Foundations: Logik und Beweise, Mengen, Funktionen Josef F. Bürgler Abt. Informatik HTA Luzern, FH Zentralschweiz HTA.MA+INF Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 1 / 51 HTA.MA+INF 2 / 51 Outline 1 2 3 4 5 6 Logik Einführung Propositionen Implikationen Bikonditional Priorität logischer Operatoren Selbststudium Logische Puzzles Propositionale Äquivalenzen Prädikate und Quantoren Einführung Quantifikatoren Verschachtelte Quantoren Beweise Mengen Funktionen Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations Ziele Ziele Die Studierenden verstehen die Grundlagen der Logik und können sie in einfachen Beispielen anwenden. Sie erkennen propositionale Äquivalenzen und können mit ihnen rechnen. Sie können mit Prädikaten und Quantoren umgehen. Sie kennen die grundlegenden Operationen auf Mengen, die entsprechenden Rechenregeln und können diese anwenden. Die Studierenden verstehen den Begriff der Funktionen und können damit umgehen. Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations Logik HTA.MA+INF 3 / 51 Einführung Einführung Die Regeln der Logik geben mathematischen Aussagen eine präzise Bedeutung. Diese Regeln werden verwendet, um zwischen gültigen und ungültigen mathematischen Argumenten zu unterscheiden. Ein grosser Teil dieses Moduls beschäftigt sich mit der Konstruktion korrekter mathematischer Argumente. Logik hat zahlreiche Anwendungen in der Informatik (Design logischer Schaltungen, Computer Programme, Verifikation von Programmen, etc.). Aristoteles (−384 bis −322) legte in seinen Arbeiten die Grundsteine der Logik. Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 5 / 51 Logik Propositionen Propositionen (Aussagen) Example (Propositionen) Bern ist die Hauptstadt der Schweiz. 1 + 1 = 2. 1 + 2 = 4. Example (Keine Propositionen) Wie spät ist es? x + 1 = 2. Dieser Satz ist falsch. Goldbachsche Vermutung: Jede gerade natürliche Zahl grösser als 2 ist die Summe zweier Primzahlen. Man ist bisher nicht in der Lage, die Wahrheit oder Falschheit zu beweisen! Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations Logik HTA.MA+INF 7 / 51 Propositionen Propositionen (Definition) Grundeigenschaft von Aussagen: Jede Aussage ist entweder wahr oder falsch. Definition (Proposition (Aussage)) Eine Proposition (Aussage) ist ein Satz, der entweder wahr (Wahrheitswert w) oder falsch (Wahrheitswert f) ist. Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 8 / 51 Logik Propositionen Propositionen (Fort.) Bezeichnung: p, q, r, s, . . . Wahrheitswerte: t (oder w oder 1) für wahr und f (oder f oder 0) für falsch. Propositionale Logik heisst das Gebiet der Logik, welches sich mit Propositionen befasst. Im folgenden werden wir aus Proposition durch Verknüpfungen neue Propositionen erzeugen: dadurch entstehen zusammengesetzte Propositionen! Diese Methoden wurden bereits 1854 von George Boole im Buch The Laws of Thought publiziert. Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations Logik HTA.MA+INF 9 / 51 Propositionen Negation Definition Ist p eine Propostion, dann ist die Proposition “Es ist nicht der Fall, dass p gilt” die Negation von p; man schreibt ¬p und liest “nicht p”. Example Die Negation der Proposition p = “Heute ist Freitag” wird wie folgt beschrieben: ¬p = “Es ist nicht der Fall, dass heute ist Freitag” ¬p = “Heute ist nicht Freitag” Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 10 / 51 Logik Propositionen Wahrheitstabelle Definition (Wahrheitstabelle) Die Wahrheitstabelle stellt die Beziehungen zwischen den Wahrheitswerten von Propositionen dar. Sie ist vor allem dann nützlich, wenn Propositionen aus einfachen Propositionen konstruiert werden. p t f ¬p f t Tabelle: Die Wahrheitstabelle der Negation Der Negationsoperator ¬ wirkt auf die Proposition p. Es handelt sich um einen unären (einstelligen) Operator, weil er nur auf einen einzigen Operanden, nämlich die Proposition p wirkt! Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations Logik HTA.MA+INF 11 / 51 Propositionen Konjunktion Definition (Konjunktion) Die Propositionen p ∧ q (gelesen: “p und q”) heisst Konjunktion der Propositionen p und q, falls diese genau dann wahr ist, wenn p und q wahr sind; andernfalls ist sie falsch. Example Die Konjunktion der Propositionen p = “Heute ist Freitag” q = “Es regnet heute” ist p ∧ q = “Heute ist Freitag und es regnet” Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 12 / 51 Logik Propositionen Disjunktion Definition (Disjunktion) Die Propositionen p ∨ q (gelesen: “p oder q”) heisst Disjunktion der Propositionen p und q falls diese wahr ist, wenn mindestens eine der Propositionen p oder q wahr ist; andernfalls ist sie falsch. Example Die Disjunktion der Propositionen p = “Heute ist Freitag” q = “Es regnet heute” ist p ∨ q = “Heute ist Freitag oder es regnet heute” Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations Logik HTA.MA+INF 13 / 51 Propositionen Konjunktion und Disjunktion Konjunktion und Disjunktion werden auch UND- und ODER-Verknüpfung genannt. Beachte: Mit oder ist hier nicht ein exklusives oder gemeint. Die exklusive ODER-Verknüpfung wird weiter unten gezeigt! Es gilt folgende Wertetabelle p t t f f q t f t f p∧q t f f f p∨q t t t f Tabelle: Wahrheitstabelle der Konjunktion u. Disjunktion Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 14 / 51 Logik Propositionen EXOR-Verknüpfung Definition (EXOR) Die Propositionen p ⊕ q (gelesen: “p exor q”) heisst EXOR-Verknüpfung der Propositionen p und q, falls diese genau dann wahr ist, wenn genau eine der Propositionen p oder q wahr ist (aber nicht beide gleichzeitig); ansonsten ist sie falsch. p t t f f q t f t f p⊕q f t t f Tabelle: Die Wahrheitstabelle der EXOR-Verknüpfung Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations Logik HTA.MA+INF 15 / 51 Propositionen Zusammenhang mit logischen Schaltungen Logische Gatter: AND-, OR-, EXOR-Gatter; Inverter (Negation). Eingänge werden mit x, y etc. bezeichnet. Ausgänge sind dann x · y (AND), x + y (OR), x ⊕ y (EXOR) oder x (NEG). Zusammensetzung von Gattern führt zu komplexen logischen Ausdrücken, die man mit Hilfe geeigneter Rechenregeln vereinfachen kann. Entwerfen sie einen Halbaddierer. Entwerfen sie einen Volladdierer (welcher also den vorherigen Übertrag ebenfalls berücksichtigt). Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 16 / 51 Logik Implikationen Implikationen Definition Die Implikation p → q (gelesen “p impliziert q” oder “falls p, dann q”) ist die jenige Proposition, die genau dann falsch ist, wenn p wahr und q falsch ist; anderenfalls ist die Implikation wahr. Example if 2 + 2 = 4 then { x := x + 1 } Weil 2 + 2 = 4 wahr ist, wird das Statement x := x + 1 immer ausgeführt und damit der Wert von x um Eins erhöht. Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations Logik HTA.MA+INF 18 / 51 Bikonditional Bikonditional Definition Das Bikonditional p ↔ q (gelesen “p genau dann, wenn q” ist die jenige Proposition, die wahr ist, wenn p und q die selben Wahrheitswerte haben und sonst falsch. Example Falls p = “Sie können den Flug nehmen” und q“Sie kaufen ein Ticket” zwei Aussagen sind, dann gilt sicher p ↔ q was in Umgangssprache auch sinnvoll ist und etwa so lautet: “Sie können den Flug nehmen genau dann, wenn sie ein Ticket kaufen”. Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 20 / 51 Logik Priorität Priorität von Logischen Operatoren Example Wie ist ¬p ∧ q zu verstehen? Damit möglichst wenig Klammern gesetzt werden müssen, hat jeder Operator eine gewisse Priorität, die entscheidet, wann der Operator angewandt wird. Operator ¬ ∧ ∨ → ↔ Priorität 1 2 2 3 3 Tabelle: Priorität logischer Operatoren Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations Logik HTA.MA+INF 22 / 51 Selbststudium Selbststudium Lesen und versuchen sie den Abschnitt TRANSLATING SENTECES zu verstehen. ENGLISH Dito mit den Abschnitten SYSTEM SPECIFICATIONS und BOOLEAN SEARCHES . Letzteres kann für viele Suchmaschinen verwendet werden. Dito mit den Abschnitten LOGICAL OPERATIONS . Josef F. Bürgler (HTA Luzern) PUZZLES Foundations und LOGIC AND BIT HTA.MA+INF 24 / 51 Logik Logische Puzzles Logische Puzzles Example Ein Vater schickt seine beiden Kinder (Sohn und Tochter) in den Garten zum Spielen: dabei sollen sie sich aber nicht schmutzig machen. Beide werden aber trotzdem im Gesicht schmutzig. Deshalb sagt der Vater: “Wenigsten einer von beiden hat ein schmutziges Gesicht” und bittet die Kinder auf folgende Frage sofort und gleichzeitig (ohne zu lügen) entweder mit “Ja” oder mit “Nein” zu antworten: “Weisst du, ob du ein schmutziges Gesicht hast”? Der Vater stellt diese Frage zwei Mal hinter einander. Was werden die Kinder jeweils antworten, falls sie sich gegenseitig sehen können, sich selber aber nicht? Lösung: Betrachte die beiden folgenden Aussagen und überlege, was die Kinder aus der Antwort auf die erste Frage schliessen können: s = “Sohn hat eine schmutzige Stirn”. d = “Tochter hat eine schmutzige Stirn”. Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 26 / 51 Propositionale Äquivalenzen Tautologie und Widerspruch Definition (Tautologie,Widerspruch) Eine zusammengesetzte Aussage, die immer wahr (falsch) ist heisst Tautologie (Kontradiktion oder Widerspruch). Example Was kann man über die beiden folgenden Propositionen sagen: p ∨ ¬p und p ∧ ¬p? Tipp: betrachten sie die Wahrheitstabelle! Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 27 / 51 Propositionale Äquivalenzen Logische Äquivalenzen Definition (Logische Äquivalenz) Die Aussagen p und q heissen logisch äquivalent, falls p ↔ q eine Tautologie ist. Man schreibt dann p ⇔ q (oder auch p ≡ q bzw. p ∼ q). Example Zeigen sie, dass p ∨ (q ∧ r) und (p ∨ q) ∧ (p ∨ r) logisch äquivalent sind, indem sie eine geeignete Wahrheitstabelle betrachten. Merken sie sich die logischen Äquivalenzen auf Seite 24 in Discrete Mathematics and Applications von Kenneth Rosen. Diese Regeln gelten entsprechend auch in der Mengenlehre und der boolschen Algebra! Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations Prädikate und Quantoren HTA.MA+INF 28 / 51 Einführung Einführung Example Aussagen wie P(x) = “x > 3” enthalten eine Variable (hier x): sie haben aber nur dann einen eindeutigen Wahrheitswert, wenn man für diese Variable einen bestimmten Wert einsetzt. Man kann also nach den Wahrheitswerten von P(4) und P(2) fragen. Lösung: P(4) = “4 > 3” ist wahr, während P(2) = “2 > 3” falsch ist. Definition Man nennt die Aussage P(x) auch den Wert der propositionalen Funktion P. P selber wird auch Prädikat genannt. Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 30 / 51 Prädikate und Quantoren Quantifikatoren Quantifikatoren Definition (Allquantor) Ist P(x) wahr für alle x aus einer bestimmten Universalmenge, dann schreibt man ∀x P(x) und liest: “für alle x P(x)”. Examples (a) Steht P(x) für die Aussage x + 1 > x, dann kann man sofort nachprüfen ∀x P(x). (b) Steht Q(x) für die Aussage x < 2, dann gilt sicherlich nicht ∀x Q(x). (c) Was ist der Wahrheitswert von ∀x (x2 ≥ x) falls die Universalmenge (1) gleich R ist, bzw. (2) gleich Z ist? Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations Prädikate und Quantoren HTA.MA+INF 32 / 51 Quantifikatoren Quantifikatoren (Fort.) Definition (Existenzquantor) Ist P(x) wahr für mindestens ein x aus einer bestimmten Universalmenge, dann schreibt man ∃x P(x) und liest: “es existiert ein x für welches P(x) wahr ist”. Examples (a) Steht P(x) für die Aussage x2 − 1 < 0, dann kann man sofort nachprüfen ∃x P(x) (beachte x = 0). (b) Steht Q(x) für die Aussage x + 1 = x, dann kann man sofort nachprüfen, dass ∃x Q(x) falsch ist (Es gibt keine reelle Zahl, die um eins vergrössert sich selber ist). Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 33 / 51 Prädikate und Quantoren Quantifikatoren Quantifikatoren (Fort.) Wird ein Quantor auf die Variable x angewandt, dann nennt man diese Variable gebunden, ansonsten frei. Examples (a) In ∀xQ(x, y) ist die Variable x gebunden, die Variable y aber frei. (b) In ∃x(P(x) ∧ Q(x)) ∨ ∀xR(x) sind alle Variablen gebunden. Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations Prädikate und Quantoren HTA.MA+INF 34 / 51 Quantifikatoren Quantifikatoren (Fort.) Die Negation von Ausdrücken mit Quantoren führt auf folgende Regeln: Negation äquivalent ¬∃xP(x) ∀x¬P(x) ¬∀xP(x) ∃x¬P(x) Negation ist wahr für alle x ist P(x) falsch Es gibt ein x, für welches P(x) falsch ist Negation ist falsch Es gibt ein x, für welches P(x) wahr ist P(x) ist wahr für alle x Tabelle: Negationen von Quantoren Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 35 / 51 Prädikate und Quantoren Quantifikatoren Quantifikatoren (Fort.) Example Drücken sie “some student in this class has visited Mexico” und “every student in this class has visited either Canada or Mexico” indem sie Prädikate und Quantoren verwenden. Lösung: Wir definieren: M(x) = “x has visited Mexico” C(x) = “x has visited Canada” S(x) = “x is a student in this class” Damit kann man die beiden Sätze wie folgt mathematisch beschreiben: ∃x(S(x) ∧ M(x)) und ∀x (S(x) → (C(x) ∨ M(x))). Warum ist im ersten Ausdruck ∃x (S(x) → M(x)) nicht korrekt? Antwort: die Implikation ist auch dann richtig, wenn S(x) falsch ist! Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations Prädikate und Quantoren HTA.MA+INF 36 / 51 Quantifikatoren Quantifikatoren (Fort.) Example Es seien die folgenden Aussagen gegeben: “All hummingbirds are richly colored”, “No large birds live on honey”, “Birds that do not live on honey are dull in color” und “Hummingbirds are small”. Wir verwenden die Prädikate P(x) = “x is a hummingbird” Q(x) = “x is large” R(x) = “x lives on honey” S(x) = “x is richly colored” um diese Aussagen mittels Quantoren wie folgt auszudrücken: ∀x (P(x) → S(x)), ¬∃x (Q(x) ∧ R(x)), ∀x (¬R(x) → ¬S(x)) und ∀x (P(x) → ¬Q(x)) Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 37 / 51 Prädikate und Quantoren Verschachtelte Quantoren Verschachtelte Quantoren Example Übersetzen die Aussage ∃x∀y∀z ((F(x, y) ∧ F(x, z) ∧ (y 6= z)) → ¬F(y, z)) in die englische Sprache, falls folgendes Prädikate verwendet wird: F(a, b) = “a und b sind Freunde” und falls die Universalmenge (aus der x, y und z kommen) die Menge aller Studenten dieser Schule ist. Lösung: ”there is a student none of whose friends are also friends with each other” (es gibt eine Studierende wobei ihre Freunde untereinander nicht befreundet sind) Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations Prädikate und Quantoren HTA.MA+INF 39 / 51 Verschachtelte Quantoren Verschachtelte Quantoren (Fort.) Die Reihenfolge der Quantoren ist wesentlich; ausser alle Quantoren sind vom gleichen Typ (also Allquantoren oder Existenzquantoren)! Example Schreiben sie die Negation der folgenden Aussage ohne Negationszeichen: ∀x∃y (xy = 1) Lösung: Wenden sie nacheinander die Regeln für das Negieren von Ausdrücken mit Quantoren an und übersetzen sie dann die Negation des innersten Ausdruckes. Dadurch erhalten sie: ∃x∀y (xy 6= 1) Was muss hier für die Universalmenge gelten? (R \ {0}). Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 40 / 51 Prädikate und Quantoren Verschachtelte Quantoren Verschachtelte Quantoren (Fort.) Oft ist es sinnvoll, verschachtelte Quantoren mit mehr als zwei Variablen als verschachtelte Schlaufen zu betrachten! Example Falls ∀x∀yP(x, y) wahr ist, kann man in einer äusseren Schlaufe über alle x gehen und dann für ein festes x über alle y. Falls P(x, y) für alle durchlaufenen Werte von x und y wahr ist, dann gilt: ∀x∀yP(x, y) ist wahr! Falls wir aber einen Wert x und für diesen auch nur einen einzigen Wert y finden, für den P(x, y) falsch ist, dann gilt: ∀x∀yP(x, y) ist falsch! Betrachten sie dazu die Tabelle 1, p50 im Kenneth Rosen. Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 41 / 51 Beweise Beweise Ein Satz (Theorem) ist eine Aussage, von der man zeigen kann, dass sie wahr ist. Um zu zeigen, dass ein Satz wahr ist, verwendet man eine Abfolge (Sequenz) von Aussagen, die zusammen ein Argument, genannt Beweis ergeben. Aussagen können Axiome oder Postulate enthalten (grundlegende Annahmen der mathematischen Strukturen). Aussagen können auch Hypothesen des zu beweisenden Satzes aber auch Aussagen von früheren Sätzen sein. Durch logisches (also gewissen Regeln gehorchendes) Schliessen werden Folgerungen gemacht, die zusammen den Beweis ergeben. Man muss inkorrektes Schliessen (Irrglaube) vermeiden! Ein Lemma ist ein einfacher Satz, der in Beweisen von komplizierteren Sätzen verwendet wird. Ein Korollar ist eine einfache Folgerung eines Satzes. Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 42 / 51 Beweise Beweise Es gelten die auf der Seite 58 im K. Rosen gezeigten Regeln des (logischen) Schliessens. Example (6, p59) Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 43 / 51 Beweise Beweise (Fort.) Verschiedene Methoden einen Beweis zu führen: Direkter Beweis: Die Implikation p → q kann bewiesen werden indem zeigt, dass aus der Richtigkeit von p sofort die Richtigkeit von q folgt. Indirekter Beweis (oder Beweis durch Kontraposition: Statt p → q verwendet man die logisch äquivalente Aussage ¬q → ¬p. Beweis durch Kontradiktion (Widerspruch): Falls ein Widerspruch q gefunden werden kann, für den ¬p → q (also ¬p → f) wahr ist, dann muss ¬p falsch und damit p wahr sein. Äquivalenzbeweis: Wird beispielsweise verwendet, um zu zeigen, dass die quadratische Gleichung x2 + px + q = 0 die p Lösungen x1,2 = −p/2 ± (p/2)2 + 1 hat. Man verwendet dazu die quadratische Ergänzung. Weitere Beweismethoden sind Beweis durch Fallunterscheidung, Kombinatorischer Beweis und Beweis durch Gegenbeispiel. Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 44 / 51 Mengen Mengen Definition Eine Menge ist eine ungeordnete Zusammenfassung wohldefinierter, unterscheidbarer Objekte, genannt Elemente, zu einem Ganzen. Für irgend ein Objekt x gilt dann bezüglich der Menge A entweder x ∈ A oder dann x ∈ / A. Example Endliche Mengen lassen sich durch Aufschreiben der in ihnen enthaltenen Elemente beschreiben; z.B. die Menge aller natürlichen Zahlen kleiner als 100: A = {1, 2, . . . , 99, 100} Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 45 / 51 Mengen Gleichheit, elementare Mengen Definition Zwei Mengen A und B sind gleich, falls sie die selben Elemente enthalten. Example Einige bekannte Mengen sind: N = {1, 2, . . .} , N0 = {0, 1, 2, . . .} Z = {. . . , −1, 0, 1, 2, . . .} Z+ = {1, 2, . . .} Q = {p/q |p ∈ Z ∧ q ∈ N } R: die Menge der reellen Zahlen C: die Menge der komplexen Zahlen Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 46 / 51 Mengen Spezielle Mengen Teilmenge: A ist Teilmenge von B, geschrieben A ⊂ B, genau dann, wenn ∀x(x ∈ A → x ∈ B): Es gilt A ⊂ A! Leere Menge ∅: Für jede Menge A gilt: ∅ ⊂ A. Kardinalität: Ist S eine endliche Menge, dann bezeichnet |S| die Kardinalität (Anzahl Elemente) von S. Eine nicht endliche Menge heisst unendliche Menge. Potenzmenge: Die Potenzmenge P(S) der Menge S besteht aus der Menge aller Teilmengen A ⊂ S. Kreuzprodukt: (oder kartesisches Produkt) zweier Mengen A und B, bezeichnet mit A × B ist die Menge aller geordneten Paare (a, b), wobei a ∈ A und b ∈ B, d.h. A × B = {(a, b) |a ∈ A ∧ b ∈ B } Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 47 / 51 Mengen Mengenoperationen Die StudentIn ist sicher mit den folgenden Rechenoperationen vertraut und kann diese auch mathematisch beschreiben. Vereinigung: A ∪ B enthält alle Elemente aus A oder B, d.h. A ∪ B = {x |x ∈ A ∨ x ∈ B }. Durchschnitt: A ∩ B analog! Differenzen: A \ B Komplement: A - hier ist es wichtig zu wissen, bezüglich welcher Menge das Komplement gilt! Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 48 / 51 Mengen Regeln für das Rechnen mit Mengen Für das Rechnen mit Mengen gelten die Regeln auf Seite 89 im Kenneth Rosen! Behandelt man mehr als drei oder vier Mengen, verwendet man die Schreibweise mit Indizes. Es gibt verschieden Möglichkeiten, Mengen mit dem Computer darzustellen (Beispiel 17, p93). Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 49 / 51 Funktionen Funktionen Der Funktions- oder Abbildungsbegriff wird erweitert. Bild, Bildbereich, Wertemenge, Urbild und Urbildbereich. Injektive, surjektive und bijektive Funktionen. Die inverse Funktion und die Zusammensetzung von Funktionen. Der Graph einer Funktion. Einige oft verwendete Funktionen (Betrags-, Floor- und Ceiling-Funktion - als bekannt werden vorausgesetzt: Polynome, Winkelfunktionen und Exponentialfunktion sowie deren Inverse). Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 50 / 51 Zusammenfassung Zusammenfassung Wir haben in dieser Woche die Fundation eines Gebäudes erstellt. Es wurde also der Baugrund gefestigt, Pfähle wurden eingeschlagen, Spundwände geschlagen, etc. In der nächsten Woche folgt das Fundament des Gebäudes. Josef F. Bürgler (HTA Luzern) Foundations HTA.MA+INF 51 / 51