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Histoire 89
Ein Hauch von Freiheit?
Afroamerikanische Soldaten, die US-Bürgerrechtsbewegung und Deutschland
Bearbeitet von
Maria Höhn, Martin Klimke
1. Auflage 2016. Taschenbuch. 322 S. Paperback
ISBN 978 3 8376 3492 1
Format (B x L): 14,8 x 22,5 cm
Gewicht: 498 g
Weitere Fachgebiete > Geschichte > außereuropäische Länder und Regionen >
Amerikanische Geschichte
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2016-03-15 12-32-27 --- Projekt: transcript.anzeigen / Dokument: FAX ID 0180424434222308|(S.
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2) VOR3492.p 424434222316
Aus:
Maria Höhn, Martin Klimke
Ein Hauch von Freiheit?
Afroamerikanische Soldaten,
die US-Bürgerrechtsbewegung und Deutschland
April 2016, 322 Seiten, kart., zahlr. Abb., 29,99 €, ISBN 978-3-8376-3492-1
Die Geschichte der in Deutschland stationierten, afroamerikanischen Soldaten ist bislang wenig beachtet worden. Maria Höhn und Martin Klimke zeichnen nach, wie sich
das Land im Laufe des 20. Jahrhunderts als wichtiger Bezugspunkt im afroamerikanischen Kampf um die Gleichberechtigung und zur Beendigung der Segregation in den
USA herausbildete.
Von den beiden Weltkriegen und der Besatzungszeit bis in die späten 1970er Jahre
schildern sie die Proteste in den US-Militärbasen und Garnisonsstädten in der Bundesrepublik, den Besuch von Dr. Martin Luther King Jr. in Berlin 1964, die Allianz der
Studentenbewegung mit der Black-Power- und GI-Bewegung sowie die Angela-DavisSolidaritätskampagnen in Ost- und Westdeutschland.
Maria Höhn ist Professorin für Geschichtswissenschaft am Vassar College, Poughkeepsie (USA), und Inhaberin des Marion Musser Lloyd ’32 Lehrstuhls für Geschichte
und Internationale Beziehungen.
Martin Klimke ist Professor für Geschichtswissenschaft und Associate Dean of Humanities an der New York University Abu Dhabi (USA).
Weitere Informationen und Bestellung unter:
www.transcript-verlag.de/978-3-8376-3492-1
© 2016 transcript Verlag, Bielefeld
2016-03-15 12-32-27 --- Projekt: transcript.anzeigen / Dokument: FAX ID 0180424434222308|(S.
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Inhalt
Vorwort | 7
Dank | 13
Einleitung | 17
Kapitel 1
Der Erste Weltkrieg und der Aufstieg Hitlers | 33
Kapitel 2
Kampf an zwei Fronten –
Afroamerikanische GIs und der Zweite Weltkrieg | 55
Wieder eine Jim Crow-Armee | 56
Die Rückkehr der Soldaten | 75
Kapitel 3
»Das werden wir uns nie mehr bieten lassen« –
Afroamerikanische GIs und die Besetzung Deutschlands | 87
Amerikas Besatzungsarmee | 88
Die Erfahrungen afroamerikanischer GIs
im Nachkriegsdeutschland | 92
Die Neuigkeit verbreiten | 99
Jim Crow in Deutschland | 107
Afroamerikanische GIs und die weiße Presse | 115
Kapitel 4
Amerikas Mission in Deutschland und die Fortschritte
in der Bürgerrechtsfrage | 131
Eine neue Einigkeit in Bürgerrechtsfragen | 132
Die Internationalisierung des Konfliktes um die Bürgerrechte | 138
Der Kampf um die Bürgerrechte im Spannungsfeld
des Kalten Krieges | 142
Rassenintegration in der Armee | 146
Die de facto Integration wird erreicht | 150
Ein noch nicht beendetes Geschäft | 158
Kapitel 5
Bürgerrechte für Ost und West:
Martin Luther King in Berlin, 1964 | 173
Ursprung und Grund für Kings Besuch | 176
Zwischen Festwochen und Kirchentag | 177
Mit der Scheckkarte durch den eisernen Vorhang | 184
Bürgerrechts- und Freiheitskampf in Ost und West | 188
Kapitel 6
Revolutionäre Allianzen – Der Aufstieg der Black Power | 201
Von Civil Rights zu Black Power | 203
Studentenbewegung und afroamerikanischer Freiheitskampf | 205
Solidarität mit der Black Panther-Partei, der Krieg in Vietnam und die
Veränderung des Amerikabildes | 211
Angela Davis in der Bundesrepublik | 215
Kapitel 7
Helden des anderen Amerika – Die Solidarität mit dem
afroamerikanischen Freiheitskampf in der DDR | 229
Ideologie und Praxis ostdeutscher Solidarität | 230
Staatsempfänge: Paul Robeson und Ralph Abernathy | 236
»Angela-Mania« | 242
Kapitel 8
Der Ruf nach Gerechtigkeit: Eine Armee kurz vor dem Aufstand | 261
Die Eskalation der Rassenfrage in der US-Armee 1970/71 | 262
Eine äußerst ungewöhnliche Allianz | 265
Die Antwort der Vereinigten Staaten | 276
Deutsche Reaktionen | 289
Kalter Krieg und Bürgerrechte | 292
Epilog | 305
Umschlagabbildungen | 319
Vorwort
Auf unterschiedlichen, verschlungenen, wenn auch sich schon früh überkreuzenden Wegen sind wir als Autoren unabhängig voneinander auf jenes Thema
gestoßen, das uns mittlerweile seit vielen Jahren gemeinsam beschäftigt, und
von dem auch das vorliegende Buch erzählt. Ein Hauch von Freiheit handelt von
den komplexen Beziehungen zwischen afroamerikanischen GIs und den Menschen im Nachkriegsdeutschland Ost und West während des Kalten Kriegs.
Die Geschichte dieser Beziehungen ist sowohl in Deutschland wie auch in den
Vereinigten Staaten so gut wie unbekannt, obwohl sie jahrzehntelang einen
wichtigen Teil der Verbindung zwischen den drei Staaten (USA, Bundesrepublik Deutschland und Deutsche Demokratische Republik) darstellte.
Eine Schwierigkeit für Wissenschaftler, transnational die Geschichte der
unterschiedlichen Begegnungen zwischen weißen Deutschen und Afroamerikanern zu beschreiben, ist das Schweigen, das im deutschen akademischen
Diskurs in Bezug auf viele der Subthemen, die hier behandelt werden, vorherrscht. Wie zum Beispiel sollen amerikanische Gesetze wie die racial segregation (Rassentrennung) oder Tabus wie miscegenation (Rassenmischung), die
nach 1945 durch das US-Militär nach Deutschland gebracht wurden, korrekt,
angemessen und dem heutigen Bewusstseins- und Wissensstand gemäß übersetzt werden? Begriffe wie »Rassentrennung« oder »Rassenmischung« sind
heute in Deutschland verpönt, weil sie der Sprache der Nazis entlehnt sind
bzw. ihr Gebrauch durch ihren Missbrauch zwischen 1933 und 1945 erschwert
wird. Und doch war die Trennung von weißen und schwarzen US-Soldaten
in segregierte bzw. »rassengetrennte« Armee-Einheiten eine alltägliche Erfahrung sowohl für die afroamerikanischen GIs wie für die Menschen in der
amerikanischen Besatzungszone Westdeutschlands.
Die »Sprachlosigkeit« in Bezug auf das Thema »Rasse« ist zu einem großen
Teil damit zu erklären, dass nach dem Holocaust die Differenzierungskategorie »Rasse« zum Tabu wurde, und dies sowohl in der Gesetzgebung als auch
in der Wissenschaft. Die Bundesrepublik stellte unter dem Einfluss progressiver Sozialwissenschaftler aus den USA (größtenteils Remigranten, die von
den Nazis aus Europa vertrieben worden waren) die unter dem Hakenkreuz
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Ein Hauch von Freiheit
zur Staatsdoktrin erhobene, aber auch darüber hinaus in Westeuropa und den
USA weitverbreitete Ideologie angeblicher biologischer Unterschiede zwischen
den »Rassen« in ihrem Grundgesetz unter Strafandrohung und machte es
sich zur ethischen Norm, dass »Rasse« keine Identifizierungskategorie mehr
sei, und dass es keine Unterschiede zwischen Menschen gebe, abgesehen von
ethnischen Differenzen. Die Ablehnung der biologisch fundierten Kategorisierungen bedeutete natürlich nicht, dass das Ausgrenzen des »Anderen« keine
Geltung mehr gehabt hätte, als Deutsche nach der Erfahrung des Nationalsozialismus etablierte Denkmuster und Gewohnheiten überdachten und neu
konzipierten. Obwohl »Rasse« nach 1945 also keine gültige Identifizierungskategorie mehr war, wurde (und wird) »Deutschsein« weiterhin im Allgemeinen
als »Weißsein« verstanden.
Es ist den Anstrengungen einer Gruppe von Schwarzen Deutschen im
Laufe der 1980er Jahre sowie einer jungen Wissenschaftlergeneration zu verdanken, dass diese Sprachlosigkeit in Bezug auf die rassistische Ausgrenzung
des »Anderen«, die bis vor kurzem noch umfassend war, langsam überwunden wird. Diese WissenschaftlerInnen lehnen die gängige Praxis ab, amerikanische Begriffe wie race oder racial difference zu benutzen, wenn Themen
wie »Weißsein« oder »Schwarzsein« in Deutschland besprochen werden. In
ihren Beiträgen zum Thema »Kritische Weißseinsforschung« haben sie neue
Kategorien entwickelt, die es nun auch in deutscher Sprache möglich machen,
diesen Themenbereich zu diskutieren, ohne Gefahr zu laufen, mit den rassistischen Ideologemen des Nationalsozialismus assoziiert zu werden. Wir werden
uns daher im Folgenden der von diesen Wissenschaftlern erarbeiteten Kategorien bedienen.
Die deutsche wie die amerikanische Gesellschaft ist bemüht, beleidigende
Worte wie »Neger« oder »Mischlinge« aus dem Sprachgebrauch zu entfernen,
und wir haben dies auch in diesem Buch getan. Wir haben uns zugleich aber
auch bemüht, den »Tenor« der historischen Quellen zu erhalten und kritisch
darzustellen. Wir haben das Wort »Negro« als »Neger« übersetzt, wenn der
Begriff so in historischen Dokumenten benutzt wurde. Dies gilt auch für
Deutschland, wo in historischen Quellen Afroamerikaner als »Neger«, »Negersoldaten« und »farbige Soldaten« beschrieben werden. Wir benutzen ansonsten den Begriff Afroamerikaner anstatt »Blacks« (Schwarze), es sei denn der
Begriff »Blacks« wurde so in Quellen benutzt. In unserer Diskussion über die
Schwarze Community in Deutschland haben wir uns von der von AktivistInnen geforderten Schreibweise »Schwarze Deutsche« oder »Schwarze Frauen«
leiten lassen.
Obwohl dieses Buch die Früchte der Forschung vieler Jahre darstellt, kann
es doch nur einen kleinen Ausschnitt dieser transatlantischen Geschichte präsentieren. Auf der von uns betreuten Webseite (in englischer Sprache) finden
Vor wor t
sich noch eine Vielzahl weiterer Dokumente, Videos und Bildmaterialien, die
laufend ergänzt werden.
Maria Höhn und Martin Klimke, Sommer 2015
9
Einleitung
Zwischen 1945 und dem Truppenabbau der Amerikaner nach Ende des Kalten Krieges lebten zwischen fünfzehn und zwanzig Millionen US-Soldaten,
ihre Familien, sowie Zivilangestellte des US-Verteidigungsministeriums in
Deutschland. Mehr als zwei Millionen davon waren Afroamerikaner. Bis heute
genießt diese Erfahrung im Nachkriegsdeutschland und der Bundesrepublik
einen besonders hohen Stellenwert im kollektiven Gedächtnis der afroamerikanischen Veteranen und der afroamerikanischen Community in den USA.
Bereits während seiner Dienstzeit im amerikanischen Sektor Berlins in
der nach »Rassen« getrennten US-Armee schilderte der renommierte afroamerikanische Journalist und Schriftsteller William Gardner Smith was an
der Erfahrung im Nachkriegsdeutschland für afroamerikanische Soldaten so
besonders war. In seinem gesellschaftskritischen Romandebüt The Last of the
Conquerors (1948) erzählt Gardner Smith die Beziehung zwischen einem afroamerikanischen GI und einer weißen deutschen Frau, und beschreibt die unerwartete Bewusstseinserweiterung Schwarzer GIs, die in ihrem eigenen Land
bestenfalls als Bürger zweiter Klasse galten, in Deutschland aber erhebliches
Renommee als Befreier und Besatzungssoldaten besaßen. Einer seiner Protagonisten erklärt, wie sehr ihn diese Erfahrung erschütterte: »Jetzt endlich
weiß ich, was es bedeutet, wenn man in jeden Laden, und ich meine in jeden
Laden gehen kann, ohne Angst zu haben, dass man nicht bedient wird. […]
Weißt du was ich auch noch gelernt habe? Dass ein Nigger [sic!] nicht anders
ist als alle anderen Menschen auch. Ich musste hierher kommen, um das zu
lernen. Ich musste hierher kommen und mir das von den Nazis beibringen
lassen. Das wird uns zuhause – im Land der Freiheit – nicht beigebracht.«1
Aufgrund dieser Erfahrungen in Deutschland, erinnerte sich Gardner Smith
in einem Interview noch zehn Jahre später, waren afroamerikanische GIs nach
dem Ende ihres Militärdienstes nicht mehr bereit, »sich wieder den althergebrachten Verhältnissen in den USA« unterzuordnen.2
Deutschland behielt seinen Ruf als »besonderer« Ort für schwarze Soldaten auch nach dem formellen Ende der amerikanischen Besatzung 1949,
als die US-Streitkräfte eine neue Aufgabe als Schutzmacht der jungen Bun-
18
Ein Hauch von Freiheit
desrepublik erhielten. Der ehemalige US-Außenminister Colin Powell machte
eben diese Erfahrung, als er als junger Unterleutnant in Gelnhausen (Hessen)
stationiert wurde. Im Rückblick beschreibt er dies folgendermaßen:
Als ich 1959 erstmals nach Deutschland kam, hatte ich gerade meine Ausbildung in Fort
Benning in Columbus, Georgia, beendet. Dort konnte ich die Kaserne nicht verlassen,
ohne auf Rassentrennung und Diskriminierung zu stoßen. In Deutschland konnte ich
mich überall frei bewegen. Für mich, als junger Leutenant, war das wie ein Hauch von
Freiheit. Man muss sich vergegenwärtigen, wo wir zu dieser Zeit in den USA standen: In
den späten Fünfzigerjahren hatten wir den Aufstieg Dr. Martin Luther Kings gesehen.
Während wir zum Schutz gegen die Russen Truppen in Deutschland stationierten, musste Präsident Eisenhower Truppen in amerikanische Städte entsenden, um schwarze Studenten vor Rassismus zu schützen. Selbst in den Fünfzigerjahren, als der Kampf schon
begonnen hatte, waren wir in Deutschland immer noch besser dran
als in den USA.3 Die Begegnung afroamerikanischer Soldaten in Deutschland
mit einer Gesellschaft ohne tiefverwurzelte und gesetzlich institutionalisierte Rassentrennung im amerikanischen Sinne veranlasste viele von ihnen, die
gleichen Rechte, wie sie ihre weißen Soldatenkameraden genossen, einzufordern. Viele dieser Soldaten schlossen sich nach ihrer Rückkehr in die USA der
Bürgerrechtsbewegung an oder setzten ihre Bemühungen zur Gleichstellung
der Afroamerikaner als Berufssoldaten innerhalb der US-Armee fort. Ihre Erfahrungen im Westdeutschland der Nachkriegszeit und des Kalten Krieges
erwiesen sich somit als entscheidend für den Kampf gegen Rassendiskriminierung in den Streitkräften der USA und der amerikanischen Gesellschaft.
Die Stationierung der afroamerikanischen Soldaten und ihrer Angehörigen veränderte jedoch zugleich auch die Bundesrepublik. Die positive Erfahrung der Soldaten und ihrer Familien im Nachkriegsdeutschland bedeutet
natürlich nicht, dass die deutsche Gesellschaft zu dieser Zeit frei von Rassismus war. Ganz im Gegenteil: Rassistische Vorurteile gegenüber den Soldaten
sassen tief und waren weitverbreitet. Die Realität der neuen Machtverhältnisse, wirtschaftliche Vorteile, die allgemeine Großzügigkeit der schwarzen
Truppen gegenüber der Zivilbevölkerung, sowie die Attraktivität der afroamerikanischen Kultur, veranlassten allerdings so manchen, aus Einsicht oder
Opportunismus, traditionelle, rassistische Stereotypen zu hinterfragen. Diese
Entwicklung wurde auch von afroamerikanischen GIs wahrgenommen. Gardner Smith, der auch als Berichterstatter für die afroamerikanische Zeitung
Pittsburgh Courier begeistert über Nachkriegsdeutschland berichtet hatte, erklärte später, dass die Deutschen natürlich »keine Engel« waren. »Sie waren
Rassisten, aber wir waren die Eroberer, und der Blick in ihren Augen verriet
Respekt.« 4
Einleitung
Obwohl das gegenseitige Verhältnis zwischen Deutschen und Afroamerikanern keinesfalls frei von Diskriminierung und Rassismus blieb, trug die
Präsenz schwarzer Soldaten zu einer tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderung bei. Wie Colin Powell bemerkte: »Es war ein Hauch der Freiheit – nicht
nur für mich, auch für die Deutschen, die ein besseres Bild von Schwarzen
gewannen. Sie sahen, dass wir jeder Aufgabe gewachsen waren, und dass man
uns nicht nach unserer Hautfarbe beurteilen sollte«.5 Herauszuarbeiten und
erstmals in einen historischen Kontext zu stellen, inwieweit diese von Neugier, Ablehnung, Solidarität und Missverständnissen charakterisierte transatlantische Beziehung die amerikanische, afroamerikanische und deutsche Geschichte und Gesellschaft seit 1945 geprägt hat, ist das Hauptanliegen dieser
Studie.
Seit dem Fall der Berliner Mauer haben sich Historiker intensiv damit beschäftigt, wie die Prämissen der US-Außenpolitik und der Wettbewerb zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion in der nichtwestlichen
Welt von den 1950er bis in die 1970er Jahre hochrangige Politiker in Washington dazu zwangen, dem Anliegen der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung Schritt für Schritt entgegenzukommen.6 Die lokalen Auswirkungen
von Amerikas militärischer Präsenz in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg,
sowie die Bedeutung der weltweiten Expansion des Systems von US-Militärbasen während des Kalten Krieges für den afroamerikanischen Freiheitskampf
fanden bisher jedoch weder in der Forschung noch in der Öffentlichkeit angemessene Beachtung.7
Das ist umso erstaunlicher, da die Verlegung rassengetrennter Militäreinheiten nach Westeuropa und Asien dazu führte, dass die Vereinigten Staaten
ihre Rassenkonflikte und die beteiligten Akteure weltweit exportierten.8 Bislang gibt es jedenfalls kaum wissenschaftliche Untersuchungen, die sich mit
den Erfahrungen und Aktivitäten der außerhalb der USA stationierten schwarzen Truppen im Hinblick darauf beschäftigen, wie diese die Bürgerrechtsbewegung im eigenen Land während des Kalten Krieges im 20. Jahrhundert
förderten.9
Um den Anstoß zu einer, wie wir hoffen, intensiveren Beschäftigung mit
der Beteiligung afroamerikanischer, im Ausland stationierter GIs an der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung zu geben, haben wir uns im Rahmen dieser ersten derartigen Fallstudie für Deutschland als regionales Teilgebiet des
Forschungsgegenstands entschlossen, nicht zuletzt deswegen, weil die Bundesrepublik viele Jahrzehnte lang die größte Anzahl amerikanischer Truppen
außerhalb der USA beherbergt hat. Bis zur umfassenden Reduzierung dieser
Truppen im Gefolge des Zusammenbruchs der Sowjetunion 1991 waren im
Schnitt jährlich über 250.000 amerikanische Soldaten in Westdeutschland
stationiert, begleitet von ihren Familien und zehntausenden von Zivilangestellten des US-Verteidigungsministeriums. Außerdem war Westdeutschland
19
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Ein Hauch von Freiheit
aufgrund der Nachkriegs-Militärbesatzung und der ambitionierten amerikanischen Anstrengungen, die deutsche Gesellschaft nach der Niederlage des
Nationalsozialismus neu zu formieren, den Auswirkungen amerikanischer
Innenpolitik in weitaus stärkerem Maße ausgesetzt als andere Länder mit USMilitärbasen.
Westdeutschland ist aber auch deshalb eine logische Wahl für eine derartige Studie, weil die amerikanischen Entscheidungsträger das Land als
zentralen Eckpfeiler des westlichen Bündnissystems im Kalten Krieg mit der
Sowjetunion auserkoren hatten. Angesichts der maßgeblichen Rolle Deutschlands in den strategischen Überlegungen der NATO und seiner Bedeutung
als potenzielles Schlachtfeld der beiden Supermächte auf dem europäischen
Kriegsschauplatz, kam der Politisierung der afroamerikanischen GIs in den
1960er und 1970er Jahren und der damit einhergehenden Schwächung der
Einsatzbereitschaft ihrer Einheiten eine enorme Bedeutung zu. Und obwohl
die Aktivitäten der Bürgerrechtsbewegung überall Widerhall fanden, wo USTruppen stationiert waren, führten sie gerade in Westdeutschland zu außergewöhnlichen gesellschaftlichen Allianzen, und damit zur Entstehung einer
außerordentlichen Menge primären Quellenmaterials zu diesem wichtigen
Kapitel der US-Geschichte, der Geschichte der Bundesrepublik, und der Geschichte der transatlantischen Beziehungen.10
Der Kampf der in der BRD stationierten schwarzen GIs um ihre Bürgerrechte war dabei nicht nur ein Nebeneffekt einer umfassenderen Protestbewegung und öffentlichen Auseinandersetzung, die sich in den USA entwickelte.
Im Gegenteil: Die Widersprüche zwischen Amerikas Anspruch, Führungsmacht der freien Welt zu sein, und seinem eigenen institutionalisierten Rassismus traten gerade während der Besetzung des besiegten Nazideutschlands
und dann im Westdeutschland des Kalten Krieges immer offener zu Tage.
So erinnerte sich der bekannte Historiker David Brion Davis, als er auf
seinen 1946 in Deutschland abgeleisteten Militärdienst zurückblickte, den er
als 18-Jähriger in Mannheim ableistete, an das Nachkriegsdeutschland als »Mikrokosmos des Rassen- und Bürgerrechtskampfes, der die Vereinigten Staaten
während der 1950er und 1960er Jahre dominierten sollte«. Deutschland war
der Ort, an dem er erstmals »die Konturen der Vereinigten Staaten erblickte,
wie sie künftig gültig sein würden«.11 Angesichts der amerikanischen Pläne,
die deutsche Gesellschaft zu demokratisieren, kam den Protest- und Solidaritätsaktionen afroamerikanischer GIs auf westdeutschem Gebiet daher eine
besondere geopolitische Bedeutung zu. Sie wurden somit zu einem integralen
Bestandteil der Bürgerrechtsbewegung in den USA.
Während US-Präsident Truman die de jure-Aufhebung der Rassentrennung im Militär anordnete, als er am 26. Juli 1948 die Executive Order 9981
(Präsidialerlass) unterzeichnete, kam die Rassenintegration der US-Truppen
de facto jedoch erst mit dem Koreakrieg ab 1950 in Gang. Im Bereich des US-
Einleitung
Oberkommandos in Europa (USAEUR) wurde sie nicht vor Ende 1954 vollkommen erreicht.12 Dies gelang nicht zuletzt dank der unermüdlichen Agitation
der afroamerikanischen Bürgerrechtsorganisationen und der afroamerikanischen Presse in den USA.13 Ihre Berichte über Fortschritte und Rückschläge
der Armee bei der Demokratisierung Nachkriegsdeutschlands überzeugten
weiße Liberale in den USA wie auch Vertreter des Außenministeriums davon,
dass die fortdauernde de facto-Rassentrennung innerhalb des Militärs nicht
mehr tragbar sei. Sie schadete nicht nur der US-Demokratisierungsmission
in Deutschland, sondern machte die Vereinigten Staaten zur Zielscheibe sowjetischer und ostdeutscher Propaganda, die die rassistischen Praktiken im
US-Militär benutzte, um die Doppelmoral der Vereinigten Staaten in Sachen
Demokratie und Gleichberechtigung bloßzustellen.
Bereits während der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs und in zunehmendem Maße in den Jahren danach hatten sich afroamerikanische GIs über
die diskriminierenden Praktiken des Militärs, die Brutalität der zumeist von
Weißen gestellten Militärpolizei, und über den Mangel an afroamerikanischen
Offizieren beklagt. Ihre Proteste intensivierten sich, als weiße Kommandeure
und Soldaten der US-Garnisonen damit begannen, in den umliegenden westdeutschen Gemeinden die in den USA praktizierte Rassentrennung durchzusetzen. Angesichts der immer stärker werdenden Bürgerrechtsbewegung in
den USA während der 1950er Jahre fiel den in Übersee stationierten afroamerikanischen GIs eine immer wichtigere Rolle in diesem Kampf zu. Als es Ende
der 1950er und Anfang der 1960er Jahre zu den ersten Sit-Ins in den Südstaaten der USA kam, um immer noch nach Rassen getrennte Restaurants, Kinos,
Schwimmbäder, Parks usw. allen Amerikanern – egal welcher Hautfarbe – zugänglich zu machen, gab es ähnliche Aktionen auch in den von Soldaten bevorzugten Gaststätten in deutschen Garnisonsstädten.
Beginnend mit den späten 1940er Jahren hatten afroamerikanische GIs
führende Protagonisten der Bürgerrechtsbewegung und Medienvertreter der
schwarzen Presse immer wieder aufgefordert, nach Westdeutschland zu kommen, um sich ein eigenes Bild der verbreiteten Diskriminierung innerhalb des
US-Militärs und zum System der »informellen« Rassentrennung, das die USGarnisonsstädte in Westdeutschland prägte, zu verschaffen. Diese Aktivitäten
führten wiederum zu Untersuchungen seitens hochrangiger Regierungsstellen in Washington, wie sie etwa 1964 im »Abschlussbericht des Präsidialkomitees zur Chancengleichheit in den Streitkräften bezüglich der in Übersee
stationierten Soldaten« festgehalten sind. Auch wenn US-Militärbasen in ganz
Europa und Asien in der Untersuchung betrachtet wurden, so war dennoch die
Bundesrepublik aufgrund ihrer wichtigen geostrategischen Position der Fokus
dieses nachdrücklichen Versuchs, den tiefsitzenden Rassismus und die Diskriminierung in den Streitkräften endlich zu beenden.14
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Ein Hauch von Freiheit
Was die Situation der afroamerikanischen GIs auf US-Militärbasen in
Westdeutschland von denen in anderen Teilen der Welt unterschied, war, dass
sie in der Bundesrepublik Verbündete unter den Einheimischen fanden, die
ihre umfassenden Anstrengungen um Gleichberechtigung unterstützten.
Auch wenn die Dienstzeiten in anderen US-Militärbasen in der Regel ebenfalls
zwei bis drei Jahre dauerten, so waren die in Westdeutschland stationierten
afroamerikanischen GIs hier jedoch in besonderer Weise in der Lage, Kontakte
und vielfach auch Freundschaften mit Einwohnern westdeutscher Gemeinden
zu knüpfen.15
Besonders stark ausgeprägt war dieses Phänomen in westdeutschen Universitätsstädten mit US-Garnisonen. Hier ergaben sich die Kontakte häufig aus
der gemeinsamen Vorliebe für afroamerikanische Musikformen wie Jazz und
Blues, aber auch aus dem politischen Interesse der Studierenden an der aufkeimenden Bürgerrechtsbewegung in den USA. Dabei stießen die afroamerikanischen GIs sowohl auf gut informierte Gruppen westdeutscher Studierender,
die bereits Zeit in den USA verbracht hatten, als auch auf Afroamerikaner,
die an westdeutschen Universitäten studierten. Durch die Kontakte zu diesen
Gruppen konnten die GIs seit den frühen 1960er Jahren die Ziele der Bürgerrechtsbewegung verstärkt verbreiten. Häufig schlossen sich Studierende
aus nicht-westlichen Ländern, die an westdeutschen Universitäten studierten,
diesen ungewöhnlichen Allianzen an.16 So kam es in Universitätsstädten wie
Frankfurt a.M., Heidelberg und Westberlin zu Protestallianzen zwischen Soldaten und Studierenden, die gemeinsam gegen Rassismus protestierten und
zur Unterstützung der Bürgerrechtsbewegung in den USA aufriefen.
Nach dem Aufkommen der Black Power-Bewegung seit Mitte der 1960er
Jahre, der Eskalation des Vietnam Krieges, und der Ermordung von Martin
Luther King Jr. im April 1968 verstärkten die afroamerikanischen GIs in Westdeutschland ihre Zusammenarbeit mit den Studierenden, um den Rassismus
sowohl im US-Militär als auch in westdeutschen Gemeinden noch intensiver
zu bekämpfen. In allen Städten mit US-Garnisonen und Universitäten stiegen
nun die Protestaktivitäten deutlich an. Zu den wichtigsten Ereignissen dieser
Art zählte der Call for Justice-Tag am 4. Juli 1970 in der Aula der Universität
Heidelberg. Diese gemeinsame Veranstaltung afroamerikanischer Soldaten
und westdeutscher Studierender wurde auch vom Präsidenten der Universität Heidelberg unterstützt, der die Räumlichkeiten für die Veranstaltung zur
Verfügung stellte, da das US-Militär solche Veranstaltungen auf ihren Militärstützpunkten selbst verboten hatte. Ähnliche Proteste fanden auch in kleineren Garnisonsstädten wie Kaiserslautern (80.000 Einwohner) statt, wo über
40.000 US-Soldaten stationiert waren. An der Universität Frankfurt a.M., zu
deren Studentinnen 1965/66 auch Angela Davis gezählt hatte, wurden eine
Reihe von Angela Davis-Solidaritätsveranstaltungen abgehalten, die von afro-
Einleitung
amerikanischen Soldaten und westdeutschen Studenten gleichermaßen besucht wurden.
Etwas anders stellte sich die Lage in Ostdeutschland dar. Auch in der DDR
gab es in den 1960er und frühen 1970er Jahren eine breite Solidaritätsbewegung für die Anliegen der Afroamerikaner, allerdings in Form einer staatlich
geförderten nationalen und internationalen Kampagne. Basierend auf der in
der Staatsideologie festgeschriebenen Bekämpfung jeglicher Form von Imperialismus, Kolonialismus und Rassismus, wurden die Bürgerrechtsaktivisten
hier als Helden des »anderen Amerika« gefeiert – dem Amerika der Unterdrückten. Doch die Kampagne ging noch sehr viel weiter. So hieß die DDR afroamerikanische US-Deserteure ebenso mit offenen Armen willkommen wie
Repräsentanten der Bürgerrechtsbewegung.17 Das Regime veranstaltete etwa
1958 aufwendige Empfänge für W. E. B. Du Bois oder 1960 für den Sänger und
Intellektuellen Paul Robeson. Darüber hinaus wurde seitens der staatlichen
Medien und Verlage in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg eine Flut
von Literatur zum schwarzen Freiheitskampf veröffentlicht. Das DDR-Regime
erlaubte Martin Luther King 1964 und Ralph Abernathy 1971 sogar, in Ostberliner Kirchen zu predigen. Schließlich – und am erfolgreichsten – initiierte die
DDR-Regierung zu Beginn der 1970er Jahre auch die bis heute unvergessene,
wirkmächtige Solidaritätskampagne für die damals in den USA inhaftierte
Angela Davis, die weite Teile der ostdeutschen Gesellschaft erfasste, und die
aus der Bürgerrechtsaktivistin einen kommunistischen Popstar machte.
Aber trotz dieser lautstarken DDR-Propagandaaktionen blieb es der Zusammenarbeit zwischen Black Panther-GIs und radikalen Studierenden in der
Bundesrepublik vorbehalten, die umfassendste Reaktion seitens der amerikanischen wie der westdeutschen Regierung hervorzurufen, die entschieden
dazu beitrug, wichtige Forderungen der Bürgerrechtsbewegung, insbesondere
im Hinblick auf das US-Militär, umzusetzen. Denn die fortschreitende und
teilweise schon die Autorität der weißen Offiziere untergrabende Radikalisierung schwarzer GIs aufgrund des Vietnam Krieges, sichtbar und hörbar gemacht durch die Unterstützung, die sie von Studierenden in ganz Deutschland
erfuhren, führte nun zu umfassenden Untersuchungen seitens des Pentagon
(Render Report, 1970) und der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP), Amerikas ältester und renommiertester Bürgerrechtsorganisation (The Search for Military Justice, 1971).18 Diese wiederum setzten
substanzielle Reformen nicht nur in der Bundesrepublik sondern in den gesamten US-Streitkräften weltweit in Gang. Es waren also die Protestaktivitäten
der in Westdeutschland stationierten, afroamerikanischen GI-Aktivisten, die
in entscheidender Weise zu Veränderungen im US-Militär beitrugen, die es
bis Mitte der 1970er (und bis heute) zur integriertesten Institution in den Vereinigten Staaten machten.
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Ein Hauch von Freiheit
Auch die westdeutsche Regierung, die aus sicherheitspolitischen Aspekten
an einer uneingeschränkten Einsatzfähigkeit der in der Bundesrepublik zur
Abwehr möglicher Angriffe des östlichen Militärbündnisses stationierten USStreitkräfte interessiert war, initiierte nun ihrerseits ein umfassendes Reformprogramm, um im Rahmen ihrer Möglichkeiten dem institutionalisierten
Rassismus des US-Militärs und der individuellen Diskriminierung afroamerikanischer GIs im Gastgeberland zu begegnen. Im Rahmen dieses Programms
sollten unter anderem US-Militärangehörige und ihre Familien (auch und
gerade Afroamerikaner) mit adäquaten Kasernen und Wohnungen versorgt
werden, was zu den wichtigsten Forderungen der politisierten afroamerikanischen GIs gehört hatte. Die Bundesregierung beschloss auch eine breit angelegte Informationskampagne, die sich gegen diskriminierende Praktiken
deutscher Immobilien-, Disco- und Restaurantbesitzer richtete. Die NAACP
eröffnete außerdem 1971 – erstmals ausserhalb der USA – ein eigenes Büro
in Frankfurt a.M. als Anlaufstelle für die in der Bundesrepublik stationierten
afroamerikanischen Soldaten.
Angesichts der entscheidenden Rolle afroamerikanischer Soldaten in
Übersee – und speziell in Westdeutschland – für die Geschichte der US-Bürgerrechtsbewegung ist es verwunderlich, dass bisher relativ wenig über dieses bedeutende Kapitel der amerikanischen, afroamerikanischen und transatlantischen Geschichte bekannt ist. Diese Forschungslücke hat mit einer
grundsätzlichen Zurückhaltung von Geisteswissenschaftlern, die nicht als
Militärhistoriker ausgebildet wurden, zu tun, militärische Themen zu erforschen. Ebenso wichtig ist der Umstand, dass WissenschaftlerInnen, die sich
mit dem Militär beschäftigten, häufig die sozialen und kulturellen Aspekte
ihres Untersuchungsgegenstandes übersehen. Sie konzentrieren sich oftmals
auf Fragen von Strategie und Effizienz in globaler geopolitischer Perspektive,
und übergehen dabei scheinbare Nebensächlichkeiten wie die Beschwerden
einfacher GIs über Rassismus in der Kaserne und in den umgebenden Garnisonsstädten. Da sich die Geschichtsschreibung außerdem immer noch häufig
innerhalb strikt festgelegter geographischer und chronologischer Grenzen bewegt, ist die transnationale Dimension vieler Bereiche der amerikanischen
Geschichte im Allgemeinen wie auch der afroamerikanischen Geschichte im
Besonderen bisher erst ansatzweise beleuchtet worden.19 Aus ähnlichen Gründen mangelt es der amerikanischen Militärpräsenz in der Bundesrepublik
bisher an Aufmerksamkeit seitens der deutschen HistorikerInnen. Während
im Hinblick auf den generellen Einfluss der USA auf die deutsche Gesellschaft die Forschungslage äußerst dicht und ausdifferenziert ist, führt die
Stationierung der mehr als zwei Millionen afroamerikanischen GIs in Westdeutschland nach 1945 in vielerlei Hinsicht noch ein Schattendasein in der
Geschichtswissenschaft.20
Einleitung
Demgegenüber waren sich afroamerikanische Soldaten und Bürgerrechtsaktivisten der internationalen Auswirkungen ihres Tuns sehr wohl bewusst,
und setzten diese wiederholt als Hebel ein, um die Reformen in den USA voranzubringen. Wenige Menschen erkannten diese Interdependenz der amerikanischen Geschichte und der Weltgeschichte klarer als Martin Luther King,
der in seiner Rede zum Erhalt des Friedensnobelpreises am 11. Dezember 1964
in Oslo Amerikas Weg zu einer gerechten Gesellschaft für alle Rassen in einen
globalen Kontext stellte:
In einem bestimmten Sinn ist die Bürgerrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten
ein spezifisch amerikanisches Phänomen, das im Hinblick auf die amerikanische Geschichte verstanden, und mit dem unter den Bedingungen der amerikanischen Situation
umgegangen werden muss. Aber auf einem anderen und weitaus bedeutenderen Niveau
ist das, was heute in den USA passiert, nur ein relativ kleiner, unbedeutender Teil der
weltweiten Entwicklungen. 21
In derselben Rede versicherte King, dass alle menschlichen Wesen in einem
»weltweiten Bund« vereint seien, eine Überzeugung, die ohne Zweifel während seines Berlinbesuchs drei Monate zuvor verstärkt worden war. Auf Einladung des Regierenden Bürgermeisters Willy Brandt war King in jene Stadt
gekommen, die nur ein Jahr zuvor dem US-Präsidenten John F. Kennedy
einen triumphalen Empfang bereitet hatte. Hier verbrachte King zweieinhalb
Tage voller dichtgedrängter Termine, von denen seine Predigt in der Berliner
Waldbühne, einem großen Freilufttheater, vor 25.000 Menschen vielleicht der
wichtigste war. Der zu diesem Zeitpunkt wohl prominenteste Protagonist der
Bürgerrechtsbewegung benutzte diese Predigt, um seine spirituelle Botschaft
der Brüderlichkeit mit der Situation Berlins in Verbindung zu bringen: »[Diese
Stadt] ist ein Symbol für die Trennung von Menschen auf dieser Erde. Denn
auf jeder Seite der Mauer leben Gotteskinder, und keine menschengemachte
Barriere kann diese Tatsache vergessen machen«. King ging sogar noch einen
Schritt weiter und verglich den Kampf um die Bürgerrechte in den Vereinigten
Staaten mit den politischen Auseinandersetzungen um die geteilte Stadt. Er
argumentierte, dass in dem gleichen Maße, wie die USA sich »als Prüfstein
für das Zusammenleben der Rassen ungeachtet ihrer Unterschiede« herauskristallisiert hätten, die Einwohner Berlins »die Möglichkeit einer Koexistenz
der beiden Ideologien«, die damals um die globale Vorherrschaft rangen, erprobten.22
Bedauerlicherweise ist der Besuch Martin Luther Kings in Berlin zu Zeiten des Kalten Krieges von der Geschichtswissenschaft ebenfalls weitgehend
ignoriert worden. Selbst als sich am 24. Juli 2008 mehr als 200.000 Menschen im Berliner Tiergarten versammelten, um eine Rede des damaligen
US-Senators und Präsidentschaftskandidaten Barack Obama anzuhören, war
25
26
Ein Hauch von Freiheit
nur wenigen Kommentatoren in den USA und in Deutschland dieser historische Hintergrund bewusst. Diese Leerstelle im kollektiven Gedächtnis ist
besonders erstaunlich angesichts der Präsenz von Martin Luther King und der
Bürgerrechtsbewegung in Obamas Wahlkampfrhetorik, die entscheidende Referenzpunkte seiner Kampagne bildeten.
Tatsächlich liest sich Obamas Berliner Rede wie eine Antwort auf Martin
Luther Kings Friedensnobelpreis-Rede über das »Weltgebäude« aus Sicht des
21. Jahrhunderts. Obama präsentierte sich zu Füßen der Berliner Siegessäule
nicht nur als »Welt-Mitbürger«, sondern entwickelte, verbunden mit einer kleinen Anspielung auf Ernst Reuters berühmte Rede zur Berlin Blockade 1948,
ähnliche transatlantische und globale Visionen:
Völker der Welt – schaut auf Berlin, wo die Mauer fiel, ein Kontinent wiedervereinigt wurde, und die Geschichte bewies, dass es keine unüberwindbare Herausforderung für eine
Welt gibt, die einig zusammensteht. […] Während das 20. Jahrhundert uns gelehrt hat,
dass wir ein gemeinsames Schicksal teilen, hat das 21. Jahrhundert eine Welt enthüllt,
die stärker als jemals zuvor in der Geschichte der Menschheit voneinander abhängig
ist. 23
Die Geschichte, von der dieses Buches erzählt, ist daher eine Geschichte von
gegenseitiger Verbundenheit, Verstrickungen und geteiltem Schicksal auf beiden Seiten des Atlantiks während des gesamten 20. Jahrhunderts. Obwohl der
Schwerpunkt unserer Untersuchung zwischen 1945 und der Mitte der 1970er
Jahre liegt, beginnen wir unsere Geschichte mit W. E. B. Du Bois, dem ersten afroamerikanischen Harvard Absolventen und führenden Vordenker des
afroamerikanischen Freiheitskampfes, sowie der zentralen Rolle des Ersten
Weltkrieges. Für Du Bois war sein Studium an der König Friedrich WilhelmUniversität im Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts eine bedeutsame Erfahrung, die sein Denken über Rasse und Rassentrennung wegweisend veränderte. Der Erste Weltkrieg wiederum trug auf seine Weise zu einem massiven
Erstarken der Bürgerrechtsbewegung der 1920er und 1930er Jahre bei. Diese
Bewegung erhielt durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten und
durch die Verurteilung des rassistischen NS-Staates durch das weiße, liberale
Amerika großen Zulauf, und entwickelte sich so zu einem bedeutenden Faktor
in der politischen und kulturellen Landschaft der USA in den darauffolgenden
Jahrzehnten.
Mit der Erforschung der Begegnungen zwischen Deutschen und Afroamerikanern hoffen wir, das Verständnis dafür zu vertiefen, wie sehr der Kampf
der USA gegen Nazi-Deutschland und der amerikanische Führungsanspruch
nach 1945 in Westeuropa und besonders in Westdeutschland die weitere Entwicklung der Bürgerrechte in den Vereinigten Staaten beeinflusste. Gleichzeitig ist es unser Ziel, die traditionelle Fokussierung auf die offizielle, »hohe«
Einleitung
Politik und die politischen Entscheidungsträger in Washington und Bonn in
der Geschichtswissenschaft durch die Betrachtung der AktivistInnen an der
Basis aufzubrechen.
Ihre Stimmen und die Reaktionen auf ihre Forderungen seitens der politischen und der militärischen Verantwortlichen und der Medien verdeutlichen,
wie der Kampf um die Bürgerrechte begonnen und vorangetrieben wurde, und
in welchem Maße Deutschland von allen beteiligten Parteien als Bezugspunkt
herangezogen wurde. Indem wir die Geschichte der afroamerikanischen GIs
in Westdeutschland schildern, hoffen wir, einen Anstoß dafür zu geben, ein
genaueres und umfassenderes kritisches Bewusstsein davon zu entwickeln,
welches Echo der Kampf für mehr Demokratie in den Vereinigten Staaten von
Amerika in Ost- und Westdeutschland sowie weltweit erzeugte.24
A NMERKUNGEN
1 | William Gardner Smith: The Last of the Conquerors, New York: The New American
Library, 1948, S. 67f.
2 | Interview mit William Gardner Smith, in: New York Post, 29. September 1959. Bestand William Gardner Smith, Zeitungsausschnittsammlung, Schomburg Center for Research in Black Culture, New York.
3 | Auch Colin Powell Interview in der TV Dokumentation, Ein Hauch von Freiheit, 2014,
produziert von Broadview TV. Die deutsche Übersetzung von Powells Kommentar wurde
leicht redigiert, um den Sachverhalt klarer darzustellen. Zu seiner Zeit in Deutschland
siehe auch Colin Powell: My American Journey, New York: Random House, 1995, S. 53.
4 | »An American in Paris-III«, in: New York Post, 29. September 1959 (Schomburg Clipping file William Gardner Smith).
5 | Colin Powell Interview, TV Dokumentation, Ein Hauch von Freiheit, 2014.
6 | Mary Dudziak: Cold War Civil Rights – Race and the Image of American Democracy,
Princeton, NJ: Princeton University Press, 2000; Thomas Borstelmann: The Cold War and
the Color Line – American Race Relations in the Global Arena, Cambridge, MA: Harvard
University Press, 2001; Brenda Gayle Plummer: Rising Wind: Black Americans and U.S.
Foreign Affairs, 1935–1960, Chapel Hill, NC: University of North Carolina Press, 1996.
Für die Einschränkungen, die dem Kampf um die Bürgerrechte durch den Kalten Krieg
gesetzt waren, etwa hinsichtlich des Themas Antikolonialismus oder panafrikanischer
Solidarität, vgl. Penny von Eschen: Race Against Empire: Black Americans and Anticolonialism, 1937–1957, Ithaca: Cornell University Press, 1997; und Carol Anderson: Eyes
Off the Prize: The United Nations and the African American Struggle for Human Rights,
1944–1955, Cambridge: Cambridge University Press, 2003; Manfred Berg: »Black Civil
Rights and Liberal Anticommunism: The NAACP in the Early Cold War«, in: Journal of
American History 94, Nr. 1 (2007), S. 75–96. Vgl. ebenfalls Maria Höhn: »›Ein Atemzug
der Freiheit‹. Afro-amerikanische GIs, deutsche Frauen und die Grenzen der Demokra-
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Ein Hauch von Freiheit
tie (1945–1968)«, in: Arnd Bauerkämpfer, Konrad H. Jarausch und Marcus Payk (Hg.):
Demokratiewunder. Transatlantische Mittler und die kulturelle Öffnung Westdeutschlands, 1945–1970, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2005; und dies.: »›When Negro Soldiers Bring Home White Brides‹: Deutsche und amerikanische Debatten über die
›Mischehe‹ (1945–1967)«, in: Werner Kremp und Martina Tumalis (Hg.): Amerikaner in
Rheinland-Pfalz. Alltagskulturelle Begegnungen, Trier: WVT Wissenschaftlicher Verlag,
2008.
7 | Erst in den letzten Jahren zeichnen sich erste Umrisse dieses neuen Forschungsfelds ab. Für einen Überblick siehe Maria Höhn: GIs and Fräuleins: The German-American Encounter in 1950s West Germany, Chapel Hill, NC: University of North Carolina
Press, 2002; Petra Goedde: GIs and Germans: Culture, Gender and Foreign Relations,
1945-1949, New Haven: Yale University Press, 2003; Heide Fehrenbach: Race after
Hitler: Black Occupation Children in Postwar Germany and America, Princeton: Princeton University Press, 2005; Tim Schroer: Recasting Race after World War II: Germans
and African Americans in American-Occupied Germany, Boulder: University of Colorado
Press, 2007; Robert Jefferson: Fighting for Hope: African American Troops of the 93rd
Infantry Division in World War II and Postwar America, Baltimore: Johns Hopkins University Press, 2008; Maria Höhn: Amis, Cadillacs und »Negerliebchen«: GIs im Nachkriegsdeutschland, Berlin: Vbb, Verlag für Berlin-Brandenburg, 2008; Maria Höhn: »›We will
Never Go Back to the Old Way Again‹: Germany in the African American Debate on Civil
Rights«, in: Central European History, Vol. 41, Nr. 4 (Dezember 2008), S. 605-37; Christopher S. Parker: Fighting for Democracy: Black Veterans and the Struggle Against White Supremacy in the Postwar South, Princeton, NJ: Princeton University Press, 2009;
Maria Höhn und Martin Klimke: A Breath of Freedom: African American GIs, the Civil
Rights Struggle, and Germany, New York: Palgrave Macmillan, 2010; Maria Höhn und
Seungsook Moon (Hg.): Over There: Living With the U.S. Military Empire, Durham: Duke
University Press, 2010; Kevin M. Kruse und Stephen Tuck (Hg.): Fog of War: The Second World War and the Civil Rights Movement, Oxford: Oxford University Press, 2012;
Kimberley Phillips: War, What Is It Good For? Black Freedom Struggles and the U.S.
Military from World War II to Iraq, Chapel Hill, NC: University of North Carolina Press,
2012; Oliver Schmidt: Afroamerikanische GIs in Deutschland 1944 bis 1973: Rassenkriege, Integration und globale Protestbewegung, Münster: Monsenstein und Vannerdat, 2013; Christine Knauer: Let Us Fight as Free Men: Black Soldiers and Civil Rights,
Philadelphia: University of Pennsylvania Press, 2014; Werner Sollors: The Temptation
of Despair: Tales of the 1940s, Cambridge, MA.: Belknap und Harvard University Press,
2014. Für Großbritannien vgl. Graham Smith: When Jim Crow Met John Bull – Black American Soldiers in World War II Britain, New York: St. Martin’s Press, 1988; Neil A. Wynn:
»»Race War« – Black American GIs and West Indians in Britain During the Second World
War«, in: Immigrants & Minorities 24, Nr. 3 (2006), S. 324–346.
8 | Vgl. Maria Höhn: GIs and Fräuleins: The German-American Encounter in 1950s West
Germany, Chapel Hill, NC: University of North Carolina Press, 2002; Heide Fehrenbach:
Race After Hitler: Black Occupation Children in Postwar Germany and America, Prince-
Einleitung
ton, NJ: Princeton University Press, 2005; Tim Schroer: Recasting Race After World War
II: Germans and African Americans in American-Occupied Germany, Boulder: University
of Colorado Press, 2007.
9 | Eine Ausnahme stellt die Untersuchung von Adriane Lentz-Smith dar, Freedom
Struggles: African Americans and World War I, Cambridge, MA: Harvard University
Press, 2009, die die Bedeutung zwischen französischen Zivilisten, afrikanischen Kolonialtruppen und afroamerikanischen Soldaten während des Ersten Weltkriegs auf den
Bürgerrechtskampf in den USA hatte, unterstreicht, sowie Parker: Fighting for Democracy und Brenda Gayle Plummer: »Peace Was the Glue: Europe and African American
Freedom: Europe and African American Freedom«, in: Manning Marable und Elizabeth
Hinton (Hg.): The New Black History: Revisiting the Second Reconstruction, New York:
Palgrave MacMillan, 2011, S. 99-122.
10 | Wir behaupten nicht, dass die Diskussion um die Bürgerrechte, die in den USA
entstand, allein von den immer engeren Beziehungen zu Westdeutschland bestimmt
wurde. Wie Glenda Elizabeth Gilmore in Defying Dixie: The Radical Roots of Civil Rights,
1919–1950, New York: W. W. Norton, 2008, gezeigt hat, waren die gemischtrassigen
linksradikalen Allianzen im Süden in den 1920er und 1930er Jahren mit ihrem Kampf
gegen den Faschismus wichtig im Hinblick auf die sich intensivierende Debatte um
die Bürgerrechte. In How Far the Promised Land? World Affairs and the American Civil
Rights Movement from the First World War to Vietnam, Princeton, NJ: Princeton University Press, 2006, zeigte Jonathan Rosenberg, wie der Kampf um die Kolonien die
internationalistischen Ansichten afroamerikanischer Intellektueller beeinflusste und
die Debatten um die Bürgerrechte bestimmte. Vgl. ebenfalls von ihm »›Sounds Suspiciously Like Miami‹: Nazism and the U.S. Civil Rights Movement, 1933–1941«, in: Frank
A. Ninkovich und Liping Bu (Hg.): The Cultural Turn: Essays in the History of U.S. Foreign
Relations, Chicago: Imprint Publications, 2001. Zu den Anfängen der Zusammenarbeit
zwischen den jüdischen Organisationen in den USA und den Afroamerikanern in Bürgerrechtsfragen vgl. Harvard Sitkoff: »African Americans, American Jews, and the Holocaust«, in: William H. Chafe (Hg.): The Achievement of American Liberalism: The New
Deal and Its Legacies, New York: Columbia University Press, 2003, S. 181–204.
11 | David Brion Davis: »The Americanized Mannheim of 1945–1946«, in: William E.
Leuchtenburg (Hg.): American Places: Encounters With History. A Celebration of Sheldon Meyer, Oxford: Oxford University Press, 2000, S. 79–91, speziell S. 79, 91.
12 | Der vollständige Text der Executive Order 9981 Harry S. Trumans, vgl. www.trumanlibrary.org/9981a.htm.
13 | Zur Rolle der schwarzen Presse vgl. Lee Finkle: Forum For Protest: The Black Press
During World War II, Rutherford, NJ: Fairleigh Dickinson University Press, 1975; sowie
Patrick Washburn: A Question of Sedition: The Federal Government’s Investigation of
the Black Press, New York und Oxford: Oxford University Press, 1986. Die Bedeutung
der Presse bei der Politisierung der schwarzen Bevölkerung in den USA unterstreichen
Gunnar Myrdal: An American Dilemma: The Negro Problem and Modern Democracy, New
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Ein Hauch von Freiheit
York: Harper, 1944, Kap. 42; und Roi Ottley: New World A-Coming, New York: Houghton,
Mifflin Company, 1943, Kap. 19.
14 | President’s Committee on Equal Opportunity in the Armed Forces: »Equality of
Treatment and Opportunity for Negro Personnel Stationed Within the United States«,
Washington, D.C., 1963 und President’s Committee on Equal Opportunity in the Armed
Forces: »Final Report. Military Personnel Stationed Overseas«, 1964. In: Morris MacGregor und Bernhard Nalty (Hg.): Blacks in the United States Armed Forces. Basic Documents, Vol 12, Wilmington: Scholarly Resources, 1997.
15 | Auf US-Militärbasen im Pazifik, wo Navy und Marine Corps-Soldaten für kürzere
Zeit stationiert waren, bevor sie an andere Militärbasen versetzt wurden, konnten solche Allianzen zwischen afroamerikanischen GIs und Zivilisten aus Zeitmangel nur selten
entstehen. In Südkorea waren die US-Truppen strikter von der einheimischen Bevölkerung isoliert und wurden jeweils nur für ein Jahr dort stationiert. Zu diesen Unterschieden siehe auch Höhn und Moon (2010).
16 | Für die Beteiligung studentischer AktivistInnen aus Asien, Lateinamerika und Afrika an der Studentenbewegung siehe Quinn Slobodian: Foreign Front: Third World Politics in Sixties West Germany, Durham: Duke University Press, 2012.
17 | Peter Köpf: Wo ist Lieutenant Adkins? Das Schicksal desertierter Nato-Soldaten in
der DDR, Berlin: Ch. Links Verlag, 2013.
18 | Vgl. Frank W. Render et al., Department of Defense, U.S. Assistant Secretary of
Defense, Manpower and Reserve Affairs, Memorandum for the Secretary of Defense:
U.S. Military Race Relations in Europe – September 1970; und Nathaniel R. Jones et al.:
The Search for Military Justice: Report of an NAACP Inquiry Into the Problems of Negro
Servicemen in West Germany, New York: NAACP, 1971.
19 | Globale Betrachtungen der US-Geschichte bieten beispielsweise Thomas Bender:
A Nation Among Nations: America’s Place in World History, New York: Hill and Wang,
2006; und Ian Tyrrell: Transnational Nation: United States History in Global Perspective since 1789, Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2007. Die Entstehung der afroamerikanischen Diaspora-Studien und die zunehmende Bedeutung transnationaler
Geschichtsbetrachtung haben die Grenzen amerikanischer und afroamerikanischer Geschichtsschreibung deutlich erweitert. Speziell von Bedeutung bei der Neubewertung
der Bedeutung der europäischen und afrikanischen Verbindungen waren die Arbeiten
von Paul Gilroy, beispielsweise ders.: The Black Atlantic: Modernity and Double Consciousness, Cambridge, MA: Harvard University Press, 1993, die zu einer Fülle neuer
Studien, Diskussionen und Forschungsrichtungen führte. Eindrücke von diesem aufblühenden Forschungsfeld geben beispielsweise Brent Hayes Edwards: The Practice of
Diaspora: Literature, Translation, and the Rise of Black Internationalism, Cambridge,
MA: Harvard University Press, 2003; Michelle Wright: Becoming Black: Creating Identity
in the African Diaspora, Durham: Duke University Press, 2004; Manning Marable und
Vanessa Agard-Jones (Hg.): Transnational Blackness: Navigating the Global Color Line,
New York: Palgrave Macmillan, 2008; Mary Dudziak: Exporting American Dreams: Thurgood Marshall’s African Journey, Oxford: Oxford University Press, 2008; Michael West,
Einleitung
William Martin und Fanon Che Wilkins: From Toussaint to Tupac: The Black International
Since the Age of Revolution, Chapel Hill, NC: University of North Carolina Press, 2009;
Jason C. Parker: »›Made-in-America Revolutions‹? The ›Black University‹ and the American Role in the Decolonization of the Black Atlantic« in: Journal of American History, 96,
Nr. 3 (Dezember 2009), S. 727–50; Andrew Zimmermann: Alabama in Africa: Booker T.
Washington, the German Empire, and the Globalization of the New South, Princeton, NJ:
Princeton University Press, 2010. Universitäre Netzwerke wie das Collegium for African
American Research (CAAR), die Association of the Study of the Worldwide African Diaspora (ASWAD), das Black European Studies Program an der Universität Mainz (BEST),
sowie die Society for Multi-Ethnic Studies: Europe and the Americas (MESEA), haben
diese geographische Ausweitung des Forschungsgegenstandes gefördert und auch die
inhaltliche Erweiterung solcher Studien auf das Gebiet jenseits von Sklaverei und ihren
Folgen unterstützt. Fast alle diese Publikationen und Institutionen haben allerdings bisher die Geschichte der in Deutschland stationierten afroamerikanischen GIs unbeachtet gelassen.
20 | Zur Amerikanisierung der Jugendkultur siehe insbesondere Kaspar Maase: Bravo
Amerika – Erkundigungen zur Jugendkultur der Bundesrepublik in den Fünfzigerjahren,
Hamburg: Junius Verlag, 1992 und Uta Poiger: Jazz, Rock and Rebels: Cold War Politics and American Culture in a Divided German, Berkeley: University of California Press,
2000; Zum Einfluss der US-Truppen auf die deutsche Gesellschaft siehe Höhn (2002
und 2008); Detlef Junker und Philipp Gassert: The United States and Germany in the Era
of the Cold War, 1946-1968: A Handbook, 2 Bände, Cambridge: Cambridge University
Press, 2004.
21 | Der vollständige Text der Nobelpreis-Rede von Martin Luther King Jr. findet sich
unter http://nobelprize.org/nobel_prizes/peace/laureates/1964/king-lecture.html.
22 | Martin Luther King Jr.: »East or West – God’s Children«, Predigt, 13. September
1964, 1, S. 4f., Papers of Dr. Martin Luther King, Jr., The King Center, Atlanta, GA.
23 | Der vollständige Text der Rede von Barack Obama in Berlin am 24. Juli 2008 findet
sich unter http://my.barackobama.com/page/content/berlinvideo/
24 | Gerald Horne: »Toward a Transnational Research Agenda for African American
History in the 21st Century«, in: Journal of African American History 91.3 (2006), S.
288–303. Trotz der Forderung Hornes, haben bisher nur wenige Graduiertenprogramme
ihre Mitglieder dazu ermuntert, die afroamerikanische Geschichte außerhalb der USA
zu erforschen.
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