06.07.2009 Den Brustkrebs riechen - Atemgasanalyse im Krebsforschungszentrum ONCOTYROL Innsbrucker Ionimed Analytik GmbH sucht nach Biomarkern. Mit Hilfe modernster Massenspektrometer ist es möglich, die ausgeatmete Luft eines Menschen auf ihre Bestandteile hin zu untersuchen. Es geht darum, Biomarker zu finden, die eine Krankheit wie Lungenkrebs, Brustkrebs, Leberversagen oder Störungen der Nierenfunktion bereits im Frühstadium anzeigen. Innsbrucker Ionimed Analytik GmbH sucht nach Biomarkern / Publikation über Probenahme-System unter Top Stories des Jahres 2008 (Innsbruck 6.7.09) Schon die alten Griechen wussten, dass man Krankheiten am Atem der Patienten erkennen kann. Heute versuchen Wissenschaftler, daran anzuknüpfen und das intuitive Wissen der Antike auf eine naturwissenschaftlich fundierte Basis zu stellen. Mit Hilfe modernster Massenspektrometer ist es möglich, die ausgeatmete Luft eines Menschen auf ihre Bestandteile hin zu untersuchen. Es geht darum, Biomarker zu finden, die eine Krankheit wie Lungenkrebs, Brustkrebs, Leberversagen oder Störungen der Nierenfunktion bereits im Frühstadium anzeigen – und das mit einem schnellen, schmerzfreien Verfahren. Die Firma Ionimed in Innsbruck hat im Rahmen des von der österreichischen Bundesregierung geförderten K_ind-Programms solche Analysesysteme entwickelt. Diese sollen nun im Krebsforschungszentrum ONCOTYROL bei der Suche nach Brustkrebs-Biomarkern helfen. Eine Publikation der Ionimed Analytik und des Instituts für Ionenphysik der Universität Innsbruck wurde nun vom Journal of Breath Research unter die 10 Top Stories des Jahres 2008 gewählt. Im menschlichen Atem befinden sich Hunderte kleiner, flüchtiger Moleküle, die aus dem Blut der Lungen durch die dünnen Gefäßwände hindurchgetreten sind. Meist handelt es sich um Abbauprodukte, sogenannte Metaboliten, die der Stoffwechsel produziert. Erst in den letzten zehn Jahren ist es technisch möglich geworden, viele dieser Spurenstoffe nachzuweisen und ihre Mengen zu bestimmen. Ein Massenspektrometer trennt Gase in seine Bestandteile auf, indem es sie nach ihrem Verhältnis von Masse zu Ladung sortiert. Die von der Firma Ionimed entwickelten Atemgasanalyse-Systeme sind dabei so empfindlich, dass sie ein Molekül unter 100 Milliarden anderen Molekülen aufspüren können. Dabei verwenden sie eine Technik namens Protonen-TransferReaktions-Massenspektrometrie (PTR-MS). Der große Vorteil dieser Technik ist, dass der Patient hineinbläst und die Atemluft sofort – in „Echtzeit“ - analysiert werden kann. Es ist also keine weitere Probenbearbeitung vor der Messung nötig. Eine solche „Echtzeitmessung“ muss vor allem schnell gehen und den Patienten möglichst wenig belasten. Bei längeren Messungen kann es dazu kommen, dass Patienten hyperventilieren. Dr. Rene Gutmann und Dr. Ingrid Kohl bei einer Probenahme der Atemluft © Ionimed Analytik GmbH In der Veröffentlichung, die nun ausgezeichnet wurde, beschreibt Dr. Jens Herbig von Ionimed die Entwicklung eines Mundstücks bzw. eines Probenahmesystems, das eine besonders rasche und zuverlässige Echtzeitmessung des Atemgases ermöglicht.Dieses Mundstück wurde im Rahmen des K_ind-Programms entwickelt, welches von der CEMIT Center of Excellence in Medicine and IT gemanagt wird. Es wird in ONCOTYROL Center for Personalized Cancer Medicine angewandt, um Marker für Brustkrebs zu finden. Das Folgeprojekt in ONCOTYROL wird gemeinsam mit Prof. Christian Marth von der Medizinischen Universität Innsbruck durchgeführt. Es geht darum herauszufinden, ob die Atemgasanalyse als schmerzlose, minimal invasive, schnelle und kostengünstige Screeningmethode für Brustkrebs geeignet ist und ob sie die derzeit gängigen Vorsorgeverfahren wie die Mammographie und Ultraschall ergänzen kann. Auch untersuchen die Wissenschaftler, ob die Atemgasdaten Auskunft über die Größe oder Aggressivität des Tumors geben können. Zudem wird nach Biomarkern im Atemgas gesucht, die den Verlauf der Erkrankung oder die Wirkung der Therapie anzeigen können oder vorhersagen können. „Wir wissen, dass Hunde riechen können, ob jemand Krebs hat“, sagt Ingrid Kohl, Direktorin für Forschung bei Ionimed. Sie verweist dabei auf eine publizierte Studie, nach der die Tiere vor allem Lungenkrebs-, aber auch Brustkrebs-Patienten von gesunden Probanden unterscheiden können. „Hunde haben sozusagen ein eingebautes Mustererkennungsprogramm für einen spezifischen Geruch – genau dies versuchen wir technisch auch hinzukriegen“, so die Chemikerin. Noch wird die Atemluftanalyse nur in Einzelfällen als Untersuchungsmethode angewandt. Bei der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA sind Verfahren zum Nachweis von Magengeschwüren und Asthma sowie von Herztransplantat-Abstoßungen zugelassen. Foto: links Dr. Rene Gutmann, Chemiker, zuständig für Biotech-Forschung bei Ionimed, rechts Dr. Ingrid Kohl, Chemikerin, Direktorin für Forschung bei Ionimed. Hintergrund ONCOTYROL ONCOTYROL ist ein Verbund kompetenter Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft zur beschleunigten Entwicklung und Evaluierung individualisierter Krebstherapien, sowie prognostischer und präventiver Methoden. Im Bereich der Wissenschaft stehen die drei Tiroler Universitäten, die Medizinische Universität, die Leopold-Franzens Universität und die Private Health and Life Sciences Universität UMIT im Zentrum. Sie arbeiten mit internationalen Wissenschaftspartnern wie der Harvard Medical School zusammen. Auf Seiten der Wirtschaft sind regionale, überregionale und international agierende Firmen beteiligt. ONCOTYROL wurde im Rahmen des Strukturprogramms COMET der österreichischen Bundesregierung als K1-Zentrum in Innsbruck gegründet und wird mit nationalen und Landesmitteln zu rund 50% gefördert. Die Förderung findet über die österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG, die Bundesministerien BMVIT und BMWFJ und auf Landesebene über die Tiroler Zukunftsstiftung und die steirische Förderungsgesellschaft statt. Schwerpunkte der Forschung sind Prostata-, Brustkrebs und Leukämie. Gemanagt wird ONCOTYROL von der Innsbrucker CEMIT GmbH Center of Excellence in Medicine and IT. CEMIT initiiert und managt Großforschungsprojekte an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, z.B. Kompetenzzentren oder EU-Projekte oder – Programme. Rückfragen CEMIT – Center of Excellence in Medicine and IT GmbH Carola Hanisch 6020 Innsbruck, Karl-Kapferer-Straße 5 / III. Floor Tel. +43.512.576523-221, Fax. +43.512.576523-301 Email: [email protected] www.oncotyrol.at Links zu diesem Thema: Oncotyrol GmbH Ionimed GmbH < zurück zur Übersicht