B-Streptokokken - Labor Fleischauer

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B-Streptokokken
Erreger, Vorkommen und Häufigkeit: Streptokokken der Gruppe B (Lancefield), auch Streptococcus
agalactiae genannt, im Englischen group B streptococci (GBS), gehören zum Genus Streptococcus der
Familie Streptococcaceae, welche grampositive Kokken sind. Es sind 4 verschiedene Serotypen
(Polysaccharidantigen) und Subtypen (Proteinantigene) bekannt. Bis vor 25 Jahren hielt man diese Bakterien für harmlose Saprophyten. Inzwischen ist aber bekannt, daß Streptokokken der Gruppe B zu den
häufigsten Erregern schwerwiegender Infektionen beim Neugeborenen gehören.
Die Streptokokken der Gruppe B sind darum so problematisch, weit sie zwar häufig im Genitale
vorkommen, aber nur sehr wenige Neugeborene erkranken (1-5%0 aller Neugeborenen bzw. 1-2% der
exponierten Kinder). Es ist schwierig, die Risikofaktoren, abgesehen von der Anamnese und der
Frühgeburtlichkeit, frühzeitig bzw. überhaupt zu erkennen.
Für die Mutter selbst scheinen die Streptokokken der Gruppe B nur von geringer pathogener oder gar
keiner Bedeutung zu sein. Aufgrund ihres häufigen Vorkommens in der Vagina werden sie natürlich auch
häufig bei infektiösen Komplikationen gefunden (Endometritis), insbesondere seitdem Selektivnährböden
zu ihrem Nachweis verwendet werden. Ein Zusammenhang zwischen vorzeitigem Blasensprung und BStreptokokken-Besiedlung der Vagina konnte in Studien bis heute nicht belegt werden.
Der natürliche Standort der Streptokokken der Gruppe B ist der Darm. Viele Frauen (20-30%) weisen eine
Besiedlung der Vagina mit Streptokokken der Gruppe B auf. Da die Konzentration der Bakterien wechselt
und auch methodisch, angefangen beim Abstrich bis hin zur Anzüchtung, Unterschiede bestehen, ist ihre
Nachweisrate schwankend.
Klinik bei der Mutter: Erkrankung selten, fraglich Endometritis, Peritonitis.
Klinik und Prognose beim Kind: peri- und neonatale Erkrankungen. Hier werden 2 Formen
unterschieden, die Frühform (early onset), welche bei der Geburt erworben wird und innerhalb der ersten
24-48 Stunden auftritt, und die späte Form (late onset), welche wahrscheinlich nosokomial verursacht wird
und erst 8-10 ,Tage nach Geburt auftritt.
Die gefährlichere Form ist die Frühform, die sehr rasch verläuft und dabei zunächst relativ
uncharakteristisch beginnt mit pulmonaler Adaptationsstörung, Stöhnen, Bradykardie, Zyanosezeichen,
Apnoeattacken. Setzen die Symptome bereits in den ersten Stunden ein, so deutet dies darauf hin, daß
die Infektion bereits intrauterin erfolgte.
Wird sie zu spät erkannt und behandelt, so ist die Prognose für das Kind schlecht. Gefürchtet ist
insbesondere die durch B-Streptokokken verursachte Hirnhautentzündung.
Nachdem man gelernt hat, die Frühzeichen zu deuten, und frühzeitig eine Antibiotikatherapie einleitet, ist
die Letalität dieser Infektion stark zurückgegangen, aber unreife Kinder bleiben besonders gefährdet.
Infektionsformen:
•
Respiratory distress syndrome (RDS), Pneumonie (80—90% der Fälle),
•
Meningitis / Sepsis,
•
intrauteriner Kindstod.
Häufigkeit: 1—5 %0.
Besondere Risiken:
vorzeitiger Blasensprung (VBS) (vereinzelt kommen aber auch intrauterine Infektionen bei intakten
Eihäuten vor!),
•
Fruchtwasseraspiration,
•
Frühgeburtlichkeit,
•
niedrige Antikörpertiter bei der Mutter,
•
Anamnese (schon einmal Kind geboren mit B-Streptokokken-Infektion)
•
Diagnostik:
Mutter,
•
Erregerisolierung aus Zervix- / Vaginalabstrich (Selektivnährböden),
•
serologische Schnellteste zum Antigennachweis,
•
Serologie (niedrige Antikörpertiter scheinen das Risiko für das Kind zu erhöhen).
Ein allgemeines Screening auf Streptokokken der Gruppe B bei Schwangeren wird bis heute nicht
empfohlen, da eine Eingrenzung des Risikos bei positiven Müttern bisher nicht möglich ist. Bei
Risikoschwangerschaften oder nach vorzeitigem Blasensprung ist ein Vaginalabstrich auf B16.06.2007
Streptokokken zu untersuchen. Die Kultur ist zuverlässiger als die bisherigen Schnellmethoden. Sind BStreptokokken nachgewiesen, so muß das Ergebnis in den Mutterpaß eingetragen werden.
Kind:
•
Mikroskop: Kokken im Magensekret (Schnellmethode),
•
serologische Schnellteste zum Antigennachweis im Magensekret oder Abstrichen,
•
Erregerisolierung.
Was geschieht zur Prophylaxe, wenn bei einer Schwangeren B-Streptokokken nachgewiesen
werden?
Mutter.
•
systemische Penicillingabe (oral 10 Mio. IE pro Tag) für mehrere Tage (reduziert die Bakterien,
eliminiert sie aber nicht),
•
Ansäuerung der Vagina mit Milchsäure, Vitamin C,
•
(Chlorhexidin: lokale Desinfektion der Vagina, die einige Tage bakterienarm bleibt),
•
Ampicillinprophylaxe während der Entbindung bei Risikofällen (Anamnese, vorzeitiger Blasensprung):
2g alle 6-8 Stunden.
Kind:
•
engmaschige klinische Kontrolle, postnatale Chemoprophylaxe. In der Klinik wird dann während der
Geburt ein- bis zweimal ein Antibiotikum verabreicht (in der Regel Penicillin). Dadurch werden die BStreptokokken-Infektionen in den ersten Lebenstagen des Neugeborenen in den meisten Fällen
verhindert.
16.06.2007
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