Vertiefende Literatur: Bis zum Ende des Mittelalters war die Begegnung Europas mit anderen Kontinenten auf den Mittelmeerraum beschränkt. Vorderasien, das Heilige Land, und Nordafrika bildeten den Horizont der Europäer. War das Kartenbild, das die gebildeten Europäer des späten Mittelalters vor Augen hatten, schon an den asiatischen und afrikanischen Rändern unscharf und fantasievoll, so waren Amerika und Australien natürlich unbekannt. Die Entdeckungen gingen von Portugal und Spanien aus. Erklärungen für die Entdeckungsfahrten waren unter anderem die Erschwerung des Orienthandels durch die islamische Expansion (Eroberung Konstantinopels 1453 durch die Osmanen) sowie der Drang die Welt zu umsegeln. Die dafür nötigen technischen Voraussetzungen bekamen die Portugiesen und Spanier durch den Kontakt mit der arabischen Wissenschaft. Man bekam neue Erkenntnisse aus den arabischen, persischen und indischen Bereichen vor allem bezüglich der Sternenbeobachtung. Darüber hinaus war der Kompass, den die Europäer um 1260 nach chinesischem Vorbild nachbauten, war für die Navigation auf dem offenen Meer unverzichtbar. Im 15. Jahrhundert entstand an der Küste Portugals und Spaniens ein neuer Schiffstyp. Man entwickelte die schnelle und wendige Karavelle. Sie war ein kleines Schiff mit etwa 50 -100 Tonnen, das durch seine verschieden hohen Masten für verschiedene Windstärken geeignet war. Ein weiterer Hauptgrund für die Entdeckung war sicherlich ein wirtschaftlicher. Der Handel mit Sklaven und Gold lag bis zu den Entdeckungen in den Händen islamischer Händler, die Gold aus Schwarzafrika mit Karawanen nach Nordafrika transportierten und den europäischen Bedarf an Edelmetall stillten. Die Portugiesen schalteten seit der Mitte des 15. Jahrhunderts den Zwischenhandel aus und importierten das Gold ohne Umweg durch Tauschhandel aus Schwarzafrika. Auch die begehrten Produkte aus Ostasien (Gewürze, Farbstoffe, kostbare Textilien und Porzellan) waren extrem teuer, da die Stadtrepubliken Venedig und Genua ein Monopol auf diese Waren hatten. Somit war einer der Gründe, den Seeweg nach Ostindien selbst zu erschließen, um den italienischen Zwischenhandel auszuschalten. Die Portugiesen begannen den die Suche nach dem Seeweg nach Ostindien. Federführend für den Beginn dieser Entdeckungsreisen war Heinrich der Seefahrer. Sie versuchten diesen Seeweg auf einer sehr traditionellen Art, mit der Küstenschifffahrt, zu finden. Bartolomeu Dias 1487 / 88 erreichte erstmals die Südspitze Afrikas. Aufbauend darauf gelang es Vasco da Gama zehn Jahre später, das Kap der Guten Hoffnung im Süden Afrikas zu umsegeln und Indien zu erreichen. Das Zentrum der portugiesischen Interessen lag zweifellos in Asien. Der Weg nach Asien, die Carreira da India, war 40.000 km lang und wurde in eineinhalb Jahren zurückgelegt. Die Entdeckung der Spanier und hier besonders die Entdeckung des amerikanischen Kontinents durch Kolumbus hatten langfristige Folgen für Europa, Afrika und Amerika. Kolumbus selbst wusste nicht, dass er einen neuen Kontinent entdeckt hatte, er glaubte bis an sein Lebensende in Hinterindien zu sein. Christoph Kolumbus stammte vermutlich aus Genua. Er kam in einem historisch günstigen Augenblick in das Heereslager Santa Fe, im dem Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon mit ihm am 7. April 1492 die Kapitulation von Santa Fe abschlossen. In diesem Vertrag, in dem seine Bedingungen für eine Indienfahrt erfüllt wurden, ernannten die katholischen Könige Kolumbus zum Admiral des Ozeanischen Meeres und zum Vizekönig und Gouverneur aller von ihm entdeckten Gebiete. Am 3. August 1492 stach Kolumbus mit drei Schiffen, dem Flaggschiff Santa Maria und den beiden Karavellen Nina und Pinta und 120 Mann, in See und erreichte am 12. Oktober 1492 die Insel Guanahani (Bahamas), die er im Namen Spaniens in Besitz nahm und San Salvador nannte. Der Florentiner Amerigo Vespucci, der wie Kolumbus in spanischen Diensten segelte, erreichte die Küste Südamerikas und die Amazonasmündung. Er war der Erste, der nicht glaubte, das er in Asien sei, seine Beschreibungen und Briefe veranlassten 1507 den deutschen Kartografen Martin Waldseemüller, den neuen Kontinent auf seiner Weltkarte Amerika zu nennen. Ein wesentliches Ereignis der Entdeckungsgeschichte war die erste Weltumsegelung, die den endgültigen Beweis für die Kugelgestalt der Erde erbrachte. Ferdinand Magellan, ein Portugiese in spanischen Diensten, fuhr 1519 mit fünf Schiffen und 265 Mann von Spanien ab, in der Absicht, über die Westroute Indien zu erreichen. Er fand eine Durchfahrt in den indischen Ozean, die nach ihm benannte Magellanstraße an der Südspitze Südamerikas. Einige Monate später erreichte er Inseln, die nach dem späteren spanischen König Philipp II. als die Philippinen benannt wurde. Magellan wurde dort in Kämpfen mit den Einheimischen getötet. Nur eines der Schiffe mit 13 Mann Besatzung unter der Führung von Sebastiano del Cano kehrte 1522 nach Spanien zurück. In Zentralamerika hatten sich Hochkulturen herausgebildet, auf welche die europäischen Entdecker stießen. Als die Europäer ankamen, war die bedeutende Kultur der der Maya, die in Süd- Südostmexiko (Yucatan) sowie in Teilen von Guatemala, Honduras, und Belize lebten, schon in der nachklassischen Zeit. Die Mayas hatten Schrift und Kalender entwickelt und großartige Bauten (vor allem Pyramiden) gebaut. Wichtiger waren in der Zeit um 1500 die Azteken. Sie besiedelten gegen Ende des 12. Jahrhunderts das Tal von Mexiko, unterwarfen dann im Laufe des Mittelalters viele andere Stämme und schufen ein riesiges Reich. Die Mehrheit der Bevölkerung waren Bauern, sie waren frei und konnten jeweils ein Stück Land nutzen, mussten Kriegsdienst leisten und konnten durch Tapferkeit zu Adeligen aufsteigen. Die Hauptstadt dieses gut organisierten Reichs, Tenochtitlan, lag auf einer Insel, die man durch Kanalanlagen, künstliche Inseln und schwimmende Gärten erweiterte. Religion spielte eine zentrale Rolle im Leben der Azteken, sie fürchteten sich vor dem Weltuntergang und brachten den Göttern daher Opfer, um diesen hinauszuzögern. Unter diesen Opfern waren auch Menschenopfer, meist Kriegsgefangene und Sklaven, aber auch Kinder. Ihnen wurde bei lebendigem Leib das Herz herausgeschnitten und dem Gott geopfert. Das Reich der Inka war ein riesiges, gut organisiertes Gebiet, das sich vom heutigen Ecuador bis Chile und Argentinien erstreckte, das Zentrum des Reiches war Peru, dort lag auch die Hauptstadt Cuzco. Die Inkas verwalteten ihr Reich durch Beamte mit dem Prinzip der Doppelherrschaft, das heißt, dass sie sich gegenseitig kontrollierten. Der Inka- Herrscher leitete seine Abstammung vom Sonnengott Inti her, er wurde selbst auch als Gott verehrt. Technisch waren die Inkas hoch entwickelt und sie waren auch medizinisch sehr fortgeschritten, sie konnten z.B. Schädeloperationen durchführen. Der frühe Kolonialismus war sehr unterschiedlich zwischen den Portugiesen und den Spaniern. Hatten die Portugiesen ihr Schwergewicht auf den Handel gelegt, so nahmen die Spanier im Laufe des 16. Jahrhunderts große Gebiete unter ihre Herrschaft. Man begann ab 1517 das Festland zu erobern. Diese Aufgabe übernahmen die Konquistadoren, die überaus brutal waren und nach Gold und Ruhm strebten. 1519 landete eine kleine Gruppe von ca. 500 Spaniern mit einigen Pferden und Kanonen unter der Führung von Hernan Cortes in Mexiko und marschierten Richtung Tenochtitlan. Mehrere von den Azteken unterworfene Stämme verbündeten sich mit den Europäern. Die Azteken empfingen die Spanier zunächst freundlich und beschenkten sie reich. Aber die Gier nach Reichtum war unersättlich. Cortes nahm den König gefangen und raubte alles verfügbare Gold und Silber, dann zwang den König, dem hergebrachten Glauben abzuschwören. Um den Widerstand der Azteken zu brechen, lud Cortes alle zu einem Fest ein, bei dem Hunderte Azteken aus dem Hinterhalt getötet wurden, auch der König wurde umgebracht. Cortes sammelte seine Truppen und belagerte mit Unterstützung anderer Stämme Tenochtitlan. Die Versorgung der Stadt war dadurch unterbrochen und somit viel der Widerstand in sich zusammen, 150.000 Azteken, die versucht haben die Stadt zu verlassen, wurden abgeschlachtet. Das Reich der Azteken wurde innerhlab kurzer Zeit vollständig zerstört, die Schätze wurden geplündert, das Land unter den Spaniern verteilt. Ein weiterer Konquistador war Francisco Pizarro, der im Jahre 1532, mit 180 Mann und 37 Pferden, das Inkareich eroberte. Die Entdeckungen am Beginn der Neuzeit hatten auf vielen Gebieten große Folgen für Europa, aber vor allem für die entdeckten Länder. Die Handelsrouten in Europa, die aus dem Orient verlaufen waren, änderten sich. Der Westen Europas, die am Atlantik liegenden Länder, wurde führend, Italien hingegen, vor allem Venedig, von einem ständigen Niedergang geprägt. Der Export von großen Mengen an Edelmetallen aus der Neuen Welt stärkte in Europa, besonders in Spanien, die Zentralgewalt, hatte also eine indirekte Auswirkung auf den Absolutismus. Weitaus dramatischer waren die Folgen für die Neue Welt, wo ein frühes Kolonialsystem aufgebaut wurde, wobei die indigenen Völker (Ureinwohner) gewaltsam unterdrückt und teilweise ausgerottet wurden. Kolonialismus und Europäisierung waren die unmittelbaren Folgen. Durch die eingeschleppten Krankheiten wie Pocken und Typhus, welche die Indios bisher nicht kannten, sank die Bevölkerungszahl der Azteken rapid. In manchen von Azteken bewohnten Gebieten starben 75 Prozent der Einwohner. Auch die Inkas wurden von den Spaniern zu schweren Arbeiten gezwungen, innerhalb eines halben Jahrhunderts war die Bevölkerung infolge von Krankheiten und der Zwangsarbeit von sieben auf eine halbe Million zurückgegangen. (Vocelka, 2010, S. 224-354) Quelle: Vocelka, K. (2010). Geschichte der Neuzeit: 1500-1918. Wien: Böhlau Verlag