Lineare Algebra für Physik Wintersemester 2013/14 Musterlösung Übungsblatt 10 Aufgabe 1. Lesen Sie zunächst den Wikipedia Eintrag http://de.wikipedia.org/wiki/Komplexe_Zahl zum Thema ’Komplexe Zahlen’. Zeigen Sie anschließend für alle z, w ∈ C (a) z + w = z + w. (b) zw = z · w. (c) |zw| = |z||w|. (d) arg(zw) = arg(z) + arg(w) Lösung. (a) Seien z = a + bi, w = c + di ∈ C. Dann z + w = (a + c) + (b + d)i = (a + c) − (b + d)i = a − bi + c − di = z + w. (b) Seien z = a + bi, w = c + di ∈ C. Dann zw = (ac − bd) + (ad + bc)i = (ac − bd) − (ad + bc)i = (a − bi)(c − di) = z · w. (c),(d) Seien z = reiθ , w = seiϕ ∈ C. Das heißt, |z| = r, |w| = s, arg(z) = θ und arg(w) = ϕ. Dann zw = reiθ seiϕ = rsei(θ+ϕ) und man sieht, dass |zw| = rs = |z||w|; arg(zw) = θ + ϕ = arg(z) + arg(w). Aufgabe 2. Eine Permutation σ ∈ Sn , für die eine Teilmenge {i1 , . . . , ir } ⊆ {1, 2, . . . , n} mit r Elementen existiert, so dass σ(ik ) = ik+1 für 1 6 k 6 r − 1 und σ(ir ) = i1 und σ(i) = i für alle i ∈ / {i1 , . . . , ir } gilt, nennt man Zykel (genauer r-Zykel ) und schreibt σ = (i1 , . . . , ir ). (a) Zerlegen Sie die Permutation σ= 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 3 2 7 5 4 9 10 6 8 1 ! in Zyklen. (b) Berechnen Sie das Signum von σ und das Signum von jedem der in (a) berechneten Zyklen. (c) Sei ζ ∈ Sn ein beliebiger r-Zykel. Berechnen Sie das Signum von ζ. (d) Beweisen Sie, dass jede Permutation τ ∈ Sn eine (bis auf die Reihenfolge) eindeutige Zerlegung in disjunkte Zyklen besitzt. Hinweis: Die Beweis-Idee wurde in der Vorlesung skizziert. Lösung. (a) Es gibt 4 Zyklen: ζ1 = (1, 3, 7, 10), ζ2 = (2), ζ3 = (4, 5), ζ4 = (6, 9, 8), also ist σ = ζ1 ◦ ζ2 ◦ ζ3 ◦ ζ4 = ζ1 ◦ ζ3 ◦ ζ4 . Da disjunkte Zykel kommutieren, ist hier natürlich auch jede andere Reihenfolge korrekt. (b) Jede Permutation ist darstellbar als Produkt von Transpositionen und das Signum einer Transposition ist −1, also gilt für einen Zykel (Achtung, diese Zerlegung in Transpositionen ist nicht disjunkt und insbesondere nicht eindeutig!) (i1 , . . . , ir ) = τi1 ,i2 ◦ τi2 ,i3 ◦ · · · ◦ τir−2 ,ir−1 ◦ τir−1 ,ir . (1) Das bedeutet sgn(ζ1 ) = sgn(τ1,3 ◦ τ3,7 ◦ τ7,10 ) = (−1)3 = −1 sgn(ζ2 ) = sgn(id) = (−1)0 = 1 sgn(ζ3 ) = sgn(τ4,5 ) = (−1)1 = −1 sgn(ζ4 ) = sgn(τ6,9 ◦ τ9,8 ) = (−1)2 = 1. und sgn(σ) = sgn(ζ1 ◦ ζ3 ◦ ζ4 ) = sgn(ζ1 ) · sgn(ζ3 ) · sgn(ζ4 ) = 1. (c) Sei ζ = (i1 , . . . , ir ) ein beliebiger r-Zykel. Dann ist wegen (1) sgn(ζ) = sgn(τi1 ,i2 ◦ · · · ◦ τir−2 ,ir−1 ◦ τir−1 ,ir ) = (−1)r−1 . (d) Sei σ ∈ Sn und N1 = { 1 , . . . , n }. Wähle i1 ∈ N1 und betrachte die Folge (σ k (i1 ))k6n . Da σ eine bijektive Abbildung und die Menge { 1 , . . . , n } endlich ist, gibt es ein k1 6 n mit der Eigenschaft i1 = σ k1 (i1 ). Dies liefert den Zykel ζ1 = (i1 , σ(i1 ) , . . . , σ k1 −1 (i1 )). Definiere nun N2 := N1 \ i1 , σ(i1 ) , . . . , σ k1 −1 (i1 ) . Es gilt |N2 | < |N1 |. Falls N2 = ∅, so ist die Zerlegung vollständig. Anderenfalls verfährt man analog zu N1 und erhält so eine Folge von Mengen, für die |Nj | > |Nj+1 | für alle j gilt. Es existiert folglich ein r 6 n mit Nr+1 = ∅. Dann ist σ = (i1 , σ(i1 ) , . . . , σ k1 −1 (i1 )) ◦ · · · ◦ (ir , σ(ir ) , . . . , σ kr −1 (ir )) 2 eine Zykelzerlegung von σ. Seien nun σ = ζ1 ◦ · · · ◦ ζk = ξ1 ◦ · · · ◦ ξ` zwei disjunkte Zykelzerlegungen für σ. Ohne Beschränkung der Allgemeinheit können wir k 6 ` annehmen. Der Fall k = 0 ist wegen σ = id klar. Sei also k > 1 und i ∈ { j | ζ1 (j) 6= j }, dann existiert ein t mit 1 6 t 6 `, so dass i ∈ { j | ξt (j) 6= j }. Da disjunkte Zykel kommutieren, können wir durch Umordnung t = 1 annehmen. Weiterhin sind ζ1 und ξ1 jeweils disjunkt zu allen weiteren Zyklen und es gilt σ r (i) = ζ1r (i) = ξ1r (i) für alle r ∈ Z, also auch ζ1 = ξ1 . Durch Induktion schließen wir, dass k = ` und { ζ2 , . . . , ζk } = { ξ2 , . . . , ξk }. Damit ist alles gezeigt. Aufgabe 3. Berechnen Sie die Determinante der Matrix 1 −2 0 3 −2 4 1 0 M = . 0 3 0 −7 4 0 −5 1 Lösung. Wir verwenden Laplace-Entwicklung nach der dritten Spalte. 1 −2 0 3 1 −2 1 −2 3 3 −2 4 1 0 3 −7 + 5 · −2 4 0 = − 0 0 3 0 −7 4 0 0 1 3 −7 4 0 −5 1 und nun Laplace-Entwicklung nach der zweiten bzw. dritten Spalte 1 −2 −2 4 1 3 0 −7 = −2 · − 35 · + 15 · −3· −2 0 3 4 1 4 1 4 = −56 + 33 − 90 = −113. Aufgabe 4. Lösen Sie das folgende lineare Gleichungssystem x1 + 2x2 + 2x3 + 3x4 = 4 2x1 + 4x2 + x3 + 3x4 = 5 3x1 + 6x2 + x3 + 4x4 = 7 Lösung. Durch Umformung der erweiterten Koeffizientenmatrix 1 2 2 3 4 1 2 0 Zeilenumformungen 2 4 1 3 5 −−−−−−−−−−−−→ 0 0 1 3 6 1 4 7 0 0 0 erhalten wir 1 2 1 1 . 0 0 Das bedeutet x4 und x2 können beliebig gewählt werden, was auf x3 = 1 − x4 und x1 = 2 − 2x2 − x4 führt. Die allgemeine Lösung lautet folglich −1 2 − 2x2 − x4 2 −2 x1 x x2 1 0 0 2 = + x2 + x4 . = 0 −1 x3 1 − x4 1 0 1 x4 0 x4 3 Aufgabe 5. Bestimmen Sie das z 0 1 z ∈ R \ {0}, für das x3 in 1 0 1/z x1 z z 2 x2 = 1/z x3 1/z 2 z2 z3 minimal ist. Lösung. Es ist z 0 1/z 2 = −1. 0 z z 1 z 2 z 3 Nach der Cramerschen Regel gilt z 0 1 x3 = − 0 z 1/z = z 2 + z − 1. 1 z 2 1/z 2 Wegen x03 (z) = 2z + 1 ist z = − 21 eine Extremstelle und da x003 (t) = 2 > 0 liegt ein lokales Minimum vor. Aufgabe 6 (3 Punkte). Berechnen Determinante der Matrix z 1 1 z . . A= .. .. 1 1 1 1 Lösung. z 1 . .. 1 1 1 ··· z ··· .. . . . . 1 ··· 1 ··· Sie für alle z ∈ R und für alle n ∈ N mit n > 2 die ··· 1 1 · · · 1 1 . . .. .. . . . ∈ Mat(n, R). · · · z 1 ··· 1 z 1 1 z 1 ··· 1 1 1 − z z − 1 · · · (k)z −(1)z ∀ 26k6n . .. .. .. .. . . . −−−−−−−−−−−−→ . .. z 1 1 − z 0 ··· 1 z 1−z 0 ··· z+n−1 1 0 z − 1 (1)s −(k)s ∀ 26k6n . . .. .. −−−−−−−−−−−−→ 0 0 0 0 1 0 .. . 1 0 .. . z−1 0 0 z−1 ··· ··· .. . 1 0 .. . 4 1 0 .. . . ··· z − 1 0 ··· 0 z−1 Diese Transformationen ändern die Determinante nicht, also finden wir det(A) = (z − 1)n−1 (z + n − 1). Aufgabe 7. Gegeben sei die Menge K[x] = {an xn + an−1 xn−1 + . . . + a0 | ai ∈ K, für 0 ≤ i ≤ n, n ∈ N} aller Polynome über dem Körper K. (a) Zeigen Sie, dass K[x] ein K-Vektorraum ist. (b) Geben Sie eine Basis dieses Vektorraums an. Hinweis: Eine unendliche Menge von Elementen eines Vektorraums heißt linear unabhängig, wenn jede nicht-triviale endliche Linearkombination 6= 0 ist. (c) Finden Sie einen n-dimensionalen Unterraum V von K[x] samt Basis. Konstruieren Sie einen Isomorphismus f : V −→ K n . (d) Sei K[x](3) die Menge aller Polynome maximal dritten Grades. Man stellt fest, dass dies ein Unterraum von K[x] ist. Zeigen Sie, dass die Abbildung L : K[x](3) → K[x](3) , mit L(p) = p0 linear ist, wobei p0 die Ableitung von p ist. Geben Sie die zugehörige Matrix bzgl. zwei verschiedenen Basen an. Ist L injektiv/surjektiv/bijektiv ? (e∗ ) Zeigen Sie, dass K[x] auch ein Ring ist. Betrachten Sie dafür die gewöhnliche Multiplikation auf K[x]. (f ∗ ) Was ist die Einheitengruppe von K[x], d.h. die Menge der Elemente p ∈ K[x], die bzgl. der in (e) verwendeten Multiplikation invertierbar sind? Lösung. Vorbemerkung: Der Grad eines Polynoms p bezeichnet das größte n, für das der Koeffizient von xn nicht verschwindet. Im Folgenden werden die Koeffizienten a0 , . . . , an eines Polynoms vom Grad n stillschweigend für Indizes > n durch 0 fortgesetzt, d.h. ai = Pm Pn j i 0 für i > n. Durchweg bezeichnen p(x) = i=0 ai x , q(x) = j=0 bj x und r(x) = P` k k=0 ck x drei beliebige Elemente aus K[x]. Pmax(n,m) (a) Aus p(x) + q(x) = j=0 (aj + bj )xj ∈ K[x] folgt, dass die Addition auf K[x] eine kommutative innere Verknüpfung ist. Die Assoziativität der Addition folgt aus der Assoziativität der Addition in K, wie man anhand der Addition von Monomen sieht: (axn + bxn ) + cxn = (a + b + c)xn = axn + (bxn + cxn ). K kann mit der Teilmenge der konstanten Polynome (d.h. der Polynome vom Grad 0) identifiziert werden, also lässt sich K ⊂ K[x] schreiben. Offensichtlich wirkt 0 ∈ K P auch als neutrales Element in K[x]. Das Polynom −p(x) = nj=0 −aj xj ist das P Inverse zu p(x) = nj=0 aj xj ∈ K[x], da offensichtlich p(x) + (−p(x)) = 0. Damit ist K[x] eine abelsche Gruppe bzgl. der Addition. 5 P Die skalare Multiplikation ist gegeben durch λp(x) = nj=0 λaj xj für λ ∈ K, woraus unmittelbar 1 · p(x) = p(x) folgt. Außerdem rechnet man für α, β ∈ K nach α(βp(x)) = α(p(x) + q(x)) = (α + β)p(x) = n X j=0 n X j=0 n X αβaj xj = (αβ)p(x), α(aj + bj )xj = αp(x) + αq(x), und (α + β)aj xj = αp(x) + βp(x). j=0 (b) Die Menge der Monome {xk | k ∈ N0 } stellt eine Basis dar: die Menge ist linear P unabhängig, da jede endliche Linearkombination nj=0 λj xj genau dann das Nullpolynom ist, wenn λj = 0 für 0 ≤ j ≤ n. Die Menge ist ein Erzeugendensystem, da jedes Element von K[x] gemäß Definition eine Linearkombination von Monomen ist. (c) Die Menge K[x](n−1) := {p ∈ K[x] | p hat Grad ≤ n − 1} ist ein n-dimensionaler Unterraum, da er die Basis {1, x, . . . , xn−1 } besitzt (Nachweis analog zu Aufgabenteil (b)). Betrachte die lineare Abbildung φ : K[x](n−1) −→ K n , mit φ(xk−1 ) := ek , 1 ≤ k ≤ n, wobei ek der k-te kanonische Basisvektor in K n ist. Da φ eine Basis aus K[x](n−1) auf eine Basis von K n abbildet, handelt es sich tatsächlich um einen Isomorphismus. (d) Betrachte p1 , p2 ∈ K[x](3) und α, β ∈ K. Gemäß Differentiationsregeln gilt (αp1 (x) + βp2 (x))0 = αp01 (x) + βp02 (x), was gleichbedeutend mit der Linearität von L ist. Die Wirkung von L auf die ‘Standardbasis’ {1, x, x2 , x3 } ist L(1) = 0, L(x) = 1, L(x2 ) = 2x, L(x3 ) = 3x2 , 0 1 0 0 was auf die Abbildungsmatrix 00 00 20 03 führt. Eine weitere Basis ist z.B. gegeben 0000 durch {1, 1 + x, x + x2 , x2 + x3 }. (Falls man Zweifel daran hat, dass dies tatsächlich eine Basis ist, betrachte man eine Linearkombination der Null: (λ1 + λ2 ) + (λ2 + λ3 )x + (λ3 + λ4 )x2 + λ4 x3 = 0, λ1 , . . . , λ4 ∈ K. Offensichtlich erzwingt dies λ1 = . . . = λ4 = 0. Folglich enthält die Menge vier linear unabhängige Vektoren in einem VR und ist somit eine Basis.) Die 4-dimensionalen Matrix bzgl. dieser Basis ist 0 0 0 0 1 −1 1 0 2 −1 0 0 3 0 0 0 . L ist nicht injektiv, denn der Kern ist ein eindimensionaler Unterraum von K[x](3) , nämlich der Unterraum der konstanten Polynome, identifiziert mit K. Surjektiv kann L auch nicht sein, denn im Bild von L haben alle Polynome maximal Grad 2. Somit ist 6 L erst recht nicht bijektiv, (was auch sofort aus dem Verschwinden der Determinante der Abbildungsmatrizen ersichtlich ist). (e) Dass K[x] eine abelsche Gruppe bzgl. der Addition ist, wurde schon überprüft. Multiplizieren der Polynome p, q liefert p(x)q(x) = n+m t XX ai bt−i xt ∈ K[x], t=0 i=0 somit ist die gewöhnliche Multiplikation tatsächlich eine innere Verknüpfung. Die Körper-Eins liefert ein neutrales Element für die Multiplikation. Die Assoziativität der Multiplikation lässt sich für die Polynome p, q, r direkt nachrechnen: n X m n X m X ` X X i j (p(x)q(x))r(x) = ai x bj x r(x) = ai bj ck xi+j+k i=0 j=0 i=0 j=0 k=0 = p(x)(q(x)r(x)), wobei das letzte Gleichheitszeichen daraus folgt, dass die vorher betrachtete Summe offenbar invariant unter Umordnung der Summanden ist, sowie unter Vertauschung der Faktoren ai , bj , ck . Aus demselben Grund ist die Multiplikation sogar kommutativ ; daher muss für die Distributivität nur p(x)(q(x) + r(x)) = (p(x)q(x)) + (p(x)r(x)) nachgeprüft werden. Es gilt (mit m0 = max(m, `)) 0 p(x)(q(x) + r(x)) = p(x) m X 0 n X m X (bj + cj )x = (ai bj + ai cj )xi+j j j=0 = n X m X i=0 j=0 ai bj xi+j + i=0 j=0 n X ` X ai cj xi+j = p(x)q(x) + p(x)r(x). i=0 j=0 (f) Die Einheiten von K[x] sind die Elemente p ∈ K[x], für die es ein q ∈ K[x] gibt, so dass p(x)q(x) = 1. Offensichtlich ist das aber nur möglich, wenn p, q konstant sind, d.h. mit (zueinander inversen) Elementen aus K identifiziert werden können. Somit gilt für die Einheitengruppe K[x]× = K × = K \ {0}. Pn i (Wen das nicht überzeugt, der möge die Polynome p(x) = i=0 ai x und q(x) = Pm j j=0 bj x vom Grad n > 0 bzw. m ≥ 0 betrachten und annehmen p(x)q(x) = 1. Insbesondere wird also an 6= 0 und bm 6= 0 vorausgesetzt. Das formale Produkt von p und q hat genau einen Term vom Grad m + n, nämlich an bm xn+m . Dessen Koeffizient ist nach Voraussetzung ungleich 0, was im Widerspruch zu p(x)q(x) = 1 steht. Also muss n = m = 0 sein.) Aufgabe 8. Sei für ein festes a ∈ K die Abbildung φa auf K[x](2) := {c2 x2 + c1 x + c0 | c0 , c1 , c2 ∈ K} gegeben durch φa (p) = p(a) für alle p ∈ K[x](2) . 7 (a) Zeigen Sie, dass φa eine Linearform auf K[x](2) darstellt, also ein Element des Dualraums K[x]∗(2) ist. (b) Seien a0 , a1 , a2 paarweise verschiedene Elemente aus K. Zeigen Sie, dass die φai mit i ∈ {0, 1, 2} eine Basis von K[x]∗(2) bilden. (c) Man stellt fest, dass B := {1, 1 + x, 1 + x + x2 } eine Basis von K[x](2) darstellt. Bestimmen Sie die duale Basis zu B. Lösung. (a) φa ordnet jedem Polynom p ∈ K[x](2) das Körperelement p(a) zu, ist also eine Abbildung von K[x](2) nach K. Für p1 , p2 ∈ K[x], α1 , α2 ∈ K hat man φa (α1 p1 + α2 p2 ) = (α1 p1 + α2 p2 )(a) = α1 p1 (a) + α2 p2 (a) = α1 φa (p1 ) + α2 φa (p2 ), also Linearität. (b) Um die lineare Unabhängigkeit von φa0 , φa1 , φa2 nachzuweisen, muss überprüft werden, ob es nicht-verschwindende Koeffizienten λ0 , λ1 , λ2 gibt, mit denen die "NullLinearform" dargestellt werden kann, d.h. 2 X λi φai = 0, i=0 wobei die 0 auf der rechten Seite diejenige Linearform bezeichnet, die jedes EleP ment aus K[x](2) auf 0 abbildet. Mit anderen Worten muss dann ( 2i=0 λi φai )(p) = P2 i=0 λi φai (p) = 0 für alle p ∈ K[x](2) sein. Betrachte die Polynome (x − a1 )(x − a2 ) (x − a0 )(x − a2 ) , p1 (x) = und (a0 − a1 )(a0 − a2 ) (a1 − a0 )(a1 − a2 ) (x − a0 )(x − a1 ) p2 (x) = . (a2 − a0 )(a2 − a1 ) p0 (x) = Diese sind wohldefiniert, da im Nenner ein Körperelement 6= 0 steht. Offensichtlich ist φai (pj ) = δij für 0 ≤ i, j ≤ 2. Nacheinander angewandt auf die Polynome p0 , p1 und p2 liefert die obige Linearkombination die Gleichungen λ0 = 0, λ1 = 0 und λ2 = 0 und damit die gewünschte lineare Unabhängigkeit. Da der Dualraum eines Vektorraums dieselbe Dimension hat, wie der Vektorraum selbst und K[x](2) (nach Aufgabe 45 (c)) dreidimensional ist, sind die φai , 0 ≤ i ≤ 2, eine Basis von K[x]∗(2) . Für Unverdrossene: statt sich mit dem Dimensionsargument zufrieden zu geben, kann man natürlich auch für eine beliebige Linearform ϕ ∈ K[x]∗(2) nachprüfen, dass sie sich als Linearkombination der Einsetzungshomomorphismen φai schreiben lässt. Dazu muss man ja nur sicherstellen, dass diese Linearkombination auf den Basisvektoren 8 von K[x](2) mit ϕ übereinstimmt! Es seien ϕ(x2 ) =: c2 , ϕ(x) =: c1 , ϕ(1) =: c0 . Dann lautet das zu lösende Gleichungssystem λ0 + λ1 + λ2 = c0 λ0 a0 + λ1 a1 + λ2 a2 = c1 λ0 a20 + λ1 a21 + λ2 a22 = c2 . Die zugehörige Koeffizientenmatrix ist eine sogenannte Vandermond’sche Matrix 1 1 1 Q (bzw. ihre Transponierte), a02 a12 a22 , deren Determinante 0≤i<j≤2 (ai − aj ) ist. a0 a1 a2 Insbesondere ist diese ungleich 0, da die ai paarweise verschieden sind, woraus folgt, dass für beliebige (c0 , c1 , c2 ) eine eindeutige Lösung existiert. Anwenden der Cramer1 a2 −c1 (a2 +a1 )+c2 . Wegen der Symmetrie in a0 , a1 schen Regel liefert zunächst λ0 = c0 a(a 0 −a1 )(a0 −a2 ) und a2 ergeben sich λ1 und λ2 durch Austauschen der Indizes und Umkehrung der Vorzeichen: λ1 = −c0 a0 a2 + c1 (a2 + a0 ) − c2 c0 a0 a1 − c1 (a0 + a1 ) + c2 , λ2 = . (a0 − a1 )(a0 − a2 ) (a0 − a1 )(a0 − a2 ) (c) Setze v0 = 1, v1 = 1 + x, v2 = 1 + x + x2 . Dann besteht die duale Basis zu (v0 , v1 , v2 ) aus Linearformen φ0 , φ1 , φ2 mit φi (vj ) = δi,j . Für φ0 erhält man ! ! φ0 (v0 ) = 1; φ0 (v1 ) = 1 + φ0 (x) = 0 ⇒ φ0 (x) = −1; ! φ0 (v2 ) = 1 − 1 + φ0 (x2 ) = 0 ⇒ φ0 (x2 ) = 0. In analoger Weise bestimmt man φ1 und φ2 , so dass sich die Wirkung der Linearformen φ0 , φ1 , φ2 auf ein beliebiges Element b0 + b1 x + b2 x2 von K[x](2) folgenderweise angeben lässt: φ0 (b0 + b1 x + b2 x2 ) = b0 − b1 φ1 (b0 + b1 x + b2 x2 ) = b1 − b2 φ2 (b0 + b1 x + b2 x2 ) = b2 . Aufgabe 9. Sei V ein endlichdimensionaler Vektorraum mit Norm k·k. (a) Sei S1 (0) = {v ∈ V | kvk = 1} die Einheitssphäre von V . Zeigen Sie, dass S1 (0) = v kvk | v ∈ V \ {0} . (b) Für T ∈ V ∗ definiert man k·k∗ : V ∗ → R via kT k∗ = max{|T v| | v ∈ S1 (0)}. Zeigen Sie, dass k·k∗ eine Norm auf V ∗ definiert. (c) Zeigen Sie, dass für alle T ∈ V ∗ und v ∈ V gilt |T v| 6 kT k∗ kvk. Hinweis: Benutzen Sie (a)! 9 v v Lösung. (a) Sei S := kvk | v ∈ V \ {0} . Für v ∈ S1 (0) gilt kvk = 1, also v = kvk ∈ 1 v S und S1 (0) ⊆ S. Da k kvk k = kvk kvk = 1, haben wir auch S ⊆ S1 (0) und somit S = S1 (0). (b) Positive Definitheit: kT k∗ ≥ 0 für alle T ∈ V ∗ , da |T v| ≥ 0 für alle T ∈ V ∗ , v ∈ V und 0 = kT k∗ = max{|T v| | v ∈ S1 (0)} ⇔ |T v| = 0 ∀ v ∈ S1 (0) = S ⇔ |T v| = 0 ∀ v ∈ V ⇔ T = 0. Absolute Homogenität: Sei T ∈ V ∗ und λ ∈ K. Dann kλT k∗ = max{|λT v| | v ∈ S1 (0)} = |λ| max{|T v| | v ∈ S1 (0)} = |λ|kT k∗ . Dreiecksungleichung: Sei T, U ∈ V ∗ . Dann kT +U k∗ = max{|T v +U v| | v ∈ S1 (0)} ≤ max{|T v| | v ∈ S1 (0)} + max{|U v| | v ∈ S1 (0)} = kT k∗ + kU k∗ . (c) Sei T ∈ V ∗ . Sei u von (a)) ∈ V \ {0}. Dann (durch Anwendung u 1 v kT k∗ = max{|T kvk | | v ∈ V \ {0}} ≥ |T kuk | = kuk |T u| also |T u| ≤ kT k∗ kuk. Für u = 0, |T (0)| = 0 = kT k∗ k0k, also gilt die Ungleichung für alle u∈V. Aufgabe 10. (a) Sei V = R2 und f , g : V → R mit f (x) = x1 − x2 , g(x) = 3x2 für x = (x1 , x2 ) ∈ R2 . Zeigen Sie, dass f und g Linearformen sind, also f , g ∈ V ∗ . Geben Sie die Darstellungsmatrizen Af , Ag für f und g bzgl. der kanonischen Basis an. (b) Zeigen Sie, dass jedes f ∈ V ∗ von der Gestalt f (x) = ax1 + bx2 für a, b ∈ R ist. Wie lautet die Darstellungsmatrix für f ? Hinweis: Schreiben Sie x ∈ R2 in der Form x = x1 e1 + x2 e2 , wobei e1 , e2 die kanonischen Basisvektoren des R2 bezeichnen. (c) Zeigen Sie, dass jedes x ∈ R2 eine Linearform auf R2 definiert. Insgesamt zeigt dies, dass V ∗ ∼ = R2 . Lösung. (a) Af = (1 − 1), Ag = (0 3). (b) Sei f ∈ V ∗ . Für x = x1 e1 + x2 e2 ∈ R2 , f (x) = f (x1 e1 + x2 e2 ) = x1 f (e1 ) + x2 f (e2 ) (da f linear ist). Aber f (e1 ), f (e2 ) ∈ R, also haben wir f (x) = ax1 + bx2 , wobei f (e1 ) = a, f (e2 ) = b ∈ R. Die Darstellungsmatrix für f ist Af = (a b). (c) Sei x = (x1 x2 )t ∈ R2 . Dann definiert fx : R2 → R, fx (y) := x1 y1 + x2 y2 für y = (y1 y2 )t ∈ R2 eine Linearform. 10