Psychologie aktuell: Selbstmanagement

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Psychologie aktuell: Selbstmanagement-Therapie: Klient und Therapeut sind Experten auf gleicher Augenhöhe
24-06-13
Selbstmanagement-Therapie: Klient und Therapeut sind Experten auf gleicher Augenhöhe
Klient und Therapeut begegnen sich auf Augenhöhe, wenn die Psychotherapeuten und
Vertreter der Selbstmanagement-Therapie (SMT) Hans Preß und Markus Gmelch postulieren:
Wesentliches Merkmal (der) Selbstmanagement-Therapie ist die Förderung einer tragfähigen,
therapeutischen Allianz und: Die Therapiebeziehung wird auch als Miteinander von Klient
und Therapeut als Experten gesehen. In ihrem Beitrag zur Festschrift für Hans Reinecker
reflektieren Preß und Gmelch die Möglichkeiten der Selbstmanagement-Therapie.
Der Klient als Experte? Dies ist für die Schüler von Hans Reinecker keine Frage, sondern Fakt,
betiteln sie doch ihren Aufsatz über die SMT mit der Schlagzeile: Der Klient als Experte! Eine
therapeutische Haltung, die Selbstmanagement ernst nimmt . Während den Therapeuten die Rolle
als Experten für die veränderungsförderliche Gestaltung des Therapieprozesses zukommt, werden
die Klienten als Experten für die Inhalte, also ihres Erlebens und Leidens, ihrer Ziele
Bedeutungskonstruktionen und Wahrnehmungen verstanden .
Diese Arbeitsteilung erfordert vom Therapeuten ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit, Offenheit und
Fingerspitzengefühl, da eigentlich jede spezifische Therapiesituation einer individuellen
Einschätzung bedarf . Die geläufige Empfehlung, den Klienten dort abzuholen, wo er steht, ist nicht
nur für den Beginn der Therapie wichtig, sondern während des gesamten Therapieprozesses immer
wieder kann es zu Klärungen und Kurskorrekturen kommen. Der Therapieprozess ist damit nicht
linear, sondern rekursiv und unterliegt der aufmerksamen Beobachtung des Therapeuten.
Der Erfolg der SMT hängt Preß und Gmelch zufolge nicht an der Anwendung bestimmter Techniken;
mit Praxistipps ist dem hohen Anspruch nicht beizukommen. Umso größere Bedeutung hat wie
auch der Titel des Aufsatzes nahe legt die Haltung des Therapeuten, also die Art und Weise, wie
ein Therapeut bestimmte therapiebezogene Überzeugungen in sozialen Situationen verkörpert und
ausdrückt . Diese gründet vornehmlich auf philosophischen Basisannahmen, unterliegt aber auch der
Modifikation durch empirisch-wissenschaftliche Untersuchungen oder persönliche Praxiserfahrungen.
Anders ausgedrückt: Grundlage der therapeutischen Arbeit ist sein Welt- und Menschenbild, das sich
durch persönliche Erfahrungen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse weiter entwickelt. Für die
Arbeit des Therapeuten, der die Selbstmanagement-Therapie vertritt, ist es demnach wichtig, sich
seiner eigenen Überzeugungen bewusst zu sein. Seine Ausgangsbasis ist der Humanismus:
Menschen werden als Wesen verstanden, die ihr Leben aktiv gestalten, Bedeutung und Sinn
konstruieren ( ). Der Wert der Selbstbestimmung (...) des Menschen (... wird) besonders betont ( ).
Psychologische Theorien werden lediglich als Heuristiken verstanden, die ein Verständnis der
Probleme (...) erleichtern können, bleiben dabei aber immer hypothetisch .
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Dieses Menschenbild wirkt konsequent in die Therapiestunden hinein. Der Klient wird, wo immer
möglich, mit einbezogen, übernimmt Verantwortung für das Ziel der Therapie, bringt unter Anleitung
des Therapeuten seine Ressourcen mit ein, gibt mit seinem Feedback dem Therapeuten
Orientierung über seine derzeitige Situation und beeinflusst damit maßgeblich Richtung und
Geschwindigkeit der Therapie: Im Gegensatz zum medizinischen Verständnis psychischer Probleme
und deren Behandlung stellt nicht das Expertenurteil des Fachmannes, sondern die subjektive
Sicht des Klienten das zentrale Korrektiv der gemeinsamen Arbeit dar .
Hans Preß & Markus Gmelch: Der Klient als Experte! Eine therapeutische Haltung, die
Selbstmanagement ernst nimmt . In: Siegl, Judith, Dieter Schmelzer & Herbert Mackinger (Hrsg.):
Horizonte der Klinischen Psychologie und Psychotherapie. Festschrift für Hans Reinecker. Lengerich:
Pabst Science Publishers, 2012., 524-268.
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