1 Aus der Klinik für Urologie und Kinderurologie mit Poliklinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Direktor: Prof. Dr. med. Bernd Wullich Durchgeführt im Akademischen Lehrkrankenhaus Klinikum Coburg der Julius-Maximilians-Universität Würzburg Direktor: Prof. Dr. med. Walter Ludwig Strohmaier Prognostische Faktoren beim Nierenzellkarzinom Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vorgelegt von Judith May aus Lichtenfels 2 Gedruckt mit Erlaubnis der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Dekan: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jürgen Schüttler Referent: Prof. Dr. med. Walter L. Strohmaier Korreferent: Prof. Dr. med. Bernd Wullich Tag der mündlichen Prüfung: 06. Juni 2012 3 Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung/ Summary 6 2. Einleitung 11 2.1 Epidemiologie 11 2.2 Ätiologie 12 2.3 Genetik 13 2.4 Diagnostik 14 2.5 Therapie 16 2.5.1. Operative Therapie 16 2.5.2. Watchful Waiting 17 2.5.3. Chemo- und Radiotherapie 18 2.5.4. Immunchemotherapeutische Ansätze 18 2.5.5. Angiogeneseinhibitoren 18 2.6 Tumornachsorge 19 2.7 Prognosefaktoren 20 3. Material und Methoden 22 3.1 Patientenevaluierung 22 3.2 Daten zur Stichprobe 23 3.3 Klassifikation des Nierenzellkarzinoms 23 3.3.1. TNM-Klassifikation 23 3.3.2. Histopathologische Klassifikation nach Thoenes 26 3.3.3. Malignitätsgrad des Nierenzellkarzinoms 26 3.4 Auswertungsplanung 4. Ergebnisse 27 29 4.1 Klinische Untersuchungsergebnisse zw. 01/1997 und 12/2006 29 4.1.1. Geschlechterverteilung 29 4.1.2. Alter bei Diagnose 29 4.1.3. Body Mass Index 29 4.1.4. Symptomatik 31 4.1.4.1. Sonografie 32 4.1.4.2. Mikrohämaturie 32 4.1.5. Noxen 33 4.1.6. Blutdruckwerte 35 4.1.7. Transfusion 36 4 4.1.8. Wohnorte bei Diagnosestellung 36 4.1.9. Geburtsorte der Probanden 39 4.1.10. Staging 39 4.1.10.1. Tumorgröße 39 4.1.10.2. Lymphknotenstatus 40 4.1.10.3. Fernmetastasen 40 4.1.11. Grading 42 4.1.12. Histologische Zuordnung 42 4.1.13. Wachstumsmuster 43 4.1.14. Therapieansätze 43 4.2 Nachbeobachtung 44 4.2.1. Überleben der Patienten 44 4.2.2. Todesursache 45 4.2.3. Rezidive 45 4.2.4. Therapieansätze 47 4.2.5. Nachsorgeuntersuchungen 48 4.3 Überlebensfunktionen 49 4.3.1. Gesamtüberlebensfunktion 49 4.3.2. Geschlecht 50 4.3.3. Alter 51 4.3.4. Body Mass Index 52 4.3.5. Hämoglobinwert 53 4.3.6. Blutdruckwerte 54 4.3.7. Thrombozytenzahl/µl 55 4.3.8. Lymphknotenstatus 56 4.3.9. Fernmetastasen 57 4.3.10. Grading 58 4.4 Korrelationen nach Pearson 5. Diskussion 59 61 5.1 Patientenkollektiv 61 5.1.1. Geschlechterverteilung 62 5.1.2. Alter 62 5.1.3. Body Mass Index 62 5.1.4. Noxen 63 5 5.1.5. Wohnorte bei Diagnosestellung 63 5.2 Symptomatik 64 5.3 Blutdruckwerte 65 5.4 Staging 65 5.4.1. Tumorgröße 65 5.4.2. Lymphknotenstatus 66 5.4.3. Synchrone Fernmetastasierung 67 5.4.4. Metachrone Metastasierung 67 5.5 Grading 68 5.6 Histologie 68 5.7 Überlebenskurven 69 5.7.1. Gesamtüberlebenskurve 69 5.7.2. Geschlecht 69 5.7.3. Alter 69 5.7.4. Body Mass Index 70 5.7.5. Hämoglobinwert 70 5.7.6. Blutdruckwerte 71 5.7.7. Thrombozyten/µl 72 5.7.8. Lymphknotenstatus 72 5.7.9. Fernmetastasierung 72 5.7.10. Grading 73 5.8 Korrelationen nach Pearson 73 6. Literaturverzeichnis 75 7. Abkürzungsverzeichnis 85 8. Anhang 87 9. Danksagung 96 10. Lebenslauf 97 6 1. Zusammenfassung 1.1 Hintergrund und Ziel In der Literatur finden sich gehäuft widersprüchliche Aussagen zu den prognostischen Faktoren beim Nierenzellkarzinom (NZK). Unter Berücksichtigung verschiedener Anhaltspunkte und auch regionaler Einflüsse ist es Ziel der vorliegenden Arbeit, Erkenntnisse über allgemeine, prognostische Einflüsse im Überleben bei Patienten mit Nierenzellkarzinom zu gewinnen und gleichzeitig regionale Besonderheiten zu entdecken und zu klären. 1.2 Material und Methoden In die retrospektive Studie einbezogen wurden Faktoren wie Geschlecht, Alter, BMI, Hämoglobinwert, Blutdruckwerte, Thrombozytenzahl, Lymphknotenstatus, Fernmetastasierung und Grading. Gleichzeitig wurde das Kollektiv auf allgemeine, klinische und regionale Risikofaktoren auf Auffälligkeiten geprüft. Zu diesem Zweck wurden vom 01.01.1997 bis 31.12.2006 die Patientendaten von 244 Probanden der Urologischen Klinik des Klinikums Coburg mit der Erstdiagnose eines Nierenzellkarzinoms retrospektiv erhoben und analysiert. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 52 Monate (6-116 Monate). 1.3 Ergebnisse und Beobachtungen Die Geschlechterverteilung entsprach mit 1:1,62 (♂:♀) ebenso der gängigen Literatur wie auch das Durchschnittsalter bei Diagnosestellung (65,24 Jahre). Der ermittelte Durchschnitts-BMI lag mit 28,24 im Praeadipositasstadium nach WHO-Kriterien. In der Literatur wird ein erhöhter BMI als Risikofaktor beschrieben, jedoch auch als positiver prognostischer Faktor bei nachgewiesener Erkrankung benannt. Die erste Aussage kann laut ermittelten Ergebnissen durchaus nachvollzogen werden, jedoch muss auch hier der in anderen Studien belegte, erhöhte BMI-Wert in der bayrischen Bevölkerung berücksichtigt werden. Die zweite Aussage kann tendenziell bestätigt werden. Personen im Adipositas- und Praeadipositasstadium weisen ein längeres Überleben auf als Normalgewichtige. Interessant ist der regionale Einfluss in der vorliegenden Arbeit. Weder Wohnort bei Diagnosestellung noch Geburtsort brachten signifikante Unterschiede im Vergleich zum gesamtdeutschen Durchschnitt. Anders als in Unterfranken kann der viel zitierte Ausläufer des Bauches mit Erkrankungshäufung in Mitteldeutschland nicht bestätigt werden, sowohl Prävalenz als auch Inzidenz im Raum Coburg und Südthüringen entsprechen dem deutschen Durchschnitt bzw. sind in der Statistik eher im hinteren Drittel zu finden. Bekannt ist die Wertigkeit der bildgebenden 7 Verfahren bei der Diagnostik. Vor allem die Sonografie als billiges, schnelles und effizientes Hilfsmittel ist hierbei hervorzuheben. Wie in schon zahlreichen Studien belegt, zeigt sich auch in dieser Arbeit die Wichtigkeit derselben bei einem Vergleich zwischen inzidentellen und symptomatischen Befunden, welche ja gleichzeitig eine unterschiedliche Prognose aufweisen. Beim Staging zeigten sich keine neuen Erkenntnisse. Die Verschiebung in Richtung kleiner Tumore wurde in mehreren Studien belegt und wird auch hier deutlich. Zu erklären ist dies mit der Zunahme an inzidentellen Befunden, die in der Regel ein frühes Tumorstadium und damit auch eine kleinere Tumorgröße aufweisen. Die Lymphknotenbeteiligung (10,2% aller Beteiligten) entspricht, soweit vergleichbar, der gängigen Literatur, ebenso die synchrone (7,4% der Patienten) und die metachrone (19,14% der nachbeobachteten Probanden) Metastasierung. Beim Grading wurde die Verschiebung in Richtung G1/G2-Tumoren deutlich, da 88,8% diesen beiden Gruppen zugeordnet werden konnten. Auch dies ist mit der Zunahme der inzidentellen Tumoren in noch asymptomatischen Stadium zu erklären. In der histologischen Untersuchung ist die herausragende Stellung des klarzelligen NZK seit Jahren bekannt und kann auch hier bestätigt werden. Bei den Überlebenskurven konnte keine Signifikanz festgestellt werden. Es kann lediglich von Trends gesprochen werden, die soweit ermittelt, den gängigen Studien entsprechen. Auffallend war, dass es keinen signifikanten Unterschied im Überleben in der Gruppe der Fernmetastasen und der nicht metastasierten Gruppe gab. Dies ist mit dem auffällig langen Überleben einiger M1-Probanden bei insgesamt weniger Patienten zu erklären. Unter Berücksichtigung des Medians zeigte sich dann eine Signifikanz im Überleben der M0 im Vergleich zur M1-Gruppe wie in der Literatur beschrieben. 1.4 praktische Schlussfolgerungen Abschließend ist zu bemerken, dass kein einzelner Wert als Risikofaktor oder als prognostischer Faktor erkannt werden konnte. Für beide Fälle war jedoch eine Kombination aus verschiedenen Werten als aussagekräftig einzustufen. Es empfiehlt sich demnach eine Mischung aus klinischen, laborchemischen, pathologischen, molekularen und genetischen Faktoren. Genauere Untersuchungen sollten in dieser Hinsicht weiterhin stattfinden, gezielte Kombinationen sollten dabei auf Signifikanz und/oder Überlebensvorteile geprüft werden. Gleichzeitig sollte jedoch die Kostenfrage und damit auch die Sinnhaftigkeit dieser Untersuchungen berücksichtigt werden. 8 1. Summary 1.1 Background The prognostic factors of renal cell carcinoma (RCC) are debated controversially in the current literature. The aim of this doctoral thesis is the exploration of prognostic factors for the survival of patients with RCC. Especially geographical influences such as place of living and place of birth as prognostic factors for patient´s survival are considered and investigated in more detail. 1.2 Material and methods This retrospective study comprises the data of 244 patients with newly diagnosed RCC who have been treated in the department of urology in the general hospital of Coburg in between January 1st 1997 and December 31st 2006. The median follow up of the patients was 52 month (range: 6 – 116 month). Prognostic factors assessed in this study were on one hand general factors such as gender, age, body mass index (BMI), blood pressure, hemoglobin, thrombocyte and leukocyte counts, and on the other hand tumor specific factors such as lymph node status, metastasis to solid organs and tumor grading. The study cohort was analyzed for conspicuities and risk factors with regards to the general factors mentioned above (clinical symptoms, gender, BMI,…), clinical and tumor specific factors (staging, grading, blood cell counts,…), and regional factors (place of living, place of birth). 1.3 Results The gender ratio (male : female) was 1 : 1.62 and the average age at the time of diagnosis was 65.24 years. Both findings are well in accordance with the current literature. The average BMI was 28.24 (pre-adipose state according to world health organization (WHO) criteria). An elevated BMI is considered to be a risk factor for the incidence of RCC as well as a positive prognostic factor for survival in patients with manifest RCC according to other studies. The first thesis can be confirmed in this study though the generally elevated BMI of the Bavarian population has to be taken into account for the interpretation of the results. More detailed studies to explore the relationship between BMI and incidence of RCC would be beneficial. The second thesis could also be confirmed. Patients in adipose and pre-adipose state according to WHO criteria showed a longer overall survival compared to patients with normal BMI. More detailed studies are and will be conducted to investigate the BMI as prognostic factor 9 for survival of patients with RCC. An interesting finding in this study is the fact that neither place of living nor place of birth had a significant impact on the incidence of RCC. On the contrary to the western part of Franconia the incidence and prevalence of RCC in the Coburg region and the southern parts of Thuringia are more consistent with the findings for the rest of Germany. The incidence of RCC in the Coburg region and southern Thuringia is within the 30th percentile of the statistical range for the entire country. The value of diagnostic imaging, especially sonography as inexpensive, efficient and fast real time imaging modality is well known. Like in other studies, the importance and efficiency of sonography to differentiate between incidental and symptomatic pathologies, yielding a different prognosis for patient´s survival, could be confirmed in this analysis. A sonography of the kidneys for example within a general check-up or as examination paid individually by the patient within a private consultation (IGel) is advisable for patient from 50 years of age on. With regards to tumor staging, the findings of this study are well in accordance to the current literature. Like in other studies we found a shift towards smaller tumor lesions. This can be explained by an increasing number of incidentally detected RCCs in an early tumor stage. Likewise the rate of lymph node metastases (10.2% of the study population) and synchronous and metachronous metastases in solid organs (7.4 and 19.14% of the study population respectively) is comparable to the current literature. We observed a shift to G1/G2 tumors (88.8% of all newly diagnosed RCCs). This can also be explained by the incidental detection of yet clinically asymptomatic tumor lesions. In histologic examinations the predominance of clear cell RCC was found, confirming the findings of other studies. In the actuarial survival curve a significant influence of the investigated prognostic factors could not be demonstrated. We observed tendencies corresponding to the literature. Remarkably we did not find a significant difference in the average overall survival between patients with and without distant metastases. This can likely be explained with long survival of several M1 patients (up to 80 month) and the small sample size of M1 patients. The reason for the prolonged survival of these patients should be investigated in more detail. With regards to the median overall survival a significant difference between M0 and M1 patients could be demonstrated. 10 1.4 Conclusions No single factor assessed in this study could by itself be determined as risk factor or positive prognostic factor. Rather the combination of several factors could be demonstrated to be of prognostic value with regards to the risk of developing an RCC or with regards to a positive prognosis for patients with manifest RCC. To assess the prognosis for survival of patients with RCC a combination of clinical, laboratory, pathologic and genetic factors should therefore be analyzed in each individual case. Further more detailed studies should be undertaken to determine combinations of factors with favorable prognosis for patients with RCC. At the same time, costs and diagnostic efficiency of the tests should be critically evaluated. 11 2. Einleitung 2.1 Epidemiologie Das Nierenzellkarzinom (NZK) ist mit einem Anteil von 2-3% an allen malignen Tumoren weltweit ein eher seltenes Ereignis (Mc Laughlin and Lipworth 2000, Bichler et al. 1999), ist jedoch der dritthäufigste urologische Tumor. Die Inzidenz ist global mit 1,5%- 5,9% steigend (Schmitz-Dräger und Ebert 2002). In den Vereinigten Staaten von Amerika wurden 2000 31200 Fälle von NZK diagnostiziert, 11900 Patienten verstarben (American Cancer Society 2000). Es steht somit an 6. Stelle der krebsbedingten Todesursachen in den USA. In Deutschland ist pro Jahr mit einer Neuerkrankungszahl von 11000 zu rechnen (Fischer 1999). Insgesamt kann der steigende Erkrankungstrend auch in Deutschland nachvollzogen werden. Bis Mitte der 1990er-Jahre stiegen die altersstandardisierten Erkrankungsraten und stagnieren seitdem, wobei sich der Gesamtanstieg der Raten seit 1980 auf 50%-70% belief. Es kam zu einer Verdopplung der Erkrankungszahlen (RKI 2010). Vor allem in den Industrieländern kann eine steigende Erkrankungszahl nachvollzogen werden (Oberneder 2003). 25 20 Inzidenz Männer Inzidenz Frauen 15 Mortalität Männer Mortalität Frauen 10 5 0 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 Fälle pro 100 000 (altersstandardisiert) Abb.: 1: Inzidenz und Mortalität des NZK in Deutschland (Quelle: Robert-KochInstitut) In Abbildung 1 werden Inzidenz und Mortalität des NZK bei Männern und Frauen aufgezeigt. Beim weiblichen Geschlecht zeigt sich eine Mortalitätsrate von etwa 4 pro 12 100 000 Einwohner, bei den Männern beläuft sich diese auf etwa 8 pro 100 000 Einwohner. Insgesamt ist der Kurvenverlauf ähnlich. Hinsichtlich der Inzidenz ist bei beiden Geschlechtern ein Anstieg zu verzeichnen, wobei dieser bei den Männern etwas höher ist. Insgesamt handelt es sich auch hier um einen ähnlichen Kurvenverlauf mit leichter Stagnation in den letzten 6-8 Jahren. Die zunehmende Inzidenz der letzten Jahre ist nicht nur der verbesserten Diagnostik zuzuschreiben, wobei hier vor allem die bildgebenden Verfahren wie Ultraschall, Magnetresonanztomographie und Computertomographie zu nennen sind (McCredie 1994). Diese sind besonders dahingehend wichtig, da laut Störkel (1999) 90% aller Nierenparenchymtumoren maligne sind. Mittels Autopsieergebnissen konnte auch nachgewiesen werden, dass die Inzidenzzunahme nicht nur an den zufällig entdeckten Tumoren liegt, sondern dass es sich um eine reale Zunahme handelt (Wunderlich et al. 1998) Das männliche Geschlecht ist mit 2 bis 3,5 mal häufiger betroffen als die Frauen (Graff 1997). Das NZK kann in jedem Lebensalter auftreten, ist jedoch im Kindes- und Jugendalter extrem selten. Seinen Erkrankungshöhepunkt findet das NZK im 6. und 7. Lebensjahrzehnt (Marshall et al. 1997). Wie anfangs erwähnt, ist das NZK unter allen soliden Raumforderungen selten. Geht man jedoch von den soliden Raumforderungen der Niere aus, so verzeichnet das NZK mit 85% den weitaus größten Anteil (s. Abb.: 2, Krebs in Deutschland 2008). NZK 85% Urothelkarzinom 10% Leiomyosarkom 2% Wilmstumor 1% andere 2% Abb. 2: Prozentuale Verteilung der malignen Nierentumoren 2.2 Ätiologie Die Ätiologie des Nierenzellkarzinoms ist weitestgehend unbekannt, nur für wenige Ausnahmen gibt es gesicherte Ursachen. 13 Tabelle 1: Risikofaktoren des Nierenzellkarzinoms (Rübben et al. 2007) Risikogruppe Risikokategorie an NZK zu erkranken Risiko 5- bis 10mal höher als bei Chronische Niereninsuffizienz, Gesunden insbesondere (Männer 7mal häufiger als Frauen); bei erworbener zystischer Nephropathie 1-2% erkranken an NZK von Hippel-Lindau'sche Krankheit 45% erkranken an NZK Familienanamnese eines NZK bis 10% erkranken an NZK Tuberöse Sklerose bis 10% erkranken an NZK In Tabelle 1 zeigt sich, dass vor allem das autosomal-rezessiv vererbte von HippelLindau-Syndrom ein großes Erkrankungsrisiko birgt, wobei davon ausgegangen werden kann, dass die mit Nierenzysten vergesellschaftete Erkrankung bei Auftreten von Malignomen stets mit dem konventionellen NZK einhergeht, häufig multifokal auftritt, sowie von Phäochromozytomen begleitet wird (Riede 1993). Neben der terminalen Niereninsuffizienz, positiver Familienanamnese und der tuberösen Sklerose, werden noch zahlreiche weitere Risikofaktoren genannt. Neben Adipositas, Diabetes mellitus oder dem Verzehr von rotem Fleisch, werden auch eine regelmäßige Analgetika- und Amphetamineinnahme diskutiert. Als gesicherte Faktoren gelten hierbei die heute nicht mehr verwendeten phenacetinhaltigen Schmerzmittel (Motzer et al. 1996, Heath et al. 1997, Godley und Ataga 2000, Oh et al. 2000, Gago-Dominguez et al. 2001, Moyad 2001, Mahabir et al. 2004). In Bezug auf den Nikotinkonsum konnte ein um 35% erhöhtes Risiko für Raucher nachgewiesen werden (Yuan et al. 1998). Kadmium, Asbest und Erdölprodukte sowie Arbeit an Hochöfen und in der Stahlindustrie konnten ebenfalls als Risikofaktor ausgemacht werden (Mandel et al. 1995). Bei übergewichtigen Frauen wird ein bis zu vierfach erhöhtes Risiko beschrieben (Mellemgaard et al. 1995), während Lindblad et al. (1995) ein um 80% erhöhtes Risiko für eine Multipara mit mehr als 6 Entbindungen im Vergleich zu einer Mutter mit einem Kind bewiesen. 2.3 Genetik Gnarra et al. (1994) konnten beweisen, dass Veränderungen von Protoonkogenen und Tumorsupressorgenen wegweisend für die Entstehung des Nierenzellkarzinoms sind. Beispielhaft sei hier das bereits oben erwähnte von-Hippel-Lindau-Gen genannt. Wie bei jeder genetischen Erkrankung, wird auch hier zwischen hereditär und sporadisch 14 unterschieden. Auf eine hereditäre Erkrankung weisen multifokale und bilaterale Tumoren (Greschner et al. 1997) und eine positive Familienanamnese hin (Pavlovich et al. 2003). Wegweisend beim NZK ist Chromosom 3, auf welchem derzeit 2 Tumorsuppressorgene vermutet werden. So konnten Latif et al. (1993) das bereits mehrfach erwähnte von-Hippel-Lindau-Tumorsuppressorgen auf 3p25-26 identifizieren. Kovacs (1999) wiederum bewies, dass klarzellige NZKs durch einen Allelverlust auf 3p gekennzeichnet sind. Das eher seltene papilläre NZK kann auch in eine sporadische und eine hereditäre Form unterteilt werden. Bei der sporadischen Form wird eine Allelduplikation auf Chromosom 7 und 17 gesehen (Pavlovich et al. 2003, Störkel 1999). Die hereditäre Form zeigt Mutationen im MET Protoonkogen auf Chromosom 7, genauer 7q31-7q34. Es handelt sich hier um ein autosomal-dominantes Vererbungsmuster (Zbar et al. 1995, Linehan et al. 2003). Im Gegensatz zu den chromophilen (papillären) NZK weist der chromophobe Typ Deletionen innerhalb der mitochondrialen DNS auf (Kovacs 1999). Ebenfalls erwähnenswert ist Chromosom 14, da Deletionen an diesem Chromosom mit einer Prognoseverschlechterung einhergehen (Herbers et al. 1997). Tabelle 2: genetische Anomalien bei den 4 großen Subtypen des NZK (Curti 2004) Tumorart Genetische Anomalien Klarzelliges NZK 3p-, andere Duplikationen und Deletionen; VHL-Genmutation Papilläres NZK 7+, 17+, 3+, Y-, andere Duplikationen und Deletionen; MET Proto-Onkogenmutation Chromophobes NZK Y-, 1-, 2-, 6-, 10-, 13-, 17-, 21- Sammelgangkarzinom 1-, 6-, 14-, 15-, 22-, 8p-, 13q- 2.4. Diagnostik In den letzten Jahren hat die Zahl der Zufallsbefunde deutlich zugenommen. Dies ist vor allem der regelmäßigen prophylaktischen Abdomensonographie zuzuschreiben (Vallancien et al. 1990). Im Ultraschall kann gut zwischen einer Zyste und einer soliden Struktur, die in mehr als 90% als maligne anzusehen ist, unterschieden werden (Baltrarowich und Kurtz 1987). Jamis-Dow et al. (1996) zeigten, dass mit zunehmender Tumorgröße die Sensitivität zunimmt und bei einer Tumorgröße von 2,5cm 100% beträgt. 15 Bei sonographisch festgestelltem Tumorverdacht, schließt sich, neben Anamnese und laborchemischen Untersuchungen, ein weiteres bildgebendes Verfahren in Form einer Computertomographie (CT) oder einer Magnetresonanztomographie (MRT) an. Beide Methoden werden als gleichwertig eingestuft (Mickisch et al. 2001). In der Regel bietet sich aufgrund der leichteren Verfügbarkeit das CT an, das MRT gilt als Goldstandard bei Kontastmittelallergie oder Niereninsuffizienz (Choyke 1997). Beides dient im Rahmen der Tumordiagnostik auch als Staginguntersuchung, wobei diese laut Mickisch et al. (2001) noch durch eine konventionelle Röntgenaufnahme zum Ausschluß pulmonaler Filiae ergänzt werden sollte. Eine Skelettszintigraphie im Rahmen des Stagings ist nur bei Patienten mit spezifischen Beschwerden sinnvoll (Blacher et al. 1985). Abbildung 3: CT-Bild eines NZK (freundlicher Weise zur Verfügung gestellt von Prof. Dr. W.L. Strohmaier Andere diagnostische Möglichkeiten haben zunehmend an Bedeutung verloren. Die klassische Trias bestehend aus Flankenschmerz, tastbarem Tumor und (Makro-) Hämaturie führt nur noch in 10% der Fälle zu einem, in der Regel fortgeschrittenen Befund. 16 Die Feinnadelpunktion wird angesichts ihrer möglichen Komplikationen nur noch bei bestimmten Fragestellungen angewendet (Schatz und Lieber 2003). Das Ausscheidungsurogramm ist in Anbetracht der Tatsache, dass es den Tumor nur indirekt abbildet und keinerlei Staging ermöglicht, nahezu vollständig von der Bildfläche verschwunden. Bei gesichertem NZK sollte präoperativ eine digitale Subtraktionsangiographie wegen der Gefäßversorgung der tumortragenden Niere durchgeführt werden. 2.5. Therapie 2.5.1 Operative Therapie 2.5.1.1 Radikale Tumornephrektomie Goldstandard bei NZK ist die radikale Tumorentfernung beim nicht metastasiertem NZK und dies kann als kurativer Therapieansatz gelten (Godley and Stinchcombe 1999). Am häufigsten durchgeführt wird die radikale Nephrektomie, bei der neben der Niere das perirenale Fettgewebe samt Gerotafaszie exzidiert wird. Tumorthromben in Vena cava oder Vena renalis müssen ebenfalls entfernt werden. Die 5-JahresÜberlebensrate liegt bei lokal begrenzten Tumoren zwischen 50% und 98% (Staehler und Brkovic 1999), so dass häufig die abwartende Strategie nach kurativer OP sinnvoll ist. Der Trend geht immer mehr in Richtung nephronsparender Resektionen. Abbildung 4: OP-Präparat eines NZK (freundlicher Weise zur Verfügung gestellt von Prof. Dr. W.L. Strohmaier 17 2.5.1.2 Organerhaltende Operation Bei der nierenerhaltenden Therapie muss zwischen einer elektiven und einer imperativen Indikation unterschieden werden. Imperative Ansätze werden gestellt, wenn die radikale Therapie eine Dialysepflichtigkeit nach sich zöge. Beispielhaft seien hier die chronische, aber kompensierte Niereninsuffizienz, die anatomische Einnierigkeit oder bilaterale Tumore zu nennen. Bei imperativer Indikation ist eine Tumorresektion bis zu einem Durchmesser von 4 cm möglich (Miller et al. 1999). Von einer elektiven Indikation spricht man, wenn eine Tumorresektion unter Organerhalt bei gesunder Gegenniere durchgeführt wird, meist in Form einer Polresektion oder einer Heminephrektomie. Roos et al. (2008) propagierten eine Resektion im Gesunden mit einem nur wenige Millimeter breiten Randsaum bei ischämischem Organ als sicher ausreichend. Aktuell gilt, dass periphere Tumoren bis 4cm mit Nierenteilresektion behandelt werden können ohne onkologische Einbußen zu verzeichnen. In speziellen Zentren sind auch Tumoren größeren Durchmessers für die beschriebene OP geeignet. 2.5.1.3 Andere OP-Arten Neben oben genannten Standardoperationen gewinnt zunehmend die laparoskopische Technik an Bedeutung. Sowohl Tumornephrektomie (Kurki et al. 2003) als auch organerhaltende OP (Wille et al. 2003, Marberger und Janetschek 2007) sind auf diesem Wege möglich. Ungleich seltener und auch nur einem hochselktiertem Patientengut in Transplantationszentren vorbehalten, ist die sog. work bench surgery. Hierbei wird die tumortragende Niere entnommen und es erfolgt unter Hypothermie eine Tumorresektion ex situ. Anschließend erfolgt die Reimplantation des Restorgans (Zincke und Sen 1988). 2.5.2 Watchful Waiting Bei Patienten mit Komorbiditäten stellt die Methode des watchful waiting eine Alternative dar. So konnte in einer aktuellen Studie nachgewiesen werden, dass keine Todesfälle oder Metastasierung über einen Zeitraum von max. 65 Monaten hinweg auftraten (Simopoulos et al. 2010). Somit ist vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass das NZK eine typische Erkrankung des höheren Alters ist, eine eher abwartende Strategie unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll. 18 2.5.3 Chemo- und Radiotherapie Eine klassische Chemotherapie gehört aufgrund der schon lange nachgewiesenen multi drug resistence der NZK (Mickisch et al. 1990) nicht zur Standardtherapie. Ebenfalls allenfalls palliativen Charakter haben strahlentherapeutische Maßnahmen. Typischerweise werden sie bei ossären Filiae zur Schmerzlinderung eingesetzt (Huguenin 1998). 2.5.4 Immunchemotherapeutische Ansätze Beim metastasierten NZK stellten Immunchemotherapeutika eine Alternative dar und es konnten Tumorverkleinerungen nachgewiesen werden (Atzpodien et al. 1999). Hauptsächlich eingesetzt wurden Interleukin-2 und Interferon-α (Godley und Ataga 2000), gleichzeitig schienen Kombinationen dieser Mittel und 5-Fluorouracil oder sogar Vinblastin erfolgsversprechend (Atzpodien et al. 1999). Diese wurden auch als Firstline-Behandlung bei metastasiertem NZK eingesetzt. Allerdings waren die Ansprechraten mit 5-20 % relativ gering, das mediane Überleben lag bei 12 Monaten (Motzer, R.J. et al. 2007). Aktuell wurde dieser Behandlungspfad weitestgehend verlassen bzw. immer mehr durch die targeted therapy ersetzt/ ergänzt. 2.5.5 Angiogeneseinhibitoren (targeted therapy) 2.5.5.1 Tyrosinkinaseinhibitoren Seit den 1990er Jahren sind dysregulierte Tyrosinkinasen als Mitverursacher von Tumorerkrankungen bekannt. Dementsprechend ist ein relativ neuartiges Konzept die Hemmung dieser Enzyme und somit die Unterbindung einer Signalkaskade und der Angiogenese. Führend beim NZK sind die Wirkstoffe "Sorafenib" (Nexavar®, Erstzulassung in Europa 19.07.2006), "Sunitinib" (Sutent®, Erstzulassung in Europa ebenfalls am 19.07.2006) und "Pazopanib" (Votrient®, Erstzulassung in Europa am 14.06.2010). "Sorafenib" empfiehlt sich bei zytokinrefraktären Patienten, während "Sunitinib" als First-Line-Therapie bei unbehandelten, metastasiertem NZK eingesetzt wird (Tong TQT, Rhode D., 2008). 2.5.5.2 VEGF-Antikörper "Bevacizumab" ist aktuell nur in Kombination mit Interferonen zur Therapie des metastasierten NZK zugelassen. Wirkungsweise ist die Bindung des VEGF (vascular endothelian growth factor) als monoklonaler Antikörper und somit die Unterbindung 19 einer Signaltransduktion und damit der Angiogenese (Escudier BJ et al., 2008). 2.5.5.3 mTOR-Inhibitoren Durch spezifische Hemmung der mTOR-Kinase unterdrücken die Wirkstoffe "Temsirolimus" und "Everolimus" die Zellproliferation und den Zellstoffwechsel sowohl in der Tumor- als auch in der Gefäßzelle. Vor allem "Temsirolimus" ist derzeit als First-Line-Therapie bei metastasiertem NZK (Hochrisikokarzinom) zugelassen (Hudes G et al., 2007). Zur Übersicht ist auf unten angeführtem Schema die Wirkweise der eben genannten Medikamente verdeutlicht. Proliferation Überleben Tumorzelle Zellwachstum Angiogenese Endotheliale Zelle oder Perizyt Abbildung 5: Wirkweise der targeted therapy (mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. W. L. Strohmaier) 2.6. Tumornachsorge Die Nachsorge posttherapeutisch stellt auch beim NZK eine wichtige Maßnahme dar. Einbezogen werden Kontrollen der Nierenlogen, der regionären Lymphknoten, der Lunge, der Knochen und der Leber. 20 Tabelle 3: Nachsorge des NZK Untersuchungsart Anamnese und klinischer Befund, Sonographie Abdomen Fakultativ bzw. symptomorientiert: Röntgen-Thorax Bei unklarem Befund: CT Abdomen/Thorax (alternativ MRT) Labor: BSG, AP, Hb Untersuchungsfrequenz Im ersten und zweiten Jahr alle drei Monate Im dritten und vierten Jahr alle sechs Monate Dauer der Nachsorge Zehn Jahre 2.7. Prognosefaktoren Die Prognose des NZK korreliert mit der Tumorgröße, dem Grading und dem Tumorstadium. Auch ein schlechter Allgemeinzustand des Patienten, jugendliches Alter, diverse Vorerkrankungen (Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus u.a.) oder eine positive Familienanamnese wirken sich ungünstig auf die Prognose aus. Der aussagekräftigste Faktor ist jedoch die Fernmetastasierung, deren Prognose ausgesprochen schlecht ist. Tabelle 4: Prognose des NZK Stadium der Erkrankung Metastasierung/Prognose Primärtumor < 3 cm Metastasierung < 5% Primärtumor begrenzt auf die Niere Metastasierung < 20% Positive regionäre Lymphknoten Metastasierung bei 90% Metastasierung Mittlere Überlebenszeit <12 Monate Wie Tabelle 4 zu entnehmen ist, beträgt die mittlere Überlebenszeit bei Fernmetastasierung weniger als 12 Monate (Fischer et al. 2000). Dies kann durch diverse Literatur bestätigt werden (Atzpodien et al. 1999, Schumacher 2000). Da bei nodalem Befall die Metastasierungswahrscheinlichkeit ebenfalls hoch ist, ist auch hier die Prognose entsprechend schlecht. Ungleich günstiger ist der Verlauf bei T1- und T2Tumoren. Hier wird die 5-Jahres-Überlebensrate mit 80-90% angegeben (Quelle: RKI 2000). Aber auch bei den Tumoren in frühen Stadien konnten diverse prognostische Faktoren gefunden werden, die unter anderem zur zwar geringen, aber doch vorhandenen Filiarisierung beitragen. In einer neuen Studie konnten beispielsweise die mikrovaskuläre Invasion, die Tumornekroserate oder auch der Fuhrman's nuclear grade 21 als signifikante Faktoren der Prognoseverschlechterung bei pT1a-NZKs nachgewiesen werden (Kim J M 2010). 22 3. Material und Methoden 3.1.Patientenevaluierung In der vorliegenden Arbeit wurden Daten der Klinik für Urologie und Kinderurologie des Klinikums Coburg analysiert. Es wurden Tumordaten von insgesamt 244 Patienten, welche zwischen Januar 1997 und Dezember 2006 an oben genannter Klinik operiert wurden, ausgewertet. Es erfolgte jeweils die Entfernung eines Nierentumors, entweder im Rahmen einer partiellen Nephrektomie oder einer radikalen Tumornephrektomie. Die Operationsart wurde gemäß Leitlinie bestimmt. Goldstandard und kurativer Ansatz ist hierbei die radikale Tumornephrektomie mit regionärer Lymphknotendissektion bei kontralateral, gesunder Niere. Bei nicht gesunder kontralateraler Niere, aber auch bei kleinen asymptomatischen Tumoren bis zu einer Größe von 4 cm ist die partielle Nephrektomie in Form einer organerhaltenden Resektion ohne erhöhtes Risiko in Bezug auf Komplikationen oder Progression zulässig (Butler et al. 1995, Moll et al. 1993, Morgan u. Zincke 1990, Petritsch et al. 1990, Steinbach et al. 1992 und 1995; Hafez et al. 1999). Berücksichtigt wurden nur Operationen nach Erstdiagnose eines Nierenzellkarzinoms. Von 244 Probanden wurde bei 198 Patienten (81,1%) eine Tumornephrektomie durchgeführt, bei 44 Patienten (18,0%) erfolgte die partielle Nephrektomie, bei zwei Patienten wurde der Tumor als inoperabel belassen. Alle verwendeten Daten wurden den Krankenblättern entnommen. Zum Zeitpunkt der Diagnose (t0) wurden Informationen über Alter, Blutdruck, BMI, Geschlecht, Klassifizierung, Noxen, Mikrohämaturie. Transfusionen Histologie, TNM- und weitere medizinische Werte wie Hämoglobin, Thrombozyten, Leukozyten, Erythrozyten, MCV, MCHC, MCH, Kreatinin, GPT, GGT, LDH und Harnsäure der Patienten erhoben. Zum zweiten Zeitpunkt der Datenerhebung (t1) zwischen August und Dezember 2007 folgte eine Nachbefragung der Patienten. Zu diesem Zweck wurden die behandelnden Hausärzte der Patienten angeschrieben. Die Befragung bezog sich auf die Informationen zur Beschwerdefreiheit, Auftreten eines Rezidivs und Eintreten des Todesfalls unter Berücksichtigung der Todesursache. Von den insgesamt 244 Probanden konnten Informationen von 94 Personen (37,75%) gewonnen und in die retrospektive Untersuchung einbezogen werden. Die geringe Teilnahme an der Nachbefragung ist wohl auf mangelndes Interesse der Hausärzte an einer Teilnahme zurückzuführen. 23 Gleichzeitig war bei 14 Patienten kein Hausarzt zu ermitteln und 25 Probanden verzogen und aus diesem Grunde war keine Nachverfolgung möglich. 3.2. Daten zur Stichprobe In der Datenanalyse wurden im Rahmen der deskriptiven Statistik diverse Daten der 244 Probanden erhoben und ausgewertet. Gleichzeitig wurden im zweiten Teil (Überlebenskurven) der Auswertung die 94 Patienten berücksichtigt, für welche Informationen aus der Nachbefragung zur Verfügung standen. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 65,13 Jahre, mit einer Standardabweichung von 11,01, bei einer Altersspannweite von 50 Jahren (31 Jahre bis 81 Jahre). Es befanden sich 36 weibliche (38,3%) und 58 männliche (61,7%) Patienten unter den Probanden. Für die Gruppe der männlichen Patienten belief sich das durchschnittliche Alter auf 65,21 Jahre, mit einer Standardabweichung von 11,27. Bei den 36 weiblichen Operierten fand sich ein Durchschnittsalter von 65,00 Jahren, mit einer Standardabweichung von 10,74. In insgesamt 15 Fällen (15,96%) konnte der Tod durch das Nierenzellkarzinom festgestellt werden. 3.3. Klassifikation des Nierenzellkarzinoms 3.3.1 TNM-Klassifikation Der Beobachtungszeitraum belief sich über insgesamt 10 Jahre, von Januar 1997 bis Dezember 2006. Hinsichtlich der Tumorgröße ist zu berücksichtigen, dass es während der Datenerhebung eine Änderung in der TNM-Klassifikation gab. Bis 2002 hatte die 5. Auflage der TNM-Klassifikation von 1997 bestand (Guinan et al. 1997, Hermanek et al. 1997, Sobin und Wittekind 1997). Diese fasste unter T1 alle Tumoren mit einem maximalen Durchmesser von 7cm zusammen. 2002 erfolgte eine Modifikation (Wittekind et al. 2002). Hierbei erfolgte in der 6. Auflage die Trennung der T1Kategorie in T1a (bis 4cm Tumordurchmesser) und T1b (4 bis 7cm Tumordurchmesser). Für diese Arbeit wird die TNM-Klassifikation von 1997 verwendet bzw. die 24 Unterteilung in T1a und T1b unter T1 zusammengefasst. Nachfolgend sind die Änderungen im Vergleich beschrieben. TNM-Klassifikation nach der UICC und dem AJCC von 1997, 5. Auflage (Sobin und Wittekind 1997, Hermanek et al. 1997, Guinan et al. 1997) T-Primärtumor TX Primärtumor kann nicht beurteilt werden T1 Tumor 7 cm oder weniger im Durchmesser, auf die Niere begrenzt T2 Tumor mit einem maximalen Durchmesser von mehr als 7 cm, auf die Niere begrenzt T3 Tumor breitet sich in größeren Venen aus oder infiltriert Nebenniere oder perirenales T3a Gewebe, jedoch nicht jenseits der Gerota-Faszie Tumor infiltriert Nebenniere oder perirenales Gewebe, jedoch nicht jenseits der Gerota- T3b Faszie Tumor mit makroskopischer Ausbreitung in Nierenvene(n) oder Vena cava unterhalb des Zwerchfells T3c Tumor mit makroskopischer Ausbreitung in die Vena cava oberhalb des Zwerchfells T4 Tumor infiltriert jenseits der Gerota-Faszie N-Regionäre Lymphknoten NX reginäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden N0 keine regionären Lymphknotenmetastasen N1 Metastase in solitärem Lymphknoten N2 Metastasen in mehr als einem Lymphknoten M-Fernmetastasen MX Vorliegen von Fernmetastasen kann nicht beurteilt werden M0 Keine Fernmetastasen M1 Fernmetastasen 25 TNM-Klassifikation nach der UICC von 2002, 6. Auflage (Wittekind et al. 2002) T-Primärtumor TX Primärtumor kann nicht beurteilt werden T0 Kein Anhalt für einen Primärtumor T1a Tumor bis 4 cm im größten Durchmesser, auf die Niere begrenzt T1b Tumor mit einem Durchmesser zwischen 4 und 7 cm, auf die Niere begrenzt T2 Tumor mit einem maximalen Durchmesser von mehr als 7 cm, auf die Niere begrenzt T3 Tumor breitet sich in größeren Venen aus oder infiltriert Nebenniere oder perirenales T3a Gewebe, jedoch nicht jenseits der Gerota-Faszie Tumor infiltriert Nebenniere oder perirenales Gewebe, jedoch nicht jenseits der Gerota- T3b Faszie Tumor mit makroskopischer Ausbreitung in Nierenvene(n) oder Vena cava unterhalb des Zwerchfells T3c Tumor mit makroskopischer Ausbreitung in die Vena cava oberhalb des Zwerchfells T4 Tumor infiltriert jenseits der Gerota-Faszie N-Regionäre Lymphknoten NX reginäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden N0 keine regionären Lymphknotenmetastasen N1 Metastase in solitärem Lymphknoten N2 Metastasen in mehr als einem Lymphknoten M-Fernmetastasen MX Vorliegen von Fernmetastasen kann nicht beurteilt werden M0 Keine Fernmetastasen M1 Fernmetastasen Es wurde also die T1-Kategorie in eine T1a- und eine T1b-Kategorie unterteilt. 26 3.3.2 Histopathologische Klassifikation nach Thoenes Die Zuordnung von histologischem Phänotyp und Ursprungsort von Nierenzellkarzinomen aufgrund zytogenetischer und immunhistologischer Daten erfolgt seit 1986 nach Thoenes, ergänzt von Störkel 1989 und 1993. (Thoenes et al. 1986, Störkel 1989, 1993) Tabelle 5: Zelltypen des NZKs Zytologischer Phänotyp Ursprungsort Rel. Häufigkeit (%) Klarzelliger Typ Proximales Tubulusepithel 79 Chromophiler Typ mit Proximales Tubulusepithel eosinophiler und basophiler Variante 10 Chromophober Typ Distales Tubulusepithel 5 Onkozytom Sammelrohrsystem 5 Bellini-Gang-Typ Sammelrohrsystem 1 Störkel modifizierte 1993 die histopathologische Klassifikation, indem das Onkozytom als primär benigner Tumor herausgenommen wurde und gleichzeitig als neuer Subtyp das Spindelzelltyp-Karzinom ergänzt wurde (Störkel 1993). 3.3.3 Malignitätsgrad des Nierenzellkarzinoms 1986 wurde durch Thoenes eine Einteilung des Malignitätsgrades beim Nierenzellkarzinom vorgeschlagen. Dieses bildet die Basis der heute international verwendeten Einteilung der WHO (Thoenes et al. 1986, Schmitz-Dräger und Ebert 2002, Störkel 1993). GX Präparat nicht beurteilbar 27 G0 keine zelluläre Anaplasie, keine Kernveränderungen G1 gut differenziert geringe zelluläre Anaplasie; Zellkerne regelmäßig, runde und in der Größe normale Tubuluszellen; praktisch kein Nachweis von Mitosen; feine Verteilung des Chromatins mit gelegentlicher Kondensation bis zur Pyknose; Nukleolen wie bei normalen Tubuluszellen. G2 mäßig differenziert mäßige zelluläre Anaplasie; Kerne im Vergleich zu normalen Zellkernen vergrößert mit mäßigen Unterschieden in Größe und Form; gelegentlicher Nachweis von Mitosen; Verklumpung des Chromatins, Auftreten von ein oder zwei vergrößerten Nukleolen G3 schlecht differenziert starke zelluläre Anaplasie; beträchtlich vergrößerte Kerne mit ausgeprägter Polymorphie und Hyperchromasie; Nachweis zahlreicher und teilweise auch atypischer Mitosen; grobscholliges Chromatin, häufiger Nachweis von vergrößerten, meist mehreren und irregulär verteilten Nukleolen im Kern, meist randständig. 3.4. Auswertungsplanung Die originalen Datensätze wurden im Mircsosoft-Programm Excel gespeichert. Um die Daten der beschriebenen Patienten mit dem Statistikprogramm SPSS quantitativ auswerten zu können, wurden die Formulierungen der Variablenausprägungen des Originaldatensatzes angepasst und die Stichprobe anonymisiert. Anschließend wurden die aufbereiteten vollständigen Datensätze der Probanden in SPSS Version 16.0 importiert. Im ersten Schritt der Datenanalyse wird die Stichprobe hinsichtlich medizinisch relevanter (BMI, Noxen) und krankheitsbedingter (TNM-Stadien, Laborparameter) Merkmale näher beschrieben. In einem weiteren Analyseschritt wird die Überlebensrate der Stichprobe ermittelt. Da es sich um zensierte Daten handelt, wird eine Überlebensanalyse in SPSS unter Verwendung der Kaplan-Meier Methode erstellt. Es 28 wird die kumulierte Gesamtüberlebensrate der Stichprobe und ergänzend das Überleben der Stichprobe unter Berücksichtigung klinischer Einflussfaktoren berechnet und auf Signifikanz (Log-Rank) geprüft. Im letzten Schritt der Auswertung der vorliegenden Daten werden Risikofaktoren identifiziert und für eine Prognose der Überlebenswahrscheinlichkeit berücksichtigt. Da mehrere Faktoren berücksichtigt werden sollen und viele klinischen Werte als metrische Variable vorliegen, werden die Korrelationen nach Pearson bestimmt und auf Signifikanz geprüft. 29 4. Ergebnisse 4.1. Klinische Untersuchungsergebnisse zwischen Januar 1997 und Dezember 2006 Ausgewertet wurden die Daten von 244 Patienten, die zwischen Januar 1997 und Dezember 2006 in der Urologischen Klinik des Klinikums Coburg an einem Nierenzellkarzinom operiert wurden. 4.1.1 Geschlechterverteilung Unter den evaluierten Patienten fanden sich 151 Männer (61,9%) und 93 Frauen (38,1%). 38% Männer Frauen 62% Abbildung 6: Geschlechterverteilung 4.1.2 Alter bei Diagnosestellung Das Durchschnittsalter bei Diagnosestellung betrug 65,24 Jahre mit einer Standardabweichung von 11,079 und einer Altersspannweite von 55 Jahren (31 Jahre bis 86 Jahre). Für die Gruppe der männlichen Patienten belief sich das durchschnittliche Alter auf 65,31 Jahre mit einer Standardabweichung von 11,27. Bei den weiblichen Operierten fand sich ein Durchschnittsalter von 65,00 Jahren mit einer Standardabweichung von 10,74. 4.1.3 Body Mass Index Das Gewicht konnte von 235 Probanden ermittelt werden, Durchschnittswert hierbei 30 war 81,99 kg mit einer Standardabweichung von 14,73 bei einer Spannweite von 85 kg (50,0 kg bis 135,0 kg). Die Größe lag bei 231 Patienten vor, wobei der Mittelwert hier bei 170,50 cm lag mit einem Minimum von 148,0 cm und einem Maximum von 194,0 cm und somit einer Spannweite von 46 cm bei einer Standardabweichung von 9,09. Der daraus ermittelbare Body Mass Index (BMI= Gewicht kg Größe m² ) konnte von 231 Probanden belegt werden. Der Durchschnittswert lag dabei bei 28,24 (Standardabweichung 4,97) bei minimal 19 und maximal 52 (Spannweite 33). Unterteilt man nun in die gängigen BMI-Kategorien, so erhält man folgendes Diagramm. Abbildung 7: BMI der Probanden Tabelle 6: BMI der Probanden Kategorie Untergewicht BMI (kg/m²) Probanden <19 0 Normalgewicht 19-25 32 Praeadipositas 25-30 68 Adipositas Grad I 30-35 108 Adiposiats Grad II 35-40 20 Adipositas Grad III >40 3 31 4.1.4 Symptomatik Die Patienten stellten sich aus verschiedensten Ursachen beim Arzt vor. Die unten angeführte Tabelle zeigt die Gründe auf. Auffallend war, dass kein einziger Proband sich wegen der klassischen Trias Flankenschmerzen, Makrohämaturie und tastbarem Tumor vorstellte. Tabelle 7: Symptomatik der Patienten Häufigkeit Prozent Abklärung Obstipation 1 0,4 akute Flankenschmerzen 4 1,6 Anämie 1 0,4 CT 13 5,3 D in Klinikum Plauen, Ursache unbekannt 1 0,4 Gewichtsverlust 2 8,0 Harnverhalt 1 0,4 Leistungsknick 1 0,4 Mikrohämaturie 31 12,6 Mass. Gynäkol. Blutungen 1 0,4 Metastasen bei unklarem Primarius 3 1,2 Makrohämaturie 1 0,4 MRT 2 0,8 Nachsorge bei Endometrium-CA 1 0,4 Nykturie, Polliakisurie 2 0,8 Oberbauchbeschwerden 2 0,8 obstruktive Miktionsbeschwerden 1 0,4 pos. Hämoccult 2 0,8 Schmerzen 17 6,9 Sonografie 150 61,9 Übelkeit 1 0,4 unklare Gewichtsabnahme 5 2 Z.n. Transplantation 1 0,4 244 100,0 Gesamt 32 4.1.4.1 Sonografie Bei den dabei erhobenen Werten fällt neben den CT-Untersuchungen aus verschiedenen Gründen, den (chronischen) Schmerzen im Nierenlogenbereich und der Mikrohämaturie vor allem die Sonografie des Abdomens auf. Wertet man nun die Gründe dieser Untersuchung (siehe Diagramm unten) aus, so ist die Sonografie als Routineuntersuchung besonders hervorzuheben. Abbildung 8: Ursache der sonografischen Untersuchung Von den 150 durchgeführten sonografischen Untersuchungen wurden 108 beim Hausarzt und 42 bei stationären Aufenthalten aus verschiedenen Gründen durchgeführt. Von den 108 Hausarztuntersuchungen wurde bei 89 eine Routineuntersuchung, z.B. im Rahmen einer Vorsorge als Grund angegeben. Lediglich bei 19 Patienten waren spezifische Beschwerden (Nierenlogenschmerzen, Hämaturie o.ä.) Beweggrund der Untersuchung. Die 42 stationären Sonografien gliedern sich in 32 aus Routine und nur 10 wegen entsprechender Symptomatik. 4.1.4.2 Mikrohämaturie Die zweithäufigste geschilderte Symptomatik war die Mikrohämaturie. Diese führte bei 12,6% (31 Patienten) zur Diagnosefindung bzw. zur genaueren Diagnostik. Insgesamt konnte nach Diagnosestellung bei 59 Probanden (24,2%) eine Mikrohämaturie 33 nachgewiesen werden, bei 182 (75,5%) war dies nicht der Fall, 3 waren nicht zu eruieren. Abbildung 9: Mikrohämaturie vor und nach Diagnosestellung 4.1.5 Noxen Ermittelt werden konnten das Rauch- und Trinkverhalten von 237 Probanden (97,1%) somit war bei 7 Patienten (2,8%) keine Evaluierung möglich. 31 Rauchern (13,1%) standen 206 Nichtraucher (86,9%) gegenüber. Raucher definieren sich hier über regelmäßigen Zigarettenkonsum (o.ä.) mindestens einmal täglich unabhängig welcher Menge, da retrospektiv keine genaueren Daten zu eruieren waren. 34 Abbildung 10: Rauchverhalten der Probanden Beim Trinkverhalten konnten ebenfalls bei 237 Patienten Daten erhoben werden. Es ist definiert als regelmäßiger Alkoholkonsum, mindestens einmal täglich unabhängig welcher Menge. Auch hier handelt es sich um eine eigene Definition, da retrospektiv keine genaueren Daten zu ermitteln waren. Von 237 Probanden tranken 41 (17,4%) regelmäßig Alkohol, während dies bei 169 (82,6%) nicht nachzuweisen ist. Abbildung 11: Trinkverhalten der Probanden Die Kombination aus Rauchen und Alkoholkonsum konnte bei 12 Patienten (5,0%) nachvollzogen werden. Bei Vielen war nur jeweils eine Noxe nachweisbar, bei 31 (13,1%) nur Nikotin-, bei 41 (17,4%) nur Alkoholkonsum. Insgesamt 196 Probanden entsagten beidem völlig. 35 Abbildung 12: Kombination aus Rauch- und Trinkverhalten bei den Patienten 4.1.6 Blutdruckwerte Von 244 ermittelten Blutdruckwerten bei Klinikaufnahme bewegten sich 54,5% (133 Patienten) im normotensiven Bereich, wobei dieser definiert ist als kleiner 140mmHg systolisch. Dementsprechend zeigten 45,5% (111 Probanden) hypertensive Werte. Davon konnten 79 Patienten (32,4%) dem Bereich zwischen 140 mmHg systolisch und kleiner 170mmHg systolisch zugeordnet werden. 27 Teilnehmer (9,1%) waren zwischen 170 mmHg systolisch und kleiner 200mmHg systolisch zu finden, immerhin 5 Patienten (1,2%) zeigten Werte größer als 200 mmHg, systolisch. Abbildung 13: Blutdruckwerte bei Klinikaufnahme 36 4.1.7 Transfusion Bei insgesamt 74 Erkrankten (30,3%) war im Verlauf eine Transfusion notwendig. Bei 68,0% der Teilnehmer (166 Probanden) war dies nicht der Fall, bei 4 Patienten konnten keine Daten erhoben werden (1,6%). Von den 94 nachverfolgbaren Patienten erhielten 18 eine Transfusion, bei 2 Probanden trat ein Rezidiv auf, wovon ein Patient im Verlauf der Nachbeobachtung verstorben ist. Es konnte somit kein Einfluss der Transfusion auf das Überleben oder die Rezidivwahrscheinlichkeit festgestellt werden (p>0,05). Abbildung 14: Transfusionen der Patienten 4.1.8 Wohnorte der Patienten Von den 244 Patienten konnte der Wohnort zum Zeitpunkt der Diagnosestellung ermittelt werden. Davon können 161 (66,7%) dem Landkreis Coburg zugeordnet werden, 54 (21,7%) dem Landkreis Lichtenfels, 1 (0,4%) dem Landkreis Bamberg und 28 (11,2%) Patienten aus Thüringen, davon 15 (6,0%) dem Landkreis Sonneberg und 13 (5,2%) dem Landkreis Hildburghausen. 37 Abbildung 15: Wohnorte der Patienten zum Diagnosezeitpunkt Die Coburger Probanden lassen sich wie folgt untergliedern. Von 161 aus dem Landkreis ermittelten Personen können 65 (40,9%) Coburg Stadt direkt zugeordnet werden, 96 (59,1%) wohnen im Bereich Coburg Land. Abbildung 16: Wohnorte der Coburger Bevölkerung unterteilt in Stadt- und Landgebiet Das ungefähre Einzugsgebiet des Klinikums Coburg/ Urologie ist der folgenden Karte zu entnehmen. 38 Abbildung 17: Einzugsgebiet Urologie Coburg mit Fallzahlen 2010 (zur Verfügung gestellt von Ralf Gottschild, MEDINOS Kliniken (regioMed) Sonneberg GmbH) 39 4.1.9 Geburtsorte der Probanden Der Geburtsort konnte von 243 (99,6%) Patienten ermittelt werden. Insgesamt 122 (49,6%) können Stadt- und Landkreis Coburg zugeordnet werden, 15 (6,5%) dem Landkreis Lichtenfels, 9 (4,0%) Thüringen, davon 5 (2,3%) dem Landkreis Hildburghausen und 4 (1,7%) dem Landkreis Sonneberg. 54 (22,6%) Operierte hatten ihren Geburtsort im Freistaat Bayern außerhalb der Landkreise Coburg und Lichtenfels, 41 (16,5%) innerhalb Deutschlands, jedoch außerhalb des Freistaates Bayern und der angrenzenden thüringischen Landkreise. 2 (0,8%) wurden außerhalb Deutschlands, jedoch innerhalb der EU geboren (Italien). Abbildung 18: Geburtsorte der Probanden 4.1.10 Staging 4.1.10.1 Tumorgröße Die Tumorgröße konnte von 244 Probanden ermittelt werden. Davon lassen sich 155 (63,5%) dem Stadium T1 zuordnen, 28 (11,5%) T2, 30 (12,3%) Patienten T3a, 25 (10,2%) T3b, 1 (0,4%) T3c und 2 (0,8%) T4. 40 Abbildung 19: Tumorgröße der NZKs der Probanden 4.1.10.2 Lymphknotenstatus Von 244 Patienten waren 219 (89,8%) ohne Lymphknotenmetastasen, 21 (8,6%) konnten dem Stadium N1 zugeordnet werden, 4 (1,6%)N2. Abbildung 20: Lymphknotenstatus der Patienten 4.1.10.3 Fernmetastasen Fernmetastasen konnten bei 226 Patienten (92,6%) nicht nachgewiesen werden. Auf M1 entfielen 18 (7,4%) Patienten. 41 Abbildung 21: Fernmetastasenstadium der Probanden Bezüglich der Lokalisation der Fernmetastasen ergab sich bei 4 Patienten eine pulmonale Filialisierung (23,5%), 2 Probanden (11,8%) wiesen cerebrale Meastasen auf, 2 ossäre (11,8%). Insgesamt fand sich bei 6 Patienten eine multiple Metastasierung (29,9%), während in 12 Fällen (70,1%) in nur einer Lokalisation eine Filiasierung auftrat. Die genauen Lokalisationen sind der Tabelle unten zu entnehmen. Es handelt sich hierbei ausschließlich um synchrone Metastasierung, die also zum Diagnosezeitpunkt bereits bestanden hat. Tabelle 8: Lokalisationen der Fernmetastasen Lokalisation Patientenanzahl Prozente (%) pulmonal 4 23,50% cerebral 2 11,80% ossär 2 11,80% Pulmonal,cerebral, abdominal, 1 5,90% Tracheal,ossär, kontralateral 1 5,90% Peritoneal, pleural 2 11,80% Thyreoidal,tracheal, pulmonal 1 5,90% Hepatisch 1 5,90% Lokalrezidiv 1 5,90% Kontralaterale Niere 1 5,90% Abdomial/ peritoneal 1 5,90% 42 4.1.11 Grading Bei Auswertung der Daten hinsichtlich des Gradings konnten die Angaben von 240 Patienten ausgewertet werden. Insgesamt 88,8% (213 Patienten) lassen sich den ersten beiden Kategorien zuordnen, davon 32,4% (79 Patienten) zu G1 und 54,9% (134 Patienten) zu G2. 9,8% (24 Patienten) finden sich in der G3-Klassifizierung, 3 Patienten (1,2%) konnten G4 zugeordnet werden. Abbildung 22: Grading 4.1.12 Histologische Zuordnung Hinsichtlich der Histologie konnten bei 244 Probanden Daten ermittelt werden. 201 Patienten (82,4%) konnten dem klarzelligen Typ zugeordnet werden, 29 (11,9%) fielen dem chromophilen Typ zu, 2 (0,8%) entfielen auf den chromophoben Typ. Immerhin 1 Patient zeigte einen Ductus-Bellini-Gang-Typ (0,4%) und drei Patienten (1,2%) waren vom Spindelzelltyp befallen. 43 Abbildung 23: Histologische Zuordnung 4.1.13 Wachstumsmuster Bezüglich des Wachstumsmuster konnten nur von 26 Patienten genaue Daten erhoben werden. Alle konnten einem tubulopapillären Wachstumsmuster zugeordnet werden. 4.1.14 Therapieansätze Goldstandard bei Nierenzellkarzinom ist ein operativer Therapieansatz. Dieser wurde bei 198 Probanden (81,1%) in Form einer Tumornephrektomie durchgeführt. Bei 44 Patienten (18,0%) war die Indikation zur Nierenteilresektion gegeben. Bei zwei Patienten wurde der Tumor als inoperabel belassen (0,8%). Abbildung 24: Therapieansätze 44 4.2. Nachbeobachtung In der Nachbeobachtungsphase konnten Daten von 94 Patienten erhoben werden (37,75%). 4.2.1 Überleben Von den insgesamt 94 Patienten waren zum Zeitpunkt der Nachbeobachtung 18 verstorben (18,9%). 76 Probanden (81,1%) lebten zum Erhebungszeitpunkt demnach. Abbildung 25: Überleben der Patienten Das Sterbejahr konnte von allen 18 Verstorbenen ermittelt werden. Der erste Todesfall wurde im Jahr 1999 beschrieben (5,55%), es folgten zwei im Jahr 2000 (11,1%), drei 2002 (16,6%), drei 2003 (16,6%), zwei 2004 (11,1%), vier 2005 (22,1%), einer 2006 (5,55%) und zwei 2007 (11,1%). 4,5 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 1999 2000 2001 2002 2003 Abbildung 26: Anzahl der Todesfälle pro Jahr 2004 2005 2006 2007 45 4.2.2 Todesursache Von den 18 verstorbenen Patienten konnte bei 15 Probanden (83,3%) das Nierenzellkarzinom als Todesursache festgestellt werden. Bei 3 Verstorbenen (16,7%) war dies nicht der Fall. Tabelle 9: Todesursache der Verstorbenen Todesursache Anzahl Prozente Apoplex 1 5,55% Akutes Herzversagen 2 11,10% NZK 15 83,30% 4.2.3 Rezidive Rezidive im Beobachtungszeitraum traten ausgehend von den 94 nachverfolgbaren Patienten bei 18 Probanden auf (19,14%). 76 Personen blieben demnach verschont (80,86%). Abbildung 27: Rezidiv während der Nachbeobachtungsphase Das Jahr des Rezidivs konnte von 18 Personen festgestellt werden. Ausgehend von der Erstdiagnose des Nierenzellkarzinoms, wurden folgende rezidivfreien Zeiträume ermittelt. Von den 18 Patienten erlitt einer ein Rezidiv drei Monate post OP (5,55%), 4 (22,22%) zwischen dem ersten und zweiten Jahr post OP und 5 (27,7%) im vierten 46 postoperativen Jahr. Bei 8 (44,4%) Probanden lag das Rezidiv 5 Jahre oder länger zurück, wobei bei 6 (33,3%) Personen das Wiederauftreten im 6. Jahr nach OP beobachtet wurde und bei 2 (11,1%) Probanden im siebten Jahr. 7 6 5 4 3 2 1 0 im zw eiten im ersten Jahr post OP im vierten im dritten im sechsten im fünf ten im siebten Abbildung 28: Rezidivzeitraum post OP Die Lokalisationen der Rezidive waren ebenfalls bei allen 18 Patienten zu ermitteln. Sie sind der folgenden Tabelle zu entnehmen. Tabelle 10: Rezidivlokalisationen Lokalisation Anzahl Prozente Lymphknoten 6 33,30% Pulmonal 2 11,10% tracheal 1 5,55% Lks, pulmonal, cerebral, ossär 1 5,55% Ossär 3 16,60% Cerebral 2 11,10% Cerebral, pulmonal 1 5,55% Tracheal, cerebral 1 5,55% Ossär, pulmonal 1 5,55% Daraus ergibt sich, dass bei 4 (22,2%) Patienten eine multiple Filialisierung auftrat, bei 14 (77,77%) kam es zu nur einem solitären Wiederauftreten der Erkrankung. Führend waren dabei die lokal befallenen Lymphknoten mit 33,3%. Es folgen die ossären Metastasen mit 16,6%, gefolgt von den pulmonalen und cerebralen Foci mit jeweils 47 11,1%. Bei diesen metachronen Metastasen fiel besonders auf, dass kein Lokalrezidiv aufgetreten ist. Die Rezidive wurden nicht nur im Rahmen der Nachsorgen entdeckt, sondern auch spezifische Beschwerden führten die Patienten zum Arzt. Die nachfolgende Tabelle zeigt die häufigsten gefundenen Beschwerden auf. Tabelle 11: Beschwerdesymptomatik bei Auftreten des Rezidivs Beschwerden Anzahl Prozente (%) Dyspnoe 5 27,77 Schmerzen 1 5,55 Unspezifische Symptome 1 5,55 Müdigkeit/Abgeschlagenheit 2 11,1 Aszites 3 16,6 Keine Beschwerden 6 33,33 4.2.4 Therapieansätze Die Therapie, die den erneut befallenen Patienten zugeführt wurde, ist der folgenen Tabelle zu entnehmen. Tabelle 12: Therapie nach Auftreten des Rezidivs Therapie Anzahl Prozente (%) Immunchemo/targeted therapy 8 44,44 Radiatio/ Chemo 3 16,6 Palliativ/symptomatisch 5 27,77 Ablehnung 2 11,1 Es fällt auf, dass die Immunchemotherapie als first-line-Therapie führend bei der Behandlung der Rezidive sind (44,44%), bei den späteren Fällen war auch die targeted therapy bei zwei Fällen ersichtlich. Die rein palliative Therapie ist leider mit 27, 77% ebenfalls relativ weit vorne platziert. Die Kombination aus Chemo- und Radiotherapie ist meist bei ausgeprägtem Knochenbefall sinnvoll, hat aber ebenfalls eher palliativen Charakter. 2 (11,1%) Probanden lehnten eine weitere Behandlung ab und fallen somit auch in den palliativen Zweig. 48 4.2.5 Nachsorgeuntersuchung Die Nachsorgeuntersuchungen als solche wurden von 86 Probanden (91,5%) wahrgenommen, 6 Teilnehmer (6,4%) zeigten keinerlei Interesse daran. Bei 2 Patienten (2,12%) waren dazu keine Daten zu erheben. Abbildung 29: Teilnahme an den Nachsorgeuntersuchungen 49 4.3. Überlebensfunktionen 4.3.1 Gesamtüberlebensfunktion Insgesamt überlebten 19,2% der nachverfolgbaren Patienten nicht, wovon 15,9% am Nierenzellkarzinom verstarben. Der erste Todesfall Diagnosestellung zu ermitteln, der letzte nach 82 Monaten. Abbildung 30: Gesamtüberlebensfunktion war 18 Monate nach 50 4.3.2 Geschlecht Von den 15 Personen, die am NZK nachverfolgbar starben, waren 10 männlichen Geschlechts und 5 weiblichen. Der Tod trat bei Männern nach durchschnittlich 56,4 Monaten (95%-KI: 44,6-68,1) ein, Frauen überlebten durchschnittlich 47,6 Monate (95%-KI: 26,9-68,3). Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied (p>0,05). Der Median der Überlebenszeit lag bei Männern bei 57 Monaten, bei Frauen bei 54. Abbildung 31: Kaplan-Meier-Kurve: Geschlecht 51 4.3.3 Alter Die Patienten wurden in zwei Gruppen unterteilt. Zum Einen diejenigen, die bei Diagnose älter als 60 Jahre alt waren (11 Probanden) und diejenigen, die jünger als 60 Jahre alt waren (4 Teilnehmer). Bei der ersten Gruppe lag das durchschnittliche Überleben bei 59,5 Monaten (95%-KI: 52,3-66,7), bei der zweiten bei 36,9 Monaten (95%-KI: 7,4-66,2). Auch hierbei war keine Signifikanz ersichtlich (p>0,05). Der Median der Überlebenszeit lag bei Personen bis 60 Jahren bei 48 Monaten, bei über 60Jährigen bei 58,5. Abbildung 32: Kaplan-Meier-Kurve: Alter gruppiert 52 4.3.4 BMI Von den 15 Personen entfielen 4 auf die BMI-Gruppe 1 (BMI 19-24), 3 auf die BMIGruppe 2 (25-39), 5 auf die Gruppe 3 (30-34) und 2 auf die Gruppe 4 (35-39). In Gruppe 1 überlebten die Patienten durchschnittlich 49,9 Monate (95%-KI: 23,6-76,2), in Gruppe 2 54,6 Monate (95%-KI: 41,7-67,5), in Gruppe 3 57,1 Monate (95%-KI: 48,2-66,0) und in Gruppe 4 35,7 Monate (95%-KI: 0,0-86,1). Auch hier verlief der Test auf die Gleichheit der Überlebensverteilungen nicht signifikant (p>0,05). Der Median der Überlebenszeit lag bei Personen mit einem BMI zwischen 19 und 24 bei 60 Monaten, zwischen 25 und 29 bei 54 Monaten und bei >30 ebenfalls bei 54 Monaten. Aus Darstellungsgründen wurden die Gruppen 3 und 4 in der Kaplan-Meier-Kurve zusammengefasst. Abbildung 33: Kaplan-Meier-Kurve: BMI gruppiert 53 4.3.5 Hb-Wert Von den 15 verstorbenen Personen wiesen 7 keine Anämie zum Diagnosezeitpunkt auf. Bei 8 Probanden konnte eine Anämie nachgewiesen werden. Durchschnittlich überlebten anämische Personen 48,9 Monate (95%-KI: 30,6-67,2), nicht anämische Teilnehmer starben nach durchschnittlich 58,6 Monaten (95%-KI: 52,8-65,0). Es konnte keine Signifikanz festgestellt werden (p>0,05). Der Median der Überlebenszeit lag bei Personen mit einer Anämie bei 54 Monaten, Patienten ohne Anämie überlebten 58 Monate. Abbildung 34: Kaplan-Meier-Kurve: Anämie 54 4.3.6 Blutdruckwerte Bei 11 Personen war der Blutdruckwert bei Diagnosestellung als normotensiv einzustufen, bei 4 Patienten lagen hypertensive Werte vor. Die Probanden der normotensive Gruppe verstarben durchschnittlich nach 53,47 Monaten (95%-KI: 43,863,1), die der hypertensiven Gruppe nach durchschnittlich 53,38 Monaten (95%-KI: 22,2-84,6). Es war keine Signifikanz nachweisbar (p>0,05). Der Median der Überlebenszeit lag bei normotensiven Personen bei 55,5 Monaten, bei hypertensive Patienten lag der Wert bei 72,0 Monaten. Abbildung 35: Kaplan-Meier-Kurve: systol. Blutdruckwert 55 4.3.7 Thrombozyten/µl Hier konnten zwei Gruppen unterschieden werden. In Gruppe 1 (bis 150.000) fanden sich 2 Probanden. In Gruppe 2 (>150.000) fanden sich 13 Teilnehmer. Durchschnittlich überlebten Patienten der Gruppe 2 52,1 Monate (95%-KI: 40,5-63,6). p=0,87 und somit nicht signifikant. Der Median der Überlebenszeit lag bei Personen mit einer Thrombozytenzahl bis 150.000/µl bei 60,0 Monaten, bei Werten >150.000/µl bei 55,50. Abbildung 36: Kaplan-Meier-Kurve: Thrombozytenzahl/µl gruppiert 56 4.3.8 Lymphknotenstatus 11 Personen konnten NO zugeordnet werden, 4 Personen N1. Die NO-Gruppe starb nach durchschnittlich 55,7 Monaten (95%-KI: 45,3-66,2), die N1-Gruppe nach 47,1 Monaten (95%-KI: 19,6-74,6). Auch dieses Ergebnis war nicht signifikant. Der Median der Überlebenszeit lag bei Personen ohne Lymphknotenbefall bei 58,5 Monaten, bei Probanden mit lymphknotenpositivem Befund lag der Wert bei 48,0 Monaten. Abbildung 37: Kaplan-Meier-Kurve: Lymphknotenbefall 57 4.3.9 Fernmetastasen Auch hier wiesen 11 Personen keine Metastasen zum Diagnosezeitpunkt auf (MO), bei 4 Personen konnte eine Filialisierung nachgewiesen werden (M1). Das durchschnittliche Überleben in der MO-Gruppe betrug 54,1 Monate (95%-KI: 43,9-64,3), das der M1Gruppe lag bei 51,5 Monaten (95%-KI: 22,1-80,9). Auch hier ist keine Signifikanz nachzuweisen (p>0,05). Der Median der Überlebenszeit lag bei Personen ohne Fernmetastasen bei 56,4 Monaten, bei Probanden mit Fernmetastasierung lag der Wert bei 24,6 Monaten. Abbildung 38: Kaplan-Meier-Kurve: Fernmetastasen 58 4.3.10 Grading Unter Verwendung der gängigen Grading-Einteilung konnten G1 2 Probanden zugeordnet werden, G2 10, G3 2 und G4 1. Der besseren Ansicht halber wurden in der Kaplan-Meier-Kurve G3 und G4 zusammengefasst. Durchschnittlich überlebte die G1Gruppe 60,7 Monate (95%-KI: 59,2-62,1), die G2-Gruppe 48,4 (95%-KI: 34,9-61,58), die G3-Gruppe 63,7 (95%-KI: 29,5-97,9) und die eine Person in G4 verstarb nach 69,3 Monaten. Auch hier war p>0,05 und somit nicht signifikant. Der Median der Überlebenszeit lag bei Personen mit G1 bei 59,90 Monaten, bei G2-Probanden bei 50,04 Monaten und bei G3-Probanden bei 69,34 Monaten. Abbildung 39: Kaplan-Meier-Kurve: Grading 59 4.4. Korrelationen nach Pearson Es wurden Korrelationen nach Pearson ermittelt und auf Signifikanz geprüft. Insgesamt wurden die Ergebnisse aller Probanden mit denen, die im Verlauf am NZK verstarben, verglichen. Die Korrelationen sind, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf einem Niveau von 0,01 (2-seitig) signifikant. So konnte bei allen Patienten eine negative Korrelation zwischen Alter bei Diagnose und diastolischem Blutdruck, GPT und GGT gefunden werden. Bei Probanden, die im Verlauf am NZK starben konnte der Zusammenhang von Alter bei Diagnose und GPT bestätigt werden, die anderen Werte wiesen keinen Zusammenhang auf. Zu ermitteln war auch eine negative Korrelation zwischen Gewicht und Alter, Leukozyten und Thrombozyten, allerdings signifikant erst auf einem Niveau von 0,05. Ein positiver Zusammenhang war zwischen Gewicht und Hb-Wert sowie systolischem Blutdruckwert zu erkennen. In der zweiten Gruppe konnte die negative Korrelation von Gewicht und Thrombozyten sowie die positive Korrelation von Gewicht und Hb-Wert bestätigen. Nennenswerte Abweichungen waren nicht zu verzeichnen. Die meisten Korrelationen konnten beim Hb-Wert ermittelt werden. Positiv in Gruppe 1 waren Gewicht, Größe, systolischer Blutdruckwert (Signifikanz 0,05) und diastolischer Blutdruckwert. Eine Thrombozytenzahl, negative Korrelation Leukozytenzahl, konnte Kreatininwert, zwischen LDH, Hb-Wert GGT und und Grading (Signifikanz 0,05) gefunden werden. In Gruppe 2 konnte lediglich der Zusammenhang von Hb-Wert und Gewicht sowie Größe bestätigt werden. Weitere ermittelte Korrelationen waren entweder nicht signifikant oder es konnte eine Scheinkorrelation festgestellt werden. Insgesamt konnte, abgesehen von den bereits bekannten, kein neuer Risikofaktor erkannt werden. 60 Tabelle 13:Korrelationen nach Pearson im Vergleich (Fett=Signifikant) Alle Patienten dias RR Alter GPT Nachverfolgbare Patienten GGT dias RR -0,244 -0,203 -0,145 -0,240 -0,659 -0,095 Alter Thromb Hb Leuko Gewicht -0,158 -0,189 -0,156 sys RR Hb GGT Leuko Thromb Hb 0,176 0,130 -0,060 -0,309 -0,656 Größe sys RR Thromb GGT dias RR Hb Alter GPT Größe sys RR sys RR 0,53 -0,050 Thromb GG dias T RR -0,20 0,180 0,638 -0,184 -0,441 0,23 0,109 0,228 0,146 -0,425 Leuko LDH Grading Kreatinin Leuko LDH Grading Kreatinin -0,35 -0,16 -0,18 -0,13 -0,31 -0,23 0,5 -0,29 61 5. Diskussion Ziel dieser Arbeit ist es, unter Berücksichtigung verschiedener Anhaltspunkte und vor allem auch der regionalen Faktoren, Erkenntnisse über allgemeine, prognostische Einflüsse im Überleben bei Patienten mit NZK zu gewinnen. Besonders hervorzuheben ist die Wichtigkeit der Sonografie bei Unterscheidungen im Überleben zwischen inzidentellen und symptomatischen Befunden. Auch die Fernmetastasierung als prognostischer Faktor ist bekannt und kann auch hier bestätigt werden. Zeitgleich mit einer anderen Veröffentlichung konnte festgestellt werden, dass sich durch die Zunahme der inzidentellen Befunde, welche einhergehen mit niedrigeren Tumorstadien, das Überleben verlängert hat. Ebenso interessant ist die Tatsache, dass nicht der BMI allein ausschlaggebend für die Prognose des NZKs ist, sondern die mit dem erhöhten BMI verbundenen Faktoren (Geschlecht, Alter, Ernährung und sportliche Aktivität). Gleiches gilt im Endeffekt für die Überlebenskurve nach Geschlecht. Man könnte einen prognostischen Einfluss des Geschlechtes herauslesen, wie in schon vielen Studien geschehen. Es ist aber zu berücksichtigen, dass nicht das männliche Geschlecht als solches, sondern die damit verbundenen Faktoren (BMI, Alter, Ernährung) zu einem Überlebensvorteil der Frauen führen. Auch beim Hämoglobinwert kann so diskutiert werden. Es gilt auch hier, dass in der Literatur unterschiedlich formuliert wird, bei genauerem Betrachten liegt jedoch der Verdacht nahe, dass nicht der Hb-Wert alleine, sondern die damit verbundenen Faktoren (v.a. fortgeschrittenes Tumorstadium) ausschlaggebend sind. Eine regionale Besonderheit ist, dass der in der Literatur häufig genannte Ausläufer des Bauches in Oberfranken nicht nachvollzogen werden kann, jedoch in bestimmten unterfränkischen Landkreisen zuzutreffen scheint. Geburtsort und Wohnort bei Diagnosestellung spielen dagegen keine Rolle. Geschlechterverteilung, Alter, Blutdruckwerte, Histologie und Staging zeigten keine von der Literatur abweichenden Ergebnisse. 5.1. Patientenkollektiv Im Zeitraum vom 01.01.1997 bis 31.12.2006 wurden 244 Patienten am Klinikum Coburg im Rahmen eines Nierenzellkarzinoms operiert und fanden somit Eingang in diese Arbeit. 62 5.1.1 Geschlechterverteilung Unter den evaluierten Patienten betrug die Anzahl der Männer 151 (61,9%) und der Anteil der Frauen lag bei 93 Personen (38,1%). Das daraus resultierende Geschlechterverhältnis beträgt 1:1,62 und es ergibt sich somit eine Bevorzugung des männlichen Geschlechts. Diese Angaben können durch diverse Literatur bestätigt werden. Nach Graff (1997) ist das männliche Geschlecht 2 bis 3,5 mal häufiger betroffen als das weibliche. Nach einer Studie von Gudbjartsson (2005) ergibt sich ein Verhältnis von 1:1,60. 5.1.2 Alter Das Durchschnittsalter bei Diagnosestellung betrug 65,24 Jahre mit einer Standardabweichung von 11,079 und einer Alterspannweite von 55 Jahren (31 Jahre bis 86 Jahre). Auch diese Ergebnisse werden durch die gängige Literatur bestätigt. Laut Patard (2002) liegt der Altershäufigkeitsgipfel des NZK im 6. Lebensjahrzehnt. Diese Angaben wurden von anderen Arbeitsgruppen ebenfalls ermittelt (Störkel 1999, Tsui 2000, Marshall et al 1997). 5.1.3 BMI Der Durchschnittswert des ermittelten BMI lag bei 28,24 (Standardabweichung 4,97) mit einem Minimum von 19 und einem Maximum von 52 (Spannweite 33). Nach WHO-Kriterien liegt demnach ein Praeadipositasstadium vor. Ein Zusammenhang von BMI und Nierenzellkarzinom ist anzunehmen. Dies kann ebenfalls durch diverse Literatur bestätigt werden. Mellemgard et al (1995) beschreiben ein bis zu vierfach erhöhtes Risiko bei übergewichtigen Frauen. Brookman-May et al (2011) bestätigen nicht nur den Zusammenhang von BMI und NZK, sondern beweisen in einer neuen Studie den prognostischen Einfluss von (unklarer) Gewichtsabnahme bei erhöhtem BMI, während bei Normgewichtigen keine Signifikanz nachgewiesen werden konnte. In der Bayrischen Verzehrstudie II (Himmerich, 2003) stellte sich eine hohe Prävalenz von Adipositas in der bayrischen Bevölkerung dar. Dabei war der Anteil der adipösen Befragten in der Altersgruppe der über 50-jährigen Männer am höchsten. Gleichzeitig konnte aufgezeigt werden, dass bei männlichen Probanden die Zufuhr von Energie und Nährstoffen (Fett o.ä.) sowie von bestimmten Lebensmittelgruppen (Fleisch- und Wurstwaren, alkoholische Getränke) deutlich höher ist als bei Frauen. Daraus ergibt sich der bekannte Zusammenhang von Geschlecht, Alter, Ernährung und sportlicher 63 Aktivität der Personen und BMI. Dabei zeigt sich demnach, dass nicht allein der BMI ausschlaggebend für die Prognose ist, denn es findet sich eine Kumulation der Risikofaktoren (siehe oben), so dass in dieser Arbeit nicht bestätigt werden kann, dass allein der BMI wegweisend ist, sondern auch die damit verbundenen Faktoren. 5.1.4 Noxen Yuan et al. (1998) postulierten ein um 35% erhöhtes Risiko für Raucher an einem NZK zu erkranken. In der vorliegenden Arbeit standen 31 Raucher (13,1%) 206 Nichtrauchern ( 86,9%) gegenüber. Es konnte somit kein Zusammenhang zwischen Nikotinkonsum und NZK dargelegt werden. Insgesamt ist bei dieser Erhebung von einer erhöhten Fehlerwahrscheinlichkeit auszugehen, da retrospektiv kein Rauchverhalten zu ermitteln war. Eingeschlossen waren sämtliche Raucher, wobei die allgemeine Frage nach regelmäßigem Nikotinkonsum mit einer subjektiven Auslegung des Beantworters einhergeht. Gleichzeitig war das genaue Rauchverhalten (packyears) nicht mehr zu ermitteln und auch eine Nachverfolgung war nicht möglich, da unter den nachverfolgbaren Teilnehmern kein Raucher war. Unter diesen Voraussetzungen ist eine zutreffende Aussage nicht möglich. Im gesamtdeutschen Vergleich finden sich laut Junge (1999) deutlich mehr Raucher als hier bei den erkrankten Personen ermittelt. 37% der Männer zwischen 18 und 79 Jahren sowie 28% der Frauen rauchen (Junge 1999). Somit kann unter den oben genannten Einschränkungen die Aussage des erhöhten Risikos nicht bestätigt werden. Gleiches gilt für den Alkoholkonsum. 5.1.5 Wohnorte bei Diagnosestellung Bei Diagnosestellung konnten 66,7% (166) der Probanden dem Stadt- und Landkreis Coburg zugeordnet werden, davon entfielen auf die kreisfreie Stadt Coburg 68 Personen (40,9%), auf den Landkreis Coburg 98 Teilnehmer (59,1%). Unter Berücksichtigung der Patientenanzahl von 68 in der Stadt Coburg als Neuerkrankungen in den Jahren 1997-2006 ergibt sich eine durchschnittliche jährliche Neuerkrankungsrate von 6,8 Personen. Die Einwohnerzahl der Stadt Coburg beträgt 41.214 (Stand: 30.06.2010). Daraus ergibt sich eine Neuerkrankung auf 6061 gesunde Personen. In Deutschland wurden 2007 14.520 Neuerkrankungen eines NZK gemeldet (Quelle: Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (GEKID)), woraus sich eine Neuerkrankung auf 5510 gesunde Personen ergibt. Für den Landkreis Coburg ergibt 64 sich eine Einwohnerzahl von 91.325 Personen zum 31.12.2005. Hieraus berechnet sich bei einer durchschnittlichen Neuerkrankungsrate von 9,8 Personen pro Jahr eine eine Neuerkrankung auf 9319 gesunde Personen. Gleichzeitig ist dem Jahresbericht des bevölkerungsbezogenen Krebsregisters 2006 (Sauer 2007) zu entnehmen, dass im Jahr 2004 in der Stadt Coburg eine Neuerkrankung gemeldet wurde, im Landkreis Coburg waren 8 Neuerkrankungen zu verzeichnen. Hierbei ist aber die Vollständigkeit anzuzweifeln. Grundsätzlich entspricht die ermittelte Neuerkrankungsrate den Ergebnissen des (oberfränkischen) Krebsregisters. Im Gesamtbundesdurchschnitt gehören Landkreis und Stadt Coburg in den mittleren bis hinteren Bereich, als Ausläufer des „Bauches“ mit seiner Häufigkeit in Mitteldeutschland ist es nicht zu bezeichnen, anders ist dies etwa in Unterfranken, wo eine deutliche Mehrung an NZKs zu finden ist (Sauer 2007). Interessant ist auch die Tatsache, dass auch die an Oberfranken grenzenden Landkreise Thüringens (V.a. Hildburghausen und Sonneberg) die Krankheitshäufung in Mitteldeutschland nicht bestätigen können, anders ist es auch hier bei den an Unterfranken grenzenden Landkreisen wie etwa der Wartburgkreis oder Schmalkalden-Meiningen (Stabenow 2007, Gemeinsames Krebsregister). Für diese Ergebnisse ist eine Ursache nur schwer zu eruieren, genauere Untersuchungen in dieser Richtung wären wünschenswert. Insgesamt überschreitet die regionale Inzidenz die deutsche nicht, so dass keine (negativen) Auffälligkeiten im Bezug auf die Erkrankungshäufigkeit zu erkennen sind. 5.2. Symptomatik Zahlreiche Symptome konnten als Grund des Arztbesuchs ermittelt werden. Auffallend war, dass kein Patient sich mit der klassischen Trias bestehend aus tastbarem Tumor, Flankenschmerz und Hämaturie bei Arzt vorstellte. Dies ist mit dem seit Jahren zu beobachtendem Trend zu erklären, dass NZKs aufgrund besserer diagnostischer Möglichkeiten (Sonografie, CT, MRT) zunehmend in früheren Stadien entdeckt und behandelt werden können. Bei Nachweis der klassischen Trias handelt es sich bekanntlich in der Regel um fortgeschrittene Befunde. Grundsätzlich muss zwischen inzidentellen Tumoren und symptomatischen Befunden unterschieden werden. Von 244 Patienten war bei 150 (61,9%) eine sonografische Untersuchung ausschlaggebend für weitere diagnostische Maßnahmen. Bei 121 Patienten (80,7%) wiederum wurde diese Untersuchung routinemäßig durchgeführt, lediglich bei 29 (19,3%) wegen richtungsweisender Beschwerden. Dies hebt die 65 Wichtigkeit der sonografischen Untersuchung hervor, was durch diverse Literatur bestätigt werden kann. So beschreibt etwa Konnak (1985) einen Vergleich der inzidentell gefundenen Tumoren vor und nach Einführung des Ultraschalls. Dabei konnten zwischen 1961 und 1973 13% der NZKs zufällig entdeckt werden, während noch in den Anfangszeiten der Sonografie zwischen 1980 und 1984 ein Anstieg auf 48% zu verzeichnen ist. Dies kann in weiteren Studien belegt und sogar ein steigender Trend beobachtet werden ( Jayson 1998, Patard et al 2002). Ein Vergleich von Studien aus Ländern, in welchen häufiger und seltener routinemäßig sonografiert wird, bestätigt ebenfalls das in dieser Arbeit ermittelte Ergebnis. So weisen japanische Studien Werte bis zu 70% an inzidentell entdeckten Tumoren auf (Homma 1995), während irische Studien einen hohen Prozentsatz an symptomatischen Befunden beschreiben (Sweeney et al 1996). 5.3. Blutdruckwerte 111 Probanden (45,5%) dieser Arbeit wiesen eine Hypertonie zum Aufnahmezeitpunkt auf. Die WHO-Definition der Hypertonie liegt bei Werten höher 140 mmHg systolisch. Ein Zusammenhang zwischen hypertensiven Werten und NZK wird durch einschlägige Literatur bestätigt. Eine aktuelle brasilianische Studie (Nardi 2010) beschreibt bei 46,1% der Patienten eine Hypertonie. Weikert et al (2008) bestätigen einen Zusammenhang zwischen Hypertension und NZK bei beiden Geschlechtern, während eine norwegische Studie keine Signifikanz beim männlichen, jedoch beim weiblichen Geschlecht nachweisen konnte (Vatten LJ 2007). Im Vergleich zum gesamtdeutschen Durchschnitt zeigen sich auch hier keine Auffälligkeiten. Laut Thamm (1999) leiden 42,1% der Frauen und 50,3% der Männer im Alter zwischen 18 und 79 Jahren an einer Hypertonie. Dies entspricht somit augenscheinlich den ermittelten Daten, es muss allerdings noch berücksichtigt werden, dass das NZK eine typische Erkrankung des höheren Alters ist und auch die Hypertonie ein typisches Phänomen des höheren Alters darstellt. Aus diesem Hypertonieerkrankten zu Grund wäre eigentlich erwarten, wenn die eine noch jüngeren höhere Zahl Teilnehmer in an der Blutdruckstudie unberücksichtigt blieben. 5.4. Staging 5.4.1 Tumorgröße Die Tumorgröße konnte bei allen Patienten ermittelt werden und gliedert sich wie folgt: 66 155 Personen (63,5%) konnten dem Stadium T1 zugeordnet werden, 28 (11,5%) T2, 30 (12,3%) T3a, 25 (10,2%) T3b, 1 (0,4%) T3c und 2 (0,8%) T4. Es zeigt sich somit eine signifikante Verteilung der Größe in Richtung kleine Tumoren. Dieser Befund korreliert im Endeffekt mit der Zunahme an inzidentellen Tumoren durch verbesserte diagnostische Möglichkeiten, da hier (siehe oben) die Tumoren im noch asymptomatischen Stadium entdeckt werden und damit häufig eine noch kleine Tumorgröße vorliegt. Auch dies kann durch diverse Literatur bestätigt werden. Gudbjartsson et al (2005) zeigten in einer langdauernden Studie von 1971-2000 eine signifikante Abnahme der durchschnittlichen Tumorgröße im Laufe der Jahre. Gleiches wird durch Patard et al (2002) bestätigt, in deren Studie die Tumorgröße von 9,28 cm im Jahr 1984 auf 7,31 cm 1999 fällt. Im beobachteten Zeitraum 1997-2006 konnten diese Ergebnisse nicht nachvollzogen werden, es zeigt sich keine signifikante Verschiebung innerhalb der zehn Jahre, nicht erwähnenswerte jährliche Schwankungen ausgenommen. Dies ist am ehesten damit zu erklären, dass seit 1997 schon Ultraschall und auch CT zur Verfügung standen, so dass eine drastische Änderung der diagnostischen Möglichkeiten, wie sie vor und nach Einführung der Sonografie zu bemerken war, nicht gegeben war. Insgesamt kann die These, dass NZKs in frühen Tumorstadien bzw. von kleiner Tumorgröße entdeckt werden, bestätigt werden. 5.4.2 Lymphknotenstatus 89,8% (219 Personen) waren in der vorliegenden Arbeit ohne regionäre Lymphknotenbeteiligung. Bei insgesamt 25 Teilnehmern lag ein Befall der Lymphknoten vor, wobei 21 Probanden (8,6%) dem Stadium N1 und 4 (1,6%) N2 zuzuordnen waren. Die Ergebnisse entsprechen denen der gängigen Literatur. Bretheau et al (1995) zeigten einen Anteil von 6,03% aus 232 Fällen an lymphknotenpostiven Befunden. Ficarra et al (2003) fanden bei 12,2% ihrer Probanden einen positiven Befund. Grundsätzlich ist zu bemerken, dass Lymphadenektomie es keine gibt einheitliche und somit Vorgehensweise der Erfolg in im Bezug gewisser auf Weise die auch operateurabhängig ist. Dementsprechend sind die ermittelten Daten nur bedingt vergleichbar. Das NZK ist als primär hämatogen metastasierendes Karzinom bekannt, so dass die ermittelten Zahlen in dieser Größenordnung angemessen erscheinen. 67 5.4.3 Synchrone Fernmetastasierung In dieser Arbeit zeigten 92,6% (226 Patienten) keine Fernmetastasen zum Diagnosezeitpunkt. 18 Personen (7,4%) wiesen Filiae auf. Auch dieses Ergebnis spiegelt weitestgehend die einschlägige Literatur wider. Hier ist wiederum die Unterscheidung in symptomatische und inzidentelle Tumoren wichtig. Dabei fällt auf, dass kein asymptomatischer Tumor zum Diagnosezeitpunkt eine synchrone Metastasierung zeigte. Alle 18 Personen wiesen symptomatische und somit in der Regel weiter fortgeschrittene Befunde auf. Katusin et al (2000) bestätigten dieses Ergebnis. Kein Patient mit inzidentellem Tumor zeigte eine Metastasierung, jedoch 22,5% der symptomatischen Patienten. Ebenfalls in der gängigen Literatur werden die Metastasenlokalisationen wie folgt beschrieben: Pulmo 50-60%, Hepar 30-40%, Knochen 30-40% und ZNS 5% (Schumacher 2000). Bestätigt werden konnte in dieser Arbeit die hohe Anzahl an pulmonalen Filiae, wenngleich der Prozentsatz mit 23,5% relativ gering ausfällt. An zweiter Stelle folgen die ossären und cerebralen Metastasen mit je 11,80%. Grund für diese Unterschiede sind sicherlich auch in der niedrigen Teilnehmeranzahl mit synchronen Metastasen zu sehen. 5.4.4 Metachrone Metastasierung Im Rahmen der Nachbeobachtung von 94 Fällen traten bei 18 Personen (19,14%) metachrone Metastasen auf. 76 Probanden (80,86%) waren somit nicht betroffen. Auch hier gilt, dass kein Patient, bei welchem der Tumor zufällig gefunden wurde, im Verlauf Metastasen aufwies. Alle 18 Personen mit metachronen Metastasen zeigten bereits zum Diagnosezeitpunkt typische Beschwerden. Bei Tsui et al (2000) entwickelten 8,1% der symptomatischen Patienten und 2,1% der asymptomatischen Metastasen im Verlauf. Grundsätzlich erscheint die Höhe von fast 20% hoch, Merseburger et al (2003) beschrieben etwa 12,35% an metachronen Metastasen während der Nachbeobachtung. Insgesamt ist noch einmal besonders zu betonen, dass Patienten mit inzidentellen Befunden keine Metastasen, weder syn- noch metachron, im Verlauf aufwiesen. Dies legt den Verdacht nahe, dass ein Zusammenhang von Beschwerden und Tumorstadium besteht und daraus resultierend auch eine Verbindung zwischen Beschwerden und Überleben der Probanden. Bei sämtlichen Probanden mit symptomatischen Beschwerden lag ausnahmslos ein hohes Tumorstadium vor, vor allem die 18 Personen, die eine synchrone Metastasierung (also M1) aufwiesen, eingeschlossen. Auch die 68 Tumorgröße zeigte eine Verschiebung in Richtung größerer Tumore, symptomatische Patienten ließen sich ausnahmslos der Gruppe T3/T4 zuordnen. Beim Lymphknotenstatus zeigte sich keine Auffälligkeit, das NZK als primär hämatogen metastasierender Tumor mag eine Erklärung dafür sein. So konnte zwar insgesamt keine Signifikanz belegt werden (p>0,05), jedoch ist ein eindeutiger Trend erkennbar, der auch in der Literatur kontovers diskutiert wurde. Eine neue Studie von Palsdottir (2012) zeigt einen signifikanten Unterschied im Überleben der symptomatischen vs. der inzidentellen Gruppe. Ursache dafür liegt in der früheren Entdeckung der Tumoren im noch inzidentellen Stadium, welches laut Palsdottir mit einem signifikant niedrigerem Tumorstadium einhergeht. Der in der vorliegenden Arbeit beschriebene Trend kann also durch diese aktuelle Studie bestätigt werden. 5.5. Grading 213 Personen (88,8%) lassen sich den ersten beiden Kategorien zuordnen, davon 79 Patienten (32,4%) zu G1, und 134 Probanden (54,9%) zu G2. 24 Patienten (9,8%) lassen sich zu G3 zuordnen, 3 Teilnehmer (1,2%) zu G4. Leibovich et al (2003) können die Häufigkeit von G2 gegenüber G1 bestätigen, während Bretheau et al (1995) eine relativ gleichbleibende Verteilung des Gradings postulierten. Grundsätzlich ist anzunehmen, dass eine Verschiebung in Richtung G1/G2 stattgefunden hat, da eine zunehmende Anzahl von Tumoren in noch asymptomatischen Stadien gefunden werden kann. Diese sind in der Regel weniger weit fortgeschritten und weisen ein dementsprechend niedriges Grading auf. Daraus erklärt sich unter Anderem wiederum die Verbesserung der Prognose insgesamt in den letzten Jahrzehnten, da nachweislich eine zunehmende Entdifferenzierung mit einer Prognoseverschlechterung einhergeht (Nativ et al 1996, Helpap 1992). Demzufolge stehen also die ermittelten Daten in keinem Widerspruch zu den allgemein gültigen Studien. 5.6. Histologie 201 Patienten (82,4%) konnten dem klarzelligen Typ zugeordnet werden, 29 (11,9%) fielen dem chromophilen Typ zu, 2 (0,8%) entfielen auf den chromophoben Typ. Immerhin 1 Patient zeigte einen Ductus-Bellini-Gang-Typ (0,4%) und drei Patienten (1,2%) waren vom Spindelzelltyp befallen. Die Aufteilung entspricht diverser Literatur. Die herausragende Stellung des klarzelligen Karzinoms ist seit Jahren bekannt und immer wieder bestätigt. So weisen etwa bei 69 Gupta et al (2010) 73,35% des Kollektivs einen klarzelligen Typ auf, bei Singam et al (2010) sind es immerhin 72%. 5.7. Überlebenskurven 5.7.1 Gesamtüberlebenskurve Die Überlebensrate der nachverfolgbaren Patienten betrug 80,8%, 19,2% verstarben, davon wiederum 15,9% an einem NZK. Dies kann durch diverse Literatur bestätigt werden. So beschreiben Merseburger et al. (2003) eine 5-Jahres-Überlebensrate von 78%, Ficarra et al. (2003) kommen auf immerhin 73,4%. Nahezu identische Ergebnisse liefern Suzuki et al. (2011) mit 80,6%. 5.7.2 Überlebenskurve und Geschlecht Der Tod trat bei Männern nach durchschnittlich 56,4 Monaten (95%-KI: 44,6-68,1) ein, Frauen überlebten durchschnittlich 47,6 Monate (95%-KI: 26,9-68,3). In einer neuen Studie von Waalkes et al. (2011) wurde festgestellt, dass Männer signifikant jünger waren und auch Tumoren in signifikant höheren Stadien aufwiesen. Gleichzeitig konnte ein signifikanter Unterschied in der Kaplan-Meier-Kurve nachgewiesen werden (Männer 5-Jahres-Überlebenskurve 64,7%, Frauen 74%). In der vorliegenden Arbeit konnte kein signifikanter Überlebensvorteil der Frauen bewiesen werden, der Median der Überlebenszeit ist mit 57 Monaten bei Männern und 54 Monaten bei Frauen nahezu identisch. In zahlreichen Abhandlungen wird das Geschlecht als prognostischer Faktor ausgeschlossen, obwohl sehr häufig eine Signifikanz im Überleben nachgewiesen werden kann. Dies ist mit dem bekannten Desinteresse der Männer an Check-ups und Vorsorgeuntersuchungen zu erklären, so dass diese sich häufiger erst im symptomatischen Stadium an den Arzt wenden und somit die Heilungschancen entsprechend schlechter als bei den Frauen sind. 5.7.3 Überlebenskurve und Alter Bei der Gruppe ab 60 Jahre lag das durchschnittliche Überleben bei 59,5 Monaten (95%-KI: 52,3-66,7), bei der bis 60 Jahre bei 36,9 Monaten (95%-KI: 7,4-66,2). Es war keine Signifikanz nachzuweisen (p>0,05), aber es ist ein deutlicher Trend erkennbar. Jüngere Patienten scheinen früher an der Erkrankung zu sterben als ältere. Dies kann 70 durch eine aktuelle Studie von Tsivian et al. (2011) bestätigt werden, in welcher ein Zusammenhang von unter anderem Alter und Malignität sowie Aggressivität bewiesen werden kann. Zu gleichen Ergebnissen kommen Sánchez-Ortiz et al. (2004), welche beweisen konnten, dass bei jüngeren Probanden mit NZK nicht nur ungünstigere histologische Ergebnisse, sondern auch ungleich häufiger Lymphknotenmetastasen auftraten als bei älteren Patienten. Grundsätzlich gilt, dass vor allem beim NZK bei älteren Patienten ein langsameres Fortschreiten der Erkrankung beobachtet wurde, so dass sich die Methode des Watchful Waitings als Therapiealternative unter bestimmten Voraussetzungen durchsetzen konnte. 5.7.3 Überlebenskurve und BMI In Gruppe 1 (BMI 19-24) überlebten die Patienten durchschnittlich 49,9 Monate (95%KI: 23,6-76,2), in Gruppe 2 (BMI 25-29) 54,6 Monate (95%-KI: 41,7-67,5), in Gruppe 3 (BMI 30-35) 57,1 Monate (95%-KI: 48,2-66,0) und in Gruppe 4 (BMI>35) 35,7 Monate (95%-KI: 0,0-86,1). Auch hier verlief der Test auf die Gleichheit der Überlebensverteilungen nicht signifikant (p>0,05), jedoch kann man auch hier von einem Trend sprechen. Wider Erwarten überleben Probanden im Präadipositas- und Adipositasstadium länger als Patienten mit Normalgewicht. Dies ist umso erstaunlicher, da ja Adipositas nachweislich als Risikofaktor einzustufen ist. Zu gleichen Ergebnissen kommen jedoch auch Waalkes et al. (2010), die Übergewicht als einen unabhängigen prognostischen Faktor im Bezug auf die Überlebenszeit bei organbegrenzten Tumoren identifizieren konnten. Brookman-May et al (2011) bestätigen nicht nur den Zusammenhang von BMI und NZK, sondern beweisen in einer neuen Studie den prognostischen Einfluss von (unklarer) Gewichtsabnahme bei erhöhtem BMI, während bei Normgewichtigen keine Signifikanz nachgewiesen werden konnte. Grundsätzlich sollten hier weiterführende Studien betrieben werden, um den Widerspruch zwischen Adipositas als prädisponierender Faktor und als positiver prognostischer Überlebensfaktor zu klären. 5.7.4 Überlebenskurve und Hämoglobinwert Durchschnittlich überlebten anämische Personen 48,9 Monate (95%-KI: 30,6-67,2), nicht anämische Teilnehmer starben nach durchschnittlich 58,6 Monaten (95%-KI: 52,865,0). Es konnte keine Signifikanz festgestellt werden (p>0,05). Der Hämoglobinwert als fraglicher unabhängiger prädisponierender Faktor ist häufig in der Literatur zu 71 finden. Es gilt jedoch auch hier, dass es bislang an durchschlagenden Beweisen mangelt, im Gegenteil, meist ist kein direkter Zusammenhang erkennbar. Sicherlich ist unumstritten, dass, wie aus dieser Arbeit tendenziell auch ersichtlich, es einen Zusammenhang gibt zwischen Hämoglobinwert bei Aufnahme und Überleben. Dies lässt sich jedoch mit dem Einfluss der Niere auf die Blutbildung erklären, bei fortgeschrittenen Befunden kann es dabei zu Beeinträchtigungen und damit zu einem sinkenden Hb-Wert kommen. Es ist also falsch von einer Prädisposition zu sprechen, als prognostischer Faktor mag der Hb-Wert durchaus eine Rolle spielen. Auch dies wird jedoch in der Literatur unterschiedlich diskutiert. Kirkali et al. (2003) etwa haben verschiedene prognostische Faktoren geprüft und bei keinem (auch nicht dem Hämoglobinwert) einen signifikanten Einfluss feststellen können. Insgesamt ist davon auszugehen, dass der Hämoglobinwert alleine keine oder nur eine geringe Aussagekraft besitzt, jedoch in Kombination mit anderen Faktoren durchaus als prognostischer Faktor herangezogen werden kann. Bei niedrigem Hb-Wert ist beim NZK eine Transfusion üblich. In der Literatur wurde diskutiert, ob eine Transfusion während der OP mit kürzerem Überleben einhergeht. Dies kann in dieser Arbeit nicht bestätigt werden, lediglich zwei nachverfolgbare Patienten mit Transfusion verstarben im Verlauf am NZK, eine Signifikanz war nicht nachzuweisen. Dies wird z.B. durch Moffat et al. (1987) bestätigt, die zu der Erkenntnis kamen, dass transfundierte Patienten nicht unbedingt ein kürzeres Überleben aufwiesen als nicht transfundierte. Gleiches beschrieben auch Jakobssen et al. (1994). 5.7.5 Überlebenskurve und Blutdruckwerte Die Probanden der normotensive Gruppe verstarben durchschnittlich nach 53,47 Monaten (95%-KI: 43,8-63,1), die der hypertensiven Gruppe nach durchschnittlich 53,38 Monaten (95%-KI: 22,2-84,6). Da die ermittelten Daten dieser Arbeit nahezu identisch sind, ist nicht davon auszugehen, dass die art. Hypertonie als prognostischer Faktor beim NZK zu werten ist. Auch können in der gängigen Literatur keine genauen Angaben oder Aussagen nachgewiesen werden, die diese Vermutung stützen oder ihr widersprechen. Die art. Hypertension ist als prädisponierender Risikofaktor bekannt, auch wenn die genauen biologischen Mechanismen nach wie vor unbekannt sind. Es wird ein Zusammenhang von Varianten in den „Blutdruckgenen“ und der Entstehung von NZK angenommen (Andreotti et al., 2010). 72 5.7.6 Überlebenskurve und Thrombozyten/µl In der gängigen Literatur wird die Thrombozytose als prognostischer Faktor postuliert (Erdemir et al. 2007). Dies kann durch diese Arbeit nicht bestätigt werden, eine Thrombozytose war bei keinem Patienten nachweisbar. Auch eine Thrombozytopenie konnte nicht gefunden werden, so dass bei primär Normalbefunden eine treffende Aussage nicht möglich ist. 5.7.7 Überlebenskurve und Lymphknotenstatus Die NO-Gruppe starb nach durchschnittlich 55,7 Monaten (95%-KI: 45,3-66,2), die N1Gruppe nach 47,1 Monaten (95%-KI: 19,6-74,6). Dieses Ergebnis war nicht signifikant, obwohl auch hier ein Trend zu erkennen ist, nach welchem Patienten mit Lymphknotenbefall früher sterben als die ohne. Dieses Ergebnis lässt sich damit erklären, dass es sich um fortgeschrittene Befunde bei N1/N2 handelt. In der gängigen Literatur kann dieser Trend bestätigt werden, meist handelt es sich dabei um signifikante Überlebensunterschiede zwischen lymphknotenpositiven und -negativen Befunden. So beschreiben Kwon et al. (2011) eine Signifikanz im Überleben zwischen NO und N1, jedoch nicht zwischen N1 und N2. In der vorliegenden Arbeit war kein Patient mit N2 nachverfolgbar, weswegen zu dieser Aussage keine Stellung genommen werden kann. 5.7.8 Überlebenskurve und Fernmetastasen Das durchschnittliche Überleben in der MO-Gruppe betrug 54,1 Monate (95%-KI: 43,964,3), das der M1-Gruppe lag bei 51,5 Monaten (95%-KI: 22,1-80,9). Auch hier ist keine Signifikanz nachzuweisen (p>0,05). Dieses Ergebnis ist angesichts der bekannten prognostischen Wertigkeit der Fernmetastasen sicherlich überraschend. Betrachtet man jedoch die Überlebenstabelle, so finden sich in dieser Arbeit Probanden, die mit Fernmetastasen überdurchschnittlich lange überlebten (bis max. 80 Monate). Bei insgesamt wenigen Patienten kommt es auf diese Weise zur Verschiebung der Wertigkeiten. Wenn diese Patienten unberücksichtigt bleiben (Median 56,4 bei MO und 24,6 bei M1), so findet sich ein signifikanter Unterschied im Überleben zu Gunsten der M0-Gruppe. Es bleibt natürlich die Frage offen, warum M1-Patienten so lange überleben konnten, ob es dabei an der Therapie, der Konstitution des Probanden, genetischen Faktoren oder anderen Ursachen liegt, wäre unter Umständen interessant zu klären, ist jedoch nicht Gegenstand dieser Arbeit. 73 5.7.9 Überlebenskurve und Grading Durchschnittlich überlebte die G1-Gruppe 60,7 Monate (95%-KI: 59,2-62,1), die G2Gruppe 48,4 (95%-KI: 34,9-61,58), die G3-Gruppe 63,7 (95%-KI: 29,5-97,9) und die eine Person in G4 verstarb nach 69,3 Monaten. Hierbei ist besonders zu beachten, dass das Konfidenzintervall in der G1-Gruppe sehr eng angesetzt ist, demnach ist diese Gruppe sehr homogen verteilt. Zum Vergleich ist in der G3-Gruppe eine große Spannbreite bedingt durch weniger Patienten. Aus diesem Grund wäre ein direkter Vergleich sehr fehlerbehaftet. Grundsätzlich wird der Zusammenhang des Gradings und des Überlebens in der Literatur kontrovers diskutiert. Katusin et al. (2000) beispielsweise können keine Signifikanz nachweisen (p=0,061). Tsui et al. (2000) wiederum beweisen einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Grad der Differenzierung und dem Überleben. 5.8. Korrelationen nach Pearson Bei den ermittelten Ergebnissen konnten zwar einige Zusammenhänge gefunden werden, jedoch ein neuer Risikofaktor oder eine Angabe von prognostischer Wertigkeit war nicht nachzuweisen. Die Korrelationen, die in Gruppe 1 (Gesamtteilnehmer) auffielen, ließen sich in der Gruppe derer, die am NZK verstarben, in der Regel nicht bestätigen. Insgesamt zeigt sich, dass es keinen neuen einzelnen Wert gibt, der beim NZK von prognostischer Aussagekraft ist oder als Risikofaktor dienen könnte, bereits bekannte sind natürlich ausgenommen. Es wäre interessant zu untersuchen inwieweit bestimmte Kombinationen aus klinischen, pathologischen, laborchemischen, molekularen oder genetischen Faktoren eine Aussagekraft besitzen. In den, in dieser Arbeit untersuchten, gängigen Werten und Zusammenhängen konnten keine prognostischen oder risikoreichen Aussagen gefunden werden, doch eine genauere Differenzierung wäre durchaus erfolgsversprechend, würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Da es sich dabei in der Summe um Reihenuntersuchungen z.B. im Rahmen der Vorsorge handeln würde, ist jedoch der finanzielle Aspekt stets zu berücksichtigen. Molekulare bzw. genetische Untersuchungen mögen zwar Aufschluss bringen, sind jedoch in Anbetracht ihrer Aufwendigkeit und ihrer Kosten nicht für die allgemeine Vorsorge gedacht, sondern eher als Untersuchungen unter bestimmten (familiäre Disposition o.ä.) Voraussetzungen. So lange also kein bestimmter Wert oder eine Kombination von Werten als Risikofaktor 74 gefunden werden kann, bleibt demnach die Sonografie als kostengünstiges, leicht verfügbares und sehr aussagekräftiges Instrument im Rahmen der Sekundärprävention erste Wahl bei den Vorsorgen und gleichzeitig, ergänzt durch MRT und CT die letzte Untersuchung vor invasiven Maßnahmen. 75 6. Literaturverzeichnis 1. Andreotti G, Boffetta P, Rosenberg PS, Berndt SI, Karami S, Menashe I, Yeager M, Chanock SJ, Zaridze D, Matteev V, Janout V, Kollarova H, Bencko V, Navratilova M, Szeszenia-Dabrowska N, Mates D, Rothman N, Brennan P, Chow WH, Moore LE.: Variants in blood pressure genes and the risk of renal cell carcinoma. Carcinogenesis. 2010 Apr;31(4):614-20, 2010 2. American Cancer Society: Cancer: Facts and Figures 2000, Atlanta 2000 3. Atzpodien J, Buer J, Sel S, Janssen J, Oevermann K: Chemoimmuntherapie des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms. Der Urologe 38: 474-478, 1999 4. 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Abkürzungsverzeichnis AJCC American Joint Committee on Cancer AP alkalische Phosphatase art. arteriell CA Carcinom ca. circa CO Coburg BMI Body Mass Index BSG Blutsenkungsgeschwindigkeit bzw. beziehungsweise cm Zentimeter CT Computertomographie D Diagnose EU Europäische Union GEKID Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland GGT γ-Glutamyltransferase GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung GPT Glutamat-Pyruvat-Transaminase Hb Hämoglobin HBN Hildburghausen IGeL individuelle Gesundheitsleistung kg Kilogramm KI Konfidenzintervall LDH Laktatdehydrogenase LIF Lichtenfels LK Landkreis Lks Lymphknoten m Meter max. maximal MCH mean corpuscular/cellular hemoglobin MCHC mean corpuscular/cellular hemoglobin concentration MCV Mean Corpuscular Volume 86 MRT Magnetresonanztomographie mTOR mammalian target of Rapamycin NZK Nierenzellkarzinom o.ä. oder ähnliches OP Operation pos. positiv RKI Robert-Koch-Institut sog. Sogenannt SON Sonneberg UICC Union Internationale contre le cancer v.a. vor allem VEGF vascular endothelian growth factor VHL von Hippel-Lindau Syndrom vs. versus WHO World Health Organisation z.B. zum Beispiel Z.n. Zustand nach zw. zwischen 87 8. Anhang Tests auf Gleichheit der Überlebensverteilungen Chi-Quadrat Freiheitsgrade Signifikanz Log rank (Mantel-Cox) 0,282 1 0,595 Breslow (Generalized Wilcoxon) 0,571 1 0,450 Tarone-Ware 0,422 1 0,516 Tabelle 14: Test auf Gleichheit der Überlebensverteilungen für die verschiedenen Stufen von Geschlecht Chi-Quadrat Freiheitsgrade Signifikanz Log rank (Mantel-Cox) 1,315 1 0,252 Breslow (Generalized Wilcoxon) 1,645 1 0,200 Tarone-Ware 1,450 1 0,000 Tabelle 15: Test auf Gleichheit der Überlebensverteilungen für die verschiedenen Stufen von Alter gruppiert Chi-Quadrat Freiheitsgrade Signifikanz Log rank (Mantel-Cox) 1,010 3 0,799 Breslow (Generalized Wilcoxon) 0,817 3 0,845 Tarone-Ware 0,839 3 0,000 Tabelle 16: Test auf Gleichheit der Überlebensverteilungen für die verschiedenen Stufen von BMI gruppiert Chi-Quadrat Freiheitsgrade Signifikanz Log rank (Mantel-Cox) 0,091 1 0,763 Breslow (Generalized Wilcoxon) 0,330 1 0,566 Tarone-Ware 0,033 1 0,000 Tabelle 17: Test auf Gleichheit der Überlebensverteilungen für die verschiedenen Stufen von Hämoglobinwert Chi-Quadrat Freiheitsgrade Signifikanz Log rank (Mantel-Cox) 0,280 2 0,869 Breslow (Generalized Wilcoxon) 0,632 2 0,729 Tarone-Ware 0,443 2 0,801 Tabelle 18: Test auf Gleichheit der Überlebensverteilungen für die verschiedenen Stufen von Thrombozyten/µl 88 Chi-Quadrat Freiheitsgrade Signifikanz Log rank (Mantel-Cox) 0,011 1 0,916 Breslow (Generalized Wilcoxon) 0,706 1 0,401 Tarone-Ware 0,221 1 0,638 Tabelle 19: Test auf Gleichheit der Überlebensverteilungen für die verschiedenen Stufen von Lymphknotenbefall Chi-Quadrat Freiheitsgrade Signifikanz Log rank (Mantel-Cox) 0,303 1 0,582 Breslow (Generalized Wilcoxon) 0,018 1 0,894 Tarone-Ware 0,028 1 0,866 Tabelle 20: Test auf Gleichheit der Überlebensverteilungen für die verschiedenen Stufen von Fernmetastasen Chi-Quadrat Freiheitsgrade Signifikanz Log rank (Mantel-Cox) 1,745 3 0,627 Breslow (Generalized Wilcoxon) 1,506 3 0,681 Tarone-Ware 1,483 3 0,686 Tabelle 21: Test auf Gleichheit der Überlebensverteilungen für die verschiedenen Stufen von Grading Chi-Quadrat Freiheitsgrade Signifikanz Log rank (Mantel-Cox) 4,570 5 0,471 Breslow (Generalized Wilcoxon) 3,238 5 0,663 Tarone-Ware 3,707 5 0,592 Tabelle 22: Test auf Gleichheit der Überlebensverteilungen für die verschiedenen Stufen von Tumorgröße 89 Life Tables Geschlecht Männlich Weiblich Anfangszeit des Anzahl, der zur Anzahl, der Anteil der Intervalls (in Anfangszeit dem Risiko Überlebenden Monaten) Überlebenden ausgesetzten 0 10 10 1 12 10 10 0,9 24 9 9 1 36 9 9 0,89 48 8 8 0,5 60 4 4 0,25 72 1 1 0 0 5 5 0,8 12 4 4 1 24 4 4 1 36 4 4 0,75 48 3 3 0,67 60 2 2 0,5 1 1 0 72 Tabelle 23: Life Table:Geschlecht 90 Alter Bis 60 Jahre Anfangszeit des Anzahl, der zur Anzahl, der Anteil der Intervalls (in Anfangszeit dem Risiko Überlebenden Monaten) Überlebenden ausgesetzten 0 4 4 0,75 12 3 3 0,67 24 2 2 1 36 2 2 1 48 2 2 0,5 60 1 1 0 0 11 11 1 12 11 11 1 24 11 11 1 36 11 11 0,82 48 9 9 0,56 60 5 5 0,4 72 Tabelle 24: Life Table: Alter 2 2 0 >60 Jahre 91 BMI 19-24 25-29 >30 Anfangszeit des Anzahl, der zur Anzahl, der Anteil der Intervalls (in Anfangszeit dem Risiko Überlebenden Monaten) Überlebenden ausgesetzten 0 4 4 1 12 4 4 0,75 24 3 3 1 36 3 3 1 48 3 3 0,67 60 2 2 0 0 3 3 1 12 3 3 1 24 3 3 1 36 3 3 0,67 48 2 2 0,5 60 1 1 0 0 7 7 0,86 12 6 6 1 24 6 6 1 36 6 6 0,83 48 5 5 0,4 60 2 2 0,5 1 1 0 72 Tabelle 25: Life Table: BMI gruppiert 92 Hb Keine Anämie Anämie Anfangszeit des Anzahl, der zur Anzahl, der Anteil der Intervalls (in Anfangszeit dem Risiko Überlebenden Monaten) Überlebenden ausgesetzten 0 7 7 1 12 7 7 1 24 7 7 1 36 7 7 0,86 48 6 6 0,5 60 3 3 0 0 8 8 0,88 12 7 7 0,86 24 6 6 1 36 6 6 0,83 48 5 5 0,6 60 3 3 0,67 2 2 0 72 Tabelle 26: Life Table: Anämie RR Normotension Anfangszeit des Anzahl, der zur Anzahl, der Anteil der Intervalls (in Anfangszeit dem Risiko Überlebenden Monaten) Überlebenden ausgesetzten 0 11 11 1 12 11 11 0,91 24 10 10 1 36 10 10 0,8 48 8 8 0,5 60 4 4 0 0 4 4 0,75 12 3 3 1 24 3 3 1 36 3 3 1 48 3 3 0,67 60 2 2 1 72 2 Tabelle 27: Life Table: systol. Blutdruckwert 2 0 Hypertension 93 Thrombozyten- Anfangszeit des Anzahl, der zur Anzahl, der Anteil der zahl/µl Intervalls (in Anfangszeit dem Risiko Überlebenden Monaten) Überlebenden ausgesetzten Bis 150.000 0 2 2 1 12 2 2 1 24 2 2 1 36 2 2 1 48 2 2 0,5 60 1 1 0 0 13 13 0,92 12 12 12 0,92 24 11 11 1 36 11 11 0,82 48 9 9 0,56 60 5 5 0,4 72 2 Tabelle 28: Life Table: Thrombozytenzahl/µl 2 0 >150.000 LK N0 Anfangszeit des Anzahl, der zur Anzahl, der Anteil der Intervalls (in Anfangszeit dem Risiko Überlebenden Monaten) Überlebenden ausgesetzten 0 11 11 0,91 12 10 10 1 24 10 10 1 36 10 10 0,9 48 9 9 0,56 60 5 5 0,2 72 1 1 0 0 4 4 1 12 4 4 0,75 24 3 3 1 36 3 3 0,67 48 2 2 0,5 60 1 1 1 72 1 Tabelle 29: Life Table: Lymphknotenbefall 1 0 N1 94 Fernmetastasen Anfangszeit des Anzahl, der zur Anzahl, der Anteil der Intervalls (in Anfangszeit dem Risiko Überlebenden Monaten) Überlebenden ausgesetzten M0 M1 0 11 11 0,91 12 10 10 1 24 10 10 1 36 10 10 0,9 48 9 9 0,44 60 4 4 0,25 72 1 1 0 0 4 4 1 12 4 4 0,75 24 3 3 1 36 3 3 0,67 48 2 2 1 60 2 2 0,5 1 1 0 72 Tabelle 30: Life Table: Fernmetastasen 95 Grading G1 G2 G3 G4 Anfangszeit des Anzahl, der zur Anzahl, der Anteil der Intervalls (in Anfangszeit dem Risiko Überlebenden Monaten) Überlebenden ausgesetzten 0 2 2 1 12 2 2 1 24 2 2 1 36 2 2 1 48 2 2 0,5 60 1 1 0 0 10 10 0,9 12 9 9 0,89 24 8 8 1 36 8 8 0,88 48 7 7 0,43 60 3 3 0,33 72 1 1 0 0 2 2 1 12 2 2 1 24 2 2 1 36 2 2 0,5 48 1 1 1 60 1 1 1 72 1 1 0 0 1 1 1 12 1 1 1 24 1 1 1 36 1 1 1 48 1 1 1 1 1 0 60 Tabelle 31: Life Table: Grading 96 9. Danksagung Meinem Doktorvater, Prof. Dr. W. L. Strohmaier, danke ich für die Überlassung des Themas dieser Doktorarbeit sowie für die gute Zusammenarbeit und die stets sachliche und freundliche Betreuung während der Arbeit und der Fertigstellung der Dissertation. Gleichfalls danke ich Herrn Murat Karaman für die Unterstützung bei der statistischen Arbeit. Herrn Rolf Gottschild danke ich für die problemlose Überlassung der eingefügten Karte. Besonders danken möchte ich meinen Eltern und meinem Lebensgefährten für die Geduld und das Verständnis während meiner gesamten Studien- und Doktorandenzeit. 97 10. Lebenslauf Persönliche Daten: Name: Judith May Geburtstag und -ort: 10. April 1981 in Lichtenfels Eltern: Dr. med. Roland und Liane May Familienstand: ledig, 2 Kinder (4 und 1 Jahre) Bildungsweg: 09/1987-08/1991 Johann-Puppert-Grundschule Michelau 09/1991-06/2000 Meranier Gymnasium Lichtenfels, Abschluss: allgemeine Hochschulreife 08/2000-08/2002 Ausbildung zur Kauffrau im Eisenbahnund Straßenverkehr bei der Deutschen Bahn AG in Frankfurt/Main 10/2003-08/2005 Vorklinisches Studium der Humanmedizin an der Martin-Luther-Universität HalleWittenberg 08/2005 Ärztliche Vorprüfung 10/2005-07/2008 Klinisches Studium der Humanmedizin an der Martin-Luther-Universität HalleWittenberg 08/2008-07/2009 Praktisches Jahr an der FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg: Innere Medizin, Klinikum Bamberg Gynäkologie, Klinikum Bamberg Chirurgie, Klinikum Bamberg 11/2009 Zweiter Abschnitt der ärztlichen Prüfung Approbation als Ärztin Beruflicher Werdegang: 01/2010 Beginn der Ausbildung zur Fachärztin für Allgemeinmedizin am Helmut-G.-WaltherKlinikum Lichtenfels 98 (Kardiologie, CA Dr. med. Dünninger) 02/2011-06/2011 Mutterschutz 06/2011-07/2011 Elternzeit 08/2011-01/2012 Fortsetzen der Ausbildung in einer Arztpraxis für Allgemeinmedizin (Praxis May/Dülk/Baierl Michelau) ab 02/2012 Fortsetzen der klinischen Ausbildung am Helmut-G.-Walther Klinikum Lichtenfels