Karl-Kapferer-Straße 5 / III. Floor 6020 Innsbruck Austria Tel +43.512.576523 -0 Fax +43.512.576523-303 [email protected] www.oncotyrolt.at Presseaussendung „Medizin nicht billiger machen, sondern besser“ ONCOTYROL-Bereichsleiter Prof. „personalisierte Medizin“ in Wien Siebert bei Expertengespräch zum Thema (Innsbruck 17.6.09) „Die Zukunft: Medizin wird persönlich“ war Thema einer Podiumsdiskussion, die von der Plattform Gesundheitswirtschaft Österreich Anfang letzter Woche durchgeführt wurde. Als Experten nahmen unter anderem Dr. Severin Schwan, CEO von Roche, und Prof. Dr. Uwe Siebert, Leiter des Bereichs Public Health Decision Modelling, Health Technology Assessment (HTA) and Health Economics in ONCOTYROL teil, sowie Vertreter der Spitäler, Sozialversicherungsträger und ein Zukunftsforscher. Severin Schwan führte in seinem Impulsreferat aus, was unter personalisierter Medizin zu verstehen ist. Zunächst machte er deutlich, wie dringend Medikamente gebraucht werden, die besser wirken und weniger Nebenwirkungen haben. „Zwei Drittel sämtlicher bekannter Krankheiten sind gar nicht behandelbar, und für das behandelbare Drittel ist die Therapie oft nur unzureichend. Wenn Sie heute zum Arzt gehen, haben Sie nur eine 50%ige Wahrscheinlichkeit, dass Sie auf das Ihnen verschriebene Medikament ansprechen – im Durchschnitt. Und dennoch gehen Sie das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen ein“, stellte Schwan fest. Daher sei es nötig, Patienten nach den molekularen Merkmalen ihrer Krankheit in Gruppen einzuteilen, und ihnen zielgerichtete Therapien zukommen zu lassen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit wirken. Voraussetzung für solch eine personalisierte Behandlung sei allerdings die grundlegende Erforschung der zellulären und molekularen Mechanismen. „Wenn Sie nicht verstehen, was in der Zelle passiert, haben Sie auch keinen Ansatzpunkt für Diagnose und Therapie“, so Schwan. Roche legt daher großen Wert auf die Zusammenarbeit mit Forschungsinstitutionen. Eine dieser Kooperationen findet mit ONCOTYROL Center for Personalized Cancer Medicine in Innsbruck statt. Das Zentrum hat sich zum Ziel gesetzt, die Erkenntnisse der Grundlagenforschung an den Tiroler Kliniken und Universitäten gemeinsam mit der Industrie und internationalen Partnern zur Anwendung zu bringen. Es hat seit seinem Start vor knapp einem Jahr eine dynamische Entwicklung genommen, wird national und international wahrgenommen, und ONCOTYROL-Experten werden zum Thema personalisierte Medizin eingeladen – wie Prof. Uwe Siebert, der auch einen Lehrstuhl an der Privaten Health und Life Sciences Universität UMIT in Hall leitet. Gefragt, wie sich die personalisierte Medizin auf die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen auswirken werde, antwortete Siebert: „Es wird weniger Geld für sinnlose Behandlungen ausgegeben werden, und mehr für Therapien, die ein gut austariertes Wirkung-Nebenwirkung-Profil haben. Medizin wird allerdings nicht gemacht, um Geld einzusparen, sondern um Patienten zu heilen.“ In der gezielten Behandlung liege die große Chance der personalisierten Medizin, so Siebert. Es gehe darum, mit weniger Aufwand mehr zu erreichen – intelligenter zu handeln. Siebert wurde zudem gebeten, die Innovationskultur zwischen USA, wo er auch an der Harvard University lehrt, und Europa zu vergleichen. Er sieht auf der anderen Seite des Atlantiks ein größeres Vertrauen und mehr Mut zu technischem Fortschritt, dies habe Vorund Nachteile. Innovative Medikamente und Geräte sind bei weitem nicht der einzige Innovationsfaktor im Gesundheitswesen, so Siebert. Auch Vorsorgemaßnahmen und Screenings für die personalisierte Medizin zu optimieren sei äußerst innovativ. In Österreich gebe es hervorragende Beispiele, wo akademische Forschung, Hersteller und Erstatter im Gesundheitswesen zusammenarbeiten und Innovation voranbringen. Gerade in ONCOTYROL finde die Forschung konzentriert mit allen Playern an einem Thema statt – ein Beispiel, das auch in den USA Beachtung finde. Am Ende der Diskussion waren sich die Gesprächsteilnehmer einig, dass personalisierte Medizin kein Ansatz sei, um absolut Kosten zu sparen, aber um die Mittel gezielter einzusetzen und kosteneffektiv zu behandeln. Zudem wurde betont, dass auch in anderen Bereichen des Gesundheitswesens Handlungsbedarf bestehe, zum Beispiel bei der menschlicheren Betreuung und Beratung der Patienten unter Einbeziehung ihres sozialen Umfelds, bei der gerechteren Verteilung der Mittel, und bei der Compliance, also der Einhaltung der Therapievorschriften durch die Patienten. Foto: Prof. Dr. Uwe Siebert, MPH, MSc, Professor of Public Health, UMIT - University for Health Sciences, Medical Informatics and Hintergrund ONCOTYROL: ONCOTYROL ist ein Verbund kompetenter Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft zur beschleunigten Entwicklung und Evaluierung individualisierter Krebstherapien, sowie prognostischer und präventiver Methoden. Im Bereich der Wissenschaft stehen die drei Tiroler Universitäten, die Medizinische Universität, die Leopold-Franzens Universität und die Private Health and Life Sciences Universität UMIT im Zentrum. Sie arbeiten mit internationalen Wissenschaftspartnern wie der Harvard Medical School zusammen. Auf Seiten der Wirtschaft sind regionale, überregionale und international agierende Firmen beteiligt. ONCOTYROL wurde im Rahmen des Strukturprogramms COMET der österreichischen Bundesregierung als K1-Zentrum in Innsbruck gegründet und wird mit nationalen und Landesmitteln zu rund 50% gefördert. Die Förderung findet über die österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG, die Bundesministerien BMVIT und BMWFJ und auf Landesebene über die Tiroler Zukunftsstiftung und die steirische Förderungsgesellschaft statt. Schwerpunkte der Forschung sind Prostata-, Brustkrebs und Leukämie. Gemanagt wird ONCOTYROL von der Innsbrucker CEMIT GmbH Center of Excellence in Medicine and IT. Seite 2 von 3 CEMIT initiiert und managt Großforschungsprojekte an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, z.B. Kompetenzzentren oder EU-Projekte oder –Programme. Hintergrund HTA/DS: Prof. Uwe Siebert ist Experte für Health Technology Assessment (HTA) und Decision Sciences (DS). HTA ist ein Prozess zur systematischen Bewertung medizinischer Technologien, Prozeduren und Hilfsmittel, aber auch Organisationsstrukturen, in denen medizinische Leistungen erbracht werden. Untersucht werden dabei Kriterien wie Wirksamkeit, Sicherheit und Kosten, jeweils unter Berücksichtigung sozialer, rechtlicher, wirtschaftlicher und ethischer Aspekte. Decision Sciences (DS) beschäftigen sich mit der Anwendung von quantitativen Methoden, mit denen man Entscheidungen unter Unsicherheit analysieren und die Ergebnisse für die Patienten optimieren kann. Rückfragen CEMIT – Center of Excellence in Medicine and IT GmbH Carola Hanisch 6020 Innsbruck, Karl-Kapferer-Straße 5 / III. Floor Tel. +43.512.576523-221, Fax. +43.512.576523-301 Email: [email protected] www.oncotyrol.at UMIT: Hannes Schwaighofer Tel. +43.664.4618201 [email protected] Roche Austria GmbH Nicole Gorfer Tel. +43.1.277.39.412 [email protected] Seite 3 von 3