5. November 2015 T2 - Quantenmechanik I WS 15/16 - Prof. Scrinzi Übungsblatt 4 4.1: (T) Der Hamiltonoperator ist Hermitesch Motivation: Aus der Erhaltung der Wahrscheinlichkeit folgen bereits die allgemeine Form der Schrödingergleichung und die Hermitizität des Hamiltonoperators. Hier soll Letzteres gezeigt werden. (a) Nimm H = L2 (R) an und zeige, dass für die Ableitung von Skalarprodukten die übliche Produktregel gilt, also für Ψa , Φa ∈ H: ∂a hΦa |Ψa i = h∂a Φa |Ψa i + hΦa |∂a Ψa i (1) wobei a ein beliebiger Parameter sei (zB die Zeit t). (In Ortsdarstellung sieht Ψa also so aus: Ψa (x).) Hier müssen Integral und Ableitung vertauscht werden, worauf muss man dabei achten? (b) Zeige, dass dies für beliebige Hilberträume gilt. Welche Bedingung sollte man an ∂a |Ψa i und/oder ∂a |Φa i stellen (hinreichende Bedingung)? (c) Benutze die Schrödingergleichung, die Produktregel und die Definition des hermitesch b † , um zu zeigen, dass aus der Normerhaltung die Hermitizität konjugierten Operators H b =H b † ) folgt. (H 4.2: (T) Heisenbergsche Unschärferelation Die allgemeine Unschärferelation schreibt man als 1 Dh b b iE b b ∆A∆B ≥ A, B , 2 q b = b2 i − hQi b 2 die Varianz bezeichnet. Führe den Beweis nach der folgenden wobei ∆Q hQ einfachen Anleitung aus. b ein beliebiger (auch nicht-hermitischer) Operator. Zeige, dass (a) Sei C b† Ci b ψ ≥ 0 ∀Ψ ∈ H. hC b und B b zwei hermitesche Operatoren. Nimm zunächst an hAi b = hBi b = 0. Schreibe (b) Seien A i b := λA b+ B b und verwende das Obige um eine Ungleichung zu erhalten. Passe λ so an, C λ bB b folgt. dass die Unschärferelation für diese speziellen A, b hBi b = (c) Verallgemeinere für hAi, 6 0. 1 b = Pb und B b = X? b (d) Was ergibt sich für Orts- und Impulsoperator, A 4.3: (Z) Wellenfunktionen in Ortsdarstellung sind differenzierbar Motivation: Unstetigkeiten in der Ortswellenfunktion implizieren das Auftreten unendlich großer Impulse und sind somit unphysikalisch. Das sieht man auch daran, dass nach Anwendung des Impulsoperators das Ergebnis nicht mehr normierbar ist, also kein Element mehr von L2 ist. Nur differenzierbare Funktionen gehören zum ”Definitionsbereich” des Impulsoperators. Es sei die Wellenfunktion eines Teilchens gegeben durch ψ(x) = αχ[a,b] (x) mit a < b. (a) Berechne die Wahrscheinlichkeitsdichte für den Impuls. (b) Berechne den Erwartungswert des Impulses in Orts- und Impulsdarstellung. (c) Berechne den Erwartungswert der kinetischen Energie in Impulsdarstellung. Was passiert in der Ortsdarstellung? 4.4: (Z) Eigenfunktionen - kontinuierliches Spektrum - Bra-Ket Notation Motivation: Wir unterscheiden zwischen Eigenvektoren und Eigenfunktionen eines Operators. Die Eigenvektoren sind Elemente des Hilbertraums (repräsentieren also sinnvolle Zustände des Systems) während es Eigenfunktionen im allgemeinen nicht sind (jeder Eigenvektor ist auch Eigenfunktion, aber nicht umgekehrt). In der Bra-Ket Notation wird diese Unterscheidung unterschlagen, was sie einerseits sehr kompakt und hübsch macht, andererseits Verwirrung stiften kann. Wenn man sich der Unterscheidung bewusst bleibt, ist die Bra-Ket Notation ein sehr mächtiges Werkzeug. b : H → H dessen Spektrum σ(A) b sowohl aus diskretem SpekBetrachte einen Operator A b (auch Punktsprektrum oder diskrete Eigenwerte genannt) als auch kontinuierlichem trum σp (A) b besteht, also Spektrum σc (A) b = σp (A) b ∪ σc (A) b = {a0 , a1 , . . . aN } ∪ [a0(c) , a(c) σ(A) 1 ]. (2) Die Eigenvektoren zum diskreten Spektrum existieren immer (als Elemente des Hilbertraums): b i = Φi ai . Nimm an, dass auch Eigenfunktionen für das kontinuierliche Spektrum Φi ∈ H : AΦ b a = φa a mit a ∈ σc (A). b (Siehe Vorlesungsmaterialien: defniert werden können: φa ∈ / H : Aφ StrukturQM.pdf) b (a) Zeige, dass für Eigenfunktionen des kontinuierlichen Spektrums φa , φa0 mit a, a0 ∈ σc (A) gelten muss Z hφa |φa0 i = dx φ∗a (x)φa0 (x) = δ(a − a0 ). (3) b −1 U b b = 1. b bU b −1 = U Hinweis: Verwende U b b A A A A (b) Unter welcher Bedingung gilt auch die “Umkehrung”? Z da φa (x)∗ φa (x0 ) = δ(x − x0 ) (Lege fest, über welchen Bereich der a integriert wird.) 2 (4) (c) Wie würde man beides in Bra-Ket Notation schreiben? Also mittels der |ai i ≡ Φi , b (für das kontinui ∈ {1, . . . , N } (für das diskrete Spektrum) und der |ai ≡ φa , a ∈ σc (A) ierliche Spektrum)? b = Pb. (d) Verifiziere obige Punkte explizit für den Impulsoperator A 4.5: (T) Freies Teilchen Die Ortswellenfunktion eines Teilchens (in einer Dimension) der Masse m sei gegeben durch ψ0 (x) = N exp − a(x − x0 )2 + ikx (5) mit k ∈ R, a > 0 und N ∈ C. (a) Normiere die Wellenfunktion und argumentiere weshalb N ∈ R gewählt werden kann. (b) Was sind die Erwartungswerte und wahrscheinlichsten Werte für Ort und Impuls bei einer Messung? p̂2 t mit t ∈ R (c) Für den Zeitentwicklungsoperator eines freien Teilchens Ût := exp − i 2m~ berechne ψt := Ût ψ0 . (Funktionen von Operatoren sind über die Spektraldarstellung definiert, siehe Aufgabe 2.4.) (d) Berechne die Wahrscheinlichkeitsdichte für den Ort als Funktion von t und skizziere diese für ausgewählte t. Interpretiere das Ergebnis. (e) Verifiziere, dass ψt die Schrödingergleichung eines freien Teilchens i~ p̂2 d ψt = ψt dt 2m (6) mit der Anfangsbedingung ψt=0 = ψ0 erfüllt. 4.6: (T) Translationsoperator Motivation: Den Impuls als Erzeuger von Verschiebungen in der klassischen Mechanik haben wir bereits betrachtet. Hier nun der quantenmechanische Operator welcher endliche Verschiebungen generiert. ip̂a Der Translationsoperator ist gegeben durch T̂a := exp − ~ mit a ∈ R. (a) Berechne [x̂, T̂a ]. (b) Zeige, dass für eine beliebige Eigenfunktion |xi des Ortsoperators auch T̂a |xi wieder eine Eigenfunktion ist. (c) Zeige, dass T̂a Funktionen verschiebt, also T̂a ψ (x) = ψ(x − a). 3