Einsatz des Tandem-Affinity-Purification

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Aus der
Abteilung für Molekulare Gastroenterologische Onkologie
der
Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. med. S. Hahn
Einsatz des Tandem-Affinity-Purification-Verfahrens zum Nachweis von Keratin 23
Interaktionspartnern in Abhängigkeit vom N-terminal bzw C-terminal getaggten
Zytokeratin 23
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr-Universität Bochum
vorgelegt von
Norbert Nosal
aus
Goldberg
2013
Dekan:
Prof. Dr. med. Klaus Überla
Referent:
Prof. Dr. med. Stephan Hahn
Korreferent: Prof. Dr. rer. nat. Joachim Rassow
Tag der Mündlichen Prüfung: 13.05.2014
Ich widme diese Arbeit meiner Ehefrau Ingrid, meinen Kindern Julius und Helena
sowie meinem Vater Andreas.
Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich verdienen.
Robert Lembke
(17.09.1913 - 15.01.1989)
Inhaltsverzeichnis
1
Abkürzungsverzeichnis
3
1
6
Einleitung
1.1
Das kolorektale Karzinom, Prävalenz, Epidemiologie, Ätiologie und
Pathologie kolorektaler Karzinome
1.2
6
Molekularbiologische und molekulargenetische Grundlagen kolorektaler
Karzinome, vom Gendefekt zum Krebs
1.3
7
Tumorgene des KRK, inaktivierte Tumorsupressorgene und aktivierte
Onkogene in der Pathogenese kolorektaler Karzinome
1.3.1
Chromosom 5q: APC- bzw. WNT-Signalweg
8
1.3.2
Chromosom 17q: P53 Signalweg
9
1.3.3
Kandidatengene auf Chromosom 18q
9
1.3.4
K-ras Gene
11
1.3.5
Mismatch-Reparatursysteme
12
1.3.6
Bub-Gene
13
1.3.7
Epigenetische Veränderungen im KRK
13
1.4
Tumorprogressionsmodell kolorektaler Karzinome
14
1.5
Klassische Diagnostik und Therapie kolorektale Karzinome
14
1.6
Die Zytokeratinfamilie
17
1.7
Zytokeratinveränderungen bei Karzinomen und Metastasen
17
1.8
Interaktionen zwischen Keratinen und anderen Proteinen
18
1.9
Aufbau und Funktion von Smad4
19
1.10
Auswirkung des Tumorsuppressors Smad4 nach Rekonstitution in der
kolorektalen Karzinomzelllinie SW480
21
1.11
Identifikation von Keratin 23 als Smad4-Kandidatenprotein
22
1.12
TAP
1.12.1
Voraussetzungen der TAP
22
1.12.2
Weiterentwicklung der TAP
23
2
Zielsetzung der Arbeit
25
3
Material und Methoden
26
3.1
Molekularbiologische Methoden
1
3.1.1
Plasmiddesign
31
3.1.2
vent PCR
33
3.1.3
Gelelektrophorese von DNA
35
3.1.4
Elution von DNA aus Agarosegelen
35
3.1.5
Elution von DNA mittels Phenol-Chloroform-Extraktion
36
3.1.6
Restriktion
37
3.1.7
Gelelektrophorese und Photometrie
3.1.7.1
Mengenabschätzung mittels Gelelektrophorese
38
3.1.7.2
Mengenabschätzung mittels Photometrie
39
3.1.8
Ligation
39
3.1.9
Transformation
40
3.1.10
Klonselektion
41
3.1.11
Insert Überprüfung mittels Taq PCR
42
3.1.12
Plasmidpräparation aus E. coli
43
3.1.13
Glycerindauerkulturen
45
3.1.14
Sequenzierung der PCR-Produkte
45
3.2
Retroviraler Gentransfer
3.3
Zellbiologische Arbeiten
47
3.3.1
Zellkultur
51
3.3.2
Zelllyse
52
3.3.3
Proteinmengenbestimmung mittels Coomassie-Brillant-Blau G250 (Bradford-Verfahren)
3.4
4
4.1
53
Proteinchemische Arbeiten
3.4.1
Tandem-Affinitäts-Aufreinigung
54
3.4.2
Polyacrylamidgele für Western-Blot-Analysen
56
3.4.3
Übertragen der Proteinbanden auf PVDF-Membran
57
3.4.4
Immunologische Färbung der PVDF-Membran
58
3.4.5
Silberfärbung nach Blum et al. (1987)
60
Ergebnisse
62
Etablierung des C-terminal getaggten Tandem-Affinitäts-AufreinigungsKonstruktes
62
4.2
GFP-Infektionskontrolle der SW480 Zellen
63
4.3
Tandem-Affinitäts-Aufreinigung mit KRT23 Köderproteinen
65
2
4.4
Nachweis der KRT23 Interaktionspartner und Vergleich der
Interaktionspartner in Abhängigkeit von der Tag-Position
(N-terminal bzw. C-terminal)
67
5
Diskussion
69
6
Zusammenfassung
74
7
Literatur
75
8
Anhang
88
3
Abkürzungsverzeichnis
5-FU
A
APC
APS
ATF6
ATP
bp
BSA
CBP
co-Smad
DMEM
DMSO
DNA
dNTP’s
DPC4
DTT
ECL
EDTA
EpCAM
FAP
FCS
GFP
GTP
h
HBS
HEPES
hMLH1
HNPCC
ID
Ig
I-Smad
kD
KRK
KRT
LC-ESI-MS
LOH
M
MALDI
MTHFR
MIN
Min
MS
MW
n
NCBI
PAGE
PBS
PCR
PK
5-Fluoruracil
Ampere
Adenomatöse Poliposis Coli
Ammoniumpersulfat
Activating transcription factor 6
Adenosin-Triphosphat
Basenpaar
bovine serum albumin
Calmodulin bindendes Peptid
common Smad
Dulbecco´s modified eagle medium
Dimethylsulfoxid
deoxyribonucleic acid
Desoxyribonukleosidtriphosphate
Deleted in pancreatic carcinomas locus 4
Dithiothreitol
enhanced chemiluminescence
Ethylendiamintetraacetat
Epithelial cell adhesion molecule
Familiäre adenomatöse polyposis
Fötales Kälberserum
grün fluoreszierendes Protein
Guanosin-Triphosphat
Stunde
HEPESgepufferte Kochsalzlösung
2-(4-(2-Hydroxyethyl)-1-piperazinyl)-ethansulfonsäure
human mutL homolog 1
hereditäres non-polypöses Kolonkarzinom
Identität
Immunoglobulin
inhibitorisches Smad
Kilodalton
Kolorektales Karzinom
Keratin
Kopplung von HPLC und ESI-MS
Lost of Heterology
mol/L
matrix-assisted-laserdesorption/-ionisation
Methylentetrahydrofolatreduktase
Mikrosatelliten Instabilität
Minute
Massenspektrometrie
Molekulargewicht
unabhängige Experimentanzahl
national center for biotechnology information
Polyacrylamidgel Elektrophorese
Phosphatgepufferte Kochsalzlösung
polymerase chain reaction
Proteinkinase
4
Prot A
PSCA
PTM
PVDF
RIPA
RNA
rpm
R-Smad
RT
sek
SDS
TAE
TAP
Taq
TBST
TEMED
TEV
TGF
TNF
TNM
Tris
U
UICC
UV
V
v/v
w/v
WHO
Protein A
Prostata stem cell antigen
posttranslationale Modifikation
Polyvinylidenfluorid
Radioimmunoprecipitation assay
ribonucleic acis
rounds per minute
rezeptoraktiviertes Smad
Raumtemperatur
Sekunde
Sodiumdodecylsulfate
Tris, Essigsäure, EDTA Puffer
Tandem-Affinitäts-Puricication
Enzym des Bakteriums Thermus aquaticus
Trisgepufferte Kochsalzlösung mit Tween
N,N,N’,N’-Tetramethylethylendiamin
Tabakmosaikvirus-Protease
transforming growth factor
tumor necrosis factor
Tumor-Nodu(lu)s-Metastase
Tris(hydroxymethyl-)aminomethan
Unit
Union for international cancer control
Ultraviolett
Volt
Volumen pro Volumen
Gewicht pro Volumen
World health organisation
5
1 Einleitung
1.1 Das kolorektale Karzinom, Prävalenz, Epidemiologie, Ätiologie
und Pathologie kolorektaler Karzinome
Epidemiologisch ist das kolorektale Karzinom der häufigste bösartige Tumor des
Gastrointestinaltrakts und die zweithäufigste zum Tod führende Tumorerkrankung in
Deutschland. Jedes Jahr sterben etwa 30.000 Patienten an den Folgen eines
kolorektalen Karzinoms (KRK) (Schulmann K. und Schmiegel W., 2002). Jährlich
treten
in
Deutschland
etwa
doppelt
so
viele
Neuerkrankungen
auf.
Das
Lebenszeitrisiko, an einem KRK zu erkranken, beträgt in Deutschland etwa 6 %, d.h.
etwa jeder 17. Bundesbürger erkrankt an einem KRK im Laufe seines Lebens. Vor
dem 40. Lebensjahr beträgt das relative Risiko unter 5% um dann in Abhängigkeit
vom Alter logarithmisch anzusteigen (Schulmann K. und Schmiegel W., 2002).
Tritt jedoch die Erkrankung im jungen Alter und/oder familär gehäuft auf, so besteht
der Verdacht auf eine hereditäre Form des KRK.
Bis zu 10% der kolorektalen Karzinome sind im engeren Sinn hereditären,
autosomal-dominant vererblichen Formen zuzuordnen wie HNPCC, FAP, PeutzJeghers-Syndrom oder die juvenile Polyposis coli. Zu den nicht-hereditären
Risikofaktoren zählt vor allem die Colitis ulzerosa, wobei bei M. Crohn kein
signifikanter Anstieg zu erkennen ist (Askling et al., 2001).
Die Mehrheit der KRK (etwa 85-90%) ist den nicht hereditären, also sporadischen
Karzinomen zuzuordnen, für die eine multifaktorielle Genese anzunehmen ist. Aus
heutiger Sicht spielen neben genetischen Faktoren v.a. Umwelteinflüsse eine
entscheidende Rolle (Lichtenstein et al., 2000).
Auch bei sporadischen KRK treten etwa 20-30% familiär gehäuft auf. So haben
erstgradig Verwandte (v.a. jüngeres Erkrankungsalter) eines KRK-Erkrankten ein
erhöhtes relatives Risiko an einem KRK zu erkranken (Burt 2000; Fuchs et al., 1994).
Das relative Risiko steigt mit der Zahl der erstgradig erkrankten Verwandten in der
Familie (Winawer et al., 1996). Als Ursache angenommen werden polygenetische
Veränderungen, wie z.B. Mutationen in rezessiven Genen und Mutationen in
dominanten Genen mit niedriger Penetranz. Bekannt sind z.B. der I1307KPolymorphismus,
Mutationen
der
Methylentetrahydrofolatreduktase
(MTHFR),
Mutationen der N-Azetyltransferase 1 und 2 (NAT1 und NAT2) und Mutationen des
6
Transforming-growth-Faktor-Rezeptors Typ I (TGF-ß-R-I(6A)). Sie alle sind mit einem
erhöhten Risiko für kolorektale Karzinome assoziiert (Potter 1999). Bei letzterem
Signalweg spielt auch der Smad4-Signalweg eine Rolle.
Aber auch die Lebensumstände (sog. Lifestyle) spielt eine Rolle. So gelten
Übergewicht, geringe körperliche Aktivität und „westliche“ Ernährung (kalorienreich,
fettreich, fleischreich, ballaststoffarm) als erhöhte Risikofaktoren für die Entwicklung
eines KRK. Der Verzehr von rotem Fleisch und scharf angebratenem Fleisch stellen
ein erhöhtes Risiko dar, während ein hoher Gemüsekonsum einen protektiven Effekt
hat. Auch Alkohol- und Nikotinkonsum sind Risikofaktoren für die Entwicklung eines
KRK (Kune et al., 1992).
Adenokarzinome stellen die häufigste Tumorart des KRK dar. Diese entwickeln sich
nahezu immer aus adenomatösen Polypen, wobei villöse Adenome häufiger entarten
als tubuläre Karzinome. Die histologische Klassifikation kolorektaler Karzinome
erfolgt nach der WHO-Klassifikation (Jass et al.,1989).
Das Tumorstadium besitzt grundlegende Bedeutung für die Einschätzung der
Prognose der Erkrankung. Es wird durch die TNM-Klassifikation festgelegt. Das
TNM-Stadium wird durch das zytologische Grading ergänzt. Hochdifferenzierte
Karzinome (G1) haben eine bessere Prognose als entdifferenzierte Karzinome (G4) .
Weitere Risikofaktoren sind die Residualtumorklassifikation (R-Klassifikation), die VKlassifikation (Invasion von Blutgefäßen) sowie die L-Klassifikation (Invasion von
Lymphgefäßen) (Newland et al., 1994; Yada et al., 1997).
1.2 Molekularbiologische und molekulargenetische Grundlagen
kolorektaler Karzinome, vom Gendefekt zum Krebs
Das Verständnis der Onkogenese wird anhand wissenschaftlich anerkannter und
nachgewiesener Modelle wie der klonalen Genese, das Modell der Down- und
Upregulation von Onkogenen und Tumorsupressorgenen sowie das Modell der
genetischen Instabilität erklärt. (Schulmann K. und Schmiegel W., 2002).
In kolorektalen Karzinomen entsteht, wie auch bei anderen malignen Erkrankungen,
das Karzinom durch erworbene (somatische) Mutationen, die einer Zelle und ihren
Tochterzellen einen Überlebens- und Wachstumsvorteil verschaffen (Nowell 1976).
Diese Mutationen betreffen meistens Wachstums- und Kontrollgene und erlauben der
Zelle sich unabhängig von wachstumslimitierenden Signalen der umgebenden Zellen
zu teilen. Klone mit unterschiedlichen Mutationsprofilen existieren nebeneinander
7
und unterliegen einem Selektionsdruck. In einem Tumor liegen daher unterschiedlich
große klonale Subpopulationen mit unterschiedlichen Mutationsprofilen vor.
Onkogene leiten sich von in der Zelle vorhandenen Protoonkogenen ab, die i. d. R.
eine wachstumsfördernde Funktion in der Kontrolle der Zelle haben. So kodieren sie
Informationen für Wachstumsfaktoren, deren Rezeptoren für intrazytoplasmatische
Teile
der
Signaltransduktionskette
oder
für
nukleäre
Transkriptionsfaktoren
(Schulmann K. und Schmiegel W., 2002). Bei KRK spielt eine Punktmutation im Kras-Onkogen eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus spielen noch Amplifikationen
eine wesentliche Rolle.
Die
Tumorsupressorgene
haben
eine
hemmende
Regulationsfunktion
des
Zellwachstums und der Zellteilung. Bereits 1976 verfasste Knudson die Hypothese,
dass eine Mutation auf einem Allel nicht ausreicht, da die Funktion durch das andere
Allel übernommen wird (Knudson et al., 1976). Erst der Verlust des anderen Allels,
was als 2. somatisches Ereignis bezeichnet wird, führt zum Funktionsverlust des
Gens.
Die genetische Instabilität, die in vielen Tumorarten nachgewiesen werden kann, ist
eine wichtige, die Tumorgenese beschleunigende, Veränderung. Nach heutigen
Vorstellungen reicht die endogene Mutationsfrequenz nicht aus, um die zur
Entwicklung eines malignen Tumors notwendige Anzahl von Mutationen innerhalb
der Lebensspanne eines Menschen zu erklären. Eine genetische Instabilität lässt
sich bereits in frühen Stadien der Kanzerogenese nachweisen (Aaltonen et al., 1994;
Bomme et al., 1998). Als Folge der genetischen Instabilität kommt es zur
Inaktivierung von Tumorsupressorgenen, Aktivierung von Onkogenen und letztlich
zur Progression des Tumors.
Die meisten Tumoren weisen eine genetische Instabilität auf chromosomaler
(mikroskopischer) Ebene. Sichtbar wird es durch Verluste von Chromosomenarmen
und
chromosomalen
Stückverlusten.
Aber
auch
numerische
Chromosomenaberrationen, Translokationen oder Genamplifikationen können die
Ursache sein (Schulmann K. und Schmiegel W., 2002).
1.3 Tumorgene des KRK, inaktivierte Tumorsupressorgene und
aktivierte Onkogene in der Pathogenese kolorektaler Karzinome
Nach Schulmann K. und Schmiegel W. unterscheidet man verschiedene Tumorgene
des KRK (Schulmann K. und Schmiegel W., 2002):
8
1.3.1 Chromosom 5q: APC- bzw. WNT-Signalweg
Für das Verständnis der Pathogenese kolorektaler Karzinome ist das APC-Gen von
grundlegender Bedeutung, da es in über 90% aller sporadischen KRK inaktiviert ist
(Kinzler und Vogelstein, 1996). Da APC auch in der Mehrzahl der frühen Adenome
inaktiviert ist, geht man für APC von einer Schlüsselstellung in der Tumorinitiierenden Funktion aus, daher sind APC sogenannte Gatekeeper-Gene (Morin PJ
und Weeraratna AT, 2003).
Die Bedeutung der fehlenden APC-vermittelten ß-Catenin-Degradierung für die
Kanzerogenese wird durch die Häufung von Mutationen des APC-Gens im Bereich
der ß-Catenin-Bindungsstellen verdeutlicht. In Tumoren ohne Nachweis einer APCMutation lassen sich in etwa 50% Mutationen des ß-Catenin-Gens nachweisen
(Sparks et al., 1998)
1.3.2 Chromosom 17q: P53 Signalweg
P53 besitzt eine zentrale Rolle in der Regulation des Zellzyklus, in der Induktion der
Apoptose sowie in der Bewahrung der genomischen Stabilität durch die Kontrolle des
DNA-Reparatursystems (Vousden KH, 2000). Ein Inaktivierung des p53-Gens wird in
>75% der Karzinome sowie hochgradigen Adenome beschieben, während in frühen
Adenomen das p53-Gen auf beiden Genloki intakt ist. (Boland et al., 1995). Von
einer adjuvanten Chemotherapie mit 5-FU profitieren Patienten im Stadium III bei
fehlendem Nachweis einer p53-Expression, während bei Patienten mit Nachweis
einer p53-Expression kein Unterschied zwischen Operation und Chemotherapie mit
5-FU besteht. (Ahnen et al., 1998). In einer anderen Studie (Elsaleh et al., 2000)
konnte keine prognostische Bedeutung nachgewiesen werden, weder für das
Gesamtkollektiv, noch für die Gruppe, die adjuvant 5-FU erhielt. Deshalb ist die Rolle
des p53 als Chemosensibilitätsmarker umstritten. Aktuell tendiert man wieder zu p53
als Marker für das krankheitsfreie Überleben (Perraud et al., 2011).
1.3.3 Kandidatengene auf Chromosom 18q
Für den häufig nachweisbaren LOH von Chromosom 18q beim KRK sind in mehr als
70% der Fälle das DCC, Smad4- oder Smad2-Gen verantwortlich (Schulmann K. und
Schmiegel W., 2002).
Das ‚deleted in colon cancer’-Gen (kurz DCC) ist auf dem langen Arm des
9
Chromosoms 18 lokalisiert. DCC scheint die Apoptose zu induzieren und ist
möglicherweise ein Substrat für Caspase-3. Ein Großteil aller KRK weist einen
Expressionsverlust von DCC auf (Thiagalingam et al., 1996). DCC gehört zur Familie
der netrin-1-Rezeptoren. Ein zeitgleicher Verlust von p53 und DCC geht mit einer
signifikant erhöhten Rate an Metastasen einher (Krimpenfort et al., 2012). In
klinischen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass ein DCC-Expressionsverlust
ein unabhängiger ungünstiger Prognosefaktor für Patienten mit einem KRK im
Stadium II und III ist (Shibata et al., 1996).
Smad4 (DCP4) ist ein auf dem langen Arm des Chromosom 18 (18q21) lokalisiertes,
evolutionär
hoch
konserviertes
Tumorsupressorgen,
das
zunächst
in
Pankreaskarzinomen identifiziert wurde und auch bei kolorektalen Karzinomen von
Bedeutung ist (Hahn et al., 1996). Die Tumorsupressorfunktion kann durch den
Nachweis von Keimbahnmutationen des Smad4-Gens bei der autosomal-dominant
vererbten juvenilen Polyposis belegt werden. Die juvenile Polypose ist mit einem
erhöhten allgemeinen Risiko für kolorektale Karzinome und andere intestinale
Karzinome assoziiert (Houlston et al., 1998; Howe et al., 1998). Das Smad4-Gen
besteht aus 11 Exons und kodiert für ein 552 Aminosäuren großes Protein mit hoher
Homologie zu Drosophila-MAD-Proteinen, die im TGF-ß-Signalweg der Zelle eine
wichtige Rolle spielen (Schulmann K. und Schmiegel W., 2002). TGF-ß inhibiert
physiologischerweise
das
Wachstum
von
Zellen.
Die
TGF-ß-abhängige
Wachstumskontrolle ist in vielen Tumoren verloren gegangen. Entsprechend wurde
zunächst davon ausgegangen, dass Smad4 eine zentrale Rolle in der TGF-ßvermittelten
Wachstumsinhibition
Tumorzelllinien
belegen
diese
spielt.
Weitere
Hypothese
(Zhou
experimentelle
et
al.,
Daten
1998).
aus
In-vitro-
Untersuchungen an Tumorzelllinien konnten eine entsprechende, TGF-ß-induzierte
Wachstumshemmung nicht nachweisen, sondern identifizierten vielmehr einen
Einfluss von Smad4 auf die Expression von Genen, die z.B. die Zusammensetzung
der extrazellulären Matrixkomponenten beeinflussen (Schwarte-Waldhoff et al.,
1999). Diese Daten stützen ein Modell, in dem DPC4 durch die Begünstigung der
Tumorinvasions- und Metastasierungsprozesse tumorigen wirkt. Zudem gibt es
Hinweise, die belegen, dass der Smad4-Funktionsverlust durch eine verstärkte
Gefäßneubildung das Tumorwachstum unterstützen kann (Schwarte-Waldhoff et al.,
2000). Nach Bindung von TGF-ß an den TGF-ß-R-II wird der TGF-ß-R-I im Bereich
der juxtamembranär lokalisierten Domäne durch Phosphorylierung aktiviert. Nach
10
Aktivierung des Typ I Rezeptors werden rezeptorregulierte Smad (R- Smad) an ihrem
C-terminalen Ende phosphoryliert, dissoziieren vom Rezeptorkomplex und bilden
dann mit Smad4 zytoplasmatische Heterodimere, die in den Zellkern transloziert
werden (Schwarte-Waldhoff et al., 2000). Hier wird durch Interaktion des SmadKomplexes mit Transkriptionsfaktoren die Transkription von Zielgenen reguliert.
Inhibitorische Smad (I- Smad) wie Smad6 und Smad7 wirken antagonistisch durch
Bindung an den Rezeptorkomplex. Smad4-Mutationen lassen sich in 10-16% aller
sporadischen KRK nachweisen (Koyama et al., 1999; MacGrogan et al., 1997). Es
handelt sich überwiegend um Missense-Mutationen, daneben auch um Deletionen,
selten um Nonsense-Mutationen. Eine höhere Mutationsfrequenz von 30-35% lassen
sich in metastasierenden Tumoren bzw. in Metastasen nachweisen (Miyaki et al.,
1999). Auch immunhistochemisch korreliert der Smad4-Expressionsverlust mit dem
Vorhandensein von Metastasen (Maitra et al., 2000).
Smad2 ist ein weiteres auf dem Chromosom 18 (18q21) lokalisiertes Gen, das zur
Klasse der rezeptorregulierten Smad (R-Smad) gehört. Bei 3-8 % aller KRK lassen
sich Mutationen nachweisen (Eppert et al., 1996). Es handelt sich überwiegend um
Missense-Mutationen und Deletionen. Neben der Smad4/Smad2-Inaktivierung
spielen in KRK alternative Mechanismen der Inaktivierung des TGF-ß-Signalwegs
eine Rolle. So konnten in MIN+-kolorektalen Karzinomen in 80% Mutationen des
TGF-ß-R-II nachgewiesen werden (Markowitz et al., 1995).
In Studien konnte eine prognostische Bedeutung eines LOH des Chromosoms 18q
für das KRK im Stadium UICC II nachgewiesen werden (Carethers et al., 1998). Bei
Verlust des Chromosoms 18q verlaufen die Tumoren wie klinisch Tumoren im
Stadium UICC III, während Tumoren ohne LOH klinisch wie Tumoren im Stadium
UICC I verlaufen, also eine deutlich bessere Prognose haben. Hieraus könnte ein
LOH des Chromosoms 18q als Indikator für eine adjuvante Chemotherapie dienen
(Schulmann K. und Schmiegel W., 2002).
1.3.4 K-ras Gene
Transformierende Mutationen führen nach dem RAS-Modell zu einer Verschiebung
des Gleichgewichts zugunsten eines aktivierten Zustands. Normalerweise ist die
zelluläre RAS-Aktivität sehr genau kontrolliert, wobei die Mehrheit der RAS-Proteine
eine inaktivierte Konformation annimmt. Durch einen Stimulus stromaufwärts in der
Signaltransduktionskette kommt es zu einem Austausch von inaktivierendem GDP zu
11
aktivierendem GTP am RAS-Protein und damit zu einer Aktivierung desselben. Die
übliche
RAS-Inaktivierung
durch
eine
GTPase-Aktivität
wird
durch
eine
transformierende Mutation des RAS-Gens verhindert (Schulmann K. und Schmiegel
W., 2002).
Für das KRK spielt insbesondere das K-ras-Gen-Modell (lokalisiert auf dem kurzen
Arm des Chromosoms 12) eine Rolle und hier eine G:T-Mutation im Kodeon 12 des
K-ras-Gens. K-ras-Mutationen lassen sich in etwa 50% aller kolorektalen Karzinome
nachweisen (Bos 1989). K-ras-Mutationen korrelieren mit der Invasionstiefe, dem
Tumorstadium und einer ungünstigen Prognose (Andreyev et al., 1998; Cerottini et
al., 1998; Finkelstein et al., 1993; Troungos et al., 1997). Der Unterschied bezüglich
der Prognose ist für Patienten im Stadium II am deutlichsten (Ahnen et al., 1998).
Auch für Stadium III wurde in einigen Studien eine signifikant schlechtere Prognose
gefunden (Pricolo et al., 1996). Die RASCAL-Multicenterstudie an 2721 Patienten
weist K-ras-Mutationen als unabhängigen, negativen Prognosefaktor bezüglich des
Gesamtüberlebens und des Auftretens eines Rezidivs aus. Des Weiteren war der
Nachweis
von
K-ras-Mutationen
in
mehreren
Studien
mit
einer
erhöhten
Chemoresistenz assoziiert. In einer Studie an 66 bzw. 163 Patienten mit Tumoren im
Stadium UICC II bzw. UICC III, die randomisiert entweder mit 5-FU-Levamisol
adjuvant therapiert wurden oder keine adjuvante Therapie erhielten, konnte kein
Überlebensvorteil durch die adjuvante Therapie mit 5-FU-Levamisol für die Patienten
mit Wildtyp-ras-Tumoren nachgewiesen werden, während Patienten mit K-rasMutationen nicht von der adjuvanten Therapie profitierten (Ahnen et al., 1998)
1.3.5 Mismatch-Reparatursysteme
Ein defektes MMR-Reparatursystem ist charakteristisch für HNPCC-assoziierte
Tumoren. Als Folge des defekten MMR-Systems weisen die Tumoren eine
Mikrosatelliteninstabilität auf, auch MIN+ bezeichnet (Schulmann K. und Schmiegel
W., 2002). MMR-Gene kodieren für Proteine, die für die Erkennung und Reparatur
von Basenfehlpaarungen im DNA-Doppelstrang essentiell sind. Die Mutation eines
Allels führt zunächst nicht zu einem Wachstumsvorteil der Zelle, da der
Funktionsverlust durch das 2. intakte Allel kompensiert werden kann. Erst, wenn im
2. Allel aufgrund einer somatischen Schädigung eine weitere nicht funktionsfähige
Kopie entsteht, akkumulieren in dieser Zelle Mutationen, die aufgrund des defekten
12
MMR-Systems nicht repariert werden können. Dies entspricht dem von Knudson für
Tumorsupressorgene entwickelten 2-Treffer-Modell (Knudson et al., 1976). Tumore
mit einem defekten MMR-System weisen gegenüber MIN- Tumoren eine deutlich
beschleunigte Progression auf.
1.3.6 Bub-Gene
Eine weitere mögliche Ursache chromosomaler Instabilität ist der Funktionsverlust
des mitotischen Checkpunkts und der Kontrolle der Chromosomentrennung in der
Mitose (Cahill et al., 1998). So konnten die humanen Homologe mad, bub und MPS1
als Bestandteile des mitotischen Checkpunkts identifiziert werden. Mutationen im
hbub1 und hbubr1-Gen, die zur Gruppe der bub-Gene gehören, konnten in
Kolonkarzinomzelllinien nachgewiesen werden (Cahill et al., 1998). Beide Gene sind
Proteinkinasen mit 2 evolutionär hoch konservierten Domänen, die für die Bindung
anderer bub-Proteine und für die Kinetochorlokalisation von Bedeutung sind. Der
Nachweis von Mutationen in den bisher bekannten Komponenten des bub und madSystems gelingt in kolorektalen Karzinomen aber nur in maximal 5-10% der Fälle
(Imai et al., 1999). Aufgrund dieser Befunde muss das Vorhandensein weiterer
Komponenten angenommen werden. So wird ein Zusammenhang mit einer p53vermittelten-Apoptose bei hbub1-Defizienz beschrieben (Gao et al., 2009).
1.3.7 Epigenetische Veränderungen im KRK
Eine Methylierung von Cytosinresten findet bevorzugt im Bereich von CpG Inseln
statt. Etwa 1-2% des gesamten Genoms bestehen aus nicht-methylierten CpGAbschnitten, die meist zwischen 1 und 2 kb groß sind und in der Regel in der
Promoterregion von Genen lokalisiert sind. CpG-Abschnitte sind in fast allen
Housekeeping-Genen und in einer Reihe von gewebsspezifisch exprimierten Genen
vorhanden (Schulmann K. und Schmiegel W., 2002). Diese Gene können einerseits
durch Hypomethylierung aktiviert oder andererseits durch Hypermethylierung
inaktiviert werden. Eine Hypomethylierung konnte für Onkogene wie H-ras, K-ras, cmyc und blc2 nachgewiesen werden (Laird and Jaenisch, 1994). Eine verminderte
Expression von Tumorsupressorgenen aufgrund einer Hypermethylierung konnte für
VHL, BRCA1, RB und p16 nachgewiesen werden. Bei den 15% der MIN+sporadischen Tumoren liegt in 70% eine Hypermethylierung des hMLH1-Promoters
13
zugrunde, die zu einer Hypermethylierung-Inaktivierung des hMLH1-Gens führt
(Cunningham et al., 1998; Kane et al., 1997, Thibodeau et al., 1998). Ursächlich ist
wahrscheinlich eine grundlegende Störung der epigenetischen Kontrolle der
Methylierung.
1.4 Tumorprogressionsmodell kolorektaler Karzinome
Das kolorektale Karzinom bietet ein gutes Modell der Tumorprogression vom frühen
Adenom, zum späten Adenomen, Carcinoma in situ zum invasiven Karzinom. Durch
Untersuchungen
konnte
man
so
häufige
Onkogen-
und
oder
Tumorsupressorgenveränderungen nachweisen. (Fearon- und Vogelstein, 1990)
Am Anfang entstehen durch Mutationen des APC-Gens Mikroadenome. Solche
Veränderungen führen zu Wachstumsvorteilen und können über Dekaden bestehen,
bevor
eine
erneute
Mutation
in
einer
einzelnen
Zelle
einen
weiteren
Überlebensvorteil bringt und zu einer weiteren Welle der klonalen Zellexpansion
führt. Solche Mutationen treten häufig im K-ras-Gen auf und sind histologisch mit
einer Progression vom frühen in das intermediäre Adenom assoziiert (Schulmann K.
und Schmiegel W., 2002).
Der Verlust des Chromosomenarms 18q führt wahrscheinlich zur Inaktivierung eines
oder mehrerer Tumorsupressorgene wie DCC, DPC4 und Smad2 und ist wiederum
histologisch mit dem Auftreten von fortgeschrittenen, hochgradig dysplastischen
Adenomen verknüpft. Die biallelische Inaktivierung des Tumorsupressorgens p53
findet schließlich als spätes Ereignis am Übergang hochgradig dysplastischer
Adenome in das invasive Karzinome statt. Bei der Entstehung von Metastasen
kommt es zu weiteren Genalterationen (Schulmann K. und Schmiegel W., 2002).
1.5 Klassische Diagnostik und Therapie kolorektale Karzinome
Da das kolorektale Karzinom häufig lange unentdeckt bleibt durch unspezifische
Symptome wie Anämie, Obstipation oder Diarrhöen sowie blutigen Stuhlgang
(Alexiusdottir et al., 2012) und sich bei der Erstdiagnose häufig bereits in einem
fortgeschrittenen Stadium befindet, ist es wichtig, eine diagnostische Möglichkeit zu
finden, bevor die ersten Symptome wie blutiger Stuhlgang, Obstipation oder Ileus
eintreten. Eine Möglichkeit bietet der Hämoccult-Test. Durch diesen Test kann die
Mortalität kolorektaler Karzinome um 16-23% gesenkt werden (Towler et al., 1998).
14
Eine weitaus höhere Sensitivität und Spezifität bietet die hohe Koloskopie, die
inzwischen vom Gesundheitsministerium als Vorsorgeuntersuchung anerkannt
wurde. So kann jeder ab 50 Jahren eine Koloskopie durchführen lassen und bei
unauffälligem Befund alle 10 Jahre wiederholen lassen. Abweichende Empfehlungen
gelten für hereditäre Karzinome. Bei Kontraindikationen für eine Koloskopie bietet
sich auch die Möglichkeit eines Kolonkontrasteinlaufs an, der inzwischen auch als
3-D-Koloskopie angeboten wird.
Ein Vorteil der Endoskopie ist jedoch, dass eine diagnostische wie auch
therapeutische Option besteht, d.h. kleinere Polypen reseziert und histologisch
untersucht werden können. So kann nach dem Tumorprogressionsmodell bereits in
einem frühen Stadium ein potentielles Karzinom verhindert werden. Beim Nachweis
eines Karzinoms muss neben der Angabe der Tiefenausdehnung (pT-Stadium), des
histologischen Differenzierungsgrads (Grading), dem Vorhandensein oder Fehlen
von Lymphgefäß oder Veneninvasion (L- und V-Status) eine Beurteilung des
Resektionsrandes erfolgen (R-Status). Als zusätzliche Option zur Beurteilung des
Krankheitsfortschritts
dient
die
Information
nach
metastatisch
befallenen
Lymphknoten (pN-Stadium). Letztere ist nicht endoskopisch möglich, sondern nur
durch operatives Vorgehen. Nach Vorliegen der vorläufigen Histologie schließt sich
die Resektion des befallenen Darmabschnittes an mit Entfernung des regionalen
Lymphabflussgebietes sowie möglichen umgebenden befallenen Organen. Dabei
kann man von einer Hemikolektomie rechts, über eine erweiterte Hemikolektomie
rechts, eine Transversumresektion, oder eine erweiterte Hemikolektomie links bzw.
eine Hemikolektomie links durchführen. (Hohenberger et al., 2000). Operativ anders
gestaltet sich das Rektumkarzinom, da dort die Kontinenzerhaltung im Vordergrund
steht. Dies ist bis etwa 5 cm ab der Anokutanlinie möglich. Es können so inzwischen
85% aller Rektumkarzinome sphinktererhaltend operiert werden. Wenn aufgrund der
Tumorgröße keine kurative Option mehr gegeben ist (etwa 10%), kann und soll eine
neoadjuvante Therapie erfolgen um die Tumorgröße und Ausdehnung zu reduzieren
und eine mögliche operative Option anzuschließen nach erneuter Überprüfung der
Ausdehnung (Schulmann K. und Schmiegel W., 2002).
Diese neoadjuvante Therapie besteht beim Rektumkarzinom aus einer kombinierten
Radiochemotherapie. Im Anschluss folgt die Operation. Nach erfolgter Operation
sollte im Anschluss die adjuvante Chemotherapie erfolgen, falls diese nicht bereits
neoadjuvant erfolgte. Die Kombination der Chemotherapeutika ist abhängig vom
15
histologischen Status sowie des Stadiums nach UICC’s, vom Allgemeinzustand
der/der
Patientin/Patienten
sowie
von
Nebendiagnosen,
der
allgemeinen
Lebenserwartung und vom Vorliegen von Fernmetastasen. Im Falle von M1 ändert
sich das Therapieziel und die Aggressivität der kombinierten Therapeutika in ein
palliatives Konzept. Das UICC beschreibt ähnlich wie der TNM-Status die
Ausdehnung der Tumorerkrankung auf die Kolonschleimhaut und -serosa (UICC Ia),
den Durchbruch der Muscularis (UICC Ib), der Aussaat von Tumorgewebe im
Peritoneum und des infiltrativen Wachstums in umgebende Organe (UICC II), der
Lymphknotenmetastasierung
(UICC
III)
sowie
das
Vorhandensein
von
Fernmetastasen.
Durch eine adjuvante Therapie erhöht sich die 5-Jahres-Überlebensrate zwar um
wenige Prozent, aber letztlich ist die Ausdehnung des Tumors wesentlich
entscheidender auf die Prognose. So beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate im UICCStadium I 98-100%, im Stadium II beträgt es 75-80%, im Stadium III 59-66% und im
Stadium IV etwa 12-20%. Durch eine adjuvante Chemotherapie kann im Stadium
UICC III eine Verbesserung der 5-Jahres-Überlebensrate von 5 % erreicht werden
(Dube et al., 1997). Derzeit wurde die Standardtherapie mit 5-FU-Folinsäure
(Schmiegel et al., 2000) abgelöst durch eine Kombinationschemotherapie aus 5-FU/
Leucovorin und zusätzlich Oxaliplatin, das sogenannte FOLFOX-4 Protokoll
(Schmiegel et al., 2008).
Neben der unspezifischen Chemotherapie wurde in Studien bereits der Erfolg von
aktiver und passiver Immuntherapie erforscht. Bei der aktiven spezifischen
Immuntherapie werden autologe Tumorvakzine erprobt, die in Form einer TumorzellBCG-Vakzine verabreicht werden. Nach anfänglich vielversprechenden Daten von
Vermorken et al. (Vermorken et al., 1999) konnte kein Vorteil in einer weiteren Studie
(Harris et al., 2000) nachgewiesen werden.
Bereits 1994 wurde der erste monoklonale Antikörper Edrecolomab (Panorex®), der
gegen EpCAM gerichtet ist, beim KRK im Stadium UICC III erprobt und zunächst
aufgrund vielversprechender Ergebnisse (Riethmüller et al., 1998) mit einer
signifikanten Reduktion der Gesamtmortalität von 32% zugelassen. Nach einer
Kontrollstudie konnte der Effekt nicht mehr nachgewiesen werden, so dass der
Antikörper nicht mehr eingesetzt wird.
16
1.6 Die Zytokeratinfamilie
Die Zytokeratinfamilie besteht aus den sauren Typ I zytoplasmatischen Keratinen
9-23 und den Haarkeratinen Ha 1-8 sowie den basischen Typ II Keratinen 1-8 und
den Haarkeratinen Hb 1-6 (Kirfel et al., 2002). Dabei bilden die Haarkeratine
vorwiegend extrazelluläre Proteine. Die zytoplasmatischen Keratine bilden den
Hauptanteil der strukturbildenden Proteine in epithelialen Zellen. Ein Heterodimer
formiert sich aus einem basischen und einem sauren Keratin (Parry et al., 1985).
Diese Zusammensetzung bestimmt die Eigenschaften des Dimers und damit auch,
ob es sich um einfache Epithelien handelt wie bei Keratin 8 und 18 oder um
komplexe Epithelien wie bei Keratin 5 und 14 (Yamada et al., 2002).
KRT8 und KRT18 sind die häufigsten Vertreter der Intermediärfilamente einfacher
epithelialer Zellen und von Tumoren, die aus solchen Zellen entstehen.
Die primäre Funktion der Keratine ist der Schutz der epithelialen Zellen vor
mechanischem und nicht-mechanischem Stress, der zum Zelltod führen kann.
Keratinfilamente
werden
komplexen
Regulationen
unterworfen
wie
posttranslationaler Modifikation und Interaktionen mit gleichen und unterschiedlichen
Keratintypen sowie weiteren Proteinklassen (Coulombe und Omary, 2002).
Dabei interagieren Keratine über verschiede Signalwege wie dem TNF-Signalweg.
Bei mechanischem oder nicht-mechanischem Stress kommt es zu einem KRT8 oder
KRT18-Defekt und einer folgenden Induktion der Apoptose, die über den TNFSignalweg erfolgt. Darüber hinaus binden KRT8 und KRT18 die zytoplasmatische
Domäne von TNF-R2 (Caulin et al., 2000).
Wird die Apoptose induziert, kommt es zu vielfachen zellulären Umstrukturierungen,
an denen ebenfalls Keratine beteiligt sind. Anfangs steht die Phosphorylierung eines
Keratin-Serins.
Bereits
1994
erforschten
Ku
und
Omary
in
ser-52
die
Hauptphosphorylierungsstelle des Keratin 18 und beschrieben eine Hauptrolle in der
filamentären Reorganisation (Ku und Omary, 1994). KRT18 und KRT19 sind die
Haupt Typ I Keratine und unterscheiden sich trotz gleicher Phosphorylierung in vielen
Regulationswegen (Zhou et al., 1999).
1.7 Zytokeratinveränderungen bei Karzinomen und Metastasen
Wie in normalen Zellen so findet auch in der Krebszelle ein Keratinstoffwechsel statt.
17
Bereits 1984 beschrieben Debus et al. eine mögliche Typisierung der menschlichen
Zellen außerhalb des Primärorgans durch Zytokeratinnachweis mit monoklonalen
Antikörpern (Debus et al., 1984). So kann man zumindest epitheliale Zellen von
anderen Zellen unterscheiden. Keratine sind klassischerweise in epithelialen Zellen
vorhanden, während Vimentin in mesenchymalen Zellen vorkommt (Chu et al.,
1993). So können z.B. Keratin 8 und 18 als Marker für den Nachweis von
Mammakarzinomzellen herangezogen werden (Cîmpean et al., 2008).
Zusätzlich kann auf den Status der Entartung von Primarius und Metastasen
rückgeschlossen werden. Eine Hochregulation des einfachen epilthelialen Keratin 8
und Herunterregulation der anderen Keratine (wie K5, K6, K14 und K17) ist ein
spätes Ereignis und ein Marker für die fortgeschrittene Entartung der Zelle (Caulin et
al., 1993). Der Grund dafür liegt in der Art und Weise, in der sich Epithelien
entwickeln. Zu Beginn bildet sich das Gewebe unter der Expression von den
primären Keratinen 8 und 18 aus. Mit fortschreitender Entwicklung erweitert sich der
Keratinpool der Zelle über die Expression von sekundären Keratinen. Typische
Vertreter von Keratinen, die im Verlauf der Differenzierung gebildet werden, sind
Keratin 7, Keratin 19 und Keratin 20 (Owens and Lane, 2003). So kann durch
Färbung von Keratin 7 eine Unterscheidung zwischen den Metastasen kolorektalen
Ursprungs oder einer Pankreaskarzinomabstammung erfolgen (Quentmeier et al.,
2001; Ji et al., 2002).
Neben den sekundären Keratinen besitzen auch die primären einen diagnostischen
Wert. Grundlage für die Nutzung von Pan-Keratin Antikörpern in der Histologie und
Zytologie ist die Änderung der Expressionshöhe von Keratin 8 und Keratin 18
während der Progression zur malignen Zelle (Schaafsma et al., 1990; Trask et al.,
1990). Die Expressionskonzentration des Keratin 18 korreliert mit der Fähigkeit zum
invasiven Verhalten der malignen Zellen (Chu et al., 1997). Ein ähnliches Phänomen
zeigen Zellen von nicht epithelialen Tumoren, die eine spontane Expression der
beiden intermediären Filamente aufweisen (Zarbo et al., 1990; Lasota et al., 1996).
Dies belegt eine Korrelation zwischen Tumorprogression und Keratinexpression.
1.8 Interaktionen zwischen Keratinen und anderen Proteinen
Keratine interagieren am häufigsten mit sich selbst wie bei den sauren und basischen
Keratinen beschrieben. Aber sie haben ebenfalls eine Funktion in verschiedenen
18
Signalkaskaden.
So bindet das 14-3-3-Protein das Keratin 18 nach Phosphorylierung des Ser33 (Ku
1998). 14-3-3 ist wiederum ein potenter Inhibitor der Protein Kinase C und steuert die
Exozytose (Jones 1995). Weiter beeinflusst es weitere Signalkaskaden mit p53 und
unterstützt die Inhibitorische Wirkung des p53 auf den G2/M-Status (Benzinger et al.,
2005).
Keratine interagieren abhängig vom Zellteilungsstatus mit anderen Proteinen. Durch
Zellzyklusanalysen wurde nach Überexpression von Keratin 10 ein vermehrter G1Arrest
beobachtet
und
für
die
Keratin 16-überexprimierenden
Zellen
eine
Verschiebung hin zur S-Phase gezeigt. Der G1-Arrest konnte auf die Inaktivierung
der beiden Proteinkinasen PKB und PKCζ zurückgeführt werden (Paramio et al.,
2001). Histologisch kann man Keratine in der Mitosephase beobachten als Polkörper
mit den Spindelfasern.
Keratin 8-Überexpression führt in genetisch veränderten Mäusen ebenfalls zu
histologisch erfassbaren Alterationen des exokrinen Pankreas einschließlich
Dysplasien und Verlust der Azinarstruktur, einer Rückdifferenzierung von Azinar zu
duktalen Zellen, Entzündung, Fibrose und Ersatz des exokrinen Gewebes durch
Fettgewebe sowie fehlgesteuerter Zellproliferation und Apoptosen. Ähnliche
phänotypische
Veränderungen
beobachtet
man
in
TGFbetaRII-Mäusen,
die
wiederum erhöhte K8/K18-Level haben (Casanova et al., 1999).
Eine wichtige Funktion von TGF-beta ist die Regulation von anti-mitogenen und pro
apoptotischen Prozessen, die letztlich über Smad-Proteine gesteuert werden. Eine
Unabhängigkeit von der TGF-beta und Smad-induzierten Wachstumshemmung und
Apoptose ist in vielen Tumoren nachzuweisen (Ten Dijke et al., 2002).
1.9 Aufbau und Funktion von Smad4
Smad4 wurde ursprünglich DPC4 genannt. Dieses steht für „deleted in pancreatic
carcinomas locus 4“.
Dieser Name deutet auf seine intrazelluläre Funktion hin. Es ist in jedem zweiten
Pankreasadenokarzinom (Hahn et al., 1996) und in rund einem Drittel aller
Kolonkarzinome (Miyaki et al., 1999) ausgeschaltet.
Die Gruppe der Smad-Proteine sind Transkriptionskofakoren und intrazelluläre
Signaltransmitter der TGF-ß-Zytokin-Superfamilie. Massague et al. beschrieb im über
19
30 verschiedene Mitglieder dieser Familie (Massague et al., 2000). Diese können
auf aktivierende oder deaktivierende Art Einfluss auf die S-Proteine nehmen. Alle
Rezeptor-Smads
interagieren
mit
Smad4.
Verschueren
und
Huylebroeck
beschrieben Smad4 als einen zentralen Protagonisten im komplexen Smad-System
nach TGF-ß-Aktivierung, der unterschiedlichste Funktionen erfüllt (Verschueren und
Huyleboeck, 1999).
Wie in Abb. 1.1. beschrieben, erfolgt die Auslösung der Signale durch
Ligandenbindung der TGF-ß-Zytokinen an einen Typ II TGF-ß-Rezeptor (TßRII), der
daraufhin mit einem Typ I Rezeptor (TßRI) komplexiert und diesen phosphoryliert.
Die Phosphorylierung führt zu einer Signalübertragung der Rezeptoren über die
Smadproteine.
Man unterscheidet drei Klassen von Smads, die R-Smads (1, 2, 3, 5 und 8, hier
handelt es sich um Rezeptor-aktivierte Smads), die Co-Smads (Smad4) sowie die ISmads (Smad6 und 7, hier handelt es sich um Inhibitorische Smads).
Die aktivierten R-Smads bilden einen heteromeren Komplex mit Smad4. Daraufhin
wandert der Komplex in den Kern und moduliert in Kooperation mit weiteren
Transkriptionsfaktoren die Transkriptionsrate von Zielgenen. Die inhibitorischen
Smads hemmen die Aktivierung und Komplexbildung von R-Smads (SchwarteWaldhoff, 2003).
Abb. 1.1:
Linearer Smad4-Signalweg (nach Schwarte-Waldhoff 2003)
20
1.10
Auswirkung
des
Tumorsuppressors
Smad4
Rekonstitution in der kolorektalen Karzinomzelllinie SW480
nach
Schwarte-Waldhoff et al. konnte nachweisen, dass die stabile Rekonstruktion von
Smad4
in
Smad4-defizienten
menschlichen
Kolonkarzinomzellen
zu
einer
Unterdrückung des Tumorwachstums führt.
Reexpressionsstudien nach stabiler Rekonstruktion von Smad4 in SW480 Zellen
führten zur Reprogrammierung des Expressionsprofils (Schwarte-Waldhoff, 2003).
Abb. 1.2:
Reexpressionsmodell von Smad4 mit Einfluss auf die Expression zahlreicher
Zielgene (Abb. Schwarte-Waldhoff 2003)
Dadurch konnte man Rückschlüsse ziehen auf zahlreiche Zielgene (Abb1.2) und
Funktionen. So ist der Verlust von Smad4 ein spätes Ereignis im karzinogenen
Prozess. Smad4-Knock-out im Mausmodell bewirkt die Progression vom Adenom
zum Karzinom. Smad4-vermittelte Tumorsuppression ist unabhängig von TGF-ßinduzierter Wachstumshemmung. Smad4-vermittelte Tumorsuppression ist assoziiert
mit der Suppression der Invasivität. Smad4-vermittelte Tumorsuppression ist
assoziiert mit der Supression der Angiogenese (Schwarte-Waldhoff, 2003).
21
1.11 Identifikation von Keratin 23 als Smad4-Kandidatenprotein
Liffers et al. führte eine differentielle Analyse des Zellkernproteoms der kolorektalen
Tumorzelllinie SW480 durch (Liffers et al., 2011). Ziel der Arbeit war es, potentielle
Interaktionspartner des Smad4-Proteins zu identifizieren. In Abhängigkeit des
Smad4-Status konnten 17 neue Kandidatenproteine nach 2D-Analyse des
Zellkernproteoms der SW-480 Smad4-positiven Zelllinie mittels MALDI-MS 17
nachgewiesen werden, u.a. Keratin 23, dessen Funktion bis dahin unbekannt war.
Die Bestätigung der Smad4 abhängigen Expression von Keratin 23 fand über eine
Northern-Blot-Analyse statt (Liffers et al., 2011).
Da die Funktion und die Interaktionspartner des Keratin 23 weitgehend unbekannt
waren, forcierte er seinen Fokus auf dieses Protein. Die Zielsetzung bestand im
Erforschen der zellulären Funktion des Keratin 23 in Abhängigkeit vom Smad4Status. Auf indirektem Weg konnte er durch die Identifizierung der Interaktionspartner
des Keratin 23 mittels Tandem-Affinity-Purification Hinweise auf dessen Funktion
erlangen.
1.12 TAP
1.12.1 Voraussetzungen der TAP
Die Interaktionsanalysen sind in vitro schwierig durchzuführen. Schwierigkeiten
bereitet die geringe Proteinkonzentration, die Aufreinigung von anderen zellulären
Bestandteilen und nicht zuletzt die geringe Interaktionsbindungskraft.
Man benötigt also ein schonendes System, das die Interaktionsbindung nicht zerstört
sowie die Proteine nicht denaturiert. Darüber hinaus soll das Aufreinigungssystem
überflüssige, nicht interagierende Zellbestandteile und v.a. Proteine entfernen und
die Konzentration des Zielproteins durch Überexprimierung erhöhen. Es sollte eine in
vivo Situation ablaufen.
Eine anerkannte Methode ist das ‚Tandem Affinity Purification’-System, kurz TAP.
Hier wird das zu untersuchende Protein auf DNA-Ebene an zwei ‚Tags’ (Protein A
und flag in zweifacher Anzahl) gebunden, die spezifisch mittels Antikörper aus dem
Teich der Proteine nach Zelllyse ‚gefischt’ werden können. Eine Schnittstelle wie die
TEV wird verwendet um die nach erfolgter Bindung ‚überflüssigen’ Tag Protein A zu
22
entfernen.
Hierfür bedient man sich der bekannten Hilfskonstrukte Flag, TEV und Prot A, die zur
spezifischen Aufreinigung mittels Tandem-Affinity-Purification eingesetzt werden
(Abb.1.3).
Abb. 1.3:
Aufbau des C-terminal getaggten KRT23-Konstruktes. Flag, TEV und Prot A
dienen als Hilfskonstrukte des Köderproteins Keratin 23 zur spezifischen Aufreinigung mittels
Tandem-Affinity-Purification.
Mit Hilfe der TAP war es verschiedenen Forschergruppen gelungen, bis dahin
unbekannte Proteininteraktionen nachzuweisen. So gelang es Rigaut et al. erstmals
die
TAP
bis
zum
massenspektrometrischen
Nachweis
von
Proteininteraktionspartnern durchzuführen (Rigaut et al., 1999). Dies erfolgte in einer
Hefezelllinie, allerdings war da schon darauf verwiesen worden, dass die Umsetzung
auf die eukaryonten Zellen weiterer technischer Veränderungen bedarf. Dieselbe
Forschungsgruppe zeigte unter Bouveret et al. Sm-like Proteinkomplexe (Bouveret et
al., 2000).
1.12.2 Weiterentwicklung der TAP
Die Idee ein Protein zu untersuchen mittels einer Aufreinigung eines angehängten
Tags besteht schon lange (Cuatrecasas, Wilchek und Anfinsen, 1968). Den
Durchbruch erlangte Rigaut durch Einführung einer doppelten Reinigung, durch die
man reproduzierbare, durch weitere Experimente bestätigte Ergebnisse erhielt
(Rigaut et al. 1999). Die TAP wurde bereits vielfach verifiziert. Hatte man anfangs
Calmodulien (Honey 2001) an das zu untersuchende Protein gehangen und mittels
Ca-Ausfällung präzipitiert, so verfeinerte Knuesel et al. 2003 dieses Verfahren mit
Protein A, einer TEV-Schnittstelle und Flag-Antigen. Die beiden Proteine wurden
mittels AK spezifisch gebunden und gewaschen.
Mittlerweile gibt es großangelegte systematisierte TAP-Analyseverfahren.
So gelang Gavin et al. 2002 eine funktionelle Ordnung des Hefeproteoms durch eine
23
systematische Analyse der Proteinkomplexe (Gavin et al. 2002).
Die Arbeitsgruppe um Krogan und Greenblatt erstellte 2005 eine globale Landkarte
der Proteinkomplexe der Hefe Saccharomyces cerevisiae (Krogan und Greenblatt,
2005).
In
eukaryonten
Zellen
hatte
Bouwmeester
et
al.
im
Jahre
2004
einen
durchschlagenden Erfolg, als er mit der TNF-alpha/NF-kappa B Signalkaskade
erstmals eine funktionelle Karte erstellte (Bouwmeester et al., 2004).
In einer Übersichtsarbeit von Li 2011 wurden TAP-Systeme in Hefezellen,
Bakterienzellen und Säugetierzellen dargestellt. Es wurden über 30 verschiedene
TAP-Tag-Kombinationenen angewandt, über 10.000 Protein-Interaktionspartner in
Hefezellen identifiziert, über 1000 in Bakterienzellen und über 100 Interaktionen in
Säugetierzellen (Li, 2011) dargestellt. Hit Hilfe der Interaktionspartneranalyse
konnten Interaktionskarten dargestellt werden, die helfen, die intrazellulären Abläufe
besser zu verstehen.
24
2 Zielsetzung der Arbeit
In Vorarbeiten der Arbeitsgruppe um Liffers et al. wurden mittels eines sogenannten
Tandem-Affinitäts-Aufreinigungsystems neue Interaktionspartner für das in der
Kolonkarzinomzelllinie SW 480 hochregulierte Keratin 23 identifiziert (Liffers et al.,
2011). Durch die erschlossenen Interaktionspartner des Keratin 23 konnten
Rückschlüsse auf die Signalwege geschlossen werden.
In der Untersuchung von Liffers et al. wurde die Aufreinigung mittels eines AffinitätsTag am N-terminalen Ende des Keratin 23 Proteins durchgeführt. Da in der Literatur
beschrieben wurde, dass die Positionierung des Affinitäts-Tags (N-terminal oder Cterminal)
einen
deutlichen
Einfluss
auf
die
möglichen
nachweisbaren
Interaktionspartner haben kann, sollte in der vorliegenden Arbeit geklärt werden, ob
dies auch für die von Liffers et al. identifizierten Keratin 23 Interaktionspartner zutrifft.
Ziel der Arbeit war es daher, eine Keratin 23 Interaktionsanalyse mittels eines Cterminal angehängten Prot A-Flag-Affinitätstags sowohl in Smad4 negativen als auch
in Smad4 positiven Kolonkarzinomzellen SW480 zu etablieren. Anschließend sollten
nachgewiesene
Interaktionspartner
identifiziert
und
Interaktionsanalyse von Liffers et al. verglichen werden.
25
mit
den
Proteinen
der
3 Material und Methoden
Feinchemikalien:
1,4-Dithiothreitol (DTT)
1-Butanol
1kb DNA-Leiter
2-Propanol
Acetonitril
Acrylamid (37,1:1)
Agar
Agarose- Low melt
Ammoniumacetat
Ammoniumhydrogencarbonat
Ammoniumperoxodisulfat
Ammoniumsulfat
Anti-Flag-Agarose
Aprotinin
β-Mercaptoethanol
Benzonase
Bestatin
Bromphenolblau
BSA (Fraktion V)
Calciumchlorid
Carbenicillin
Complete™, Protease Inhibitor Cocktail
Tabletten
Coomassie Brillantblau G 250
di-Kaliumhydrogenphosphat
Dimethylsulfoxid (DMSO)
dNTPs
Dulbecco’s Modifiziertes Eagle Medium (DMEM)
Essigsäure
Ethanol absolut
Ethanol MEK vergällt
Ethidiumbromid (1 % (w/v))
Ethylendiamin
Ethylendiamintetraessigsäure
Dinatriumsalz-Dihydrat (EDTA)
Formamid
Ficoll® 400
Fötales Kälberserum (FCS)
Formaldehydlösung 37 % säurefrei
Geneticin 418 (50 mg/mL)
Glutamin (200 mM)
Glycerin wasserfrei
Glycin
Glycogen (20 mg/mL)
HEPES
IgG Sepharose 6 Fast Flow
Isopropanol, 99,5 %
26
BioRad, München, D
Merck, Darmstadt, D
Gibco, Invitrogen, Karlsruhe, D
Merck, Darmstadt, D
Merck, Darmstadt, D
Roth, Karlsruhe, D
Sigma, Taufkirchen, D
BioRad, München, D
Biomol, Hamburg, D
Sigma, Taufkirchen, D
J.T. Baker, Deventer, NL
Merck, Darmstadt, D
Sigma, Taufkirchen, D
Sigma, Taufkirchen, D
Sigma, Taufkirchen, D
Merck, Darmstadt, D
Sigma, Taufkirchen, D
BioRad, München, D
Sigma, Taufkirchen, D
Merck, Darmstadt, D
Sigma, Taufkirchen, D
Roche, Mannheim, D
Sigma, Taufkirchen, D
Sigma, Taufkirchen, D
Fluka, Buchs, CH
Promega, Ingelheim, D
Gibco, Invitrogen, Karlsruhe, D
Merck, Darmstadt, D
Merck, Darmstadt, D
Merck, Darmstadt, D
Fluka, Buchs, CH
Merck, Darmstadt, D
Merck, Darmstadt, D
Beckman Coulter, Krefeld, D
Sigma, Taufkirchen, D
Gibco, Invitrogen, Karlsruhe, D
Merck, Darmstadt, D
Gibco, Invitrogen, Karlsruhe, D
Gibco, Invitrogen, Karlsruhe, D
Merck, Darmstadt, D
Serva, Heidelberg, D
Roche, Mannheim, D
Biomol, Hamburg, D
Amersham, Freiburg, D
J.T. Baker, Deventer, NL
Kaliumchlorid
Kalziumchlorid
LB-Broth
Leupeptin
L-Glutamin
Lysin
Magnesiumchlorid-Hexahydrat
Magnesiumsulfat-Hexahydrat
Methanol
Mineralöl
N,N,N',N'-Tetramethylethylendiamin (TEMED)
Natriumfluorid
Natriumacetat
Natriumcarbonat
Natriumchlorid
Natriumdihydrogenphosphat Monohydrat
Natriumdodecylsulfat (SDS)
Natriumorthovanadat
Natriumfluorid
Natriumpyruvat
Natriumthiosulfat Pentahydrat
Paraformaldehyd
Phosphatgepufferte Kochsalzlösung (PBS)
Penicillin/Streptomycin Stammlösung
Pepstatin A
Poly-D-Lysin
Precision Plus Protein Standards Dual Color
Puromycin
Pyronin Y
Quick Start Mix
Saccharose
Silbernitrat
ThermoPol Puffer 10x
Thioharnstoff
Trifluoressigsäure (TFA)
Tris(hydroxymethyl-)aminomethan
(Tris Base)
Tris(hydroxymethyl-)aminomethan Hydrochlorid
(Tris HCl)
Triton X-100
Trypsin/EDTA
Tween 20
Xylencyanol
Merck, Darmstadt, D
Sigma, Taufkirchen, D
Sigma, Taufkirchen, D
Sigma, Taufkirchen, D
Gibco, Invitrogen, Karlsruhe, D
Sigma, Taufkirchen, D
Sigma, Taufkirchen, D
Sigma, Taufkirchen, D
Roth, Karlsruhe, D
Sigma, Taufkirchen, D
BioRad, München, D
Sigma, Taufkirchen, D
Merck, Darmstadt, D
Merck, Darmstadt, D
Sigma, Taufkirchen, D
Calbiochem, Darmstadt, D
Biomol, Hamburg, D
Roth, Karlsruhe, D
Sigma, Taufkirchen, D
Gibco, Invitrogen, Karlsruhe, D
Sigma, Taufkirchen, D
Roth, Karlsruhe, D
Gibco, Invitrogen, Karlsruhe, D
Gibco, Invitrogen, Karlsruhe, D
Sigma, Taufkirchen, D
Gibco, Invitrogen, Karlsruhe, D
BioRad, München, D
Sigma, Taufkirchen, D
Sigma, Taufkirchen, D
Beckman Coulter, Krefeld, D
Sigma, Taufkirchen, D
Merck, Darmstadt, D
NEB, Frankfurt am Main, D
Merck, Darmstadt, D
Merck, Darmstadt, D
Sigma, Taufkirchen, D
Sigma, Taufkirchen, D
Sigma, Taufkirchen, D
Gibco, Invitrogen, Karlsruhe, D
Sigma, Taufkirchen, D
Merck, Darmstadt, D
Enzyme:
BamHI 20 U/µL
MfeI 10 U/µL
SalI 20 U/µL
T4-DNA-Ligase 1 U/µL
NEB, Frankfurt am Main, D
NEB, Frankfurt am Main, D
NEB, Frankfurt am Main, D
Invitrogen, Karlsruhe, D
27
Taq-Polymerase 5 U/µL
AcTEV 10 U/µL
vent-Polymerase 2 U/µL
NEB, Frankfurt am Main, D
Invitrogen, Karlsruhe, D
NEB, Frankfurt am Main, D
Zellen:
E. coli TOP10
Invitrogen, Karlsruhe, D
HEK293T
ATCC, Rockville, MD, USA
adenoviral transformierte humane embryonische Nieren-Epithelzelllinie mit
integriertem temperatursensitiven SV40 large T-Antigen
SW480:
ATCC, Rockville, MD, USA
kolorektale Karzinomzellline aus humanem epithelialen Adenokarzinom (3-4
Grad), DPC4-negativ, Mischung aus epithelialen (predominiert) und bipolaren
Zellen
Geräte:
Abstandshalter, 0,75 x 10 x 300 mm
Abstandshalter, 1,5 x 10 x 300 mm
Analysenwaagen BL 1500 S und BP 121 S
BioPhotometer Typ 6131
CDC-Kamera Fluorescent Tables Combi Light
FSPCM/WL & Darkroom λ = 312 nm
Cellophanfolie
CEQ 8000
Deckgläschen,
optisch plan geschliffen, 20 x 26 mm
Dounce Homogenisator
Einfriercontainer Cryo 1 C
Elektrophorese-Kammern:
DNS: Comphor L Midi-System
Eppendorf Pipetten Research
1000 µL, 200 µL, 20 µL, 10 µL
Filmentwickler (Optimax)
Fluoreszenz Tisch Combi Light
TFP-M/WLm λ = 321 nm
Gelgießstand
Gelschienen, 250 mm angefertigt
Geltrockner
Glasplatten, 250 x 300 mm
Heizbad
Heizblock Model HB110
HeraCell Inkubator
HeraSafe Sterilbank
Desaga, Wiesloch, D
Desaga, Wiesloch, D
Sartorius, Göttingen, D
Eppendorf, Hamburg, D
LTF-Labortechnik, Wasserburg, D
Pütz Folien, Taunusstein, D
Beckman Coulter, Krefeld, D
Menzel, Braunschweig, D
Merk Eurolab, Bochum, D
Nalgene, Neerijse, B
Bio-Rad, München, D
Eppendorf, Hamburg, D
Typon Röntgenfilm, Grünstadt, D
MWG-Biotech, Ebersberg, D
Desaga, Wiesloch, D
Plexiglas Lehmann, Dortmund, D
BioRad, München, D
Desaga, Wiesloch, D
GFL, Burgwedel, D
Uniequip, München, D
Kendro, Langenselbold, D
Kendro, Langenselbold, D
Mikroskope:
Konfokalmikroskop Leica TCS SP2
Mikroskop
Leica, Heidelberg, D
Olympus Microscopy, Hamburg, D
28
Netzteile:
EPS 3501XL
Consort E802
Neubauerzählkammer
PAGE-Kammer, 1D-PAGE
PAGE-Kammer, 2D-PAGE
pH-Meter
Präzisionsküvette aus SUPRASIL®
Quarzglas, Schichtdicke 10 mm
Quarzglasröhrchen
Amersham, Freiburg, D
Consort NV, Turnhout, B
Roth, Karlsruhe, D
Invitrogen, Karlsruhe, D
Desaga, Sarstedt, Nümbrecht, D
Mettler-Toledo, Giessen, D
HELLMA, Müllheim, D
Chromatographie
Service,
Langerwehe, D
Scanner:
HP PSC 2175
PowerLook 2100 XL
Typhoon 9400
Hewlett-Packard, Dortmund, D
Umax Data Systems Inc.,TW
Amersham, Freiburg, D
Schüttler:
Typ 3005
Typ 3016
Schüttelinkubator
Kühlthermoschüttler KTM100RP
Sterilbank Hera Safe
GFL, Burgwedel, D
GFL, Burgwedel, D
Infors AG, Bottminge, CH
HLC, Bovenden, D
Heraeus Hanau, D
Thermocycler:
Mastercycler gradient PTC-200
Thermal Cycler PTC-200
Umwälzkühler TC 300
Wärmeschrank
Wasserbad
Western Blot Apparatur Fastblot B43
Eppendorf, Hamburg, D
MJ Research, Waltham, MA, USA
Thermo Haake, Karlsruhe, D
Heraeus Hanau, D
GFL, Burgwedel, D
Biometra, Göttingen, D
Zentrifugen:
Multifuge 3S-R
Tischzentrifuge 5415 D
Tischzentrifuge 5415 R
ZipTips
Elektroporator 2510
Heraeus Hanau, D
Eppendorf, Hamburg, D
Eppendorf, Hamburg, D
Millipore, Eschborn, D
Eppendorf, Hamburg, D
Verbrauchsmaterial:
10 mL Polyallomer Zentrifugentubes
15 mL Polypropylenröhrchen CellStar®,
50 mL Polypropylenteströhrchen CellStar®,
96-well-THERMOQUICK PCR Platten
Typ 2 CellStar®,
Cryos CellStar®,
Elektroporationsküvetten, 1 mm Spaltbreite
Parafilm
Greiner Bio-One, Frickhausen, D
Greiner Bio-One, Frickhausen, D
Bio-Rad, München, D
Brand, Wertheim, D
Pipettenspitzen:
62 mm lang 0030 001.222
100 mm lang 5242 956.003
Eppendorf, Hamburg, D
Eppendorf, Hamburg, D
29
Kendro, Düsseldorf, D
Greiner Bio-One, Frickhausen, D
Greiner Bio-One, Frickhausen, D
TipOne Tips Extended Length,
Natural,
0,1-10 µL, 2-20 µL 20-200 µL, 200-1000 µL
Roti®-PVDF-Membran
Safe-Lock Reaktionsgefäße
0,5 mL, 1,5 mL, 2,0 mL
Skalpellklinge
Sterilfilter Filtropur, S 0,45
TC-Platte 96-well, U-Form, W.Lid CellStar®
Whatman-Gel-blotting-papier, GB002
Zellkulturschalen CellStar®
6-well, 12-well, 10 cm, 14,5 cm
Zentrifugenadapter
Kits:
ECL-Kit: Supersignal® West Pico
High Purity Plasmid Midiprep
Purification System
Starlab, Ahrensburg, D
Roth, Karlsruhe, D
Eppendorf, Hamburg, D
Bayka, Tuttlingen, D
Sarstedt, Nürnbrecht, D
Greiner Bio-One, Frickhausen, D
Schleicher & Schuell, Dassel, D
Greiner Bio-One, Frickhausen, D
Kendro, Düsseldorf, D
Pierce, Perbio Science, Bonn, D
Perfectprep Gel Cleanup
Marligen, Bioscience, Ijamsville,
MD, USA
Eppendorf, Hamburg, D
Computerprogramme:
Leica Confocal Software Version 2.5
Microsoft Office 2003
CEQ Analysis Software V.9.0
Vector NTI
Leica, Heidelberg, D
Microsoft Corp., München, D
Beckman Coulter, Krefeld, D
Invitrogen, Karlsruhe, D
30
3.1 Molekularbiologische Methoden
3.1.1 Plasmiddesign
Folgende Plasmide wurden im Rahmen der Forschungsarbeit verwendet. pBabe
puro, des Weiteren pKRT23, das Konstrukt von Liffers et al.. Im Rahmen der Arbeit
wurde darüber hinaus noch pPSCA verwendet. Es ist ein Plasmid zur Expression von
PSCA (Prostata stem cell antigen) in Kombination mit Protein A, TEV-Schnittstelle
und Flag.
Abb. 3.1.: pBabe
puro
(Quelle:
http://www.biovisualtech.com/bvplasmid/pBABE-puro.jpg).
Als
Schnittstellen dienen u.a. BamHI, MfeI (nicht abgebildet) sowie SalI.
In den in Abb. 3.1 dargestellten Vektor wurden im Rahmen der Forschungsarbeit von
Liffers et al. die in Abb. 3.2.a dargestellten Sequenzen zwischen den Schnittstellen
BamH1(1355) und SalI(1397) einkloniert.
31
a) BamH1
SalI
b) BamH1
SalI
Abb. 3.2.a+b: a).Konstrukt von Liffers et al. zur TAP und anschließenden Proteinuntersuchung.
b) pPSCA
Als Kontrollvektor wurde das pPSCA Konstrukt verwendet, welches sich durch
Austausch von PSCA statt Keratin 23 unterscheidet.
Als Vorlage zur Erstellung des Plasmides dienten die Daten von Knuesel M et al. aus
dem Jahr 2003 (siehe Abb. 3.3).
Abb. 3.3:
Vorlage für das TAP-Konstrukt von Knuesel M et al. (Mol Cell Proteomics
2003;2:1225 1233). Die Aminosäurenabfolge (unterer Teil) der IgG Binding-Domain, Flag-TAG und
TEV-Cleavage-Site dienten als Matrize für die Primerkonstruktion.
Die in Tab 3.1. dargestellten Primer wurden für das KRT23, Prot A und Flag in
Kombination mit der TEV-Cleavage-site verwendet. Erst durch Restriktion und
Ligation der Restriktionsstellen BamHI, MfeI und SalI ergibt sich das für die TAP
benötigte Protein (Abb. 3.4.).
32
Tab. 3.1:
Auflistung der in der vent-PCR verwendeten Oligonukleotide
Template
Sense Primersequenz
Keratin 23 Isoform A
Flag + TEV
Protein A
Abb. 3.4:
5´-CGGGA TCCAC CACCT
GAACT CCGGA
CACAG
CTT-3´
5´-GCCAA TTGGA CTACA
AGGAC
GACGA
TGACA
AGGCG
AATTG
CCGGC
CCGGC AG -3´
5´-TACGC GTCGA CGAAG
CCGTA CACAA CAAAT T
-3´
dNTP-Mix:
mM
mM
mM
mM
dATP
dCTP
dGTP
dTTP
LB-Medium:
20
g/L
5´-GCCAA TTGTG CGTGC
TTTTG GATTT CA-3´
5´-TACGC GTCGA CATGC
CGGGG
CTTGC
CGGCA
T-3´
5´-TACTG GTCGA CCTAA
TTCGC
GTCTA
CTTTC
GGCG -3´
Aufbau des Konstruktes mit entsprechenden Restriktionsstellen.
3.1.2 vent PCR
10
10
10
10
Antisense Primersequenz
LB-Broth
ThermoPol. Puffer 10x:
100 mM
KCl
200 mM
Tris HCl, pH 8,8 bei 25°C
33
100
20
1
mM
(NH4)2SO4
mM
MgSO4
% (v/v) Trition X-100
Ansatz A:
1,0
8,0
2,5
1,0
1,0
11,5
µL
µL
µL
µL
µL
µL
Template
LB Medium
MgSO4
Primer; Sense (Tab. 4.1)
Primer; Antisense (Tab 4.1)
H2O
Ansatz B:
5,0
2,5
2,5
0,5
0,5
1,0
13,0
µL
µL
µL
µL
µL
µL
µL
ThermoPol Puffer 10x
dNTPs
DMSO
BSA
MgSO4
vent-DNA Polymerase
H2O
Zur Erstellung des Vektors wurde das Vent-Verfahren eingesetzt, bei dem das
Polymeraseenzym Vent verwendet wird, das sich durch hohe Prozessivität und
Korrekturlesefunktion (proof reading) auszeichnet. Als Template für die PCR wurde
das pKRT23 von Liffers et al. eingesetzt, denn es enthielt alle Bausteine für das Ziel
des C-terminal getaggten Keratins 23. Zunächst wurde Ansatz A bei 95°C für
5 Minuten denaturiert. Nach Abkühlen des Ansatzes auf Eis wurde der Ansatz B
pipettiert. Nach einer Inkubation des Reaktionsansatzes bei 94°C für 1 min folgten 25
Zyklen zur Amplifikation des primerspezifischen PCR-Produktes in folgender
Reihenfolge: Schritt 1 entsprach der Denaturierung der DNA bei 94°C für 30 sek. Als
zweiter Schritt folgte der Abfall auf die primerspezifische Annealingtemperatur (siehe
Tab.: 3.3). Hier banden die Primer während der folgenden 30 sek Sequenz spezifisch
an die DNA und es folgte bei 72°C die Primerextension und -elongation. Der Dauer
der Primerextension lag ein Zeitintervall von 1 min pro kb zu Grunde. Das entsprach
für alle Primerextensionen 40 sek. Nach Beendigung des letzten Zyklus fand eine
Verlängerung der Primerextension um 5 min statt mit anschließender Abkühlung auf
35°C.
34
3.1.3 Gelelektrophorese von DNA
TAE-Puffer:
40
1
1,92
mM
mM
M
Tris, pH 8,3
EDTA
Glycin
1g Agarose in 99ml TAE aufgelöst sowie Hinzugabe von
1
% (v/v)
Ethidiumbromid
DNA-Probenpuffer 5x:
15
50
0,1
0,004
0,004
in TAE
% (w/v)
mM
% (w/v)
% (v/v)
% (v/v)
Ficoll® 400 (Gelpulver)
EDTA
SDS
Xylencyanol
Bromphenolblau
Die Gelelektrophorese diente der Auftrennung der DNA nach molekularer Größe und
nach Ladung. Hier wanderten kleine, negativ geladene Moleküle schneller zur Anode
und trennten sich so von den anderen Molekülen (1% Agarosegel entsprach einer
Porengröße von 150 nm). Durch Hinzugabe von 1,5 µL Ethidiumbromid wurde die
DNA markiert. Nach dem Vermischen der Proben mit DNA-Probenpuffer wurden pro
Tasche je nach DNA-Konzentration bis zu 10 µL, bei Gelen zur weiteren
Verarbeitung der DNA bis zu 50 µL, Probe aufgetragen und bei einer Spannung von
130 V (ca. 30 min) nach ihrer Größe getrennt. Nebenbei lief die 1kb DNA Leiter, die
gleichzeitig zur Massenabschätzung genutzt wurde (siehe Kapitel 3.1.7).
Die Detektion der DNA erfolgte über UV-Licht (Ethidiumbromideffekt) bei 312 nm,
und die Aufnahmen wurden mittels einer CDC-Kamera gemacht.
3.1.4 Elution von DNA aus Agarosegelen
Eppendorf Bindungspuffer (Zusammensetzung nicht bekannt)
Eppendorf Waschpuffer (Zusammensetzung nicht bekannt)
Mittels Perfectprep® Gel Cleanup wurde die DNA aus dem Gel extrahiert. Nach
Identifizierung der Bande mittels UV-Licht wurde das Gelstück herausgeschnitten.
Zuerst
wurde
das
Gelstück
im
Eppendorf-Reaktionsgefäß
35
gewogen
und
anschließend mit dem dreifachen Volumen an Bindungspuffer versetzt. Nach 10
Minuten Inkubation bei 50°C hatte sich das Gelstück aufgelöst. Nach Hinzugabe von
Isopropanol (Volumen entsprechend des Gelausgangsgewichtes) erfolgte die
Überführung in die DNA-Säule in einem neuen Eppendorfgefäß. Nach Zentrifugation
(8.000 x g; RT; 1 min)
erfolgte
ein
Waschschritt
(750 µL
Wasch-
puffer; 8.000 x g; RT; 1 min). Nach dem Verwerfen des Eluats schloss sich ein
weiterer Zentrifugationsschritt (8.000 x g; RT; 1 min) an. Die Elution der DNA erfolgte
mit 30 µL H2O bei 8.000 x g; RT; 1 min. Die DNA wurde zur Weiterverarbeitung bei
-20°C gelagert.
3.1.5 Elution von DNA mittels Phenol-Chloroform-Extraktion
Die Phenol-Chloroform-Extraktion ist eine Methode zur Beseitigung von
Proteinverunreinigungen von Nukleinsäuren (Chomczynski P und Sacchi N., 2006).
Nach Zugabe des Phenols und des Chloroforms bildeten sich im Reaktionsgefäß
zwei Phasen aus. In der oberen wässrigen Phase befanden sich die Nukleinsären.
Die untere, organische Phase, bestand aus Phenol. Zwischen diesen beiden Phasen
bildete sich eine Interphase aus den durch das Phenol denaturierten Proteinen aus.
Das Chloroform verhinderte, dass Phenol sich ebenfalls in der wässrigen Phase löste
und optimierte die Phasentrennung. Die DNA wurde aus der wässrigen Phase mit
Ethanol (100 % v/v) in Gegenwart eines hochkonzentrierten monovalenten Kations
wie z.B. Natriumacetat gefällt. Na+-Ionen neutralisierten dabei die negative PhosphatGruppen des DNA-Rückgrats und machten das Nukleinsäure-Molekül weniger
hydrophil. Ethanol entzog den Nukleinsäuren die Hydrathülle und ermöglichte die
Interaktion zwischen Na+-Ionen und den Phosphatgruppen. Glykogen wurde
ebenfalls zugesetzt, um die Präzipitation zu verbessern. Die Na+-Ionen wurden aus
dem Präzipitat durch mehrere Waschschritte mit Ethanol (70 % v/v) entfernt.
Die DNA-Probe wurde auf 200 µL mit ddH2O aufgefüllt und mit dem gleichen
Volumen an PC8 versetzt. Nach einer gründlichen Mischung wurde die
Phasentrennung über Zentrifugation (5 min, 13200 rpm, RT, Eppendorf-Zentrifuge
5415D) beschleunigt. Die wässrige Phase wurde in ein neues 1,5 mL-EppendorfGefäß überführt und mit 1/10 Volumen einer 3-molaren Natriumacetat-Lösung (pH
5,2) versetzt. Zur DNA-Fällung wurden anschließend 2 µL einer 20 mg/mL Glykogen36
Lösung sowie 2 Volumen Ethanol (100 % v/v) zugegeben. Nach einem gründlichen
Mischen wurde erneut zentrifugiert, um die ausgefällte DNA zu pelletieren. Der
Überstand wurde dekantiert und das Pellet zweimal mit je 300 µL Ethanol (70 % v/v)
gewaschen. Anschließend wurde das Pellet luftgetrocknet und in 10 µL ddH2O
aufgelöst.
3.1.6 Restriktion
BamHI-Restriktion für a) pBabe puro und b) KRT23:
0,5
µL
BamHI (Stock: 20U/µL, laut Tab. 10U/µg DNA.=>0,5µL/µg DNA)
1,0
µg
Template
0,5
µL
BSA 10 mg/mL
4,0
µL
BamHI-Puffer 10x:
(100
mM Tris HCl, pH 7,9 bei 25°C
1,5 M
NaCl
100 mM MgCl2
10 mM DTT)
34
µL
H2O
MfeI-Restriktion für a) KRT23 und b) Linker (Flag + TEV)
0,25
µL
MfeI (Stock: 10U/µL, laut Tab. 2,5U/µg DNA.=> 0,25µL /µg DNA)
1,0
µg
Template
4,0
µL
(MfeI-Puffer 10x:
200 mM Tris Acetat, pH 7,9 bei 25°C
100 mM Magensiumacetat
500 mM Kaliumacetat
10 mM DTT)
34,75 µL
H2O
SalI-Restriktion für a) Linker (Flag + TEV), b) Prot A (2x) und c) pBabepuro
1,0
µL
SalI (Stock: 20U/µL, laut Tab. 20U/µg DNA ben.=> 1µL/µg DNA)
1,0
µg
Template
0,5
µL
BSA 10 mg/mL
4,0
µL
(SalI-Puffer 10x:
100 mM Tris HCl, pH 7,9 bei 25°C
1,5 M
NaCl
100 mM MgCl2
10 mM DTT)
33,5
µL
H2O
Damit ein DNA-Insert in einen Vektor kloniert werden kann, mussten seine Enden zu
den Enden des offenen Vektors komplementär sein. Dies wurde über eine Restriktion
mit Restriktionsendonukleasen erreicht. Diese Enzyme schnitten die doppelsträngige
DNA an definierten Stellen, indem sie die Phosphodiesterbindung im Zucker37
Phosphat-Rückgrat der DNA hydrolysierten. Als Restriktionsprodukte wurden DNAFragmente entweder mit glatten oder mit überhängenden Enden produziert.
Für
eine
spätere
Ligation
musste
das
Insert
mit
zwei
unterschiedlichen
Restriktionsendonukleasen geschnitten werden, die jeweils eine Schnittstelle
innerhalb des Plasmids besaßen.
Enzyme und Reaktionspuffer wurden nach Angaben des Herstellers verwendet. Die
Erfolgskontrolle
einer
Restriktion
wurde
mittels
analytischer
Agarose-
Gelelektrophorese durchgeführt.
Nach dem Mischen des Restriktionsansatzes wurde dieser für 2 Stunden bei 37°C
inkubiert und anschließend das DNA-Fragment über Gelelektrophorese und Elution
aufgereinigt (siehe Kapitel 3.1.3 - 3.1.5).
3.1.7 Gelelektrophorese und Photometrie
3.1.7.1 Mengenabschätzung mittels Gelelektrophorese
Für die Ligation musste die DNA-Menge vor der Ligation abgeschätzt werden. Dabei
bediente man sich kommerzieller DNA Ladder, die sowohl die kb-Banden anzeigte,
als auch unterschiedliche Mengen in Graustufen entsprechend der DNA-Menge in
ng.
Abb. 3.5.: DNA-Mengenmessung am Beispiel von 2ng pBabepuro (Lane II) und 2ng pKRT23 (Lane
III) nach Restriktion mit MfeI. Lane I zeigt die 1kb DNA-Ladder
Abb. 3.5. zeigt eine DNA-Mengenabschätzung vor Ligation. Die erste Lane entsprach
der 1kb Ladder. Die Menge an pBabepuro konnte mit der ersten Bande von unten
38
der DNA-Ladder verglichen werden (entspricht 25 ng) und die Menge an pKRT23
entsprach etwa der 2. Bande von unten, nämlich der 10 kb Bande (30 ng). Da jeweils
2ng verwendet wurden, betrug in diesem Beispiel die notwendige Menge etwa 60 ng.
3.1.7.2 Mengenabschätzung mittels Photometrie
Nach Restriktion wurde eine Gelelektrophorese durchgeführt um die gespaltenen
Nukleotide entsprechend ihrer Größe aufzutrennen und die Menge abzuschätzen. Es
wurde, zusätzlich zur Mengenabschätzung mittels Gelelektrophorese, die dsDNAKonzentration
photometrisch
bestimmt.
Die
DNA-Konzentration
konnte
photometrisch mit Hilfe des Lambert-Beer-Gesetzes bestimmt werden (Glasel JA,
1995). Dieses beschreibt die Lichtabsorption einer gelösten Substanz bei
Durchqueren einer Küvette. Nukleinsäuren weisen ein Absorptionsmaximum bei
einer Wellenlänge von 260 nm auf, das Extinktionsergebnis bei der Wellenlänge 260
nm ist proportional zur DNA-Menge.
Zusätzlich zum Konzentrationsergebnis und der Extinktion bei der Wellenlänge 260
nm wurden als Anhaltspunkt für die Reinheit der gemessenen Nukleinsäureproben
die Extinktionen bei 280 nm angezeigt. Letztere sollte bei reiner Probe nahe Null
liegen. Aus den Daten abgeleitet wurde der Quotient OD260 /OD280 angezeigt.
Dieser sollte >2,0 betragen (Quelle: Bedienungsanleitung Eppendorf BioPhotometer
Typ 6131).
3.1.8 Ligation
Ligasepuffer 10x:
660
66
100
660
mM
mM
mM
µM
Tris HCL, pH 7,6
MgCl2
DTT
ATP
Ligationsansatz:
100
x
1
2
ad 20
ng
ng
µL
µL
µL
Plasmid DNA (~6kb/Plasmid)
Insert
T4 DNA Ligase
Ligasepuffer
H2O
39
Inserts:
KRT23 (~1,2kb/Insert)
Linker (Flag + TEV) (~0,2 kb/Insert)
Prot A (~0,4 kb/Insert)
Ein DNA-Fragment kann in ein offenes Plasmid über eine Ligation eingeführt werden.
(Zitat). Diese Reaktion fand in Anwesenheit von speziellen Enzymen, den Ligasen,
statt. Die Ligasen katalysierten die Ausbildung einer Phosphodiesterbindung
zwischen den freien 5’-OH und 3‘-PO4 Gruppen der doppelsträngigen DNAMoleküle. Nach einer erfolgreichen Ligation erhielt man einen rekombinanten Vektor,
der das eingeführte Insert enthielt.
In den Ligationsreaktionen wurden die restringierten Produkte (Kap. 3.1.6) nach der
Aufreinigung (Kap. 3.1.4 und Kap. 3.1.5) und Mengenbestimmung (Kap. 3.1.7) in
einem Mengenverhältnis von 1:5 (Vektor zu Insert) in den retroviralen Vektor pKRT23
(Kap. 3.1.1) ligiert. Die Reaktionen katalysierte die T4-DNA-Ligase über Nacht
(16°C). Zur Kontrolle der Ligation wurde zusätzlich eine Reaktion mit Insert aber
ohne Ligase sowie eine Reaktion ohne Insert angesetzt.
Analog zu Kap. 3.1.5
erfolgte die Aufreinigung des Ligationsansatzes mittels PC8.
Insgesamt wurden die Schritte 3 Mal durchgeführt, da jedes Insert einzeln ligiert und
anschließend mittels TAQ-PCR (siehe Kap. 3.1.11) kontrolliert wurde um eine höchst
mögliche Erfolgsausbeute zu erlangen.
3.1.9 Transformation
LB-Medium:
20
g/L
LB-Broth
40
µL
elektrokompetente Zellen (E600nm: 0,5 - 0,6)
10
ng
Plasmid (3.1.9) (insgesamt 3x)
Die Transformation ist eine Methode, die eine direkte Einführung nackter DNA in
Bakterienzellen ermöglicht (Satkauskas S, Ruzgys P, Venslauskas MS, 2012). In der
Molekularbiologie wird oft das Verfahren dervElektroporation für die Transformation
von Bakterien verwendet. Dabei wird durch das Anlegen eines externen elektrischen
Feldes die Plasmamembran der Bakterien kurzzeitig permeabilisiert, damit die DNA
in die Zelle gelangen kann.
40
Zur Amplifikation des Expressionsvektors diente der E. coli-Stamm Top10 von
Invitrogen, der bei -70°C gelagert wurde. Die benötigten kompetenten Bakterien zur
Transformation sowie die Gene Pulser Küvetten wurden gekühlt. Bei hoher
Plasmidkonzentration wurde 1 µL Ligationsansatz (entsprechend 10ng Plasmid) zu
40 µL elektrokompetenter Zellen zugeführt. Die Elektroporation erfolgte bei einer
Spannung von 1800 V für ca. 5-6 msek, wobei die Zellen direkt im Anschluss in 1 mL
LB-Medium überführt wurden und zur Ausbildung der Antibiotikaresistenz bei 37°C
1 h auf dem Schüttelinkubator bei 190 rpm inkubiert wurden. Die Bakterien wurden
auf je zwei unterschiedliche Agarplatten (50µL und 500µL) mit dem entsprechenden
Antibiotikum (Carbenicillin, kurz CB) ausplattiert.
Die Carbenicillin-enthaltenden LB-Platten wurden über Nacht bebrütet (37°C), um die
Bildung der Kolonien optimal zu unterstützen.
Nur die transfizierten Zellen konnten das Carbenicillingen exprimieren und hatten
somit einen Selektionsvorteil.
3.1.10 Klonselektion
LBCB –Medium:
20
g/L
LB-Broth
0,05 mg/mL Carbenicillin
Nachdem die Bakterienkulturen über Nacht bei 37°C auf LBCB-Platten inkubiert
wurden, erfolgte zunächst die selektive Übertragung von Einzelkolonien auf ein 48er
Well unter Verwendung von je 200µL LBCB-Medium. Nach 4 Stunden Inkubation bei
37°C erfolgte die Aufsplittung des 200µL Mediums auf 100µL Stock (4°C) und 100µL
zur weiteren Plasmidüberprüfung mittels PCR. Hierfür erfolgte die Überführung der
100µL Bakterien in ein neues Well mit anschließender Zentrifugation (EppendorfZentrifuge 5415D) bei 1500 rpm bei RT für 3 min und anschließendem Abkippen des
Überstandes. Zum Pellet wurden 100µL H2O zugegeben. Es erfolgte die PCR mit je
1-2 µL pro Klon mit Sense- und Antisense Primern.
3.1.11 Insert Überprüfung mittels Taq-PCR
Tris –AS-Puffer (10x):
750
200
mM
mM
Tris-HCl, pH 8,8
(NH4)2SO4
41
0,1
mg/mL
TweenR 20
Ansatz A 20µL:
2,0
1,0
0,5
0,5
0,63
1,0
14,37
µL
µL
µL
µL
µL
µL
µL
Tris-AS Puffer 10x
MgCl2; 50 mM
Primer I; 10 pmol/µL
Primer II; 10 pmol/µL
dNTP;10mM (3.1.2)
Template (aus Zellsuspension)
H2O
Mineralöl zum Überschichten
Ansatz B 5µL:
1,0
µL
Tris-AS Puffer 10x
3,5
µL
H2O
0,5
µL
Taq-Polymerase 603
Die Polymerase-Kettenreaktion oder PCR (engl.: polymerase chain reaction) dient
zur spezifischen Amplifikation von DNA-Fragmenten (Mullis K, Faloona F, Scharf S,
Saiki R, Horn G, Erlich H., 1992). Dabei wurden die neuen Fragmente komplementär
zum
Matrizenstrang
(Template)
unter
katalytischer
Einwirkung
einer
DNA
Polymerase synthetisiert. Außerdem benötigte man zwei kurze Oligonukleotide
(Primer), die mit dem Template am 3‘-Ende des jeweiligen Strangs hybridisierten und
somit die Grenzen des DNA-Fragments auf der Matrizen-DNA festlegten. Ausgehend
vom Primer-Molekül synthetisierte die DNA-Polymerase einen komplementären
Gegenstrang der Matrizen-DNA.
Ein PCR-Zyklus setzt sich aus drei Teilschritten zusammen: Denaturierung,
Hybridisierung (Annealing) und Elongation.
Zunächst wurde die doppelsträngige Matrizen-DNA bei 94 °C denaturiert, woraufhin
Einzelstränge für das weitere Vorgehen zur Verfügung standen. Um bei so einer
hohen Temperatur eine Denaturierung der Polymerase zu verhindern, wurde die
thermostabile Taq-Polymerase aus dem Bakterium Thermus aquaticus eingesetzt.
Damit anschließend eine Hybridisierung der Primer mit dem Template erfolgen
konnte,
wurde
die
Reaktionstemperatur
bis
auf
4
°C
unterhalb
der
Schmelztemperatur der Primer gesenkt. Während der Elongation erfolgte die
Kettenverlängerung bei 72 °C. Diese Temperatur ist für die katalytische Aktivität der
Taq-Polymerase optimal. Die PCR bestand aus etwa 30 Zyklen. Die Entstehung von
PCR-Produkten lässt sich mit einem exponentiellen Zusammenhang beschreiben.
42
Es erfolgte die Amplifikation des spezifischen Sequenzabschnitts entsprechend der
in Tab 3.2 und 3.3. angegebenen Parametern.
Tab. 3.2:
PCR-Programm X entsprach
verwendeten s- und as-Primer.
Temperatur
94°C
94°C
X °C
72°C
72°C
4°C
Tab. 3.3:
.
Zeit
5 min
30 s
30 s
1,5 min
7 min
hold
der
spezifischen
Annealingtemperatur
für
den
Zyklen
30
Die Annealingtemperatur für das PCR-Programm. Alle Zahlen in °C
Primer
Sense
Denaturierungstemp.
Sense
Annealingtemp.
Antisense
Antisense
Denaturier- Annealingungstemp. temp.
Mittelwert
Annealingtemp.
Keratin 23 Isoform A
74
64
65
55
59
Linker (Flag + TEV
inkl.)
79
70
76
66
66
Protein A
68
58
68
58
58
3.1.12 Plasmidpräparation aus E. coli
LBCB-Medium:
20
0,05
g/L
LB-Broth
mg/mL Carbenicillin
Äquilibrierungspuffer:
100 mM
Natriumacetat, pH 5,0
600 mM
NaCl
0,15 % (v/v) Triton X-100
Suspensionspuffer:
50
mM
Tris HCl, pH 8,0
10
mM
EDTA
0,2
mg/mL RNase A
Lysepuffer:
200 mM
NaOH
1
% (w/v) SDS
Neutralisationspuffer:
43
3,1
M
Kaliumacetat, pH 5,5
Waschpuffer:
100 mM
Natriumacetat, pH 5,0
800 mM
NaCl
Elutionspuffer:
100 mM
Tris HCl, pH 8,5
1,25 M
NaCl, pH 8,0
70
% (v/v) Ethanol
Isopropanol
Wurde in der selektierten Kolonie (Kap. 3.1.10) das gewünschte Insert mittels PCR
bestätigt (Kap. 3.1.11), erfolgte die Aufreinigung der DNA mittels FastPlasmid® Mini
Kit (Eppendorf).
Hierfür wurden zunächst 5µL Bakteriensuspension in 50ml LB-Medium (mit 50µL CB)
angeimpft und über Nacht bei 37°C inkubiert. Nach Inkubation erfolgte am nächsten
Tag die Abzentrifugation der Kultur bei 3000 x g für 15 min bei RT mit
anschließender Überstandentfernung. Als Erstes wurde die Säule mit 10 mL
Äquilibrierungspuffer versetzt. Das gewonnene Zellpellet (50mL) wurde mit 4 mL
Supensionspuffer vermischt und mit Lysepuffer (4 mL) versetzt. Anschließend wurde
nach 5 min Inkubation bei RT der Neutralisationspuffer zugefügt. Nach Zentrifugation
(3000 x g; RT; 10 min) erfolgte zur Aufreinigung von genomischer DNA die
Abpipettierung des wässrigen Überstandes (mit Plasmid) und die Überführung in die
mit Waschpuffer vorbehandelte Säule. Unter Gravitationskraft durchlief zunächst die
Probe den Filter und es folgten die beiden Waschschritte mit je Waschpuffer 10 mL.
Zur Trennung der Plasmid-DNA von der Säule wurde daraufhin Elutionspuffer (5 mL)
zugefügt. Der Filter wurde verworfen und die Plasmid-DNA befand sich im Eluat. Das
Eluat wurde für 30 min mit 3,5 mL Isopropanol präzipitiert. Unter Kühlung auf 4°C
wurde die Plasmid-DNA dann bei 15.000 x g für 30 min abzentrifugiert. Der so
gewonnene Überstand wurde verworfen und das Pellet zweimal mit 3 mL 70%igem
Ethanol gewaschen (15.000 x g; 4°C; 5 min). Das Pellet wurde für 10 min bei RT
getrocknet und abschließend in 150 µL H2O aufgenommen. Die Plasmid-DNA wurde
bei -20°C gelagert.
44
3.1.13 Glycerindauerkulturen
Nach der Transformation eines bestimmten Plasmids in E.coli wurde eine kleine
Menge Bakteriensuspension in Form einer Dauerkultur konserviert. Diese
Dauerkultur konnte jederzeit zur Gewinnung des Plasmids benutzt werden. Dazu
wurden 500 µL Bakteriensuspension in einem Kryogefäß mit 500 µL Glycerin
(99 % v/v) gemischt. Die Kulturen wurden bei - 70 °C eingefroren und konnten über
längere Zeiträume gelagert werden.
3.1.14 Sequenzierung der PCR-Produkte
Beckman-Coulter Quick-Start-Mix (Zusammensetzung nicht bekannt)
Sequenzier-Mix:
50-100 fMol
10
pMol
4
µL
ad 10 µL
DNA Template
Primer (Tab. 3.4)
Quick-Start-Mix (Beckman Coulter)
H2O
“Stopplösung”-Mix:
2µL
3M
2µL
100mM
2µL
20mg/mL
Natriumacetat
EDTA
Glykogen
70
Ethanol
% (v/v)
30µL
Tab. 3.4:
Formamid
Sequenzierprimer
Primer
Sequenz
Orientierung
KRT23 s
5´-TGAAC TCCGG ACACA GCTT -3´
Sense
pBabe as
5´-TTCCA CACCC TAACT GAC-3´
Antisense
TEV+Flag s
5´-TTGGA CTACA AGGAC GACGA TG -3´
Sense
Prot A as
5´-CTAAT TCGCG TCTAC TTTCGG CG-3´
Antisense
Nach der Klonierung wurde die komplette DNA-Sequenz des Inserts überprüft um
mögliche Mutationen auszuschließen. Dies erfolgte über eine Sequenzierung, ein
Verfahren, bei dem die Basensequenz der DNA bestimmt wird.
Dazu wurde der gewünschte DNA-Abschnitt in zwei getrennten Ansätzen jeweils in
45
Sense und Antisense Richtung durch einen spezifischen Primer sequenziert. Neben
den vier dNTPs wurden dem Reaktionsgemisch Didesoxynukleosidtriphosphate
(ddNTPs) zugesetzt, die keine 3‘-OHGruppe tragen. Die ddNTPs wurden wie die
anderen Desoxynukleotide in die DNA-Kette eingebaut, allerdings konnte die
Kettenverlängerung aufgrund der fehlenden 3‘-OH-Gruppe nicht erfolgen. Die DNASynthese brach an dieser Stelle ab. Auf diese Weise erhielt man ein Gemisch mit
unterschiedlich
langen
DNA-Fragmenten,
die
anschließend
mittels
Kapillarelektrophorese in einem Polyacryamidgel nach ihrer Länge aufgetrennt
wurden. Durch eine Fluoreszenzmarkierung der vier ddNTPs mit unterschiedlichen
Farbstoffen konnten die aufgetrennten Fragmente mit einem Laser detektiert und die
Sequenz ermittelt werden.
Der erste Schritt der Sequenzierung war der Denaturierungsschritt der Plasmid-DNA
für 1 min bei 96°C und anschließende Abkühlung auf RT. Nach Hinzugabe der
anderen
Bestandteile
des
Sequenzier-Mixes
und
der
DNA
folgten
40
Wiederholungen mit erneuter Denaturierung bei 96°C für 20 sek, anschließender
Abkühlung der Lösung auf 50°C für 20 sek und Amplifizierung für 4 min bei 60°C. Mit
Hilfe des Thermal Cycler PTC-200 (MJ Research) erfolgte die lineare Amplifikation
nach dem Prinzip des Kettenabbruchs (Sanger et al. 1977).
Nach 40 Wiederholungen erfolgte die Aufreinigung im Eppendorf-Reaktionsgefäß.
Zuerst wurde die Sequenzierreaktion mit dem „Stopplösungs-Mix“ versetzt. Durch
Glykogenzugabe wurde der Präzipitationseffekt verbessert. Nach Hinzugabe von 60
µL Ethanol (abs.) und Mischen der Lösung folgte die Zentrifugation (3.500 x g) der
DNA für 25 min bei 4°C. Es wurde anschließend zweimal mit Ethanol (70 % (v/v))
gewaschen und jeweils 2 min bei RT abzentrifugiert. Nach dem Trocknen des Pallets
im Brutschrank bei 37°C wurden die Sequenzierprodukte in 30 µL Formamid
aufgenommen. Es folgte die Analyse mit dem CEQ8000 Sequenzierer (Beckman
Coulter). Die Daten wurden mit der CEQ Analysis Software V.9.0 ausgewertet. Die
Referenzsequenz stammte für das Keratin 23 Isoform A aus der NCBI-Datenbank,
für TEV und Flag s sowie ProtA as aus dem pKRT23 von Liffers et al. und für pBabe
as aus dem Datenblatt des Vektors pRAVflag (Knuesel et al. 2003).
46
3.2 Retroviraler Gentransfer
62µL 2M
CaCl2
DNA:
12
12
6
12
µg
µg
µg
µg
pKRT23
pHIT 60 (gag/pol)
pHIT G (VSV-G/env)
MP71 vector (GFP tragend) green fluorescent protein
Trypsin/EDTA, pH 7,4:
0,05
0,53
% (w/v) Trypsin
mM
EDTA
Phosphatgepufferte Kochsalzlösung (PBS), pH 7,4:
0,144 g/L
0,795 g/L
9
g/L
KH2PO4
Na2HPO4 x 7H2O
NaCl
HEPESgepufferte Kochsalzlösung (HBS) 2x:
50
1,5
280
mM
mM
mM
HEPES-NaOH, pH 7,0
Na2PO4
NaCl
Kulturmedium für Kryokulturen:
25
% (v/v)
11
% (v/v)
in DMEM
fetales Kälberserum (FCS)
Dimethylsulfoxid (DMSO)
Um genetisches Material mit einer guten Effizienz stabil in eukaryontische Zellen
einbringen zu können, werden Vektoren retroviralen Ursprungs verwendet (Cockrell
AS, Kafri T., 2007). Retroviren besitzen ein einzelsträngiges (+)-RNAGenom,
welches nach dem Eintritt in die Wirtszelle in DNA umgeschrieben wird und so als
Provirus in das Wirtszellgenom integriert werden kann. Dies wird von einer im
Viruspartikel enthaltenen Reversen Transkriptase katalysiert. Die verwendeten
viralen Vektoren sind replikationsinkompetent, da ihnen genetische Informationen für
Membranproteine oder regulatorische Sequenzen fehlen. Um dennoch infektiöse
Partikel produzieren zu können, werden Verpackungszellen mit mehreren Vektoren
kotransfiziert, die die für die Synthese notwendigen Gene sowie das Transgen
getrennt enthalten. Meist wird ein System verwendet, welches aus zwei Hilfsvektoren
47
und dem Transgen kodierenden viralen Vektor besteht. Die Hilfsvektoren tragen die
gag- und pol-Gene bzw. das env-Gen. Erstere kodieren für Proteine, die u. a. die
reverse Transkription, die Integration des Provirus und die Partikelbildung vermitteln.
Das env-Gen kodiert für ein Hüllprotein, über welches das Wirtsspektrum definiert
wird. Ein häufig verwendetes Hüllprotein ist das Glykoprotein G des Vesicular
Stomatitis Virus (VSV), da dieses für die Transfektion nahezu aller Zellarten genutzt
werden kann. Während die auf den Hilfsvektoren kodierten viralen Proteine anhand
der heterologen Promotoren kontrolliert werden, wird das Transgen von modifizierten
long terminal repeats (LTRs) flankiert, welche nicht nur die Genexpression steuern,
sondern auch für die Integration in das Genom der Wirtszelle von Bedeutung sind.
Zellen, die mit allen Vektoren kotransfiziert wurden, produzieren Viruspartikel, in
denen das Transgen als genomische RNA vorliegt. Nach der Transduktion von
Zielzellen mit diesen Virionen integriert das Transgen in deren Genom. Aufgrund der
fehlenden viralen Proteine können jedoch keine weiteren Viruspartikel produziert
werden.
Als erster Schritt wurden drei Zellkulturschalen mit 10 cm Durchmesser für die 293T
Zellen vorbereitet. Ziel war es für den Tag der Transfektion die 293T Zellen mit einer
Konfluenz von 50% für eine optimale Transfektionseffizienz zu erhalten. Hierfür
wurden zunächst die Zellen via Trypsin/EDTA von der Zellkulturschale abgelöst,
anschließend gezählt und gleichmäßig auf drei 10 cm Zellkulturschalen aufgeteilt.
Als Vorbereitung zur Transfektion wurden entsprechend des Pipettierschemas (Tab
3.5) die Plasmide in H2O in einem Volumen 500 µL gelöst,
62 µL der CaCl2-
Stammlösung hinzugefügt und abschließend zweifacher HBS-Puffer langsam
zugefügt. Es folgte eine 10 minütige Inkubation bei RT.
Tab. 3.5:
Pipetierschema für Calciumtransfektion
Plasmid
Klon 3
Klon 8
pKRT23
pHit60
pHitG
pMP71
X
X
X
X
X
X
GFP
X
X
X
Der folgende Schritt der Transfektion (Tag 0) erfolgte durch Zugabe des Gemisches
in das Medium der drei 293T-Zellkulturschalen.
Die resultierende Provirus-DNA, die das Transgen enthält, wurde in den Zellkern
48
transloziert und dort in das Wirtszellgenom integriert. Nach der Transfektion lagen
gentechnisch veränderte Organismen der Sicherheitsstufe 2 vor. Es folgte eine 16stündige Inkubation bei 32°C und 5% CO2. Am Tag 1 erfolgte ein Mediumwechsel
der transfizierten 293 T-Zellen.
Abb. 3.6:
Schema der Ca-Transfektion mittels pHit60 (gag/pol), pHitG (VSV-G, env) und
pKRT23 (Gesamtkonstruktplasmid)
gag steht für core (Kernprotein), pol steht für Reverse Transkriptase (Lese- und
Schreibpolymerase), env steht für envelope (Hüllprotein) VSV-G steht für coat
(Hüllprotein)
(modifziert
nach
http://www.stanford.edu/group/nolan/tutorials/
images/proteins.jpg)
Am selben Tag wurde ein 6er-Well (3,5cm Durchmesser) vorbereitet, in dem die
oberen 3 Wells mit den Zellen der Smad4 negativen Kolonkarzinomzelllinie SW480
und die unteren Wells mit den Smad4 positiven SW480 Zellen vorbereitet wurden.
Nach Zellzählung konnte am Folgetag (Tag 2) eine 50%ige Konfluenz der Zielzellen
erreicht werden. Am Tag 3 erfolgte zunächst die Abnahme des Virusüberstandes von
den 293T Zellen. Anschließend wurden die Zellen wieder mit Medium versetzt (zur
erneuten Überstandgewinnung am Tag 4). Es folgte eine Überprüfung des
Transfektionserfolges mittels fluoreszenzmikroskopischer Abschätzung der Anzahl
an GFP positiven 293T Zellen (Abb.3.7).
49
.
Abb. 3.7:
Transfektionskontrolle 3 Tage nach Ca-Transfektion mit MP71 vector, der das green
fluorescent protein trägt in Smad4-neg. und Smad4 pos. SW480 Zellen. A zeigt
lichtmikroskopische Aufnahmen der Smad4 neg. Zellen. B zeigt lichtmikroskopische
Aufnahmen der Smad4 pos. Zellen. C zeigt fluoreszenzmikroskopische Aufnahmen
der der Smad4 neg. Zellen. D zeigt fluoreszenzmikroskopische Aufnahmen der
Smad4 pos. Zellen.
Zur Trennung der eukaryonten Zellen von den Viren erfolgte eine Sterilfiltration. So
konnten die kleinen Viruspartikel durch den Filter in Lösung gehen. Da die Viren nur
kurz überlebensfähig waren, erfolgte am Tag 3 die Transduktion der Zielzellen
SW480 Smad4 pos. und Smad4 neg.. Das HBS-Medium des 6er-Wells wurde
abgesaugt, die adhärenten Zellen mit PBS gewaschen und abschließend je 2,5 mL
des virushaltigen Überstandes aus den 293T Zellen auf das 6er-Well SW480
überführt und inkubiert (32°C, 5% CO2). Dieser Vorgang wurde am Tag 4 mit dem
Überstand der 293T Zellen wiederholt. Anschließend wurden die 293T-Zellen
inaktiviert.
Abschließend wurden die gewonnenen Klone nach 3 Tagen in neue Kulturschalen
(Ø 14,5 cm) umgesetzt, bis zu einer Konfluenz von 80 % angezogen und als
Kryokultur, nach Resuspension der Zellen in Einfriermedium, bei -80°C gelagert.
Da die transduzierten SW480-Zellen das Antibiotikaresistenzgen enthielten, konnten
50
durch Hinzugabe von Carbenicillin die transgenen Zellen selektioniert werden. Den
GFP transduzierten Zellen wurde das Antibiotikum ebenfalls zugesetzt, um die
erfolgreiche Selektion zu dokumentieren.
3.3 Zellbiologische Arbeiten
3.3.1 Zellkultur
Dulbbecco´s Modified Eagle Medium (DMEM):
264,00
0,10
400,00
200,00
6400,00
3700,00
125,00
4500,00
15,00
84,00
48,00
580,00
30,00
42,00
105,00
105,00
146,00
30,00
66,00
42,00
95,00
16,00
72,00
94,00
4,00
4,00
4,00
7,20
4,00
4,00
0,40
4,00
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
CaCl2 x 2H2O
Fe(NO3)3 x 9H2O
KCl
MgSO4 x 7H2O
NaCl
NaHCO3
NaH2PO4 x 2H2O
D-Glukose
Phenolrot
L-Arginin x HCl
L-Cystein
L-Glutamin
Glycin
L-Histidin HCl x H2O
L-Isoleucin
L-Leucin
L-Lysin x HCl
L-Methionin
L-Phenylalanin
L-Serin
L-Threonin
L-Tryptophan
L-Tyrosin
L-Valin
D-Ca Pantothenat
Cholinchlorid
Folsäure
i-Inositol
Nikotinamid
Pyridoxal HCl
Riboflavin
Thiamin HCL
51
Zellkulturmedium:
50
0,3
1
10
0,2
in DMEM
U/mL
mg/mL
mM
% (v/v)
mg/mL
Penicilin/Streptomycin
L-Glutamin
Natrium-Pyruvat
fötales Kälberserum (FCS)
Geneticin (G418)
Trypsin/EDTA, pH 7,4:
0,05
0,53
% (w/v) Trypsin
mM
EDTA
Phosphatgepufferte Kochsalzlösung (PBS), pH 7,4:
0,144
0,795
9
g/L
g/L
g/L
KH2PO4
Na2HPO4 x 7H2O
NaCl
Die optimalen Wachstumsbedingungen für die SW480 Kolonkarzinomzelllinien waren
bei 10 % CO2 und einer Temperatur von 37°C. Da die Zellen sich rasch vermehrten,
war eine Verdünnung auf 1/10 der Ausgangszellen der konfluenten Zellen alle 3
Tage notwendig.
Analog zu den 293T-Zellen wurde zunächst das Medium von der Platte abgesaugt,
anschließend mit Trypsin/EDTA bei 37°C inkubiert bis sich die Zellen gelöst hatten.
Durch einen Waschschritt mit PBS-Puffer wurden Zelltrümmer und Mediumreste
entfernt. Durch Hinzugabe von FCS-haltigem Medium wurde nach ca. fünf Minuten
bei 37°C Inkubation die enzymatische Reaktion des Trypsins gestoppt und durch
eine Zentrifugation (1500 x g; RT; 3 min) der Überstandes vom zellreichen Pellet
abgekippt. Die Zellen wurden mit frischem Medium vermischt und anschließend 3
min bei 1500 rpm und RT zentrifugiert, der Überstand verworfen und das Zellpellet in
neuem Medium gelöst. Die Zellen wurden auf ein neues 14,5 cm Well ausplattiert.
3.3.2 Zelllyse
Lysepuffer RIPA:
50
150
1
mM
mM
mM
Tris-Acetat, pH 7,4
NaCl
EDTA
52
15
1
1
% (w/v) Glycerin
% (v/v) Triton X-100
% (v/v) Na-Deoxycholate
0,1
% (v/v) SDS
Proteaseinhibitor:
50
2
5
2
25
5
mM
mM
µg/mL
µM
µg/mL
µM
NaF
NaVO4
Aprotinin
Bestatin
Leupeptin
Pepstatin A
Zur „Verlangsamung“ der Proteasen wurden die Zellen auf Eis lysiert. Verwendet
wurde der o.g. Lysepuffer (1mL) mit 40µL Proteaseinhibitor nach vorherigem
Absaugen des Mediums und Waschen der Zellen mit PBS-Puffer. Die Zellen wurden
von der Kulturschale gelöst, mit der Pipette aufgenommen und in ein vorgekühltes
1,5 mL Eppendorfreagenzgefäß überführt. Es folgte die 30-minütige Inkubation auf
Eis. Anschließend erfolgte bei 13200 rpm unter Kühlung auf 4°C die Zentrifugation
für 15 Minuten. Der Überstand wurde weiter verarbeitet, während das Pellet
eingefroren wurde.
3.3.3 Proteinmengenbestimmung mittels Coomassie-Brillant-Blau
G-250 (Bradford-Verfahren)
Bradfordlösung (Zusammensetzung nicht bekannt)
Probelösung:
1
1
mL
µL
Bradfordlösung
Zellüberstand nach Lyse
Der Triphenylmethanfarbstoff Coomassie-Brillant-Blau G-250 hat ungebunden ein
Absorptionsspektrum von 460 nm und bildet einen roten Farbstoff. Durch Bindung mit
Proteinen geht der Farbstoff in seine unprotonierte, anionische Sulfonatform über
und
das
Absorptionsmaximum
verschiebt
sich
auf
595
nm.
Da
der
Extinktionskoeffizient des Farbstoff-Protein-Komplexes in seiner gebundenen Form
sehr viel höher ist, kann die Zunahme der Absorption bei 595 nm durch die Bildung
53
des
Komplexes
mit
hoher
Empfindlichkeit
gegen
das
freie
Farbreagens
photometrisch gemessen werden und ist ein Maß für die Proteinkonzentration der
Lösung (Bradford, M.M. ,1976).
Zur genauen Proteinbestimmung wurde das Eppendorf Bio Photometer verwendet.
Es erfolgte die Nulleichung mit Bradfordlösung ohne Protein. Zunächst wurde die
Bradfordlösung mit der Proteinprobe vermischt und anschließend in eine UVette
überführt. Dann wurde der Extinktionskoeffizient E595 gemessen und die
Konzentration entsprechend des Extinktionskoeffizient berechnet.
3.4 Proteinchemische Arbeiten
3.4.1 Tandem-Affinitäts-Aufreinigung
Essigsäure:
500
5
mM
mM
CH3COOH, pH 3,4
NH4Ac; zum pH einstellen
Lysepuffer:
50
150
1
2
mM
mM
mM
% (v/v)
Tris-Acetat, pH 7,4
NaCl
EDTA
Triton X-100
Proteaseinhibitoren I:
50
2
1
mM
mM
Tab
Waschpuffer:
50
mM
150 mM
1
mM
1
mM
2
% (v/v)
NaF
NaVO4
Roche mini complete auf 50 mL
Tris-Acetat, pH 7,4
NaCl
EDTA
DTT
Triton X-100
Proteaseinhibitoren II:
50
mM
NaF
2
mM
NaVO4
5
µg/mL Aprotinin
2
µM
Bestatin
25
µg/mL Leupeptin
5
µM
Pepstatin A
54
SDS-Elutions-Puffer (2x):
125
4
20
mM
Tris, pH 6,8
% (w/v) SDS
% (w/v) Glycerin
In Analogie zu 3.3.2 wurden die Zellen lysiert (hier Verzicht auf Na-Deoxycholate).
Um Zelltrümmer zu beseitigen, erfolgte zunächst ein dreimaliger Waschschritt mit
PBS-Puffer. Vorab wurden die Zellen auf 4°C gelagert und das Medium abgesaugt.
Es folgte die Zugabe des Lysepuffers und 30 min Inkubation auf Eis. Nach Ablauf der
Inkubation wurden die Lysate bei 1000 x g für 10 Min. bei 4°C geklärt. Dieser
Waschschritt erfolgte 2 Mal.
Zwischenzeitlich wurden die IgG-Beads mit Lysepuffer, einmalig mit 0,5 M
Essigsäure sowie anschließend erneut mit Lysepuffer gereinigt.
Es folgte der Vereinigungsschritt der geklärten Lysate mit den IgG-Beads bei 4°C im
Überkopfschüttler für 1 Stunde.
Im nächsten Schritt wurden die mit dem Köderprotein gebundenen IgG-Beads bei 50
xg für 2 min zunächst abzentrifugiert, der Überstand verworfen und die gebundenen
Beads mehrfach mit Waschpuffer gereinigt.
Im Anschluss erfolgte die Überführung der gebundenen Beads in Elutionssäulen.
Um die schweren IgG-Beads von dem Köderprotein zu lösen, wurde im folgenden
Schritt die TEV-Spaltung durchgeführt. Hierfür wurden 100 U in Waschpuffer gelöst
und über die Elutionsäulen geführt, für 30 Min bei RT inkubiert. Zur maximalen
Ausbeute des an der TEV-Stelle gespaltenen Köderproteins wurde der Durchlauf 3x
über die Elutionssäulen geführt.
Zwischenzeitlich wurden die Flag-Beads mit Waschpuffer und 0,1 M Glycin (pH 3,5)
gewaschen, auf neue Elutionsäulen überführt und für die Vereinigung mit dem TEVEluat vorbereitet. Diese Vereinigung erfolgte für eine Stunde im Überkopfschüttler bei
4°C.
Es folgte drei Mal ein erneuter Waschschritt um alle nicht gebundenen Proteine aus
der Elutionssäule durch zu entfernen (500 µL, 100 xg, 30 sek, 4°C).
Letztlich wurden die Beads aus der Elutionssäule durch Hinzugabe von 2x SDSElutionspuffer gelöst (3 Min, RT).
55
3.4.2 Polyacrylamidgele für Western-Blot-Analysen
SDS-Laufpuffer:
25
192
0,1
mM
Tris HCl, pH 7,4
mM
Glycin
% (w/v) SDS
Trenngel (10% PAA):
1,9 ml
1,7 ml
1,3 ml
0,05 ml
0,05 ml
0,002 ml
H2O
% (w/v) Polyacrylamid (PAA)
M
Tris HCl, pH 8,8
% (w/v) SDS
10
% (w/v) APS
TEMED
30
1,5
10
Sammelgel (5% PAA):
3,4 ml
0,83 ml
0,63 ml
0,05 ml
0,05 ml
0,005 ml
0,05 ml
30
1,5
% (w/v)
M
10
10
H2O
Polyacrylamid (PAA)
Tris HCl, pH 8,8
% (w/v) SDS
% (w/v) APS
TEMED
Bromphenolblau
SDS-Probenpuffer
125
50
4
20
mM
mM
% (w/v)
% (w/v)
Tris, pH 6,8
DTT
SDS
Glycerin
Pyronin Y
Nachdem die Western-Blot Probe mit SDS-Probenpuffer für 5 Min bei 95 ° C gekocht
wurde, konnte sie auf das Western-Blot-Gel aufgetragen werden.
Vorab wurden 2 Glasplatten in einem Western-Blot Ständer eingespannt und nach
unten sowie zu beiden Seiten abgedichtet.
Die Gele wurden in einem Gelgießstand von Biorad hergestellt. Die Poren des
Polyacrylamidgels
hatten
einen
definierten
Durchmesser,
der
von
der
Acrylamidkonzentration abhing. Die diskontinuierliche SDS-Page wurde verwendet
um eine höhere Auflösung zu erreichen. Bei dieser wurden zwei Gelbereiche mit
unterschiedlichen Porendurchmessern eingesetzt: Im weitporigen Sammelgel war die
Wanderungsgeschwindigkeit der Proteine aufgrund des geringen Siebeffekts hoch.
An der Grenze zwischen Sammel- und Trenngel wurden die Proteine jedoch
56
abgebremst, sodass sie sich in diesem Bereich konzentrierten und in sehr dünnen
Banden in das Trenngel eintraten. Der Effekt konnte durch pH-Wert-Unterschiede in
den verwendeten Puffern verstärkt werden. Die Trennung der Proteine erfolgte in
einem 12%- oder 10%igen Trenngel, das Sammelgel wies 5 % auf.
Nach obigem Schema wurden je 5 ml Trenngel und Sammelgel vorbereitet und über
eine Pasteurpipette in den vorgesehenen Spalt eingefüllt. Hier wurde zunächst das
Trenngel bis zu einer Markierung gefüllt und mit Isopropanol bis zur Kante aufgefüllt.
Isopropanol diente hier als Platzhalter für das dann folgende Sammelgel. War das
Trenngel abgekühlt und auspolymerisiert, wurde das Isopropanol aus der Kammer
abgegossen und mit zubereitetem Sammelgel gefüllt. Solange das Sammelgel noch
nicht auspolymerisiert war, wurde ein Kamm in den Spalt eingefügt um die
Probetaschen zu formen. Eine weitere Probetasche wurde mit einem Proteinmarker
gefüllt. Die Probetaschen hatten ein Füllungsvolumen von 20 µL.
Da die Beweglichkeit der Moleküle im elektrischen Feld proportional zum Verhältnis
von Ladung zu Masse war, wurde bei der SDS-Page das anionische Detergenz SDS
zugesetzt. Es band alle Proteine im selben Verhältnis, sodass deren Eigenladung
durch die negative Ladung des SDS maskiert wurde. Daher wurde die Beweglichkeit
der Moleküle bei der Gelelektrophorese nur durch Molekularsiebeffekte, welche
aufgrund der Poren der Gelmatrix auftraten, beeinflusst. Die Trennung der Proteine
erfolgte demnach nur nach der Größe.
3.4.3 Übertragen der Proteinbanden auf PVDF-Membran
Transferpuffer:
25
150
10
mM
mM
% (v/v)
Tris-HCl, pH 8,3
Glycin
Methanol
Der Western Blot ist eine Methode zum Transfer von Proteinen aus einem
Polyacrylamidgel auf eine Trägermembran unter Anlegen eines elektrischen Feldes.
Als Trägermaterial kann Nitrocellulose oder Polyvinylidenfluorid (PVDF) verwendet
werden. Da die Proteine nach der SDS-Page negativ geladen sind, wandern sie im
elektrischen Feld Richtung Anode, sodass eine auf der Anodenseite platzierte
Membran eine Immobilisierung der Proteine ermöglicht. Anschließend können die auf
die Membran transferierten Proteine durch Kopplung mit spezifischen Antikörpern
57
nachgewiesen werden (Hall RA, 2004).
Zunächst wurden 2 zurechtgeschnittene Whatmanplatten in Transferpuffer getaucht.
Zur Erhöhung der Hydrophilie wurde anschließend die Membran für 1 min in
Methanol getaucht und anschließend in Transferpuffer belassen.
Anschließend erfolgte eine 4-lagige Schichtung auf der Anode nach folgender
Reihenfolge:
Whatmanpapier, Membran (vorher rechts unten mit X markiert), anschließend das
SDS-Gel, welches wiederum von einem Blatt Whatmanpapier abgedeckt wurde.
Vor
der
Abdeckung
mit
dem
Whatmanpapier
wurden
noch
die
Proteinbandenmarkierungen des Gels auf die Membran übertragen (hier mit
Nadelstichmarkierungen).
Für
10
min
erfolgte
der
308 mA/Membran.
Abb. 3.8:
Schematische Darstellung des Blotsandwich.
3.4.4 Immunologische Färbung der PVDF-Membran
Trisgepufferte Kochsalzlösung mit 0,05% Tween (TBST):
50
150
0,05
mM
Tris, pH 7,4
mM
NaCl
% (v/v) Tween 20
Blockpuffer:
5
% (w/v) Milchpulver in TBST
ECL-Reagenz
58
Proteintransfer
bei
Abb. 3.9:
Erst- und Zweitantikörperbindung mit Peroxidase-katalysierter Oxidation des Luminol und
folgender Lichtemission (Quelle: http://www.gelifesciences.com/Images/ps/figure1t.gif)
Die mittels eines Western Blots auf eine Membran transferierten Proteine konnten
immunologisch über die Bindung von Antikörpern nachgewiesen werden. Durch die
Verwendung eines Antikörpers, der ein Epitop des entsprechenden Proteins
erkannte, konnten kleinste Mengen spezifisch nachgewiesen werden. Dieser so
genannte Primärantikörper wurde über einen Sekundärantikörper nachgewiesen, der
an Immunglobuline der Spezies band, aus der der Primärantikörper gewonnen
wurde.
Um
diesen
Proteinkomplex
detektieren
zu
können,
wurde
der
Sekundärantikörper markiert. So konnte er an Meerrettichperoxidase (horseradish
peroxidase, HRP) gekoppelt werden, die unter alkalischen Bedingungen in
Gegenwart von Wasserstoffperoxid Luminol, ein zyklisches Diacylhydrazid, oxidierte.
Das entstehende 3-Aminophthalat befand sich in einem angeregten Zustand. Die
Abgabe der überschüssigen Energie erfolgte als Chemilumineszenz, welche mit
Röntgenfilmen detektiert werden konnte. Durch Verstärkersubstanzen wie Phenole
wurde die Dauer der Lichtemission verlängert (enhanced chemiluminescence).
Um Hintergrundsignale durch unspezifische AK-Bindungen auf der Roti®-PVDFMembran der Fa. Roth zu minimieren, wurde diese zunächst über Nacht bei 4°C
geblockt.
Anschließend wurde am Folgetag zunächst die Pufferlösung entfernt.
Es folgten Waschschritte mit TBST sowie das Auftragen des ersten monoklonalen
Antikörpers anti-Flag M2 (Maus) in einer Verdünnung von 1:1000 der Fa. Sigma (1 h,
RT, Schüttler).
Es folgten drei Waschschritte um überschüssige Antikörper vor der Zugabe des
sekundären Antikörpers von der Membran zu entfernen. Es folgte analog zum ersten
AK-Schritt das Auftragen des zweiten Antikörpers (anti-Maus/HRP in einer
59
Verdünnung von 1:2500 der Fa. Santa Cruz) in Waschpuffer gelösten Antikörpers.
Nach einer Stunde Einwirkzeit wurden die Waschschritte drei mal wiederholt. Das
ECL-Reagenz wurde zugesetzt. Die am zweiten AK gebundene Peroxidase
katalysierte die Oxidation des Luminols. Somit kam es an den Stellen an denen der
AK gebunden hatte zu einer Lichtemission, die bandenspezifisch war. Die
Signalstärke wiederum und damit umgekehrt proportional die Belichtungszeit hing
von der Konzentration der Proteinbanden und der Bindung der Antikörper ab.
3.4.5 Silberfärbung nach Blum et al. (1987)
Fixierung:
40
10
% (v/v) Ethanol p.a.
% (v/v) Essigsäure
Inkubation:
0,8
mM
Natriumthiosulfat
Färbung:
6
mM
Silbernitrat
Entwickler:
283
0,05
mM
Natriumcarbonat
% (v/v) Formaldehyd
Stop-Lösung:
5
% (v/v) Essigsäure
Das Prinzip der Silberfärbung ist die Komplexbildung der Ag+-Ionen mit den
Glutamin-, Asparagin- und Cysteinresten der Proteine (Rehm 2002). Die Detektion
folgt durch reduzierende Agenzien, welche die Reaktion der Ag+-Ionen zu
metallischem Silber bewirken.
Analog zu Tab 3.6 wurden die einzelnen Wasch- und Inkubationsschritte
durchgeführt.
Das Gel wurde nach der SDS-Page 1 h mit der Fixierlösung [40% (v/v) Ethanol, 10%
(v/v) Essigsäure, 50 % (v/v) Aqua dest] inkubiert und anschließend 2 x 20 min mit
40%igem Ethanol (v/v) gewaschen. Nach 20 min Waschschritt mit Millipore Wasser
60
erfolgte die 1 min Inkubation mit 0,8 mM Natriumthiosulfat. Nach dreimaligem
Waschschritt für je 30 sek erfolgte die Färbung mit 6 mM Silbernitrat für 20 min. Nach
erneutem Waschen (3x30 sek) erfolgte das Auftragen der Entwicklerlösung [283 mM
Natriumcarbonat, 0,05 % (v/v) Formaldehyd} bis die Proteinbanden gut sichtbar
waren. Nach erneutem Waschschritt für 20 sek wurde die Reaktion mittels 5%iger
(v/v) Essigsäure gestoppt (5 min).
Tab. 3.6:
Potokoll einer Proteinsilberfärbung nach Blum et al. (1987).
Lösung
Inkubationsdauer
L/Gel
Fixerer
Ethanol
Millipore Wasser
Inkubation
Waschen
Färbung
Waschen
Entwickler
Waschen
Stopplösung
60 min
2 x 20 min
20 min
1 min
3 x 30 sek
20 min
3 x 30 sek
bis Proteinmuster gut sichtbar
20 sek
ca. 5 min
0,5
0,5
1,0
0,5
0,5
0,5
0,5
0,5
0,5
0,5
61
4. Ergebnisse
4.1. Etablierung des C-terminal
Aufreinigungs-Konstruktes
getaggten
Tandem-Affinitäts-
Ausgehend vom KRT23-TAP-Vektor von Liffers et al., bei dem KRT23-Köderprotein
N-terminal getaggt vorlag, wurden für den in der vorliegenden Arbeit durchgeführten
Tandem-Affinitäts-Aufreinigungsversuch die Affinitätstags Protein A und Flag
C-terminal an KRT23 angehängt (siehe Abb. 3.4).
Analog zu Liffers Studie wurde das Protein A als erster Affinitätstag gewählt. Der
zweite Affinitätstag war das Flag-Tag. Die beiden Tags waren durch zwei
hintereinander liegende spezifische Schnittstellen für das TabakmosaikvirusProtease (TEV) verbunden. Somit konnte durch Einsatz der Protease spezifisch das
Protein A abgespalten werden.
Im ersten Schritt der Klonierung wurde das KRT23-PCR-Produkt sowie der Vektor
pBabepuro mittels Restriktionsendonukleaseverdau für die nachfolgende Ligation der
KRT23-Sequenz in den pBabepuro Vektor vorbereitet (nachfolgend pKRT23). Abb.
4.1.A zeigt die DNA-Fragmente der genannten Komponenten, die für die
Gelreinigung verwendet wurden.
Im zweiten Schritt wurde das mittels PCR gewonnene Flag-TEV-Produkt sowie der
Vektor pKRT23 mittels Restriktionsendonukleaseverdau für die nachfolgende
Ligation des Flag-TEV-Fragments in den pKRT23 Vektor vorbereitet (nachfolgend
pKRT23-FlagTEV).
Abb.
4.1.B
zeigt
die
DNA-Fragmente
der
genannten
Komponenten, die für die Gelreinigung verwendet wurden.
Im dritten Schritt wurde das Protein-A-Produkt sowie der Vektor pKRT23-FlagTEV
mittels Restriktionsendonukleaseverdau für die nachfolgende Ligation der Protein AFragmente in den pKRT23-FlagTEV Vektor vorbereitet (nachfolgend pKRT23FlagTEVProtA). Abb. 4.1.C zeigt die DNA-Fragmente der genannten Komponenten,
die für die Gelreinigung verwendet wurden.
62
Abb. 4.1:
(A) Erste Restriktion von KRT23 (I) und pBabepuro (II) (B) Zweite Restriktion von
pKRT23 (I und II) und Flag+TEV (III und IV), (C) Dritte Restriktion von Prot A (I) mit
pKRT23FlagTEV (II) (L=Ladder)
Sämtliche Klonierungsschritte wurden per direkter Bakterien-PCR überprüft. In Abb.
4.2
wurde
exemplarisch
die
direkte
Bakterien-PCR
nach
dem
dritten
Klonierungsschritt dargestellt.
Abb. 4.2: Direkte Bakterien-Kolonien-PCR zur Insertüberprüfung. U.a. wurden die Klone 3, 8, 13, 16,
19 und 23 dabei als positiv, d.h. Plasmid-enthaltend, identifiziert. Diese sechs Kolonien wurden für die
weiteren Schritte verwendet.
Aufgrund
fehlender
Alternativen
musste
im
dritten
Klonierungsschritt
eine
ungerichtete Klonierung mit SalI erfolgen. Mittels Sequenzierung wurde im Anschluss
an die Überprüfung mit der direkten Bakterien-PCR zwischen den beiden Varianten
unterschieden, die aufgrund der ungerichteten Klonierungsstrategie entstehen
konnten (Prot A Insert in Sense-Leserichtung und
Prot A Insert in Antisense-
Leserichtung).
Nur die erste Variante wurde für die Tandem-Affinitätsaufreinigung verwendet.
4.2. GFP-Infektionskontrolle der SW480 Zellen
Nach erfolgter Herstellung retroviraler Virionen zur Übertragung des KRT23-TAP63
Transgens auf die Zielzellen, wurden entsprechend des Protokolls (siehe Kap. 3.2)
die SW480 Smad4 neg. und Smad4 pos. Zellen transduziert und mittels Puromycin
erfolgreich
transduzierte
Zellen
selektioniert.
Als
Kontrolle
für
die
Transduktionseffizienz wurde ein GFP-Plasmid ohne Puromycin Genkassette parallel
transduziert.
Mit
dem
GFP-Kontrollvirus
konnte
indirekt
anhand
der
fluoreszenzmikroskopischen Aufnahmen auf die erfolgreiche Infektion der Zielzellen
geschlossen werden.
Da in der Arbeit untersucht werden sollte, ob die KRT23-Interaktionspartner nicht nur
von der Position des Tags sondern auch von der Smad4-Expression abhängig sind,
wurden sowohl Smad4 pos. als auch Smad4 neg. Zelllinien in der Transduktion
eingesetzt.
In der Kontrolle wurde statt pKRT23-FlagTEVProtA der GFP-Vektor pMP71
verwendet. Abb. 4.3. zeigt, dass sowohl die Smad4 pos. wie auch Smad4 neg.
Zelllinie in über 80 % infiziert wurde.
Abb. 4.3:
SW480 Zellen nach Infektion. A + C zeigen die Smad4 neg. Zellen, B + D die
Smad4 pos. Zellen. A + B zeigen lichtmikroskopische Aufnahmen der Zellen. B + D
zeigen fluoreszenzmikroskopische Aufnahmen. Man erkennt die Verteilung der GFP
Expression in den SW480-Zelllinien.
64
Da mittels des Kontrollvektors der Erfolg der pKRT23-TAP Transduktion indirekt
nachgewiesen wurde, wurden die SW480-Zellen mit Puromycin behandelt. Nach
Abschluss der Selektion lagen konstitutiv TAP-Tag-Keratin 23 exprimierende SW480
Zellen vor.
4.3. Tandem-Affinitäts-Aufreinigung mit KRT23 Köderproteinen
Mit Hilfe des Flag-Tags wurde zum einen die erfolgreiche Expression des KRT23Köderproteins überprüft. Zum anderen wurden damit die Schritte der TAPAffinitätsreinigung kontrolliert. Es wurden sowohl SW480 Smad4 negative (Abb.
4.4.A) als auch SW480 Smad4 positive Zellen (Abb. 4.4.B) untersucht.
Wie in Abb. 4.4 A+B Lane I zu sehen ist, konnte KRT23-TAP erfolgreich exprimiert
werden. Der erste Schritt der Affinitätsaufreinigung, die Bindung von KRT23-TAP an
die IgG-Sepharose via Protein A ist in Lane II dargestellt. Lane III zeigt das Eluat der
IgG-Sepharose ohne Köderprotein als Negativkontrolle. Nachdem die TEV-Protease
die IgG-Beads vom Keratin-Flag-Protein abgespalten hatte, zeigte sich in Lane IV
kein Nachweis mehr von Keratin, was einer vollständigen Spaltung der TEV-Protease
entspricht (Eluat der Sepharose nach TEV-Spaltung als Negativkontrolle). Im
Anschluss erfolgte die Bindung des Keratin-Flag-Proteins an Flag-Beads. Lane V
zeigt die Negativkontrolle des verbliebenen TEV-Eluates. Das bedeutet, dass das
KRT23-Flag Protein vollständig an der Flag-Agarose gebunden hatte. Lane VI zeigt
das Flag-getaggte KRT23 im Eluat nach TEV-Spaltung. Das Tabak-Mosaik-VirusEnzym schneidet spezifisch an der TEV-Schnittstelle. Hierdurch wurde das Protein A
mit seinen unspezifischen Bindungen von der KRT23-Flag-Bindungsstelle gespalten.
Folglich zeigt sich, dass das Protein das erwartete Molekulargewicht von weniger als
68 kD aufweist. Lane VII zeigt den Versuch, das Köderprotein von der FlagSepharose durch Zugabe von H2O zu lösen. Dies gelang erwartungsgemäß nicht
(Negativkontrolle). Erst nach Hinzugabe von 2x SDS-Puffer lösen sich die FlagBeads vollständig vom KRT23-Köderprotein und dieses ist nun im Eluat in Lane VIII
nachweisbar (Positivkontrolle).
65
Abb. 4.4:
SDS-Page-Analyse zur Überprüfung der TAP-Schritte. Indirekter Nachweis von
Keratin 23 mittels anti-Flag-Antikörper. In Abb. 4.4 A wurde das Lysat der SW480
Smad4 negativen Zelllinie aufgetragen, In Abb. 4.4 B wurde das Lysat der SW480
Smad4 positiven Zelllinie. Zuordnung der verschiedenen Spuren I-IX siehe Tab 4.1.
Tab. 4.1:
TAP-Analyse Proben zu Abb. 4.4
LaneNummer
M
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
Lane
Proteinmarker in kD
Gesamtzelllysat (Positivkontrolle, TAP-Tag-KRT23 bei ~68 kD)
Eluat des an Sepharose gebundenen KRT23-Köderproteins
Negativkontrolle (Eluat der Sepharose ohne KRT23-Köderprotein)
Negativkontrolle (Eluat der Sepharose nach TEV-Spaltung)
Negativkontrolle (TEV-Durchfluss nach Flag-Beads-Bindung)
Eluat nach TEV-Spaltung
Negativkontrolle (Flag-Eluat in H2O gelöst)
Flageluat in SDS gelöst
66
4.4. Nachweis der KRT23-Interaktionspartner und Vergleich der
Interaktionspartner in Abhängigkeit von der Tag-Position (Nterminal bzw. C-terminal)
Nach erfolgreicher TAP wurde die SDS-Page zum sensitiven Nachweis der
potentiellen Interaktionspartner silber gefärbt (siehe Kap. 3.4.5). In Abb. 4.5.A sind
die in der durchgeführten TAP Reinigung identifizierten Proteine nach SDS-Page
gezeigt. Im Vergleich dazu zeigt Abb. 4.5.B das Ergebnis der TAP Reinigung von
Liffers et al. (Liffers et al, 2011), in der das Affinitäts-Tag am N-Terminus lokalisiert
war. Wie zu erkennen ist, wurden in beiden Analysen dieselben Interaktionspartner
identifiziert. So unterscheidet sich die Smad4-positive Zelllinie (Lane I in Abb. 4.5
A+B) von der Smad4-negativen Zelllinie (Lane II in Abb. 4.5 A+B) durch zwei
zusätzliche Banden (Banden 7 und 8) zwischen ~20 kD und ~25 kD. Die beiden
zusätzlich nachweisbaren Proteine sind 14-3-3 Isoform γ und 14-3-3 Isoform ε. Das
Silberfärbungsergebnis zeigt ferner in beiden Analysen 7 weitere Smad4unabhängige Banden, die durch Liffers et al. mittels nanoLC-ESI-MS/MS identifiziert
wurden. Es handelt sich um das Keratin 23 Isoform A, die Keratine 8 and 18, die
Hitzeschock Proteine 60 und 70, die leichte Kette des IgG sowie Plectin 1 Isoform 11.
Tab. 4.2 gibt die Liste der über Tandem-Affinitätsaufreinigung ko-immunpräzipitierten
Proteine und via Massenspektrometrie von Liffers et al. identifizierten Proteine
wieder. Aufgrund der hohen Übereinstimmung im Molekulargewicht sowie auch der
Ausprägung der Banden ist anzunehmen, dass mit dem C-terminal getaggten sowie
N-terminal
getaggten
KRT23-Köderprotein
die
gleichen
Proteine
als
Interaktionspartner nachweisbar sind. Dies trifft sowohl für die Interaktionspartner in
Smad4 pos. als auch in Smad4 neg. Zelllinien zu. Deshalb erschien eine erneute
massenspektrometrische Untersuchung nicht sinnvoll und wurde daher nicht
durchgeführt.
67
Abb. 4.5 A +B: A. Silberfärbung der mittels Tandem-Affinitätsaufreinigung gewonnenen C-terminalgetaggten Proteine nach gelelektrophoretischer Aufreinigung. Lane 1 zeigt die SW480
Smad4 pos. Zelllinie. Lane II zeigt die SW480 Smad4 neg. Zelllinie. Lane III zeigt den
Proteinmarker (in kD). Die Zahlen auf der linken Seite entsprechen den Banden in
Tab. 4.2 mit den identifizierten Proteinen
B. Komplexzusammensetzung der Interaktionspartner des N-terminal-getaggten
Keratin 23 nach TAP von Liffers et al. 1. SW480 Smad4 positive und 2. Smad4
negative Zelllinien. Die Zahlen auf der rechten Seite entsprechen den Banden in Tab.
4.2 mit den identifizierten Proteinen
Die Trennung erfolgte bei beiden Gelen über eine 4-12% SDS-Page. Die Proteine
wurden über Silberfärbung visualisiert.
Tab. 4.2:
Zusammenfassung der nanoLC-ESI-MS/MS-Auswertung von Liffers et al.
der über die Tandem-Affinitäts-Aufreinigung ko-immunpräzipitierten
Proteine.
Bande
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Protein ID
Plectin1 Isoform 11
HSP 70 Protein 8 Isoform 1
Chaperonin 60
Keratin 8
Keratin 23 Isoform A
Keratin 18
14-3-3 Isoform ε
14-3-3 Isoform γ
IgG; leichte Kette
68
5 Diskussion
Die
Funktion
eines
Proteins
kann
indirekt
durch
den
Nachweis
seiner
Interaktionspartner aufgeschlüsselt werden. Sie hängen u.a. von Tertiärstrukturen
der Proteine und der Wechselwirkungen ihrer Domänen ab. Die Proteinforschung ist
wesentlich komplexer als die Genforschung. Während es sich bei einer DNA um eine
eindimensionale Informationskette handelt, die auch posttranskriptional verändert
wird, werden Proteine in die Sekundärstruktur gefaltet oder gehelixt und ordnen sich
abhängig von Ladungen, Schwefelbrücken und Ionenmilieu zu der 3-D-Tertiärstruktur
mit funktionellen Gruppen. Es ist also nicht ausreichend nur eine Aminosäurekette zu
analysieren,
sondern
das
gefaltete,
dynamische
dreidimensionale
Protein.
Gelegentlich liegt sogar die quartäre Struktur vor, wenn Proteine, wie bei Antikörpern
oder dem Hämoglobin, eine kovalente oder nicht-kovalente Bindung eingehen, was
die Interaktionsanalyse weiter verkomplizieren kann. Die Analyse kann noch
komplexer werden, wenn das zu untersuchende Protein zusätzlich zu seiner
Proteinfaltung auch posttranlationale Proteinmodifikationen aufweist, die in der DNAMatrize nicht kodiert sind. Um natürliche Interaktionspartner eines Proteins zu
identifizieren, ist es somit von eminenter Bedeutung, das Protein möglichst in seiner
nativen Tertiärstruktur herzustellen. Eine Möglichkeit Proteine in ihrem reaktiven
Faltungs-
und
untersuchen
Modifikationszustand
ist
die
hinsichtlich
ihrer
Tandem-Affinitäts-Reinigung.
Interaktionspartner
Erstmalige
zu
Affinitäts-
untersuchungen auf Proteinebene wurden 1968 von Cuatrecasas, Wilchek und
Anfinsen beschrieben (Cuatrecasas, Wilchek und Anfinsen, 1968). Dieselben
Autoren entwickelten in der Folgezeit die Affinitäts Chromatographie aus der sich die
Affinitäts
Elektrophorese,
die
Affinitäts
Präzipitation,
die
Immunaffinitätschromatographie sowie die TAP entwickelte (Cuatrecasas und
Wilchek, 2004). In der vorliegenden Arbeit wurde die Tandem-Affinitäts-Aufreinigung
zur Untersuchung der Interaktionspartner verwendet. Sie eignet sich zur Reinigung
von Proteinkomplexen (Rigaut et al., 1999). Das TAP-System wurde erstmals in
Hefezellen angewandt und später auf Pflanzen- und Säugetierzellen angepasst
(Gavin et al., 2001, Knuesel et al., 2003). So wurden in großangelegten TAPAnalysen 589 Proteine in Saccharomyces cerevisiae untersucht (Gavin et al., 2001).
Hierbei wurden 232 Multiproteinkomplexe nachgewiesen und bei 344 Proteinen
69
konnten neue zelluläre Funktionen entdeckt werden, wobei für 231 Proteine bis dahin
keine Funktion beschrieben worden war. Die Tags waren CBP und Protein A und sie
wurden an das C-terminale Ende angehangen (Gavin et al., 2001). Für die TAP
können variable und beliebig viele Tags an das Köderprotein angehängt werden. In
der Regel wird mit zwei Tags gereinigt, z.B. Protein A und Flag. Der Vorläufer der
heute bekannten TAP war das Single-Tag-Purification-Konstrukt, welches sich durch
eine Affinitätsaufreinigung an einem Tag auszeichnete. Das Hauptproblem war die
geringe Sensitivität und Spezifität. So führte ein Single-Tag-Purification System mit
Flag in der eukaryonten Zelle zu einer 50%igen Rate an falsch positiven
Interaktionspartnern (Edwards et al., 2002). Durch das Hinzuziehen eines zweiten
Tags lag die Zahl der falsch positiven Ergebnisse bei etwa 15 %, d.h. nur noch jeder
siebte Interaktionspartner wäre durch eine unspezifische Bindung gegen das TAPKonstrukt zu erklären. In der eukaryonten Zelle führte die Aufreinigung mit CBP
intrazellulär zu Ca-Präzipitationen und Konformitätsänderung der Proteine (Knuesel
et al., 2003). Deshalb wurde in dieser Arbeit, wie bei den meisten Versuchsreihen mit
Säugetierzellen, Flag statt CBP als ein Affinitätstag verwendet, während Protein A als
weiteres Affinitätstag verwendet wurde.
Die
Tandem-Affinitäts-Aufreinigung
wurde
zum
Nachweis
von
Keratin
23
Interaktionspartnern eingesetzt. In der Vorarbeit von Liffers et al. konnten mittels
einer N-terminalen Tag-Affinitätsreinigung erste neue Interaktionspartner identifiziert
werden (Liffers et al., 2011). Im Lichte der Tatsache, dass die Tag-Richtung Einfluss
auf die Interaktionspartner hat (Gavin et al., 2002; Edwards et al., 2002), sollte in der
vorliegenden Arbeit überprüft werden, ob sich das Bindungsverhalten des C-terminal
getaggten Keratin 23 vom N-terminal getaggten Keratin 23 unterscheidet. Dazu
wurden am C-terminalen Ende des Keratin 23 die Affinitätsproteine Protein A und
Flag exprimiert. Der Vorteil des Flag-Proteins ist, dass eine hohe Reinheit der
Proteinreinigung erzielt werden kann. Auch ist es unwahrscheinlich, dass Flag-Tag
aufgrund seines geringen molekularen Gewichts einen nennenswerten Einfluss auf
Funktion und Struktur des so getaggten Tags hat (Xu et al., 2010). Das in der
molekularen Größe deutlich größere Protein A bietet zwar mehr Fläche für
unspezifische Bindungen. Es wird jedoch nach dem Abspalten mit der TEV-Protease
im TEV-Eluat an der IgG-Sepharose gebunden und spielt somit für die
Interaktionspartneranalyse keine Rolle. Ein Vorteil des Protein A des Bakteriums
Staphylococcus aureus ist seine hohe Affinität an IgG-Antikörper (Xu et al., 2010).
70
Beide Proteine wurden spezifisch über Antikörperbindungen aus dem Proteinpool
nach Zelllyse gebunden. Die Stärke lag in der Kombination aus beiden TAP-Tags.
Während im ersten Reinigungsschritt durch die hohe Affinität des Protein A an die
Antikörperreinigungsmatrix das Keratin 23 Protein effektiv aus dem Proteinpool
gezogen wurde, wurde im zweiten Reinigungsschritt, nach Abspaltung des Proteins
A mittels TEV-Protease, eine hohe Reinheit durch den Einsatz des Flag-Tags, und
der damit verbundenen geringeren unspezifischen Bindungseigenschaften des Tags,
erzielt.
In einer Übersicht von 40 untersuchten möglichen Tags bei TAP-Analysen gehörten
die in dieser Arbeit verwendeten Flag und Prot A nach His Tag zu den am häufigsten
verwendeten Tags (Li 2010). Weitere mögliche Tags sind das CBP, HA, Myc, V5,
Strep II, SBP, S-Peptid, CBD, GST und MBP. Die traditionellen Tags wie CBP und
Prot A wurden häufig in den ursprünglich entwickelten TAP-Untersuchungen in der
Hefezelle verwendet, während die alternativen Tags in den Säugetierzellen
verwendet wurden (Li 2010). Die Wahl der Tags kann einen Einfluss auf die
zytoplasmatischen Eigenschaften des Zielproteins nehmen. So wurde z.B. eine
Veränderung des Transportes des ATF6 (Activating transcription factor 6) durch die
Positionierung des Tags, das die posttranslationale Modifizierung des Proteins
veränderte, beschrieben (Sato Y et al., 2011). In diesen Untersuchungen wurde
ATF6 zwischen die N-terminale Signal Sequenz und das C-terminal positionierte
TAP-Tag integriert. Dies führte dazu, das ATF6 in das Endoplasmatische Retikulum
transloziert, dort glykosiert und über Disulfid-Brücken gebunden, anschließend in den
Golgi-Apparat transportiert und ins Zytoplasma sekretiert wurde. Dies erfolgte beim
nativen ATF6 nicht. Somit konnte eine Änderung des intrazytoplasmatischen
Verhaltens durch das Tag nachgewiesen werden (Sato Y et al., 2011).
Im Gegensatz zu den in dieser Arbeit erhobenen Daten wurde in der Literatur
beschrieben, dass die Tag-Fusionsrichtung an das Köderprotein einen Einfluss auf
die Ergebnisse der Interaktionspartner bei der TAP haben kann. Zu Beginn der
Etablierung der TAP-Studien um das Jahr 2001 wurden zunächst keine Unterschiede
durch Wahl der C- oder N-terminal angehängten Proteine beschrieben. Da die
dreidimensionale Struktur und somit die Affinitätsgruppen der zu untersuchenden
Proteine verändert werden konnte, wurde dieser Frage gerade zu Beginn der TAPStudien nachgegangen und die zu untersuchenden Proteine sowohl C-terminal als
auch N-terminal getaggt (Puig et al. 2001, Tasto et al., 2001). Große Unterschiede
71
der Interaktionspartner konnten anhand der Tag-Richtung bei den wenigen
untersuchten Proteinen zunächst nicht nachgewiesen werden (Puig et al., 2001). Die
Interaktionspartner-Analyse waren größtenteils identisch. In der Folge wurden in
einer großangelegten Untersuchung von Gavin et al. 589 Proteine untersucht. In
dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass in 82 % der TAP-Untersuchungen
Interaktionspartner des C-terminal fusionierten Köderproteins nachweisbar sind.
Sollte es, wie in den restlichen 18 % der Untersuchungen beschrieben, bei den Cterminal getaggten Köderproteinen zu keinem Nachweis von Interaktionspartnern
kommen, wurde die Änderung der Tag-Richtung in N-terminal empfohlen (Gavin et
al., 2002). Gleiches wurde in einer weiteren Studie beschrieben (Dziembowski und
Serraphin, 2003). Die Autoren beschrieben eine mögliche Instabilität des ProteinProtein-Komplexes oder der Struktur, die eintreten kann, wenn man das Tag an das
C- oder N-terminale Ende des Zielproteins bindet. Eine weitere Studie zu
Interaktionspartnern durch C- und N-terminal getaggte Proteine analysierte 43
Proteine in Arabidopsis (Schottenkresse), die der Tandem Affinitäts Reinigung
unterzogen wurden (Rubio et al., 2005). Es konnten in 36 von 43 TAPUntersuchungen erfolgreich Interaktionspartner nachgewiesen werden. In weniger
als der Hälfte (21 TAP-Analysen) konnten die selben Interaktionspartner durch die
Tag-Anordnung in beide Richtungen (also C- und N-terminal) nachgewiesen werden.
In 13 TAP-Untersuchungen wurden z.T. gleiche, aber auch z.T. unterschiedliche
Interaktionspartner beim Vergleich zwischen N-terminal und C-terminal dargestellt.
Als
Ursache
für
die
Wachstumsbedingungen
Unterschiede
der
Zellen
wurden
und
mögliche
unterschiedliche
unterschiedliche
Untersuchungs-
bedingungen gesehen. Eine weitere mögliche Ursache in der Abhängigkeit der TagRichtung wurde von den Autoren nicht gesehen. In zwei Fällen konnten die
Interaktionspartner eindeutig nur in einer Richtung (also entweder C- oder Nterminal) nachgewiesen werden, während es in der anderen Richtung eindeutig
keine Interaktion gab (CSN3 und COP1). Es wurde daraus geschlossen, dass
möglicherweise die Tag-Richtung einen Einfluss auf die Interaktion des Proteins
hätte, da es die funktionelle Gruppe oder die Tertiärstruktur geändert haben könnte
(Rubio et al., 2005). Ein Vergleich der Interaktionspartner in beide Tag-Richtungen ist
somit sinnvoll um mögliche Fehlerquellen auszuschließen. Um diese Fehlerquelle
auszuschließen wurde in dieser Arbeit ergänzend zum N-terminalen System von
Liffers et al. das Keratin 23 C-terminal getaggt.
72
Eine Literatur Recherche der bisher per TAP ermittelten Interaktionspartner ergab,
dass nur wenige Untersuchungen sowohl mit C-terminal als auch N-terminal
getaggten Proteinen durchgeführt wurden. Dass die Positionierung der AffinitätsTags einen entscheidenden Einfluss auf die erfolgreiche Nachweisbarkeit der
Interaktionspartner haben kann, wurde von Markov et al. gezeigt. Nach vielen
Versuchen, die Interaktionspartner der mitochondrial RNA-Polymerase (mtRNAP)
mittels Tandem-Affinitäts-Aufreinigung nachzuweisen, gelang 2009 durch eine
Änderung der Tag-Richtung der Durchbruch. Da das C-terminale Model aufgrund der
Nähe des Tags zur active site mit der mtRNAP Funktion inkompatibel war, konnte
erst
das
N-terminale
TAP–mtRNAP-Modell
erste
Ergebnisse
zu
den
Interaktionspartnern zeigen (Markov et al., 2009). Auch wenn die Wahrscheinlichkeit
unter 20% liegt, dass man durch unterschiedliche Tag-Richtung unterschiedliche
Interaktionspartner findet, wurde genau dieser Frage in der vorliegenden Arbeit
nachgegangen.
Entsprechend
der
Wahrscheinlichkeit
unterschiedlicher
Interaktionspartner konnte auch in dieser Arbeit kein Unterschied dargestellt werden
zwischen N-terminal und C-terminal getaggtem Köderprotein Keratin 23. Auch
wurden die von Liffers et al. beschriebenen Interaktionspartner in Abhängigkeit vom
Smad4-Status bestätigt. So binden u.a. Keratin 8, Keratin 18, 14-3-3 Isoform ε und
14-3-3 Isoform γ an Keratin 23. Die in der vorliegenden Arbeit durchgeführte TAPAnalyse hat auf der einen Seite, wie oben dargestellt, den Vorteil der geringen
unspezifischen Bindung, ist jedoch auf der anderen Seite eine Technologie bei der
sowohl die Wahl des Tags als auch die Tag-Positionierung (C- oder N-terminal)
einen Einfluss auf die nachweisbaren Keratin 23 Interaktionspartner hat. Eine
zweifache Auswertung der Interaktionspartner durch C- und N-terminal getaggtes
Köderprotein kann die Auswertung der Interaktionspartner des Köderproteins zwar
verbessern, kann aber nicht verhindern, dass schwache Interaktionspartner verloren
gehen. Eine weitere Optimierungsmöglichkeit der Interaktionsanalyse ist z.B. der
Einsatz mehrerer unterschiedlicher Tags (Li 2011).
Durch die Keratin 23 Überexpression ist es auch möglich, dass aufgrund der
unphysiologisch hohen zellulären Keratin 23 Menge Proteine an Keratin 23 binden,
die unter physiologischen Bedingungen nicht binden würden. Eine Möglichkeit der
Validierung der im TAP-System nachgewiesenen Interaktionspartner wäre die
klassische Immunpräzipitation mittels eines Keratin 23 spezifischen Antikörpers und
nachgeschaltetem Nachweis möglicher Interaktionspartner im Western Blot.
73
6 Zusammenfassung
Durch die Einführung der Tandem-Affinitäts-Aufreinigung steht heute ein schonendes
in-vivo-Verfahren zur Interaktionsanalyse von Proteinkomplexen zur Verfügung.
Dieses brachte einen erheblichen Fortschritt in die Protein-Analyse. Mit Hilfe der
Interaktionsanalysen
können
Protein-Komplex-Netzwerke
entdeckt
und
charakterisiert werden, die helfen die Funktion einzelner Proteine innerhalb der
Proteinnetzwerke sowie zelluläre Abläufe besser zu verstehen.
Nachdem Liffers et al. (2011) die Interaktionspartner des mit N-terminal getaggten
Keratin 23 beschrieben hatte, erfolgte in dieser Arbeit eine Analyse mit C-terminal
getaggten Keratin 23, da die Position des Tags Einfluss auf die Interaktionspartner
nehmen kann. Es kann zu einer Veränderung der Tertiärstruktur oder der active site
in Abhängigkeit von der Richtung der Bindung der Tags an das Köderprotein
kommen. Folglich können Interaktionspartner nicht binden und per TAP nicht
nachgewiesen werden. Um diese Fehlerquelle auszuschließen, wurde das
Köderprotein Keratin 23 mittels eines C-terminalen Protein A-Flag-Affinitätstags auf
mögliche Interaktionspartner untersucht. Zur effektiven und stabilen Expression des
KRT23-TAP Proteins in epithelialen Kolontumorzellen, wurde die lentivirale
Transduktion gewählt. Aufgrund der Tatsache, dass die KRT23 Expression in
Kolontumoren Smad4 abhängig reguliert wird, wurde die Interaktionsanalyse sowohl
in Smad4 pos. als auch Smad4 neg. SW480 Kolonkarzinomzellen durchgeführt.
Mit
der
schonenden
Tandem-Affinitätsaufreinigung
wurde
das
Köderprotein
spezifisch über zwei Immunaffinitäts-Aufreinigungsschritte aufgereinigt. Die so
gewonnenen Interaktionspartner deckten sich mit den Ergebnissen des N-terminal
getaggten Keratin 23 von Liffers et al. (Liffers et al., 2011). 7 Proteine waren Smad4
unabhängig. Es waren Plectin1 Isoform 11, HSP 70, Protein 8 Isoform 1, Chaperonin
60, Keratin 8, Keratin 18 sowie die leichte Kette des IgG. Zwei Proteine waren
lediglich in der Smad4 pos. Zelllinie nachweisbar: 14-3-3 Isoform ε und 14-3-3
Isoform γ. Zusammenfassend belegen somit die Daten der hier vorgelegten Analyse,
dass im Falle des Keratin 23 die Tag-Richtung in der Tandem-Affinitäts-Aufeinigung
im Hinblick auf die identifizierbaren Interaktionspartner keine Rolle spielt und
bestätigen in einem unabhängigen Versuch die von Liffers et al. nachgewiesenen
Keratin 23 Interaktionspartner.
74
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Danksagung:
Allen Personen, die mir bei der Erstellung und Umsetzung der Arbeit geholfen
haben, gilt mein herzlicher Dank.
Insbesondere gilt mein Dank Herrn Prof. Dr. S. Hahn, der mich von Beginn bis
zum Ende fachlich geführt und menschlich unterstützt hat.
Des Weiteren gilt mein besonderer Dank Herrn Dr. rer. nat. Sven-Thorsten Liffers
für die unermüdliche Mühe mit vielen Tipps und Ratschlägen.
Für die Unterstützung in schwierigen Zeiten und ständigen Support danke ich
Herrn Dr. rer. nat. Abdelouahid Magnouj.
Nicht zu vergessen sei der Dank an meine Familie. Ohne ihre Hilfe durch
„Rücken-frei-Halten“ meiner Ehefrau Ingrid hätte ich diese Arbeit nicht beendet.
87
LEBENSLAUF
Name:
Norbert Nosal
Geburtsort
Goldberg (Polen)
Geburtstag:
3.03.1981
Schullaufbahn:
1987-1990
1990-1991
1991-1997
1997-2000
Henry-van-de-Velde Grundschule Hagen
Vincke Grundschule Hagen
Realschule Hagen-Nord
Fichte Gymnasium, Hagen
Studium:
10/2000- 06/2007
Medizinstudium an der Ruhr-Universität
Bochum
16.06.2007
Approbation
07/2007 -09/2012
Assistenzarzt für Gynäkologie und
Geburtshilfe in Essen.
Seit 19.09.2012
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe
2004 -
Arbeitsgruppe Prof. Dr. Stephan Hahn,
Molekulare gastroenterologische Onkologie,
Ruhr-Universität Bochum
Arbeitstätigkeit:
Promotion:
2013
88
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