D- Referat Arthur Schnitzler, Reigen Der Reigen Literaturepoche: Das Drama „Der Reigen“ von Arthur Schnitzler entstand in den Jahren 1896/97. Eigentlich gab es zu dieser Zeit in Europa keine einheitliche Stilrichtung, viel mehr existierten mehrere nebeneinander. Da Schnitzler jedoch als einer der wichtigsten Vertreter der Wiener Moderne gilt, werde ich diese kurz charakterisieren. Die Wiener Moderne bezeichnet den Zeitraum von etwa 1890 bis 1910. Dabei entfaltete sie sich bis zur Hochblüte. Es bildete sich auch eine Autorengruppe, das „Junge Wien“. Treffpunkt der Gruppe war das Café Griensteidl, daher kommt auch der Name Kaffeehausliteratur. Ein wesentlicher Bestandteil der Wiener Moderne war die Individualität der Dichter, die sich keiner Regel, keiner Tradition und keiner Schule unterwarfen. Ein Mann, der die Dichter von damals sehr beeinflusste, war Sigmund Freud. Freud war ein österreichischer Arzt und Psychologe und gilt als Begründer der Psychoanalyse. Autor: Arthur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862 in Wien als Sohn des berühmten Arztes Johann Schnitzler geboren. Nach dem Abschluss des Gymnasiums begann er in Wien Medizin zu studieren. Nach der Promotion (=Erlangung des Doktorgrades) im Jahr 1885 eröffnete er eine Arztpraxis und arbeitete parallel dazu bereits als Schriftsteller. Ab 1890 war Schnitzler gemeinsam mit seinen Freunden Hugo von Hofmannsthal und Richard Beer- Hofmann einer der Hauptvertreter des Jungen Wien, der literarischen Wiener Moderne. 1903 heiratete Schnitzler die 21-jährige Schauspielerin Olga Gussmann, mit der er bereits einen einjährigen Sohn hatte. 1921 wurde ihm anlässlich der Uraufführung des Reigens ein Prozess gemacht und im selben Jahr ließ er sich auch von seiner Frau wieder scheiden. In der Folgezeit isolierte sich Schnitzler wegen physischer und psychischer Probleme zunehmend. Schließlich starb er am 21.10.1931 im Alter von 69 Jahren an einer Gehirnblutung. Weitere Werke Schnitzlers sind unter anderem „Leutnant Gustl“, „Liebelei“ und die „Traumnovelle“. (Haupt)personen: Dieses Buch hat eigentlich keine Hauptpersonen, sondern 10 Personen, die jeweils in 2 Szenen vorkommen. Dirne – Soldat – Stubenmädchen – junger Herr – junge Frau – Ehemann – süßes Mädel – Dichter – Schauspielerin - Graf Inhalt: Im Fall des „Reigens“ kann von einer Handlung nur sehr begrenzt gesprochen werden. Die Personen handeln nicht als eigenständige Individuen, sondern sie werden immer wieder vom Willen getrieben, ihre sexuelle Lust zu befriedigen. Die nachfolgenden Dialoge selbst treiben keine Handlung voran, sie zeigen nur die Art und Weise, wie es zum Geschlechtsakt kommt. Stefan Futterknecht 5BHELI 7.12.2006 1/3 D- Referat Arthur Schnitzler, Reigen Dirne – Soldat Spät abends an der Augartenbrücke in Wien spricht die Dirne den Soldaten an, der gerade auf dem Weg in die Kaserne ist. Obwohl der Soldat zuerst ablehnt, lässt er sich doch von ihr zum Sex überreden, da sie sich ihm umsonst anbietet. Weil es ihm bis zu ihrem Zimmer zu weit ist, kommt es in einer dunklen Ecke am Donauufer zum Liebesakt. Danach verlangt sie zwar Geld, doch der Soldat geht einfach ohne zu zahlen zurück in die Kaserne. Soldat – Stubenmädchen An einem Sonntagabend geht der Soldat mit dem Stubenmädchen von einer Tanzveranstaltung nach Hause, und obwohl er sehr frech zu ihr ist, bringt er sie dazu, mit ihm zu schlafen. Nach dem Liebesakt gehen die beiden, obwohl das Stubenmädchen nach Hause muss, wieder zurück zum Tanzen und der Soldat sucht sich sein nächstes „Opfer“. Stubenmädchen- junger Herr Das Stubenmädchen und der junge Herr sind allein im Haus. Er liegt gemütlich in seinem Zimmer und bittet das Stubenmädchen unter diversen Vorwänden mehrmals zu sich. Dabei zieht er sie zu sich hinunter und fängt an sie auszuziehen. Es kommt wieder zum Sex und im Anschluss daran verschwindet der junge Herr ins Kaffeehaus. junger Herr – junge Frau Der junge Herr wartet auf die junge Frau, die eigentlich mit einem anderen verheiratet ist. Als sie kommt, beginnt er ihr Komplimente zu machen und behauptet, sie zu lieben. Die junge Frau wehrt sich zwar anfänglich hartnäckig gegen seine Annäherungsversuche, kann ihm jedoch schlussendlich nicht widerstehen. Nachdem er ihren Widerstand gebrochen hat, bringt er sie ins Schlafzimmer, wo die beiden ihren Trieben freien Lauf lassen. Bevor die junge Frau sich von ihm wieder verabschiedet, machen sie sich bereits wieder einen Termin für das nächste Treffen aus. junge Frau – Ehemann Die junge Frau liegt mit ihrem Ehemann im Bett und die beiden unterhalten sich über verflossene Beziehungen. Dabei warnt er sie, sich mit Frauen einzulassen, die ihre Ehemänner betrügen, da das nicht gut für sie sei. Nach einem längeren Gespräch über die Untreue beginnt er ihr zu schmeicheln. Diese Zärtlichkeiten enden schlussendlich mit dem Liebesakt. Ehemann - süßes Mädel Das süße Mädel geht mit dem Ehemann ins Chambre séparée (kleiner Nebenraum in Restaurants für intime Zusammenkünfte) und er fragt sie, wie viele Liebhaber sie schon gehabt habe. Sie antwortet ihm, dass sie erst einen Liebhaber gehabt habe und der sähe ihm (dem Ehemann) sehr ähnlich. Sie unterhalten sich ein wenig über ihren ehemaligen Liebhaber und landen nach einer Weile im Bett. Stefan Futterknecht 5BHELI 7.12.2006 2/3 D- Referat Arthur Schnitzler, Reigen süßes Mädel – Dichter Nachdem die beiden den ganzen Tag miteinander verbracht haben, begleitet das süße Mädel den Dichter noch in sein Zimmer. Der überredet sie noch zu bleiben. Er beginnt ihr Komplimente zu machen, die sie auf Grund der Dichtersprache die er verwendet nicht versteht. Es gelingt ihm aber trotzdem, sie zum Sex zu überreden. Sie verabschiedet sich dann noch von ihm und geht nach Hause. Dichter – Schauspielerin Der Dichter und die Schauspielerin betreten ein Zimmer in einem Gasthof am Land. Die Schauspielerin kommandiert dabei den Dichter wie einen Diener herum und sie beschimpft ihn. Er muss sogar das Zimmer verlassen, während sie sich auszieht und ins Bett legt. Anschließend ruft sie ihn wieder zu sich und schläft mit ihm. Schauspielerin - Graf Die Schauspielerin ist ihn ihrem Schlafzimmer und der Graf betritt den Raum. Er bewundert sie und ihre Leistungen auf der Bühne. Sie fordert ihn auf, sich etwas von ihr zu wünschen. Er möchte aber jetzt noch nicht mit ihr schlafen. Er ändert jedoch kurzfristig sein „Programm“ und es kommt zum Liebesakt. Graf – Dirne Der Graf wacht am Morgen bei der Dirne auf und kann sich an nichts mehr erinnern. Er legt der Dirne, die noch schläft, das Geld auf das Nachtkästchen und will gehen. Bevor er noch bei der Tür ist, wacht sie auf. Sie ruft ihn zu sich und klärt ihn über die Geschehnisse der letzten Nacht auf. Interpretation Schnitzler versucht mit diesem Werk ein Thema zu behandeln, das in Wien um die Jahrhundertwende eines der bestimmenden war – die Sexualität. Er wollte ein Werk schaffen, mit dem er die Öffentlichkeit provoziert. Im Moment des sexuellen Aktes sind alle Klassen- und Schichtunterschiede der Gesellschaft aufgehoben. Das heißt, dass die Sexualität das Einzige ist, was alle Gesellschaftsschichten verbindet. Stefan Futterknecht 5BHELI 7.12.2006 3/3