111) deuten darauf hin, dass sich auch dort eine H-down“-Struktur ausbildet [Oga02, Men02]. ” 140 160 180 200 Temperatur [K] 220 140 Heizrate 0.5K/s Multilage Bilage D2O mass signal [a.u.] D2O Heizrate 0.5K/s Multilage H2O mass signal [a.u.] H2O 160 Bilage 180 200 Temperatur [K] 220 Abbildung 2.16: Struktureller Isotopeneffekt der Wasserbilage auf Ru(001):(oben) schematische Darstellung der Adsorptionsgeometrie, (unten) typische TDS von 3–4 BL H2 O/Ru(001) und D2 O/Ru(001), die den Stabilisierungseffekt der Streifen für H2 O zeigen (nach [Hel95a, Den03d]). 27 2 Grundlagen Struktur von Multilagen Die Bindung der Wassermoleküle an das Substrat beeinflusst nicht nur die Struktur der ersten Bilage, sondern auch die Morphologie im Bereich von Multilagenbedeckungen. Mittels isothermer Desorptionsspektroskopie ist gezeigt worden, dass selbst bei einer nominellen Bedeckung von über 50 BL kristallines Eis auf Ru(001) relativ homogene Schichten bildet, während das Desorptionsverhalten von Au(111) dem annähernd sphärischer Cluster entspricht [Smi96]. Die Struktur von Multilagen Eis auf Cu(111) sollte wegen der schwachen Bindung an das Substrat ähnlich sein wie auf Gold. EELS-Messungen bestätigen jedenfalls, dass kristalline Multilagen auch auf Cu(111) Cluster bilden [Hin92]. Thermische Desorptionsspektroskopie ermöglicht es auch, den Übergang von amorphem zu kristallinem Eis zu untersuchen, weil der Übergang in einem Temperaturbereich erfolgt, in dem signifikante Wassermengen desorbieren. Amorphes Eis besitzt einen höheren Dampfdruck als kristallines Eis, so dass man die Desorption von den beiden Phasen unterscheiden kann. Der Kristallisierungsübergang erfolgt bei dicken Schichten überwiegend durch Bildung von Kristallisationskeimen im Innern der Schicht [Smi96, Löf96]. Für dünnere Schichten nimmt der Einfluss des Substrats zu. So kann amorphes Eis auf kristallinem Eis bei deutlich kleineren Temperaturen kristallisieren, weil die Grenzfläche als Kristallisationskeim dienen kann [Doh99]. An dieser Stelle sei auch angemerkt, dass man durch tempern einer amorphen Eisschicht nicht dieselbe Struktur erhält, als wenn man die Schicht bei Temperaturen präpariert, bei denen sie direkt kristallin wächst. Für den verbleibenden amorphen Anteil findet man Werte von <20% [Koh00] über ca. 35% [Doh00] bis zu >50% [Jen97]. Abbildung 2.17: Molekulardynamikrechnungen zur Grenzflächenstruktur von Eis: (links) Dünne Eisschicht (3BL) auf einer Metalloberfläche. Die Atompositionen der unteren Bilage wurden auf diejenigen der H–up“-Bilage auf Ru(001) nach [Hel95a] fixiert (nach [Wit99]). (rechts) (001)–Ober” fläche eines Eis–Volumenkristalls bei 265 K (nach [Fur97]). Würde kristallines Eis defektfrei auf einer Oberfläche aufwachsen, so ergäbe sich durch die Bindung an das Substrat über die lone pairs“ der Sauerstoffatome eine Protonen” ordnung entlang der Oberflächennormalen. Diese Konfiguration ist energetisch allerdings insofern ungünstig, als sich ein starkes Dipolfeld aufbaut, das mit wachsender Schicht- 28 2.1 Wasser und Eis bei Normaldrücken dicke zunimmt. Molekulardynamikrechnungen zeigen, dass der Übergang zu einer protonenungeordneten Struktur innerhalb weniger Bilagen durch Abweichungen von der perfekten Eisstruktur erfolgt [Wit99]. Dies wird in den meisten Fällen, so auch für Eis auf Ru(001) durch Experimente bestätigt [Den03b]. Eine Ausnahme stellt hier kristallines Eis auf Pt(111) dar, wo die Protonenordnung zumindest teilweise über etliche Lagen erhalten bleibt [Ied98]. Neben der Unordnung, die durch die vom Substrat vorgegebene Protonenordnung nahe der Metalloberfläche induziert wird, ergeben sich in der Grenzschicht zum Vakuum Abweichungen von der Volumeneisstruktur, um die Zahl nicht verbrückter O–H-Bindungen zu verringern [Fur97,Dev00]. Abbildung 2.17 zeigt die Ergebnisse von Molekulardynamikrechnungen für 3 BL kristallines Eis auf Ru(001) und für die Oberfläche einer dicken Eisschicht, hier allerdings nahe dem Schmelzpunkt. Für die im Rahmen dieser Arbeit untersuchten Schichtdicken von wenigen Bilagen kann man also annehmen, dass die Struktur der Eisschichten stark durch die Grenzflächen beeinflusst ist. Während amorphes Eis die Randbedingungen wahrscheinlich durch leichte Verzerrungen der Struktur erfüllen kann, ist in kristallinem Eis mit einer erhöhten Defektdichte zu rechnen. 29 2 Grundlagen 2.2 Elektronische Struktur der Metallsubstrate Die elektronische Struktur des Substrats hat großen Einfluss auf die Elektronendynamik im Bereich der Metall–Adsorbat-Grenzschicht, weil die Besetzung in angeregten Adsorbatzuständen im Allgemeinen durch Elektronentransfer zwischen Substrat und Adsorbat auf- und wieder abgebaut wird. Mit Cu(111) und Ru(001) wurden für die Untersuchungen an adsorbierten Eisschichten zwei sehr unterschiedliche Substrate verwendet, sowohl hinsichtlich der für die Be- und Entvölkerung zur Verfügung stehenden Zustandsdichte, als auch bzgl. der Adsorptionseigenschaften von Wasser. Letztere wurden bereits in Abschnitt 2.1.7 angesprochen. 2.2.1 Elektronische Struktur der Cu(111)-Oberfläche Die Cu(111)-Oberfläche ist im Bezug auf die Elektronendynamik eine der meist untersuchten Metalloberflächen [Pet98, Kno98, Bür99, Kli00, Rei01]. In dem Edelmetall Kupfer mit der Elektronenkonfiguration (Ar)(3d)10 (4s)1 liegen die voll besetzten 3d-Elektronenzustände 5–2 eV unter dem Fermi-Niveau EF . Hieraus resultiert u.a. die geringe Reaktivität von Kupfer. Für die Relaxation angeregter Elektronen bedeutet dies, dass der Phasenraum für einen Streuprozess mit d-Elektronen klein ist, weil aufgrund des Pauli-Prinzips mindestens eine Energie von 2 eV übertragen werden muss, um unbesetzte Zustände oberhalb von EF zu erreichen. Die Elektronendynamik wird deshalb hauptsächlich durch das sp-Band der 4s- und 4p-Zustände bestimmt, das von 8.6 eV unter EF bis über das Vakuumniveau reicht. In Abbildung 2.18 ist die Bandstruktur projiziert auf die (111)-Oberfläche dargestellt. Die Bereiche der Bänder im Volumen sind grau unterlegt. Entlang der (111)Abbildung 2.18: Cu-Bandstruktur in (111)-Richtung projiziert mit berechneter Dispersion für den am Γ̄-Punkt besetzten Oberflächenzustand n=0 und den Bildladungszustand n=1 (nach [Smi85]). EVak E - EF [eV] 4 n=1 2 n=0 0 -0.4 0.0 -1 k|| [Å ] 0.4 Richtung (am Γ̄-Punkt) weist das sp-Band eine Bandlücke auf, die sich von 0.9 eV unter bis 4.15 eV über dem Fermi-Niveau erstreckt. Die Austrittsarbeit5 der sauberen Cu(111)Oberfläche liegt bei 4.94±0.05 eV. Die partielle Bandlücke ist insofern für elektronische Prozesse an der Oberfläche von Bedeutung, als sich im Bereich der Bandlücke nur Zustän5 Als Austrittsarbeit bezeichnet man die Energie, die mindestens nötig ist, um ein Elektron aus der Probe bis ins unendliche zu bringen. Sie entspricht also der Energiedifferenz zwischen Vakuumniveau und Fermi-Niveau: Φ = EVak − EF 30 2.2 Elektronische Struktur der Metallsubstrate de ausbilden können, deren Wellenfunktion von der Oberfläche ins Volumen exponentiell abfällt. Sie sind also vor der Oberfläche gebunden. Die Eindringtiefe der Wellenfunktion in das Metall ist minimal in der Mitte der Bandlücke und wächst zu den Rändern hin gegen unendlich [Smi85]. Auf der sauberen Oberfläche gibt es einen teilweise besetzten Oberflächenzustand und einen Bildladungszustand. Sie bilden zweidimensionale Bänder delokalisierter Zustände, die hier als schwarze Kurven eingezeichnet und mit n=0 und n=1 bezeichnet sind. Der Bandboden des Oberflächenzustands liegt bei Raumtemperatur 0.39 eV unter EF , der des Bildladungszustands 4.1 eV über EF und damit am oberen Rand der Bandlücke [Kno97a]. Des Weiteren existieren mit Volumenzuständen entartete Bildladungsresonanzen. Auf die Klasse der Bildladungszustände wird in Abschnitt 2.2.3 noch ausführlicher eingegangen. Wegen der erhöhten Aufenthaltswahrscheinlichkeit an der Kupfer-Oberfläche können aus dem besetzten Teil des n=0-Oberflächenzustands effizient Elektronen in energetisch höher liegende Zustände im Bereich der Oberfläche angeregt werden. Für den n=1 Bildladungszustand beispielsweise stellt dies den dominanten Anregungspfad dar [Hot99b]. Wie die projizierte Bandstruktur zeigt, ist nur ein Teil des Bandes um den Γ̄-Punkt besetzt. Der unbesetzte Teil bei größeren kk -Werten kann wiederum als Zerfallskanal für die Population in höher liegenden angeregten Zuständen dienen. Dieser Zerfall trägt beispielsweise bis zu 40 % zur Linienbreite des n=1-Bildladungszustands bei [Osm99]. Die Konzentration an der Oberfläche führt allerdings auch dazu, dass der Oberflächenzustand stark durch Adsorbate beeinflusst wird. In einigen Fällen, z.B für physisorbierte N2 -Lagen auf Cu(111), wird Zustand gar nicht mehr beobachtet, was darauf schließen lässt, dass er über das Fermi-Niveau verschoben und dementsprechend nicht besetzt ist [Hot99b]. 2.2.2 Elektronische Struktur der Ru(001)-Oberfläche In dem Übergangsmetall Ruthenium (Elektronenkonfiguration (Kr)(4d)7 (5s)1 ) sind die 4d-Zustände nur teilweise besetzt. Das bedeutet für die Bandstruktur, dass d-Bänder das Fermi-Niveau kreuzen. In Abbildung 2.19(a) ist die berechnete Bandstruktur zusammen mit der integrierten Zustandsdichte dargestellt [Sei02]. Die d-Bänder reichen bis ca. 1.5 eV über das Fermi-Niveau, wobei die Zustandsdichte ein deutliches Maximum 1 eV über EF annimmt. Diese hohe Zustandsdichte über einen weiten Energiebereich um das FermiNiveau herum bedeutet, dass der Phasenraum für Elektron–Elektron-Streuprozesse sehr groß ist und dementsprechend die Relaxationszeiten angeregter Zustände annähernd um einen Faktor 4 kürzer sind als in Kupfer [Kno98,Lis04]. Derselbe Trend ist zu erwarten für die Lebensdauern angeregter Adsorbatzustände auf den beiden Substraten. Modellrechnungen mit einem erweiterten Zwei-Temperaturmodell haben außerdem ergeben, dass in Ruthenium die Anregungsenergie sehr effizient von der Oberfläche ins Volumen abgeführt wird [Lis04]. Auf der Ru(001)-Oberfläche weist ebenso wie auf Cu(111) das sp-Band in Richtung der Oberflächennormalen (Γ–A) eine Bandlücke auf. Sie beginnt jedoch erst ∼1.6 eV über EF und reicht bis 11 eV über EF . Sie beinhaltet damit auch den Energiebereich um das Vakuumniveau (Die Austrittsarbeit von Ru(001) beträgt 5.4 eV [Ber00b]), so dass sich auf der sauberen Oberfläche die komplette Serie der Bildladungszustände ausbilden. 31 Energie [eV] E - EF [eV] 2 Grundlagen M G K M Abbildung 2.19: (a) Volumenbandstruktur von Ruthenium: Die Zustandsdichte der d-Bänder weist 1 eV über EF ein Maximum auf (siehe integrale Zustandsdichte am rechten Rand (nach [Sei02]); (b) Oberflächenbandstruktur von Ru(001): Die Bandlücke am Γ̄-Punkt reicht von 1.6 eV bis ca. 11 eV über EF (nach [Pel00]). 2.2.3 Bildladungszustände an sauberen Metalloberflächen Bildladungszustände haben ihren Ursprung darin, dass ein Elektron, das vor eine Metalloberfläche gebracht wird, im Metall eine Oberflächenladungsdichte induziert, die das Elektron zum Metall hin abschirmt. Für das Elektron ergibt sich daraus ein attraktives Potential, das sich für Abstände von mehr als 2 Å durch das klassische Potential einer Ladung entgegengesetzten Vorzeichens ( der Bildladung“) am spiegelbildlichen Punkt hinter ” der leitenden Oberfläche beschreiben lässt. In atomaren Einheiten (~ = me = c = 1) hat das Bildladungspotential die Form VBL = 1 e2 · 2 2(z − z0 ) . (2.4) z0 bezeichnet die Spiegelebene, deren Position Rechnungen zufolge etwa einen halben Lagenabstand außerhalb der letzten Atomlage liegt [Smi89]. Besitzt das Metall unterhalb der Vakuumenergie eine Bandlücke in der projizierten Bandstruktur, so dass das Elektron nicht in das Metall eindringen kann, bildet sich vor der Oberfläche eine dem Wasserstoffatom ähnliche Serie von gebundenen Zuständen. En = EVak − 1Ry 0.8504 eV = EVak − 2 4(n + a) (n + a)2 , n = 1, 2, 3, ... (2.5) n ist dabei die Hauptquantenzahl und entspricht der Anzahl der Knoten in der Wellenfunktion vor der Metalloberfläche. Der Parameter a wird als Quantendefekt bezeichnet und hat seinen Ursprung darin, dass die Oberfläche keine unendlich hohe Potentialbarriere darstellt und folglich die Wellenfunktion etwas in das Metall eindringt. Liegen die Zustände nicht zu nahe am Rande der Bandlücke, so ist a annähernd unabhängig von n. Die Bildladungszustände sind nur senkrecht zur Oberfläche gebunden, parallel dazu können sich die Elektronen frei bewegen. Zu jedem n gibt es deshalb ein zweidimensionales 32 2.2 Elektronische Struktur der Metallsubstrate E - EF [eV] EVak 4.8 Abbildung 2.20: Wellenfunktionen der Bildladungszustände auf Cu(111): Der n=1-Zustand liegt nahe dem oberen Rand der Bandlücke, so dass die Wellenfunktion nur langsam ins Metall abfällt. Der n=2Zustand ist bereits mit Volumenzuständen (grauer Bereich) entartet und wird als Bildladungsresonanz bezeichnet. n=2 4.6 4.4 VBL |y|² n=1 4.2 4.0 Cu -20 Vakuum 0 z [Å] 20 Band delokalisierter Zustände mit einer effektiven Masse nahe der freien Elektronenmasse. Gleichung 2.5 gibt die energetische Lage des jeweiligen Bandbodens an. Da die Population in den Bildladungszuständen im allgemeinen durch Erzeugung von Elektron-Loch-Paaren im Metall zerfällt, kann die Lebensdauer der Zustände näherungsweise als umgekehrt proportional zur Aufenthaltswahrscheinlichkeit p des Elektrons im Metall angenommen werden: τb τ' p Z0 dz |Ψ(z)|2 mit p = (2.6) −∞ Die Proportionalitätskonstante τb ist die Lebensdauer angeregter Volumenzustände bei der Energie des jeweiligen Bildladungszustands [Fau95]. Neuere theoretische Beschreibungen im Rahmen der GW-Näherung zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Streuprozess besonders groß ist, wenn sich das Elektron nahe der Grenzfläche aufhält, weil in diesem Fall die Abschirmung der Ladung durch Elektronen im Metall geringer ist als im Volumen [Ech00b]. Im Fall von Kupfer lässt sich die Bandstruktur in (111)-Richtung im Energiebereich zwischen Fermi-Niveau und Vakuumniveau in guter Näherung mit dem Zwei-Bandmodell eines quasi-freien Elektronengases beschreiben [Smi85]. In der Bandlücke an der BrillouinZonengrenze sind keine Volumenzustände erlaubt, wohl aber Zustände, deren Wellenfunktion eine exponentiell von der Oberfläche ins Volumen abfallende Einhüllende besitzen. Die Phasenlage der Wellenfunktion ist durch die Position der Oberfläche relativ zur letzten Atomreihe festgelegt und führt durch die Anschlussbedingungen zur Wasserstoff-artigen Wellenfunktion vor der Oberfläche für den Quantendefekt a zu Werten zwischen 0 am oberen Rand und 0.5 am unteren Rand der Bandlücke. Abbildung 2.20 zeigt exemplarisch die aus dem Modell resultierenden Wellenfunktionen der Zustände n=1 und n=2 auf der sauberen Cu(111)-Oberfläche6 . Der n=1-Zustand 6 Die unphysikalische Divergenz des Bildladungspotentials an der Oberfläche wurde behoben, indem das Potential eine halbe Thomas-Fermi-Abschirmlänge [Ash76] vor der Oberfläche abgeschnitten wurde. Der Wert entspricht für Cu(111) etwa der Energie des Bodens des sp-Bandes. 33 2 Grundlagen liegt nur knapp unterhalb des oberen Rands der Bandlücke. Dies hat zur Folge, dass die Wellenfunktion nur langsam ins Metall abfällt und die Lebensdauer mit knapp 20 fs sehr kurz ist ( [Wei02] und Ref. darin). Der Zustand mit n=2 ist auf der Cu(111)-Oberfläche bereits mit Volumenzuständen entartet und wird deshalb als Bildladungsresonanz bezeichnet. Seine Lebensdauer ist mit 14±3 fs noch kürzer als die des n=1. Die energetische Lage der Resonanzen wird in dem Modell darüber bestimmt, bei welcher Energie die Aufenthaltswahrscheinlichkeit vor der Oberfläche ein lokales Maximum annimmt. Für die hier vorgestellten Arbeiten haben Bildladungsresonanzen jedoch keine Relevanz, da die Adsorption von Wasser eine Absenkung der Austrittsarbeit um bis zu ∼ 1 eV für Multilagenbedeckungen mit sich bringt und damit die untersuchten Zustände in der Bandlücke liegen. Der besetzte Oberflächenzustand der sauberen Cu(111)-Oberfläche bei 0.4 eV unter dem Fermi-Niveau wird in der Nomenklatur der Bildladungszustände auch als n=0 bezeichnet. Die Aufenthaltswahrscheinlichkeit eines Elektrons in diesem Zustand ist allerdings direkt an der Metalloberfläche konzentriert, wo das Potential noch nicht durch das klassische Bildladungspotential beschrieben werden kann [Jen88]. Besetzter Oberflächenzustand und Bildladungszustände der Cu(111)-Oberfläche sind in den letzten Jahrzehnten intensiv untersucht worden [Kno97a, Bür00, Rei01, Kli00]. Ihre Eigenschaften werden mittlerweile excellent durch die Theorie beschrieben [Ech00b, Ech04]. Auf der sauberen Ru(001)-Oberfläche wurden die Bildladungszustände mit n>1 bislang nicht untersucht. Der Grund hierfür ist, dass Ru(001) mit 5.4 eV eine sehr hohe Austrittsarbeit besitzt und bei bisherigen 2PPE-Messungen an Ru(001) keine ausreichend hohen Photonenenergien zur Verfügung standen, um die höheren Bildladungszustände zu bevölkern [Ber00b]. Mit dem im Rahmen dieser Arbeit verwendeten Laseraufbau mit einem optisch-parametrischen Verstärker ließ sich jedoch gerade noch eine Photonenenergie von 5.4 eV erreichen, so dass auch Bildladungszustände mit n>1 untersucht werden konnten. Im Gegensatz zu Cu(111) reicht auf der Ru(001)-Oberfläche die Bandlücke der projizierten Bandstruktur bis weit über das Vakuumniveau, so dass im Prinzip die gesamte Rydberg-Serie in Form von gebundenen Zuständen existiert. Abbildung 2.21 zeigt das Absolutquadrat der Wellenfunktionen der Zustände n=3–7 vor der Oberfläche berechnet mit dem experimentell bestimmten Quantendefekt a=0.134. Die vertikale Verschiebung der Wellenfunktionen entspricht jeweils der Bindungsenergie des Zustands in dem gestrichelt dargestellten Bildladungspotential. Mit steigender Quantenzahl n verlagert sich die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons immer weiter weg von der Oberfläche, so dass die Lebensdauern schnell zunehmen. Im Grenzfall großer n sollte die Lebensdauer proportional zu (n + a)3 ansteigen. Dies folgt aus der klassischen Umlaufperiode eines Elektrons im Bildladungspotential [Ber01]. Wegen ihres geringen energetischen Abstands voneinander ist es mit einem kurzen, spektral breitbandigen Laserpuls möglich, mehrere Bildladungszustände kohärent anzuregen [Höf97]. Überlagern sich 2 Zustände, ergibt sich im 2PPE-Signal eine Quantenschwebung, deren Periode durch den energetischen Abstand der Zustände bestimmt ist: ∆E = hν ⇔ T = 1 h = ν ∆E (2.7) Bei kohärenter Anregung von mehr als 3 Zuständen kann man von der Bildung eines Wellenpakets sprechen, das sich ähnlich der klassischen Bewegung eines springenden Balls auf 34 2.3 Modifizierte Bildladungszustände an adsorbatbedeckten Metalloberflächen |Ψ| 2 n=7 -0.02 n=6 E - EVak [eV] n=5 -0.04 n=4 -0.06 VBL -0.08 n=3 0 50 100 Abbildung 2.21: Bildladungspotential VBL zusammen mit den Wellenfunktionen der Zustände n=3–7: Die Aufenthaltswahrscheinlichkeit verlagert sich weg von der Oberfläche und hat ihr Maximum in der Gegend des Umkehrpunkts der Bewegung eines klassischen Teilchens im Bildladungspotential. a=0.134 150 z [Å] 200 250 einer festen Unterlage von der Oberfläche entfernt und wieder zurückkehrt. Diese Wellenpaketdynamik wurde von U. Höfer und Mitarbeitern für die höheren Bildladungszustände auf der Cu(100)-Oberfläche demonstriert [Höf97, Reu99, Ber04]. 2.3 Modifizierte Bildladungszustände an adsorbatbedeckten Metalloberflächen, Modell des dielektrischen Kontinuums Auch auf adsorbatbedeckten Metalloberflächen werden insbesondere bei schwach gebundenen Adsorbaten häufig Zustände beobachtet, die parallel zur Oberfläche delokalisiert sind und deren Eigenschaften maßgeblich durch das Bildladungspotential bestimmt werden [Fau95,Hot00,Ber04]. Der Einfluss des Adsorbats kann in diesen Fällen gut mit einem dielektrischen Kontinuumsmodell beschrieben werden. Dieses Modell wurde erfolgreich für Edelgasschichten auf Edelmetallen [McN96, McN97, Hot99a] und für Mehrschichtsysteme wie N2 /Xe/Cu(111) [Hot00] angewendet. Selbst für komplexere Adsorbatmoleküle wie Benzol [Gaf00] und Hexafluorobenzol [Gah00a] lassen sich die Bindungsenergien der angeregten elektronischen Zustände mit dem Modell reproduzieren. Das eindimensionale Modell beschreibt die elektronische Struktur des Adsorbats über drei Parameter: Die elektronische Polarisierbarkeit des Adsorbats geht über die Dielektrizitätskonstante ε in das Potential ein. Die energetische Lage des Leitungsbandes wird dadurch berücksichtigt, dass innerhalb der Adsorbatschicht das Potential um die Elektronenaffinität EA verschoben ist. Die Dispersion des Bandes wird bei der Berechnung der Wellenfunktion über eine effektiven Masse meff innerhalb der Schicht beschrieben. Nach der klassischen Elektrodynamik wirkt auf ein Elektron vor einer mit einem Dielektrikum der Dicke d bedeckten Metalloberfläche 35 2 Grundlagen ein modifiziertes Bildladungspotential der Form à ∞ ! ∞ X e2 X (−β)k (−β)k 2 ln(1 + β) EVak − + + − EA 4ε kd − z kd + z d k=1 k=0 für 0 < z < d V (z) = à ! ∞ k 2 X (−β) β e 4ε für z > d EVak − 4 z − d + (ε + 1)2 kd + z k=0 (2.8) ε−1 mit β := . ε+1 Die unendlichen Reihen entsprechen der Serie ungeradzahliger Bildladungen, die geradzahligen ergeben den konstanten Term und liefern damit keinen Beitrag zur Bildkraft. Die Form des resultierenden Potentials ist in Abbildung 2.22 dargestellt. An den beiden Grenzflächen ergeben sich durch die gegen unendlich strebende Polarisationsenergie einer klassischen Punktladung unphysikalische Divergenzen, die behoben werden müssen. Vor dem Metall kann das Potential wie für die saubere Oberfläche bei der Energie abgeschnitten werden, die der Thomas-Fermi-Abschirmung entspricht (hier mit Epol bezeichnet). An der Grenzfläche zum Vakuum wird dem Ansatz von A. Hotzel [Hot99a] folgend das Potential linear über einen Bereich z=d ± b/2 interpoliert, wobei b kleiner als die Dicke einer Adsorbatlage sein sollte. Energie EVak ( EVak - EA ) VDCM V0 b Abbildung 2.22: Modifiziertes Bildladungspotential nach dem dielektrischen Kontinuumsmodell: Vor der Metall- und der Adsorbatoberfläche ergeben sich Potentialtöpfe. Die Divergenzen an den Grenzflächen müssen interpoliert werden (siehe Text). ( EVak- EPol ) Metall Vakuum Adsorbat 0 z d Aus dem Verlauf des Potentials ist ersichtlich, weshalb auch für komplexere Adsorbate modifizierte Bildladungszustände mit effektiven Massen nahe der des freien Elektrons beobachtet werden können. Insbesondere für dünne Schichten und für Adsorbate mit negativer Elektronenaffinität ist nämlich ein Großteil der Aufenthaltswahrscheinlichkeit in dem Potentialtopf außerhalb der Adsorbatschicht konzentriert, so dass der Einfluss der Korrugation des Potentials durch das Adsorbat klein ist. Hat das Adsorbat wie in Abbildung 2.22 skizziert eine positive Elektronenaffinität , stellt die Adsorbatschicht einen Quantentrog dar und die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons ist bei höheren Bedeckungen zumindest für niedrige Quantenzahlen n in der 36 2.4 Lichtinduzierte Ladungs- und Energietransferprozesse Schicht konzentriert. Der Zustand leitet sich deshalb vom Affinitätsniveau des Adsorbats ab, weshalb es eigentlich sinnvoller ist, von einem durch das Bildladungspotential modifizierten Adsorbatzustand zu sprechen. Das Elektron spürt also die Potentialmodulationen innerhalb der Adsorbatschicht. Je höher jedoch die kinetische Energie des Elektrons ist, desto geringer ist der Einfluss des Störpotentials. Dies ist im Bereich nahe der Metalloberfläche der Fall, wo das Potential durch das Bildladungspotential abgesenkt ist. Hier ist die Aufenthaltswahrscheinlichkeit für den n=1-Zustand konzentriert. Für komplexere Adsorbate wie Benzol und Hexafluorobenzol, in denen man nicht davon ausgehen kann, dass Leitungsbandelektronen quasi frei sind, wird bei Multilagenbedeckungen auch nur der n=1-Zustand deutlich beobachtet [Gaf00, Gah00a]. Ein Schwachpunkt des dielektrischen Kontinuumsmodell ist, dass die atomare oder molekulare Struktur der Adsorbatschicht nicht berücksichtigt wird. Im Zusammenhang mit 2PPE-Messungen an Bildladungszuständen auf wohlgeordnete Edelgasschichten ist kürzlich ein verfeinertes Modell eingeführt worden, das 1-dimensional atomare Potentiale in der Edelgasschicht berücksichtigt und dadurch der Periodizität der Lagenstruktur gerecht werden kann [Ber04]. Dieser Ansatz lässt sich jedoch nicht ohne weiteres auf ein molekulares Adsorbat wie Eis übertragen, zumal über die eingehenden Parameter wie die effektiven Massen von Valenz- und Leitungsband wenig bekannt ist [Pet99, Coe01]. 2.4 Lichtinduzierte Ladungs- und Energietransferprozesse an adsorbatbedeckten Oberflächen Dieser Abschnitt gibt eine qualitative Übersicht über Elektronentransferprozesse an Metall– Adsorbat-Grenzflächen, wie sie speziell bei optischen Anregungen im nahen infraroten bis ultravioletten Wellenlängenbereich vorkommen. Zunächst werden die wichtigsten Pfade für den Transfer vom Metall ins Adsorbat und wieder zurück beschrieben. Anschließend werden Mechanismen aufgezeigt, wie die Anregungsenergie des Elektrons direkt in Kernfreiheitsgrade des Adsorbats übertragen werden kann. Dieser Prozess stellt den entscheidenden Schritt in elektronisch induzierten Oberflächenreaktionen dar. Ladungstransfer Regt man eine adsorbatbedeckte Metalloberfläche mit Photonen zwischen ca. 1 und 6 eV an, so erfolgt die Absorption des Lichts im Allgemeinen im Metallsubstrat. Die Absorption innerhalb der Adsorbatschicht spielt in den meisten Fällen keine Rolle, da die Zahl der möglichen optischen Übergänge in den wenige Atom- bzw. Moleküllagen dicke Schichten im Vergleich zum Substrat sehr klein ist7 . Bei vielen molekularen Adsorbaten, so auch bei Wasser, ist außerdem der energetische Abstand zwischen höchstem besetzten und niedrigstem unbesetzten Zustand größer als 5-6 eV, so dass eine direkte Anregung im Adsorbat nur über Mehrphotonenprozesse möglich ist. Angeregte elektronische Zustände in der Adsorbatschicht werden also typischerweise durch Elektronentransfer aus dem Metallsubstrat besetzt. 7 Eine Ausnahme bilden hier Systeme, in denen die Photonenenergie resonant zu einem direkten Übergang ist und die Effizienz der Anregung z.B. durch Feldverstärkung mittels Anregung von Oberflächenplasmonen erhöht ist, wie es z.B. für Carbonyle an verschiedenen Oberflächen beobachtet wurde [Zho91]. 37 2 Grundlagen hn1 (NIR) EF Energie Energie Wie hat man sich den Transferprozess vorzustellen? Hier muss man unterscheiden, ob es sich um einen Zustand handelt, der mit Volumenzuständen des Substrats entartet ist, oder um einen vor der Metalloberfläche gebundenen Zustand, der energetisch in einer Bandlücke des Substrats liegt. Im ersten Fall spricht man von einer Resonanz, häufig als negative Ionenresonanz (engl. negative ion resonance“ , NIR) bezeichnet, da eine ” zusätzliche Ladung angelagert wird. Durch die optische Anregung im Substrat wird ein Elektronenwellenpaket im angeregten Zustand präpariert, das auf die Oberfläche zulaufen kann. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit geht das Elektron in die Resonanz vor der Oberfläche über und verweilt dort eine bestimmte Zeit. Die Ladung wird hier also durch die Bewegung des Wellenpakets im angeregten Zustand transferiert. Derselbe Elektronentransferkanal steht auch wieder für den Zerfall der Resonanz zur Verfügung. Der artige Prozesse wurden intensiv für die Anregung in Chromophoren auf TiO2 im Rahmen der Solarzellenforschung untersucht [Zim01]. (NIR) (SS) EF (SS) (a) Metall z (b) Metall z Abbildung 2.23: (a) Besetzung von Adsorbatzuständen durch optische Anregung im Substrat: direkt aus Volumenzuständen oder Oberflächenzuständen (engl. surface state“, SS) oder in” direkt durch Streuung angeregter Elektronen (gestrichelter Pfeil). (b) Zerfall der Population durch inelastische Streuung mit Elektronen im Substrat und Erzeugung von Elektron–LochPaaren. Vor der Oberfläche gebundene, elektronische Zustände sind hingegen durch die Lokalisierung senkrecht zur Oberfläche diskretisiert, so dass in der Regel kein Wellenpaket gebildet werden kann. Die Besetzung muss in dem Bereich erfolgen, wo die Wellenfunktion des Adsorbatzustands noch mit Substratzuständen räumlich überlappt. Der eigentliche Ladungstransfer kommt dadurch zustande, dass der Adsorbatzustand einen anderen Ladungsschwerpunkt besitzt als der Substratzustand, aus dem die Anregung erfolgt. Diese Situation liegt auch vor für die angeregten Zustände von Wasser bzw. Eis auf Cu(111) und Ru(001) und ist in Abbildung 2.23(a) schematisch dargestellt. Der Adsorbatzustand kann durch einen direkten optischen Übergang besetzt werden, wenn im Substrat besetzte Zustände existieren, aus denen mit den verwendeten Photonenenergien eine annähernd resonante Anregung möglich ist. Einen sehr wichtigen Anregungspfad können besetzte Oberflächenzustände darstellen, da ihre Wellenfunktion ebenfalls nahe der Metalloberfläche konzentriert und damit der Wellenfunktionsüberlapp mit Adsorbatzuständen groß ist [Ech00a]. So stellt auf der sauberen Cu(111)-Oberfläche der Übergang vom besetzten Oberflächenzustand den dominanten Anregungskanal des ersten Bildladungszustands dar [Hot99b]. Die Besetzung des Adsorbatzustands kann jedoch auch indirekt durch Streuung angeregter Elektronen erfolgen (angedeutet durch den gestrichelten Pfeil). Dies ist der dominante Anregungsprozess, wenn kein resonanter Übergang möglich ist, oder wenn die Fluenz des anregenden Lichts so hoch ist, dass eine signifikante Besetzung aus der durch Elektron-Elektron-Streuung thermalisierten Elektronenverteilung resultiert. 38 2.4 Lichtinduzierte Ladungs- und Energietransferprozesse Die Population im angeregten Zustand zerfällt im allgemeinen durch inelastische Streuung mit Elektronen im Substrat, gleichbedeutend mit der Erzeugung zusätzlicher Elektron– Loch-Paare, wie in Abbildung 2.23(b) skizziert. Die Wechselwirkung, die zur Elektron– Elektron-Streuung führt, ist eine dynamisch abgeschirmte Coulomb-Wechselwirkung W , in die neben den Orten auch die Energiedifferenz der streuenden Elektronen eingeht [Ech00a]. Ihr Imaginärteil bestimmt letztlich in dem Formalismus der Selbstenergie die Zerfallsrate Z 0 Z X −1 τ = −2 (2.9) dr dr 0 φ∗i (r)φ∗f (r 0 )Im W (r − r 0 ; Ei − Ef ) φi (r 0 )φ∗f (r) f Wegen der kleinen Ladungsdichte ist die Abschirmung an der Oberfläche schlecht, so dass gerade hier eine erhöhte Streuwahrscheinlichkeit besteht. Energie Energietransfer Mit dem Transfer eines angeregten Elektrons in die Adsorbatschicht wird nicht nur die Ladung, sondern auch Energie übertragen. Handelt es sich bei dem angeregten Zustand um einen stationären Zustand, der nicht an Kernkoordinaten ankoppelt wie z.B. Bildladungszustände vor sauberen oder mit Edelgasschichten belegten Metalloberflächen, so wird die Energie mit dem Ladungsrücktransfer auch komplett wieder ins Metall übertragen und durch die Anregung von Elektron–Loch-Paaren dissipiert. Für Photochemie an Oberflächen relevant sind allerdings gerade die Fälle, in denen das angeregte Elektron einen Teil seiner Überschussenergie in der Adsorbatschicht abgibt und Energie von der elektronischen Anregung des Substrats in Kernkoordinaten des Adsorbats transferiert wird. Ein Beispiel hierfür ist die durch elektronische Übergänge stimulierte Desorption (engl. desorption induced by electronic transitions“,DIET [Bur93]). ” Der Prozess ist in Abbildung 2.24 anhand des MGR-Modells (nach Menzel, Gomer und Redhead [Men64, Red64]) veranschaulicht. Der Elektronentransfer entspricht der Anheangeregter Zustand t~1-10 fs hn Grundzustand Ea Reaktionskoordinate q Abbildung 2.24: (a) MGR-Modell zur Beschreibung des DIET-Prozesses: Das System wird auf eine Potentialfläche mit verschobener Gleichgewichtskoordinate angeregt, wodurch es kinetische Energie aufnimmt, die zur Brechung der Bindung ausreichen kann. Reicht sie nicht aus, bleibt das Adsorbat in einem schwingungsangeregten Zustand zurück. Der gestrichelte Pfeil symbolisiert die energetische Lage des angeregten elektronischen Zustands. bung des Systems auf eine angeregte Potentialfläche, hier dargestellt entlang einer Reaktionskoordinate, die z.B. den Abstand eines Adsorbatmoleküls von der Metalloberfläche repräsentieren kann. Da der elektronisch angeregte Zustand eine andere Gleichgewichtslage hat als der Grundzustand, nimmt das System kinetische Energie entlang der Reaktionskoordinate auf. Diese Energie kann ausreichen, damit das System nach der Rückkehr auf die Grundzustandspotentialfläche (d.h dem Rücktransfer des Elektrons) die Potentialbarriere Ea zur Reaktion überwinden kann. Die zeitliche Entwicklung des Systems ist in der 39 2 Grundlagen Energie schematischen Darstellung durch Pfeile angedeutet. Der vertikale Abstand zu der jeweiligen Potentialkurve entspricht der kinetischen Energie der Kerne. Der gestrichelte Pfeil soll die energetische Entwicklung des angeregten elektronischen Zustands symbolisieren. Wenn dieser der Besetzung eines antibindenden Orbitals zwischen Adsorbat und Substrat entspricht, liegt die Lebensdauer des Zustands typischerweise bei 1-10 fs. Es ist deshalb meist nicht möglich, die Änderung der Bindungsenergie während der Reaktion zeitlich aufzulösen. Eine Ausnahme bildet hier Cs/Cu(111), wo die Lebensdauer des angeregten Zustands ca. 50 fs beträgt [Bau99, Pet00]. Die Zeit, die ein System im angeregten Zustand bleibt, reicht in vielen Fällen nicht aus, um mit einer Anregung genügend kinetische Energie für die Desorption aufzunehmen. Nach Rücktransfer des Elektrons verbleibt das Adsorbat in einem schwingungsangeregten Zustand. Um die Aktivierungsbarriere Ea für die Reaktion zu überwinden, sind daher oft multiple Anregungen erforderlich, wie man sie über die heiße Elektronenverteilung bei einer Fluenz in der Größenordnung von 10 mJ/cm2 erreichen kann. Beispiele für derartige DIMET-Prozesse (engl. Desorption Induced by Multiple ” Electronic Transitions“) sind die rekombinative Desorption von H2 und die CO-Oxidation auf der Ru(001)-Oberfläche [Bon99, Den03a]. Eine weitere Klasse von elektronisch vermittelten Energietransferprozessen beruht darauf, dass die Überschussladung durch eine lokale Verzerrung oder Umordnung der Adsorbatschicht stabilisiert wird. Es ergibt sich dabei ein dynamisches Wechselspiel zwischen räumlicher Einschnürung der Elektronenwellenfunktion und der Verzerrung der Umgebung, im englischen als self trapping“ bezeichnet. Derartige Prozesse sind aus dielektri” schen Festkörpern als Polaronbildung [Shl93], aus polaren Flüssigkeiten als Elektronensolvatisierung (vgl. Abschnitt 2.1.6) bekannt. Für die Polaronenbildung in adsorbierten Al- VCB(k||,q) VS(q) hn Abbildung 2.25: Schematische Darstellung der Bildung kleiner Polaronen bzw. der Elektronensolvatisierung: Aus einer Schar delokalisierter Zustände startend kann das Elektron auf die Potentialfläche eines lokalisierten Zustands überwechseln, deren Gleichgewichtskonfiguration gegenüber der der delokalisierten Zustände verzerrt ist. q kanschichten wurde von Harris und Mitarbeitern ein Modell verwendet, das sich mit einem Potentialdiagramm wie in Abbildung 2.25 darstellen lässt [Ge98]. Durch die optische Anregung werden die Elektronen nicht direkt in den lokalisierten Zustand, sondern zunächst in ein Band delokalisierter Zustände transferiert. Im Potentialbild ergibt sich für die Zustände mit unterschiedlichen Wellenvektoren kk eine Schar von Potentialflächen V (kk , q), die entlang der Reaktionskoordinate q, die einer lokalen Gitterverzerrung entspricht, bei einer perfekt geordneten Schicht ein Minimum aufweisen. Daneben gibt es einen lokalisierten Zustand, dessen Gleichgewichtslage entlang q verschoben ist. In der geordneten 40 2.4 Lichtinduzierte Ladungs- und Energietransferprozesse Energie Schicht ist der lokalisierte Zustand energetisch ungünstiger, weil für die Lokalisierung der Wellenfunktion Energie aufgebracht werden muss. Für die Einschnürung auf einem Gitterplatz entspricht die Lokalisierungsenergie der halben Breite des Bandes [Shl93]. Für den Übergang in den lokalisierten Zustand ergibt sich eine kleine Potentialbarriere, die durch (thermische) Fluktuationen überwunden (hier durch den kleinen Pfeil angedeutet) oder durchtunnelt werden kann. Im Fall der kleinen Polaronen in Alkanschichten wird der Energiegewinn durch die Gitterverzerrung fast vollständig durch die Lokalisierungsenergie aufgebraucht, so dass im Experiment keine Stabilisierung mehr beobachtet wurde, sondern lediglich der Übergang von delokalisierten zu lokalisierten Zuständen [Ge98]. In polaren Adsorbatschichten dagegen ist die Wechselwirkung der Ladung mit der Umgebung deutlich größer, so dass die Stabilisierung in der Größenordnung von 0.1–1 eV liegt [Mil02, Liu02]. Wie beim MGR-Modell beruht der Energietransfer bei der Polaronenbildung und Solvatisierung also letztlich auch darauf, dass das System auf eine Potentialfläche gehoben wird, die eine andere Gleichgewichtslage besitzt. Wie groß der Energietransfer ist, hängt u.a. stark von der Lebensdauer des angeregten Zustands ab. Bei einem anderen Typ von Energieübertrag in die Kernkoordinaten des Adsorbats entwickelt sich das System nicht auf einer angeregten Potentialfläche, sondern wird inelastisch von einem angeregten Zustand in einen anderen gestreut. In dünnen Adsorbatschichten ist es meist schwierig festzustellen, über welche Streuprozesse die freiwerdende Energie abgeführt wird, weil die Vielzahl möglicher Anregungen im Substrat zur Verfügung steht. In einem solchen Fall, nämlich der Intrabandstreuung im ersten modifizierten Bildladungszustand des Schichtsystems N2 /Xe/Cu(111), konnte der dominante Streukanal identifiziert werden. Die Intrabandstreuung ist für ein parabolisches Band, wie man es z.B. für Bild- Parallelimpuls Abbildung 2.26: Schematische Darstellung der Intrabandstreuung: Elektronen, die in delokalisierte Zustände mit größerem Impuls parallel zur Oberfläche angeregt wurden, relaxieren innerhalb desselben Bands in andere Zustände mit kleinerem Impuls. Die Energie kann dabei von Adsorbatmoden aufgenommen werden. ladungszustände findet, in Abbildung 2.26 dargestellt. Die Elektronen werden durch die Streuprozesse nach und nach abgebremst und sammeln sich am Boden des Bandes. In N2 /Xe/Cu(111) wird bei den Streuprozessen eine Librationsmode des N2 -Moleküls angeregt. Da die Energie pro Phonon mit ∼4 meV sehr klein ist, kommt es zu einem signifikanten Energietransfer lediglich durch die lange Lebensdauer des Bildladungszustands in der Größenordnung von einer Picosekunde [Hot00]. Größere Energiebeträge werden bei Interbandübergängen frei, doch ist kein Beispiel bekannt, in dem gezeigt werden konnte, dass die Energie innerhalb der Adsorbatschicht dissipiert wird und nicht durch Anregung von Elektron–Loch-Paaren im Metallsubstrat. Der Grund dafür ist, dass abgesehen von Bildladungszuständen nur in wenigen Systemen mehrere gebundene, angeregte Zustände in der Adsorbatschicht existieren. 41 2 Grundlagen 2.5 Zwei-Photonen-Photoemission Die Photoemissionsspektroskopie, auch Photoelektronenspektroskopie genannt, ist eine häufig verwendete Methode zur Untersuchung der elektronischen Struktur von Festkörpern und Oberflächen. Durch Absorption von Photonen werden Elektronen über das Vakuumniveau angeregt, wo sie mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit in einen Vakuumzustand übergehen und die Probe verlassen. Durch Messung der kinetischen Energie der Elektronen in Abhängigkeit von Energie und Polarisation des anregenden Lichts und vom Emissionswinkel der Elektronen erhält man Informationen über die Bindungsenergie und -Symmetrie von Zuständen sowie über deren Dispersion parallel zur Oberfläche [Hüf95]. Mit der direkten oder Ein-Photonen-Photoemission, bei der die Elektronen durch Absorption nur eines Photons über das Vakuumniveau gehoben werden, kann man so die elektronische Struktur über den kompletten Bereich der besetzten Zustände von den Rumpfniveaus bis zum Valenzband bestimmen. Zustände oberhalb des Vakuumniveaus werden dann beobachtet, wenn diese resonant von besetzten Zuständen aus angeregt werden können. Die zeitaufgelöste Zwei-Photonen-Photoemissionsspektroskopie (2PPE) ist eine klassische Anrege-und-Abfrage-Technik (engl. Pump and Probe“) [Fau95, Pet98]. Das Grund” prinzip ist in Abbildung 2.27 schematisch dargestellt. Durch Absorption eines ersten Photons wird ein Elektron in einen zuvor unbesetzten Zwischenzustand angeregt und durch Absorption eines weiteren Photons auf eine Energie oberhalb des Vakuumniveau angehoben, so dass es die Probe verlassen und energie- und richtungsaufgelöst nachgewiesen werden kann. Verwendet man kurze Lichtpulse und variiert die Verzögerung zwischen Pump- und Probe-Puls, erhält man ein Abbild der Elektronendynamik zwischen Fermi-Niveau (EF ) und Vakuumniveau (EVak ), dem Energiebereich, der der direkten Photoemission nicht zugänglich ist.8 Ekin Abbildung 2.27: Zeitaufgelöste 2PPE: Durch einen ersten kurzen Laserpuls wird eine angeregte Elektronenverteilung erzeugt. Mit einem zweiten Puls werden Elektronen photoemittiert. Durch Variation der Verzögerung zwischen den beiden Pulsen kann so die zeitliche Entwicklung der angeregten Elektronenverteilung vom Vakuumniveau bis einige 100 meV unter das FermiNiveau untersucht werden. hn2 EVak hn1 EF 0 t Die Photonenenergien der Lichtpulse hν1 und hν2 werden so gewählt, dass sie einerseits ausreichen, um Elektronen von unterhalb des Fermi-Niveaus mit hν1 in die zu untersuchenden Zustände anzuregen und mit hν2 von hier aus zu emittieren. Andererseits 8 In manchen Fällen werden auch bei der 2PPE Resonanzen oberhalb des Vakuumniveaus beobachtet [Zho02, Vel98, Vel99]. 42 2.5 Zwei-Photonen-Photoemission sollten die Photonenenergien so klein sein, dass sie nicht ausreichen, um Elektronen mit einem Photon vom Fermi-Niveau bis über das Vakuumniveau anzuregen. Eine Ausnahme bildet die Untersuchung heißer Elektronen in der Nähe des Fermi-Niveaus. Hierfür wird die Photonenenergie des Abfragepulses bewusst größer als die Austrittsarbeit gewählt, so dass die gesamte Dynamik der heißen Elektronen inklusive der Löcher vermessen werden kann [Fan92, Moo01, Lis04]. Die in dieser Arbeit vorgestellten Experimente wurden in den meisten Fällen mit zwei Pulsen unterschiedlicher Photonenenergie durchgeführt, wobei oft ein Puls durch Frequenzverdopplung aus einem Teil des andere generiert wurde. Die Zuordnung zu Pump- und Probe-Puls ergibt sich wiederum aus der energetischen Lage der untersuchten Zustände. Die Zeitauflösung der 2PPE liegt um etwa eine Größenordnung unter der Dauer der verwendeten Lichtpulse, hier also im Bereich weniger Femtosekunden (fs). Damit verbindet die 2PPE die hohe Zeitauflösung anderer optischer Spektroskopiemethoden wie z.B. zeitaufgelöster Absorptionsspektroskopie mit den Vorteilen der Photoemissionsspektroskopie, dass man nicht nur Energiedifferenzen zwischen den beteiligten Zuständen misst, sondern ihre energetische Lage relativ zum Fermi-Niveau und zum Vakuumniveau bestimmen kann. Überblick über die 2PPE-Anregungsmechanismen In Abbildung 2.28 sind die verschiedenen Mechanismen dargestellt, wie ein Elektron durch Absorption zweier Photonen von einem besetzten Anfangszustand |ii über einen Zwischenzustand |ni in einem Endzustand |f i angeregt werden kann. Im einfachsten Fall wird das Elektron resonant aus einem Anfangs- in einen Zwischenzustand und von diesem in einen Endzustand angeregt (Abb. 2.28(Mitte)). Im oberflächennahen Bereich ist im Photoemissionsschritt immer eine resonante Anregung möglich, da die Zustände im Vakuum ein Kontinuum bilden. Steht hingegen kein Zwischenzustand zur Verfügung, der resonant angeregt werden könnte, kann es zu einer nicht-resonanten Anregung kommen. In diesem Fall wird der Zwischenzustand nicht für eine endliche Zeit besetzt, sondern das Elektron geht quasi in einem 2-Photonenprozess direkt in den Endzustand über (Abb. 2.28(links)). Eine Kreuzkorreladirekt indirekt |f > EVak |n > Abbildung 2.28: Anregungsmechanismen der 2PPE: Direkte nicht-resonante (links) und resonante Anregungen (Mitte) verlaufen von einem Anfangszustand |ii über einen (virtuellen oder realen) Zwischenzustand |ni zum Endzustand |f i. Bei indirekten Anregungen kommt es zu Streuprozessen im Bereich der Zwischen- oder Endzustände EF |i > nicht- resonant resonant 43 2 Grundlagen tion in dem entsprechenden Energiebereich der Endzustände, wie man sie durch Variation der Pump–Probe-Verzögerung erhält, folgt dann gerade der Kreuzkorrelationsfunktion der beiden Laserpulse gefaltet mit der experimentellen Zeitauflösung. Diese Situation ergibt sich z.B. für den besetzten Oberflächenzustand der Cu(111)-Oberfläche, wenn die Photonenenergie nicht zu einer resonanten Anregung des n=1-Bildladungszustands oder höherer Bildladungsresonanzen passt. Sie kann ausgenutzt werden, um die Laserpulse am Ort der Probe zu charakterisieren. Von indirekten Anregungen spricht man, wenn zu den optischen Anregungsschritten noch sekundäre Streuprozesse hinzukommen. Es kann sich dabei um Elektron-ElektronStreuung oder Streuung an Defekten oder Phononen handeln, die bei oder nach einem Anregungsschritt stattfinden. In beiden Fällen geht die Phasenbeziehung (Kohärenz) zwischen den beteiligten Zuständen verloren und der Impuls der Elektronen parallel zur Oberfläche wird verändert. Bei der Solvatisierung von Elektronen beispielsweise verändert sich sowohl die energetische Lage als auch der Lokalisierungsgrad der elektronischen Zustände durch Energietransfer in Kernbewegungen des Adsorbats. 2.5.1 Beschreibung der Zwei-Photonen-Photoemission Der Prozess der Zwei-Photonen-Photoemission lässt sich quantenmechanisch als lineare Überlagerung von 3-Niveau-Systemen beschreiben, wenn man die Kopplung der beteiligten Anfangszustände untereinander, sowie die zwischen den Zwischenzuständen und zwischen den Endzuständen vernachlässigen kann. Die Population der Zustände wird im Rahmen der Dipolnäherung durch die optischen Blochgleichungen beschrieben [Lou83, Her96, Wol99, Bog02]. Diese quantenmechanische Beschreibung des 2PPE-Prozesses ist erfolgreich auf die Dynamik von Bildladungszuständen angewandt worden [Her96, Höf97, Ber01, Wei02]. Wenn jedoch die Anregung nicht-resonant erfolgt oder die Dephasierungszeiten zwischen den Zuständen kurz sind gegen die Laserpulsbreite, können Kohärenzeffekte vernachlässigt und die optischen Blochgleichungen in ein System von Ratengleichungen überführt werden [Lou83]. ṅi = − |µin E1 /~|2 ni + Γ0 nk ṅn = |µin E1 /~|2 ni − |µnf E1 /~|2 nk − Γ0 nk ṅf |µnf E2 /~|2 nk = (2.10) Hier bezeichnet µab die Dipolmomente, Ej ist das elektrische Feld des Pump- bzw. ProbePulses, Γ0 die Zerfallskonstante der Population. Diese Näherung ist für die Elektronendynamik der eisbedeckten Oberflächen gerechtfertigt, weil der schnelle Respons der Eisschicht auf die Ladung die Kohärenz der Zustände schnell zerstört. Unter der Annahme von geringen Anregungsdichten lassen sich die Gleichungen integrieren und man erhält für den Intensitätsverlauf einer Zwei-Farben-Kreuzkorrelation +∞ Z +∞ Z 0 I2PPE (τ ) ∝ |E1 (t)|2 |E2 (t0 − τ )|2 Θ(t0 − t) e−Γ0 (t −t) dt dt0 . −∞ −∞ 44 (2.11) 2.5 Zwei-Photonen-Photoemission Die Absolutquadrate der elektrischen Feldstärken ergeben die Intensitätseinhüllende der Laserpulse, Θ(t0 −t) ist die Heavyside-Stufenfunktion. Eine Variablentransformation bringt die Gleichung in die Form +∞ Z 0 I2PPE (τ ) ∝ IXC (t − t0 ) Θ(t0 ) e−Γ0 (t ) dt0 . (2.12) −∞ Mit IXC wird hier die Intensitätskreuzkorrelation der beiden Laserpulse bezeichnet. Dies ist gerade die Kreuzkorrelation, die man bei einem direkten nicht-resonanten Übergang misst. Die Vernachlässigung der Kohärenzen hat zur Folge, dass die zeitliche Verschiebung des Intensitätsmaximums bei gleicher Lebensdauer des Zwischenzustands eher kleiner ausfällt als nach den optischen Blochgleichungen. Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein System untersucht, in dem zweifelsfrei Kohärenzeffekte eine Rolle spielen. Dies sind die Bildladungszustände auf der Ru(001)-Oberfläche, bei denen kohärente Überlagerungen zu Quantenschwebungen über einen Zeitraum von mehr als 1 ps führen (siehe Anhang A). Diese Phänomene sind für andere Oberflächen bereits ausführlich im Rahmen der optischen Blochgleichungen diskutiert worden [Höf97, Ber01, Ber04]. Für die Modellierung der Quantenschwebungen auf Ru(001) ist ein Programm zur approximativen Berechnung der optischen Blochgleichungen aus der Arbeitsgruppe von U. Höfer verwendet worden. 2.5.2 Polarisationsabhängigkeit, Symmetrie der Wellenfunktion Aus der Abhängigkeit der 2PPE-Intensität von der Polarisation des anregenden Lichts können direkt Schlüsse auf die Symmetrie der Wellenfunktion der beteiligten Zustände gezogen werden. Wenn Pump- und Probe-Puls verschieden sind, lässt sich die Polarisationsabhängigkeit der 2PPE-Intensität für einen direkten Anregungsprozess schreiben als [Wol99] ¯ ¯2 ¯ in ¯ nf I2PPE ∝ ¯( µ · e1 )(µ · e2 )¯ , (2.13) wobei µin =hn| µ|ii und µnf =hf | µ|ni die Dipolmomente der Übergänge zwischen den Zuständen |ii, |ni und |f i bezeichnen. e1 und e2 stehen für die Polarisationsvektoren von Pump und Probe. Für Emission senkrecht zur Oberfläche vereinfacht sich die Beziehung 2.13 besonders, wenn Anfangs- und Zwischenzustand total symmetrisch bzgl. der Oberflächennormalen sind. Da der Endzustand dieselbe Symmetrie aufweist, ist lediglich die z-Komponente der Dipolmomente von Null verschieden und man erhält ¯ ¯2 ¯ 2 nf ¯ µ I2PPE ∝ ¯(µin z z ¯ |e1z e2z | . (2.14) Die Komponenten des elektrischen Feldes an der Oberfläche können mit Hilfe der FresnelGleichungen berechnet werden. Erfolgt die Besetzung eines Zustands nicht direkt durch einen optischen Übergang, sondern indirekt durch Streuung aus anderen Zuständen, ist die Anregungswahrscheinlichkeit 45 2 Grundlagen in erster Näherung proportional zum absorbierten Teil des Lichts. Die Polarisationsabhängigkeit für einen indirekt bevölkerten Zwischenzustand nimmt dann folgende Form an [Wol99]: ¡ ¢ I2PPE ∝ Ap cos2 φ1 + As sin2 φ1 |µkf · e2 |2 . (2.15) mit der Absorption des Substrats für p-bzw. s-polarisiertes Licht Ap und As , wie sie sich ebenfalls aus den Fresnel-Gleichungen ergeben. Auf diese Weise ist es durch Polarisationsmessungen also möglich, nicht nur die Symmetrie des Zwischenzustands, sondern auch die Art des Anregungsmechanismus zu bestimmen. 2.5.3 Winkelabhängigkeit, Dispersion parallel zur Oberfläche Da der Impuls der Photonen gegen den der Elektronen vernachlässigbar ist, kann bei der Photoemission der Wellenvektor parallel zur Oberfläche kk als Erhaltungsgröße angesehen werden, wenn die Oberfläche eine Translationssymmetrie aufweist. Deshalb ist es möglich, aus winkelabhängigen 2PPE-Messungen die Dispersion parallel zur Oberfläche für ein Band unbesetzter Zustände zu bestimmen. Die Dispersion eines Bandes lässt sich in Analogie zu der eines freien Elektrons schreiben als ~2 k 2 , E(k) =: (2.16) 2meff (k) wobei die effektive Masse meff (k) allgemein eine tensorielle Größe ist. Aus Symmetriegründen ist meff jedoch an den in dieser Arbeit untersuchten Oberflächen für kleine Werte von kk ein skalar. Aufgrund ihrer effektiven Masse lassen sich delokalisierte und lokalisierte Zustände voneinander unterscheiden. Delokalisierte (Bloch-)Zustände bilden Bänder mit einer endlichen effektiven Masse aus. Dabei kann meff sowohl positive als auch negative Werte annehmen. Letzteres tritt durch das Umklappen der Bänder an den Rändern der Brillouin-Zone auf. Für einen lokalisierten Zustand hingegen ist kk keine gute Quantenzahl mehr. Aufgrund seiner begrenzten Ausdehnung in der Ebene der Oberfläche zeichnet sich ein lokalisiertes Elektron entsprechend der Heisenbergschen Unschärferelation durch eine breite Verteilung von kk -Werten aus. Das Resultat ist eine flach Dispersion mit unendlich großer effektiver Masse. Streng genommen ist durch die Verletzung der Translationsinvarianz parallel zur Oberfläche kk keine Erhaltungsgröße mehr im Photoemissionsprozess. Wenn die kinetische Energie der Endzustände jedoch groß ist gegen das Störpotential, in dem das Elektron lokalisiert ist, so dass man die Endzustände näherungsweise als ungestört annehmen kann, dann wird die Impulsverteilung des lokalisierten Elektrons im Photoemissionsprozess auf die Endzustände übertragen. In diesem Fall kann man aus der gemessenen kk -Verteilung über eine Fouriertransformation die räumliche Ausdehnung der lokalisierten Wellenfunktion abschätzen. Dabei muss man beachten, dass im Experiment die Absolutquadrate der Wellenfunktion im Orts- bzw. Impulsraum gemessen werden, die Fouriertransformation jedoch die Wellenfunktionen miteinander verbindet. Die für die Rekonstruktion der Wellenfunktion nötige Phaseninformation geht also im Messprozess verloren, weshalb der Wert für die räumliche Ausdehnung entsprechend der Heisenbergschen Unschärferelation nur eine untere Schranke sein kann. 46 2.5 Zwei-Photonen-Photoemission Neueste Rechnungen aus der Arbeitsgruppe von C. B. Harris haben ergeben, dass die Näherung ungestörter Endzustände für einen um wenige 100 meV stabilisierten Zustand und Photonenenergien im Bereich von 2 eV relativ gut erfüllt ist [Bez04]. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von P. Saalfrank an der Universität Potsdam wird außerdem gerade der Einfluss des Störpotentials auf die Winkelverteilung der Photoemission unter Einbeziehung der optischen Anregung durch einen Femtosekundenlaserpuls untersucht. Als Modellpotential wird dabei eine Überlagerung aus dem Potential des dielektrischen Kontinuums mit einem Gauss-förmigen Lokalisierungspotential verwendet, dessen Breite und Tiefe systematisch variiert werden. 47 2 Grundlagen 48 3 Experiment Bedingt durch den Umzug der Arbeitsgruppe wurden die Experimente an zwei Versuchsapparaturen durchgeführt, die Messungen an Eis auf Cu(111) am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft (FHI) und die Messungen an Eis auf Ru(001) am Fachbereich Physik der Freien Universität Berlin (FUB). Im Rahmen des Neuaufbaus des Experimentes an der FUB wurden viele Details überarbeitet, der prinzipielle Aufbau ist jedoch gleich und besteht aus zwei Hauptteilen, einer Ultrahochvakuumapparatur, die die Präparation und Charakterisierung definierter Oberflächen und Adsorbatsysteme ermöglicht, und einem Lasersystem, mit dem die ultrakurzen Anregungs- und Abfragelichtpulse für die zeitaufgelösten Zwei-Photonen-Photoemissions-Experimente erzeugt werden. Die folgenden Kapiteln beschreiben insbesondere den experimentellen Aufbau an der FUB, da das Experiment am FHI bereits in zahlreichen Veröffentlichungen detailliert dargestellt ist [Kno97b, Hot99b, Moo99, Gah00b]. TOF UHV-Kammer Dx Dt= c l -Platten 2 e- Klappspiegel Hintergrunddosierer Probe Linse Lochblendendosierer CCD-Kamera QMS Abbildung 3.1: Experimenteller Aufbau (schematisch) Die Probe ist im UHV mit einem Basisdruck von 1 × 10−10 mbar derart gehaltert, dass sie zwischen 25–40 K und mehr als 1600 K temperiert werden kann (3.1.1). Die Einkristalloberflächen wurden mit Standardmethoden präpariert (sputtern und tempern bzw. rösten) und charakterisiert (LEED, Auger, 3.1.2). Abbildung 3.1 zeigt schematisch den Aufbau für die Untersuchungen zur elektronischen Struktur der Adsorbatsysteme Eis/Cu(111) und Eis/Ru(001). Das Wasser wird über einen Lochblendendosierer auf die Metalloberfläche bei 100–160 K aufgedampft. Je nachdem, bei welcher Probentemperatur das Wasser adsorbiert wird, erhält man amorphe oder kristalline Eisschichten. Zur Charakterisierung der Adsorbatschichten dienen thermische Desorptionsspektren (TDS, 3.1.3), bei denen die Desorptionsrate der Adsorbatmoleküle mit einem Quadrupolmassenfilter (QMS) als 49 3 Experiment Funktion der Temperatur aufgenommen wird. Zur Erzeugung der Laserpulse für die zeitaufgelösten Zwei-Photonen Photoemissionsmessungen wurden kommerzielle Lasersysteme der Firma Coherent bestehend aus einem regenerativen Verstärkersystem und nachgeschalteten optisch-parametrischen Verstärkern verwendet (3.2.1). Durch weitere Frequenzverdopplung in BBO-Kristallen liefert das System an der FUB durchstimmbare Pulse über einen Wellenlängenbereich von 1600 bis 230 nm (0.78 – 5.4 eV)1 mit Pulsdauern zwischen 25 und 65 fs. Die meisten 2PPE-Experimente wurden mit einem sichtbaren (VIS) und einem ultravioletten (UV) Puls durchgeführt, die über eine Verzögerungsstrecke zeitlich gegeneinander versetzt und deren Polarisation unabhängig voneinander gedreht werden kann. Mit einem Flugzeitspektrometer (TOF, 3.2.2) werden die photoemittierten Elektronen energie- und winkelaufgelöst nachgewiesen. Das elektronische Signal wird analog verarbeitet und an den Messrechner übergeben (3.2.2). Als Weiterentwicklung der 2PPE wurde ein Verfahren zur variablen Temperierung der Probe während der Messung implementiert, so dass Temperatur- und Bedeckungsabhängigkeiten in einer Messung simultan mit thermischen Desorptionsspektren aufgenommen werden können. 3.1 Probenpräparation und -charakterisierung 3.1.1 UHV-System Der Aufbau des UHV-Systems an der FUB ist in Abbildung 3.2 skizziert und unterscheidet sich in zwei grundlegenden Punkten von dem am FHI: • Während die Kammer am FHI aus einer zylindrischen Hauptkammer bestand, an der sowohl die Komponenten zur Probenpräparation als auch das Elektronenflugzeitspektrometer angebaut waren, besteht die neue Kammer an der FUB aus zwei übereinanderliegenden und durch ein Ventil voneinander separierbaren Teilkammern für die Probenpräparation und die Elektronenspektroskopie. Dadurch ist es möglich, Verunreinigungen durch die Probenpräparation von den Spektrometern fernzuhalten und sogar für Umbauarbeiten die Präparationskammer separat zu belüften und auszuheizen. • Um eine parallele Bearbeitung verschiedener Projekte zu ermöglichen und für Experimente an Halbleiteroberflächen häufig die Probe wechseln zu können, wurde das neue UHV-System mit einem Probentransfersystem ausgestattet. Eine separierbare Schleusenkammer und ein Probenmagazin erlauben es, Proben ein- und auszuschleusen, ohne das Vakuum der Hauptkammer und des Magazins zu brechen, und bis zu 6 gehalterte Proben unter UHV-Bedingungen zu lagern. Das für die Untersuchungen erforderliche Ultra-Hochvakuum (UHV)) im Bereich von ≤ 1×10−10 mbar in der Präparationskammer wird über eine Turbomolekularpumpe kombiniert mit einer Dragstufe erreicht. Das erforderliche Vorvakuum von < 1 × 10−3 mbar 1 Hierbei wurde der idler der OPAs nicht berücksichtigt. 50 3.1 Probenpräparation und -charakterisierung LEED QMS Präparationskammer LochblendenDosierer Gassystem Probe Leakvalve Gassystem Sputter-Kanone SEA TOF Abbildung 3.2: Aufbau des UHVSystems an der FUB: Präparationskammer und Spektrometerkammer können durch ein Ventil voneinander getrennt werden. Dargestellt sind jeweils nur die Komponenten, die in den Experimenten verwendet wurden. Pumpen und Manometer sind der Übersichtlichkeit wegen weggelassen. Filament für Elektronenstoßheizung Spektrometerkammer Elektronen-Kanone liefert eine Kombination aus einer weiteren Turbo-Drag-Pumpe und einer 4-stufigen Membranpumpe. Die Spektrometerkammer an der FUB wird bei geschlossenem Zwischenventil nur über eine Ionengetter- und eine Titansublimationspumpe evakuiert. Hier beträgt der Druck standardmäßig 4 × 10−11 mbar. Der Pumpenbereich ist somit komplett schmiermittelfrei, so dass das UHV nicht durch Kohlenwasserstoffe belastet wird. Das Restgasspektrum setzt sich überwiegend aus Wasserstoff, Wasser, Kohlenmonoxid und Kohlendioxid zusammen. Die Experimente an Adsorbatschichten auf Metalloberflächen stellen spezielle Anforderungen an die Halterung der Probe. Für die Präparation der Oberflächen muss die Probe zu hohen Temperaturen geheizt werden, im Falle von Ru(001) auf mehr als 1600 K. Andererseits ist für die Präparation der Adsorbatschichten eine effektive Kühlung und eine kontrollierte Temperierung über einen weiten Temperaturbereich erforderlich. Bei thermischen Desorptionsmessungen ist es außerdem erwünscht, dass möglichst wenig Oberfläche des Probenhalters in der Nähe der Probe ist, um eine Verfälschung der Spektren durch Desorption vom Probenhalter zu minimieren. Die verwendeten Probenhalter sind in Abbildung 3.3 skizziert. Das Prinzip der Probenhalterung ist für beide Versuchsapparaturen gleich: Die runde Einkristallscheibe (1) mit einem Durchmesser von 10 mm (Cu(111)) bzw. 8 mm (Ru(001)) und einer Dicke von 2 mm ist mit zwei Tantaldrähten (2), die in Kerben auf der Außenseite der Probe eingeklemmt sind, zwischen Metallstiften (3) eingespannt. Diese wiederum gehen in Kupferblöcke (4) über. Zwischen den Kupferblöcken und dem mit dem Kryostaten verbundenen Halter (6) befinden sich 0.5 mm dicke Saphirscheiben (5), so dass die Blöcke und damit auch die Probe elektrisch vom Halter isoliert sind, wegen der guten Wärmeleitfähigkeit von Saphir aber trotzdem ein guter thermischer Kontakt der Probe zum Kryostaten besteht. Der Halter am FHI ist zusätzlich durch ein Kühlschild aus Kupfer an der Rückseite gegen Strahlungswärme geschützt. Die Probe kann so mit flüssigem Stickstoff auf unter 90 K, mit flüssigem Helium auf etwa 20 K abgekühlt werden. Zur Messung der Probentemperatur steckt ein Thermoelement vom Typ K (NiCr/Ni) in 51 3 Experiment Saphirscheiben (5) (7) Stromzuführung Widerstandsheizung Saphirscheiben (5) Kupferblöcke (4) (6) Halter (Cu) Öffnung für Transferstab Übergabekontakte des Thermoelements (10) Thermoelement Kupferblöcke mit Stiften zur Probenhalterung (3+4) Wolframsteher (3) Probenkristall (1) Tantaldrähte (2) (9) Filament (10) Thermoelement (9) Tantalbleche Probenkristall (1) Tantaldrähte (2) Abbildung 3.3: (a)Probenhalterung am FHI (Cu(111)), (b)Probentransferhalter an der FU (Ru(001)) einer kleine Bohrung seitlich im Kristall. Während am FHI die Tantaldrähte an Wolframstiften angepunktet waren, sind bei dem Transfersystem die Kupferblöcke so gebaut, dass die Drähte mittels Tantalblechen direkt auf die Kupferblöcke gepresst werden. Zur elektrischen und thermischen Kontaktierung der Transferhalterung werden die Kupferblöcke mit einem Hebel an entsprechende Kupferblöcke am festinstallierten Teil der Halterung angepresst. Da die Übergabe der Thermoelementkontakte mit einem Thermoelement vom Typ C (W/Re) keine hinreichend reproduzierbare Temperaturmessung erlaubte, wurde für die temperaturkritischen Messungen an kristallinem Eis die Transfermöglichkeit vorübergehend stillgelegt und ein Thermoelement vom Typ-K bis zur Probe durchgezogen. Die Probe kann kontrolliert geheizt werden, indem man einem Strom bis zu 30 A durch die Tantaldrähte fließen lässt. Durch die Joulesche Wärme können Temperaturen bis zu 1000 K erreicht werden (Widerstandsheizung). Die Präparation der Ru(001)-Oberfläche verlangt jedoch Temperaturen von mehr als 1600 K. Hierfür wurde eine sog. Elektronenstoßheizung eingesetzt: Über Glühemission werden mit einem Filament hinter der Probe freie Elektronen erzeugt und durch Anlegen einer Hochspannung von typisch 500-1500 V auf die Probenrückseite beschleunigt. Bei der Probenhalterung am FHI war das Filament direkt am Probenhalter befestigt, bei dem neuen System sitzt das Filament an einem extra Flansch und kann an die Probenrückseite herangefahren werden. Da diese beiden Heizmethoden elektrische Felder an der Probe implizieren, können sie nicht während einer Photoemissionsmessung zur Temperierung der Probe benutzt werden. In diesem Fall kann man eine Heizspirale am Kaltkopf des Kryostaten verwenden. Die Probentemperatur reagiert allerdings sehr träge und lässt sich daher schwer regeln. Um 2PPE-Messungen auch während geregelter Heizrampen durchführen zu können, wurden an die Stromdurchführungen für die Widerstandsheizung Relais eingebaut, so dass die Probe abwechselnd geheizt und auf ein definiertes elektrisches Potenzial gelegt werden kann (siehe Kap. 3.2.3). Die UHV-Systeme sind zur Probenpräparation und -charakterisierung mit einer Sputterkanone und einem LEED- ( Low-Energy-Elektron-Diffraction )-Spektrometer ausgerüstet. Das LEED der FHI-Kammer kann man wegen der 4-Gitter-Anordnung auch zur AugerElektronenspektroskopie (AES) verwenden. In der Spektrometerkammer an der FU stehen zu diesem Zweck eine separate Elektronenkanone und ein hemisphärischer Elektronenener- 52 3.1 Probenpräparation und -charakterisierung Lochblende UHV 1-2 mm Dosierreservoir Faltenbalgventile Probe Hauptreservoir Schleuse Kapazitätsmanometer zum Vorpumpenstand Abbildung 3.4: Gasdosiersystem für Wasser: Durch Öffnen des Ventils zu dem Hauptreservoir wird im Dosierreservoir ein definierter Vordruck eingestellt. Durch die Lochblende strömt das Gas langsam in die Kammer und wird in einem Rohr bis 1-2 mm vor der Probe geführt. Über ein zweites Ventil wird das Dosierreservoir am Ende der Dosierzeit wieder evakuiert. Wasser gieanalysator zur Verfügung. 2 Gase können auf zwei verschiedene Arten ins UHV eingelassen werden. Über ein sog. Leak Valve kann man einen bestimmten Hintergrunddruck in der Kammer einstellen. Dieses Verfahren wird für Gase angewandt, die sich gut wieder abpumpen lassen, z.B bei der Oberflächenpräparation durch Sputtern mit Argon und Rösten mit Sauerstoff). Um das UHV nicht nachhaltig zu verschlechtern, wird das Wasser über einen Lochblendendosierer (engl. pinhole doser ) adsorbiert. Das Experiment verfügt über ein Gassystem, mit dem mehrere Gase wahlweise über ein Leak Valve oder einen Lochblendendosierer mit jeweils unabhängigen Reservoiren dosiert werden können. In Abbildung 3.4 ist der Aufbau des Lochblendendosierers und des zugehörigen Teils des Gassystems skizziert. Für eine bestimmte Dosierzeit wird nicht in der UHV-Kammer, sondern in einem Dosierreservoir, das über eine Lochblende mit 5 µm Durchmesser mit der Kammer verbunden ist, ein definierter Gasdruck eingestellt. Durch die Lochblende tretende Moleküle werden durch ein Rohr bis ∼ 1 mm vor die Probenoberfläche geführt. Der Druckanstieg in der Kammer während des Dosierens kann so bei 2 − 3 × 10−10 mbar gehalten werden und fällt in weniger als einer Minute wieder ab. Um möglichst homogene Schichten über die ganze Probenoberfläche zu erhalten, ist ein kleines Tantalblech in das Dosierrohr geklemmt, das den direkten Molekülstrahl abblockt. Zunächst wird über eine Schleuse Wasserdampf in das Hauptreservoir eingelassen und ein Druck von 0.5 mbar eingestellt. Bei Öffnen des Ventils zum Dosierreservoir ergibt sich hier ein Druck von 0.2 bis 0.3 mbar entsprechend einer Dosiergeschwindigkeit von ∼ 2 Langmuir/min. Das Dosierreservoir kann über ein zweites Ventil direkt zum Vorpumpstand wieder evakuiert werden. Bei Adsorptionstemperaturen unter 145 K lassen sich so Eisschichten mit 10% Abweichung reproduzierbar präparieren. Die aktuellen Bedeckungen werden jeweils nach den 2PPE-Messungen über das thermische Desorptionsspektrum (TDS) bestimmt. Das in der neuen Kammer hierfür benutzte Quadrupolmassenspektro2 Die neue Kammer an der FUB ist darüber hinaus mit diversen Komponenten zur Präparation und Charakterisierung dünner metallischer und magnetischer Schichten auf Halbleitersubstraten ausgestattet, die bei den hier vorgestellten Untersuchungen aber nicht zum Einsatz kamen. 53 3 Experiment QMS signal D2O 160 180 200 220 Temperatur [K] 300 Standardeichung Eichpunkte Eichkurve 250 200 150 100 50 0 Xe 80 90 100 -6 -5 -4 -3 -2 -1 Thermospannung [mV] 0 110 O2 65 70 75 Temperatur [K] Abbildung 3.5: (a) TDS zur Temperatureichung: Temperaturen nach Standardeichung [NIS03] ergeben große Abweichungen von Literaturwerten für Desorption der ML O2 (50 K), der ML (87 K) und BL Xe/Ru(001) [Sch90]. Der Wert für die BL D2 O/Ru(001) entspricht mit 178 K dem Literaturwert [Hel95a]. (b)Aus den Eichpunkten (runde Symbole) ergibt sich eine Eichkurve (durchgezogen), die deutlich unter der Standardeichung (gestrichelt) liegt. meter lässt sich auf ∼ 1 cm an die Probe heranfahren. Da sich bei den Messungen an kristallinen Eisschichten eine starke Temperaturabhängigkeit herausgestellt hat, wurde eine Eichung der Temperaturmessung für tiefe Temperaturen mittels TDS von physisorbiertem molekularen Sauerstoff und Xenon durchgeführt. Dabei wurden neben dem Desorptionspeak der D2 O-Bilage von Ru(001) der der O2 -Monolage sowie der Xenon-Mono-und Bilage verwendet [Sch90, Sch93]. 3.1.2 Präparation der Metalloberflächen Cu(111) Handelsübliche Metalleinkristalle enthalten immer noch Restverunreinigungen wie Kohlenstoff und Schwefel. Zur Präparation der Cu(111)-Oberfläche wurde daher der Probenkristall im UHV wiederholten Zyklen aus 10 min Sputtern mit Ar+ -Ionen mit ca. 500 V und einem Ionenstrom von 2 µA und anschließendem Tempern bei 900–1000 K über 20 min unterzogen. Durch das Sputtern werden Verunreinigungen von der Oberfläche abgetragen, das Tempern lässt Verunreinigungen und Defekte aus oberflächennahen Schichten zur Oberfläche diffundieren und Krater vom Sputtern ausheilen. Nach und nach wurden die Temperatur beim Tempern auf ≤ 800 K reduziert, um die Mobilität der Verunreinigungen zu reduzieren und damit den ständigen Nachschub aus tieferen Schichten zu verhindern. Zur Aufrechterhaltung der Oberflächengüte wurden am Anfang jedes Messtages mindestens zwei Präparationszyklen durchgeführt. 54 3.1 Probenpräparation und -charakterisierung Die Qualität der Oberfläche wurde einerseits über das LEED-Bild, andererseits über die Austrittsarbeit und die Peakposition und -breite von Oberflächenzustand und n=1Bildladungszustand im 2PPE-Spektrum überprüft. Abbildung 3.6 zeigt ein LEED-Bild aufgenommen bei Raumtemperatur mit einer Elektronenenergie von 100 eV und ein typisches 2PPE-Spektrum aufgenommen bei 100 K. Cu(111) T=100 K 2PPE-Intensität hν1= 1.95 eV hν2= 3.90 eV 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2 1.4 Ekin [eV] Abbildung 3.6: Cu(111): a.) LEED bei 300 K, E=100 eV, b.) 2PPE-Spektrum des besetzten Oberflächenzustands bei 100 K mit einer Linienbreite von 35 ± 5 meV. Die Austrittsarbeit der sauberen Oberfläche liegt bei 4.9 eV. Für die Linienbreite des besetzten Oberflächenzustands ergibt sich durch die Anpassung eines Voigt-Profils eine Linienbreite von 35 ± 10 meV bei einer spektralen Breite der Laserpulse von 35 meV und einer Spektrometerauflösung von 13 meV. Die besten Photoemissionsmessungen [Rei01] und Untersuchungen mit Rastertunnelspektroskopie [Kli00] ergeben bei 30 K Linienbreiten von 23 ± 1 meV. Ru(001) Die Präparation der Ru(001)-Oberfläche unterscheidet sich deshalb von der der Kupferoberfläche, weil Ruthenium einen wesentlich höheren Schmelzpunkt besitzt und deshalb zu Temperaturen geheizt werden kann, bei denen viele Verunreinigungen, insbesondere Sauerstoff und Oxide, desorbieren. Kohlenstoff- und Schwefelverunreinigungen können deshalb mit Sauerstoff abgeröstet“ werden. Um Adsorptionsplätze für den Sauerstoff zu schaf” fen, wird bei den ersten Präparationszyklen die Oberfläche mit Ionenergien von 2.5-3 keV gesputtert im Wechsel mit Rösten bei >1500 K und einem Sauerstoffpartialdruck von 2 × 10−7 mbar. Um die Oberfläche wieder vom Sauerstoff zu befreien, muss die Probe auf mehr als 1530 K geheizt werden. Während der Erstpräparation wurde der Kristall jeweils kurzzeitig auf 1650 K geheizt. Zur Temperaturmessung wurde dabei ein Pyrometer bzw. ein Thermoelement vom Typ C benutzt. Die Qualität der Oberfläche wurde mittels LEED, AES, TDS und 2PPE überwacht. Das LEED-Bild (Abb. 3.7(a)) zeigt scharfe Beugungsmaxima mit der 6-zähligen Symmetrie der (001)-Oberfläche eines hexagonal-dichtgepackten Kristalls. Das Auger-Elektronenspektrum zeigt keinen Peak bei gut 500 eV und damit 55 3 Experiment dN/dE N im Rahmen der Meßgenauigkeit keine Verunreinigung durch Sauerstoff. Die Peaks von Kohlenstoff und Schwefel sind überlagert durch die starken Ruthenium-Peaks. Der relativ schwache Peak bei 140 eV und die Symmetrie des Peaks bei 270 eV deuten aber darauf hin, dass die Verunreinigungen durch Schwefel und Kohlenstoff klein sind (siehe Abb. 3.7(b)). 200 300 400 Energie [eV] 500 Abbildung 3.7: (links) LEED-Bild der Ru(001)-Oberfläche. (rechts) Integrales und differentielles Auger-Elektronenspektrum: Die Verunreinigungen durch O, C und S sind sehr gering (siehe Text). Sehr empfindlich auf die Oberflächenreinheit sind auch die TD-Spektren von CO/Ru(001). Schon bei geringen Sauerstoffmengen auf der Oberfläche verschiebt sich der schwächer gebundenen Peak zu niedrigeren Temperaturen und verändert deutlich seine Form. Die Form der Peaks entspricht denen des Referenzspektrums [Den03d], der Einbruch in der Mitte ist jedoch nicht so ausgeprägt. QMS-Signal (m/e=28) Abbildung 3.8: TDS der Sättigungsbedeckung CO/Ru(001) 300 400 500 Temperatur [K] Auch das TDS von D2 O/Ru(001) zeigt sich als besonders sensible auf Verunreinigungen, insbesondere Sauerstoff und H2 O. Während ein Teil der H2 O-Moleküle (während der Heizrampe) dissoziiert, ist dies bei D2 O nur im Bereich von wenigen Prozent einer Bilage der Fall. Dieser Anteil, der mit dem Hochtemperaturpeak im TDS zusammenhängt, wird durch koadsorbierten Sauerstoff oder andere Verunreinigungen erhöht. Durch Spülen des 56 3.1 Probenpräparation und -charakterisierung Dosierers mit D2 O vor dem ersten Dosieren und durch Aufnahme eines Test-TDS wurde dafür gesorgt, dass die Amplitude des Hochtemperaturpeaks < ∼ 5 % der des Bilagenpeaks betrug (vergleiche Abb. 3.5). 3.1.3 Präparation der Adsorbatschichten, Thermische Desorptionsspektroskopie (TDS) D2O/Cu(111) Bedeckung [BL] 4.3 3.7 2.9 2.3 1.8 1.2 0.90 0.64 0.30 0.16 140 150 Austrittsarbeit [eV] QMS - Signal (m/e=20) Für die Präparation der Eisschichten wurde D2 O der Firma Sigma Aldrich mit einer Isotopenreinheit von 99.9 % verwendet. Die 1-ml-Ampullen wurden in einem evakuierten Reagenzglas geheizt und unter Vakuum geöffnet, um Isotopenverunreinigung zu verhindern. Für H2 O wurde hochreines Wasser aus einer Milli-Q-Anlage der Firma Millipore mit einem spezifischen Widerstand von 18.2 Ohm cm und einem Restgehalt an organischen Kohlenstoffverbindungen von etwa 3–4 ppb verwendet und in einem Reagenzglas umgehend an das Gassystem angeschlossen. Zur weiteren Reinigung von leichter flüchtigen Stoffen wie z. B. Sauerstoff wurde das Wasser abwechselnd mit flüssigem Stickstoff eingefroren und wieder aufgetaut, während abdampfende Gase abgepumpt wurden. Außerdem wurden während der ganzen Messperiode keine unterschiedlichen Isotope über denselben Teil des Gassystems dosiert. Für die Isotopenmessungen an Cu(111) standen zwei komplett unabhängige Gassysteme mit Lochblendendosierern zur Verfügung. Bei einem Druck von etwa 0.3 mbar an der Gassystemsseite der Lochblende ergeben sich für eine Bilage Dosierzeiten von 40 s (18 s) am FHI (an der FUB). Bedeckung und Kristallinität der Eisschichten wurden mit thermischer Desorptionsspektroskopie bestimmt. Die schwache Bindung von Wasser an die Cu(111)-Oberfläche führt dazu, dass die thermischen Desorptionsspektren (Abb. 3.9) im Wesentlichen nur einen Desorptionspeak 0. Ordnung zeigen, wie man es für Multilagendesorption erwartet (vgl. Kap. 2.1.7). Lediglich der Übergang von amorphem zu kristallinem Eis erscheint bei ∼160 K im TDS als Schulter, da amorphes Eis einen höhe- 4.8 4.4 4.0 0 160 170 180 Temperatur [K] 1 2 3 4 Bedeckung [BL] 190 5 200 Abbildung 3.9: TDS von D2 O/Cu(111) präpariert bei T =100 K: Es ist keine Lagenstruktur erkennbar. Die mit Pfeilen markierte Schulter bei ca. 160 K entsteht durch den Kristallisierungsübergang. Inset: Mit 2PPE gemessene Austrittsarbeit in Abhängigkeit der Bedeckung. 57 3 Experiment QMS - Signal (m/e=20) ren Dampfdruck besitzt [Smi96] . Es ist also kein definiertes Lagenwachstum zu erwarten. In den 2PPE-Messungen wird ein Abfall der Austrittsarbeit (vgl. Kap. 3.2.3) von 4.9 eV für die saubere Oberfläche auf 3.94±0.02 eV für Multilagenbedeckungen beobachtet. Die Sättigung der Austrittsarbeitsänderung und das Verschwinden der Oberflächenzustände der sauberen Metalloberfläche bei Adsorption von 3 BL und mehr deuten darauf hin, dass > 3 BL amorphes Eis auf Cu(111) geschlossene Schichten bildet (vgl. Kap. 4.4). Die meisten Messungen an Eis auf Cu(111) wurden an solchen amorphen Schichten, präpariert bei T =100 K, durchgeführt. Das TDS von H2 O/Cu(111) unterscheidet sich von dem von D2 O/Cu(111) lediglich darin, dass die Desorption bei um etwa 7 K niedrigeren Temperaturen einsetzt. Absolute Bedeckungen sind aus dem TDS von D2 O/Cu(111) allein nur schwer zu bestimmen. Hierfür wurde als Referenz das TDS von D2 O/Ru(001) unter identischen Präparationsbedingungen3 verwendet. Wie Abbildung 3.10 zeigt, sind hier Desorption der Multilage und der Bilage klar voneinander getrennt, so dass die absolute Bedeckung leicht zu eichen ist. Die angegebenen Bedeckungen für die Cu(111)-Oberfläche sind durch die indirekte Eichung mit einem systematischen Fehler von 10-20 % behaftet. D2O/Ru(001) dosiert bei 95 K: 10 BL Multilage 5 BL 2.2 BL 1.3 BL 1.1 BL 0.5 BL Bilage 140 160 180 200 Bilage 140 150 160 170 180 Temperatur [K] 190 200 Abbildung 3.10: TDS-Serie von D2 O/Ru(001) präpariert bei T =100 K. Multilagen- und Bilagendesorption sind klar separiert. Der Kristallisierungsübergang erscheint als Schulter bei etwa 160 K (Pfeile). Die Amplitude des Hochtemperaturpeaks bei ∼200 K liegt bei <5 % des Bilagenpeaks (siehe Inset) Bei den Untersuchungen auf der Ru(001)-Oberfläche standen vor allem der Kristallisierungsübergang und die elektronischen Eigenschaften kristalliner Eisschichten im Vordergrund. Deshalb kam der Präparation möglichst kristalliner Schichten besondere Bedeutung zu. Abbildung 3.11 zeigt eine Reihe TD-Spektren von Oberflächen, denen jeweils die gleiche Dosis D2 O bei unterschiedlichen Probentemperaturen angeboten wurde. Die vom Kristallisierungsübergang herrührende Schulter zeigt deutlich, dass selbst bei Adsorpti3 D.h. gleicher Druck im Dosiervolumen und gleiche Dosierzeit. Der Haftkoeffizient von Wasser ist bei Temperaturen von 100 K unabhängig vom Substrat gleich 1 [Smi97]. 58 3.1 Probenpräparation und -charakterisierung QMS - Signal (m/e=20) onstemperaturen von 145 K ein signifikanter Teil der Schicht amorph ist.4 Kristalline 30 mbars D2O/Ru(001) dosiert bei 95 K (10 BL) 135 K ( 9 BL) 145 K ( 9 BL) 156 K ( 5 BL) 162 K ( 0.9 BL) 0 140 150 160 50 170 180 Temperatur [K] 100 150 Dosierzeit [s] 190 200 200 Abbildung 3.11: TDS-Serie von D2 O/Ru(001) für verschiedene Präparationstemperaturen. Rein kristalline Schichten ergeben sich erst ab Präparationstemperaturen von 160 K. Inset: Das QMSSignal während des Dosierens zeigt deutlich die Sättigung der Bilage nach etwa 20 s und die partielle Desorption der Eisschicht während des Dosierens bei T >150 K. 10 s nach Ende der Dosierzeit wurde die Probe vom Dosierrohr weggefahren, weshalb der Hintergrunddruck zunächst wieder ansteigt. Schichten müssen demnach entweder bei Temperaturen präpariert werden, bei denen bereits ein Teil der Schicht wieder desorbiert, oder sie müssen längere Zeit bei Temperaturen knapp unterhalb der Desorptionsgrenze getempert werden. Hier wurde der Weg gewählt, dass kristalline Schichten zunächst bei 157 K dosiert und anschließend für mindestens 20 s auf 164 K geheizt wurden. Abbildung 3.12 zeigt das Desorptionssignal bei 164 K einer bei 157 K dosierten Multilage D2 O/Ru(001). Der anfängliche Peak stammt von einem Rest QMS - Signal (m/e=20) 7s 0 0 4 D2O/Ru(001) T = 164 K 200 20 400 Zeit [s] 40 Abbildung 3.12: TDS bei konstant 164 K einer bei 157 K präparierten Multilage D2 O/Ru(001). Der anfängliche Peak stammt von der vollständigen Kristallisierung der Schicht. Tempern bei 164 K für 20 s stellt sicher, dass die präparierte Schicht komplett kristallin ist. 60 600 Der Kristallisierungsübergang erscheint im TDS abhängig vom Kristallinitätsgrad und der Schichtdicke bei unterschiedlichen Temperaturen. Kristallisierung und Desorption sind zwar beides aktivierte Prozesse, die Kristallisierung erfolgt aber vornehmlich im Volumen, die Desorption von der Oberfläche. 59 3 Experiment amorpher Strukturen, der aber innerhalb weniger Sekunden auskristallisiert. Man kann also davon ausgehen, dass eine Temperzeit von 20 s sicher ausreicht, um den amorphen Anteil zu minimieren. Kristallines Eis bildet auf Ru(001) relativ homogene Schichten. Wie das leicht abfallende Desorptionssignal der kristallinen Schicht während der ersten 200 s zeigt, ändert sich die Schichtdickenverteilung nur leicht mit der Bedeckung. Intensive Studien ergeben eine Desorptionsordnung von 0.2 [Smi96]. Mit Aufreißen der Multilage in einzelne Inseln ändert sich die Oberfläche der Eisschicht schneller, was zu dem stärkeren Abfall des Desorptionssignals zu späten Zeiten führt. Bei der Temperatur von 164 K bleibt die Bilage intakt. 3.2 Zwei-Photonen-Photoemissionsspektroskopie 3.2.1 Lasersystem Bei den hier vorgestellten Experimenten wurden kommerzielle Lasersysteme der Firma Coherent, bestehend aus einem Femtosekundenverstärkersystem und nachgeschaltetemn optisch-parametrischen Verstärkern ( optical parametric amplifier“, OPA) verwendet. Das ” für die Messungen an Eis/Cu(111) verwendete System am FHI ist bereits ausführlich an anderer Stelle [Kno97b,Hot99b,Gah00b,Moo99] beschrieben worden, so dass im Folgenden schwerpunktmäßig das System an der FUB behandelt wird. Das kontinuierlich gepumpte Verstärkersystem mit Ti:Saphir als Lasermedium liefert bei einer Zentralwellenlänge von 800 nm Pulse mit einer Dauer (fwhm) von 150 fs am FHI bzw. 50–60 fs an der FUB. Bei einer Repititionsrate von 200 kHz liegt die Energie pro Puls bei 5 µJ und ist damit ausreichend, um einen OPA zu betreiben. Dessen sichtbarer Ausgang und die zweite Harmonische davon wurden bei den meisten Messungen als Anrege- und Abfragepulse verwendet. Die Unterschiede zwischen den Systemen am FHI und an der FUB bestehen einerseits darin, dass der Argon-Ionenlaser als Pumplaser für Oszillator und Verstärker durch zwei diodengepumpte Festkörperlaser ersetzt wurde und dass das System an der FUB mehr spektrale Bandbreite unterstützt und damit kürzere Pulse liefert. Außerdem steht an der FUB ein weiterer OPA für den infraroten Wellenlängenbereich zur Verfügung. Dadurch erhält man zwei unabhängig voneinander durchstimmbare Lichtquellen, die den Wellenlängenbereich von 1600 bis 230 nm ( 0.775-5.4 eV) fast lückenlos abdecken, so dass man die Photonenenergien optimal an Austrittsarbeit und energetische Lage der zu untersuchenden elektronischen Zustände anpassen kann (siehe Abb. 3.13). Die Pulsenergien liegen mit ∼ 100 nJ im sichtbaren und ∼ 10 nJ im ultravioletten Wellenlängenbereich in einer Größenordnung, in der sich Raumladungseffekte bei der Elektronenspektroskopie leicht vermeiden lassen. Für Experimente, bei denen eine höhere Anregungsdichte erforderlich ist, kann ein Teil der Verstärkerleistung direkt zum Pumpen“ verwendet werden. ” Die folgenden Kapitel befassen sich mit den Prinzipien, auf denen die einzelnen Komponenten des Lasersystems beruhen.5 5 Für detaillierte Darstellungen wird auf die Literatur [Coh99, Coh96, Coh97, Coh98, Dem03, Boy92] verwiesen. 60 3.2 Zwei-Photonen-Photoemissionsspektroskopie Prismenkompressor Verdi 532 nm, 5 W, cw Mira SEED 800 nm, 76 MHz, 8 nJ/Puls, <40 fs Stretcher Kompressor 50 fs Verdi 532 nm, 10 W, cw RegA 9050 800 nm, 200 kHz, 5 µJ/Puls Polarisationsflipper BBO OPA 9850 500 nJ/Puls, <30 fs 263-400 nm 525-800 nm 1050-1600 nm 800 nm 400 nm VB OPA 9450 150 nJ/Puls <50 fs Photodiode 460-760 nm 230-380 nm Verzögerungsstrecke Abbildung 3.13: Aufbau des Lasersystems an der FUB: Der Strahl aus dem Verstärkersystem kann in der Verteilerbox (VB) in zwei Teilstrahlen aufgeteilt werden, um entweder beide OPAs parallel zu betreiben oder einen Teil des 800 nm-Strahls direkt zum Anregen zu benutzen. Pulse mit Wellenlängen im IR und VIS können jeweils in BBO-Kristallen frequenzverdoppelt werden (Fokussieroptiken um die BBO-Kristalle sind der Übersichtlichkeit halber weggelassen). Außer dem IR-Pfad sind alle Strahlengänge mit Prismenkompressoren versehen, um die Pulslängen kontrollieren zu können. Die Verzögerungsstrecken werden nur in den UV-Pfaden benötigt, da bei den zeitaufgelösten Experimenten immer ein UV-Puls verwendet wurde. 5 % des Weißlichts aus einem OPA werden auf eine Photodiode gerichtet, um einen Startpuls für die Elektronenflugzeitmessung zu erzeugen. Die angegebenen Wellenlängenbereiche der OPAs betreffen jeweils nur die Signal -Pulse (vgl. S. 64 f). fs-Verstärkersystem Das Verstärkersystem an der FUB besteht aus einem fs-Laseroszillator (Coherent Mira Seed) und einem regenerativen Verstärker (Coherent RegA 9050). Beide arbeiten mit einem mit Titan dotierten Saphirkristall (Ti:Sa) als aktivem Lasermedium. Ti:Sa besitzt ein breites vibronisches Fluoreszenzband, das einen Laserbetrieb im Wellenlängenbereich von 670 bis 1070 nm ermöglicht. Dies ermöglicht zum Einen die Variation der Wellenlänge, zum Anderen die Erzeugung von Laserpulsen mit Pulslängen von wenigen Femtosekunden [Bal97]. Das Medium wird gepumpt über eine breite Absorptionsbande mit Maximum bei 490 nm. Aufgrund der langen Lebensdauer des angeregten Niveaus von 3.2 µs kann man für ein System mit Repititionsraten > ∼100 kHz Dauerstrichlaser als Pumpquelle benutzen. Pumplaser (Verdi): Bei den im Lasersystem an der FUB eingesetzten diodengepumpten Festkörperlasern (Coherent Verdi V-5 für den Oszillator und Verdi V-10 für den Verstärker) handelt es sich um unidirektionale Ringlaser mit Intracavityverdopplung, die kontinuierliches Licht ( continuous wave“, cw) auf einer einzelnen Mode bei 532 nm liefern. Die Laser ” haben als Lasermedium einen Nd:YVO4-Kristall, kurz Vanadat“ genannt, der mit Laser” 61 3 Experiment dioden bei 808 nm gepumpt wird. Das blendenfreie Design führt zu einer TEM00 -Mode mit sehr gutem Strahlprofil. Um eine hohe Stabilität der Laserleistung zu gewährleisten, ist der zur Frequenzverdopplung benutzte KDP-Kristall auf besser als 0.1 K temperaturstabilisiert. Laseroszillator (Mira Seed): Ein kurzer Puls ergibt sich in einem Laserresonator, wenn sich viele longitudinale Moden an einem Ort konstruktiv überlagern, wobei die Dauer des Pulses umgekehrt proportional zur Breite des modengekoppelten Spektrums ist. Diese Kopplung der Moden wird im Mira durch Ausnutzung des optischen Kerr-Effekts erreicht (Kerr-Lens-Modelocking). Als Kerr-Effekt bezeichnet man die Intensitätsabhängigkeit des Brechungsindex, wie sie bei sehr hohen Intensitäten in vielen Materialien, u.a. in Ti:Saphir, beobachtet wird. n(ω, I) = n0 (ω) + n2 I(ω, t) (3.1) Durch die über das räumliche Strahlprofile variierende Intensität wird in dem Medium eine räumliche Brechungsindexverteilung erzeugt, die ähnlich wie eine Linse wirkt ( Kerr” Linse“) und zu einer intensitätsabhängigen Verengung des Strahlprofils führt. Das bedeutet zum Einen, dass sich ein cw-Anteil durch einen Spalt an der richtigen Stelle im Resonator diskriminieren lässt. Zum Anderen wird ein einmal erzeugter Puls durch den Kerr-Effekt weiter geformt, weil die Variation des Brechungsindex über den Puls einer zeitlichen Modulation der Phase δ und damit der Generation oder Vernichtung von Frequenzen ω entspricht (sog. Selbstphasenmodulation, SPM). δ = ωt − kz = ω(t − ω = nz n0 z n2 z ) = ω(t − )−ω I(t) c c c ω0 z dI dδ = ω0 − n2 dt c dt (3.2) (3.3) Der letzte Term in Gleichung 3.3 bedeutet, dass die ansteigende Flanke des Pulses rotund die fallende Flanke blauverschoben wird. Das zeitliche Auseinanderlaufen durch den dynamischen Prozess der Selbstphasenmodulation und durch Materialdispersion wird für die letztendlich stabile Pulsform durch einen Prismenkompressor gerade kompensiert. Im Resonator läuft dann genau ein Puls um, dessen Form und Intensität über eine negative Rückkopplung durch die SPM stabilisiert werden, und der deshalb als Soliton bezeichnet wird. Entsprechend der Resonatorlänge von 197 cm ergibt sich für die ausgekoppelten fs-Pulse eine Repititionsrate von 76 MHz. Die Cavity des Mira Seed kann von den verwendeten Optiken her bis zu 100 nm Bandbreite verstärken entsprechend Pulslängen <20 fs. Da der Verstärker aber nur eine Bandbreite von weniger als 30 nm verstärkt, ist ein doppelbrechender Filter eingebaut, der zwar die Bandbreite auf 30-40 nm begrenzt, dafür aber ermöglicht, die Wellenlänge zwischen 750 und 850 nm zu variieren. Der Mira wird typisch mit 30-35 nm Bandbreite bei Wellenlängen von knapp 800 nm betrieben (siehe Abb. 3.14), um die optimale Leistung und Stabilität des Verstärkers zu erzielen. Regenerativer Verstärker (RegA): Um einen optisch-parametrischen Verstärker mit Weißlichterzeugung zu betreiben, braucht man Pulsenergien von einigen Mikrojoule (µJ), so 62 3.2 Zwei-Photonen-Photoemissionsspektroskopie Intensität Mira RegA Abbildung 3.14: Spektren von Oszillator und Verstärker: Im Verstärkungsprozess geht durch gain narrowing Bandbreite verloren. 35 nm 24 nm 760 780 800 820 Wellenlänge [nm] 840 dass das Ausgangssignal des Oszillators um mehr als zwei Größenordnungen verstärkt werden muss. Damit die bei der Verstärkung auftretenden Spitzenintensitäten nicht die Zerstörschwelle des Laserkristalls überschreiten oder durch nicht-lineare Prozesse das Strahlprofil modifiziert wird, wird der Puls im Allgemeinen zeitlich gestreckt, dann verstärkt und anschließend rekomprimiert. Die zeitliche Streckung und Rekomprimierung wird erreicht, indem die Frequenzkomponenten des Pulses zeitlich auseinandergezogen werden. Die Variation der Frequenz im Verlauf eines Pulses wird als Chirp“ bezeichnet. Das Verfahren ” der Chirped Pulse Amplification“ (CPA) kommt auch im regenerativen Verstärker zur An” wendung. Die grundsätzliche Funktionsweise eines regenerativen Verstärkers ist folgende: Wie im Oszillator wird ein Ti:Saphir-Kristall durch einen Verdi (V-10) gepumpt. Damit sich eine hohe Besetzungsinversion aufbauen kann, muss man verhindern, dass durch spontane Emission Lasertätigkeit einsetzt. Dies wird erreicht, indem die Güte des Resonators herabgesetzt wird. Als Güteschalter (Q-Switch) kommt ein opto-akustischer Modulator zum Einsatz. Nach etwa 5 µs wird die Güte des Resonators erhöht und gleichzeitig über einen zweiten opto-akustischen Modulator (Cavity Dumper ) ein Puls (Seed ) aus dem Oszillator eingekoppelt, der in 20-30 Umläufen verstärkt wird. Wenn die Besetzungsinversion weitgehend abgeräumt und somit das Verstärkungsmaximum erreicht ist, wird der Puls aus dem Resonator herausgebeugt und die Güte des Resonators wieder verringert. Bis der nächste Seed -Puls nach 5 µs eingekoppelt wird, kann sich die Besetzungsinversion wieder regenerieren, daher der Name regenerativer Verstärker“. ” Die zeitliche Streckung der Oszillatorpulse und Rekomprimierung der verstärkten Pulse erfolgt in einem externen Expander und Kompressor, bei denen jeweils der Puls viermal ein Gitter passiert. Dispersion 2. und 3. Grades lassen sich so eliminieren. Bei spektralen Bandbreiten von 24-27 nm werden Pulsdauern um 50 fs erreicht. Abbildung 3.14 zeigt Spektren von Mira und RegA. Die Pulse aus dem Verstärker wurden bei den Untersuchungen zu Bildladungszuständen auf der sauberen und der eisbedeckten Ru(001)-Oberfläche teilweise direkt zum Abfragen der Elektronen verwendet. Frequenzkonversion und Pulspräparation Die bei den meisten 2PPE-Messungen verwendeten Pulse im sichtbaren und ultravioletten Wellenlängenbereich wurden aus den verstärkten 800 nm-Pulsen mittels kollinearer optisch-parametrischer Verstärkung und anschließender Frequenzverdopplung erzeugt. Bei 63 3 Experiment beiden Prozessen wird der nichtlineare Anteil der dielektrischen Suszeptibilität χ ausgenutzt, der relevant wird, wenn in einem Medium die elektrischen Feldstärken des Lichtfeldes vergleichbar werden mit denen lokaler Felder (z.B. Kristallfelder). Die optischen Eigenschaften des Mediums werden dann durch das elektrische Feld verändert, d.h. χ = χ(E). In einer Reihenentwicklung der makroskopischen Polarisation P̃ (Ẽ) werden demnach Terme höherer Ordnung relevant. P̃ (t) = ε0 χ(1) Ẽ(t) + ε0 χ(2) Ẽ 2 (t) + ε0 χ(3) Ẽ 3 (t) + ... (3.4) Die schnell variierende Felder P̃ und Ẽ sind hier vereinfachend als Skalare dargestellt.6 χ(n) steht für die nichtlineare Suszeptibilität n-ter Ordnung und ist bei Berücksichtigung vektorieller Felder ein Tensor der Stufe (n+1). Strahlt man Licht mit zwei verschiedenen Frequenzen ω1 und ω2 ein, Ẽ(t) = E1 e−iω1 t + E2 e−iω2 t + c.c. , (3.5) so ergeben sich aus den Beiträgen zweiter Ordnung Polarisationsanteile mit den doppelten Frequenzen von ω1 und ω2 , deren Summenfrequenz, deren Differenzfrequenz und ein Anteil sehr niedriger Frequenz, der durch Differenzfrequenzerzeugung innerhalb der Bandbreite eines Pulses entsteht und zur Erzeugung von Terahertzstrahlung ausgenutzt werden kann. Es werden nur die Frequenzen abgestrahlt, für die eine feste Phasenbeziehung zwischen der erzeugten Welle und der nichtlinearen Polarisation in dem Medium erhalten bleibt (sog. Phasenanpassung). Diese Forderung entspricht der nach Impulserhaltung ∆k=0.7 Phasenanpassung kann in doppelbrechenden Kristallen erreicht werden, indem man den Einfallswinkel des Lichts bzgl. der Kristallachsen je nach Wellenlängen und Prozess anpasst. Sowohl für die Frequenzverdopplung (second harmonic generation, SHG) als auch für den OPA-Prozess (siehe unten) werden Kristalle aus β-Bariumborat (BBO) verwendet. Die Dicke der Kristalle ist auf die jeweilige Bandbreite und Wellenlänge der beteiligten Lichtpulse abgestimmt. Optisch-parametrischer Verstärker (OPA): Das Prinzip des optisch-parametrischen Verstärkers basiert auf dem χ(2) -Prozess der Differenzfrequenzerzeugung ( difference frequency ” generation“, DFG). Photonen aus dem sog. Pump“-Puls werden über eine virtuelle elek” tronische Anregung in einem optisch aktiven Material zerlegt in je zwei Photonen, deren Energien sich einstellen lassen, indem man bereits ein Photon der gewünschten Photonenenergie ( Seed“) einstrahlt. Der höher frequente der beiden erzeugten Pulse wird Signal“ ” ” genannt, der andere Idler“. Beide erzeugten Photonen können innerhalb des gleichen Pul” ses denselben Prozess erneut treiben, so dass Signal und Idler beim Durchgang durch den Kristall annähern exponentiell zunehmen. Das Lasersystem an der FUB verfügt über zwei OPAs: Der OPA 9850 (im Folgenden als IR-OPA bezeichnet) verwendet direkt die Pulse bei 800 nm als Pump, so dass Signal 6 Die Darstellung setzt außerdem voraus, dass es sich um ein instantan reagierendes und damit verlustund dispersionsfreies Medium handelt (Die Bedingungen sind durch Kramers-Kronig-Relationen miteinander verknüpft.) [Boy92]. 7 Aus mikroskopischer Sicht wird dann eine Welle abgestrahlt,wenn sich die von den einzelnen atomaren Dipole abgestrahlten Wellen konstruktiv überlagern. 64 3.2 Zwei-Photonen-Photoemissionsspektroskopie und Idler beide im infraroten Spektralbereich liegen (1100–1600 nm bzw. 1600–2900) nm. Im OPA 9450 (VIS-OPA) werden durch Frequenzverdopplung in einem BBO Pump-Pulse bei 400 nm erzeugt. Man erhält dadurch Signal -Wellenlängen im sichtbaren Bereich (460– 760 nm). In beiden OPAs wird das Ausgangssignal des Verstärkersystems im Verhältnis 4:1 aufgeteilt. 80 % der Leistung dienen als Pump-Puls für den OPA-Prozess, 20 % werden benutzt, um den Seed -Puls zu erzeugen. Dazu wird das 800 nm-Licht in eine Saphirscheibe fokussiert, so dass, wiederum basierend auf dem optischen Kerr-Effekt, der Strahl durch Selbstfokussierung kollabiert und aufgrund der extrem hohen Intensität durch Selbstphasenmodulation (vgl. 62) ein breites Weißlichtkontinuum vom IR bis ins UV erzeugt wird. Die spektralen Komponenten sind durch die Selbstphasenmodulation zeitlich stark auseinandergezogen. Bei zwei Durchgängen durch den OPA-Kristall wird der Teil des Spektrums verstärkt, der zeitlich mit dem Pump-Puls überlappt. Zusätzlich wird die Differenzfrequenz erzeugt. Die Wellenlänge kann durch Veränderung des optischen Weges für das Weißlicht und eine Anpassung des BBO-Winkels variiert werden. Die spektrale Breite und damit die Länge der erzeugten Pulse ist nicht durch die Ausgangspulse limitiert, sondern dadurch, wie breit der zeitlich mit dem Pump-Puls überlappende Spektralbereich des Weißlichts ist. Außerdem muss die Phasenanpassungsbedingung noch erfüllt sein. In dem kollinearen Aufbau laufen Pump und Signal wegen der doppelbrechenden Eigenschaften des BBOKristalls räumlich auseinander, was die Verstärkung in einem Durchgang begrenzt.8 Bei dem VIS-OPA liegt die spektrale Breite der Signal -Pulse bei 35–50 nm.9 Aufgrund der geringeren Materialdispersion und des breiteren Phasenanpassungsbereichs im IR können mit dem IR-OPA Bandbreiten bis zu 100 meV und damit kürzere Pulse erreicht werden. Optischer Aufbau: Die Pulsenergien des Verstärkersystems sind ausreichend, um einen OPA mit 50 % der Energie zu betreiben. Der 800 nm-Strahl kann deshalb in einer Verteilerbox so aufgeteilt werden, dass man über eine Anordnung von Klappspiegeln wahlweise beide OPAs oder einen OPA und direkt einen Teil der Verstärkerleistung für das Experiment verwenden kann. Die Strahlführung nach den OPAs ist in Abbildung 3.13 skizziert und folgt folgendem Schema: Die parallel zum Lasertisch polarisierten Pulse werden zunächst komprimiert bevor ein Teil frequenzverdoppelt wird. Die Polarisation der zweiten Harmonischen wird von s nach p gedreht bevor auch diese Pulse nochmal einen Kompressor durchlaufen. Eine Ausnahme bildet die Fundamentale des IR-OPAs. Da die Materialdispersion im infraroten Spektralbereich klein ist, kann hier auf die Komprimierung verzichtet werden, zumal die Pulse nicht in zeitaufgelösten Messungen verwendet wurden. Die Kompression erfolgt durch einen Prismenkompressor. Dabei werden zwei Brewsterprismen je zweimal symmetrisch durchlaufen. Durch Variation des Abstands der beiden Prismen voneinander und der Länge des Glaswegs in den Prismen können der Chirp 2. und 3. Ordnung kompensiert werden.10 Zur Frequenzverdopplung werden die sichtbaren Pulse 8 Phasenanpassung über einen weiten spektralen Bereich ohne räumliches Auseinanderlaufen kann in einem nicht-kollinearen Aufbau (NOPA) für den sichtbaren Bereich erreicht werden [Wil97]. 9 Am blauen Ende des Durchstimmbereichs nimmt die Bandbreite ab. 10 Als Prismenmaterial wird fused silica verwendet, da es das günstigste Verhältnis zwischen 2. und höheren Ordnungen der Dispersion aufweist. Nur der Kompressor des VIS-OPA besteht aus stark dispergierenden SF10-Prismen, um die Länge des Strahlwegs zu reduzieren. 65 3 Experiment hν [eV] 4.1 4.0 4.2 Intensität (norm.) VIS-OPA IR-OPA 1.9 2.0 hν [eV] 2.1 Abbildung 3.15: Typische Laserspektren des VIS-OPAs mit Bandbreiten von 45 meV und 27 meV (fwhm) für Fundamentale und 2. Harmonische sowie des IR-OPAs mit Bandbreiten von 98 meV und 62 meV aufgenommen am Eingang zur UHV-Kammer. 2.2 mit Linsen in einen BBO-Kristall (d=0.1 mm) fokussiert. Fundamentale und zweite Harmonische werden mit dichroischen Strahlteilern separiert und mit Linsen rekollimiert, so dass die Strahldurchmesser nahe der UHV-Kammer unabhängig voneinander eingestellt werden können. Für die Verdopplung des IR-Strahls werden sphärische Spiegel anstelle der Linsen verwendet. Die Polarisation der zweiten Harmonische wird mittels zweifacher senkrechter Ablenkung an Spiegeln von s auf p gedreht, bevor die Pulse erneut einen Prismenkompressor durchlaufen. Wegen der Austrittsarbeit der Proben im Bereich von 3.8 bis 5.4 eV wird für die zeitaufgelösten Messungen immer ein UV-Puls benötigt. Deshalb laufen die UV-Pulse jeweils über Retroreflektoren auf computergesteuerten Verschiebetischen, mit denen die Verzögerung zwischen Pump- und Probe-Puls auf ∼0.5 fs genau eingestellt werden kann. Die Polarisation der beiden Strahlen kann über λ/2-Platten im getrennten Teil des Strahlenganges unabhängig voneinander rotiert werden. Schließlich werden die Strahlen nicht-kollinear mit einer Linse auf die Probe fokussiert. Um sicherzustellen, dass beide Strahlen bei winkelaufgelösten Messungen denselben Einfallswinkel auf der Probe haben, werden die Strahlen vertikal übereinander geführt. Zu Justagezwecken können die Strahlen mit einem Klappspiegel auf eine CCD-Kamera oder eine Lochblende abgelenkt werden, die denselben Abstand von dem Klappspiegel hat wie die Probe. Zur Charakterisierung der Laserpulse wurden die Spektren der im Experiment verwendeten Laserpulse nahe der Einkopplung in die UHV-Kammer aufgenommen. Als Spektrometer wurde ein Gittermonochromator verwendet, der jeweils einen kleinen spektralen Bereich mit einer Auflösung <0.5 nm auf eine CCD-Zeile abbildet. Abbildung 3.15 zeigt typische Spektren der Signals beider OPAs und der jeweiligen 2. Harmonischen. Die Bandbreiten des VIS-OPAs liegen im Bereich von 40–50 meV für die Fundamentale und 25–30 meV für die 2. Harmonische, die des IR-OPAs bei 90–100 meV und 55–65 meV (fwhm). Zur Charakterisierung der Pulslängen wurden mittels 2PPE Kreuzkorrelationen (XC) in Bereichen mit nicht-resonanten Anregungen (vgl. Kap. 2.5) bzw. sehr kurzlebigen 66 3.2 Zwei-Photonen-Photoemissionsspektroskopie UV 200 100 VIS 100 y [µm] y [µm] 200 0 0 -100 -100 -200 -200 -200 -100 0 100 200 x [µm] -200 -100 0 100 200 x [µm] Abbildung 3.16: Typische Laserspotprofile von UV und VIS aufgenommen an einem Ort, der äquivalent ist zum Probenposition Zwischenzuständen gemessen. Unter Verwendung des VIS-OPAs liegen die Kreuzkorrelationsbreiten um 70 fs (fwhm), mit dem IR-OPA konnten XC-Breiten von 40 fs erreicht werden, was 15 % über dem Zeit-Bandbreitenprodukt liegt. Die Strahlprofile auf der Probe wurden mit Hilfe einer CCD-Kamera an einem zur Probenposition äquivalenten Ort hinter einem Klappspiegel aufgenommen, um die relative Größe der Spots zu kontrollieren und die Fluenz zu bestimmen. In den meisten Fällen war der UV-Spot mit einem Durchmesser von 80±30 µm kleiner als der VIS-Spot mit 130±40 µm. Abbildung 3.16 zeigt typische Spotprofile. Die Schnitte durch das Zentrum des Spots zeigen ein annähernd gaussförmiges Profil. 67 3 Experiment Laserstrahlen Auskoppelkondensator µ-Metallabschirmung Spitze HV e- Probe Signal Flugzeitröhre 300 mm Gitter MCP-Paar Abbildung 3.17: Elektronen-Flugzeitspektrometer (nach [Kno97b]) 3.2.2 Elektronenflugzeitspektrometer Das Elektronenflugzeitspektrometer (engl. time-of-flight spectrometer, TOF), das in beiden experimentellen Aufbauten zum Einsatz kam, wurde am Fritz-Haber-Institut entwickelt und gebaut. Es besteht im Wesentlichen aus einer feldfreien Flugröhre mit einer Eintrittsöffnung für die Elektronen an dem einen und einer Nachweiseinheit an dem anderen Ende. In Abbildung 3.17 ist der Aufbau des Spektrometers skizziert. Die Montierung auf einer Linearverschiebemimik erlaubt es, das Spektrometer für die 2PPE-Messungen in die Kammer zu fahren, so dass sich die Probe ca. 3 mm vor der Eintrittsöffnung der Flugröhre befindet. Die Laserstrahlen treffen in einem Winkel von 45◦ zur Spektrometerachse auf die Probe. Photoemittierte Elektronen können durch die Eintrittsöffnung (∅1.5 mm) in der konischen Spitze in die Flugröhre eintreten. Die Flugröhre besteht aus Aluminium und ist wie die Spitze mit Graphit besprüht, um elektrische Störfelder durch Inhomogenitäten der Austrittsarbeit zu minimieren. Zur Abschirmung äußerer magnetischer Felder ist das Spektrometer insgesamt durch einen µ-Metallmantel umgeben, der nur kleine Öffnungen für den Probenhalter und die ein- und ausfallenden Laserstrahlen besitzt. Elektronen, die durch das graphitierte Gitter am Ende der feldfreien Driftstrecke von 297 mm treten, werden mit einem weiteren Gitter mit einer Spannung von 15 V leicht abgesaugt und dann mit 570 V auf ein Paar Mikrokanalplatten (engl. micro channel plates, MCP, ∅40 mm) beschleunigt, wo sie Elektronenkaskaden auslösen. Die sich am Anodenteller ergebenden Spannungsimpulse werden über einen Kondensator aus dem UHV ausgekoppelt. Die Winkelauflösung des Spektrometers von ±3.8◦ ergibt sich aus dem Durchmesser des MCP-Detektors und der Länge der Driftstrecke. Signalverarbeitung, Flugzeitmessung Die Flugzeitmessung erfolgt durch Messung der Zeit zwischen einem Start“- und einem ” Stop“-Puls. Den Start“-Puls liefert eine schnelle Photodiode, auf die ein kleiner Teil des ” ” Weißlichts aus einem OPA gerichtet wird. Als Stop“-Puls dient der vorverstärkte Span” nungspuls aus dem Elektronendetektor des TOF-Spektrometers. Beide Pulse werden durch 68 3.2 Zwei-Photonen-Photoemissionsspektroskopie hn TOF e- PhotoDiode Verstärker Diskriminator ConstantFraction Diskriminator Shutter PC Programmierung Benutzerinterface NI-LabView 6 P7887 Start Start Gate Netzgerät Probenheizung digital I/O TemperaturSteuerung Stop Stop Gate NI MIO E-1 Opt. Verzögerungsstrecke Steuerung der Verzögerungsstrecke Netzgerät Relaysteuerung timer A/D D/A GPIB RS232 Probenpotential TC Probe QMS Abbildung 3.18: Das 2PPE-Experiment wird von einem PC gesteuert. Der linke Teil zeigt die Datenverarbeitung der Flugzeitmessung, der rechte Teil die Kontrolle von Probentemperatur und -Potential für 2PPE-Messungen bei variabler Temperatur Diskriminatoren von Störsignalen separiert und in negative Spannungspulse umgewandelt. Da das Photodiodensignal in Amplitude und Form stabil ist, kann hier ein Diskriminator mit konstanter Schwelle eingesetzt werden. Die Pulse des Elektronendetektors hingegen besitzen eine breite Pulshöhenverteilung. Deshalb werden sie in einen schnellen ConstantFraction-Diskriminator weitergeleitet und in negative Spannungspulse mit einer Breite von 2.5 ns gewandelt. Die beiden experimentellen Aufbauten unterscheiden sich nun darin, wie die Zeit zwischen den so präparierten Spannungspulsen gemessen wird. Am FHI wurden Start“- und ” Stop“-Puls an einen analogen Zeit-Spannungs-Wandler ( time-to-amplitude converter“, ” ” TAC) übergeben, der einen 3.3 µs langen Spannungspuls mit einer Amplitude proportional zur Zeit zwischen Start“ und Stop“ ausgibt. Zeiten im Bereich 0-1000 ns werden mit ” ” einer Auflösung von 0.1 ns auf Spannungen im Bereich 0-10 V abgebildet. Das Spannungssignal wird an den A/D-Wandler einer Multifunktionskarte im Meßrechner (siehe unten) weitergeleitet und in einen 12-bit-Wert übersetzt. An der FU erfolgt die Zeitmessung mit gleicher Auflösung direkt über eine multiple event time digitizer -Einsteckkarte im Messrechner. Mit Diskretisierungsschritten von 250 ps bleibt die Auflösung der gesamten Zeitmessung für beide Aufbauten besser als 0.5 ns. Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass die analoge Elektronik jeweils nur den ersten Stoppuls nach einem Startpuls analysiert. Um eine Verfälschung der Spektren zu vermeiden, wurden die Zählraten kleiner als 1/10 der Repititionsrate des Lasers, also <20000 s−1 gehalten. Die Wahrscheinlichkeit für nicht detektierte Doppelereignisse liegt damit bei <1 %. Die digitale Elektronik hingegen kann pro Startschuss mehrere Ereignisse registrieren, ohne eine Totzeit aufzuweisen. Da auch der Constant-Fraction-Diskriminator mit ca. 7 ns eine extrem kurze Totzeit hat, können mindestens um eine Größenordnung höhere Zählraten verarbeitet werden. Limitierend sind in diesem Fall Raumladungseffekte und das Zusammenbrechen der Hochspannung am MCP-Detektor. Außerdem ermöglicht die Digitalelektronik die Messung über ein Zeitfenster von 2 µs, so dass die kinetische Energie 69 3 Experiment der langsamsten nachgewiesenen Elektronen von ∼ 275 meV auf ∼ 65 meV verbessert werden kann. Der Aufbau der Messelektronik an der FU ist in Abbildung 3.18 skizziert. Der für die Flugzeitmessung und die Steuerung des gesamten Experiments eingesetzte Messrechner ist in beiden Aufbauten mit einer Multifunktions-Messkarte ausgerüstet, die über 8 differenzielle A/D- und 2 D/A-Wandler (12 bit, maximale Abtastrate 106 s−1 ), 2 counter (24 bit), 8 logische und 10 programmierbare Kanäle verfügt. Die verwendete Messsoftware ist in einer LabVIEW-Umgebung programmiert und wurde im Rahmen dieser Arbeit teils neu geschrieben, teils weiterentwickelt. Zur Aufnahme eines Flugzeitspektrums werden die registrierten Ereignisse entsprechend der jeweiligen Flugzeit in 4096 bzw. 8192 Bins einsortiert. Für zeitaufgelöste Pump-ProbeMessungen wird der optische Weg des UV-Pulses mittels der Verzögerungsstrecke variiert. Der Messrechner kommuniziert mit dem Steuergerät des Verschiebetisches über eine GPIBSchnittstelle. Der Einfluss von Laserschwankungen auf die Pump-Probe-Messungen wird minimiert, indem bei jedem Verzögerungsschritt ein 2PPE-Spektrum über typisch 0.5 bis 1 s aufgenommen und über 20 bis 50 Durchgänge gemittelt wird. Im Rahmen der Arbeit wurde außerdem ein Verfahren entwickelt, 2PPE-Spektren bei variabler Probentemperatur aufzunehmen. Dazu wurden die Stromzuleitungen für die Probenheizung mit Relays ausgerüstet, die den Heizstrom für die Messdauer unterbricht und die Probe auf ein stabiles Potential legt. Mit Heiz- und Messzyklen von 0.2 bis 1 s kann bei Temperaturen bis ∼ 1000 K gemessen werden, wobei die Temperaturschwankungen kleiner als 2 K bleiben, so dass die Probentemperatur sinnvoll über einen PID-Regler eingestellt werden kann. Parallele Aufzeichnung von 2PPE-Signal, Probentemperatur und Signal des Massenspektrometers machen die simultane 2PPE- und TD-Spektroskopie möglich. Die Verwendung elektronisch gesteuerter Shutter erlaubt es außerdem, zyklisch Spektren mit unterschiedlichen Kombinationen von Laserpulsen bei beliebigen Verzögerungszeiten zwischen den Pulsen aufzunehmen. 70 3.2 Zwei-Photonen-Photoemissionsspektroskopie Energiemessung Photoemittierte Elektronen werden auf der kurzen Strecke bis zur Eintrittsöffnung des Spektrometers entsprechend der Potentialdifferenz zwischen Probe und Flugröhre beschleunigt und fliegen dann mit konstanter Geschwindigkeit durch die Flugröhre. Unter Vernachlässigung der kurzen Beschleunigungsstrecke lässt sich die kinetische Energie, die die Elektronen beim Verlassen der Probe haben, schreiben als Ekin 1 = me 2 µ ¶2 L − eU t . (3.6) L bezeichnet die gesamte 300 mm lange Flugstrecke von der Probe bis zur Nachweiseinheit am Ende der Flugröhre. Die Potentialdifferenz U setzt sich zusammen aus dem Kontaktpotential von Probe und Spektrometer11 und einer extern angelegten Biasspannung. eU = ∆Φ + eUB (3.7) Die gemessene Zeit tm zwischen Start“ und Stop“ unterscheidet sich von der tatsächlichen ” ” Flugzeit t um einen konstanten Betrag t0 , der sich aus den unterschiedlichen Laufzeiten der Laserpulse zur Photodiode und zur Probe und der Spannungspulse bis zur eigentlichen Zeitmesselektronik ergibt. Ekin = 1 me 2 µ L (tm − t0 ) ¶2 − ∆Φ − eUB (3.8) Gemäß dieser Gleichung werden Flugzeiten in kinetische Energien umgerechnet. t0 lässt sich aus einer Serie von Spektren mit unterschiedlichen Biasspannungen ermitteln, da Flugzeit und Bias mit unterschiedlichen Potenzen in die Gleichung eingehen. Bei der Variablentransformation t→E werden auch die Intensitäten umgerechnet. ¯ ¯ ¯ dE ¯−1 t3 ¯ P (t) = ¯ P (E) = ¯ P (t) (3.9) dt ¯ me L2 Als Energie geht hier die kinetische Energie der Elektronen in der Flugröhre ein E= 11 1 me 2 µ ¶2 L . t (3.10) Das Kontaktpotential ist gleich der Differenz der Austrittsarbeit der Probe und des Spektrometers ∆Φ = ΦProbe − ΦSpektrometer 71 3 Experiment Energieauflösung des TOF Die Energiemessung mit dem TOF ist, wie ausführlich in [Hot99b] diskutiert, mit folgenden systematischen Fehlern behaftet, die alle Energien verfälschen: • Fehler in der Länge der Flugstrecke L – durch Einstellung des Abstands zwischen Probe und Spektrometer nach Augenmaß auf ±0.5 mm – durch die Vernachlässigung der unterschiedlichen Flugzeit vom ersten Gitter am Ende der Driftstrecke bis zum MCP-Detektor. – durch Variation in der Länge der Flugstrecke aufgrund der endlichen Winkelauflösung des Detektors: Daraus resultierender systematischer und statistischer Fehler sind beide von der Dispersion des jeweiligen Zustands abhängig. Serien mit Spektren unterschiedlicher Biasspannung ergeben, dass die effektive mittlere Flugstrecke statt bei nominell 300 mm bei 304 ± 2 mm liegt. • Unsicherheit in der Bestimmung von t0 auf ±1 ns • Vernachlässigung der Beschleunigungsstrecke zwischen Probe und Spektrometer: Annahme einer konstanten Beschleunigung ergeben einen systematischen Fehler von -0.5 % der Potentialdifferenz U , nahe der sekundären Kante ansteigend auf ∼-6 meV (-20 meV) für U =0.3 eV (1 eV). Um die Auswirkungen auf die Spektren möglichst klein zu halten, wurde für die meisten Messungen die Biasspannung so gewählt, dass die langsamsten emittierten Elektronen gerade noch im Zeitfenster der Flugzeitmessung nachgewiesen werden. • Inhomogene Felder in der Flugröhre wegen restlicher Schwankungen in der Austrittsarbeit der Flugröhre: Dieser Anteil ist schwer zu quantifizieren. Die gut aufeinanderliegenden Spektren der Biasserien deuten jedoch darauf hin, dass die Inhomogenitäten klein sind oder durch die effektive Flugstrecke bereits berücksichtigt sind. Nach dem Gaußschen Fehlerfortpflanzungsgesetz ergibt sich für den systematischen Fehler sµ ¶ 3 2∆L 2 8Ekin syst ∆E = Ekin + ∆t2 + (0.005 eU )2 (3.11) L mL2 Danach liegt der systematische Fehler für Energien bis ∼4 eV mit einer Potentialdifferenz U =0.3 V bei 1 %. Weitere systematische Fehler ergeben sich für die Umrechnung der Energieskala auf Bindungsenergien oder Energien bzgl. Fermi-Energie EF . Hier schlagen der Fehler in den Photonenenergien und in der Bestimmung von Fermi-Kante bzw. sekundärer Kante jeweils mit ∼10 meV zu Buche (vergleiche 3.2.3). Die Energieauflösung des Spektrometers, bestimmt durch den statistischen Fehler, setzt sich zusammen aus 72 3.2 Zwei-Photonen-Photoemissionsspektroskopie • der Variation in der Länge der Flugstrecke aufgrund der endlichen Winkelauflösung des Detektors • der Ungenauigkeit der Flugzeitmessung aufgrund der Pulshöhenverteilung des MCPSignals • Schwankungen des Probenpotentials • Feldinhomogenitäten in der Flugröhre • eingestreuten Störfeldern. Da die einzelnen Größen schwer abzuschätzen sind, wird hier als Maß für die Energieauflösung die Breite der sekundären Kante in den 2PPE-Spektren genommen. Diese Größe ist unabhängig von der spektralen Breite der Laserpulse, gibt also direkt eine obere Schranke für die Spektrometerauflösung an.12 Für kinetische Energien im Bereich bis ∼0.25 eV werden Breiten zwischen 5 und 10 meV gemessen, ansteigend auf 13 meV für 1 eV und ∼25 meV für 3 eV. Parallelimpulsmessung Der Aufbau des Spektrometers und der Probenhalterung erlauben es, die Probe vor dem Spektrometer um die vertikale Achse zu drehen, um Spektren für Emissionswinkel bis zu etwa ±20◦ zur Oberflächennormalen aufzunehmen. Die Geometrie des Experiments ist in Abbildung 3.19(links) skizziert. Damit der Parallelimpuls der emittierten Elektronen nicht auf dem Weg bis zur Eintrittsöffnung des Spektrometers durch ein elektrisches Feld verfälscht wird, ist es wichtig, dass die Vakuumniveaus der Probe und des Spektrometers durch die externe Spannung UB abgeglichen werden. Die Parallelkomponente des Wellenvektors steht dann mit dem Emissionswinkel ϕ bzgl. der Oberflächennormalen und der kinetischen Energie des emittierten Elektrons in folgender Beziehung. r 2me kk (ϕ, Ekin ) = sin ϕ (3.12) Ekin ~2 Der Zusammenhang ist in Abbildung 3.19(rechts) für eine Reihe von Emissionswinkeln dargestellt. Bei niedrigen kinetischen Energien, wie sie typischerweise bei der 2PPE auftreten, macht sich besonders stark bemerkbar, dass die Messungen nicht bei konstantem kk durchgeführt werden. Da das Licht unter einem festen Winkel von 45◦ zum Spektrometer auf die Probe trifft, variiert man beim Drehen der Probe nicht nur den Winkel, unter dem emittierte Elektronen nachgewiesen werden, sondern es ändern sich auch die Komponenten des Feldes parallel und senkrecht zur Probenoberfläche. Je nach Symmetrie des untersuchten Zustands variiert deshalb auch stark die 2PPE-Intensität. Für eine sinnvolle Auswertung der Winkelabhängigkeit der 2PPE-Intensitäten, wie sie z.B. zur Abschätzung der räumlichen Ausdehnung lokalisierter Zustände erforderlich ist, muss deshalb die Polarisationsabhängigkeit bekannt sein. 12 Bei Messungen mit größeren Absaugspannungen fällt entsprechend der Fehler durch Feldinhomogenitäten im Bereich der Eintrittsöffnung stärker ins Gewicht. 73 3 Experiment 2.0 y=Drehachse φ=2° 6° 10° 14° 20° f z =45° La se rp uls Ekin [eV] Probe 1.5 1.0 TOF 0.5 0.00 0.05 0.10 -1 0.15 k|| [Å ] 0.20 Abbildung 3.19: (links) Geometrie der Dispersionsmessungen: Bei festem Winkel zwischen einfallendem Licht und TOF wird die Probe um die Achse senkrecht zur Einfallsebene (y-Achse) gedreht. (rechts) Zusammenhang zwischen kinetischer Energie und dem Wellenvektor kk für verschiedene Emissionswinkel φ. Winkel- und Parallelimpulsauflösung des TOF Bei winkelaufgelösten Messungen erhalten von den für die Energiemessung aufgeführten Fehler besondere Relevanz: • die Position des Laserspots auf der Probe relativ zur Spektrometeröffnung • der Öffnungswinkel des Spektrometers von 7.6◦ , gegeben durch den Durchmesser der Detektorfläche und die Länge der Flugstrecke. Liegt der Laserspot auf der Probe nicht auf der Drehachse des Kristalls, so ändert sich die Position aufgrund des Einfallswinkels des Lichts von 45◦ bzgl. der Spektrometerachse sowohl auf der Probe als auch relativ zum Spektrometer. Als Konsequenz ergibt sich ein systematischer Fehler in der Flugstrecke, der zu einer asymmetrischen Verzerrung der Dispersionskurven führt. Außerdem werden die Intensitäten der Spektren verfälscht, da sich der Laserspot von der Spektrometerachse entfernt. Der Öffnungswinkel des Spektrometers führt sowohl zu einem systematischen als auch zu einem statistischen Fehler, da die unterschiedlichen Emissionswinkel mit unterschiedlicher Gewichtung in die Messung eingehen. Sei α der Öffnungswinkel des Spektrometers und φ der Winkel zwischen Spektrometerachse und Oberflächennormale, so ergibt sich für den Emissionswinkel ϕ auf der Einheitskugel eine Bogenlänge s, die auf den Detektor fällt: µ ¶ cos(α) − cos(β) cos(ϕ) s = 2 arccos sin(ϕ) (3.13) sin(β) sin(ϕ) Die Gewichtung der einzelnen Emissionswinkel ϕ ist für verschiedene Spektrometerwinkel in Abbildung 3.21(a) dargestellt. Der systematische Fehler des Winkels liegt für 74 3.2 Zwei-Photonen-Photoemissionsspektroskopie z Spektrometerachse g j Abbildung 3.20: Skizze zur Berechnung der Winkelauflösung des TOF: Für einen festen Winkel φ zwischen Spektrometerachse und Oberflächennormale wird eine Verteilung von Emissionswinkeln ϕ detektiert. f a y Probe 3.0 0.5 2.5 0.4 k||(φ) k||(ϕm) 2.0 Ekin [eV] diff. Nachweiswahrscheinlichkeit x 0.3 0.2 1.5 1.0 0.1 0.5 0.0 0.0 0.00 0 5 10 ϕ [°] 15 20 0.05 0.10 k|| [Å] 0.15 0.20 Abbildung 3.21: (a) Detektionswahrscheinlichkeiten für verschiedene Emissionswinkel ϕ: Die senkrechten Striche bezeichnen den Spektrometerwinkel φ. (b) Detektierter Bereich im k-Raum für φ=10◦ unter Annahme rotationssymmetrischer Emission. Normalemission bei 2.5◦ und fällt für φ>5◦ auf unter 0.4◦ , der statistische Fehler steigt von 0.9◦ auf 1.9◦ . Gerade wenn es um die Interpretation von Intensitäten geht, muss man die Energieabhängigkeit der Nachweiswahrscheinlichkeit berücksichtigen [Wol99]. Für das Spektrometer sollte in guter Näherung erfüllt sein, dass die Zustandsdichte im k-Raum konstant ist. In diesem Fall steigt√die Zahl der Zustände, die in einem Energieintervall dE liegen, proportional zu k bzw. Ekin an. Der Effekt ist demnach insbesondere für Peaks relevant, die bei niedrigen kinetischen Energien gemessen werden. Abbildung 3.21(b) zeigt den in das 2PPE-Spektrum eingehenden Bereich des kk -Raums exemplarisch für einen Spektrometerwinkel φ=10◦ . Da der Einfluss der Winkelauflösung auf die Spektren damit stark von der Bandstruktur der untersuchten elektronischen Zustände abhängt, muss in eine quantitative Auswertung von Dispersionsmessungen die Winkelauflösung konkret eingerechnet werden. Einfluss der Absaugspannung auf 2PPE-Intensitäten Im Zusammenhang mit der Winkelauflösung des Spektrometers steht auch der Einfluss der Potentialdifferenz U zwischen Probe und Spektrometer, kurz als Absaugspannung 75 3 Experiment bezeichnet, auf den Intensitätsverlauf der 2PPE-Spektren in Normalemission. Durch die Beschleunigung in Richtung Spektrometer können Elektronen mit größeren Emissionswinkeln als dem Öffnungswinkel noch den Detektor erreichen, so dass sich ein effektiv größerer Öffnungswinkel ergibt, abhängig von der kinetischen Energie der Elektronen und der Absaugspannung. Für diesen gilt näherungsweise r Ekin − eU sin(α̂) = sin(α) . (3.14) Ekin Die Anwendung dieser Gleichung auf Serien von Spektren mit verschiedenen Absaugspannungen führt zu einer Überkorrektur der Spektren. Der Grund liegt darin, dass wegen des Felddurchgriffs in die Spektrometeröffnung Elektronen in den Randbereichen der Öffnung auch eine Beschleunigung zur Seite erfahren. Recht gute Ergebnisse für die Korrektur werden erzielt, wenn man einen Mittelwert aus α und α̂ verwendet. Abbildung 3.22 zeigt die resultierenden Gewichtungen unter der Annahme isotroper Emission. Diese Annahme ist am ehesten im Bereich langsamer Elektronen gerechtfertigt, da 2PPE-Spektren in diesem Energiebereich meist aus (gestreuten) Sekundärelektronen bestehen13 . Nahe der sekundären Kante ist die Veränderung des Intensitätsverlaufs wiederum besonders stark. Die Korrektur wird im Folgenden nur in der Interpretation weniger 2PPETDS-Messungen benutzt, bei denen Absaugspannungen von ∼1.5 eV auftreten können. 2PPE Intensität Abbildung 3.22: Korrekturfunktionen für die 2PPE-Intensität bei verschiedenen Absaugspannungen unter der Annahme isotroper Emissionswahrscheinlichkeit. Die steile Kante entspricht jeweils der Kontaktpotentialdifferenz zwischen Probe und Spektrometer. 0.0 13 0.5 1.0 Ekin [eV] 1.5 2.0 Daher stammt auch die Bezeichnung sekundäre Kante“ für die niederenergetische Kante des Spektrums. ” 76 3.2 Zwei-Photonen-Photoemissionsspektroskopie 3.2.3 Grundlegende Analyse der 2PPE-Spektren und Messprinzipien In diesem Abschnitt wird dargelegt, wie man aus der energieaufgelösten Messung photoemittierter Elektronen auf Eigenschaften der Zustände, aus denen die Elektronen emittiert wurden, zurückschließen kann. Außerdem werden die verschiedenen Messprinzipien zur Untersuchung der Dynamik elektronischer Anregungen vorgestellt. Definition der Energieskala Mit einem Flugzeitspektrometer wird die kinetische Energie Ẽ der Elektronen in der Flugröhre gemessen. Die Referenzenergie ist also das Vakuumniveau des Spektrometers ẼVak , eine Größe, die keine feste Beziehung zu Eigenschaften der untersuchten Probe besitzt. Es ist deshalb erforderlich, die Energieskala auf eine physikalisch relevante Referenzenergie umzurechnen. ~ ~ EVak EF ~ ~ Spektrometer Ekin = Efin - EVak Probe Ekin = Efin - EVak hn2 hn1 (EFK - EF) = hn1+ hn2 F = (EVak - EF) F = hn1+ hn2 - (EFK - EVak ) Endzustände (Efin - EF) = hn1+ hn2 - (EFK - Efin) Efin Zwischenzustände hn1 Anfangszustände E hn2 E (E (2) - EF) = (Efin - EF) - hn2 (2) (1) (E - EF) = (Efin - EF) - hn1 (1) hn1 hn2 (E ini - EF) = (Efin - EFK ) Eini EF EVak EFK Energie Abbildung 3.23: Berechnung der Energieskalen aus hoch- (EFK ) und niederenergetischer Kante (EVak ) des 2PPE-Spektrums. Die Energiebereiche der Anfangs- (Eini ), Zwischen- (E (1) und E (2) ) und Endzustände (Efin ), die im Spektrum (ganz oben) abgebildet werden, sind jeweils grau hinterlegt. In Abbildung 3.23 ist dargestellt, wie sich aus 2PPE-Spektren bei bekannten Photonenenergien hν1 und hν2 die Lage des Vakuumniveaus EVak und des Fermi-Niveaus EF der Probe ergeben und wie man daraus die energetische Lage von Anfangs-, Zwischen- und Endzuständen im 2PPE-Prozess ableiten kann. Dabei ist die Energie der beiden Photonen verschieden gewählt (bichromatische 2PPE14 ). Im oberen Teil ist die Energieskala des 77 3 Experiment Spektrometers aufgetragen, im unteren die der Probe. Das Vakuumniveau der Probe entspricht der niederenergetischen Kante des Spektrums, da die Energie eines Elektrons größer sein muss als EVak , damit es die Probe verlassen kann. Wie das Vakuumniveau der Probe EVak relativ zu dem des Spektrometers ẼVak liegt, hängt vom Kontaktpotential und der angelegten Biasspannung zwischen Probe und Spektrometer ab (vgl. S. 71). Die Biasspannung wurde bei den meisten Messungen so gewählt, dass die Vakuumkante der Probe im Spektrum sichtbar ist. Die hochenergetische Kante des 2PPESpektrums wird auch als Fermi-Kante, EFK , bezeichnet, da die schnellsten Elektronen diejenigen sind, die direkt vom Fermi-Niveau durch Absorption zweier Photonen angeregt werden. Die Energiedifferenz zwischen Fermi-Niveau und Vakuumniveau entspricht der Austrittsarbeit Φ der Probe. Von der Endzustandsenergie des photoemittierten Elektrons kann man auf die Energie des Zwischenzustands zurückschließen, indem man die Energie des Probe-Photons abzieht. Entsprechend kann man auf die Energie der Anfangszustände zurückrechnen. Die energetischen Bereiche, die mit den jeweiligen Photonenenergien abgefragt werden, sind in Abbildung 3.23 mit dunkelgrauen Feldern markiert. Anders als bei vielen anderen zeitaufgelösten Spektroskopiemethoden ist bei der 2PPE nicht von vorn herein festgelegt, welcher Laserpuls als Pump und welcher als Probe fungiert. Die Unterscheidung ist möglich durch die Messung der Photonenenergieabhängigkeit und aus zeitaufgelösten Spektren (siehe unten). Für die Zuordnung von Energieachsen wird in unklaren Fällen mit hochgestellten Indizes angegeben, mit welchem Puls die Elektronen abgefragt wurden. So wie ein Elektron durch ein Photon des Pump- und ein Photon des Probe-Pulses angeregt und emittiert werden kann, ist der entsprechende Prozess auch mit zwei Photonen aus einem Laserpuls möglich, solange die gesamte Anregungsenergie die Austrittsarbeit übersteigt. Das bedeutet, dass 2PPE-Spektren neben dem korrelierten Spektrum immer einen Signalanteil beinhalten, der unabhängig von der Pump-Probe-Verzögerung ist. Dieser Anteil wird bei zeitaufgelösten Messungen meist als Untergrund abgezogen. Als Beispiel sind in Abbildung 3.24 zwei 2PPE-Spektren der Ru(001)-Oberfläche gezeigt, von denen eins mit UV (hν1 ) und VIS (hν2 ) bei zeitlichem Überlapp der Pulse und eins nur mit UV-Licht aufgenommen wurde. Mit sichtbaren Pulsen allein wären 3 Photonen zur Anregung eines Elektrons bis über das Vakuumniveau erforderlich, weshalb dieser Beitrag zum Spektrum vernachlässigbar klein ist. Neben der Achse für die kinetische Energie im TOF-Spektrometer (oben) sind die Achsen für die Zwischenzustandsenergien eingezeich(1+2) net. In der halblogarithmischen Darstellung sind deutlich die zwei Fermi-Kanten EFK (1+1) und EFK erkennbar. Der Peak A bei 4.8 eV über EF wird mit hν1 bevölkert und kann mit beiden Photonenenergien abgefragt werden, so dass auch dieser Peak zweimal im Spektrum auftaucht. Es handelt sich dabei um den n=1-Bildladungszustand der sauberen Ru(001)Oberfläche. Peak B rührt von einem Maximum in der Zustandsdichte der d-Bänder 1 eV über EF her. Diese Zustände können nur mit hν1 abgefragt werden. Für die Population kommen jedoch beide Photonenenergien in Frage, so dass dieser Peak auch im korrelierten Spektrum auftaucht. 14 Obwohl experimentell bei den meisten Messungen das UV-Licht durch Frequenzverdopplung des sichtbaren erzeugt wurde, wird hier UV als hν1 bezeichnet, weil bei den hier vorgestellten Experimenten die relevanten Zustände an der Eis/Metall-Grenzschicht durch Absorption von UV-Licht bevölkert werden. 78 3.2 Zwei-Photonen-Photoemissionsspektroskopie 2PPE-Intensität [willk. Einh.] 1 10 10 10 10 10 10 10 4 2 ~ Ekin [eV] EVak A B 3 3 (2) 4 5 hν1=5.0 eV hν2=2.5 eV (1) (1) A (1+2) EFK 2 (1+1) 1 EFK 0 -1 3 E -2 (2) 4 - EF [eV] 1 5 2 E (1) 3 - EF [eV] 4 5 Abbildung 3.24: exemplarische 2PPE-Spektren der Ru(001)-Oberfläche in halblogarithmischer Darstellung. Die Differenz aus UV+VIS-Spektrum (rot durchgezogen) und UV-Spektrum (gestrichelt) ergibt das korrelierte Pump-Probe-Spektrum. An den spektroskopischen Merkmalen ist jeweils durch hochgestellte Indizes angegeben, mit welchen Photonen die Zustände abgefragt werden. Polarisationsabhängige Messungen Sofern nicht anders angegeben, wurden alle 2PPE-Messungen in dieser Arbeit mit linearer Polarisation der Laserpulse parallel zur Einfallsebene auf den Probenkristall durchgeführt. Durch Variation der Polarisationsrichtung kann man zusätzlich Einblick in die Symmetrie der untersuchten elektronischen Zustände gewinnen. Die Geometrie des Aufbaus ist in Abbildung 3.25 exemplarisch für einen Strahl dargestellt. y x z Abbildung 3.25: Geometrie der Polarisationsmessungen: Die Polarisation der Laserpulse kann unabhängig voneinander um beliebige Winkel gegenüber der Einfallsebene gedreht werden. Die Elektronen werden in senkrechter Emission detektiert. s-pol. Probe a =45° ol. p-p e TOF La s er p /2-Platte uls Die polarisationsabhängigen Messungen in dieser Arbeit wurden alle für die Emissionsrichtung senkrecht zur Oberfläche durchgeführt. Der optische Aufbau mit getrennten Strahlengängen für Pump- und Probe-Pulse auf dem letzten Stück zur Probe ermöglicht es, die Polarisationsrichtung der beiden Pulse unabhängig voneinander mit λ/2-Platten um beliebige Winkel α zu drehen. α = 0◦ entspricht jeweils p-polarisiertem Licht. 79 3 Experiment Zeitaufgelöste 2PPE-Spektroskopie Die Elektronendynamik nach einer optischen Anregung lässt sich studieren, indem man für verschiedene Verzögerungen ∆t zwischen Pump- und Probe-Pulsen 2PPE-Spektren aufnimmt und so quasi eine Filmsequenz der Dynamik erstellt. Die Zeitauflösung liegt im Bereich von 1/10 der Laserpulsdauern, hier also bei weniger als 10 fs. Um den Einfluss von Schwankungen in der Laserleistung zu minimieren, werden in mehreren Durchgängen jeweils für 0.2 bis 1 s Spektren bei jedem ∆t akkumuliert. Das Ergebnis einer solchen Messung an einer nicht vollständig bedeckenden amorphen Eisschicht auf Cu(111) ist in Abbildung 3.26 gezeigt. In dem Falschfarbenplot (a) ist die 2PPE-Intensität in Abhängigkeit der Energie und der Pump–Probe-Verzögerung dargestellt. Die verwendete Farbskala (rechts oben) ist an die geographischer Karten angelehnt. Ein Schnitt entlang der Energieachse entspricht dem 2PPE-Spektrum bei einem bestimmten ∆t (rechts exemplarisch gezeigt bei ∆t=0). Aus der Folge der Spektren ergibt sich u.a. die zeitliche Entwicklung der Bindungsenergie eines Zustands. Integriert man die Intensität über einen bestimmten Energiebereich, so ergibt sich als Funktion von ∆t eine sog. Kreuzkorrelation (XC), die ein Abbild der Populationsdynamik in dem jeweiligen Energiebereich ist. Gezeigt sind hier im oberen Teil der Abbildung Kreuzkorrelationen, die verschiedene Anregungsmechanismen widerspiegeln. Die zugehörigen Energiebereiche sind im Spektrum bei ∆t=0 farbig markiert. Bei dem mit SS bezeichneten Peak handelt es sich um den besetzten Oberflächenzustand 0.4 eV unterhalb des Fermi-Niveaus, also einen Anfangszustand im 2PPE-Prozess (Energieskala am rechten Rand des Spektrums bei ∆t=0. Da die Zwischenzustände des 2PPE-Prozesses in die Bandlücke der Cu(111)-Oberflächenbandstruktur fallen, werden die Elektronen durch eine direkte Zwei-Photonenanregung emittiert, wenn kein Bildladungszustand oder Adsorbatzustand resonant angeregt wird. Die gemessene Kreuzkorrelation entspricht dann der Kreuzkorrelationsfunktion der beiden Laserpulse gefaltet mit der experimentellen Auflösung, also gerade der Größe, die auch in die Auswertung von Lebensdauern nach den Ratengleichungen (Kap. 2.5.1) eingeht. Außerdem erhält man sehr präzise den Zeitnullpunkt der Messung. Auf der Ru(001)-Oberfläche existiert kein vergleichbarer Zustand. Der Zeitnullpunkt und die Pulsdauern wurden in diesem Fall aus einer Kreuzkorrelation in einem Energiebereich nahe der hochenergetischen Kante des korrelierten Spektrums bestimmt, der durch angeregte Elektronen im Substrat dominiert ist. Die Lebensdauer dieser Zustände und damit auch der Fehler der Zeitnullpunktsbestimmung liegt im Bereich weniger Femtosekunden. Die im Zusammenhang mit der Elektronendynamik in adsorbierten Eisschichten relevanten Zustände werden durch eine Anregung mit UV-Licht bevölkert. Die Zeitachse ist deshalb so gewählt, dass bei allen Messungen zur Ultrakurzzeitdynamik ∆t die Verzögerung des sichtbaren Pulses (VIS) mit hν2 relativ zum UV-Puls mit hν1 bezeichnet. Entsprechend ihrer Lebensdauer ist z.B. die Kreuzkorrelation im Energiebereich der solvatisierten Elektronen 2.5–3.0 eV über EF (rechte Energieachse) zu positiven Verzögerungszeiten verbreitert. Das Signal bei negativen Verzögerungszeiten (VIS-Pump und UV-Probe) und Energien nahe dem Fermi-Niveau (linke Energieskala) ist ein Abbild des Thermalisierungs- und Abkühlprozesses angeregter Elektronen im Substrat. Die Dynamik dieser heißen Elektronen“ ” 80 3.2 Zwei-Photonen-Photoemissionsspektroskopie 100 SS 80 60 "heiße" Elektronen solvatisierte Elektronen 40 20 rel. Intensität [%] 2PPE-Intensität (c) 0 -200 0 200 (a) 400 hn1=4.10 eV hn2=2.05 eV 2.0 Dt=0 fs IS 4.0 (1) 3.0 0.5 2.5 -1.0 solvatisierte Elektronen -1.5 "heiße" Elektronen 0.0 -200 0 200 400 Pump-Probe-Verzögerung Dt [fs] Eini- EF [eV] 1.0 -0.5 (2) 3.5 E - EF [eV] E - EF [eV] SS 1.5 0.0 (b) -2.0 2PPE-Intensität hn2 hn1 EVak EVak hn1 hn2 EF EF t t Abbildung 3.26: Zeitaufgelöste 2PPE: (a) Intensität als Funktion der Energie und der PumpProbe-Verzögerung in Falschfarbendarstellung (Farbskala rechts oben). (b) 2PPE-Spektrum bei ∆t=0 fs (entnommen aus (a)). (c) Kreuzkorrelationen in den im Spektrum markierten Energiebereichen: XC des besetzten Oberflächenzustands (SS) dient der Pulscharakterisierung und der Bestimmung des Zeitnullpunkts, da kein Zwischenzustand mit endlicher Lebensdauer involviert ist. Die XCs im Bereich der solvatisierten Elektronen und der heißen“ Elektronen zeigen Verbrei” terungen in unterschiedliche Richtungen, da erstere mit hν2 , letztere mit hν1 abgefragt werden (vgl. Schema). 81 3 Experiment ist für Ruthenium im Zusammenhang mit den Messungen an den Eisschichten untersucht worden [Lis04]. Sie ist aber nicht Gegenstand dieser Arbeit. Echtzeitentwicklung von 2PPE-Spektren Ein 2PPE-Spektrum entsteht, indem man viele Einzelexperimente bestehend aus einem Pump- und einem Probe-Puls durchführt und die Ergebnisse aufsummiert. Im konkreten Fall der hier vorgestellten Untersuchungen wurden entsprechend der Repititionsrate des Lasersystems von 200 kHz also 200.000 Einzelexperimente pro Sekunde durchgeführt. Es hat sich herausgestellt, dass für die untersuchten Adsorbatsysteme diese Einzelexperimente nicht mehr unabhängig voneinander sind, teils, weil sich durch die Beleuchtung mit UVLicht die Struktur der Eisschichten geringfügig ändert, mehr aber, weil insbesondere in kristallinen Eisschichten elektronische Zustände auftreten, deren Lebensdauer lang ist im Vergleich zu der Zeit von 5 µs zwischen zwei aufeinanderfolgenden Pulspaaren. Um die Lichtempfindlichkeit der adsorbierten Eisschichten und die Populationsdynamik ultralanglebiger Zustände untersuchen zu können, wurde ein Verfahren entwickelt, um die Echtzeitentwicklung des 2PPE-Spektrums bestehend aus einer Vielzahl von Pulspaaren bei konstanter Pump–Probe-Verzögerung mitzuverfolgen. Dazu wurde das akkumulierte 2PPE-Spektrum in regelmäßigen Zeitabständen ausgelesen ohne die Messung zwischendurch zu stoppen. So konnte die Entwicklung der 2PPE-Spektren mit einer Zeitauflösung von 25 ms aufgenommen werden. Zur Differenzierung zwischen den unterschiedlichen Zeitachsen wird in dieser Arbeit für die Verzögerung zwischen Pump und Probe durchgängig die Bezeichnung ∆t verwandt, während mit t die Echtzeitskala der Entwicklung von 2PPE-Spektren bei fester Pump-Probe-Verzögerung bezeichnet wird. Temperatur- und bedeckungsabhängige Messungen Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein Verfahren entwickelt, mit dem es möglich ist, 2PPESpektren bei variablen Temperaturen zwischen 30 und 1000 K zu messen. Die Probe wird geheizt, indem ein Strom durch die Tantaldrähte geschickt wird, mit denen die Probe gehaltert ist. Während einer 2PPE-Messung muss die Probe auf einem definierten Potential liegen, es darf also kein Strom durch die Probe fließen. Deshalb wird in Zyklen von ein bis zwei Sekunden abwechselnd gemessen und geheizt. Um sicherzustellen, dass keine Störungen durch die elektrischen Zuleitungen vom Netzteil eingefangen werden, sind direkt an den elektrischen Durchführungen zum UHV elektronisch steuerbare Schalter angebracht, mittels derer die Probe während der Messzeit von den Stromzuleitungen getrennt und auf ein konstantes Potential gelegt werden kann. Unabhängig von der 2PPE-Messung kann fortwährend die Probentemperatur und das Signal vom Massenspektrometer eingelesen werden. Heizt man die Probe mit konstanter Heizrate, können parallel 2PPE-Spektren und TDS gemessen werden. Dadurch, dass sich das Massenspektrometer im Präparationsteil der UHV-Kammer, die Probe aber in der Magnetfeldabschirmung des TOF-Spektrometers befindet, erreicht das Signal/Rausch-Verhältnis eines so aufgenommenen TDS nicht die Qualität eines TDS mit der Probe direkt vor dem Massenspektrometer. Die Auflösung reicht dennoch aus, um die 2PPE-Intensität nicht nur über der Temperatur, sondern auch als Funktion der Bedeckung auszuwerten. 82 4 Elektronensolvatisierung in amorphen Eisschichten Adsorbiert man Wasser auf Metalloberflächen, so hängt die Elektronendynamik im Bereich der Oberfläche stark von der Struktur der adsorbierten Schicht ab. Grundsätzlich kann man hier unterscheiden zwischen Multilagenbedeckungen und Schichten, deren Bedeckung in der Größenordnung einer Bilage liegt. Für niedrige Bedeckungen ist die Struktur entscheidend von der Wasser-Metall-Wechselwirkung bestimmt. Mit zunehmender Schichtdicke treten immer mehr die Eigenschaften von Eis im Volumen in den Vordergrund. Es zeigen sich große Unterschiede zwischen amorphen und kristallinen Schichten, wobei dem Lokalisierungsgrad elektronischer Zustände eine besondere Bedeutung zukommt. Das Prinzip der Experimente zur Untersuchung der Elektronendynamik ist in Abbildung 4.1 schematisch dargestellt. Ein UV-Laserpuls (mit Photonenenergie hν1 ) regt im Metallhn2 e E EVak CB hn1 EF Metall Eis } Egap Abbildung 4.1: Schematische Darstellung der 2PPE-Experimente zur Elektronendynamik in adsorbierten Eisschichten. Die Elementarschritte elektronischer Prozesse an der Metall/EisGrenzfläche sind durch Pfeile illustriert: optische Anregung im Metall, Elektronentransfer ins Leitungsband (CB) der Eisschicht, Lokalisierung und Solvatisierung, abschließend Rücktransfer ins Metall oder Photoemission durch 2. Laserpuls. VB z substrat Elektronen von unterhalb des Fermi-Niveaus (EF ) in gebundene Zwischenzustände an, aus denen ein Transfer in Leitungsbandzustände der Eisschicht stattfinden kann (vgl. Kap. 2.4). Ein Teil der Elektronen wird in der Eisschicht lokalisiert und anschließend energetisch stabilisiert. Die Zunahme der Bindungsenergie wird der Solvatisierung von Elektronen zugeschrieben. Entsprechend der Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Elektronen in der Nähe des Metallsubstrats zerfällt die Population der angeregten Zustände durch Streuung mit Elektronen im Substrat. Durch einen zweiten Laserpuls (hν2 ) kann die Elektronenverteilung in den verschiedenen Entwicklungsstadien durch Photoemission abgefragt werden. Auf diese Weise ist es möglich, die elementaren Prozesse des Ladungstransfers, der Lokalisierung und der Stabilisierung zu untersuchen. Die Elektronendynamik in amorphen Eisschichten zeichnet sich dadurch aus, dass das Frühstadium der Bildung solvatisierter Elektronen auf ultraschnellen Zeitskalen aufgelöst werden kann. Besonders deutlich treten die elementaren Prozesse auf der Cu(111)-Oberfläche hervor, weil die Wechselwirkung mit 83 4 Elektronensolvatisierung in amorphen Eisschichten dem Substrat schwach und die Lebensdauer der lokalisierten Zustände relativ lang ist. 4.1 Elektronendynamik in amorphem Eis auf Cu(111) im Überblick 3.5 0.5 eCB eS 1.0 2.5 1.5 -200 eS 0 200 400 600 800 1000 Pump-Probe-Verzögerung ∆ t [fs] eCB 0 ∆ t [fs] 3.0 0.0 2PPE-Intensität D2O/Cu(111) hν1=3.92 eV hν2=1.96 eV EVak - E [eV] Zwischenzustandsenergie 4.0 Bindungsenergie E - EF [eV] Zunächst steht die Elektronendynamik in amorphen Eismultilagen im Mittelpunkt. Anhand einer zeitaufgelösten 2PPE-Messung einer nominell 4 BL dicken amorphen D2 OSchicht auf der Cu(111)-Oberfläche1 soll ein Überblick gegeben werden, wie sich die in Abbildung 4.1 dargestellten Elementarschritte im Experiment äußern. Abbildung 4.2 zeigt die 2PPE-Intensität in Abhängigkeit der Verzögerung zwischen den Pump- und Probe-Pulsen. Die Energieachsen der Falschfarbendarstellung geben die Lage der mit hν2 abgefragten Zwischenzustände relativ zum Fermi-Niveau (EF ) und zum Vakuumniveau an. Im rechten Teil der Abbildung sind außerdem einzelne Spektren aus derselben Messung dargestellt. Die vertikale Verschiebung der einzelnen Spektren entspricht gerade der Verzögerung ∆t, bei der sie aufgenommen wurden. 2 Die Spektren setzen sich aus zwei verschiedenen Signalen wasserinduzierter Zustände zusammen, einem sehr kurzlebigen, breiten Signal, das sich von ∼3 eV über dem Fermi-Niveau (EF ) bis zur hochenergetischen Kante des Spektrums erstreckt und dem Leitungsband der Eisschicht zugeschrieben wird (eCB ), und einem Peak 2.9 eV über EF , dessen Maximum sich mit 0.27 eV/ps in Richtung Fermi-Niveau verschiebt (eS ). Dieser Prozess wird als Bildung solvatisierter Elektronen interpretiert. 200 400 600 2.5 3.0 3.5 E - EF [eV] 4.0 Abbildung 4.2: Elektronendynamik in 4 BL D2 O/Cu(111):(links) Falschfarbendarstellung der 2PPE-Intensität in Abhängigkeit der Pump–Probe-Verzögerung ∆t für verschiedene Zwischenzustandsenergien. Die zeitliche Entwicklung des Peakmaximums von eS ist mit runden Symbolen markiert. (b) Einzelne Spektren aus derselben Messung. Die vertikale Verschiebung der Spektren entspricht gerade ∆t. 1 Sowohl die Präparation der amorphen Eisschicht als auch die Messung erfolgten bei einer Temperatur von 100 K 2 Dargestellt ist das korrelierte Signal nach Abzug des zeitlich konstanten Untergrundspektrums. 84 4.2 Elektronische Struktur der statischen amorphen Eisschicht Direkte Anregungen innerhalb der Eisschicht sind bei den verwendeten Photonenenergien um 3.9 eV wegen der Bandlücke von Eis (vgl. Kap. 2.1.5) nur über Mehrphotonenprozesse möglich und somit unwahrscheinlich. Die Besetzung angeregter Zustände im Eis erfolgt deshalb durch optisch induzierte Elektroneninjektion aus dem Metallsubstrat. Direkt nach der Anregung findet man mittels winkelaufgelöster 2PPE die typische elektronische Struktur eines amorphen Halbleiters mit einem Band parallel zur Oberfläche delokalisierter Zustände und lokalisierten Zuständen im Energiebereich des Bandbodens (Kap. 4.2). Die Bildung solvatisierter Elektronen umfasst zwei Prozesse, die Lokalisierung der Überschussladung und deren Stabilisierung durch Energietransfer in Kernbewegungen. Während die Lokalisierung in weniger als 20 fs erfolgt (Kap. 4.3.1), kann die Stabilisierung über mehr als eine Pikosekunde verfolgt werden, bevor die Population durch Rücktransfer ins Metall weitgehend abgebaut ist (Kap. 4.3.2 und 4.3.3). Die zeitliche Entwicklung der Linienform und die Winkelabhängigkeit der 2PPE-Intensitäten geben Einblick in den Aufbau der Solvathülle und die zunehmende Einschnürung der elektronischen Wellenfunktion. Man findet dabei eine Korrelation zwischen der Ausdehnung der Wellenfunktion und der Stabilisierung des Elektrons (Kap. 4.3.4 und 4.3.5). Um herauszufinden, welche Elementaranregungen für den Aufbau der Solvathülle maßgeblich verantwortlich sind, wurden Messungen mit verschiedenen Isotopen und bei unterschiedlichen Temperaturen durchgeführt (Kap. 4.3.6). Auf der Basis all dieser Ergebnisse kann der Gesamtprozess mit den verschiedenen Energieflüssen zwischen Substrat und Adsorbat und zwischen Elektron und Wasserumgebung anhand einer schematischen Potentialdarstellung entlang einer Solvatisierungskoordinate diskutiert werden (Kap. 4.3.7). In adsorbierten Eisschichten hat man die Möglichkeit, in die Struktur der Solvathülle und damit in den Solvatisierungsprozess einzugreifen. So wird der Stabilisierungsprozess bei niedrigen Bedeckungen deutlich beschleunigt, was auf den Einfluss der Eisoberfläche zurückgeführt wird (Kap. 4.4). Wechselt man von Cu(111) auf die Ru(001)-Oberfläche, mit der die Wassermoleküle stärker wechselwirken, wird der Rücktransfer ins Substrat etwa um einen Faktor 4 beschleunigt (Kap. 4.5). Die Ordnung innerhalb der Eisschicht schließlich hat so starken Einfluss auf die Möglichkeit der Wassermoleküle, auf eine Überschussladung zu reagieren, dass der Elektronendynamik in kristallinen Eisschichten eigene Kapitel gewidmet sind. 4.2 Elektronische Struktur der statischen amorphen Eisschicht Durch das Fehlen einer langreichweitigen Ordnung ist die elektronische Struktur im Energiebereich des Leitungsbands von amorphem Eis geprägt durch das Nebeneinander von Zuständen unterschiedlicher räumlicher Ausdehnung (vgl. Kap. 2.1.5). Mit winkelabhängiger 2PPE hat man die Möglichkeit, zwischen delokalisierten und lokalisierten Zuständen aufgrund ihrer Dispersion parallel zur Oberfläche zu unterscheiden (vgl. Kap. 2.5.3). Da sie sich jedoch in amorphen Eisschichten energetisch überlagern, ist die Separation der verschiedenen Anteile nur aufgrund ihrer unterschiedlichen Dynamik möglich. Um Einblick in den Lokalisierungsgrad der beobachteten Zustände zu erhalten, wurden zeitabhängige Messungen für verschiedene Emissionswinkel durchgeführt. Abbildung 4.3 zeigt exemplarisch Spektren (a) bei zeitlicher Überlappung von Pump und Probe und (b) 85 4 Elektronensolvatisierung in amorphen Eisschichten 2PPE Intensität bei einer Verzögerung von 200 fs. Zwei zeitliche Entwicklungen werden beobachtet. Zum Einen verschiebt sich der gesamte Peak eS zu kleineren Energien. Zum Anderen verändert sich die Winkelabhängigkeit der Spektren. Zu Zeiten, zu denen das breite Kontinuum (eCB ) beobachtet wird, verbreitert sich der Peak zu höheren Energien bei größeren Detektionswinkeln. Die Peakform legt nahe, dass es sich dabei um die Überlagerung aus einem Band delokalisierter Zustände, quasi dem Leitungsband der Eisschicht (es ), mit einem lokalisierten Zustand handelt. Ansatzweise ist ein weiteres Band zu erkennen, dessen Boden bei 3.3 eV über dem Fermi-Niveau liegt. Zu späteren Zeiten, wenn die Population im Leitungsband zerfallen ist, verschiebt sich das Peakmaximum von es für große Detektionswinkel zu niedrigeren Energien. Dass diese scheinbar negative Dispersion konsistent ist mit lokalisierten Zuständen, wird in Kapitel 4.3 anhand von Modellrechnungen gezeigt. (a) ∆t=0 fs (b) ∆t=200 fs φ =0° 8° 14° 18° 2.5 3.0 E - EF[eV)] Abbildung 4.3: 2PPE-Spektren für 4 verschiedene Emissionswinkel von 3 BL D2 O/Cu(111): Bei ∆t=0 fs (oben) spaltet sich von eS mit zunehmendem Winkel zu höheren Energien ein zweiter Peak ab, einem Band delokalisierter Zustände entsprechend. Bei ∆t=200 fs (unten) bleibt nur der Peak eS , wobei die Positionen der Peakmaxima scheinbar eine negative Dispersion ergeben. 3.5 Zur Separation der sich zu frühen Zeiten überlappenden delokalisierten und lokalisierten Zustände wurde an die Spektren ein 2-Peakmodell angepasst. Der Peak des lokalisierten Zustands eS wird wie zu späteren Zeiten durch eine Gauss- und eine Lorentz-Verteilung für die hoch- bzw. niederenergetische Flanke beschrieben, das Leitungsband durch eine Gauss-Funktion. Da letzteres eine Eigenschaft der ungestörten Eisschicht ist, ist seine Dispersion mit kk als zeitunabhängig angenommen. Das Untergrundsignal setzt sich aus verschiedenen Beiträgen zusammen: Im zeitlichen Überlapp der Laserpulse existiert ein Untergrund von angeregten Elektronen aus dem Substrat, überwiegend durch den sichtbaren Laserpuls erzeugt und mit dem UV-Puls emittiert (vgl. Kap. 3.2.3). Im Bereich des Leitungsbands werden wegen der nicht scharf definierten Bandstruktur der amorphen Eisschicht Elektronen bei allen Emissionswinkeln nachgewiesen. Das schwache Band bei 3.3 eV wird für den Fit dem Untergrund zugerechnet, der empirisch durch eine breite Gauss-Verteilung genähert ist3 . Um die Zahl der Parameter zu reduzieren, wird die Form des Untergrunds konstant gehalten und nur die Amplitude variiert. Bei großen Emissions3 Die Anpassung an die Spektren liefert qualitativ dasselbe Ergebnis bei Annahme eines linearen Untergrundverlaufs. 86 4.2 Elektronische Struktur der statischen amorphen Eisschicht winkeln sind die beiden Peaks gut separierbar. Um die Energie des Leitungsbandbodens zu bestimmen, ist die Position des Peaks für Winkel (φ ≤6◦ ) von den Ergebnissen der Anpassung bei großen Winkeln unter der Annahme einer parabolischen Dispersion extrapoliert worden. In Abbildung 4.4(a) ist das Ergebnis der Anpassung, die die Spektren für alle Zeiten und Winkel gut wiedergibt, exemplarisch für zwei verschiedene Zeiten und Winkel gezeigt, Abbildung 4.4(b) fasst die resultierenden Peakpositionen zusammen. Die zeitliche α=18°, ∆t=10 fs (a) 1.00 20 0.95 (b) α=18°, ∆t=100 fs 20 0 α=0°, ∆t=10 fs (c) 100 Ekin [eV] 2PPE Intensität (norm.) 0 E(eS) 10 fs 50 fs 100 fs 0.90 ∆t 0.85 0.80 0.75 -0.05 0 α=0°, ∆t=100 fs (d) 100 E(eCB) 200fs 300fs 400fs 0.00 0.05 0.10 -1 k|| [Å ] 0.15 Anpassung eS eCB Untergrund 0 0.5 1.0 1.5 Ekin [eV] 2.0 Abbildung 4.4: Zerlegung winkelabhängiger 2PPE-Spektren in Beiträge des Leitungsbands und solvatisierter Elektronen zu frühen Zeiten nach der Anregung: (a) Anpassung an die Spektren, (b) resultierende Peakpositionen: Zur Verdeutlichung der scheinbar negativen Entwicklung der winkelabhängigen Spektren ist demnach nicht durch die kontinuierliche Änderung der Dispersion eines Zustands, sondern durch die unterschiedlichen Lebensdauern von Leitungsband und lokalisierten Elektronen bedingt. Dabei zeigt eS von Anfang an die charakteristische scheinbar negative Dispersion. Die genaue energetische Position der Zustände ist für kleine Emissionswinkel schwer festzumachen, da mit Peakbreiten und -amplituden viele freie Parameter eingehen. Der Peak der lokalisierten Zustände eS liegt jedenfalls etwa am Boden des dispergierenden Bandes und hat einen Ausläufer zu niedrigeren Energien. Für die elektronische Struktur der amorphen Eisschicht ergibt sich damit das typische Bild für einen amorphen Festkörper, dessen Struktur nicht soweit von der kristallinen abweicht, dass alle Zustände lokalisiert wären (vgl. 2.1.4, S. 19). Die Koexistenz von delokalisierten und lokalisieren Zuständen wird deshalb in den hier vorgestellten Experimenten so deutlich, weil die lokalisierten Zustände unterhalb der Bandkante einen kleineren Wellenfunktionsüberlapp mit dem Substrat haben und damit eine deutlich län- 87 4 Elektronensolvatisierung in amorphen Eisschichten gere Lebensdauer besitzen [Chu98]. Der Peak der lokalisierten Elektronen zeigt von Anfang an scheinbar eine negative Dispersion. Mit der zeitaufgelösten 2PPE ergibt sich hier eine sehr elegante Möglichkeit, die Lage des Leitungsbands in amorphem Eis (und, unter der Annahme, dass die Eigenschaften von amorphem Eis und Wasser sehr ähnlich sind, auch von Wasser) zu bestimmen. Diese Größe ist für andere Messmethoden durch die Fähigkeit der Wassermoleküle, durch Reorganisation auf angeregte Ladungsträger zu reagieren, schwer zugänglich. So findet man für die energetische Lage bzgl. des Vakuumniveaus in der Literatur Werte für Wasser zwischen -0.1 eV und -1.2 eV [Coe97, Gra79, Jor71, Han90] und -0.9 eV für amorphes Eis [Bar78]. Mittels zeitaufgelöster 2PPE kann das Problem der Relaxierung umgangen werden, da einerseits die zusätzliche Ladung aus dem Metall in die intakte Adsorbatschicht injiziert wird und der Pump-Probe-Prozess auf einer Zeitskala erfolgt, auf der die Reorganisation der Umgebung noch nicht zu einer Lokalisierung und Energieaustausch geführt hat. Andererseits können lokalisierte und delokalisierte Zustände aufgrund ihrer unterschiedlichen Dispersion separiert werden. Die energetische Lage des delokalisierten Zustands 1.05±0.02 eV unter dem Vakuumniveau darf nicht mit der Lage des Leitungsbands im Volumen von amorphem Eis verwechselt werden. Der Zustand liegt mitten in der Bandlücke der projizierten Bandstruktur der Cu(111)-Oberfläche. Senkrecht zur Oberfläche zwischen Metalloberfläche und Vakuumbarriere eingesperrt zerfällt damit ein im Volumen kontinuierliches Band in eine Reihe 2-dimensionaler Bänder, deren energetische Lage von der Dicke der Schicht abhängt. Außerdem wird nahe der Metalloberfläche das Potential für die Überschussladung durch das Bildladungspotential abgesenkt (2.2.3). Dies wird zwar durch die Eisschicht abgeschirmt, doch geht hier nur die elektronische Polarisierbarkeit ein. Eine Ausrichtung der permanenten Dipole, die für die große statische Dielektrizitätskonstante von ∼100–300 [Tak97] verantwortlich ist, findet auf der Zeitskala von wenigen fs nicht statt. Die elektronische Struktur der angeregten Zustände sollte sich in diesem Zeitfenster näherungsweise durch ein dielektrisches Kontinuumsmodell beschreiben lassen, da sich die permanenten Dipolmomente aufgrund der Protonenunordnung im Mittel kompensieren. In eine derartige Rechnung (siehe Kap.2.2.3) gehen neben der Schichtdicke (d=3.6 Å pro BL) als bekannte Größen die Dielektrizitätskonstante ε=1.75 [Pet99] und die Lage des Vakuumniveaus EVak (siehe Kap. 4.4) ein. Die effektive Masse des Leitungsbands ist den 2PPE-Daten zufolge parallel zur Oberfläche nahe der des freien Elektrons. Unter der Annahme verschiedener Werte zwischen 1.0 und 1.5 me für die effektive Masse senkrecht zur Oberfläche wurde die Lage des Leitungsbands so angepasst, dass die Bindungsenergie des energetisch niedrigsten Zustands mit den Messdaten verträglich ist. Auf diese Weise ergibt sich der Abstand des Leitungsbands vom Vakuumniveau zu V0 =0.85±0.15 eV und ist damit mit dem Literaturwert aus [Bar78] in Übereinstimmung. Dass im Experiment für ≥3 BL keine Bedeckungsabhängigkeit mehr beobachtet wird, deutet darauf hin, dass die effektive Masse größer als me und entsprechend die Energie des Leitungsbands eher im unteren Bereich des Fehlerintervals liegt. Abbildung 4.5 zeigt für einen Parametersatz mit meff =1.5 me und V0 =0.75 eV die Bindungsenergien und Aufenthaltswahrscheinlichkeiten der drei niedrigsten angeregten Zustände aus den Rechnungen mit dem Kontinuumsmodell. Die Zustände sind jeweils entsprechend der Anzahl der Knoten in der Wellenfunktion vor der Oberfläche mit n=1,2,... 88 4.3 Bildung solvatisierter Elektronen |Ψ| V0=0.75 eV meff=1.5 me 4.5 2 V (z) n=3 EVak 4.0 n=3 3.5 E - EF [eV] E - EF [eV] 3.5 n=2 3.0 n=1 n=2 3.0 n=1 2.5 0 1 2 3 4 Bedeckung [BL] 5 Cu 0 3 BL D2O 10 20 30 z [Å] Abbildung 4.5: DCM für das Leitungsband in amorphem Eis/Cu(111): (links) Energetische Lage der energetisch niedrigsten Bildladungszustände. (rechts) Modellpotential und Wellenfunktionen der Zustände n=1–3 für eine Schichtdicke von 3 BL. bezeichnet. Für Bedeckungen ≥3 BL ändert sich die Bindungsenergie des niedrigsten Zustands nur noch sehr wenig, weil sich das Elektron hauptsächlich im Bildladungspotential nahe der Metalloberfläche aufhält. Je weiter die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Zustände über die Eisschicht ausgedehnt ist, desto weniger ist eine Übereinstimmung des Kontinuumsmodells mit der realen amorphen Struktur zu erwarten. Bemerkenswert ist deshalb, dass der Zustand mit n=2 in der Gegend von 3.3 eV über EF liegt, wo auch in den 2PPE-Spektren sehr schwach ein Peak erkennbar ist. 4.3 Bildung solvatisierter Elektronen 4.3.1 Lokalisierung In Experimenten der Arbeitsgruppe von C. B. Harris zur Polaronbildung in Alkanschichten und zur Elektronensolvatierung in Alkohol- und Nitrilschichten wurde gezeigt, dass in diesen geordneten Systemen der Elektronentransfer zunächst in delokalisierte Zustände vor bzw. in der Adsorbatschicht erfolgt. Auf der Zeitskala von 100 fs konnte der Übergang von delokalisierten zu den lokalisierten Zuständen und sogar eine Art eindimensionale Solvatisierung delokalisierter Zustände beobachtet werden [Ge98, Mil02, Liu02]. In amorphen Eisschichten läuft die Elektronendynamik nach dem Ladungstransfer aus dem Substrat auf zwei klar getrennten Zeitskalen ab. Die Population in den delokalisierten Zuständen der Eisschicht zerfällt annähernd auf der Zeitskala der Kreuzkorrelation der Laserpulse. Übrig bleiben lokalisierte Elektronen mit Lebensdauern von mehr als 100 fs. Im unteren Teil von Abbildung 4.6 sind Kreuzkorrelationen für die verschiedenen Energiebereiche der 2PPESpektren dargestellt. Die Referenz zur Festlegung des Zeitnullpunkts bildet die Kreuzkorrelation im Bereich des besetzten Oberflächenzustands (SS) der Cu(111)-Oberfläche. Da dieser Zustand für Multilagenbedeckungen nicht mehr als Peak in den Spektren erkennbar ist, dient eine Kreuzkorrelation hochangeregter Elektronen nahe der Fermi-Kante als Refe- 89 4 Elektronensolvatisierung in amorphen Eisschichten renz.4 Im Bereich des schwachen Leitungsbandpeaks bei 3.3 eV über EF ist das Maximum der Kreuzkorrelation um 15±5 fs verschoben. Die Lebensdauer liegt damit bei weniger als 20 fs und ist wegen der energetischen Nähe zu dem langlebigeren Zustand eS am Rande der Auflösbarkeit. Da der Bandboden von eCB bei 2.9 eV mit eS überlappt, lässt sich hier weder die Lebensdauer der ausgedehnten Zustände noch die Verzögerung der Besetzung lokalisierter Zustände bestimmen. Den Messungen bei großen Emissionswinkeln zufolge sind aber auch diese Zeiten sehr kurz (<20 fs). Anders als bei der Solvatisierung in den organischen Adsorbatschichten kann also in amorphen Eisschichten der Bevölkerungsprozess der lokalisierten Zustände nicht zeitlich aufgelöst werden. 4.3.2 Stabilisierung Ist einmal ein lokalisierter Zustand in der Eisschicht erreicht, setzt die energetische Stabilisierung durch die Anpassung der umgebenden Wassermoleküle ein. Abbildung 4.6 zeigt im oberen Teil die zeitliche Entwicklung der energetischen Lage bzgl. Fermi- und Vakuumenergie. Die Kurve gibt die Position des Peakmaximums gemittelt über mehrere Messungen von Multilagen D2 O/Cu(111) an. Das Zeitfenster, in dem die Solvatisierung mitverfolgt werden kann, ist durch zwei verschiedene Prozesse begrenzt. Zum Einen verschiebt sich die Position des Peaks an die untere Kante des Spektrums und wird abgeschnitten5 , zum Anderen zerfällt die Population durch Rücktransfer ins Metallsubstrat (Abbildung 4.6 unten). Die Stabilisierung des Elektrons erfolgt im Zeit- und Energiefenster der Messungen mit 2PPE-Intensität (norm.) 1.1 1 XC 1.2 1.3 0.1 eS eCB 1.4 (SS) 0.01 τ = 140 fs eS 0 500 1000 1500 Pump-Probe-Verzögerung ∆t [fs] Bindungsenergie [eV] Peakmaximum Abbildung 4.6: (oben) Zeitliche Entwicklung des Peakmaximums von eS . (unten) Kreuzkorrelationen in den Energiebereichen von eCB und eS im Vergleich zur Kreuzkorrelation des besetzten Oberflächenzustands (SS). Die Anpassung eines exponentiellen Populationszerfalls wurde für die ersten 300 fs durchgeführt. (Die Kurven geben jeweils Mittelwerte über Messungen mit 3 bis 5 BL D2 O/Cu(111) wieder.) einer mehr oder weniger konstanten Rate von 270±20 meV/ps, ohne dass die Bindungsenergie klar gegen einen asymptotischen Wert strebt. Da sich die 2PPE-Spektren über den Zeitraum von einer Stunde nicht signifikant ändern, kann ausgeschlossen werden, dass es 4 Messungen mit und ohne Adsorbatschicht haben gezeigt, dass die Abweichungen der Zeitnullpunktsbestimmungen kleiner als 5 fs sind. 5 Außerdem ist im niederenergetische Teil des Spektrums der Einfluss der Spektrometerfunktion am stärksten (vgl. S.75). Da bei den Messungen auf der Cu(111)-Oberfläche der Pump-Puls jeweils die 2. Harmonische des Probe-Pulses war, hätte eine Erhöhung der Probe-Photonenenergie direkte Photoemission durch den Pump-Puls zur Folge gehabt. 90 4.3 Bildung solvatisierter Elektronen sich bei dem beobachteten Prozess um eine chemische Reaktion, z.B. eine Dissoziation, handelt. Erst bei Bedeckungen von mehr als 4 BL wurde eine durch UV-Photonen hervorgerufene Änderung der Austrittsarbeit um ∼20 meV beobachtet. Dieser Effekt ist auf der Ru(001)-Oberfläche deutlich stärker ausgeprägt und wird in Kapitel 6.3 ausführlicher behandelt. Die Interpretation der Peakverschiebung von eS als Solvatisierung wird dadurch unterstützt, dass die Stabilisierungsrate in sehr guter Übereinstimmung mit zeitaufgelösten Photoemissionsexperimenten an kleinen I(D2 O)− n -Clustern mit n=4–6 [Leh99] ist. Diese Experimente zeigen außerdem, dass mit steigender Clustergröße der Energiegewinn zunimmt, der voll solvatisierte Zustand aber auch erst später erreicht wird. Während die Solvatisierung für einen Cluster mit 4 Wassermolekülen nach weniger als 500 fs im wesentlichen abgeschlossen ist, braucht der Prozess bei 6 Wassermolekülen bereits mehr als 2 ps, so dass es nicht verwunderlich ist, dass in dem Zeitfenster der hier vorgestellten Messungen keine Sättigung der Solvatisierung beobachtet wird. Nach wie vor ungeklärt ist die Struktur angeregter Zustände und möglicher Intermediate des solvatisierten Elektrons. Aus der Elektronendynamik in den amorphen Eisschichten gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass sich eS nicht kontinuierlich zu einem voll solvatisierten Zustand entwickeln würde, wenn der Relaxationskanal ins Metallsubstrat nicht die Lebensdauer begrenzen würde. Um sicher zu stellen, dass es sich bei eS nicht um ein Intermediat handelt und der Grundzustand außerhalb des abgefragten Energiebereichs liegt, wurden Messungen mit einer Probe-Photonenenergie von 3.1 eV durchgeführt6 . Sie zeigen keinen zusätzlichen Zustand mit einer Bindungsenergie <3.1 eV in Übereinstimmung mit zeitaufgelösten Absorptionsmessungen zur Bildung solvatisierter Elektronen in flüssigem Wasser [Her02, Vil01, Mad00]. Lediglich bei der Abspaltung von den Wassermolekülen zu frühen Zeiten nach der Anregung werden in Infrarotspektren Intermediate beobachtet mit Lebensdauern von etwa 100 fs [Lae00, Lae01], die aber im Fall injizierter Überschusselektronen bedeutungslos sein sollten. 4.3.3 Konkurrenzprozess Rücktransfer ins Substrat Einerseits eröffnet sich durch die Kopplung der Eisschicht an das Metallsubstrat ein effizienter Pfad zur Erzeugung von Überschussladungen in der Eisschicht, andererseits stellt das Metall eine Vielzahl unbesetzter elektronischer Zustände nahe dem Fermi-Niveau zur Verfügung, so dass die Population in den angeregten Zuständen der Adsorbatschicht auch schnell wieder zerfallen kann. Der Hauptzerfallskanal ist dabei im Allgemeinen die Bildung von Elektron–Loch-Paaren. Wie effizient dieser Rücktransfer ist, hängt vom Überlapp der Wellenfunktionen von Adsorbat und Substrat ab. Die in Abbildung 4.6 gezeigten Kreuzkorrelationen im Bereich des Leitungsbands und der lokalisierten Zustände zeigen, dass letztere deutlich schwächer an Substratzustände ankoppeln. Der Zerfall der Population während der Solvatisierung verläuft außerdem nicht-exponentiell. Für die ersten 300–350 fs lässt sich näherungsweise eine Lebensdauer τ =140±20 fs an die Kreuzkorrelation anpassen, für die Restpopulation nach 1 ps ergeben sich Werte um 500 fs. Diesen Effekt kann man mit einer inhomogenen Verteilung von Lebensdauern erklären. Angesichts des parallel ver6 Hierzu wurde der Rest des 400 nm-Pump-Strahls aus dem OPA verwandt. 91 4 Elektronensolvatisierung in amorphen Eisschichten laufenden Solvatisierungsprozesses spiegelt sich in der Populationsdynamik allerdings eher die zeitliche Entwicklung der Wellenfunktion und die damit einhergehende Entkopplung vom Substrat wieder. 4.3.4 Entwicklung der Linienform Neben Bindungsenergie und Zerfallsrate ändert sich mit der Zeit auch die Breite des Peaks eS in den Spektren. Abbildung 4.7(a) zeigt zu verschiedenen Zeiten nach der Anregung exemplarische 2PPE-Spektren, deren Intensitäten um die Spektrometersensitivität korrigiert sind. Die Fitkurven entsprechen der empirisch aus Absorptions- und Photoelektronenspektren abgeleiteten Form mit einer Gauss-Verteilung auf der hochenergetischen Flanke und einer Lorentz-Verteilung auf der niederenergetischen Flanke (vgl. Kap. 2.1.6). Die spektrale Breite der Probe-Pulse ist in die Fitkurve durch Faltung mit einer Gauss-Verteilung mit 35 meV Breite eingerechnet. Die resultierenden Breiten sind zusammen mit der Bindungsenergie für eine Messung in Abbildung 4.7(b) dargestellt. Die Breite der hochenergetischen -1.0 hνProbe=1.96 eV EVak - E 210 fs 410 fs Bindungsenergie [eV] ∆t=0 fs -1.1 0.3 0.2 -1.2 hwhm: Lorentz Gauss -1.3 585 fs 0 2.2 2.4 2.6 2.8 E - EF [eV] 3.0 3.2 400 ∆t [fs] 0.1 Peakbreite (hwhm) [eV] 2PPE-Intensität (norm.) 0.4 0.0 800 Abbildung 4.7: (a) Spektren zu verschiedenen Zeiten ∆t mit angepasster Linienform bestehend aus einem Gauss-Profile auf der hochenergetischen und einem Lorentz-Profil auf der niederenergetischen Seite des Maximums gefaltet mit einem Gauss mit 35 meV Breite entsprechend der spektralen Auflösung. (b) zeitliche Entwicklung der Breiten und der Bindungsenergie relativ zum Leitungsbandboden. Flanke von eS bleibt in den ersten 400 fs annähernd konstant bei 100±20 meV (hwhm) und nimmt dann langsam zu. Der anfängliche Abfall hängt mit dem Zerfall der Population in den überlagerten delokalisierten Zuständen zusammen. Im Gegensatz dazu verbreitert sich der Peak zu niedrigen Energien in den ersten 800 fs von ∼100 auf ∼400 meV. Für das Frühstadium der Solvatisierung in den amorphen Eisschichten gilt also noch nicht die Stabilität der Linienform, wie sie in flüssigem Wasser für verschiedene Temperaturen [Tut91] und für den Solvatisierungsprozess bereits wenige 100 fs nach der Anregung berichtet wird [Her99]. Eine Studie mit schlechterer Zeitauflösung ergibt zwar eine Abnahme der Gauss-Breite auf 92 4.3 Bildung solvatisierter Elektronen der Zeitskala von wenigen Picosekunden [Pep97], die deutlich größeren Werte zwischen 500 und 350 meV sind jedoch wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass sich zu frühen Zeiten der Peak innerhalb der Laserpulsbreite bereits signifikant in der Energie verschiebt. Eine ähnliche Entwicklung der Linienform mit der Bindungsenergie wie in den hier vorgestellten 2PPE-Untersuchungen wurde in Absorptions- und Photoelektronenspektren equilibrierter solvatisierter Elektronen in negativ geladenen Wasserclustern bis zu einer Größe von 69 Molekülen beobachtet [Coe01, Coe04]. Vergleicht man die Gauss- und LorentzBreiten, so entsprechen die 2PPE-Spektren von Zeiten kurz nach der Anregung bis ca. 800 fs den Absorptionsspektren von Clustern zunehmend von 11 auf etwa 30 Wassermoleküle. Die Photoelektronenspektren der Cluster weisen immer eine etwas breitere GaussVerteilung auf. Die Parallele zu den Clusterspektren kann so gedeutet werden, dass die Entwicklung der Linienform den dynamischen Aufbau der Solvathülle wiederspiegelt.7 4.3.5 Räumliche Ausdehnung der lokalisierten Zustände: scheinbar negative Dispersion Während mit fortschreitender Solvatisierung immer mehr Wassermoleküle an der Solvathülle beteiligt sind, ergibt die Analyse der Absorptionsspektren über optische Summenregeln, dass die Ausdehnung der Wellenfunktion des Elektrons abnimmt [Coe04, Her02]. Auch wenn die optischen Summenregeln nicht auf 2PPE-Spektren anwendbar sind, so gibt es doch die Möglichkeit, aus den Dispersionsmessungen Informationen über die Entwicklung der elektronischen Wellenfunktion abzuleiten. Ist ein elektronischer Zustand an einem Ort lokalisiert, so gilt für seine Gruppengeschwindigkeit dω 1 dE = = 0 . (4.1) dk ~ dk Man erwartet also für solvatisierte Elektronen, dass sie parallel zur Oberfläche eine flache Dispersion aufweisen. Wie aber die Abbildungen 4.4 und 4.3 zeigen, ergibt sich aus den winkelabhängigen 2PPE-Messungen für das Peakmaximum eindeutig eine negative Dispersion. Im Folgenden soll nun gezeigt werden, dass diese Beobachtung in keiner Weise im Widerspruch zu lokalisierten solvatisierten Elektronen steht. Entscheidend dabei ist, dass ein (einzelner) lokalisierter Zustand ein Wellenpaket darstellt und damit nicht nur eine flache Dispersion besitzt, sondern auch eine Bandbreite im k-Raum, die über eine Fourier-Transformation mit der Form der Wellenfunktion im Realraum in Beziehung steht [Mil02,Bez04]. Berücksichtigt man, dass der Peak eS zu späten Zeiten eine Breite von mehr als 400 meV hat und bei kinetischen Energien von weniger als 1 eV nachgewiesen wird, so können zwei Effekte zu einer Verschiebung des Peakmaximums in Abhängigkeit des Emissionswinkels führen. Zum Einen handelt es sich um Messungen bei bestimmten Emissionswinkeln, nicht bei festen kk -Werten. Ein Spektrum entspricht gemäß Gleichung 2.16 einem parabelförmigen Schnitt durch den E(kk )-Raum, wie in Abbildung 3.19 dargestellt. 7 Der Vergleich zwischen Clustern und adsorbierter Schicht kann nur sehr grobe Anhaltspunkte liefern, zumal in Photoelektronenspektren eine gemittelte Verteilung über alle Emissionsrichtungen gemessen wird, während 2PPE an adsorbierten Eisschichten nur eine spezielle Richtung herausgreift in einem System, dessen Symmetrie durch die Oberfläche gebrochen ist. 93 4 Elektronensolvatisierung in amorphen Eisschichten j=0 Ekin I j>0 Dk|| Abbildung 4.8: Winkelaufgelöste Photoemission aus einem lokalisierten Zustand in kRaum: Intensitätsverlauf für Emissionswinkel ϕ=0◦ und ϕ>0◦ bei Annahme einer Gaussförmigen kk -Verteilung mit energieunabhängiger Amplitude und Breite. k|| Die Werte von kk können deshalb innerhalb eines Peaks signifikant variieren, wenn dessen Breite in derselben Größenordnung liegt wie die kinetische Energie, bei der der Peak im Spektrum erscheint. Nimmt man beispielsweise eine Gauss-förmige kk -Verteilung für einen lokalisierten Zustand an mit zunächst energieunabhängiger Amplitude und Breite ∆kk , so ergibt sich das Bild 4.8. Während das resultierende Spektrum in Normalemission konstant ist, fällt das bei Nichtnormalemission zu höheren Energien ab. Hat das Spektrum bei φ=0◦ die Form eines Peaks, erhält man eine Verschiebung des Maximums zu niedrigeren Energien für φ>0◦ , folglich scheinbar eine negative Dispersion des Peaks. Zusätzlich zu diesem rein durch die Messmethode bedingten Effekt kann die Breite der kk -Verteilung mit der Energie variieren und dadurch den Effekt verstärken. Möchte man diesem Erklärungsansatz folgend aus den 2PPE-Daten die Breite der Verteilung berechnen, müssen zunächst die 2PPE-Spektren für verschiedene Photoemissionsrichtungen so aufeinander normiert werden, dass die Intensitäten der relevanten Peaks sinnvoll verglichen werden können. Die quantitative Analyse von Photoemissionsintensitäten ist allgemein eine problematische Sache, da sie von den Matrixelementen des optischen Übergangs abhängen. Ein Verfahren, um die Intensitäten der zeitaufgelösten 2PPE-Messungen für die einzelnen Emissionswinkel vergleichbar zu machen, ist, sie bei ∆t=0 fs in dem Energiebereich aufeinander zu normieren, der durch das Signal der heißen Elektronen dominiert wird. Die Winkelabhängigkeit der Emissionswahrscheinlichkeit sollte hier gering sein, da aufgrund der Bandlücke der Cu(111)-Oberfläche im Bereich um den Γ-Punkt in dem Energiebereich keine direkten optischen Übergänge möglich sind und jegliches 2PPE-Signal von gestreuten Elektronen herrührt. Zusätzlich muss berücksichtigt werden, dass sich durch die Drehung der Probe nicht nur die Emissionsrichtung, sondern auch der Einfallswinkel des anregenden Lichts und damit die elektrischen Feldkomponenten parallel und senkrecht zur Oberfläche ändern. Die Polarisationsabhängigkeit kann allerdings sehr unterschiedlich sein, je nachdem, ob ein Übergang direkt oder indirekt erfolgt und welche Symmetrien die beteiligten Wellenfunktionen aufweisen [Wol99]. Aus diesem Grund wurde in Normalemission die Abhängigkeit der 2PPE-Intensität von der Polarisation des UV- und des sichtbaren Pulses gemessen. Abbildung 4.9 zeigt bei ∆t=0 fs die Polarisationsabhängigkeit der 2PPE-Intensitäten für 3 verschiedenen Bereiche der Spektren: den Peak der solvatisierten Elektronen, das breite Quasikontinuum oberhalb davon und heiße Elektronen bei niedrigeren Energien. Als Referenz für einen Übergang, der nur mit der z-Komponente des E-Feldes angeregt werden kann, ist das Signal des besetzten Oberflächenzustands aufgenommen auf der sauberen 94 Intensität (norm.) 4.3 Bildung solvatisierter Elektronen 1 |E||| "heiße" El. eCB 2 |A | 2 |Ez| 2 |E | eS SS |E | |Ez| 2 2 0 Intensität (norm.) 0 90 180 0 90 Polarisationswinkel αUV [°] 180 1 |E||| 2 2 |E||| |A | |A | 0 eS eCB 0 2 2 |Ez| |E | "heiße" El. Untergrund 90 0 Polarisationswinkel αVIS [°] 90 Abbildung 4.9: Abhängigkeit der 2PPE-Intensität von der Polarisation der UV-Pules (oben) und der VIS-Pulse (unten). Lediglich das Signal der heißen Elektronen“ wird durch indirekte ” Anregungen dominiert (rechts unten). Die Normierung der winkelabhängigen Spektren wurde in einem damit überlappenden Energieintervall durchgeführt (siehe Text). Cu(111)-Oberfläche dargestellt. Die mit Fresnel-Gleichungen berechneten Polarisationsabhängigkeiten der Feldkomponenten an der Oberfläche und der Absorption im Metall sind als Kurven eingezeichnet8 . Die Polarisationsabhängigkeit der durch den sichtbaren Laserpuls erzeugten heißen Elektronenverteilung folgt der Absorption im Kupfersubstrat, wie aus Abbildung 4.9(d) klar ersichtlich. Dargestellt sind neben den Werten für Energien nahe dem Fermi-Niveau (offene Symbole) auch die für den Bereich Ekin =0.45-0.5 eV, in dem die Normierung der Spektren erfolgt ist. Im Gegensatz zu den heißen Elektronen werden Leitungsband und solvatisierte Elektronen durch direkte optische Übergänge populiert und abgefragt, wobei die z-Komponente des E-Feldes in beiden Anregungsschritten den dominenten Beitrag liefert. Inwiefern auch ein endliches Übergangsdipolmoment parallel zur Oberfläche existiert, lässt sich insbesondere für den Photoemissionsschritt nicht entscheiden, weil die Komponente des E-Feldes parallel zur Oberfläche bei einer Photonenenergie von 1.95 eV sehr klein ist. Kupfer ist hier ein guter Spiegel, weil keine Übergänge vom d-Band bis über das Fermi-Niveau möglich sind. 9 Ausgehend von den Polarisations8 9 Brechungsindices aus [Pal98] Die kleine Restintensität für s-polarisiertes Licht kann von einer leicht elliptischen Polarisation herrühren. Ursache dafür kann eine leichte Spannungsdoppelbrechung im UHV-Fenster sein und die Abweichung der Laserwellenlänge (635 nm) von der, für die die benutzte λ/2-Platte definiert ist (600 nm). 95 4 Elektronensolvatisierung in amorphen Eisschichten abhängigkeiten kann man nun für die einzelnen Emissionswinkel die elektrischen Felder vor der Oberfläche berechnen und die Intensitätsvariation um die Fresnel-Faktoren bereinigen. Da das einfache Modell nicht dazu geeignet ist, detaillierte Aussagen über die Form der Wellenfunktionen zu machen, wurde die Normierung im Bereich bis zu 15 % um den nominellen Wert variiert10 , um einer Gauss-förmigen kk -Verteilung nahezukommen. Auf dieser Basis kann man nun die 2PPE-Spektren für Emissionswinkel φ>0◦ aus dem Spektrum bei φ=0◦ berechnen. Dazu wird an letzteres wie im vorigen Kapitel beschrieben eine Gauss-Lorentz-Funktion angepasst und die Intensität bei den verschiedenen Winkeln berechnet nach à ! 4 ln(2)kk2 (φ, E) I(φ, E) = I(0, E) exp − (4.2) , ∆kk2 wobei ∆kk die volle Halbwertsbreite der Intensitätsverteilung im k-Raum angibt. Die Annahme einer Gauss-Verteilung erscheint insofern sinnvoll, als das gemessene 2PPE-Signal eine Mittelung über viele verschiedene lokale Eisstrukturen darstellt. Um die Zahl der freien Parameter zu minimieren und das Modell auf das Wesentliche zu konzentrieren, ist nur eine lineare Variation der Verteilungsbreite ∆kk mit der kinetischen Energie zugelassen. Ferner wird in den Berechnungen die Winkelauflösung und die energieabhängige Sensitivität des Flugzeitspektrometers gemäß Kapitel 3.2.2 explizit mitgenommen. Abbildung 4.10 zeigt gemessene und berechnete Spektren für Zeiten ∆t, zu denen die Population im Leitungsband weitgehend zerfallen ist. Die Übereinstimmung zwischen Experiment und Theorie ist trotz der vereinfachenden Annahmen, die dabei eingehen, sehr gut. Bemerkenswert ist, dass die verwendete ∆kk (E)-Relation für den gezeigten Zeitraum gleich ist. Zu frühen Zeiten nach der Anregung, zu denen noch Population im Leitungsband vorhanden ist, würde die Anpassung des Modells eine zu große Zahl von Annahmen über die Form des Untergrunds erfordern, zu späteren hätte das Signal-Rausch-Verhältnis keine quantitative Auswertung zugelassen. Die Anpassung des Modells zeigt deutlich, dass im Rahmen einer sinnvollen Normierung der Spektren die scheinbar negative Dispersion nicht allein durch die Methode der winkelabhängigen Messung mit konstanter Breite ∆kk erklärt werden kann, sondern dass die Breite der Verteilung für stärker gebundene solvatisierte Elektronen zunimmt. In Abbildung 4.11 ist die Intensitätsverteilung als Funktion von E und kk (E) bereinigt um die Spektrometerfunktion als Falschfarbenplot dargestellt. Wie ist die Breite der Intensitätsverteilung als Funktion von kk physikalisch zu interpretieren? Die Winkelverteilung der Photoemission ist nach Fermi’s goldener Regel gegeben durch Wif ∝ |hΨf |V |Ψi i|2 , (4.3) wobei Ψi und Ψf die Wellenfunktionen des lokalisierten Zustands und des freien Endzustands sind. V bezeichnet das anregende Feld. Die Photonenenergie des Probe-Pulses ist mit knapp 2 eV hinreichend groß, dass der Endzustand während der ersten Picosekunde des Solvatisierungsprozesses nicht mehr signifikant durch das lokale Solvatisierungspotential gestört wird. Im Gegensatz zu k⊥ kann kk damit näherungsweise als Erhaltungsgröße betrachtet werden und die gemessene Intensitätsverteilung entspricht der des Anfangszustands, also des solvatisierten Elektrons. Da die Wellenfunktionen im Ortsraum und im 10 Die Normierung ist für alle ∆t gleich. 96 4.3 Bildung solvatisierter Elektronen ∆t =150 fs ∆k|| ∆t =200 fs 0.2 -1 2PPE-Intensität 0.3 ∆k|| [Å ] Modell Exp. 0.4 0.1 ∆t =300 fs 0.4 0.6 0.8 Ekin [eV] ∆t =400 fs 1.0 0.4 0.6 0.8 Ekin [eV] φ = 0° 8° 14° 18° 1.0 Abbildung 4.10: Modellierte und gemessene 2PPE-Spektren: Zu allen Zeiten wurde die gleiche lineare Beziehung zwischen ∆kk und E angenommen (gestrichelte Kurve). k-Raum über die Fourier-Transformation miteinander verknüpft sind, kann man mit ∆xfwhm = 4 ln 2 ∆kk (4.4) die mittlere Ausdehnung der Aufenthaltswahrscheinlichkeit des solvatisierten Elektrons angeben. Die Ausdehnung der solvatisierten Elektronen parallel zur Oberfläche beträgt dann dem berechneten ∆kk -Verlauf zufolge mehr als 14±2 Å bei Energien nahe dem Leitungsband (Ekin =0.9 eV) und 9±2 Åbei einer Stabilisierung um 300 meV (Ekin =0.6 eV), wie sie für das Peakmaximum ∼1.5 ps nach der Anregung beobachtet wird.11 Senkrecht zur Oberfläche dürften die Zustände wegen der Randbedingung der beiden Grenzflächen zum Metall und zum Vakuum stärker lokalisiert sein. Dass die Ausdehnung der Ladungswolke nur von der jeweiligen Bindungsenergie abhängt, ist konsistent mit der Annahme einer inhomogenen Verbreiterung des Spektrums. Entsprechend der lokalen Struktur wird ein bestimmter Solvatisierungsgrad mehr oder weniger schnell erreicht. Der Lokalisierungsgrad ist dabei von der Struktur abhängig, nicht davon, in welcher Zeit sie aufgebaut wird. Bei einer homogenen Verbreiterung würde man allerdings wahrscheinlich ähnliches beobachten, da für Elektronen, die stärker mit Phononen wechselwirken, auch der Einfluss auf die Parallelimpulsverteilung größer sein sollte. 11 Es handelt sich bei den Werten um untere Schranken, weil die Phasen der Fourierkomponenten nicht berücksichtigt sind. 97 4 Elektronensolvatisierung in amorphen Eisschichten E - EF [eV] 3.0 300 fs 200 fs Dt =150 fs 400 fs 2.8 2.6 2.4 2.2 2.0 0.0 0.2 0.0 0.2 0.0 -1 k|| [Å ] 0.2 0.0 0.2 Abbildung 4.11: Aus der Auswertung der winkelabhängigen Spektren resultierende Intensitätsverteilung im kk -Raum zu 4 verschiedenen Zeiten nach der Anregung. Die Winkelauflösung des Spektrometers ist explizit rausgerechnet. Die berechneten Halbwertsbreiten liegen in einem sinnvollen Bereich zwischen der Ausdehnung von Leitungsbandzuständen in flüssigem Wasser, für die Durchmesser von mehr als 35 Å (fwhm) gefunden wurden [Son01a, Son01b, Kam02], und der Ausdehnung der ersten Solvathülle, die Rechnungen [Pre96] und Experiment [Kev81] zufolge bei 4–6 Å liegt. Die Analyse von Absorptionsspektren mit Hilfe der optischen Summenregeln [Tut91] ergeben einen Durchmesser des voll solvatisierten Elektrons von 5–7 Å [Bar01, Tut91, Her02]. In der Arbeitsgruppe von C. B. Harris wurde unabhängig und zeitgleich ein vergleichbares Modell zur Interpretation der Intensitätsverhältnisse bei der Elektronensolvatisierung in Alkohol- und Nitrilschichten entwickelt [Mil02, Liu02, Bez04]. Die ermittelte Halbwertsbreite der lokalisierten Ladungswolke liegt wie bei amorphen Eisschichten kurz nach der optischen Anregung bei etwa 14 Å. Im Fall der Nitrilschichten lassen sich die Spektren jedoch trotz einer vergleichbaren Stabilisierung mit einem konstantem ∆kk beschreiben. Die Ausdehnung der Ladungswolke entspricht für die untersuchten Alkohole und Nitrile etwa der Größe eines Moleküls. Daraus wurde geschlossen, dass die Lokalisierung aus Bildladungszuständen an adsorbatbedeckten Oberflächen der Bildung eines kleinen Polarons entspricht. Für solvatisierte Elektronen in amorphen Eisschichten ist die Ausdehnung zwar ähnlich, die Gitterkonstante von Eis ist jedoch viel kleiner, so dass nicht mehr von kleinen Polaronen sprechen kann. Die Breite der Verteilung entlang kk lässt sich wie gesagt nur dann als Abbild der räumlichen Ausdehnung parallel zur Oberfläche interpretieren, wenn der Endzustand energetisch hinreichend weit über dem lokalen Solvatisierungspotential liegt, dass die Störung vernachlässigt werden kann. Die Rechnungen von I. Bezel haben bereits gezeigt, dass die Näherung für die um wenige 100 meV stabilisierten Zustände gut erfüllt sein sollte [Bez04]. Um den Einfluss der Störung auf die Winkelverteilung der 2PPE genauer zu studieren, werden derzeit Rechnungen in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von P. Saalfrank und T. Klamroth an der Uni Potsdam durchgeführt. Das Modellpotential setzt sich zusammen aus dem des dielektrischen Kontinuumsmodells, so dass die Position des Leitungsbands reproduziert wird, und einem lokalen, Gauss-förmigen Potentialtopf, dessen Tiefe und Breite parallel zur Oberfläche variiert werden, um verschiedene Bindungsener- 98 4.3 Bildung solvatisierter Elektronen gien und Ausdehnungen des lokalisierten Zustands zu untersuchen. Unter Einbeziehung der Anregung durch einen kurzen Laserpuls wird die Propagation des Wellenpakets auf den Endzustandspotentialflächen bis weit vor die Oberfläche gerechnet und dort bezüglich der beteiligten k-Komponenten analysiert. Um den Effekt des lokalen Potentials auf die Endzustände und weiter auf die kk -Verteilung zu studieren, werden die Rechnungen einmal nach voller Diagonalisierung der Wellenfunktionen und einmal mit einem Ansatz aus ebenen Wellen für die Endzustände durchgeführt. Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass die oben gemachte Annahme, dass die kk -Verteilung bei der Photoemission erhalten bleibt, bei den im Experiment verwendeten Photonenenergien in guter Näherung erfüllt ist. 4.3.6 Respons der Solvathülle: Isotopeneffekt und Temperaturabhängigkeit Die Solvatisierung von Elektronen ist bestimmt durch die Reorganisation der lokalen Wasserumgebung und beinhaltet damit einen Energietransfer in kinetische Energie der Moleküle. Ob ein derartiger Energietransfer tatsächlich stattfindet und welche Freiheitsgrade die entscheidende Rolle spielen, lässt sich häufig durch Experimente mit verschiedenen Isotopen bestimmen. Aus diesem Grund wurden die meisten der hier gezeigten Experimente sowohl für H2 O als auch für D2 O durchgeführt. Es hat sich herausgestellt, dass die Stabilisierungsrate auf der Zeitskala von mehreren 100 fs für beide Isotope im Rahmen der Messgenauigkeit gleich ist. Der Zustand liegt jedoch für das leichtere Isotop um 50 meV näher zum Fermi-Niveau (vgl. Abb. 4.12). Dass für die Stabilisierungsrate kein Isotopenef- E - EF [eV] 2.9 D2O/Cu(111) 2.8 Abbildung 4.12: Peakverschiebung für amorphe Multilagen D2 O bzw. H2 O/Cu(111): Während die Stabilisierungsrate für beide Isotope etwa gleich ist, startet der Prozess für H2 O 50 meV tiefer in der Energie. H2O/Cu(111) 2.7 0 200 400 600 Pump-Probe-Verzögerung [fs] fekt beobachtet wird, steht in Einklang mit den Ergebnissen zeitaufgelöster Spektroskopie in der flüssigen Phase [Kim94] und verschiedenen Modellrechnungen [Bar89,Sch96,Yan01]. Die Ursache dafür ist, dass für die Solvatisierung auf der längeren Zeitskala (frustrierte) Translationsmoden entscheidend sind, in die die Gesamtmasse des Moleküls eingeht. Die Moden, die einen deutlichen Isotopeneffekt zeigen sollten, sind die, in die vorrangig die Masse des Wasserstoffs eingeht, also sich von intramolekularen Schwingungen ableitende Moden sowie frustrierte Rotationen, die sog. Librationen. Der Effekt kann aber nur auf der Zeitskala beobachtet werden, auf der der jeweilige Freiheitsgrad Energie aufnimmt und diese noch nicht signifikant in andere Moden umverteilt wird. Diese Zeit ist also deutlich kürzer als eine Schwingungsperiode und liegt damit im Bereich von weniger als 40 fs für Librationen. Die Dynamik sollte sich demnach für H2 O und D2 O nur in einem Zeitfenster 99 4 Elektronensolvatisierung in amorphen Eisschichten 2PPE Intensität (norm.) ∆ t = 50 fs Abbildung 4.13: zeitaufgelöste 2PPESpektren bei 25 und 100 K von 2 BL D2 O/Cu(111) präpariert bei 100 K: Im Rahmen der Messgenauigkeit ist die Elektronendynamik identisch. ∆ t = 200 fs 100 K 25 K 2.5 3.0 3.5 E - EF [eV] 4.0 unterscheiden, das mit der Zeitauflösung des Experiments nicht zugänglich ist. Die größere Bindungsenergie der Zustände in H2 O/Cu(111) kann so interpretiert werden, dass die Wasserumgebung zunächst auf einer Zeitskala unterhalb der experimentellen Zeitauflösung mehr Energie speichern kann, die dann zu späteren Zeiten wie in D2 O auf andere Freiheitsgrade umverteilt wird. In diesem Fall sollten die Peaks der lokalisierte und der delokalisierte Zustände direkt nach der Anregung besser separierbar sein als für D2 O, was aber nicht beobachtet wird. Es kann sich auch um einen Isotopeneffekt in der Elektronenaffinität handeln aufgrund leicht unterschiedlicher Adsorptionsgeometrie, wie es für Wasser auf Ru(001) beobachtet wird [Hel95a], oder der leicht unterschiedlichen Bandstruktur auch im Volumen. UVAbsorptionsmessungen zeigen, dass die Bandlücke in H2 O gerade um einen Wert von ca. 50 meV kleiner ist als in D2 O [Shi77]. Um zu prüfen, welche Rolle im Stabilisierungsprozess ein Wandern der Überschussladung von einem lokalisierten Zustand zum nächsten und möglicherweise stärker gebundenen spielt, wurde die Dynamik bei verschiedenen Probentemperaturen gemessen. Prozesse, die durch Diffusion getrieben werden, weisen im Allgemeinen eine starke Temperaturabhängigkeit auf. Abbildung 4.13 zeigt 2PPE-Spektren zu zwei verschiedenen Zeiten nach der optischen Anregung gemessen bei der Präparationstemperatur T =100 K und bei ca. 25 K. Im Rahmen der Messgenauigkeit ist keinerlei Unterschied feststellbar. Der Grund dafür liegt darin, dass bei Temperaturen unterhalb der Glasübergangstemperatur von ∼130 K die Diffusion weitgehend eingefroren sein sollte und die bei der Solvatisierung lokal frei werdende Energie deutlich größer ist als die thermische. Interessant wären in diesem Zusammenhang Messungen oberhalb des Glasübergangs. Dabei ergibt sich aber die Schwierigkeit, dass sich wegen der langsam einsetzenden Kristallisierung auf der Zeitskala der Messung die Struktur der Adsorbatschicht ändert. 100 4.3 Bildung solvatisierter Elektronen E EVak hn2 hn1 EVak (H2O)-n (1) (3b) CB CB (1) (2) (3a) (2) (3b) VS(q) eS (3a) Egap EF Cu(111) (H2O)n+e-frei E (H2O)n+e-Metall H 2O VB z q Abbildung 4.14: Schematische Darstellung des Solvatisierungsprozesses (links) über der Ortskoordinate z und (rechts) über einer kollektiven Solvatisierungskoordinate q: Die delokalisierten Leitungsbandzustände sind als Schar von Parabeln dargestellt. Der Amorphizität wird durch die Verteilung von Parabeln im Anfangszustand Rechnung getragen. 4.3.7 Diskussion der Bildungsdynamik solvatisierter Elektronen in amorphen Eismultilagen Der komplette Prozess der Bildung solvatisierter Elektronen in amorphen Eisschichten von der optischen Anregung bis zur Relaxation ins Metall bzw. zur Photoemission ist schematisch in Abbildung 4.14 dargestellt. Im Ortsraum ergibt sich das linke Bild. Durch die Absorption eines Pump-Photons wird ein Elektron-Lochpaar im Metall erzeugt. Das angeregte Elektron kann durch Wellenfunktionsüberlapp mit Zuständen in der Eisschicht in diese übergehen. In diesem Schritt (1) wird Anregungsenergie aus dem Substrat in die Adsorbatschicht transferiert. Der Respons (2) der Eisschicht auf die Überschussladung führt zu einer lokalen Reorganisation von Wassermolekülen, wobei Energie durch Schwingungskopplung in der Eisschicht dissipiert wird. Das Elektron verlässt die Eisschicht wieder, indem es entweder mit Anregung eines Elektron-Lochpaares ins Metall relaxiert (3a) oder durch Absorption eines Probe-Photons ins Vakuum emittiert wird (3b). Der Solvatisierungsprozess führt nicht nur zu einem Energietransfer vom Substrat in die Eisschicht. Er bewirkt auch, dass sich durch die Einschnürung der Wellenfunktion der Überlapp mit Substratzuständen verringert und trotz effizienten Injektionskanals die Wahrscheinlichkeit des Elektronenrücktransfers abnimmt. Detaillierteren Einblick in die Solvatisierung gewinnt man, wenn man den Prozess schematisch über Solvatisierungskoordinaten qi aufträgt, die stellvertretend für die beteiligten (gekoppelten) Schwingungs-, Librations- und Translationskoordinaten stehen. Die gezeichneten Potentialkurven zeigen das effektive Potential für die Bewegung der Solvathülle entlang der Solvatisierungskoordinate, d.h. neben der gesamten potentiellen Energie ist auch die kinetische Energie des Elektrons bereits enthalten, nicht aber die kinetische Energie der Solvathülle. In erster Näherung kann man die Potentialflächen der einzelnen Zustände als 101 4 Elektronensolvatisierung in amorphen Eisschichten parabolisch annehmen. Ein Band von delokalisierten elektronische Zustände wird in diesem Bild zu einer Schar übereinanderliegender parabolischer Potentialflächen, wie für das Leitungsband und die Kontinuumszustände oberhalb des Vakuumniveaus angedeutet ist. Das Potential des solvatisierten Zustands ist in q-Richtung verschoben und quasi zweidimensional eingezeichnet, weil der Respons der Librationen und frustrierten Translationen auf verschiedenen Zeitskalen abläuft. Betrachtet man die Lage bei der Gleichgewichtskoordinate des Leitungsbands, so entspricht die Energiedifferenz zwischen Solvatisierungspotential und Bandboden gerade der kinetischen Energie, die man zur Bildung eines lokalisierten Wellenpakets aufbringen muss (Lokalisierungsenergie). Die aufgetragene Energie ist insofern keine Erhaltungsgröße, als ein Energietransfer in andere Koordinaten als die der Solvatisierung, z. B. durch Streuung mit Substratelektronen, möglich ist. (1) Lokalisierung: Die Injektion eines angeregten Elektrons in die Eisschicht entspricht einer Anhebung des Systems von der Grundzustandspotentialfläche (neutrale Eisschicht) ins Leitungsband (negativ geladene Eisschicht + abgeschirmte positive Ladung im Metall). Der Tatsache, dass amorphes Eis eine metastabile Konfiguration ist, kann man Rechnung tragen, indem man bzgl. der Solvatisierungskoordinate q eine Verteilung von lokalen Grundzustandsflächen annimmt. Dies bedeutet, dass die Anregung ins Leitungsband auch über einen gewissen Bereich von q-Werten erfolgt. Anders als in wohlgeordneten kristallinen Schichten kommen deshalb im Fall von amorphem Eis für die Bildung angeregter lokalisierter Elektronen drei Prozesse in Betracht: 1.) Die Lokalisierung kann durch ein dynamisches WechE (H2O)-n selspiel aus Ladungsdichteschwankung und Reaktion der umCB gebenden Eisstruktur erfolgen ähnlich der Polaronbildung in kristallinen Schichten. VS(q) 2.) Der Übergang kann direkt vom Substrat in lokalisierte (1) Zustände der amorphen Eisschicht erfolgen. 3.) Die Elektronen können zunächst ins Leitungsband der Eisschicht angeregt werden und von hier aus durch (inelasti(H2O)n+e-Metall sche) Streuprozesse in lokalisierte Zustände übergehen, die q aufgrund der amorphen Struktur bereits vorhanden sind. Während die Stabilisierungsraten im Solvatisierungsprozess in organischen Adsorbatschichten denen in amorphem Eis vergleichbar sind, läuft der Lokalisierungsprozess in letzteren um eine Größenordnung schneller ab. Hierfür kann es im Prinzip zweierlei Gründe geben: 1.) Die kurze Lebensdauer der Leitungsbandelektronen ist auf eine starke Kopplung an Substratzustände zurückzuführen. Damit muss die dynamische Bildung oder eine indirekte Population der lokalisierten Zustände (mit entsprechend geringerer Wahrscheinlichkeit) auf derselben Zeitskala stattfinden. In diesem Fall gewinnt die direkte Population in der amorphen Struktur bereits vorgeformter lokalisierter Zustände an Bedeutung. 2.) Die kurze Lebensdauer der Leitungsbandelektronen ist (auch) durch einen effektiven schnellen Lokalisierungsprozess bedingt. Dazu können sowohl inelastische Streuung von ausgedehnten in lokalisierte Zustände beitragen als auch dynamische Lokalisierung ausgedehnter Zustände, die wegen der amorphen Struktur bereits leichte Ladungsschwerpunkte 102 4.3 Bildung solvatisierter Elektronen aufweisen und durch Ankopplung an eine energiereiche Solvatmode schnell in lokalisierte Zustände übergehen. Die direkte Population vorgeformter Solvatisierungsplätze spielt dann eine untergeordnete Rolle. Es wird davon ausgegangen, dass zumindest in flüssigem Wasser die sog. preexisting ” traps“ in hinreichender Zahl vorhanden sind, dass die dynamische Lokalisierung kaum Gewicht hat [Pep97]. Da die Fluktuationen in amorphem Eis bei 100 K deutlich geringer sind, dürfte allerdings auch die Zahl der vorhandenen lokalisierten Zustände kleiner sein. Dass der Lokalisierungsprozess in Wasser sehr schnell ablaufen kann, ist für die flüssige Phase von Wiersma und Mitarbeitern gezeigt worden. Photonenecho-Experimente haben ergeben, dass die optische Anregung eines bereits solvatisierten Elektrons direkt an Librationsmoden koppelt, was zu einem Photonenecho 40 fs nach der Anregung führt [Emd98, Kum98, Bal99]. Angesichts der Tatsache, dass die Librationsmoden durch das Einfrieren der Diffusion in amorphem Eis nicht stark beeinflusst werden, kann man davon ausgehen, dass dieser schnelle Respons auch bei der Lokalisierung der Überschussladung von Bedeutung ist. Die Lokalisierung ist demnach Teil des Solvatisierungsprozesses. (2) Stabilisierung: Die Stabilisierung des elektronischen Zustands umfasst zwei Prozesse. Durch die Wechselwirkung der Überschussladung mit der polaren Umgebung wird zunächst potentielle Energie frei , die zum Teil zur Einschnürung der elektronischen Wellenfunktion verwandt wird, also in kinetische Energie des Elektrons verwandelt wird, und zum größeren Teil in Freiheitsgrade der Solvathülle übertragen wird. Aufgrund der Kopplung der Freiheitsgrade wird die Energie in der Solvathülle schnell umverteilt und in die weitere Umgebung abgegeben. So lässt sich die zeitliche Entwicklung transienter AbsorptiE onsspektren bei der Bildung solvatisierter Elektronen in flüssigem Wasser ab ∼100 fs nach der Anregung beschreiben als (2) Abkühlprozess einer anfangs heißen Solvathülle [Her99]. Die loeS VS(q) kale Freisetzung der Solvatisierungsenergie erklärt auch, wes(H2O)-n halb die Stabilisierungsrate innerhalb der ersten 1.5 ps nur um einen Faktor 2–5 kleiner ist als in flüssigem Wasser. Für die Req organisation der Solvathülle würde man von der dielektrischen Relaxationszeit von amorphem Eis ausgehend erwarten, dass der Prozess um Größenordnungen langsamer auf der Zeitskala von µs abläuft [Lu01]. In amorphem Eis existiert statischen Absorptionsmessungen zufolge eine zweite Spezies, die im infrarot absorbiert. In den zeitaufgelösten 2PPE-Messungen an adsorbierten Eisschichten gibt es jedoch keinerlei Hinweise darauf, dass es sich bei dem Peak eS um ein Intermediat handeln sollte, das sich nicht kontinuierlich zu einem voll solvatisierten Elektron entwickelt. Die Bindungsenergie des Zustands liegt zwar im beobachteten Zeitfenster bei weniger als 300 meV, so dass optische Übergänge ins Leitungsband bei Wellenlängen von >4 µm möglich sind. In den ersten Pikosekunden nach der optischen Anregung wird jedoch kein weiterer elektronischer Zustand mit einer Bindungsenergie von weniger als 3.1 eV bevölkert (vgl. Kap. 4.3.2). Mit der Propagation des Systems auf der Potentialfläche des solvatisierten Elektrons verändert sich nicht nur die Konfiguration der umgebenden Wassermoleküle, sondern auch die Wellenfunktion des Elektrons selbst. Schon die zu frühen Zeiten nach der optischen 103 4 Elektronensolvatisierung in amorphen Eisschichten Anregung sehr unterschiedliche Lebensdauer von delokalisierten und lokalisierten Zuständen zeigt, dass durch die Lokalisierung des Elektrons der Überlapp mit Substratzuständen deutlich vermindert wird. (3) Rücktransfer oder Photoemission: Das kurze Leben der solvatisierten Elektronen in amorphen Eisschichten endet entweder durch den Rücktransfer ins Substrat mit anschließender Relaxation z.B. über Elektron-Loch-Paarbildung (3a) oder aber durch Photoemission (3b). In beiden Fällen erfolgt ein Übergang auf eine Potentialfläche, deren Gleichgewichtskoordinate anders ist. Das bedeutet, dass die Eisschicht in einem hoch schwingungsangeregten Zustand zurückbleibt. Selbstverständlich muss dabei die Eisschicht nicht wieder in dieselbe Konfiguration zurückkehren, in der sie vor der Anregung war. So können Defekte ausgeheilt werden oder lokal der Übergang in die kristalline Phase getrieben werden, wie bei UV-Anregung von amorphen Eisschichten auf Graphit beobachtet [Cha98]12 . Im Gegensatz zu den Messungen auf dem Graphitsubstrat konnte auf Cu(111) jedoch keine signifikante photoinduzierte Kristallisierung beobachtet werden. Selbst bei einer um zwei Größenordnungen höheren UV-Photonendosis von mehr als 1 × 1020 Photonen/cm−2 und Messdauern über mehrere Stunden blieb die Veränderung der 2PPE-Spektren vernachlässigbar gegenüber dem Effekt, den ein Tempern der Probe über den Kristallisierungsübergang hinaus hat (vgl. Kap. 6). Für die Photoemission muss die Energie, die in den KernE (H O) +e2 n frei koordinaten des Wassers gespeichert ist, zusätzlich zur SolEVak vatisierungsenergie aufgebracht werden. Das Vakuumniveau (3b) erscheint deshalb in der Darstellung der Gesamtenergie über der Solvatisierungskoordinate gekrümmt. Aus der Sicht der CB (H2O)-n Photoemissionsmessung, für die das Vakuumniveau die Referenzenergie ist, erscheint stattdessen das solvatisierte ElekeS (3a) tron stärker gebunden. Die Verschiebung der PotentialkurVS(q) ven zueinander hat insbesondere Folgen für die Form der (H2O)n+e-Metall Absorptions- und Photoemissionsspektren. Sie bedingt nämq lich die Kopplung von Solvatmoden an die elektronische Anregung des Elektrons, die zum Teil für die Lorentz-förmige Verbreiterung der niederenergetischen Flanke des Photoemissionspeaks verantwortlich gemacht wird [Coe04, Bal99]. 4.4 Die Rolle der Oberfläche: Bedeckungsabhängigkeit der Solvatisierung In den letzten Kapiteln sind die elementaren Prozesse bei der Bildung solvatisierter Elektronen in amorphen Eisschichten an Metalloberflächen dargestellt worden. Dabei ist speziell die Dynamik in amorphen Eismultilagen (3–5 BL) auf der Cu(111)-Oberfläche behandelt worden. Da der Solvatisierungsprozess eine Umordnung der lokalen Wasserumgebung beinhaltet, ist dieser Prozess stark von der Struktur der Eisschicht abhängig. 12 Die Autoren gehen aufgrund der Bandstruktur von Graphit davon aus, dass bei den verwendeten Photonenenergien die im Substrat angeregten Elektronen direkt in preexisting traps“ tunneln und ausge” dehnte Zustände im Eis keine Rolle spielen. Dabei wurde allerdings für die Lage des Leitungsbands ein um mindestens 1 eV zu hoher Wert angenommen. 104 4.4 Bedeckungsabhängigkeit der Solvatisierung 0 Θ [BL] 2 3 4 5 eS 4.8 4.4 4.0 eCB 400 (b) Θ=1 BL ∆t [fs] 0 200 IS SS eS 0 200 400 2.5 3.0 3.5 E - EF [eV] ∆t [fs] 2PPE-Intensität Φ [eV] 2PPE-Intensität (a) Θ=4 BL 1 4.0 Abbildung 4.15: zeitabhängige 2PPE-Spektren für verschiedene Bedeckungen: (a) 4 BL amorphes D2 O/Cu(111) aufgenommen mit Photonenenergien von 3.92 und 1.96 eV. (b) 1 BL amorphes D2 O/Cu(111) aufgenommen mit 4.20 und 2.10 eV. SS und IS bezeichnen den besetzten Oberflächenzustand und der ersten Bildladungszustand der sauberen Cu(111)-Oberfläche. Inset: Bedeckungsabhängigkeit der Austrittsarbeit. Die Untersuchungen in adsorbierten Eisschichten bieten die Möglichkeit, auf verschiedene Weise die Struktur zu verändern. So kann beispielsweise die Bedeckung variiert werden. Für Eisschichten ab einer nominellen Dicke von 3 BL zeigt sich keine wesentliche Bedeckungsabhängigkeit der Elektronendynamik. Reduziert man jedoch die Bedeckung Θ, ändern sich das Bild deutlich. Abbildung 4.15 zeigt die Bedeckungsabhängigkeit der Austrittsarbeit Φ sowie Spektren zu verschiedenen Zeiten nach der Anregung für 4 und für 1 BL D2 O/Cu(111)13 . Während Φ mit abnehmender Bedeckung ansteigt und sich kontinierlich dem Wert der sauberen Oberfläche annähert, tauchen in den Spektren der besetzte Oberflächenzustand (SS) und der erste Bildladungszustand (IS) der sauberen Cu(111)-Oberfläche wieder auf14 [Kno97a]. Das bedeutet, dass das Wasser die Oberfläche nicht mehr komplett 13 14 Eine Darstellung der Elektronendynamik als Falschfarbenplot für Θ=1 BL findet sich auf S. 81 Der Bildladungszustand kann nur mit einer Photonenenergie populiert werden, die für Multilagen bereits zu direkter Photoemission führen würde. Deshalb wurden die gezeigten Messungen mit unterschiedlichen Photonenenergien aufgenommen. 105 4 Elektronensolvatisierung in amorphen Eisschichten 1.3 BL ~6 BL Abbildung 4.16: STM-Untersuchungen an amorphem D2 O/Cu(111):(links) Θ=1.3 BL, (rechts) Θ ∼6 BL adsorbiert bei 85 K. Unten sind entlang den eingezeichneten Linien Höhenprofile dargestellt. Dabei gibt die z-Achse keine realen Höhen (vgl. Text) [Meh04]. benetzt, sondern dass es bedeckte Bereiche neben freier Oberfläche gibt. Diese Interpretation wird bestätigt durch Untersuchungen mit Tieftemperatur-Rastertunnelmikroskopie (STM) an Eisschichten auf Cu(111), die am Fachbereich in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von K.-H. Rieder und K. Morgenstern im Rahmen der Doktorarbeit von M. Mehlhorn derzeit durchgeführt werden. Abbildung 4.16 zeigt STM-Messungen für Bedeckungen von 1.3 und ca. 6 BL D2 O auf einer Cu(111)-Oberfläche. Höhenprofile entlang der eingezeichneten Linien sind im unteren Teil der Abbildung dargestellt. Es ist zu beachten, dass die angegebenen z-Werte nicht realen Höhen entsprechen, weil man im Energiebereich der Bandlücke durch das Eis tunnelt. Das D2 O wurde zunächst bei ca. 85 K adsorbiert, bevor die Probe in das Tieftemperatur-STM transferiert wurde. Die Bilder wurden bei 5 K aufgenommen. Bei Bedeckungen unter 3 BL bildet das amorphe Eis Cluster, die 2–4 BL hoch sind. Bei 1.3 BL beginnen die Cluster bereits zusammenzuwachsen. 6 BL amorphes D2 O/Cu(111) bilden auf Cu(111) eine sehr glatte Schicht mit Terrassenbreiten bis zu mehr als 100 nm. Der Übergang von Clustern zu geschlossenen Schichten sollte also auch den STM-Messungen zufolge bei Bedeckungen um 3 BL eintreten. Die Strukturänderung in der Eisschicht hat einen starken Einfluss auf die Solvatisierungsdynamik. Bei niedrigen Bedeckungen werden die Elektronen während der ersten 200 fs bereits um 200 meV stabilisiert. Die Stabilisierungsrate ist also etwa um einen Faktor 106 4.4 Bedeckungsabhängigkeit der Solvatisierung 4 größer als für die Multilagen. In Abbildung 4.17 sind die Peakpositionen für eine Reihe verschiedener Bedeckungen zusammengefasst. Es fällt auf, dass sich die Stabilisierungsrate nicht kontinuierlich mit der Bedeckung ändert, sondern dass es zwei verschiedene Regimes gibt. Für Bedeckungen um 2 BL koexistieren auf derselben Oberfläche Bereiche, die die eine oder die andere Dynamik zeigen. Für 1.8 BL dominiert die schnelle Stabilisierung, für 2.5 BL die langsame. 3.0 D2O/Cu(111) Bedeckung [BL] 5.0 1.8 3.8 1.6 3.1 1.3 2.5 1.0 E - EF [eV] 2.9 Abbildung 4.17: Zeitentwicklung des Peakmaximums für verschiedene Bedeckungen D2 O/Cu(111): Für < 2 BL (offene Symbole) verläuft die Stabilisierung deutlich schneller. 2.8 2.7 2.6 0 200 400 600 800 Pump-Probe-Verzögerung ∆t [fs] 1000 Was ist die Ursache für die Änderung der Solvatisierungsdynamik mit der Bedeckung? Von der dielektrischen Relaxation weiß man, dass die Zeitskala des Prozesses entscheidend davon abhängt, wie groß die Defektdichte im Wasserstoffbrückennetzwerk ist (vgl. S. 14). Auf die Solvatisierung bezogen heißt das, dass ein Elektron schneller stabilisiert werden kann, wenn zur Solvathülle Wassermoleküle beitragen, die eine niedrigere Anzahl an Wasserstoffbrückenbindungen aufweisen. Im Volumen von amorphem Eis sind die meisten Moleküle vierfach koordiniert [Sce82]. Im Bereich der Eis/Vakuum-Grenzschicht dagegen kommt es vermehrt zu Verletzungen der Eisregeln. Es ist also anzunehmen, dass die Solvatisierung an der Oberfläche der Eisschicht schneller verläuft als im Volumen. Dabei sei betont, dass nicht entscheidend ist, dass sich das Elektron an oder gar vor der Oberfläche befindet, sondern dass Wassermoleküle an der Oberfläche zur Solvatisierung beitragen. An dieser Stelle sei noch einmal an die Wellenfunktion des delokalisierten Zustands erinnert, wie sie mit dem dielektrischen Kontinuumsmodell berechnet wurde (Abb. 4.5, S. 89). Die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons im niedrigsten unbesetzten Zustand ist in den ersten 2 BL konzentriert. Diese Region ist demnach auch diejenige, wo Elektronen vorrangig lokalisiert und solvatisiert werden. Für Multilagen wird das Elektron demnach quasi im Volumen der amorphen Eisschicht solvatisiert, wie in Abbildung 4.18(a) skizziert ist. Diese Interpretation wird dadurch unterstützt, dass die Dynamik ab ca. 3 BL kaum mehr durch weitere Adsorption von Wasser beeinflusst wird. Verringert man die Bedeckung, so gewinnen die Grenzschichten zum Metall und zum Vakuum im Vergleich zum Volumen immer mehr an Gewicht. Die Untersuchungen mit dem STM zeigen, dass sich bei Bedeckungen bis ca. 3 BL vorwiegend die laterale Ausdehnung der Cluster ändert, weniger ihre Dicke. Es sind demnach also insbesondere die Ränder der Cluster, an denen es zu einer beschleunigten Solvatisierung kommen kann (Abb. 4.18(b)). 107 4 Elektronensolvatisierung in amorphen Eisschichten Aufgrund der Ausdehnung der Solvathülle nehmen für Bedeckungen unter 2 BL diese Randbereiche den größten Teil der Eiscluster in Anspruch. Die beobachtete Solvatisierung zeigt deshalb die schnelle Dynamik. Mit zunehmendem Zusammenwachsen der Cluster gewinnen die Innenbereiche an Gewicht. Für geschlossene Schichten gibt es schließlich gar keine Randbereiche mehr, so dass die langsame Dynamik der Solvatisierung im Volumen beobachtet wird. Aus der Korrelation der Eisstruktur mit der Dynamik des Solvatisierungsprozesses ergibt sich also klar, dass die Stabilisierung eines Elektrons im Bereich der Eis/VakuumGrenzfläche anfänglich schneller verläuft als im Volumen von amorphem Eis. Es lässt sich jedoch keine Aussage darüber machen, in welchen Fällen eine Solvatisierung an der Oberfläche oder im Volumen der Eisschicht energetisch günstiger ist, wie es für freie, geladene Wassercluster seit langem kontrovers diskutiert wird (vgl. S. 22). Der hier betrachtete Prozess ist das Frühstadium der Solvatisierung. Welche Dynamik beobachtet wird, hängt davon ab, in welche Bereiche der Adsorbatschicht die Elektronen zunächst injiziert werden und wo sie lokalisiert werden können, nicht aber davon, welchen Charakter letztlich der equilibrierte Zustand hätte, der wegen des Rücktransfers ins Metall in diesem Experiment nicht erreicht wird. Molekulardynamikrechnungen für Cluster aus 256 Wassermolekülen zeigen beispielsweise, dass das Elektron durchaus zunächst an der Oberfläche lokalisiert sein kann, bevor es sich in das Innere des Clusters eingräbt [Bar89]. 4.5 Der Einfluss des Substrats: Elektronensolvatisierung in amorphem Eis auf Ru(001) Die Elektronendynamik in adsorbierten Schichten wird auf zweierlei Weise durch das Substrat beeinflusst. Zum Einen prägt die Adsorption der ersten Lage die Struktur selbst dicker Adsorbatschichten, wie bereits in Kap. 2.1.7 angesprochen. Zum Anderen wird die elektronische Ankopplung entscheidend durch die Bindung des Adsorbats an das Substrat beeinflusst. Die beiden in dieser Arbeit verwendeten Metallsubstrate unterscheiden sich deutlich in beiden Punkten. Während die Wasser–Kupfer-Bindung ähnlich schwach wie die Wasserstoffbrückenbindungen ist, wird die erste Bilage auf Ru(001) deutlich stärker gebunden, wobei die genaue Adsorptionsstruktur noch umstritten ist. Die benetzende erste Lage ist ein gutes Templat für das Wachsen dickerer homogener Schichten (vgl. Kap. 2.1.7). Andererseits besitzt das Übergangsmetall d-Bänder, die bis ca. 1.5 eV über das (a) (b) e- e- Abbildung 4.18: Veranschaulichung der Solvatisierung (a) im Volumen und (b) am Rande eines Eisclusters 108 4.5 Elektronensolvatisierung in amorphem Eis auf Ru(001) E (1) 0.5 eS - EF [eV] 1.0 1.5 5 BL D2O/Ru(001) d-Band 2PPE-Intensität hν1=3.83 eV hν2=1.91 eV 0 200 2.0 2.5 3.0 (2) E - EF [eV] ∆t [fs] 100 3.5 Abbildung 4.19: Elektronendynamik in 5 BL amorphem D2 O/Ru(001). Neben der Elektronensolvatisierung tritt innerhalb der Pulsbreite ein starker Untergrund von heißen Elektronen auf und ein Peak, der von einem Maximum in der Zustandsdichte der d-Bänder 1 eV über EF herrührt. Fermi-Niveau reichen und einen effektiven Zerfallskanal für angeregte Elektronen darstellen (vgl. Kap. 2.2.2). Abbildung 4.19 zeigt eine Messung der Elektronendynamik in 5 BL amorphem D2 O auf der Ru(001)-Oberfläche in Form einer Reihe von 2PPE-Spektren, die entsprechend der Verzögerung zwischen Pump und Probe vertikal verschoben sind. Auffällig ist, dass es im Gegensatz zu entsprechenden Messungen an der Cu(111)Oberfläche im Bereich der Laserpulsbreite einen starken Untergrund von heißen“ Elektro” nen gibt, die mit dem sichtbaren Puls (hν2 ) angeregt und mit dem UV-Puls (hν1 ) abgefragt werden. Die Ursache hierfür ist die hohe Zustandsdichte der d-Bänder rund um das Fermi-Niveau EF . In Kupfer dagegen ist es mit denselben Photonenenergien nicht möglich, Elektronen von den d-Bändern bis in unbesetzte Zustände oberhalb von EF anzuregen. In den Spektren tritt zudem ein Peak auf, der hier und im Folgenden als d-Band“-Peak ” bezeichnet wird. Er resultiert aus einem Maximum in der Zustandsdichte der d-Bänder 1 eV über EF [Sei02]. Die Dynamik angeregter Elektronen im Energiebereich um EF ist an anderer Stelle untersucht worden [Lis04]. Das Hauptaugenmerk liegt hier jedoch auf der Bildung solvatisierter Elektronen. Auch auf Ru(001) wird ein Peak eS beobachtet, der die charakteristische, zeitliche Verschiebung zu niedrigeren Energien aufweist. Die Dynamik des Prozesses unterscheidet sich jedoch deutlich von der auf Cu(111). In Abbildung 4.20 sind Populations- und Stabilisierungsdynamik in den beiden Systemen im direkten Vergleich gezeigt. Ähnlich wie auf Cu(111) zerfällt die Population von eS nicht-exponentiell entsprechend der zunehmenden Abschirmung der Ladung durch die Solvathülle (vgl. Kap. 4.3.3). Wie aus der Bandstruktur zu erwarten, verläuft die Relaxation anfänglich auf dem Übergangsmetall Ruthenium jedoch 109 eS 0.1 auf Ru(001) 0.01 200 400 ∆t [fs] 600 2.7 2.8 2.6 2.7 2.5 τ=28 fs 0 eS 2.8 auf Cu(111) τ=140 fs -200 D2O/Cu(111) 3.0 < 2 BL > 2 BL 2.9 amorphes Eis heiße El. E - EF [eV] 1 800 E - EF [eV] 2PPE-Intensität (norm) 4 Elektronensolvatisierung in amorphen Eisschichten D2O/Ru(001) >4 BL 0 200 2.6 400 ∆t [fs] 600 800 Abbildung 4.20: Vergleich der Solvatisierungsdynamik in amorphem Eis auf Ru(001)und Cu(111):(links) Populationsdynamik im Energiebereich von eS . XC-Breite der Laserpulse: 44 fs für Ru(001), 97 fs für Cu(111) (jeweils fwhm). (rechts) Stabilisierungsdynamik von eS . Die Energieachse wurde entsprechend den unterschiedlichen Austrittsarbeiten der Multilagenschichten auf Cu(111) und Ru(001) um 100 meV gegeneinander verschoben. deutlich schneller. Nach Abzug des Untergrundes von heißen Elektronen liefert die Anpassung eines exponentiellen Zerfalls nach Gleichung 2.12 an die Kreuzkorrelation von eS für die ersten 100 fs nach der optischen Anregung eine Lebensdauer von nur 28±5 fs. Der Rücktransfer aus der Eisschicht ins Metall erfolgt demnach an der Ru(001)-Grenzfläche anfangs viermal effizienter als an Cu(111). Dasselbe Verhältnis findet man für die Relaxationszeiten angeregter Elektronen bis 0.5 eV über EF im Volumen der Metalle, so dass anzunehmen ist, dass hauptsächlich die elektronische Struktur des Substrats für den schnelleren Populationszerfall verantwortlich ist. Aufgrund der kurzen Lebensdauer der angeregten Zustände konnte die energetische Lage von eS auf Ru(001) nur über einen Zeitraum von 400 fs bestimmt werden. Die Position des Peakmaximums ist im rechten Teil von Abbildung 4.20 zusammen mit den Ergebnissen für verschiedene Eisbedeckungen auf Cu(111) dargestellt. Für eine bessere Vergleichbarkeit wurden die Daten über verschiedenen Energieachsen aufgetragen, die entsprechend dem Unterschied in der Austrittsarbeit für amorphe Eismultilagen (Φ=3.95±0.03 eV auf Cu(111), Φ= 3.80±0.05 eV auf Ru(001)) um 150 meV gegeneinander verschoben sind. Damit wird berücksichtigt, dass die Referenzenergie für elektronische Zustände in nichtmetallischen Adsorbatmultilagen nicht das Fermi-Niveau, sondern das lokale Vakuumniveau ist15 . Die zeitaufgelösten 2PPE-Messungen an amorphen Eisschichten auf Ru(001) wurden alle bei Bedeckungen im Bereich von 4–6 BL durchgeführt. Das Peakmaximum von eS liegt direkt nach der optischen Anregung 2.77 eV über EF (entsprechend einer Bindungsenergie von 1.03 eV) und verschiebt sich während der ersten 300 fs mit -0.85±0.15 eV in Richtung Fermi-Niveau. Im Vergleich zu der Dynamik bei entsprechenden Bedeckungen auf Cu(111) verläuft auf Ru(001) also nicht nur die Relaxation ins Metall, sondern auch die Stabilisie15 Da die Lage des lokalen Vakuumniveaus bzgl. EF gerade bei niedrigen Bedeckungen auf Cu(111) stark von der globalen Austrittsarbeit abweichen kann, wurde darauf verzichtet, die Peakpositionen als Bindungsenergien anzugeben. 110 4.5 Elektronensolvatisierung in amorphem Eis auf Ru(001) rung schneller. Durch die schnellere Stabilisierung wiederum werden die Elektronen auch schneller vom Substrat entkoppelt. Dies äußert sich darin, dass der Populationszerfall von eS auf Ru(001) stark nicht-exponentiell ist und sich die Rücktransferraten zu späteren Zeiten (∆t>300 fs) für die beiden Substrate aneinander angleichen. Die zeitliche Entwicklung der energetischen Lage von eS entspricht derjenigen, die auf Cu(111) bei Θ<2 BL beobachtet wird. Dort konnte die schnellere Stabilisierung auf eine geringere Koordination an der Solvatisierung beteiligter Wassermoleküle im Bereich der Eis/Vakuum-Grenzschicht zurückgeführt werden. Es ist aber nicht anzunehmen, dass bei Multilagenbedeckungen auf Ru(001) die Elektronen überwiegend an der Außenseite der geschlossenen Eisschicht solvatisiert werden. Es wäre denkbar, dass in Folge der speziellen Adsorptionsstruktur der Bilage auf Ru(001) in den nächsten Lagen vermehrt Wassermoleküle mit verringerter Koordination auftreten und zur beschleunigten Stabilisierung beitragen. Es ist allerdings wahrscheinlich, dass die schnellere Peakverschiebung auch eine Folge des schnelleren Populationszerfalls ist. Der Peak eS besteht aus einer inhomogenen Verteilung verschieden stark stabilisierter, aber auch verschieden stark lokalisierter Zustände. Die zeitliche Entwicklung von eS ist nun dadurch bestimmt, dass einerseits sich die einzelnen Zustände aufgrund der Solvatisierung energetisch verschieben, andererseits sich die inhomogene Verteilung durch den vom Lokalisierungsgrad abhängigen Populationszerfall ändert. Wegen des bereits festgestellten Zusammenhangs zwischen Stabilisierung und Lokalisierung verschiebt sich der Schwerpunkt der Verteilung gerade zu den Elektronen, die bereits am weitesten stabilisiert sind. Da der Rücktransfer etwa viermal effizienter ist, sollte sich dies entsprechend auch in der beobachteten Stabilisierungsrate bemerkbar machen. Dieses Argument ist im übrigen auf die Bedeckungsabhängigkeit auf Cu(111) nicht anwendbar, da die Zerfallsraten in den ersten 400 fs nicht signifikant bedeckungsabhängig sind. Die Übereinstimmung der Stabilisierungsraten bei niedrigen Bedeckungen auf Cu(111) und Multilagen auf Ru(001) ist insofern eher als zufällig zu betrachten. 111 4 Elektronensolvatisierung in amorphen Eisschichten 112 5 Delokalisierte Zustände in kristallinen Eisschichten Der Übergang von amorphem zu kristallinem Eis stellt eine so prinzipielle Änderung der Struktur dar, dass den Eigenschaften kristalliner Eisschichten in dieser Arbeit eigene Kapitel gewidmet sind. In amorphem Eis besitzt die Anordnung der Moleküle keine weitreichende Ordnung. Wegen seiner strukturellen Verwandtschaft mit Wasser wird es auch als unterkühlte Flüssigkeit betrachtet [Mis98, Deb03]. In kristallinem Eis hingegen weisen zumindest die Positionen der Sauerstoffatome eine Fernordnung auf. Der Unterschied zwischen Flüssigkeit und kristallinem Festkörper zeigt sich z.B. sehr deutlich in den Lösungseigenschaften. Während flüssiges Wasser ein sehr gutes Lösungsmittel ist, werden in kristallinem Eis keine Ionen gelöst, sondern höchstens in kleinen Mengen in die Kristallstruktur eingebaut. So besteht Meereis aus reinem Süßwassereis mit Einschlüssen konzentrierter Salzlösung [Pet99]. Die Elektronendynamik in kristallinen Eisschichten im Vergleich zu amorphen Schichten wurde systematisch an D2 O/Ru(001) untersucht. Die stärkere Bindung der ersten Bilage an das Substrat führt dazu, dass sowohl amorphe als auch kristalline Eisschichten die Ru(001)-Oberfläche benetzen und von der Bilage bis zu Multilagen geschlossene Schichten bilden. Im Gegensatz dazu reißen auf Cu(111) sowohl dünne amorphe Schichten als auch kristalline Multilagen auf und es bilden sich Eiscluster [Hin92]. Die Folge ist, dass die globale Austrittsarbeit nicht mehr allein durch die Struktur der bedeckten Teile der Oberfläche bestimmt ist, sondern sich mehr oder weniger stark der Einfluss der sauberen Oberfläche bemerkbar macht. Die Untersuchungen konzentrieren sich auf deuteriertes Wasser, weil die Adsorptionseigenschaften von D2 O weniger Komplikationen aufweisen. Zudem wurden die Untersuchungen in Zusammenhang mit schwingungsspektroskopischen Arbeiten durchgeführt, für die D2 O verwendet wird, um Einflüsse der Luftfeuchtigkeit auf die Messungen auszuschließen [Den03d]. In diesem Kapitel wird die Ultrakurzzeitdynamik elektronischer Zustände in kristallinen Eisschichten behandelt. Am Anfang steht der Phasenübergang von amorphen zu kristallinen Multilagen mit seinen Auswirkungen insbesondere auf die Bildung solvatisierter Elektronen. Anschließend werden die Eigenschaften parallel zur Oberfläche delokalisierter Zustände von kristallinen Multilagen bis zu einem Bruchteil einer Bilage behandelt. Dabei gilt besonderes Augenmerk der Struktur der Bilage. Das neu entwickelte Verfahren zur Messung von 2PPE-Spektren bei variabler Probentemperatur (vgl. Kap. 3.2.3) ermöglicht es, die Änderung der elektronischen Struktur nicht nur beim Phasenübergang von amorphem zu kristallinem Eis, sondern auch während der Desorption einer adsorbierten Eisschicht zu untersuchen. Die verschiedenen Aspekte der Elektronendynamik können anhand einer einzigen Messung aufgezeigt werden, da eine bei 113 5 Delokalisierte Zustände in kristallinen Eisschichten tiefen Temperaturen präparierte Eisschicht während einer Heizrampe die in dieser Arbeit untersuchten Strukturen durchläuft. Abbildung 5.1 zeigt eine derartige Messung, bei der von einer amorphen Eisschicht ausgegend während einer Heizrampe von ca. 3 K/min synchron das thermische Desorptionsspektrum (TDS, dargestellt im unteren Teil der Abbildung) und die Echtzeitentwicklung des 2PPE-Spektrums für senkrechte Emission bei einer Pump-Probe-Verzögerung ∆t=0 fs aufgenommen wurden. Über der Temperatur aufgetragen ergibt sich daraus in Falschfarbendarstellung der obere Teil der Abbildung. Die linke Achse bezeichnet die Energie des Endzustands im 2PPE-Prozess. Aus der niederenergetischen Kante der Spektren kann so z.B. direkt die Lage des Vakuumniveaus EVak bzgl. EF abgelesen werden. Diese Größe entspricht der Austrittsarbeit Φ. Die rechte Achse gibt die Energie der Zwischenzustände an, die zu den prominenten Peaks in den Spektren führen. Die Multilage D2 O/Ru(001) wurde bei 130 K präpariert und ist damit anfangs amorph. Multilage: kristallin Bilage Ru(001) amorph 5.5 EVak 3.0 eS 4.5 2.5 eT hν1=3.83 hν2=1.92 ∆t=0 fs QMS-Signal 4.0 5 BL D2O/Ru(001) 140 160 180 Temperatur [K] 2PPE TDS (2) 5.0 3.5 E - EF [eV] Efin - EF [eV] B 2.0 200 Abbildung 5.1: simultane Messung von TDS (unten) und Entwicklung des 2PPE-Spektrums (Falschfarbendarstellung vgl. Kap. 80) während einer Heizrampe von 3 K/min spiegelt die Korrelation zwischen Adsorptionsstruktur und Elektronendynamik wieder. Die niederenergetische Kante des Spektrums entspricht dem Verlauf der Austrittsarbeit Φ. Für die einzelnen Eisstrukturen findet man als charakteristische Zustände bzw. Prozesse: (eS ) Elektronensolvatisierung in amorphem Eis, (B) delokalisierte (Bildladungs-) Zustände in kristallinem Eis, (eT ) Elektroneneinfang in kristallinem Eis. 114 5.1 Elektronendynamik in kristallinen Eismultilagen auf Ru(001) Betrachtet man zunächst das TDS, so fällt bei ca. 163 K der Einbruch der Desorptionsrate auf, der vom dem Übergang von amorphem zu kristallinem Eis herrührt (vgl. Kap. 3.1.3). Bei ca. 168 K ist die Multilage desorbiert und es bleibt die Bilage übrig, die stärker an das Substrat gebunden ist. Bis 185 K ist auch der größte Teil der Bilage desorbiert, bei gut 200 K ist man bei der sauberen Ru(001)-Oberfläche angelangt. Die einzelnen Bereiche tragen charakteristische Signaturen in der elektronischen Struktur. Die Austrittarbeit wird durch die Adsorption einer amorphen Eisschicht auf Ru(001) um 1.6 eV auf Φ=3.80±0.05 eV abgesenkt. Mit dem Kristallisierungsübergang steigt Φ auf 3.98±0.04 eV und mit der Desorption der Multilage auf 4.15±0.03 eV an und erreicht nach Desorption der Bilage wieder den Wert der sauberen Oberfläche. Dieser Verlauf der Austrittsarbeit während einer Heizrampe ist bereits zuvor demonstriert worden [Hel95a, Hof97]. Unbekannt waren bisher jedoch die angeregten elektronischen Zustände der eisbedeckten Ru(001)-Oberfläche, die deutlich die Strukturänderungen in der Eisschicht widerspiegeln. Das 2PPE-Spektrum entspricht bei Temperaturen <160 K demjenigen bei ∆t=0 fs in der zeitaufgelösten Messung der amorphen Eismultilage (Abb. 4.19). Man erkennt schwach den Peak der solvatisierten Elektronen eS bei E (2) − EF =2.77 eV. Mit der Kristallisierung taucht 3.15 eV über EF ein Peak auf, dessen Intensität etwa eine Größenordung größer ist als die von eS . Der Zustand gehört zusammen mit dem schwach erkennbaren Zustand bei 3.75 eV zu einer zum Vakuumniveau konvergierenden Serie von parallel zur Oberfläche delokalisierten Zuständen. In dieser Messung sind lediglich die energetisch niedrigsten Zustände zu sehen, weil die Photonenenergie hν1 nicht ausreicht, um die höheren Zustände zu bevölkern. Ihre Eigenschaften wurden von kristallinen Eismultilagen bis zur sauberen Oberfläche untersucht. Sie sind Gegenstand der folgenden Abschnitte dieses Kapitels und werden u.a. im Licht der Kontroverse um die Adsorptionsstruktur der Bilage auf Ru(001) diskutiert. Die Bildladungszustände der sauberen Oberfläche (mit den hier verwendeten Photonenenergien nicht zu sehen) werden in Anhang A diskutiert. Im Bereich der kristallinen Multilage fällt neben dem prominenten Peak die erhöhte 2PPE-Intensität nahe der sekundären Kante auf (eT ). Die Untersuchungen haben ergeben, dass Ursache hierfür angeregte elektronische Zustände oberhalb des Fermi-Niveaus mit Lebensdauern bis in den Minutenbereich sind. Ihnen ist Kapitel 6 gewidmet. 5.1 Elektronendynamik in kristallinen Eismultilagen auf Ru(001) Bereits in Kapitel 4.4 und 4.5 ist dargelegt worden, wie die Struktur adsorbierter Eisschichten die Elektronendynamik beeinflussen kann. Dabei ging es insbesondere um den Einfluss der Eisgrenzschichten zum Vakuum und zum Metallsubstrat auf die Geschwindigkeit des Solvatisierungsprozesses. Hier wird nun die Elektronendynamik in amorphen und kristallinen Multilagen gegenübergestellt. Die Messung in Abbildung 5.1 zeigt bereits, dass sich neben der Austrittsarbeit die 2PPE-Intensitäten angeregter Zustände im Bereich der Eisschicht stark ändern. In Abbildung 5.2 sind im Vergleich zeitaufgelöste Messungen mit identischen Laserparametern an 5 BL amorphem (links) und an 4 BL kristallinem D2 O/Ru(001) (rechts) dargestellt. 115 5 Delokalisierte Zustände in kristallinen Eisschichten 4.0 5 BL D2O/Ru(001) amorph 4.0 hν1=3.83 eV hν2=1.92 eV 3.5 3.0 eS E - EF [eV] E - EF [eV] 3.5 3.0 2.5 2.5 2.0 2.0 -400 4 BL D2O/Ru(001) kristallin -200 0 200 400 Pump-Probe-Verzögerung ∆t [fs] -400 (kein eS) -200 0 200 400 Pump-Probe-Verzögerung ∆t [fs] Abbildung 5.2: Elektronendynamik in (links) amorphem und (rechts) kristallinem Eis auf Ru(001): in kristallinen Schichten wird keine Solvatisierung auf der fs-Zeitskala beobachtet. Beide Messungen wurden bei T =95 K unter gleichen Laserbedingungen durchgeführt (XC-Breite der Laserpulse: 70 fs (fwhm). In der amorphen Eisschicht sieht man neben den heißen Elektronen (mit Lebensdauern zu negativen ∆t-Werten) den Peak eS im Frühstadium der Solvatisierung. Durch den Rücktransfer ins Metall limitiert, lässt sich die Stabilisierung des Zustands über wenige 100 fs verfolgen. Das 2PPE-Spektrum der kristallinen Eisschicht wird dominiert von einem Zustand 3.15 eV über EF . Seine Lebensdauer ist mit weniger als 5 fs sehr kurz. Von einer Lokalisierung oder Solvatisierung wird auf den ultraschnellen Zeitskalen im Rahmen der Messgenauigkeit nichts beobachtet. Die Bindungsenergie von 0.85±0.05 eV legt nahe, dass sich der Zustand vom Affinitätsniveau oder, mit anderen Worten, vom Leitungsband der Eisschicht ableitet. Auch die extrem kurze Lebensdauer lässt darauf schließen, dass es sich nicht um einen Zustand an der Vakuumseite der Eisschicht handelt, sondern dass die Wellenfunktion in der Eisschicht nahe der Metalloberfläche konzentriert ist. Neben diesem Zustand ist an der hochenergetischen Kante der 2PPE-Spektren ansatzweise ein weiterer Zustand zu sehen, dessen Lebensdauer ebenfalls bei weniger als 10 fs liegt. Inwiefern es sich bei den beiden Zuständen um delokalisierte oder lokalisierte Zustände handelt, kann aus winkelabhängigen 2PPE-Messungen geschlossen werden. Diese sind für Eisschichten auf der Ru(001)-Oberfläche problematisch, da bei den verwendeten Photonenenergien resonante Übergänge im Substrat möglich sind, die in den Spektren gerade in demselben Energiebereich liegen wie der delokalisierte Zustand der Eisschicht. Hinzu kommt, dass sich, anders als auf Cu(111), durch die Beleuchtung mit UV-Licht die Austrittsarbeit ändert. Von der Änderung ist lediglich die globale Austrittsarbeit betroffen, nicht aber die energetische Position des Zustands bzgl. der Fermi-Energie des Substrats. Die Lichtempfindlichkeit der Eisschichten auf Ru(001) wird ausführlich in Kapitel 6.3 diskutiert. Die 116 5.2 Bedeckungs- und Temperaturabhängigkeit winkelabhängigen Messungen an Multilagen ergeben qualitativ dasselbe Bild wie für die Bilage D2 O/Ru(001). Da für die Bilage die Separation der Peaks besser möglich ist, wird auf die Dispersionsmessungen in Kapitel 5.3.2 verwiesen. An dieser Stelle sei lediglich festgehalten, dass beide wasserinduzierten Zustände parallel zur Oberfläche delokalisiert sind. Sie werden im Folgenden in Analogie zu den Zuständen vor sauberen Metalloberflächen als Bildladungszustände bezeichnet, auch wenn im Bereich der Eisschicht das Potential stark modifiziert ist. Es sieht also so aus, als sei in kristallinem Eis nicht nur die Lösung von Ionen, sondern auch die Lokalisierung und Solvatisierung von Elektronen weitgehend unterbunden. Was ist der Grund hierfür? Um ein Elektron zu lokalisieren, muss Energie aufgebracht werden, weil eine gewisse Bandbreite von Leitungsbandzuständen überlagert werden muss, um ein Wellenpaket zu formen. Dieser Prozess kann ablaufen, wenn der Gewinn an potentieller Energie die Lokalisierungsenergie überwiegt. In amorphem Eis existiert aufgrund der Variation in der lokalen Struktur eine Vielzahl von flachen Potentialsenken, an denen Elektronen lokalisiert werden können (siehe detailliertere Diskussion in Kap. 4.3.7). Wegen der periodischen Struktur sollten derartiger Lokalisierungsplätze in kristallinem Eis nur in kleiner Zahl auftreten. Damit fällt dieser Lokalisierungskanal weg. Die Untersuchungen zu Lokalisierungsphänomenen in organischen Adsorbaten zeigen jedoch, dass sich Elektronen auch in geordneten Schichten durch einen als self-trapping“ bezeichneten ” dynamischen Prozess lokalisieren können [Ge98]. Der Übergang in eine energetisch günstigere Konfiguration kann jedoch durch eine Aktivierungsbarriere blockiert sein. Dass Ionen in kristallinem Eis nicht gelöst, sondern höchstens auf Gitterplätzen eingebaut werden, zeigt, dass die kontinuierliche Verzerrung der kristallinen Struktur ein energetisch sehr ungünstiger Prozess ist. Im Gegensatz dazu bietet eine amorphe Struktur viele Kanäle, um eine lokale Verzerrung aufzufangen. Dadurch ist in amorphem Eis die Dichte bereits vorhandener Potentialsenken für die Lokalisierung eines Elektrons größer und der Respons auf die einmal lokalisierte Ladung erleichtert. Darüber hinaus erfolgt eine dynamische Lokalisierung allgemein auf der Zeitskala der involvierten Schwingungsmoden des Mediums, die in der Größenordnung von einigen 10 bis 100 fs liegen. Die Lebensdauer des Leitungsbandzustands ist demnach zu kurz, als dass eine dynamische Lokalisierung mit signifikanter Wahrscheinlichkeit stattfinden kann. 5.2 Bedeckungs- und Temperaturabhängigkeit, Struktur unter Desorptionsbedingungen Mit Hilfe der im Rahmen dieser Arbeit entwickelten Methode, 2PPE-Spektren während eines TDS aufzunehmen, wurde untersucht, wie die elektronische Struktur kristalliner Eisschichten auf Ru(001) von der Bedeckung und der Temperatur abhängt. Abbildung 5.3(a) zeigt eine ähnliche Messung wie Abbildung 5.1, hier jedoch von kristallinem D2 O/Ru(001). Außerdem sind in der Falschfarbendarstellung die 2PPE-Spektren in Abhängigkeit der Bedeckung aufgetragen, die man aus dem gleichzeitig aufgenommenen TDS berechnen kann. Es sei zunächst die Bedeckungs- und Temperaturabhängigkeit im Bereich der Multilagen betrachtet. Der sich vom Leitungsband abgeleitende Zustand (n=1) bleibt unabhängig von der Bedeckung bei einer Energie von 3.15 eV über EF , bis er sich mit der Desorption 117 5 Delokalisierte Zustände in kristallinen Eisschichten 4.5 x100 4.0 5.5 3.5 5.0 3.0 4.5 2.5 4.0 Bedeckung Θ [BL] 1.5 1.0 0.5 0.0 n=3 n=2 5.0 -0.5 n=1 n=1 4.5 -1.0 Φ 4.0 n=2 3.5 n=1 3.0 2.0 3.0 2.0 1.0 Bedeckung Θ [BL] 0.0 E - EF [eV] Efin - EF [eV] n=1 E - EF [eV] 6.0 EFK ∆t=0 fs E - EVak [eV] 6.5 hν1=3.83 eV hν2=1.92 eV 2.0 0.0 2.0 1.5 1.0 0.5 Bedeckung Θ [BL] 0.0 Abbildung 5.3: Bedeckungsabhängigkeit der elektronischen Struktur von kristallinem D2 O/Ru(001):(links) Entwicklung der 2PPE-Spektren in Falschfarbendarstellung. Das Signal bei Efin -EF >6 eV ist um einen Faktor 100 hochskaliert, um das 3-Photonensignal des n=1-Bildladungszustand der sauberen Oberfläche sichtbar zu machen.(rechts) Energetische Lage Zustände n=1 und 2 bzgl. EF und EVak . Für Bedeckungen <1 BL sind die Peakpositionen aus mehreren Messungen eingetragen. Die Bindungsenergie der Zustände bleibt annähernd konstant. der zweiten Lage um 0.1 eV zu höheren Energien verschiebt. In einem einfachen Kontinuumsbild würde die Eisschicht aufgrund der positiven Elektronenaffinität (vgl. Kap. 4.2) in Verbindung mit dem Bildladungspotential einen Quantentrog darstellen, in dem die quantisierten elektronischen Zustände mit wachsender Breite energetisch absinken sollten. Da dies nicht der Fall ist, wird geschlossen, dass die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Elektronen nahe der Metallgrenzfläche konzentriert ist, wo das Potential durch die äußeren Eisschichten nicht mehr beeinflusst wird. Diese Interpretation steht in Einklang mit der Lebensdauer, die deutlich kürzer ist als die des ersten Bildladungszustands auf der sauberen Oberfläche (vgl. Anhang A). Im Zusammenhang mit der Lokalisierung des Zustands senkrecht zur Oberfläche ist auch der kontinuierliche Intensitätsanstieg des n=1-Zustands zu verstehen. Um die Probe verlassen zu können, müssen die angeregten Elektronen im Endzustand die Eisschicht durchqueren. Je dünner die Schicht ist, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass ein Elektron die Eisschicht durchquert, ohne gestreut zu werden. Vergleichbare Messungen an amorphen Eisschichten haben für niederenergetische Elektronen freie Weglängen von 2–3 BL ergeben [Jo91]. In Abbildung 5.3(a) ist auch im Bereich der Multilagen eine leichte Variation der Austrittsarbeit zu erkennen. Diese ist weniger auf eine Bedeckungsabhängigkeit zurückzuführen als auf den Einfluss des UV-Lichts zusammen mit der Temperatur der Probe. Alle Messungen bestätigen jedoch, dass die energetische Lage des n=1 bzgl. EF nicht von der lichtinduzierten Austrittsarbeitsänderung betroffen ist. Hier kommt es also zu Abweichungen zwischen der globalen Austrittsarbeit und dem lokalen Vakuumniveau, das die Lage des Bildladungszustands bestimmt [Fau95, Gah00a]. Da letzteres nicht direkt gemessen werden kann, ergeben sich für Multilagen D2 O/Ru(001) etwas größere Unsicherheiten in 118 5.3 Bildladungszustände auf der Bilage D2 O/Ru(001) der Bestimmung der Bindungsenergien der Bildladungszustände. Die im Inset von Abbildung 5.3(b) dargestellten Bindungsenergien wurden über das globale Vakuumniveau berechnet, woraus mit abnehmender Bedeckung eine scheinbare Zunahme der Bindungsenergie resultiert. Verfolgt man den ersten Bildladungszustand von kristallinem Eis auf Ru(001) von hohen Bedeckungen bis zur sauberen Oberfläche, so stellt man fest, dass seine energetische Lage den bedeckungsabhängigen Austrittsarbeitsänderungen bei Desorption der Multilage und, bei höheren Temperaturen, der Bilage sehr wohl folgt. Seine Bindungsenergie bleibt bis zu Bedeckungen von weniger als 0.2 BL annähernd konstant bei 0.85±0.05 eV. In dem Bedeckungsbereich, in dem der n=2 beobachtet wurde, ist auch für diesen Zustand die Bindungsenergie konstant bei 0.23±0.050 eV. Das bedeutet, dass insbesondere für Bedeckungen von 1 BL und weniger globale und lokale Austrittsarbeit übereinstimmen. Für Bedeckungen zwischen 1 und 0.6 BL bleibt die Austrittsarbeit annähernd konstant. Grund hierfür ist, dass in diesem Bedeckungsbereich noch große Bereiche mit intakter Bilage vorhanden sind, die von den Rändern her schrumpfen. Bei weniger als 0.6 BL und Temperaturen von mehr als 175 K sind die Moleküle so mobil, dass sie im Mittel homogen über die Oberfläche verteilt sind. Der Übergang von intakten Bilageninseln zu einem Git” tergas“ erfolgt gerade beim Hauptmaximum im TDS der Bilage. Mit weiter abnehmender Bedeckung verschieben sich Austrittsarbeit und Bildladungszustand parallel zu höheren Energien. Bei einer Bedeckung von 0.2 BL, wenn das Wasser bis auf den Hochtemperaturpeak desorbiert ist, fällt die Intensität des Bildladungszustands der bedeckten Oberfläche steil ab. Der n=1-Bildladungszustand von sauberem Ru(001) kann mit den bei der gezeigten Messung verwendeten Photonenenergien nur über einen 2-Photonenprozess bevölkert werden. Da ein weiteres Photon zur Photoemission benötigt wird, ist das Signal sehr klein. Um einen Faktor 100 hochskaliert ist der Peak dennoch klar bei der Energie von 4.72 eV zu erkennen. Er taucht gerade bei der Bedeckung auf, bei der die Intensität des wasserbeeinflussten n=1-Zustands einbricht. Demnach existieren erst dann hinreichend große Bereiche sauberer Oberfläche, damit sich dort ein delokalisierter Zustand ausbilden kann. Die restlichen D2 O-Moleküle sind wahrscheinlich an Defekte oder Verunreinigungen an der Oberfläche gebunden. So konnte kürzlich eine eindeutige Korrelation zwischen der Größe des Hochtemperaturpeaks im TDS mit dem Wasserstoff-Hintergrunddruck in der UHV-Kammer festgestellt werden [Wag04]. 5.3 Bildladungszustände auf der Bilage D2 O/Ru(001) 5.3.1 Energetik und Dynamik Die Bilage D2 O auf Ru(001) nimmt insofern eine Sonderstellung ein, als sie besonders stark von der Wechselwirkung mit dem Substrat geprägt ist. Ihre Struktur ist nach wie vor Gegenstand kontroverser Diskussionen (vgl. Kap. 2.1.7). Die parallel zur Oberfläche delokalisierten Zustände sind bei dieser Bedeckung besonders deutlich ausgeprägt, weil die Schicht aufgrund der Bindung an das Ruthenium eine geordnete Schicht bildet und die Schicht so dünn ist, dass die Elektronen besonders für die Zustände mit n>1 auch eine große Aufenthaltswahrscheinlichkeit im Vakuum vor der Eisschicht besitzen. Es handelt sich also auch im engeren Sinne um Bildladungszustände. 119 5 Delokalisierte Zustände in kristallinen Eisschichten Abbildung 5.4 zeigt eine zeitaufgelöste Messung bei einer Temperatur von 100 K. Die Pump-Photonenenergie ist mit 4.235 eV um 80 meV größer als die Austrittsarbeit, so dass im Prinzip alle Zustände bis zum Vakuumniveau bevölkert werden können. Als Probe ist hier ein kleiner Teil der Leistung direkt aus dem Verstärker bei einer Photonenenergie von 1.55 eV verwendet worden. Die Kreuzkorrelation aus Pump- und Probe-Pulsen hat eine Halbwertsbreite von 68 fs. 1.6 n=3 1.4 n=4... -0.2 d-Band -0.6 0.8 0.4 -0.8 n=1 0.6 heiße El. -200 hν1= 4.24 eV hν2= 1.55 eV 0 200 400 Pump-Probe-Verzögerung ∆t [fs] - EVak [eV] (1) -0.4 (2) 1.2 E E - EF [eV] n=2 1.0 0.0 -1.0 -1.2 600 Abbildung 5.4: Dynamik der Bildladungszustände auf 1 BL D2 O/Ru(001) Die Spektren zeigen nicht nur den Zustand mit n=1 und n=2, sondern eine ganze Serie von Zuständen, deren Energien zum Vakuumniveau hin konvergieren. Zwischen n=1 und n=2 wird ein weiterer Peak beobachtet, der im Gegensatz zu den Bildladungszuständen mit UV-Licht abgefragt wird. Er rührt wieder von dem Maximum in der Zustandsdichte der Ruthenium-d-Bänder 1.0 eV über dem Fermi-Niveau her. Nahe der niederenergetischen Kante der Spektren erscheint das Signal der heißen Elektronenverteilung in der Nähe des Fermi-Niveaus. Die Zustände mit n=1 und 2 können energetisch klar aufgelöst werden. Die Bindungsenergien betragen auf der Bilage 890±30 bzw. 235±15 meV und sind damit um 230 bzw. 50 meV größer als auf der sauberen Oberfläche1 (vgl. Anhang A). Man erkennt darüber hinaus weitere Zustände unmittelbar unterhalb des Vakuumniveaus. In den ersten 50-100 fs nach der optischen Anregung lässt sich noch der Zustand mit n=3 mit einer Bindungsenergie von 86±10 meV auflösen. Die Linienbreiten der Peaks sind mit 340±30 meV für n=1 und 115±15 meV für n=2 deutlich breiter als auf der sauberen Ru(001)-Oberfläche (siehe Anhang A). Ein Teil davon wird durch eine inhomogene Verbreiterung verursacht, ein Teil durch die kürzeren Lebensdauern. Abbildung 5.5 zeigt Kreuzkorrelationen in den Energiebereichen der einzelnen Zustände. Die Amplituden sind so skaliert, dass sich die Kurven in der halblogarithmischen Darstel1 Dass die Bindungsenergien in der hier gezeigten Messung etwas kleiner sind, liegt daran, dass die Bedeckung um wenige Prozent höher ist als 1 BL, wodurch die globale Austrittsarbeit abgesenkt ist. 120 5.3 Bildladungszustände auf der Bilage D2 O/Ru(001) 2PPE-Intensität (skaliert) XC auf 1 BL D2O/Ru(001) 3-4 1 4-5 0.1 -10 bis -20 meV 0.01 n=1 0 n=2 n=3 -50 bis -60 meV 200 400 600 800 Pump-Probe-Verzögerung ∆t [fs] 1000 1200 Abbildung 5.5: Kreuzkorrelationen im Bereich der Bildladungszustände auf 1 BL D2 O/Ru(001): die leichten Quantenschwebungen zwischen n=3 und 4 sowie zwischen n=4 und 5 sind markiert. lung nicht schneiden. Die Lebensdauer des n=1-Zustands liegt wie für die Multilagen unterhalb der Auflösungsgrenze. Zeitaufgelöste Messungen an der Bilage D2 O/Ru(001) wurden auch mit dem verdoppelten und vervierfachten Signal des IR-OPAs durchgeführt. Hiermit wurden Kreuzkorrelationsbreiten auf dem n=1-Zustand von 38 fs (fwhm) erzielt. Aufgrund der Unsicherheit von ±3 fs in der Bestimmung des Zeitnullpunkts der Messung kann man für die Lebensdauer wieder eine obere Schranke von 5 fs angeben. Für den n=2-Zustand findet man eine Lebensdauer von 25±3 fs, der n=3-Zustand lebt 65±5 fs. Wie auf der sauberen Oberfläche, so ist es auch auf der Bilage D2 O/Ru(001) nicht mehr möglich, weitere Bildladungszustände bzgl. der genauen Bindungsenergie und Lebensdauer zu separieren. Kreuzkorrelationen nahe dem Vakuumniveau zeigen jedoch sehr schwache Quantenschwebungen. So zeigt die zweitoberste Kurve (50–60 meV unter EVak ) in Abbildung 5.5 eine Schulter bei ca. 110 fs, was der Schwebung zwischen n=3 und 4 entspricht. 10–20 meV unter EVak erscheint statt dessen eine Schulter bei gut 220 fs, was zu dem zu erwartenden energetischen Abstand zwischen n=4 und 5 passt. Nicht nur die Lebensdauern, sondern auch die Dephasierungszeiten werden durch die Adsorption der Bilage im Vergleich zur sauberen Oberfläche stark verkürzt, so dass jeweils nur das zweite Maximum nach einer Schwebungsperiode noch messbar ist. Dies ist aber ausreichend, um festzustellen, dass die Bildladungszustände mit n=4 und 5 noch signifikant zum 2PPE-Signal beitragen. Bindungsenergien und Lebensdauern der Zustände sind in Tabelle 5.1 nochmal zusammengefasst. Was lassen sich aus den Untersuchungen der delokalisierten Zustände in kristallinen Schichten für Schlüsse über die Struktur der Bilage ziehen? Die extrem kurze Lebensdauer des Zustands kann als Indiz gewertet werden, dass die Struktur nicht der idealen Eisbilage entspricht. Würde nämlich an jedem zweiten Wassermolekül eine freie O–H- bzw. O–D-Bindung in Richtung Vakuum zeigen, würden sich 121 5 Delokalisierte Zustände in kristallinen Eisschichten n 1 2 3 4 5 E − EVak [eV] -0.890±0.030 -0.235±0.015 -0.086±0.010 (-0.050±10) (-0.032±8) τ [fs] <5 25±3 65±5 Tabelle 5.1: Bindungsenergien und Lebensdauern der Bildladungszustände auf 1 BL D2 O/Ru(001). Werte in Klammern sind nach Gl. 2.5 abgeschätzt und passen im Rahmen der Messgenauigkeit zu den gemessenen Quantenschwebungen zwischen n=3 und 4 bzw. n=4 und 5. die Elektronen vorzugsweise in der Nähe der partiell positiv geladenen Wasserstoffatome an der Außenseite der Bilage aufhalten, was den Zustand vom Ruthenium-Substrat entkoppeln und zu einer längeren Lebensdauer führen würde. In diesem Fall würde auch die Adsorption weiterer Eisschichten den Zustand stärker beeinflussen. Die Messungen sind insofern in Einklang mit den Ergebnissen von Breitband-SFG-Experimenten, in denen speziell bei der Bedeckung einer Bilage keine freie O-D-Streckschwingung beobachtet wurde [Den03b]. Inwieweit die Bilage in einer H-down“- oder einer halbdissoziierten Kon” figuration adsorbiert, lässt sich aus den 2PPE-Daten nicht bestimmen. 5.3.2 Dispersion Um weiteren Einblick in die elektronische Bandstruktur der adsorbierten Bilage zu erhalten, wurde winkelabhängige Messungen für die Zustände n=1 und 2 durchgeführt. In Abbildung 5.6 sind für 1 BL D2 O/Ru(001) 2PPE-Spektren unter verschiedenen Emissionswinkeln φ dargestellt. Die Intensitäten sind auf den Peak des n=1-Zustands normiert. Das Spektrum für annähernd senkrechte Emission ist hervorgehoben. Für den n=2-Zustand erE (2) 3.0 n=1 4.0 (a) C 10 0 -10 1.0 E (1) 1.5 - EF [eV] 2.0 3.4 C 1.4 (1) E 3.6 - EF [eV] 20 1.6 3.8 1.2 n=1 (2) n=2 meff=1.3±0.1 me E d-Band - EF [eV] 1.8 hν1=4.09 eV hν2=2.04 eV 4.0 n=2 Emissionswinkel φ [°] 2PPE-Intensität (norm.) 1 BL D2O/Ru(001) - EF [eV] 3.5 3.2 meff=1.3±0.3 me 1.0 d-Band -0.2 (b) 0.0 3.0 0.2 -1 k|| [Å ] Abbildung 5.6: Dispersionsmessung von 1 BL D2 O/Ru(001):(a) winkelabhängige 2PPESpektren, normiert auf den n=1-Peak. Die vertikale Verschiebung entspricht dem Emissionswinkel. (b) Peakpositionen in Abhängigkeit von kk . Der Peak C wird auf einen Übergang zwischen Volumenzuständen im Bereich des sp-Bands von Ru zurückgeführt. 122 5.3 Bildladungszustände auf der Bilage D2 O/Ru(001) gibt sich ein klares Bild. Der Peak verschiebt sich mit zunehmendem Spektrometerwinkel φ zu höheren Energien. Trägt man die Peakpositionen über dem zugehörigen Wellenvektor parallel zur Oberfläche kk gemäß Gleichung 3.12 auf, wie im rechten Teil der Abbildung dargestellt, findet man ein parabelförmiges Band mit einer effektiven Masse von 1.3±0.1 me . Im Energiebereich des n=1-Zustands ist die Situation komplexer. Statt eines Peaks mit vergleichbarer Winkelabhängigkeit wie der des 2. Bildladungszustands werden drei Peaks von Bändern mit unterschiedlicher effektiver Masse beobachtet. Im rechten Teil sind die Peakpositionen angegeben, die durch Anpassung einer Überlagerung aus 2 oder 3 Gauss-Kurven ermittelt wurden. Für den n=1-Zustand ergibt sich so ebenfalls eine effektive Masse von 1.3±0.3 me . An der niederenergetischen Flanke wird in Normalemission der Peak beobachtet, der den d-Bändern von Ruthenium zugeordnet wird. Zusätzlich tritt ein weiteres Band bei höheren kinetischen Energien auf, das energetisch mit dem sp-Band des Rutheniums zusammenfällt. In Abbildung 2.19 ist die Bandstruktur von Ruthenium dargestellt. Mit den verwendeten Photonenenergien ist in der Nähe des Γ-Punktes eine resonante Anregung aus besetzten Zuständen möglich. Das Resonanzverhalten könnte dafür verantwortlich sein, dass der Peak in Normalrichtung praktisch nicht beobachtet wird. Man kann also festhalten, dass sich der delokalisierte Charakter der Bildladungszustände auf 1 BL D2 O/Ru(001) durch die Dispersionsmessungen bestätigen lässt, auch wenn im Energiebereich des n=1-Zustands zusätzliche Peaks von Interbandübergängen im Substrat beobachtet werden. 123 5 Delokalisierte Zustände in kristallinen Eisschichten 124 6 Elektroneneinfang in kristallinen Eisschichten Im letzten Kapitel ist gezeigt worden, dass in kristallinen Eisschichten auf der Femtosekundenzeitskala keine Bildung solvatisierter Elektronen beobachtet wird wie in vergleichbaren amorphen Schichten und die Lebensdauer der angeregten delokalisierten Elektronenzustände in der Eisschicht kürzer als 10 fs ist. Dennoch können auch in kristallinem Eis Elektronen lokalisiert werden. Wie im Folgenden gezeigt wird, ist der Prozess allerdings weniger mit einem Lösungsprozess in der Flüssigkeit als mit einem Elektroneneinfang in einem Festkörperdefekt vergleichbar. Zur Unterscheidung wird deshalb von eingefangenen Elektronen (engl. trapped electrons“, eT ) gesprochen. Da die Dichte dieser Elektronen ” viel kleiner ist als die solvatisierter Elektronen in amorphem Eis, die Lebensdauer dagegen um viele Größenordnungen länger, sind die Zustände nur unter anderen spektroskopischen Bedingungen beobachtbar. Um den Unterschied deutlich zu machen, sei nochmals das Verfahren dargelegt, wie eine Messung zur Ultrakurzzeitdynamik erfolgt. Zu zeitabhängigen 2PPE-Spektren tragen einerseits die Elektronen bei, die durch einen Laserpuls angeregt und durch den anderen photoemittiert werden. Neben diesem zeitlich korrelierten Signal können auch Elektronen über 2- oder Mehrphotonenprozesse von einem Laserpuls emittiert werden. Diese nicht zeitlich korrelierten Anteile werden meist als Untergrund abgezogen. Man kann sie messen, indem man entweder getrennte Spektren mit jeweils nur einem Laserstrahl aufnimmt, oder indem man |∆t| so groß wählt, dass die Population der angeregten Zustände in der Zeit zwischen den Pulsen wieder zerfallen ist. Letzteres Verfahren hat den Vorteil, dass der Untergrund parallel zur Aufnahme der zeitabhängigen Spektren aufgenommen werden kann und sich Laserschwankungen weitgehend wegmitteln. 2 3 E (2) - EF [eV] 4 Abbildung 6.1: 2PPE-Spektrum langlebiger Elektronen in kristallinem Eis bei T ≈35 K. hν1 =3.90 eV, hν2 =1.95 eV UV+VIS: ∆t= 0 ps ∆t=-1 ps n=1 2PPE-Intensität 5 UV allein d-Band n=2 eT 0 1 E (1) 2 - EF [eV] 3 4 125 6 Elektroneneinfang in kristallinen Eisschichten Kristalline Eisschichten stellen einen Sonderfall dar. Abbildung 6.1 zeigt neben einem 2PPE-Spektrum bei zeitlichem Überlapp der Pump- und Probe-Pulse eines, bei dem der UV-Puls die Probe 10 ps nach dem VIS-Puls erreicht, und ein reines UV-Spektrum, alle aufgenommen bei einer Temperatur von 35 K. Im reinen UV-Spektrum wird ein annähern 1 eV breiter Peak eT (engl. trapped electrons“) bei Zwischenzustandsenergien von gut 2 eV ” über EF sichtbar. Dieser Beitrag wird ausschließlich mit UV-Licht beobachtet und ist bei den beiden anderen Spektren abwesend. Das bedeutet, dass der Zustand mit sichtbarem Licht entvölkert werden kann. Ist dieser Prozess unabhängig von ∆t, so ist die Lebensdauer größer als das Inverse der Repititionsrate des Lasers, d. h. größer als 5 µs, so dass die Elektronen mit den darauf folgenden Laserpulsen abgefragt werden können. Pulslängenabhängigkeit der 2PPE-Intensität Ein Test dafür, ob es sich bei eT tatsächlich um angeregte Zustände handelt, die über eine Zeit von mehr als 5 µs bevölkert bleiben, oder ob das 2PPE-Signal aus direkten 2-Photonenprozesse innerhalb eines Laserpulses resultiert, ist die Abhängigkeit der 2PPEIntensität von der Pulslänge. Der direkte 2-Photonenprozess hängt quadratisch von der momentanen Intensität und damit von der inversen Pulslänge ab. Für einen Prozess, bei dem die Elektronen durch Ein-Photonenprozesse mit zeitlich nicht überlappenden Laserpulsen angeregt und emittiert werden, ist dagegen die gemittelte Intensität entscheidend, nicht aber die Pulslänge. In Abbildung 6.2 ist eine Messung dargestellt, bei der die Länge der UV-Pulse bei konstanter Fluenz variiert wurde1 . Rechts oben sind für die 3 dominanten Peaks die integrierten Intensitäten über dem inversen Quadrat der Pulslängen aufgetragen. Das 2PPE-Signal der Ru-d-Bänder und des n=1 Bildladungszustands zeigt XC-Breite tXC (fwhm) [fs] 300 2PPE-Intensität eT rel. Intensität 1.0 ~4 BL D2O/Ru(001) kristallin d-Band 100 140 120 0.5 eT d-band n=1 0.0 0 20 40 60 2 80 100 -2 (1/tXC) [ps ] n=1 0 1 2 3 E - EF [eV] hν=3.89 eV 4 5 Abbildung 6.2: Abhängigkeit der 2PPE-Spektren von der Länge der UV-Pulse. (Inset) Peakintensitäten als Funktion der inversen quadratischen Pulslänge. 1 Hierzu wurde Glas in den UV-Strahlengang eingebracht. 126 die erwartete Abhängigkeit eines 2-Photonenprozesses innerhalb eines Laserpulses. Die Intensität von eT hingegen ist unabhängig von der Pulsdauer. Es scheint sich also tatsächlich um angeregte Elektronenzustände 2 eV über dem Fermi-Niveau zu handeln, die eine Lebensdauer von mehr als 5 µs haben. Das ist sehr überraschend, da sich die Elektronen wenige Ångström vor einer Metalloberfläche aufhalten. Die Zustände werden nicht nur in sehr dicken Eisschichten beobachtet, sondern auch bei nominellen Bedeckungen von ca. 2 BL2 . Unabhängig vom Substrat treten die langlebigen Elektronen jedoch nur in kristallinen Schichten auf. Amorphe Eisschichten zeigen das Phänomen nicht. Lokalisierungsgrad Der Lebensdauer zufolge handelt es sich bei eT um Zustände, deren Wellenfunktion senkrecht zur Oberfläche extrem stark lokalisiert ist und entsprechend keinen Wellenfunktionsüberlapp mehr mit dem Substrat hat. Winkelabhängige 2PPE-Spektren können nun wiederum Auskunft darüber geben, inwieweit die Zustände auch parallel zur Oberfläche lokalisiert sind. Aus der in Abbildung 6.3 dargestellten Messung ist ersichtlich, dass der Peak eT annähernd eine flache Dispersion besitzt, was das Kennzeichen eines lokalisierten Zustands ist. Die ansatzweise erkennbare scheinbar negative Dispersion wird ähnlich wie bei den solvatisierten Elektronen in amorphen Eisschichten auch der Winkelabhängigkeit der Intensität zugeschrieben, die sich aus der Lokalisierung ergibt (vgl. Kap. 4.3.5). Die Intensitäten und exakten Peakpositionen lassen sich jedoch für eT nicht quantitativ auswerten, da die Rotationsachse der Probe bei den Messungen nicht exakt in der Oberfläche des Kristalls lag. Es lässt sich jedoch eindeutig schließen, dass der Zustand auch parallel zur Oberfläche lokalisiert ist. Die im Vergleich zum n=1 Bildladungszustand um mehr als 1 eV höhere Bindungsenergie zeigt, dass die lokale Umgebung des Elektrons stark von der perfekten Eisstruktur abweicht, die Elektronen also an speziellen Defekten eingefangen werden. -0.2 0.0 0.2 -1 k|| [Å ] ~9 BL D2O/Ru(001) hν=3.88 eV T=35 K 1.5 2.0 2.5 Ekin [eV] 3.0 20 10 0 -10 Emissionswinkel φ [°] 2PPE-Intensität (norm.) 2.0 1.0 2 2.1 Ekin [eV] eT Abbildung 6.3: Winkelabhängige 2PPE-Spektren normiert auf die Peakintensität von eT . Eine quantitative Auswertung der Intensitäten und der leichten Peakverschiebung ist aus experimentellen Gründen nicht möglich (siehe Text). Man beachte, dass die erste Bilage auf Ru(001) eine geschlossene Schicht bildet. 127 6 Elektroneneinfang in kristallinen Eisschichten 6.1 Populations- und Depopulationsmechanismus Bei der überraschenden Dynamik stellt sich die Frage, wie die langlebigen Zustände bevölkert werden. Auskunft hierüber gibt die Abhängigkeit der Intensität von der Photonenenergie, die in Abbildung 6.4 dargestellt ist. Die Spektren sind jeweils nur mit UV-Licht aufgenommen und in der Intensität hinsichtlich des Photonenflusses korrigiert. Die Lage der Fermi-Kante entspricht der jeweiligen Photonenenergie und markiert, welche Zustände gerade noch mit einem Photon populiert werden können. Rechts oben sind die integrierten Peakintensitäten über der Fluenz aufgetragen. Die Population der Zustände setzt ein, wenn 1.0 2PPE-Intensität 0.5 rel. Intensität eT 0.0 3.2 3.4 3.6 3.8 hν [eV] n=1 EFK hν [eV] 4 3 1.5 2.0 2.5 3.0 E - EF [eV] 3.5 4.0 Abbildung 6.4: Photonenenergieabhängigkeit von eT : Die Anregung ist erst mit Photonenenergien von 3.2 eV möglich, die auch ausreichen, um den n=1-Bildladungszustand zu bevölkern. Dieser Zustand ist in den Spektren mit hν=3.28 und 3.63 eV kaum zu sehen, weil die Messungen mit ca. 300 fs langen Laserpulsen aufgenommen wurden, um das Untergrundsignal zu minimieren (vgl. Abb. 6.2). die Photonenenergie eine Schwelle von 3.2±0.1 eV übersteigt und nimmt mit steigender Photonenenergie zu. Die geringe Intensität von eT , die man im Spektrum mit hν=3.08 eV sieht, ist möglicherweise auf eine 2-Photonenanregung zurückzuführen. Die Fluenz bei dieser Messung war eine Größenordnung höher als bei den anderen. Es ist also nicht möglich, die Zustände bei 2 eV über EF direkt zu bevölkern. Die Spektren zeigen vielmehr, dass der Schwellwert etwa mit der energetischen Lage des ersten Bildladungszustands, der für dicke Eisschichten Teil des Leitungsbands ist, zusammenfällt. Die Elektronen werden also zunächst in ausgedehnte Zustände in der Eisschicht injiziert und von dort aus in den mehr als 1 eV stärker gebundenen Zuständen eT eingefangen. Der Anregungsprozess ist in Abbildung 6.5(a) schematisch dargestellt. Die indirekte Anregung über energetisch höher liegende Zustände macht es möglich, Zustände vom Metallsubstrat aus zu besetzen, deren Wellenfunktion direkt keinen Überlapp mit Substratzuständen aufweist. Umgekehrt können die Zustände bereits mit deutlich kleineren Photonenenergien entvölkert werden, sobald die Photonenenergie ausreicht, um eingefangene Elektronen wieder in ausgedehnte 128 6.2 Populationsdynamik (a) Population (b) Depopulation E E EVak UV Abbildung 6.5: Schematische Darstellung des Anregungs- und Depopulationsprozesses von eT EVak CB VIS UV EF EF Metall H2O H2O Metall VB z z 2PPE-Intensität Zustände anzuregen, die stärker an Substratzustände koppeln (Abb. 6.5). Um die Depopulationsschwelle zu bestimmen, wurde mit Hilfe des IR-OPAs die Photonenenergie des Probe-Strahls bis auf 0.83 eV reduziert. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass sich eT selbst dann noch ausbleichen lässt, und zwar homogen über den gesamten Peak (siehe Abb. 6.6). Dabei sollte zumindest an der niederenergetischen Flanke von eT die Photonenenergie nicht mehr ausreichen, um Elektronen in Leitungsbandzustände anzuregen. Die Ursache hierfür wird in den folgenden Kapiteln klar werden, in denen die Dynamik des Prozesses diskutiert wird. ~8 BL kristallines D2O/Ru(001) hν1=3.40 eV hν2=0.83 eV UV eT Abbildung 6.6: Depopulation von eT mit 0.83 eV (1500 nm): (gestrichelt) Spektrum mit UV allein; (durchgezogen) Spektrum mit UV + IR bei einem ∆t im Bereich von Nanosekunden. n=1 UV+IR 1.5 2.0 2.5 E - EF [eV] 3.0 3.5 Aus dem Energieschema 6.5(b) wird ferner deutlich, dass eT im korrelierten Spektrum auftauchen sollte, wenn die Photonenenergie des sichtbaren Lichts ausreicht, um die Elektronen bis über das Vakuumniveau anzuheben. Dies ist der Fall, wie man z.B. in Abbildung 6.1 im Spektrum bei großem ∆t an der hohen 2PPE-Intensität nahe der niederenergetischen Kante sieht. 6.2 Populationsdynamik Wie oben bereits erwähnt, ist man bei eT mit der Situation konfrontiert, dass die Lebensdauer der Zustände länger als die Zeit zwischen zwei aufeinander folgenden Laserpulsen ist. Damit brechen die im bisherigen Teil der Arbeit verwendeten Konzepte der Pump- 129 6 Elektroneneinfang in kristallinen Eisschichten Probe-Spektroskopie zusammen, da sich die Population durch Akkumulation über mehrere Laserpulse aufbaut und letztlich eine Überlagerung von Spektren bei einer äquidistanten Reihe von Pump-Probe-Verzögerungen gemessen wird. Diese Komplikationen ließen sich umgehen, wenn man das Lasersystem im Einzelschussmodus betreiben würde. Die mit dem Lasersystem erreichbaren Pulsenergien sind allerdings um viele Größenordnungen zu klein, um damit eine ausreichende Statistik für ein Photoemissionsspektrum zu erhalten. Es hat sich jedoch gezeigt, dass sich die Langzeitdynamik der Zustände charakterisieren lässt, indem man die zeitliche Entwicklung der 2PPE-Spektren nach dem Blocken oder Öffnen eines Laserstrahls untersucht3 . Abbildung 6.7 zeigt eine Messung, bei der alle UV Efin - EF [eV] 6.5 UV+VIS @Dt=0 6.0 eT 5.5 5.0 n=1 4.5 eT 4.0 2PPE-Intensität hn1=3.81 eVhn2=1.92 eV 0 1 2 3 Zeit [s] 4 5 Abbildung 6.7: Populations- und Depopulationsdynamik von eT : (oben) Echtzeitentwicklung des 2PPE-Spektrums, wobei der VIS-Strahl zeitweilig geblockt wurde. (Mitte) Entwicklung der Intensität im Bereich von eT abgefragt mit UV. (unten) Entwicklung der Intensität im Bereich von eT abgefragt mit VIS. 25 ms 2PPE-Spektren ausgelesen wurden. Bei durchgehender Beleuchtung mit UV-Licht wurde der sichtbare Strahl mehrfach für etwa 1 s geblockt. In diesen Zeiten erkennt man bei Endzustandsenergien von 6 eV den Peak eT . Die zeitliche Entwicklung der Intensität in diesem Energiebereich (mittlere Kurve) zeigt, dass die Population mit einer endlichen Anstiegszeit zunimmt und exponentiell gegen einen Grenzwert läuft. Die Anstiegszeit liegt bei dieser Messung bei 0.2±0.1 s. Öffnet man den sichtbaren Strahl, ist der Peak bei 6 eV sehr schnell ausgebleicht. Gleichzeitig gibt es eine kurzzeitige, sehr starke Signalüberhöhung nahe der sekundären Kante (untere Kurve). Dies sind langlebige Elektronen, die mit sichtbarem Licht abgefragt werden. Da das sichtbare Licht nur die Zustände entvölkern, 3 Dazu wurden die optischen Pfade mit elektronisch gesteuerten Verschlussblenden ausgerüstet, mit denen die Laserstrahlen reproduzierbar auf einer Zeitskala von 10 ms geschaltet werden können. 130 6.2 Populationsdynamik aber nicht nachbesetzen kann, nimmt die Population stark ab und pendelt sich auf einem viel geringeren Niveau ein. Zu dem 2PPE-Signal nahe der sekundären Kante tragen hier auch heiße Elektronen bei, da die korrelierten Spektren bei zeitlichem Überlapp der VISund UV-Pulse aufgenommen wurden. Dieser Anteil weist jedoch keine endlichen Anstiegsoder Abfallszeiten auf. Um zu untersuchen, was die Ursache für Zeitkonstanten im Sekundenbereich ist und mit welcher Häufigkeit der beobachtete Prozess auftritt, kann man die Populationsdynamik durch eine Differenzialgleichung beschreiben4 . Unter der Annahme, dass die Elektronen sich nicht dynamisch lokalisieren, sondern dass N Lokalisierungsplätze existieren, an denen Elektronen eingefangen werden können, sollte sich die Zahl der eingefangenen Elektronen n ändern gemäß ṅ = Ip+ (N − n) − (1/τ + Ip− ) n . (6.1) Dabei steht I für die Photonendichte, p+ und p− bezeichnen die Wirkungsquerschnitte für Population und Depopulation der langlebigen Zustände mit der Lebensdauer τ . Die Gleichung beinhaltet der gemessenen Pulslängenabhängigkeit folgend die Annahme, dass sowohl Population als auch Depopulation Ein-Photonen-Prozesse sind. Der erste Term, der die Zunahme der Population beschreibt, ist proportional zur Anzahl der noch nicht besetzten Lokalisierungsplätze. Zur Abname der Population trägt zum einen der Zerfall entsprechend der Lebensdauer der Zustände τ bei. Darüber hinaus werden die Zustände effektiv durch eine weitere optische Anregung entvölkert, wie das Ausbleichen des Signals mit sichtbarem Licht zeigt. Dieser Prozess findet auch mit UV-Licht statt, die Lichtintensität ist jedoch um ein bis zwei Größenordnungen geringer. Gleichung 6.1 hat die Lösung ³ ´ Ip+ N n(t) = (6.2) 1 − e−(1/τ +I(p+ +p− ))t + n0 e−(1/τ +I(p+ +p− ))t . 1/τ + I (p+ + p− ) Ein Bruchteil a der depopulierten Elektronen verlässt die Probe und erreicht den Elektronendetektor, so dass sich die gemessene 2PPE-Intensität schreiben lässt als I 2PPE (t) = aIp− · n(t) . (6.3) Die 2PPE-Intensität ändert sich wie die Population beim Einschalten bzw. Blocken eines Laserstrahls mit der Zeitkonstanten 1/τ̃ = 1/τ + I (p+ + p− ) (6.4) und läuft gegen den asymptotischen Wert 2PPE I∞ = aI N Ip+ p− . 1/τ + I (p+ + p− ) (6.5) Beide Größen sind also nicht nur von der Lebensdauer der Zustände, sondern auch von der Fluenz abhängig. In Abbildung 6.8 ist das Ergebnis einer Messung dargestellt, bei der der zeitliche Verlauf des 2PPE-Spektrums nach Einschalten des UV-Lichts in Abhängigkeit der Fluenz aufgenommen wurde. Die Fluenz wurde variiert durch unterschiedliche 4 Die Modellierung mit infinitesimalen Zeitschritten macht nur Sinn, weil die Zeitkonstanten lang gegen die inverse Repititionsrate des Lasersystems sind, d.h. man regt mit quasi-cw-Licht an. 131 2PPE-Intensität von e T 100 48% 21% 10 6.4% 1 100 1/τAnstieg [1/s] I/ =100% I0 2PPE-Intensität 6 Elektroneneinfang in kristallinen Eisschichten 10 1 10 1 0.1 0.0 1.0 Zeit [s] 2.0 2 0.01 4 6 8 2 0.1 relative Fluenz 4 6 8 1 Abbildung 6.8: Fluenzabhängigkeit langlebiger Elektronen: (links) Intensitätsanstieg nach Freigabe des UV-Strahls für unterschiedene Fluenz. (rechts) Sowohl für die asymptotische Intensität (oben) als auch für das Inverse der Anstiegszeit (unten) ergibt sich der nach Gleichung 6.2 erwartete lineare Zusammenhang. Graufilter, deren Transmission für den UV-Bereich extra mit einem optischen Spektrometer vermessen wurde. Die Unsicherheit in der Eichung spiegelt sich in den relativ großen Fehlerbalken im Bereich niedriger Fluenzen wider. Links ist das unterschiedliche Anstiegsverhalten von eT zusammen mit exponentiell gegen einen Grenzwert laufenden Fitfunktionen dargestellt. Für die Bestimmung der asymptotischen Intensität wurde zunächst ein linear von der Energie abhängender Untergrund abgezogen. Sowohl für die Intensität als auch das Inverse der Anstiegszeit wird die Fluenzabhängigkeit gut durch einen linearen Zusammenhang beschrieben (siehe eingezeichnete Fitkurven). Das bestätigt zum Einen, dass sowohl Population als auch Depopulation Ein-Photonenprozesse sind. Darüber hinaus zeigt es aber auch, dass die Lebensdauer der Zustände lang im Vergleich zur Anstiegszeit des 2PPE-Signals sein muss, also länger als 10 s. Mit Hilfe der Gleichungen 6.4 und 6.5 kann man abschätzen, wie viele Plätze eigentlich in einer Eisschicht existieren, an denen Elektronen derartig lange lokalisiert werden können. Bei Bedingungen, unter denen die Verweildauer der Elektronen in der Eisschicht nicht durch den Rücktransfer ins Metall, sondern durch die lichtinduzierte Depopulation bestimmt ist, erhält man für die Zahl der existierenden Defekte N≈ 2PPE p + p I∞ + − · aIp− p+ Die effektive Depopulation mit sichtbarem Licht zeigt, dass p− folgt 2PPE N > /a ∼ 4τ̃ · I∞ (6.6) > ∼ p+ gelten muss. Daraus (6.7) Nimmt man an, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Elektron bei der Depopulation tatsächlich die Probe verlässt und auch noch auf den Elektronendetektor trifft und nachgewiesen wird, in der Größenordnung von 10−4 liegt, ergibt sich aus Messungen bei Bedeckungen 132 6.2 Populationsdynamik Efin - EF [eV] 8 Pump ∆t 7 Probe 6 5 2PPEIntens. 4 -10 -5 0 5 Abbildung 6.9: Messung der Elektronendynamik auf der Zeitskala von Sekunden: Nach Beleuchtung für 10 s mit UV-Licht, um eine Population in eT aufzubauen, wird der Strahl geblockt. Nach einer variablen Zeit ∆t wird die Probe mit sichtbarem Licht beleuchtet, wodurch die verliebene Population von eT innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde abgefragt wird. 10 Zeit [s] um 5 BL eine Defektdichte von mehr als 1012 cm−2 . Bezogen auf die Zahl der Wassermoleküle entspricht das einer Konzentration von mehr als 10−4 , einem Wert, der höher ist als die Konzentration der Punktdefekte im Volumen von kristallinem Eis bei -20◦ C. Es handelt sich also durchaus nicht um eine seltene Spezies5 . Da die Photonenflussdichte bei den Experimenten bekannt ist, kann man nach Gleichung 6.4 auch den Wirkungsquerschnitt für die Depopulation berechnen. Wieder unter −18 cm2 . der Annahme, dass p− > ∼ p+ ist, liegt der Wirkungsquerschnitt bei 0.5–1·10 6.2.1 Pump-Probe-Spektroskopie auf der Sekundenzeitskala Die Dynamik der langlebigen Zustände wurde mit einer speziellen Form der Pump-ProbeSpektroskopie untersucht, deren Prinzip in Abbildung 6.9 exemplarisch an einer Messung dargestellt ist. Zunächst wird mit UV-Licht (hνPump >3.2 eV) eine Population in den Zuständen erzeugt, jedoch nicht mit einem kurzen Puls, sondern akkumuliert über 10 s, so dass gemäß Gleichung 6.2 eine stationäre Population erreicht wird. Nach variabler Dunkelzeit ∆t werden die Elektronen über mehrere Sekunden abgefragt, wobei die Photonenenergie zwar ausreicht für die Photoemission aus den langlebigen angeregten Zuständen, nicht aber, um sie mit Ein-Photonenprozessen zu bevölkern (hνProbe <3.2 eV). Da die Intensität des Probe-Strahls um ein bis zwei Größenordnung höher ist als die des Pump-Strahls, wird die Population von eT in einem Bruchteil einer Sekunde abgeräumt. In dieser Zeit ist das 2PPE-Signal sehr intensiv, zu späteren Zeiten tragen nur noch gewöhnliche“ 2- und 3” Photonenprozesse zum Signal bei. Dieses Untergrundsignal wird bei der Auswertung vom eigentlichen Probe-Signal abgezogen. Es sei angemerkt, dass die Zeitauflösung nicht durch die Dauer der Beleuchtung mit Pump- und Probe-Licht bestimmt ist, sondern durch die jeweiligen Depopulationszeiten. Sie ist damit abhängig von der Fluenz und liegt unter den experimentellen Bedingungen in der Größenordnung von 0.1 s. Abbildung 6.10 zeigt derartige Pump-Probe-Spektren aufgenommen mit hνProbe =3.1 eV bei einer Probentemperatur von ca. 35 K. Das Spektrum für ∆t=0.1 s wurde aus einer 5 Die Zahl der besetzten Zustände n∞ ist interessanter Weise in der benutzten Näherung unabhängig von der Laserfluenz. 133 6 Elektroneneinfang in kristallinen Eisschichten 1 ∆t =0.1 s 1s 10 s 60 s 3 2 Peak-Maximum 2.0 300 s 1.8 630 s 1.0 1.5 2.0 E - EF [eV] 2.5 3.0 E - EF [eV] PE-Intensität 6 5 4 (τ~10 min) integr. PE-Intensität T~35 K Θ~2 BL hνPump= 3.9 eV hνProbe= 3.1 eV 1.6 0 300 ∆t [s] 600 Abbildung 6.10: Elektronendynamik ultralanglebiger Elektronen in kristallinem Eis:(links) Photoelektronenspektren mit hνProbe =3.1 eV. Das Spektrum bei ∆t=0.1 s ist bei gleichzeitiger Beleuchtung mit UV und 400 nm-Licht aufgenommen. Der Wert für die Zeitverzögerung ergibt sich aus dem mittleren Alter der Elektronen entsprechend dem fortwährenden Depopulationsprozess. Messung wie in Abbildung 6.7 durch Abzug des entsprechenden Untergrundsignals extrahiert und so skaliert, dass die integrierte Intensität in den Trend der Spektren bei 1 s und 10 s passt. Um die zeitliche Entwicklung zu verdeutlichen, sind die Spektren entsprechend dem jeweiligen ∆t vertikal verschoben. Selbst 10 min nach der Anregung ist eine messbare Population der Zustände vorhanden. Aus den integrierten 2PPE-Intensitäten wird deutlich, dass der Zerfall nicht exponentiell ist und eine langsame Komponente mit einer Lebensdauer von mehr als 10 min besitzt (Abb. 6.10(b)). Die Spektren zeigen darüber hinaus, dass sich der Peak auch auf der Minutenzeitskala noch um mehrere 100 meV zu niedrigeren Energien verschiebt (Abb. 6.10(c)). Wie die Zerfallsrate, so verringert sich auch die Stabilisierungsrate mit fortschreitender Zeit nach der Anregung. Die asymptotische Bindungsenergie wird allerdings auch in dem Zeitfenster von gut 10 min nicht erreicht. 6.2.2 Diskussion des Lokalisierungs- und Stabilisierungsprozesses in kristallinem Eis Die in den letzten Abschnitten vorgestellten Experimente weisen nach, dass in kristallinen Eisschichten lokalisierte elektronische Zustände existieren, die bei einer Energie von 2 eV über EF eine Lebensdauer von mehreren Minuten haben und auf dieser Zeitskala noch stabilisiert werden. Im Folgenden soll nun diskutiert werden, was man aus den Experimenten über die mikroskopische Struktur der elektronischen Wellenfunktion und der lokalen Eisumgebung lernen kann. 134 6.2 Populationsdynamik Lebensdauer und Energiebarriere Im Volumen von amorphem wie kristallinem Eis können lokalisierte Elektronen bereits bei 77 K für viele Minuten stabilisiert werden [Gil01]. Die Ursache ist, dass stärker gebundene unbesetzte Zustände, in die die Elektronen relaxieren könnten, nur an Defekten wie OH und H3 O+ existieren, deren Konzentration und Mobilität jedoch sehr gering ist. Die Metalloberfläche hingegen stellt viele unbesetzte Zustände zur Verfügung. Zwischen Elektron und Metall muss demnach eine Potentialbarriere existieren, die so groß ist, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Elektronentransfer zurück ins Metall der beobachteten Lebensdauer von mehreren Minuten entspricht. Der Potentialverlauf in der Umgebung eines lokalisierten Elektrons ist nicht bekannt. Um die Größenordnung der Barriere abzuschätzen, kann man stark vereinfachend den Tunnelprozess durch eine rechteckige Potentialschwelle betrachtet, wie in Abbildung 6.11 skizziert. Energie Metall Eis V0 Abbildung 6.11: Skizze zur Abschätzung der Energiebarriere V0 −E zwischen Elektron und Metall aus der Tunnelwahrscheinlichkeit durch einen Potentialwall der Dicke d E z a Die Wahrscheinlichkeit, dass ein von rechts einfallendes Teilchen mit der Energie E die Potentialschwelle durchquert, ergibt sich zu [Sch92] |S(E)|2 = 1 (6.8) 1 + (1 + p √ mit ²=κ/k - k/κ, k= 2mE/} und κ= 2m(V0 − E)/} . Für große Barrieren (κd À 1) lässt sich Gleichung 6.8 vereinfachen zu µ ¶ p d 2 |S(E)| ≈ exp −4 2m(V0 − E) (6.9) } (²2 /4)) sinh2 (κd) Um von der Transmissionswahrscheinlichkeit zu einer Zerfallszeit zu kommen, muss man abschätzen, wie oft das Elektron gegen die Potentialschwelle anläuft. τ −1 ≈ ν0 |S(E)|2 (6.10) Man kann ν0 in erster Näherung aus der Umlaufzeit eines klassischen Teilchens in dem Potentialtopf annehmen. Sie liegt für kinetische Energien von ∼1 eV und Topfbreiten von 2–3 Å bei ∼1 fs. Der genaue Wert ist unkritisch, da ν0 nur linear in die Zerfallsrate eingeht (Gl. 6.10). Die Tunnelwahrscheinlichkeit hängt hingegen kritisch von der Breite d der Potentialbarriere ab. Von der ersten Bilage ist bekannt, dass sie aufgrund der stärkeren Bindung zum Metall die Oberfläche benetzt [Hel95a]. Da die Bilage im Vergleich zum Volumen von Eis wegen der um ca. 4 % größeren Gitterkonstante der Ru(001)-Oberfläche gedehnt ist, kann es sein, dass die zweite Lage nicht geschlossen aufwächst. Bei einer Bedeckung 135 6 Elektroneneinfang in kristallinen Eisschichten von nominell 2 BL können sich also aus dem Material einer Bilage Eiscluster bilden. Die Clusterhöhe sollte allerdings wenige Bilagen nicht überschreiten. Nimmt man für diese eine maximale Höhe von 4–5 BL an, halten sich die Elektronen bestenfalls 15–20 Å von der Metalloberfläche entfernt auf. Um hier Lebensdauern in der Größenordnung von einigen Minuten zu erhalten, ist eine Barriere (V 0 -E)∼4–7 eV erforderlich. Die lokale Umgebung des Elektrons muss dementsprechend nicht nur einen bindenden Potentialtopf bilden, sondern zusätzlich lokal eine hohe Barriere, durch die das Tunneln des Elektrons unterbunden wird. Das Peakmaximum liegt 10 s nach der Anregung 1.95 eV über EF und damit 1.2 eV unterhalb des n=1 und der Energiebarriere für die Bildung bzw. Besetzung des Zustands. Bei den angenommenen Werten von d wäre also über die volle Breite eine zusätzliche Barriere von mehreren eV erforderlich, was unrealistisch erscheint, zumal es in diesem Fall schwierig sein sollte, die Zustände mit VIS Licht zu entvölkern. Durch die Reduzierung auf eine Dimension überschätzt das einfache Modell sicherlich die Tunnelwahrscheinlichkeit, der Fehler sollte allerdings nicht viele Größenordnungen betragen. Es ist möglich, dass die Breite der Barriere effektiv größer als 20 Å ist. Dazu kann beispielsweise die Bandstruktur des Substrats beitragen, die entlang der Oberflächennormalen oberhalb von 1.5 eV über EF eine Bandlücke aufweist. Das Elektron müsste folglich unter einem Winkel in das Metall eindringen und dadurch einen längeren Weg durch die Eisschicht tunneln. Wahrscheinlicher erscheint allerdings, dass das Elektron an schnelle Solvatmoden ankoppelt, so dass die Born-Oppenheimer-Näherung nicht mehr erfüllt ist. Elektron und Umgebung sind dann als ein Komplex zu betrachten, der eine entsprechend hohe effektive Masse aufweist und dadurch extrem lokalisiert werden kann. In jedem Fall wird klar, dass sich die Elektronen relativ weit von der Oberfläche entfernt aufhalten müssen. Der maximale Abstand vom Metall ergibt sich, wenn die Elektronen nicht im Volumen der Eisschicht, sondern an der Grenzfläche zum Vakuum lokalisiert sind, ähnlich wie es für die Solvatisierung von Elektronen in amorphen Eisschichten bei niedrigen Bedeckungen vorgeschlagen wird. Die außergewöhnlich lange Lebensdauer lässt die Frage aufkommen, ob man wirklich langlebige elektronische Zustände spektroskopiert, oder ob man nicht beispielsweise mit einem Elektron einen Defekt erzeugt, der sich nach der Relaxation des Elektrons entwickelt. Zu einem späteren Zeitpunkt könnte man den Zustand wieder besetzen und so seine Entwicklung abfragen. Gegen ein solches Szenario spricht, dass für das erneute Besetzen und Abfragen ein 2-Photonenprozess nötig ist, was nicht mit der Unabhängigkeit des Photoelektronensignals von der Pulslänge und der linearen Abhängigkeit von der Photonendichte vereinbar ist. Außerdem würde man erwarten, dass sich der zwischenzeitlich unbesetzte elektronische Zustand eher zu höheren als zu niedrigeren Energien verschieben sollte. Dass genau dies für die hier spektroskopierten Zustände eintrifft, nachdem man sie depopuliert, konnte, wie in Kap. 6.5 beschrieben, durch eine Abwandlung des Experiments gezeigt werden. Darüber hinaus lässt sich in diesem Bild der effektive Depopulations- und Photoemissionsprozess mit sichtbarem Licht nicht verstehen, so dass der Erklärungsansatz verworfen wird. Stabilisierungsprozess: kristallines vs amorphes Eis Während die Absorptionsspektren von amorphem und kristallinem Eis im Volumen im Prinzip sehr ähnlich sind, werden in 136 6.2 Populationsdynamik der Elektronendynamik an adsorbierten Schichten große Unterschiede offenbar. In amorphen Schichten wird eine Elektronensolvatisierung auf der fs- bis ps-Zeitskala beobachtet, die im kristallinen Fall nicht erscheint. Dafür tritt ein ähnlicher Prozess auf einer um 15 Größenordnungen langsameren Zeitskala in Erscheinung. In beiden Fällen handelt es sich um das Phänomen, dass eine Überschussladung durch den Respons der umgebenden Wassermoleküle stabilisiert wird. Im Frühstadium der Solvatisierung befinden sich die Elektronen energetisch sehr nahe an den delokalisierten Zuständen des Leitungsbands. Hier ist der Prozess von dem dynamischen Wechselspiel von zunehmender Einschnürung der elektronischen Wellenfunktion und von der Umordnung insbesondere der ersten Solvathülle, sprich der nächsten Nachbarmoleküle geprägt. Da das System weit vom Gleichgewicht entfernt ist, wird bei der Relaxation lokal Energie freigesetzt, die groß ist verglichen mit der thermischen Energie kT . Die Solvatisierung ist deshalb in diesem Stadium unabhängig von der Temperatur. In der Spätphase des Prozesses ist die Struktur der ersten Solvathülle weitgehend relaxiert und die dabei frei gewordenen Energie dissipiert. Gleichzeitig ist die Ladung des Elektrons zunehmend abgeschirmt, so dass die Wechselwirkungsenergie mit weiter entfernten Wassermolekülen klein wird. Man kommt damit in das Regime der thermisch aktivierten dielektrischen Relaxation (Debye-Relaxation)6 . Sie ist im Volumen von Eis viel untersucht worden, allerdings nur bei T >100 K, weil die Relaxationszeiten bei tieferen Temperaturen extrem lang werden. Extrapoliert auf 40 K würde sie 1016 Jahre betragen. Das liegt daran, dass Konzentration und Mobilität der Defekte, die für die Änderung der Eiskonfiguration erforderlich sind, gegen Null geht. Die Relaxation ist in adsorbierten Schichten beschleunigt, weil die Konzentration von Defekten durch den Einfluss der Grenzschichten zum Metall und zum Vakuum stark erhöht ist (vgl. S. 28). Wie in Abschnitt 6.2 gezeigt, ist z.B. die Konzentration der möglichen Lokalisierungsplätze in den adsorbierten kristallinen Eisschichten um viele Größenordnungen höher als die jeglicher Defekte im Volumen bei entsprechenden Temperaturen. Hinzu kommt, dass bei der Präparation der Schichten die Probe nach dem Tempern bei 160 K innerhalb von eineinhalb Minuten auf unter 50 K abgekühlt wird. Dadurch wird ein Teil der bei 160 K existierenden Lokalisierungsplätze und der Defekte eingefroren, die zur Relaxation beitragen können. Es stellt sich nun die Frage, weshalb in amorphem Eis nur die Frühphase, in kristallinem Eis hingegen nur die Spätphase des Stabilisierungsprozesses beobachtet wird. Wie bereits in Kap. 5.1 erläutert, ist die Ursache für das Fehlen einer Solvatisierung in kristallinem Eis die Aktivierungsenergie, die bei der Verzerrung des Kristallgitters überwunden werden muss. Die bessere Ordnung der kristallinen Schicht zeigt sich z.B auch darin, dass der Peak des delokalisierten n=1-Zustands deutlich intensiver und weniger diffus ist als in der amorphen Schicht (vgl. Abb. 5.1). Eine Lokalisierung ist hauptsächlich an wohl definierten Defektstrukturen möglich. Im Volumen der Schicht könnten das die von anderen Gruppen vorgeschlagenen DV-Defekten sein. Wie die in Kap. 6.6 und 6.7 vorgestellten Experimente 6 Im Gegensatz zum Respons auf ein homogenes elektrisches Feld erhält man für den Respons auf eine Punktladung innerhalb der Schicht keine konstante Relaxationsrate. Der Grund dafür ist, dass das elektrische Feld der Zusatzladung ohne Abschirmung bereits mit 1/r2 zu den äußeren Solvathüllen hin abfällt, so dass deren Umorientierung zunehmend verlangsamt ist. Man kann deshalb eine Stabilisierung auf verschiedenen Zeitskalen beobachten. 137 6 Elektroneneinfang in kristallinen Eisschichten 2PPE Intensität (norm.) jedoch zeigen, werden die Elektronen im Bereich der Eis/Vakuum-Grenzschicht eingefangen. Als Pendant zum DV-Defekt kann man sich eine Anhäufung von freien O–D-Gruppen an Stufenkanten oder anderen Defekten an der Oberfläche vorstellen. Während es sich in amorphen Eis um Solvatisierung im Volumen der Schicht handelt, hat man es in kristallinem Eis mit einem Elektroneneinfang an der Vakuumgrenzschicht zu tun. Die Populationsakkumulation über viele Laserpulse führt der Ratengleichung 6.1 zufolge etwa zu einer Verstärkung des 2PPE-Signals um einen Faktor 20000. Bei Zählraten von typischerweise 20 kHz weist man folglich ∼1 Elektron pro Anregungspuls nach. Bedenkt man, dass man eT auch bei 1/50 der mittleren Zählrate noch sehen kann und dass man mit den um 1–2 Größenordnungen intensiveren sichtbaren Pulsen abfragen kann, so ist erstaunlich, dass man eT auf der Femtosekundenzeitskala nicht beobachtet. Die Anfangspopulation des lokalisierten Zustands in kristallinem Eis kann demnach nur weniger als 2 Größenordnungen über der nach 0.1 s liegen, vorausgesetzt, die Abfragewahrscheinlichkeiten unterscheiden sich nicht dramatisch. Die Population von eS hingegen zerfällt auf 1/100 ihres Maximalwerts bereits in weniger als 2 ps. Diese Abschätzung zeigt, dass die Elektronen in kristallinem Eis direkt in stärker gebundenen Zuständen eingefangen werden. Auf der anderen Seite sollten auch in amorphem Eis Plätze existieren, an denen Elektronen stark gebunden werden können. Dass man trotzdem eT nicht beobachtet, ist wahrscheinlich eine Folge davon, dass die Lebensdauer der Zustände kürzer ist. Die Fluktuationen in der lokalen Umgebungsstruktur haben unter Anderem zur Folge, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit zwischen Elektron und Metall ein Pfad existiert, entlang dessen die Potentialbarriere abgesenkt und damit die Tunnelwahrscheinlichkeit erhöht ist. Auf dem Cu(111)-Substrat konnte in amorphen Schichten, die für wenige Sekunden auf 153 K geheizt wurden, ein Übergangsstadium zwischen beiden Regimes beobachtet werden. Die Intensität von eS ist um etwa einen Faktor 2 reduziert, eT wird aber bereits beobachtet. Kreuzkorrelationen an derartigen teilkristallinen Eisschichten sind in Abbildung 6.12 dargestellt. Sie zeigen in der Ultrakurzzeitdynamik eine Komponente, deren Lebensdauer 1 4 2 0.1 XC bei (E - EF)=2.4 - 3.2 eV amorph kristallin SS 4 Abbildung 6.12: Kreuzkorrelationen im Energiebereich solvatisierter Elektronen für eine amorphe und eine halb kristalline Eisschicht auf Cu(111): Der Populationszerfall der für wenige Sekunden auf 153 K geheizten Schicht weist eine langlebige Komponente mit τ À4 auf. 2 0.01 ~4 BL D2O/Cu(111) 4 0 1000 2000 3000 4000 Pump-Probe-Verzögerung ∆t [fs] viel größer ist als 4 ps. Ihre Amplitude liegt bei wenigen Prozent der Maximalamplitude von eS . Die Messungen werden so interpretiert, dass Zustände in amorphen Bereichen durch eine kristalline Zwischenschicht vom Substrat entkoppelt werden. Ihre Lebensdauer 138 6.3 Bedeckungsabhängigkeit und photoinduzierte Strukturänderung ist dadurch wesentlich verlängert. Es ist aber nicht zwingend, dass sich diese Zustände zu solchen mit einer Lebensdauer von mehreren Minuten entwickeln. 6.3 Bedeckungsabhängigkeit und photoinduzierte Strukturänderung Sowohl die lange Lebensdauer als auch die Tatsache, dass die Elektronen an Defekten eingefangen werden, lassen eine starke Bedeckungsabhängigkeit erwarten. Schon in amorphen Eisschichten auf Cu(111) hat sich gezeigt, dass dabei besonders die bedeckungsbedingten Strukturänderungen von Bedeutung sind. In Eis auf der Ru(001) kommt hinzu, dass sich die Struktur der Eisschicht durch die Beleuchtung mit UV-Licht ändert. Abbildung 6.13 zeigt Messungen, bei denen 2PPESpektren als Funktion der Beleuchtungsdauer bzw. der Photonendosis für verschiedenen Bedeckungen aufgenommen worden sind. -12 eT nach 15 min 15 BL 5 BL PE-Intensität pro Photon/s frischer Spot kristallines D2O/Ru(001) 25 eT 20 15 10 5 hν=3.89 eV; ~5x10 1.0 2.0 E - EF [eV] 3.0 18 2 Photonen/(cm s) 0 4.0 3.9 3.8 Φ 2 BL 0.0 15 BL 5 BL 2 BL 0 5 10 Φ [eV] 2PPE-Intensität (norm.) 30x10 15 Zeit [min] Abbildung 6.13: Einfluss von UV-Licht auf eT und Φ: (rechts) zeitliche Entwicklung der 2PPEIntensität bei E-EF = 1.2–2.8 eV für verschiedene Bedeckungen. (unten) Änderung der Austrittsarbeit für 15 BL und 2 BL. (links) Zugehörige 2PPE-Spektren jeweils zu Anfang der Zeitserie und nach 15 min. Die 2PPE-Intensitäten sind normiert auf den einfallenden Photonenstrom. Alle Messungen wurden bei T ∼35 K durchgeführt. Links sind Spektren jeweils zu Anfang und nach 15 min entsprechend einer Photonendosis von etwa 5·1021 Photonen/cm2 zu sehen, rechts die zeitliche Entwicklung der Peakintensität und der Austrittsarbeit Φ. Die 2PPE-Intensitäten sind normiert auf den einfallenden Photonenstrom. Der Vergleich von Messungen von verschiedenen Tagen hat ergeben, dass das Signal unabhängig von der Größe des Laserspots auf der Probe ist7 . Dies steht in Einklang mit der Lösung der Differenzialgleichung 6.1. Die Photonendichte I nimmt zwar umgekehrt proportional zur Spotgröße ab, die Gesamtzahl der beleuchteten Defekte N aber nimmt entsprechend zu, so dass das Produkt beider Größen konstant bleiben sollte. 7 Schwankungen von <20 % können leicht durch geringfügig unterschiedliche Präparationsbedingungen entstehen. 139 6 Elektroneneinfang in kristallinen Eisschichten Die Intensität von eT ist auf den frisch präparierten Proben zwar zunächst deutlich abhängig der Bedeckung Θ, die Unterschiede sind jedoch nicht so groß, wie man aus den Abschätzungen der erforderlichen Potentialbarriere vielleicht erwarten könnte. Die niedrigste Bedeckung, bei der eT wenn auch mit sehr geringer Intensität beobachtet wurde, beträgt 1.1 BL, auf der Bilage tritt eT nicht auf. Die anfänglichen Unterschiede in der Intensität werden für Θ>1.5 BL durch photoinduzierte Prozesse weitgehend ausgeglichen. Für Θ>6 BL nimmt die Intensität mit fortschreitender Beleuchtung ab. Zwischen 3 und 5 BL bleibt die Intensität nahezu konstant. Bei Θ ∼ 2 BL steigt sie sogar an bei fast konstantem Φ. Wie die exemplarischen Spektren (linker Teil der Abbildung) vom Anfang der jeweiligen Messung und nach 15 min zeigen, schlagen sich die photoinduzierten Prozesse nicht nur in der Intensität, sondern auch in der Form der Spektren nieder. Es werden zwei verschiedene Entwicklungen beobachtet, die sich entgegengesetzt auf die integrale Intensität auswirken. Die Intensitätsabnahme erfolgt insbesondere von der niederenergetischen Kante des Peaks her, so dass sich der Schwerpunkt zu höheren Energien verschiebt und der Peak schmaler wird. Bei hohen Bedeckungen folgt die Peakverschiebung etwa der Änderung der Austrittsarbeit im Gegensatz zum n=1 Bildladungszustand, der unabhängig von der (globalen) Austrittsarbeit in der Energie relativ zu EF konstant bleibt. Ein Signalanstieg findet dagegen im Bereich des schmalen Peaks statt bei konstanter Austrittsarbeit. Bei hohen Bedeckungen überwiegt der erste Prozess, bei den niedrigen Bedeckungen ist die Peakform bereits nach wenigen Minuten stabil und es nimmt nur noch die Amplitude zu. Für mittlere Bedeckungen kompensieren sich beide Effekte insofern, als die Peakintensität konstant bleibt. Bemerkenswert ist, dass die anfänglichen Unterschiede in der Signalintensität bei hohen und bei niedrigen Bedeckungen annähernd ausgeglichen werden. Dass die Peakintensität von eT nicht überproportional mit der Bedeckung anwächst, ist wahrscheinlich eine Folge davon, dass nicht nur die Anzahl der Lokalisierungsplätze entscheidend ist, an denen Elektronen lang genug festgehalten werden können, sondern auch, ob diese Zustände überhaupt besetzt werden können. Je weiter ein Lokalisierungsplatz vom Substrat entfernt ist, desto länger ist zwar im Prinzip seine Lebensdauer, desto kleiner wird aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Elektron aus dem Substrat überhaupt dorthin gelangt. Diese beiden Trends können sich gegenseitig aufheben und so zu der geringen Bedeckungsabhängigkeit der asymptotischen Intensität führen. Die photoinduzierten Prozesse, die hinter der zeitlichen Entwicklung von eT und der Austrittsarbeit stehen, können die Folge einer optischen Anregung in der Eisschicht selbst sein oder durch die injizierten Elektronen aus dem Metallsubstrat ausgelöst werden. Für flüssiges Wasser ist bekannt, dass eine 2-Photonenabsorption ab 3.2 eV [Han90, Cro96, Tho99] mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Dissoziation eines Wassermoleküls führt. In kristallinem Eis kann mit Photonenenergien >6.5 eV eine Photoleitfähigkeit erzeugt werden, wobei als zugrunde liegender Prozess eine mehrstufige Reaktion vorgeschlagen wird, die sich zusammenfassen lässt als [Pet94] 2H2 O + hν → H3 O+ + OH·int + (e− + DV ) . (6.11) Der in Klammern stehende Komplex entspricht gerade der vielfach vorgeschlagenen Struktur für das Pendant des solvatisierten Elektrons in kristallinem Eis. Über eine 2-Photonen- 140 6.3 Bedeckungsabhängigkeit und photoinduzierte Strukturänderung absorption könnte dieser Prozess zum photoinduzierten Signalanstieg beitragen, wie er bei niedrigen Bedeckungen beobachtet wird. Dass ein derartiger photochemischer Prozess in intakten Eisregionen für die Signalabnahme verantwortlich sein könnte, erscheint jedoch äußerst unwahrscheinlich. Um die Zahl der langlebigen Elektronen um mehr als 30 % zu reduzieren, müsste ein signifikanter Anteil der Eisschicht zerlegt werden. Dies ist aber nicht damit in Einklang zu bringen, dass die delokalisierten Zustände in der Eisschicht von den Änderungen der globalen Austrittsarbeit und der Intensität von eT unberührt bleiben. Es ist daher viel wahrscheinlicher, dass es sich um lokale Strukturänderungen handelt, die gerade durch den Einfang aus dem Substrat injizierter Elektronen getrieben werden. Ein sehr wichtiger Aspekt ist dabei, dass beim Einfang Energie in die direkte Umgebung des Elektrons dissipiert wird, die nicht nur die Energie einer Wasserstoffbrückenbindung übersteigt, sondern auch die Aktivierungsenergie für das Wandern z. B. von Fehlstellen. Ähnliches gilt auch für den Depopulationsprozess, da die Umgebung des Elektrons hochgradig im Nichtgleichgewicht zurückgelassen wird. Nimmt man an, dass die Elektronen in einer lokalen Umgebung ähnlich einem DV-Defekt eingefangen werden, so kann z.B. die Energie, die in der Solvathülle gespeichert ist, dafür genutzt werden, dass eines der Nachbarmoleküle in die Fehlstelle springt und diese damit verschiebt oder ausheilt. Durch den Elektroneneinfang kommt es also zu einer kurzzeitigen, erhöhten Mobilität der Defekte, was einem lokalen Tempern gleichkommt. Auf diese Weise kann die Schicht homogener werden, weshalb das Spektrum schmaler wird und lokal die Austrittsarbeit steigt. Da im Mittel jeder Lokalisierungsplatz ein oder mehrmals pro Sekunde bevölkert wird, kann das elektroneninduzierte Tempern durchaus einen signifikanten Effekt auf die Defektdichte und deren räumliche Verteilung haben. Man bedenke, dass nicht nur Elektronen mit Lebensdauern im Sekundenbereich zu diesem Effekt beitragen können, sondern auch kurzlebigere Einfangplätze, sofern bei Population oder Emission ausreichend viel Energie in die Eisumgebung dissipiert wird. Die delokalisierten Bildladungszustände bleiben davon unberührt, da sie sich in den ohnehin defektarmen Bereichen ausbilden. 141 6 Elektroneneinfang in kristallinen Eisschichten 6.4 Einfluss der Temperatur Alle bis hierher gezeigten Messungen an kristallinen Eisschichten auf Ru(001) wurden bei Temperaturen unter 40 K durchgeführt. Die noch auf einer Zeitskala von Minuten fortschreitende Stabilisierung der langlebigen Elektronenzustände zeigt, dass das System weit vom Gleichgewicht entfernt ist. Um zu untersuchen, welchen Einfluss die Temperatur auf den Prozess hat, wurde wiederum die Entwicklung des 2PPE-Spektrums während einer langsamen Heizrampe (∼0.1 K/s) aufgenommen. Abbildung 6.14 zeigt eine solche Messung, bei der die Probe nur mit UV-Pulsen einer Länge von ca. 300 fs angeregt wurde, um den Untergrund an 2-Photonenprozessen innerhalb eines Pulses zu reduzieren. Die 2PPE-Intensität ist als Funktion der Zwischenzustandsenergie und der Probentemperatur in Falschfarben dargestellt. E - EF [eV] 3 hν = 3.90eV 2 eT 1 d-Band Multilage QMSSignal 0 1.2 ~4 BL D2O/Ru(001) 0.8 (kristallin) 0.4 0.0 50 Bilage 100 150 Temperatur [K] 200 Abbildung 6.14: Temperaturabhängigkeit von eT : komplette Messung auf derselben Stelle der Probe. Bei tiefen Temperaturen ist eT bei gut 2 eV über EF zu sehen. Mit steigender Temperatur verschiebt sich der Peak in Richtung Fermi-Niveau. Die Bedeckung liegt mit 4 BL in dem Bereich, wo die Intensität des Peaks bei tiefen Temperaturen zeitlich annähernd konstant bleibt. Im Bereich von 50–70 K bricht die Intensität jedoch stark ein, so dass der Peak um 80 K praktisch ausgelöscht ist. Zu höheren Temperaturen taucht der Peak wieder auf. Seine Intensität erreicht bei ca. 140 K ihr Maximum, das etwa eine Größenordnung über dem Anfangswert bei 35 K liegt. Mit der Desorption der Multilage verschwindet auch eT aus den Spektren. Neben der Temperaturabhängigkeit von eT fällt auf, dass mit der Auslöschung von eT vorübergehend die Austrittsarbeit um mehr als 0.1 eV ansteigt. Wie in Kapitel 6.3 ausgeführt, kann es bei konstanter Temperatur allein durch photoinduzierte Prozesse zu einer Änderung sowohl der Intensität von eT als auch der Austrittsarbeit kommen. Um thermische Effekte von diesen photoinduzierten zu unterscheiden, 142 6.4 Einfluss der Temperatur E - EF [eV] 3 hν=3.89 eV 2 1 QMSSignal 0 ~5 BL D2O/Ru(001) (kristallin) 50 100 150 Temperatur [K] 200 Abbildung 6.15: Temperaturabhängigkeit von eT : Im Abstand von ca. 5 K wurde eine frische Stelle der Probe beleuchtet. Auf diese Weise können Einflüsse von Temperatur und UV-Licht unterschieden werden. Außerdem lässt sich die Peakverschiebung über den ganzen T -Bereich bestimmen. wurden Messungen durchgeführt, bei denen im Abstand von ca. 5 K die Probe parallel zur Oberfläche verfahren und damit ein frischer Spot auf der Probe beleuchtet wurde. Abbildung 6.15 zeigt eine derartige Messung. Für T >60 K wird immer eine lichtinduzierte Reduzierung der Intensität beobachtet. Dem überlagert ist ein thermisch bedingter Einbruch der Intensität zwischen 60 und 80 K, wobei die Intensität von eT auf den frischen Stellen der Probe zwar gering, für kurze Zeit aber ausreichend ist, um die Peakposition zu bestimmen. So wie zwischen 60 und 80 K auf den frischen Spots für kurze Zeit eT beobachtet werden kann, findet man auch für kurze Zeit eine Austrittsarbeit, die annähernd temperaturunabhängig ist. Im Folgenden werden nun die Peakverschiebung und die Intensitätsverhältnisse getrennt unter die Lupe genommen. 6.4.1 Temperaturabhängigkeit der Bindungsenergie Aus Messungen wie der in Abbildung 6.15 gezeigten konnte verifiziert werden, dass sich eT zwischen 35 und 160 K kontinuierlich von 2.15 eV über EF bis zum Fermi-Niveau verschiebt. Im Gegensatz zu den delokalisierten Zuständen im Leitungsbandbereich verschiebt sich das Peakmaximum von eT etwa mit der globalen Austrittsarbeit (vgl. auch Kap.6.3). In Abbildung 6.16 ist deshalb die energetische Lage von eT relativ zum Vakuumniveau aufgetragen. Die Punkte stellen Mittelwerte aus 4 Messungen dar. Die rechte Achse gibt die Position relativ zum Fermi-Niveau an frischen Stellen der Probe für die in Abbildung 6.15 gezeigte Messung an. Bei Temperaturen >130 K ist kein klares Peakmaximum mehr oberhalb der Fermi- 143 -2.0 2.0 -2.5 1.5 -3.0 1.0 -3.5 0.5 -4.0 0.0 50 100 Temperatur [K] E - EF [eV] E - EVak [eV] 6 Elektroneneinfang in kristallinen Eisschichten Abbildung 6.16: Temperaturabhängigkeit der energetischen Lage von eT . Die Punkte stellen Mittelwerte der Bindungsenergien aus 4 Messungen dar. An der rechten Achse ist E − EF für die Messung aus Abb. 6.15 angegeben. 150 Energie vorhanden, sondern lediglich eine Schulter in einem zu niedrigeren Energien hin ansteigenden Signal. Das bedeutet, dass entweder das Peakmaximum energetisch unterhalb des Messbereichs liegt, oder aber, dass die Elektronen beim Photoemissionsprozess stark inelastisch gestreut werden. In Abbildung 6.16 ist die Position der Schulter angegeben. Der große angegebene Fehler zu niedrigeren Energien soll der Möglichkeit Rechnung tragen, dass der Hauptpeak bei niedrigeren Energien liegt. Auf den ersten Blick erscheint die starke Zunahme der Bindungsenergie von eT mit 20 meV/K überraschend, zumal sich das Absorptionsspektrum solvatisierter Elektronen in flüssigem Wasser mit -2.4 meV/K genau in die andere Richtung verschiebt. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass man bei tiefen Temperaturen mit einer Messung, bei der parallel die Population und Photoemission stattfinden, nicht den voll relaxierten Zustand spektroskopiert. In der Flüssigkeit ist der Solvatisierungsprozess innerhalb weniger Pikosekunden abgeschlossen [Her99,Vil01]. Bei einer Lebensdauer im Bereich von Mikrosekunden ist das mit cw-Licht gemessene Absorptionsspektrum folglich bestimmt von voll solvatisierten Elektronen. Bei den hier gezeigten 2PPE-Messungen erreichen die Elektronen aufgrund der hohen Depopulationsrate ein mittleres Alter“ von ∼0.1 s, eine Zeit, die bei den tiefen ” Temperaturen kurz ist verglichen mit der langsamen Komponente des Stabilisierungsprozesses. Dessen Zeitkonstante ist nun aber stark temperaturabhängig. Im Volumen verkürzt sich die dielektrische Relaxationszeit zwischen 40 und 160 K rechnerisch um mehr als 20 Größenordnungen auf 1 s. Bei 110 K beträgt sie ca. 1/2 Stunde [Pet99]. Wie bereits im letzten Kapitel angemerkt, sind in den adsorbierten Eisschichten die Zeitkonstanten durch die erhöhte Konzentration von Defekten im Vergleich zum Volumen verkürzt. Dadurch liegt gerade im untersuchten Temperaturintervall der Übergang von dem Regime, in dem thermisch aktivierte Relaxation auf einer längeren Zeitskala stattfindet als der Depopulationsprozess, zu dem, in dem die Stabilisierung vergleichsweise schnell verläuft und sich das Spektrum dem Gleichgewichtsspektrum annähert. Um zu zeigen, dass sich auch mit quasi-cw-Anregung in dem Übergangsbereich ein sich kontinuierlich verschiebender Peak in den Spektren ergeben kann, wurde folgende kleine Modellrechnung durchgeführt, die in Abbildung 6.17 skizziert ist. Die mit einem Laserpuls erzeugte Population von eT wird mit den nachfolgenden Pulsen nach und nach abgebaut, so dass sich insgesamt im stationären Fall eine exponentielle Altersverteilung mit einer Abfallszeit 1/τ̃ = p− + 1/τ ergibt8 (Abb. 6.17(a)). Angenommen, 144 n(∆t ) 6.4 Einfluss der Temperatur 1 (a) τn=0.1 s 0 3.0 (b) (c) E - EF [eV] 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 τE=2 s τE=0.1 s τE=0.005 s Abbildung 6.17: Simulation der Peakverschiebung von eT mit der Temperatur. Aus der zeitlichen Entwicklung der energetischen Lage des Zustands als Funktion der Zeit nach der Anregung, gezeigt für 3 verschiedene Temperaturen (b), ergibt sich mit der aus der fortwährenden Entvölkerung resultierenden Altersverteilung“ ” der Elektronen (a) das beobachtete Spektrum (c). 0.0 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 ∆t [s] n(E ) alle Elektronen starten auf demselben Energieniveau und durchlaufen denselben Relaxationsprozess, so sind sie entsprechend ihres Alters unterschiedlich weit stabilisiert (Abb. 6.17(b)). Als Elektronen pro Energieintervall aufgetragen ergibt sich ein Spektrum, dessen Form von dem zeitlichen Verlauf des Stabilisierungsprozesses abhängt (Abb. 6.17(c)). Interessant ist, dass sich für eine exponentielle Altersverteilung und eine exponentiell verlaufende Stabilisierung in keinem Fall ein definierter Peak in der Mitte des Energieintervals ergibt. Wie das Experiment bestätigt, nähert sich das System langsamer als exponentiell dem asymptotischen Wert an. In der gezeigten Rechnung wurde der Stabilisierungsprozess beschrieben durch q E(t) = E0 · e−(t/τE ) (6.12) mit E0 =3.1 eV und q=1/4. Die zeitliche Entwicklung der Bindungsenergie wird durch diese Beziehung zumindest qualitativ wiedergegeben. Auch die Breite des Peaks von annähernd 1 eV passt gut zum Experiment. Durch Variation der Zeitkonstanten τE verschiebt sich der Peak im Spektrum, wie beispielhaft für 3 Zeitkonstanten gezeigt ist. Die Zeitskala der Stabilisierung ist dabei jeweils um einen Faktor 20 verändert worden. Die temperaturabhängige Messung von eT stellt in gewisser Weise eine spezielle Methode dar, ein System in verschiedenen Entwicklungsstadien zu untersuchen. Während in herkömmlichen Experimenten bei konstanter Temperatur die Zeit zwischen Pumpund Probe variiert wird, wird hier die mittlere Zeit, zu der das System abgefragt wird, konstant gelassen. Stattdessen wird über die Temperatur die Zeitskala des untersuchten Prozesses verändert. Geht man davon aus, dass der Elektroneneinfang entsprechend der Grenzphotonenenergie für die Anregung aus Zuständen etwa 3.2 eV über EF erfolgt und dass sich die Bindungsenergie von eT bei Temperaturen über 140 K einem asymptotischen Wert von 3.5–4.0 eV annähert, so können mit diesem Verfahren 2/3 des gesamten Stabilisierungsprozesses mitverfolgt werden. Angesichts der starken Temperaturabhängigkeit des Stabilisierungsprozesses wäre es äußerst interessant, Pump-Probe-Messungen wie in Kapitel 6.2.1 bei verschiedenen Tem8 Die exakt exponentielle Verteilung ergibt sich nur für cw-Anregung. Bei der Simulation wurde allerdings berücksichtigt, dass die Anregung gepulst mit einer Repititionsrate von 200 kHz erfolgt. 145 6 Elektroneneinfang in kristallinen Eisschichten peraturen durchzuführen. Dem sind jedoch enge Grenzen gesetzt. Zum Einen ist eine Grundvoraussetzung für das vorgestellte Messverfahren der Langzeitdynamik, dass mit dem Probe-Puls die langlebigen Elektronenzustände zwar abgefragt, aber nicht bevölkert werden können. Die zweite Anforderung beschränkt die Photonenenergie auf 3.1 eV, so dass nur Zwischenzustände bei Energien >0.9 eV über EF spektroskopiert werden können. Darüberhinaus lässt sich aufgrund der thermisch bedingten und der lichtinduzierten Strukturänderungen, die im nächsten Abschnitt behandelt werden, lediglich bei T <50 K eine hinreichende zeitliche Stabilität der Intensität etablieren. 6.4.2 Temperaturabhängigkeit der 2PPE-Intensität Während die temperaturabhängige Verschiebung von eT das energetische Bild des Stabilisierungsprozesses vervollständigt, gibt die Änderung der Intensität Einblick in die Struktur der Eisschicht. Wie bereits erwähnt, tragen sowohl photoinduzierte als auch thermisch bedingte Strukturänderungen dazu bei. In Abbildung 6.18 ist die 2PPE-Intensität der Messung von Abbildung 6.15 integriert über den Energiebereich E − EF =0.15–3.0 eV als Funktion der Zeit aufgetragen. Die obere Achse gibt die zugehörigen Temperaturen wieder, die Bedeckung ist aus dem unteren Teil der Abbildung abzulesen. 60 80 Temperatur [K] 100 120 140 160 180 Θ [BL] 2PPE-Intensität 40 5 Bilage kristallines D2O/Ru(001) 0 200 400 600 800 1000 Zeit [s] Abbildung 6.18: Entwicklung der Intensität von eT : (oben) 2PPE-Intensität integriert von 0.15 bis 3.0 eV über EF (vgl. Abb. 6.15). (unten) Bedeckung (Integral des TDS). An den Änderungen der Intensität von eT beim Wechsel auf eine frische Stelle der Probe erkennt man den Einfluss lichtinduzierter Prozesse. Bei tiefen Temperaturen bleibt die Intensität zunächst annähernd konstant. Für T >60 K führt die UV-Bestrahlung immer zu einer Verringerung der 2PPE-Intensität. Dem überlagert ist ein thermisch bedingter Signaleinbruch, der bis fast zur völligen Auslöschung von eT bei ca. 80 K führt. Die Intensitäten auf den frischen Spots ( mit ¨ markiert) sind jeweils kaum beeinflusst durch lichtinduzierte Prozesse. Bei welcher Temperatur der Einbruch anfängt, hängt von der Präparation der Eisschicht sowie Laserfluenz und Heizrate ab. Die Temperaturen liegen zwischen knapp 50 und 65 K. Im Gegensatz dazu setzt der Wiederanstieg des 2PPE-Signals 146 6.4 Einfluss der Temperatur von eT sehr reproduzierbar bei 81±3 K ein. Die Intensität wächst an bis die Eisschicht bei ca. 145 K beginnt zu desorbieren. Mit abnehmender Bedeckung fällt auch die 2PPEIntensität ab, bis das Signal bei 1.0 BL komplett verschwindet. Zur Erklärung des temperaturabhängigen Intensitätsverlaufs werden nun 3 verschiedene Ansätze diskutiert: 1. die Variation der Lebensdauer mit der Bindungsenergie 2. die thermisch bedingte Konzentrationsänderung spezieller Defekte ohne prinzielle Strukturänderung 3. ein Struktur- bzw. Phasenübergang in der Eisschicht Zu 1.) Da sich die energetische Lage von eT monoton mit der Temperatur ändert, kann die beobachtete Intensitätsänderung im Prinzip durch die unterschiedliche Rücktransferwahrscheinlichkeit der Elektronen ins Metallsubstrat aufgrund der energetischen Lage bzgl. der Bandstruktur des Substrats und der zunehmenden Bindungsenergie bzgl. des Leitungsbands der Eisschicht bestimmt sein. Bei tiefen Temperaturen liegt der Zustand zunächst in der Bandlücke entlang der Oberflächennormalen der projizierten Oberflächenbandstruktur von Ru(001), wodurch der Wellenfunktionsüberlapp mit dem Metall klein ist und Zustände die erforderliche Lebensdauer aufweisen können. Mit steigender Temperatur werden die Elektronen soweit stabilisiert, dass sich der Peak dem unteren Rand der Bandlücke nähert, wodurch die Wellenfunktion weiter ins Metall eindringen kann. Ab 80 K werden die eingefangenen Elektronen soweit stabilisiert, dass die Zustände mit solchen des sp-Bands und der d-Bänder von Ru(001) entartet sind und die Elektronen ohne Streuprozesse im Metallsubstrat verschwinden können (vgl. Abb. 2.19). Für den Wiederanstieg wäre in diesem Szenario ein anderer Effekt verantwortlich, nämlich, dass wegen der größeren Bindungsenergie die Potentialbarriere zum Substrat größer wird und sich an immer mehr Lokalisierungsplätzen Zustände mit hinreichend langer Lebensdauer bilden können. Bezogen auf die Lage des Peakmaximums passen die Energiebereiche zwar relativ gut, die Entwicklung der Peakform gibt allerdings keinen Hinweis darauf, dass die Intensität abhängig von der Bindungsenergie ist. Letztlich als alleinige Ursache des Intensitätsverlaufs ausgeschlossen werden kann das Szenario aufgrund von Messungen wie den im nächsten Kapitel dargestellten, bei denen eT im Energiebereich um die Bandkante ohne signifikante Intensitätsminderung beobachtet wird. Es ist jedoch anzunehmen, dass zumindest der Rückgang der Tunnelwahrscheinlichkeit mit zunehmender Bindungsenergie sich auf die Intensität auswirkt. Die Hauptursache für den Intensitätseinbruch ist eher in einer temperaturabhängigen Konzentrationsänderung der Lokalisierungsplätze zu suchen, wie sie den Ansätzen 2.) und 3.) zugrunde liegt, und gibt damit Einblick in die Kinetik und Energetik der Bildung und Mobilität der speziellen Strukturen. Zu 2.) Diese Erklärung des temperaturabhängigen Intensitätsverlaufs geht davon aus, dass die Intensitätsänderung nicht durch eine Änderung der gesamten Eisstruktur verursacht wird, sondern dass sich thermisch die Konzentration der speziellen Defekte ändert, an denen die Elektronen eingefangen werden. Damit eT beobachtet werden kann, muss die 147 6 Elektroneneinfang in kristallinen Eisschichten Eisschicht bei T >150 K präpariert oder getempert worden sein. Bei diesen Temperaturen, bei denen bereits die Desorption einsetzt, ist auch die Defektdichte deutlich höher als bei tiefen Temperaturen. Wie bereits angemerkt, werden nach dem Tempern durch relativ schnelles Abkühlen der Probe Defekte im Überschuss eingefroren (Kap. 3.1.3). Erwärmt man die Probe langsam wieder, so sollten irgendwann Temperaturen erreicht werden, bei denen die eT zugrunde liegenden Eisdefekte mobil werden und der Überschuss an Defekten ausheilen kann. Je höher die Temperatur, desto schneller kann das System dem thermodynamischen Gleichgewicht nahe kommen. Ist der Überschuss abgebaut, so sollte mit wachsendem T die Defektkonzentration entsprechend der Gleichgewichtskonzentration wieder ansteigen. Die Temperaturabhängigkeit der Defektkonzentration lässt sich für einfache Punktdefekte im Volumen wie z.B. Fehlstellen durch einen Ausdruck der Form [Hen72, Pet99] cN = γ e−Ei /kT (6.13) beschreiben, wobei Ei die zur Bildung eines bestimmten Defekts erforderliche Energie bezeichnet. Der Vorfaktor γ hängt u.a. davon ab, wie sich die Energien von Schwingungsmoden in der Umgebung des Defektes ändern, und liegt meist in der Größenordnung zwischen 10−3 und 103 . Der temperaturabhängige Intensitätsverlauf von eT weicht allerdings stark von einem Arrhenius-artigen Verhalten ab. Die Intensität steigt zwischen 83 und 90 K zunächst steil an, wächst zu höheren Temperaturen allerdings nur noch langsam weiter. Die Abweichungen von einem einfachen Arrhenius-Verhalten können in diesen Messungen mehrere Ursachen haben. So gehen für kombinierte Defekte (z.B. DV-Defekte, S. 13) die Aktivierungsenergien der beteiligten Elementardefekte sowie deren Beweglichkeiten ein, wodurch sich eine komplexere Temperaturabhängigkeit der Konzentration ergeben kann. Hinzu kommt die endliche Anstiegszeit der Population von eT auf einem frischen Probenspot (Kap. 6.2) und der Einfluss des UV-Lichts während der Messzeit eines einzelnen Spektrums (Kap. 6.3). Außerdem reicht die verwendete Photonenenergie mit steigender Temperatur in zunehmender Weise nicht mehr aus, um den gesamten Peak abzufragen. Bereits bei 110 K liegt die maximale Intensität unmittelbar an der niederenergetischen Kante des 2PPESpektrums. Das bedeutet, dass ein Teil der angeregten Elektronen nicht mehr emittiert werden kann. Der gezeigte Intensitätsverlauf für Energien >0.15 eV über EF ist damit nicht mehr repräsentativ für die Gesamtintensität, so dass man keine direkten Rückschlüsse auf Aktivierungsenergien ziehen kann. zu 3.) Der zunächst steile Intensitätsanstieg zwischen 80 und 90 K kann ein Indiz dafür sein, dass nicht nur die Konzentration der Lokalisierungsplätze bei ansonsten gleicher Eisstruktur zunimmt, sondern sich die Struktur der Eisschicht ändert. Auch in diesem Fall lässt sich der Intensitätseinbruch dadurch erklären, dass bei der Präparation der Eisschicht eingefrorene Bereiche der Hochtemperaturstruktur im Verlauf der Heizrampe zwischen 60 und 80 K relaxieren, bevor der erneute Übergang erfolgt. Der weitere Intensitätsanstieg zu höheren Temperaturen könnte in diesem Fall das Resultat der höheren Bindungsenergie und damit schwächeren Ankopplung ans Metall sein, wie oben diskutiert. Aus Volumenproben von dotiertem Eis Ih ist eine Strukturänderung bekannt, die etwa in den gleichen Temperaturbereich fällt: der Phasenübergang zum protonengeordneten 148 6.4 Einfluss der Temperatur Eis XI bei Tc =72 K (vgl. S. 11). Es erscheint jedoch unwahrscheinlich, dass sich in adsorbierten Schichten von wenigen Bilagen größere Bereiche der geordneten Phase ausbilden können. Der Grund hierfür ist, dass die Bindung ans Substrat eine feste Orientierung der ferroelektrischen Ordnung vorgibt, so dass sich ein starkes Dipolfeld aufbauen müsste. Dies würde sich in einer starken Änderung der Austrittsarbeit bemerkbar machen, die für eine perfekt geordnete Struktur 2.1 eV pro Bilage betragen sollte [Ied98]. Im Volumen hingegen bilden sich nicht Einkristalle aus Eis XI, sondern vielmehr kleine Kristallite unterschiedlicher Dipolausrichtung, so dass die Feldenergie minimiert werden kann. In einer derartigen Konfiguration ergibt sich aus Tc und dem Entropieunterschied, dass die Energiedifferenz zwischen geordneter und ungeordneter Phase gerade mal 2.5 meV pro Molekül beträgt. Wenn der Intensitätseinbruch durch eine Strukturänderung hervorgerufen wird, so betrifft diese wahrscheinlich die Struktur der Eisoberfläche. Wie Experiment und Theorie zeigen, kommt es hier zu erheblichen Abweichungen von der Volumeneisstruktur (vgl. Kap.2.1.7). Im Wechselspiel zwischen Energieaufwand für die Verzerrung der Eisstruktur und Energiegewinn durch eine im Mittel höhere Koordination der Moleküle an der Oberfläche sind Strukturänderungen viel eher möglich als im Volumen. In den nächsten Kapiteln dargestellte erste Experimente mit Deckschichten aus anderen Adsorbaten bestätigen, dass die langlebigen Elektronenzustände tatsächlich im Bereich der Eis/Vakuum-Grenzschicht lokalisiert sind. Aus den Photoemissionsexperimenten allein lässt sich zwar nicht ableiten, wie genau die Lokalisierungsplätze beschaffen sind. Die Temperaturabhängigkeit der Intensität gibt aber Einblick in die mögliche Rolle von Verunreinigungen der Eisschicht. Auch wenn eine Konzentration der Lokalisierungsplätze in der Größenordnung von 10−4 groß ist gegen die einfacher Punktdefekte im Volumen von Eis, kann nicht völlig ausgeschlossen werden, dass trotz sorgfältiger Präparation in ähnlicher Konzentration Verunreinigungen in der Eisschicht vorhanden sind. Die große Variation der Intensität bis hin zu praktisch vollständigen Auslöschung belegt jedoch, dass für den Elektroneneinfang die lokale Struktur des Eises entscheiden ist und nicht lediglich die Eigenschaften von Verunreinigungen mit hoher Elektronenaffinität. Zum Abschluss dieses Abschnitts komme ich nochmal auf die photo- bzw. elektroneninduzierten Prozesse in der Eisschicht zurück. Es wurde bereits angemerkt, dass bei allen T >65 K die Beleuchtung mit UV-Licht zu einer sukzessiven Verringerung der Intensität führt9 . Wie ist dieser Effekt mit der Idee eines elektroneninduzierten, lokalen Temperns, wie in Kap. 6.3 beschrieben, in Einklang zu bringen? Bei T <80 K bewirkt der Prozess quasi, dass das System schneller in die Nähe des thermodynamischen Gleichgewichts kommt. Wird durch eingefangene Elektronen lokal für kurze Zeit die Mobilität der Lokalisierungsplätze erhöht, so muss dies bei allen Temperaturen zu einer Intensitätsabnahme führen. Es können zwar existierende Lokalisierungsplätze ausgeheilt oder in nicht populierbare Gebiete verschoben werden, diese Prozesse sind aber wohl kaum ebenfalls durch Elektronen umkehrbar. 9 Zwischen 80 und 90 K ist der thermisch bedingte Intensitätsanstieg so stark, dass die Strahlungseffekte überkompensiert werden. 149 6 Elektroneneinfang in kristallinen Eisschichten In den folgenden drei Abschnitten werden nun noch erste Ergebnisse von Experimenten vorgestellt, die einerseits das Verständnis des Elektroneneinfangprozesses vertiefen, andererseits aber auch Perspektiven für weitere Untersuchungen im Zusammenhang mit den hier untersuchten Phänomenen aufzeigen. 6.5 Relaxationsdynamik der Solvathülle Bringt man eine Überschussladung in ein polares Lösungsmittel, so wird sie durch eine Umorientierung umgebender Lösungsmittelmoleküle stabilisiert. Dieser Prozess ist viel untersucht worden und kann, wie u.a. in dieser Arbeit gezeigt, mit Ultrakurzzeitspektroskopie zeitlich aufgelöst werden. Aber was passiert, wenn man die Ladung aus der Umgebung wieder herausnimmt? Da die spektroskopischen Methoden i. Allg. auf die Überschussladung bzw. die Wechselwirkung der Umgebung mit der Ladung sensitiv sind, ist die Relaxation der Umgebung experimentell nur schwer zugänglich. Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein Verfahren entwickelt, mit dem sich die zeitliche Entwicklung der langlebigen elektronischen Zustände nach Emission der Elektronen zumindest teilweise mitverfolgen lässt. Erste Ergebnisse dazu werden hier vorgestellt. Das Prinzip der Messung ist in Abbildung 6.19 schematisch skizziert. In Teil (a) der Ab- Energie (a) (b) unbesetzter Zustand Spektrum nach t =0.1 s wiederbesetzter Zustand T=40 K T=135 K Zeit 0 Zeit Abbildung 6.19: Schema zur Relaxationsdynamik der Solvathülle: (a) verschiedene Stabilisierungsdynamik des besetzten elektronischen Zustands bei T =40 K und 135 K (b)Relaxation der Solvathülle eines bei 135 K eingefangenen Elektrons, das nach Abkühlung auf 40 K bei t=0 s photoemittiert wird. Durch erneute Besetzung desselben Zustands und nachfolgende Photoemission kann das Stadium der Relaxation des zwischenzeitlich unbesetzten Zustands abgefragt werden. bildung ist dargestellt, wie sich der elektronische Zustand bei 40 K und bei 135 K durch die Solvatisierung als Funktion der Zeit energetisch verschiebt. Die dick gezeichneten Kurven sollen symbolisieren, wie weit der Prozess im Mittel fortschreiten kann, bevor die Elektronen nach dem in Kapitel 6 eingeführten Messverfahren photoemittiert werden. Dabei wird die Probe mit einer Repititionsrate von 200 kHz mit UV-Laserpulsen beleuchtet. Die durch einen Laserpuls erzeugten eingefangenen Elektronen werden durch die Reihe der folgenden 150 6.5 Relaxationsdynamik der Solvathülle Pulse abgefragt. Nach den in Kap. 6.2 eingeführten Ratengleichungen ergibt sich bei den typischen experimentellen Bedingungen im Mittel eine Pump–Probe-Verzögerung von etwa 0.1 s. Hier ist nun entscheidend, dass Elektronen bei einer Temperatur von 135 K in dieser Zeit annähernd voll solvatisiert werden, während bei tiefen Temperaturen der thermisch aktivierte Teil der Umorientierung von Wassermolekülen eingefroren ist. Injiziert man bei einer Temperatur von 135 K durch Anregung mit UV-Licht Elektronen in die Eisschicht und kühlt die Probe anschließend im Dunkeln auf 40 K ab, so bleiben aufgrund ihrer langen Lebensdauer voll solvatisierte Elektronen erhalten. Beleuchtet man jetzt erneut die Probe mit UV-Licht, so werden die langlebigen Elektronenzustände entvölkert und die Relaxation der Eisumgebung setzt ein. Damit verschiebt sich der nunmehr unbesetzte elektronische Zustand zu höheren Energien (also zu kleineren Bindungsenergien). Anfangs reagiert die sich stark im Nichtgleichgewicht befindliche Solvathülle mit einem schnellen (nichtthermischen) Respons, der langsam in einen thermisch unterstützten Prozess übergeht. Der thermische Anteil der Relaxation lässt sich dadurch spektroskopieren, dass man den Zustand wieder besetzt und durch Photoemission abfragt. In der Zeit, die ein Elektron dabei im Mittel eingefangen bleibt, kann bei den tiefen Temperaturen nur der nicht-thermische Anteil des Stabilisierungsprozesses ablaufen. 1.6 BL D 2O/Ru(001) hn=3.85 eV t= 1s 10 s 90 s 400 s 3 2 2 1 1 E - EF [eV] E - EF [eV] 3 x3 140 100 60 T [K] 2PPE-Intensität -100 0 100 200 300 400 t [s] Abbildung 6.20: Relaxation der Umgebung von eT : Die Probe wurde zunächst bei 135 K mit UVLicht beleuchtet und dann im Dunkeln auf 40 K abgekühlt. Die Abnahme der Bindungsenergie bei erneuter Beleuchtung entspricht der Relaxation der äußeren Solvathüllen nach der Depopulation. Rechts sind Spektren zu ausgewählten Zeiten gezeigt. Das Ergebnis einer entsprechende Messung ist in Abbildung 6.20 zu sehen. Die Echtzeitentwicklung der 2PPE-Spektren ist wieder in Falschfarben dargestellt. Die Intensitäten bei tiefen Temperaturen sind mit einem Faktor 3 hochskaliert, damit die Spektren bei T =135K und das Spektrum bei t=0 s vergleichbare Intensitäten aufweisen. Die Position der Peak- 151 6 Elektroneneinfang in kristallinen Eisschichten E - EF [eV] 2.0 1.5 Aufbau der "Solvathülle" eT Abbau der "Solvathülle" 1.0 Abbildung 6.21: Zeitliche Entwicklung des Peakmaximums von eT : Vergleich der Stabilisierung nach dem Elektroneneinfang (vgl. Kap. 6.2.1) im Vergleich zur Destabilisierung nach Photoemission. 0.5 0.0 0 200 400 ∆t bzw. t [s] 600 maxima ist mit schwarzen Symbolen markiert. Auf der rechten Seite sind exemplarisch Spektren zu vier verschiedenen Zeiten nach Einschalten des UV-Lichts dargestellt. Bei t=0 s ist noch kein Peak oberhalb der sekundären Kante des Spektrums erkennbar. Mit fortschreitender Zeit verschiebt sich der Peak eT zu höheren Energien. Dass es sich bei dieser Verschiebung tatsächlich um den oben skizzierten Prozess handelt, wird dadurch bestätigt, dass die Verschiebung des Peaks nur beobachtet wird, wenn die Probe zuvor im warmen“ Zustand mit UV-Licht beleuchtet wurde. Auf der frisch präparierten, kristalli” nen Eisschicht hingegen liegt eT bei 40 K annähernd konstant 2.15 eV über EF (vgl. Kap. 6.3). Dies ist genau die Energie, der sich eT in der hier gezeigten Messung zu späten Zeiten asymptotisch annähern sollte. Abbildung 6.21 zeigt den gemessenen Verlauf der Destabilisierung durch den Abbau der Solvathülle“ im Vergleich zur Stabilisierung durch deren Aufbau (vgl. Kap. 6.2.1). Beide ” Prozesse verlaufen nicht-exponentiell. Der Gesamtbetrag der Verschiebung in den ersten 2 Minuten nach der Anregung bzw. Entvölkerung ist bei der Messung des unbesetzten Zustands jedoch um einen Faktor 3 bis 4 größer. Der Grund liegt darin, dass durch die wiederholte Neubesetzung des Zustands immer wieder Energie in die Umgebung dissipiert wird und dadurch deren Relaxation begünstigt wird. Andererseits wird die Relaxation zeitlich etwas verzögert, weil die Umgebung nur in der Zeit relaxiert, in der der elektronische Zustand tatsächlich unbesetzt ist. Die Zeit nach Einschalten des Lasers bei der Probentemperatur von 40 K gibt also eine obere Schranke für die tatsächliche Relaxationszeit des unbesetzten Zustands. Es sei nochmal darauf hingewiesen, dass die hier betrachteten Änderungen der Eisumgebung nur den thermisch unterstützten Teil des Prozesses betreffen. Unter thermisch ” unterstützt“ sind hier zwei Dinge zu verstehen. Zum Einen ändert sich mit der Temperatur die im thermodynamischen Gleichgewicht vorhandene Anzahl an Defekten, die eine Umordnung der Eisumgebung möglich machen. Darüber hinaus können dynamisch im Relaxationsprozess Defekte in der Eisordnung entstehen, deren Bildung durch thermische Fluktuationen begünstigt wird. Die Möglichkeit, die energetische Entwicklung von eT sowohl im besetzten und als auch im unbesetzten Zustand zu messen, ist ein weiterer Beweis dafür, dass in diesen Zuständen 152 6.6 Einfluss von Edelgas-Deckschichten auf eingefangene Elektronen tatsächlich Elektronen über mehrere Minuten eingefangen werden können. Wir können daher ausschließen, dass in den Experimenten, die in den übrigen Kapiteln erörtert sind, die zeitliche Entwicklung lokalisierter, nicht durch Elektronen besetzter Zustände beobachtet wird. 6.6 Einfluss von Edelgas-Deckschichten auf eingefangene Elektronen Wenn zur Debatte steht, dass ein elektronischer Zustand eine signifikante Aufenthaltswahrscheinlichkeit an der Grenzfläche zum Vakuum besitzt, so lässt sich dies unter Umständen verifizieren, indem man ein anderes Adsorbat als Deckschicht aufbringt, um die dielektrische Umgebung des Elektrons zu modifizieren. Es eignen sich insbesondere Edelgase wie Xenon, da sie schwach gebunden sind und damit die Struktur der ersten Schicht kaum beeinflussen. Die dielektrischen Eigenschaften unterscheiden sich jedoch stark von denen von Eis, da Xenon weder ein permanentes Dipolmoment noch die Möglichkeit von Wasserstoffbrückenbindungen besitzt. Bei den Untersuchungen wurde zunächst eine kristalline Eisschicht mit einer nominellen Dicke von 3.5–4 BL präpariert und sicher gestellt, dass langlebige Zustände vorhanden sind. Anschließend wurden bei T <50 K mehrere Lagen Xe adsorbiert. Abbildung 6.22 zeigt mit UV-Licht aufgenommene 2PPE-Spektren vor der Adsorption von Xe sowie mit der Deckschicht und nach teilweiser und kompletter Desorption des Edelgases. Das Signal der langlebigen Zustände wird durch die Deckschicht praktisch d-Band 2PPE-Intensität eT Xe/D2O/Ru(001) geheizt auf 74 K geheizt auf 90 K → D2O/Ru(001) Abbildung 6.22: Einfluss von XeDeckschichten auf eingefangene Elektronen: mehrere Lagen Xe auf 4 BL D2 O/Ru(001) n=1 1 2 3 E - EF [eV] 4 vollständig unterdrückt, kehrt aber nach der Desorption des Xe wieder. Dass die Intensität reduziert ist, hängt damit zusammen, dass die Probe dabei in den Temperaturbereich geheizt werden muss, in dem die Intensität von eT einbricht (vgl. Kap. 6.4). Dass sich das Signal von eT so effizient durch die Xe-Deckschicht unterdrücken lässt, ist ein starkes Argument dafür, dass die Elektronen zumindest bei Bedeckungen bis 4 BL an der Grenzschicht zum Vakuum lokalisiert sind. Es wird Gegenstand weiterer Experimente sein, ob bei höheren Bedeckungen ein Übergang zu Volumenzuständen beobachtet werden kann. 153 6 Elektroneneinfang in kristallinen Eisschichten 6.7 Photochemie mit eingefangenen Elektronen: Erste Experimente und Ausblick Der Großteil der Experimente zur Elektronendynamik an adsorbierten Eisschichten diente der Charakterisierung der Elektroneneinfangprozesse in strukturell verschiedenen Umgebungen. Ein wichtiges Ergebnis ist, dass sich durch den Lokalisierungsprozess der Wellenfunktionsüberlapp mit dem Metallsubstrat verringert. Ein Teil der in die Eisschicht injizierten Elektronen wird deshalb langsamer ins Substrat zurück transferiert, so dass die Anregungsenergie länger, in kristallinen Schichten sogar extrem lange in der Eisschicht verbleibt. Ein weitergehender Schritt ist nun, die lokalisierten Elektronen auszunutzen, um mit ihrer Anregungsenergie Reaktionen auszulösen. Eine Möglichkeit dafür ist, zusätzlich zu Eis eine weitere Substanz zu adsorbieren. Es ist beispielsweise bekannt, dass in amorphem Eis angeregte Elektronen im Frühstadium der Solvatisierung effizient zur Dissoziation koadsorbierter Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW) beitragen [Lu99, Lu01], ein Prozess, der wahrscheinlich eine wichtige Rolle bei der Bildung des Ozonlochs über den Polargebieten spielt. Da in kristallinen Schichten die langlebigen Elektronenzustände vorzugsweise in Bereichen nahe der Eis/Vakuum-Grenzfläche lokalisiert sind, sollte es alternativ möglich sein, die Elektronen direkt mit aus der Gasphase auftreffenden Molekülen reagieren zu lassen. Dazu wurden erste Experimente durchgeführt, bei denen der Probe molekularer Sauerstoff (O2 ) mit geringen Partialdrücken angeboten wurde. Die Probentemperatur wurde möglichst hoch gewählt, damit physisorbierter Sauerstoff nicht dauerhaft adsorbieren kann. Über das genaue Adsorptionsverhalten von O2 auf kristallinem Eis ist aus der Literatur wenig bekannt. Experimente mit elektronenstimulierter Desorption zeigen jedoch, dass molekularer Sauerstoff auf Eisschichten mit geringer Porösität, wie man sie bei Präparationstemperaturen über 90 K erhält, nicht in größeren Mengen in die Eisschicht hinein diffundiert [Azr99]. Physisorbierte Multilagen desorbieren bereits bei Temperaturen <35 K, von Ru(001) desorbiert die erste Lage bei 50 K [Sch90]. Der Probentemperatur ist allerdings dadurch eine obere Schranke gesetzt, dass die Intensität von eT nicht bereits thermisch bedingt abnehmen sollte. Abbildung 6.23 zeigt eine derartige Messung. Das 2PPE-Spektrum als Funktion der Messzeit ist wieder als Falschfarbenplot dargestellt zusammen mit der integrierten Intensität von eT (oben) und dem Sauerstoffpartialdruck (unten). Entsprechend der hohen Temperatur von 68 K und der hohen Bedeckung von 9 BL fällt die Intensität von eT bereits ohne Sauerstoffangebot leicht ab (vgl. Kap. 6.3 und 6.4.2). Nach knapp 40 s wurde O2 mit einem Partialdruck von 3·10−9 mbar in die UHV-Kammer eingelassen. Als Folge dessen wird eT mit einer Abfallszeit τT =5±1 s ausgebleicht. Nach 90 s wurde der Laser geblockt und die Probe verfahren. Auf dem frischen Probenspot erhält man trotz konstanten O2 -Druckes zunächst annähernd die Ausgangsintensität. Sie klingt jedoch wieder mit τT ab. Was lässt sich aus den Messungen über den ablaufenden Prozess aussagen? Zunächst einmal sei festgestellt, dass die fast komplette Auslöschung von eT ein weiteres starkes Indiz dafür ist, dass die langlebigen Elektronenzustände auch bei einer Bedeckung von nominell 154 6.7 Photochemie mit eingefangenen Elektronen 1000 800 600 400 200 2PPEIntensität ~9 BL kristallines D2O/Ru(001) hν = 3.93 eV T = 68 K 2.5 frischer Spot E - EF [eV] 2.0 1.5 1.0 0.5 QMSSignal 0.0 6 4 2 0 -9 p(O2) = 3*10 mbar 20 40 60 80 Zeit [s] 100 120 140 Abbildung 6.23: Einfluss von O2 in der Gasphase auf die Intensität von eT . (unten) Partialdruck von O2 , (Mitte) Entwicklung des 2PPE-Spektrum aufgenommen mit hν=3.93 eV. Nach 90 s wurde die Position der Probe verändert, um eine frische Stelle zu beleuchten. (oben) Intensitätsverlauf integriert über das am rechten Rand markierte Energieinterval. 9 BL im Bereich der Eis/Vakuum-Grenzschicht lokalisiert sind. Andernfalls müsste der Sauerstoff in größeren Mengen in die Eisschicht hinein diffundieren, was nach den ESDExperimenten sehr unwahrscheinlich erscheint. Da die Intensität von eT nicht proportional zum O2 -Partialdruck reduziert wird, sondern bei konstant eingestelltem Druck exponentiell abfällt, werden bei dem Prozess nicht nur die angeregten Elektronen abgefangen, sondern es werden auch die Lokalisierungsplätze modifiziert, so dass sie für einen erneuten Elektroneneinfang nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Zeitkonstante des Signalabfalls gibt Auskunft darüber, inwieweit der Sauerstoff bei einer Probentemperatur von 68 K überhaupt auf der Eisschicht adsorbiert. Nach der Theorie des idealen Gases ist die Zahl der pro Fläche und Zeit auftreffenden Gasmoleküle gegeben durch [Gre93] p 1 j̇ = · √ (6.14) 2 mkT Bei einem Partialdruck p=3·10−9 mbar und einer Temperatur T =300 K in der UHVKammer ist j̇=1012 /(cm·s). Nimmt man einen Wechselwirkungsquerschnitt zwischen Sauerstoff und gefangenem Elektron in der Größenordnung eines Wassermolekül an, würde die Intensität von eT mit einer Zeitkonstanten von ca. 1000 s abfallen. Die um einen Faktor 200 kürzere Abfallszeit im Experiment zeigt, dass die Sauerstoffmoleküle auch bei 68 K noch kurzzeitig adsorbieren und im Mittel über ∼ 200 Gitterplätze diffundieren. Die Reaktion erfolgt also streng genommen auch in diesem Experiment nicht mit Sauerstoff aus der Gasphase, sondern mit sehr mobilen, adsorbierten Molekülen, wie in Abbildung 6.24 skizziert. Anders als bei der Unterdrückung von eT durch die Edelgasdeckschicht wird die Auslö- 155 6 Elektroneneinfang in kristallinen Eisschichten O2 eT e- kristallines Eis Abbildung 6.24: Reaktionsmechanismus von O2 mit eingefangenen Elektronen (eT ): O2 adsorbiert kurzzeitig auf der Oberfläche und wandert im Mittel über 200 Wassermoleküle ab. Wenn es ein eingefangenes Elektron trifft, kommt es zu einer Reaktion, die eine erneute Bevölkerung des Lokalisierungsplatzes verhindert. Metall schung von eT nicht nur durch Adsorption von O2 an den Lokalisierungsplätzen hervorgerufen, sondern tatsächlich durch eine Wechselwirkung des Sauerstoffs mit den Überschusselektronen in bzw. an der Außenseite der Eisschicht. Andernfalls dürfte die Intensität von eT beim Wechsel der Probenposition nicht so stark wieder ansteigen. Welcher Prozess genau hinter der O2 -induzierten Auslöschung von eT steht, lässt sich nach den ersten Experimenten nicht genau sagen. Hier sind weitere systematische Untersuchungen erforderlich. Es ist jedenfalls gezeigt, dass die Energie, die in eingefangenen Elektronen an der Oberfläche kristalliner Eisschichten gespeichert ist, zum Auslösen weiterer chemischer Reaktionen genutzt werden kann. Dazu werden in Zukunft Experimente mit verschiedenen relevanten Gasen durchgeführt werden, sowohl mit koadsorbierten Molekülen als auch, wie hier beschrieben, mit einem Gasangebot aus der Gasphase. 156 7 Zusammenfassung und Ausblick Gegenstand dieser Arbeit ist die Dynamik von Überschusselektronen in molekular dünnen Eisschichten adsorbiert auf Metalloberflächen. Besonderes Augenmerk galt Lokalisierungsund Stabilisierungsprozessen angeregter Elektronen durch lokale Umordnung der umgebenden Wassermoleküle. Dieses als Elektronensolvatisierung bezeichnete Phänomen ist in der flüssigen Phase bereits intensiv untersucht wurden. Die hier vorgestellten Experimente eröffnen durch Anwendung oberflächenphysikalischer Methoden in verschiedener Hinsicht neue Einblicke in die fundamentalen Wechselwirkungsmechanismen zwischen dem Elektron und seiner molekularen Umgebung. • Die zeitaufgelöste Zwei-Photonen-Photoemissionsspektroskopie (2PPE) ermöglicht es, direkt die zeitliche Entwicklung der an den Prozessen beteiligten elektronischen Zustände bezüglich ihrer Bindungsenergien und ihrer Besetzung zu untersuchen. Darüber hinaus lassen winkelabhängige 2PPE-Messungen Rückschlüsse auf die räumliche Ausdehnung lokalisierter Zustände zu, so dass das Wechselspiel zwischen Stabilisierung und Lokalisierung im Solvatisierungsprozess untersucht werden konnte. • Von zentraler Bedeutung sind die Zusammenhänge zwischen der Dynamik angeregter Elektronen und der Struktur der molekularen Umgebung, die in adsorbierten Schichten gezielt beeinflusst werden kann. So findet man in amorphen und kristallinen Eisschichten sehr unterschiedliche Lokalisierungsphänomene, die auf extrem unterschiedlichen Zeitskalen beobachtet wurden. • Ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Arbeit ist, dass die Solvatisierung durch die Wechselwirkung der Eisschicht mit dem Metallsubstrat in Verbindung gebracht wird mit Ladungs- und Energietransferprozessen, die in der Photochemie an Oberflächen eine wichtige Rolle spielen. In amorphen Eisschichten konnte die Frühphase der Bildung solvatisierter Elektronen beobachtet werden. Dieser Prozess ist schwerpunktmäßig auf der Cu(111)-Oberfläche untersucht worden. Direkt nach der Injektion optisch angeregter Elektronen aus dem Metall findet man in der Eisschicht eine elektronische Struktur, wie sie typisch ist für den Bereich des Leitungsbands in einem amorphen Halbleiter. Neben einem Band parallel zur Oberfläche delokalisierter Zustände treten insbesondere nahe dem Bandboden bei einer Bindungsenergie von 1.05±0.05 eV lokalisierte Zustände auf. Während die delokalisierten Zustände eine Lebensdauer von weniger als 20 fs aufweisen, kann für die lokalisierten Zustände über mehr als 1.5 ps der Anfang des Solvatisierungsprozesses beobachtet werden, bevor die Population durch Rücktransfer ins Metall weitgehend zerfallen ist. In dieser Zeit werden die Elektronen in amorphen Multilagen um mehr als 300 meV stabilisiert, ohne dass die Bindungsenergie einen asymptotischen Wert erreicht. 157 7 Zusammenfassung und Ausblick Die fortschreitende Stabilisierung ist begleitet von einer dynamischen Einschnürung der Elektronenwellenfunktion. Mithilfe winkel- und zeitabhängiger 2PPE-Messungen ist es gelungen, diesen Prozess zu verfolgen. Dabei hat sich ein annähernd zeitunabhängiger Zusammenhang zwischen der Ausdehnung der Wellenfunktion und der Stabilisierung ergeben. Während die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Elektronen zu Beginn der Solvatisierung über einen Bereich mit einem Durchmesser in der Größenordnung von 15 Å verteilt ist, hat sich der Durchmesser nach einer Stabilisierung um 300 meV, wie sie etwa nach 1.5 ps erreicht wird, auf einen Bereich von etwa 10 Å reduziert. Die Elektronen werden jedoch nicht nur parallel, sondern auch senkrecht zur Oberfläche zunehmend lokalisiert, wodurch die Wechselwirkung mit dem Metallsubstrat abnimmt. Dieser Prozess äußert sich in einer stetigen Abnahme der durch Rücktransfer ins Metall bestimmten Zerfallsrate. Die Dynamik des Solvatisierungsprozesses zeigt deutliche Unterschiede im Volumen der amorphen Eisschicht und im Bereich der Eis/Vakuum-Grenzschicht. Bei Bedeckungen <3 BL verläuft die Stabilisierung anfangs etwa um einen Faktor vier schneller als in Multilagen. Strukturuntersuchungen mit Tieftemperatur-Rastertunnelmikroskopie haben ergeben, dass D2 O/Cu(111) bei den niedrigen Bedeckungen Cluster mit einer Höhe von 2–4 BL bildet, die bei Bedeckungen >3 BL zu geschlossenen Schichten zusammenwachsen. Die schnelle Stabilisierungsdynamik wird auf die höhere Mobilität nicht voll mit Wasserstoffbrückenbindungen koordinierter Wassermoleküle am Rand der Cluster zurückgeführt. Im Vergleich der Solvatisierungsdynamik in amorphen Eisschichten auf den beiden Substraten Cu(111) und Ru(001) wird der Einfluss des Populationszerfalls auf die beobachtete Stabilisierung deutlich. Die kürzere Relaxationszeiten angeregter Elektronen in Ru haben zur Folge, dass auch die Lebensdauern solvatisierter Elektronen viel kürzer sind als auf Cu(111). Gleichzeitig wird eine schnellere Zunahme der Bindungsenergie beobachtet, die dadurch erklärt wird, dass jeweils die am schwächsten abgeschirmten Elektronen zurück transferiert werden. Sie ist also wiederum eine Manifestation des Zusammenhangs zwischen Stabilisierung und Lokalisierung solvatisierter Elektronen. Die Elektronendynamik in kristallinen Eisschichten unterscheidet sich grundlegend von der in amorphem Eis. Anstelle der Solvatisierung auf der Femtosekundenzeitskala werden in kristallinen Eisschichten lokalisierte Elektronen mit einer Lebensdauer bis in den Minutenbereich beobachtet. Mit eigens entwickelten Spektroskopiemethoden konnte aufgedeckt werden, dass es sich dabei um Elektronen handelt, die aus Leitungsbandzuständen an speziellen Defekten der Eisstruktur (hier auch als Lokalisierungsplätze bezeichnet) im Bereich der Eis/Vakuum-Grenzschicht eingefangen werden. Der Prozess des Einfangs selbst wird auf der ultrakurzen Zeitskala nicht beobachtet. Nach 0.1 s besitzen die Elektronen bei 40 K eine Bindungsenergie von 1.88 eV und werden innerhalb von 10 min um weitere 400 meV stabilisiert. Die Stabilisierungsenergie ändert sich nicht-exponentiell mit der Zeit, erreicht aber auch nach 10 min noch nicht ihren asymptotischen Wert. Wie bei der Bildung solvatisierter Elektronen in amorphem Eis, so zeigt sich also auch hier, dass die Stabilisierung mit einer fortschreitenden Einschnürung der Wellenfunktion verknüpft ist. Die Lebensdauern der eingefangenen Elektronen in kristallinen Eisschichten sind insofern überraschend, als sich die Elektronen wenige Ångström vor einer Metalloberfläche ca. 2 eV über dem Fermi-Niveau befinden. In dem einfachen Bild eines Elektrons, das in einem Potentialtopf lokalisiert und durch eine Barriere vom Metall separiert ist, sind unter An- 158 nahme realistischer Barrierenhöhen Lebensdauern im Minutenbereich kaum zu verstehen. Ein Erklärungsansatz ist hier, dass im Rahmen der Polaronbildung die Born-OppenheimerNäherung zusammenbricht und das Elektron durch die Kopplung an Solvatmoden effektiv stärker lokalisiert wird. Der Stabilisierungsprozess ist zu verstehen als Solvatisierung eingefangener Elektronen, die in der Spätphase über einen dielektrischen Relaxationsprozess abläuft. Sie ist im Gegensatz zum Frühstadium der Solvatisierung stark temperaturabhängig. Für mittlere Pump–Probe-Verzögerungen von 0.1 s verschiebt sich der Peak im Spektrum zwischen 40 und 160 K von 2.1 eV über EF bis nahe an das Fermi-Niveau. Das annähernd konstante Spektrum für Temperaturen >140 K deutet darauf hin, dass bei diesen Temperaturen die Elektronen innerhalb von 0.1 s voll stabilisiert sind. Der Verlauf der Solvatisierung kann also durch Variation der Temperatur statt der Pump–Probe-Verzögerung verfolgt werden. Es zeigt sich ferner in Abhängigkeit der Temperatur eine nicht-monotone Änderung der Dichte an Lokalisierungsplätzen, an denen Elektronen langfristig eingefangen werden können. Sie kommt dadurch zustande, dass bei der Präparation Lokalisierungsplätze im Überschuss eingefroren werden, die bei langsamem Heizen zwischen 50 und 80 K ausheilen können, bevor thermisch bedingt neue entstehen. Auf der Basis der 2PPE-Untersuchungen liegt nahe, dass es sich bei den Lokalisierungsplätzen um das Pendant zu DV-Defekten handelt, die im Volumen von kristallinem Eis für den Einfang von Elektronen verantwortlich gemacht werden. Dies wäre eine Anhäufung von freien O-D-Gruppen an Stellen, wo in der äußersten Lage einzelne Wassermoleküle fehlen. Die Elektronendynamik in amorphen und in kristallinen Eisschichten unterscheiden sich deshalb so deutlich voneinander, weil in kristallinem Eis zur Verzerrung der lokalen Struktur, wie sie für die Solvatisierung erforderlich ist, eine Aktivierungsbarriere überwunden werden muss, die in der amorphen Phase durch die ohnehin existierende Variation der lokalen Struktur nicht existiert. Deshalb können in amorphem Eis Elektronen aus schwach lokalisierten Zuständen startend solvatisiert werden. In kristallinem Eis hingegen muss zunächst ein definierter Defekt der Eisstruktur existieren, an dem ein Elektron eingefangen werden kann. Die beobachtete Relaxation auf langen Zeitskalen ist eher auf eine Änderung der Eiskonfiguration z.B. über Bjerrum-Defekte zurückzuführen als auf eine langsame Verzerrung der Eisstruktur. Damit zeigt das Solvatisierungsverhalten für Elektronen in amorphen und kristallinen Eisschichten große Ähnlichkeit mit dem Lösungsverhalten für Ionen in flüssigem Wasser und kristallinem Eis. Die Verknüpfung der Solvatisierung mit dem Elektronentransfer macht die Untersuchungen in zweierlei Hinsicht interessant im Zusammenhang mit photochemischen Prozessen an Oberflächen. Zum Einen wird durch die Solvatisierung der injizierten Elektronen letztlich ein Teil der elektronischen Anregungsenergie aus dem Metall in Kernbewegungen des Adsorbats übertragen, ein Prozess, der den Schlüsselschritt in elektronisch vermittelten Reaktionen an Oberflächen darstellt. Ein Teil davon wird durch Schwingungskopplung dissipiert, ein Teil wird in einer Verzerrung der Eiskonfiguration gespeichert. Zum Anderen wird durch die Verzögerung des Rücktransfers aufgrund der zunehmenden Lokalisierung die Anregungsenergie länger in der Adsorbatschicht gehalten und steht damit länger zur Verfügung, um chemische Reaktionen mit weiteren Adsorbaten oder Gasphasenmolekülen 159 7 Zusammenfassung und Ausblick an der Eisoberfläche auszulösen. In dieser Arbeit werden erste Ergebnisse von Experimenten vorgestellt, die diesen Reaktionskanal demonstrieren. Hier eröffnet sich ein weites Feld für weitere Untersuchungen. Von besonderer Relevanz ist der Reaktionskanal in der Atmosphärenchemie. Als Beispiel sei die Spaltung von Fluorchlorkohlenwasserstoffen in polaren Stratosphärenwolken am Ende des polaren Winters genannt. Des weiteren ist ein Verfahren vorgestellt worden, mit dem man nicht nur die Stabilisierung eines elektronischen Zustands durch den Respons der Umgebung verfolgen kann, sondern auch teilweise die Destabilisierung desselben nach Photoemission des Elektrons. Dies ist in kristallinem Eis möglich, weil der Destabilisierungsprozess auf einer Zeitskala abläuft, auf der der Zustand mehrfach wieder besetzt werden kann. Ausblick Aus den hier vorgestellten Ergebnissen ergibt sich eine ganze Reihe weiterführender Fragestellungen, von denen viele das Feld der zuvor unbekannten langlebigen Elektronenzustände in kristallinem Eis betreffen. Hier wäre es beispielsweise eine Herausforderung, die Lücke von 10 Größenordnungen in den auflösbaren Zeitskalen der Stabilisierungsdynamik eingefangener Elektronen zu schließen. Ein Teil dessen wäre mit einem ns-Lasersystem sicherlich realisierbar. Darüber hinaus ergeben sich aus dem demonstrierten Verfahren zur Untersuchung der Relaxationsdynamik der Solvathülle und, wie bereits angesprochen, aus der Möglichkeit, chemische Reaktionen durch eingefangene Elektronen auszulösen, viele neue Möglichkeiten. Der große Einfluss der Adsorbatstruktur auf die Elektronendynamik zeigt außerdem, dass ein vollständiges Verständnis (so weit ein solches überhaupt erlangt werden kann) nicht nur die Auflösung der Prozesse bzgl. Zeit und Energie voraussetzt, sondern auch atomare räumliche Auflösung erfordert. Die in Zusammenarbeit mit der Gruppe von K.-H. Rieder und K. Morgenstern ausgeführten STM-Untersuchungen unter entsprechenden Versuchsbedingungeng stellen einen wichtigen Schritt in diese Richtung dar. 160 A Bildladungszustände vor der Ru(001)-Oberfläche Eine wichtige Grundlage für das Verständnis der Elektronendynamik an adsorbatbedeckten Oberflächen ist die Kenntnis der elektronischen Struktur der sauberen Substratoberfläche. Dabei kommt an Metalloberflächen den Bildladungszuständen besondere Bedeutung zu, da das Bildladungspotential, wenn auch in abgeschirmter Form, auch die elektronischen Zustände auf der bedeckten Oberfläche beeinflusst. Auf Cu(111) ist die Dynamik der Bildladungszustände sowohl auf der sauberen als auch auf der adsorbatbedeckten Oberfläche intensiv mittels zeitaufgelöster 2PPE untersucht worden (vgl. Kap. 2.2.3). Für die Ru(001)-Oberfläche hingegen existiert lediglich eine Arbeit, die sich aber auf den Einfluss adsorbierter Xe-Schichten konzentriert [Ber00b]. Von den Bildladungszuständen der sauberen Oberfläche konnte bei jenen Untersuchungen nur der energetisch niedrigste (n=1) spektroskopiert werden. Aufgrund der Bandlücke in der projizierten Bandstruktur kann sich auf der Ru(001)Oberfläche die ganze zum Vakuumniveau konvergierende Rydberg-Serie gebundener Bildladungszustände ausbilden (vgl. Kap. 2.2.3). Im Rahmen dieser Arbeit ist es nun gelungen, auch die Zustände mit höheren Quantenzahlen n zu untersuchen. Um Elektronen in diese Zustände anregen zu können, ist eine Photonenenergie von der Größe der Austrittsarbeit Φ erforderlich, für die auf dem verwendeten Kristall ein Wert von 5.40±0.02 eV gemessen wurde1 . Diese Wert entspricht gerade der maximalen Photonenenergie, die durch Frequenzverdopplung des Signal aus dem VIS-OPA erreicht werden konnte. Die Energie pro Puls bei 5.40 eV beträgt nur noch weniger als 0.1 nJ bei Pulslängen von 70–80 fs. Um die damit erreichbare kleine Population der Bildladungszustände möglichst effizient abzufragen, wurden hierfür 25 % der Verstärkerleistung bei einer Photonenenergie von 1.56 eV verwendet. Abbildung A.1 zeigt in Falschfarbendarstellung eine zeit- und energieaufgelöste PumpProbe-Messung im Energiebereich der Bildladungszustände bei einer Probentemperatur von etwa 40 K. Da die energetische Lage der Bildladungszustände ans Vakuumniveau gekoppelt ist, ist dieses hier als Referenzenergie für die Energieachse gewählt. Die Zustände mit n=1 und n=2 sind als klar separierte Peaks erkennbar. Für die weiteren Bildladungszustände überlappen die Peaks bereits wegen der spektralen Breite der Laserpulse. Innerhalb der zum Vakuumniveau konvergierenden Serie ergeben sich 2 Trends: Die Lebensdauer der Zustände nimmt zum Vakuumniveau hin zu, die Intensität fällt ab. Dabei handelt es sich um zwei Seiten derselben Medaille. Dadurch, dass sich die Elektronen in Zuständen mit steigendem n zunehmend weiter von der Oberfläche entfernen und der Überlapp mit Metallzuständen abnimmt, sinkt sowohl die Wahrscheinlichkeit für Streuprozesse mit 1 Der Literaturwert für die Austrittsarbeit von Ru(001) liegt bei 5.44 eV [Ber00b]. 161 A Bildladungszustände vor der Ru(001)-Oberfläche Pump-Probe-Verzögerung ∆t [fs] 0 500 1000 1500 0.0 n=4... n=3 n=2 -0.4 0.0 -0.6 4 n=1 -0.8 n=3 0 500 1000 ∆t [fs] -0.1 E - EVak [eV] E - EVak [eV] -0.2 1500 Abbildung A.1: zeitaufgelöstes 2PPE-Spektrum der Bildladungszustände auf Ru(001) mit hν1 =5.40 eV und hν1 =1.56 eV : n=1–3 können energetisch aufgelöst werden. Für höhere Zustände werden Quantenschwebungen beobachtet, deren Perioden den energetischen Abständen der Zustände entsprechen (siehe Inset). Metallelektronen, die zum Zerfall der Population führen, als auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Elektron aus dem Metall in den Bildladungszustand angeregt wird. Der Energiebereich der Zustände mit n ≥3 ist im unteren Teil der Abb. A.1 vergrößert mit anderer Farbskalierung dargestellt. Die kohärente Anregung mehrerer Zustände führt zu Quantenoszillationen im 2PPE-Signal (vgl. Kap. 2.5.1), deren Periode mit dem energetischen Abstand der überlagerten Zustände in Zusammenhang steht. Wie in Kap. 2.2.3 beschrieben, lassen sich Bindungsenergien und Lebensdauern der Bildladungszustände näherungsweise berechnen, wenn man den Wert des Quantendefekts a kennt. In Abbildung A.2 sind Schnitte aus dem Datensatz von Abbildung A.1 dargestellt. Aus den Spektren (a) ergeben sich Bindungsenergien der ersten beiden Bildladungszustände von 661±20 und 187±15 meV. Für den Quantendefekt ergibt sich daraus gemäß Gleichung 2.5 ein Wert von a=0.134 . Die hiermit berechneten energetischen Positionen sind in den Spektren jeweils als Striche markiert. Im Spektrum bei ∆t=0 fs ist der n=3-Zustands noch auflösbar. Die experimentelle Bindungsenergie von 87±10 meV stimmt mit der nach der Quantendefektformel berechneten sehr gut überein. Nach 230 fs besteht das Signal hauptsächlich aus einer Überlagerung von n=3 und n=4, zu späteren Zeiten gewinnen 162 (a) Ru(001) n=2 (b) n= 34 567... x0.2 E - EVak [eV] -0.10 Dt= 0 fs 230 fs 340 fs 440 fs 825 fs 2PPE-Intensität (norm.) 2PPE-Intensität n=1 Ru(001) -0.05 0.00 -0.8 -0.6 -0.4 -0.2 E - EVak [eV] 0.0 0 400 800 1200 Pump-Probe-Verzögerung Dt [fs] Abbildung A.2: Bildladungszustände auf Ru(001): (a) Spektren bei verschiedenen Pump-ProbeVerzögerungen ∆t.(b) Normierte Kreuzkorrelationen bei Energien knapp unterhalb EVak , jeweils gemittelt über 10 meV. Die Kurven sind vertikal so verschoben, dass die Einteilungen der Energieachse gerade den Grenzen der Mittelungsintervalle entsprechen. entsprechend den längeren Lebensdauern die Zustände mit größerem n an Gewicht. In Übereinstimmung mit der Abschätzung aus der Linienbreite aus [Ber00b] ergibt sich aus der Kreuzkorrelation im Energiebereich des Zustands mit n=1 eine Lebensdauer von 11±2 fs. Die Lebensdauer des n=2-Zustands beträgt 57±5 fs. Für die Linienbreiten bei ∆t=0 findet man 61±5 meV für den n=1-Zustand, 22±4 meV für n=2. Diese Werte sollen lediglich als Vergleichswert für die delokalisierten Zustände auf der wasserbedeckten Oberfläche dienen. Auf eine detaillierte Analyse der Linienbreiten zur Ermittlung der Dephasierungszeiten wird an dieser Stelle verzichtet, da hierzu genaue Kenntnis der spektralen Form der beiden Laserpulse erforderlich wäre [Ber01, Bog02]. Für den Energiebereich zwischen n=3 und dem Vakuumniveau zeigt Abbildung A.2 (b) auf ihr Intensitätsmaximum normierte Kreuzkorrelationen, die jeweils über einen Energiebereich von 10 meV gemittelt wurden. Sie sind jeweils so verschoben, dass ihre Nulllinien bei negativen ∆t die mittlere Energie des Messintervalls anzeigen. Die oberste Kurve ist eine Kreuzkorrelation bei der Energie des n=3-Zustands. Der energetische Abstand zum Zustand mit n=4 ist mit fast 37 meV noch zu groß, als dass hier eine Überlagerung zustande kommen könnte. Deshalb kann hier noch direkt die Lebensdauer des n=3-Zustands bestimmt werden. Sie beträgt 174±10 fs. Wie gut die Näherung eines konstanten Quantendefekts für die ganze Reihe der Bildladungszustände erfüllt ist, kann man anhand des zeitlichen Verlaufs der Quantenschwebungen überprüfen. Bei den folgenden Kreuzkorrelationen bis ca. 30 meV an das Vakuumniveau heran tauchen leichte Intensitätsmodulationen auf, deren Periode im Rahmen der Messgenauigkeit mit der der Quantenschwebung zwischen n=3 und n=4 mit nominell τ45 =112.5 fs übereinstimmt. Ab 40 meV wird die Schwebung 4–5 dominant mit einer Periode von 236.7 fs. Nahe dem Vakuumniveau ergibt sich eine Überlagerung aus den Zuständen n=4–7. Für höhere n ist die Anregungswahrscheinlichkeit zu gering, als dass 163 A Bildladungszustände vor der Ru(001)-Oberfläche Ru(001): XC bei E=-0.01 bis -0.02 eV 2PPE-Intensität t45=237 fs t56=429 fs t57=266 fs t67=703 fs 0 500 1000 1500 2000 Pump-Probe-Verzögerung ∆t [fs] Abbildung A.3: Quantenschwebungen zwischen Bildladungszuständen auf Ru(001): Kreuzkorrelation im Bereich E − EVak =-10 bis -20 meV die Perioden noch identifiziert werden könnten. Bei ∆t=0 fs ergibt sich ein scharfer Peak, der teilweise dadurch zustande kommt, dass energetisch naheliegende Bildladungszustände nicht-resonant angeregt werden (vgl. Kap. 2.5). Darüberhinaus gibt es Signalbeiträge von kurzlebigen Zuständen bei Energien um 1.55 eV über EF für die Pump- und Probe vertauscht sind. In Abbildung A.3 ist exemplarisch die Kreuzkorrelation 10–20 meV unterhalb des Vakuumniveaus zusammen mit einer nach den optischen Bloch-Gleichungen berechneten Kurve gezeigt, die die Quantenschwebungen gut wiedergibt. Um die Zahl der freien Parameter zu beschränken, wurden bei der Anpassung an die Messdaten lediglich die Gesamtamplitude und die Lebensdauern der beiden niedrigsten beitragenden Bildladungszustände als offene Parameter zugelassen, die Populationswahrscheinlichkeiten und Lebensdauer der weiteren Zustände wurden ∝ (n + a)−3 bzw. ∝ (n + a)3 aus denen des niedrigsten berechnet. Für den Quantendefekt a ist der experimentell bestimmte Wert eingesetzt. Das Fit-Programm, das von der Arbeitsgruppe um U. Höfer (derzeit Uni Marburg) zur Berechnung der Quantenschwebungen auf Cu(100) entwickelt wurde2 , macht zur Reduzierung des Rechenaufwands einige Näherungen, die allerdings auf die Dynamik zu Zeiten, bei denen Pump- und Probe-Puls nicht mehr überlappen, keinen signifikanten Einfluss haben. Eine detaillierte Beschreibung der Fit-Routine findet sich in [Ber01]. Zusätzlich zu Messdaten und Fitkurve sind außerdem die nach den Bindungsenergien zu erwartenden Maxima aus der Überlagerung der Zustände n=4–7 als vertikale Striche eingetragen. Die ersten beiden Maxima sind noch von der Schwebung zwischen n=4 und 5 dominiert. Wegen des schnelleren Zerfalls der Population des n=4 übernehmen danach n=5 und 6 die Führung. Insgesamt werden die Schwebungen mehr und mehr ausgeglichen, da einerseits durch die Dephasierung die Kohärenz verloren geht und andererseits die einzelnen Schwebungen immer mehr aus dem Takt geraten. 164 n 1 2 3 4 5 6 7 E − EVak [eV] -0.661±0.020 -0.187±0.015 -0.087±0.010 (-0.050) (-0.032) (-0.023) (-0.017) τ [fs] 11±2 57±5 174±10 (180±15) (413±35) (791±60) In nebenstehender Tabelle sind die Bindungsenergien und Lebensdauern der Bildladungszustände zusammengefasst. In Klammern stehende Werte sind durch Extrapolation unter Verwendung des experimentell bestimmten Quantendefekts berechnet. Insgesamt bestätigen sich also die Gesetzmäßigkeiten für Bildladungszustände. Die Lebensdauer für den n=1-Zustand stimmt exakt mit der überein, die von Berthold et al. [Ber00b] aus der Linienbreite bestimmt wurde. Sie ist deutlich kürzer als die der n=1-Bildladungszustände auf Cu(111) (τ =23 fs bei T =100 K [Wei02]) und Cu(001) (τ =35 fs [Wei02]). Gleiches gilt für Zustände mit größerem n. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass in Ruthenium der Phasenraum für die Relaxation über Elektron–Loch-Paarbildung insbesondere durch die teilweise unbesetzten d-Bänder deutlich größer ist als in dem Edelmetall Kupfer (vgl. Kap. 2.2.2). 2 und für diese Berechnungen freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde 165 A Bildladungszustände vor der Ru(001)-Oberfläche 166 Literaturverzeichnis [Ash76] N.W. Ashcroft und N.D. Mermin. Solid States Physics. Saunders College Publishing, USA, 1976. [Ass98] A. Assion, T. Baumert, M Bergt, T. Brixner, B. Kiefer, V. Seyfried, M. Strehle und G. Gerber. 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Standard-Laborgeräte (Multimeter, Oszilloskope, Vakuumpumpen etc.) und im Eigenbau hergestellte Geräte sind weggelassen. 2PPE-Experiment am Fritz-Haber-Institut der MPG (Aufbau A) Optischer Aufbau • Argon-Ionen-Laser: Coherent, Innova 400 • Ti:Saphir-Oszillator: Coherent, Mira 900 F • Regenerativer Verstärker: Coherent, RegA 9000 • Optisch-Parametrischer Verstärker: Coherent, OPA 9400 • Autokorrelator: APE Berlin • Gitterspektrometer: B & M; Diodenzeile, Hamamatsu, C4350 Datenaufnahme • Computer: PC, Intel Pentium II 266 MHz, Asus P2B 440 BX, 128 MB RAM, ELSA Winner 2000/Office AGP. • Multifunktions-Meßkarte: National Instruments, PCI-16 MIO E-1, Part No. 183455C-01 • GPIB Karte: National Instruments, PCI-GPIB, Part No. 183617C-01 • Software: NI-Labview 5.0.1, NI-DAQ 6.1.1, NI-488.2M • DC-Motor Controller: Physik Instrumente, C-812 Elektronik zur Flugzeitmessung • Fast-Timing Preamplifier VT 120 • Pico-Timing Discriminator, Modell 9307 • 100 MHz Discriminator, Modell 436 183 Apparative Komponenten • Time-to-Amplitude Converter/Single Channel Analyzer, Modell 567 • Modular System Bin, Modell 4001C • Log/Lin Ratemeter, Modell 449 2PPE-Experiment an der Freien Universität Berlin (Aufbau B) Optischer Aufbau • Vanadate Diodenlaser, Coherent, Verdi V5 zum Pumpen des Oszillators • Vanadate Diodenlaser, Coherent, Verdi V10 zum Pumpen des regenerativen Verstärkers • Ti:Saphir-Oszillator, Coherent, Mira SEED • Regenerativer Verstärker, Coherent, RegA 9050 • Optisch-Parametrischer Verstärker für 760-460 nm, Coherent, OPA 9450 • Optisch-Parametrischer Verstärker für 1050-1600 nm, Coherent, OPA 9850 • Autokorrelator: APE Berlin • Gitterspektrometer: B & M; Diodenzeile, Hamamatsu, C4350 • IR-Spektrometer: WaveScan, APE Berlin Datenaufnahme • Computer: PC, 2x Pentium III 1.27 GHz, Systemspeicher 1.75 GB • Multifunktions-Meßkarte: National Instruments, PCI-16 MIO E-1, Part No. 183455C-01 • Software: NI-Labview 6.1, NI-DAQ 6.1.1, NI-488.2M • DC-Motor Controller, Physik Instrumente, C-844 Elektronik zur Flugzeitmessung • Fast-Timing Preamplifier VT 120 • Pico-Timing Discriminator, Modell 9307 • 100 MHz Discriminator, Modell 436 • Time-to-Digital Converter, FAST-Comtec p7887 • Modular System Bin, Modell 4001C • Log/Lin Ratemeter, Modell 449 184 Abkürzungen AES ASW BL DCM eCB eT eS FUB FHI fwhm GVD hwhm ML SHG SPM TDS UHV UV VIS ZGP 2PPE Auger-Elektronenspektroskopie engl. amorphous solid water, √ T<130 K aufgedampftes amorphes Eis √ bei Bilage (meist geordnete 3 × 3-Struktur von Wasser auf Ru(001) bzw. dazu äquivalente Bedeckung) Dielektrisches Kontinuumsmodell sich vom Leitungsbands der Eisschicht (engl. conduction band“) ableitender 2PPE-Peak ” (2P)PE-Peak eingefangener Elektronen in kristallinem Eis (engl. trapped electrons“) ” 2PPE-Peak solvatisierter Elektronen in amorphem Eis (engl. solvated electrons“) ” Freie Universität Berlin Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft volle Halbwertsbreite (engl. full width at half maximum“) ” engl. group velocity dispersion“, Gruppengeschwindigkeitsdispersion ” halbe Halbwertsbreite (engl. half width at half maximum“) ” Monolage engl. second harmonic generation“, Erzeugung der zweiten Harmonischen ” Selbstphasenmodulation Thermische Desorptionsspektroskopie Ultrahochvakuum ultraviolett, Licht mit Wellenlängen <400 nm engl. visible“, für Licht im sichtbaren Wellenlängenbereich (400–800 nm) ” Zwischengitterplatz Zwei-Photonen-Photoemission 185 Abkürzungen 186 Publikationen Veröffentlichungen im Rahmen dieser Arbeit C. Gahl, U. Bovensiepen, Chr. Frischkorn und M. Wolf. Ultrafast electron transfer and solvation dynamics in amorphous ice layers on Cu(111). Ultrafast Phenomena XIII, Editoren: R. J. D. Miller, M. M. Murnane, N. F. Scherer und A. Weiner (Springer, Berlin, 2002) 307–309 C. Gahl, U. Bovensiepen, Chr. Frischkorn und M. Wolf. Ultrafast dynamics of localization and solvation in ice layers on Cu(111). Physical Review Letters 89, 10, (2002) 107402 C. Gahl, U. Bovensiepen, Chr. Frischkorn, K. Morgenstern, K.-H. Rieder und M. Wolf. Ultrafast electron solvation dynamics in D2 O/Cu(111): Influence of coverage and structure. Surface Science 532–535, (2003) 108–112 U. Bovensiepen, C. Gahl und M. Wolf. Solvation dynamics and evolution of the spatial extent of photoinjected electrons in D2 O/Cu(111) Journal of Physical Chemistry B 107, (2003) 8706–8715 M. Lisowski, P. A. Loukakos, U. Bovensiepen, J. Stähler, C. Gahl und M. Wolf. Ultrafast dynamics of electron thermalization, cooling and transport effects in Ru(001). Applied Physics A 78, (2004) 165–176 U. Bovensiepen, C. Gahl, J. Stähler, P. A. Loukakos und M. Wolf. Femtosecond dynamics of electron localization, solvation and transfer processes at ice– metal interfaces. Eingereicht bei Israel Journal of Chemistry D. N. Denzler, C. Gahl, S. Wagner, R. Dudek, J. Stähler, Chr. Frischkorn, U. Bovensiepen, M. Wolf und G. Ertl. Structural implications from the vibrational and electronic properties of the first layers of D2 O on Ru. In Vorbereitung für Journal of Physical Chemistry B I. Andrianov, T. Klamroth, P. Saalfrank, U. Bovensiepen, C. Gahl und M. Wolf. Quantum theoretical study of electron solvation dynamics in ice layers on a Cu(111) surface. In Vorbereitung für Physical Review B 187 Publikationen Veröffentlichungen zu verwandten Themen G. Moos, C. Gahl, R. Fasel, M. Wolf und T. Hertel. Anisotropy of quasiparticle lifetimes and the role of disorder in graphite from ultrafast photoemission spectroscopy. Physical Review Letters 87, 10, (2001) 267402 C. Gahl, K. Ishioka, Q. Zhong, A. Hotzel und M. Wolf. Structure and dynamics of excited electronic states at the adsorbate/metal interface: C6 F6 /Cu(111). Faraday Discussions 117, (2000) 191 K. Ishioka, C. Gahl und M. Wolf. Femtosecond dynamics of image potential states of C6 F6 /Cu(111) studied with two-photon photoemission. Surface Science 454, (2000) 73 X.-Y. Zhu, T. Vondrak, H. Wang, C. Gahl, K. Ishioka und M. Wolf. Photo-induced electron transfer to molecular quantum structures on a metal surface. Surface Science 451, (2000) 244 Q. Zhong, C. Gahl und M. Wolf. Two-photon photoemission spectroscopy of pyridine adsorbed on Cu(111). Surface Science 496, (2002) 21 188 Danksagung An erster Stelle möchte ich hier Martin Wolf für die Betreuung dieser Arbeit danken. Von seinem breiten Wissen sowohl auf physikalischem wie auf experimentellem Gebiet habe ich viel profitiert. Seine wissenschaftliche Neugier und Diskussionsbereitschaft, aber auch sein Ideenreichtum haben das Projekt immer wieder voran gebracht. Von seiner Seite konnte ich mir während der gesamten Zeit der vollen Unterstützung für meine Arbeit sicher sein. Ich möchte hier auch nicht unerwähnt lassen, dass sein Führungsstil entscheidend zu dem sehr angenehmen Arbeitsklima in seiner Arbeitsgruppe beiträgt. Herrn Rieder, dem Zweitgutachter dieser Arbeit, sei gedankt für sein Interesse an dieser Arbeit, das in Form der Zusammenarbeit in der Strukturaufklärung von Eis auf Cu(111) auch konkreten Eingang gefunden hat. Herrn Ertl möchte ich dafür danken, dass ich einen Teil der Arbeit in seiner Abteilung am Fritz-Haber-Institut (FHI) durchführen konnte. Sein Geist war sehr prägend für die Arbeitsatmosphäre am FHI (und ist zum Teil wohl auch an die FU weitergetragen worden). Ich habe Herrn Ertl für mich immer als eine Art Doktorgroßvater“ empfunden. ” In diesem Zusammenhang sei auch meinen Mitarbeitern im Labor am FHI Gunnar Moos, Daniel Denzler und Christian Hess herzlich für die fruchtbare wissenschaftliche Zusammenarbeit, aber auch für das menschliche Miteinander gedankt, das auch über die Laborwände hinausreicht. Für meine Zeit an der Freien Universität Berlin gilt mein Dank besonders Uwe Bovensiepen, mit dem ich in unzähligen Diskussionen in unserem Büro Probleme des Projekts und der Physik allgemein gewälzt habe. Gerade in der Spätphase der Arbeit war mir seine unermüdliche Unterstützung eine große Hilfe. Die Untersuchungen an der Ru(001)-Oberfläche sind in Zusammenarbeit mit Julia Stähler entstanden. Zahlreiche gemeinsame Messtage und -nächte und ein reger Gedankenaustausch haben ihren Teil zu dieser Arbeit beigetragen, wofür ich ihr danken möchte. Vielen Dank auch den übrigen Mitarbeitern der Arbeitsgruppe Wolf für die rundum nette Zusammenarbeit, allen voran Martin Lisowski, von dem ich viel in technischer Hinsicht gelernt habe und der dem Wasserprojekt so manchen zusätzlichen Messtag eingeräumt hat, und Panagiotis Loukakos, der sich viel für das Lasersystem eingesetzt hat, Christian Frischkorn, der auch in Wasser und Eis involviert war, aber auch Patrick Kirchmann und den Mitarbeitern der anderen Experimente. Nicht vergessen werden dürfen an dieser Stelle Peter West, der in vielen technischen Fragen der richtige Ansprechpartner war, und Dietgard Malwitz, die immer behilflich war im Kampf gegen die Bürokratie. 189 Danksagung Michael Mehlhorn und Karina Morgenstern gilt mein Dank für die Zusammenarbeit bei den STM-Untersuchungen. Ulrich Höfer und Wolfram Berthold möchte ich dafür danken, dass sie mir das Programm zur Auswertung der Quantenschwebungen zur Verfügung gestellt haben. Auch die Werkstätten am Fritz-Haber-Institut und am Fachbereich Physik haben so manches Mosaiksteinchen zu dieser Arbeit beigetragen. Als letztes gilt mein ganz besonderer Dank meiner Familie, die mich und diese Arbeit immer unterstützt und getragen hat. Einen besonderen Orden hat neben meiner Frau Birgit meine Schwiegermutter verdient, die so manches Mal angereist ist, um den Tag und Nacht abwesenden Familienvater zu ersetzen. 190 Akademischer Lebenslauf Christoph Cornelius Gahl *12.11.1969 in Frankfurt am Main 06/89 Abitur, Immanuel-Kant-Gymnasium Bad Oeynhausen 08/89–10/90 Zivildienst beim Diakonischen Werk, Bad Oeynhausen 10/89–03/91 Jungstudent mit Hauptfach Violoncello, Musikhochschule Detmold 04/91–03/94 Studium Orchester- und Ensemblemusik, Musikhochschule des Saarlands, Saarbrücken 04/94–02/00 Studium Meteorologie und Physik, Freien Universität Berlin 04/98–11/99 Diplomarbeit am Fritz–Haber–Institut der MPG 02/00 Diplom am Fachbereich Physik, Freie Universität Berlin 05/00–06/04 wissenschaftlicher Mitarbeiter mit dem Ziel der Promotion in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Martin Wolf 05/00–08/01 am Fritz-Haber-Institut, Abteilung Physikalische Chemie von Prof. Dr. Gerhard Ertl am Fachbereich Physik der Freien Universität Berlin 08/01–06/04 191