82 5 Zusammenfassung LOX sind eine Klasse von Enzymen deren Syntheseprodukte auf vielfältige Weise in unseren Stoffwechsel eingreifen. Sie spielen u.a. eine Rolle bei Entzündungsprozessen, Tumorerkrankungen, der Gefäßbildung und der Entstehung von Arteriosklerose. So zählen z.B. die Lipoxine zu denjenigen LOX-Produkten, die an der Abheilung von Entzündungen beteiligt sind, indem sie die Chemotaxis von neutrophilen Leukozyten zum Entzündungsherd hin hemmen und damit die Kaskade aus entzündungsfördernden Prozessen unterbrechen. Im Magen wurde dieser Effekt bisher nur für die unter Einwirkung von Aspirin gebildeten epi-Lipoxine beschrieben, die durch ihre hemmende Wirkung auf die neutrophilen Leukozyten den Aspirininduzierten Mukosaschaden begrenzen können. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den unter physiologischen und pathophysiologischen Bedingungen im Magen gebildeten Lipoxinen und ihren Syntheseenzymen, den LOX. Ziel war es, die Rolle der Lipoxine und LOX bei Entzündungsprozessen im Magen und der Aufrechterhaltung der Mukosaintegrität zu charakterisieren. Die Studie wurde an Ratten durchgeführt, indem die gastrale Mukosa zwei unterschiedlichen Entzündungsarten, der Ischämie (30 min) - Reperfusion (60 min) und dem Ethanol-induzierten Schaden, ausgesetzt wurde. Dabei wurden die Tiere mit LOX-Inhibitoren bzw. einem LXA4-Rezeptorantagonisten behandelt und/oder exogenes LXA4 zugeführt. Danach wurde mittels Real-Time-PCR die Expressionsrate der LOX untersucht, mit Hilfe von ELISA und LC-MS/MS die Menge an LXA4 ermittelt bzw. der Läsionsindex als Parameter für die Schädigung der Mukosa bestimmt. Zusätzlich zu der schon früher im Magen nachgewiesenen 5-LOX-mRNA konnte in dieser Studie erstmals auch gastrale mRNA der 12/15-LOX dort nachgewiesen werden. Die weiteren Befunde sprechen dafür, dass die 5- und 12/15-LOX in der gastralen Mukosa konstitutiv synthetisierte Enzyme sind, deren Expressionsrate auch durch eine Ischämie-Reperfusion nicht gesteigert werden kann. Werden Tiere zusätzlich zu einer Ischämie-Reperfusion mit einem 5-, 12- oder 15-LOX-Inhibitor vorbehandelt, führt dies, neben einer Beeinträchtigung der Mukosaintegrität, zu einer Zusammenfassung 83 signifikanten Steigerung der Expressionsrate der 5- und 12/15-LOX-mRNA im Vergleich zu unbehandelten Kontrollen. Dies kann als Kompensationsreaktion der Mukosa gegen den Verlust der Mukosaintegrität gedeutet werden. Es zeigte sich kein Unterschied beim LXA4-Gehalt in Inkubaten und Homogenaten der Magenschleimhaut von schein-operierten Tieren und solchen, die einer Ischämie-Reperfusion unterzogen wurden. Somit stellt eine Ischämie-Reperfusion in der durchgeführten Weise offenbar keinen Anreiz dar, die LXA4-Synthese zu erhöhen. Die Behandlung mit dem 5-LOX-Inhibitor MK-886 führte zu keiner signifikanten Verminderung der LXA4-Menge in den untersuchten Proben, während die gleiche Substanz die Synthese von LTC4 hemmte. LXA4 und LTC4 werden aus dem selben 5-LOX-Produkt (LTA4) synthetisiert, somit ist die nicht messbare Hemmung der LXA4-Synthese nicht auf eine fehlende Hemmwirkung von MK-886 auf die 5-LOX zurückzuführen. Vielmehr ist davon auszugehen, dass im Magen das über die 5-LOX synthetisierte LXA4 nur einen kleinen, nicht messbaren Anteil an der Gesamtmenge der synthetisierten 5-LOX-Produkte hat. Dies schließt nicht aus, dass dieser Anteil eine funktionelle Bedeutung für die Mukosaintegrität hat. Die funktionelle Bedeutung der LOX für die Mukosaintegrität wird dadurch deutlich, dass während einer Ischämie-Reperfusion die Hemmung der 5-, 12- bzw. 15-LOX mit spezifischen Inhibitoren zu einer dosisabhängigen signifikanten Verstärkung des Mukosaschadens führt. Exogen zugeführtes LXA4 wirkt dieser Verstärkung entgegen. LXA4 besitzt dabei, ähnlich den Prostaglandinen, eine allgemein gastroprotektive Wirkung, da exogenes LXA4 auch der Verstärkung von Schäden durch COXInhibitoren entgegenwirkt. Die Bedeutung von LXA4 für eine intakte Mukosa wird durch den Befund unterstrichen, dass die Blockade des LXA4-Rezeptors während Ischämie-Reperfusion ebenfalls zu einer Verstärkung des Mukosaschadens führt. Die weiteren Ergebnisse dieser Studie bestätigen, dass über die einzelnen LOX gebildete Mediatoren, vermutlich LXA4, an der Protektion der gastralen Mukosa gegen ulzerogene Substanzen während Ischämie-Reperfusion beteiligt sind. Auch potenziert die Hemmung einer Lipoxygenase oder Blockade des LXA4-Rezeptors die Ulzerogenität bestimmter Substanzen. Zusammenfassung 84 Ein Teil dieser Ergebnisse konnte auch im Modell des Ethanol-induzierten Schadens dargestellt werden. So hebt die Verabreichung eines LOX-Inhibitors bzw. die Blockade des LXA4-Rezeptors dosisabhängig die adaptive Protektion von 20 % Ethanol gegen Schäden durch 70 % Ethanol auf. Außerdem sind die 5-, 12- und 15LOX an der Protektion von Na-Salizylat gegen Celecoxib-induzierte Schäden im Modell der adaptiven Gastroprotektion beteiligt. Im Gegensatz zur IschämieReperfusion, zeigte die exogene Verabreichung von LXA4 beim Ethanol-induzierten Schaden, der durch andere Mechanismen hervorgerufen wird als der Schaden durch Ischämie-Reperfusion, keine protektive Wirkung. Dies schließt allerdings die Beteiligung von endogen gebildetem LXA4 an der Protektion der Mukosa gegen Ethanol-induzierte Schäden nicht aus. Zusammenfassend kann man sagen, dass die LOX und der von ihnen gebildete Mediator LXA4 an der Aufrechterhaltung der Mukosaintegrität Entzündungsreaktionen der gastralen Mukosa beteiligt sind. während