Lernumgebung „Transplantation verstehen“ Lerndokumente 1/1 Die Geschichte von Ciclosporin A Name: Pionierarbeit in der Schweiz Im Jahr 1970 begann eine neue Ära der Transplantationsmedizin. Angefangen hat die Geschichte mit einer Agarplatte. Auf solchen mit Nährmedien gefüllten Platten isolieren und kultivieren Wissenschaftler Mikroorganismen. Diese Bakterien oder Pilze können anschliessend auf die Produktion biologisch aktiver Substanzen untersucht werden. Bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Laboratorien, welche sich mit Naturstoffen beschäftigen, war es früher üblich, die Proben für derartige Untersuchungen im Urlaub oder bei Geschäftsreisen zu sammeln. So brachte auch Hans Peter Frey im Sommer 1969 ein paar Bodenproben aus der Hardangger-Region in Norwegen mit nach Basel. In den Laboratorien von Sandoz wurden diese Bodenkrümel routinemässig aufgearbeitet. Einige aus diesen Proben isolierte Pilzstämme wurden ausgewählt, um in verschiedenen Tests auf die Bildung von antibiotischen oder antifungischen Substanzen untersucht zu werden. Einer davon war Tolypocladium inflatum. Tolypocladium inflatum Gams Der Pilz wies zwar keine Wirkung gegen Bakterien auf, hemmte jedoch andere Pilze in ihrem Wachstum und verursachte bei ihnen eine ganz besondere, spezifische Art der Verzweigung (Ramifizierung). Es folgte eine aufwendige chemische Analyse der aktiven Substanz, des Ciclosporins A. Das Besondere an Ciclosporin A Als Antibiotikum war Ciclosporin A nicht interessant, jedoch stellte sich heraus, dass es die Abwehrreaktion des körpereigenen Immunsystems unterdrückt. Eine derartige immunsuppressive Wirkung ist zum Beispiel erwünscht, wenn Krankheiten vorliegen, bei denen sich das Immunsystem gegen körpereigenes Gewebe richtet oder bei Organtransplantationen, bei denen das Immunsystem normalerweise versucht, das transplantierte "fremde" Organ abzustossen. Das Besondere an Ciclosporin A ist dabei, dass es nicht alle an der Abwehrreaktion beteiligten Zellen in gleichem Masse hemmt und so die Bekämpfung von Krankheitserregern auch weiterhin möglich ist. "Vergleicht man die Immunantwort mit beissenden Hunden, dann ist Ciclosporin A ein Maulkorb, der bestimmte Zellen des Immunsystems am Beissen hindert, ohne sie umzubringen", veranschaulichte damals Prof. Jean Borel, der Immunologe, der massgeblich an der Entdeckung von Ciclosporin A beteiligt war, die Wirkungsweise. Durchbruch dank Olivenöl Im Laufe der Entwicklung stellte sich heraus, dass nach Verabreichung von Ciclosporin in Kapseln die Substanz nicht ins Blut aufgenommen wurde. Die Wissenschaftler liessen sich aber durch diesen Fehlschlag nicht entmutigen und untersuchten an sich selbst, in welcher Form Ciclosporin am besten in den Körper gelangt. Basierend auf den resultierenden Ergebnissen wurde später eine olivenölhaltige Mischung hergestellt, die eine effektive Aufnahme von Ciclosporin ins Blut erlaubt. Viele präklinische und klinische Studien und ein weiter, mühsamer Weg waren auch danach noch notwendig, um aus dem Wirkstoff die Medikamente herzustellen, welche heute zum Nutzen der Patienten eingesetzt werden können. Quelle: www.transplant.at Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération Suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra Eidgenössisches Departement des Inneren EDI Bundesamt für Gesundheit BAG www.bag.admin.ch/transplantation