40 GYNÄKOLOGIE & GEBURTSHILFE -hämolysierende Streptokokken der Gruppe B in der Schwangerschaft Häufigster Erreger der Neugebornen-Sepsis A. Witt Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Wien Etwa 25 bis 30 % aller Schwangeren weisen eine vaginale Kolonisation mit B-Streptokokken auf, in etwa 50 % werden die Keime auch auf das Kind übertragen, davon erkranken rund 0,5 bis 1 % an einer manifesten Infektion. Streptokokken der Gruppe B sind damit der häufigste Erreger der Neugeborenensepsis. D ie Inzidenz einer Streptokokken-Infektion bei Neugeborenen liegt in den USA bei 1–2/1.000 Geburten, in Europa bei 0,2–1(–2)/1.000 Geburten. Für Deutschland wird sie mit 0,5/1.000 Geburten angegeben. Bei Vorliegen von Risikofaktoren erhöht sich das Risiko auf 75/1.000 Geburten bzw. auf 150/1.000 Geburten, wenn das Geburtsgewicht 2.000 g unterschreitet. Bei Überleben muss in 20 % mit neurologischen Spätfolgen gerechnet werden. Zu unterscheiden sind: • „Early Onset Disease“ (1. bis 5. Lebenstag), bei der die Übertragung von der Mutter auf das Kind vor bzw. während der Geburt erfolgt, die Gesamtletalität liegt in Mitteleuropa etwa bei 25 bis 50 % • „Late Onset Disease“ (5. bis 30. Lebenstag), die fast immer mit einer Meningitis einhergeht und in 10 bis 25 % letal verläuft. Nachweis: Standardmethode für den Nachweis ist ein Abstrich von Vagina, Perineum und Rektum (nicht Anus) mit einem Wattestäbchen, mit anschließender Kultur und Identifizierung des Keims Zum Management in der Schwangerschaft: • Variante A: Streptokokken-Screening mittels Vaginal- und Rektalabstrich in der 36. Schwangerschaftswoche durch den niedergelassenen Facharzt. • Variante B: Falls kein generelles Screening durch den niedergelassenen Facharzt erfolgt, peripartale antibiotische Abschirmung bei Risikopatientinnen: GYN-AKTIV 4/2009 Univ.-Prof. Dr. Armin Witt Risikofaktoren für eine Neugeborenen-Sepsis sind: • Blasensprung > 12 Stunden • vorhergehende Gravidität mit fetaler Neugeborenen-Nepsis • Fieber der Mutter nach der Geburt (> 38 ° C) • sowie Frühgeburt vor der 37. SSW bzw. Geburtsgewicht unter 2.500 g Hingegen stellt eine vorhergehende Gravidität mit Nachweis von B-Streptokokken kein erhöhtes Risiko dar! Vorgehensweise bei drohender Frühgeburt: In jedem Fall sollte bei drohender Frühgeburt (vorzeitige Wehen oder Blasensprung) eine Abstrichentnahme erfolgen. Bei positivem Befund ist das folgende Management sub partum obligat: • perinatale Antibiotikatherapie mit Penicillin G 1 x 10 Mio. EH (Penicillin G 10 MEGA®) i. v. (ab Wehenbeginn mit Wiederholung alle 8 Stunden bis zur Geburt) • bei Penicillin-Allergie: Cephalosporin I alle 8 Stunden (z. B. Zolicef® 1 x 2 g) i. v. • oder bei Kreuzallergie (Cephalosporin/Penicillin): Clindamycin (z. B. Dalacin® 1 x 600 mg) i. v. alle 8 Stunden bis zur Geburt NACHSATZ: Anzuführen ist noch, dass bei elektiver Sectio am Termin auch bei positivem Screeningbefund keine Antibiotikaprophylaxe gegen Streptokokken der Gruppe B notwendig ist. Außerdem ist noch festzuhalten, dass bei der gynäkologischen Patientin eine -Streptokokken-Infektion keine Therapie erfordert. ■