Konfliktarten

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SE-Didaktik des Psychologieunterrichts
Mag. Dr. Tamara Katschnig
Daniel Pirker
Matr.Nr.: 0408297
Stud.Kennz.:190-299-423
Konfliktarten
Klasse: 7. Klasse
Lehrplanbezug: Motive menschlichen Handelns erörtern
•
Konfliktbewältigung, Umgang mit Frustration
•
Entstehung und Formen von Aggression und Gewalt
Stundentyp: Neudurchnahme
Inhaltliche Vorbereitung: In dieser Unterrichtseinheit soll eine systematische Einführung von Konfliktarten nach K.
Lewin und F. Glasl durchgeführt werden. Hierzu werden die SchülerInnen in Kleingruppen eingeteilt, Kärtchen mit
beispielhaften Konfliktursachen und Beispielkonflikten ausgeteilt, welche den vorgegebenen Konflikten zugeordnet
werden sollen. Weiters soll in der Gruppe jeweils ein eigenes Beispiel für die behandelten Konflikte erarbeitet werden.
Lehr-/Lernziele:
•
Die SchülerInnen sollen unterschiedliche Konfliktarten nennen können.
•
Die SchülerInnen sollen in der Lage sein, Konflikte systematisch nach Streitgegenstand, Erscheinungsform,
Eigenschaften der Konfliktparteien einteilen zu können
•
Die SchülerInnen sollen die behandelten Konflikte charakterisieren und miteinander vergleichen können.
Stundenbild:
Feininhalt
Methode
•
•
Organisatorisches
Einleitung der Stunde
•
•
Gruppeneinteilung
Verteilen des Arbeitsauftrags sowie der
einzeln (ausgeschnittenen) Karten mit den
möglichen Konfliktursachen /
Beispielkonflikten
Aufgabenerklärung:
•
Medien
Zeit
5´
Lehrer-Schüler-Gespräch
20´
Gruppenarbeit
Karten und
Arbeitsblatt
In der Gruppe sollen die SchülerInnen ihre
erhaltenen Karten den jeweiligen Konfliktarten
zuordnen, sowie ihre Entscheidung begründen.
Zusätzlich soll ein eigenes, dazugehöriges Beispiel
für die behandelten Konflikte erarbeitet werden.
•
Besprechung der Ergebnisse
•
Einteilung der Konflikte nach den
Konfliktparteien, Streitgegenstand,
Erscheinungsform;
•
Einführung und Erklärung der Begriffe:
heiße/ kalte/ latente/ manifeste Konflikte
Zusammenfassung
Lehrer-Schüler-Gespräch
5´
15´
Lehrervortrag
Tafel
Fragend-EntwickelnderUnterricht
Lehrervortrag
5´
Unterrichtsmaterial
(dient als Vorlage zum Ausschneiden der für die Gruppenarbeit benötigten Karten)
Konfliktkarten
Innerer Konflikt
Ursachen
Beispiele
Eine Person muss sich zwischen
mindestens zwei Zielen entscheiden, die
ihm gleichermaßen erstrebenswert
erscheinen, sich jedoch nicht gleichzeitig
realisieren lassen.
Man muss sich zwischen zwei zeitgleich
stattfindenden Konzerten entscheiden.
Zwei Wahlmöglichkeiten
wirken auf eine Person gleichermaßen
abstoßend.
Man steht vor der Wahlmöglichkeit,
entweder den Rasen zu mähen oder das
Zimmer aufzuräumen.
Ein Objekt wirkt auf eine Person sowohl
anziehend als auch abstoßend.
Man will ins Kino gehen, möchte aber kein
Geld ausgeben.
Sozialer Konflikt
Zwischenmenschliche Konflikte, in die
zwei Personen oder kleine Gruppen,(z. B.
eine Familie oder Freundesclique),
verwickelt sind.
Man kann nicht einschlafen, weil die
Nachbarin laute Musik spielt.
Interessenkonflikt
Mindestens zwei Parteien haben Interesse
an einer Sache, die allerdings nur für eine
Person zu erreichen ist (Konkurrenz).
Man kann nicht einschlafen, weil die
Nachbarin laute Musik spielen.
Wertekonflikt
Wenn Menschen grundsätzlich andere
Wertvorstellungen, ein anderes Weltbild
usw. haben (Religion, Ideologie, Ethik);
Homosexuelle sollen nicht heiraten dürfen;
Frauen gehören hinter den Herd;
Rollenkonflikt
Im Berufs- und Alltagsleben werden einer
Person Aufgaben, Zuständigkeiten,
Erwartungen, Rechte und Pflichten
auferlegt.
Die Heimleitung erwartet von der
Pflegekraft eine rationelle, zeitsparende und
kostengünstige Pflege. Die BewohnerInnen
erwarten von der Pflegekraft hingegen Zeit
für Pflege und Gespräche.
Beziehungskonflikt
Der Konflikt resultiert aus
Unglücklich verliebt sein, vom Partner
unterschiedlichen Gefühlen zwischen
verlassen werden, von der Mutter
Menschen, aus Missverständnissen in der verhätschelt werden, ...
zwischenmenschlichen Kommunikation, in
Beziehungen (Vorurteile).
Arbeitsauftrag:
Konfliktarten
1.) Ordnet die einzelnen Konfliktursachen und Beispiele den jeweiligen Konflikten zu.
2.) Überlegt euch zu jedem Konflikt ein eigens Beispiel.
Konfliktkarten
Innerer Konflikt
Sozialer Konflikt
Interessenkonflikt
Wertekonflikt
Rollenkonflikt
Beziehungskonflikt
Ursachen
Beispiele
SchülerInnenhandout (wird nach der Gruppenarbeit ausgeteilt; dient zur Sicherung der Ergebnisse
bzw. als weitere Arbeitsgrundlage)
Konfliktarten
Konfliktkarten
Ursachen
Beispiele
Annäherungs-Annäherungs-Konflikt
Innerer Konflikt
Kurt Lewin unterscheidet
drei mögliche Formen.
Eine Person muss sich zwischen
mindestens zwei Zielen entscheiden, die
ihm gleichermaßen erstrebenswert
erscheinen, sich jedoch nicht gleichzeitig
realisieren lassen.
Man muss sich zwischen zwei zeitgleich
stattfindenden Konzerten entscheiden.
Meidungs-Meidungs-Konflikt
Zwei Wahlmöglichkeiten
wirken auf eine Person gleichermaßen
abstoßend.
Man steht vor der Wahlmöglichkeit,
entweder den Rasen zu mähen, oder das
Zimmer aufzuräumen.
Annäherungs-Meidungs-Konflikt
Ein Objekt wirkt auf eine Person sowohl
anziehend als auch abstoßend.
Man will ins Kino gehen, möchte aber kein
Geld ausgeben.
Sozialer Konflikt
Zwischenmenschliche Konflikte, in die
zwei Personen oder kleine Gruppen (z. B.
eine Familie oder Freundesclique),
verwickelt sind.
Man kann nicht einschlafen, weil die
Nachbarin laute Musik spielt.
Interessenkonflikt
Mindestens zwei Parteien haben Interesse
an einer Sache, die allerdings nur für eine
Person zu erreichen ist (Konkurrenz).
Man kann nicht einschlafen, weil die
Nachbarin laute Musik spielen.
Wertekonflikt
Wenn Menschen grundsätzlich andere
Wertvorstellungen, ein anderes Weltbild
usw. haben (Religion, Ideologie, Ethik);
Homosexuelle sollen nicht heiraten dürfen;
Frauen gehören hinter den Herd;
Rollenkonflikt
Im Berufs- und Alltagsleben werden einer
Person Aufgaben, Zuständigkeiten,
Erwartungen, Rechte und Pflichten
auferlegt.
Die Heimleitung erwartet von der
Pflegekraft eine rationelle, zeitsparende und
kostengünstige Pflege. Die BewohnerInnen
erwarten von der Pflegekraft hingegen Zeit
für Pflege und Gespräche.
Beziehungskonflikt
Der Konflikt resultiert aus
Unglücklich verliebt sein, vom Partner
unterschiedlichen Gefühlen zwischen
verlassen werden, von der Mutter
Menschen, aus Missverständnissen in der verhätschelt werden, ...
zwischenmenschlichen Kommunikation, in
Beziehungen (Vorurteile).
Theoretischer Input:
1. Definition „Konflikt“
„Das Wort ‚Konflikt’ kommt von dem lateinischen Substantiv conflictus, und bedeutet ganz
allgemein so viel wie das Aneinanderschlagen, der Zusammenstoß im weiteren Sinne, Kampf,
Streit.“1 Da sich jedoch verschiedene wissenschaftliche Disziplinen (Politikwissenschaften,
Soziologie, Psychologie, ...) jeweils mit unterschiedlichen Aspekten von Konflikten beschäftigen,
gibt es keine einheitliche Definition des Konfliktbegriffs.2
Umgangssprachlich wird das Wort Konflikt meist mit der Bedeutung
• Zwiespalt, (innerer) Widerstreit
• Zerwürfnis, Streit, Auseinandersetzung3
verwendet.
2. Einteilung von Konflikten
Für die Einteilung von Konflikten lassen sich in der Fachliteratur, bedingt durch die sich auf
unterschiedliche Weise damit beschäftigenden wissenschaftlichen Disziplinen, unterschiedliche
Klassifikationssysteme finden.
Im folgenden Text wird die Einteilung nach F. Glasl verwendet, welcher Konflikte nach den
Eigenschaften der Konfliktparteien, Streitgegenstand, sowie nach der Erscheinungsform
unterscheidet4:
2.1 Unterscheidung nach den Konfliktparteien
2.1.1 Intrapersonale Konflikte (innerer Konflikt)
Bei dieser Art von Konflikt ist nur eine Person betroffen, wodurch sich dieser Konflikt innerhalb
des Individuums abspielt.
Eine weitere Einteilung von inneren Konflikten wurde vom deutsch-amerikanischen Psychologen
Kurt Lewin (1890-1947) vorgenommen. Er ging in seiner Feldtheorie von der Grundannahme aus,
dass wir uns von manchen Dingen in der Umwelt hingezogen bzw. abgestoßen fühlen, wodurch das
Verhalten (Handeln) eine Funktion von Person und Umwelt ist. Aufgrund dieser Annahme
unterscheidet Lewin drei mögliche intrapersonale Konflikttypen:
Appetenz-Appetenz-Konflikt (Annäherungs-Annäherungs-Konflikt)
Dieser Konflikt ergibt sich, wenn zwei Objekte in der Umwelt, ausgehend von einem
intrapersonalen Spannungszustand, eine positive Valenz (Valenz repräsentiert die Anziehung bzw.
Abstoßung eines Objekts) annehmen. Die betroffene Person muss sich hierbei zwischen mindestens
zwei Zielen entscheiden, die ihm gleichermaßen erstrebenswert (wertvoll) erscheinen, sich jedoch
nicht gleichzeitig realisieren lassen.
• Bsp.: Sich zwischen zwei zeitgleich stattfindenden Konzerten entscheiden zu müssen;
Diese Art von Konflikten ist relativ leicht lösbar, da alle Alternativen positiv sind. Nähert man sich
hier einem Objekt an, so wird dessen positive Valenz größer, wodurch es zur Lösung des Konflikts
kommt.
Aversions-Aversions-Konflikt (Meidungs-Meidungs-Konflikt)
In diesem Konflikt nehmen zwei Objekte eine negative Valenz an und wirken auf die betroffene
Person daher gleichermaßen abstoßend.
• Bsp.: Man steht vor der Wahlmöglichkeit, entweder den Rasen zu mähen, oder das Zimmer
aufzuräumen.
1
2
3
4
http://www.integrierte-mediation.net/1531-definition.html
Vgl.: www.tu-dresden.de/phfis/fuecker/konflikte/texte/clauss.doc
Vgl.: Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache: http://www.dwds.de/?kompakt=1&sh=1&qu=Konflikt
Vgl.: Glasl, Friedrich; Konfliktmanagement-Ein Handbuch für Führungskräfte, Beraterinnen und Berater; 8.,
aktualisierte und ergänzte Auflage; Haupt Verlag Bern, Stuttgard,Wien; 2004; S 53f
Diese Art von Konflikt wird als eher stabil beschrieben. Bewegt man sich hier auf ein Objekt zu, so
wird dessen negative Valenz noch größer, wodurch die betroffene Person zwischen den beiden
Alternativen hin-und her schwanken kann.
Appetenz-Aversions-Konflikt (Annäherungs-Meidungs-Konflikt)
Diese Art von Konflikt unterscheidet sich im Hinblick zu den anderen Konflikten dadurch, dass es
sich hier um nur ein Objekt handelt, welches sowohl eine negative als auch positive Valenz
aufweist.
• Bsp.: Man will ins Kino gehen, möchte aber kein Geld ausgeben.
Auch diese Art von Konflikt wird als relativ stabil beschrieben. Lewin erwartet in dessen Verlauf,
dass sich die betroffene Person zunächst auf das Ziel hinbewegt, dieses dann aber wegen der
unterschiedlich starken Zunahme der Annährungs-Vermeidungsstendenzen jedoch meidet.
Zur Lösung des Konfliktes können hier eine ganze Reihe von Faktoren, z. B. ein Ziel gewinnt an
Attraktivität, beitragen.5
2.1.2 Soziale Konflikte
Ein „Sozialer Konflikt ist eine Interaktion zwischen Aktoren (Individuen, Gruppen, Organisationen
usw.), wobei wenigstens ein Aktor eine Differenz bzw. Unvereinbarkeiten im Wahrnehmen und im
Denken bzw. Vorstellen und im Fühlen und Wollen mit dem anderen Aktor (den anderen Aktoren)
in der Art erlebt, dass beim Verwirklichen dessen, was der Aktor denkt, fühlt oder will, eine
Beeinträchtigung durch einen anderen Aktor (die anderen Aktoren) erfolge.“6
2.2 Unterscheidung nach dem Streitgegenstand
Der Streitgegenstand ist für Glasl einer der Hauptaspekte zur Konflikteinteilung. Mögliche
Streitgegenstände wären z. B. unterschiedliche Interessen, Bedürfnisse, Werte, Glaube usw.;
2.3 Unterscheidung nach den Erscheinungsformen
Die Einteilung anhand der Erscheinungsform von Konflikten berücksichtigt, dass sich Konflikte
auch bei identem Konfliktgegenstand (Streitgegenstand) unterschiedlich äußern können.
Latente Konflikte und manifeste Konflikte
Ein latenter Konflikt zeichnet sich dadurch aus, dass der Konflikt zwar schon vorhanden ist und
auch wahrgenommen werden kann, jedoch noch nicht offen ausgetragen wurde (schlummern im
Verborgenen). Im Vergleich dazu, handelt es sich beim manifesten Konflikt um einen offenen
Konflikt, welcher sich schon in einem Konfliktverhalten äußert.7
Heiße und kalte Konflikte
Abhängig von der emotionalen Beteiligung können Konflikte in heiße bzw. kalte Konflikte
unterteilt werden:
In einem heißen Konflikt sind die Parteien gefühlsmäßig stark engagiert, sind von ihrem Standpunkt
überzeugt und versuchen, die Gegenpartei umzustimmen.
Im Gegensatz dazu, haben die Parteien in einem kalten Konflikt resigniert, verkehren so wenig wie
möglich miteinander und die direkten Begegnungen finden nicht mehr statt.8
5 Vgl. http://www.psicopolis.com/kurt/kltedesco.html
6 Glasl, Friedrich; Konfliktmanagement-Ein Handbuch für Führungskräfte, Beraterinnen und Berater; 8., aktualisierte
und ergänzte Auflage; Haupt Verlag Bern, Stuttgard,Wien; 2004; S 17
7 Vgl.:Jehle, Nadja; Konflikte innerhalb von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften-Eine empirische Untersuchung
branchenspezifischer Einflussfaktoren;1 Auflage; Deutscher Universitätsverlag, Innsbruck; 2007; S 115
8 Vgl.: Glasl, Friedrich; Konfliktmanagement-Ein Handbuch für Führungskräfte, Beraterinnen und Berater; 8.,
aktualisierte und ergänzte Auflage; Haupt Verlag Bern, Stuttgard,Wien; 2004; S 77fff
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