Anatomie Physiologie Ohr Andreas Dietz Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde Universitätsmedizin Leipzig Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Andreas Dietz Sektion Phoniatrie und Audiologie Leitung: Prof. Dr. med. Michael Fuchs „Blindheit trennt von den Dingen, Taubheit von den Menschen.“ Helen Keller US-amerikanische taub-blinde Schriftstellerin * 27. 06. 1880 - Tuscumbia, Alabama † 01. 06. 1968 - Westport, Connecticut Menschen > 70 Jahre mit Schwerhörigkeit haben ein 20% höheres Risiko, früher zu sterben als Normalhörende. Menschen > 70 Jahre mit Schwerhörigkeit haben ein 20% höheres Risiko, an einer Depression zu erkranken als Normalhörende. erhöht erniedrigt Sterberisiko Menschen > 70 Jahre mit Schwerhörigkeit haben ein 20% höheres Risiko, früher zu sterben als Normalhörende. Grad der Schwerhörigkeit in dB A´27,2Hz c´´´´´4.138Hz 20 kHz 20 Hz 200 Pa 20 µPa Frequenzunterschiede 0,1% wahrnehmbar 1001 Hz 1000 Hz Mechanik der Gehörknöchelchen Eiber et al. 2000 Stapediusreflex Audiometrie „alles intakt“ Hörtest Schallleitungs-Schwerhörigkeit Innenohr – Hörschnecke (Cochlea) Mechanoelektrische Transduktion 1000 fach schneller als photoelektrische Transduktion in der Netzhaut [wenige µs] Richtungshören 10 µs 16.000 Haarsinneszellen 4.000 innere; 12.000 äußere Physiologie Physiologie Physiologie Physiologie Four-image set of the cochlear partition (resolution 356 nm/pixel) viewed from scala media at angle bringing full length of outer hair cells into focus. Cell stereocilia are visible, through the intact tectorial membrane, near frame bottom. A patch pipette (entering from R.) is attached to a third row outer hair cell, incrementing cell potential by 25 mV between successive frames. The cell responds by shortening visibly when depolarized within the intact organ of Corti. The mechanism depends on an integral membrane protein called prestin acting as a molecular motor. Physiologie Hörgeräteversorgung Physiologie Studien zu zivilisationsbedingter Hörminderung • Maaban im Südsudan (Plester et al. 1965) • Eskimos und Studien in Alaska (Canterbury 1978) Maaban-Studie Hochtonhörverlust Bis 50 dB äußere Haarzellen >50 dB zusätzlich innere Haarzellen Glukokortikoide (Prednisolon) Ionotrope Therapie (Procain) Rheologische Therapie (HES, Pentoxifyllin) Innenohrschwerhörigkeit – Lärmtrauma (akut - reversibel) Tieftonhörverlust Endolymphatischer Hydrops Regionale Perfusionsstörung an der Schneckenspitze mit Einschränkung der Funktion der Na+/K+ ATPasen und somit zur Minderung der K+-Konzentration in der Endolymphe Glukokortikoide (Prednisolon) Osmotherapie (Mannitol) evtl. Glycerinbolus M. Menière Endolymphatischer Hydrops Pantonaler Hörverlust Perfusionsstörung der Stria vascularis führt zum Funktionsverlust der Na+/K+ ATPasen. Glukokortikoide (Prednisolon) Rheologisch (HES, Pentoxifyllin) und antiödematöse Therapie mit Glukokortikoiden, Antioxidantien (Vit. E, alpha-Liponsäure) Apherese bei Fibrinogen > 300 mg/dl Therapieversager: Osmotherapie Plötzliche Taubheit (Hörsturz) embolischer Verschluss der A. labyrinthii – selten Perilymphfistel Glukokortikoide (Prednisolon) Rheologisch (HES, Pentoxifyllin) und antiödematöse Therapie mit Glukokortikoiden, Antioxidantien (Vit. E, alpha-Liponsäure) Apherese bei Fibrinogen > 300 mg/dl Tympanoskopie (Labyrinthfistel) Sprach-Audiometrie Tympanometrie Bera Weitere audiometrische Tests • psychakustische Tests zur Trennung kochleärer von retrokochleären Läsionen: überschellige Audiometrie (Lüscher, SISI, Carhart, Langenbeck etc.) • Impedanzaudiometrie: Stapediusreflexe • otoakustische Emissionen: TEOAE, DPOAE • ERA: MERA, CERA • Pädaudiologie: Reflexaudiometrie, Spielaudiometrie, objektive Verfahren (BERA, TEOAE, Stapediusreflexe) Vestibularisdiagnostik Kalorischer Test • Spülung des äußeren Gehörgangs mit warmen (44oC) und kaltem (30oC) Wasser – Reihenfolge: re. warm, li. warm, li. kalt, re.kalt • Nystagmus: Warmspülung ins untersuchte Ohr Kaltspülung ins nichtuntersuchte Ohr • Beurteilung des Nystagmus – Messung der Zeitdauer (Stoppuhr) – Registrierung mit technischen Mittel (ENG, PENG, VNG) und automatische Auswertung (Winkelbeschleunigung) Kalorischer Test Bei Möglichkeit beidseitige Hörgeräte Heute trägt niemand ein Monokel! Warum ist räumliches Hören wichtig? Binaurales System Binaurales System • Signale von beiden Ohren • Signale in beide Hirnhälften Heschl‘sche Querwindungen • Unabdingbar für Richtungshören Thalamus • Unabdingbar für Zuhören, wenn viele durcheinander Vierhügelplatte sprechen • Lebensqualität Komplex der oberen Olive • Verbesserung des Sprachverstehens in geräuschvollen Umgebungen – Abschwächen unerwünschter Schallanteile („Cocktail-Party-Effekt“)