Lösungen zu Übungs-Blatt 6 Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung Master M Höhere und Angewandte Mathematik Prof. Dr. B. Grabowski Wiederholung zur Mengenlehre Zu Aufgabe 1) a)A∩(B∩C) ⇔ 6 , b)A∩(B∪C) ⇔ 5, c)A∪(B∩C) ⇔ 2, d)A∪(B∪C) ⇔ 3, e)(A∩B)∪C ⇔ 1, f)(A∪B)∩C ⇔ 4 Zu Aufgabe 2) Machen Sie sich folgende Eigenschaften von Mengenoperationen anhand von VennDiagrammen klar. Es gilt: 1. A∪B=B∪A und A∩B=B∩A 2. (A∪B)∩C = (A∩C) ∪ (B∩C) und (A∩B)∪ C = (A∪C) ∩(B∪C) 3. (A∪B)∪ C = A ∪ (B∪ C) und (A∩B)∩ C = A ∩(B∩C) 4. A = (A∩B) ∪ (A\B) 5. Wenn A ⊆ B , so gilt A∩B=A und A∪B = B und A\B = A 6. Wenn A ⊆M und B ⊆M, so gilt: _________ _________ ( A ∪ B) M = AM ∩ BM und ( A ∩ B) M = AM ∪ BM (de Morgansche Regeln) Zu 4: Alle weiteren: Wird in der Vorlesung erklärt. Zu Aufgabe 3) In einem Reaktionszeitversuch V seien folgende Ereignisse von Interesse: A= „Die Reaktionszeit ist größer oder gleich 3 Sekunden“, B=“Die Reaktionszeit ist nicht größer als 7 Sekunden“, C=“Die Reaktionszeit ist größer als 9 Sekunden“, D=“Die Reaktionszeit liegt zwischen 3 und 7 Sekunden (einschließlich 3 und 7)“. Zu a) Stellen Sie A,B,C,D als Mengen dar! A={t∈R|t ≥ 3}, B={t∈R|0 ≤ t ≤ 7} , C={ t∈R|t > 9}, D={t∈R|3 ≤ t ≤ 7} a) In welcher Relation stehen A und C zueinander? C⊂A b) Stellen Sie D aus A und B unter Verwendung von Mengenoperationen dar! D=A∩B c) Welches Ereignis wird durch die Menge A\C beschrieben? Geben Sie die Menge an! A\C={t∈R|3 ≤ t ≤ 9} d) Geben Sie alle Paare disjunkter Ereignisse an, die sich aus A,B,C und D bilden lassen! B,C und D,C Zu Aufgabe 4) Sei Si das Ereignis Bi = „Bauelement Bi ist O.K”, i=1,...,n. G sei das in folgender Skizze dargestellte Gerät: Das Gerät funktioniert, wenn mindestens eine Reihe funktioniert. Eine Reihe funktioniert, wenn alle Bauelemente der Reihe funktionieren. Stellen Sie mit Hilfe der Ereignisse Bi und den Mengenoperationen ∩, ∪, \ folgende Ereignisse dar: Zu a) A=“Das Gerät ist Ok“ A = B1 ∪ (B2 ∩ B3) ∪ B4 Zu b) B= “Nur B1 und B4 sind O.K, die anderen Bauelemente nicht“ B = B1 ∩ B 2 ∩ B 3 ∩ B 4 Zu c) Genau 2 Reihen des Gerätes funktionieren C= ( B1 ∩ B 2 ∩ B3 ∩ B 4) ∪ ( B1 ∩ B 4 ∩ ( B1 ∪ B 2)) ∪ ( B1 ∩ B 2 ∩ B3 ∩ B 4) Zu Aufgabe 5) Bei der Herstellung eines Produktes treten 2 Fehler F1=“nicht maßhaltig“ und F2=“nicht funktionsfähig“ mit den Wahrscheinlichkeiten P(F1)=0,01 und P(F2)=0,02 ein. Mit mindestens einem Fehler behaftet sind insgesamt 2,5 % aller Produkte. Ein Produkt ist nur dann verkäuflich, wenn es keinen der beiden Fehler besitzt. Mit welcher Wahrscheinlichkeit ist ein Produkt verkäuflich? Lösung: Sei V = „Produkt ist verkäuflich“. Dann gilt: V = F 1 ∩ F 2 P(V) = P( F 1 ∩ F 2 ) = 1 − P( F1 ∪ F 2) = 1 − 0,025 = 0,975 deMorgan Zu Aufgabe 6) Gegeben sei Ein Los von 5 Teilen: : defekt, : O.K Bei einer Qualitätskontrolle werden 3 Teile zufällig entnommen (Ziehung ohne Zurücklegen) Berechnen Sie mittels klassischer Wahrscheinlichkeit die Wahrscheinlichkeit dafür, Zu a) das mindestens 1 defektes Teil gezogen wurde, Lösung: Als Elementaren Versuchsausgang betrachten wir einen Menge: ω={ Z1,Z2,Z3} , wobei Zi = 0j, falls das j.te nichtdefekte Teil gezogen wurde (j = 1,2,3) und Zi = 1j, fall das j.te defekte Teil (j = 1,2) gezogen wurde. 5 Grundmenge Ω : |Ω| = Anzahl aller Möglichkeiten 3 Teile aus 5 zu ziehen = = 10. 3 A = „Mindestens ein defektes wird gezogen“ = A1 ∪A2, wobei: A1 = „Genau ein defektes wird gezogen“ A2 = „ Beide defekten werden gezogen“ Es ist |A| =|A1| +|A2| mit |A1| = Anzahl aller Möglichkeiten 2 nichtdefekte aus 3 zu ziehen * 2Möglichkeiten, dazu ein 3 defektes Teil zu ziehen = 2 2 und |A2| = 3 Möglichkeiten, zu den beiden defekten Teilen ein nichtdefektes Teil zu ziehen = 3 3 |A| = 2 +3 = 9 2 P(A) = |A| / |Ω| = 9 /10 Bemerkung: Eleganter kann man die Aufgabe mit Hilfe des Multiplikationssatzes lösen! (siehe dazu auch Aufgabe 8) Achtung: Hier gibt es mehrere Möglichkeiten, ein elementaren Versuchsausgang, d.h., die Grundmenge Ω zu definieren und damit an die Lösung der Aufgabe heranzugehen. Genauso richtig ist folgender Weg: Wir berücksichtigen beim elementaren Versuchsausgang die Reihenfolge der Ziehung: Elementarer Versuchsausgang ist keine Menge mehr, sondern ein Tupel: ω=( Z1,Z2,Z3), wobei Zi = 0j, falls das j.te nichtdefekte Teil gezogen wurde (j = 1,2,3) und Zi = 1j, fall das j.te defekte Teil (j = 1,2) gezogen wurde. Grundmenge Ω : |Ω| = Anzahl aller Möglichkeiten 3 Teile aus 5 zu ziehen und diese auf die 5 Ziehungen zu vertauschen = 3! = 60. 3 A = „Mindestens ein defektes wird gezogen“ = A1 ∪A2, wobei: A1 = „Genau ein defektes wird gezogen“ A2 = „ Beide defekten werden gezogen“ Es ist |A| =|A1| +|A2| mit |A1| = Anzahl aller Möglichkeiten 2 nichtdefekte aus 3 zu ziehen* Anzahl aller Möglichkeiten, diese auf 3 Ziehungen anzuordnen *2 Möglichkeiten , diese beiden defekten 3 3 zu vertauschen* 2Möglichkeiten, dazu ein defektes Teil zu ziehen = 2 ⋅ 2 2 2 und |A2| = Anzahl aller Möglichkeiten 2 defekte Teile auf 3 Ziehungen zu verteilen* 2 Möglichkeiten, diese zu vertauschen* 3 Möglichkeiten, dazu ein nichtdefektes Teil zu ziehen 3 = ⋅ 2 ⋅ 3 2 3 3 3 |A| = 2 ⋅2+ 3 ⋅2 = 54 2 2 2 P(A) = |A| / |Ω| = 54 /60 = 9/10 Zu b) das genau 2 defekte Teile gezogen wurden A2 = „Genau zwei defekte Teile werden gezogen“ P(A2) = |A2|/|Ω| = 9 / 30 = 3 /10 Zu c) A3 = „das kein defektes Teil gezogen wurde“ Bei 3 Ziehungen müssen alle 3 nichtdefekten Teile gezogen worden sein. Dafür gibt es nur 1 Menge {Z1,Z2,Z3) (bzw 3 ! Tupel (Z1,Z2,Z3)). D.h., die Wahrscheinlichkeit dafür ist P(A3)= 1 / 10 bzw. P(A3) = 6 / 60 Zu Aufgabe 7) Sei X die zufällige Lebensdauer (in Jahren) eines Bauelementes. Es sei folgende Wahrscheinlichkeit bekannt: P(X>1)=0.9. Weiterhin sei bekannt, dass 60% aller Bauelemente eine Lebensdauer von 2 Jahren überschreiten. Geben Sie folgende Wahrscheinlichkeiten an: Zu a) P(X ≤ 1) = 1 –P(X>1) = 0,1 Zu b) Wegen P(A∩B ) = P(A)+P(B) –P(A∪B) ist mit A = ‚X>1’ und B = ‚X≤2’ und wegen P(X > 1 ∪ X ≤ 2)= P(X∈R)=1: P(1 < X ≤ 2) = P(X > 1) + P(X ≤ 2) – P(X > 1 ∪ X ≤ 2) = 0,9 + 0,4 –1 = 0,3 Zu c) P(X>2|X>1) = P(X>2 ∩ X>1) / P(X>1) = P(X>2) / P(X>1) = 0,6/0,9 = 2/3 Sind die Ereignisse “X>2” und “X>1” voneinander stochastisch unabhängig? (Begründung) Es gilt: P(X>2) = 0,6 ≠ 2/3= P(X>2|X>1). Damit sind laut Definition der stochastischen Unabhängigkeit die Ereignisse „X>2“ und „X>1“ nicht stochastisch unabhängig voneinander! Zu Aufgabe 8) Gegeben sei Ein Los von 5 Teilen: : defekt, : O.K Bei einer Qualitätskontrolle werden 3 Teile zufällig entnommen (Ziehung ohne Zurücklegen) Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit für folgenden Ziehungsverlauf: Lösung: Wir wenden den Multiplikationssatz an: Zu a) , , P( ∩ ∩ Zu b) , P( ∩ ) = P( ) P( / ) P( / ∩ )= 2 3 1 ⋅ ⋅ = 1 / 10 = 0,1 5 4 3 ) = P( ) P( / ∩ )= 3 2 1 ⋅ ⋅ = 1 / 10 = 0,1 5 4 3 , ∩ ) P( /