Baedeker WISSEN mit g INDIANER Totems, Masken, Truhen REISE r o S S e R K AR TE ÖLSAND Büchse der Pandorra PAZIFISCHER LACHS Wild oder geräuchert? EXPORT Holz aus Kanadas Wäldern KANADA WESTEN 14 HINTERGRUND Ruf der Wildnis Ruf der Wildnis Die im vorliegenden Reiseführer beschriebene Region umfasst die westkanadischen Provinzen Manitoba, Saskatchewan, Alberta, ­British Columbia, Yukon, Northwest Territories und das Nunavut-Territorium. ­Dieses riesige Gebiet reicht von den Eiswüsten der Arktis im Norden bis zu den wogenden Weizenfeldern der Prärien im Süden und von der Hudson Bay im Osten bis zur pazifischen Fjordküste im Westen. Wer zum ersten Mal in den kanadischen Westen kommt, ist überwältigt. Alles ist riesig, gewaltig, unermesslich, atemberaubend. Gras­steppen mit wogenden Weizenfeldern, weiter nördlich endlose Wälder, aus denen abertausende Seen wie Edelsteine blinken; dann von Horizont zu Horizont die Tundra, deren Flechten und Moose in allen Farben von Aschgrau bis Rostrot in der Mitternachtssonne leuchten; ganz im Norden die Eiswüste, in der kein Leben mehr möglich scheint. Westlich der Prärie ragen die schroffen Gipfel der Rockies mit ihren Eiskappen auf. Die Szenerie erinnert sehr an die Schweizer Alpen. Jenseits dieses Hochgebirges mit wilden Flusstälern, smaragdgrünen Bergseen und tosenden Wasserfällen breitet sich eine Plateaulandschaft aus, in deren Südteil sogar Weinreben gedeihen. Bevor man die kanadische Pazifikküste mit ihren tiefen Fjorden und inselbesetzten SunAnlässlich eines Powwow der Cree geben den erreicht, ist noch das von junge Trommler dieses Stammes ihr Bestes. dichtem Wald bedeckte Küstengebirge zu überwinden, das wie ein gigantischer Regenfänger die vom Meer herziehenden Wolken staut. Faszinierende Landschaften Natur pur Kanadas Westen gehört zu den Regionen auf der Erde, die zu einem Traumurlaub einladen. Weite Gebiete präsentieren sich noch als Wildnis, in der Vorstellungen von Freiheit und Abenteuer Wirklichkeit werden. Hier kann man tagelang mit dem Kanu paddeln, ohne einer Menschenseele zu begegnen, durch endlose Nationalparks wandern oder – wie zu Zeiten Jack Londons – nach Gold schürfen. Man kann Grizzlybären beim Fangen von Lachsen beobachten oder auch Moschusochsen, riesige Elche, scheue Karibus, Eisbären und sogar Wale sehen: Kanadas Tierwelt allein ist eine Reise wert. Ruf der Wildnis HINTERGRUND Die Bevölkerung und ihre Traditionen Die Fläche des im vorliegenden Reiseführer beschriebenen Gebietes umfasst 6 306 318 km², also über zwei Drittel der Gesamtfläche Kanadas. Allein die Northwest Territories und Nunavut machen die Hälfte davon aus. Im Gegensatz zur riesigen Fläche steht die Einwohnerzahl: Zirka 11 Mio. Menschen leben in diesem Raum, weniger als in der bevölkerungsreichsten Provinz Kanadas, Ontario, mit ihren rund 13 Mio. Menschen. Rein rechnerisch kommen so nur knapp 2 Einwohner auf einen km² Land. Genauer betrachtet ist die Verteilung aber sehr viel unterschiedlicher: Alberta ist mit 5 Einwohnern/km² Land am dichtesten besiedelt, während sich in Nunavut gerade einmal mathematische 0,015 Menschen pro km² verlieren. Daraus wird deutlich, was den Reisenden im Westen Kanadas erwartet, sei es in den »dicht« besiedelten Gebieten oder anderswo: hauptsächlich von Menschenhand wenig berührte, grandiose Natur. So un- terschiedlich wie die Verteilung Erinnerung an koloniale Zeiten der Bevölkerung ist auch ihre Zusammensetzung: Indianer, Inuit und Einwanderer aus aller Welt, z. B. aus China, der Ukraine, Portugal, Indien oder den Niederlanden, haben ein Bevölkerungsmosaik entstehen lassen, das sonst nirgends zu finden ist. Und alle haben ihre Traditionen bewahrt – die Nordwestküstenindianer mit ihren bemalten Holzbauten und Totempfählen, die Ukrainer mit ihren orthodoxen Kirchen in der Prärie und die ­Chinesen mit ihren von allerlei Wohlgerüchen geschwängerten Chinatowns. Der Kanadareisende erlebt eine beispielhafte Toleranz der unterschiedlichen Volksgruppen, die bewundernswert ist. Moderne GroSSstädte neben grandioser Natur Wer genug Natur gesehen hat, findet Abwechslung in den typisch nordamerikanischen Großstädten wie Calgery, Edmonton und Vancouver, die binnen kurzem mit ihren Wolkenkratzern und Shopping Malls aus dem Boden geschossen sind. Auch hier besticht vor allem das multikulturelle Angebot. Und fährt man hinaus, so ist man nach spätestens einer Autostunde wieder in der Wildnis. 15 Fakten Natur und Umwelt HINTERGRUND Natur und Umwelt Was wächst eigentlich auf dauerhaft gefrorenem Boden? Wer verbirgt sich hinter dem Begriff »First Nations«? Sowohl in puncto Naturräume, Tier- und Pflanzenreich als auch in Sachen Bevölkerung bietet diese Region eine einzigartige Vielfalt. Der Westen Kanadas lässt sich in drei Großräume einteilen. Es sind dies der Kanadische Schild ganz im Osten und Nordosten, die westlich anschließenden, als Kornkammer Kanadas bekannten Interior Plains bzw. Prärien sowie die in nord-südlicher Richtung verlaufenden Kettengebirge im Westen, deren beide Hauptstränge die Rocky Mountains im Landesinneren und die Cascade Mountains nahe der Pazifikküste sind. Dazu kommen noch einige kleinere Landschaftseinheiten vorwiegend im Norden, insbesondere das Yukon-Gebiet, das Mackenzie-Tiefland und der arktische Kanadische Archipel. Drei Großräume Kanadischer Schild WISSEN Der Kanadische Schild umfasst etwa die Hälfte des gesamten Staats- Uralte gebietes. Er bildet den östlichen Rand Westkanadas bis zu den gro- Landmasse ßen Seen Great Slave Lake, Great Bear Lak, Lake Athabasca und Lake Winnipeg. In der Seenlandschaft Manitobas gedeihen Pappeln und Eichen. Der herausgehobene Rand im Nordosten hat seine höchste Erhebungen auf Baffin Island, wo sich die Gebirge bis 2000 m hoch Milliarden Jahre alt türmen. Im Bereich des Kanadischen Schildes warten große RohDer Kanadische Schild wurde be­ stoffvorkommen (u. a. Eisen, Kupreits in den ältesten Zeiten der fer, Zink, Nickel, Blei) auf ihre Erdgeschichte, teils vor Milliarden Erschließung. Die Oberfläche ist in von Jahren angelegt. Das bewei­ den letzten 2 Mio. Jahren von eissen die in ihm vorkommenden zeitlichen Gletschervorstößen zuGesteinsarten wie z. B. besondere Granite, Gneise, Grauwacken oder rechtgeschliffen worden, so dass er umgeschmolzene Sandsteine. sich heute als eher sanftes Berg- und Hügelland mit flachen Rücken und dazwischen liegenden, von Seen und Teichen gefüllten Vertiefungen zeigt. Südlich der Hudson Bay ist der Schild zunächst von Waldtundra, dem Lebensraum der Karibus, und von nordi­schem Nadelwald bedeckt. In Letzterem gedeihen überwiegend Weiß- und Schwarzfichten. Unter den Laubhölzern Hobby-Cowboys im Mount Revelstoke National Park 17 18 HINTERGRUND Natur und Umwelt sind Birken und Pappeln verbreitet. Im Süden, im Grenzgebiet der Provinzen Ontario und Manitoba, breiten sich Mischwälder aus. Waldbisons, Bären und Hirsche Der boreale Nadelwald ist Lebensraum vieler Säugetierarten. Zu Karibus und Wölfen kommen Schwarz- und Braunbären, Wald­ bisons sowie Hirsche, deren bekannteste Vertreter das Wapiti und der Maultierhirsch sind. Besonders zahlreich sind die Pelztiere, darunter Biber, Marder, Füchse, Dachse und Bisamratten. Kein Wunder, dass die Pelztierjagd hier jahrhundertelang ein wichtiger Wirtschaftszweig war und auch heute noch Umsätze einfährt. An den vielen Seen im Waldgürtel leben zahlreiche Wasservogelarten, darunter nicht nur Kanadagänse und verschiedene Schwäne, sondern auch Pelikane und Schreikraniche. In den Seen tummeln sich Prachtexemplare von Forellen und Weißfischen. Interior Plains · Prärien Prärien Die als Kornkammer Kanadas bekannten Interior Plains bzw. Prärien werden im Osten durch den Kanadischen Schild und im Westen durch die Kettengebirge klar begrenzt. Sie sind die nördliche Fortsetzung der US-amerikanischen Great Plains und erstrecken sich über 2600 km weiter nach Norden bis an die Randmeere der Arktis. Heute wogen hier unendlich weite Getreidefelder, grasen Hunderttausende von Rindern auf riesigen Weiden, und Tausende von ständig nickenden »Pferdeköpfen« (= Gestänge-Tiefförderpumpen) zapfen reiche Erdöllagerstätten an. Nahezu der gesamte Großraum der Hab ich dich: Bären auf Nahrungssuche.