14 1500 – Aufbrüche, Hoffnungen, Ängste Entdeckungsfahrten und Eroberungen 15 Amerika bis zur Ankunft der Europäer ab 13 000 v. Chr. Erste Besiedlung Amerikas über die Beringstraße durch asiatische Stämme 2000 v. Chr. – ca. 1540 n. Chr. Zivilisation der Maya auf der Halbinsel Yucatán 1500 – 400 v. Chr. Olmekenkultur 1500 v. Chr. – 1200 n. Chr. Kultur von Tiahuanaco um den Titicaca-See (4000 m Seehöhe) 14.1 Portugiesische Händler, Ausschnitt aus einem japanischen Wandschirm (1620) 700 v. Chr. Entstehung von Cahokia, der größten präkolumbischen Stadt der Mississippi-Kultur (im heutigen Illinois/USA) 1.2 Unterschiedliche Organisation kolonialer Herrschaft Bis Ende des 16. Jhs. hatten Portugal in Afrika und Asien und Spanien in Mittel- und Südamerika Kolonialreiche von gewaltiger räumlicher Ausdehnung geschaffen. Gemeinsam waren diesen Reichen nur das Herrschafts­ monopol (alleiniger Besitzanspruch auf die eroberten Gebiete) der Könige und die Mission, ansonsten unterschieden sie sich in ihrem Aufbau grundlegend. Unterschiede zwischen Spanien und Portugal Die Spanier gründeten koloniale Siedlungsgebiete, die Portugiesen bauten – außer in Brasilien – nur ein weitmaschiges Netz von Faktoreien (Handelsniederlassungen) und befestigten Stützpunkten auf. Grund für die Unterschiede waren die Bedingungen vor Ort. In Asien stieß man auf Reiche, die ebenso mächtig waren wie die eigenen, in Amerika hingegen auf Gesellschaften, die bezüglich der Waffentechnik eindeutig unterlegen waren. Deshalb beschränkte man sich in Asien weitgehend darauf, Handelsbeziehungen aufzubauen, in Amerika aber festigte man die Herrschaft durch das System von Repartimiento (Zuteilung von indigenen Arbeitskräften) und Encomienda („Schutzauftrag“), das den zwangsweisen Arbeitseinsatz der Ureinwohner auf Plantagen und in Bergwerken legalisierte. Die Ankunft der Portugiesen in China 1517 Der chinesische Gelehrte Ku Yen-wu (1613 –1682) beschreibt die Ankunft der Portugiesen. Im Jahre Chengte 12 [1517] kamen sie [Portugiesen] auf großen Schiffen fahrend plötzlich beim Anker- 1320 – 1521 n. Chr. Tenochtitlán ist das Zentrum des Aztekenreiches platz von Kanton an. […] Als einige zum Ministerium kamen, führten sie nicht die Zeremonie des Kniens aus, und […] am Kaiserhof beanspruchten sie den Vorrang vor allen anderen Barbaren. Die Zensoren Ch’iu Tao-lung und Ho Ao machten nacheinander detaillierte Eingaben. Darin sagten sie, die Portugiesen hielten Gewalttätigkeit und Aufruhr für Tapferkeit. […] Sie gingen hin und her zum Auskundschaften und machten sich mit unseren Wegen und Straßen vertraut; sie raubten oder kauften kleine Kinder, um sie zu kochen und zu verspeisen. […] Es wäre daher angebracht, die Portugiesen sofort zu verjagen, streng den privaten Verkehr mit ihnen zu verbieten und die von ihnen errichteten Häuser und Befestigungen restlos zu zerstören. Ku Yen-wu, zit. in: Bitterli (Hg.), Die Entdeckung und Eroberung der Welt, Bd. 2, S. 142 Fragen & Aufgaben 1 Erklären Sie mithilfe der Quelle, warum die spanische Krone schon früh die Neue Welt für private Unternehmer öffnete. Beschreiben Sie die Auswirkungen dieser Vorgangsweise auf die indigene Bevölkerung. 2 Skizzieren Sie mithilfe der Karte auf Seite 13 die Handelsrouten der Spanier und Portugiesen. Erstellen Sie eine Liste der Produkte, mit denen gehandelt wurde. 3 Fassen Sie Ku Yen-wu’s Beurteilung der Portugiesen zusammen. Interpretieren Sie dabei den Vorwurf des „Kinderessens“. 13. – 16. Jh. Hochkultur der Inka 15.1 Die Besiedlung des amerikanischen Kontinents 1.3 Ist da jemand? Amerika vor der Ankunft der Europäer Christoph Kolumbus bezeichnete die Ureinwohner Indigene Amerikas aufgrund seiner Die auf Kolumbus zurückFehlannahme, in Indien gehende Bezeichnung gelandet zu sein, mit dem Indianer (indios) wird heute Sammelbegriff „Indianer“. von vielen Menschen Doch der amerikanische abgelehnt und oft durch Kontinent war Ende des Indigene bzw. indigene 15. Jhs. bereits von unterBevölkerung ersetzt. schiedlichsten Völkern besiedelt. Zwischen 13 000 und 8000 waren asiatische Jägergruppen in mehreren Einwanderungswellen über die Beringstraße nach Amerika gelangt. Sie wurden zu Vorfahren der indigenen Bevölkerung Amerikas. Zu ihren Nachfahren zählen u. a. die der Stammesgesellschaften der Kariben in der mittelamerikanischen Inselwelt, der ackerbauenden und jagenden Stammesgesellschaften der Schoschonen, Navahos, Apachen, Comanchen u. a. in Nordamerika, der Hochkulturen der Olmeken, Maya und Azteken in Mittelamerika sowie der Inka in Südamerika. GO! Geschichte Oberstufe 6 © Verlag E. DORNER GmbH, Wien Die Hochkultur der Azteken Die Azteken beherrschten zu Beginn des 15. Jhs. ein riesiges Gebiet, das vom Atlantik bis zum Pazifik reichte. Reichshauptstadt war das auf mehreren Inseln in einem See erbaute Tenochtitlan. Die Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung waren Mais, Bohnen, Kürbis, Tomaten und Kakao. Die Bauern pflanzten außerdem Tabak an. Die Azteken verpflichteten ihre Nachbarn zu Tributzahlungen, u. a. in Form von Gold, Silber, Jade oder Mais. Ackerbau, Handwerk und Kunsthandwerk waren hoch entwickelt. Überreste von weit angelegten Palästen sowie von Tempeln auf Stufenpyramiden und Plastiken aus Holz, Stein, Ton, Metall, zum Teil vielfarbig bemalt, zeugen noch heute davon. Fragen & Aufgaben 1 Bilden Sie Dreiergruppen. Wählen Sie eines der auf der Karte genannten Völker aus. Informieren Sie sich über Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Religion und präsentieren Sie Ihre Ergebnisse auf einem Plakat.