Institut für Mikro- und Nanomaterialien Praktikum “Materialien für elektrische und magnetische Bauelemente” VERSUCH E: FÖRSTER-SONDE Version 10-02-2012 Benjamin Riedmüller 1 1.) Einleitung ....................................................................................................................... 3 2.) Funktionsweise der Förstersonde ................................................................................... 4 Grundlegender Aufbau und Aussteuerungsverhalten ............................................................ 4 Auswirkung des Streufelds der Probe auf die Förstersonde .................................................. 6 3.) Versuchsaufbau .............................................................................................................. 8 4.) Versuchsdurchführung ................................................................................................. 10 5.) Fragen zur Vorbereitung .............................................................................................. 11 6.) Empfohlene Literatur .......................................................................................................... 12 2 1.) Einleitung Die Förstersonde stellt ein hochempfindliches Messgerät zur Detektion kleinster magnetischer Felder dar. Sie erlaubt durch ihren Aufbau und ihre besondere Verschaltung die Messung von Feldern im Bereich von wenigen nT, was ansonsten nur mit enorm hohem Messaufwand zu erreichen ist (SQUID). Weiterhin können durch die spezielle Signalerzeugung die durch externe Störquellen eingeprägten Gleich- und Wechselfeldern effektiv unterdrückt werden, was einen robusten Betrieb ermöglicht. Ursprünglich wurde die Sonde im zweiten Weltkrieg zum Aufspüren von feindlichen U-Booten konstruiert. Sie hat jedoch durch die oben genannten Vorteile auch für wissenschaftliche Anwendungen etabliert. In diesem Praktikumsversuch sollen mittels einer Förstersonde die magnetischen Eigenschaften von mehreren Proben untersucht werden. Dabei soll zunächst die Eignung der Sonde zur quantitativen Messung des absoluten magnetischen Moments an einer Referenzprobe (Fe) verifiziert werden. Hierzu soll eine einfache Dipolnäherung der Probe zur Vorhersage des Signals der Sonde herangezogen werden. Anschließend werden sowohl die Koerzitivfeldstärke als auch komplette Hystereseschleifen von zwei magnetischen Bändern aus einer kommerziellen Warendiebstahlsicherung mit der Förstersonde vermessen. Im letzten Teilversuch soll mit Hilfe der Förstersonde eine solche Diebstahlsicherung in ihrer prinzipiellen Funktion simuliert werden. 3 2.) Funktionsweise der Förstersonde Grundlegender Aufbau und Aussteuerungsverhalten Die Förstersonde besteht im Wesentlichen aus zwei hochpermeablen magnetischen Kernen, die von einem gemeinsamen harmonischen Signal ausgesteuert werden. Der grundlegende Aufbau ist hierbei in Abbildung 1 dargestellt. Abbildung 1: Grundlegender Aufbau und Verschaltung einer Förstersonde, wie sie im Praktikumsversuch verwendet wird. [1] Die beiden hochpermeablen Kerne werden jeweils von einem magnetischen Wechselfeld ständig auf- und entmagnetisiert. Dabei verlässt man, wie in Abbildung 2 zu sehen ist, bei jedem Feldzyklus den schmalen, linearen Bereich und steuert bis in die Sättigung aus. Diese spezielle Aussteuerung wird benötigt, um das Feld der zu messenden Probe aus dem Signal herauszuextrahieren. Abbildung 2: Beispiel für Magnetisierungskurve eines Sondenkerns, wie er in der Förstersonde ausgesteuert wird [4] 4 Durch die stetige Änderung der magnetischen Induktion wird in einer zweiten, jeweils um den Kern gewickelten Spule ein harmonisches Spannungssignal induziert, welches letztendlich zur Signalerzeugung dient. Abbildung 3 zeigt im oberen Ausschnitt die harmonische Anregung des hochpermeablen Kerns (blau) sowie die im Kern erzeugte Induktion B (rot). Hierbei ist gut zu sehen, dass sich der Kern während der Aussteuerung immer teilweise in Sättigung befindet. Aus dieser Aussteuerung resultiert entsprechend das Induktionssignal, das in unteren Ausschnitt von Abbildung 2 zu sehen ist. Abbildung 3: Induktion des hochpermeablen Kerns und die in der Spule Erzeugte Induktionsspannung (~ dB/dt) im Verlauf mehrerer Aussteuerungszyklen [4] Bringt man nun eine magnetische Probe zwischen die beiden Sonden, so durchflutet das Streufeld der Probe die beiden Spulenpaare jeweils in entgegen gesetzter Richtung. Aus der daraus resultierenden, zeitlichen Änderung des Induktionssignals kann im Umkehrschluss durch eine Eichung der Sonde auf die Magnetisierung der Probe rückgeschlossen werden. 5 Auswirkung des Streufelds der Probe auf die Förstersonde Abbildung 4: Aussteuerung der Sonde bei Streufeldeinfluss der Probe [4] Wird eine magnetische Probe in die Nähe der Sonde gebracht, wird der hochpermeable Kern sowohl von der harmonischen Anregung als auch von der Probe selbst ausgesteuert. Da das Probenfeld zeitlich konstant ist, ergibt sich nach Abbildung 4 eine Offsetverschiebung des anregenden Magnetfeldes (blau). Dies bewirkt letztlich, dass die Probeninduktion in einer Halbwelle länger in Sättigung gehalten wird, als in der anderen Halbwelle. Abbildung 5 zeigt die Induktionsspannung in der Aufnehmerspule nach Einbringen einer Probe. Abbildung 5: Induktion und in Aufnehmerspule induzierte Spannung bei Einfluss eines Probenstreufelds. [4] 6 Die gestrichelten Linien veranschaulichen dabei die Zeitspanne, in der sich die Probe im Vergleich zur reinen harmonischen Anregung in Sättigung befindet. Es lässt sich zeigen, dass die unsymmetrische Aussteuerung durch das Streufeld der Probe letztendlich ein Signal bei der doppelten Anregungsfrequenz hervorruft. Dieses durch die Probe hervorgerufene Signal ist direkt proportional zum Streufeld der Probe und kann somit nach Herausfiltern der zweiten Harmonischen direkt als Maß für die zu messenden Probenmagnetisierung herangezogen werden. 7 3.) Versuchsaufbau Abbildung 6 zeigt sowohl die Sensorspulen, die um den hochpermeablen Kern gewickelt sind und mittig eine lange Luftspule, die benötigt wird um die Probe selbst zu magnetisieren. Bei diesem Aufbau muss beachtet werden, dass die Aufnehmerspulen möglichst nicht auf das Feld der Luftspule reagieren, was sowohl durch eine bestmögliche Positionierung der Elemente zueinander als auch durch die gute Homogenität des Feldes der Luftspule erreicht wird. Sonden Abbildung 6: Förster Sonden und Spulenaufbau zur Messung der Magnetisierungscharakteristik der Proben Single Mode Ausgänge Differenzausgang Empfindlichkeit Abbildung 7: Steuereinheit des verwendeten Förster Magnetometers 8 Abbildung 7 zeigt die Steuer- und Messeinheit, die sowohl zur Ansteuerung der Erregerspulen als auch zur Signalgenerierung genutzt wird. Hierbei hat man die Wahl im sogenannten Single Mode das Messsignal aus einer Spule auszulesen, während man im Differenzmodus die Differenz aus beiden Sonden bildet. Dies bewirkt, dass von außen eingeprägte Felder effizient unterdrückt werden können, da diese beide Sonden gleichmäßig aussteuern und somit nach der Differenzbildung verschwinden. Weiterhin kann durch die Wahl der Vorverstärkerstufe die Empfindlichkeit des Instruments geändert werden. Hierbei kann entweder mit einem Signalpegel von 10 nT/V oder mit 100 nT/V gearbeitet werden. 9 4.) Versuchsdurchführung a) Einstellung der optimalen Arbeitsposition Um später einen möglichst geringen Einfluss des Magnetfelds der Luftspule auf die eigentliche Messung zu haben, müssen die Sonden optimal bezüglich der Luftspule ausgerichtet werden. Überlegen Sie sich dazu im Voraus eine mögliche Messroutine, wie die Sondenposition schrittweise optimiert werden kann. Nehmen Sie geeignete Messkurven auf, die die schrittweise Optimierung dokumentieren. b) Quantitative Messung der Sättigungsinduktions eines Eisenblechs Messen Sie das Ausgansgsignal eines Eisenblechs in Sättigung bei bekannter Geometrie bei verschiedenen Abständen zu den Sonden. Vergleichen Sie das Ergebnis mit den Signalen, die für das Eisenblech aus einer einfachen Dipolnäherung zu erwarten wären. Stimmen die Ergebnisse mit den erwarteten Signalstärken überein? c) Bestimmung der Koerzitivfeldstärke zweier magnetischer Bleche aus einer EMDiebstahlsicherung Überlegen Sie sich ein Messverfahren, mit dem die die Koerzitivfeldstärke einer magnetischen Probe bestimmen können. Überlegen Sie sich anhand der gewonnen Werte, welches Blech welche Aufgabe in der Diebstahlsicherung übernimmt (siehe auch Fragen zum Versuch) d) Qualitative Messung der Hysterseschleife der vorher vermessenen Elektrobleche Vermessen Sie von beiden magnetischen Blechen jeweils die Hystereseschleife. Überlegen Sie sich aus diesen Messungen einen späteren geeigneten Aussteuerbereich für die Diebstahlsicherung. e) Nachweis der Funktion der Diebstahlsicherung Überlegen Sie sich aus den bisher getätigten Messungen, ein Verfahren zum Aktivieren und Deaktivieren der Diebstahlsicherung innerhalb des Messaufbaus. Vermessen und vergleichen Sie die aktivierte und deaktivierte Diebstahlsicherung im vorher gewählte Arbeitsbereich. Betrachten Sie das Ergebnis zunächst mit Hilfe eines Oszilloskops und bestimmen Sie quantitativ die Oberwellenanteile mit Hilfe eines Lock-In Verstärkers 10 5.) Fragen zur Vorbereitung 1.) Wie kann der Einfluss des in der Luftspule erzeugten Feldes auf die Messung berücksichtigt werden? 2.) Warum wird die Nichtlinearität in der Aussteuerung der Erregerspulen benötigt, um das zeitlich konstante Streufeld der Probe zu detektieren? (Hinweis: Nähern Sie die B(H) Charakteristik der weichmagnetischen Kerne mit Hilfe einer geeigneten Potenzreihe an und errechnen Sie daraus die resultierende Induktionsspannung bei Anwesenheit einer Probe) 3.) Zeigen Sie, dass das von der Probe eingeprägte Streufeld Hprobe direkt aus Messung der zweiten Harmonischen des Anregungssignals gewonnen werden kann. (siehe hierzu [4]) 4.) Schätzen Sie die absolute Sättigungsmagnetisierung in Am² eines Eisenblechs mit einem Gewicht von 23 mg ab. 5.) Welches Signal kann man bei Einbringen dieser Probe in die Förster Sonde bei einem Abstand von x = 12.5 cm, 11.5 cm, … 6.5 cm; y = 4 cm bei einer Empfindlichkeit von 1 V / 100 nT erwarten? (siehe Abbildung 8) (Hinweis: Benutzen Sie für die Abschätzung des Streufeldes das Modell eines magnetischen Dipols) 6.) Erklären Sie die Funktion einer handelsüblichen, elektromagnetischen Warendiebstahlsicherung. Welche Funktion übernehmen hierbei jeweils das Hart- bzw. das weichmagnetische Material? 7.) Wie könnte das Aktivieren und Deaktivieren einer solchen Diebstahlsicherung mit dem Praktikumsaufbau simuliert und getestet werden? (Hinweis: Überlegen Sie sich dazu einen geeigneten Bereich für die Aussteuerung des weichmagnetischen Materials und betrachten Sie das Ergebnis auf dem Oszilloskop. Wie können die Oberwellen zum Deaktivieren der Diebstahlsicherung effektiv unterdrückt werden?) Probe y Aufnehmerspulen x Luftspule Abbildung 8: Skizze zum Messaufbau aus Aufnehmerspulen und Luftspule 11 6.) Empfohlene Literatur [1] Appelt, Frank: Aufbau eines Praktikumsversuchs zur magnetischen Untersuchung der Aushärtung einer Kupfer-Kobalt-Legierung, Staatsexamensarbeit, Universität Augsburg (1997) [2] Jiles, David: Introduction to Magnetism and Magnetic Materials, Chapman and Hall, London (1997) [3] O'Handley, Robert: Modern magnetic materials - principles and applications Wiley, New York (2000) [4] http://www.univie.ac.at/img-wien/lectures/magugeoel06/fluxgate.pdf 12