Reigen Revisited veröffentlicht von Lautstark Redaktion am 15. 05. 2014 - 15:00 Ein Spektakel der Sonderklasse. Arthur Schnitzlers Reigen war einer der größten Theaterskandale des 20. Jahrhunderts. Jetzt wird der Klassiker neu inszeniert. Am 21. Mai findet im Großen Wappensaal des Landhaus Klagenfurt das Theaterstück „Reigen revisited“ statt. Warum es gerade der Reigen von Arthur Schnitzler ist, den die Regisseurin Ute Liepold neu inszeniert, erzählt sie Christina Vanek vom Gender Zentrum der Uni Klagenfurt. Im Interview geht es um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Originals und der NeuInszenierung und vor allem welche Rolle Sexualität und Gender in beiden Versionen spielt: Warum haben Sie sich dazu entschieden den Reigen von Arthur Schnitzler neu zu inszenieren und wie unterscheidet sich die Neu-Adaption vom Original? Auf der Suche nach relevanten Stoffen, damit meine ich Stoffe, die von gesellschaftspolitischer Aufladung und Relevanz sind, bin ich auf Schnitzlers Reigen gestoßen. Dessen Uraufführung vor rund 100 Jahren in Berlin führte zu einem der größten Theaterskandale des Jahrhunderts. Einerseits weil Schnitzler Sexualität als Kraft, die über soziale Schranken hinweg wirkt, einführte, andererseits durch die Thematisierung von Sexualität generell. Ich wollte schlicht wissen, wie eine Bestandsaufnahme von „Sexualität heute“ aussehen könnte. Deshalb habe ich zehn Autor_innen mit Bezug zu Kärnten gebeten die zehn Dialoge aus denen der Reigen besteht neu zu schreiben. Diese zehn Autor_innen, haben ein vielschichtiges mögliches Spektrum unserer heutigen Welt entworfen. Der Schwerstbehinderte kommt als sexuelles Wesen ebenso vor wie die Hure oder zwei Schauspieler_innen, die einen Pornofilm synchronisieren und sich dabei näher kommen. Was ist Ihrer Meinung nach die Hauptaussage des Reigens? In beiden Versionen geht es eigentlich um Einsamkeit und Sprachlosigkeit, um eine Nebeneinander der Figuren, um unerfüllbare Sehnsüchte. Welche Rolle spielt Gender und andere Zuschreibungen beziehungsweise Kategorien (z.B. Klasse, Alter, Ethnizität) bei Schnitzler und in Ihrer Neuversion? Während Schnitzler dem Zeitgeist des fin de siecle entsprechend seinen Reigen entlang der heterosexuellen Paarkonstellation auf und ab dekliniert hat, soll nun diese Thematik im „Reigen revisited“ auf heutigen Fragestellungen der Diversität hin untersucht werden. Schnitzler hat als große männliche Erzählerfigur ein homogenes in sich geschlossenes Konstrukt entwickelt. Der neue Reigen ist sehr bewusst eine vielstimmige offene Szenenabfolge Was hat sich seit Schnitzers Uraufführung in Bezug auf Gender, Sexualität und Begehren verändert und wie wird das in Ihrem Stück deutlich? Das von Schnitzler offensichtlich thematisierte aktive Begehren war männlich. Heute wird Sexualität freier thematisiert, das weibliche Begehren hat zwar seinen Platz, dennoch finden sich auch in diesen neuen Texten alte Rollenbilder neben neuen Entwürfen.