Aufgelesen... Juni 2017 Der Einfluss der Ernährung bei multipler Sklerose Die Ernährung gilt als ein möglicher Faktor in der Pathogenese der multiplen Sklerose (MS). Studien lassen annehmen, dass die Ernährung, einschließlich Nahrungsergänzungen, als komplementäre Therapie angewendet werden kann, um das Fortschreiten dieser neurologischen Krankheit besser zu kontrollieren. Ein spanisches Forscherteam führte zum Einfluss der Ernährung bei multipler Sklerose eine umfassende Literaturrecherche durch. Die Forscher konnten schließlich 47 Artikel in ihren Review einbeziehen, in denen die Beziehungen zwischen der Aufnahme von Makro- und Mikronährstoffen und der multiplen Sklerose untersucht wurden. Die an den Studien beteiligten MS-Patienten nutzten auch eine Reihe von alternativen Therapien (Homöopathie) und protokollierten ihre Ernährung. Es gehören auch spezielle Produkte wie z.B. Traubenkernextrakte, Ginseng, Blaubeeren, grüner Tee etc. oder auch Nahrungsergänzungen wie Vitamin D, Carnitin, Melatonin oder Coenzym Q10 dazu. Einige aktuelle Studien legen die Vermutung nahe, dass hohe Serumkonzentrationen von Vitamin D, ein starker Immunmodulator, die Risiken von multipler Sklerose ebenso wie die für Rückfälle und neue Läsionen verringern können. Dies betraf z.B. Verbesserungen der Hirnläsionen und den Gehtest mit Zeitmessung. Experimentelle Nachweise lassen vermuten, dass die Serumkonzentrationen von Vitamin D im Vergleich zu Phasen der Remission bei MS-Rückfällen geringer und mit einem höheren Grad von Behinderungen verbunden sind. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass zirkulierende Vitamin DKonzentrationen als Biomarker für die multiple Sklerose betrachtet und Vitamin D-Ergänzungen therapeutisch eingesetzt werden können. Andere Studien weisen auf eine negative Korrelation zwischen den Serumkonzentrationen von Vitamin B12 und dem EDSS-Score (Expanded Disability Status Scale) hin. Vitamin B12 spielt eine grundlegende Rolle in den Funktionen des zentralen Nervensystems, besonders in der von der Methionin-Synthase vermittelten Umwandlung von Homocystein zu Methionin, ein Vorgang, der essentiell für die DNAund RNA-Synthese ist. Die Vitamin B12-Defizienz kann zu einem Anstieg der Konzentration von Homocystein führen. Weitere Forschungen sind notwendig um zu prüfen, ob die Therapie mit Ergänzungen von Vitamin B12 die Entwicklung der multiplen Sklerose verzögern kann. Quelle M. José Bagur et al., Influence of Diet in Multiple Sklerosis: A Systematic Review. In: Advances in Nutrition Vol. 8, Nr. 3, 2017, S.463-472, doi: 10.3945/an.116.014191. Glutathion − ein wichtiger Schalter für die Immunabwehr Glutathion ist bisher vor allem für die Entgiftung von Abfallstoffen im Stoffwechsel bekannt. Jetzt wurde ein bisher unbekannter molekularer Mechanismus entdeckt: Glutathion fördert auch die Aktivierung des Immunsystems, speziell den Energiestoffwechsel der T-Zellen. Die T-Lymphozyten können wirksam Pathogene abwehren, wenn das Gclc-Gen (kodierendes Gen für Glutamatcysteinligase), in den Zellen aktiv wird, das für die Bildung von Glutathion nötig ist. Dieses Tripeptid kann schädliche Abfallprodukte im Stoffwechsel, z.B. reaktive Sauerstoffspezies und freie Radikale, eliminieren. Ein internationales Forscher-Team entdeckte jetzt, dass Glutathion auch den Energiestoffwechsel der T-Zellen anregt. Diese befinden sich ohne pathogene Herausforderung normalerweise im Zustand eines alarmbereiten „Winterschlafs“, in dem ihr Energieverbrauch auf ein Minimum reduziert ist. Docken Pathogene oder Teile von ihnen an ihre äußere Hülle an, wachen die T-Zellen auf und verstärken ihren Stoffwechsel. Die aktivierten Zellen können wachsen, sich teilen und Eindringlinge wie Viren bekämpfen. Dabei entstehen größere Mengen an Abfallprodukten im Stoffwechsel wie reaktive Sauerstoffspezies und freie Radikale, die für die Zellen toxisch sein können. Erhöht sich die Konzentration dieser Oxidantien, müssen die T-Zellen Antioxidantien bilden, damit sie nicht vergiftet werden. Bisher waren die detaillierten Mechanismen für die Aktivierung von Antioxidantien in T-Zellen nicht in größerem Maß untersucht. Nun entdeckten die Forscher, dass von den T-Zellen gebildetes antioxidatives Glutathion nicht nur als Abfallsammler für Oxidantien dient, sondern dass es außerdem ein wichtiger molekularer Schalter für den Energiestoffwechsel, der die Immunreaktion kontrolliert, ist. Das ist von hoher Relevanz für verschiedene Krankheiten und bietet Ansatzpunkte, um Krebs oder Autoimmunkrankheiten, wie z.B. multiple Sklerose oder Arthritis, unter einem neuen Blickwinkel zu erforschen. Für ihre Untersuchungen nutzten die Forscher genetisch modifizierte Mäuse, in deren T-Zellen das Gclc-Gen ausgeschaltet war. Diese Zellen konnten deshalb Glutathion nicht bilden, es entwikkelte sich eine Immundefizienz, und die antivirale Verteidigung war blockiert. Die Gclc-defizienten T-Zellen durchliefen zunächst die normale Aktivierung, konnten aber ihre erhöhte Energie und biosynthetische Anforderungen nicht erreichen. Es fehlten eine PreventNetwork – Initiative für internationalen Erfahrungsaustausch zur Orthomolekularmedizin Kontakt: [email protected], Hotline Deutschland Tel. (+49) 01805 11 44 30 – Fax (+49) 01805-11 44 35 1 Reihe von Signalereignissen, die direkt den Stoffwechsel stärken und den Energieverbrauch erhöhen (gehemmte Aktivierung von mTOR, NFAT und MYC-Transkriptionsfaktoren). Ohne Glutathion waren die T-Zellen damit bei einer pathogenen Herausforderung nicht voll funktionsfähig, sie verblieben im Zustand des „Winterschlafs“, andererseits führte dies dazu, dass keine selbstzerstörenden Autoimmunreaktionen auftraten. Damit spielt Glutathion eine unerwartete Rolle in der metabolischen Integration und in der Reprogrammierung während entzündlicher T-Zell-Antworten. Für die Forscher war es faszinierend zu sehen, dass der zelluläre Stoffwechsel und die Immunaktivierung so eng miteinander verbunden sind, und dass deren fein abgestimmtes Zusammenspiel essentiell ist, um gute Funktionen im Immunsystem zu erreichen. Sie sehen dieses Ergebnis als Auftakt zu tiefergreifenden Untersuchungen über die Energiebalance von Immunzellen im Allgemeinen und für die Entwicklung einer neuen Generation von Immuntherapien. Verschiedene Autoimmunkrankheiten sind z.B. mit Fehlfunktionen in verschiedenen Untergruppen der T-Zellen verbunden. Wenn die Differenzen in den molekularen Mechanismen besser verstanden werden, durch die Immunzellen ihren Stoffwechsel bei der Verteidigung oder bei Autoimmunantworten anregen, dann könnten neue Anhaltspunkte entdeckt werden, mit denen sich die Immunantwort gezielter regulieren ließe. Die Forscher sehen eine ähnliche Situation bei Krebs: In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, warum die Immunzellen, von denen man annimmt, dass sie Krebszellen bekämpfen, auf einen geringeren metabolischen Zustand zurückfallen und in einigen Fällen sogar aktiv eine Immunantwort gegen den Tumor unterdrücken können. Gegenwirkende, den Stoffwechsel anregende Maßnahmen könnten die Immunzellen dazu bringen, effizienter zu funktionieren und damit Krebs effektiver zu bekämpfen. Prof. Karsten Hiller von der TU Braunschweig, einer der an dieser Studie beteiligten Forscher, sagt: „Die Abhängigkeit der Immunantwort vom Stoffwechsel der Zelle könnte in Zukunft gezielt ausgenutzt werden, um die Immunantwort zu modulieren“. Quelle Tak W. Mak et al., Glutathione Primes T Cell Metabolism for Inflammation. In: Immunity Vol. 46, Nr. 4, 2017, S. 675-689, doi: 10.1016/j.immuni.2017.03.019. … und ein Hinweis von PreventNetwork: Für empfindliche Personen bieten internationale Hersteller hypoallergene Produkte mit Vitamin D, auch in flüssiger Form zur gezielten Dosierung, aktives Vitamin B12, auch sehr gut bioverfügbar an Phospholipide gebunden, sowie reduziertes Glutathion an (z.B. von Thorne Research). PreventNetwork – Initiative für internationalen Erfahrungsaustausch zur Orthomolekularmedizin Kontakt: [email protected], Hotline Deutschland Tel. (+49) 01805 11 44 30 – Fax (+49) 01805-11 44 35 2