Frühgeburt - Prosper

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Frühgeburt
Vielfältige Ursachen führen zur vorzeitigen Geburt
Dr. Karin Stahl erklärt die Risiken für eine Frühgeburt
Von einer Frühgeburt spricht man bei vorzeitiger Entbindung in der 24. bis 37.
Schwangerschaftswoche. Das Geburtsgewicht liegt dabei zwischen 500 und 2500
Gramm. Die Frühgeburtenhäufigkeit liegt
bei fünf bis acht Prozent aller Geburten.
Zeichen einer drohenden Frühgeburt sind
das vorzeitige Einsetzen der Wehentätigkeit.
Frauen berichten in diesem Zusammenhang
häufig über ein Ziehen im Kreuz. Meist
kommt es zusätzlich zum vorzeitigen Blasensprung, was mit einem erhöhten Risiko
aufsteigender Entzündungen verbunden ist.
Bei der Untersuchung zeigt sich eine Eröffnung des Muttermundes oder auch eine
Verkürzung des Gebärmutterhalses.
Von Dr. Karin Stahl
Die Ursachen für eine Frühgeburt sind vielfältig und im Einzelfall nicht immer aufzuklären.
Erkrankungen der Mutter und oder des Kindes
können genauso wie Veränderungen der Gebärmutter oder des Mutterkuchens oder ungünstige äußere Einflüsse eine Frühgeburt
herbeiführen. Es gilt mögliche Gefährdungen
so früh wie möglich im Schwangerschaftsverlauf zu erkennen, um eine drohende Frühgeburt zu verhindern, dies ist insbesondere Aufgabe der Schwangerenvorsorge.
Zu den mütterlichen Ursachen zählt eine Zuckererkrankung der werdenden Mutter. Diese
Patientinnen bedürfen während der gesamten
Schwangerschaftsdauer zusätzlich zu der gynäkologischen auch einer intensiven internistischen Betreuung. Infektionskrankheiten der
Mutter, die während der Schwangerschaft auftreten, können ebenfalls Auslöser für eine
Frühgeburt sein.
Des Weiteren sind Frauen mit „Schwangerschaftsvergiftung“ in hohem Maße durch
Frühgeburten gefährdet. Auch Fehlbildungen
der Gebärmutter, wie z. B. Abweichungen von
der normalen Form und Größe, können eine
Frühgeburt herbeiführen. Eine Schwäche des
Gebärmutterhalses kann gleichfalls der Grund
für eine vorzeitige Geburt sein. Bei Mehrlingsschwangerschaften besteht immer die
Gefahr einer Frühgeburt, diese ist um so größer, je mehr Kinder sich den Platz teilen müssen. Bestehen bei den Kindern Fehlbildungen
ist das Risiko einer vorzeitigen Geburt ebenfalls erhöht.
Ein gut durchbluteter und richtig liegender
Mutterkuchen ist die Voraussetzung für eine
problemlose Schwangerschaft. Liegt der Mutterkuchen falsch, wie z. B. vor dem inneren
Muttermund, besteht die Möglichkeit, eine
Frühgeburt zu erleiden. Eine vorzeitige Lösung
des richtig liegenden Mutterkuchens bedingt
ebenfalls eine Frühgeburt. Bei einer Abnahme
der Funktion des Mutterkuchens um mehr als
ein Drittel, z. B. infolge von Durchblutungsstörungen, besteht immer die Gefahr einer vorzeitigen Geburt.
Frauen, die schwere körperliche Tätigkeiten
verrichten, schwer tragen oder heben müssen,
oder im Stehen arbeiten, sind ebenfalls durch
eine Frühgeburt gefährdet. Auch starkes Rauchen und vermehrter Alkoholkonsum werden
mit einem erhöhten Risiko für vorzeitige Geburten in Verbindung gebracht. Ebenso können
sich ungewohnte klimatische Verhältnisse, z.
B. Reisen oder Umzüge, negativ auswirken.
Meist liegt jedoch eine Kombination mehrerer
Faktoren vor.
Das Risiko, nach einer Frühgeburt bei einer
späteren Schwangerschaft eine weitere Frühgeburt zu erleiden, ist um 25 Prozent erhöht.
Häufiger betroffen sind besonders junge Mütter (unter 18 Jahren) und Mütter über 35 Jahren. Weiterhin ist das Risiko erhöht bei Frauen,
die mehr als fünf Kinder geboren haben oder
mehr als zwei Fehlgeburten erlitten haben.
Häufig können Scheideninfektion Frühgeburten verursachen. Deshalb ist es wichtig, bei der
Vorsorgeuntersuchung solche auszuschließen.
Auch gibt es die Möglichkeit einer Selbstuntersuchung der Frauen in der Schwangerschaft
mit einem eigens zur Selbstuntersuchung entwickelten Handschuh, der die Feststellung des
pH-Wertes in der Scheide ermöglicht. Veränderungen des Scheiden-pH-Wertes können auf
eine Infektion hinweisen und hier durch eine
Therapie eine Frühgeburt verhindern. Die
Frühgeburtenhäufigkeit beträgt in Deutschland
insgesamt fünf bis acht Prozent aller Geburten.
Der Anteil der sehr kleinen Frühchen mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm, also
unterhalb der 32. Schwangerschaftswoche,
liegt bei insgesamt einem Prozent. Obwohl die
Frühgeburten also nur einen kleinen Teil aller
Geburten ausmachen, sind sie doch für drei
Viertel der Säuglingssterblichkeit verantwortlich. Das Risiko ist natürlich um so höher, je
geringer das Geburtsgewicht war. Jede Frau
mit einer drohenden Frühgeburt sollte sofort in
ein Krankenhaus eingewiesen werden. Dort
erfolgt absolute Bettruhe, möglichst in Seitenlage. Außerdem ist eine Behandlung mit Wehenhemmern und die gleichzeitige Gabe von
Magnesium erforderlich. Wehenhemmer verringern das Zusammenziehen der Gebärmutter,
steigern das Herzzeitvolumen der Mutter und
verbessern die Durchblutung von Gebärmutter
und Mutterkuchen. Häufig treten Nebenwirkungen auf im Sinne von Unruhe oder Angstgefühl, eine Pulsbeschleunigung, gelegentlich
Kopfschmerzen und Übelkeit. Die Gabe von
beruhigenden Medikamenten kann erforderlich
sein. Weiterhin empfiehlt sich die Gabe von
Kortison zur Beschleunigung der Lungenreife
beim Kind. Gelegentlich kann auch ein Verschluss des Muttermundes nötig sein. Kommt
es dennoch zur Frühgeburt, muss das Kind
meist in eine Kinderklinik verlegt werden, da
Frühchen häufig Störungen der Anpassung an
das Leben außerhalb der Gebärmutter aufweisen, wie z. B. Atemprobleme und Wärmeregulierungsprobleme. Die Prognose des Kindes
hängt im Wesentlichen von der Schwangerschaftsdauer, dem Geburtsverlauf und evtl.
Komplikationen ab. Insbesondere sind frühe
Frühgeborene durch Hirnblutungen gefährdet,
die sich negativ auf die spätere Entwicklung
auswirken können.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass eine
regelmäßige
Schwangerenvoruntersuchung
beim Frauenarzt und die Selbstbeobachtung
wesentliche Faktoren sind, um eine Frühgeburt
zu vermeiden.
Dr. Karin Stahl,
Fachärztin für Gynäkologie und
Geburtshilfe
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