Karl-Kapferer-Straße 5 / III. Floor 6020 Innsbruck Austria Tel +43.512.576523 -0 Fax +43.512.576523-303 [email protected] www.oncotyrolt.at Presseaussendung Was eine neue Therapie wirklich wert ist – für Patient, Arzt und Gesellschaft UMIT lehrt neue wissenschaftliche Beurteilungsverfahren - und wendet sie in der personalisierten Krebsforschung an: in ONCOTYROL (Hall/Innsbruck 2.3.2009) Die Beurteilung neuer medizinischer Verfahren nach medizinischen, ökonomischen, ethischen und sozialwissenschaftlichen Gesichtspunkten wird immer wichtiger. Entscheidungsträger im Gesundheitswesen müssen abwägen: Wie hoch ist der therapeutische Nutzen eines medizinischen Verfahrens im Vergleich zum Risiko? Welche Patienten profitieren wirklich von einer neuen Therapie? Wie werden Lebenserwartung und Lebensqualität beeinflusst? Oft müssen in der Medizin solche Entscheidungen unter Unsicherheit getroffen werden. Die Methoden Health Technology Assessment (HTA) und Entscheidungswissenschaften, Decision Sciences (DS) sind neue wissenschaftliche Disziplinen, die an dieser Stelle die Rolle des „Advokaten“ für Patienten und Ärzte einnehmen, um sicherzustellen, dass der erwartete Nutzen einer neuen Technologie höher ist als das Schadenspotenzial. Die Tiroler Health & Life Sciences Universität UMIT entwickelt sich zum europäischen Zentrum in diesem Ausbildungs- und Forschungsbereich: Sie bietet erstmals in Österreich ein international ausgerichtetes universitäres Ausbildungsprogramm für HTA und DS an, das vor wenigen Tagen mit einem Workshop gestartet wurde. Es ist für Entscheidungsträger und Mitarbeiter des Gesundheitswesens, von Krankenhäusern, Versicherungen, Universitäten, Patientenorganisationen, Beratungsunternehmen, Pharmaunternehmen und Medizinprodukteherstellern konzipiert. Programmdirektor Univ.-Prof. Dr. Uwe Siebert von der UMIT, der HTA und DS unter anderem auch an der Harvard University lehrt, ist gleichzeitig Leiter eines Forschungsbereichs in ONCOTYROL Center for Personalized Cancer Medicine in Innsbruck. Er und andere UMIT Wissenschaftler wenden ihr Know-how in HTA und DS bereits frühzeitig in der Entwicklung neuartiger Krebstherapien und Diagnoseverfahren ein – ein international einzigartiger Ansatz. Beiden Verfahren, HTA und DS, wird gerade in der personalisierten Medizin der Zukunft eine extrem wichtige Rolle zukommen, denn – je maßgeschneiderter die Therapie, umso kleiner die Patientengruppe, die davon profitiert. Umfassende Nutzen-Risiko-Abwägungen und Kosten-Nutzen-Bewertungen sind bereits früh in der Entwicklung wichtig, um die erfolgversprechendsten und sinnvollsten Strategien prioritär voranzutreiben. In diesem Sinne versteht sich HTA auch als „Advokat“ der Gesellschaft, um dafür zu sorgen, dass die begrenzten Ressourcen im Gesundheitswesen möglicht sinnvoll eingesetzt werden, nämlich für evidenzbasierte und effiziente medizinische Verfahren. ONCOTYROL Center for Personalized Cancer Medicine widmet einen von fünf Forschungsbereichen der Abschätzung des tatsächlichen Gesundheitsnutzens, risikos und der Kosteneffizienz von Strategien der personalisierten Medizin. Problem: HTA ist überall anders. Einheitliche Standards fehlen Die Leitlinien für die Erstellung von gesundheitsökonomischen Evaluationen, HTABerichten und Entscheidungsmodellen sind heutzutage von Land zu Land unterschiedlich und sind je nach Krankheit bzw. Behandlungskonzept unterschiedlich anzuwenden. In einer zunehmend globalisierten Welt, in der Gesundheitskonzerne weltweit aktiv sind und Therapien global verwendet werden sollen, ist dies ein großes Problem. ONCOTYROL nimmt sich dieses Problems an und entwickelt in einem seiner besonders weit fortgeschrittenen Projekte unter Leitung von Prof. Siebert eine internationale und interdisziplinäre Plattform, die der Standardisierung der Methoden dienen soll. Alle vorhandenen Komponenten werden mit Fokus auf individualisierte Krebstherapien systematisch bewertet und mit Experten aus dieser Branche diskutiert. Involviert sind wissenschaftliche Partner (UMIT, i-med, TGKK, Harvard Medical School), Unternehmenspartner (Amgen, Novartis, Roche, ScheringPlough, TILAK) sowie HTA-Behörden. Im Rahmen von Workshops, Kongressen und Videokonferenzen sollen unterschiedliche HTA-Konzepte und Entscheidungsmodelle vorgestellt und diskutiert werden. Obwohl ONCOTYROL erst seit etwa einem Dreivierteljahr läuft, wurden erste Meilensteine bereits erreicht, die bestehenden Methoden zusammengetragen und umfassend beurteilt. Auch hat die Vernetzung von Experten und Entscheidungsträgern bereits begonnen und Workshops sind geplant. Hintergrund HTA/DS: HTA ist ein Prozess zur systematischen Bewertung medizinischer Technologien, Prozeduren und Hilfsmittel, aber auch Organisationsstrukturen, in denen medizinische Leistungen erbracht werden. Untersucht werden dabei Kriterien wie Wirksamkeit, Sicherheit und Kosten, jeweils unter Berücksichtigung sozialer, rechtlicher, wirtschaftlicher und ethischer Aspekte. Decision Sciences (DS) beschäftigen sich mit der Anwendung von quantitativen Methoden, mit denen man Entscheidungen unter Unsicherheit analysieren und die Ergebnisse für die Patienten optimieren kann. Hintergrund ONCOTYROL: Seite 2 von 3 ONCOTYROL ist ein Verbund kompetenter Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft zur beschleunigten Entwicklung und Evaluierung individualisierter Krebstherapien, sowie prognostischer und präventiver Methoden. Im Bereich der Wissenschaft stehen die drei Tiroler Universitäten im Zentrum. Sie arbeiten mit internationalen Wissenschaftspartnern wie der Harvard Medical School zusammen. Auf Seiten der Wirtschaft sind regionale, überregionale und international agierende Konzerne beteiligt. ONCOTYROL wurde im Rahmen des Strukturprogramms COMET der österreichischen Bundesregierung in Innsbruck gegründet und wird mit nationalen und Landesmitteln zu rund 50% gefördert. Gemanagt wird das Großprojekt von der Innsbrucker CEMIT GmbH Center of Excellence in Medicine and IT. Rückfragen CEMIT – Center of Excellence in Medicine and IT GmbH Carola Hanisch 6020 Innsbruck, Karl-Kapferer-Straße 5 / III. Floor Tel. +43.512.576523-221, Fax. +43.512.576523-301 Email: [email protected] www.cemit.at UMIT: Hannes Schwaighofer Tel. +43.664.4618201 [email protected] Seite 3 von 3