Das Pfingstwunder - Der Geist des Glaubens, der Hoffnung und der

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Pfr. Heinz Janssen (evangelisch)
über: Römer 8, 1-11
Heidelberg, am 19.05.2002
Pfingsten
Das Pfingstwunder
Der Geist des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe
Vorbemerkung:
Ich wähle als Übersetzung des schwierigen theologisch-dogmatisch kompakten Paulustextes die
Übertragung von Jörg Zink. Der Gemeinde gebe ich den Bibeltext in die Hand. Vorlesen werde
ich nur Vers 2. In meiner Predigt konzentriere ich mich auf die Rede des Apostels Paulus vom
"Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus", das er in den scharfen Gegensatz
zu dem "Gesetz der Sünde und des Todes" stellt. Dabei gehe ich von der Verheißung des
auferstandenen Christus aus - Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch
kommen wird und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judas und Samarien und
bis an das Ende der Erde (Apostelgeschichte 1, 8) - und versuche, in Aufnahme der
Pfingstgeschichte aus Apostelgeschichte 2 "anschaulich" von der ganz und gar unanschaulichen
und unverfügbaren dynamis bzw. ruach Gottes zu predigen.
Liebe Gemeinde!
Das heutige Pfingstfest soll uns wieder an die Anfänge unserer Kirche erinnern und damit
zugleich an ihre eigentlichen, ursprünglichen Inhalte. "Ich glaube an den Heiligen Geist, die
heilige christliche Kirche", so beginnt der dritte Artikel unseres Glaubensbekenntnisses. Pfingsten
- das ist der Geburtstag dieser Kirche.
I. Als der auferstandene Christus ein letztes Mal mit seinen Jüngern zusammen war, versprach er
ihnen: Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird und
werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien bis an das Ende der
Erde. Damit war der Beginn der christlichen Kirche eingeläutet. Der Kraft des Heiligen Geistes
entspricht in unserem Predigttext der lebendig und freimachende Geist. Der Apostel Paulus stellt
dieses "Gesetz des Geistes" dem "Gesetz der Sünde und des Todes" gegenüber. Es ist das
Wirken des Heiligen Geistes, dass das Evangelium, die gute Botschaft von Jesus Christus, bis
heute verkündigt wird. Es ist ebenso das Wirken des Heiligen Geistes, dass diese Botschaft
immer noch gehört wird, Menschen anspricht, sie in eine gute Richtung aufbrechen lässt, ihnen
Lebenshilfe und Wegweisung gibt.
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Von diesem Pfingstwunder wollte der Evangelist Lukas erzählen. Wir hören von ihm in der
Apostelgeschichte, wie aus einer angstvoll resignierten Jüngerschar eine Gemeinde
hoffnungsfroher und tatkräftiger Menschen wuchs. Türen gingen auf, Menschen sahen wieder
Licht am Horizont, spürten den frischen Luftzug, konnten wieder frei atmen, sich öffnen für Gott
und die Welt. Aber wie sollte Lukas dieses Pfingstwunder darstellen? Was damals zu Jerusalem
geschah, ließ sich kaum in Worte fassen.
Windesbrausen und Feuer galten seit altersher als Begleiterscheinungen Gottes, der seinem
bedrängten Volk zur Hilfe kommt. Sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist, weiß Lukas zu
sagen, und fingen an zu predigen in anderen Sprachen. Plötzlich war da eine Menge Leute aus
aller Herren Länder. Sie staunten. Denn alle hörten die Galiläer in ihrer eigenen Muttersprache
reden. Muttersprache bedeutet verstehen, wissen, was gemeint ist. Ein Bild des Verstehens des
Pfingstwunders gab mir meine Schülerin aus der 4. Klasse, sie malte eine Tänzerin mit leuchtend
roter Farbe, voller Lebendigkeit und Lebensfreude. Trotzdem bedeutet verstehen noch nicht
entsprechend gleich zu handeln.
II. Die Reaktionen auf jenes wunderbare Pfingstgeschehen waren zwiespältig: die einen waren im
guten Sinn aufgewühlt, die anderen "hatten ihren Spott und sagten: Sie sind voll von süßem
Wein" (Apostelgeschichte 2, 12f.) - das könnte auch heute gesprochen sein.
Der Apostel Petrus fasste daraufhin damals in seiner berühmten Pfingstpredigt die Magnalia Dei,
die Großen Taten Gottes zusammen: Diese sind nicht betrunken, wie ihr meint..., sondern das
ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist: Und es soll geschehen in den letzten
Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch... Jesus von
Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die Gott
durch ihn in eurer Mitte getan hat, ihn hat Gott auferweckt und hat aufgelöst die Schmerzen des
Todes... Da er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist und empfangen hat den verheißenen
Heiligen Geist vom Vater, hat er diesen ausgegossen, wie ihr hier seht und hört...
So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt,
zum Herrn und Christus gemacht hat (aus der Pfingstpredigt des Petras Apostelgeschichte 2, 14 36). Diese wunderbaren Taten Gottes mündeten in die eine Gottestat, die Mitte und Ziel aller
Taten Gottes sein sollte: Gott wendet sich uns in dem gekreuzigten und auferstandenen, zum
Leben auferweckten Jesus mit unbegreiflicher Liebe zu. So können auch wir einander zuwenden,
unsere Beziehungen klären. Die Chance einer Beziehung - ob sie momentan gut oder weniger
gut ist - liegt darin, dass wir sie gestalten.
III. Die Ausgießung des Heiligen Geistes, die wir an Pfingsten feiern, dieses kostbare Geschenk
der Liebe Gottes, bedeutete von Anfang an zugleich auch Aussendung der Zeugen in der Kraft
dieses Geistes. Gott sendet die Zeugen seiner Wahrheit hinaus in die Völker und sucht die
Menschen an ihrem eigenen Ort auf. Gott hat auch einen Auftrag für Dich und mich. Nimmst Du
ihn an? Beachtest Du ihn? Versäumst Du ihn? - Schwierige Lebenssituationen können uns für
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unseren Auftrag manchmal blind machen. In solche persönliche, auch kirchliche und
gesellschaftliche Situationen hinein spricht Jesus: Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich
nicht. In diesem Sinn gilt: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und
der Liebe und der Besonnenheit (2. Timotheus 1, 7).
Der erste Wirkungsort des Heiligen Geistes ist unser Herz. Aus seinem Wirken erwachsen
Früchte, und diese Früchte des Geistes sind - so hören wir es in der Bibel wie in einem
vielstimmigen Chor - Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube... (Galater
5, 22). Vielleicht hätte der Evangelist Lukas, gefragt, warum er vom Pfingstwunder geschrieben
habe, gesagt: Ich wollte nicht nur zeigen, wie es zum Glauben und zur Gemeinde gekommen
war. Mein Wunsch war, dass Pfingsten kein Datum der Vergangenheit bleibt, sondern heute auf
Eure Kirche und Gemeinden belebend wirkt und Euch in der Kraft des Heiligen Geistes ermutigt
zu Wegen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.
Amen.
© Heinz Janssen 2002
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