Mechanik I / Prof. Popov / Vorlesung 22. Hauptträgheitsachsen und Hauptträgheitsmomente. Schiefe Biegung. Teil 2: Elastostatik Literatur: Hauger, Schnell und Groß. Technische Mechanik 2 (Elastostatik), 4.2.3, 4.7 I. Drehung des Bezugssystems. Betrachten wir zwei Koordinatensysteme ( y, z ) und K , ] . Das zweite sei relativ zum ersten um den Winkel M gedreht. G G G G Wir führen 4 Einheitsvektoren ey , ez , eK , e] entlang entsprechender Achsen. Betrachten wir G einen Punkt (Radiusvektor r ) mit den kartesischen Koordinaten y, z. Eine geometrische Hilfsaufgabe: Zu bestimmen sind die kartesischen Koordinaten K , ] im "gedrehten" Koordinatensystem. Der Radiusvektor kann in der folgenden Form G G G dargestellt werden: r yey zez . Koordinaten K , ] können als Skalarprodukte berechnet werden: G G K r eK G G ] r e] yeG zeG eG , yeG zeG eG . y z K y z ] Für Skalarprodukte der Einheitsvektoren gilt: G G G G ey eK cos M , ez eK sin M G G G G ey e] sin M , ez e] cos M K , ] berechnen sich somit zu K y cos M z sin M ] y sin M z cos M Für die Trägheitsmomente bezüglich K , ] gilt ----------------------------------------------------2 IK ³ ] 2dA ³ y sin M z cos M dA sin 2 M ³ y 2dA cos2 M ³ z 2dA 2sin M cos M ³ yzdA I z sin 2 M I y cos2 M 2I yz sin M cos M ------------------------------------------------------2 I] ³ K 2 dA ³ y cos M z sin M dA cos 2 M ³ y 2 dA sin 2 M ³ z 2 dA 2sin M cos M ³ yzdA I z cos 2 M I y sin 2 M 2 I yz sin M cos M -----------------------------------------------------IK] ³ K] dA ³ y sin M z cos M y cos M z sin M dA sin M cos M ³ y 2 dA sin M cos M ³ z 2 dA sin 2 M cos 2 M ³ yzdA I z sin M cos M I y sin M cos M 2I yz cos2 M sin 2 M -----------------------------------------------------Diese Gleichungen können unter Berücksichtigung der trigonometrischen Gleichungen 1 1 sin 2 M 1 cos 2M , cos2 M 1 cos 2M , 2 2 2sin M cos M sin 2M wie folgt umgeschrieben werden IK 12 I y I z 12 I y I z cos 2M I yz sin 2M I] IK] 1 2 I y I z 12 I y I z cos 2M I yz sin 2M 12 I y I z sin 2M I yz cos 2M II. Invarianten IK I] Iy Iz 2 I p und ª« 14 IK I] IK]2 º» ¬ ¼ III. Hauptträgheitsachsen und Hauptträgheitsmomente. Bei einem beliebigen Querschnitt kann man die Achsen immer um einen Winkel M * so drehen, daß das Deviationsmoment verschwindet: IK] 12 I y I z sin 2M * I yz cos 2M * 0 sin 2M * cos 2M * tan 2M * 2 I yz I y Iz . (1) Gleichzeitig nehmen die axialen Trägheitsmomente extremale Werte an: wIK wM I y I z sin 2M 2 I yz cos 2M 0 Da tan 2M * tan 2 M * S / 2 , hat die Gleichung (1) immer zwei Lösungen. Die entsprechenden Achsen stehen senkrecht zu einander und heißen Hauptträgheitsachsen. Die zugehörigen axialen Trägheitsmomente heißen Hauptträgheitsmomente. 2 1ª º I1,2 I I r I I 4 I yz2 » . y z y z « 2¬ ¼ Zwei Balken mit gleichen Hauptträgheitsmomenten haben identische elastische Eigenschaften. Ein Balken mit einem beliebigen Querschnitt kann daher immer äquivalent durch einen Balken mit einem symmetrischen Querschnitt ersetzt werden. Beispiel 1. Zu bestimmen sind die Trägheitsachsen und Trägheitsmomente des gezeigten dünnwandigen, rechtwinkligen Profils. 1 Lösung: Symmetrieachsen sind immer Hauptträgheitsachsen. Da dies eine symmetrische Figur ist, bestimmen sich die Hauptachsen leicht. Der Schwerpunkt liegt auf der Verbindungslinie der Schwerpunkte beider Leisten. Die Flächenträgheitsmomente sind gleich: bezüglich der z-Achse t 2 a/ 2 Iz I1 2 3 ta 3 , 12 12 bezüglich der y-Achse t 2 a 2 Iy I2 ta 3 . 3 Iy 12 3 8 3 ta , I z 3 2taa 2 2 3 ta , 3 ³ yzdA 2 ³ aytdy ta 3 . Die Lage der Hauptträgheitsachsen wird durch den Winkel M * gegeben: 2ta 3 §8 3 2 3· ¨ ta ta ¸ 3 ¹ ©3 1 Daraus folgt 2M * 45q , M * 22,5q . Die Hauptträgheitsmomente sind I1,2 1ª I y Iz r 2 «¬ I y I y I z 12 I y I z cos 2M 12 I y I z sin 2M . Sind die beiden Hauptträgheitsmomente gleich, so hängen sie vom Winkel nicht ab, und das Deviationsmoment ist immer Null. F cos D . Die Flächenträgheitsmomente ab3 ba 3 , Iz . Gebe es nur 12 12 die vertikale Kraftkomponente, würde sich der Fz l 3 Fl 3 cos D verAngriffspunkt um wz 3EI y 3EI y schieben. Gebe es nur die horizontale Kraftkomponente, würde sich der Angriffspunkt um Fy l 3 Fl 3 sin D verschieben. Bei Anwy 3EI z 3EI z wesenheit beider Kraftkomponenten ist der Verschiebungsvektor durch Superpositionsprinzip gegeben: G § Fl 3 sin D Fl 3 cos D · 4 Fl 3 § sin D cos D · sind gleich I y a tan 2M * IK] Fz 0 I yz 1 2 V. Schiefe Biegung. Ein links fest eingespannter Balken mit rechteckigem Querschnitt (Seiten a und b) wird am G rechten Ende mit einer Kraft F unter Winkel D zur Vertikalen belastet. Zu bestimmen ist der Betrag D und die Richtung der Verschiebung des Angriffspunktes der Kraft. Lösung: Kartesische Komponenten der Kraft G F ( Fy , Fz ) sind gleich Fy F sin D , Beispiel 2. Zu bestimmen sind die Trägheitsachsen und Trägheitsmomente des gezeigten dünnwandigen Profils. Lösung: Der Schwerpunkt liegt im Symmetriezentrum des Profils. Die Trägheitsmomente bezüglich der Achsen y und z sind: t 2a I] Beispiel: Balken mit den folgenden zwei Profilen haben gleiche Steifigkeit. 3 12 IV. Transformation vom Hauptträgheitsachsensystem. Ist das ursprüngliche Bezugssystem das Hauptträgheitsachsensystem, so sehen die Transformationen wie folgt aus: IK 12 I y I z 12 I y I z cos 2M 2 º I z 4 I yz2 » ¼ 2 1 ª§ 8 3 2 3 · 8 2 «¨ ta ta ¸ r §¨ ta 3 ta 3 ·¸ 4 ta 3 2 «© 3 3 ¹ 3 ¹ ©3 ¬ ­ 3, 08 ½ 3 1 ta 3 ª 103 r 22 4 º 53 r 2 ® ¾ ta 2 ¬ ¼ ¯0, 25¿ 2 Das größere Trägheitsmoment ist hier ca. 12 Mal größer als das kleinere. º » » ¼ w ¨ ¨ © 3EI z , ¸¸ ¹ 3EI y , 2 ¸ ¨ Eab © a 2 b ¹ Die Verschiebungslinie bildet mit der Vertika2 len den Winkel T : tan T ba2 tan D . Der Betrag der Verschiebung ist gleich G 4 Fl 3 sin 2 D cos 2 D . w 4 4 Eab a b 2