5. Warum ist die Zitrone gelb? – Wie wir Farben wahrnehmen 1 von 16 Warum ist die Zitrone gelb? – Wie wir Farben wahrnehmen Axel Donges, Isny im Allgäu Niveau: Sek. I und II Dauer: 8 – 10 Unterrichtsstunden Der Beitrag enthält Materialien für: ü Offene Unterrichtsformen ü Schülerversuche ü Fachübergreifenden Unterricht Hinweise zur Didaktik und Methodik Anhand des vorliegenden Beitrags lernen die Schülerinnen und Schüler, wie wir Farben wahrnehmen. Die Materialien sind so gestaltet, dass sie sich die Themen selbstständig erarbeiten können. Sie nutzen dabei das Internet als Informationsquelle. Außerdem führen sie fünf Experimente durch, in denen mit farbigem Licht experimentiert werden kann. In M 1 beschäftigen sich die Schüler mit dem Aufbau und der Funktionsweise des Auges. Sie nutzen dabei das Internet und die Bibliothek als Informationsquelle. Sie tragen ihre Ergebnisse vor ihren Mitschülern vor. www.netzwerk-lernen.de In M 2 beobachten die Schüler die Spektren verschiedener Lichtquellen. Sie sehen ein kontinuierliches Spektrum und zwei Linienspektren. In M 3 experimentieren die Schüler und lernen dabei den Begriff der Ergänzungsfarbe (Komplementärfarbe) kennen. M 4 und M 5 dienen dem Experimentieren mit der additiven Überlagerung der Farben Rot, Grün und Blau. Die Schüler lernen weiterhin das Prinzip kennen, das hinter der Erzeugung der Farben beim Farbfernseher steckt. In M 6 können die Schüler dann die Frage „Warum ist die Zitrone gelb?“ bearbeiten und beantworten. Hinweise für fachübergreifendes Arbeiten Das menschliche Auge, dessen Aufbau und Wirkungsweise sowohl im Biologie- als auch im Physikunterricht besprochen werden sollte, ist für Licht im Wellenlängenbereich von etwa 0,4–0,7 µm empfindlich. Dabei zeigt es sich, dass unsere Augen besonders gut grünes Licht (0,55–0,6 µm) detektieren, während die Empfindlichkeit für rotes oder blaues Licht bereits deutlich geringer ausfällt (siehe Abbildung). Monochromatisches Licht, das im Wesentlichen nur eine Wellenlänge besitzt (z. B. Laserlicht), aber auch Licht, das sich aus verschiedenen Wellenlängen zusammensetzt (z. B. Sonnenlicht), nehmen wir farbig wahr. Der Farbeindruck, den Licht hervorruft, ist jedoch keine physikalische Eigenschaft des Lichts. Der wahrgenommene Farbeindruck entsteht nämlich erst im Gehirn des Beobachters. Analog verhält es sich auch bei der Schmerzempfindung: Ein Stich mit einer Nadel in einen Finger ruft einen Schmerz hervor. Der Nadelstich wird über die Nervenleitungen ins Gehirn gemeldet, wo erst der Schmerzeindruck entsteht. Sticht man dagegen mit der Nadel in ein Nadelkissen, so ist es sinnlos, von Schmerz zu reden. zur Vollversion RAAbits Physik I/E 2 von 16 5. Warum ist die Zitrone gelb? – Wie wir Farben wahrnehmen Abb.: Die relative spektrale Empfindlichkeit des menschlichen Auges bei heller Beleuchtung (Tagessehen). I/E Farbwahrnehmungen existieren nur für einen lebendigen, sehfähigen Beobachter und sind somit ein physiologisches Problem. Aus diesem Grund bietet sich die Zusammenarbeit zwischen Physik- und Biologielehrkraft an. www.netzwerk-lernen.de zur Vollversion RAAbits Physik 5. Warum ist die Zitrone gelb? – Wie wir Farben wahrnehmen 3 von 16 Materialübersicht · V = Vorbereitungszeit SV = Schülerversuch · D = Durchführungszeit Fo = Folie M1 M2 Ab = Arbeitsblatt/Informationsblatt Ab Ein Blick ins Auge · D: 120 min r PC mit Internet-Anschluss und PowerPoint© Ab, SV Wir untersuchen Spektren unterschiedlicher Lichtquellen · V: 10 min r thermische Lichtquelle (Glühlampe mit Stromversorgung) · D: 40 min r Kondensorlinse r Spalt M3 r Beobachtungsschirm r evtl. optische Bank r diverse Halterungen r Abbildungslinse r Natriumdampflampe (mit Stromversorgung) r Prisma r HeNe-Laser Ab, SV Farbe und Ergänzungsfarbe · V: 15 min r thermische Lichtquelle (Glühlampe mit Stromversorgung) · D: 30 min r Beamer I/E r Beobachtungsschirm r evtl. optische Bank r Kondensorlinse r diverse Halterungen www.netzwerk-lernen.de r Spalt r weißer Karton r 2 Abbildungslinsen r Schere r Prisma M4 M5 Ab, SV Was ist additive Farbmischung? · V: 10 min r 3 Taschenlampen r Beobachtungsschirm · D: 30 min r 3 Farbfilter (rot, grün, blau) r PC mit Internetzugang Ab, Fo Additive Farbmischung beim Farbfernseher und Farbkreisel · V: 30 min r Farben (rot, grün, blau), alternativ r PC mit Farbdrucker r r einige runde Bierdeckel r r einige Schraubendeckel von Flar schen · D: 5 min Schere Pinsel Klebstoff Hammer und Nagel r weißes Papier M6 Ab Warum ist die Zitrone gelb? · D: 15 min Die Erläuterungen und Lösungen zu den Materialien finden Sie ab Seite 14. zur Vollversion RAAbits Physik 5. Warum ist die Zitrone gelb? – Wie wir Farben wahrnehmen 4 von 16 M 1 Ein Blick ins Auge Bereits Aristoteles kannte fünf Sinne, über die ein Mensch im Allgemeinen verfügt: • Gesichtssinn • Gehörsinn • Geruchssinn • Geschmacksinn • Tastsinn Die moderne Physiologie kennt weitere Sinne, z. B. den Temperatursinn, den Gleichgewichtssinn und die Schmerzempfindung. Bei Tieren kommen eventuell weitere Sinne, z. B. der Sinn für die Erkennung von polarisiertem Licht oder der Sinn zur Wahrnehmung von Magnetfeldern, hinzu. I/E Der Gesichtssinn ist der wichtigste Sinn des Menschen. Weit über 90 % aller Informationen nimmt er mit dem Gesichtssinn wahr. Dabei werden etwa 10 Millionen Bits pro Sekunde aufgenommen. Zum Vergleich: Solche Datenraten sind heute im privaten Internet-Verkehr üblich (DSL 6000: 6 Millionen Bits/s downstream). www.netzwerk-lernen.de Aufgabe Aufgrund der Bedeutung des Gesichtssinns ist es wichtig, den Aufbau und die Funktionsweise eines menschlichen Auges zu verstehen. Informiert euch mithilfe des Internets oder in eurer Bibliothek darüber. Bei der Lösung dieser Frage geht ihr folgendermaßen vor: 1. Schritt: Gruppeneinteilung Bildet mehrere Gruppen mit jeweils 3–4 Schülern. 2. Schritt: Aufarbeiten Jede Gruppe bereitet eine kleine Präsentation (z. B. mit PowerPoint) vor. 3. Schritt: Präsentieren Jede Gruppe präsentiert vor den anderen Gruppen und der Lehrkraft ihre Ergebnisse. zur Vollversion RAAbits Physik 5. Warum ist die Zitrone gelb? – Wie wir Farben wahrnehmen M2 5 von 16 Wir untersuchen Spektren unterschiedlicher Lichtquellen Schülerversuch · Vorbereitung: 10 min Geräte r thermische Lichtquelle (Glühlampe mit Stromversorgung) r Kondensorlinse r Spalt Durchführung: 40 min r Beobachtungsschirm r evtl. optische Bank r diverse Halterungen r Abbildungslinse r Natriumdampflampe (mit Stromversorgung) r Prisma r HeNe-Laser Achtung: Beim Experimentieren mit einem Laser ist Vorsicht geboten. Nicht in den Laserstrahl blicken! Versuchsdurchführung www.netzwerk-lernen.de Die Glühlampe (a) wird mithilfe einer Kondensorlinse (b) auf einen Spalt (c) abgebildet. Dieser Spalt wiederum wird mit der Abbildungslinse (d) vergrößert auf einen Schirm (f) abgebildet. Anschließend wird zwischen Sammellinse und Schirm ein Prisma (e) platziert und das Ganze so justiert, dass ein ausreichend leuchtendes Farbband (Spektrum) auf dem Schirm zu erkennen ist. Aufbau zum Sichtbarmachen des Spektrums zur Vollversion RAAbits Physik I/E 5. Warum ist die Zitrone gelb? – Wie wir Farben wahrnehmen 9 von 16 M 4 Was ist additive Farbmischung? Schülerversuch · Vorbereitung: 10 min Durchführung: 30 min Geräte r 3 Taschenlampen r Beobachtungsschirm r 3 Farbfilter (rot, grün, blau) r PC mit Internetzugang Leuchtest du mit einer Taschenlampe in einem dunklen Zimmer auf einen Beobachtungsschirm (oder eine weiße Wand), wirst du einen kreisrunden, hellen Fleck auf dem Schirm sehen. Beleuchtest du nun mit einer zweiten Taschenlampe das gleiche Gebiet des Schirms, überlagern sich die beiden Lichtkegel und die Fläche wird heller ausgeleuchtet. Diese Lichtaddition kannst du auch mit farbigem Licht ausführen. Versuchsdurchführung Versieh drei Taschenlampen jeweils mit einem roten, grünen und blauen Farbfilter und bring das Licht der Lampen auf einem Schirm zur Überlagerung. www.netzwerk-lernen.de Aufgaben 1. Welche Farben entstehen, wenn du jeweils 2 Lichtkegel unterschiedlicher Farbe additiv überlagerst? Welcher Farbeindruck entsteht bei der Überlagerung aller drei Farben? 2. Such im Internet eine Animation zur additiven Farbmischung von Rot, Grün und Blau. Spiel die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten durch. zur Vollversion RAAbits Physik I/E 10 von 16 M5 5. Warum ist die Zitrone gelb? – Wie wir Farben wahrnehmen Additive Farbmischung beim Farbfernseher und Farbkreisel Durch das additive Farbmischen von Rot, Grün und Blau lassen sich nahezu alle Farben erzeugen. Beim Farbfernseher und Computermonitor nutzt man dieses Prinzip bewusst. Der Bildschirm besteht aus einer großen Anzahl von eng beieinanderliegenden roten, grünen und blauen Leuchtpunkten. Hiervon kann man sich leicht mithilfe einer Lupe überzeugen. Je nach Bild werden die einzelnen farbigen Bildpunkte unterschiedlich stark zum Leuchten angeregt. Da die einzelnen Farbpunkte so klein sind und eng beieinanderliegen, können wir sie mit dem Auge nicht auflösen: Die Farben werden additiv gemischt. Tipp: Betrachte zunächst den Fernseher oder Bildschirm mit einer Lupe. I/E www.netzwerk-lernen.de Der Bildschirm des Farbfernsehers besteht aus vielen rot, grün und blau leuchtenden Punkten. zur Vollversion RAAbits Physik 5. Warum ist die Zitrone gelb? – Wie wir Farben wahrnehmen M5 11 von 16 Additive Farbmischung beim Farbfernseher I/E www.netzwerk-lernen.de zur Vollversion RAAbits Physik 14 von 16 5. Warum ist die Zitrone gelb? – Wie wir Farben wahrnehmen Erläuterungen und Lösungen Lösung (M 1) Aufgabe 1: Das Auge liegt, von Natur aus gut geschützt, in der Augenhöhle des Schädelknochens. Es ist umgeben von Muskel-, Fett- und Bindegewebe. Es ist durch Lid, Wimpern und Augenbrauen gegen Einflüsse von außen geschützt. Die Verbindung zwischen Auge und Lid stellt die Bindehaut dar. Als Schmierstoff und zur Reinigung dient die Tränenflüssigkeit. I/E Der Augapfel besteht aus dem Glaskörper, einer transparenten, gallertartigen Masse. Er wird von der weißen Lederhaut umschlossen, die vorne in die lichtdurchlässige Hornhaut übergeht. Unter der Lederhaut liegt die gefäßreiche Aderhaut. Sie versorgt das Auge mit Nährstoffen. Vorne geht die Aderhaut in die Regenbogenhaut, auch Iris genannt, über. In deren Mitte ist die Pupille, durch die das Licht ins Auge eindringt. Hinter der Regenbogenhaut sitzt die Augenlinse, welche das einfallende Licht durch den Glaskörper auf die dahinterliegende Netzhaut abbildet. Die Netzhaut beherbergt die Sehzellen (Stäbchen und Zapfen). Gegenüber der Pupille liegt die Netzhautgrube. Dies ist der Bereich des schärfsten Sehens. Dort, wo der Sehnerv in die Netzhaut eintritt, ist sie lichtunempfindlich („blinder Fleck“). Der Bereich zwischen Linse und Hornhaut wird Augenkammer genannt. www.netzwerk-lernen.de Anatomischer Aufbau des Auges Wie bei einem Fotoapparat entsteht auf der Netzhaut ein reelles, auf dem Kopf stehendes Bild. Die Netzhaut ist mit Sehzellen ausgestattet, die Licht in elektrische Nervenreize umwandeln können. Obwohl die Netzhaut einen großen Teil der Innenkugel auskleidet, sind die meisten Sehzellen um den Punkt gegenüber der Pupille angesiedelt. Hier ist das Zentrum des schärfsten Sehens (Netzhautgrube oder „gelber Fleck“). Die Netzhautgrube ist dicht mit farbsensiblen Zapfen-Sehzellen bestückt. zur Vollversion RAAbits Physik