Institut für Forstentomologie, Forstpathologie und Forstschutz Department für Wald- und Bodenwissenschaften Universität für Bodenkultur, Wien Untersuchungen zur Eignung von Raupen des Goldafters Euproctis chrysorrhoea (Lepidoptera: Erebidae) als Überwinterungswirt für die Brackwespe Glyptapanteles liparidis (Hymenoptera: Braconidae) Masterarbeit von Fromm Franziska, B.Sc. Betreuer: Priv. Doz. Dr. Christa Schafellner Prof. Dr. Axel Schopf Wien, 2014 Danksagung Mit diesem Schreiben möchte ich bei allen Menschen bedanken, welche mich während der Untersuchungen und des Schreibprozesses meiner Masterarbeit fachlich und technisch beraten haben. Allen voran ist hier meine Betreuerin Dr. Christa Schafellner zu nennen, welcher ich für die exzellente Betreuung und Hilfestellung danken möchte. Andrea Stradner, Dr. Dörte Görtz und Josef Pennersdorfer möchte ich dafür danken, dass sie mir bei der Durchführung meiner Versuche im Labor geholfen haben. Ein großer Dank gilt auch DI Peter Kritsch und DI Martina Marschnig für ihre Hilfestellung bei den Auswertungen und sonstigen technischen Problemen. Dem gesamten Team des Institutes für Forstschutz, Forstpathologie und Forstschutz möchte ich dafür danken, dass sie mich so freundlich in ihr Team aufgenommen und damit eine wunderbare Arbeitsatmosphäre für mich geschaffen wurde. Vielen Dank auch an meine Korrekturleser DI Silvio Riener und DI Harald Tisch. Ich möchte mich auch bei meinen Eltern für die laufende finanzielle und moralische Unterstützung herzlichst bedanken. Inhaltsverzeichnis Abstract 1. Einleitung ...........................................................................................................1 2. Material und Methoden ....................................................................................7 2.1 Versuchstiere… ..............................................................................................7 2.2 Überwinterung unter kontrollierten Bedingungen .......................................... 10 2.3 Überwinterung im Freiland ............................................................................ 10 2.4 Physiologische Messungen während der Überwinterung ............................. 13 2.4.1 Respiration ........................................................................................... 14 2.4.2 Frostresistenz ....................................................................................... 18 2.5 Überwinterung von parasitierten Raupen...................................................... 20 2.6 Mikrosporidieninfektion ................................................................................. 22 2.7 Statistische Analysen .................................................................................... 26 3. Ergebnisse ...................................................................................................... 27 3.1 Überwinterung von unparasitierten Euproctis chrysorrhoea Raupen ............ 27 3.1.2 Überwinterung unparasitierter Raupen unter kontrollierten Bedingungen ........................................................................................ 27 3.1.2 Überwinterung unparasitierter Raupen im Freiland .............................. 27 3.1.3 Atmungsaktivität während der Überwinterung ...................................... 28 3.1.4 Frostresistenz während der Überwinterung .......................................... 35 3.2 Überwinterung von parasitierten Euproctis chrysorrhoea Raupen ................ 38 3.2.1 Überwinterung der Parasitoiden unter kontrollierten Bedingungen ...... 42 3.2.2 Überwinterung der Parasitoiden im Freiland ........................................ 45 3.3 Mikrosporidieninfektion ................................................................................. 46 4. Diskussion ....................................................................................................... 47 4.1 Überwinterungsstrategien von Euproctis chrysorrhoea Raupen ................... 47 4.2 Eignung von Euproctis chrysorrhoea Raupen als Überwinterungswirt für Glyptapanteles liparidis ................................................................................. 49 4.3 Einfluss einer Mikrosporidienentwicklung auf die Wirts-/ Parasitoidentwicklung ................................................................................... 51 5. Schlussfolgerungen und Ausblick ............................................................... 54 6. Literaturverzeichnis ........................................................................................ 55 7. Abbildungsverzeichnis ................................................................................... 64 8. Tabellenverzeichnis ........................................................................................ 67 Abstract: The gregarious, multivoltine braconid wasp Glyptapanteles liparidis (Hymenoptera: Braconidae) is an important natural enemy of larvae of the gypsy moth, Lymantria dispar (Lepidoptera: Erebidae), a serious forest pest insect. The gypsy moth has only one generation per year and the overwintering stadium is the egg. Thus, to maintain the population, the wasps depend on hosts that overwinter in the larval stage. The aim of the thesis was to investigate whether larvae of the browntail moth, Euproctis chrysorrhoea (Lepidoptera: Erebidae), that hibernate in nests on their food plants, are suitable overwintering hosts of G. liparidis parasitoids. Additionally, the overwintering behaviour of the browntail moth larvae were documented and physiological parameters (oxygen consumption, supercooling point) were recorded during the winter months. Larvae of browntail moth were collected from of a colony on Sorbus aria trees and kept under long day and short day photoperiods at 20°C in climate chambers and under outdoor conditions, respectively, for overwintering. Irrespective of temperature and photoperiod, the larvae stopped feeding in autumn and entered a state of rest, remaining in the second larval instar. Frost resistance increased continuously from October to February and decreased in spring. A concomitant decrease in respiration rates was not observed. This suggests an obligatory diapause in the overwintering browntail moth larvae. Browntail moth larvae that were parasitized by G. liparidis wasps in autumn (October, November) showed similar behaviour as unparasitized larvae. For overwintering, the parasitoids remained as eggs or first instars inside their host. Parasitoid emergence from the host could only be observed in a small number of outdoor larvae. When larvae were parasitized in spring after diapause was broken, the parasitoids developed continuously within their hosts. All host larvae that were kept under laboratory conditions died until January; no parasitoids emerged from these larvae. It is reasonable to assume that browntail moth larvae are not only alternate hosts to gypsy moth larvae but also suitable overwintering hosts for G. liparids wasps. 1. Einleitung Die gregäre endoparasitische Brackwespe Glyptapanteles liparidis (Bouchè) (Hymenoptera: Braconidae) ist ein wichtiger natürlicher Gegenspieler von Raupen des Schwammspinners, Lymantria dispar (Lepidoptera: Erebidae) (Burgess & Crossman, 1929); in Europa ist sie eine der am häufigsten vorkommenden Brackwespenarten (Schopf & Steinberger, 1996). Der Schwammspinner ist eine polyphage Schmetterlingsart, welche über Nordafrika (Mittelmeerküstenländer) über West-, Süd- und Mitteleuropa sowie in Russland und Japan verbreitet ist. Massenvermehrungen des Schwammspinners treten vor allem in Eichenwäldern in trockenen und warmen Jahren auf (Wellenstein & Schwenke, 1978), seit Mitte der 80er Jahre vermehrt in Mittel- und Osteuropa (Schopf & Hoch, 1997). In Österreich findet man den Schwammspinner vor allem in Eichenwäldern im östlichen Niederösterreich, im Burgenland und in der Steiermark (Jahn & Sienreich, 1957; Fuester et al., 1981; Hoch & Schopf, 1995). Durch ihr hohes Vermehrungspotential und ihr exzellentes Suchvermögen spielt G. liparidis eine wichtige Rolle in der Regulierung von Schwammspinnerpopulationen, vor allem in der Latenzphase (Coulson, 1981; Schaefer, 1981; Coulson et al., 1986; Schopf & Hoch, 1997; Hoch et al., 2001). Selbst bei geringer Populationsdichte ermöglicht das hochsensible Such- und Wirtsauffindungsvermögen der Wespe ein schnelles Reagieren auf ein punktuelles Vorkommen von Wirtsraupen (Schopf & Hoch, 1997; Hoch et al., 2001). Die Wespe weist eine polyvoltine Entwicklung auf, wobei sich ein bis zwei Generationen im Jahr in den Raupen des Schwammspinners entwickeln können (Schopf & Hoch, 1997; Hoch et al., 2001). Die Wespen bevorzugen frühe Stadien (erstes bis drittes Larvenstadium, L1-L3) zur Eiablage. Je nach Größe der Wirtsraupe und dem Parasitierungszeitpunkt werden 30 Eier und mehr in die Leibeshöhle injiziert. Nach ca. fünf Tagen schlüpfen die Larven des ersten Larvenstadiums (L1). Bei 20°C entwickeln sich die Larven nach etwa 10 bis 12 Tagen ins zweite Larvenstadium (L2) weiter. Knapp drei Wochen nach der Parasitierung bohren sich die Larven aus den Wirtsraupen aus. Während des Ausbohrens häuten sie sich in das dritte Larvenstadium (L3), dabei werden die Ausbohröffnungen in der Cuticula der Wirtsraupe mit den abgestreiften alten Larvenhäuten der Parasitoiden verschlossen und verhindern ein Ausbluten. 1 Die Verpuppung erfolgt nach dem Ausbohren in der Nähe der Wirtsraupen in von den Parasitoidenlarven gesponnenen weißen Kokons. Die Wirtraupe selbst bleibt noch einige Tage am Leben, es ist ihr jedoch nicht mehr möglich zu fressen und sich koordiniert zu bewegen (Schopf, 1991; Schopf & Steinberger, 1996; Schopf & Hoch, 1997; Schopf, 2007). Der Schlupf der adulten Wespen aus den Kokons erfolgt nach etwa einer Woche. Weibliche Wespen schlüpfen ein bis zwei Tage nach den Männchen und werden sofort von ihnen begattet. Danach machen sich die Weibchen auf die Suche nach potentiellen Wirtsraupen (Schopf, 1991; Schopf & Steinberger, 1996; Schopf & Hoch, 1997; Schopf, 2007). Während der endoparasitischen Entwicklung in den Wirtsraupen ernähren sich die Parasitoiden von der Hämolymphe der Wirtstiere. Die Dauer der Entwicklung ist dabei von den Ernährungs- und Entwicklungsbedingungen der Wirtsraupen abhängig (Schopf, 1991; Schopf & Steinberger 1996). Für eine erfolgreiche endoparasitische Entwicklung muss der Parasit die gegen ihn gerichtete Immunabwehr des Wirtes außer Kraft setzten. Dazu werden bei der Eiablage von den Wespen Viruspartikel eines symbiontischen Virus (Polydnavirus PDV) und Giftdrüsensekrete (Venomsekrete) in die Leibeshöhle der Wirtsraupen abgegeben (Krell, 1991). Die Replikation der Viren erfolgt in den sogenannten Calyxzellen des Ovars der Wespenweibchen. Die Zellwand einer virogenen Calyxdrüsenzelle wird aufgelöst und die Viruspartikel (Virionen) in das Ovidukt entlassen. In der Wirtsraupe dringen die Virionen in die Blutzellen (Hämozyten) ein, docken an die Zellkerne an und schleusen die Viren-DNA in den Kern der Wirtszelle. Viruspartikel und Venomsekrete verhindern die Einkapselung der injizierten Eier durch die Hämozyten der Wirtsraupen. Die Parasitoidenlarven werden nach dem Schlupf aus dem Ei von bestimmten Zellen (Teratocyten) unterstützt, welche aus der äußeren Hülle (Serosa) der Eier stammen. Auch diese wirken hemmend auf die Immunabwehr der Wirtsraupe (Schopf, 2007). Die Larven selbst manipulieren und beuten ihren Wirt aus. Sie entziehen der Wirtraupe Nährstoffe aus der Hämolymphe und beeinflussen deren Hormonhaushalt (Schopf & Steinberger, 1996). Die Parasitoidenlarven verhalten sich dabei dennoch sehr wirtschonend, weil sie einerseits vom Wirt als Nährstofflieferant abhängig und andererseits geschwächte Wirte anfällig für Krankheitserreger sind (Schopf, 2007). Gegen Ende der endoparasitischen Phase der Entwicklung kommt es zu einem drastischen Anstieg des Juvenilhormontiters in den parasitierten Wirtsraupen. 2 (Schopf & Rembold, 1993; Schafellner et al., 2004, 2007), was sowohl die Metamorphose als auch jegliche Häutung des Wirtstieres in ein weiteres Larvenstadium verhindert. Auch eine vorzeitige Verpuppung des Wirtstieres wird unterbunden, offenbar weil die Parasitoiden nicht imstande wären, sich aus der dicken Puppencuticula auszubohren (Krell, 1991; Schafellner et al., 2004, 2007; Schopf, 2007). Um die Population das ganze Jahr über aufrechterhalten zu können, benötigt die Wespe Wirte, welche im Larvenstadium überwintern. Der Schwammspinner bildet eine Generation pro Jahr (univoltin), überwintert im Eistadium und ist daher als Überwinterungswirt nicht geeignet (Burgess & Crossmann, 1929; Wellenstein & Schwenke, 1978). In der Literatur werden einige Alternativ- und Überwinterungswirte für G. liparidis angegeben (Burgess & Crossmann, 1929; Capek, 1988; Schopf, 2007). Als solche gelten nah verwandte Erebidenarten, wie der Goldafter, Euproctis chrysorrhoea, oder der Schwan, Euproctis similis. Des Weiteren werden auch Arten aus der Familie Lasciocampidae, speziell die Kiefernspinnerarten Dendrolimus pini in Europa sowie Dendrolimus spectabilis in Asien genannt (Burgess & Crossmann, 1929; Capek, 1988; Schopf, 2007). Prinzipiell wären auch der Brombeerspinner, Macrothylacia rubi, und der Buchen-Streckfuß, Calliteara pudibunda, als Überwinterungswirte geeignet, da sie im Larvenstadium überwintern. Ob eine Art als Alternativ- oder Überwinterungswirt in bestimmten Gebieten vorhanden ist, hängt stark vom Bestandesaufbau und der vorhandenen Vegetation ab (Schopf, 2007). Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Raupen des Goldafters Euproctis chrysorrhoea (Lepidoptera: Erebidae). Der Goldafter wurde wie der Schwammspinner in den letzten Jahren in die Familie der Erebidae, Unterfamilie Lymantriinae verschoben und ist somit ein naher Verwandter des Schwammspinners (Lafontaine & Fibiger, 2006). Diese neue Klassifizierung ist in der europäischen Wissenschaftsgemeinde nicht unumstritten; viele Autoren geben für beide Arten nach wie vor die Zugehörigkeit zur Familie der Lymantriidae an. Obwohl der Goldafter, wie auch der Schwammspinner, eine univoltine Lebensweise aufweist, könnten seine Raupen aufgrund ihrer Biologie, des annähernd gleichen Lebensraumes und Wirtspflanzensprektrums als Alternativwirte der Brackwespe dienen (Fernald & Kirkland, 1903; Burgess, 1923; Skatulla & Schwenke, 1978). 3 Die natürliche Verbreitung des Goldafters in Europa erstreckt sich nördlich bis SüdSchweden und Livland, südlich und südöstlich bis zum Mittelmeer und dem Schwarzen Meer (Skatulla & Schwenke, 1978). Massenvermehrungen treten periodisch in Zentral- und Osteuropa auf (Pilarska et al., 2001). In Österreich kommt der Schmetterling auf Alleebäumen, in Parkanlagen und Laubmischwäldern vor. In den USA wurde der Goldafter erstmals 1897 in der Nähe von Boston, Massachusetts, beobachtet (Fernald & Kirkland, 1903). Die Art breitete sich in den folgenden 20 Jahren über den Osten der USA bis nach Südkanada aus (Burgess, 1923). Aufgrund seines invasiven Charakters galt dieser Schmetterling Anfang des 20. Jahrhunderts als der schädlichste in Nordamerika (Fernald & Kirkland, 1903). Durch mechanisches Entfernen von Überwinterungsnestern und dem Einfluss natürlicher Feinde des Goldafters kam es 1914 zu einem Rückgang der Populationsdichte (Burgess, 1923; Schaefer, 1974). Heute gibt es nur mehr wenige Vorkommen, welche sich auf die Ostküste der USA beschränken (Schaefer, 1974). Der Goldafter ist ein polyphager Blattfresser, welcher ein weites Spektrum an Wirtsbaumsarten aufweist (Burgess & Crossman, 1929). Dazu zählen Arten aus den Gattungen Quercus, Prunus, Sorbus, Betula, Populus und Rosa. Blätter von Rubus sp. und Corylus sp. werden zwar gefressen, jedoch wird an diesen kein Winternest gebaut. Laut Skatulla & Schwenke (1978) ist der Goldafter in erster Linie ein an Weißdorn (Crategus sp.) fressender Heckenbewohner. Erst bei Nahrungsmangel werden Obst- und Waldbäume befallen (Skatulla & Schwenke, 1978). Massenvermehrungen des Goldafters führen bei den befallenen Wirtsbäumen zu Kahlfraß und Zuwachsverlusten, im Extremfall zum Absterben. Daher wird der Goldafter als forstlicher Schädling eingestuft (Fernald & Kirkland, 1903; Burgess, 1923; Zeitgamel, 1974; Schaefer, 1974; Frago et al., 2009). Daneben stellen die Haare der Raupen auch ein Risiko für den Mensch dar. Die Raupen besitzen spezielle Haare (Setae), welche Toxine enthalten, die beim Menschen Allergien und Schleimhautreizungen, im Extremfall Erblindung, verursachen können (Schaefer, 1974). Laut Schaefer (1974) führten diese Haare in der Vergangenheit sogar zum Tod von Wissenschaftlern. Die Setae bilden sich erst im dritten und vierten Larvenstadium und sind auf das erste und zweite Abdominalsegment beschränkt. Die Haare können sehr leicht abbrechen und mit dem Wind verbreitet werden (Kephart, 1914; Schaefer, 1974; Blair, 1979; Hossler, 2010). 4 Im Gegensatz zum Schwammspinner, welcher als Raupe nur von April bis Juni zu finden ist, verbringt der Goldafter fast zehn Monate im Larvenstadium (von September bis Juni) (Fernald & Kirkland, 1903; Saccuman, 1963). Die nachtaktiven, weiblichen Falter legen im Juli zwischen 100-500 Eier an der Unterseite von Blättern ab und bedecken diese mit goldbrauner Afterwolle (Haare vom Abdomen der Falter). Unter natürlichen Bedingungen (Freiland) schlüpfen die Raupen von Mitte Juni bis Anfang August. Die jungen Raupen leben einige Wochen gesellig und fressen schabend an der Blattoberfläche, wobei das Adersystem des Blattes dabei verschmäht wird (Fernald & Kirkland, 1903; Burgess, 1923; Skatulla & Schwenke, 1978). Bei abnehmenden Temperaturen und Tageslichtverhältnissen bereiten sich die Raupen ab Mitte September auf die Überwinterung vor (Fernald & Kirkland, 1903; Danilevsky et al., 1970; Kelly et al., 1989). Die überwinternden Raupen spinnen sich in aus Blättern zusammengezogene Überwinterungsnester ein, in welchen sie in Kolonien zu 25-400 Individuen überwintern. Die Überwinterung erfolgt im zweiten oder dritten Larvenstadium. Ob es sich bei der Überwinterung der Raupen um ein echtes Diapauseverhalten handelt, ist kaum erforscht (Danks, 1987; Frago et al., 2010). Im April kriechen die Raupen bei zunehmenden Tagestemperaturen aus ihren Nestern und beginnen mit dem geselligen Raupenfraß an den Blättern ihrer Wirtspflanzen (Fernald & Kirkland, 1903; Burgess, 1923; Frago et al., 2010). Die Überwinterungsnester dienen dabei als Nachtlager. In späteren Stadien verlassen die Raupen die Kolonien und fressen einzeln (Frago et al., 2009). Die Verpuppung erfolgt im Juni nach dem fünften oder sechsten Larvenstadium. Die Mitte Juni schlüpfenden Falter nehmen keine Nahrung mehr zu sich und weisen eine kurze Lebensspanne auf (Fernald & Kirkland, 1903; Burgess, 1923; Frago et al., 2010). Die exakte Anzahl der Larvenstadien vor der Verpuppung ist nicht bekannt. Allgemein wird angenommen, dass fünf bis acht Stadien vor der Verpuppung durchlaufen werden (Burgess, 1923; Auersch, 1955; Skatulla & Schwenke, 1978; Frago et al., 2009). Die Unsicherheit bezüglich der Anzahl der Larvenstadien lässt sich aus dem auftretenden Entwicklungspolymorphismus (unterschiedlich rasche Entwicklung der Individuen) erklären. Zur natürlichen Regulation von Goldafterpopulationen tragen mehrere parasitische Insekten bei (Mamedov, 1988). Zu diesen zählen Vertreter der Braconiden wie Meteorus versicolor, Apanteles lateicolor, die Ichneumonide Scambus brevicornis 5 und die Tachinenart Tachina praeceps. Meteorus versicolor wird dabei als effektivste Art angeführt, Goldafterraupenpopulationen zu regulieren (Mamedov, 1988). Des Weiteren wirken Kernpolyederviren und einige pathogene Pilze, darunter vor allem Mikrosporidien, stark populationsmindernd (Sterling & Speight, 1989). Das Bakteriumpräparat Bacillus thuringiensis, welches am Markt unter dem Produktnamen Dipel erhältlich ist, wird bei der biologischen Kontrolle gegen den Goldafter eingesetzt (Percival, s.a.). Eine zentrale Fragestellung dieser Arbeit war es zu untersuchen, ob sich die Goldafterraupe als Überwinterungswirt für die Brackwespe G. liparidis eignet und damit den Fortbestand der Wespenpopulation ermöglicht. In einer vorhergehenden Arbeit konnte festgestellt werden, dass Goldafterraupen erfolgreich von der Wespe parasitiert werden und im Frühjahr als Wirte für die Entwicklung der Parasitenlarven geeignet sind (Marschnig, 2013). Mit der zentralen Fragestellung verknüpft ist das bis heute kaum erforschte Überwinterungsverhalten der Goldafterraupen. Konkret sollte untersucht werden, ob es sich bei der Winterruhe um eine echte Diapause handelt und welche Rolle dabei Temperatur und Photoperiode spielen. Um diese Fragen zu beantworten, wurden Raupen sowohl im Freiland als auch unter kontrollierten Bedingungen über mehrere Monate (Oktober bis Juni) gehalten. Zusätzlich wurden während des natürlichen Überwinterungszeitraums Respirations- und Frostresistenzmessungen durchgeführt. 6 2. 2.1 Material und Methoden Versuchstiere Die verwendeten Goldafterraupen stammen aus zwei Populationen. Die erste ist eine Folgegeneration der Raupen, welche für die Diplomarbeit von Marschnig (2013) im Labor gezüchtet wurden. Die ursprünglichen Überwinterungsnester mit den Raupen stammen von Mehlbeerbäumen (Sorbus aria) nahe Traismauer, Niederösterreich (15°46´00.28``Ost, 48°20´52.34``Nord), die im Februar 2012 abgesammelt und für den Aufbau einer Zucht unter natürlichen Bedingungen verwendet wurden. Dazu wurden Überwinterungsnester (ca. 12 Stück) in einem Käfig im Garten des Institutes für Forstentomologie, Forstpathologie und Forstschutz (IFFF) platziert. Zur Verpuppung wurden die Raupen in einem Klimaschrank (Sanyo Incubator, Modell: MIR-533) unter Langtagbedingungen (LT 16h Licht und 8h Dunkelheit, 16L:8D) und konstanter Temperatur (20°C) gehalten. Die Raupen wurden bis zur Verpuppung mit Weißdornblättern (Crategus sp.) auf Zweigen gefüttert. Zum Schlüpfen der Falter wurden die Puppen in Plastikboxen mit Gazedeckel (25 x 25 x 25 cm) gesetzt, in welchen die Falter Ende Juli längliche, mit Afterwolle bedeckte Eigelege ablegten. Anfang August wurden die Eigelege abgesammelt und die daraus schlüpfenden Raupen in der vorliegenden Arbeit für die Versuche verwendet. Ab dem Schlüpfen Mitte August wurden die Tiere mit Weizenkeimdiät (Tab. 1) (Bell et al., 1981) gefüttert, die von den Raupen sehr gut angenommen wurde. Im Gegensatz dazu verweigerten Raupen aus den Überwinterungsnestern der Laborzucht, die ab dem Schlüpfen bis zur Überwinterung mit Blattmaterial gefüttert worden waren, die Diät und verhungerten (Marschnig, 2013). Die zweite Population stammte direkt aus Überwinterungsnestern, welche Anfang November 2012 von denselben Mehlbeerbäumen wie oben nahe Traismauer aufgesammelt wurden (Abb. 1). Die besiedelten Überwinterungsnester wurden in zwei Plastikboxen mit Gazedeckel (25 x 25 x 25 cm) verfrachtet und im Institutsgarten unter Freilandbedingungen gehalten. Die Tiere wurden mit Blättern der Mehlbeere gefüttert (Abb. 2). 7 Abb. 1: Überwinterungsnest an Mehlbeere. Abb. 2: Mehlbeerblätter als Futter für die Goldafterraupen im Überwinterungsnest. Die für die Versuche verwendeten G. liparidis Wespen stammen aus einer Dauerzucht des IFFF. Diese Zucht wurde vor mehr als 20 Jahren mit einer sich in Schwammspinnerraupen entwickelnden (Burgenland) Durch angelegt. Wespenkolonie laufende Parasitierung aus von Klingenbach, Raupen des Schwammspinners wird die Erhaltung der Wespenpopulation sichergestellt. Die adulten Wespen werden in einem Klimaschrank (Liebherr profiline) unter Langtagbedingungen (16L:8D) bei 15°C (Tag) bzw. 10°C (Nacht) gehalten. Sie werden mit Wasser und Honig gefüttert. Zur Untersuchung Mikrosporidieninfektion der von während des Goldafterraupen Versuchszeitraumes aus dem Freiland vorgefunden wurde ein Infektionsversuch mit Schwammspinnerraupen angelegt, um die Mikrosporidien näher zu charakterisieren. Dafür wurden Raupen aus der Dauerzucht (New Jersey Standard Strain) der USDA- APHIS (Animal and Plant Health Inspection Service, OTIS Methods Development Center, MA 02542) verwendet. Die Raupen (Abb. 3 und 4) wurden in einem Klimaschrank (Kirsch) unter einer Photoperiode von 16L:8D bei 20°C (Tag) und 15°C (Nacht) gehalten. Die Raupen für den Infektionsversuch wurden mit derselben Weizenkeimdiät (Abb. 3) ad libitum gefüttert wie die Raupen des Goldafters. 8 Abb. 3: Schwammspinnerraupen (L2) auf Weizenkeimdiät. Abb. 4: Schwammspinnerraupe (L5) in Petrischale mit Weizenkeimdiät. Tab. 1: Zusammensetzung von 1,0 kg Weizenkeimdiät (Bell et al.,1981). Inhaltsstoffe Menge Trinkwasser 815 ml Agar, fein gemahlen (Sigma-Aldrich) Weizenkeime (Dr. Grandel GmbH) 15 g 120 g Casein (Sigma) 25 g Vitamin Mix (Bio-Serv) 10 g Ascorbinsäure (Vit. C) (Sigma) 5g Wesson Salz ohne Eisen (Bio-Serv) 8g Eisencitrat (Sigma) 0,1 g Sorbinsäure (Sigma) * 2g Methyl Paraben (Sigma-Aldrich) * 1g Chlortetracyclin, HCl (Appli Chem) * 0,1 g (*) zur Konservierung 9 2.2 Überwinterung unter kontrollierten Bedingungen Für den Überwinterungsversuch unter kontrollierten Bedingungen wurden jene Raupen herangezogen, welche aus den Eigelegen der Dauerzucht schlüpften. Dazu wurden alle wie in Kapitel 2.1 beschriebenen Eigelege Anfang August abgesammelt und in zwei Gruppen aufgeteilt. Ein Teil der Eigelege wurde in Kunststoffbecher (10x7 cm) (Abb. 5) gesetzt und für den Überwinterungsversuch im Labor im Klimaschrank (Sanyo Incubator, Modell: MIR-533) mit einer Photoperiode von 16h Licht und 8h Dunkelheit, (Langtag LT, 16L:8D) bei einer Temperatur von 20°C gehalten (LT 20°C) wie zuvor schon die Goldafterpuppen der Laborzucht. Der Raupenschlupf erfolgte nach ca. acht Tagen (erstes Larvenstadium L1). Anschließend wurden je 100 Raupen auf 20 Kunststoffbecher aufgeteilt. 18 Becher (Abb. 6) wurden bis zum Versuchsbeginn unter den oben genannten Bedingungen gehalten, die restlichen beiden wurden im Klimaschrank (Memmert, Model: ICP 500) unter Kurztagbedingungen (KT 8h Licht und 16h Dunkelheit, 8L:16D) bei 20°C aufbewahrt (KT 20°C). Die Raupen verblieben vom Mitte August bis Mitte September im ersten Larvenstadium. Abb. 5: Kunststoffbecher (10x7 cm) mit Gazedeckel zur Haltung von L1 Raupen. 2.3 Abb. 6: Haltung der Raupen in Kunststoffbechern und Plastikboxen im Klimaschrank. Überwinterung im Freiland Für den Überwinterungsversuch im Freiland wurde ein Teil der Eigelege (Abb. 7) auf Plastikboxen aufgeteilt (Abb. 8) und im Institutsgarten aufgestellt. 10 Der Schlupf der Raupen in den Boxen erfolgte zeitgleich mit dem der Tiere in den Kunststoffbechern in den Klimaschränken (vergleiche 2.2). Auch diese Raupen verblieben von Mitte August bis Mitte September im ersten Larvenstadium. Bis Oktober wurden die Raupen in den Boxen belassen und regelmäßig mit Rosenblättern (Rosa sp.) gefüttert. Dazu wurden Zweige von Rosensträuchern geschnitten und in Zentrifugenröhrchen (50 ml) gesteckt, die mit einer Mischung aus Wasser und Pflanzennährlösung gefüllt waren, um die Zweige frisch zu halten. Nach einem oberflächlichen Fensterfraß sponnen sich die Raupen in Gespinste zwischen den Blättern ein (Abb. 9), von denen aus sie einen Skelettierfraß vollzogen (Abb. 10). Abb. 7: Eigelege bedeckt mit Afterwolle. Abb. 8: Plastikboxen mit Eigelegen. Abb. 9: Rosenzweige in Zentrifugalröhrchen mit Nährlösung; Raupengespinste. Abb. 10: Junge Goldafterraupen Gespinst und Fensterfraß am Blatt. (L1), 11 Nachdem sich die Raupen in den im Institutsgarten gelagerten Boxen ins zweite Larvenstadium (L2) gehäutet hatten, wurden Anfang Oktober einzelne Gespinste zu je ca. 100 Raupen abgesammelt und auf vier Netze aufgeteilt (Abb. 11). Die Gespinstnetze wurden anschließend mit einem Faden an Zweige eines Weißdornstrauches (Crategus sp.) im Institutsgarten gebunden und mit Kunststoffnetzen (Material: Propyltex 05-280/41) (Abb. 12) überstülpt, die mit Kabelbindern verschlossen wurden. Im Zeitraum von November bis Februar wurden von jedem Sack zehn Raupen für die physiologischen Untersuchungen (Respiration, Frosthärte) entnommen. Die Raupen, die im März und April getestet wurden, stammten aus verschiedenen Säcken. Die restlichen Tiere verblieben während des Winters in den Freilandsäcken im Institutsgarten. Um das Überwinterungsverhalten von parasitierten Goldafterraupen im Freiland untersuchen zu können, wurden aus den Boxen im Klimaschrank LT 20°C nach der Häutung der Raupen ins L2 40 Raupen entnommen und G. liparidis Weibchen zur Eiablage angeboten. Nach erfolgter Parasitierung wurden die Tiere in „künstlichen Gespinsten“ zu je 20 Stück (aufgeteilt auf zwei Kunststoffnetzsäcke) an einem Weißdornzweig zur Überwinterung ausgebracht. Abb. 11: Netz mit Goldaftergespinsten. Abb. 12: Kunststoffnetzsack mit Raupen auf Weißdorn. 12 Zusätzlich wurde ein Gazenetz mit einem Datenlogger (Tinytag Plus, Gemini Data Logger) an einen Zweig gebunden, um die Lufttemperatur während des Versuchszeitraumes aufzuzeichnen. Die Überwinterungsnester, welche Anfang November von Mehlbeerbäumen abgesammelt wurden, verblieben während des Winters in den zwei Plastikboxen. Von November bis April wurden pro Monat zehn Raupen aus den Boxen entnommen und für physiologische Untersuchungen verwendet. Der Rest überwinterte im Institutsgarten. Insgesamt wurden vier Versuchsgruppen gebildet, die sich durch die Haltungsbedingungen in den Klimaschränken bzw. im Freiland an verschiedenen Futterpflanzen ergaben (Tab. 2). Tab. 2: Versuchsgruppen. Versuchsgruppen Abkürzung Klimaschrank Langtag LT 20°C Klimaschrank Kurztag KT 20°C Freiland auf Weißdorn FL 1 Raupen in Gruppen in Kunststoffnetzen auf Weißdorn im Institutsgarten, Weißdornblätter FL 2 Raupen von Mehlbeerbäumen, im Nov. gesammelt, Haltung in Plastikboxen, Mehlbeerblätter (Crataegus sp.) Freiland auf Mehlbeere (Sorbus aria) 2.4 Beschreibung Raupen im Klimaschrank unter Langtagbedingungen (16L:8D) bei 20°C, in Kunststoffbechern á 100 Stück, Weizenkeimdiät Raupen im Klimaschrank unter Kurztagbedingungen (8L:16D) bei 20°C, in Kunststoffbechern á 100 Stück, Weizenkeimdiät Physiologische Messungen während der Überwinterung Um die physiologischen Veränderungen während der Überwinterungsphase zu untersuchen, wurden im Zeitraum Oktober bis April einmal pro Monat bei zehn Raupen aus jeder Versuchsgruppe die Atmungsaktivität und Frostresistenz bestimmt. Aufgrund der ab November in den Klimaschränken auftretenden erhöhten Mortalität der Versuchsraupen, welche sich bis Jänner fortsetzte, konnten die Messungen mit den Tieren aus LT 20°C nur im Zeitraum Oktober bis Jänner, mit Tieren aus KT 20°C im Zeitraum November bis Dezember durchgeführt werden. Die Raupen aus den Versuchsgruppen FL 1 und FL 2 wurden im Zeitraum November bis April untersucht. 13 2.4.1 Respiration Zur Bestimmung des Sauerstoffverbrauchs der Goldafterraupen während des Überwinterungszeitraumes wurde ein am Institut vorhandenes Mikrorespirometer (Eigenbau) (Abb. 13) verwendet. Das Grundprinzip dabei ist die Bestimmung des Sauerstoffverbrauches durch ein volumetrisches Respirometer mit kontantem Druck nach Scholander et al. (1952). Das Prinzip basiert auf einem Druckausgleichsystem. Gemessen wird der Druckausgleich zwischen der Respirations- und der Kompensationskammer. Abb. 13: Mikrorespirometer für zehn Parallelmessungen. Die Anlage besteht im Wesentlichen aus vier Bauelementen (Manometerblock (A), Mikroliterspritze (B), Mikrometerschraube (C) und Schiebemotor (D)), die auf einer Grundplatte aus 15 mm starkem Plexiglas montiert sind. Die einzelnen Elemente sind in Abb. 14 dargestellt. Der Manometerblock (A) besteht aus einem Manometer (1) in der Form von gegabelten Säulen gefüllt mit Öl, einem Manometerverschluss (4) und je zwei Stößel (Manometerverschlussbügel) zur Ölstandregulierung. Von diesen aus führen zwei Längsbohrungen zu dem Respirations- und Kompensationsgefäß (2 und 3), welche mit Dichtungsringen versehen sind. Im Respirationsgefäß (Objektkammerbehälter) befindet sich am Boden ein mit 20% Kalilauge getränktes Wattestück. Über das Wattestück wird ein Netz gelegt, damit die Tiere nicht mit der Kalilauge in Berührung kommen. Der Ausgleich des im Respirationsgefäß verbrauchten Sauerstoffes wird durch Nachschieben von Luft aus einer gasdichten Mikroliterspritze erreicht (B). Die 14 Spritzen können je nach Sauerstoffverbrauch an das Messobjekt angepasst werden. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchungen wurden 100 µl Spritzen (Hamilton) verwendet. Von der Spritze aus führt eine abgedichtete Teflonkanüle zum Respirationsgefäß. Die senkrecht über der Spritze angebrachte Einbaumikrometerschraube (C) bewirkt den Vorschub des Spritzenstempels. Der Antrieb des Vorschubes erfolgt mit einem eingebauten Schiebemotor (D). Der Schiebemotor ist mit einer Infrarot-Lichtschranke, bestehend aus einer Lichtquelle und einem Phototransistor, verbunden, welche Niveauänderungen des Ölpegels registriert. An den Lichtschranken sind zwei Feinjustierschrauben angebracht, mit welchen der Ölstand in den Säulen justiert werden kann. Abb. 14: Schematische Darstellung eines Mikrorespirometers (Pruscha et al., 1983). 15 Die Mikrorespirationsanlage befindet sich während des Messvorgangs in einem Wasserbad mit konstanter Temperatur, welches vor der Messung auf die gewünschte Temperatur akklimatisiert werden muss. Änderungen der Wassertemperatur während des Messvorganges rufen Volumsänderungen hervor, die zu Messfehlern führen. Im ersten Schritt wurden die Respirationsgefäße mit den Goldafterraupen bestückt und auf die Anlage geschraubt. Nach dem Einstellen des Steuerelementes, dem manuellen Öldruckausgleich mit den Stößeln am Manometer und der Nachjustierung mit den Feinjustierschrauben an der Lichtschranke, wurde der Messvorgang gestartet. Während des Messvorgangs verbrauchten die Tiere im Respirationsgefäß Sauerstoff (O2) und produzierten Kohlendioxid (CO2), das von der Kalilauge gebunden wurde; es entstand ein Unterdruck durch den der Ölpegel in den Säulen stieg. Dieser Anstieg wurde von einer Lichtschranke überwacht. Von der Lichtschranke aus wurde über ein Relais der Antriebsmotor in Gang gesetzt und so von der Mikrometerschraube Luft aus der Spritze zum Druckausgleich in die Respirationskammer gedrückt. Gleichzeitig tastete die Lichtschranke die Schlitze der auf dem Ritzel am Motor aufgepressten kupferkaschierten Scheibe ab. Sobald sich die Scheibe drehte, wurde jedes Freigeben des Lichtstrahls als Impuls gewertet (Scholander et al., 1952; Pruscha et al., 1983). Die Impulse (counts) (Abb. 15) wurden von einem Computer aufgezeichnet. Sie ermöglichten die Berechnung, wie viel µl Luftsauerstoff in die Anlage gedrückt wurden. In der vorliegenden Arbeit wurden jeweils zehn Parallelmessungen pro Versuchsgruppe durchgeführt. Die Wasserbadtemperatur betrug bei allen Messvorgängen konstante 20°C. Ein Messvorgang dauerte ca. 12 Stunden. Die Raupen wurden im Vorfeld der Respirationsmessung mit einer Mikrowaage (Mettler Toledo, Model: MT 5) (Abb. 16) gewogen. 16 Abb. 15: Kontinuierlicher O2-Verbrauch (counts) von fünf E. chrysorrhoea Raupen (R1-R5) in der Respirationskammer (Mikrorespirometer) innerhalb von 12 Stunden. Abb. 16: Mikrowaage (METTLER TOLEDO, Model: MT 5) zur Bestimmung des Raupengewichtes. 17 Nach der Messung wurden die Daten in ein Excel File transformiert und ausgewertet. Dabei wurden die counts pro Minute und mit einem Volumsfaktor für die Hamiltonspritze multipliziert und dann auf den Stundenverbrauch umgerechnet. Dieser Wert wurde dann durch das Raupengewicht dividiert, um den O2-Verbrauch pro Gewichtseinheit zu bestimmen. Aus der Bezugsgröße µl*h-1*mg-1 lassen sich unterschiedlich schwere Raupen miteinander vergleichen. Des Weiteren wurden die Monatsmaxima, -minima und -mittelwerte der Temperatur im Freiland den Messergebnissen der Versuchsgruppen FL 1 und FL 2 gegenübergestellt. Um den Einfluss der Temperatur auf den O2-Verbrauch der Tiere beurteilen zu können, wurden im ersten Schritt die Temperaturmaxima, -minima und -mittelwerte jeweils am Messtag und in der Messwoche aus den stündlichen Aufzeichnungen des Datenloggers errechnet. In der Folge wurden die Sonnenstunden am Messtag (Tageslichtdauer) und der Messbereich der jeweiligen Woche aus den Aufzeichnungen der Zentralanstalt für Meteorologie ZAMG (www.zamg.at) ausgelesen. Die Sonnenstunden geben Auskunft über die jeweilige Photoperiode, denen die Tiere im Freiland ausgesetzt waren. Anschließend wurden die Daten beider Gruppen miteinander verglichen. 2.4.2 Frostresistenz Um Aussagen über die Frostresistenz der überwinternden Raupen machen zu können, wurde der Unterkühlungspunkt (Super Cooling Point SCP) bestimmt. Als SCP bezeichnet man jene Temperatur, bei der sich Eiskristalle in der Körperflüssigkeit der Tiere bilden. Da bei dieser Reaktion Wärme freigesetzt wird (exotherm), kann diese als kurzfristige Erhöhung der Körpertemperatur gemessen werden. Der Punkt, bei dem es während der Abkühlphase zu einem plötzlichen Temperaturanstieg kommt, wird als SCP bezeichnet (Abb. 17). Zur Bestimmung des SCP wurden die Raupen aus dem Respirationsversuch verwendet. Dabei wurden die Raupen einzeln in 2 ml Zentrifugenröhrchen (SIGMAALDRICH) eingeklemmt. Der Deckel des Röhrchens wurde im Vorfeld angebohrt, sodass man die Messelektrode an die Raupe anlegen konnte. Darüber wurde ein weiteres Zentrifugenröhrchen (25 ml) mit angebohrtem Deckel als Isoliermantel angesetzt. Anschließend wurden die Messelektroden mit den Tieren in einer Tiefkühltruhe (Liebherr COMPUTER CONTROL) bis auf ca. -35 °C abgekühlt. Bei 18 den Messelektroden handelte es sich um Thermoelemente aus zwei Metalllegierungen. Bei Temperaturänderungen registrieren sie eine Spannung, die an das Aufzeichnungsprogramm weiterleitet wird. Aufgezeichnet wird zunächst der stetige Abfall der Temperatur. Beim Erreichen des SCP wird durch die Kristallisationsbildung ein Temperaturanstieg registriert (Abb. 17). Ist das Körperwasser des Tieres vollständig gefroren, fällt die Temperatur wieder ab. Die Aufzeichnungen der Temperaturkurven wurden nach der Messung in ein Excel File transformiert und die Temperaturen des SCP aus den Aufzeichnungen herausgefiltert. Auch bei den Auswertungen der Frostresistenzmessungen wurden die Monatsmaxima, -minima und -mittelwerte der Temperatur aus den Aufzeichnungen des Datenloggers berechnet und den Messergebnissen der Versuchsgruppen FL 1 und FL 2 gegenübergestellt. °C 0 -5 -10 -15 -20 SCP -25 Abb. 17: Typischer Messverlauf zur Bestimmung des SCP (°C) einer E. chrysorrhoea Raupe. Bei der Bildung von Eiskristallen im Körper der Raupe (SCP) kommt es zu einem Temperaturanstieg von ca. 5°C (exotherme Reaktion). 19 Abb. 18: Messstation mit Messelektroden, Tiefkühlelement und Computer. 2.5 Überwinterung von parasitierten Raupen Zur Untersuchung des Überwinterungsverhaltens von parasitierten Raupen des Goldafters wurden Tiere verwendet, die ab September im Klimaschrank bei LT 20°C auf Weizenkeimdiät gehalten wurden. Nach der Häutung der Goldafterraupen ins zweite Larvenstadium wurden ab Mitte September laufend Raupen den Wespen zur Eiablage angeboten (Abb. 19). Die Wespen nahmen die Wirtsraupen an und legten mehrere Eier in die Leibeshöhle ab. Bei der Eiablage nahmen die Weibchen eine charakteristische Stellung ein, bei der sie das letzte Beinpaar nach dorso-caudal streckten. Jede Goldafterraupe wurde von nur einem Wespenweibchen parasitiert. Danach wurden die Tiere in kleinen Gruppen in Kunststoffbecher mit Weizenkeimdiät gesetzt. Einige Becher wurden bis zum Zeitpunkt der Sektion in den Klimaschrank bei KT 20°C gestellt. Die übrigen wurden im Klimaschrank unter LT 20°C gehalten. Mit der Photoperiode 8L:16D (KT) sollten Tageslichtverhältnisse in den Wintermonaten simuliert werden. Tiere mit der Photoperiode 16L:8D (LT) dienten als Kontrollgruppe. Beide Gruppen wurden bei konstanten 20°C gehalten, um den Einfluss der Temperatur auf die Entwicklung der Parasitoiden und der Wirtsraupen während der Überwinterung ausschließen zu können. Mitte November wurden weitere Tiere im zweiten Larvenstadium aus der Versuchsgruppe LT 20°C parasitiert und in einen Klimaschrank (Liebherr profi line, Modell: LC 5000) bei 4°C unter Dauerdunkel gehalten. Damit sollte die langfristige Überlebensmöglichkeit der Parasitoiden in einem Überwinterungswirt unter simulierten Winterbedingungen getestet werden. 20 Abb. 19: Parasitierungsdose mit Raupen des Goldafters und G. liparidis Wespen. Die Raupen wurden mit der Federpinzette fixiert und den Wespen zum Anstich angeboten. Um den Entwicklungsfortschritt der Parasitoiden in den Raupen festzustellen, wurden die Wirtsraupen von Oktober bis November regelmäßig seziert und das Entwicklungsstadium der Parasitoiden dokumentiert. Die Raupen wurden im Vorfeld der Sektion mit einer Mikrowaage (METTLER TOLEDO, Model: MT 5) gewogen (Abb. 16) und ihre Kopfkapselbreite bestimmt. Die Sektion erfolgte unter einem Auflichtmikroskop (Wild Herresburg, Model: Wild M8). Der Körperinhalt der Raupe wurde mit etwa 1 ml Wasser gespült, mit einer Pipette aufgesaugt und auf einen Objektträger aufgebracht. Im Durchlichtmikroskop (Reichard Polyvar) wurde anschließend die Anzahl der Parasitoideneier bzw. -larven bestimmt. Die Parasitoidenstadien wurden mit einer Digitalkamera (Auflichtmikroskop Model: Nixon COOLPIX P6000; Durchlichtmikroskop Nikon DIGITAL SIGHT DS- Fi1) dokumentiert. Der Entwicklungsstand der Parasitoiden in den Wirtsraupen bei 4°C Dauerdunkel wurde in monatlichen Abständen von Mitte Dezember bis Mitte Februar untersucht. 21 Abb. 20: Glyptapanteles liparidis (a) Parasitoidenei (Durchlicht), (b) Parasitoidenlarve (L1) mit sklerotisierten Mundwerkzeugen (MWZ) und Eihautresten (Durchlicht), (c) Parasitoidenlarve (L1) ausgespült aus einer E. chrysorrhoea Raupe (Auflicht). 2.6 Mikrosporidieninfektion Ab Mitte November kam es bei den unparasitierten Tieren in den Klimaschränken LT 20°C und KT 20°C zu einer erhöhten Mortalität. Da die Tiere in den Wochen zuvor kaum mehr Nahrung zu sich genommen hatten, wurde angenommen, dass sie aufgrund von Unterernährung und dem daraus resultierenden Energieverlust verstarben. 22 Um mögliche Mortalitätsgründe festzustellen wurden Quetschpräparate der toten Raupen im Phasenkontrast mit einem Durchlichtmikroskop (Nikon ECLIPSE E800, Leica STEREOVAR) untersucht. Dabei wurde eine Infektion mit Mikrosporidien festgestellt (Abb. 21). In den Folgemonaten wurden die für physiologische Messungen herangezogenen Raupen auf Befall kontrolliert (Versuchsgruppen LT 20°C, FL 1 und FL 2 im Zeitraum Jänner 2013 bis April 2013). Raupen der Gruppe KT 20°C waren alle Ende Dezember verstorben, daher liegen für diese Versuchsgruppe keine Daten zur Atmungsaktivität und Frostresistenz vor. Abb. 21: Sporen (Quetschpräparat). von Mikrosporidien im Körper von E. chrysorrhoea Raupen Zur Bestimmung der Mikrosporidienart wurden Mitte Februar aus dem Pool der gesammelten toten Raupen der Vormonate jeweils 30 Tiere mit positivem Mikrosporidienbefall für Quetschpräparate entnommen und zusätzlich auf Infektionen durch Pilze, Bakterien und Viren getestet. Zur Gewinnung von Sporen wurde die gesamte Flüssigkeit der Präparate in einem Zentrifugenröhrchen (50 ml) gesammelt und bei 3500 U/min 15 min bei Raumtemperatur zentrifugiert. Am Grund des Zentrifugenröhrchens bildete sich ein Pellet, das Sporen enthielt. Der Überstand wurde abpipettiert und verworfen. Das Pellet wurde mit einigen Tropfen Wasser suspendiert und geschüttelt. Danach wurden etwa 0,5 ml der Sporenlösung in Gefrier-Vials gefüllt und mit 0,5 ml Glycerol als Gefrierschutz überschichtet. Die Vials wurden verschlossen und in Flüssigstickstoff (Dewar) gelagert. 23 Die restliche Suspension wurde für einen Infektionsversuch mit Raupen des Schwammspinners verwendet. Mit Hilfe einer Neubauer-Zählkammer (Abb. 22) wurde im Phasenkontrast mit einem Durchlichtmikroskop die Sporenkonzentration in der Suspension bestimmt. Die Zählkammer besteht aus einer oberen und unteren Kammer, welche etwa 10 µl Sporensuspension aufnehmen. In beiden Kammern wurde jeweils das mittlere Quadrat mit 25 Kästchen ausgezählt (Abb. 23) und auf die Gesamtmenge an Sporen hochgerechnet. Für den Folgeinfektionsversuch wurde die Konzentration der isolierten Sporen mit Wasser auf 1000 Sporen/µl eingestellt. Abb. 22: Neubauer-Zählkammer. Abb. 23: Zähl-Kästchen von NeubauerZählkammer. Der mittlere Kreis wurde ausgezählt, (http://www.zaehlkammer.de/deutsch/neu bauer.improved.html). Zur Infektion wurden 48 Raupen des Schwammspinners am ersten Tag des dritten Larvenstadiums verwendet, die vor der Infektion keine Nahrung aufgenommen hatten. Im ersten Schritt wurden mit einem Skalpell 1-2 mm³ große Weizenkeimdiät Futterstückchen abgeschnitten und mit einer Pinzette auf zwei Zellkulturplatten (Corning, 24 well plates) verteilt. Danach wurde auf die Futterstücke 1 µl Sporenlösung aufgetragen und die Raupen dazugesetzt. Nur jene Raupen, die das Weizenkeimdiätstück innerhalb von 24 Stunden vollständig aufgefressen hatten, 24 wurden weiter verwendet. Am darauffolgenden Tag wurden die Raupen in Kunststoffbecher mit Weizenkeimdiät umgesetzt und in einem Klimaschrank (Liebherr, Model: UKS 2600 Index 20A/001) unter Langtag (16L:8D) bei 24°C (Tag) und 18°C (Nacht) gehalten. Innerhalb von 24 Tagen wurden im Abstand von drei bis vier Tagen jeweils drei Raupen seziert (Abb. 26). Dabei wurden von jeder Raupe Mitteldarm, Fettkörper, Spinndrüsen, Gonaden und Malpighische Gefäße auf das Vorhandensein von Sporen untersucht. Abb. 24: Schwammspinnerraupe ventral geöffnet. Obwohl die Raupen aus dem Freiland nach jeder Messung des SCP auf Mikrosporidienbefall untersucht wurden, sollte überprüft werden, dass sich die Sporen nicht erst nach der Überwinterungsphase bei höheren Temperaturen entwickelten. Daher wurden im April und Mai je 30 Goldafterraupen aus den Versuchsgruppen FL 1 und FL 2 abgesammelt. Im April wurden die Tiere in Kunststoffbechern mit Weißdornblättern in den Klimaschrank LT 20°C gestellt und laufend mit frischem Futter gefüttert. Im Mai verblieben die Raupen bis zum Sektionszeitpunkt im Garten. Nach ca. 30 Tagen wurden alle Raupen seziert und auf Mikrosporidienbefall untersucht. 25 2.7 Statistische Analysen Die Statistische Auswertung erfolgte mit SPSS 21.0 für Windows und Excel 2010. Es wurden die Mittelwerte und Standardfehler der einzelnen Versuchsgruppen berechnet. Die Werte wurden im Vorfeld auf Abhängigkeiten geprüft. Signifikante Unterschiede zweier Gruppen wurden mit stichprobenunabhängigem t-Test ermittelt. Mittelwerte von mehr als zwei Gruppen wurden mit einer einfaktoriellen Varianzanalyse und einem Post-hoc-Test (Scheffé) getestet. Die Irrtumswahrscheinlichkeit (Signifikanzniveau) wurde auf P<0,05 gesetzt. Um lineare Zusammenhänge zwischen einzelnen Variablen festzustellen, wurde für normalverteilte Daten der Korrelationskoeffizient nach Pearson berechnet (Borz, 1999). 26 3. Ergebnisse 3.1 Überwinterung von unparasitierten Euproctis chrysorrhoea Raupen Die Ergebnisse zum Überwinterungsverhalten der Goldafterraupen beziehen sich auf Beobachtungen unparasitierter Raupen aus allen Versuchsgruppen hinsichtlich Entwicklung (Stadien), Fraßaktivität, Mobilität und Mortalität sowie Messungen des Sauerstoffverbrauchs und der Frosthärte während der Überwinterung. 3.1.1 Überwinterung unparasitierter Raupen unter kontrollierten Bedingungen Mitte September häuteten sich die Raupen aller Versuchsgruppen (LT 20°, KT 20°C) in das zweite Larvenstadium und blieben bis Jänner in diesem. Der Häutungszeitpunkt der Tiere unter KT 20°C unterschied sich nicht von dem der LT 20°C Tiere. Nach der Häutung begannen die Raupen Gespinste zu weben, in welche sie sich gesellig zurückzogen und die sie nur zur Nahrungsaufnahme verließen. Anfang Oktober konnte ein Rückgang der Fraßaktivität in beiden Versuchsgruppen beobachtet werden, der sich progressiv fortsetzte und auch durch laufenden Futterwechsel nicht änderte. Anfang November kam es zum völligen Fraßstopp. Die Raupen beider Gruppen (LT 20°C, KT 20°C) verhielten sich wieder gleich. Raupen, welche durch Hygienemaßnahmen aus ihren Gespinsten gelöst und in einen anderen Becher versetzt wurden, bildeten anfangs erneut Gespinste. Mitte November wurden keine Gespinstnester mehr angelegt, es kam allerdings zu einer erhöhten Mortalität in beiden Versuchsgruppen, welche sich bis Jänner fortsetzte und damit endete, dass alle Individuen verstarben. Die toten Tiere wurden abgesammelt und tiefgefroren (-20°C). Die Todesursache in der Versuchsgruppe LT 20°C war eine Mikrosporidieninfektion (Kapitel 2.7, 3.3); in der Gruppe KT 20°C konnte keine schlüssige Erklärung für das Sterben der Tiere gefunden werden. 3.1.2 Überwinterung unparasitierter Raupen im Freiland Die unparasitierten Goldafterraupen aus der Versuchsgruppe FL 1, welche nicht für physiologische Messungen im Zeitraum November bis April herangezogen wurden, 27 häuteten sich in etwa zeitgleich mit den Raupen in den Klimaschränken ins zweite Larvenstadium und verblieben während des gesamten Überwinterungszeitraums im Freiland in diesem Stadium. Anfänglich fraßen die Tiere noch an Blättern des Weißdornstrauches. Mit dem Blattfall stellten sie jedoch die Fraßaktivität ein. Die Überwinterung erfolgte gesellig in Überwinterungsnestern, welche schon vor dem Aussetzen in die Freilandsäcke angelegt und danach nicht mehr geöffnet wurden. Ende September wurden noch weitere Blätter des Weißdornstrauches in die bereits bestehenden Überwinterungsnester miteingesponnen. Nach dem Blattfall wurden die Nester nicht mehr verlassen. Anfang April häuteten sich die Raupen in das dritte Larvenstadium. Mit dem Blattaustrieb am Weißdornstrauch Mitte April verließen sie ihre Überwinterungsnester und vollzogen einen Skelettierfraß an den frisch ausgetriebenen Blättern. Die Raupen nahmen in dieser Zeit sehr viel Nahrung zu sich, sodass laufend neue Zweige in die Säcke eingepackt werden mussten. Raupen, die sich ins vierte Larvenstadium gehäutet hatten, wurden abgesammelt und in Plastikboxen mit eingefrischten Weißdornzweigen im Institutsgarten gehalten. Die Verpuppung der Tiere erfolgte Ende Mai, Anfang Juli schlüpften die Falter. Die Raupen der Gruppe FL 2 befanden sich bereits zum Sammlungszeitpunkt (Oktober) im zweiten Larvenstadium. Die Überwinterung erfolgte in den an Mehlbeerbäumen angelegten Überwinterungsnestern, die bis April nicht mehr verlassen wurden. Die Entwicklung im Frühjahr verlief ähnlich wie die der Versuchsgruppe FL 1. Um ihre Ernährung sicherzustellen wurden ihnen ab April bis zur Verpuppung laufend eingefrischte Rosenzweige als Futter zur Verfügung gestellt. Die Rosenblätter wurden von den Raupen, die ursprünglich von der Mehlbeere stammten, sehr gut angenommen. Zu einer nennenswerten Mortalitätsrate während der Überwinterung kam es in keiner der beiden Freilandgruppen. 3.1.3 Atmungsaktivität während der Überwinterung Weder bei den Tieren im Freiland noch bei den Tieren im Klimaschrank bei konstanten 20°C und Langtag- bzw. Kurztagbedingungen konnte von Oktober/ November bis März eine Abnahme des Sauerstoffverbrauches festgestellt werden (Tab. 3). Lediglich im April nahm die Atmungsaktivität der Raupen aus der Versuchsgruppe FL 2 signifikant zu (Abb. 26). 28 Tab. 3 : Mittlerer O2-Verbrauch (MW±SE, µl*h-1*mg-1) von E. chrysorrhoea Raupen während der Überwinterungsphase von Oktober 2012 bis April 2013. Gruppe/ Monat Okt LT/20°C KT/20°C FL 1 FL 2 0,46±0,07 (7) Nov 1,26±0,18 (10) b, A 0,46±0,04 (10) a, B 0,69±0,12 (9) a, A 0,67±0,06 (10) a, A Dez 0,49±0,10 (10) a, A 0,53±0,06 (9) a, A 1,31±0,15 (7) a, B 0,40±0,04 (9) a, A Jän 0,91±0,10 (10) ab, A 0,94±0,23 (10) a, A 0,96±0,11 (10) a, A Feb 0,62±0,16 (6) a, A 1,08±0,16 (7) a, A Mär 0,91±0,04 (10) a, A 0,71±0,13 (9) a, A Apr 0,94±0,10 (9) a, A 2,01±0,26 (9) b, B Werte in der Klammer geben die Anzahl der untersuchten Raupen an. Abkürzungen siehe Tab. 2. Die Messergebnisse wurden innerhalb der Versuchsgruppen über alle Monate (a, b) und zwischen den Versuchsgruppen in den einzelnen Monaten (A, B) auf signifikante Unterschiede verglichen(P<0,05; ANOVA; Post-Hoc Scheffé bzw. Student´s t-Test). Innerhalb der Versuchsgruppe LT 20°C gab es in den Monaten November und Jänner eine signifikant höhere Atmungsaktivität als in den übrigen Monaten. Die Messergebnisse waren in den Monaten Oktober (0,46±0,07 µl*h-1*mg-1) und Dezember (0,49±0,10 µl*h-1*mg-1) annähernd gleich niedrig. Die Messergebnisse der Tiere aus KT 20°C beziehen sich auf die Monate November (0,53±0,06 µl*h-1*mg-1) und Dezember (0,46± 0,04 µl*h-1*mg-1) und unterscheiden sich nicht signifikant voneinander (Tab. 3) (tFG17= 0,82; P=0,418 2-seitig). Zwischen den Gruppen LT 20°C und KT 20°C bestand ein hoch signifikanter Unterschied im Monat November (Abb. 25). Die Tiere auf KT 20°C verbrauchten dabei signifikant weniger Sauerstoff als die Tiere unter LT 20°C. 29 µl*h -1*mg-1 2,5 2,0 b 1,5 LT 20°C ab 1,0 KT 20°C a a 0,5 B A A A 0,0 Okt Nov Dez Jän Abb. 25: Mittlerer O2-Verbrauch (µl*h-1*mg-1) von E. chrysorrhoea Raupen (n=7-10) unter LT 20°C und KT 20°C während der Überwinterungsphase (Okt.-Jän.) im Klimaschrank. Die Buchstaben über den Säulen geben signifikante Unterschiede innerhalb der Versuchsgruppe LT 20°C im Verlauf der Untersuchung an (P<0,05; ANOVA; Post-Hoc Scheffé), die Buchstaben in den Säulen geben signifikante Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen LT 20°C und KT 20°C an (P<0,05; Student´s t-Test). Die mittleren Respirationsraten der Raupen aus FL 1 schwankten im Untersuchungszeitraum zwischen 0,69±0,12 µl*h-1*mg-1 (November) bis 0,94±0,10 µl*h-1*mg-1 (April). Der höchste Wert konnte im Dezember mit 1,31±0,15 µl*h-1*mg-1 gemessen werden, danach erfolgte eine Abnahme der Atmungsaktivität, welche im Mittel um die 0,35±0,16 µl*h-1*mg-1 pro Monat betrug. Ab März kam es dann wieder zum einem Anstieg auf 0,91±0,04 µl*h-1*mg-1 (Tab. 3). Dennoch konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den Monaten festgestellt werden (Abb. 26). Die Raupen der Gruppe FL 2 hatten im November einen mittleren O2-Verbrauch von 0,67±0,06 µl*h-1*mg-1; im Dezember fiel der Wert auf 0,40±0,04 µl*h-1*mg-1. Im Jänner und Februar stieg die Atmungsaktivität wieder an (0,96±0,11 µl*h-1*mg-1 bzw. 1,08±0,16 µl*h-1*mg-1). Trotz steigender Außentemperaturen war der O2-Verbrauch im März wieder niedriger; erst im April kam es zu einer Verdoppelung der Atmungsaktivität. Die Raupen wiesen einen O2-Verbrauch von 2,01±0,26 µl*h-1*mg-1 auf (Tab. 3). 30 Abb. 26: Mittlerer O2-Verbrauch (µl*h-1*mg-1) von E. chrysorrhoea Raupen (n=6-10) der Versuchsgruppen FL 1 und FL 2 während der Überwinterungsphase (Nov.-Apr.) im Freiland. Die Buchstaben über den Säulen geben signifikante Unterschiede innerhalb der Versuchsgruppe FL 2 an (P<0,05; ANOVA; Post-Hoc Scheffé). Die Werte innerhalb der Versuchsgruppe FL 1 unterscheiden sich nicht signifikant. Die Buchstaben in den Säulen geben signifikante Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen FL 1 und FL 2 an (P<0,05; Student´s t-Test). Zusätzlich angegeben sind die Monatsmaxima (MAX), -minima (MIN) und -mittelwerte (MW) der Temperatur. Zwischen den beiden Freilandgruppen (FL 2, FL 1) lassen sich signifikante Unterschiede im O2-Verbrauch in den Monaten Dezember und April erkennen. Während die FL 1 Tiere im Dezember den höchsten Wert aufwiesen, verbrauchten die FL 2 Tiere sehr wenig O2, im April war es umgekehrt (Abb. 26). Eine Betrachtung der Tagesmittelwerte der Temperatur und Sonnenstunden am jeweiligen Messtag bzw. der Messwoche zeigte folgende Ergebnisse. Die Tagesmittelwerte der Temperatur schwankten bei den FL 1 Tieren zwischen den einzelnen Messtagen von November bis Februar lediglich um 1-3°C; von Februar bis April stieg die Temperatur von Monat zu Monat um 5-7°C an. An den Messtagen der FL 2 Tiere schwankten die Temperaturen in den ersten fünf Monaten um 3-7°C; im März war die Tagestemperatur um 8,6°C niedriger als am Messtag im Februar und im April war die Temperatur am Messtag um 15°C höher als im März (Tab. 4). Die Sonnenstunden schwankten zwischen den einzelnen Messtagen bei beiden Versuchsgruppen nur um einige Minuten. In den Messwochen ergaben sich 31 hinsichtlich des Temperaturverlauf und der Lichtphasen ähnliche Schwankungsbereiche. Auffallend war jedoch die Variabilität der Monats-, Tagesund Wochenmittelwerte der Temperatur in manchen Monaten. So schwankten die Temperaturmittelwerte im März in der Gruppe FL 1 um 4-6°C und in der Gruppe FL 2 im Februar um die 3-7°C (Tab. 4, rote Umrandungen). Betrachtet man die Monate Dezember und Jänner, in welchen sowohl bei den Tieren aus FL 1 (Abnahme) und FL 2 (Zunahme) erhebliche Unterschiede im O2-Verbrauch festgestellt wurden, so war im Dezember der Tagesmittelwert der Temperatur um etwa 1,0°C niedriger als im Jänner; bei den FL 2 Tieren unterscheiden sich die Tagesmittelwerte um mehr als 2,5°C. Die Lichtphase unterschied sich nur um fünf Minuten. An den Messtagen für beide Freilandgruppen im April herrschten annähernd gleiche Temperaturbedingungen (Schwankung 0,1°C), trotzdem war der O2-Verbrauch der FL 2 Tiere mehr als doppelt so hoch als der Verbrauch bei den FL 1 Tieren. (Tab. 4). Tab. 4: Temperaturmittelwerte für Monat MMw, Tag TMw und Woche WMw und Sonnenstunden (Lichtphasen) am Messtag und in der Kalenderwoche (KW), sowie der mittlere O2-Verbrauch (MW± SE, µl*h-1*mg-1) von E. chrysorrhoea Raupen aus den Gruppen FL 1 und FL 2. Gruppe FL 1 FL 2 Messtag KW MMw TMw WMw Lichtphase Lichtphase °C °C °C Messtag(h) KW(h) O2- Anz. Verbrauch Tiere µl/mg/h (n) 31.10. 44 6,7 3,8 4,2 9,58 9,46-10,04 0,69±0,12 9 10.12. 50 0,5 1,8 -1,0 8,26 8,21-8,26 1,30±0,15 7 3.1. 1 0,2 2,8 3,4 8,28 8,25-8,31 0,94±0,23 10 3.2. 5 0,9 2,1 4,3 9,37 9,20-9,37 0,61±0,16 6 11.3. 11 3,1 7,2 1,7 11,38 11,38-11,59 0,91±0,04 10 19.4. 16 11,9 13,9 14,8 13,54 13,40-14,00 0,94±0,10 9 6.11. 45 6,7 6,7 7,6 9,40 9,25-9,42 0,67±0,06 10 6.12. 49 0,5 0,2 -0,4 8,31 8,27-8,35 0,40±0,04 9 3.1. 1 0,2 2,8 3,4 8,28 8,25-8,31 0,96±0,11 10 1.2. 5 0,9 7,4 4,3 9,31 9,20-9,37 1,08±0,16 7 15.3. 11 3,1 -1,2 1,7 11,52 11,38-11,59 0,71±0,13 9 14.4. 15 11,9 13,8 10,6 13,37 13,17-13,37 2,01±0,26 9 Abkürzungen siehe Tab. 2. Signifikante Unterschiede siehe Tab. 3. Für die Wochenmittelwerte wurden die Mittelwerte für Temperatur und Lichtphasen aus den Tageswerten errechnet. Die Temperaturdaten wurden von einem Datenlogger im Institutsgarten abgelesen, die Werte für die Lichtphasen stammen von der Homepage der ZAMG (www.zamg.at). 32 In den Abb. 27 und 28 ist ersichtlich, dass weder die Temperaturmaxima bzw. -minima am Messtag (Ausnahme März) (Abb. 27), noch die in der jeweiligen Messwoche (Abb. 28) große Schwankungen aufwiesen. (a) µl*h -1*mg-1 4,0 25 9,58h 8,26h 8,28h 9,37h 11,38h 13,45h 3,5 °C 20 15 3,0 MAX 10 2,5 MW 5 2,0 MIN 0 FL 1 -5 1,5 -10 1,0 -15 0,5 -20 0,0 -25 31.10. 10.12. 3.1. 3.2. 11.3. 19.4. Abb. 27: Mittlerer O2-Verbrauch (MW±SE, µl*h-1*mg-1) von E. chrysorrhoea Raupen aus der Gruppe FL 1 (a) und der Gruppe FL 2 (b), sowie die Temperatur (°C) (Max, Min, MW) und die Tageslichtdauer (h) am Messtag. Die Buchstaben (a, b) über den Säulen geben signifikante Unterschiede innerhalb der Versuchsgruppe FL 2 an. Die Werte innerhalb der Versuchsgruppe FL 1 unterscheiden sich nicht signifikant (P<0,05; ANOVA; Post-Hoc Scheffé). Das Datum auf der x- Achse gibt den Tag der Messung an. 33 (a) µl*h -1*mg-1 4,0 25 9,46- 3,5 10,04 h 8,21- 8,26h 8,25- 8,31h 9,20- 9,37h 11,38- 11,59h 13,40- 14,00h °C 20 15 3,0 2,5 2,0 10 MAX 5 MW MIN 0 FL 1 -5 1,5 -10 1,0 -15 0,5 -20 0,0 -25 31.10. 10.12. 3.1. 3.2. 11.3. 19.4. Abb. 28: Mittlerer O2-Verbrauch (MW±SE, µl*h-1*mg-1) von E. chrysorrhoea Raupen aus der Gruppe FL 1 (a) und der Gruppe FL 2 (b) am Messtag, sowie die Temperatur (°C) (Max, Min, MW) und der Schwankungsbereich der Tageslichtdauer (h) in der jeweiligen Messwoche. Die Buchstaben über den Säulen geben signifikante Unterschiede innerhalb der Versuchsgruppe FL 2 an. Die Werte innerhalb der Versuchsgruppe FL 1 unterscheiden sich nicht signifikant (P<0,05; ANOVA; Post-Hoc Scheffé). 34 3.1.4 Frostresistenz während der Überwinterung Die Messung der Frostresistenz erfolgte mit jenen Tieren, an denen zuvor Respirationsmessungen durchgeführt worden waren. Während des gesamten Überwinterungszeitraumes konnte bei den Tieren aus allen Gruppen eine kontinuierliche Abnahme des SCP festgestellt werden (Tab. 5). Tab. 5: Supercooling Point (SCP) (MW±SE,°C) von E. chrysorrhoea Raupen während der Überwinterungsphase von Oktober 2012 bis April 2013. Monat/ Gruppe LT/20°C KT/20°C FL 1 FL 2 Okt -18,0±2,16 (8) a Nov -21,0±2,05 (9) a -24,8±0,75 (9) a -23,3±2,42 (10) a -22,6±1,81 (10) a Dez -23,0±1,61 (10) a -25,7±1,50 (10) a -26,9±1,90 (10) a -27,0±1,55 (10) a Jän -24,0±1,64 (5) a -25,4±1,67 (9) a -24,5±2,40 (9) a Feb -25,1±3,23 (6) a -24,5±1,90 (10) a Mär -21,0±2,51 (7) ab -25,0±1,63 (9) a Apr -10,7±0,82 (8) b -11,4±0,92 (9) b Werte in der Klammer geben die Anzahl der untersuchten Raupen an. Abkürzungen siehe Tab. 2. Die Messergebnisse wurden innerhalb der Versuchsgruppen über alle Monate auf signifikante Unterschiede geprüft. Zwischen den Versuchsgruppen gab es in den einzelnen Monaten keine signifikanten Unterschiede (P<0,05; ANOVA; Post-Hoc Scheffé bzw. Student´s t-Test). Raupen der Gruppe LT 20°C wiesen SCP Werte von -18,0°C im Oktober und -24,0°C im Jänner auf. Jeden Monat fielen die Werte um etwa 3°C. Raupen der Gruppe KT 20°C wiesen im Vergleich zu LT 20°C im November zwar tiefere SCP Werte (-24,8°C) auf, die Werte nahmen danach aber nur um etwa 1°C ab (-25,7°C) (Tab. 5) (Abb. 29). Es konnte kein signifikanter Unterschied innerhalb der Gruppen und zwischen den Gruppen festgestellt werden. 35 Okt Nov Dez Jän °C 0 -5 -10 -15 LT/20°C -20 KT/20°C -25 -30 -35 Abb. 29: Supercooling Point (SCP) (MW±SE, °C) von E. chrysorrhoea Raupen (n=5-10) unter LT 20°C bzw. KT 20°C während der Überwinterungsphase (Okt.-Jän.). Die Werte innerhalb und zwischen den Versuchsgruppen unterscheiden sich nicht signifikant (P<0,05; ANOVA; Post-Hoc Scheffé bzw. Student´s t-Test). Die Werte der SCP Messungen der Tiere aus FL 1 und FL 2 lagen nahe an jenen der Versuchsgruppen LT 20°C und KT 20°C. Im November hatten die FL 1 Raupen Werte von -23,3°C, die aus FL 2 -22,6°C. Die niedrigsten Temperaturen für Einzeltiere waren -26,9°C bei FL 1 und -27,0°C für FL 2 im Dezember. Im Jänner und Februar waren die SCP Temperaturen beider Gruppen etwa gleich (-25°C). Mit steigender Temperatur nahmen die SCP Werte wieder ab und erreichten Mitte April nur mehr -11,4°C. Die Werte lagen damit statistisch signifikant über den Werten der Vormonate (P<0,05) (Tab. 5) (Abb. 30). 36 Abb. 30: Supercooling Point (SCP) (MW±SE, °C) von E. chrysorrhoea Raupen (n= 6-10) unter FL 1 bzw. FL 2 während der Überwinterungsphase (Nov.-Apr.). Die Buchstaben unter den Säulen geben signifikante Unterschiede innerhalb der Versuchsgruppe FL 1 bzw. FL 2 an (P<0,05; ANOVA, Post-Hoc Scheffé). Zusätzlich angegeben sind die Monatsmaxima (MAX), -minima (MIN) und -mittelwerte (MW) der Temperatur (°C). Um festzustellen, ob zwischen dem O2-Verbrauch und dem SCP der Raupen ein linearer Zusammenhang besteht, wurde ein Pearson-Korrelationskoeffizient (r) berechnet. Für die Versuchsgruppe LT 20°C ergab der Korrelationskoeffizient -0,06 (P=0,814), für KT 20°C wurde ein Korrelationswert von -0,21 (P=0,391) ermittelt, d.h. in beiden Gruppen konnte kein linearer Zusammenhang festgestellt werden. Auch in der Versuchsgruppe FL 1 gab es keinen linearen Zusammenhang (r=0,05; P=0,766). Im Gegensatz dazu weisen die Werte der Gruppe FL 2 einen deutlicheren positiven Zusammenhang (r=0,54; P=0,000) auf (Abb. 31). Je tiefer der Wert für den SCP lag, desto niedriger war der O2-Verbrauch der Tiere. 37 (a) (b) 0,0 1,0 2,0 3,0 °C 0 0,0 4,0 µl*mg-1*h -1 1,0 2,0 3,0 °C 0 4,0 µl*mg-1*h -1 LT 20°C -5 r = 0,54 -5 -10 FL 1 -15 FL 2 KT 20°C -10 -15 -20 r = 0,05 -25 -20 r = -0,06 -25 -30 r =-0,21 -30 -35 Abb. 31: Zusammenhang von O2-Verbrauch (µl*h-1*mg-1) und SCP (°C) in der Überwinterungsphase von Oktober 2012 bis April 2013 in allen Versuchsgruppen (a) LT 20°C und KT 20°C, (b) FL 1 und FL 2; r Pearson-Korrelationskoeffizient. 3.2 Überwinterung von parasitierten Euproctis chrysorrhoea Raupen Um das Larvenstadium der parasitierten Raupen zu ermitteln, wurden die Kopfkapselbreiten aller Tiere aus den Versuchsgruppen LT 20°C und KT 20°C vor der Sektion gemessen. Die Raupen der Versuchsgruppe LT 20°C wiesen eine minimale Kopfkapselbreite von 0,74 mm und eine maximale Kopfkapselbreite von 1,02 mm auf (MW±SE; 0,89±0,13 mm). Die Kopfkapselbreiten der Raupen aus der Versuchsgruppe KT 20°C lagen zwischen 0,80 mm und 1,10 mm (MW±SE; 0,91±0,17 mm) (Abb. 32). Die Raupen befanden sich zum Zeitpunkt der Sektion damit alle im L2, unabhängig vom Zeitpunkt der Untersuchungen. Es bestand kein signifikanter Unterschied zwischen den Werten der Versuchsgruppe KT 20°C und LT 20°C (tFG45,5=0,831, P=0,410 2-seitig). 38 Abb. 32: Kopfkapselbreiten (MW±SE; mm) von parasitierten E. chrysorrhoea Raupen der Versuchsgruppen LT 20°C (n= 25) und KT 20°C (n=25) zum Zeitpunkt der Sektion (a) alle LT 20°C und KT 20°C Raupen, (b) getrennt nach Tagen nach der Parasitierung (days post parasitism, dpp). Die horizontale Linie in den Boxplots zeigt den Median, die Länge der Boxen repräsentieren die 25. und 75. Perzentilen. Die Fehlerbalken zeigen Minimal- und Maximalwerte. 39 Die Parasitierung von Goldafterraupen durch G. liparidis Wespen gestaltete sich schwierig. Wespen, die zuvor Raupen des Schwammspinners parasitiert hatten, nahmen Raupen des Goldafters nicht als Wirte zur Eiablage an. Daher wurden nur solche Wespen zur Parasitierung herangezogen, welche zwar begattet waren, aber noch keine Eier abgelegt hatten. Je nach Größe und Behaarung der Goldafterraupen dauerte die Eiablage einige Sekunden bis mehrere Minuten. Jedoch konnte die Parasitierung mehrerer Raupen auch einige Stunden dauern. Kleine L2 Raupen und stark behaarte Raupen wurden von den Wespen ungern oder gar nicht angenommen. Die Wespen injizierten bei der Parasitierung der Goldafterraupen der Versuchsgruppen LT 20°C und KT 20°C im Durchschnitt 5 Eier pro Raupe. Die Anzahl der in die Raupen abgelegten Parasitoide unterschied sich nicht signifikant zwischen den Gruppen (tFG41=-1,243, P=0,221 2-seitig). Da sich das Raupengewicht zwischen Parasitierungs- und Sektionszeitpunkt nicht änderte, wurde das Gewicht der Tiere am Tag der Sektion dazu verwendet um festzustellen, ob zwischen Körpergröße der Raupen und der Anzahl der sich in den Wirtsraupen entwickelnden Parasitoide ein linearer Zusammenhang besteht (Korrelation nach Pearson). Das Gewicht der parasitierten Raupen beider Versuchsgruppen war annähernd gleich (LT 20°C 3,56±0,95 mg; KT 20°C 3,59±1,53 mg) (Tab. 6). Es konnte kein linearer Zusammenhang zwischen dem Körpergewicht der Wirtsraupen und der Parasitoidenanzahl in den Raupen (LT 20°C: r=0,13, P=0,573; KT 20°C: r=-0,38, P=0,038) nachgewiesen werden (Abb. 33). 40 Tab. 6: Gewicht (MW±SE, mg) von E. chrysorrhoea Raupen und Anzahl der Parasitoide (Median) pro Wirtraupe in den Versuchsgruppe LT 20°C und KT 20°C zum Zeitpunkt der Sektion. Tage LT 20°C KT 20° C nach der Körpergewicht Parasitoide/Wirt Körpergewicht Parasitoide/Wirt Parasitierung (MW±SE, mg) (Median) (MW±SE, mg) (Median) 5 4,11±0,86 4 4,65±2,16 2 6 4,61±1,82 11 2,31±1,52 7 7 3,46±1,47 5 4,89±2,21 8 8 3,10±0,83 7 2,93±1,71 5 9 2,91±0,71 3 3,13±1,77 3 10 4,44±1,11 8 4,86±2,20 6 11 2,40±0,46 5 3,80±1,95 4 17 3,49±0,34 4 2,03±1,43 7 Durchschnitt 3,56±0,95 5 3,59±1,53 5 Pro Sektionstag und Versuchsgruppe wurden jeweils 3 Raupen seziert, mit Ausnahme des 17. Tages, an dem in der Versuchsgruppe LT 20°C und KT 20°C nur 2 Raupen seziert wurden. Parasitoide/Raupe 20 15 LT 20°C 10 r = 0,13 KT 20°C 5 r = -0,38 0 0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 Raupengewicht (mg) Abb. 33: Zusammenhang Körpergewicht (mg) von E. chrysorrhoea Raupen (am Sektionstag) und Anzahl der Parasitoide pro Wirtsraupe der Versuchsgruppen LT 20°C und KT 20°C; r Pearson-Korrelationskoeffizient. 41 3.2.1 Überwinterung der Parasitoiden unter kontrollierten Bedingungen Der Entwicklungsfortschritt der Parasitoiden in der Wirtraupe während der Wintermonate unter Kurz- bzw. Langtagbedingungen und konstanten 20°C wurde anhand von Raupen dokumentiert, die im Zeitraum Anfang bis Ende Oktober und Anfang bis Mitte November von Brackwespenweibchen parasitiert worden waren. In den Raupen der Gruppe KT 20°C, welche im Oktober parasitiert wurden, fanden sich bis zum 5. Tag nach der Parasitierung nur Eier. Frühestens ab dem 7. Tag nach der Parasitierung waren L1 Larven vorhanden, wobei bis zum 11. Tag auch Parasitoideneier in den Raupen gefunden wurden; ab dem 17. Tag waren alle Parasitoidenlarven geschlüpft (Abb. 34a). Die Entwicklung der Parasitoiden der Gruppe LT 20°C verlief ähnlich wie in der Gruppe KT 20°C. Bis zum Tag 5 nach Anstich wurden nur Eier in den Raupen gefunden, ab dem 7. bis zum 17. Tag waren in den Wirtraupen sowohl Eier als auch L1 Larven vorhanden. Erst ab dem 24. Tag fanden sich bei allen untersuchten Raupen ausschließlich L1 Larven (Abb. 34b). In beiden Gruppen wurde am 9. Tag ein Übergangsstadium zum Parasitoidenschlupf festgestellt, bei dem sich fertig entwickelte L1 Larven noch in der Eihülle befanden (Abb. 34). Am 10. Tag schlüpften die Parasitoidenlarven aus den Eiern. KT 20°C/ Okt (a) L1 ÜG Ei 5 7 8 9 10 11 Tage nach Parasitierung 17 24 42 LT 20°C/ Okt (b) L1 ÜG Ei 5 7 8 9 10 11 Tage nach Parasitierung 17 24 Abb. 34.: Entwicklung von G. liparidis Parasitoiden in E. chrysorrhoea Wirtsraupen unter konstanten Versuchsbedingungen. (a) LT 20°C und (b) KT 20°C. Die Parasitierung der Raupen erfolgte im Oktober. ÜG = Übergangstadium (L1 Parasitenlarven befinden sich in der Eihülle). Die Entwicklung der Parasitoiden in im November parasitierten Wirtsraupen erfolgte etwas langsamer. Bei den Raupen aus der Gruppe KT 20°C fanden sich bis zum 5. Tag nach der Parasitierung ebenfalls nur Eier, ab dem 6. Tag waren L1 Larven deutlich in der Eihülle sichtbar, ab dem 8. Tag fanden sich geschlüpfte L1 Parasitoidenlarven im Hämocoel der Wirtraupen. An allen Untersuchungstagen wurden Eier gefunden, welche sich aber offenbar nicht mehr weiter entwickelten (Abb. 35a). In der Gruppe LT 20°C wurden erst ab dem 17. Tag nach der Parasitierung L1 Larven gefunden. Ein Übergangsstadium (Larven deutlich sichtbar in der Eihülle) konnte wie bei KT 20°C ab dem 6. Tag festgestellt werden. Auch in dieser Gruppe waren an allen Kontrollterminen (5-17 Tage nach der Parasitierung) Parasitoideneier in den Wirtsraupen vorhanden (Abb. 35b). 43 KT 20°C/ Nov (a) L1 ÜG Ei 5 6 7 8 Tage nach Parasitierung 11 17 LT 20°C/ Nov (b) L1 ÜG Ei 5 6 7 8 9 Tage nach Parasitierung 11 17 Abb. 35: Entwicklung von G. liparidis Parasitoiden in E. chrysorrhoea Wirtsraupen unter konstanten Versuchsbedingungen (a) LT 20°C und (b) KT 20°C. Die Parasitierung der Raupen erfolgte im November. ÜG = Übergangstadium (L1 Parasitenlarven befinden sich in der Eihülle). 44 Für die Untersuchung der langfristigen Entwicklung der Parasitoiden in den Wirtsraupen über die Wintermonate wurden Tiere herangezogen, die im November parasitiert und anschließend bei 4°C Dauerdunkel gehalten wurden. Bei den Sektionen von je drei Raupen im Dezember, Jänner und Februar wurden lediglich Eier, nie jedoch geschlüpfte Larven gefunden. Auch ein Übergangsstadium wurde nicht beobachtet. 3.2.2 Überwinterung der Parasitoiden im Freiland Säcke mit parasitierten Raupen in künstlich geformten Nestern aus Papiertüchern wurden von Oktober bis Mitte April im Freiland belassen und danach aufgelöst. In diesen Säcken fanden sich nur mehr tote Raupen. Da die Raupen zum Teil stark vertrocknet waren, konnten sie nicht mehr seziert werden. Bei einer Raupe befand sich ein bereits geöffneter Kokon der Brackwespe (Abb. 36). Die Wespe hatte sich offenbar schon Anfang April aus der Goldafterraupe ausgebohrt und verpuppt. Abb. 36: Kokon von G. liparidis mit geöffnetem Deckel neben einer E. chrysorrhoea Raupe nach der Überwinterung im Freiland Mitte April. Mitte Mai wurden 15 Goldafterraupen (L4) aus dem Überwinterungsversuch (FL 1 Gruppe) von G. liparidis Weibchen parasitiert und im Freiland gehalten. Bei drei Raupen bohrten sich Anfang Juli ± 10 Brackwespenlarven pro Wirtsraupe aus, welche sich neben den Raupen verpuppten (Abb. 37a). Nach ca. 5-8 Tagen schlüpften aus diesen Kokons die adulten Wespen (Abb. 37b). 45 Abb. 37: (a) Kokons von G. liparidis neben der Wirtsraupe E. chrysorrhoea, (b) E. chrysorrhoea Raupe mit Kokon und adulter G. liparidis Wespe. 3.3 Mikrosporidieninfektion Raupen, die für die Überwinterungsversuche unter konstanten Bedingungen gehalten wurden, waren zum Teil mit Mikrosporidien infiziert. Von den Raupen der Gruppe LT 20°C, welche für die physiologischen Untersuchungen verwendet wurden, waren im Jänner etwa 30% der Tiere mit Mikrosporidien befallen. In der Gruppe KT 20° C wurde dagegen keine Infektion festgestellt. Die Tiere dürften aufgrund anderer Ursachen verstorben sein. Bei den Freilandtieren FL 1 und FL 2 wurde zu keinem Zeitpunkt (Jänner, Februar, März, April) eine Infektion mit Mikrosporidien nachgewiesen. Der Versuch Raupen des Schwammspinners zu verwenden, um die aus den Goldafterraupen stammenden Mikrosporidien zu identifizieren, missglückte. Die Schwammspinnerraupen entwickelten sich nach der Inokulation mit einer 1000 Sporen Dosis pro Tier weiter und verpuppten sich schließlich ohne nennenswerte Beeinträchtigung. Die Sektion der Raupen alle 3-4 Tage nach Inokulation ergab in keinem der untersuchten Organe (Mitteldarm, Spinndrüsen Fettkörper, Malpighische Gefäße, Gonaden) eine Entwicklung oder Vermehrung der Sporen. 46 4. Diskussion 4.1 Überwinterungsstrategien Euproctis chrysorrhoea Raupen Raupen des Goldafters unterbrechen für die Überwinterung ihre Entwicklung, in Mitteleuropa ist dies das zweite (Skatulla & Schwenke, 1978) und in der Türkei das vierte und fünfte Larvenstadium (Gürses, 1975; Eroğlu, 1992). In der vorliegenden Arbeit war es ausschließlich das zweite Larvenstadium, in welchem die Tiere überwinterten (Marschnig, 2013; eigene Ergebnisse). Ab Mitte September wurde eine abnehmende Fraßaktivität der Raupen bei allen Versuchsgruppen beobachtet. Die Raupen im Freiland stellten das Fressen ein, sobald der Blattfall der Überwinterungssträucher (Crategus sp.) einsetzte. Ein Fraßstopp wurde auch bei den Tieren im Klimaschrank beobachtet, die keinen Futtermangel (Weizenkeimdiät) erlitten. Die Überwinterung fand in den im Herbst gesponnen Überwinterungsnestern statt. Raupen des Goldafters zählen zu den frostempfindlichen Arten, die vor dem Winter gefrierhemmende Stoffe wie Glycerin, Zuckeralkohole, Proteine und/ oder Zucker im Körper einlagern. Diese Stoffe setzen den Gefrierpunkt des Wassers (Eiskristallbildung) in den Körperzellen und der Hämolymphe herab und verhindern dadurch eine Zerstörung der Zellen und Gewebe durch die Ausdehnung des Wassers beim Frieren (Lee, 1989; Duman et al., 1991; Moore & Lee, 1991; Storey & Storey, 1991). Durch die hohe Konzentration an gefrierhemmenden Substanzen wird das Frieren der Zellen bis zu Temperaturen, die in der Regel im Lebensraum nur selten unterschritten werden, verhindert. Fällt die Temperatur unter einen kritischen Wert (Super Cooling Point, SCP), sterben sie (Moore & Lee, 1991; Somme, 1999; Danks, 2000; Sinclair et al., 2003). Generell nimmt die sogenannte Frosthärte bei überwinternden Insekten während der Wintermonate zu und im Frühjahr wieder ab. Die Raupen in der vorliegenden Arbeit verhielten sich ebenso: die SCP Werte nahmen von Oktober bis Februar kontinuierlich ab und im Frühjahr wieder zu. Im Dezember und Jänner überlebten einzelne Raupen Temperaturen von -35°C, im April lag die durchschnittliche Frosthärte bei -11°C. In der Literatur werden für Goldafterraupen an der Nordamerikanischen Ostküste letale Temperaturen von -25°C angegeben (Gilliatt, 1921; Pantyukhov, 1964), Tiere aus kälteren Regionen in Russland überlebten aber auch -32°C (Sacharov, 1930). 47 Zusätzlich zum Anstieg der Frosthärte kommt es während der Wintermonate zu einer Reduktion des Stoffwechsels, was sich unter anderem in einer verringerten Atmungsaktivität der überwinterten Insekten zeigt (Danks, 1987). Allerdings konnte bei den Goldafterraupen keine kontinuierliche Abnahme der Respirationsrate während der Überwinterung beobachtet werden. In der Gruppe LT 20°C waren in den Monaten Oktober und Dezember die Respirationsraten sogar höher als in den übrigen Monaten. Erhebliche Unterschiede ließen sich bei den im Freiland gehaltenen Gruppen im Dezember und April feststellen. Die Annahme, dass die Unterschiede der Messergebnisse bei den FL Versuchsgruppen durch verschiedene Temperaturen an den Messtagen resultierten, konnte nur in wenigen Fällen bestätigt werden. Während die Respirationsraten der Gruppe FL 1 im Dezember und April nicht mit den Außentemperaturen korrelierten, zeigten die Respirationsraten der FL 2 Tiere, dass ein Rückgang der Temperatur, wie es im Dezember und März der Fall war, zu einem niedrigen O2-Verbrauch führte; ein Anstieg der Temperatur im April erhöhte den O2-Verbrauch. In beiden Fällen konnte gezeigt werden, dass die Respirationsraten unabhängig von der jeweiligen Tageslänge (Photoperiode) waren. Entwicklungsstopp, Immobilität und eingestellte Fraßaktivität in allen Versuchsgruppen deuten darauf hin, dass Goldafterraupen im Herbst in eine echte Diapause gehen, die sobald sie einmal induziert ist, unabhängig von äußeren Faktoren (Temperatur und Photoperiode) abläuft. Die Zunahme der Frosthärte trat in allen Gruppen auf, auch in jenen, welche bei 20°C gehalten wurden. Danks (1987) und Frago et al. (2009) konnten zeigen, dass sich Raupen des Goldafters, die von Beginn an unter Langtagbedingungen gehalten wurden, ohne Unterbrechung der Raupenentwicklung zum Falter entwickeln können. Damit wäre davon auszugehen, dass es sich bei der Raupendiapause um eine fakultative Diapause handelt, die durch abnehmende Tageslängen induziert wird. Die Raupen in der vorliegenden Arbeit zeigten jedoch selbst unter Langtagbedingungen die typischen Diapausemerkmale - es muss sich hier also um eine (genetisch bedingte) obligate Diapause handeln. Im Freiland sind die Raupen im August und September täglich kürzer werdenden Tageslängen ausgesetzt, die von den Tieren als Signal zur Diapauseinduktion genutzt werden können. 48 Selbst das Vorhandensein von Nahrung während des Winters kann die Diapause der Goldafterraupen nicht völlig verhindern. Raupen, die auf dem immergrünen Erdbeerstrauch Arbutus unedo gehalten wurden, gingen trotz vorhandenen Futters von Mitte September bis Mitte November in eine Ruhephase, in der sie nicht fraßen und sich nicht häuteten (Frago et al., 2010) 4.2 Eignung von Euproctis chrysorrhoea Raupen als Überwinterungswirt für Glyptapanteles liparidis Die Untersuchungen von Marschnig (2013) zeigten, dass Raupen des Goldafters im Frühjahr geeignete Alternativwirte für G. liparidis Wespen sind. Jedoch wurde auch festgestellt, dass im Falle einer Wahlmöglichkeit zwischen Schwammspinner- und Goldafterraupen die Wespen zur Parasitierung den Schwammspinner deutlich bevorzugten. Der Versuch, Raupen des Goldafters im Herbst mit G. liparidis zu parasitieren, war nur dann erfolgreich, wenn die Wespen vorher keine Schwammspinnerraupen angestochen hatten. Die Wirtsakzeptanz im Freiland dürfte deutlich besser sein, wenn ausschließlich Raupen des Goldafters vorhanden sind. Die Anzahl der in einen Wirt abgelegten Eier hängt bei gregären Parasitoiden oft von der Wirtsgröße ab (Häckermann et al., 2007). Größere Raupen weisen ein höheres Ressourcenpotential auf als kleinere, was sich auf die Parasitenentwicklung auswirken kann (Harvey et al., 2004). In den Untersuchungen von Marschnig (2013) wurden verschieden große Raupen des Schwammspinners und des Goldafters von G. liparidis Wespen parasitiert; die Anzahl der abgelegten Eier pro Raupe war jedoch bei beiden Arten annähernd gleich. Dorn et al. (2007) beobachteten ähnliches bei zwei verwandten Schmetterlingsarten (Cydia molesta und C. pomponella) mit unterschiedlicher Größe, deren Raupen von Hyssopus pallidus (Hymenoptera: Eulophidae) parasitiert werden. Die Anzahl der in die Wirtraupe abgelegten Eier hängt nicht nur von der Wirtsgröße, sondern auch von der Nährstoffverfügbarkeit in den Wirtsraupen Nährstoffverfügbarkeit ab (Sequeira oder der & Mackauer, veränderte 1992). physiologische Die schlechte Zustand der diapausierenden Goldafterraupen könnten Gründe dafür sein, dass im Herbst durchschnittlich weniger Eier in die Wirtsraupen abgelegt wurden als im Frühjahr, wenn die Raupen nach dem Ende der Diapause wieder Nahrung zu sich nehmen. 49 Ein signifikanter Zusammenhang zwischen Körpergewicht und Anzahl der abgelegten Eier konnte nicht festgestellt werden. Das Ergebnis deckt sich mit den Resultaten von Marschnig (2013). Während sich die Parasitoiden in den im Frühjahr nach Beendigung der Diapause parasitierten Raupen des Goldafters innerhalb von 29 bis 30 Tagen ausbohrten (Marschnig, 2013), verblieben die Parasitoiden in überwinternden Raupen unabhängig von Photoperiode und Temperatur im Ei- oder im ersten Larvenstadium. Der Zeitpunkt der Parasitierung war maßgeblich dafür verantwortlich, wie lange das Eistadium dauerte. In später parasitierten Raupen dauerte es bis zu drei Wochen bis die Larven aus den Eiern schlüpften. In diesen Raupen wurden neben L1 Larven auch Eier gefunden wurden, die sich nicht mehr weiterentwickelten. Diese Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass sowohl das L1 Stadium als auch das Eistadium das Überwinterungsstadium der Parasitoiden im Wirt sein kann. Wirtsraupen, die im Frühjahr nach der Überwinterung parasitiert wurden, entwickelten sich vom zweiten bis ins vierte Larvenstadium bevor die Parasitoiden schlüpften (Marschnig, 2013). Wirtraupen in Vorbereitung auf die Überwinterung unterbrachen dagegen im September ihre Entwicklung und häuteten sich nicht mehr. Die parasitische Wespe G. liparidis passt mit der Unterbrechung ihrer Entwicklung im Ei- oder L1 Stadium ihren Lebenszyklus an den der Wirtraupe an. Es ist somit anzunehmen, dass die Parasitoiden ebenso eine Diapause durchlaufen wie ihre Wirte und von diesen hormonell mitgesteuert werden. Eroğlu (2003) beobachtete ähnliches in diapausierenden Raupen des Goldafters, die von der Schlupfwespe Meteorus versicolor (Hymenoptera: Braconidae) parasitiert waren. Der Parasitoid überwinterte im Ei- oder im ersten Larvenstadium im Wirt und setzte seine Entwicklung im Frühjahr fort. Die Brackwespe Apanteles euonymellae, ein solitärer Endoparasitoid, entwickelt sich dagegen vom ersten bis zum vierten Larvenstadium in Raupen des kleinen Pappelglasflüglers, Paranthrene tabaniformis, und überwintert als erwachsene Larve in den Wirtsraupen. Im Frühjahr endet die Diapause und der Parasitoid vervollständigt seine Entwicklung (Georgiev, 2001). Die Nährstoffverfügbarkeit in diapausierenden Wirtraupen beeinflusst nicht nur die Anzahl der in die Raupen abgelegten Eier (Sequeira & Mackauer, 1992), sondern könnte auch Auswirkungen auf die Wirtsentwicklung selbst haben. Die Parasitoidenentwicklung kann unabhängig von abiotischen Faktoren gestoppt werden, wenn die Wirte schlecht genährt sind (Schafellner & Schopf, 2003). 50 Demnach könnte der Entwicklungsstopp der Parasitoiden in den Goldafterraupen auch durch einen Nährstoffmangel bedingt sein. Da die Raupen während des Winters ihre Fraßaktivität einstellen, muss auf die vorhandenen Reserven zurückgegriffen werden; daraus entsteht eine Konkurrenzsituation zwischen Wirt und Parasitoiden. Auch Temperatur und Photoperiode können die Entwicklungszeit der Parasitoiden in ihren Wirtsraupen beeinflussen. So verzögert sich die Entwicklung im Allgemeinen mit sinkenden Temperaturen (Nealis & Fraser, 1988; Gould & Eklinkton, 1990; Allen & Keller, 1991; Tillman & Powell, 1991; Oliveira et al., 1998). Der Entwicklungsstopp der Parasitoiden in den Goldafterraupen war jedoch weder von der Temperatur noch von der herrschenden Photoperiode abhängig. Die Auswirkung abnehmender Temperatur- und Tageslichtverhältnisse auf die Diapauseinduktion von Micropolis mediator, eine solitäre, multivoltine Brackwespe, die Raupen der BaumwollKapseleule, Helicoverpa armigera, parasitiert, ergab eine kritische Temperatur von 17,9°C und eine Tageslänge von 11,75 Stunden. Bei Durchschnittstemperaturen von 16-20°C und Tageslichtlängen von 4 bis 10 Stunden gehen die Tiere in Diapause (Hun et al., 2005; Li et al., 2008). Die Diapause der Parasitoiden wird nach der Überwinterung von steigenden Temperaturen und Tageslichtlängen beendet und die Entwicklung im Wirt fortgesetzt (Eroğlu, 2003; Georgiev, 2001). Dies scheint auch bei der Überwinterung von G. liparidis in Raupen des Goldafters der Fall zu sein. 4.3 Einfluss einer Mikrosporidieninfektion auf die Wirts-/ Parasitoidenentwicklung Die während des Versuchszeitraumes auftretende Infektion mit Mikrosporidien verursachte eine erhöhte Mortalität in der Versuchsgruppe LT 20°C, was einerseits physiologische Messungen ab Jänner unmöglich machte und andererseits dazu führte, dass keine Aussagen darüber getroffen werden können, ob sich die Parasitoiden der Wirtsraupen nach Beendigung der Diapause weiterentwickelt hätten. Da die Entwicklung der Parasitoiden im Oktober und November untersucht wurde, kann angenommen werden, dass die untersuchten parasitierten Raupen noch nicht mit Mikrosporidien infiziert waren. Dasselbe gilt für die Versuchsgruppe KT 20°C, in der keine Infektion mit Mikrosporidien auftrat, die Tiere aber dennoch aus 51 unbekannter Ursache im Jänner starben. Die Messergebnisse für die Monate davor zeigen eine konstante Zunahme der Frostresistenz, sodass die Tiere bis dahin wohl relativ unbeeinträchtigt waren. Hoch & Schopf (2000) beschreiben die Interaktion der Mikrosporidienart Vairimorpha sp. mit G. liparidis in Raupen des Schwammspinners. Die Kombination von Pathogen und Parasitoid führte im Wirtstier zu einer stärkeren Hemmung von Wachstum und Entwicklung als bei einer Infektion allein. Infizierte Raupen, die anschließend parasitiert wurden, verstarben schneller als Raupen, die nur infiziert waren. Wenn der Wirt dagegen zuerst parasitiert war, entstanden für Vairimorpha sp. gewisse Vorteile, da sie sich durch die Schwächung des Wirtorganismus leichter etablieren konnte. Die Infektion mit Vairimorpha sp. hatte aber auch einen negativen Einfluss auf die Entwicklung des Parasitoiden. Es bohrten sich weniger Parasitoiden aus als aus nicht infizierten, parasitierten Wirten. Die in der Versuchsgruppe LT 20°C vorgefundenen Mikrosporidien könnten von infizierten Faltern stammen, welche die Sporen bei der Eiablage auf die nächste Generation übertragen haben. Mit dem Umsetzen der Tiere und dem laufenden Futterwechsel ging die Infektion offenbar auf die restliche Versuchspopulation über, da Mikrosporidien auch horizontal durch perorale Aufnahme von infizierten Kotkrümmeln auf Artgenossen übertragen werden. Dank der Verbreitung durch umweltresistente Sporen und vertikale Übertragung können Mikrosporidiensporen die Diapause in ihren Wirten überdauern (Linde, 1993; Goertz & Hoch, 2008). Eine Infektion der Raupen im Freiland konnte jedoch definitiv ausgeschlossen werden. Die Sporenentwicklung in den infizierten diapausierenden Raupen (LT 20°C) verlief sehr langsam. Bis zum Tod der gesamten Population vergingen etwa zwei Monate. In nicht diapausierenden Raupen verursachen Mikrosporidien bereits nach ca. zwei Wochen den Tod des Wirtstieres (Goertz, persönliche Kommunikation). Mikrosporidien verhalten sich meist wirtspezifisch (Linde, 1993; Goertz & Hoch, 2008). Die vorgefundenen Mikrosporidien ließen sich nicht auf Raupen des Schwammspinners übertragen, weshalb auch in diesem Fall von einer wirtsspezifischen Art ausgegangen werden muss. Dagegen konnten Solter & Maddox (1998) zeigen, dass sich von 20 in verschiedenen Lepidopteren gesammelten Mikrosporidienarten 18 erfolgreich in nordamerikanischen Raupen des Schwammspinners entwickelten. 52 In der Literatur finden sich einige in Raupen des Goldafters vorkommende Mikrosporidiengattungen: Endoreticulatus sp. und Nosema sp. in Nordamerika und Europa (Zwölfer, 1927; Lipa, 1964; Sidor, 1975; Pilarska et al., 2001). Endoreticulatus sp.-Sporen vermehren sich in den Zellen des Mitteldarms, Nosema sp. dagegen nur in den Spinndrüsen. Die Übertragung der ersteren Art erfolgt in Nestern durch Kotkrümmelfraß, bei der zweiteren Art beim Spinnen der Gespinste (Jeffords et al., 1987; Pilarska et al., 2001). Hylin et al. (2006) beschrieben die Art Nosema chrysorrhoea, die auf Raupen des Goldafters spezialisiert sein dürfte; Infektionsversuche von L. dispar, Mamestra brassicae und Spodoptera littoralis mit isolierten Sporen verliefen negativ. In der vorliegenden Untersuchung konnte weder die Gattung, noch die Art der vorgefundenen Mikrosporidien bestimmt werden. Jedoch wurde ein Teil der Sporensuspension isoliert und in flüssigem Stickstoff für weitere Versuche am IFFF aufbewahrt. 53 5. Schlussfolgerungen und Ausblick Raupen des Goldafters weisen während des Winters eine obligate Diapause auf. Diese wird im Herbst von sinkenden Temperatur- oder Tageslichtverhältnissen induziert und kann in der Folge weder durch höhere Temperaturen noch durch Langtagverhältnisse gebrochen werden. Die Raupen unterbrechen ihre Entwicklung und Fraßaktivität, parallel dazu erhöht sich ihre Frostresistenz. Die Überwinterung findet im zweiten Larvenstadium in Überwinterungsnestern auf den Futterpflanzen statt. Die parasitische Wespe G. liparidis überwintert im Ei- oder L1 Larvenstadium in den Goldafterraupen. Die Parasitoiden vollziehen zeitgleich mit der Wirtsraupe einen Entwicklungsstopp. Im Frühjahr vollenden die Parasitoiden ihre Entwicklung und bohren sich aus dem Wirt aus. In weiterführenden Untersuchungen könnte überprüft werden, ob es sich bei der Überwinterung der Raupen, welche unter Langtagbedingungen (16L: 8D) bei 20°C gehalten wurden, um eine echte Diapause oder nur eine kurze Ruhephase (Quieszenz) handelt, die durch entsprechende Bedingungen übersprungen werden könnte. Physiologische Messungen an den Raupen sollten die Überwinterungsphase ergänzen. Wäre man in der Lage während der Überwinterung den Raupen Blattmaterial als Futter anbieten zu können, ließen sich fundierte Aussagen über ihre Entwicklung machen. Hierfür könnten z.B. Rosenstöcke mit Blättern den Raupen als Nahrung dienen. Die Ernährung der Raupen mit Blattmaterial könnte auch Auswirkungen auf die Parasitoidenentwicklung haben und eventuell die Verfügbarkeit von Nährstoffen für die Parasitoiden verbessern. Zusätzlich sollte die Parasitoidenentwicklung bei unterschiedlichen Temperatur- und Tageslichtlängen beobachtet und die erfolgreiche Überwinterung der Parasitoiden in den Goldafterraupen sowohl im Freiland als auch im Labor überprüft werden. Um Infektionen der Versuchspopulationen mit Pathogenen zu vermeiden, sind diverse Hygienemaßnahmen von außerordentlicher Bedeutung. Daher sollten Eigelege aus dem Freiland zuerst desinfiziert und schon im Vorfeld auf mögliche Infektionen überprüft werden, um die Ergebnisse der Versuche nicht durch kranke Tiere zu verfälschen bzw. die Aussagen zu beeinträchtigen. 54 6. Literaturverzeichnis Allen, G. R. & Keller, M. A. (1991): Uraba lugens (Lepidoptera: Noctuidae) and its parasitoids (Hymenoptera: Braconidae): temperature, host size and development, Environmental Entomology 20: 458-469 Auersch, O. (1955): Zur Kenntnis des Goldafters (Euproctis chrysorrhoea); Beiträge zur Entomologie 52: 37-55 Bell, R. A.; Owens, C. D.; Shapiro, M.; Tardiff, J. R. (1981): Mass rearing and virus production, In: Doane, C. C. & McManus, M. L.; The Gypsy Moth: Research Toward Integrated Pest Management, USDA, Washington, DC., U.S. Dept. Agric. For. Serv. Tech. Bull. 1548: 599-600 Blair, C. P. (1979): The browntail moth, its caterpillar, and their rash, Clinical and Experimental Dermatology 4: 215-222 Borz, J. 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Abbildungsverzeichnis Abb. 1.: Überwinterungsnest an Mehlbeere. ...........................................................8 Abb. 2.: Mehlbeerblätter als Futter für die Goldafterraupen im Überwinterungsnest. ..................................................................................8 Abb. 3.: Schwammspinnerraupen (L2) auf Weizenkeimdiät. ...................................9 Abb. 4.: Schwammspinnerraupe (L5) in Petrischale mit Weizenkeimdiät. ..............9 Abb. 5.: Kunststoffbecher (10x7 cm) mit Gazedeckel zur Haltung von L1 Raupen. ................................................................................................... 10 Abb. 6.: Haltung der Raupen in Kunststoffbechern und Plastikboxen im Klimaschrank. .......................................................................................... 10 Abb. 7.: Eigelege bedeckt mit Afterwolle. .............................................................. 11 Abb. 8.: Plastikboxen mit Eigelegen. ..................................................................... 11 Abb. 9.: Rosenzweige in Zentrifugalröhrchen mit Nährlösung; Raupengespinste. .................................................................................... 11 Abb. 10.: Junge Goldafterraupen (L1), Gespinst und Fensterfraß am Blatt. ........... 11 Abb. 11.: Netz mit Goldaftergespinsten. .................................................................. 12 Abb. 12.: Kunststoffnetzsack mit Raupen auf Weißdorn. ........................................ 12 Abb. 13.: Mikrorespirometer für zehn Parallelmessungen. ...................................... 14 Abb. 14.: Schematische Darstellung eines Mikrorespirometers (Pruscha et al., 1983). ............................................................................. 15 Abb. 15.: Kontinuierlicher O2-Verbrauch (counts) von fünf E. chrysorrhoea Raupen (R1-R5) in der Respirationskammer (Mikrorespirometer) innerhalb von 12 Stunden. ....................................................................... 17 Abb. 16.: Mikrowaage (METTLER TOLEDO, Model: MT 5) zur Bestimmung des Raupengewichtes. ................................................................................... 17 Abb. 17.: Typischer Messverlauf zur Bestimmung des SCP (°C) einer E. chrysorrhoea Raupe. Bei der Bildung von Eiskristallen im Körper der Raupe (SCP) kommt es zu einem Temperaturanstieg von ca. 5°C (exotherme Reaktion). ............................................................................. 19 Abb. 18.: Messstation mit Messelektroden, Tiefkühlelement und Computer. .......... 20 Abb. 19.: Parasitierungsdose mit Raupen des Goldafters und G. liparidis Wespen. ................................................................................................... 21 64 Abb. 20.: Glyptapanteles liparidis (a) Parasitoidenei (Durchlicht), (b) Parasitoidenlarve (L1) mit sklerotisierten Mundwerkzeugen (MWZ) und Eihautresten (Durchlicht), (c) Parasitoidenlarve (L1) ausgespült aus einer E. chrysorrhoea Raupe (Auflicht). ............................................ 22 Abb. 21.: Sporen von Mikrosporidien im Körper von E. chrysorrhoea Raupen (Quetschpräparat). ................................................................................... 23 Abb. 22.: Neubauer-Zählkammer. ........................................................................... 24 Abb. 23.: Zähl-Kästchen von Neubauer-Zählkammer. Der mittlere Kreis wurde ausgezählt, (http://www.zaehlkammer.de/deutsch/neubauer.improved.html). ............ 24 Abb. 24.: Schwammspinnerraupe ventral geöffnet. ................................................ 25 Abb. 25.: Mittlerer monatlicher O2-Verbrauch (µl*h-1*mg-1) von E. chrysorrhoea Raupen (n=7-10) unter LT 20°C und KT 20°C während der Überwinterungsphase (Okt.-Jän.) im Klimaschrank. ................................ 30 Abb. 26.: Mittlerer O2-Verbrauch (µl*h-1*mg-1) von E. chrysorrhoea Raupen (n=6-10) der Versuchsgruppen FL 1 und FL 2 während der Überwinterungsphase (Nov.-Apr.) im Freiland. ........................................ 31 Abb. 27.: Mittlerer O2-Verbrauch (MW±SE ,µl*h-1*mg-1) von E. chrysorrhoea Raupen aus der Gruppe FL 1 (a) und der Gruppe FL 2 (b), sowie die Temperatur (°C) (Max, Min, MW) und die Tageslichtdauer (h) am Messtag. ........................................................................................... 33 Abb. 28.: Mittlerer O2-Verbrauch (MW±SE ,µl*h-1*mg-1) von E. chrysorrhoea Raupen aus der Gruppe FL 1 (a) und der Gruppe FL 2 (b) am Messtag, sowie die Temperatur (°C) (Max, Min, MW) und der Schwankungsbereich der Tageslichtdauer (h) in der jeweiligen Messwoche. ............................................................................................ 34 Abb. 29.: Supercooling Point (SCP) (MW±SE, °C) von E. chrysorrhoea Raupen (n=5-10) unter LT 20°C bzw. KT 20°C während der Überwinterungsphase (Okt.-Jän.). ........................................................... 36 Abb. 30.: Supercooling Point (SCP) (MW±SE, °C) von E. chrysorrhoea Raupen (n=6-10) unter FL 1 bzw. FL 2 während der Überwinterungsphase (Nov.-Apr.). .............................................................................................. 37 Abb. 31.: Zusammenhang von O2-Verbrauch (µl*h-1*mg-1) und SCP (°C) in der Überwinterungsphase von Oktober 2012 bis April 2013 in allen Versuchsgruppen (a) LT 20°C und KT 20°C, (b) FL 1 und FL 2. ............. 38 65 Abb. 32.: Kopfkapselbreiten (MW±SE; mm) von parasitierten E. chrysorrhoea Raupen der Versuchsgruppen LT 20°C (n= 25) und KT 20°C (n=25) zum Zeitpunkt der Sektion (a) alle LT 20°C und KT 20°C Raupen, (b) getrennt nach Tagen nach der Parasitierung (days post parasitism, dpp). . ....................................................................................................... 39 Abb. 33.: Zusammenhang Körpergewicht (mg) von E. chrysorrhoea Raupen (am Sektionstag) und Anzahl der Parasitoide pro Wirtsraupe der Versuchsgruppen LT 20°C und KT 20°C. ................................................ 41 Abb. 34.: Entwicklung von G. liparidis Parasitoiden in E. chrysorrhoea Wirtsraupen unter konstanten Versuchsbedingungen. (a) LT 20°C und (b) KT 20°C. Die Parasitierung der Raupen erfolgte im Oktober. . .... 42 Abb. 35.: Entwicklung von G. liparidis Parasitoiden in E. chrysorrhoea Wirtsraupen unter konstanten Versuchsbedingungen (a) LT 20°C und (b) KT 20°C. Die Parasitierung der Raupen erfolgte im November. ........ 44 Abb. 36.: Kokon von G. liparidis mit geöffnetem Deckel neben einer E. chrysorrhoea Raupe nach der Überwinterung im Freiland Mitte April. ................................................................................................ 45 Abb. 37.: (a) Kokons von G. liparidis neben der Wirtsraupe E. chrysorrhoea, (b) E. chrysorrhoea Raupe mit Kokon und adulter G. liparidis Wespe. ................................................................................... 46 66 8. Tabellenverzeichnis Tab. 1: Zusammensetzung von 1,0 kg Weizenkeimdiät (Bell et al., 1981). ............9 Tab. 2: Versuchsgruppen. .................................................................................... 13 Tab. 3: Mittlerer O2-Verbrauch(MW±SE, µl*h-1*mg-1) von E. chrysorrhoea Raupen während der Überwinterungsphase von Oktober 2012 bis April 2013. . ......................................................................................... 29 Tab. 4: Temperaturmittelwerte für Monat MMw, Tag TMw und Woche WMw und Sonnenstunden (Lichtphasen) am Messtag und in der Kalenderwoche (KW), sowie der mittlere O2-Verbrauch (MW± SE, µl*h-1*mg-1) von E. chrysorrhoea Raupen aus den Gruppen FL 1 und FL 2. .................................................................................................. 32 Tab. 5: Supercooling Point (SCP) (MW±SE,°C) von E. chrysorrhoea Raupen während der Überwinterungsphase von Oktober 2012 bis April 2013. . ... 35 Tab. 6: Gewicht (MW±SE, mg) von E. chrysorrhoea Raupen und Anzahl der Parasitoide (Median) pro Wirtraupe in den Versuchsgruppe LT 20°C und KT 20°C zum Zeitpunkt der Sektion. ................................................. 41 67