DOC

Werbung
Karl-Kapferer-Straße 5 / III. Floor
6020 Innsbruck
Austria
Tel +43.512.576523 -0 Fax +43.512.576523-303
[email protected] www.oncotyrolt.at
Presseaussendung
Real life data für das Multiple Myelom
Wie sich Therapien im wahren Leben bewähren – ein Register gibt Auskunft
(Innsbruck 20.5.09) Über die Zulassung von neuen Therapien oder Medikamenten
entscheiden umfangreiche klinische Studien. „Sie sind das beste Mittel, das wir haben“, sagt
Wolfgang Willenbacher, Projektleiter in ONCOTYROL und Oberarzt an der Univ.-Klinik für
Innere Medizin V der Medizinischen Universität Innsbruck. Doch die Zulassungstests
spiegeln die Realität nur begrenzt wider: Um statistisch aussagekräftige Ergebnisse zu
erzielen, müssen Studienpatienten vergleichbar sein. Das bedeutet, es handelt sich stets um
ausgewählte, oft hochselektierte, Patientengruppen. Meist sind es junge, männliche, weiße
Patienten, die keine Begleiterkrankungen haben und mit dem „alltäglichen“ Patienten an
der Klinik kaum vergleichbar sind. Außerdem können klinische Studien nur an einer
begrenzten Zahl von Teilnehmern durchgeführt werden, so dass seltene Neben- oder
Wechselwirkungen oder solche, die erst im Laufe von Jahren auftreten, nicht erfasst
werden. Die Langzeit-Qualitätskontrolle medizinischer Verfahren lässt sich mit Hilfe
krankheitsspezifischer Register verbessern, die daher immer mehr an Bedeutung gewinnen.
„Wir wollen mit Hilfe einer internetbasierten Datensammlung ein reales Bild des Multiplen
Myeloms gewinnen“, erklärte Willenbacher kürzlich auf der Frühjahrestagung der
Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (ÖGHO) in Salzburg. Im
Rahmen von ONCOTYROL und unter Schirmherrschaft der ÖGHO wird das Österreichische
Myelom Register aufgebaut. Prof. Günther Gastl, Leiter der Univ.-Klinik für Innere Medizin
V, ist ebenfalls an dem Projekt beteiligt und derzeit Präsident der ÖGHO.
Für die Behandlung des Multiplen Myeloms sind in den letzten Jahren neue zielgerichtete
Medikamente auf den Markt gekommen, die die Überlebensraten in klinischen Studien
deutlich gesteigert haben. Mit Hilfe des Registers soll geklärt werden, ob diese Wirkungen
auch unter realen Bedingungen so deutlich zutage treten wie in den Studien, oder ob
Empfehlungen für Dosierung, Reihenfolge oder Kombination bestimmter Mittel angepasst
werden müssen.
Die Datenbank dient auch für gesundheitsökonomische Analysen – die neuen Medikamente
sind sehr teuer. Nicht von ungefähr ist das Projekt daher im Forschungsbereich 4 von
ONCOTYROL angesiedelt, der sich mit dem sogenannten Health Technology Assessment
(HTA) befasst, also mit der umfassenden Beurteilung neuer medizinischer Verfahren nach
medizinischen, ökonomischen, ethischen und sozialwissenschaftlichen Gesichtspunkten.
Der Bereich wird von Prof. Uwe Siebert, UMIT - Private Universität für
Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik, geleitet.
Zudem wird das Register helfen, prospektive oder prädiktive Marker zu finden. Das sind
charakteristische Merkmale eines Patienten oder seiner Krankheit, die über den
Krankheitsverlauf und die Wirksamkeit einzelner Therapien im Sinne einer Vorhersage
Auskunft geben. Solche Merkmale können zum Beispiel strukturelle ChromosomenVeränderungen sein. Mit Hilfe von Biomarkern lassen sich Krebsdiagnosen und -therapien
auf einzelne Patienten zuschneiden. Sie sind Grundlagen für eine personalisierte
Krebsmedizin.
Im Laufe des ONCOTYROL-Projekts, an dem auch der Pharmakonzern Janssen-Cilag
beteiligt ist, soll die Datensammlung mit einer Biobank verknüpft werden. Das heißt, es
wird nicht nur der klinische Verlauf einer Erkrankung datenmäßig erfasst, sondern parallel
dazu werden auch Blut- oder Gewebeproben genommen. Neue Hypothesen, die sich aus
der bioinformatischen Auswertung der Register-Daten ergeben, können dann an den
Proben überprüft werden.
In Tirol sind derzeit drei Kliniken an das Register angeschlossen: Innsbruck, Hall und Zams,
etwa 130 Personen sind erfasst.
Vorbereitungen, um die Zustimmung der
Ethikkommissionen einzuholen, laufen in Oberösterreich und Wien. Ende des Jahres
werden etwa 200 Patienten in die Datenbank aufgenommen sein. Geplant ist eine nationale
Ausweitung.
Hintergrund Multiples Myelom
Das Multiple Myelom ist eine nur selten (lediglich über Knochenmarkstransplantation)
heilbare Form des Blutkrebses. Es handelt sich um einen Tumor der reifen B-Zellen, der
Plasmazellen. Die Tumorzellen breiten sich im Knochenmark aus, beeinträchtigen die
normale Blutbildung und beschädigen das Skelett. Die Patienten leiden unter Blutarmut
und Infektanfälligkeit. Zudem erhöht der von den Krebszellen oft in extremen Mengen
produzierte Antikörper den Eiweißanteil im Blut und kann zu Nierenproblemen führen.
Derzeit gibt es in Österreich etwas 350 Neuerkrankungen pro Jahr. Die durchschnittliche
Überlebenszeit liegt derzeit bei 5-8 Jahren. Wieviele Myelompatienten es insgesamt in
Österreich gibt – diese Zahl wird erst durch Aufbau des Registers zur Verfügung stehen.
Hintergrund ONCOTYROL
ONCOTYROL ist ein Verbund kompetenter Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft zur
beschleunigten Entwicklung und Evaluierung individualisierter Krebstherapien, sowie
prognostischer und präventiver Methoden. Im Bereich der Wissenschaft stehen die drei
Tiroler Universitäten im Zentrum, insbesondere die Medizinische Universität. Die
Universitäten arbeiten mit internationalen Wissenschaftspartnern wie der Harvard Medical
School zusammen. Auf Seiten der Wirtschaft sind regionale, überregionale und
international agierende Konzerne beteiligt. ONCOTYROL wurde im Rahmen des
Strukturprogramms COMET der österreichischen Bundesregierung in Innsbruck gegründet
und wird mit nationalen und Landesmitteln zu rund 50% gefördert. Gemanagt wird das
Großprojekt von der Innsbrucker CEMIT GmbH Center of Excellence in Medicine and IT.
Foto: Dr. Wolfgang Willenbacher; Quelle: Medizinische Universität Innsbruck
Rückfragen:
Seite 2 von 3
- CEMIT – Center of Excellence in Medicine and IT GmbH, Carola Hanisch, 6020 Innsbruck, Karl-KapfererStraße 5
Tel. +43.512.576523-221, Email: [email protected], www.oncotyrol.at
- Medizinische Universität Innsbruck , OA Dr.med. W. Willenbacher, Innere Medizin V ; Hämato-Onkologie,
Anichstr.35, 6020 Innsbruck, Tel. +43.512.504.82057; [email protected]
- UMIT - Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik, Mag.
Hannes Schwaighofer; Eduard Wallnöfer-Zentrum 1; 6060 Hall in Tirol, +43.508648 .4414,
[email protected]
Seite 3 von 3
Herunterladen