Von Chorismat abgeleitete funktionalisierte Cyclohexadien-trans-diole: Optimierung der mikrobiellen Produktion, Untersuchungen zur Reaktivität und Synthese beider Enantiomere des Naturstoffs Valienon Inaugural - Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Fakultät für Chemie, Pharmazie und Geowissenschaften der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg vorgelegt von Simon Eßer aus Wevelinghoven Freiburg im Breisgau 2006 Angefertigt mit Genehmigung der Fakultät für Chemie, Pharmazie und Geowissenschaften der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg. Dekan: Vorsitzender des Promotionsausschusses: Referent: Korreferent: Dritter Prüfer: Tag der Bekanntgabe des Prüfungsergebnisses: Prof. Dr. A. Bechthold Prof. Dr. G. E. Schulz Prof. Dr. M. Müller Prof. Dr. R. Brückner Prof. Dr. G. Fuchs 14. Dezember 2006 Meinen Eltern "Das Unverständlichste am Universum ist im Grunde, dass wir es verstehen." Albert Einstein Die vorliegende Arbeit wurden am Lehrstuhl für Biotechnologie der Universität Bonn unter der Leitung von Prof. Dr. M. Müller und Prof. Dr. C. Wandrey und am Lehrstuhl für Pharmazeutische und Medizinische Chemie der Universität Freiburg unter der Leitung von Prof. Dr. M. Müller angefertigt. Die praktischen Arbeiten wurden am Institut für Biotechnologie II der Forschungszentrum Jülich GmbH in der Zeit von Januar 2002 bis November 2004 und am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Freiburg in der Zeit von November 2004 bis September 2005 durchgeführt. Mein Dank gilt: Herrn Prof. Dr. MICHAEL MÜLLER für die interessante Themenstellung, eine ausgezeichnete fachliche Betreuung, die stetige Bereitschaft zu Diskussionen und die nicht nur in fachlicher Hinsicht gewährte Rückendeckung. Herrn Prof. Dr. CHRISTIAN WANDREY für die Möglichkeit, einen großen Teil der praktischen Arbeiten am Institut für Biotechnologie II des Forschungszentrums Jülich mit all seinen technischen Möglichkeiten und Voraussetzungen für interdisziplinäre Kooperationen anzufertigen. Weiterhin danke ich für die Unterstützung zur Finanzierung meines Auslandsforschungsaufenthaltes. Herrn Prof. Dr. REINHARD BRÜCKNER für die freundliche Übernahme des Korreferats. Herrn Dr. VOLKER LORBACH und Herrn CHRISTOPH GRONDAL, die auf verwandten Gebieten forschten, für die sehr gute Zusammenarbeit. Herrn Dr. Lorbach danke ich darüber hinaus für die schnelle Durchsicht und seine konstruktiven Hinweise während des Verfassens dieser Schrift. Frau PETRA GEILENKIRCHEN, Frau LONI KRAUS, Frau SIMONE OLEF und Herrn MARC REIMANN für die engagierte Hilfe im Labor. Herrn Prof. Dr. GEORG SPRENGER und Frau ULRIKE DEGNER für die theoretische und praktische Unterstützung im Erlernen und Durchführen der mikrobiologischen Arbeiten. Herrn VOLKER BRECHT am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Freiburg und Frau Dr. SABINE WILLBOLD von der Zentralabteilung für Chemische Analysen des Forschungszentrums Jülich für die zügige und kompetente Durchführung von NMR-Experimenten zur Strukturaufklärung. Herrn Dr. MARTIN NIEGER vom Institut für Anorganische Chemie der Universität Bonn wie auch Frau Prof. Dr. CAROLINE RÖHR vom Institut für Anorganische Chemie der Universität Freiburg für die hilfreiche Anfertigung von Kristallstrukturuntersuchungen und Unterstützung in der Interpretation der Daten. Herrn Dr. ROBERT BUJNICKI und Frau SUSANNE KRÄMER wie auch allen Mitarbeitern der DSM-Biotech GmbH und Mitarbeitern des CHORUS-Projektes für die gute, vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit. Den Mitarbeitern der Analytischen Laboratorien der Universitäten Bonn und Freiburg für die zuverlässigen massenspektroskopischen Untersuchungen und Elementaranalysen. Prof. Dr. MARTIN BANWELL und seinen Mitarbeitern für die freundliche Aufnahme, persönliche Betreuung und Unterstützung während meines Forschungsaufenthaltes an der Australian National University, Canberra, und die Möglichkeit, meine organisch-synthetischen Fertigkeiten zu vertiefen. Allen aktuellen und ehemaligen Kollegen in Freiburg und in Jülich für die hervorragende Arbeitsatmosphäre und die große Hilfsbereitschaft in fachlichen, logistischen wie auch persönlichen Fragen. Meiner Familie für die große persönliche Unterstützung und Rückendeckung. Von Chorismat abgeleitete funktionalisierte Cyclohexadien-trans-diole: Optimierung der mikrobiellen Produktion durch Techniken des metabolic engineering, Untersuchungen zur Reaktivität und Synthese beider Enantiomere des Naturstoffs Valienon Chorismat dient in der Natur im Shikimatbiosyntheseweg als zentraler Verzweigungs- und Ausgangspunkt für die Biosynthese wichtiger aromatischer Metabolite wie etwa der aromatischen Aminosäuren. Die ersten Folgemetabolite von Chorismat stellen als chirale Verbindungen wertvolle Bausteine für die chemische Synthese dar. Durch die Kombination von Genen, deren Expression die Biosynthese von Chorismat verstärkt, mit Genen, welche für die Umsetzung von Chorismat zu funktionalisierten Cyclohexadien-trans-diolen (trans-CHD) codieren, auf Plasmiden wurde die Voraussetzung für eine optimierte Bioproduktion zweier trans-CHD {(3R,4R)-3,4-Dihydroxycyclohexa-1,5-diencarbonsäure [3,4-trans-CHD]; (5S,6S)-5,6-Dihydroxycyclohexa-1,3-diencarbonsäure, [2,3-trans-CHD]} geschaffen. Beide Verbindungen ließen sich durch Ionenaustauschchromatographie aus Fermentationsüberständen aufreinigen. Ein qualitativer Vergleich von Derivaten beider trans-CHD in Reaktionen mit Osmium(VIII)oxid, meta-Chlorperbenzoesäure und N-Bromacetamid weist 3,4trans-CHD als reaktivere und 2,3-trans-CHD als die mit höherer Stereo- und Regioselektivität umsetzbare Verbindung aus. Aufbauend auf diesen Ergebnissen konnte mit der gezielten Darstellung beider Enantiomere des Naturstoffs Valienon die Eignung und Komplementarität beider trans-CHD als Ausgangsverbindungen für organische Synthesen exemplarisch gezeigt werden. Aufreinigung der trans-CHD durch Ionenaustauschchromatographie CO2H OH CO2H CO2H OH Chorismat OH OH 3,4-trans-CHD Biosynthese mit rekombinanten E. coli und Exkretion der trans-CHD ins Fermentationsmedium OH OH 2,3-trans-CHD Glucose O O OH CO2H CH2OH OH 7 Stufen 36 % ent-Valienon 11 Stufen 1.4 % CH2OH HO HO O OH Valienon Untersuchungen zu chemischem Verhalten und Einsatz in der organischen Naturstoffsynthese Inhaltsverzeichnis I Einleitung ........................................................................................................................... 1 1 Entwicklungen in der Wirkstoffsuche....................................................................... 1 Das Chorus-Projekt ....................................................................................................... 5 1.1 1.2 2 Aufgabenstellung ........................................................................................................... 7 3 Allgemeiner Teil ............................................................................................................. 9 Shikimat-Biosyntheseweg ............................................................................................. 9 Varianten des Shikimat-Biosyntheseweges ............................................................ 13 Einsatz des Shikimat-Biosyntheseweges zur Produktion von Sekundärmetaboliten .................................................................................................. 17 Cyclitole und Carbazucker ........................................................................................ 18 Naturstoffe mit Cyclohexengrundstruktur ............................................................ 20 Gabosine ......................................................................................................................... 21 Beispiele für mit Chorismat strukturell eng verwandte Verbindungen ......... 22 Kommerziell relevante Aminocarbazucker ........................................................... 23 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 3.8.1 3.8.2 Validamycin A und Acarbose ................................................................................... 23 Oseltamivir................................................................................................................ 25 Chemische Synthese von Carbazuckern und Cyclitolen .................................... 28 Cyclohexadiendiole (CHD) ........................................................................................ 31 3.9 3.10 3.10.1 3.10.2 3.10.3 3.10.4 Biokatalytischer Zugang zu funktionalisierten cis-CHD .......................................... 33 Biologischer Zugang zu funktionalisierten trans-CHD ............................................ 35 Mikrobielle Produktion von trans-CHD ................................................................... 39 Chemische Synthese von trans-CHD........................................................................ 41 Spezieller Teil................................................................................................................. 50 4 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 4.1.4 4.1.5 4.1.6 4.2 4.3 4.4 4.4.1 4.4.2 4.4.3 4.4.4 4.4.5 4.5 Mikrobiologische Arbeiten ........................................................................................ 50 Strategie .................................................................................................................... 50 Plasmidkonstruktion.................................................................................................. 53 Sequenzierung des zwischenklonierten PCR-Produktes........................................... 58 Untersuchungen zur Enzymexpression ..................................................................... 59 Untersuchung der Enzymfunktion der Enzyme AroB und AroL.............................. 60 Untersuchung zur Expression und Aktivität der Enzyme EntC und EntB................ 61 Isolierung von trans-CHD aus Fermentationsüberstand .................................... 63 Synthese von racemischen 3,4-trans-CHD ............................................................. 65 Untersuchungen zur Folgechemie von 2,3-trans-CHD und 3,4-trans-CHD ... 68 Schutzgruppenchemie ............................................................................................... 69 Vergleich verschiedener Derivate des 3,4-trans-CHD ............................................. 74 Epoxidierung............................................................................................................. 81 cis-Dihydroxylierung ................................................................................................ 88 Synthese von Bomhydrinen und Derivaten............................................................... 95 Qualitativer Vergleich der Reaktivitäten von Derivaten des 2,3-transCHD und 3,4-trans-CHD .......................................................................................... 105 II Inhaltsverzeichnis Synthese von Streptol und Gabosin I / Valienon ................................................ 108 4.6 4.6.1 4.6.2 4.6.3 Synthese von ent-Streptol ....................................................................................... 108 Synthese von ent-Valienon / ent-Gabosin I ............................................................ 109 Synthese von Gabosin I / Valienon ......................................................................... 112 Studien zur Synthese von ent-Valienamin............................................................ 119 Zusammenfassung ..................................................................................................... 126 Ausblick ........................................................................................................................ 127 4.7 4.8 4.9 4.9.1 4.9.2 4.9.3 Optimierung der Metabolit-Produktion................................................................... 127 Erweiterung des biologisch zugänglichen Metabolit-Spektrums............................ 127 Chemie der trans-CHD ........................................................................................... 130 Experimenteller Teil ................................................................................................ 139 5 Biologische Arbeiten .................................................................................................. 139 5.1 5.1.1 5.1.2 5.1.3 5.1.4 5.1.5 Materialien und Methoden ...................................................................................... 139 Klonierungsarbeiten ................................................................................................ 142 Allgemeine mikrobiologische Arbeitstechniken..................................................... 143 Untersuchungen zur Proteinexpression................................................................... 148 Untersuchung zur Metabolitproduktion im Schüttelkolben .................................... 149 Chemische Arbeiten .................................................................................................. 150 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.2.4 5.2.5 5.2.6 5.2.7 5.2.8 Verwendete Geräte und Chemikalien ..................................................................... 150 Synthese von racemischen 3,4-trans-CHD-Methylester......................................... 154 Mikrobiell produziertes 2,3-trans-CHD, 3,4-trans-CHD und Derivate dieser Verbindungen.......................................................................................................... 158 Synthese von Valienon............................................................................................ 166 Einzelreaktionen ausgehend von 3,4-trans-CHD.................................................... 179 Synthese von ent-Streptol, ent-Valienon und Studien zur Synthese von entValienamin .............................................................................................................. 188 Tabellarische Auflistung der Reaktionsbedingungen nicht erfolgreich verlaufener Experimente ......................................................................................... 204 Darstellung von Reagenzien ................................................................................... 207 Anhang ............................................................................................................................ 208 6 Röntgenstrukturuntersuchungen ........................................................................... 208 6.1 6.1.1 6.1.2 (3S,4S,5R,6S)-3-Acetoxy-4-brom-5,6-dihydroxycyclohex-1-encarbonsäuremethylester...................................................................................................... 208 (5aS,6R,7S,9aR)-6-Brom-5a,6,7,9a-tetrahydro-8-(hydroxymethyl)benzo[f][1,3,5]trioxepin-7-ol................................................................................... 211 NMR-Spektren............................................................................................................ 217 6.2 6.2.1 6.2.2 (3R,4R,5R,6S)-4-Acetoxy-3-azid-5,6-dihydroxycyclohex-1-encarbonsäuremethylester...................................................................................................... 217 ent-Valienamin-Pentaacetat .................................................................................... 219 7 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis............................................................. 221 8 Literaturverzeichnis ................................................................................................. 232 Abkürzungen, Größen und Maßeinheiten Verwendete Abkürzungen: 1,4,5-IP3 2,3-trans-CHA 2,3-trans-CHD 3,4-trans-CHA 3,4-trans-CHD A. mediterranei Abb. Ac Ac2O AcOH AcOTf ADC ADIC AHBA AIBN Ala AminoDAHP AminoDHQ AminoDHS AminoF6P BMBF Bn tBu tBuLi tBuOH Bz bzw. CD CHA CHD CMe2(OMe)2 CoA CSA CsOAc DAH DAHP DBU DC DDQ de DHQ DHS D-myo-Inositol-1,4,5-triphosphat (5S,6S)-6-Amino-5-hydroxycyclohexa-1,3-diencarbonsäure (5S,6S)-5,6-Dihydroxycyclohexa-1,3-diencarbonsäure (3R,4R)-4-Amino-3-hydroxy-1,5-cyclohexadiencarbonsäure (3R,4R)-3,4-Dihydroxy-1,5-cyclohexadiencarbonsäure Amycolatopsis mediterranei Abbildung Acetyl Essigsäureanhydrid Essigsäure Acetyltrifluormethansulfonat 4-Amino-4-deoxychorismat 2-Amino-2-deoxyisochorismat 3-Amino-5-hydroxybenzoesäure α,α´-Azobisisobutyronitril Alanin 4-Amino-3,4-dideoxy-D-arabinoheptulosesäure-7-phosphat 5-Amino-5-deoxy-3-dehydro-chinasäure 5-Amino-5-deoxy-3-dehydro-shikimat 3-Amino-3-deoxy-D-fructose-6-phosphat Bundesministerium für Bildung und Forschung Benzyl tertiär-Butyl tertiär-Butyllithium tertiär-Butanol Benzoyl beziehungsweise Circulardichroismus Cyclohexadienaminoalkohol Cyclohexadiendiol 2,2-Dimethoxypropan Coenzym A Camphersulfonsäure Cäsiumacetat 3-Deoxy-D-arabino-heptulosesäure 3-Deoxy-D-arabino-heptulosesäure-7-phosphat 1,8-Diazabicyclo[5.4.0]undec-7-en Dünnschichtchromatographie 2,3-Dichloro-5,6-dicyano-p-benzochinon Diastereomerenüberschuss Dehydrochinasäure Dehydroshikimat III IV DIBAL-H DMAP DME DMF DNA E. coli E4P EDTA ee EI ent EPSP eq. et al. Et2O EtOAc EtOH Fa. GCMS H,H-COSY HMPT HMQC HPLC HRMS IminoE4P IPTG IR IUPAC K6P Km LAH LB mCPBA Me Me2CO MeCN MeLi MeOH MeI MOM MOMCl MOPS Ms Abkürzungen, Größen und Maßeinheiten Di-iso-butylaluminiumhydrid 4-(Dimethylamino)-pyridin Dimethoxyethan N,N-Dimethylformamid Desoxyribonukleinsäure Escherichia coli D-Erythrose-4-phosphat Ethylendiamintetraessigsäure Enantiomerenüberschuss Elektronenstoß-Ionisation (electron impact) Enantiomer 5-Enolpyruvylshikimat-3-phosphat Äquivalente Abkürzung für "et alteri" (lat. "und weitere") Diethylether Essigsäureethylester Ethanol Firma Gaschromatographie-Massenspektroskopie H, H – Korrelationsspektroskopie (H, H – correlation spectroscopy) Hexamethyl-phosphorsäuretriamid direkte H, C – Korrelationsspektroskopie (heteronuclear multiple quantum coherence) high performance liquid chromatography high resolution mass spectroscopy Iminoerythrose-4-phosphat Isopropyl-β-D-1-thiogalactopyranosid Infrarot International Union of Pure and Applied Chemistry Kanosamin-6-phosphat Michaelis-Konstante Lithiumaluminiumhydrid Luria-Bertani meta-Chlorperbenzoesäure (meta-chloroperbenzoic acid) Methyl Aceton Acetonitril Methyllithium Methanol Iodmethan Methoxymethyl Chlormethyl-methyl-ether 2-Morpholinoethansulfonsäure Mesityl Abkürzungen, Größen und Maßeinheiten MsOH MS 4 Å NaOAc NBS NBu4I NEt3 NMM NMO NMR NOE NOESY OD PAD PAGE PCC PCR Pd(OAc)2 PEP PG Ph Ph3P PhMe QA quant. rac RT S. collinus S3P SA SAP Sc(OTf)3 SHCHC SDS SN TBAF TBDPS TBME TBS TBSCl TBSOTf tertTf2O TfOH THF Methansulfonsäure Molsieb 4 Å Natriumacetat N-Bromsuccinimid Tetrabutylammoniumiodid Triethylamin 4-Methylmorpholin 4-Methylmorpholin-4-oxid magnetische Kernresonanz (nuclear magnetic resonance) Kern-Overhauser-Effekt (nuclear Overhauser effect) nuclear Overhauser and exchange spectroscopy Optische Dichte Kaliumazodicarboxylat Polyacrylamidgelelektrophorese Pyridiniumchlorchromat Polymerasekettenreaktion Palladium(II)acetat Phosphoenolpyruvat Schutzgruppe (protecting group) Phenyl Triphenylphosphin Toluen Chinasäure quantitativ racemisch Raumtemperatur Streptomyces collinus 3-Phosphoshikimat Shikimat Alkalische Shrimps Phosphatase Scandium(III)trifluormethansulfonat (1R,2R)-2-Succinyl-6-hydroxy-2,4-cyclohexadien-1-carboxylat Natriumdodecylsulfat nucleophile Substitutionsreaktion Tetrabutylammoniumfluorid tertiär-Butyldiphenylsilanyltertiär-Butylmethylether tertiär-Butyldimethylsilanyltertiär-Butylchlordimethylsilan (tertiär-Butyldimethylsilyl)-trifluormethansulfonsäureester tertiärTrifluormethansulfonsäureanhydrid Trifluormethansulfonsäure Tetrahydrofuran V VI Abkürzungen, Größen und Maßeinheiten TMNO Thr Triflat Tris TsNCO TsOH TSP WHO X-Gal Trimethylamin-N-oxid Threonin (Trifluormethan)-sulfonat Tris-(hydroxymethyl)-aminomethan para-Toluensulfonylisocyanat para-Toluensulfonsäure 3-(Trimethylsilyl)-propansäure-2,2,3,3-d4 Natriumsalz World Health Organisation 5-Brom-4-chlor-3-indolyl-β-D-galactopyranosid Basen der Desoxyribonukleinsäure: A G Adenin Guanin C T Cytosin Thymin I K L M N P Q Isoleucin Lysin Leucin Methionin Asparagin Prolin Glutamin Aminosäuren: A C D E F G H Alanin Cystein Asparaginsäure Glutaminsäure Phenylalanin Glycin Histidin R S T V W Y Argenin Serin Threonin Valin Tryptophan Tyrosin Symbole für verwendete Einheiten: Å bp cm d Da g G h Hz kbp kDa L Ångström Basenpaare Centimeter Tage Dalton Gramm Erdbeschleunigung (9.81 m × sec-2) Stunden Hertz 1000 Basenpaare Kilo-Dalton Liter M mg min mL µL mm mmol mol nm % ppm sec molar Milligramm Minuten Milliliter Mikroliter Millimeter Millimol Mol Nanometer von Hundert von einer Million Sekunde Abkürzungen, Größen und Maßeinheiten Symbole für Größen: α c C δ ∆ε ε J λ ν~ [° × mL × g-1 × dm-1] [g × (100 mL)-1] [mol × L-1] [ppm] [L × mol-1 × cm-1] [F × m-1] [Hz] [nm] spezifischer Drehwert Konzentration Konzentration chemische Verschiebung molare Absorbtionsdifferenz Dielektrizitätskonstante Kopplungskonstante Wellenlänge [cm-1] Wellenzahl T t U Φ [° C] [sec, min, h, d] [V] [°] Temperatur Zeit Spannung Dihedralwinkel VII Einleitung 1 1 Einleitung 1.1 Entwicklungen in der Wirkstoffsuche Schon in der Urzeit hat der Mensch gelernt, verschiedene Zubereitungen pflanzlichen und tierischen Ursprungs zur Behandlung von Krankheiten und Wunden sowie zur Linderung von Schmerzen einzusetzen. So rät Hyppocrates in seinem Corpus Hyppocraticus werdenden Müttern, kurz vor der Geburt Weidenrinde zu kauen, um den Wehenschmerz zu lindern.1 Im frühen 19. Jahrhundert gelang es, Wirkstoffe wie etwa Morphin (Sertürner, etwa 1803),2 Coffein (Runge, 1819), Chinin (Pelletier, 1827), Salicin (Leroux, 1830) oder Salicylsäure (Cahours, 1844) aus Pflanzenmaterial zu isolieren und zu charakterisieren.3 Mit der raschen Entwicklung der organischen Chemie im 19. Jahrhundert wurden die Grundlagen zur Entwicklung und Darstellung synthetischer Wirkstoffe gelegt. So führte etwa die Synthese von Salicylsäure aus Phenol nach Kolbe und Schmitt4 zu einem industriellen Prozess, wie er heute noch fast unverändert eingesetzt wird.4c,d Die Entwicklung synthetischer Wirkstoffe erlaubte erstmals einen vergleichsweise einfachen, jahreszeit- und witterungsunabhängigen Zugang in großem Maßstab. Dennoch blieb ein großer Anteil an Wirkstoffen wie beispielsweise das Penicillin natürlichen Ursprungs. Von der Entwicklung kombinatorischer Ansätze ab den achziger Jahren des letzten Jahrhunderts, welche die Bildung riesiger Stoffbibliotheken organischer Verbindungen gestattete, wie auch der Entwicklung von Systemen zum automatisierten Testen vieler Substanzen auf pharmazeutische Wirkungen ("high throughput screening") versprach man sich einen einfachen und effektiven Zugang zu neuen Wirstoffen und Leitstrukturen. Tatsächlich konnten die in diese Verfahren gesetzten Hoffnungen nicht erfüllt werden: Von 868 untersuchten, zwischen 1981 und 2002 eingeführten Wirkstoffen sind 61 % Naturstoffe oder davon abgeleitete Substanzen, wohingegen keine der untersuchten Substanzen mittels kombinatorischer Methoden de novo synthetisiert wurde.5 Kombinatorische Methoden erlauben allerdings eine effektive Optimierung von Wirkstoffen, wenn erst eine Leitstruktur identifiziert ist. 2 Einleitung Eine Erklärung hierfür mag darin liegen, dass sich Naturstoffe, Wirkstoffe und Synthetika strukturell deutlich unterscheiden. In statistischen Untersuchung von Substanzdatenbanken konnte gezeigt werden, dass Naturstoffe durchschnittlich mehr Stereozentren und stärker verbrückte Ringsysteme und somit eine größere strukturelle Komplexität und Diversität als Synthetika aufweisen (Tabelle 1).6 Eigenschaft Molekulargewicht kombinatorische Substanzbibliothek (n = 670536)b ~ x x Wirkstoffe (n = 10968)b Naturstoffe (n = 3287)b x ~ x x ~ x Naturstoffderivate (n = 27338)b ~ x x [g mol-1] Anzahl chiraler Zentren 393 389 340 312 414 362 381 134 0.4 0 2.3 1 6.2 4 2.2 1 Anzahl an Ringen 3.2 3 2.6 2 4.1 4 3.6 4 Anzahl an Ringsystemena 2.6 3 1.7 2 1.7 1 2.0 2 Stickstoffatome 2.7 3 1.6 1 0.8 0 1.9 2 Sauerstoffatome 2.8 3 4.0 3 5.9 5 4.1 4 x ) unterschiedlicher Tabelle 1: Aufgeführt sind der Durchschnittswert ( x ) und Median ( ~ Strukturmerkmale für verschiedene untersuchte Substanzklassen;6a a) Ringsysteme sind definiert als Unterstruktur aus Ringen, welche über mehr als eine Einfachbindung verknüpft sind; b) n beschreibt die Anzahl untersuchter, unterschiedlicher Substanzen einer Klasse. Die meisten mittels kombinatorischer Chemie erhaltenen Substanzen zeigen aufgrund der grundlegenden strukturellen Unterschiede keinerlei spezifische Wechselwirkungen mit biologischen Systemen. Naturstoffe hingegen entstehen in komplexen biologischen Stoffwechselnetzwerken und weisen schon von daher ein Potential für biologische Aktivitäten auf. Naturstoffe als intrinsisch bioaktive Verbindungen und direkt davon abgeleitete Verbindungen sind somit bei der Suche nach neuen Wirkstoffen oder Leitstrukturen für Wirkstoffe unersetzlich. Eine konsequente Weiterentwicklung ist daher das Konzept der "kombinatorischen Biosynthese". Hierbei werden Gene unterschiedlicher Organismen mittels gentechnischer Methoden zufällig oder gezielt neu kombiniert, um die Diversität zu nutzen, welche die Natur bereitstellt. Dadurch können Metabolite gezielt strukturell variiert oder neue Strukturen synthetisiert werden, so dass eine Vielzahl komplexer Naturstoffe und damit Bibliotheken von Einleitung 3 Substanzen mit biologischer Relevanz zugänglich werden.7 Ein aktuell intensiv bearbeitetes Gebiet ist die Biosynthese polyketidischer Naturstoffe. Viele Wirkstoffe wie verschiedene Antibiotika und Antikrebs-Wirkstoffe leiten sich von Polyketiden ab. Die Biosynthese von Polyketiden erfolgt über Multienzympolyketidsynthasen. Die modulare genetische Architektur dieser Enzymkomplexe erlaubt durch Kombination verschiedener Gene unterschiedlicher Polyketidcluster in einigen Fällen die Ausbildung funktionsfähiger hybrider Polyketidsynthasen und die Biosynthese neuer polyketidischer Produkte.7b,8 Ein weiteres Beispiel für die Modifikation einer Grundstruktur durch kombinatorische Biosynthese wurde von Rohr, Salas und Mitarbeitern publiziert.7c Rebeccamycin (1) ist ein Indolcarbazol Alkaloid und wird von Lechevalieria aerocolonigenes produziert, Staurosporin (2) wird von Streptomyces longisporoflavus gebildet. Das Interesse an Verbindungen dieses Typs liegt in den pharmazeutischen Aktivitäten begründet, welche eine Behandlung von Krebserkrankungen oder neurodegenerativen Erkrankungen versprechen.9 Durch Koexpression ausgewählter Gene der Rebeccamycin- und Staurosporin-Biosynthese mit Tryptophanhalogenasen anderer Mikroorganismen gelingt die Darstellung von mehr als 30 Indolocarbazol-Derivate (Abb. 1.1). H N O N H H N O N N H3C OH O O O N H H3CO NHCH3 HO HO OCH3 Rebeccamycin (1) H N HO2C CO2H X H N Staurosporin (2) O R1 Cl N H N H Abbildung 1.1: R2 N H N R5 R4 X = CH2, R1 = R2 = R3 = R4 = R5 = H X = CH2, R1 = R2 = R3 = R4 = H, R5 = Glucose X = CH2, R1 = R3 = R4 = H, R2 = Cl, R5 = Glucose 1 3 2 4 5 3 X = CH2, R = R = H, R = R = Cl, R = Glucose R 1 2 3 4 X = CH2, R = Cl, R = R = R = H, R5 = Glucose X = CO, R1 = R3 = R5 = H, R2 = R4 = Cl, Br X = CO, R1 = R3 = R4 = R5 = H, R2 = Cl, Br X = CO, R1 = R3 = H, R2 = R4 = Cl, Br, R5 = Glucose X = CO, R1 = Cl, R2 = R3 = R4 = H, R5 = Glucose Die Naturstoffe Rebeccamycin (1) und Staurosporin (2) und eine Auswahl an Verbindungen, die durch Kombination von Genen verschiedener Mikroorganismen synthetisiert werden konnten. 4 Einleitung In dieser Weise sind vielfältige Kombinationen von Enzymen unterschiedlicher Biosynthesen vorstellbar, welche ein ähnliches Substratspektrum aufweisen. Sinnvoll ist es hierbei, auf solche Substrate zurückzugreifen, die in der Natur bereits als Verzweigungspunkte in der Biosynthese dienen, so dass die Natur eine Vielzahl unterschiedlicher Biokatalysatoren zur Verfügung stellt, die dieses Substrat umzusetzen im Stande sind. Eine solche Substanz ist das Chorismat (3) (Abb. 1.2). Phenylalanin, Tyrosin Tryptophan CO2H O Folsäure CO2H OH Chorismat (3) Menachinon, Enterobactin Ubichinon Abbildung 1.2: Schematische Darstellung der Funktion von Chorismat (3)a als ein zentraler Verzweigungspunkt in der Biosynthese mit wichtigen aus 3 hervorgehenden Metaboliten. 3 tritt in der Natur als zentrale Vorläufersubstanz vieler zumeist aromatischer Primär- und Sekundärmetabolite in Bakterien, Algen, Archae, Pilzen und Pflanzen auf und wird daher von einer Vielzahl von Enzymen mit unterschiedlichen katalytischen Eigenschaften als Substrat akzeptiert.10,11 Es eignet sich daher ideal als Ausgangspunkt für eine diversitätsorientierte Biosynthese, wie im Chorus-Projekt gezeigt wird. a In der Abbildung ist nicht wie angegeben Chorismat dargestellt, sondern deren protonierte Form Chorisminsäure. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird dieses Schema beibehalten und im Text die in der Literatur gebräuchliche Bezeichnung, meist des unter physiologischen Bedingungen vorliegenden Anions, benutzt, wohingegen in Abbildungen stets die isoelektrische Struktur dargestellt wird. Einleitung 5 1.2 Das Chorus-Projekt Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen des Chorus-Projektes erstellt. Der Name leitet sich dabei vom Titel "Chorismat als universeller Synthesebaustein" ab. Ziel des Projektes war, die in der Natur vorzufindende Diversität der Biosynthesen, in denen Chorismat als Intermediat eine Rolle spielt, aufzugreifen und zur Bioproduktion interessanter Verbindungen nutzbar zu machen. Diese sollen als chirale Bausteine Eingang in die organische Synthese finden. Als mögliche Produktverbindungen kommen dabei alle von Chorismat abgeleiteten Metabolite in Frage. Für dieses Projekt wurden zunächst die Diole 2,3-trans-CHD (4) und 3,4-trans-CHD (5) wie auch die Aminoalkohole 3,4-trans-CHA (6) und 2,3-trans-CHA (7) ausgewählt.b CO2H OH OH 4 OH CO2H OH HO HO CO2H OH 5 O OH D-Glucose O OH CO2 CO2H OH Chorismat (3) OH NH3 CO2 NH3 E. coli 6 OH 7 Abbildung 1.3: Schematische Darstellung einiger von Chorismat abgeleiteter Produktverbindungen des Chorus-Projektes. Die Produktion der genannten Verbindungen erfolgt, wie schematisch in Abbildung 1.3 angedeutet, durch gezielt deregulierte Escherichia coli Stämme über den gemeinsamen Vorläufermetaboliten Chorismat (3), welcher über den Shikimat-Biosyntheseweg synthetisiert wird. Die eingesetzten Stämme wurden in interdisziplinärer Zusammenarbeit von Mikrobiologen, b Funktionalisierte Cyclohexadiendiole werden in der Literatur auch als Dihydroxydihydrobenzen-Derivate bezeichnet; in dieser Arbeit wird für diese Verbindungen jedoch die Abkürzung CHD (für Cyclohexadiendiol) verwendet. Die Abkürzung CHA wird analog für Cycohexadienaminoalkohole verwendet. 6 Einleitung Chemikern und Biotechnologen erstellt, untersucht und unter optimierten Bedingungen kultiviert. Partner in diesem vom BMBF geförderten Projekt waren die DSM Biotech GmbH (Jülich), die Arbeitsgruppe von Professor Dr. G. Sprenger (ehemals Institut für Biotechnologie I, Forschungszentrum Jülich), der Arbeitskreis von Dr. R. Takors (Institut für Biotechnologie II) und die Arbeitsgruppe von Professor Dr. M. Müller (ehemals Institut für Biotechnologie II) (Abb. 1.4). Durch die Arbeitsgruppe von Dr. Sell (DECHEMA) wurde parallel eine Ökobilanzierung der untersuchten Bioproduktionen durchgeführt. Biologie: Professor Dr. G. Sprenger, Universität Stuttgart DSM Biotech GmbH, Jülich - Kenntnisse über Biosynthese und Enzyme - Entwicklung geeigneter Bakterienstämme "Chorus"Projekt pH, pO2, pCO2, T Chemie: Professor Dr. M. Müller, Universität Freiburg - Erarbeitung der Analytik für Produkte Bioingenieurwesen: Institut für Biotechnologie 2, Jülich DSM Biotech GmbH, Jülich - Entwicklung der Aufreinigung - Optimierung von Fermentations- - Nutzung der Produkte - Optimierung der Aufreinigung in der Naturstoffsynthese Abbildung 1.4: Kooperationen im Chorus-Projekt. protokollen Aufgabenstellung 7 2 Aufgabenstellung Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen effizienteren mikrobiellen Zugang zu den funktionalisierten Cyclohexadienen 2,3-trans-CHD (4) und 3,4-trans-CHD (5) zu ermöglichen. In vorausgegangenen Arbeiten konnte gezeigt werden, dass 4 wie auch 5 mit Hilfe von E. coli durch Überexpression von Enzymen des Enterobactin-Biosyntheseweges und Blockierung konkurrierender wie auch das Produkt umsetzender Reaktionen fermentativ gewonnen werden können.12 Durch die Kombination von Genen der Enterobactin-Biosynthese mit Genen des Shikimat-Biosyntheseweges auf Plasmiden, die in E. coli eingebracht werden und die Expression der codierten Enzyme ermöglichen sollen, soll der metabolische Fluss zu den gewünschten Produkten verstärkt werden. Die auf diesem Wege erhaltenen Produkte sollen aus dem Fermentationsmedium isoliert und gereinigt werden. 2,3-trans-CHD (4) wie auch 3,4-trans-CHD (5) werden als chirale und enantiomerenreine Substanzen auf ihre Reaktivität unter unterschiedlichen Oxidationsbedingungen hin untersucht und verglichen werden. Epoxidierung cis-Dihydroxylierung Oxidation zu Bromhydrinen CO2H OH OH ? 3,4-trans-CHD (5) cis-Dihydroxylierung Oxidation zu Bromhydrinen CO2H OH OH 2,3-trans-CHD (4) ? Aufbauend auf den Ergebnissen dieser Untersuchungen werden 4 und 5 als chirale Bausteine in der organischen Synthese gezielt eingesetzt und weiter funktionalisiert. Hierbei wird mit der Synthese beider Enantiomere des Naturstoffs Valienon (8) exemplarisch gezeigt werden, dass die beiden Diole 4 und 5 komplementär zueinander eingesetzt werden können. CO2H HO OH HO OH OH 3,4-trans-CHD (5) HO O OH Valienon / Gabosin I (8) O OH CO2H OH OH OH OH ent-Valienon / ent-Gabosin I (ent-8) 2,3-trans-CHD (4) 8 Aufgabenstellung Insgesamt soll mit diesen Arbeiten gezeigt werden, dass 4 und 5, ähnlich wie die bereits gut untersuchten und etablierten cis-CHD, wertvolle und breit anwendbare chirale Synthesebausteine darstellen. Damit soll belegt werden, dass eine gezielte Nutzung der Biodiversität – in diesem Projekt am Beispiel der Modifizierung von Chorismat (3) – einen einfachen Zugang zu einer Vielzahl von Naturstoffderivaten ermöglicht, welche als chirale Bausteine unterschiedliche sich ergänzende Eigenschaften und Möglichkeiten bieten. Hiermit ergeben sich durch die Wahl einer passenden Ausgangsverbindung individuelle und einfache synthetische Zugänge zu vielen pharmazeutisch interessanten Verbindungen. Allgemeiner Teil 9 3 Allgemeiner Teil 3.1 Shikimat-Biosyntheseweg Der Shikimat-Biosyntheseweg ist ein Biosyntheseweg, der in der Natur zur Bildung vieler Metabolite in höheren Pflanzen, Algen, Bakterien und Pilzen genutzt wird.11 Unter evolutiven Gesichtspunkten handelt es sich um einen alten und ursprünglichen Biosyntheseweg, da er gemeinsam in sich seit langem getrennt entwickelnden Organismen gefunden wird. Der Name Shikimat stammt dabei von der Shikimi-Frucht des japanischen Sternanis (Illicium religiosum), in der Shikimat - ebenso wie in Sternanis (Illicium verum) - in hohen Konzentrationen gefunden wird.13 Die Tatsache, dass der Shikimat-Biosyntheseweg bei vielen Lebewesen, nicht jedoch bei Menschen und Tieren gefunden wird, macht ihn zu einem attraktiven Ziel für die Entwicklung von Herbiziden und antimikrobiellen Wirkstoffen.14 Zur Zeit werden Inhibitoren des Enzyms 3-Dehydrochinasäure Dehydratase des ShikimatBiosyntheseweges als potentielle Wirkstoffe gegen den Tuberculose-Erreger Mycobacterium tuberculosis untersucht.15 Eine gängige Definition des Shikimat-Biosyntheseweges, der auch diese Arbeit folgt, ist die Betrachtung beginnend mit Phosphoenolpyruvat (PEP, 9) und D-Erythrose-4-phosphat (E4P, 10) aus dem Pentosephosphatweg bis zu Chrorismat (3) (Abb. 3.1). Hierbei werden 9 und 10 zu 3-Deoxy-D-arabinoheptulosesäure-7-phosphat (DAHP, 11) verknüpft. Dehydroshikimat Synthase katalysiert die Bildung von Dehydroshikimat (DHQ, 12) unter Bildung des zyklischen Kohlenstoffgerüstes. 12 kann entweder durch Chinasäure Dehydrogenase zu Chinasäure (QA, 13) reduziert werden oder aber unter Eliminierung von Wasser von 3-Dehydrochinasäure Dehydratase katalysiert zu Dehydroshikimat (DHS, 14) weiterreagieren. 14 wird von Shikimat Dehydrogenase zu Shikimat (SA, 15) reduziert, welche durch das Enzym Shikimat Kinase durch Verknüpfung mit einem Phosphatrest in 3-Position zu 3-Phosphoshikimat (S3P, 16) aktiviert wird. 16 wird durch EPSP Synthase mit Phosphoenolpyruvat zu 5-Enolpyruvylshikimat-3-phosphat (EPSP, 17) umgesetzt. Abschließend katalysiert Chorismat Synthase die 1,4-Eliminierung von Phosphat unter Bildung eines konjugierten Diens zu Chorismat (3). 10 Allgemeiner Teil Da Chorismat (3) Ausgangspunkt für die Biosynthese unterschiedlicher Metabolite ist, deren Bildung weitgehend unabhängig voneinander reguliert werden soll, existieren Regulationsmechanismen für die Biosynthese der aromatischen Aminosäuren auf DNA-, RNA und enzymatischer Ebene. In E. coli sind mit den Proteinen TrpR und TyrR zwei transkriptionelle Repressoren bekannt, welche auf DNA-Ebene regulierend wirken.16 Auf RNA-Ebene findet beispielsweise eine Tryptophan-abhängige Regulierung am Operon trpEDCBA durch transkriptionelle Attenuation statt.17 Auf enzymatischer Ebene findet eine Regulierung durch feedback-Inhibierung statt. Die DAHP Synthase AroF wird durch L-Tyrosin inhibiert, die Isoenzyme AroG und AroH werden durch L-Phenylalanin beziehungsweise durch L-Tryptophan inhibiert.18 Es existieren somit komplexe Mechanismen, welche eine unabhängige Regulierung unterschiedlicher Biosynthesen des Biosynthesenetzwerkes erlauben. CO2H OPO3H2 HO aroF aroG aroH PEP (9) CO2H HO O aroB OH OH H2O3PO H2O3PO O CO2H quiA O OH OH HO OH OH OH DAHP (11) OH HO CO2H DHQ (12) QA (13) E4P (10) aroD CO2H CO2H CO2H aroK aroL H2O3PO OH aroE HO OH OH O OH S3P (16) OH OH SA (15) DHS (14) aroA CO2H CO2H aroC H2O3PO O OH EPSP (17) Abbildung 3.1: O CO2H CO2H OH Chorismat (3) Shikimat-Biosyntheseweg: Intermediate (Abkürzung): Phosphoenolpyruvat (PEP), D-Erythrose-4-phosphat (E4P), 3-Deoxy-D-arabinoheptulosesäure-7-phosphat (DAHP), Dehydrochinasäure (DHQ), Chinasäure (QA), Dehydroshikimat (DHS), Shikimat (SA), 3-Phosphoshikimat (S3P), 5-Enolpyruvylshikimat-3-phosphat (EPSP); Gen (Enzym): aroF, aroG, aroH (DAHP Synthase); aroB (3-Dehydrochinasäure Synthase); quiA (Chinasäure Dehydrogenase); aroD (3-Dehydrochinasäure Dehydratase); aroE (Shikimat Dehydrogenase); aroK, aroL (Shikimat Kinase); aroA (EPSP Synthase); aroC (Chorismat Synthase). Allgemeiner Teil 11 Die zentrale Bedeutung des Shikimat-Biosyntheseweges wird deutlich, wenn man betrachtet, welch wichtige Metabolite aus dem Shikimat-Biosyntheseweg hervorgehen. Viele aromatische Primär- und Sekundärmetabolite finden ihren Ursprung im Shikimat-Biosyntheseweg.11,19 Physiologisch wichtige Metabolite sind die aromatischen Aminosäuren Tryptophan, Phenylalanin und Tyrosin sowie Folsäure (Vitamin B9), Ubichinon (Coenzym Q) und Menachinon (Vitamin K2). Gemeinsamer Ausgangspunkt ihrer Biosynthesen ist das Chorismat (3) (Abb. 3.2). O CO2H CO2- HO2C NH3+ Phenylalanin, Tyrosin Tryptophan OH Prephenat (18) pheA tyrA Anthralinat (19) trpD trpE CO2H ShikimatBiosyntheseweg O CO2H CO2- pabB pabA pabC Folsäure OH NH3+ Chorismat (3) entC menF CO2H CO2H Menachinon, Enterobactin OH O Ubichinon CO2H Isochorismat (22) Abbildung 3.2: para-Aminobenzoat (20) ubiC OH para-Hydroxybenzoesäure (21) Chorismat (3) als gemeinsames Zwischenprodukt in den Biosynthesen verschiedener Metabolite; Enzyme (Gene): Chorismat Mutase (pheA, tyrA); Anthralinat Synthase (trpD, trpE); Aminodeoxychorismat Synthase (pabB, pabA), Aminodeoxychorismat Lyase (pabC); Chorismat Lyase (ubiC); Isochorismat Synthase (menF, entC). Im Rahmen des Chorusprojektes soll genau diese biologische Diversität genutzt werden und den Zugang zu unterschiedlichen Metaboliten ausgehend von Chorismat ermöglichen. Dabei sind vor allem die frühen, nicht aromatischen Metabolite nach Chorismat, die leicht funktionalisierbare chirale Bausteine darstellen, von besonderem Interesse. Neben den in dieser Arbeit untersuchten Diolen 2,3-trans-CHD (4) und 3,4-trans-CHD (5) sind viele weitere interessante Metabolite als Biosyntheseprodukte zugänglich. So sind die Aminoalkohole 2,3-trans-CHA (6), 3,4-trans-CHA (7) oder (1R,6R)-2-Succinyl-6-hydroxycyclohexa-2,4-dien-1-carboxylat (SHCHC, 23), ein früher Metabolit der Menachinon- 12 Allgemeiner Teil Biosynthese, Isoprephenat (24),20 welches in einer enzymatisch katalysierten ClaisenUmlagerung aus Isochorismat (22) erhalten werden kann, oder auch Salicylsäure (25)21 als aromatisches Produkt denkbar (Abb. 3.3). Salicylsäure kann vermutlich mit dem in Pseudomonas aeruginosa gefundenen Enzym Isochorismat Pyruvat Lyase (PchB)21b oder dem in P. fluorescens gefundenen Enzym Isochorismat Pyruvat Lyase (PmsB)21c aus Isochorismat (22) oder aber durch ein durch das Gen irp9 codiertes Enzym des pathogenen Organismus Yersinia enterocolitica21a direkt aus Chorismat (3) erhalten werden. Arbeiten zur Bioproduktion von SHCHC (23), welches ein Stereozentrum mit drei Kohlenstoffsubstituenten liefert, werden von Frau A. Kurutsch in Kooperation mit Professor Dr. G. Sprenger, Universität Stuttgart, durchgeführt. CO2- CO2- NH3+ NH3+ PhzD CO2- O OH ADIC (26) 2,3-trans-CHA (7) CO2- PhzE oder TrpEH398M CO2- PabC CO2- O NH3 OH + NH3+ ADC (27) 3,4-trans-CHA (6) CO2H PabAB OH CO2H EntB OH 2,3-trans-CHD (4) O CO2H OH Chorismat (3) EntC oder MenF O CO2H MenD OH O CO2H Isochorismat (22) EntB oder PabC CO2H OH HO2C SHCHC (23) X CO2H CO2H O OH PchB oder PmsB CO2H Isoprephenat (24) CO2H Irp9 OH OH OH 3,4-trans-CHD (5) Abbildung 3.3: Salicylsäure (25) Einige von Chorismat (3) aus zugängliche Metabolite; X = bislang nicht identifiziertes Enzym aus Nicotiana silvestria;20 ––– präparativ zugänglich; ---- bislang nicht präparativ erschlossen; 2-Amino-2deoxyisochorismat (ADIC, 26); 4-Amino-4-deoxychorismat (ADC, 27). Allgemeiner Teil 13 3.2 Varianten des Shikimat-Biosyntheseweges Neben dem hier beschriebenen und weit verbreiteten normalen Shikimat-Biosyntheseweg werden in der Natur vereinzelt Variationen und Abwandlungen gefunden. So leiten sich einige Naturstoffe wie die Antibiotika Rifamycin B (28)22 und Geldanamycin (29) von 3Amino-5-hydroxybenzoesäure (AHBA, 30) ab,23 welche über den Aminoshikimat-Biosyntheseweg gebildet wird (Abb. 3.4).23b,c CH3 CH3 O HO AcO CO2- OH CH3 H3C H3C OH CH3 H3CO O OH NH NH3+ HO O CH3 AHBA (30) Abbildung 3.4: O H3C O OCH2CO2H Rifamycin B (28) N H CH3 OCH3 H3CO O O CH3 HO O CH3 CH3 O NH2 Geldanamycin (29) 3-Amino-5-hydroxybenzoesäure (AHBA, 30) und die Antibiotika Rifamycin B (28) und Geldanamycin (29) als Beispiele für Naturstoffe, deren Biosynthese über den Aminoshikimat-Biosyntheseweg und AHBA (30) als Intermediat verläuft. Für diese Variante des Shikimat-Biosyntheseweges wird eine Zyklisierung von in situ generiertem Iminoerythrose-4-phosphat (IminoE4P, 31) und Phosphoenolpyruvat zu 4Amino-3,4-dideoxy-D-arabinoheptulosesäure-7-phosphat (AminoDAHP, 32) angenommen, welches zu 5-Amino-5-deoxy-3-dehydrochinasäure (AminoDHQ, 33), 5-Amino-5-deoxy-3dehydroshikimat (AminoDHS, 34) und schließlich AHBA (30) weiterreagiert.23b,c Alternativ kann Aminodehydroshikimat auch zu Aminoshikimat (AminoSA, 35) reduziert werden (Abb. 3.5).24 In Isotopenverdünnungsexperimenten konnte mit Rohextrakten sowohl von Amycolatopsis mediterranei als auch von S. collinus ein Einbau von E4P (10), AminoDAHP (32), AminoDHQ (33) und AminoDHS (34) in 30 nachgewiesen werden.25 Eine Aminierung von DAHP (11) oder späteren Metaboliten des Shikimat-Biosyntheseweges konnte so ausgeschlossen werden, da für 11 anders als für 10 kein Einbau in 30 beobachtet wurde.25 14 Allgemeiner Teil CO2CO2H NH3+ HO OPO3H2 HO PEP (9) rifG NH3 OH H2O3PO HO CO2 CO2- HO O rifH NH CO2- rifI OH AminoSA (35) rifJ + O OH NH3 + NH3+ O OH AminoDAHP (32) - CO2- rifK OH AminoDHQ (32) AminoDHS (33) NH3+ HO H2O3PO AHBA (30) IminoE4P (31) Schematische Darstellung des Aminoshikimat-Biosyntheseweges in A. mediterranei; Intermediat (Abkürzung): Phosphoenolpyruvat (PEP), DErythrose-4-phosphat (E4P), Imino-D-erythrose-4-phosphat (IminoE4P), 4-Amino-3,4-dideoxy-D-arabino-heptulosesäure-7-phosphat (AminoDAHP), Aminodehydrochinasäure (AminoDHQ), Aminodehydroshikimat (AminoDHS), 3-Amino-5-hydroxybenzoesäure (AHBA), Aminoshikimat (AminoSA); Enzym (Gen): AminoDAHP Synthase (rifH); AminoDHQ Synthase (rifG); AminoDHQ Dehydratase (rifJ); AHBA Synthase (rifK); AminoSA Dehydrogenase (rifI). Abbildung 3.5: Aufgrund des beobachteten Einbaus von E4P (10) in 30 und der Identifizierung von Glutamin als mögliche Stickstoffquelle für die Umsetzung mit Zellrohextrakten von A. mediterranei wurde zunächst eine Amidohydrolase-Aktivität in der AminoDAHP Synthase vermutet, welche auch aus anderen Enzymen wie Anthranilat Synthase oder p-Aminobenzoat Synthase bekannt ist. Das direkt im Enzym freigesetzte Ammoniak könnte mit E4P (10) zu IminoE4P (31) kondensieren und zu AminoDAHP (32) umgesetzt werden.14 Frost hingegen konnte später den in vitro Einbau von Kanosamin-6-Phosphat (K6P, 36) in 32 zeigen und Kanosamin (37) als mögliche Stickstoffquelle nachweisen (Abb. 3.6).26 H2O3PO RO HO HO a O H2N OH OH RifN OPO3H2 H2N OH b AminoF6P (38) c HO OH OH R=H Kanosamin (37) R = PO3H2 K6P (36) Abbildung 3.6: O HN IminoE4P (31) OPO3H2 Glutamin Glutamat OH HO O E4P (10) Mögliche Biosynthesen von IminoE4P (31); Enzyme: RifN: Kanosamin Kinase; a) Phosphokanosamin Isomerase; b) Transketolase; c) Amidohydrolase. Allgemeiner Teil 15 Interessant ist, dass die Aminoverbindungen AminoDHQ (33) und AminoDHS (34) von E. coli Enzymen des Shikimatbiosyntheseweges AroD und AroE als Substrat akzeptiert und analog zu DHQ (12) und DHS (14) umgesetzt werden.25 Der für die Aminoshikimat-Biosynthese codierende Gencluster aus A. mediterranei konnte lokalisiert, einzelne darin codierte Enzyme identifiziert und in E. coli expremiert werden. So konnte ein rekombinanter E. coli Stamm generiert werden, der in der Lage ist, Kanosamin in einer Ganzzelltransformation zu Aminoshikimat bei einer erzielten Produktkonzentration von 1.1 g × L-1 umzusetzen (Abb. 3.7).24a HO CO2- HO E. coli O H2N OH OH Kanosamin (37) Abbildung 3.7: NH3+ HO OH AminoSA (35) 1.1 g L-1 Schematische Darstellung der Ganzzelltransformation von Kanosamin zu Aminoshikimat (AminoSA) mit E. coli SP1.1/pJG6181.B.24a Ergänzend zu den im Chorus-Projekt bereits erschlossenen Metaboliten 2,3-trans-CHA (7) und 3,4-trans-CHA (6) bietet sich unter Nutzung dieser Biosynthesen die Möglichkeit, Produkte zu erhalten, die in 3-Position relativ zur Säurefunktion eine Aminofunktion tragen. In weiteren Variationen des Shikimat-Biosyntheseweges wird Dehydroshikimat (14) als Verzweigungspunkt genutzt. 14 kann von 3-Dehydroshikimat Dehydratase (aroZ) aus Klebsiella pneumoniae unter Abspaltung von Wasser zu Protocatechusäure (39) aromatisiert werden.27 Die im gleichen Organismus gefundene Protocatechusäure Decarboxylase (aroY) vermag 39 zu Brenzkatechin (40) zu decarboxylieren (Abb. 3.8).27 Durch Mutation des in Pseudomonas aeruginosa gefundenen Gens pobA, welches für paraHydroxybenzoat Hydroxylase codiert (PobA), konnte eine Enzymvariante PobAY201F generiert werden, welche in der Lage ist, 39 zu Gallussäure (41) zu oxidieren.28 Die Decarboxylierung von 41 zu Pyrogallol (42) gelingt wie auch die Decarboxylierung von 39 mit AroY und kann in einer an die Biosynthese von Gallussäure (41) nachgeschalteten Ganzzelltransformation erfolgen.29a 16 Allgemeiner Teil D-Glucose CO2H ShikimatBiosyntheseweg CO2H aroZ O OH OH DHS (14) H2O aroY HO CO2 OH Protocatechusäure (39) HO OH Brenzkatechin (40) pobA* CO2H aroY HO OH OH Gallussäure (41) Abbildung 3.8: HO CO2 OH OH Pyrogallol (42) Biosynthese von Protocatechusäure (39), Brenzkatechin (40), Gallussäure (41) und Pyrogallol (42) aus Dehydroshikimat (DHS, 14); Enzym (Gen): 3-Dehydroshikimat Dehydratase (aroZ), Protocatechusäure Decarboxylase (aroY), p-Hydroxybenzoat HydroxylaseY201F (pobA*). Frost und Mitarbeiter nutzten Kombinationen dieser Enzyme in rekombinanten E. coli und konnten so Protocatechusäure (39) mit einem Gesamtprodukttiter von 71 g × L-1 produzieren, was einer Ausbeute von 49 % bezogen auf die umgesetzte Glucose entspricht. Hierzu wurde das Produkt dem Medium in situ in einer Festphasenextraktion entzogen, und die angegebene Konzentration umfasst gelöstes wie auch gebundes 39.27b Brenzkatechin (40) konnte unter Einsatz von in situ Festphasenextraktion in 8.5 g × L-1 (7 % bezogen auf umgesetzte Glucose) erhalten werden.27b Gallussäure (41) konnte mit einem Produkttiter von 20 g × L-1 (12 % bezogen auf umgesetzte Glucose) erhalten werden.29a In einer Ganzzelltransformation wurde 41 zu Pyogallol (42) decarboxyliert und in einer Ausbeute von 93 % isoliert.29a Unter industriell einfach realisierbaren Reaktionsbedingungen können einige fermentativ erhaltene Metabolite in für die chemische Industrie grundlegende aromatische Substanzen wie Phenol (43),30 Brenzkatechin (40)27b oder Pyrogallol (42)29b überführt werden (Abb. 3.9). So lässt sich Shikimat (15) bei Temperaturen von 350 °C in Gegenwart von Wasserdampf und Kupfer zu Phenol umsetzen.30 Protocatechusäure (39) decarboxyliert in Gegenwart von Wasser bei 290 °C zu Brenzkatechin (40),27b und Gallussäure (41) setzt bei 50 °C in 85%igem Essig mit 5 mol% Kupfer(II) und 10 mol% Zink(II) Pyrogallol (42) frei.29b Allgemeiner Teil CO2H 1) H2O, 350 °C 2) Cu(0), H2O, 350 °C A HO OH 17 OH 51 % OH 15 43 CO2H OH H2O, 290 °C B OH 87 % HO OH 39 5 % Cu2+ 10 % Zn2+, AcOH / H2O(85:15), CO2H C HO OH 40 OH OH 50 °C, Luft, 70 % OH OH 41 42 Abbildung 3.9: Synthese aromatischer Produkte aus biotechnologisch gewonnenen Vorläufersubstanzen; A Phenol (43) aus 15;30 B Brenzkatechin (40) aus 39;27b C Pyrogallol (42) aus 41.29b Frost und Mitarbeiter konnten damit einen nachhaltigen Zugang zu aromatischen Substanzen aufzeigen, der prinzipiell eine Alternative zur Petrochemie darstellen könnte ("green chemistry"). 3.3 Einsatz des Shikimat-Biosyntheseweges zur Produktion von Sekundärmetaboliten Einige der im Shikimatbiosyntheseweg generierten Verbindungen werden als chirale Bausteine in der organischen Synthese genutzt. Dabei werden viele dieser Verbindungen wie Shikimat (15) oder Chinasäure (13) klassischerweise durch Extraktion aus Pflanzen wie dem japanischen Sternanis oder der Rinde des Chinabaums gewonnen. Durch das bessere Verständnis der Biosynthesen und Aufklärung der für die Enzyme des ShikimatBiosyntheseweges codierenden Gene konnten von Frost und Mitarbeitern durch Deregulierung des Stoffflusses E. coli Stämme generiert werden, die Metabolite des Shikimatbiosyntheseweges produzieren (Tabelle 2). Nach Optimierung der Fermentationsbedingungen und Modifikation des Glucoseaufnahmesystems31 wurden zum Teil bemerkenswerte Produkttiter erhalten. In vielen Fällen geht eine maximierte Produktbildung mit der Bildung erheblicher Mengen strukturell verwandter Nebenprodukten einher (Tabelle 2). 18 Allgemeiner Teil Produkt maximaler Produkttiter [g × L-1] Ausbeute [mol Produkt / mol Glucose] Nebenprodukte (Titer [g × L-1]) Dehydrochinasäure (12)27b 58 28 % keine Angaben Chinasäure (13)32 60 23 % 12 (3) Dehydroshikimat (14)31 69 30 % 11 (10), 12 (12), 41 (13) Shikimat (15)33 87 33 % 14 (10), 13 (2) Tabelle 2: Übersicht über die mikrobielle Produktion von Metaboliten des ShikimatBiosyntheseweges und dabei erzielte Produkttiter. 3.4 Cyclitole und Carbazucker Unter dem Begriff Cyclitole werden polyhydroxylierte zyklische Alkane, die somit strukturell mit pyranosidisch oder furanosidisch vorliegenden Zuckern verwandt sind, verstanden. Wird der Begriff weiter gefasst, so fallen auch Verbindungen, die andere Funktionalitäten wie Aminofunktionen, Carbonsäuren oder Hydroxymethylgruppen tragen, unter diese Verbindungsklasse. Cyclitole sind in der Natur weit verbreitete Substanzen, denen vielfältige Funktionen in biochemischen Prozessen zukommen (Abb. 3.10). D-myo-Inositol-1,4,5- triphosphat (1,4,5-IP3, 44) spielt bei der Calciumausschüttung in Säugetierzellen als "second messenger" eine Rolle.34 In Pflanzen werden große Mengen des Hexakis-Phosphorsäureesters Phytinsäure (45) gefunden, welcher vermutlich als Phosphatspeicher dient.35 In reifem Getreidesaatgut liegen bis zu 95 % des Phosphates in Phytinsäure gebunden vor. (+)-Pinitol (46), ein in der Rinde von Pinus lambertiana und weiteren Pflanzen gefundenes Cyclitol, unterdrückt das Wachstum der Larven von Heliothis zea. 36 Weiterhin wurde gezeigt, dass 46 blutdrucksenkende Eigenschaften aufweist.36 OH HO H2O3PO OPO3H2 OH OPO3H2 H2O3PO OPO3H2 H3CO OH H2O3PO OPO3H2 HO OPO3H2 1,4,5-IP3 (44) OPO3H2 Phytinsäure (45) Abbildung 3.10: Beispiele für natürlich vorkommende Cyclitole. OH OH OH (+)-Pinitol (46) Allgemeiner Teil 19 Einige Cyclitole werden auch als Pseudozucker bezeichnet. Der Begriff Pseudozucker wurde 1966 von McCasland geprägt und beschreibt solche Substanzen, die strukturell der Pyranoseoder Furanose-Form eines Zuckers gleichen, wobei jedoch der Ringsauerstoff gegen eine andere Funktion ersetzt ist.37 Je nach Natur dieser Funktion werden diese Pseudozucker als Aza-, Thio- oder Carbazucker bezeichnet (Abb. 3.11). OH HO HO O HO OH OH OH HO CH2 HO OH OH OH β-D-Glucose Carbazucker HO S HO OH OH OH Thiozucker NH HO OH OH Azazucker Pseudo-β-D-Glucosen Abbildung 3.11: Beispiele für Pseudo-β-D-Glucosen. Während glycosidische Bindungen in Oligozuckern aufgrund der Acetalstruktur des Zuckers leicht hydrolysiert werden können, werden Etherbindungen zu Carbazuckern kaum gespalten. Aufgrund dieser Eigenschaft und ihrer strukturellen Ähnlichkeit zu Zuckerverbindungen sind Carbazuckerverbindungen potentielle Inhibitoren für Enzyme, die Zuckerderivate als Substrate akzeptieren. Von besonderem Interesse sind solche Mimetika, die die Konformation möglicher Übergangszustände, welche Zucker im Verlauf der Reaktion im aktiven Zentrum eines Enzyms durchlaufen, imitieren. Als solche sind verschiedene Pseudozucker und Zuckermimetika zur Aufklärungen enzymatischer Mechanismen wie auch als wirksame Enzyminhibitoren pharmazeutisch interessante Verbindungen. 20 Allgemeiner Teil 3.5 Naturstoffe mit Cyclohexengrundstruktur Eine in Pflanzen und Pilzen weit verbreitete Gruppe von Cyclitolen weist als gemeinsame Grundstruktur einen C7-Körper bestehend aus einem Cyclohexen-Ring und einer Methyl-, Hydroxymethyl- oder Säurefunktion auf (Abb. 3.12). So sind Phyllostin (47) und Epoxydon (48) zwei phytotoxische Substanzen, die, wie auch 49, 50 und 51 im Kulturmedium verschiedener Phyllosticta Spezies gefunden wurden.38 Zeylenol (52) wurde im Methanolextrakt aus Wurzeln von Uvaria zeylanica gefunden,39 und Piperenol A, B und C (53, 54 und 55) sind aus der indischen Pflanze Piper cubeb isoliert worden.40 Pericosin A und B (56 und 57) wurden aus Persiconia byssoides, einem im Gastrointestinaltrakt des marinen Organismus Aplysia kurodai (Seehase) gefundenen Pilzes, isoliert und wiesen im Versuch mit Leukämiezelllinien cytotoxische Eigenschaften auf.41 Dargestellt ist die durch Synthese des Naturstoffs bestimmte und korrigierte Konfiguration für Pericosin A.42 Streptol (58) wurde aus dem Fermentationsüberstand eines unidentifizierten Streptomyces Stammes isoliert werden und zeigt eine hemmende Wirkung auf das Wachstum von Salatkeimlingen.43 O O HO O O HO O O Cl HO Cl HO OH O OH Phyllostin (47) Epoxydon (48) O OAc HO HO OH OBz OH Zeylenol (52) 51 OBz AcO OAc OAc HO OAc Piperenol C (55) 50 OBz BzO OH OH OH HO OBz OBz OH OH Piperenol A (53) Piperenol B (54) CO2Me Cl OH 49 OBz OH HO OH OH OH CO2Me MeO OH OH Pericosin A (56) OH HO OH OH Pericosin B (57) HO OH OH Streptol (58) Abbildung 3.12: Beispiele für natürlich vorkommende Carbazucker mit ungesättigtem C7Körper. Allgemeiner Teil 21 3.6 Gabosine Eine spezielle Untergruppe von Carbazuckern wird als Gabosine zusammengefasst. Der Begriff wurde von Zeeck und Mitarbeitern für hydroxylierte und mit einer Methyl- oder Hydroxymethylgruppe substituierte Cyclohexanone und Cyclohexenone geprägt.44 Einzig Gabosin K weist keine Ketofunktion auf, wird aber aufgrund der gleichen Herkunft und strukturellen Verwandtschaft ebenfalls als Gabosin bezeichnet (Abb. 3.13). Die Mehrzahl dieser Verbindungen ist ungesättigt. Bislang wurden 14 Verbindungen dieses Types als Sekundärmetabolite verschiedener Streptomyces Stämme identifiziert. Die Gruppe der Gabosine weist eine große Variation in Bezug auf relative und absolute Konfiguration der Hydroxyfunktionen auf. Mit Gabosin B und Gabosin F werden zwei enantiomere Verbindungen beschrieben, und die Hydroxyfunktionen von Gabosin C und Gabosin O weisen eine genau entgegengesetzte absolute Konfiguration auf. Gabosin F wurde schon 1986 von KellerSchierlein und Mitarbeitern als Metabolit verschiedener Streptomyces Stämme isoliert und identifiziert.45 Die Strukturen der Gabosine A,46 B,47 C,48 D,49 E,49 F,44a I,50 N,51 und O51 wurden durch Synthese bestätigt. Die Struktur von Gabosin K wurde von Zeeck und Mitarbeitern wie dargestellt angenommen, konnte aber durch Synthese der gezeigten Verbindung widerlegt werden.47,52 Eine Verbindung mit der Bezeichnung Gabosin M ist in der Literatur nicht beschrieben. O HO O CH3 HO HO O CH3 HO HO O OH HO HO O OAc HO HO OH HO OH OH OH OH OH Gabosin A (59) Gabosin B (60) Gabosin C (61) Gabosin D (62) Gabosin E (63) O O HO CH3 HO HO HO OH OAc Gabosin H (66) O OAc OH fälschlicherweise angenommen für Gabosin K (68) CH3 OH Gabosin G (65) OH HO O O HO OH HO HO CH3 HO CH3 HO OH HO OH Gabosin I, Valienon (8) O HO CH3 OH HO OH Gabosin J (67) HO OH Gabosin L (69) O HO HO OH Gabosin F (64) HO O HO Gabosin N (70) OH Gabosin O (71) Abbildung 3.13: Als Gabosine bezeichnete und aus verschiedenen Streptomyces Stämmen isolierte Carbazucker. 22 Allgemeiner Teil Die Biosynthese für Gabosine A – C wurde von Zeeck und Mitarbeitern mittels Verfütterung isotopenmarkierter Verbindungen aufgeklärt. Hierbei zeigte sich, dass die Biosynthese nicht wie vermutet über den Shikimat-Biosyntheseweg, sondern vielmehr über den Pentosephosphatweg durch Zyklisierung eines Heptulosephosphat-Intermediates erfolgt.53 Die physiologische Bedeutung der meisten dieser Sekundärmetabolite ist nicht bekannt. Gabosin I (8), in anderem Zusammenhang auch als Valienon bezeichnet, wird bei der Biosynthese des Aminocyclitols in Validamycin A als Intermediat gebildet (vgl. Kapitel 3.8.1). 3.7 Beispiele für mit Chorismat strukturell eng verwandte Verbindungen Für andere in der Natur gefundene Verbindungen kann aufgrund der strukturellen Verwandtschaft angenommen werden, dass sie sich direkt von Chorismat (3) oder Vorläufersubstanzen ableiten und ihren Ursprung somit im Shikimat-Biosyntheseweg haben. Die hier dargestellten Verbindungen wurden alle aus verschiedenen Pilzen gewonnen und weisen cytotoxische oder fungizide Eigenschaften auf (Abb. 3.14).54 Die Struktur der Cyathiformine A - C konnte durch Synthese der Verbindungen bestätigt werden.55 CO2H O CO2H OH Chorismat (3) CO2Me CO2Me CO2Me HO Cl O O CO2Me HO OH O CO2Me HO O OH Cyathiformin A (59) Cyathiformin B (60) O Cyathiformin C (61) CO2Me CO2Me HO CO2Me OH Cl CO2Me OH Cyathiformin D (62) HO O O O Metabolit eines nicht identifizierten Pilzes (63) Abbildung 3.14: Chorismat (3) und strukturell verwandte Sekudärmetabolite.41, 54 Allgemeiner Teil 23 3.8 Kommerziell relevante Aminocarbazucker Aminocyclitole und Aminozuckermimetika von kommerzieller Relevanz sind neben anderen das Valienamin (64), welches in Acarbose (65) und Validamycin A (66) einen Teil der für die biologische Aktivität verantwortlichen Substruktur bildet, oder Oseltamivir (67), welches als Neuramidase-Inhibitor als Wirkstoff im Antiinfluenza-Medikament Tamiflu® große Bedeutung erlangt hat (Abb. 3.15). Acarbose (65): R = OH CO2Et O HO H2N O NHAc ∗ H3PO4 Oseltamivir (67) HO HO OH N H HO O OH O HO HO OH O HO O OH OH Validamycin A (66): R = R OH OH OH Valienamin (64): R = -H HO O HO O OH OH Abbildung 3.15: Strukturen von Oseltamivir (67), Valienamin (64), Acarbose (65) und Validamycin A (66). Valienamin (64) ist ein in der Natur gefundenes Aminocyclitol, das vielfach in Verbindung mit anderen Zuckern oder Pseudozuckern auftritt.56 Verbindungen dieses Typs werden nur von Mikroorganismen, und dabei überwiegend von Actinomyceten gebildet. Im Jahr 1970 wurde Validamycin A (66) als erster Valienamin enthaltender Sekundärmetabolit aus dem Kulturüberstand von Streptomyces hygroscopicus Subspezies limoneus isoliert und beschrieben.57 3.8.1 Validamycin A und Acarbose Die Biosynthese des Aminocarbazuckers Valienamin (64) ist noch nicht abschließend geklärt, jedoch konnten mittels Fütterungsexperimenten mit 13 C-markierten Kohlenstoffquellen ein Ursprung im Shikimat-Biosyntheseweg ausgeschlossen und ein Ursprung im Pentosephosphatweg vermutet werden.56a,b Im Falle der Biosynthese von Validamycin A (66) wird Gabosin I (8), in diesem Zusammenhang als Valienon benannt, als Zwischenstufe angenommen. So wird eine Tritium-Markierung nach Verfütterung von [7-3H]-8 in beiden Carbazucker-Untereinheiten von Validamycin A (66) gefunden. Eine Bildung von Carbazuckerdimer 68 kann hiernach entweder über eine Imin-Zwischenstufe oder über eine SN2-Reaktion erfolgen (Abb. 3.16).58 Bei entsprechenden Experimenten zur Untersuchung 24 Allgemeiner Teil der Biosynthese von Acarbose wurde für 2-epi-5-epi-Valiolon (69), jedoch für kein Ketocyclitol eine Inkorporation beobachtet.59 CH2OH O HO OH OH OH CH2O P Sedoheptulose7-phosphat OH HO HO HO OH O OH 2-epi-5-epiValiolon (69) OH HO OH HO HO O HO HO OH O HO OR OH OH Valienon (8) epi-Valienol R = -OH R = aktivierende Gruppe, z.B. -PO3H2 OH HO HO IminBildung OH OH HO HO N OH NH2 SN2 OH OH OH OH HO OH HO OH OH OH N H OH Validamycin A (66) OH 68 Abbildung 3.16: Diskutierte Reaktionswege für die Bildung der Aminocarbazuckeruntereinheit in Validamycin A (66).58 Acarbose (65) ist der Wirkstoff des Medikamentes Glucobay®, welches zur Behandlung von Diabetes Melitus (Diabetes Typ II) eingesetzt wird, um als kompetetiver Inhibitor von αGlucosidasen den Abbau von Disacchariden aus der Nahrung zu verlangsamen und damit temporäre Glucosekonzentrationsspitzen im Blut zu vermeiden.60 Nach neueren Studien wird kontrovers diskutiert, ob das Medikament außerdem den Beginn einer Zuckererkrankung verzögern und vor Kreislauferkrankungen zu schützen vermag.61 BAYER (Leverkusen) erzielte mit Glucobay® im Jahre 2004 einen Umsatz von etwa 278 Millionen Euro weltweit.62 Insgesamt war Glucobay® im Jahre 2004 eines der zehn umsatzstärksten Medikamente des Konzerns. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2005 machte der Umsatz des Wirkstoffs 222 Millionen Euro aus, was einer Steigerung von 4.2 % gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum entspricht.63 Dennoch gilt unter Fachleuten die Wirksamkeit seit längerem als umstritten.64 Die Produktion von 65 erfolgt mittels eines Actinoplanes Stamms.30 Allgemeiner Teil 25 Validamycin A (66) ist Hauptbestandteil eines seit den achziger Jahren häufig in Asien eingesetzten Fungizids, welches zur Bekämpfung von Mehltau im Reis-, Getreide-, Zitrusfrucht- und Baumwollanbau eingesetzt wird. Die industrielle Produktion erfolgt fermentativ.65 3.8.2 Oseltamivir Oseltamivir (67), ein synthetischer Aminocarbazucker, ist der Wirkstoff des Medikamentes Tamiflu®. Es handelt sich hierbei um einen Hemmstoff für die viral codierte Neuraminidase, welche für die Replikation des Virus in der Gastzelle essentiell ist. Im Zuge der sich zur Zeit nach Europa ausbreitenden Vogelgrippe und der Angst vor einer Pandemie stellt Tamiflu® neben Relenza® eines von zwei antiviralen Medikamenten dar, die zur Behandlung von Grippekrankheiten zur Verfügung stehen. Während das Vogelgrippevirus selbst zwar in Ausnahmefällen Menschen infizieren kann und dabei in vielen Fällen tödlich verläuft, ist die Übertragung von Mensch zu Mensch bislang noch nicht belegt worden. Durch Genaustausch des Vogelgrippeerregers des Typs H5N1 mit einem von Mensch zu Mensch übertragbaren, humanen Grippevirus könnte allerdings ein neues Grippevirus entstehen, welches das Potential besitzt, die befürchtete Pandemie auslösen zu können. Das Unternehmen ROCHE (Basel), welches das Medikament Tamiflu® vertreibt, erzielte im Jahr 2005 eine deutliche Absatzsteigerung, da viele Länder auf Anraten der WHO einen Vorrat an Tamiflu® anlegen.66 Betrug der Umsatz mit Tamiflu® im Jahre 2004 noch 330 Millionen CHF, so wuchs der Umsatz für die ersten drei Quartale des Jahres 2005 auf 859 Millionen CHF.67 Die Kapazitäten zur Produktion sind ausgereizt, so dass Sublizenzen zur Produktion des Wirkstoffs an indische und chinesische Unternehmen erteilt wurden.68 Ausgangsmaterial für die Synthese von 67 sind Shikimat (15), welches überwiegend aus Sternanis isoliert wird, oder die preiswertere Chinasäure (13), die als Nebenprodukt bei der Extraktion der Rinde des Chinabaumes anfällt. Die bereits in Kapitel 3.3 aufgezeigten alternativen Zugänge über biotechnologisch mit modifizierten E. coli Stämmen gewonnenes Shikimat (15) spielen zur Zeit eine untergeordnete Rolle, könnten künftig aber ausgebaut werden.69 In der Literatur wird eine Synthese von 67 ausgehend von 15 vorgestellt, welche in dieser Form in Maßstäben von 50 bis 250 kg mit Epoxid 70 als Schlüsselintermediat durchgeführt wurde (Abb. 3.17).70 26 Allgemeiner Teil MeO OMe HO CO2H EtOH, SOCl2 Reflux HO 97 % HO CO2Et HO kat. TsOH EtOAc, rt CO2Et O MsCl, NEt3 EtOAc, 0 °C O 95 % O 89 % OH OH OH 15 71 72 CO2Et O OMs 73 Pentanon, kat. CF3SO3H 98 % O CO2Et HO CO2Et + HO Et3SiH, TiCl4 -34 °C O O OMs 75 CO2Et O OMs 76 32 : OMs 74 1 NaHCO3, EtOH / H2O, 60 °C 80 % für zwei Stufen O CO2Et O a) Allylamin, MgBr2 × Et2O TBME / CH3CN 9 : 1 55 °C, 16 h b) (NH4)2SO4, H2O O CO2Et HO HN 97 % 70 77 a) Pd/C, H2NCH2CH2OH EtOH, Reflux, 3 h b) H2SO4, H2O O CO2Et H2N a) PhCHO, TBME b) MsCl, NEt3 c) Allylamin, 112 °C, 15 h d) HCl, H2O 77 % O HO 80 % HN CO2Et NH2 79 78 Ac2O, AcOH, MsOH TBME, 20 °C, 15 h 83 % O CO2Et AcHN HN a) 10 % Pd/C, H2NCH2CH2OH EtOH, Reflux, 3 h b) 85 % H3PO4, EtOH 70 % 80 O CO2Et AcHN NH2 ∗ H3PO4 67 Abbildung 3.17: Synthese von Oseltamivir (67) im 50-250 kg Maßstab.70 Bei dieser Synthese wird 67 in 11 Stufen in einer Ausbeute von 22 % bezogen auf das eingesetzte Shikimat (15) erhalten. Auffällig an der gezeigten Syntheseroute zu Epoxid 70 ist, dass zunächst ein Acetonid gebildet wird, welches wenig später in ein 3-Pentyliden-Ketal überführt wird. Begründet wird diese zusätzliche Stufe damit, dass 72 eine kristalline Verbindung ist, welche eine einfache Aufreinigung erlaubt. Wird hingegen gleich ein 3Pentyliden-Ketal gebildet, kann das ölige Produkt nicht in großem Maßstab aufgereinigt werden und führt zu Qualitätsproblemen. Das 3-Pentyliden-Ketal 74 wird reduktiv zum 3- Allgemeiner Teil 27 Pentanylether 75 umgesetzt. Als Nebenprodukt im Verhältnis 1 : 32 wird Regioisomer 76 erhalten. Nach einer intramolekularen SN-Reaktion unter Substitution des Mesylatrestes wird Schlüsselverbindung 70 erhalten. Die Stickstoffsubstituenten werden nacheinander eingeführt. Zunächst wird Epoxid 70 durch nucleophile Öffnung mit Allylamin und reduktive Spaltung des Allylrestes in β-Aminoalkohol 77 überführt. Dieser wird nach Schützen der Aminofunktion und Aktivieren des Alkohols zum Aziridin umgesetzt, welches analog zu Epoxid 70 mit Allylamin nucleophil zu 79 geöffnet wird. Nach Acetylierung des primären Amins und reduktiver Spaltung des Allylamins wird Oseltamivir (67) aus ethanolischer Lösung als Dihydrogenphosphat-Salz kristallisiert. Neben dieser in technischem Maßstab durchgeführten Synthese sind weitere Synthesen von 67, die zum Teil nur im Labormaßstab vollzogen wurden, beschrieben. Als Strategien kommen dabei Diels-Alder-Reaktionen als Schlüsselschritt zum Aufbau eines Cyclohexenrings71 (Abb. 3.18 A) wie auch die Hydrierung funktionalisierter Aromaten und Desymmetrisierung des erhaltenen, funktionalisierten Cyclohexans71a (Abb. 3.18 B) oder die Desymmetrisierung von meso-Aziridinen72 (Abb. 3.18 C) zum Einsatz. O CO2Et A AcHN OEt O P N OEt CO2Et O EtO P N EtO OH NH2 ∗ H3PO4 67 O 81 82 OH O B O CO2Et CO2Et O AcHN NH2 ∗ H3PO4 67 C AcHN O CO2Et MeO CO2H CO2Et 86 N3 NHBoc 87 O O NO2 N H NHBoc 88 OMe CO2Et 85 NC NH2 ∗ H3PO4 67 84 OH O O CO2Et 83 HO NH O O CO2Et O EtO2C + NO2 N NO2 NO2 89 90 Abbildung 3.18: Strategien zur Synthese von Oseltamivir (67) A nach Karpf und Mitarbeitern;71a B nach Wirz und Mitarbeitern;71a C nach Shibasaki und Mitarbeitern.72 28 Allgemeiner Teil 3.9 Chemische Synthese von Carbazuckern und Cyclitolen In der Literatur sind vielfältige Synthesestrategien zum Aufbau polyfunktionalisierter Cyclohexene publiziert (Abb. 3.19). Einige häufig racemisch durchgeführte Synthesen beginnen mit bicyclischen Verbindungen, die mittels Diels-Alder-Reaktionen erhalten und nach Funktionalisierung zu substituierten Cyclohexenen geöffnet werden.73,47 Andere Synthesen gehen von in großem Maßstab zugänglichen Verbindungen des "chiral pool" wie Zuckern oder den Produkten strukturell ähnlichen Metaboliten des Shikimat-Biosyntheseweges aus.74 Während der Schlüsselschritt bei Synthesen, welche mit Zuckern starten, in der Bildung eines Cyclohexenrings liegt, verlaufen Synthesen, die von Substanzen wie Shikimat ausgehen, welche bereits einen zyklischen C6Körper enthalten, geradliniger. Eine dritte Gruppe von Synthesen geht von funktionalisierten Aromaten aus. Diese können mittels Birch-Reduktion in funktionalisierte 1,4-Cyclohexadiene überführt und mit asymmetrischen Methoden enantioselektiv umgesetzt werden,75 oder über Ganzzellbiotransformation enantioselektiv zu funktionalisierten Cyclohexadien-cis-diolen oxidiert werden (siehe Kapitel 3.10.1). Neben Synthesen, die direkt von funktionalisierten Cyclohexadienen ausgehen, treten solche Verbindungen auch als Zwischenprodukte in verschiedenen Naturstoffsynthesen auf (vgl. Kap. 3.10). aus Aromaten mittels Reduktion oder Oxidation erhaltene funktionalisierte Cyclohexadiene I SiMe2OH OH OH OH O O HO OH OH ungesättigte C7-Cyclitole OH bicyclische, mittels Diels-Alder-Reaktion gewonnene Edukte CO2H OH O HO OH OH Shikimat und andere Metabolite des ShikimatBiosynthese-Weges Glucose oder andere Zucker O Edukte des "chiral pool" CO2H Abbildung 3.19: Auswahl der in der Synthese ungesättigter Carbazucker eingesetzten Edukte. Allgemeiner Teil 29 Synthesen, die von Zuckerverbindungen ausgehen, erlauben häufig durch Variation der Ausgangsverbindung Zugang zu Produkten unterschiedlicher absoluter Konfiguration. Weiterhin sind die Ausgangsverbindungen einfach und in vielen Fällen preiswert erhältlich. Nachteile dieser Synthesen sind jedoch der hohe Aufwand, der bis zur Ringschlussreaktion betrieben werden muss. Beispielhaft sei die Synthese von Gabosin I (8) ausgehend von 2,3,4,6-Tetra-O-benzyl-D-glucopyranose (91) nach Lubineau und Billault vorgestellt (Abb. 3.20).50 Nach Bildung von Keton 93 wird mittels Wittig-Reaktion Vinylbromid 94 erzeugt. Dieses wird im ringschließenden Schlüsselschritt dieser Sequenz mittels Nozaki-KishiReaktion in Gegenwart von Chrom(II)chlorid und Nickel(II)chlorid umgesetzt. Die erhaltenen Alkohole 96 werden mit Pyridiniumchlorchromat (PCC) zum geschützten Gabosin I oxidiert. Abschließend werden die Benzylether mit Bortrichlorid gespalten und Carbazucker 8 freigesetzt. Die Synthese von 8 erfolgt über 9 Stufen in einer Gesamtausbeute von 15.5 %. OBn BnO a) NaBH4, THF-H2O, 98 % b) TBSCl, Pyridin, 97 % O BnO OBn OH BnO OH BnO OBn 91 OBn PCC, NaOAc, MS 4 Å CH2Cl2, 90 % OTBS BnO O BnO OBn 92 OTBS OBn 93 Ph3PCHBr, THF, 74 % OBn OBn BnO CrCl2, 0.1 % NiCl2 DMF, 61 % BnO OH OBn BnO BnO Br CHO OBn 95 96 OBn a) TBAF, THF, 80 % b) Swern-Oxidation, 89 % BnO Br BnO OTBS OBn 94 a) PCC, NaOAc, MS 4 Å CH2Cl2, 76 % b) BCl3, CH2Cl2, 74 % OH HO HO O OH 8 Abbildung 3.20: Synthese von Gabosin I (8) ausgehend von 2,3,4,6-Tetra-O-benzyl-Dglucopyranose (91) nach Lubineau und Billault.50 Singh und Mitarbeiter synthetisierten Carbazucker 68, der die ursprünglich für Gabosin K angenommene Struktur aufweist, ausgehend von Shikimat (15) (Abb. 3.21).52 Hierzu wurde nach Schutzgruppeneinführung durch Eliminierung von Trifluormethansulfonsäure Dien 88 erhalten, welches katalytisch mit Osmium(VIII)oxid zu Diol 99 oxidiert wird. Diese Oxidation verläuft nicht regioselektiv, und neben 99 wird Diol 100 in etwa gleichem Maße 30 Allgemeiner Teil gebildet. Nach Trennung beider Diole wird 99 mit 2,2-Dimethoxypropan säurekatalysiert in Acetonid 101 überführt. Die Synthese wird mit der Reduktion der Esterfunktion zum primären Alkohol mittels Di-iso-butylaluminiumhydrid (DIBAL-H), Acetylierung des freien Alkohols und Spaltung der Acetonide abgeschlossen. Hierbei wird 68 über 6 Stufen in einer Gesamtausbeute von 16.4 % bezogen auf das eingesetzte Shikimat (15) erhalten. a) CSA, MeOH, reflux 10 h, 96 % b) CMe2(OMe)2, CSA, rt 2 h, 95 % CO2H HO CO2Me O OH a) Tf2O, DMAP, Pyridin, CH2Cl2, -20 °C, 40 min 98 % b) CsOAc, DMF, rt 2 h, 81 % OH 15 OH CO2Me O O O 97 98 OsO4, NMO tBuOH - H2O (10:1) rt, 8 h 38 % 89, 35 % 90 CO2Me O CO2Me OH CMe2(OMe)2, CSA rt, 3 h 98 % bezogen auf 89 O O O O 101 OH O 99 HO + CO2Me HO O O 100 DIBAL-H, THF -10 °C, 1.5 h, 99 % OH O O O O 102 a) Ac2O, DMAP, Pyridin CH2Cl2, rt, 2.5 h, 93 % b) aq. AcOH (80 %) 60 °C, 4.5 h, 66 % OAc OH HO OH OH 68 Abbildung 3.21: Synthese der für Gabosin K angenommenen Struktur 68 nach Singh et al.52 Hudlicky und Entwistle stellen die Synthese der peracetylierten pseudo-Hexapyranose 103 ausgehend von Iodcyclohexadien-cis-diol 104 vor (Abb. 3.22).76 Diol 104 wird zunächst säurektalysiert mit 2,2-Dimethoxypropan in Acetonid 95 überführt. Durch OsO4-katalysierte Oxidation einer Doppelbindung in 105 wird stereo- und regioselektiv eine cis-DiolFunktionalität eingeführt. Nach Überführen des erhaltenen Diols in Acetonid 106 und Substitution von Iod gegen Lithium wird durch Reaktion mit Kohlendioxid eine Säurefunktion installiert und dabei der C7-Grundkörper erhalten. Die Säure wird mit Iodmethan zum Methylester 101 umgesetzt und abschließend mit DIBAL-H nach Hydrogenolyse der Doppelbindung zum primären Alkohol 107 reduziert. Nach saurer Hydrolyse der Acetonidfunktion und peracetylierung des erhaltenen Pentols wird Verbindung 103 erhalten. Allgemeiner Teil 31 Anders als in den zuvor dargestellten Beispielen wird ein gesättigter Carbazucker erhalten. Da jedoch in dieser und der Synthese von Singh und Mitarbeitern die identische Zwischenstufe 101 durchlaufen wird, kann formal eine Synthese des ungesättigten Carbazuckers 68 formuliert werden. Die Umsetzung von Dien 104 zu Bisacetonid 101 erfolgt in 5 Stufen mit einer Ausbeute von 67.5 %, so dass für die formale achtstufige Synthese von Carbazucker 68 eine Ausbeute von 41.0 % bezogen auf Dien 104 angenommen werden kann. I OH CMe2(OMe)2, TsOH O O O O OH I a) OsO4, NMO, tBuOH, H2O b) CMe2(OMe)2, TsOH 75 % für drei Stufen I O O 106 105 104 a) tBuLi, Et2O, -78 °C, CO2 b) MeI, K2CO3, Me2CO, 90 % OAc OAc AcO OH a) Amberlite 15 saures Ionentauscherharz, MeOH, H2O b) Ac2O, DMAP, Pyridin, 89 % O O OAc OAc 103 a) Pd/C, H2 (ca. 3.5 kPa) EtOAc, 92 % b) DIBAL-H, PhMe 78 °C, 74 % O CO2Me O O O 107 O O 101 Abbildung 3.22: Synthese des peracetylierten Carbazuckers 103 nach Hudlicky und Entwistle.76 3.10 Cyclohexadiendiole (CHD) Am Diensystem funktionalisierte Cyclohexadiendiole stellen als chirale und mit unterschiedlich reaktiven Doppelbindungen flexibel zu modifizierende Verbindungen hervorragende Ausgangsmaterialien in der organischen Synthese dar (Abb. 3.23). Je nach relativer Stereochemie der Diolfunktion wird zwischen cis- oder trans-CHD unterschieden. Für die organische Synthese wäre ein flexibeler Zugang zu allen vier möglichen absoluten Konfigurationen der Diolfunktion wünschenswert. R OH R OH OH OH cis-CHD R OH R OH OH OH trans-CHD Abbildung 3.23: Schematische Darstellung aller möglichen relativen und absoluten Konfigurationen von cis- und trans-CHD. 32 Allgemeiner Teil In der Literatur gibt es vielfältige Beispiele für Substanzen, in deren Synthese CHD eine zentrale Rolle spielen. In Abbildung 3.24 sind einige Beispiele für solche Produkte abgebildet.77,78 O A OH OH HN HO OH OH Mannojirimycin (108) O O HO OH HO OH OH B H2N OH OH Valienamin (64) HO C13H27 NH2 OH allo-Inositol (110) D-erythro-Sphingosin (111) OH OH O Zeylena (113) N (-)-Trihydroxyheliotridan (109) OBz O OH H CH3 OH N(CH ) 3 2 H H OH OH O O OBz OAc OAc iso-Crotepoxid (114) O OBz OAc OAc Senepoxid (115) NH2 O OH O OH O O H (-)-Doxytetracyclin (112) CO2H O CO2H OH Chorismat (3) Abbildung 3.24: Beispiele für Produkte, die über CHD synthetisiert wurden; A Synthesen über cis-CHD;77 B Synthesen über trans-CHD;78 113 wurde ausgehend von einem cis-CHD über ein trans-CHD synthetisiert. Dabei wird die große Bandbreite unterschiedlicher Substanzklassen deutlich, die aus CHD abgeleitet werden können. cis-CHD sind einfacher zugänglich und als chirale Bausteine länger etabliert als trans-CHD. Dies spiegelt sich auch in der strukturellen Vielfalt der erhaltenen Produkte wider, in welchen die Struktur des eingesetzten cis-CHD so weit modifiziert wurde, dass diese nicht gleich wiederzuerkennen ist. So wurden neben Carbazuckern auch Lactame77a und Heterocyclen,77b offenkettige Systeme77d oder Tetracycline77e ausgehend von enantiomerenreinen cis-CHD synthetisiert (Abb. 3.24 A). Der Zugang zu trans-CHD war bislang limitiert und kompliziert, so dass für diese Substanzklasse erst wenige Beispiele für Synthesen, in deren Verlauf trans-CHD verwendet wurden, bekannt sind (Abb. 3.24 B). Einige Cyclitole und Epoxycyclitole wie Valienamin (64)78b oder Senepoxid (115)78d wurden über Synthesen mit enantiomerenreinen trans-CHD als Zwischenstufen erhalten. iso-Crotepoxid wurde ausgehend von mikrobiell produziertem 4 synthetisiert.78c In einigen Fällen wurden trans-CHD oder direkt davon abgeleitete Strukturen wie Chorismat (3)78e in zum Teil racemischer Form zur Untersuchung biologischer Fragestellungen synthetisiert. Allgemeiner Teil 33 3.10.1 Biokatalytischer Zugang zu funktionalisierten cis-CHD Funktionalisierte cis-CHD sind als chirale Bausteine in der organischen Synthese etabliert, einfach zugänglich und kommerziell erhältlich.c Gewonnen werden cis-CHD aus aromatischen, mit Halogenen, Alkylgruppen oder Säurefunktionen substituierten Kohlenwasserstoffen, die in einer Ganzzelltransformation mit einer bakteriellen Toluendioxygenase oder verwandten Enzymen oxidiert werden.79 Gefunden wurde das Enzym Toluendioxygenase in Pseudomonas putida F1, einem Mikroorganismus, der mit Benzen oder Toluen als einziger Kohlenstoffquelle wachsen kann. Hierbei wird Benzen zunächst zu cis-CHD 116 oxidiert, welches zu Brenzkatechin (40) weiteroxidiert wird und in den Stoffwechsel eingeht (Abb. 3.25 A). Die Mutante P. putida F39/D besitzt keine funktionsfähige cis-Dioldehydrogenase, vermag daher diese Folgreaktion nicht zu katalysieren und akkumuliert cis-CHD 116 im Medium (Abb. 3.24 B). Toluendioxygenase OH A cis-Dioldehydrogenase OH OH OH 116 Toluendioxygenase 40 OH B cis-Dioldehydrogenase OH 116 Abbildung 3.25: Oxidation von Benzol mit unterschiedlichen Stämmen von Pseudomonas putida; A P. putida F1; B P. putida F39/D.79 Das hierfür entscheidende Enzym Toluendioxygenase wie auch weitere Dioxygenasen anderer Mikroorganismen sind identifiziert, charakterisiert und optimiert worden, so dass verschiedene Enzyme rekombinant zur Verfügung stehen, die eine Oxidation unterschiedlicher Aromaten zu substituierten cis-CHD erlauben (Abb. 3.26). Diese Oxidationen erfolgen in vielen Fällen mit hoher Enantioselektivität. c cis-CHD werden von verschiedenen Anbietern vertrieben. Katalogpreise Aldrich 2005/2006: (1S-cis)-3Chlorcyclohexadien-1,2-diol: 187.30 €/g; (1S-cis)-3-Bromcyclohexadien-1,2-diol: 200.40 €/g. 34 Allgemeiner Teil I OH OH OH OH 121 OH 119 HO2C OH OH CO2H OH OH CH3 118 OH Br OH OH Br 117 CO2H OH CH3 120 HO2C OH OH OH Cl 122 123 124 Abbildung 3.26: Auswahl verschiedener cis-CHD, die durch enzymatische Oxidation von aromatischen Kohlenwasserstoffen gebildet wurden.79 Die Enantioselektivität der enzymatischen Oxidation wird durch den sterischen Anspruch von Substituenten am zu oxidierenden Aromaten bestimmt. Durch geschickte Wahl von Edukt und Folgereaktionen lässt sich Zugang zu enantiomeren cis-CHD erhalten. Die mikrobielle Oxidation von Brombenzen (125) mit P. putida UV4 führt zu enantiomerenreinem (2S,3S)-1Brom-2,3-dihydroxy-2,3-dihydrobenzen (120).80 Boyd und Mitarbeiter konnten das aus der mikrobiellen Oxidation von 1-Brom-4-iodbenzen (126) entstandene cis-CHD 117 hydrogenolytisch zu ent-110 umsetzen (Abb. 3.27). Dabei ist der in der mikrobiellen Oxidation erzielte Enantiomerenüberschuss mit 22 % gering. Wird das Enantiomerengemisch in einem zweiten Fermentationsschritt von P. putida NCIMB 8859 umgesetzt, so wird 120 selektiv zu 1-Brom2,3-dihydroxybenzen oxidiert, und ent-120 verbleibt mit hohem Enantiomerenüberschuss, in einer Ausbeute von 30 %.81 Br Br E. coli JM 109 (pDTG601A) Br OH HO OH HO 120 (99 % ee) 125 ent-120 (99 % ee) P. putida NCIMB 8859 I E. coli JM 109 (pDTG601A) I OH OH Br 126 Br 117 (22 % ee) OH H2, Pd/C OH Br ent-120 (22 % ee) Abbildung 3.27: Darstellung beider Enantiomere von 120 nach Boyd et al.80,81 Allgemeiner Teil 35 3.10.2 Biologischer Zugang zu funktionalisierten trans-CHD 3.10.2.1 trans-CHD als Abbauprodukte von Aromaten trans-CHD werden in der Natur als Abbauprodukte von Aromaten in eukaryontischen Zellen gebildet. trans-CHD 101 wurde in geringen Mengen neben weiteren Metaboliten wie Muconsäure, Brenzkatechin (40), Phenol (43) oder Benzochinon beim in vivo Abbau von Benzen aus dem Urin von Hasen isoliert,82 und in vitro konnte die Bildung mit Mikrosomen aus Hasenleberzellen nachvollzogen werden (Abb. 3.28).83 Ähnliche Umsetzungen werden auch für substituierte Aromaten wie beispielsweise Chlorbenzen beobachtet. im Hasen in vivo metabolisiert i ii O OH O 125 OH 127 126 mit Mikrosomen aus Rattenleberzellen und Epoxidhydrolase in vitro umgesetzt Abbildung 3.28: Teilschritte des Abbaus aromatischer Systeme in Säugetierzellen; i Oxidation mittels Monooxygenase; ii Epoxidhydrolase.82,83 Der oxidative Abbau des aromatischen Systems beginnt mit der Oxidation mittels Monooxygenase,84 einem Cytochrom P450-Enzym, zu Benzenoxid (125). Boyd und Mitarbeiter untersuchten die säurekatalysierte Aromatisierung von 125 im Vergleich zur säurekatalysierten Dehydratisierung von Cyclohexadienol (128) (Abb. 3.29). H3O+ OH O 125 H3O+ langsamer - H2O schneller OH 128 43 Abbildung 3.29: Benzenoxid (125) aromatisiert in saurer Lösung langsamer als Cyclohexadienol 128.85 Während aliphatische Epoxide in saurer Lösung in der Regel reaktiver sind als aliphatische Alkohole, erweist sich Benzenoxid (125) als stabiler als Cyclohexadienol (128).85 Aufgrund der gefundenen unerwartet geringen Reaktivität wird eine wenigstens teilweise 36 Allgemeiner Teil homoaromatische Stabilisierung postuliert.85 Verbindungen dieses Typs sind so stabil, dass es Boyd und Mitarbeitern gelang, substituierte Benzenoxide als Metaboliten des Abbaus von para-Halogenbenzoesäuren aus einem Pilz zu isolieren.86 In einer von verschiedenen möglichen Folgereaktion wird Benzenoxid (125) von einer Epoxidhydrolase zu trans-CHD 127 umgesetzt. Dabei wird sowohl in vivo wie auch in vitro bevorzugt das (R,R)-Enantiomer gebildet, wobei in vitro ein Enantiomerenüberschuss von etwa 50 % gefunden wird; für in vivo gewonnenes trans-CHD wurde der Enantiomerenüberschuss nicht ermittelt.87 Eine nichtenzymatische Hydrolyse zu racemischem trans-CHD wird unter den angewandten Versuchsbedingungen nicht beobachtet. Bislang ist es nicht gelungen, diese Reaktion zur präparativen Produktion von trans-CHD einzusetzen. 3.10.2.2 trans-CHD als Metabolite in Mikroorganismen Neben dem enzymatischen Abbau von Aromaten werden trans-CHD auch als Metabolite in der Aromatenbiosynthesen in Mikroorganismen gefunden. 2,3-trans-CHD (4) wird als Metabolit in der Biosynthese von Enterobactin (129), einem Siderophor aus E. coli, gefunden (Abb. 3.30).88 CO2H CO2H EntC / MenF Mg2+ O CO2H EntB OH CO2H O CO2H OH Chorismat (3) OH Pyruvat Isochorismat (22) CO2H EntA OH OH 3 NAD+ 3 NADH 2,3-trans-CHD (4) OH 2,3-Dihydroxybenzoesäure (130) OH O HO HO O OH HN H N O O O O O O O NH OH OH Enterobactin (129) Abbildung 3.30: Die ersten enzymatischen Schritte der Enterobactin-Synthese aus Chorismat (3); EntC, MenF: Isochorismat Synthase, EntB: Isochorismat Lyase; EntA: 2,3-Dihydroxy-2,3-dihydrobenzoat Dehydrogenase. Allgemeiner Teil 37 Enterobactin (129) wird von E. coli in Eisen-armer Umgebung gebildet und exkretiert, um Eisenionen zu chelatisieren und als Komplex in die Zelle aufzunehmen.89 Dabei katalysieren Isochorismat Synthasen (EntC, MenF) in Gegenwart von Magnesiumionen einleitend die reversibele Umlagerung von Chorismat (3) zu Isochorismat (22), welches durch Spaltung des Enolpyruvylethers durch Isochorimat Lyase (EntB) zu 2,3-trans-CHD (4) umgesetzt und dem Gleichgewicht entzogen wird. 4 wird mittels 2,3-Dihydroxy-2,3-dihydrobenzoat Dehydrogenase (EntA) zu 2,3-Dihydroxybenzoesäure (131), einem Vorläufer von Enterobactin (129), aromatisiert. Die enzymatische Umsetzung von Chorismat (3) mit Isochorismat Lyase (EntB) führt zur Hydrolyse des Enolethers unter Freisetzung von 3,4-trans-CHD (5) und Pyruvat (Abb. 3.31). Chorismat (3) wird nach Untersuchungen von Walsh und Mitarbeitern von Isochorismat Lyase zwar als Substrat akzeptiert, der Km-Wert liegt jedoch um etwa den Faktor 2500 über dem für das natürliche Substrat Isochorismat (22) gefundenen.90 Im Wildtyp ist die Chorismatkonzentration jedoch so gering, dass 5 in E. coli natürlicherweise nicht gefunden werden kann. 5 wurde jedoch als Metabolit im Medium von unter Eisenmangel gewachsenen Klebsiella pneumoniae (ehemals bezeichnet als Aerobacter aerogenes) nachgewiesen.91 ShikimatBiosyntheseweg CO2H CO2H EntC / MenF Mg2+ EntB OH OH Pyruvat 3,4-trans-CHD (5) O CO2H OH Chorismat (3) CO2H CO2H OH O EntB CO2H Isochorismat (22) OH OH Pyruvat 2,3-trans-CHD (4) Abbildung 3.31: Biosynthese von 5 und 4 aus Chorismat (3); EntB: Isochorismat Lyase; EntC, MenF: Isochorismat Synthase. In den Biosynthesen von Ansatrienin A (131) und Ascomycin (132), zweier Sekundärmetabolite verschiedener Streptomyces Arten, fungieren Cyclohexancarbonsäure beziehungsweise die zu 3,4-trans-CHD analoge Cycohexandiolcarbonsäure als Startereinheit für die Polyketidsynthese der Makrolactone (Abb. 3.32).14 38 Allgemeiner Teil MeO O Me MeO Me HO O O O O OH O N Me O O H N Me NH Me H Et OMe O OH O O OMe O Me Me Me OH Ascomycin (132) Ansatrienin A (131) Abbildung 3.32: Die polyketidischen Naturstoffe Ansatrienin A (131) und Ascomycin (132), die eine mono- oder trisubstituierte Cyclohexaneinheit mit Ursprung aus dem Shikimat-Biosyntheseweg enthalten; diese Substituenten sind in den Strukturen der Naturstoffe hervorgehoben. Die Biosynthesen der Startereinheiten konnten von Reynolds, Floss und Mitarbeiter durch Verfütterungsexperimente mit isotopenmarkierten Substanzen aufgeklärt werden.92 In beiden Fällen konnte der Einbau von Shikimat (15) und 3,4-trans-CHD (5) nachgewiesen werden. Floss und Moore konnten nachweisen, dass Chorismat (3) im Falle von Ansatrienin A (131) nicht eingebaut wird, und dass die Biosynthese von 5 folglich direkt aus Shikimat (15) oder Shikimat-5-phosphat erfolgt (Abb. 3.33).93 CO2H CO2H AnsK ChcA AnsJ HO OH COSCoA AnsL OH OH OH OH 15 COSCoA OH OH 133 5 134 AnsM COSCoA ChcB ChcA COSCoA COSCoA AnsJ (?) COSCoA ChcA OH 138 137 136 OH 135 Abbildung 3.33: Angenommene Biosynthese der Polyketid-Startereinheit 138 von Ansatrienin A (131).14,94 Angenommen wird, dass 5 über eine stereoselektive 1,4-anti-Eliminierung von Wasser aus Shikimat (15) erhalten wird. Ein Enzym, welches diesen Schritt katalysiert, konnte bislang nicht identifiziert werden. Aufgrund von Sequenzvergleichen wird jedoch vermutet, dass das Enzym AnsJ, welches Homologien zu 3-Enolpyruvylshikimat-5-phosphat Synthase aufweist, Allgemeiner Teil 39 die Dehydratisierung katalysiert.14,94 5 wird in einen Coenzym A-Thioester (CoA-Thioester) überführt und in mehreren Schritten zu 138 dehydratisiert und reduziert. In analoger Weise wird die Biosynthese der Startereinheit für die polyketidische Biosynthese von Ascomycin (132) und verwandter Makrolactone aus Streptomyces hygroscopicus angenommen (Abb. 3.34).95 CO2H CO2H CO2H i HO CO2H ii OH iii OH OH OH OH OH OH OH 15 5 139 140 Abbildung 3.34: Angenommene Biosynthese der Polyketid-Startereinheit 140 von Ascomycin (132);95 i 1,4-anti-Eliminierung von Wasser, ii Reduktion der dreifach substituierten Doppelbindung und anschließende Isomerisierung, iii Reduktion der verbliebenen Doppelbindung. Anders als für Ansatrienin A (131) wird angenommen, dass kein CoA-Thioester gebildet wird und statt dessen die freie Säure 5 zu 140 reduziert wird. Da für 139 deutlich höhere Einbauraten in 132 gefunden werden als für 140, wird vermutet, dass 139 die eigentliche Startereinheit der Polyketidsynthese darstellt. Der Einbau von 140 hingegen deutet auf ein breites Substratspektrum einer Carbonsäureligase hin, welche für die Aktivierung und Bindung der Startereinheit an Polyketidsynthesecluster verantwortlich gemacht wird.95b 3.10.3 Mikrobielle Produktion von trans-CHD Bei Untersuchungen zur Siderophor-Biosynthese in Klebsiella pneumoniae fanden Young und Gibson 2,3-trans-CHD (4) als Metabolit.96 Nach Identifizierung des der Biosynthese von Enterobactin (129) zugrunde liegenden Genclusters,88a,97 konnten durch Leistner und Mitarbeiter mit rekombinanten K. pneumoniae Stämmen 2,3-trans-CHD (4) und 3,4-transCHD (5) in Konzentrationen von 0.2 g × L-1 und 0.15 g × L-1 produziert werden.98 Die hierbei eingesetzten Mikroorganismen weisen zwei für die Produktion dieser Metabolite wichtige Eigenschaften auf. Einerseits besitzen sie Defizite in der Biosynthese aromatischer Aminosäuren, welche einen Abfluss von Chorismat (3) in deren Biosynthese verhindern, und andererseits wurden Gene des Enterobactin-Biosyntheseweges überexpremiert. Ein gravierender Nachteil der eingesetzten Organismen liegt in ihrer potentioell patogenen Natur.99 40 Allgemeiner Teil Mit dieser Strategie konnten in unserer Arbeitsgruppe von Dr. D. Franke 4 und 5 mit rekombinanten, nicht patogenen E. coli-Stämmen produziert werden.12,100 Grundlage für einen Produzenten von 4 ist der Stamm AN193, der einen Defekt im chromosomalen Gen entA aufweist, welches für 2,3-Dihydro-2,3-dihydroxybenzoat Dehydrogenase codiert. Bei Kultivierung im Minimalmedium unter Komplementierung mit essentiellen Substanzen wird bei Überexpression der Gene entC (Isochorismat Synthase) und entB (Isochorismat Lyase) in 40 Stunden eine Konzentration von 4.6 g × L-1 4 im Medium erzielt (Abb. 3.35).12,100a CO2NH3+ O CO2- HO2C O CO2H OH 18 TyrA PheA PabA PabB PabC TrpE TrpD OH NH3+ 23 20 MenD CO2H EntC / MenF Mg2+ ShikimatBiosyntheseweg O CO2H OH OH OH HO2C 19 CO2H CO2H 130 EntA CO2H CO2H OH O EntB CO2H OH OH Pyruvat Chorismat (3) Isochorismat (22) 2,3-trans-CHD (4) UbiC HO2C OH 21 Abbildung 3.35: Von Dr. D. Franke genutzte Strategie zur mikrobiellen Produktion von 2,3-trans-CHD (4).12,100a Wird mit E. coli BN117 ein Stamm eingesetzt, der aufgrund chromosomaler Defekte Chorismat (3) weder zu Prephenat (18) noch zu para-Aminobenzoat (20) oder Anthranilat (19) umsetzten kann und daher einen geringeren Abfluss von Chorismat in konkurrierende Biosynthesen als der Wildtyp aufweist, so wird nach Expression des Gens entB (Isochorismat Lyase) Chorismat (3) zu 3,4-trans-CHD (5) umgesetzt, welches in Konzentrationen von 790 mg × L-1 im Kulturmedium gefunden wird (Abb. 3.36).12,100b Allgemeiner Teil 41 CO2NH3+ O CO2- HO2C O CO2H 19 PabA PabB PabC 18 TyrA PheA NH3+ 20 130 EntA ShikimatBiosyntheseweg CO2H EntC / MenF Mg2+ O CO2H O Chorismat (3) UbiC CO2H OH OH OH OH 23 MenD CO2H CO2H OH HO2C TrpE TrpD OH CO2H EntB CO2H Isochorismat (22) OH OH Pyruvat 2,3-trans-CHD (4) EntB HO2C Pyruvat CO2H OH 21 OH OH 3,4-trans-CHD (5) Abbildung 3.36: Von Dr. D. Franke genutzte Strategie zur mikrobiellen Produktion von 3,4-trans-CHD (5).12,100b 3.10.4 Chemische Synthese von trans-CHD 3.10.4.1 Zugang aus cis-CHD Da cis-CHD schon als chirale Bausteine etabliert waren, wurden einige Versuche unternommen, diese Bausteine in trans-CHD zu überführen. Zentrale Reaktion hierbei ist die Invertierung eines Stereozentrums der Ausgangsverbindung unter Mitsunobu-Bedingungen.101 Da Diene wie 120 unter den Bedingungen einer Mitsunobu-Invertierung ausschließlich aromatisieren, muss das Diensystem zunächst geschützt werden. Boyd und Mitarbeiter haben trans-CHD 142 durch Invertierung eines Stereozentrums der Ausgangsverbindung cis-CHD 120 erhalten, nachdem die elektronenreichere Doppelbindung hydriert wurde (Abb. 3.37 A).101 Der erhaltene Allylalkohol kann nach Aktivierung unter 42 Allgemeiner Teil Mitsunobu-Bedingungen selektiv mit Acetat als Nucleophil invertiert werden. Nach Peracetylierung wird Bisessigsäureester 141 erhalten. Durch Bromierung in allylischer Position und Eliminierung von Bromwasserstoff wird das Diensystem wieder hergestellt. Auf diesem Wege erhielten Boyd und Mitarbeiter in einer siebenstufigen Synthese 120 in einer Gesamtausbeute von 35 – 50 %. Pearson und Mitarbeiter schützten das Diensystem von cis-CHD 143 als Tricarbonyleisenkomplex (Abb. 3.37 B).102 Unter Einfluss von Hexafluorphosphorsäure wird nach Wassereliminierung Carbokation 144 erhalten, welches mit NaHCO3-Puffer zu trans-CHDKomplex 145 weiterreagiert. Der Tricarbonyleisenkomplex 145 konnte in einer dreistufigen Synthese in einer Gesamtausbeute von 51 % erhalten werden. Der abschließende Schritt zur Freisetzung des trans-CHD, etwa durch photochemisch induzierten Ligandenaustausch mit Acetonitril und anschließender Demetallierung,103 wird jedoch nicht beschrieben. Hudlicky und Mitarbeiter schützten Dien 120 mittels einer reversiblen Cycloaddition (Abb. 3.37 C).104 Hierzu wird nach Schützen beider Alkoholfunktionen mit orthogonalen Schutzgruppen das Diensystem in einer Hetero-Diels-Alder-Reaktion mit 4-Phenyl-1,2,4-triazolin3,5-dion zum Trizyklus 146 umgesetzt. Hieran anschließend wird eine Schutzgruppe entfernt, der freigesetzte Alkohol in eine Abgangsgruppe überführt und das Stereozentrum in einer SN2-Reaktion invertiert. Abschließend wird bei hohen Temperaturen ent-142 in einer RetroHetero-Diels-Alder-Reaktion freigesetzt. In dieser Sequenz wird ent-142 in einer siebenstufigen Synthese mit einer Gesamtausbeute von 9 % erhalten. Br OH A 1. Rh/Al2O3 - H2 2. Mitsunobu 3. K2CO3 4. Ac2O OAc OH OH OH 141 CF3 OH 1. Fe2CO9 2. HPF6 OH 142 CF3 CF3 OH (OC)3Fe OH NaOH 144 Br OH C OH OH (OC)3Fe 143 120 Br OAc 120 B 1. NBS 2. Li2CO3/LiCl 3. K2CO3 Br 1. THSCl 2. R-Cl 3. 4-Ph-1,2,4-triazolin-3,5-dion O N N 145 OR OTHS N Ph O R = -CH2OCH2CH3 146 1. TBAF 2. Tf2O, CsOAc 3. TBSOTf 4. Collidin, 175 °C Br OH OH ent-142 Abbildung 3.37: Beispiele für Synthesen von trans-CHD aus cis-CHD A nach Boyd et al.;101 B nach Pearson et al.;102 C nach Hudlicky et al.104 Allgemeiner Teil 43 Angewandt wurde ein davon abgeleitetes Verfahren in der Synthese von (-)-Zeylena (113) durch Hudlicky und Mitarbeiter.78a 113 ist einen Naturstoff aus den Wurzeln von Uvaria zeylanica mit vicinalen trans-ständigen Sauerstofffunktionalitäten. Ausgangspunkt für die Synthese ist die mikrobielle Oxidation von Styrol (147) zu cis-CHD 148, welches in einer sechsstufigen Sequenz mit 31 % Ausbeute in trans-CHD 151 überführt wird (Abb. 3.38). Hierbei wird das konjugierte Triensystem zunächst in einer Hetero-Diels-Alder-Reaktion in das nicht-konjugierte Dien 149 überführt, um nach Schutzgruppenoperationen eine Inversion der allylischen Alkoholfunktion zu 150 zu ermöglichen. Durch Abbau des entstandenen Heterozyklus unter Freisetzung von Stickstoff wird anschließend das konjugierte Triensystem 151 wiederhergestellt. Die Synthese des Naturstoffs wird mit einer intramolekularer DielsAlder-Reaktion, der Ozonolyse der terminalen Doppelbindung, Reduktion des erhaltenen Aldehyds und Schutzgruppenmodifikationen abgeschlossen. Pseudomonas putida F39/D 900 mg L-1, 0.5 g batch-1 OH a) Bis-(2,2,2-trichlorethyl)azodicarboxylat, THF, 0 °C, 95 % b) THSCl, Imidazol, DMF 4 °C, 89 % RN c) Ac2O, Pyridin, DMAP 4 °C, 95 % RN d) TBAF, THF, rt, 65 % OH Styrol (147) OAc OH 149 R = -CO2CH2CCl3 148 Ph3P, DEAD, Zimtsäure THF, rt, 10 - 60 % OBz OH O OAc PhCH3, 110 °C, 15 h, 94 % O O 113 RN RN OAc 5 Stufen Ph O O 151 Ph O 150 Abbildung 3.38: Synthese von (-)-Zeylena (113) aus Styrol nach Hudlicky et al.78a 3.10.4.2 Chemische Synthese von Derivaten des 2,3-trans-CHD Im Rahmen einer Synthese von Valienamin (64) durch Trost und Mitarbeiter wurde transCHD ent-160 als Zwischenstufe erhalten und umgesetzt.78b Die Synthese von 64 und damit des trans-CHD erfolgt sowohl racemisch (Abb. 3.39 A) als auch enantioselektiv (Abb. 3.39 B). Im Ansatz zur racemischen Synthese wird Dien rac-151 in einer Diels-Alder-Reaktion erhalten. Eine Methode zur Durchführung einer enantioselektiven Diels-Alder-Reaktion konnte nicht gefunden werden, so dass eine andere Route erarbeitet wurde, um 158 und damit Valienaminpentaacetat (163) enantiomerenrein zu erhalten. Schlüsselschritt dieser Sequenz ist 44 Allgemeiner Teil eine Palladium-katalysierte allylische Substitution, die in Anwesenheit eines chiralen Liganden zu 153 mit einem Enantiomerenüberschuss von wenigstens 99 % führt. Nach Desoxylieren, Substitution des Phenylsulfins gegen eine Methoxygruppe und alkalischer Hydrolyse des Heterozyklus 155 wird der allylische Alkohol 156 erhalten. Dieser wird stereoselektiv mit 2,2-Diphenyldiselenid zu 157 umgesetzt. Nach Einführen einer TBS-Schutzgruppe und Oxidation zum Selenoxid wird durch Elimination das enantiomerenreine Dien 158 erhalten. OTBS A 149 OTBS CO2Et CO2Et + 80 °C, Methylenblau 150 rac-151 O O NH HN NO2 PhO2S + B L= PPh2 Ph2P 0.25 % [n3-C3H5PdCl2]2 0.5 % L, THF, H2O 3:1 87 %, > 99 % ee OBz O O N O N SO2Ph SO2Ph SnCl2, MeCN 94 % BzO 152 153 OH O N KOMe, MeOH 50 °C, 91 % Mo(CO)6, MeCN 84 % OMe CO2Me 156 155 mCPBA, 2-Methoxypropen CH2Cl2, 78 °C - 0 °C 154 a) 2,2-Diphenyldiselenid, THF b) TBSOTf, NEt3 DMAP, 0 °C CH2Cl2 OH CO2Me SePh 157 OTBS CO2Me 158 Abbildung 3.39: Synthese der Diene rac-151 bzw. 158 nach Trost et al.;78b A Synthese von racemischen 151 mittels Diels-Alder-Reaktion; B enantioselektive Synthese von 158 über Palladium-katalysierte allylische Substitution. Zur Synthese von Valienaminpentaacetat (163) wird 158 mit meta-Chlorperbenzoesäure (mCPBA) zu 159 epoxidiert.78b Die Oxidation erfolgt hoch regioselektiv mit einer Diastereoselektivität von 80 %. Das erhaltene Hauptprodukt tautomerisiert in Gegenwart einer Base und TBSCl zu trans-CHD ent-160. ent-160 wird mit mCPBA regio- und stereoselektiv zu Epoxid ent-161 oxidiert, welches im Schlüsselschritt dieser Synthese Palladium-katalysiert zum Allylkationalkoholat geöffnet wird (Abb. 3.40). Das Alkoholat reagiert unter optimierten Reaktionsbedingungen mit N-Tosylisocyanat, welches in einer intramolekularen Reaktion unter Substitution der Palladiumspezies das zyklische Carbamat 162 bildet. Die Carbamatfunktion wie auch die Methylesterfunktion werden mit DIBAL-H reduziert, die Schutzgruppen werden entfernt, und das erhaltene Valienamin wird zum Pentaacetat 163 umgesetzt. Die Synthese racemischen Valienaminpentaacetats (rac-163) erfolgt analog aus rac-151.78b Allgemeiner Teil OTBS CO2Me OTBS CO2Me mCPBA CH2Cl2, 78 % TBSCl, DBU kat. DMAP CH2Cl2, 90 % O CO2Me TBSO TBSO L= O O P O O O P ent-160 O 5 % Pd(OAc)2, 15 % L 10 % Sn(CH3)3OAc TsNCO, 70 % O CO2Me TBSO TBSO de 80 % 159 158 mCPBA, 88 % 45 CO2Me TBSO CO2Me TBSO Pd L TBSO Pd L TBSO O O ent-161 NTs CO2Me TBSO TBSO O O NTs a) 5.5 eq DIBAL-H, -78 °C b) HF, CH3CN c) Na, NH3, -78 °C d) Ac2O, Pyridin, DMAP 31 % über vier Stufen OAc AcO AcO NHAc OAc O 162 163 Abbildung 3.40: Synthese von Valienaminpentaacetat (163) aus 158 mit trans-CHD ent160 als Zwischenstufe nach Trost et al.78b In der Literatur werden weitere Beispiele für die Synthese von Derivaten des 2,3-trans-CHD (4) gegeben, welche in der folgenden Tabelle zusammengefasst sind (Tabelle 3). ent-2,3-transCHDa,c rac-2,3-transCHDb,c Arbeitsgruppe (Publikationsjahr) Berchtold et al.105 (1974) White et al.106 (1978) Ganem et al.107 (1979) Schlessinger und Lopes108 (1981) Ogawa und Takagaki109 (1981) Shing und Tam110 (1996) Trost et al.78b (1998) ent-2,3-transCHDb,c Trost et al.78b (1998) Produkt rac-2,3-transCHD rac-2,3-transCHDa rac-2,3-transCHDa rac-2,3-transCHDa 2,3-trans-CHDa Zielverbindungen Synthesestrategie Stufen (Ausbeute) rac-2,3-trans-CHD über Oxepin 4 (7 %) Cyclohexanepoxide Diels-AlderReaktion 5 (40 %) Cyclohexanepoxide über Oxepin 10 (1 %) Cyclohexanepoxide Diels-AlderReaktion 5 (52 %) Cyclohexanepoxide reduktive Debromierung 4 (7 %) Cyclohexanepoxide aus Chinasäure 11 (16 %) Diels-AlderReaktion enantioselekt. allylische Substitution 4 (36 %) rac-Valienamin Valienamin 8 (44 %) Tabelle 3: Synthese von Derivaten des 2,3-trans-CHD; die Vorsilbe "ent-" beschreibt, dass die zu 4 entgegengesetzte absolute Konfiguration vorliegt, die Vorsilbe "rac-" bedeutet, dass die racemische Substanz synthetisiert wurde; a) statt der Carbonsäure liegt eine Hydroxymethylgruppe vor; b) statt der freien Carbonsäure liegt ein Ester vor; c) statt freier Hydroxygruppen liegen Ether oder Ester vor. 46 Allgemeiner Teil 3.10.4.3 Chemische Synthese von Derivaten des 3,4-trans-CHD Für die Synthese von Derivaten des 3,4-trans-CHD existieren weit weniger Beispiele. Synthesen erfolgen zumeist in racemischer Form und überwiegend zur Untersuchung biologischer Fragestellungen. 3,4-trans-CHD (5) wurde erstmals von Berchtold und Chiasson als Zwischenprodukt zur Synthese racemischen Chorismats synthetisiert (Abb. 3.41).111 Hierzu wird Cyclohexadientrans-carboxylat rac-164 mit mCPBA stereoselektiv zu Diepoxid rac-165 oxidiert. Dieses wird mit Perfluoressigsäureanhydrid in Anhydrid rac-166 überführt, welches durch Solvolyse in Methanol zu Monoester rac-167 reagiert. Die freie Carbonsäure wird nach Barton112 zu Iodverbindung rac-168 decarboxyliert. Nach Dehalogenierung mit Zink und Eisessig und Behandlung mit Triethylamin wird Methylester rac-170 erhalten. Hydrolyse des Methylesters mit Kaliumhydroxid liefert racemisches 3,4-trans-CHD (rac-5), welches über sieben Stufen in einer Ausbeute von 20 % erhalten wird. CO2H O mCPBA EtOAc, 84 % CO2H O rac-164 CO2H (CF3CO2)2, 2 h, 85 % CO2H O O O O rac-165 O CO2Me MeOH, rt, 1.5 h 80 % CO2H O O rac-166 rac-167 tBuOK, I2 C6H6, 30 °C, h×v CO2H CO2Me HO CO2Me NEt3, Et2O, rt 20 min, 51 % KOH, H2O, rt 3 h, 74 % Zn, AcOH Et2O, rt, 45 min O HO OH rac-5 OH rac-170 OH rac-169 O O CO2Me I rac-168 Abbildung 3.41: Chemische Synthese von racemischem 3,4-trans-CHD nach Berchtold und Chiasson.111 Ganem und Ikota synthetisierten racemisches 3,4-trans-CHD ausgehend von Benzoesäure (171).113 Nach Birch-Reduktion zu 1,4-Dihydrobenzoesäure (172) wird mit Brom zu Dibromverbindung rac-173 oxidiert. Diese wird unter pH-Kontrolle zu Lacton rac-174 umgesetzt, welches in allylischer Position mit N-Bromsuccinimid (NBS) radikalisch zu rac-175 bromiert wird. Unter Retention wird das allylische Bromid gegen Acetat substituiert, wobei zwei Diastereomere Essigsäureester rac-176 und rac-177 im Verhältnis 1 : 1 erhalten werden. Allgemeiner Teil 47 Nach Hydrolyse des Lactons rac-176 und Eliminierung von Bromwasserstoff wird rac-5 in einer Ausbeute von 9 % über sechs Stufen erhalten (Abb. 3.42). CO2H CO2H Li, NH3 - 78 °C, 79 % CO2H Br Br2, CHCl3 0 °C, 43 % O NaOH, H2O 64 % Br O Br 171 172 rac-173 rac-174 NBS, AIBN, 52 % CO2H O O KOH, H2O 35 % Br O AcO OH + OH O Br O Br O NaOAc, HMPT 48 % OAc rac-5 rac-177 Br rac-176 rac-175 Abbildung 3.42: Chemische Synthese von racemischem 3,4-trans-CHD nach Ganem und Ikota.113 Schlüsselverbindung in der Synthese von rac-185 nach Posner und Mitarbeitern ist Thioether rac-184, welcher nach Oxidation zum Sulfoxid und Eliminierung das geschützte trans-CHD rac-185 liefert.114 Thioether rac-182 wird in einer Cycloaddition von 3-(p-Tolylsulfinyl)-2pyron (181) und Phenylvinylthioether bei 6.8 kbar erhalten.114b In einer achtstufigen Synthese wird hierbei rac-185 in 7 % Ausbeute aus 2H-Pyran-2-on 178 erhalten (Abb. 3.43). O O Br2, CCl4 reflux, 40 h 57 % 178 O Br O CuI2, MeLi Et2O, - 78 °C 2.5 h, 67 % O TolS 179 O mCPBA, CH2Cl2 0 °C, 1.5 h 81 % O TolS O O 180 181 CH2=CHSPh, rt, 6.8 kbar CO2Me OTBS OTBS rac-185 a) mCPBA, 83 % b) MeOH, 75 °C PhS 40 % CO2Me CO2Me TBSOTf, NEt3 98 % OTBS OTBS rac-184 PhS NaOMe, MeOH 66 % für zwei Stufen OH OH rac-183 O O O STol SPh rac-182 Abbildung 3.43: Chemische Synthese eines racemischen Derivates des 3,4-trans-CHD nach Posner et al.114 Roberts und Mitarbeiter gewinnen den Methylester des racemischen 3,4-trans-CHD 170 durch Cycloaddition des cis-CHD-Derivats 186 mit einem Keten.115 Nach Oxidation mit mCPBA wird Lacton rac-188 erhalten, welches mit Methanolat zu racemischen 3,4-trans- 48 Allgemeiner Teil CHD-Methylester (rac-170) umgesetzt wird. In einer dreistufigen Synthese wird so racemischer 3,4-trans-CHD-Methylester (rac-170) in 14 % Ausbeute erhalten (Abb. 3.44). Nachteile dieser Synthese sind einerseits der Einsatz des nicht kommerziell erhältlichen Acetonides 186 wie auch Schwierigkeiten bei der Kontrolle der [2+4]-Cycloaddition, die mit einer [2+2]-Cycloaddition konkurriert und Produktgemische im Verhältnis 1 : 1 liefert. Ph O Ph2C=CO, THF reflux, 48 h 45 % Ph O O O mCPBA, CH 2Cl2 pH 7.5 Phosphatpuffer 0 °C, 1 h, 55 % O O O O O 186 NaOMe, MeOH CH2Cl2, 0 °C, 1.5 h 67 % rac-187 CO2Me HO OH rac-188 rac-170 Abbildung 3.44: Synthese des racemischen Methylesters rac-170 nach Roberts et al.115 Boyd und Mitarbeiter erhalten 5 enantiomerenrein aus cis-CHD 104.116 104 wird in Gegenwart katalytischer Mengen Osmium(VIII)oxids mit Trimethylamin-N-oxid dihydroxyliert. Erhalten werden zwei diastereomere Tetrole 189 und 190 im Verhältnis 85:15 in 80 % Ausbeute. Die beiden allylischen Alkoholfunktionen des Tetrols 190 werden aktiviert und in einer SN2-Reaktion gegen Brom zu Dibromid 191 substituiert, und nach intramolekularen SN-Reaktionen wird Bisepoxid 192 erhalten. In Gegenwart von Palladium(II)-acetat und unter Kohlenmonoxidatmosphäre erfolgt eine rasche Tautomerisierung zu trans-CHD 193. In einer Palladium-katalysierten Reaktion von 193 mit Kohlenmonoxid in Methanol wird Methylester 170 über fünf Stufen in einer Ausbeute von 8 % erhalten (Abb. 3.45). I OH I OsO4, TMNO CH2Cl2, rt 80 % I OH OH + HO OH OH OH 85 189 104 O H3C CH3 H3C O I Br Br O HO : OH MeCN OH 15 190 Br OH OH 191 NaOMe, Et2O 78 % über zwei Stufen CO2Me CO, Pd(OAc)2, NaOAc MeOH, rt, 18 h 85 % I OH OH 170 I CO, Pd(OAc)2, K2CO3, THF-H2O 0.75 h, 85 % OH OH 193 O O 192 Abbildung 3.45: Synthese des Methylesters 170 von 3,4-trans-CHD nach Boyd et al.116 Allgemeiner Teil 49 Eine Zusammenstellung literaturbeschriebener chemischer Synthesen von 3,4-trans-CHD wird in Tabelle 4 gegeben. Produkt rac-3,4-transCHD rac-3,4-transCHD rac-3,4-transCHDa,b rac-3,4-transCHDa 3,4-trans-CHDa Arbeitsgruppe SyntheseZielverbindungen (Publikationsjahr) strategie Berchtold und EpoxidChiasson rac-3,4-trans-CHD Tautomerisierung (1974)111 Bromierung und Ganem und Ikota rac-3,4-trans-CHD allylische (1978)113 Substitution Posner et al. rac-3,4-trans-CHD Cycloaddition (1987)114 Roberts et al. mechanistische Cycloaddition (1996)115 Untersuchung eines Ketens Boyd et al. 3,4-trans-CHD aus cis-CHD (2000)116 Stufen (Ausbeute) 7 (20 %) 6 (9 %) 8 (7 %) 3 (14 %) 5 (8 %) Tabelle 4: Synthese von Derivaten des 3,4-trans-CHD; die Vorsilbe "rac-" bedeutet, dass die racemische Verbindungen synthetisiert wurden; a) statt der freien Carbonsäure liegt ein Ester vor; b) statt freier Hydroxygruppen liegen Ester oder Ether vor. 50 Spezieller Teil – Mikrobiologische Arbeiten 4 Spezieller Teil 4.1 Mikrobiologische Arbeiten 4.1.1 Strategie Aufbauend auf den Arbeiten von Dr. D. Franke soll ein effektiverer Zugang zu den transCHD 4 und 5 geschaffen werden. Dies geschieht mittels metabolic engineering, also der gezielten Änderung von Stoffflüssen der Biosynthesewege durch gentechnische Modifikationen.117 Ein Ziel besteht darin, die Biosynthese von Chorismat über den Shikimat-Biosyntheseweg zu verstärken und den Abfluss von Chorismat in andere Biosynthesen zu minimieren. Literaturdaten118 und Untersuchungen der zeilichen Änderungen der Metabolit-Pools des Shikimat-Biosyntheseweges, die bei Glucosepuls-Experimenten gewonnen wurden,119 legen nahe, dass die durch die Enzyme 3-Dehydrochinasäure Synthase (AroB), Shikimat Kinase (AroL) und DAHP Synthase (AroF) katalysierten Umsetzungen die in der Biosynthese limitierenden Schritte sind. Daher sollen die Gene aroB, aroL und aroF mit den Genen entC und entB, welche für die zur Umsetzung von Chorismat zu den Zielmetaboliten eingesetzten Enzyme codieren, kombiniert und gemeinsam überexprimiert werden (Abb. 4.1). Zur Produktion von 2,3-trans-CHD (4) soll ein Plasmid erstellt werden, welches die Gene aroF, aroB, aroL, entC und entB trägt. Für die Produktion des Diols 3,4-trans-CHD (5) soll ein Plasmid konstruiert werden, welches die Gene aroF, aroB, aroL und entB trägt. Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass Plasmide mit fünf oder vier Genen micht stabil sind oder nicht effektiv abgelesen werden, werden alternativ Plasmide generiert, bei denen auf das Gen aroL verzichtet wird. Alle Plasmide werden vom Vektor pJF119EH1 abgeleitet.120 Es handelt sich dabei um ein high-copy Plasmid mit Polylinker-Sequenz, die von einem kontrollierenden tacPromotor121 und zwei transkriptionalen Terminatoren flankiert wird. Eine Induktion des tacPromotors erfolgt mit Isopropyl-β-D-thiogalactopyranosid (IPTG). Das Plasmid trägt zudem das für β-Lactamase codierende Gen bla. β-Lactamase, welche von Wildstämmen von E. coli nicht gebildet wird, ermöglicht den Abbau von β-Lactam-Antibiotika wie Ampicillin und erlaubt so die Selektion von Plasmid-tragenden Stämmen. Nur Stämme, welche nach erfolgreicher Transformation das Gen bla tragen, weisen eine Antibiotikaresistenz gegen Ampicillin auf und wachsen auf mit Ampicillin versetztem Medium. Als Produktionsstämme werden von E. coli LJ110122 abgeleitete Organismen eingesetzt. Dieser Stamm ist als nicht pathogen ein- Spezieller Teil – Mikrobiologische Arbeiten A B PEP (9) E4P (10) aroF, aroG, aroH PEP (9) E4P (10) aroF, aroG, aroH DAHP (11) DAHP (11) aroB aroB 51 C PEP (9) E4P (10) aroF, aroG, aroH DAHP (11) aroB DHQ (12) DHQ (12) DHQ (12) aroD aroD aroD DHS (14) DHS (14) DHS (14) aroE aroE aroE SA (15) SA (15) aroK, aroL S3P (16) aroK, aroL S3P (16) SA (15) aroK, aroL S3P (16) aroA aroA aroA EPSP (17) EPSP (17) EPSP (17) aroC aroC aroC Chorismat (3) Chorismat (3) entC, menF Isochorismat (22) Chorismat (3) entB 3,4-trans-CHD (5) entB 2,3-trans-CHD (4) Abbildung 4.1: A Fließschema des Shikimatbiosyntheseweges; B Strategie zur Überexpression von Genen zur Produktion von 2,3-trans-CHD (4); C Strategie zur Überexpression von Genen zur Produktion von 3,4-trans-CHD (5); hervorgehobene Pfeile symbolisieren einen durch Überexpression hervorgehoben dargestellter Gene verstärkten metabolischen Fluss; Intermediate (Abkürzung): Phosphoenolpyruvat (PEP, 9), D-Erythrose-4-phosphat (E4P, 10), 3-Deoxy-D-arabinoheptulosesäure-7-phosphat (DAHP, 11), Dehydrochinasäure (DHQ, 12), Dehydroshikimat (DHS, 14), Shikimat (SA, 15), 3-Phosphoshikimat (S3P, 16), 5-Enolpyruvylshikimat-3-phosphat (EPSP, 17); Enzym (Gen): DAHP Synthase (aroF, aroG, aroH), 3Dehydrochinasäure Synthase (aroB), 3-Dehydrochinasäure Dehydratase (aroD), Shikimat Dehydrogenase (aroE), Shikimat Kinase (aroK, aroL), EPSP Synthase (aroA), Chorismat Synthase (aroC), Isochorismat Synthase (entC, menF), Isochorismat Lyase (entB). gestuft (S1-Einstufung nach deutschem Gentechnikgesetz) und weist damit eine Voraussetzung für die Zulassung biotechnologisch produzierter Substanzen als GRAS-Substanzen ("generally recognised as safe") auf. Des weiteren ist dieser Organismus gut untersucht und 52 Spezieller Teil – Mikrobiologische Arbeiten lässt sich mit gentechnischen Standardmethoden verändern. Zudem hat sich E. coli als Produzent verwandter Substanzen bewährt.27,31,33 Zur Produktion beider trans-CHD sollen E. coli-Stämme eingesetzt werden, die chromosomale Deletionen in den Eingangsreaktionen der Biosynthesewege der aromatischen Aminosäuren Tryptophan, Phenylalanin und Tyrosin besitzen, um den Abfluss von Chorismat in diese konkurrierenden Biosynthesen zu verhindern. In diesen Stämmen verbleiben als native, Chorismat konsumierende Biosynthesen die Stoffwechselwege zur Bildung von Menachinon, Enterobactin, Folsäure und Ubichinon (Abb. 4.2). Der Fluss in diese Biosynthesewege ist vernachlässigbar gegen den Abfluss in die Biosynthesen der aromatischen Aminosäuren, so dass auf eine Deregulierung verzichtet wird. O CO2H CO2- HO2C NH3+ Phenylalanin, Tyrosin Tryptophan OH Prephenat (18) pheA tyrA trpD trpE Anthranilat (19) CO2H CO2- pabA,B ShikimatBiosyntheseweg O Folsäure CO2H OH NH3+ Chorismat (3) para-Aminobenzoat (20) ubiC entC menF CO2H Menachinon, Enterobactin OH O Ubichinon CO2H Isochorismat (22) Abbildung 4.2: CO2H OH para-Hydroxybenzoesäure (21) Chromosomale Deletionen in E. coli Stämmen, die zur Produktion von 4 und 5 eingesetzt werden sollen; Enzym (Gen): Chorismat Mutase (pheA, tyrA), Anthranilat Synthase (trpD, trpE), Aminodeoxychorismat Synthase (pabA,B), Chorismat Lyase (ubiC), Isochorismat Synthase (menF, entC). Spezieller Teil – Mikrobiologische Arbeiten 4.1.2 53 Plasmidkonstruktion Alle in dieser Arbeit zusammengeführten Gene lagen auf Plasmiden aus dem Arbeitskreis von Professor Dr. G. Spenger kloniert vor, welche zur Durchführung der vorgestellten Arbeiten freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurden. Im Folgenden werden linearisierte DNAAbschnitte durch ein nachgestelltes Sternchen (*) kenntlich gemacht. Ausgangspunkt der Klonierungsarbeiten waren die Vektoren pF109, pF81 und pDF3, die alle vom Vektor pJF119EH1120 abgeleitet sind. Die Gene aroB und aroF lagen kloniert auf dem Vektor pF109 vor, der lineare Genabschnitt aroL*, der das Gen aroL trägt, wurde durch Schneiden des vorliegenden Vektors pF81 mit dem Enzym HindIII erhalten. 4.1.2.1 Klonierung des Vektors pF112 Nach Linearisieren des Vektors pF109 mit HindIII und Dephosphorylierung der 5´-Enden mit Alkalischer Shrimps Phosphatase (SAP), um einen Ringschluss des offenkettigen Vektors ohne Insertion zu verhindern, erfolgt die Ligation mit aroL* mittels T4-DNA-Ligase. Nach P-tac lacIq aroF 8000 pheA' pF81 2000 1. Restriktion pF81 mit HindIII 9091 bps 6000 aroB P-tac 4000 rrnB aroL bla T1T2 5S lacIq 3529 4. Ligation mit T4-DNA-Ligase 4090 P-tac lacIq 6000 7000 8114 bps aroB 2000 5S 3000 rrnB T1T2 4000 aroB 2000 aroL 1192 rrnB 5S T1T2 4000 1000 tyrA' 7553 bps pF112 Bam HI aroF pF109 5000 6000 1192 tyrA' HindIII HindIII BamHI aroF 8000 bla 2. Linearisieren von pF109 mit HindIII 3. Dephosphorylieren der 5´-Enden mit SAP HindIII 2318 bla Abbildung 4.3: Schema zur Klonierung des Vektors pF112 ausgehend von pF81 und pF109. 54 Spezieller Teil – Mikrobiologische Arbeiten Transformation des Ligationsproduktes in kompetente DH5α-Zellen und Selektion der erhaltenen Stämme auf Ampicillin-haltigem Medium werden 12 von 284 gefundene Stämme in flüssigem Ampicillin-haltigem Medium vermehrt. Per Kontrollrestriktion der isolierten Plasmid-DNA (NruI, AvaI) werden 4 Stämme als Träger des gesuchten Plasmides pF112 identifiziert (Abb. 4.3). 4.1.2.2 Klonierung des Vektors pUCBM20-entC-entB Die für die Umsetzung von Chorismat (3) zu den Zielmetaboliten 4 und 5 genutzten Gene entC und entB lagen auf dem Vektor pDF3 vor.12 Da diese Gene von keiner zu den Vektoren pF109 und pF112 kompatiblen Schnittstelle flankiert werden, die eine direkte Klonierung von entC und entB erlaubt, wurden mit den verwendeten Primern per Polymerasekettenreaktion (PCR) zwei endständige BglII-Schnittstellen mit der DNA-Sequenz "AGATCT" eingefügt. Für diese PCR-Reaktion wurde die thermophile Pyrococcus woesei DNA-Polymerase (Pwo) eingesetzt, welche eine vollständige Kettenverlängerung zu doppelsträngigen Enden ("blunt ends") erlaubt. Das PCR-Produkt wird mit T4-Polynukleotid-Kinase (T4-PNK) am 5´-Ende phosphoryliert und mit T4-DNA-Ligase in den Vektor pUCBM20, welcher zuvor mit EcoRV linearisiert wurde, und dessen doppelsträngige Enden mit SAP dephosphoryliert wurden, in einer Ligationsreaktion eingeführt. Nach Transformation in kompetente DH5α-Zellen wird auf einer mit Ampicillin, IPTG und 5-Brom-4-chlor-3-indolyl-β-D-galactopyranosid (X-gal) versetzten LB-Medium-Agarplatte selektiert. Nur solche Zellen, die durch Aufnahme eines Vektors auch eine Ampicillin-Resistenz erworben haben, zeigen auf dem Medium normales Wachstum. Weiterhin färben sich Kolonien von Zellen, die das unveränderte Plasmid pUCBM20 tragen, blau, wohingegen solche Zellen, die rekombinante Plasmide tragen, eine ungefärbte Kolonie bilden. Ursächlich hierfür ist die Insertion des PCR-Produktes in das Gen lacZa. E. coli DH5α besitzt kein vollständiges Gen für das Enzym β-Galactosidase. Das plasmidische Gen lacZa komplementiert jedoch das chromosomal vorhandene Gen, so dass in Kombination eine funktionsfähige β-Galactosidase gebildet wird. Diese baut das LactoseAnalogon X-gal unter Bildung eines blauen Farbstoffs ab. Ist das Gen lacZa nun durch Insertion des PCR-Fragmentes geteilt, wird keine funktionsfähige β-Galactosidase gebildet, und eine Blaufärbung tritt nicht ein.123 12 Kolonien, die keinen blauen Farbstoff zu bilden imstande waren, wurden vermehrt und deren Plasmid-DNA isoliert. Eine Restriktionskontrolle dieser Plasmide (PvuI, HindIII) ergibt 2 Stämme, die das erwartete Fragmentmuster zeigen (Abb. 4.4). Spezieller Teil – Mikrobiologische Arbeiten P-tac lacIq entC Bam HI 1231 7000 1000 6000 entB pDF3 Ava I 5405 1. Linearisieren mit AvaI 2. PCR mit Pwo (Primer: EntCupBbgl, EntBdownBgl) 3. Phosphorylieren des 5´-Endes mit T4-Polynucleotid-Kinase 2000 7393 bps 5000 5SrrnBT1T2 4000 55 3000 BglII 4 5´- P -CCCAGATCT3´-GGGTCTAGA- bla BglII BamHI 2116 -AGATCTGGG-3´ -TCTAGACCC- P -5´ 1215 entC 500 1000 1500 entB 2000 PCR-Produkt (2124 bps) BamHI Reverse Primer 240 BglII 311 Reverse Primer Eco RV 305 Universe Primer 2500 lacZa 500 2000 pUCBM20 2722 bps 1000 1. Linearisieren mit EcoRV 2. Dephosphorylierung der 5´-Enden mit SAP 3. Ligation mit PCR-Produkt mit T4-DNA-Ligase lacZa' entC 4000 bla pUCBM20-1000 entC-entB 4846 bps 3000 1500 Universe Primer BamHI 1522 entB 'lacZa bla BamHI BglII 2430 Abbildung 4.4: 2000 2423 PCR-Reaktion zur Amplifikation der Gene entC und entB unter Einfügung flankierender Schnittstellen und Zwischenklonierung des erhaltenen PCRProduktes in den Vektor pUCBM20. 4.1.2.3 Klonierung der Vektoren pC19, pC20, pC21 und pC22 Um den linearen Genabschnitt entC-entB* zu isolieren, wird Plasmid pUCBM20-entC-entB präparativ mit BglII geschnitten und das Fragment der erwarteten Größe von 2112 bp mittels Gelelektrophorese aufgereinigt. Durch Schneiden des Plasmides pUCBM20-entC-entB mit BglII und BamHI wird nach Aufreinigung per Gelelektrophorese das 901 bp große Fragment entB*, welches das Gen entB trägt, erhalten. Da Restriktionen sowohl mit BglII als auch mit BamHI zu gleichen Endsequenzen führen, lassen sich sowohl entC-entB* als auch entB* in eine BamHI Schnittstelle insertieren. Um die gewünschten Gene des Shikimat- und des Enterobactin-Biosyntheseweges auf einem Plasmid zu kombinieren, werden die Vektoren pF109 und pF112 mit BamHI linearisiert, mit SAP dephosphoryliert und danach mit den DNA-Fragmenten entB* und entC-entB* kombiniert, um mit Hilfe von T4-DNA-Ligase verknüpft zu werden. Erhalten werden die Plasmide pC19 und pC20, welche zur Biosynthese von 4 eingesetzt werden, und pC21 und pC22, welche zur Biosynthese von 5 genutzt werden (Abb. 4.5). 56 Spezieller Teil – Mikrobiologische Arbeiten 5´-GATC3´- entC 1000 1500 entB -3´ 5´-GATC-CTAG-5´ 3´2000 200 P-tac 6000 P-tac Bam HI aroF 1192 lacIq 5000 9665 bps entB 5S 3000 rrnB P-tac lacIq Bam HI aroF 8000 1192 P-tac lacIq T1T2 bla tyrA' aroB 2000 8114 bps 8000 pC20 10226 bps rrnB 5S T1T2 bla Abbildung 4.5: P-tac aroF lacIq tyrA' 8000 2000 entB pC22 2000 9015 bps entB 6000 aroL 4000 2000 8454 bps 4000 rrnB 5S aroF 10000 tyrA' pF112 6000 4000 entC 6000 pC21 rrnB aroB T1T2 bla 5S bla tyrA' aroB 6000 T1T2 4000 aroF 8000 entB 2000 pC19 2000 7553 bps lacIq entC 8000 aroB 800 P-tac 1000 tyrA' pF109 600 aroF tyrA' 7000 400 entB* (901 bps) entC-entB* (2112 bps) lacIq -3´ -CTAG-5´ entB 6000 4000 rrnB aroB T1T2 aroL bla 5S aroB 4000 rrnB aroL 5S bla T1T2 Schema zur Klonierung der Vektoren pC19 – pC22. Hierzu wurden die Vektoren pF109 und pF112 je mit BamHI linearisiert und mit SAP desphosphoryliert, um mit den linearen DNA-Fragmenten entC-entB* bzw. entB* mittels Ligation mit T4-DNA-Ligase kombiniert zu werden. Die Ligationsprodukte wurden in kompetente DH5α-Zellen eingebracht, welche auf Ampicillin-haltigem LB-Medium auf Plasmid-tragende Stämmen selektioniert wurden. Von den gefundenen Kolonien wurden im Falle von pC19 und pC20 je 6 Ampicillin-resistente Stämme, im Falle von pC21 und pC22 je 12 Ampicillin-resistente Stämme in je 5 mL mit Antibiotikum versetztem LB-Medium vermehrt, die Plasmid-DNA isoliert und analytisch per Restriktion (BssHII, SspI) untersucht. Identifiziert wurden zwei DH5α/pC19, vier DH5α/ pC20, ein DH5α/pC21 und ein DH5α/pC22 E. coli Stämme (Abb. 4.6A, B). Spezieller Teil – Mikrobiologische Arbeiten pC19 57 pC20 M 6.0 kbp M 4.0 kbp 3.0 kbp 2.0 kbp 1.0 kbp 0.5 kbp Abbildung 4.6A Untersuchung der isolierten Plasmid-DNA per Restriktionsanalyse (BssHII) und Gelelektrophorese; mit M ist aufgetragener DNAGrößenmarker gekennzeichnet, mit sind Bahnen markiert, die Fragmente der erwarteten Größe zeigten. Größe der erwarteten Fragmente [bp]: pC19: 868, 905, 2563, 5329; pC20: 868, 905, 2563, 5890. pC21 M pC22 M 5.0 kbp 4.0 kbp 3.0 kbp 2.0 kbp 1.0 kbp 0.5 kb Abbildung 4.6B Untersuchung der isolierten Plasmid-DNA per Restriktionsanalyse (BssHII) und Gelelektrophorese; mit M ist aufgetragener DNAGrößenmarker gekennzeichnet, mit sind Bahnen markiert, die Fragmente der erwarteten Größe zeigten. Größe der erwarteten Fragmente [bp]: pC21: 868, 905, 1352, 5329; pC22: 868, 905, 1352, 5890. 58 4.1.3 Spezieller Teil – Mikrobiologische Arbeiten Sequenzierung des zwischenklonierten PCR-Produktes Nach Abschluss der Klonierungsarbeiten wurde der Vektor pUCBM-entC-entB von der Fa. AGOWA (Berlin) in einer Doppelstrangsequenzierung untersucht. Hierbei zeigte sich, dass in der PCR-Reaktion eine Punktmutation auftrat (Abb. 4.7). An Position 677 wurde im codierenden Strang das Codon ACC statt GCC gefunden. Diese Änderung auf DNA-Ebene führt zu einem Austausch der Aminosäure Alanin194 gegen Threonin in EntC. Um die Auswirkungen dieser Mutation zu untersuchen, wurde in der Arbeitsgruppe von Professor Dr. G. Sprenger eine Rückmutation durchgeführt und das Plasmid pC88 generiert, welches pC20 nach Korrektur der Mutation in entC entspricht. Obwohl die gefundene Mutation in einem als konserviert anzusehenden Bereich eintrat, wurde in Vergleichsexperimenten mit den Produktionsstämmend F82/pC20 und F82/pC88 bzw. F111/pC20 und F111/pC88 kein verändertes Produktionsverhalten für 2,3-trans-CHD 4 beobachtet.124 Abbildung 4.7: d Screenshots aus den gegenläufigen Sequenzierungen beider komplementärer Stränge des Plasmides pUCBM20-entC-entB. Hervorgehoben ist jeweils das mutierte Codon. Die Produktionsstämme tragen folgende genetischen Charakteristika F82 = LJ110 ∆ (trpE) ∆ (pheA tyrA aroF) ∆ (entCEBA)::cat), F111 = (LJ110 ∆ (pheA tyrA aroF) ∆ (entCEBA)::FRT ∆ (gcd)::cat). Spezieller Teil – Mikrobiologische Arbeiten 4.1.4 59 Untersuchungen zur Enzymexpression Die Stämme DH5α/pC19, DH5α/pC20, DH5α/pC21 und DH5α/pC22 wurden in Ampicillinhaltigem LB-Medium angezüchtet und nach Induktion der Genexpression plamidischer Gene mittels IPTG zusammen mit Stämmen, die ohne Zusatz von IPTG wuchsen, per SDS-PAGE auf Änderungen der ausgeprägten Enzymkonzentrationen hin untersucht (Abb. 4.8). pC19 -IPTG pC19 pC20 pC20 Marker pC21 pC21 pC22 pC22 Marker +IPTG -IPTG +IPTG -IPTG +IPTG -IPTG +IPTG 97.4 kDa kD 66.2 kDa kD 39.2 kDa kD 26.6 kDa kD 21.5 kDa kD Abbildung 4.8: SDS-PAGE-Gel zum Nachweis der Bildung durch die Plasmide pC19 – 22 codierter Proteine. Erwartete Banden: EntC 42.9 kDa, AroB 38.9 kDa, AroF 38.8 kDa, EntB 32.6 kDa, AroL 19.2 kDa. Gefunden wird in allen Fällen nach Induktion eine deutlich sichtbare Bande bei 39 kDa. Bei pC21 und pC22 wird weiterhin eine Bande bei 33 kDa gefunden, die auf die Expression des Genes entB zurückgeführt werden kann. Die auf dem Gel gefundenen Banden zeigen in allen Fällen bei Induktion eine vermehrte Bildung von Proteinen von etwa 39 kDa an. Dies entspricht der erwarteten Größe der Enzyme AroB und AroF. Weiterhin wird bei Induktion für die Plasmide pC21 und pC22 eine Plasmidbande gefunden, die auf eine vermehrte Bildung von Proteinen der Größe 33 kDa hinweist. Dies entspricht der für das Enzym EntB erwarteten Größe. Für die Plasmide pC19 und pC 20 wird diese Bande nicht gefunden, was auf eine deutlich schwächere Expression des Genes entB hindeutet. Ursache hierfür könnte die Position des Genes in den Plasmiden sein. Während entB in den Plasmiden pC21 und pC22 als zweites Gen hinter dem Promotor liegt, 60 Spezieller Teil – Mikrobiologische Arbeiten befindet sich entB in den Plasmiden pC19 und pC20 als drittes Gen weiter vom Promotor entfernt, so dass eine schwächere Expression zu erwarten ist. Nicht beobachtet werden eine verstärkte Proteinbildung von Proteinen der Größe 43 kDa, wie es für EntC für die Plasmide pC19 und pC20 erwartet wird, wie auch eine Proteinbildung von Proteinen der Größe 19 kDa, wie es bei der Bildung von AroL für die Plasmide pC20 und pC22 erwartet wird. Dass die Bildung von Proteinen der entsprechenden Größe nicht in jedem Fall beobachtet wird, bedeutet nicht, dass entsprechende Proteine nicht gebildet werden, sondern zunächst nur, dass das Expressionsniveau nicht hoch genug ist, um sich deutlich vom Hintergrund anderer Proteinen abzuheben. Da auf jedem Plasmid drei bis fünf Enzyme codiert sind, überrascht es nicht, dass die Expression von in größerem Abstand zum Promotor befindlichen Genen nicht deutlich zu erkennen ist. Weiterhin ist verständlich, dass die Enzyme AroB und AroF, die beide eine Masse von etwa 39 kDa aufweisen, sich auf dem Gel überlagern und daher am ehesten detektiert werden. 4.1.5 Untersuchung der Enzymfunktion der Enzyme AroB und AroL Die Expression und Funktionsfähigkeit der auf den Plasmiden codierten Enzyme AroB und AroL wurde durch Transformation der Plasmide in Stämme gezeigt, welche keine chromosomalen Gene besitzen, die zur Expression funktionsfähiger Enzyme AroB beziehungsweise AroF befähigen. Diese Ursprungsstämme leiten sich alle vom Stamm E. coli LJ110 ab. Die Plasmide pC19, pC20, pC21 und pC22 wurden in den E. coli Stamm F5 transformiert. Dieser Stamm weist eine Deletion des Genes aroB auf. Weiterhin wurden die Plasmide pC20 und pC22 in den E. coli Stamm F12 transformiert, der das Enzym AroL nicht expremieren kann. Alle Stämme wurden auf Agarplatten mit zwei unterschiedlich komplementierten Minimalmedien ausgebracht. Ein Minimalmedium war mit 0.2 % Glucose, 0.1 mg × mL-1 Ampicillin, je 0.04 % Tyrosin, Tryptophan und Phenylalanin, je 0.01 % para-Aminobenzoesäure und para-Hydroxybenzoesäure komplementiert, das andere enthielt 0.2 % Glucose, 0.1 mg × mL-1 Ampicillin und 0.1 mM IPTG. In allen Fällen wurde Wachstum von Kolonien beobachtet. Da ein Wachstum auf Minimalmedium ohne Suplementierung mit Tyrosin, Tryptophan und Spezieller Teil – Mikrobiologische Arbeiten 61 Phenylalanin nur erfolgen kann, wenn der Organismus in der Lage ist, die aromatischen Aminosäuren zu synthetisieren, kann gefolgert werden, dass die auf den Plasmiden vorliegenden Gene aroL und aroB gelesen werden und für funktionsfähige Enzyme codieren. Für das Enzym AroF konnte auf diesem Wege keine Aussage getroffen werden, da ein Bakterienstamm hätte eingesetzt werden müssen, der neben aroF auch Deletionen der Gene aroH und aroK aufweist, welche wie auch aroF für eine DAHP Synthase codieren. 4.1.6 Untersuchung zur Expression und Aktivität der Enzyme EntC und EntB Zur Produktion von 4 und 5 wurde der E. coli Stamm F68 (LJ110 ∆ (trpE) ∆ (pheA tyrA aroF)::kan) mit den Plasmiden pC20 und pC22 transformiert. F68 weist chromosomale Deletionen der Gene trpE, pheA und tyrA auf. Hierdurch wird ein Abfluss von Chorismat in die Biosynthese aromatischer Aminosäuren verhindert. Die Stämme F68/pC20 und F68/pC22 wurden in je zwei Schüttelkolben mit 100 mL Minimalmedium, welches mit 0.2 % Glucose und den aromatischen Aminosäuren Tryptophan, Phenylalanin und Tyrosin, mit Ampicillin und Thiamin versetzt war, angezogen. Nach achtstündigem Wachstum wurden bei einer optischen Dichte von 0.8 eine der beiden Kulturen des Stammes F68/pC20, und bei einer optischen Dichte von 1.3 eine der beiden Kulturen des Stammes F68/pC22 mit 0.1 mM IPTG induziert. Nach einer Inkubation von 16 Stunden wurden die Zellen bei einer Optischen Dichte von etwa 3 geerntet, gewaschen und in je 100 mL ampicillinhaltigem Minimalmedium mit 1 % Glucose ohne weitere Zusätze resuspendiert und bei 37 °C inkubiert. Nach 24 Stunden wurden die Überstände per HPLC untersucht (Abb. 4.9). Dabei ist bei Zusatz von IPTG zum Fermentationsmedium deutlich die Bildung je eines Hauptproduktes als intensiver Peak bei einer Detektionswellenlänge von λ = 275 nm zu erkennen. 4 wird hierbei bei einer Retentionszeit von 4.45 min. detektiert (Abb. 4.9 A), 5 weist eine Retentionszeit von 5.90 min. auf (Abb. 4.9. B). Laut HPLC wurden in diesen Experimenten 1.6 g × L-1 4 und 0.5 g × L-1 5 produziert.125 Die Identität der Produkte wurde später durch Gefriertrocknung der zellfreien Überstände und Untersuchung der Rückstände per NMR bestätigt. Somit wurde gezeigt, dass die plasmidisch eingeführten Gene, welche für die Enzyme EntC und EntB codieren, zur Expression funktionsfähiger Enzyme führen und zur Biosynthese von 4 und 5 befähigen. 62 Spezieller Teil – Mikrobiologische Arbeiten A 4.45 mAU 1000 mAU 800 1400 CO2H OH 1200 1000 600 800 OH 600 400 2,3-trans-CHD (4) 200 400 0 200 220 240 260 280 300 320 340 nm UV-Spektrum bei 4.45 min 200 0 0 5 10 15 20 25 30 35 min 35 min B 5.90 mAU 300 250 mAU 1600 1400 CO2H 200 1200 1000 800 OH 150 600 OH 400 200 3,4-trans-CHD (5) 0 100 200 220 240 260 280 300 320 340 nm UV-Spektrum bei 5.90 min 50 0 0 Abbildung 4.9: 5 10 15 20 25 30 HPLC-Chromatogramm von Fermentationsüberständen und UV-Spektren der Hauptfermentationsprodukte; aufgetragen sind die Absorption bei einer Wellenlänge von λ = 275 nm in relativen Einheiten gegen die Retentionszeit; A F68/pC20 ----- ohne Induktion, –––– nach Induktion mit IPTG; B F68/pC22 ----- ohne Induktion, –––– nach Induktion mit IPTG; deutlich ist jeweils die Bildung je eines neuen Hauptproduktes nach Induktion zu erkennen. Spezieller Teil – Isolierung von CHD aus Fermentationsüberstand 63 4.2 Isolierung von trans-CHD aus Fermentationsüberstand Die Isolierung von 2,3-trans-CHD (4) aus Fermentationsüberständen wurde bereits von Dr. D. Franke untersucht. Dabei konnten verschiedene Verfahren etabliert werden: Die Extraktion aus angesäuerter, wässriger Phase mit polaren Lösungsmitteln, die Reaktivextraktion aus neutraler Lösung mit Tetraoctylammonium-Ionen als kationischen Löslichkeitsvermittlern und die Ionenaustauschchromatographie.12 Als für den Labormaßstab am besten geeignetes Verfahren stellte sich die Ionenaustauschchromatographie heraus. Dieses Verfahren konnte analog auf das 3,4-trans-CHD (5) übertragen und genutzt werden, um alle im Rahmen dieser Arbeit eingesetzten, mikrobiell gewonnenen trans-CHD aufzureinigen (Abb. 4.10). CO2H CO2H OH Fermentationsüberstand OH OH OH 5 4 I II III Zentrifugation, Filtration basisches Anionentauscherharz Aufkonzentrieren, gefriertrocknen Gehalt 82 % (1H-NMR), frei von organischen Verunreinigungen Aufkonzentrieren, bei 4 °C auskristallisieren Gehalt > 98 % (1H-NMR), frei von organischen Verunreinigungen Abbildung 4.10: Schematische Darstellung der Aufreinigung der trans-CHD 4 und 5 aus Fermentationsüberständen; I Abtrennen der Biomasse; II Aufreinigung der trans-CHD über Ionenaustauschchromatographie an basischem Anionentauscherharz; III Isolierung der trans-CHD aus dem Eluat. Die trans-CHD 4 und 5 wurden aus biomassefreien Fermentationsüberständen aufgereinigt, die durch die Arbeitsgruppe von Dr. R. Takors unter optimierten Fermentationsbedingungen erhalten wurden. Der erhaltene Überstand wird filtriert, um verbliebene Zellfragmente und Schwebstoffe abzutrennen. Die Aufreinigung der trans-CHD von organischen Verunreinigungen erfolgt über basisches Anionentauscherharz des Typs DOWEX® 1×8 (Chlorid-Form). Dieses wird mit 50 mM Phosphatpuffer auf einen pH-Wert von 8 eingestellt. Beim Auftragen 64 Spezieller Teil – Isolierung von CHD aus Fermentationsüberstand von zellfreiem und verdünntem Fermentationsüberstand verdrängt das bei diesem pH-Wert deprotoniert vorliegende trans-CHD Chlorid und bindet an das Harz. Die Elution der transCHD erfolgt mit 50 mM – 100 mM Ameisensäure und wird mittels UV-Durchflusszelle bei einer Wellenlänge von λ = 280 nm verfolgt. Unspezifisch gebundene Verunreinigungen aus dem Fermentationsüberstand werden zuerst vom Harz eluiert, wohingegen 4 und 5 erst bei pH-Werten von unter 2.8 bzw. 2.6 im Eluat gefunden werden. Das saure Eluat wird unter vermindertem Druck bei maximal 40 °C auf etwa ein Zehntel des Ausgangsvolumens aufkonzentriert. Eine vollständige Trocknung unter diesen Bedingungen führt im Falle des 2,3-transCHD zu unerwünschten Nebenreaktionen wie der Dimerisierung mittels Diels-Alder-Reaktion oder Aromatisierung. Das 3,4-trans-CHD zeigt unter diesen Bedingungen keine Tendenz zur Dimerisierung, allerdings findet ebenfalls eine langsame Aromatisierung statt. In einer typischen Aufreinigung des 2,3-trans-CHD (4) werden 8 L Fermentationsüberstand mit einem Produkttiter von 4.6 g × L-1 4 (entspricht insgesamt 36.8 g 4) auf die konditionierte Säule aufgetragen. Bei einem pH-Wert von 2.8 werden etwa 13 L einer Produktfraktion mit deutlich erhöhter UV-Absorption bei λ = 280 nm erhalten. Nach Aufkonzentrieren unter vermindertem Druck bei 40 °C wird das erhaltene Konzentrat in flachen Schalen gefroren und gefriergetrocknet. Erhalten werden 26.7 g 4 als blassgelber Schaum, der keine NMRdetektierbaren Verunreinigungen enthält (1H-NMR). Der Gehalt wird mittels 1H-NMR durch Vergleich mit 3-(Trimethylsilyl)-propionsäure-2,2,3,3-d4 Natriumsalz (TSP) als internem Standard zu 82 % ermittelt, was auf noch enthaltene Salze zurückzuführen sein dürfte. Dies entspricht einer erzielten Ausbeute von 59 % bezogen auf die mit dem Fermentationsüberstand aufgetragene Menge an 4. In einer typischen Aufreinigung des 3,4-trans-CHD (5) werden 4.2 L Fermentationsüberstand mit einer Produktkonzentration von 7.8 g × L-1 5 (entspricht insgesamt 33 g 5) auf die konditionierte Säule aufgetragen und mit 94 mM Ameisensäure eluiert. Bei einem pH-Wert von 2.5 werden etwa 10 L einer Produktfraktion mit deutlich erhöhter UV-Absorption bei λ = 280 nm erhalten. Nach Aufkonzentrieren unter vermindertem Druck bei 40 °C auf etwa 300 mL kristallisiert 5 aus dem sauren Konzentrat aus. Bei 4 °C kristallisiert 5 über zwei Tage aus. Nach Aufkonzentrieren der Mutterlauge und erneuter Kristallisation, Filtration und Waschen des Rückstands mit wenig kaltem Wasser werden 19.7 g 5 als blassgelbes Pulver mit einem Gehalt von wenigstens 98 % (1H-NMR mit internem Standard TSP) erhalten. Dies entspricht einer Ausbeute von 60 % bezogen auf das aufgetragene trans-CHD 5. Spezieller Teil – Synthese racemischer Vergleichssubstanz 65 4.3 Synthese von racemischen 3,4-trans-CHD (rac-5) Viele enzymatische Umsetzungen zeichnen sich durch hohe Enantioselektivitäten aus. Speziell Reaktionen des Primärmetabolismus verlaufen oft hoch selektiv, so dass viele Primärmetaboliten im Rahmen der Nachweisgrenzen enantiomerenrein Gebildet werden. Es gibt jedoch auch Beispiele für Naturstoffe, die nicht enantiomerenrein oder gar in racemischer Form isoliert werden. Im Falle von Duftstoffen oder Pheromonen ist die Enantiomeren- oder auch Diastereomerenzusammensetzung, in der diese Verbindungen vorliegen, in vielen Fällen für ihre biologische Wirkung entscheidend.126 Der Enantiomerenüberschuss des in der Biosynthese erhaltenen 2,3-trans-CHD (4) wurde von Dr. V. Lorbach mittels chiraler HPLC und Vergleich mit chemisch synthetisierter, racemischer Vergleichssubstanz mit über 99 % ermittelt.127 In ähnlicher Weise wird hier der Enantiomerenüberschuss des mikrobiell produzierten 3,4-trans-CHD (5) bestimmt. Unter den zuvor beschriebenen Syntheserouten wurden die Synthesen nach Roberts115 oder Boyd116 zur Herstellung racemischer Vergleichsverbindungen ausgeschlossen, da hierbei schwer zugängliche Ausgangsverbindungen eingesetzt werden. Wegen schwierig zu realisierender Reaktionsbedingungen wie Drücken von 6.8 kbar wurde auch die Synthese nach Posner114 verworfen. Im Vergleich der verbleibenden beiden Syntheserouten erscheint die von Berchtold und Chiasson111 verfolgte als längere Syntheseroute weniger geeignet, so dass die Synthese nach Ganem und Ikota113 zur Erzeugung racemischer Referenzsubstanz herangezogen wurde (Abb. 4.11). CO2H CO2H Br 2 Stufen 0.1 M NaOH H2O, 0 °C 171 Br O 70 % Br O O NBS, AIBN CCl4, reflux Br O 64 % Br rac-173 (de > 95%) rac-174 rac-175 NaOAc HMPT, rt 65 % O CO2H CO2H HO OH OH rac-5 + OH rac-194 0.1 M KOH NH4Cl, H2O, rt O Br O 36 % O OAc rac-176 3 Br AcO + rac-177 : 2 Abbildung 4.11: Nachvollzogene Synthese von rac-5 nach Ganem und Ikota.113 66 Spezieller Teil – Synthese racemischer Vergleichssubstanz Erster Schritt ist eine Birch-Reduktion von Benzoesäure (171) mit Lithium in flüssigem Ammoniak. Das erhaltene Dien wird mit Brom zu rac-173 (de > 95 %, 1H-NMR) oxidiert.12 Diese Substanz wurde von Dr. D. Franke und Dr. V. Lorbach für diese Arbeit freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Unter pH-Kontrolle wird rac-173 mit Natriumhydroxid in Lacton rac-174 überführt, welches in allylischer Position mit N-Bromsuccinimid (NBS) radikalisch zu rac-175 bromiert wird. In einer SN1-Reaktion wird Bromid unter Retention der Konfiguration gegen Acetat substituiert. Diese Reaktion erfordert den Einsatz von Hexamethylphosphor-säuretriamid (HMPT) als Lösungsmittel. Versuche, HMPT gegen ungiftigere aprotische Lösungsmittel wie Aceton oder N,N-Dimethylformamid (DMF) zu substituieren, schlugen fehl. Das intermediär gebildete Carbeniumion kann in zwei Positionen angegriffen werden, so dass die regioisomeren Bicyclen rac-176 und rac-177 im Verhältnis von 3 : 2 (1HNMR) erhalten werden. Eine chromatographische Trennung beider Isomere gelang nicht. Durch Hydrolyse des Lactons, Eliminierung von Bromwasserstoff und Verseifung des Essigsäureesters unter alkalischen Bedingungen in einem Schritt werden rac-194 und rac-5 im Verhältnis 1 : 1 (1H-NMR) erhalten. Insgesamt wird rac-5 aus rac-173 in einer Ausbeute von 5 % über vier Stufen erhalten (Literatur 13 %).113 In dieser Synthese limitierend ist der Schritt der abschließenden Hydrolyse von rac-176 und rac-177, die in 36 % zu Carbonsäure rac-5 und rac-194 führt. Die in dieser Reaktion erhaltene Mischung von rac-5 und rac-194 wird ohne weitere Aufreinigung in trockenem methanolischen Chlorwasserstoff aufgenommen und zu Methylester rac- 170 neben zum Teil aromatischen, nicht identifizierten Nebenprodukten umgesetzt (Abb. 4.12). CO2H CO2H HO + OH OH 1 rac-5 OH : 1 rac-194 0.3 M HCl CH3OH, rt CO2Me OH 2d OH rac-170 Abbildung 4.12: Veresterung von rac-5 zu rac-170 mit methanolischem Chlorwasserstoff; eine Ausbeute wurde nicht bestimmt. Die Untersuchung des Enantiomerenüberschusses erfolgte am nicht weiter aufgereinigten Rohprodukt. Über einen HPLC-Lauf an achiraler Phase mit einer Detektion bei verschiedenen Wellenlängen konnte gezeigt werden, dass keines der enthaltenen Nebenprodukte eine im Vergleich zu rac-170 nennenswerte Absorption bei λ = 280 nm aufweist. Eine vollständige Spezieller Teil – Synthese racemischer Vergleichssubstanz 67 Trennung der beiden Enantiomere der gesuchten Verbindung gelingt an chiraler Phase (Chiracel OD-H – Säule der Fa. DAICEL). Als stationäre Phase kommt darin auf Kieselgel aufgezogene Tris-(3,5-dimethylphenyl-carbamat)-zellulose zum Einsatz (Abb. 4.13).128 OR RO Zellulose-tris-(3,5-dimethylphenylcarbamat) auf 5 µm Kieselgelsubstrat O H N O OR R: Me O Kieselgel Me Abbildung 4.13: Zur Enantiomerentrennung von 5 genutzte chirale Phase. Als Eluent wird eine Mischung von n-Hexan und iso-Propanol (95:5 v/v) isokratisch bei 40 °C eingesetzt. Dabei werden für die racemische Substanz zwei basisliniengetrennte Peaks gleicher Fläche und gleichen UV-Spektrums nach 33.9 min und 42.3 min detektiert (Abb. 4.14). Für den Methylester des mikrobiell gewonnenen 3,4-trans-CHD 170 wird nur eines der beiden Enantiomere detektiert. Somit weist das aus Fermentationsüberstand gewonnene transCHD 5 einen Enantiomerenüberschuss von wenigstens 99 % auf. mAU 25 mAU CO2Me CO2Me CO2Me 140 20 120 15 OH OH 10 100 OH OH ent-170 170 OH 80 OH 60 170 40 5 20 0 0 32 34 36 38 40 42 44 46 min 32 34 36 38 40 42 44 46 min Abbildung 4.14: HPLC-Chromatogramme von rac-170 (links) und 170 (rechts) im Vergleich; aufgetragen ist die Absorption bei einer Wellenlänge von λ = 280 nm in relativen Einheiten [mAU] gegen die Retentionszeit [min]; stationäre Phase: Chiracel OD-H Chromatographiesäule (250 mm × 4.6 mm) der Fa. DAICEL, mobile Phase: n-Hexan und 2-Propanol (95:5 v/v), 0.5 mL × min-1, T = 40 °C. 68 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 4.4 Untersuchungen zur Folgechemie von 2,3-trans-CHD und 3,4-trans-CHD Wird die Struktur der beiden mikrobiell gewonnenen Verbindungen 4 und 5 betrachtet, dann ist deren Potential als Bausteine für chemische Synthesen leicht ersichtlich. Beide Moleküle sind hochfunktionalisiert und erlauben vielfältige Umsetzungen (Abb. 4.15). i i CO2H OH iv iii OH ii 4 i CO2H ii iv OH OH iii Säurefunktion - Transformation in ein Amid, Ester oder Thioester - Reduktionen zum Aldehyd oder Alkohol - Wittig- oder Tebbe-Reaktion ii unterschiedlich elektronenreiche Doppelbindungen - regio- und stereoselektive Epoxidierung, cisDihydroxylierung, Aminohydroxylierung, Bromhydroxylierung oder Dibromierung - Hydrierung - Metathese-Reaktion - Ozonolyse iii Alkoholfunktionen - Schutzgruppenchemie - Substitutions-Reaktionen - Oxidation zum Keton 5 iv Diensystem - Diels-Alder-Reaktionen und weitere Cycloadditionen Abbildung 4.15: Funktionelle Gruppen der trans-CHD 4 und 5 sowie Beispiele für mögliche Reaktionen, in welchen diese eingesetzt werden können. Mit der trans-Diol-Funktionalität sind chirale Zentren im Molekül implementiert, welche als Strukturmotiv in vielen Naturstoffen zu finden sind.129 Diese Chiralität kann unter geeigneten Reaktionsbedingungen für eine intramolekulare Übertragung von Stereoinformation und so für stereoselektive Reaktionen genutzt werden. Zudem weisen beide Verbindungen zwei konjugierte Doppelbindungen wie auch eine Säurefunktion auf. Die Doppelbindungen lassen sich auf unterschiedliche Arten oxidieren oder reduzieren, und die Säurefunktion lässt sich zum Aldehyd, welcher Ausgangspunkt für Kohlenstoff-Kohlenstoff-Verknüpfungen sein kann, oder zur in Naturstoffen oft zu findenden Hydroxymethylgruppe reduzieren. Ist wenigstens eine der Kohlenstoffdoppelbindungen oxidiert oder reduziert, und ist folglich eine Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 69 sonst bevorzugte Aromatisierung vernachlässigbar, so lassen sich auch die Alkoholfunktionen mittels Mitsunobu-Reaktion invertieren, substituieren oder zum Keton oxidieren. Das Diensystem kann in Cycloadditionen wie Diels-Alder- oder Hetero-Diels-Alder-Reak-tionen als Dien eingesetzt werden.127,130 Es sind aber auch Beispiele bekannt, in denen eine der Doppelbindung als Dienophil reagiert.127 Insgesamt versprechen 4 und 5 eine große Vielfalt an Reaktionsmöglichkeiten, die an die in der Biosynthese genutzte biologische Diversität des Chorismats anknüpfen und ein weites Spektrum an Strukturen in wenigen Schritten zugänglich macht. 4.4.1 Schutzgruppenchemie Um 4 und 5 in weiteren Reaktionen modifizieren zu können, ist es vorteilhaft, zunächst Schutzgruppen einzuführen. Im allgemeinen erleichtern diese die Handhabung der Verbindungen durch eine Reduktion der Polarität. Darüber hinaus sollen Schutzgruppen der Alkoholfunktionen eine Aromatisierung verhindern und die Stereoselektivität nachfolgender Reaktionen beeinflussen. Sterisch anspruchsvolle Silylether wie tertiär-Butyldimethylsilylether (TBS-Ether) eignen sich besonders für die Abschirmung einer Seite einer Doppelbindung und ermöglichen eine stereoselektive Reaktionsführung. Zunächst wird die Säurefunktion als Methylester geschützt (Abb. 4.16). Hierbei ist die Wahl der Reaktionsbedingungen entscheidend, um Verluste durch Aromatisierung zu vermeiden. An 4 wurden unterschiedliche Methoden zur Veresterung getestet. Dr. D. Franke untersuchte die Veresterung des 2,3-trans-CHD mit (Trimethylsilyl)-diazomethan.12 Hierbei wird Methylester 186 unter milden Bedingungen in hohen Ausbeuten ohne Nebenreak-tionen gewonnen. Allerdings verbietet sich dieses Reagenz aus ökonomischen und ökolo-gischen Aspekten für größere Ansätze. Daher wurde die sauer katalysierte Veresterung in trockenem Methanol etabliert. Dr. D. Franke erreichte dies durch den Einsatz von Trimethy-lsilylchlorid, welches durch Reaktion mit dem Alkohol Chlorwasserstoff freisetzt.12 Hierbei wird eine teilweise Aromatisierung als unerwünschte Nebenreaktion gefunden. Diese Reaktionsbedingungen wurden als Ausgangspunkt gewählt und optimiert. Es zeigte sich, dass sowohl eine Reaktionsbeschleunigung durch Erhitzen wie auch zu saure Bedingungen wie beispielsweise durch Einsatz von Thionylchlorid zur Eliminierung von Wasser und schnellen Aromatisierung führen. Als geeignet erwies sich letztlich der Einsatz von 0.3 M 70 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen methanolischer Chlorwassestoff-Lösung bei Raumtemperatur, welcher in einer mehrtägigen Reaktion in quantitativer Ausbeute zum gewünschten Produkt führt. Aromatisierte Nebenprodukte werden nicht gefunden. Problematisch bei dieser Reaktion bleibt die Aufarbeitung. Nach Neutralisation mit 0.5 M wässriger Ammoniak-Lösung, Entfernen eines großen Teils des Methanols unter vermindertem Druck bei 40 °C und Zusatz von NaClLösung gelingt auch bei vielfacher Wiederholung keine vollständige Extraktion des Produktes mit Ethylacetat. Daher wurde durch Zusatz equimolarer Mengen Triethylamin eine wasserfreie Aufarbeitung etabliert. Das Produkt wird nach erfolgter Neutralisation bei 40 °C unter vermindertem Druck auf Kieselgel aufgezogen und anschließend chromatographisch aufgereinigt. Auf diesem Wege lässt sich Methylester 196 quantitativ bezogen auf die eingesetzte Säure 4 isolieren. Der erhaltene wachsartige Feststoff lässt sich aus Diethylether und Dichlormethan (1:1, v/v) zu farblosen Kristallen umkristallisieren. Die Veresterung von 5 zu Methylester 170 erfolgt unter den gleichen Bedingungen sauer katalysiert in trockenem Methanol. Hier wird eine quantitative Umsetzung in zwei Tagen beobachtet. Die Aufarbeitung dieser Reaktion gestaltet sich hingegen unkomplizierter als im Falle des 2,3-trans-CHD. Da Methylester 170 im Gegensatz zu 196 mit Ethylacetat leicht aus wässriger Phase extrahiert werden kann, wird die Reaktionslösung mit 0.5 M wässriger Ammoniak-Lösung neutralisiert und mit gesättigter NaCl-Lösung versetzt. Unter vermindertem Druck wird der überwiegende Teil des Methanols entfernt, und das Produkt wird durch dreifache Extraktion mit Ethylacetat quantitativ gewonnen. Das so erhaltene gelbe Rohprodukt besitzt eine hohe Reinheit und weist außer Resten an Ethylacetat keine weiteren NMR-detektierbaren Verunreinigungen auf. Es wird ohne weitere Aufreinigung in Folgereaktionen eingesetzt. Für analytische Zwecke kann der Ester chromatographisch an Kieselgel aufgereinigt werden, wobei ein blassgelber Wachs erhalten wird. CO2H OH 0.3 M HCl MeOH rt, 72 h, quant. CO2Me OH OH 4 OH 196 CO2H 0.3 M HCl MeOH rt, 48 h, quant. CO2Me OH OH OH OH 5 170 Abbildung 4.16: Sauer katalysierte Veresterung der Säurefunktionen von 4 und 5 zu Methylester 196 und 170. Die Alkoholfunktionen der erhaltenen Methylester 196 und 170 werden vor weiteren Umsetzungen mit Schutzgruppen versehen. Bereits etabliert ist die Einführung von tertiär-Butyldi- Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 71 methylsilyl-Ethern als Schutzgruppen für die Alkoholfunktionen des Methylesters 196.12,127 Dies gelingt unter Einsatz von 2.2 Äquivalenten TBS-Triflat und 2.3 Äquivalenten Triethylamin bei Raumtemperatur in Dichlormethan in 96 % isolierter Ausbeute an 160 (Abb. 4.17). Eine Übertragung dieser Reaktionsbedingungen auf 170 führt hingegen zu beinahe vollständiger Aromatisierung. Erst der Einsatz der sterisch anspruchsvolleren Hünig-Base (Ethyldiiso-propylamin) bei 0 °C verhindert dies. Unter diesen Bedingungen gelingt die Einführung der TBS-Schutzgruppen in 89 % isolierter Ausbeute (Abb. 4.17). CO2Me OH OH 2.2 eq. TBSOTf, 2.3 eq. NEt3 CH2Cl2, 0 °C rt, 1 h CO2Me CO2Me OTBS 96 % OH OTBS 196 2.2 eq. TBSOTf, 2.3 eq. NEt(iPr)2 CH2Cl2, 0 °C, 1 h 89 % OH 170 160 CO2Me OTBS OTBS 185 Abbildung 4.17: Einführung von TBS-Gruppen als Alkoholschutzgruppen an 196 und 170. Im Gegensatz zu Diol 196, bei dem unter Einsatz eines Äquivalents TBS-Triflat eine selektive Einführung der TBS-Gruppe gelingen soll,131 wird bei 170 in Reaktion mit einem Äquivalent TBS-Triflat bei 0 °C keine regioselektive Reaktion beobachtet. Vielmehr werden beide monogeschützten Produkte etwa im gleichen Verhältnis erhalten. Daneben werden als Nebenprodukt geringe Mengen der doppelt geschützten Verbindung 185 wie auch nicht umgesetztes Diol 170 gefunden. Neben Bis-TBS-Ether 185 wurden Derivate von 170 mit alternativen Alkoholschutzgruppen synthtisiert. Die Alkoholfunktionen wurden als Methoxymethylether (MOM), als zyklischer Ether und als Bisessigsäureester geschützt. Der Bismethoxymethylether wurde unter Standardbedingungen132 mit einem sechsfachen Überschuss an Chlormethylmethylether (MOMCl) und sieben Äquivalenten Hünig-Base in Dichlormethan bei Raumtemperatur eingeführt. Die Reaktion liefert das erwartete Produkt 197 in 73 % Ausbeute (Abb. 4.18). Eine Ausbeutesteigerung war trotz Variation der Reagenzienverhältnisse nicht möglich. CO2Me OH OH 170 6 eq. MOMCl, 7 eq. NEt(iPr)2 CH2Cl2, rt, 16 h 73 % CO2Me OMOM OMOM 197 Abbildung 4.18: Einführung von MOM-Gruppen als Alkoholschutzgruppen an 180. 72 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen Werden zusätzlich zwei Äquivalente Tetrabutylammoniumiodid zugesetzt, wird neben dem erwarteten Bismethoxymethylether überraschenderweise in 45 % Ausbeute der zyklische Ether 198 als Hauptprodukt erhalten (Abb. 4.19). Literaturbeschrieben ist eine Beschleunigung der Reaktion zum Methoxymethylether in Gegenwart von Iodid, wobei in situ eine Umsetzung des Chlormethylethers zum reaktiveren Iodmethylether angenommen wird.133 Eine befriedigende Erklärung für die gefundene Reaktion liefert diese Annahme allerdings nicht. CO2Me CO2Me 5 eq. MOMCl, 2.5 eq. NEt(iPr)2 2 eq. NBu4I CH2Cl2, 0 °C rt, 16 h OH O 45 % OH O 170 O 198 Abbildung 4.19: Bildung des 1,3,5-Trioxepins 198 aus 170. Für Chlormethylmethylether ist beschrieben, dass in dem Reagenz technischer Qualität stets mit einem bis zu 8 % betragenden Anteil an Bis(chlormethyl)ether zu rechnen sei,134 der direkt für die Bildung des Trioxepins verantwortlich sein kann. Dieser kann in Gegenwart von Säure, welche durch Feuchtigkeit oder während der Reaktion mit den Alkoholfunktionen aus dem Reagenz freigesetzt wird, oder einer Lewis-Säure über eine Gleichgewichtsreaktion entstehen (Abb. 4.20 A).134,135 Denkbar ist zunächst die Bildung von Bis-MOM-Ether 197, welcher zu 198 zyklisiert. Versuche, das zyklische Produkt unter unterschiedlichen Reaktionsbedingungen aus dem isolierten Bis-MOM-Ether 197 herzustellen, waren jedoch nicht erfolgreich (Abb. 4.20 B). A 2 O Cl O CO2Me B O 197 O O TiCl4 H3O+ oder Lewissäure O + O Cl O O Cl CO2Me O O O + CH3OCH3 O 198 Abbildung 4.20: A Lewissäure-katalysierte Disproportionierung von MOMCl;135 B Schematische Darstellung der versuchten Überführung von 197 in 198. Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 73 Wird eine Lösung von 197 in Dichlormethan mit fünf Äquivalenten MOMCl, zwei Äquivalenten Hünig-Base und Tetrabutylammoniumiodid versetzt, so wird nach drei Tagen keine Umsetzung zum zyklischen Produkt 198 beobachtet. Der Einsatz von Chlorwasserstoff führt ebenso wenig zum Erfolg wie der Einsatz von Scandium(III)triflat, welches als Lewissäure die Bildung eines Methoxymethylethers katalysiert.136 Ebenfalls nicht erfolgreich waren Versuche, das freie Diol direkt säure- oder lewissäurekatalysiert mit Paraformaldehyd137, Formaldehyddimethylacetal138 oder DMSO139 in Trioxepin 198 oder den Bismethoxymethylether 197 zu überführen. Aufgrund der hohen Toxizität der Reagenzien, welche zur Einführung des 1,3,5-Trioxepins und der MOM-Schutzgruppen nötig sind, wurde von einem breiteren Einsatz in den im folgenden beschriebenen Umsetzungen abgesehen. Die Veresterung von 170 gelingt nicht unter basischen Standardbedingungen mit Acetanhydrid und Pyridin.140 Statt dessen wird die vollständige Aromatisierung des Eduktes gefunden. Erfolgreich verläuft die Reaktion hingegen nach einer Methode, bei der das Diol in Acetanhydrid gelöst und nach Zugabe von 0.05 mol% der Lewis-Säure Scandium(III)triflat zu Bisessigsäureester 199 umgesetzt wird (69 % Ausbeute) (Abb. 4.21).141 Markó und Dumeunier stellten die Hypothese auf, dass das in situ gebildete gemischte Anhydrid AcOTf im wesentlichen für die Katalyse verantwortlich sei.142 Versuche, Scandium(III)triflat durch neutrales Lithiumtriflat als Katalysator zu ersetzen,143 waren bei dieser Umsetzung nicht erfolgreich. In diesem Fall wird über drei Stunden keine Reaktion beobachtet. CO2Me OH OH 170 0.05 mol % Sc(OTf)3 Ac2O, 0 °C, 1 h CO2Me OAc 69 % OAc 199 Abbildung 4.21: Veresterung der Alkoholfunktionen in 170 mit Acetanhydrid. Der erhaltene Bisessigsäureester 199 erweist sich aufgrund der elektronenziehenden Eigenschaften der Acetylgruppen als recht empfindlich und neigt zur Aromatisierung. Im Vergleich zu allen anderen hier getesteten Schutzgruppen stellen Acetylgruppen die bei weitem besten Abgangsgruppen dar und begünstigen somit unerwünschte Eliminierungsreaktionen. Als Ausgangsverbindung für Untersuchungen zur Folgechemie wurde aus Gründen der Handhabbarkeit und der Vergleichbarkeit zu den an 160 untersuchten Reaktionen der Bis-TBSEther 185 ausgewählt. 74 4.4.2 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen Vergleich verschiedener Derivate des 3,4-trans-CHD Für Derivate des 3,4-trans-CHD sind zwei bevorzugte Konformationen denkbar (Abb. 4.22).144 In Konformationsisomer I sind die Sauerstoffsubstituenten pseudo-axial ausgerichtet, wohingegen diese Funktionen in Konformationsisomer II pseudo-äquatorial orientiert sind. Da im vorhandenen Diensystem keine anderen axialständigen Reste vorhanden sind, führt Konformation I anders als bei Cyclohexanderivaten nicht zu Abstoßungen pseudo-axial orientierter Substituenten und ist energetisch günstig. Eine Betrachtung der potentiellen Energie der Moleküle in Abhängigkeit des Diederwinkels mittels einfacher Kraftfeld-Analyse unterstützt die Annahme zweier Möglicher Vorzugskonformationen. MeO2C O O R R I II Abbildung 4.22: Schematische Darstellung zweier energieminimierter Konformationen;e im Konformationsisomer I weisen die rot dargestellten Sauerstoffsubstituenten eine pseudo-axiale Ausrichtung bezogen auf den Cyclohexadienring auf, im Konformationsisomer II wird eine pseudo-äquatoriale Anordnung gefunden. So werden für 185, 197 und 199 je nach Ausgangskonformation vor der iterativen Energieminimierung je ein lokales Energieminimum für Konformation I und II gefunden. Der Circulardichroismus mit unterschiedlichen Schutzgruppen versehener Derivate des 3,4trans-CHD wurde in Acetonitril vermessen und verglichen. Als Chromophore treten dabei die konjugierten Doppelbindungen und die Esterfunktion in Erscheinung, wobei die isolierten Esterfunktionen der Acetyl-geschützten Verbindung 199 als Chromophore keinen wesentlichen Einfluss auf den Verlauf des erhaltenen Spektrums haben. Es zeigt sich, dass alle mit konformativ nicht fixierten Schutzgruppen versehenen Derivate ein vom Verlauf her vergleichbares Spektrum und daher eine vergleichbare mittlere Konformation und ein Minimum bei λ ≈ 235 nm aufweisen, wohingegen die Spektren des freien Diols 170 und des rigiden Bicyclus 198 einen von den anderen Derivaten deutlich abweichene Alle 3D-Modelle sind Gasphasenstrukturen und wurden mit dem Computerprogramm "MM2 force field" berechnet, welches Bestandteil von "CS Chem3D Ultra 8.0", Cambridgesoft Corporation, Cambridge, USA, 2003 ist. Hierzu wurden die sterischen Abstoßungen wie auch die Hybridisierungsenergien aller Atome iterativ minimiert. Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 75 den Verlauf zeigen und bei λ = 301 nm bzw. λ = 283 nm ein lokales Maximum zeigen (Abb. 4.23). 9 MeO2C O O ∆ε [L×mol-1 0 -1 ] ×cm Mol. CD 198 R = -CH2-O-CH2170 R = -H 197 R = -MOM 185 R = -TBS 199 R = -Ac -10 -12 210 R R 250 300 350 Wavelength[nm] λ [nm] Abbildung 4.23: Dargestellt sind die molekularen CD-Spektren von 170, 185, 197, 198 und 199 gemessen in Acetonitril. Nach der "Dien-Helizitäts-Regel"145 für verzerrte, konjugierte Diene gilt, dass positive Cotton-Effekte durch Anregung eines π-π*-Übergangs für solche Diensysteme erwartet werden, die einen positiven Torsionswinkel Θ aufweisen, wohingegen negative CottonEffekte auf einen negativen Torsionswinkel hindeuten.146 Der Torsionswinkel Θ des Diensystems nimmt für Konformationsisomer II positive Werte an, für Konformationsisomere I hingegen werden negative Werte für Θ erwartet (Abb. 4.24). OR MeO2C H H H Θ MeO2C OR OR Θ H OR Konformation I Konformation II Θ < 0° Θ > 0° Abbildung 4.24: Schematische Darstellung der Konformationsisomere I und II für Derivate des 3,4-trans-CHD und der Dihedralwinkel Θ des Diensystems; R = -H, -TBS, -Ac, -MOM, -CH2OCH2-. 76 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen Burgstrahler und Mitarbeiter beobachteten einen wesentlichen Beitrag allylischer, pseudoaxialständiger Substituenten zum Circulardichroismus von Cyclohexadien-Verbindungen und formulierten die "Allyl-Axial-Chiralitäts-Regel".147 Danach führen allylische, pseudo-axialständige Substituenten X mit positivem bzw. negativen Dihedralwinkel Θ´ Xaxial-Callyl-C=C zu einem positiven bzw. negativen Cottoneffekt. Die Rotationsstärke nimmt mit von Wasserstoff abweichenden, pseudo-axialständigen Substituenten zu und wird auch für allylische Sauerstoffsubstituenten gefunden.148 Für Derivate des 3,4-trans-CHD werden im Falle des Konformationsisomers I zwei pseudo-axialständige Sauerstoffsubstituenten erwartet, die beide einen negativen Dihedralwinkel mit der jeweils benachbarten Doppelbindung bilden (Abb. 4.25). Nach der "Allyl-Axial-Chiralitäts-Regel" wird in diesem Fall ein deutlicher negativer Cottoneffekt erwartet. Für Konformationsisomer II weisen die beiden allylischen Wasserstoffe eine pseudo-axiale Ausrichtung auf und schließen mit der jeweils benachbarten Doppelbindung einen positiven Dihedralwinkel ein. Erwartet wird in diesem Fall ein betraglich geringer, positiver Cottoneffekt. H Θ´ H RO Θ´ RO Konformation I Konformation II Θ´ < 0° Θ´ > 0° Abbildung 4.25: Schematische Darstellung der für Konformationsisomer I und II für Derivate des 3,4-trans-CHD zwischen pseudo-axialständigem Substituenten und einer Doppelbindung gefundenen Dihedralwinkel Θ´; R = -H, -TBS, -Ac, -MOM, -CH2OCH2-. Dies wird qualitativ anhand der vermessenen Derivate des 3,4-trans-CHD bestätigt. Die molekulare Absorbtionsdifferenz ∆ε für das konformativ fixierte bicyclische System 198, welches ausschließlich als Konformationsisomer II vorliegt, ist mit ∆ε (λ = 283 nm) = + 2.6 betraglich deutlich kleiner als der negative Cotton-Effekt ∆ε (λ = 267 nm) = – 8.7, der für Bis-TBS-Ether 185 gefunden wird. Wie später in diesem Kapitel diskutiert liegt auch 170 in verschiedenen Lösungsmitteln überwiegend als Konformationsisomer II vor, was den betraglich bedeutenden Effekt verdeutlicht, der von den pseudo-axialständigen Sauerstoffsubstituenten ausgeht und der dafür verantwortlich ist, dass das geringer populierte Konforma- Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 77 tionsisomer I, für das sich die Effekte des verdrillten Diensystems wie auch der allylischen Substituenten additiv verstärken, den Verlauf des CD-Spektrums dominiert. Aufschlussreich ist ein Vergleich der 3JH,H-Kopplungen, die zwischen den allylischen Protonen des Cyclohexadienrings verschiedener Derivate des 3,4-trans-CHD gefunden werden. Wird näherungsweise angenommen, dass Hydroxy- und Etherfunktionen aufgrund des –IEffektes einen vergleichbaren Einfluss auf die Kopplungskonstanten haben, lassen sich die gefundenen Werte direkt vergleichen. Der für den Triester 199 gefundene Wert ist tendenziell niedriger, da beschrieben ist, dass elektronegative Sustituenten an der für die 3JH,H-Kopplung maßgeblichen Kohlenstoff-Kohlenstoff-Bindung den Betrag der Kopplungskonstante verringern.149 Für das konformativ rigide Trioxepinsystem 198 wird im Vergleich aller untersuchter Derivate von 170 mit 3JH,H = 14.1 Hz die größte vicinale Kopplungskonstante der allylischen Protonen gefunden. Es wird angenommen, dass Trioxepin 198 in Lösung ausschließlich als Konformationsisomer II vorliegt. Aufgrund der gefundenen vicinalen Kopplungskonstanten der allylischen Protonen für die untersuchten Derivat von 170, die in allen Fällen über 8 Hz liegen, kann ausgeschlossen werden, dass eine dieser Verbindungen in Lösung ausschließlich als Konformationsisomer I vorliegt. Für Konformationsisomer I wird für die pseudo-äquatorial orientierten allylischen Protonen nach der von Karplus aufgestellten Beziehung zwischen Diederwinkel und 3JH,H-Kopplungen eine deutlich kleinere Kopplungskonstante erwartet.150 Für den vom 2,3-trans-CHD abgeleiteten Bis-TBS-Ether 160 wird hingegen eine sehr kleine Kopplungskonstante von 3JH,H = 1.6 Hz zwischen den allylischen Protonen des Cyclohexadienringes gefunden. Nach Karplus150 wird ein Diederwinkel zwischen 60° und 120° erwartet, wie er im energieminimierten Gasphasenmodell, das Konformationsisomer I entspricht, mit 64° auch gefunden wird. Daher wird angenommen, dass 160 in Lösung ausschließlich als Konformationsisomer I vorliegt. In Übereinstimmung mit dieser Annahme und dem oben erläuterten Einfluss pseudo-axial-ständiger Substituenten auf den Circulardichroismus wird für 160 mit ∆ε (λ = 282 nm) = + 16.8 ein betraglich deutlich größerer Cotton-Effekt als für alle untersuchten Derivate von 170 gefunden. Weiterhin wird angenommen, dass für Derivate von 170, welche als Konformationsisomer I vorliegen, eine vergleichbare Kopplungskonstante der allylischen Protonen wie für 160 zu erwarten ist. Mit Hilfe dieser Annahmen und den für 198 und 160 beobachteten Kopplungskonstanten lassen sich näherungsweise Aussagen über das Verhältnis beider Konformationsisomere zueinander aus der im 1H-NMR gefundenen mittleren Kopplungskonstante herleiten. 78 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen Es wird angenommen, dass die untersuchten Substanzen in einer der beiden Konformationen I oder II vorliegen, und dass übergangsweise durchlaufene Konformationen keinen wesentlichen Beitrag zur mittleren Kopplungskonstante liefern und vernachlässigt werden dürfen. Eine Berechnung der Konformationsverteilung aus der gefundenen mittleren Kopplungskonstante erfolgt daher unter der Annahme des folgenden Zusammenhangs,f 3 JH,H = x • 3JH,H II + (1 – x) • 3JH,H I wobei x der Anteil der Substanz ist, welcher als Konformationsisomer II vorliegt. Als 3JH,H II wird die im Trioxepinsystem 198 gefundene vicinale Kopplungskonstante von 14.1 Hz eingesetzt, als 3JH,H I wird die Kopplungskonstante des 2,3-trans-CHD mit TBS-Ethern 160 von 1.6 Hz angenommen. Eine Auswertung der gefundenen Kopplungskonstanten nach diesem Schema führt zu folgenden zu erwartenden Verteilungen (Tabelle 5). 3 Verbindung JH,H [Hz] (CDCl3) Anteil der Konformationsisomere I : II 198 14.1 0 : 100 170 13.7 3 : 97 185 11.6 20 : 80 197 10.1 32 : 68 199 8.5 45 : 55a 160b 1.6 100 : 0 Tabelle 5: Vergleich der 3JH,H-Kopplungskonstanten (400 MHz, CDCl3) und der daraus abgeleiteten Verhältnisse der Konformationsisomere zueinander. a) Da durch den elektronenziehenden Effekt der Acetylgruppen eine Veringerung der beobachteten Kopplungskonstante zu erwarten sind, ist dieser rechnerisch ermittelte Anteil für Konformationsisomer II tendenziell zu klein; b) 160 ist ein von 2,3-trans-CHD abgeleitetes Derivat, das zum Vergleich mit aufgeführt wird. Werden die Ergebnisse der NMR-Messungen mit den qualitativen Aussagen verglichen, die mittels Circulardichroismus erhaltenen werden, so zeigt sich ein ähnliches Bild, wonach der Anteil an Konformationsisomer II laut 1H-NMR in der Reihenfolge 198 > 170 > 185 > 197 > 199 (198 > 170 > 197 > 185 > 199 qualitativ nach Vergleich der CD-Spektren) abnimmt. Der beobachtete Positionstausch von 197 und 185 in beiden Messreihen kann auf unterschiedliche f Die dargestellte Formel wird analog der Beziehung zur Bestimmung mittlerer Kopplungskonstanten nach E. Breitmaier, "Vom NMR-Spektrum zur Strukturformel organischer Verbindungen", 2. Auflage, B. G. Teubner Verlag, Stuttgart, 1992, 40-43 aufgestellt. Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 79 Populationen der Konformationsisomere in Abhängigkeit vom Lösungsmittel zurückzuführen sein. Die Abhängigkeit der Lage des Konformationsgleichgewichtes vom Lösungsmittel wurde durch NMR-Messungen von Diol 170 und Bis-TBS-Ether 185 in verschiedenen deuterierten Lösungsmitteln bei Raumtemperatur bestätigt. Es wird beobachtet, dass die 3JH,H-Kopplungen der allylischen Protonen tendenziell mit steigender Polarität des Lösungsmittels kleiner werden und folglich der Anteil des Konformationsisomers mit pseudo-äquatorial orientierten Protonen zunimmt (Tabelle 6). Hauptkonformationsisomer bleibt aber in allen Fällen das Konformationsisomer II mit pseudo-axial orientierten allylischen Protonen. 170 Lösungsmittel (Dielektrizitätskonstante ε [F × M-1])a 3 JH,H [Hz] 185 abgeleitetes Verhältnis der Konformationsisomere 3 JH,H [Hz] I : II abgeleitetes Verhältnis der Konformationsisomere I : II Benzen-d6 (2.3) 13.6 4 : 96 11.3 22 : 78 CDCl3 (4.8) 13.7 3 : 97 11.6 20 : 80 Aceton-d6 (21.0) - - 10.0 33 : 67 MeOH-d4 (33.0) 12.1 16 : 84 10.5 29 : 71 DMSO-d6 (47.2) 11.8 18 : 82 10.1 32 : 68 Tabelle 6: Vergleich vicinaler Kopplungskonstanten der allylischen Protonen bei 170 und 185 in unterschiedlichen Lösungsmitteln und der aus den vicinalen Kopplungskonstanten abgeleiteten Konformationsisomeren-Anteile; a) Die Dielektrizitätskonstante der nicht deuterierten Lösungsmittel dient als Maß für die Polarität.151 Im Falle von Verbindung 185 wurde versucht, das Vorliegen der beiden Konformationsisomere in einem 1H-NMR-Experiment in Aceton-d6 bei – 21 °C nachzuweisen. Bei diesem Experiment wurde jedoch keine Aufspaltung der Signale der beiden allylischen Protonen beobachtet. Vermutlich sind tiefere Temperaturen notwendig, um den Konformationswechsel langsam im Vergleich zur Relaxationszeit der Protonen und somit in 1H-NMR-Experimenten sichtbar werden zu lassen. Beobachtet wurde jedoch eine Änderung der vicinalen Kopplungskonstante von 3 JH,H 23 °C = 10.0 Hz auf 3 JH,H - 21 °C = 11.7 Hz, was unter den gemachten Annahmen einer Zunahme des als Konformationsisomer II vorliegenden Anteils von 67 % auf 80 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 81 % entspricht. Somit scheint Konformationsisomer II das thermodynamisch bevorzugte Konformationsisomer zu sein. Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 4.4.3 81 Epoxidierung Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden unterschiedliche Methoden untersucht, verschiedene CHD-Derivate in Epoxide zu überführen. Angewandt wurden die Oxidation mittels mCPBA, die Oxidation über ein in situ gebildetes Dioxiran, wie auch die Umsetzung einer βAcetoxy-Bromverbindung zum Epoxid via intramolekularer SN-Reaktion. Diese Methoden und Verfahren werden im Folgenden vorgestellt und diskutiert. 4.4.3.1 Oxidation mittels meta-Chlorperbenzoesäure Dr. D. Franke und Dr. V. Lorbach untersuchten bereits ausführlich die Oxidation von Derivaten des 2,3-trans-CHD zu Epoxiden.12,127 Dabei wurde gefunden, dass 160 mit mCPBA in Dichlormethan unter Zusatz von festem Natriumhydrogencarbonat hoch regio- und stereoselektiv zu 161 oxidiert werden kann. Die Regioselektivität lässt sich durch den –MEffekt der Carbonylgruppe auf die dreifach substituierte Doppelbindung erklären. Die gefundene Stereoselektivität kann mit dem sterischen Anspruch des allylischen TBS-Ethers begründet werden, welcher einen suprafacialen Angriff verhindert. Wird statt des TBS-geschützten Derivates 160 das freie Diol 196 oxidiert, so findet die Oxidation mit gleicher Regio- aber entgegengesetzter Stereoselektivität statt. Die Doppelbindung wird suprafacial zum allylischen Alkohol angegriffen, und die Epoxidfunktion wird cisständig zu diesem eingeführt. 200 wird als einziges Produkt gefunden. Erklären lässt sich die dirigierende Wirkung der Alkoholfunktion über eine Wasserstoffbrückenbindung, mit der das Oxidationsmittel mCPBA am allylischen Alkohol koordiniert (Abb. 4.26).152 CO2Me OTBS OTBS 160 mCPBA, NaHCO3 CH2Cl2, rt, 74 % CO2Me OTBS CO2Me OH OTBS OH O 161 196 CO2Me OH mCPBA, NaHCO3 CH2Cl2, rt 56 % OH O 200 Abbildung 4.26: Oxidation von Derivaten des 2,3-trans-CHD mit mCPBA nach Dr. D. Franke.12 Im Rahmen dieser Arbeit wurde versucht, Derivate des 3,4-trans-CHD unter vergleichbaren Bedingungen zu oxidieren. Wird das freie Diol 170 mit mCPBA in Gegenwart von Natriumhydrogencarbonat in Dichlormethan oxidiert, so werden zwei Regioisomere im Verhältnis 3:1 (1H-NMR) erhalten. Eine Trennung wie auch ein Beweis der Stereochemie beider Epoxide 82 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen gelangen nicht. In Analogie zum 2,3-trans-CHD ist anzunehmen, dass es sich um die Epoxide 201 und 202 handelt (Abb. 4.27). mCPBA NaHCO3 CH2Cl2, rt 16 h CO2Me OH CO2Me O + O OH 87 % OH 170 MeO2C OH OH 201 OH 202 3 : 1 Abbildung 4.27: Oxidation von 170 mit mCPBA; dargestellt sind die analog zur Epoxidation von 196 angenommene Stereochemie der Produkte 201 und 202. Für diese Annahme spricht auch die von Campbell und Mitarbeiter untersuchte Oxidation von cis-CHD 203 mit mCPBA. Dabei wurde die Bildung zweier Regioisomere 204 und 205 im Verhältnis 1:1 beobachtet, deren Stereochemie jeweils als all-cis bestimmt wurde (Abb. 4.28).153 CO2Me mCPBA CH2Cl2, rt, 12 h OH CO2Me MeO2C O + O OH 52 % OH 203 OH 204 1 OH OH 205 1 : Abbildung 4.28: Epoxidierung von cis-CHD 203 mit mCPBA nach Campbell et al.153 Versuche, 185 unter den gleichen Bedingungen mit mCPBA umzusetzen, verliefen im Gegensatz zur analogen Reaktion beim 2,3-trans-CHD weder regio- noch stereoselektiv. Es werden vier isomere Produkte im Verhältnis 38:26:22:14 (1H-NMR) zueinander gebildet. Eine chromatographische Trennung der Isomere gelingt nicht. Der Vergleich mit auf anderem Wege erhaltenen Referenzsubstanzen erlaubt die Zuordnung der beiden Epoxide 206 und 207 (Abb. 4.29). CO2Me OTBS OTBS 185 mCPBA NaHCO3 CH2Cl2, rt, 16 h 50 % CO2Me O CO2Me + O OTBS OTBS 206 : 38 MeO2C + OTBS OTBS 207 : 26 MeO2C O O + OTBS OTBS 208 : 22a OTBS OTBS 209 14a Abbildung 4.29: Oxidation von 185 mit mCPBA; a) eine Zuordnung der Stereochemie zu beiden Produkten gelang nicht; dargestellt ist die angenommene Stereochemie. Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 83 Wird das bicyclische 3,4-trans-CHD-Derivat 198 mit mCPBA oxidiert, so werden zwei Oxidationsprodukte im Verhältnis 2 : 1 (1H-NMR) erhalten. Die Regiochemie ist eindeutig aus den NMR-Spektren zu ermitteln, die Stereochemie der Produkte kann aus den NMRDaten nicht eindeutig geklärt werden. Weiterhin ist eine Verbindung in etwa 4 % bezogen auf das Hauptprodukt entstanden, die als Diastereomer des Hauptproduktes interpretiert werden kann. In Analogie zu im Folgenden dargestellten Ergebnissen kann vermutet werden, dass in beiden Hauptprodukten die Epoxide cis zur jeweils benachbarten Etherfunktion eingeführt wurden (Abb. 4.30). CO2Me O O mCPBA NaHCO3 CH2Cl2, rt CO2Me MeO2C O + O O 65 % O O 198 O O O 210 2 O 211 : 1 Abbildung 4.30: Epoxidierung von 198 mit mCPBA; die Stereochemie der Produkte wurde nicht bewiesen; dargestellt ist die angenommene Stereochemie der Produkte. 4.4.3.2 Oxidation mit Caro´scher Säure mittels eines Dioxirans Die regioselektive Oxidation der zweifach substituierten Doppelbindung im 3,4-trans-CHD gelingt unter den von Yang und Mitarbeitern publizierten Bedingungen über ein in situ gebildetes Dioxiran.154 Dieses geht aus der Oxidation von Trifluoraceton mit Caro´scher Säure hervor (Abb. 4.31). Nach der Übertragung eines Sauerstoffatoms auf die zu oxidierende Doppelbindung wird das Keton zurückerhalten und steht erneut als Sauerstoffmediator zur Verfügung. KHSO5 KHSO4 O O F3C CH3 O O F3C CH3 Abbildung 4.31: Schematische Darstellung der Oxidation eines Olefins mittles in situ erzeugtem Dioxiran zum Epoxid. 84 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen Das Keton wird dennoch in vielen Fällen im Überschuss zugesetzt, da es durch stark pHabhängige Nebenreaktionen, zu denen die Baeyer-Villiger-Oxidation maßgeblich beiträgt, kontinuierlich dem Reaktionsgemisch entzogen wird.155 Erste Versuche von Curci und Mitarbeitern, eine stereoselektive Übertragung des Sauerstoffs auf prochirale Alkene mittels chiraler Ketone durchzuführen, waren wenig erfolgreich und führten zu Produkten mit einem Enantiomerenüberschuss von bis zu 20 %.156 Deutlich höhere Enantiomerenüberschüsse erzielten Yang und Mitarbeiter durch den Einsatz des zyklischen BINAP-Ketons 212157 wie auch Shi und Mitarbeiter mit einem von Fructose abgeleiteten chiralen Keton 213.158 Durch Optimierung der Reaktionsbedingungen gelang es, den Verlust an Keton durch Nebenreaktionen zu minimieren, so dass in vielen Fällen das Keton mit etwa 10 mol% substöchiometrisch eingesetzt werden kann.157 Bloch und Mitarbeiter beschreiben in einem Fall die direkte Oxidation von Alkenen mittels Persulfat in methanolisch-wässriger Lösung ohne Anwesenheit eines Ketons.159 Über den genauen Mechanismus der Reaktion ist wenig bekannt, und zwei mögliche Übergangszustände wurden postuliert. So könnte der Übergangszustand im Moment der Sauerstoffübertragung eine planare Konformation aufweisen, oder das Dioxiran und die zu oxidierende Doppelbindung bilden einen rechten Winkel zueinander (Abb. 4.32).160 O O "butterfly"Übergangszustand (in einer Ebene) O O SpiroÜbergangszustand Abbildung 4.32: Schematische Darstellung beider für die Epoxidierungsreaktion mittels Dioxiran vorgeschlagenen Übergangszustände.160 Experimentelle Befunde161 wie auch theoretische Betrachtungen162 führen zum Ergebnis, dass der Spiroübergangszustand wahrscheinlicher ist. Bei der Umsetzung von trans-Stilben (214) mit dem axial chiralen Keton 215 (ee 98 %) wurde (2S,3S)-2,3-Diphenyloxiran mit einem Enantiomerenüberschuss von 80 % erhalten (Abb. 4.33 A).157 Dies spricht für den Spiroübergangszustand, bei dem für die Umsetzung zum im Überschuss gefundenen Produkt eine geringere sterische Abstoßung der Phenylgruppen erwartet wird ("matched pair") als bei der Oxidation zum enantiomeren Epoxid ("mismatched pair"). Würde ein planarer Übergangszustand durchlaufen, so wäre unter den gleichen Reaktionsbedingungen ein Überschuss des Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 85 (R,R)-Produktes zu erwarten gewesen. Analog wird für die Oxidation von trans-Stilben in Gegenwart des chiralen Ketons 213 (2R,3R)-2,3-Diphenyloxiran mit einem Enantiomerenüberschuss von 97 % erhalten (Abb. 4.33 B).158b Neben sterischen Einflüssen werden auch elektronische Wechselwirkungen für eine Bevorzugung des Spiroübergangszustand verantwortlich gemacht.158c Br O O O O O Br O 212 10 mol% A trans-Stilben (214) 10 eq. Caro´sche Säure, 3.1 eq. NaHCO3, 0.4 mM wässrige Na2EDTA Lösung, DME (2:3) 0 °C, 25 h, 94 % O O O (2S,3S)-2,3-Diphenyloxiran (215) 80 % ee O O O O 213 30 mol% B trans-Stilben (214) 1.4 eq. Caro´sche Säure, 5.8 eq. K2CO3, CH3CN, wässrige Lösung mit 0.4 mM Na2EDTA und 50 mM Na2B4O7 (5:2) rt, 1.5 h, 75 % (2R,3R)-2,3-Diphenyloxiran (ent-215) 97 % ee Abbildung 4.33: Oxidation von trans-Stilben (214) mit Caro´scher Säure in Gegenwart chiraler Ketone A nach Yang et al.157 B nach Shi et al.158b Wird 185 mit Caro´scher Säure in Anwesenheit von 1,1,1-Trifluoraceton und Na2EDTA in Acetonitril und Wasser oxidiert, so findet eine regioselektive und mäßig stereoselektive Oxidation zu 206 und 207 im Verhältnis 5 : 2 statt (Abb. 4.34). 5 eq. Caro´sche Säure, 15 eq. NaHCO3, CF3COCH3, 0.4 mM wässrige Na2EDTA-Lösung, CH3CN (1 : 2 : 10) O 0 °C, 1 h OTBS 86 % bei 63 % Umsatz OTBS 185 CO2Me CO2Me CO2Me + OTBS OTBS 206 : 5 O OTBS OTBS 207 2 Abbildung 4.34: Oxidation von 185 mittels eines Dioxirans zu den Epoxiden 206 und 207. 86 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 4.4.3.3 Überführung einer β-Acetoxy-Bromverbindung in ein Epoxid Alternativ zu den beiden erwähnten Oxidationsmethoden besteht die Möglichkeit, das zu 206 diastereomere Epoxid 207 mittels intramolekularer SN-Reaktion darzustellen. Hierzu wird der Essigsäureester der Verbindung 216 (Kapitel 4.4.5) in einer methanolischen Na2CO3-Suspension verseift. Der freigesetzte Alkohol wird im alkalischen Milieu partiell deprotoniert und vermag das Bromid in einer intramolekularen SN-Reaktion zu verdrängen. Erhalten wird Epoxid 207 (Abb. 4.35). In einer Nebenreaktion vermag Essigsäure in einer syn-Eliminierung zu eliminieren, und erhalten wird das Brom-substituierte trans-CHD 218. CO2Me CO2Me OAc AcO Br OTBS OTBS 216 3 + Br : OTBS OTBS 217 1 CO2Me Na2CO3, MeOH 16 h, rt O OTBS OTBS 207 66 % CO2Me + Br OTBS OTBS 218 15 % Abbildung 4.35: Darstellung von Epoxid 207 und Brom-CHD 218 aus 216 und 217. 216 liegt in Chloroform in unterschiedlichen, langsam wechselnden Konformationen vor (Abb. 4.36). Gestützt wird diese Annahme durch die Beobachtung, dass im 1H-NMR bei Raumtemperatur zum Teil unscharfe Signale erhalten werden, welche erst bei höherer Temperatur klare Signalaufspaltungen zeigen. Weiterhin werden bei Raumtemperatur im 13CNMR für die sp2-hybridisierten Kohlenstoffe der Doppelbindung vermutlich aufgrund einer starken Signalverbreiterung keine Signale gefunden. Bei 60 °C scheinen die Konformationsisomere hingegen schnell gegen die Zeitskala der NMR-Messung ineinander überführt zu werden, so dass die Signale beider sp2-hybridisierten Kohlenstoffe detektiert werden können. Für 216 wird bei einer Temperatur von 60 °C eine Kopplungskonstante der beiden Protonen an C-5 und C-6 von 3JH5,H6 = 4.5 Hz gefunden, welche für 216-II mit pseudo-äquatorialer und äquatorialer Ausrichtung der TBS-Ether erwartet wird. Für die pseudo-axial und axial orientierten Protonen H-6 und H-5 in 216-I sollte eine deutlich größere Kopplungskonstante gefunden werden, so dass diese Konformation nur in untergeordnetem Maße vorliegen kann. In 216-II wird für den pseudo-äquatorial orientierten Acetoxy-Rest und das äquatorial orientierte Brom ein Diederwinkel von ΦBr,O6 = 107° erwartet, welcher eine intramolekulare SN-Reaktion zum Epoxid zulässt. Der Acetoxy-Rest und das Proton an C-5 weisen ebenso wie Brom und das Proton an C-6 einen kleinen Diederwinkel auf, so dass in dieser Konformation eine syn-Eliminierung von Essigsäure oder Bromwasserstoff möglich scheint (Abb. 4.36). Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 87 CO2Me OAc 6 5 TBSO Br OTBS Konformation 216 6 I 5 6 II φH5,H6 φBr,H6 φH5,O6 φBr,O6 = 174° = 71° = 66° = 50° φH5,H6 φBr,H6 φH5,O6 φBr,O6 = 127° = 14° = 7° = 107° 5 Abbildung 4.36: Energieminimierte Konformationen von 216 und Diederwinkel entlang der Bindung zwischen C-5 und C-6; TBS-Ether, Methylester und nicht an C-5 und an C-6 gebundene Protonen wurden ausgeblendet. Die zu 216 isomere Bromverbindung 217 (Kapitel 4.4.5), kann unter den gleichen Reaktionsbedingungen nicht zu einem Epoxid reagieren. Vielmehr bestehen die Möglichkeit der Verseifung der Acetoxyfunktion oder einer 1,4-Eliminierung, so dass das Bromsubstituierte trans-CHD 218 entstehen kann. Hydrolyse des Methylesters wird unter diesen Reaktionsbedingungen nicht beobachtet. Da sich die beiden Produkte 207 und 218 in ihrer Polarität deutlich voneinander unterscheiden, gelingt eine chromatographische Trennung dieser Produkte problemlos. Eine genaue Zuordnung der Stereochemie von Epoxid 207 und damit Bromverbindung 216 gelingt über die sauer katalysierte Öffnung des Epoxids mit Essigsäure (Kapitel 4.6.3). Die Aufklärung der Struktur von Brom-CHD 218 ist eindeutig aus den NMR-Daten unter Kenntnis der absoluten Konfiguration der allylischen Kohlenstoffe möglich. Aufgrund der chemischen Verschiebung der sp3-hybridisierten Kohlenstoffe ist ausgeschlossen, dass einer dieser Kohlenstoffe Brom-substituiert ist. Für diesen Fall würde eine chemische Verschiebung von etwa 45 ppm erwartet, gefunden werden jedoch Verschiebungen von 72.1 ppm und 77.1 ppm, wie sie für Kohlenstoffe mit Sauerstoffsubstituenten typisch sind. Aufgrund der beobachteten Protonen-Kopplungen kann die Konstitution des Moleküls eindeutig ermittelt werden. 88 4.4.4 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen cis-Dihydroxylierung Während Epoxide durch nucleophile Öffnung des Ringes mit Sauerstoffnucleophilen in transDiole überführt werden können, sind vicinale cis-Diole durch cis-Dihydroxylierung der Alkene direkt zugänglich. Alkene lassen sich mit stöchiometrischen Mengen an Permanganat zum Diol oxidieren. Hierbei werden jedoch häufig Nebenreaktionen aufgrund des hohen Oxidationspotentials des Permanganats gefunden. Unter anderem kann das erhaltene Diol unter Spaltung der Kohlenstoff-Kohlenstoff-Bindung zu zwei Carbonsäuren weiter oxidiert werden.163 In den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden von Criegee stöchiometrische Mengen an Osmiumtetroxid als selektives Oxidationsmittel eingesetzt.164 Hierbei wurden die mit Kaliumpermanganat gefundenen Neben- und Folgereaktionen nicht beobachtet. Aufgrund der hohen Toxizität und Flüchtigkeit des Osmiumtetroxids brachte aber erst die Entwicklung katalytischer Methoden einen Durchbruch für eine breitere Anwendung. Die Weiterentwicklung und Erforschung dieser Methoden ist maßgeblich mit den Arbeiten von Sharpless verbunden.165 Mechanistische Untersuchungen ergaben, dass zunächst ein zyklischer Osmatester gebildet wird, welcher im folgenden unter Freisetzung des cis-Diols und Osmats hydrolysiert wird. Mechanistisch wurden zwei Wege, welche zur Bildung des zyklischen Esters führen, diskutiert (Abb. 4.37). Böseken und Criegee postulierten einen konzertierten [3+2] Mechanismus,164,166 wohingegen Sharpless von einer stufenweisen Reaktion ausging, welche zunächst mit einer [2+2] Addition zum Osmaoxetan eingeleitet wird.167 Dieses lagert sich zum zyklischen Ester um. R R O O Os O + O A R L B O O Os O O L O R O Os OL O R R O O Os O O L R R Abbildung 4.37: Diskutierte Mechanismen zur Bildung des zyklischen Osmatesters; A konzertierter [3+2] Mechanismus;164,166 B stufenweiser [2+2] Mechanismus.167 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 89 Die Untersuchung kinetischer Isotopeneffekte und der Vergleich mit berechneten Werten stützen die Hypothese der [3+2] Addition als durchlaufenen Reaktionsweg.168 Unter typischen Reaktionsbedingungen ist ein Anteil des in der Reaktion eingesetzten Osmiumsalzes von 0.2 mol% bis 2 mol% bezogen auf das zu oxidierende Alken üblich. Zur Reoxidation des Osmium(VI) zum Osmium(VIII) sind unterschiedliche Wege etabliert. Standardmäßig werden hierzu K3Fe(CN)6 oder 4-Methylmorpholin-4-oxid (NMO) eingesetzt. Beschrieben sind beispielsweise auch die Oxidation mittels Trimethylamin-N-oxid,169a mit NaIO4,169a NaOCl,169b oder kaskadenartig mit H2O2 in Gegenwart von Flavin und 4-Methylmorpholin.169c In einigen Fällen wurden Unterschiede in der gefundenen Stereoselektivität der Oxidation in Abhängigkeit von Oxidationsmittel und Reaktionsbedingungen gefunden.169a Durch den Einsatz chiraler Liganden ist eine enantioselektive Reaktion möglich. So wurden verschiedene chirale Amine als Liganden untersucht. Als besonders geeignet erwiesen sich Dihydrochinidin- und Dihydrochininliganden.170 Die erreichbare Enantioselektivität ist durch die Hintergrundreaktion ohne Einfluss des chiralen Liganden limitiert, welche als sekundärer katalytischer Zyklus bezeichnet wird (Abb. 4.38).170 Hierbei findet keine effektive chirale Induktion durch den Glycolatester statt. Sharpless und Mitarbeiter beschreiben ein Beispiel für die Bildung eines Produktes mit einem Enantiomerenüberschuss von 7 % über diesen Reaktionsweg.171 Neuere Entwicklungen führten zu zweiphasigen Reaktionssystemen, in denen das Durchlaufen dieses unerwünschten sekundären Zyklus unterdrückt wird.172 R hoher ee R R HO OH H2O R O O O Os O O R R Trioxo-Os(VIII)-glycerat O Os O O O Primärer Katalysezyklus NMM L* Sekundärer Katalysezyklus NMO R R O O O Os O O R R R O O Os O O L* L* R L* R R R HO R H2O OH geringer oder kein ee Abbildung 4.38: Die beiden katalytischen Zyklen, welche bei der asymmetrischen Dihydroxylierung mit NMO als Kooxidationsmittel durchlaufen werden.165 90 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen Aufgrund der weiten Verbreitung und Bedeutung dieser Reaktion werden fertige Reaktionsgemische vertrieben, die unter dem Namen AD-Mix α und AD-Mix β K2OsO4 als Vorläufer für den Katalysator, einen chiralen Liganden (Dihydrochinidin ist bei AD-Mix α, Dihydrochinin bei AD-Mix β der chirale Reste des Liganden) und das Oxidationsmittel K3Fe(CN)6 enthalten. In Gelen und an Polymeren173 gebundenes Osmat wurde erfolgreich als Katalysator eingesetzt und rückgehalten. Eine Rückgewinnung des Katalysators wird ebenfalls durch Ionentauscherharzadsorption174 oder den Einsatz ionischer Flüssigkeiten als Reaktionsmedium erzielt.175 In der Literatur sind Untersuchungen zur Oxidation unterschiedlich substituierter cis-CHD unter Osmiumtetroxid-Katalyse beschrieben. Carless und Mitarbeiter haben die Abhängigkeit der Stereoselektivität der Oxidation von der Art und Größe des Substituenten des eingesetzten cis-CHD untersucht (Abb. 4.39 A).176 Dabei zeigte sich, dass stets ein Gemisch diastereomerer Produkte erhalten wurde. Das 4,5-trans-Tetrol 219 ist dabei stets Hauptprodukt. Mit zunehmender Größe des Substituenten R nimmt die Diastereoselektivität ab, der Anteil beider Diastereomere 219 und 220 nähert sich einem Verhältnis von 1:1 an und weicht damit von der durch Kishi formulierten Regel ab, nach der eine Oxidation an Cyclohex-2-enolen bevorzugt trans zu allylischen Alkoholen stattfindet.177 Sutherland und Mitarbeiter untersuchten die Oxidation substituierter cis-CHD mit geschützten Alkoholfunktionen (Abb. 4.39 B).178 Wird dabei das zu 185 analoge cis-CHD-Derivat 222 unter Standardbedingungen oxidiert, so werden die beiden Regioisomere 223 und 224 im Verhältnis 10:1 gefunden. R R OH A NMO cat. OsO4 HO OH R OH 21 6 34 5 OH HO OH B OTBS 222 220 a-d CO2Me OTBS NMO cat. OsO4 OH OH 219 a-d CO2Me OTBS 21 6 34 5 + + HO R isolierte Ausbeute [%] 219 : 220 116 -H 64 71 : 29 118 -CH3 57 67 : 33 221 -Cl 88 55 : 45 120 -Br 84 53 : 47 HO CO2Me HO OTBS OTBS OH 223 10 Edukt OH OTBS : 224 1 Abbildung 4.39: A Untersuchungen von Carless et al. zur Oxidation unterschiedlich substituierter cis-CHD;176 B Untersuchungen zur Oxidation von Sutherland et al. zur Oxidation von cis-CHD 222.178 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 91 Im Rahmen dieser Arbeit wurde die Oxidation mittels NMO in Anwesenheit katalytischer Mengen K2OsO4 untersucht. Wird das freie Diol 196 in Anwesenheit von zwei Äquivalenten NMO und katalytischer Mengen K2OsO4 in Aceton / t-Butanol / Wasser (10:9:1) oxidiert, so wird ein Gemisch der beiden diastereomerern Tetrole 225 und 226 im Verhältnis von 5 : 1 isoliert, wobei das Hauptprodukt die nach Kishi erwartete Stereochemie aufweist. Wird statt des freien Diols das TBS-geschützte 2,3-trans-CHD 160 eingesetzt, so wird – anders als von Sutherland und Mitarbeitern für cis-CHD 222 beobachtet – selektiv Diol 227 erhalten. Durch Entfernen der Schutzgruppen mit Flusssäure in Acetonitril konnte gezeigt werden, dass beide Hauptprodukte 225 und 227 die gleiche Stereochemie aufweisen (Abb. 4.40). Eine Aussage über die Regiochemie der Oxidation ist über 1H-NMR möglich; in allen Fällen wird nur ein Proton mit einer chemischen Verschiebung gefunden, wie sie für olefinische Protonen typisch ist. Bewiesen wurde die angenommene Stereochemie durch die Überführung von Diol 227 in die Naturstoffe ent-Streptol (ent-58) und ent-Valienon (ent-8) (vgl. Kapitel 4.6.1 und Kapitel 4.6.2). CO2Me OTBS CO2Me OTBS 3 eq. NMO kat. K2OsO4 OTBS Aceton / t-BuOH / H2O 10 : 9 : 1, rt, 4 d, 80 % HO 45 OTBS OH 227 160 HF CH3CN, 0 °C CO2Me OH OH 196 CO2Me OH 2 eq. NMO kat. OsO4 iso-BuOH / Aceton / H2O 10 : 9 : 1, rt, 7 d, 28 % HO 45 CO2Me OH + OH HO OH 225 5 45 OH OH 226 : 1 Abbildung 4.40: Übersicht über die Produkte der Osmiumtetroxid-katalysierten cisDihydroxylierung ausgehend von Derivaten des 2,3-trans-CHD. Wird 185 unter analogen Bedingungen oxidiert, entsteht hauptsächlich 228. In untergeordnetem Maße wird auch die zweifach substituierte Doppelbindung oxidiert, wobei Nebenprodukt 229 im Verhältnis 1 : 4 (1H-NMR) entsteht (Abb. 4.41). Eine Trennung der erhaltenen Isomere 228 und 229 gelingt nach Überführung der Diole in die Acetonide 230 und 231. Nach Abspaltung der TBS-Schutzgruppen wird Diol 232 erhalten, welches von Myers und Mitarbeiter dargestellt und charakterisiert wurde.179 Da von Myers 92 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen beide für 232 aus der Dihydroxylierungsreaktion denkbaren Diastereomere synthetisierte und eine Röntgenstrukturanalyse der zu 232 diastereomeren Verbindung publiziert wurde, ist die zunächst überraschende Stereochemie, nach der die Oxidation cis zum benachbarten TBSEther erfolgt, zweifelsfrei belegt. Die NMR-Daten für Verbindung 231 erlauben keine eindeutige Aussage über deren Stereochemie. Nach Spaltung der TBS-Ether von 231 wird Diol 233 erhalten, dessen Konstitution über NMR-Untersuchungen ermittelt werden konnte. CO2Me 2 eq. NMO kat. K2OsO4 OH MeO2C OTBS Aceton / t-BuOH / H2O 5 : 4 : 1, rt, 2 h, 70 % OTBS 185 CO2Me OH OTBS OTBS 228 4 HO + HO : OTBS OTBS 229 1 (CH3)2C(OCH3)2 kat. TFA, rt, 2 h 73 % MeO2C O O TBAF, THF, 0 °C, 1 h 42 % MeO2C O CO2Me O OH OTBS OTBS 232 230 OH O + O OTBS OTBS CO2Me TBAF, THF, 0 °C, 3 h O 49 % O 231 OH OH 233 Abbildung 4.41: Produkte der Osmiumtetroxid-katalysierten cis-Dihydroxylierung von BisTBS-Ether 185 und nachfolgende Reaktionen zum Beweis der Stereochemie der Produkte. Eine Zuordnung des vinylischen Protons gelingt über die chemische Verschiebung von δ = 6.93 ppm. Über ein H,H-COSY-Experiment können die weiteren Signale des 1H-NMR eindeutig den Protonen Ha bis Hd zugeordnet werden. Eine Aussage über die Konfiguration von 233 gelingt über ein NOESY-Experiment. Einen entscheidenden Hinweis auf die vorliegende Konfiguration liefert ein NOE-Kontakt zwischen Ha und Hc. Dieser Effekt wird nur für den Fall erwartet, dass Ha und Hc gleichzeitig eine axiale bzw. pseudo-axiale Orientierung annehmen. Dies ist nur dann möglich, wenn die durch Oxidation mit Osmiumtetroxid erhaltene cis-Diol-Funktion wie dargestellt cis zum benachbarten allylischen TBS-Ether eingeführt wurde. Einen weiteren Hinweis liefern NOE-Kontakte der Methylgruppen des Acetonids und der Protonen des Kohlenstoffsechsrings. Nur die dargestellte Konfiguration erklärt, dass ein Kontakte zwischen den Protonen Ha und Hb und einer Methylgruppe gefunden werden, während sich das Proton Hd in räumlicher Nähe zur anderen der beiden Acetonid-Methylgruppen befindet und wechselwirkt (Abb. 4.42). Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 93 c a CO2Me O O a b c e d OH OH 233 H H OH O H b O H3C CH3 exo endo OH H d angeregtes Proton gefundene NOE-Kontakte (chemische Verschiebung) (chemische Verschiebung) Hd (4.53 ppm) CH3 endo (1.36 ppm) Ha (5.11 ppm) CH3 exo (1.41 ppm) Hb (4.62 ppm) CH3 exo (1.41 ppm) Ha (5.11 ppm) Hc (3.61 ppm) Abbildung 4.42: Konformation von 233 und wichtige im NOESY-Experiment gefundene Signalverstärkungen (NOE-Kontakte) in Abhängigkeit zur Anregungsfrequenz (CDCl3, 400 MHz), welche gemeinsam nur durch die dargestellte Konfiguration und Konformation von 233 erklärt werden können. Die deutlich höhere Reaktivität der dreifach substituierten Doppelbindung in 185 entspricht nicht dem Reaktionsverhalten, welches von Singh und Mitarbeitern für das analoge cis-CHD 98 beschrieben wird.52 In diesem Fall entstehen zwei Konstitutionsisomere 99 und 100 im Verhältnis von etwa 1 : 1 (Abb. 4.43). CO2Me O 98 O CO2Me NMO OsO4 HO t-BuOH / H2O 10 : 1, 20 °C, 8 h, 73 % HO MeO2C OH + O 99 1 O O : OH O 100 1 Abbildung 4.43: Dihydroxylierung von 3,4-cis-CHD 98 nach Singh et al.52 Neben der Osmiumtetroxid-katalysierten Oxidation ist von Shing und Mitarbeitern auch die Oxidation von Alkenen mittels katalytischer Mengen von Rutheniumoxid zu cis-Diolen untersucht worden.180 Shing beschreibt die hoch stereo- und regioselektive und schnelle Oxidation des substituierten Cyclohexensystems 234 zu Cyclohexan-cis-diol 235 (Abb. 4.44); 94 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen die beschriebene Verbindung reagiert träge und recht unselektiv mit Osmiumtetroxid. Zur Umsetzung wird eine Lösung des Alkens unter Eiskühlung mit einer wässrigen 5 %igen Natriumperiodat-Lösung und 6 mol% Ruthenium(III)chlorid versetzt, welches das katalytisch aktive Ruthenium(VIII)oxid liefert. Das zweiphasige System wird wenige Minuten heftig gerührt, und durch Zusatz von Thiosulfat-Lösung wird die Reaktion abgebrochen. OBn OBn OAc OBn OBn OAc OBn kat. RuCl3 NaIO4 EtOAc, CH3CN, H2O 0 °C, 3 min., 81 % HO OBn OH 234 235 Abbildung 4.44: Dihydroxylierung nach Shing et al. mit in situ generiertem RuO4.180 Obwohl die vorgestellte Methode in diesem Fall Vorteile gegenüber der Oxidation mit Osmiumtetroxid bietet, hat sie bislang keine weite Verbreitung gefunden. Der Mechanismus der Reaktion ist nicht vollständig verstanden. Es wird angenommen, dass ähnlich wie bei der zuvor beschriebenen Oxidation mit Osmiumtetroxid zunächst eine [2+3]-Cycloaddition mit dem Alken unter Bildung eines zyklischen Ruthenatesters erfolgt, welcher hydrolytisch gespalten wird.181 Überoxidationen zu α-Ketoalkoholen und die oxidative Spaltung der Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung sind beobachtete Nebenreaktionen, die durch Variation der Reaktionsbedingungen diskriminiert werden können.181,182 Versuche, Bis-TBS-Ether 160 unter den von Shing publizierten Bedingungen180 zum cis-Diol zu oxidieren, waren nicht erfolgreich. Vielmehr erfolgte auch nach vier Stunden unter Erwärmen auf Raumtemperatur keine Reaktion (Abb. 4.45). CO2Me OTBS OTBS 5 mol% RuCl3 1.7 eq. NaIO4 CCl4, CH3CN (1:1) 0 °C rt, 4 h CO2Me OTBS HO OTBS OH 160 227 Abbildung 4.45: 160 zeigt in Gegenwart von RuO4 über 4 Stunden keine Reaktion. Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 4.4.5 95 Synthese von Bomhydrinen und Derivaten Um präparativen Zugang zum 4,5-cis-Diastereomer zu 227 zu erhalten, wurde versucht, das TBS-geschützte Dien 160 in einer Variante der Woodward-cis-Dihydroxylierungs-Reaktion umzusetzen.183 Hierbei wird durch Oxidation des Alkens mit N-Bromacetamid intermediär ein Bromonium-Ion gebildet, welches nach Silber(I)-assistierter nucleophiler Substitution durch Acetat und Reaktion mit Wasser zu einem Dioxolanol umgesetzt wird. Dieses lagert sich zum anti-β-Acetoxyalkohol um (Abb. 4.46). Ag Br R R + O δ+ δ- Br N H AgOAc AcOH R R + O O Br R O + R O AgBr 2 H2O + R R O O R H3O+ O R O R R HO OAc + AgBr OH Abbildung 4.46: Angenommener Mechanismus der Woodward-cis-Dihydroxylierung. Von Granger et al. wurde eine Modifikation der Reaktionsbedingungen publiziert, bei der Essigsäure als Sauerstoffnucleophil eingesetzt wurde.183b Unter diesen Reaktionsbedingungen wurde für 236 die Oxidation zu 237 mit einer isolierten Ausbeute von mehr als 90 % beobachtet. Als Produkt wird im Gegensatz zu Umsetzungen unter den von Woodward publizierten Bedingungen ausschließlich Diol 237 gebildet (Abb. 4.47).183b H3C H 236 1. AcNHBr AgOAc, AcOH 2. 93 % AcOH, ∆T 3. LiAlH4 > 90 % H3C OH OH H 237 Abbildung 4.47: Variante der Woodward-cis-Dihydroxylierung nach Granger et al.183b Wird 160 in Dichlormethan und unter Einsatz von Silber(trifluoracetat) mit N-Bromacetamid umgesetzt, entsteht trans-β-Acetoxybromverbindung 238 in 86 % Ausbeute, ohne dass eine Weiterreaktion zu einem Bisessigsäureester beobachtet wird. Auf den Einsatz von Silbersalzen wurde später verzichtet, da die Reaktion zu 238 auch ohne Zusatz eines Silbersalzes erfolgt (Abb. 4.48). 96 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen CO2Me OTBS OTBS 160 1.2 eq. AcNHBr 1.2 eq. Ag(CO2CF3) CH2Cl2, AcOH (1 : 1) 0 °C rt, 24 h, 86 % oder 2.5 eq. AcNHBr 30 eq. AcOH CH2Cl2, rt, 16 h, 59 % CO2Me OTBS AcO OTBS Br 238 Abbildung 4.48: Oxidation von Dien 160 zu β- Acetoxybromverbindung 238. Die gefundene Selektivität ist durch sterische und elektronische Effekte erklärbar. Der sterische Anspruch des TBS-Ethers, welcher für den Angriff des positiv polarisierten Broms an die Doppelbindung selektiv von der entgegengesetzten Seite verantwortlich ist, behindert einen nachfolgenden Angriff von Acetat vicinal zum TBS-Ether. Aufgrund des stabilisierenden Effektes der π-Elektronen der benachbarten Doppelbindung für die positive Ladung des Bromoniumions ist die Kohlenstoff-Brom-Bindung in allylischer Position aktiviert. So erfolgt der Angriff von Acetat in einer SN2-Reaktion selektiv in allylischer Position. Konformation und Konfiguration von 238 ließen sich eindeutig bestimmen, nachdem die TBS-Gruppen durch Reaktion mit Tetrabutylammoniumfluorid (TBAF) entfernt wurden. Diol 239 wurde aus Diethylether und Ethylacetat umkristallisiert, und ein erhaltener Einkristall per Röntgenstrukturuntersuchung vermessen. Aufgrund des im Molekül enthaltenen Schweratoms gelingt hierbei neben der Aufklärung der relativen Konfiguration auch eine zweifelsfreie Aussage über die absolute Konfiguration (Abb. 4.49). CO2Me OTBS AcO OTBS HF CH3CN, H2O 0 °C, 4 h 74 % CO2Me OH AcO Br 238 OH Br 239 O12 O31 O11 O6 O3 O5 Br4 Abbildung 4.49: Spaltung der TBS-Ether in 238; unten dargestellt ist die durch Röntgenstrukturuntersuchung erhaltene Kristallstruktur von Verbindung 239; Ellipsoide entsprechen einer 50%igen Aufenthaltswahrscheinlichkeit. Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 97 Unter ähnlichen Reaktionsbedingungen wie Dien 160 wurde Dien 185 mit N-Bromacetamid in Gegenwart von Essigsäure umgesetzt. Hierbei erfolgt die Oxidation regioselektiv an der disubstituierten Doppelbindung, wobei zwei isomere Produkte 216 und 217 im Verhältnis 3:1 in einer Gesamtausbeute von 79 % erhalten werden (Abb. 4.50). Die Reaktion ist bereits nach drei Stunden beendet und verläuft damit trotz eines geringeren Überschusses an Oxidationsmittel deutlich schneller als die Oxidation von 160. CO2Me 1.3 eq. AcNHBr 30 eq. AcOH CH2Cl2, rt, 3 h AcO 79 % Br OTBS OTBS 185 CO2Me CO2Me OAc OTBS OTBS 216 3 Br : OTBS OTBS 217 1 Abbildung 4.50: Oxidation von 185 mit N-Bromacetamid in Gegenwart von Essigsäure zu den beiden Isomeren 216 und 217. Eine Aufklärung der Konstitution von 216 erfolgt über NMR-Experimente. Das zum Essigsäureester geminale Proton ist aufgrund der extremen Tieffeldverschiebung mit δ = 5.97 ppm eindeutig zu identifizieren. Über die 3JH,H-Kopplungskonstanten lässt sich die Konstitution von 216 aufklären. Ein Beweis der Konfiguration erfolgt über die Ermittlung der Stereochemie von Epoxid 207 (vgl. Kapitel 4.6.3), welches sich in alklischer Lösung aus 216 erhalten lässt (vgl. Kapitel 4.4.3.3). Die Aufklärung der Konstitution von Verbindung 217 erfolgt ebenfalls über NMR-Experimente. Eindeutig zu erkennen ist ein vinylisch gebundenes Proton, so dass 217 entweder ein Regio- oder Diastereomer zu 216 sein kann. Damit ergeben sich vier mögliche Konstitutionen für 217 (Abb. 4.51). CO2Me Br AcO OTBS OTBS 217a CO2Me OAc Br OTBS OTBS 217b CO2Me AcO Br CO2Me Br OTBS OTBS 217c AcO OTBS OTBS 217d Abbildung 4.51: Mögliche isomere Strukturen für Verbindung 217. Die zu Brom und dem Essigsäureester geminalen Protonen lassen sich über ein HMQCExperiment und die dabei gefundenen direkten C,H-Korrelationen eindeutig zuordnen. Die chemischen Verschiebungen der Kohlenstoffsignale von δ = 48.3 ppm und δ = 67.6 ppm erlauben eine eindeutige Unterscheidung. Somit kann das Protonensignal bei δ = 5.37 ppm 98 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen dem zu Essigsäureester geminalen Proton zugeordnet, und dem Signal mit einer chemischen Verschiebung von δ = 4.93 ppm das zu Brom geminale Proton zugewiesen werden. Eine Ermittlung der Konstitution gelingt weder über eine Zuordnung der Protonenkopplungen noch ein H,H-COSY-Experiment, da intensive Fernkopplungen keinen Ausschluss einer der Möglichen Konstitutionen zulassen. Gegen Verbindung 217c sprechen die zu 216 deutlich unterschiedlichen chemischen Verschiebungen der zu Brom und dem Essigsäureester geminalen Protonen. Das zu Brom geminale Proton weist gegenüber 216 eine deutliche Tieffeldverschiebung auf, während das zur Essigestergruppe geminale Proton gegenüber dem entsprechenden Proton in Verbindung 216 eine deutliche Hochfeldverschiebung aufweist. In NOE-Differenz-Experimenten konnten durch Anregung einzelner Protonen über den KernOverhauser-Effekt räumlich benachbarte Protonen identifiziert und damit die Konstitution eindeutig zu 217b bestimmt werden (Abb. 4.52). CO2Me OAc Br a e bcd OTBS OTBS 217 angeregtes Proton gefundene NOE-Kontakte (chemische Verschiebung) (chemische Verschiebung) Ha (7.09 ppm) Hb (4.93 ppm) He (5.37 ppm) Hd (3.99 ppm) Hb (4.93 ppm) Ha (7.09 ppm), Hc (3.88 ppm) Abbildung 4.52: In NOE-Differenz-Experimenten für 217 gefundene Signalverstärkungen (NOE-Kontakte) in Abhängigkeit zur Anregungsfrequenz (CDCl3, 400 MHz). Aufgrund der gefundenen Konstiution ist eindeutig, dass 217 in einer 1,4-Addition von Acetat an ein intermediär gebildetes Bromoniumion unter Verschiebung der Doppelbindung gebildet wird. Eine Aussage über die Konfiguration ist hingegen nicht möglich, da die gefundenen 3 JH,H-Kopplungen keine Aussage über die relative Stereochemie zulassen. Nach Abspalten der TBS-Ether mit Flusssäure in Acetonitril und Peracetylierung mit Acetanhydrid in Anwesenheit katalytischer Mengen Scandium(III)triflat wird Triacetat 240 erhalten (Abb. 4.53). Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen CO2Me OAc Br 99 CO2Me OAc 1. 50 %ig HF, CH3CN, 0 °C rt, 8 h 2. Ac2O, kat. Sc(OTf)3, rt, 16 h 25 % OTBS OTBS Br OAc OAc 240 217 Abbildung 4.53: Spalten der TBS-Ether aus 217 mit Flusssäure und Peracetylierung zu 240. Über NMR-Messungen kann die Konfiguration von Triacetat 240 nicht eindeutig ermittelt werden. Ogawa und Mitarbeiter synthetisierten Verbindungen, die bis auf eine vinylische Brommethylfunktion statt des in 240 enthaltenen vinylischen Methylesters die gleiche Konstitution aufweisen.184 Angenommen wird, dass beide vinylischen Substituenten einen ähnlichen Einfluss auf die in Chloroform vorliegende Konformation haben. Zum Vergleich der NMR-Daten wurden vier diastereomere Verbindungen 241 I-IV ausgewählt, deren nicht allylische Essigsäureester trans-ständig angeordnet sind, und deren Konfiguration in den allylischen Positionen variiert (Tabelle 7). Br CO2Me OAc a b Br 7.10 Hb 5.01 OAc Br c a b OAc Br c OAc OAc 241 I 241 II 241 III 3 JH,H [Hz] δ [ppm] 3 JH,H [Hz] 5.61 5.62 6.7 6.00 JH,H [Hz] (5.94)a 6.19 4.755.06 4.755.06 δ [ppm] 3 5.5 δ [ppm] Br e d 240 4.92 6.08 OAc OAc e d OAc 10.4 He c a b OAc 4.3 Hd Br OAc e d OAc 5.8 Hc a b Br OAc δ [ppm] Ha c e d Br (5) (5.205.50)a unklar (unklar)a (5.205.50)a 10 (5)a (5.63)a 7 (2.5-3)a (5.87)a Br OAc 241 IV 3 JH,H [Hz] δ [ppm] 3 JH,H [Hz] 6.13 3 4.54 unklar 4.67 7.5 5.63 7 5.10 10.5 5.02 10 5.55 4 5.80 c e d OAc 6.12 a OAc a b 5.856.08 8 Tabelle 7: Vergleich der 1H-NMR-Daten von 240 (CDCl3, 400 MHz) mit literaturbeschriebenen,184 strukturell ähnlichen Verbindungen (CDCl3, 241 II und 241 III: 90 MHz, 241 I und 241 IV: 60 MHz); a) eine sichere Zuordnung anhand der Literaturdaten ist nicht möglich. Die für Verbundung 241 II beschriebenen Daten lassen sich nicht eindeutig zuzuordnen; bereits die Zuordnung des vinylischen Protons ist aufgrund der ähnlichen chemischen Verschiebung zweier Protonen mit δ = 5.94 ppm bzw. δ = 5.89 ppm nicht möglich. Alle 100 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen Verbindungen bis auf 241 II weisen für die Protonen Hc und Hd eine Kopplungskonstante 3 JH-c,H-d von etwa 10 Hz auf. Dies spricht für eine bisaxiale Orientierung dieser Protonen, die für Verbindung 241 II nicht beobachtet wird. Verbindung 241 II weist daher eine von 240 grundsätzlich verschiedene Konformation auf. Deutliche Unterschiede der vicinalen Kopplungskonstanten 3JH-a,H-b, 3JH-b,H-c und 3JH-d,H-e für 241 III und 230 schließen aus, dass Verbindung 241 III eine ähnliche Konformation wie 240 aufweist. Die für 241 IV beobachtete vicinale Kopplungskonstante 3JH-b,H-c = 7 Hz weicht deutlich von der für 240 gefundenen vicinalen Kopplung von 3JH-b,H-c = 4.3 Hz ab. Für Verbindung 241 I ist diese Kopplungskonstante nicht angegeben. Die für 241 I beobachtete vicinale Kopplungskonstante 3 JH-a,H-b = 5.5 Hz stimmt gut mit der für 240 gefundenen vicinalen Kopplungskonstante von 3 JH-a,H-b = 5.8 Hz überein. Für Verbindung 241 IV ist diese Kopplungskonstante nicht beschrieben. Verbindungen 241 II und 241 III können als Verbindungen vergleichbarer Konformationen ausgeschlossen werden. Verbindung 241 IV zeigt eine teilweise Übereinstimmung, weicht aber in der vicinalen Kopplung der Protonen Hb und Hc deutlich von 240 ab. Die größte Ähnlichkeit in den chemischen Verschiebungen und Aufspaltungen der Protonensignale wird zwischen 240 und Verbindung 241 I gefunden, so dass eine analoge Konfiguration für 240 angenommen wird. Falls diese Annahmen richtig sind, entsteht 217 aus dem gleichen Bromoium-Intermediat wie Regioisomer 216. Die Reaktion von Dien 185 mit Bromacetamid verläuft unter diesen Reaktionsbedingungen also stereoselektiv (Abb. 4.54). CO2Me AcO SN2-Reaktion CO2Me CO2Me + AcNHBr OTBS OTBS 185 - AcNH Br + AcO Br OTBS OTBS OTBS OTBS 216 CO2Me OAc suprafaciale 1,4-Addition Br OTBS OTBS 217 Abbildung 4.54: Angenommene Stereochemie von 217 und der sich daraus ergebende Reaktionsverlauf zur Bildung von 216 und 217 aus 185 mit N-Bromacetamid in Gegenwart von Essigsäure. Die Oxidation des konformativ fixierten 3,4-trans-CHD 198 mit N-Bromacetamid in Gegenwart von Essigsäure führt zu einem Hauptprodukt 242 mit einer zu 216 vergleichbaren Konfiguration. Die Aufklärung von Konstitution und absoluter Konfiguration gelang zweifelsfrei mittels Röntgenstrukturuntersuchung eines Einkristalls des nach Reduktion mit DIBAL-H der Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 101 beiden vorhandenen Esterfunktionen erhaltenen Diols 243. Hierbei wurden die Konfiguration der in der Oxidation gebildeten Stereozentren bestimmt wie auch der Trioxepinring als Strukturelement bestätigt (Abb. 4.55). CO2Me AcO 50 % Br O O CO2Me AcNHBr, AcOH CH2Cl2, 0 °C, 2 h O O O 198 OH DIBAL-H, CH2Cl2, -78 °C, 1.5 h HO 34 % Br O O O 242 O 243 O81 O7 O1 O5 Br6 O3 Abbildung 4.55: Oxidation von 198 zur Bromverbindung 242 und deren Reduktion zu Diol 243 sowie die aus der Röntgenstrukturuntersuchung erhaltene Struktur von 243; Ellipsoide entsprechen einer 50%igen Aufenthaltswahrscheinlichkeit. Corey und Mitarbeiter konnten zeigen, dass die Oxidation von Olefinen mit N-Bromacetamid in feuchtem Acetonitril in Gegenwart einer Lewis-Säure zur Bildung von β-Acetaminobromverbindungen führt.71b,185 Hierbei greift Acetonitril das postulierte intermediär gebildete Bromoniumion in einer SN2-Reaktion an und wird mit Wasser zum Acetamid hydrolysiert. Die Anwendung ähnlicher Reaktionsbedingungen auf die Oxidation von 160 führt zur Bildung der erwarteten β-Acetaminobromverbindung 244 in 49 % Ausbeute (Abb. 4.56). Unterschiede zur von Corey publizierten Methode sind die Durchführung bei Raumtemperatur, der Einsatz von Kupfer(II)bromid statt Zinn(IV)bromid als Lewissäure und der Verzicht auf den Zusatz von Wasser während der Oxidation. Mit dieser Reaktion konnte hier erstmals eine Stickstofffunktion in einem Schritt in γ-Position zur Carboxylfunktion, wie sie beispielsweise in Valienamin oder Oseltamivir gefunden wird, eingeführt werden. Ohne Zusatz einer Lewis-Säure wurde über zwei Tage keine Umsetzung des Eduktes beobachtet. Ob sich unter den gewählten Bedingungen – wie von Corey für Zinn(IV)bromid postuliert – 102 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen wirklich ein durch die Lewissäure aktivierter N-Bromacetamidkomplex für die Bromierungsreaktion verantwortlich zeigt, oder ob N-Bromacetamid und Kupfer(II)bromid lediglich elementares Brom in einer Synproportionierungsreaktion freisetzen, wurde nicht näher untersucht. CO2Me OTBS OTBS 1. 2.2 eq. AcNHBr 1.1 eq. CuBr2 CH3CN, rt, 48 h 2. H2O 49 % CO2Me OTBS AcHN OTBS Br 160 244 Abbildung 4.56: Oxidation von Dien 160 mit N-Bromacetamid in Acetonitril. Ein Zugang zu allylischen Bromverbindungen gelingt durch nucleophile Öffnung eines Epoxids mit Li(CuX4) [X = Br, Cl] in Tetrahydrofuran (THF).12,127 Diese Reaktionen verlaufen an sterisch anspruchsvollen Systemen extrem langsam. Die Reaktion von 161 unter diesen Bedingungen verläuft über 7 Tage bei einer isolierten Ausbeute von 10 %.127 Ein eigener Versuche unter diesen Bedingungen liefert ähnliche Ergebnisse (Abb. 4.57). Nach vier Tagen konnte Bromhydrin 245 mit einer Ausbeute von 22 % neben 26 % Edukt isoliert werden. CO2Me OTBS OTBS O 161 3 eq. LiBr 1.5 eq. CuBr2 4 d, rt, THFabs. 22 % CO2Me OTBS Br OTBS OH 245 Abbildung 4.57: Darstellung von Bromhydrin 245 aus Epoxid 161. Alternativ kann eine Bromfunktion ausgehend von cis-Diol 227 in allylischer Position eingeführt werden. Hierzu wird das Diol säurekatalysiert mit Trimethyl-ortho-essigsäureester in den zyklischen ortho-Essigsäureester 246 überführt. Nach Entfernen des überschüssigen Trimethyl-ortho-essigsäureesters unter vermindertem Druck wird das nicht weiter aufgereinigte Rohprodukt in Dichlormethan aufgenommen und mit Acetylbromid und katalytischen Mengen para-Toluolsulfonsäure unter Erhitzen zum Rückfluss zur β-Acetoxybromverbindung 247 umgesetzt, welche über diese beiden Stufen in einer Ausbeute von 58 % erhalten wird. NMR-Untersuchungen des Zwischenproduktes belegen, dass die diastereomeren Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 103 zyklischen ortho-Ester 246 in einem Verhältnis von 3:2 gebildet werden (Abb. 4.58). Die Reaktion verläuft verglichen mit der Epoxidöffnung schnell und in guten Ausbeuten. CO2Me OTBS HO CO2Me OTBS CH3C(OCH3)3 kat. CF3CO2H CH2Cl2, rt, 16 h O OTBS OH OTBS O OMe 246 de 30 % 227 3 eq. AcBr kat. TsOH CH2Cl2, reflux, 1 h 58 % über 2 Stufen CO2Me OTBS Br OTBS OAc 247 Abbildung 4.58: Umsetzung von Diol 227 zur Bromverbindung 247. Wird unter diesen Bedingungen Diol 248 umgesetzt, das nach Reduktion der Esterfunktion mit DIBAL-H und selektiver Schutzgruppeneinführung aus 227 erhalten werden kann (vgl. Kapitel 4.6.1 und Kapitel 4.6.2), so wird neben der gewünschten Einführung von Brom in allylischer Position auch die Spaltung des primären TBS-Ethers unter Bildung eines Essigsäureesters beobachtet (Abb. 4.59). 250 wird mit 42 % in geringerer Ausbeute erhalten als 247. OTBS OTBS HO OTBS OH 248 OTBS CH3C(OCH3)3 kat. CF3CO2H CH2Cl2, rt, 16 h OTBS O OTBS O OMe 249 OAc 3 eq. AcBr kat. TsOH CH2Cl2, reflux, 1 h 42 % über 2 Stufen OTBS Br OTBS OAc 250 Abbildung 4.59: Umsetzung von Diol 248 zu Bromverbindung 250. Ein Beweis der Konstitution von 247 und 250 gelingt über NMR-Exprimente. Über HMQCEsperimente lässt sich das zu Brom geminale Proton aufgrund der chemischen Verschiebung des Brom tragendenden Kohlenstoffs (δ = 39.6 ppm bzw. 40.6 ppm) eindeutig identifizieren. In beiden Fällen kann über ein H,H-COSY-Experiment gezeigt werden, dass sich das zu Brom geminale Proton in allylischer Position befindet. Ein Vergleich der 1H-NMR-Daten der Bromverbindungen 247 und 250 belegt Ähnlichkeiten in chemischer Verschiebung und 3JH,HKopplungskonstanten der Protonen des Kohlenstoffrings (Tabelle 8). Das vinylische Proton Ha und das allylische Protonen He weisen für 250 im Vergleich zu 247 eine Hochfeldverschiebung von etwa 1.0 ppm bzw. 0.5 ppm auf, was auf die für 250 zu erwartende höhere Elektronendichte der Doppelbindung zurückzuführen ist. Die Protonen Hb (δ = 4.53 ppm bzw. δ = 4.64 ppm), Hc (δ = 5.30 ppm bzw. δ = 5.31 ppm) und Hd (δ = 4.07 – 4.15 ppm bzw. 104 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen δ = 4.15 ppm) zeigen in 250 bzw. 247 ähnliche chemische Verschiebungen, was für eine vergleichbare Konstitution spricht. Das zu Brom geminale Proton Hc in 238 weist mit einer chemischen Verschiebung von δ = 3.84 ppm eine im Vergleich zu Hb in 247 und 250 deutliche Hochfeldverschiebung auf. Analog hierzu weisen die zu den Acetoxyresten geminalen Protonen Hc für 247 und 250 mit δ = 5.31 ppm bzw. δ = 5.30 ppm nahezu gleiche chemische Verschiebungen auf, für 238 wird mit δH-b = 5.89 ppm hingegen eine deutliche Tieffeldverschiebung beobachtet. Erklärt werden diese Unterschiede durch den entschirmenden Effekt der Doppelbindung auf Protonen in allylischer Position. Für eine vergleichbare Konfiguration von 247 und 250 sprechen die – soweit aus den Spektren ermittelbar – sehr ähnlichen vicinalen Protonenkopplungskonstanten. Gefunden werden für 247 3JH-a,H-b = 4.3 Hz und 3JH-b,H-c = 1.3 Hz und für 250 3JH-a,H-b = 4.1 Hz und 3 JH-b,H-c = 1.2 Hz. Da die Konfiguration der Edukte 227 und 248 in den Positionen c, d und e bekannt und eindeutig bestimmt sind (vgl. Synthese von ent-Streptol (ent-58) und entValienon (ent-8), Kapitel 4.6), ergibt sich die Konfiguration für Position b aus der Annahme einer SN2-Reaktion zur Einführung von Brom. Gegen einen SN1-Mechanismus in dieser Reaktion spricht die Tatsache, dass für 247 ein nahezu Nebenprodukt-freies Rohprodukt erhalten wurde. Ein weiteres Indiz für die dargestellte Konfiguration ist die Überführung und Charakterisierung von Folgeprodukten aus 247 (Kapitel 4.7). a b Proton AcO c e d OTBS a b Br 3 JH,H [Hz] 6.88 δ [ppm] 5.89 Tabelle 8: 4.63 1 δ [ppm] JH,H [Hz] 4.1 4.53 1.2 5.30 4.15 unklar 4.07-4.15 2.1 4.55 3 5.98 unklar 2.7 He JH,H [Hz] 5.31 4.40 OTBS 250 3 1.3 2.1 OTBS e d OAc 4.64 3.84 Hd c Br 4.3 5.4 Hc OTBS 7.04 3.1 Hb a b 247 238 Ha c e d OAc Br δ [ppm] OAc CO2Me OTBS CO2Me OTBS unklar 4.07-4.15 H-NMR-Daten (CDCl3, 400 MHz) der Verbindungen 238, 247 und 250. Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 105 4.5 Qualitativer Vergleich der Reaktivitäten von 160 und 185 In der Tabelle 9 wird die gefundene Regio- und Stereoselektivität untersuchter Oxidationsreaktionen an den TBS-geschützten trans-CHD 160 und 185 gegenübergestellt. Reaktion Epoxidierung Edukt (II) CO2Me OTBS CO2Me OTBS OTBS (I) Bromhydroxylierung CO2Me OTBS AcO OTBS O CO2Me (II) (I) CO2Me CO2Me OTBS HO OTBS MeO2C CO2Me O OTBS OH 227 Br 238 161 160 Dihydroxylierung CO2Me AcO OAc MeO2C OH CO2Me OH HO O OR OR OR R = -TBS 185 OR OR OR 38 : 26 206 207 : 209 3 216 OR Br OR 22 : 14 208 OR Br OR : OR HO OR 1 4 217* 228 OR OR : 1 229 Tabelle 9: Gegenüberstellung von Produkten aus Oxidationsreaktionen ausgehend von 160 und 185; *) dargestellt ist die angenommene Stereochemie. Werden die beobachteten Regio- und Stereoselektivitäten verglichen, so fällt auf, dass ausgehend von 160 stets die elektronenreichere und geringer substituierte Doppelbindung (I) oxidiert wird. Die gefundene Stereoselektivität lässt sich gut mit dem sterischen Anspruch des zur oxidierten Doppelbindung allylischen TBS-Ethers erklären. Dieser schirmt bei axialer Konformation eine Seite der Doppelbindung ab, so dass ein Angriff stets trans-ständig zum benachbarten TBS-Ether erfolgt. Reagiert 185 unter vergleichbaren Reaktionsbedingungen, werden davon abweichende Beobachtungen gemacht. Während 160 unter allen untersuchten Bedingungen mit identischer Regioselektivität reagiert, wechselt die gefundene Regioselektivität der Reaktionen für 185 in Abhängigkeit der Oxidationsbedingungen. Wird unter den Bedingungen der cis-Dihydroxylierung überwiegend Doppelbindung (II) oxidiert, so findet bei der Oxidation zum Bromhydrin mit N-Bromacetamid ausschließlich eine Oxidation der Doppelbindung (I) statt. Bei Verwendung von mCPBA zur Oxidation zum Epoxid wird eine in jeder Hinsicht unselektive Reaktion bei leichter Bevorzugung der Oxidation der Doppelbindung (I) gefunden. Über den 106 Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen sterischen Anspruch der TBS-Gruppe lässt sich in diesem Fall keine Diastereoselektivität induzieren. Bei den untersuchten Reaktionen erfolgt der Angriff des Oxidationsmittels in allen Fällen, in denen eine Aussage über die Konfiguration des Produktes getroffen werden konnte, bevorzugt cis zum zur angegriffenen Doppelbindung allylischen TBS-Ether. Einen Erklärungsansatz hierfür liefert die oben erläuterte Annahme zweier Konformationsisomere von 185, bei denen das überwiegend vorliegende Konformationsisomer, in dem die TBSEther pseudo-äquatorial orientiert sind, bevorzugt reagiert (Abb. 4.60). TBS stark abgeschirmte Seite MeO2C für elektrophile Angriffe sterisch bevorzugte Seite für elektrophile Angriffe sterisch bevorzugte Seite O H H OTBS für 160 angenommene Vorzugskonformation H OTBS OTBS MeO2C schwach abgeschirmte Seite H für 185 angenommene Vorzugskonformation Abbildung 4.60: Schematische Darstellung der bevorzugten Konformationsisomere von 160 und 185 unter Andeutung der sterischen Effekte pseudo-axialständiger Reste. Wird die Reaktivität von 160 und 185 qualitativ verglichen, so fällt auf, dass 185 unter ähnlichen Reaktionsbedingungen reaktiver ist und eine Umsetzung schneller gelingt. Überraschend an diesen Ergebnissen ist die Tatsache, dass aufgrund der gefundenen Selektivität bei Reaktionen des 2,3-trans-CHD anzunehmen ist, dass sich beide Doppelbindungen in ihrer Elektronendichte deutlich unterscheiden, und dass die elektronenreichere Doppelbindung bevorzugt reagiert. Da Dr. V. Lorbach zeigen konnte, dass das Dien-System des 2,3-trans-CHD nach Reduktion der Carbonylfunktion zur Hydroxymethylfunktion in einer Oxidation mit mCPBA schnell und selektiv an Doppelbindung (II) reagiert,127 sollten sterische Gründe für die beobachtete Regioselektivität bei dieser Reaktion eine untergeordnete Rolle spielen. Dies wird im Falle von 185 durch die geringe Regioselektivität in der Reaktion mit mCPBA bestätigt. Da die Regioselektivität im Falle von Derivaten des 3,4-trans-CHD mit den Oxidationsmethoden variiert, kann angenommen werden, dass sich beide Doppelbindungen in ihrer Elektronendichte ähneln. Weiterhin kann angenommen werden, dass die Esterfunktion auf Spezieller Teil – Reaktivitätsuntersuchungen 107 beide Diensysteme in der Summe einen ähnlichen elektronenziehenden Effekt hat.g Wäre die Elektronendichte beider Diensysteme vergleichbar, so wäre zu erwarten, dass die im Falle des 2,3-trans-CHD 160 reaktivere Doppelbindung elektronenreicher ist als jede der beiden Doppelbindungen des 3,4-trans-CHD 185. Dies widerspricht allerdings der im Experiment beobachteten höheren Reaktivität von 185 im Vergleich zu 160. g Für die Carbonylkohlenstoffe werden im 13C-NMR chemische Verschiebungen von δ = 167.5 ppm für 160 und δ = 165.5 ppm für 185 gefunden. Diese im Vergleich zu alkylischen Esterfunktionen gefundene Hochfeldverschiebung deutet auf eine deutliche Konjugation der Carbonylgruppen mit dem Diensystem hin. Somit kann von einem vergleichbaren elektronischen Einfluss in beiden Systemen ausgegangen werden. Nach E. Breitmaier, "Vom NMR-Spektrum zur Strukturformel organischer Verbindungen", 2. Auflage, B. G. Teubner Verlag, Stuttgart, 1992, S. 48. 108 Spezieller Teil – Naturstoffsynthesen 4.6 Synthese von Streptol (58) und Gabosin I / Valienon (8) Synthese von ent-Streptol (ent-58) 4.6.1 Das Enantiomer des Naturstoffs Streptol (58) wurde ausgehend von 4 synthetisiert. Dargestellt ist die Retrosynthese von ent-58 zu 2,3-trans-CHD (4) (Abb. 4.61). OH CO2Me OTBS OH HO HO OH CO2Me OTBS CO2H OH OTBS OH OTBS OH OH ent-Streptol (ent-58) 227 160 2,3-trans-CHD (4) Abbildung 4.61: Die Struktur von ent-Streptol (ent-58) wird retrosynthetisch auf 4 zurückgeführt. Die Ausgangsverbindung 4 enthält bereits zwei Alkohole mit passender relativer Stereochemie. Nach Schutzgruppeneinführung besteht der Schlüsselschritt der Synthese in einer stereo- und regioselektiven Oxidation der zweifach substituierten Doppelbindung zu einem vicinalen cis-Diol. Durch anschließende Reduktion der Esterfunktion wird die Methylalkoholfunktion erhalten. Abgeschlossen wird die Synthese von ent-Streptol (ent-58) durch die Spaltung der TBS-Ether. Die ersten Stufen der Synthese sind in Abbildung 4.62 zusammengefasst und wurden in Kapitel 4.4.1 und 4.4.4 ausführlich diskutiert. CO2H OH MeOH, HCl rt, 3d, quant. CO2Me OH OH 4 2.3 eq. NEt3 2.2 eq. TBSOTf CH2Cl2, 0 °C rt, 1 h 96 % CO2Me OTBS OTBS OH 196 160 3 eq. NMO, K2OsO4 Aceton / tBuOH / H2O (10:9:1) rt, 4 d, 80 % CO2Me OTBS HO OTBS OH 227 Abbildung 4.62: Synthese von 227 ausgehend von 4. Verbindung 227 wird bei – 78 °C in Dichlormethan mit einem vierfachen Überschuss an DIBAL-H zu Triol 251 reduziert (Abb. 4.63). Aus der Literatur ist bekannt, dass TBS-Ether von DIBAL-H bei Raumtemperatur angegriffen werden, bei tiefen Temperaturen jedoch in Spezieller Teil – Naturstoffsynthesen Gegenwart von DIBAL-H stabil sind.186 109 Eine Reduktion der Kohlenstoff-Kohlenstoff- Doppelbindung ist unter den gewählten Bedingungen nicht zu erwarten.78a Tatsächlich werden in einer Reduktion von 227 mit DIBAL-H bei – 78 °C weder eine Spaltung der sekundären TBS-Ether noch eine Reduktion der Doppelbindung beobachtet. Nach Hydrolyse und Extraktion erfolgt eine Aufreinigung des Rohproduktes durch Umkristallisation aus Isohexan / Ethylacetat 20:1 (v/v). Hierbei wird Triol 251 in 92 % Ausbeute in Form farbloser Nadeln erhalten. CO2Me OTBS HO OTBS OH 4.4 eq. DIBAL-H - 78 °C, CH2Cl2, 3 h 92 % OTBS HO OH OH HF, MeCN 0 °C, 2.5 h 62 % OH OTBS HO OH 227 251 OH OH ent-Streptol (ent-58) Abbildung 4.63: Reduktion und TBS-Etherspaltung als abschließende Stufen zur Synthese von ent-Streptol (ent-58). Die anschließende Spaltung der TBS-Ether gelingt mit einigen Tropfen 40%iger Flusssäure in Acetonitril bei 0 °C mit 62 % isolierter Ausbeute. Nach Aufreinigung wird der Naturstoff entStreptol (ent-58) in einer Ausbeute von 44 % über fünf Stufen erhalten. Die NMR-Daten stimmen gut mit den publizierten Literaturwerten überein.43 Ein Drehwert wurde für den Naturstoff nicht bestimmt und die absolute Konfiguration über den Circulardichroismus eines perbenzoylierten und hydrierten Derivates des Naturstoffes aufgeklärt.43 Der für ent-58 20 gefundene Drehwert von [α ]D = – 92.5 (c = 0.2 in H2O) wurde durch die Synthese des natürlichen Enantiomers bestätigt (Lit. [α ]D = + 91.8 (c = 0.25 in H2O)).187 20 4.6.2 Synthese von ent-Valienon / ent-Gabosin I (ent-8) Das Enantiomer des Naturstoffs Valienon / Gabosin I (8) wurde ausgehend von 4 synthetisiert. Dargestellt ist die Retrosynthese von ent-8 zu Triol 251 (Abb. 4.64). 251 ist über vier Stufen mit einer Gesamtausbeute von 70 % aus 2,3-trans-CHD (4) zugänglich (vgl. Kapitel 4.6.1). Um die allylische sekundäre Alkoholfunktion in 251 selektiv zu einem Keton oxidieren zu können, muss zunächst die reaktivere allylische primäre Alkoholfunktion geschützt werden. 110 Spezieller Teil – Naturstoffsynthesen OH OTBS OH O OH OH ent-Valienon / ent-Gabosin I (ent-8) OH OTBS HO OTBS OTBS HO OTBS OH OH 248 251 Abbildung 4.64: Die Struktur von ent-Valienon / ent-Gabosin I (ent-8) wird retrosynthetisch auf 251 zurückgeführt. Als Schutzgruppe für diesen Alkohol wird ein TBS-Ether gewählt, der gemeinsam mit den beiden bereits im Molekül enthaltenen TBS-Ethern in einem Schritt gespalten werden kann. Eine Einführung der TBS-Schutzgruppe sollte aufgrund des sterischen Anspruchs der einzuführenden Gruppe selektiv am primären Alkohol gelingen. Tatsächlich wird beim Einsatz des reaktiven TBS-Triflats keine ausreichende Selektivität erzielt. Bei Verwendung des weniger reaktiven TBS-Chlorids, Triethylamins und katalytischer Mengen 4-(Dimethylamino)pyridins (DMAP) in Dichlormethan gelingt eine hochselektive Schutzgruppeneinführung an der primären Alkoholfunktion zu Tri-TBS-Ether 248 in 87 % isolierter Ausbeute (Abb. 4.65). OH OTBS HO OTBS OTBS 1.5 eq. TBSCl, 1.6 eq. NEt3 kat. DMAP CH2Cl2, 0 °C rt, 16 h, 87 % OH 251 OTBS HO OTBS OH 248 Abbildung 4.65: Selektive Schutzgruppeneinführung am primären Alkohol von 251 zu 248. Analog lässt sich die primäre Alkoholfunktion mit tertiär-Butyldiphenylchlorsilan (TBDPSCl), Triethylamin und katalytischen Mengen DMAP in vier Tagen bei 56 % isolierter Ausbeute zu TBDPS-Ether 252 umsetzen. Die selektive Oxidation des allylischen sekundären Alkohols in Gegenwart eines zweiten sekundären, aliphatischen Alkohols wurde für 227, 248 und 252 unter verschiedenen Bedingungen untersucht (Abb. 4.66). Allylische Alkohole weisen eine höhere Reaktivität in Oxidationsreaktionen als aliphatische sekundäre Alkohole auf und können in manchen Fällen bei Raumtemperatur in einer Suspension mit Braunstein (MnO2) in Dichlormethan zum Keton oxidiert werden.188 Unter diesen Bedingungen gelingt die Oxidation des allylischen Alkohols 227 in einer langsamen Reaktion mit 36 % isolierter Ausbeute nach 16 Stunden. 248 und 252 reagieren aber auch nach mehreren Tagen nicht mit Braunstein, so dass alternative Methoden untersucht wurden. Die Oxidation mit 2,3-Dichloro-5,6-dicyano-p-benzochinon (DDQ) nach Spezieller Teil – Naturstoffsynthesen 111 einer von Ganem und Mitarbeitern189 publizierten Methode gelingt aufgrund der elektronenziehenden Carbonylfunktion bei 227 mit 81 % isolierter Ausbeute. Das Oxidationsprodukt des durch die elektronenreichere Doppelbindung weniger aktivierten Allylalkohols 252 wird unter diesen Bedingungen nach 64 Stunden in einer Ausbeuten von 35 % erhalten. CO2Me OTBS A HO CO2Me OTBS OTBS O OTBS OH OH 227 253 OR OR OTBS B HO OTBS OTBS O OH 248 R = TBS 252 R = TBDPS A 248, 252 B OTBS OH 254 R = TBS 255 R = TBDPS 10 eq. MnO2, CH2Cl2, rt, 16 h 36 % 2.5 eq. DDQ, THF, reflux, 12 h 81 % 10 eq. MnO2, CH2Cl2, rt, 2 d keine Reaktion 252 2.5 eq. DDQ, THF, reflux, 64 h 35 % 248 2 eq. 4-Acetamido-TEMPO, 2 eq. TsOH, CH2Cl2, 0 °C, 1 h 86 % Abbildung 4.66: Oxidation der Allylalkohole 227, 248 und 252 zu α,β-ungesättigten Ketonen. Selektiv und in guten Ausbeuten verläuft die Oxidation des allylischen Alkohols 248 hingegen nach einem von Banwell und Mitarbeitern publizierten Protkoll unter Einsatz von je zwei Äquivalenten p-Toluensulfonsäure und 4-Acetamino-2,2,6,6-tetramethyl-piperidin-1oxyl (4-Acetamino-TEMPO, 256) als Oxidationsmittel.190 Hierbei disproportioniert 256 in Gegenwart der Säure zu Oxoammoniumkation 257, welches das eigentliche Oxidationsmittel darstellt, und 258 (Abb. 4.67). NHCOCH3 + 2 N O 256 NHCOCH3 NHCOCH3 + 2 TsOH N O 257 + 2 TsO N H OH 258 Abbildung 4.67: in situ Generierung des Oxoammoniumkations 257 aus 256 und paraToluensulfonsäure. 112 Spezieller Teil – Naturstoffsynthesen Nach einer Stunde wird unter diesen Bedingungen Keton 254 in einer Ausbeute von 86 % bezogen auf den eingesetzten Allylalkohol 248 isoliert. Die Synthese von ent-Valienon / ent-Gabosin (ent-8) wird durch die Entfernung der Schutzgruppen abgeschlossen. Die Spaltung der TBS-Ether von 248 zu Tetrol ent-8 verläuft unter Einsatz von Tetrabutylammoniumfluorid in THF bei 0 °C glatt. Nach einer Stunde werden 69 % des Produktes ent-8 isoliert. ent-Valienon (ent-8) wird hierbei über 7 Stufen in einer Ausbeute von 36 % gewonnen. Die analytischen Daten bis auf den Dehwert sind in Übereinstimmung mit publizierten Daten zum 20 20 Naturstoff. Der Drehwert wurde mit [α ]D = + 56.6 (c = 1.1 in MeOH) (Lit. [α ]D = – 61.4 (c = 1.0 in MeOH))44a ermittelt. 4.6.3 Synthese von Gabosin I / Valienon (8) Neben ent-8 wurde auch das natürlich vorkommende Enantiomer 8 ausgehend von 3,4-transCHD (5) synthetisiert (Abb. 4.68). OH O OH O OH OH Valienon / Gabosin I (8) CO2Me OAc O HO OH OH 259 CO2Me CO2H O TBSO OH OTBS 260 TBSO HO OTBS 207 OH 3,4-trans-CHD (5) Abbildung 4.68: Die Struktur von Valienon (8) wird retrosynthetisch auf 3,4-trans-CHD (5) zurückgeführt. Eine der Alkoholfunktionen von 5 weist die in Valienon (8) enthaltene Stereochemie auf. Der zweite Alkohol wird in eine Ketofunktion überführt. Nach Schutzgruppeneinführungen wird die zweifach substituierte Doppelbindung zu Epoxid 207 oxidiert. Die Epoxidfunktion wird hierbei trans zum benachbarten TBS-Ether eingeführt. Epoxid 207 wird säurekatalysiert in den vicinalen trans-β-Acetoxy-Alkohol 260 überführt. Nach Reduktion der Methylesterfunktion zu einer Hydroxymethylgruppe kann nach Schutzgruppentransformationen der freigesetzte allylische sekundäre Alkohol in 259 zum Keton oxidiert werden. Durch Entfernen der Schutzgruppen wird Valienon / Gabosin I (8) erhalten (Abb. 4.68). Spezieller Teil – Naturstoffsynthesen 113 Die Transformation von Bis-TBS-Ether 185 zu Epoxid 207 wurde in den Kapiteln 4.4.3.3 und 4.4.5 diskutiert und ist hier zusammengefasst (Abb. 4.69). Ausgehend von 3,4-trans-CHD (5) wird Epoxid 207 über vier Stufen in einer Gesamtausbeute von 46 % erhalten. CO2Me TBSO OTBS 185 1.3 eq. AcNHBr 30 eq. AcOH CH2Cl2, rt, 16 h 79 % CO2Me OAc CO2Me AcO + TBSO Br OTBS 3 216 TBSO : Br OTBS 1 217* CO2Me MeOH, Na2CO3 rt, 16 h, 66 % O TBSO OTBS 207 Abbildung 4.69: Die ersten Stufen der Synthese von Valienon (8) ausgehend von Bis-TBSEther 185; *) angenommene Stereochemie. Die Öffnung von Epoxid 207 zum vicinalen trans-Alkohol-Essigsäureester 260 erfolgt unter stark aciden Bedingungen (Abb. 4.70). Eine Regioselektivität der Reaktion wird aufgrund der Aktivierung der allylischen Position des Epoxides erwartet. Eine Reaktion mit Lithiumacetat in N,N-Dimethylformamid findet nicht statt. In Eisessig wird nach einem Tag ebenfalls keine Reaktion beobachtet. Erst der Zusatz katalytischer Mengen einer stärkeren Säure zum Eisessig führt zur gewünschten Reaktion. Einige Säuren wurden hierbei in analytischen Ansätzen eingesetzt, und die Reaktion mittels GCMS untersucht. Dabei zeigt sich, dass die Reaktion unter Bildung erheblicher Mengen unterschiedlicher, vermutlich isomerer Nebenprodukte verläuft, die nicht identifiziert wurden. Der Einsatz von Trifluorboran-Etherat oder Acetylchlorid führt zur Zersetzung des Eduktes unter Spaltung der TBS-Ether. Die besten Resultate verspricht der Einsatz von Trifluoressigsäure. Im präparativen Maßstab wird unter Einsatz von 7.5 Volumenprozent Trifluoressigsäure in Eisessig über 3.5 Stunden bei Raumtemperatur eine isolierte Ausbeute von 37 % 260 erzielt. Die Konstitution des erhaltenen Alkohols 260 lässt sich aufgrund der elektronenziehenden Wirkung des Essigsäureesters und der damit verbundenen Tieffeldverschiebung des zum Acetoxyrest geminalen Protons über 1 H-NMR und H,H-COSY-Experimente eindeutig bestimmen. Die Konfiguration von 260 wie auch 207 wird durch die im Folgenden beschriebene Überführung in literaturbeschriebene Verbindungen bewiesen. 260 wird unter Einsatz von TBS-Triflat, Triethylamin und katalytischer Mengen DMAP in Tris-TBS-Ether 261 überführt, welcher in 91 % isoliert wurde. Die Reduktion der Esterfunktionen mit 6 Äquivalenten DIBAL-H bei – 78 °C liefert nach zwei Stunden unter Erwärmen auf – 50 °C Diol 252 in 77 % (Abb. 4.71). Verbindung 262 ist literaturbeschrieben, und die gefundenen analytischen Daten stehen hiermit in guter Übereinstimmung.191 Für 262 wird ein Drehwert von [α ]D = – 59.8 (c = 1.0 in CHCl3) gefunden (Lit.: [α ]D = – 58 (c = 0.94 in CHCl3).191 24 20 114 Spezieller Teil – Naturstoffsynthesen CO2Me CO2Me AcO O OTBS OTBS HO 207 OTBS OTBS 260 AcOH, rt, 24 h keine Reaktion AcOH, kat. 85% H3PO4, rt, 1 h keine Reaktion AcOH, kat. MsOH, rt, 1 h 34 % AcOH, kat. TsOH, rt, 1h 37 % AcOH, kat. BF3 × Et2O, rt, 1 h Zersetzung AcOH, kat. AcCl, rt, 1 h Zersetzung AcOH, kat. CF3CO2H, rt, 1 h 54 % Abbildung 4.70: Nucleophile Öffnung von Epoxid 207 mit Acetat unter sauren Bedingungen in analytischen Ansätzen. Neben den Reaktionsbedingungen ist der Flächenanteil des für das Produkt gefundenen Peaks im Verhältnis zur Summe aller Produkte laut GCMS. Die Konstitution des erhaltenen Alkohols 260 lässt sich aufgrund der elektronenziehenden Wirkung des Essigsäureesters und der damit verbundenen Tieffeldverschiebung des zum Acetoxyrest geminalen Protons über 1H-NMR und H,H-COSY-Experimente eindeutig bestimmen. Die Konfiguration von 260 wie auch 207 wird durch die im Folgenden beschriebene Überführung in literaturbeschriebene Verbindungen bewiesen. 260 wird unter Einsatz von TBS-Triflat, Triethylamin und katalytischer Mengen DMAP in Tris-TBS-Ether 261 überführt, welcher in 91 % isoliert wurde. Die Reduktion der Esterfunktionen mit 6 Äquivalenten DIBAL-H bei – 78 °C liefert nach zwei Stunden unter Erwärmen auf – 50 °C Diol 252 in 77 % (Abb. 4.71). Verbindung 262 ist literaturbeschrieben, und die gefundenen analytischen Daten stehen hiermit in guter Übereinstimmung.191 Für 262 wird ein Drehwert von [α ]D = 24 – 59.8 (c = 1.0 in CHCl3) gefunden (Lit.: [α ]D = – 58 (c = 0.94 in CHCl3).191 20 CO2Me OAc TBSO OH OTBS 260 CO2Me OAc 2 eq. TBS-OTf 2.2 eq. NEt3, kat. DMAP CH2Cl2, rt, 3 h, 91 % TBSO 6 eq. DIBAL-H CH2Cl2 -78 °C -50 °C 2 h, 77 % OTBS OTBS 261 Abbildung 4.71: Überführung von 260 in 262 über zwei Stufen. OH OH TBSO OTBS OTBS 262 Spezieller Teil – Naturstoffsynthesen 115 Durch die Synthese der literaturbeschriebenen Verbindung 262 ist auch die Stereochemie von Epoxid 207 eindeutig bestimmt. So kann Verbindung 262 nur erhalten werden, wenn Epoxid 207 in allylischer Position durch einen nucleophilen Angriff der Essigsäure erhalten wird, und die dritte TBS-Gruppe somit in Nachbarschaft zum vorhandenen TBS-Ether eingeführt werden kann. Ein nucleophiler Angriff in Nachbarschaft zum TBS-Ether kann ausgeschlossen werden, da in diesem Fall ein allylischer Alkohol erhalten würde und eine Einführung einer weiteren TBS-Gruppe nicht in Verbindung 262 resultieren könnte. Da die TBS-Ether in Verbindung 262 all-trans zueinander angeordnet sind, ist auch klar, dass die Epoxidfunktion in Verbindung 207 trans-ständig zum benachbarten TBS-Ether angeordnet war, und die Stereochemie ist eindeutig belegt. 262 wurde bereits in der Synthese von Valienamin (58) erfolgreich eingesetzt.191 Mit der Klärung der Stereochemie von Epoxid 207 ist auch die Konfiguration von Bromverbindung 216 unter Kenntnis der Konstitution eindeutig bestimmt (vgl. Kapitel 4.4.5). Zur Synthese von Valienon (8) müssen die allylischen Alkohole in Verbindung 262 mit zu den bereits enthaltenen TBS-Ethern orthogonalen Schutzgruppen versehen werden. Als zu den TBS-Ethern orthogonale Schutzgruppen werden Methoxymethylether (MOM) wie auch ein Acetonid eingeführt (Abb. 4.72). OH OH A TBSO OTBS OTBS OMOM TBSO 262 OH OH B TBSO OTBS OTBS 262 OMOM OMOM 15 eq. MOMCl, 17 eq. NEt(iPr)2 3 eq. NBu4I, CHCl3 reflux, 3 d, 76 % 9 eq. 2,2-Dimethoxypropan kat. TsOH, CH2Cl2, rt 2.5 h, 72 % HO OTBS OTBS OH OH 263 264 O O O TBSO OMOM 10 eq. TBAF, THF 0 °C rt, 3h, 71 % OTBS OTBS 265 6 eq. TBAF, THF -78 °C rt, 16 h, 83 % O HO OH OH 259 Abbildung 4.72: Einführen von zu TBS-Ethern orthogonalen Schutzgruppen und anschließendes Spalten der TBS-Ether; A Einführen von Methoxymethylethern; B Einführen einer Acetonidschutzgruppe. Hierzu wurde 262 zunächst mit portionsweise zugesetzten 15 eq. Chlormethylmethylether und 17 eq. Hünig-Base in refluxierendem Chloroform über drei Tage in 76 % in den literaturbeschriebenen Bis-MOM-Ether 263 überführt.191 Nach der Schutzgruppeneinführung werden die TBS-Ether mit Tetrabutylammoniumfluorid (TBAF) in Tetrahydrofuran bei 0 °C gespal- 116 Spezieller Teil – Naturstoffsynthesen ten und Triol 264 in 71 % Ausbeute isoliert. Wird die Diolfunktion in 262 mit 2,2-Dimethoxypropan säurekatalysiert zum Acetonid umgesetzt, wird 265 nach 2.5 Stunden in 72 % Ausbeute isoliert. Das Spalten der TBS-Ether mit Tetrabutylammoniumfluorid (TBAF) erfolgt in Tetrahydrofuran bei – 78 °C und liefert Triol 259 in 83 % Ausbeute. Die Oxidation der allylischen Alkoholfunktion von 264 scheitert mit Braunstein,188 Bariummangan(VI)oxid192 oder 2,3-Dichlor-5,6-dicyan-benzochinon,189 und auch die Oxidation mit 4-Acetamino-TEMPO (256) und para-Toluolsulfonsäure190 verläuft anders als die Oxidation von 248 nicht befriedigend. Mit 256 wird das erwartete allylische Keton 266 nach mehrfachem Nachdosieren des Oxidationsreagenzes und verlängerter Reaktionsdauer in einer mäßigen Ausbeute von 33 % isoliert (Abb. 4.74 A). Von einem Erhitzen der Lösung wurde aufgrund von Hinweisen in der Literatur,190 wonach bei Erwärmen auf 40 °C schlechtere Ausbeuten als bei Raumtemperatur erzielt wurden, abgesehen. Die Ursache für die unterschiedlichen Reaktivitäten von 248 und 264 ist vermutlich in den unterschiedlichen Vorzugskonformation beider Verbindungen zu finden. Während für 264 eine pseudo-axiale Ausrichtung des allylischen Alkohols erwartet wird, wird für 248 eine pseudo-äquatoriale Ausrichtung erwartet (Abb. 4.73). OMOM OMOM HO OH OH 264 OTBS OTBS HO OTBS OH 248 O O HO OH OH 259 Abbildung 4.73: Energieminimierte 3D-Modelle der in der Oxidationsreaktion eingesetzten Allylalkohole; aus Gründen der Übersicht wurden TBS-, MOM- und Methyl-Gruppen wie auch Wasserstoffatome ausgeblendet; zu erkennen ist, dass für die markierten allylischen Alkoholfunktionen für 248 und 259 eine pseudo-äquatoriale Ausrichtung zu erwarten ist, der allylische Alkohol im Falle von 264 jedoch bevorzugt pseudo-axial orientiert erwartet wird. Spezieller Teil – Naturstoffsynthesen 117 Aufgrund der Probleme, die bei der Oxidation des Allylalkohols 264 mit 4-AcetaminoTEMPO und para-Toluolsulfonsäure gefunden werden, wurde Triol 259 mit Pyridiniumchlorchromat (PCC) zu Keton 267 oxidiert (Abb. 4.74 B). Die Reaktion gelingt nach Reaktionskontrolle per Dünnschichtchromatographie vollständig und selektiv, allerdings gestaltete sich die Aufarbeitung der polaren Substanz 267 in Gegenwart der Pyridiniumsalze als schwierig, so dass 267 lediglich in 38 % Ausbeute isoliert werden konnte. Eine nachträgliche Betrachtung der zu erwartenden Konformationen der oxidierten allylischen Alkohole 248, 259 und 264 lässt vermuten, dass eine Oxidation von 259 auch unter besser handhabbaren Reaktionsbedingungen und mit milderen Oxidationsmitteln hätte gelingen können, da für 248 im Gegensatz zu 264 keine pseudo-axiale Ausrichtung des allylischen Alkohols zu erwarten ist (Abb. 4.73). Die abschließende Solvolyse der Methoxymethylether in 266 wurde mit Chlorwasserstoff in Methanol bei Raumtemperatur versucht. Dabei erwies sich der sekundäre Methoxymethylether als unter den eingesetzten Versuchsbedingungen stabil und wurde nicht solvolysiert (Abb. 4.74 A). OMOM A OMOM 6 eq. 4-Acetamino-2,2,6,6-tetramethylOMOM piperidin-1-oxyl, 7 eq. TsOH CH2Cl2, 0 °C rt, 2 d, 33 % HO OH OMOM O OH OH MeOH, HCl, rt, 16 h OH O OH 266 264 O O O B OH HO OH OH 259 2 eq. PCC, DMF rt, 95 min., 38 % OH O O OH OH 267 OH OH Valienon / Gabosin I (8) MeOH, kat. CF3CO2H rt, 5 h, 50% OH O OH OH Valienon / Gabosin I (8) Abbildung 4.74: Oxidation des allylischen Alkohols und Schutzgruppenabspaltung ausgehend von A Allylalkohol 264; B Allylalkohol 259. Das Abspalten der Acetonid-Schutzgruppe in 267 gelingt mit Trifluoressigsäure in Methanol mit etwa 50 % isolierter Ausbeute. Erhalten wird das natürlich gefundene Enantiomer Valienon (8) über 11 Stufen in einer Gesamtausbeute von 1.4 %. Die spektroskopischen Daten gleichen denen der zuvor synthetisierten Verbindung ent-8. Der Circulardichroismus der Verbindungen 8 und ent-8 ist bei umgekehrtem Vorzeichen identisch, die UV-Spektren sind nahezu deckungsgleich (Abb. 4.75). Somit ist belegt, dass beide Enantiomere von 8 synthetisiert wurden. 118 Spezieller Teil – Naturstoffsynthesen Trotz nominell gleicher Konzentration von 0.03 mg × mL-1 sind Intensitätsunterschiede erkennbar, die auf Wägefehler oder auf nicht NMR-detektierbare Verunreinigungen in 8 zurückzuführen sind. Aufgrund des Einsatzes enantiomerenreiner Vorstufen, wie die mit Literaturwerten identischen Drehwerte direkter Vorstufen belegen, ist ein Enantiomerengemisch als Ursache für die geringere gefundene Intensität auszuschließen. 4 2 ∆ε -1 -1 Mol. [M cmCD ] 0 -2 -4 200 300 400 500 Wavelength[nm] λ [nm] Valienon (8) ent-Valienon (ent-8) Abbildung 4.75: Dargestellt sind die molaren CD-Absorptionskoeffizienten (∆ε [M-1 cm-1]) von 8 und ent-8 gegen die Wellenlänge (λ [nm]) bei einer eingewogenen Konzentration von je 0.03 mg × mL-1 in Acetonitril. Spezieller Teil – Naturstoffsynthesen 119 4.7 Studien zur Synthese von ent-Valienamin (ent-64) Zur Synthese von ent-Valienamin (ent-64) müssen die Säurefunktion zu einer Methylalkoholfunktion reduziert und die elektronenreichere Doppelbindung in eine cis-ständige, vicinale Aminoalkoholfunktion überführt werden (Abb. 4.76). Die Aminofunktion muss sich hierbei in allylischer Position befinden. Dies wurde auf unterschiedliche Arten versucht. OH CO2Me OH OH H2N N3 OH OH ent-Valienamin (ent-64) CO2Me OTBS OH Br OTBS CO2Me OTBS HO CO2H OH OTBS OAc OAc OH 268 247 227 OH 2,3-trans-CHD (4) Abbildung 4.76: ent-Valienamin (ent-64) wird retrosynthetisch auf trans-CHD 4 zurückgeführt. Versuche, Diol 227 in einer Ritter-Reaktion193 in Aminoalkohol 269 zu überführen, waren nicht erfolgreich. In der Ritter-Reaktion wird unter sauren Bedingungen Wasser eliminiert und intermediär ein Carbokation gebildet, welches in einer SN1-Reaktion mit Acetonitril reagiert. Für benzylische vicinale Diole wird in einigen Fällen eine hohe Stereoselektivität beobachtet.194 Angenommen wird eine dirigierende Wirkung des zweiten Alkohols durch Addition an Acetonitril. Nach Reaktion des Stickstoffs mit dem Benzylkation soll ein Oxazolin-Intermediat gebildet werden, welches nach saurer Hydrolyse einen vicinalen Aminoalkohol freisetzt. Unter den untersuchten Bedingungen wurde für das allylische System 227 jedoch keine Produktbildung, sondern die Zersetzung des Eduktes gefunden (Abb. 4.77). CO2Me OTBS HO OTBS OH 227 CO2Me OTBS CH3CN H2SO4 0 °C 4h N H3C OTBS O CO2Me OTBS HCl Reflux H2N OTBS OH 269 Abbildung 4.77: Versuche zur Überführung des vicinalen Diols 227 in den vicinalen Aminoalkohol 269 mittels Ritter-Reaktion.193 Weder TBS-Ether noch Methylester erwiesen sich unter den Reaktionsbedingungen als ausreichend stabil. Da gezeigt werden konnte, dass die geringer substituierte Doppelbindung in 160 unter Os(VIII)-Katalyse selektiv in das vicinale Diol 227 überführt werden kann (Kapitel 4.4.4), 120 Spezieller Teil – Naturstoffsynthesen wurde die der Dihydroxylierung verwandte Osmium(VIII)-katalysierte Aminohydroxylierung mit unterschiedlichen Oxidationsmitteln untersucht. In den meisten Fällen erfolgt eine langsame Reaktion zu Produktgemischen, deren überwiegendes Hauptprodukt das vicinale Diol 227 darstellt (Abb. 4.78). Eine Isolierung und Identifizierung der erhaltenen Nebenprodukte, unter denen auch der erwartete Aminoalkohol enthalten sein könnte, gelang nicht. Als Oxidationsmittel wurden Chloramin-T,195 N-Chlor-methansulfonamid196 wie auch N-Bromacetamid195 eingesetzt. CO2Me OTBS HO OTBS OH 227 Hauptprodukt R = pTolSO2, X = Cl, M = Na R = CH3SO2, X = Cl, M = Na R = Ac, X = Br, M = Li OTBS 160 CO2Me OTBS kat. K2OsO4 RNX- M+ Abbildung 4.78: Versuche zur Osmium(VIII)-katalysierten Aminohydroxylierung von 160 mit unterschiedlichen Oxidationsmitteln. Da keine selektive Methode zur direkten Einführung der Aminofunktion gefunden wurde, sollte eine Stickstofffunktionalität durch nucleophile Substitution von Bromid gegen Azid eingeführt werden. Der Einsatz von Lithiumazid in N,N-Dimethylformamid bei 0 °C führt im Falle von Bromverbindung 247 zur syn-Eliminierung von Essigsäure unter Ausbildung des bromierten Dien 270. Die Eliminierung konnte auch durch Zusatz von Ammoniumchlorid als schwache Säure nicht verhindert werden (Abb. 4.79). Brom-CHD 270 wurde in dieser Reaktion in einer Ausbeute von 65 % isoliert. CO2Me OTBS Br OTBS OAc 247 CO2Me OTBS LiN3, NH4Cl DMF, 0 °C 65 % Br OTBS 270 Abbildung 4.79: Versuch zur nucleophilen Substitution von Brom gegen Azid ausgehend von 247 bei gefundener Eliminierung von Essigsäure. Um die beobachtete Eliminierung zu vermeiden, wurde statt des Essigsäureesters 247 Bromhydrin 245 (Kapitel 4.4.5) unter analogen Bedingungen eingesetzt (Abb. 4.80). Die freie Alkoholfunktion stellt eine schlechte Abgangsgruppe dar, so dass eine Eliminierung in schwach basischem Milieu nicht erwartet wird. Tatsächlich konnte die Bildung von Azid 271 nachgewiesen und dieses in 50 % Ausbeute isoliert werden. Ein Nachweis der Azidgruppe Spezieller Teil – Naturstoffsynthesen 121 erfolgt zweifelsfrei über IR-Spektroskopie, bei der eine für Azide typische starke Schwingungsbande bei ν~ = 2100.3 cm-1 beobachtet wird. Epoxid 161 wurde als Nebenprodukt in 14 % Ausbeute bezogen auf 245 isoliert. Daher ist sowohl denkbar, dass das erhaltene Azid mittels nucleophiler Substitution des Bromids direkt eingeführt wurde, als auch dass eine nucleophile Öffnung des Epoxids mit Azid erfolgt sein könnte. Die Konstitution von Verbindung 271 ist über ein H,H-COSY-Experiment eindeutig zu bestimmen, eine Klärung der Konfiguration am Azid-tragenden Kohlenstoff gelingt jedoch nicht. Da die NMR-Daten des Produktes aus der Behandlung von Epoxid 161 mit Tributylzinnazid12 deutlich von den für 271 gemessenen Werten abweichen, ist die Stereochemie von 271 vermutlich die hier dargestellte. CO2Me OTBS Br OTBS + OTBS O OH 245 CO2Me OTBS CO2Me OTBS 10 eq. LiN3 DMF, rt, 1h N3 OTBS OH 271 50 % 161 14 % Abbildung 4.80: Umsetzung von 245 mit LiN3 zu 161 und 271. Bessere Ergebnisse werden erzielt, wenn zunächst die TBS-Ether in Bromverbindung 247 mit Flusssäure in Acetonitril gespalten und das erhaltene Produkt mit Lithiumazid in N,NDimethylformamid umgesetzt wird (Abb. 4.81). CO2Me OTBS Br OTBS OAc 247 CO2Me OH HF CH3CN, rt, 6h 75 % Br OH OAc 272 10 eq. LiN3 16 eq. NH4Cl DMF, rt, 3 h 74 % CO2Me OH N3 OH OAc 268 Abbildung 4.81: Darstellung von 268 ausgehend von 247 in zwei Stufen. Das Entfernen der Schutzgruppen verläuft unter diesen Bedingungen glatt, jedoch wurde bei längeren Reaktionszeiten und Einsatz des basischen Tetrabutylammoniumfluorid als Fluoridquelle eine Wanderung der Acetylgruppe auf die allylische Alkoholfunktion beobachtet. Wird die Reaktion mit Flusssäure durchgeführt und nach 6 Stunden beendet, werden 75 % des gewünschten Produktes 272 erhalten, ohne dass eine Wanderung der Acetylgruppe beobachtet wird. Die anschließende Substitutionsreaktion mit Lithiumazid in N,N-Dimethylformamid liefert nach drei Stunden bei Raumtemperatur Azid 268 in 74 % isolierter Ausbeute, wobei 122 Spezieller Teil – Naturstoffsynthesen keine Eliminierung als Nebenreaktion beobachtet wird. Die relative Konfiguration und Konformation von 268 lassen sich über die im 1H-NMR gefundenen Verschiebungen und 3 JH,H-Kopplungen bestimmen, und anhand der NMR-Daten kann 3-epi-268 als theoretisch denkbares Produkt einer SN1-Reaktion ausgeschlossen werden (Abb. 4.82, 4.83, 4.84). Hc Hb AcO CO2CH3 OH He N3 Hd OH OH N3 N3 AcO Hb Hd OH OAc II CO2CH3 OH He OH OH N3 III He Hd OH Hc N3 OAc 258 I Hc a e bc d OH Hb OH N3 a e bc d Hc Hb OH OAc 3-epi-258 OH He Hd OAc IV Abbildung 4.82: Schematische Darstellung möglicher Konformationsisomere von 268 und 3-epi-268. g h CO2CH3 x 0.355 5.00 4.90 4.80 4.70 4.60 4.50 4.40 4.30 4.20 N3 4.10 OH a f e b c d O OH i CH3 j O CHCl3 a c b e d h j -OH PPM 6.8 6.4 6.0 5.6 5.2 4.8 4.4 4.0 3.6 -OH 3.2 2.8 2.4 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 2.19 (s, 3H, CH3), 3.04 (bs, 1H, OH), 3.82 (bs, 1H, OH), 3.83 (s, 3H, CH3), 4.14 (dd, J = 10.2, 6.7 Hz, 1H, CH), 4.44-4.50 (m, 2H, 2 × CH), 4.99 (dd, J = 10.2, 4.5 Hz, 1H, CH), 6.79 (dd, J = 5.3, 1.3 Hz, 1H, CH). Abbildung 4.83: 1 H-NMR-Spektrum von 268. PPM CDCl3 ced 160.0 150.0 140.0 130.0 120.0 110.0 100.0 90.0 80.0 70.0 20.9042 71.6945 71.4125 69.8197 fa 52.7489 134.4998 132.6290 i g 123 56.6967 166.1414 170.8210 Spezieller Teil – Naturstoffsynthesen b h 60.0 50.0 j 40.0 30.0 20.0 10.0 (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 20.9 (CH3), 52.7 (CH3), 56.7 (CH), 69.8 (CH), 71.4 (CH), 71.7 (CH), 132.6 (CH), 134.5 (Cq), 166.1 (CO), 170.8 (CO). Abbildung 4.84: 13 C-NMR-Spektrum von 268. Das Signal des vinylischen Protons Ha kann aufgrund seiner Verschiebung von δ = 6.79 ppm eindeutig zugeordnet werden. Das Signal von Proton Hc weist aufgrund des elektronenziehenden Effektes des Acetoxyrestes mit δ = 4.99 ppm eine deutliche Tieffeldverschiebung auf und ist somit ebenfalls eindeutig zuzuordnen. Über ein H,H-COSY-Experiment lassen sich die Position der Acetylfunktion im Molekül bestätigt, und die Protonensignale den Protonen Hb, Hd und He zuordnen. 3JH-c,H-d = 10.2 Hz weist einen Betrag auf, wie er für die Kopplung zweier vicinaler axialer Protonen typischerweise erwartet wird. Somit können Konformationsisomere II und IV, in denen für Hc und Hd je äquatoriale Ausrichtungen erwartet werden, ausgeschlossen werden. Konformationsisomer III kann ebenfalls ausgeschlossen werden, da 3 JH-b,H-c = 4.5 Hz auf die vicinale Kopplung eines pseudo-axial orientierten Protons mit einem äquatorialen Proton oder zweier vicinaler (pseudo-)äquatorial orientierter Protonen hinweist. Ein Wert von 4.5 Hz ist hingegen für die Kopplung zweier (pseudo-)axial bzw. axial orientierter Protonen, wie sie für III erwartet werden, zu klein. Somit kann aus den NMR-Daten eindeutig die für 268 gezeigte relative Konfiguration abgeleitet und 3-epi-268 als Produktstruktur ausgeschlossen werden. Da die absolute Konfiguration in den Positionen c, d und e aus 4 und durch die Synthese der Naturstoffe ent- 124 Spezieller Teil – Naturstoffsynthesen Streptol (ent-58) und ent-Valienon (ent-8) bekannt und belegt ist, ist die absolute Konfiguration des Produktes eindeutig geklärt. Weiterhin weisen die vicinalen Protonen-Kopplungen für 268 und Literaturdaten197 zu Valienamin (64) eine große Ähnlichkeit auf und stützen ebenfalls die für 268 ermittelte Konfiguration (Tabelle 8). CO2CH3 N3 a e bc d CH2OH OH OH H 2N a e bc d OAc Tabelle 10: 3 OH OH OH 268 CDCl3 Valienamin (64) D2O 3 JH-a,H-b [Hz] 5.3 5.1 3 JH-b,H-c [Hz] 4.5 3.8 3 JH-c,H-d [Hz] 10.2 10.3 3 JH-d,H-e [Hz] 6.7 5.6 JH,H-Kopplungen von 268 (CDCl3) und Valienamin (64, D2O).197 Um eine der beiden Azidverbindungen 271 oder 268 in ent-Valienamin (ent-64) zu überführen, sollten diese unter reduzierenden Bedingungen umgesetzt werden (Abb. 4.85). CO2Me OTBS N3 OH 271 N3 OH Reduktion CO2Me OH OH OAc OH OTBS H2N OH OH ent-Valienamin (ent-64) OAc Peracetylierung AcHN OAc OAc ent-ValienaminPentaacetat (ent-163) OAc 268 Abbildung 4.85: Reduktion von 268 oder 271 und anschließende Peracetylierung zur Synthese von ent-Valienamin-Pentaacetat (ent-163). Hierbei soll einerseits das Azid zum primären Amin und andereseits der Methylester unter Erhalt der Doppelbindung zu einer Methylalkoholgruppe reduziert werden. Für diese Reaktion geeignete Reagenzien sind Aluminiumhydride wie DIBAL-H oder das stärkere Reduktions- Spezieller Teil – Naturstoffsynthesen 125 mittel Lithiumaluminiumhydrid (LAH), wobei mit LAH eine Reduktion der KohlenstoffKohlenstoff-Doppelbindung als Nebenreaktion erwartet werden muss.198 Weiterhin ist bekannt und wurde bereits beobachtet, dass TBS-Ether bei Raumtemperatur durch Aluminiumhydride gespaltet werden.186 Das erhaltene polare Rohprodukt soll in Pyridin aufgenommen und mit Essigsäureanhydrid in Gegenwart katalytischer Mengen 4-(Dimethylamino)pyridin peracetyliert werden. Zunächst wurde analog zu 227 und 260 versucht, die Reduktion von 271 in Gegenwart eines Überschusses DIBAL-H bei – 78 °C durchzuführen. Die erhaltenen NMR-Daten des nach Peracetylierung isolierten Rohprodukt lassen vermuten, dass wie erhofft die Doppelbindung nicht angegriffen wurde. Mit dem erwarteten Produkt stimmen die NMR-Daten allerdings nicht überein; vielmehr scheint der Methylester nicht reduziert sondern hydrolysiert worden zu sein, da weder eine Methylengruppe noch die Methylgruppe des Methylesters identifiziert werden konnten. Bei Versuchen zur Aufreinigung des erhaltenen Produktes an Kieselgel zersetzte sich dieses teilweise. Auch die Wahl des stärkeren Reduktionsmittels LAH zur Reduktion von 268 bei Raumtemperatur über Nacht führte nicht zu nennenswerten Produktmengen. Nach Umsatz des Rohproduktes mit Essigsäureanhydrid und Pyridin konnte eine Mischung verschiedener Substanzen detektiert werden. Nach chromatographischer Fraktionierung dieser Substanzmischung wurde in den Fraktionen mit dem erwarteten Retentionsfaktor78b tatsächlich das erwartete Produkt neben einer gesättigten Verbindung identifiziert (vgl. Anhang 6.2.2). 126 Spezieller Teil – Zusammenfassung 4.8 Zusammenfassung Ausgehend vom bekannten biosynthetischen Zugang zu 2,3-trans-CHD (4) (4.6 g × L-1 mit AN193/pDF3 im 300 L Maßstab)12,100a und 3,4-trans-CHD (5) (0.8 g × L-1 mit BN117/pDF1 im 100 mL Maßstab)12,100b konnten in mikrobiologischen Arbeiten die Vektoren pC19-22 kloniert und damit die Voraussetzungen für eine effektivere Produktion beider trans-CHD geschaffen werden. Unter Einsatz dieser Vektoren wurden Produktionsstämme generiert, die von Dr. R. Takors und Mitarbeitern unter optimierten Fermentationsbedingungen 2,3-transCHD (4) mit 15.8 g × L-1 (eingesetzter Stamm: F111/pC20) und 3,4-trans-CHD (5) mit 14.5 g × L-1 (eingesetzter Stamm: F82/pC22) in 300 L - Fermentationen produzierten.199 Untersuchungen zur Reaktivität von Derivaten von 4 und 5 zeigen, dass 4 zu einer selektiveren, aber tendenziell langsameren Reaktionen neigt als 5. Die in verschiedenen Reaktionen variierende Regioselektivität wie auch die Bildung von Diastereomerengemischen ausgehend von Derivaten von 5 kann als Folge einer geringeren Polarisierung des Diensystems in 5 wie auch des Vorliegens zweier im Gleichgewicht befindlicher Konformationsisomere verstanden werden, welche unterschiedlich schnell und selektiv reagieren. Für das Vorliegen dieser Konformationsisomere konnten mittels NMR-Untersuchungen und CD-Messungen Hinweise erhalten werden. Beide trans-CHD 4 und 5 konnten erfolgreich als Ausgangsverbindungen in Naturstoffsynthesen eingesetzt werden. ent-Streptol (ent-58) wie auch beide Enantiomere von Valienon (8) wurden ausgehend von 4 und 5 erhalten. Mit der enantioselektiven Synthese beider Enantiomere von Valienon (8) ausgehend von 4 bzw. 5 konnte die Komplementarität beider trans-CHD als Ausgangsverbindungen in der Synthese demonstriert werden. Eine Synthese von ent-Valienamin (ent-64) konnte grundsätzlich gezeigt werden. Mit 268 und 271 wurden Verbindungen erhalten, in denen Sauerstoff- und Stickstoffsubstituenten die gleiche Konstitution und Konfiguration aufweisen wie in ent-64. Der abschließende reduktive Schritt liefert neben anderen Verbindungen das Enantiomer des Naturstoffs. Ausblick 127 4.9 Ausblick Die mikrobiell produzierten trans-CHD 4 und 5 bieten weit mehr Möglichkeiten zu chemischen Modifikationen und zum Einsatz als chirale Bausteine in der Natur- oder Wirkstoffsynthese als bislang untersucht wurden. Durch Erweiterung des Spektrums mikrobiell zugänglicher Verbindungen wie auch durch einen breiten Einsatz unter bislang nicht untersuchten Reaktionsbedingungen werden Verbindungen wie 4 und 5 künftig wertvolle chirale Synthesebausteine darstellen. Einige Möglichkeiten für weiterführende Untersuchungen werden in diesem Kapitel vorgestellt. 4.9.1 Optimierung der Metabolit-Produktion Um noch höhere Produkttiter zu erzielen, sollten Gene des Shikimatbiosyntheseweges nicht plasmidisch, sondern chromosomal in Produktionsstämmen integriert und amplifiziert werden. Dadurch wird eine höhere Expression plasmidisch codierter Enzyme zur Modifikation von Chorismat ermöglicht. Ein solcher Stamm wäre im Idealfall auch in der Lage, ohne Plasmidzusatz als Chorismatproduzent zu fungieren. Erste Versuche in dieser Richtung wurden durch Dr. J. Bongaerts (DSM BIOTECH GMBH, Jülich) durchgeführt.200 Für 3,4-trans-CHD (5) wird neben der Bioynthese aus Chorismat (3) eine weiterer biosynthetischer Zugang direkt aus Shikimat (15) vermutet.14,94,95 Diese bislang nicht gut untersuchten Biosynthesen versprechen eine direktere und damit effektivere Biosynthese von 5, falls eine präparative Nutzung gelingt. 4.9.2 Erweiterung des biologisch zugänglichen Metabolit-Spektrums Neben der Optimierung der Produktion der Diole wird die Biosynthese neuer Zielsubstanzen unter Nutzung weiterer Biotransformationen ausgehend von Chorismat untersucht (vgl. Abb. 4.86). So wurde der Zugang zu Aminoalkohol 7 von Dr. V. Lorbach, Professor Dr. G. Sprenger und Dr. J. Bongaerts erarbeitet,127 die Biosynthese von Aminoalkohol 6 wird von Professor Dr. G. Sprenger und Dr. J. Bongaerts200,201 untersucht, und A. Kurutsch beschäftigt sich mit der Umsetzung von Chorismat zu SHCHC (23). 128 Ausblick Isoprephenat (24)20 und Salicylat (25)21 sind Beispiele für weitere interessante Zielprodukte. Im Falle von 24 sind einerseits der bislang nicht identifizierte Biokatalysator, der für die Umsetzung von Isochorismat zu 24 verantwortlich ist, wie auch andererseits die hohe Tendenz zur Aromatisierung des Produktes zu 3-Carboxyphenylpyruvat202 problematisch. Die Produktion von Salicylsäure (25) mit rekombinanten Bakterien konnte prinzipiell gezeigt werden,21 problematisch ist hierbei aber die bakteriostatische Wirkung von 25,203 welche das Erzielen hoher Produkttiter unwahrscheinlich erscheinen lässt. O CO2H OH HO2C CO2H OH SHCHC (23) Salicylsäure (25) CO2H EntC oder MenF MenD Irp921a oder (EntC oder MenF) und (PchB21b oder PmsB21c) OH EntC oder MenF EntB CO2- OH 2,3-trans-CHD (4) O CO2H X O CO2- OH EntB Chorismat (3) CO2H OH PabAB Isoprephenat (24) CO2- EntC oder MenF PhzE oder TrpEH398M CO2H OH OH 3,4-trans-CHD (5) CO2NH3+ OH NH3+ 3,4-trans-CHA (6) OH 2,3-trans-CHA (7) Abbildung 4.86: Beispiele für aus 3 biosynthetisch zugängliche Verbindungen; X: nicht identifiziertes Enzym aus Nicotiana silvestria;20 Irp9: für die Umsetzung von Chorismat zu Salicylat verantwortlich gemachtes Enzym aus Yersinia enterocolitica;21a PchB: für die Umsetzung von Isochorismat zu Salicylat verantwortlich gemachtes Enzym aus Pseudomonas aeruginos;21b PmsB: für die Umsetzung von Isochorismat zu Salicylat verantwortlich gemachtes Enzym aus P. fluorescens.21c In allen diesen Fällen kann später die Kombination der gefundenen Enzymsysteme mit Enzymen des Shikimat-Biosyntheseweges, wie sie etwa auf pF112 vereint sind (Kapitel 4.1.2.1), zu einer effektiveren Produktion beitragen. Ausblick 129 Neben den zum Teil gut untersuchten Biosynthesewegen, in denen Chorismat umgesetzt wird, sind auch einige Sekundärmetabolite beschrieben, deren Biosynthese noch nicht aufgeklärt wurde, deren Ursprung aber aufgrund struktureller Ähnlichkeit im Shikimat-Biosyntheseweg zu finden sein dürfte. Beispiele hierfür sind etwa die Cyathiformine,54 die darauf schließen lassen, dass es bislang nicht identifizierte Halogenasen gibt, welche Chorismat oder einen Vorläufer dieser Verbindung als Substrat akzeptieren und modifizieren (Abb. 4.87). Die Biosynthese von Echinosporin (273), einem antibakteriell und antitumoral wirkenden trizyklischen Naturstoff, wird zur Zeit untersucht. In Isotopenmarkierungsexperimenten konnte gezeigt werden, dass 273 über den Shikimatbiosyntheseweg und vermutlich aus 3 gebildet wird.204 Interessant an dieser Biosynthese ist vor allem die völlige Umstrukturierung des Kohlenstoffgerüstes. O HO O O NH2 O Echinosporin (273) CO2H CO2Me Cl O CO2H OH Chorismat (3) HO O CO2Me OH Cyathiformin C (61) CO2Me HO O CO2Me OH Cyathiformin D (62) Abbildung 4.87: Weitere vermutlich von 3 oder dessen Vorläufern abgeleitete Metabolite, deren Biosynthesen bislang nicht detailliert untersucht sind.54,204 Das Konzept der diversitätsorientierten Biosynthese ist natürlich nicht auf Chorismat (3) beschränkt und kann analog auf andere Biosynthesewege und Metaboliten übertragen werden. Die Nutzung des Aminoshikimat-Biosyntheseweges (Kapitel 3.2) bietet sich beispielsweise zur Biosynthese chiraler Stickstoffverbindungen an. 3,4-trans-CHD (5) wiederum kann durch Kombination mit Enzymen aus der Ascomycin-Biosynthese aus S. hygroscopicus zu weiteren chiralen Alkoholen umgesetzt werden (vgl. Kapitel 3.10.2.2; Abb. 4.88).95 130 Ausblick CO2H CO2H CO2H i über den ShikimatBiosyntheseweg und Chorismat ii OH OH OH OH OH OH 5 139 140 Abbildung 4.88: Hypothetische Transformation von 5 mit Enzymen aus der AscomycinBiosynthese;95 i Reduktion der dreifach substituierten Doppelbindung und anschließende Isomerisierung, ii Reduktion der verbliebenen Doppelbindung. Denkbar sind aber auch ganz andere Biosynthesewege, wie am Beispiel des gut untersuchten Butanoat-Metabolismus gezeigt. Dieser ermöglicht die Produktion von chiralen Alkoholen wie etwa (R,R)-Butan-2,3-diol oder (R)-Acetoin.205 4.9.3 Chemie der trans-CHD Das Potential der beiden trans-CHD 4 und 5 als Ausgangsverbindungen in der Synthese unterschiedlicher Cyclitole und Carbazucker wurde an verschiedenen Beispielen gezeigt. Während schon einige Untersuchungen zu Umsetzungen des 2,3-trans-CHD vorliegen,12,127,130,206 konnten im Rahmen dieser Arbeit erste grundlegende Untersuchungen zur Reaktivität des 3,4-trans-CHD durchgeführt werden. 4.9.3.1 Schutzgruppenchemie Der zum Schutz der Säurefunktion eingeführte Methylester erweist sich in manchen Reduktionsreaktionen (vgl. Kapitel 4.7) oder Hydrolysen zur freien Carbonsäure127 als reaktionsträge,12,127,206 so dass in problematischen Systemen wie im Falle der ent-ValienaminSynthese der Einsatz anderer Ester erwogen werden sollte. Ein sterisch anspruchsvoller Ester könnte auch Einfluss auf die Stereoselektivität bei Reaktionen von Derivaten des 3,4-transCHD haben. Durch die Installation einer voluminöseren Esterfunktion könnte eine deutliche Verschiebung des Verhältnisses beider Konformationsisomere und somit eine positive Beeinflussung der Stereoselektivität sich anschließender Folgereaktionen erzielt werden. Wie die Ergebnisse andeuten, sind die TBS-Ether in vielerlei Hinsicht geeignete Schutzgruppen, die leicht und in hohen Ausbeuten einzufügen und wieder zu entfernen sind. Sie Ausblick 131 bieten eine hohe Stabilität unter vielfältigen Reaktionsbedingungen. Ein gravierender Nachteil dieser Schutzgruppe besteht darin, dass im Falle des 3,4-trans-CHD - wie im Falle der Epoxidierungen gezeigt - keine hoch stereoselektiven Umsetzungen erzielt werden (Kapitel 4.4.3.1). Eine höhere Selektivität verspricht der Einsatz eines konformativ fixierenden Systems, wie es in Trioxepin 198 gegeben ist. Hier birgt die Untersuchung alternativer überbrückender Schutzgruppen sicher ein hohes Optimierungspotential, und vielleicht gelingt auch die Einführung des Trioxepins unter veränderten Bedingungen, die den Einsatz weniger toxischer Verbindungen beinhaltet. trans-Diole können in zyklische 1,2-Diacetale, welche von Steven Ley und Mitarbeitern als Schutzgruppe etabliert wurden, überführt werden.207 Erste Versuche in diese Richtung unter von Gonzales und Mitarbeitern beschriebenen Bedingungen208 waren im Falle des 3,4-transCHD 170 nicht erfolgreich. Die Tatsache, dass sich mit dem Trioxepinsystem ein sonst häufig kinetisch ungünstiger Siebenring bildet, lässt die Überlegung zu, dass bei dem vorliegenden, konformativ nicht freien System die Bildung eines 1,2-Diacetals unvorteilhaft ist, ein 1,3Diacetal jedoch gebildet werden könnte (Abb. 4.89). Beispiele für solch eine Reaktion wurden allerdings bislang nicht publiziert. O CO2Me OH OH 170 Ph Ph O TMS-OMe kat. TMS-OTf CO2Me CO2Me O O MeO Ph 274 OMe Ph OH OH O O TMS-OMe kat. TMS-OTf ? 170 CO2Me O O OMe MeO 275 Abbildung 4.89: Alternative zyklische Schutzgruppen für Diol 170. Alternativ könnte die Einführung eines zyklischen Malonsäureesters als Schutzgruppe für das trans-Diol Erfolg versprechen. Aufgrund der beiden sp2-hybridisierten Carbonylkohlenstoffen, die im Trioxepinsystem nicht gefunden werden, ist fraglich, ob sich beide Systeme konformativ so ähnlich sind, dass dieses System tatsächlich gebildet wird. Ein zyklischer Malonsäureester verspricht keine große Stabilität unter alkalischen oder reduktiven Bedingungen, ermöglicht aber ähnlich dem Trioxepin-Ring eine konformative Fixierung und daher selektivere Reaktionsführungen. Ein Zugang zu alternativen konformativ fixierten Verbindungen wäre zudem für Strukturuntersuchungen interessant. Sollte eine Einführung, etwa mit Malonsäuredichlorid in Gegenwart der Hünig-Base, erfolgreich verlaufen, bleibt zu 132 Ausblick überlegen, ob die CH-acide Malonsäureestergruppe durch eine 2,2-Dimethylmalonsäureesterfunktion, welche keine CH-aciden Protonen aufweist, substituiert werden sollte (Abb. 4.90). CO2Me CO2Me ClOC COCl NEt(iPr)2 OH OH CO2Me CO2Me ClOC COCl NEt(iPr)2 O ? OH O O ? OH O 170 276 O O 170 O O 277 Abbildung 4.90: Einführung zyklischer Malonsäureesters als Schutzgruppen in 170. 4.9.3.2 Reduktionen und daran anschließende Reaktionen Zur Modifikation des Diensystems wurden im Rahmen dieser Arbeit ausschließlich Oxidationsreaktionen untersucht. Nicht untersucht wurde die Reduktion einzelner Doppelbindungen, wie sie von Dr. D. Franke bereits für 2,3-trans-CHD 196 mit elementarem Wasserstoff in Gegenwart von Palladium auf Kohle gezeigt wurde (Abb. 4.91).12 CO2Me OH OH H2 (5 bar) Pd/C, 23 °C CO2Me OH 89 % OH 278 196 Abbildung 4.91: Hydrierung von trans-CHD 196 mit Wasserstoff an Palladium.12 Neben der Hydrogenolyse von Doppelbindungen bieten andere reduzierende oder disproportionierende Reaktionen wie etwa die Hydroborierung209 oder die reduktive Epoxidöffnung210 Potential zur Erweiterung der zugänglichen Palette an Cyclitolen (Abb. 4.92). CO2Me OR OR CO2Me OR O OR 1) BHR2 2) H2O2 ? H2, Pd/C CO2Me OR OR OH CO2Me OR ? OR OH Abbildung 4.92: Erwartete Produkte aus Hydroborierung209 und reduktiver Epoxidöffnung.210 Ausblick 133 Die über Hydroborierung211 zwischenzeitig erzeugten Borane sollten außer in Alkohole211b,c,d auch in Amine212 überführt werden können (Abb. 4.93). CO2Me OR CO2Me OR OR BHR2 ? CO2Me OR OR BR2 H2O2 NaOH OR ? OH ? CO2Me OR NH2OSO3H OR NH2 Abbildung 4.93: Beispiele für funktionelle Gruppen, die über Borane eingeführt werden können.211b,c,d,212 Analog lassen sich auch Reaktionen mit Derivaten des 3,4-trans-CHD (5) untersuchen. 4.9.3.3 Erweiterung des Cyclohexanrings Ganz neue Substanzklassen werden zugänglich, wenn der Kohlenstoffsechsring verändert wird. Hierzu bietet sich die Einführung eines geminal-Dihalocyclopropanrings durch Reaktion mit in situ gebildeten Dihalocarbenen an. Eine vergleichbare Umsetzung mit cisCHD 279 ist beschrieben (Abb. 4.94 A).213 Die Produkte dieser Reaktion können in unterschiedlicher Weise weiterreagieren. Der erhaltene Bizyklus kann unter Einsatz von Silber(I) unter Öffnung des Cyclopropanrings und gleichzeitiger Erweiterung des zweiten Zyklus umgesetzt werden. Dies wurde bislang vorwiegend an kleineren Ringen gezeigt,214 auch wenn Beispiele für Sechsringsysteme wie beispielsweise 281 bekannt sind (Abb. 4.94 B).215 Wenn die Öffnung des Cyclopropanrings unter Ringerweiterung erfolgt, ist die Bildung zweier Regioisomere denkbar. Es könnten sowohl das thermodynamisch bevorzugte konjugierte Dien als auch das unter kinetischer Kontrolle entstehende diskrete Dien gebildet werden (Abb. 4.94 C). Anwendung finden könnte diese Reaktion beispielsweise in der Synthese verschiedener Wirkund Naturstoffe. Zyklische polyfunktionalisierte Verbindungen mittlerer Ringgröße werden zur Zeit als mögliche Carbohydrat-Analoga untersucht.216 Andere Verbindungen wie etwa Keisslon (283) weisen eine entsprechende Struktur und interessante pharmakologische Wirkungen auf. Keisslon (283) ist ein antimikrobiell wirksamer Metabolit eines marinen filamentösen Pilzes.217 134 Ausblick Br Br CHBr3 NaOH OTBS A OTBS OTBS Br 279 B 282 CO2Me OR CHBr3 NaOH ? OR OAc Br Br 281 C Br 280 AgOAc AcOH ∆T Br CO2Me OR OTBS OR Br AgBF4 Nu- MeO2C MeO2C OR OR OR + ? Br Br OR Nu Nu Br Abbildung 4.94: Literaturbeschriebene Bildung und Umsetzung von geminal-Dihalocyclopropanen; A Reaktion eines cis-CHD mit in situ gebildetem Carben;213 B Reaktion mit Essigsäure unter Ringerweiterung;215a C mögliche Reaktion eines trans-CHD unter Ringerweiterung. Eine Synthese von 283 könnte ausgehend von 2,3-trans-CHD (4) unter Ringerweiterung zu einem Cyclohepten-Ring gelingen. Eine hypothetische Synthese ist in Abbildung 4.95 dargestellt. CH3 O CH3 HO HO O Keisslon (283) RO RO O CO2H CO2H RO i CH3 O RO RO ii RO Br Br CH3 CH3 iii RO Br Br O iv RO Br Br RO CH3 v RO HO Br CH3 O CH3 CH3 RO RO O Abbildung 4.95: Hypothetische Synthese von Keisslon aus 2,3-trans-CHD; i CH2Br2, NaOH; ii MeLi; iii CuI, BrMgCH3; iv a) AcOH, AgBF4; b) NaOH; v a) DIBAL-H; b) TBS-OTf, NEt3; c) nBuLi; d) H2O, HF; e) Swern-Oxidation. Ausblick 135 4.9.3.4 Ringöffnende Reaktionen Eine Möglichkeit zur Öffnung der Cyclohexan-Grundstruktur unter Aufbruch einer Kohlenstoff-Kohlenstoffbindung bietet die Baeyer-Villiger-Oxidation mit mCPBA, welche die Reaktion des Kohlenstoffrings zu einem zyklischen Lacton unter Insertion des Sauerstoffs in allylischer Position, wie an den Literaturbeispielen 284 und 286 illustriert, erlauben sollte (Abb. 4.96).218 Br Br CF3CO3H Na2HPO4 A O 68 % O O 285 284 OCH3 (CF3CO)2O CO(NH2)2*H2O2 Na2HPO4 O B Et 92 % O O O O 286 OCH3 Et 287 Abbildung 4.96: Beispiele für Baeyer-Villiger-Oxidationen an substituierten Cyclohexenonen; A nach Krafft;218f B nach Schultz.218d Das durch die Hydrolyse des erhaltenen Lactons freigesetzte Enol tautomerisiert zum Aldehyd. Dabei wird ein neues Stereozentrum erhalten, welches aber nach Hydrolyse des Methylesters und Decarboxylierung verloren gehen sollte (Abb. 4.97). CO2Me OR O OR OR MeO2C mCPBA ? OR OR O O OR 1. NaOH 2. AcOH, ∆T ? O OR OR CO2H OR Abbildung 4.97: Hypothetische oxidative Ringöffnung durch Baeyer-Villiger-Oxidation zu einem Lacton und dessen Hydrolyse. 136 Ausblick Weitere oxidative Ringöffnungen könnten beispielsweise mittels Ozonolyse einer Doppelbindung oder Periodat-Spaltung vicinaler cis-Diole mittels Periodsäure (Malaprade-Reaktion)219 oder Blei(IV)acetat220 erfolgen (Abb. 4.98 A, B). Die hierbei zugänglichen Aldehyde lassen vielfältige Folgereaktionen zu. CO2Me OR A RO OR OR 1) O3 2) H2O2 MeO2C ? OR CO2H O OR OR OR CO2Me OR B HO CO2Me OR NaIO4 oder Pb(OAc)4 ? OR O OR O OH Abbildung 4.98: Beispiele für mögliche oxidative Ringöffnungsreaktionen: A Ozonolyse; B Periodat- oder Blei(IV)acetatspaltung von aus 4 abgeleiteten Verbindungen. Ein Beispiel für einen aus trans-CHD 4 mittels Ozonolyse und reduktiver Aufarbeitung erhaltenen offenkettigen Baustein beschreiben Banwell und Mitarbeiter (Abb. 4.99).221 CO2Me OTBS OH DIBAL-H OTBS 160 OTBS 88 % OH PDA, AcOH OTBS 1. O3 2. NaBH4 86 % 74 % OTBS OTBS 288 289 OTBS HO OH OTBS OH 290 Abbildung 4.99: Selektive Reduktion der geringer substituierten Doppelbindung und anschließende Ozonolyse mit reduktiver Aufarbeitung zur Überführung des aus 2,3-trans-CHD (4) abgeleiteten Diens 288 in ein offenkettiges System nach Banwell et al.;221 PAD: Kaliumazodicarboxylat. Einen anderen Ansatz zur Ringöffnung bietet auch die Untersuchung der Metathesereaktion in verdünnter Lösung unter Ethen-Atmosphäre zu einem offenkettigen 1,5-Dien (Abb. 4.100). In konzentrierter Lösung ist mit Polymerisation zu rechnen.222 Aus sterischen Gründen sollte ein Ringschluss mittels Metathesereaktion zu einem Cyclobutenderivat als Folgereaktion kaum erfolgen. CO2Me OR OR H2C CH2 OR Grubb´s Katalysator ? MeO2C Abbildung 4.100: Ringöffnung mittels Metathesereaktion. OR Ausblick 137 4.9.3.5 Cycloadditionen Weitere Reaktionen, in denen das konjuguierte Diensystem funktionalisierter Cyclohexadiene reagiert, sind Diels-Alder- und Hetero-Diels-Alder-Reaktionen. Dr. V. Lorbach und Dr. C. Grondal haben solche Reaktionen an Derivaten von 2,3-trans-CHD (4) und 2,3-trans-CHA (8) untersucht. 4 und 8 und Derivate hiervon können in einer Diels-Alder-Reaktion sowohl als Dien wie auch als Dienophil reagieren und dimerisieren. Weiterhin sind diese Substanzen in Hetero-Diels-Alder-Reaktionen eingesetzt worden, wo sie mit Nitrosoverbindungen regiound stereoselektiv eine Cycloaddition eingehen (Abb. 4.101 A, B).127,130 CO2Me NH2 A 2 CO2Me LiCl, H2O 65 °C H2N CO2Me HO OH NH2 291 292 CO2Me OH B OH 196 O tBuO NO O tBuO OH CO2Me OH O N OH 293 Abbildung 4.101: Cycloadditionen mit funktionalisierten Cyclohexadienen; A Dimerisierung des Methylesters 291 in einer Diels-Alder-Reaktion zu 292;127 B ein Beispiel für eine Hetero-Diels-Alder-Reaktion mit Dien 196.130 5 zeigt hingegen keine Tendenzen, unter milden Bedingungen in einer Diels-Alder-Reaktion zu dimerisieren und wurde bislang nicht erfolgreich in weiteren Cycloadditionen eingesetzt. Eine Ursache hierfür mag in der vermuteten geringen Polarisierung des Diensystems in 5 liegen (vgl. Kapitel 4.5). Aus der Literatur ist ein Beispiel bekannt, in dem Cyclohexa-1,5dien-1-carbonsäuremethylester (294) in Cycloadditionen eingesetzt wird (Abb. 4.102).223 Hierbei wurden vielfach neue und interessante Strukturen – wenn auch nach teilweise mehrtägigen Reaktionen – erhalten. 138 Ausblick CO2Me CO2Me 1 294 O2 Hetero-DielsAlder-Reaktion OO 295 CH2N2 1,3-dipolare Cycloaddition N N CO2Me O O 296 Abbildung 4.102: Reaktion von Cyclohexa-1,5-dien-1-carbonsäuremethylester (294) mit Singulett-Sauerstoff in einer Hetero-Diels-Alder-Reaktion und nachfolgende 2,3-dipolare Cycloaddition von Diazomethan an die entstandene Doppelbindung.223 Wie dargestellt versprechen 4 und 5 vielfältige Möglichkeiten zum Einsatz als chirale Bausteine in der organischen Synthese und werden künftig sicher ähnlich wertvolle und verbreitete chirale Synthesebausteine wie funktionalisierte cis-CHD77,79 darstellen. Experimenteller Teil – Mikrobiologische Arbeiten 139 5 Experimenteller Teil 5.1 Biologische Arbeiten 5.1.1 Materialien und Methoden Mikroorganismen und Plasmide Die im Folgenden aufgeführten E. coli-Stämme und Vektoren wurden im Rahmen dieser Arbeit eingesetzt. Stamm Relevanter Genotyp Referenz DH5α 224 supE44 ∆lacU169(Φ80lacZ∆M15) hsdR17 recA1 gyrA96 thi-1 relA1 Hanahan LJ110 W3110 fnr+ prototroph Jahreis122 F5 LJ110 ∆(aroB) Sprenger225 F12 LJ110 ∆(aroL)::T00 ∆(aroK)::kan Sprenger225 F68 LJ110 ∆(trpE) ∆(pheA tyrA aroF)::kan Sprenger226 F85 LJ110 ∆(trpE) ∆(pheA tyrA aroF)::kan ∆(entCEBA)::cat Sprenger226 F111 LJ110 ∆(pheA tyrA aroF) ∆(entCEBA)::FRT ∆(gcd) ::cat Sprenger226 Plasmid Größe [bp] Relevante Merkmale Referenz pUCBM20 2722 Klonierungsvektor auf pBR322-Basis Boehringer Mannheim pJF119EH1 5428 AmpR, lacIq, Ptac, ori colE1 Fürste120 pF81 9091 pJF119EH1-aroF-pheA-aroB-aroL Sprenger225 pF109 7553 pJF119EH1-aroF-aroB Sprenger225 pF112 8114 pJF119EH1-aroF-aroB-aroL diese Arbeit pUCBM20-entC-entB 4846 pUCBM20-entC-entB diese Arbeit pDF3 7537 pJF119EH1-entC-entB Franke12 pC19 9665 pJF119EH1-aroF-entC-entB-aroB diese Arbeit pC20 10226 pJF119EH1- aroF-entC-entB-aroB-aroL diese Arbeit pC21 8454 pJF119EH1-aroF-entB-aroB diese Arbeit pC22 9015 pJF119EH1- aroF-entB-aroB-aroL diese Arbeit 140 Experimenteller Teil – Mikrobiologische Arbeiten Im Rahmen dieser Arbeit wurden die hier angeführten PCR-Primer (MWG BIOTECH GMBH, Ebersberg) eingesetzt. Restriktionsschnittstellen sind fett und kursiv dargestellt. EntCupbgl 5´-CCC AGA TCT TTA TCA TTT TGT GGA GGA TGA-3´ BglII Tm = 64.0 °C EntBdownbgl 5´-CCC AGA TCT GAA ATC CAT TAT TTC ACC TCG-3´ BglII Tm = 66.8 °C Stammhaltung Zur Stammhaltung werden E. coli-Kulturen bis zur mittellogarithmischen Wachstumsphase bei einer optischen Dichte von 2.5 in LB-Medium angezogen. Die Zellsuspension wird mit gleichem Volumen einer 87 %igen Glycerinlösung versetzt und in Aliquots von 2 mL bei – 80 °C gelagert. Für Zeiträume von bis zu 4 Wochen werden die E. coli-Kulturen auf Agarplatten bei 4 °C aufbewahrt. Chemikalien Chemikalien wurden von den Firmen ACROS (Geel, Belgien), ALDRICH (Seelze), FLUKA (NeuUlm), MERCK (Darmstadt), SIGMA (Deisenhofen) und TOKYO KASEI KOGYO CO. LTD. (Tokyo, Japan) in p.a.-Qualität bezogen und soweit nicht anders angegeben ohne weitere Aufreinigung eingesetzt. Kohlenstoffquelle, Lösungen, Puffer und Medien Ampicillin 100 mg × mL-1, sterilfiltriert, bei 4 °C gelagert Glucose 20 % (w/v) in Wasser, 20 Minuten bei 121 °C sterilisiert IPTG 100 mM, sterilfiltriert, bei 4 °C gelagert Thiamin (Vitamin B1) 10 mg × mL-1, sterilfiltriert, bei 4 °C gelagert AS-Lösungen (Tryptophan, je 4 mg × mL-1, sterilfiltriert, bei 4 °C gelagert Tyrosin, Phenylalanin) SDS-Probenpuffer 120 mM Tris-HCl, pH 6.8, 20 % [v/v] Glycerin, 6 % [w/v] SDS, 10 % β-Mercaptoethanol, 50 ppm [w/v] Bromphenolblau Sammelgelpuffer 0.5 m Tris, mit 36 %iger HCl auf pH 6.6 eingestellt Experimenteller Teil – Mikrobiologische Arbeiten Trenngelpuffer 1.5 M Tris, mit 36 %iger HCl auf pH 8.8 eingestellt Laufpuffer (10 ×) 250 mM Tris, 1.92 M Glycin, 1 % (w/v) SDS TAE-Puffer 40 mM Tris-HCl, 20 mM Essigsäure, 1 mM EDTA, pH 8 141 LB-Medium (Luria-Bertani-Medium nach Sambrook227) Zur Herstellung des Mediums werden 10 g Trypton, 5 g Hefeextrakt und 5 g Natriumchlorid mit demineralisiertem Wasser auf 1 L aufgefüllt und unter Erwärmen gelöst. Zur Herstellung von Kultivierungsplatten werden dem Medium 1.5 % (w/v) Agar zugefügt. Das Medium wird unmittelbar nach dem Ansetzen 20 Minuten bei 121 °C autoklaviert. Zur Selektion auf ampicillinresistente Stämme wurde Ampicillin (100 mg × L-1) steril zugegeben. Zur Selektion auf β-Galactosidase-Aktivität werden 0.03 % (w/v) 5-Brom-4-chlor-3-indolyl-β-D-galactopyranosid (X-Gal) und 330 µ M IPTG zugesetzt. Minimalmedium (nach Tanaka228) Lösung A: Eine 340 mM NaH2PO4, 660 mM K2HPO4 und 200 mM (NH4)2SO4 Lösung in demineralisiertem Wasser. Diese wird bei 121 °C für 20 Minuten autoklaviert. Lösung B: Eine 30 mM MgSO4, 1 mM CaCl2, 0.1 mM ZnCl2, 0.1 mM FeSO4 und 1 mM HCl Lösung in Wasser. Für 100 mL Minimalmedium werden 1 mL Lösung B und 87 mL H2Odem. für 20 Minuten bei 121 °C autoklaviert und mit 10 mL Lösung A, 1 mL Thiaminlösung (10 mg × mL-1) und 1 mL Glucoselösung (20 % w/v) steril versetzt. Zur Herstellung von Kultivierungsplatten werden dem Medium 1.5 % (w/v) Agar zugefügt. Weitere Bestandteile wie Aminosäuren oder Antibiotika können ebenfalls als Lösungen steril zugesetzt werden. Die Menge des zu Lösung B zugesetzten Wassers wird in diesem Fall um das Volumen dieser Lösungen verringert. Lösungen zur Erzeugung kompetenter Zellen (nach Hanahan229) RF1-Lösung: Eine 100 mM RbCl, 100 mM MnCl2, 30 mM KOAc, 10 mM CaCl2 und 15 % (v/v) Glycerin enthaltende wässrige Lösung, welche mit 200 mM Essigsäure auf einen pHWert von 5.8 eingestellt wird. Die Lösung wird sterilfiltriert und bei 4 °C gelagert. 142 Experimenteller Teil – Mikrobiologische Arbeiten RF2-Lösung: Eine 10 mM MOPS, 10 mM RbCl, 75 mM CaCl2 und 15 % (v/v) Glycerin enthaltende wässrige Lösung. Mit 100 mM NaOH wird ein pH-Wert von 6.8 eingestellt. Die Lösung wird sterilfiltriert und bei 4 °C gelagert. 5.1.2 Klonierungsarbeiten pF112 Der das Gen aroL tragende DNA-Abschnitt wird mit HindIII aus dem Plasmid pF81 geschnitten und aufgereinigt. Das erhaltene Fragment aroL* wird in die singuläre HindIIISchnittstelle des Plasmides pF109 kloniert. Hierzu wird pF109 mit HindIII linearisiert, mit SAP dephosphoryliert und mit T4 DNA-Ligase mit aroL* ligiert. Kompetente DH5α-Zellen werden mit dem Ligationsprodukt transformiert und auf Ampicillin-haltigem Medium auf plasmidtragende Stämme selektiert. Die korrekte Ligation und Transformation werden durch Restriktionskontrolle (NruI, AvaI) bestätigt. pUCBM20-entC-entB Via PCR-Reaktion mit Pwo DNA-Polymerase wird der Genabschnitt des mit AvaI linearisierten Plasmids pDF3, welcher die Gene entC und entB trägt, unter Einfügen endständiger BglII-Schnittstellen amplifiziert. Das PCR-Produkt wird mit T4 Polynucleotid-Kinase (T4 PNK) am 5´-Ende phosphoryliert. Der Vektor pUCMB20 wird mit EcoRV linearisiert, die 5´Enden mit SAP dephosphoryliert und mit T4 DNA-Ligase mit dem PCR-Produkt ligiert. Kompetente DH5α-Zellen werden mit dem Ligationsprodukt transformiert und auf Ampicillin-, X-Gal und IPTG-haltigem Medium selektiert. Die korrekte Ligation und Transformation werden durch Restriktionskontrolle (PvuI, HindIII) bestätigt. entC-entB*, entB* Das Plasmid pUCBM20-entC-entB wird präparativ mit BglII geschnitten. Das dabei entstandene 2.1 kbps große DNA-Fragment entC-entB* wird per Gelelektrophorese und Gelextraktion aufgereinigt. Das 901 bps große Fragment entB* wird analog durch präparative Restriktion von pUCBM20-entC-entB mit BglII und BamHI erhalten. Experimenteller Teil – Mikrobiologische Arbeiten 143 Klonierung von pC19, pC20, pC21 und pC22 Die Plasmide pF109 und pF112 werden jeweils mit BamHI linearisiert und mit SAP dephosphoryliert. Beide DNA-Stränge werden mit T4-DNA-Ligase je mit entC-entB* und entB* kombiniert. Kompetente DH5α-Zellen werden mit dem Ligationsprodukt transformiert und auf Ampicillin-haltigem Medium selektiert. Die korrekte Ligation und Transformation werden durch Restriktionskontrolle (BssII, SspI) bestätigt. 5.1.3 Allgemeine mikrobiologische Arbeitstechniken Standardtechniken für das Arbeiten mit Nukleinsäuren Alle Arbeiten werden in sterilen Gefäßen durchgeführt. Die Auftrennung, Größen- und Konzentrationsabschätzung von linearen DNA-Fragmenten erfolgt per elektrophoretischer Auftrennung nach Sambrook.227 Für analytische Ansätze wird hierbei in 0.8 % (w/v) Agarosegel in TAE-Puffer bei einer Spannung von U = 100 – 120 V gearbeitet. Präparative Ansätze werden in 1 % (w/v) Agarosegel unter ansonsten identischen Bedingungen gereinigt. Die Detektion der DNA erfolgt nach Interkalieren mit Ethidiumbromid unter UV-Licht. Zur Größen- und Konzentrationsabschätzung wird eine 1 Kbp DNA Ladder der Fa. BIOMOL GMBH (Hamburg) mit aufgetragen. Aufreinigung von Plasmiden und DNA Zu analytischen Zwecken wird Plasmid-DNA mit dem "QIAprep Spin Miniprep Kit" der Fa. QIAGEN (Hilden) nach Vorgabe des Herstellers aus 1.5 mL einer über Nacht bei 37 °C in mit Ampicillin versetztem LB-Medium gewachsenen Kultur isoliert. Zu präparativen Zwecken wird Plasmid-DNA mit dem "QIAGEN Plasmid Midi Kit" desselben Herstellers nach Vorgaben des Herstellers aus 50 mL einer über Nacht in mit Ampicillin versetztem LBMedium angewachsenen Kultur isoliert. Lineare DNA-Fragmente aus PCR-Reaktionen und aus präparativen Restriktionen werden mit dem "QIAquick Gel Extraction Kit" desselben Herstellers nach Herstellerangaben aus Agarosegelen isoliert. Nach enzymatischen Modifikationen werden Enzyme mittels "QIAquick PCR Purification Kit" desselben Herstellers abgetrennt. 144 Experimenteller Teil – Mikrobiologische Arbeiten Restriktionsanalyse Zur analytischen Restriktion werden Enzyme der Firmen ROCHE CORPORATE (Basel, Schweiz), PROMEGA (Mannheim) und NEW ENGLAND BIOLABS (Schwalmbach) nach Vorgabe des Herstellers eingesetzt. Analytische Restriktionen werden im Maßstab von 10 µL durchgeführt. Dabei werden etwa 1 µg DNA mit 2-5 U × µg-1 Enzym im vom Hersteller empfohlenen Puffer bei 37 °C für zwei Stunden inkubiert. Eine Kontrolle der Größe der erhaltenen DNA-Fragmente erfolgt per Gelelektrophorese. Präparative Restriktionsansätze werden typischerweise mit etwa 10 – 15 µg DNA durchgeführt. Die Restriktionsenzyme werden nach der Reaktion thermisch nach Herstellerangabe deaktiviert. Eine Isolierung von DNA-Fragmenten erfolgt durch Gelelektrophorese, Ausschneiden und Extraktion aus dem Gelanteil, der DNA der erwarteten Größe enthält. Dephosphorylieren des 5´-Endes von DNA Die Dephosphorylierung des 5´-Endes wird mit Shrimp alkalischer Phosphatase (SAP) der Fa. BOEHRINGER MANNHEIM (Mannheim) nach Angaben des Herstellers durchgeführt. Typischerweise werden 10 – 15 µg DNA in Puffer aufgenommen und mit 8 U des Enzyms 45 Minuten bei 37 °C behandelt. Eine Deaktivierung des Enzyms erfolgt durch Erhitzen auf 65 °C für 15 Minuten. Phosphorylieren des 5´-Endes von DNA 100 µL einer 20 pM DNA und 20 pM ATP Pufferlösung werden bei 0 °C mit 10 U T4 Polynucleotid-Kinase (T4 PNK) der Fa. BOEHRINGER MANNHEIM (Mannheim) nach Angabe des Herstellers versetzt, eine Stunde bei 37 °C inkubiert, danach auf 0 °C abgekühlt und aufgereinigt. Ligationsansätze DNA-Ligation wird mit dem "rapid ligation kit" der Fa. ROCHE DIAGNOSTICS (Mannheim) nach Herstellerangaben durchgeführt. Hierbei werden Vektor (typische Konzentrationen 6 – 13 ng × µL-1) und Insert (typische Konzentration 25 – 80 ng × µL-1) in einem Massenverhältnis von 1 : 5 bis 1 : 12 in einem Puffer für 16 Stunden bei 16 °C inkubiert. Bei geringeren DNA-Konzentrationen wird die Reaktionstemperatur auf 4 °C reduziert. Das Reaktionsprodukt wird unmittelbar nach der Reaktion ohne weitere Aufreinigung in kompetente Zellen transformiert. Experimenteller Teil – Mikrobiologische Arbeiten 145 PCR-Reaktion mit Pwo DNA Polymerase Die in der PCR-Reaktion eingesetzten Primer werden von der Fa. MGW-BIOTECH AG (Ebersberg) synthetisiert und ohne weitere Aufreinigung eingesetzt. Die Amplifikation der DNA wird mit einem "Pwo DNA Polymerase Kit" der Fa. ROCHE DIAGNOSTICS (Mannheim) in einem Thermocycler "Peltier Thermal Cycler PTC 200" der Fa. MJ RESEARCH (Waltham, USA) nach Angaben des Herstellers durchgeführt. Das Synthesevolumen beträgt 25 µL. Die eingesetzte Konzentration an Templat-DNA (mit AvaI linearisierter Vektor pDF3) beträgt 8 ng × µL-1. Es werden 0.6 pmol × µL-1 der verwendeten Primer eingesetzt. Nach einem Denaturierungsschritt von 2 Minuten bei 94 °C werden nacheinander die Primer an das Templat für eine Minute bei 60 °C angelagert, dann 90 Sekunden bei 72 °C prolongiert und 15 Sekunden bei 94 °C denaturiert. Dieser Zyklus wird zehn mal durchlaufen. Hieran schließen sich weitere 15 Zyklen an, bei denen die Prolongationszeit mit 120 Sekunden beginnt und mit jedem Zyklus um 20 Sekunden verlängert wird. Abschließend wird für 7 Minuten auf 72 °C gehalten, um eine vollständige Prolongation zu gewährleisten, bevor auf 4 °C gekühlt wird. Transformation von E. coli Kompetente Zellen über die Rubidiumchlorid-Methode nach Hanahan229 werden erhalten, indem eine Zellkultur in 50 mL LB-Medium bei einer OD600 von 0.5 fünfzehn Minuten auf Eis gekühlt und zentrifugiert (2300 G, 4 °C, 15 Minuten) wird. Der Überstand wird verworfen, die Zellen werden in 16 mL RF1-Lösung resuspendiert und eine Stunde bei 0 °C inkubiert. Nach erneuter Zentrifugation (2300 G, 4 °C, 15 Minuten) wird der Überstand verworfen, und die Zellen werden in 4 mL RF2-Lösung resuspendiert und 15 Minuten auf Eis inkubiert. Die Suspension kompetenter Zellen wird in 200 µL aliquotiert und sofort transformiert oder bis zu 6 Monate bei – 80 °C gelagert. Zur Transformation werden 200 µL kompetente Zellen auf Eis aufgetaut und mit etwa 500 ng Plasmid-DNA oder 10 µL Ligationslösung versetzt. Nach vorsichtigem Mischen wird das Plasmid eine Stunde bei 0 °C angelagert, bevor die Suspension für 90 Sekunden auf 42 °C erwärmt wird. Hiernach werden 600 µL steriles LB-Medium zugesetzt und für eine Stunde bei 37 °C inkubiert. Die Zellen werden geerntet und in 200 µL sterilem LB-Medium resuspendiert. 180 µL und 20 µL der Suspension werden auf mit Ampicillin versetzten LB-Platten ausgestrichen und über Nacht bei 37 °C inkubiert. 146 Experimenteller Teil – Mikrobiologische Arbeiten Sequenzierung Das in den Vektor pUCBM20 insertierte PCR-Produkt entC-entB* wurde von der Fa. AGOWA (Berlin) mit zum Plasmid pUCBM20 kompatiblen Standardprimern in einer Doppelstrangsequenzierung sequenziert. Hierbei wurde folgende Sequenz ermittelt: 1 51 101 151 201 251 301 351 401 451 501 551 601 651 701 751 801 851 901 951 1001 1051 1101 1151 1201 1251 1301 1351 1401 1451 1501 1551 1601 1651 1701 1751 1801 1851 1901 1951 2001 2051 2101 2151 ATCCACGCGT TCTGCAGGCA GATACGTCAC CAATCGCTTT GTTTCGCCCG CCCTTCCAGC CATCAAAAAT CTTCGTCGCT AAACAAGCTT GGAACGCCAG GCGCCGCCGC CGGTTGATTG GGAACGGTTG TGGCTGATGG AAAGACGGCG TCAGCCGGAT CAGAAAAAGA GTACTGCGCG GATCACCACG CGAATTCGCA CCCGCGCTGA ACTGGAACCG ACAGCGAAGG CGGGAAAATC GTCACCGTTG TGAACGTTTT GAAGGAGAGA GGAGTCTCAC AACGTGCCGC TGGGGCGAGA GCTGCGCGAC AGCCGAAAGA GGGCCGGGCC GACGCCAGAT TTCATCGTTC CTGATTATTA CGACGCATTT CCGATTTCAG CGTTCTGGCC CGCCAGCAAA CCGATGAACC GTGCGCATGA CGACTTTGTC TACTCTCCCG CTTAAGGCGG TGCGATCCCA TGGCTGAGGA TTCTTTATGT CTTCGATGAA AAAAACTCGC CCGGTGATGG GTATATTCCT CCGCACGCCG GCAATTCCGG ACTTACCGCC ATATCACCAC ATTGCGCAAA TGGCGTCCTG AGCGTTTTAG GAAGTGCTCG TCGCCATGAA AACGCAGTAG CCGACGCTGT AGAAAACGCA GCGGTTTCCC TTCGACCGCG TAACGGCGAA AGGTGCGTCT GGTGAGTGGC TGGATTGCAT ACACGATGGC GATATTCCGC GTTGTTAATC ACTGCCCGAT TACTGCAAAC GCAGAGCGAT TGACCCGCTC GCCGACGACA TCCGCTGGAG CCGGGGTATA ATGCGCGATA CCGTGACGAG GGGTGGTGAT GCGGCGCTGC GTTCGATGAC TGGCGCTGGC ATGCTGGCGA CGAGGTGAAA CCGCGGTACC GATCTTTATC AGTACAGCAG CGCCGTACCG CCGGCTGTGA CGCGCTGTTT TCGGGGCGAT GAATCCTGGC TTTCACCCGC AGCAAACCAC ACGCCGCAGG TGACGCCGCC ACCCGGTTAG CTGGGGACCA CTCCATTCCG ATCGCGAAGC CATGAACTGG TGAGTTACAC GGCATCTCGC CTGACTCTGG GCATCAGGCC AACTGTTTGG TGGGTGGTGA GTTTGCCGGA GCGAAACAGG TAAGGAGCGA TATTCCAAAA AGAATAAAGT CATGATATGC GATGGAGCAG AGCACAATAT GAAGATCGGG GCCGGAACAG CGGTGCTGGT CAAATGCTGA TGCCCACATT TTAAACCGTT CATTTGATGT GACTGAAGAA GTGAGGTGAT GACAACCTGA GGCGCGCTGG AAAACCCGAC TAATGGATTT GGGCCCGTCG ATTTTGTGGA ACCATGGCAA CAGTTTTACG ACGGGGATTC GCCGATGCCA TCCCTTCGAT AGTCGTTCTC AGCCAGTCGC GTTTGAACAG TCGACAAAGT ATTGATAGTG TTACAACTTC GCCCGGAACT TTAGCCGGTT AGGTAATCGT TGACTCAGGC GTTCCTTCTT AACTCCCTTT CCTGTCTGCT GCGACCCAGG CGGCATTGTG CCATCCGCTG GCGGGGATTG CGTCAAACTT GGATCCACGC TTACAGGCTT TGACTGGGCC AGGACTATTT GTGATCGCGA CCCGGTTTAT CGCTGTTGAA CAAAAGGTGG GAAGTGGCGC AAGAGAGTGG GGCTGTATGA TATGGTGGCG CGCTGAAATA TTACTGCCAG CCTGCCGTTG TCGACTACGG CGCAAAGTGC CATCGACGCC CAGATCTGGG ACTCTAGAGC GGATGATATG CACTTGCGCC ACGTCAGGAT GCCCGACAGT AAGCGCAGGG CCACGTCAGC CCGTCAGGAA TGAATGTGGT ATGGTTGCCC GGTGTTGTCA GCGTATTGCT CATGTTCCGC GCTGCTACGT CCGCGCGTCG CTGCTGGCGT GATGAAAGAG CTCCACAGCT GAAGGTAAAG GCATCCGACC TTATTGCTGA GGTTGGTGTG CGCGAAGCTG TGCCTGCGTC TCTACCATGT GCATCAGCCT ACGCACTGCC TTTGAACCGC TGTCAGCTTC ATATTGCTGC TACACCGCCC TGATATGTGG TGGATCGCCT TACAGCGCGT ACGTAACCAG CCACCGCAAC GATGCGCTGG TGTGGCCGGA CACCTATCCC CTGGACGAGT TCTGGATTCG ATGGTGATAT TGGTGGAAGC ATCCCATG Grau hervorgehoben sind die für die Enzyme EntCA194 → T (Basenpaare 98 bis 1273) und EntB (Basenpaare 1316 bis 2173) codierenden Bereiche. Die Startcodons sind fett und kursiv hervorgehoben, Stoppcodons wurden fett und unterstrichen herausgestellt. Die Sequenz weicht in Position 677 von der erwarteten Sequenz ab. Statt Guanin wurde Adenin gefunden und bestätigt, womit das hervorgehobene Codon für Threonin statt Alanin codiert. Experimenteller Teil – Mikrobiologische Arbeiten 147 Die sich daraus ergebenden Aminosäuresequenzen für EntCA194 → T mit der hervorgehobenen Aminosäure Threonin 194 und EntB lauten: EntCA194 → T: 1 41 81 121 161 201 241 281 321 361 MDTSLAEEVQ EPAVNGDSPD DPRQPSSLYI QAIPEQTTFE AIDSGVLLER RKDGERFSSI EHELVTQAMK FEGKANSQEN PFDRELFGGI GAGIVPASSP QTMATLAPNR SPFQQKLAAL PESWQSFSRQ QMVARAAALT LIAQNPVSYN PLAGSARRQP EVLRERSSEL ALTLACLLHP VGWCDSEGNG LGEWRETGVK FFFMSPYRSF FADAKAQGIK EKQASARRFT ATPQVDKVVL FHVPLADGGV DEVLDREAGN HVPSSPQLIT TPALSGFPHQ EWVVTIRCAK LSTMLNVFGL TTSGCFARFD NPVMVGAIPF RSQSLNVVER SRLIDITTDA LLGTSPELLL RLLASEKDRH TPTLWHLATP AATQVIAELE LRENQVRLFA H 1 41 81 121 161 201 241 281 MAIPKLQAYA YFVSFWGENC KEQSDEDRAL LVKWRYSAFH ATDAFMRDIK VMTEELLPAP YGLDSVRMMA SREVK LPESHDIPQN PMMEQVIANI LNDMWGPGLT RSPLEQMLKE PFMVADALAD IPASKAALRE LAARWRKVHG KVDWAFEPQR AALRDYCKQH RSPEQQKVVD SGRNQLIITG FSRDEHLMSL VILPLLDESD DIDFVMLAKN AALLIHDMQD NIPVYYTAQP RLTPDADDTV VYAHIGCMTT KYVAGRSGRV EPFDDDNLID PTIDAWWKLL EntB: 148 5.1.4 Experimenteller Teil – Mikrobiologische Arbeiten Untersuchungen zur Proteinexpression Herstellung einer zellfreien Proteinlösung Je zwei Kulturen der Stämme DH5α/pC19, DH5α/pC20, DH5α/pC21 und DH5α/pC22 werden in je 50 mL LB-Medium mit 100 mg × L-1 Ampicillin bei 37 °C über 280 Minuten bis zu einer OD600 von 0.5 bis 0.7 angezogen. Je eine Kultur jedes Stammes wird mit 100 nM IPTG suplementiert. Bei einer OD600 von 2.2 bis 3.3 werden die Zellen nach 8 Stunden zentrifugiert (5000 G, 4 °C, 20 Minuten), in 0.7 % (w/v) NaCl-Lösung resuspendiert und mittels Ultraschall unter Eiskühlung aufgeschlossen. Hiefür wird ein "Sonifier 250" der Fa. BRANSON (Danbury, USA) bei 20 % Arbeitszyklus und Beschallungsstufe 2 in acht Zyklen von 30 Sekunden Beschallung und 30 Sekunden Pause genutzt. Der proteinhaltige Überstand wird durch Zentrifugation (19000 G, 4 °C, 20 Minuten) von den Zellfragmenten getrennt und bei 4 °C für 24 Stunden gelagert. Ermittlung des Gesamtproteingehaltes Der Gesamtproteingehalt wird nach Bradford230 bei λ = 595 nm ermittelt. Eine Kalibrierung erfolgte mit Bovin Serum Albumin-Standardlösungen (25 – 100 µg × L-1). SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese (SDS-Page) Zur Größentrennung von Proteinen wird die Polyacrylamid-Gelelektrophorese nach Lämmli231 angewandt. Dazu werden 10 µL Proteinlösung mit einer Gesamtproteinkonzentration von 2 g × L-1 mit 10 µL SDS-Probenpuffer versetzt. Die Proben werden für 5 Minuten bei 98 °C denaturiert und auf ein 4 %iges Polyacrylamid-Sammelgel aufgetragen, welches auf ein 10 %iges Trenngel gegossen ist. Die elektrophoretische Trennung erfolgt in einer „Protean Mini Cell“ der Firma BIORAD (Hercules, USA) bei einer Spannung von 200 V. Als Größenstandard wird der "Low-Range-Marker" (14.4 – 97.4 kDa) der Fa. BOEHRINGER MANNHEIM (Mannheim) eingesetzt. Das Gel wird gemäß Herstellerangaben mit "Coomassie Brilliantblau R-250" der Fa. SERVA ELECTROPHORESIS GMBH (Heidelberg) gefärbt, getrocknet und fotografiert. Experimenteller Teil – Mikrobiologische Arbeiten 149 Untersuchung der Enzymfunktion der Enzyme AroB und AroL Die durch Transformation erhaltenen Stämme F5/pC19, F5/pC20, F5/pC21, F5/pC22, F12/pC20 und F12/pC22 werden auf Minimalmedium, welches mit 0.2 % Glucose, 0.1 mg × mL-1 Ampicillin, je 0.04 % Tyrosin, Tryptophan und Phenylalanin, je 0.01 % paraAminobenzoesäure und para-Hydroxybenzoesäure komplementiert ist, und auf Minimalmedium, welches 0.2 % Glucose, 0.1 mg × mL-1 Ampicillin und 0.1 mM IPTG enthält, ausgestrichen. In allen Fällen wird auf Vollmedium und mit IPTG versetztem Minimalmedium ein Wachstum von Kolonien beobachtet. 5.1.5 Untersuchung zur Metabolitproduktion im Schüttelkolben Die Stämme F68/pC20 und F68/pC22 werden in je zwei Schüttelkolben in mit 0.2 % (w/v) Glucose, 100 mg × L-1 Ampicillin, je 10 mg × L-1 Tyrosin, Phenylalanin und Tryptophan und 10 mg × L-1 Thiamin suplementiertem Minimalmedium bei 37 °C angezogen. Nach sechs Stunden wird bei einer OD600 von 0.75 (F68/pC20) und 1.25 (F68/pC22) je eine Kultur jedes Stammes mit 0.1 mM IPTG induziert. Nach 12 Stunden werden 0.2 % (w/v) Glucose nachdosiert. Nach einer Wachstums- und Proteinbildungszeit von 16 Stunden werden die Zellen bei 30 °C bei einer OD600 von 3.2 (F68/pC20) und 2.8 (F68/C22) geerntet, mit aminosäurefreiem Minimalmedium gewaschen und zur Produktion in je 50 mL aminosäurefreiem Minimalmedium mit 100 mg × L-1 Ampicillin und 1 % (w/v) Glucose resuspendiert. Nach einer Produktionsphase von 22 Stunden bei 37 °C, in deren Verlauf nach 6 Stunden 1 % Glucose (w/v) nachdosiert wird, verbleibt ein Restglucosegehalt von etwa 0.5 % (w/v). Die Zellen werden abgetrennt, und die zellfreien Überstände der Stämme mit und ohne Induktion per HPLC untersucht und verglichen. Die Produktion unterschiedlicher Metaboliten mit und ohne Induktion ist deutlich zu erkennen. Hierin werden im Falle des Stammes F68/pC20 mit Induktion 2,3-trans-CHD in einer Konzentration von etwa 1.6 g × L-1 und im Falle des Stammes F68/pC22 mit Induktion 3,4-trans-CHD in einer Konzentration von etwa 0.5 g × L-1 nachgewiesen. Die hierbei verwandte HPLC-Methode ist im chemischen experimentellen Teil beschrieben. 150 Experimenteller Teil – Chemische Experimente 5.2 Chemische Arbeiten 5.2.1 Verwendete Geräte und Chemikalien NMR-Spektren wurden mit den Spektrometern "Bruker AMX 300" der Fa. BRUKER (Rheinstetten) (1H: 300 MHz, 13C: 75.5 MHz), "Varian Unity 300" der Fa. VARIAN (Palo Alto, USA) (1H: 300 MHz, 13 C: 75.5 MHz) sowie "Bruker DRX 400" der Fa. BRUKER (Rheinstetten) (1H: 400 MHz, 13C: 100.7 MHz) aufgenommen. Angegeben werden die chemischen Verschiebungen δ in ppm, Kopplungskonstanten in Hz sowie Multiplizitäten: s (Singulett), d (Dublett), t (Triplett), q (Quartett), qui (Quintett), sep (Septett), m (Multiplett). Fallen Kopplungen zu scheinbar höheren Multipliztäten zusammen, wird die beobachtete Multiplizität in Anführungszeichen angegeben. Als Lösungsmittel wurden Chloroform-d1 (CDCl3; 1H ≡ 7.27 ppm, 13C ≡ 77.23 ppm), Methanol-d4 (MeOH-d4; 1 H ≡ 4.87 ppm, 13 C ≡ 1 49.2 ppm) und Deuteriumoxid (D2O; H ≡ 4.81 ppm) verwendet. Zu quantitativen Messungen wird 4 mM 3-(Trimethylsilyl)-propionsäure2,2,3,3-d4 Natriumsalz (TSP) als interner Standard in D2O zugesetzt. GC/MS-Analysen wurden mit dem "HP 6890 Series GC-System" sowie dem "HP 5973 Mass Selective Detector" der Fa. AGILENT (HP) (Palo Alto, USA) durchgeführt. Es wurde die Säule HP-5MS (5 % Phenyl Methyl Siloxan / Kapillare 30.0 m × 250 µm) der Fa. AGILENT (HP) verwendet. Das Injektionsvolumen betrug 1 µL. Weitere Parameter der angewandten Methode waren V& = 1 mL × min-1 (konstant), Helium als Trägergas, TGC (Injektor) = 250 °C, TMS (Ionenquelle) = 200 °C, Ionisationsenergie 70 eV, Zeitprogramm (Ofen): T0min = 60 °C, T3min = 60 °C, T14min = 280 °C (Aufheizrate: 20 °C × min-1), T19min = 280 °C. HPLC-Analysen erfolgten auf einem "HP-Serie 1100 System" der Fa. AGILENT (HP) (Palo Alto, USA) mit einem Photodiodenarraydetektor (DAD) anhand Experimenteller Teil – Chemische Experimente 151 der UV-Absorption bei λ = 275 nm. Die Trennung erfolgte über eine LiChrospher® 100 RP 8 EC 5µ Chromatographiesäule (250 mm × 3 mm, 5 µm Partikelgröße) der Fa. CS CHROMATOGRAPHIE SERVICE bei einer Säulentemperatur von 23 °C. Als Vorsäule wurde eine LiChro-spher® 100 RP 8 EC 5µ Chromatographiesäule (20 mm × 3 mm, 5 µm Partikelgröße) der Fa. CS CHROMATOGRAPHIE SERVICE verwandt. Das Injektionsvolumen betrug 5 µL. Weitere Parameter der angewandten Messmethode waren der Fluss der mobilen Phase V& = 0.45 mL × min-1 (konstant), wobei die mobile Phase aus Mischungen (v/v) der Lösungen A: Reinstwasser mit 0.1 % Trifluoressigsäure Abhängigkeit von (v/v) der und B: Messzeit Methanol bestand: (HPLC-Grade) in (vA/vB)0min = 100:0, (vA/vB)5min = 100:0 → (vA/vB)30 min = 36:64, (vA/vB)35min = 36:64 → (vA/v B)36min = 100:0, (vA/vB)37min = 100:0. Zwischen zwei Messungen wurde 10 Minuten mit Lösung A gespült. chirale HPLC Die Messungen erfolgten auf einem "HP-Serie 1100 System" der Fa. AGILENT (HP) (Palo Alto, USA) mit einem Photodiodenarraydetektor (DAD) anhand der UV-Absorption bei λ = 280 nm. Die Trennung erfolgte über eine Chiracel OD-H Chromatographiesäule (250 mm × 4.6 mm) der Fa. DAICEL CHEMICAL INDUSTRIES LTD. EUROPE (Illkirch-Cedex, Frankreich) bei einer Säulentemperatur von 40 °C. Als Vorsäule wurde eine Chiracel OD-H Chromatographiesäule (20 mm × 4.6 mm) des gleichen Anbieters verwandt. Das Injektionsvolumen betrug 5 µL. Als mobile Phase wurde eine Mischung von n-Hexan und 2-Propanol (95:1 v/v) bei einem konstanten Fluss von 0.5 mL × min-1 eingesetzt. Zwischen zwei Messungen wurde 10 Minuten mit dem Laufmittel equillibriert. MS-Spektren wurden in der Analytikabteilung des Kekulé-Instituts für Organische Chemie und Biochemie der Universität Bonn mit einem AEI MS-50 der Firma Kratos (Manchester, Großbritannien) und einem MAT95XL der Firma THERMO-FINNIGAN (Bremen) sowie in der Analytikabteilung des Instituts für Organische Chemie und Biochemie der Universität 152 Experimenteller Teil – Chemische Experimente Freiburg an einem TSQ700 der Firma THERMO-FINNIGAN (Waltham, USA) aufgenommen. Die Ionisation erfolgte jeweils mittels Elektronenstoß-Ionisation (EI) mit 70 eV. HRMS-Messungen wurden in der Analytikabteilung des Kekulé-Instituts für Organische Chemie und Biochemie der Universität Bonn mit einem AEI MS-50 der Firma Kratos (Manchester, Großbritannien) und einem MAT95XL der Firma THERMO-FINNIGAN (Bremen) sowie in der Analytikabteilung des Instituts für Organische Chemie und Biochemie der Universität Freiburg mit einem MAT95XL der Firma THERMO-FINNIGAN (Bremen) durchgeführt. IR-Spektren wurden mit den Infrarot-Spektrometern "Avatar 360 FT-IR" (A360) der Fa. NICOLET (THERMO) von KBr-Presslingen der Substanz und "PerkinElmer 1605 FT" (P1065) der Fa. PERKIN-ELMER (Wellesley, USA) von einem Film der Reinsubstanz aufgenommen. Angegeben werden die Wellenzahl in cm-1 sowie die Intensitäten als ss (sehr stark), s (stark), m (mittel), w (schwach), gegebenenfalls mit dem Präfix b für verbreiterte Banden. Optische Drehwerte wurden mit dem Polarimeter "P-1020" der Firma JASCO INTERNATIONAL CO. LTD. (Tokyo, Japan) bestimmt. Alle Werte wurden mit der D- Linie einer Na-Lampe bei einer Schichtdicke von 1 dm oder 0.5 dm gemessen. Angegeben sind die spezifische Drehung [α] in der Einheit [Grad × mL × dm-1 × g-1], die Temperatur, die Konzentration in g × 100 mL-1 und das verwandte Lösungsmittel. CD-Spektren wurden mit einem Spektralpolarimeter "J-810" der Firma JASCO INTERNATIONAL CO. LTD. (Tokyo, Japan), mit folgenden Parametern gemessen: Länge der Zelle = 1.0 cm, Empfindlichkeit = Standard, Messgeschwindigkeit = 100 nm × min-1, Data Pitch = 1 nm, Bandbreite 1 nm, Response = 2 s, je nach Intensität der Peaks zwischen 3 und 10 Akkumulationen. Jeweils angegeben sind das verwendete Lösungsmittel (HPLC-Grade), die Konzentration der Lösung sowie die Messtemperatur. Experimenteller Teil – Chemische Experimente Schmelzpunkte 153 wurden mit den Schmelzpunktapparaturen "B-540" der Fa. BÜCHI (Flawil, Schweiz) oder "Melting Point Apparatus SMP 2" der Fa. STUART SCIENTIFIC (Watford Herts, UK) gemessen. Analytische Dünnschichtchromatographie erfolgte auf DC-Alufolien Kieselgel 60 F254 der Fa. MERCK (Darmstadt). Eine Detektion erfolgte wenn möglich durch Fluoreszenzlöschung (λ = 254 nm). Im Bedarfsfall wurde durch Eintauchen der Folie in Kaliumpermanganatlösung (3 g KMnO4, 20 g K2CO3, 300 mL Wasser), Anisaldehydlösung (1.5 mL Anisaldehyd, 3 mL H2SO4, 300 mL Eisessig) oder Cer-Molybdat-Färbelösung (0.8 g Ce(SO4)2 × 4 H2O, 20 g (NH4)6Mo7O24 × 4 H2O, 20 g H2SO4, 400 mL Wasser) und anschließendes Erhitzen mit einer Heißluftpistole angefärbt. Elementaranalysen wurden mit einem Vario EL der Firma HERAEUS (Hanau) in der Zentralanalytik der Chemischen Institute der Universität Bonn aufgenommen. Einkristall-Röntgenstrukturanalysen wurden mit einem Vierkreisdiffraktometer KappaCCD der Firma NONIUS (Delft, Niederlande) am Institut für Anorganische Chemie der Universität Bonn oder an einem IPDS2 der Firma STOE & CIE (Darmstadt) am Institut für Anorganische Chemische der Universität Freiburg aufgenommen. SäulenChromatographie erfolgte wenn nicht anders angegeben an Kieselgel 60 der Fa. MERCK (Darmstadt) mit einer Korngrösse des verwendeten Kieselgels von 40 – 60 µm. Lösungsmittel wurden von den Firmen ALDRICH (Seelze), FLUKA (Neu-Ulm), HOESCH (Düren) und MERCK (Darmstadt) in analytischer Qualität bezogen und bei Bedarf mit literaturüblichen Methoden getrocknet. 154 Experimenteller Teil – Chemische Experimente 5.2.2 Synthese von racemischen 3,4-trans-CHD-Methylester (rac-170) 8-Brom-6-oxabicyclo[3.2.1]oct-2-en-7-on (rac-174) Darstellung: Eine Lösung von 10.0 g (35.3 mmol) Dibromverbindung rac- O 173 in 400 mL Wasser wird bei 0 °C heftig gerührt. Der pH-Wert wird durch Br O Zudosieren von 0.5 M NaOH-Lösung über 8 Stunden zwischen pH 5 und 9 gehalten, wobei die Temperatur der Lösung auf Raumtemperatur ansteigt. rac-174 Sobald der pH-Wert von 6.5 unverändert bleibt, wird die Lösung dreimal mit je 200 mL Et2O extrahiert, und die vereinigten organischen Phasen werden über MgSO4 getrocknet. Nach Aufkonzentrieren unter vermindertem Druck werden 5.00 g (70 %) rac-174 als farbloser Wachs isoliert, der ohne weitere Aufreinigung eingesetzt wird. DC Rf = 0.45 (Cyclohexan / Ethylacetat 2:1 v/v) mp 53.0 – 54.2 °C 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 2.61 (ddd, J = 19.2, 3.4, 1.5 Hz, 1H, CHH), 2.70 (ddd, J = 19.2, 5.2, 2.7 Hz, 1H, CHH), 3.29 (bd, J = 7.2 Hz, 1H, CH), 4.41 (s,1 H, CH), 4.89 ("sep", J = 1.3 Hz, 1H, CH), 5.81 (d"t"d, J = 9.2, 3.1, 1.4 Hz, 1H, CH) 5.95 (dd"t", J = 9.2, 7.2, 1.9 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 33.3 (CH2), 47.8 (CH), 50.6 (CH), 81.9 (CH), 125.2 (CH), 127.3 (CH), 174.1 (CO). GCMS Rt = 9.31 min; m/z (%): 159 (0.5), 157 (0.5), 147 (1), 145 (1), 123 (0.5) [M–Br•]+, 95 (5) [M–Br•, CO]+, 79 (100) [M–Br•, CO2]+, 77 (50), 65 (8), 51 (7). C7H7O2Br [203.03] 4,8-Dibrom-6-oxabicyclo[3.2.1]oct-2-en-7-on (rac-175) O Br O Br rac-175 Darstellung: 2.5 g (8.9 mmol) rac-174, 4.38 g (25 mmol) N-Bromsuccinimid und 30 mg α,α´-Azobisisobutyronitril (AIBN) werden in 40 mL trockenem CCl4 vorgelegt und für 18 Stunden bis zum Rückfluss erhitzt. Nach dem Abkühlen wird ausgefallenes Succinimid abfiltriert und mit 10 mL CCl4 gewaschen. Die vereinigten organischen Phasen werden mit NaCl-Lösung gewaschen, über MgSO4 getrocknet und aufkonzentriert. Nach chromatographischer Reinigung (SiO2, Isohexan / Ethylacetat 8:1 v/v) werden 2.34 g (64 %) rac-175 als farbloser Wachs erhalten. Experimenteller Teil – Chemische Experimente 155 DC Rf = 0.40 (Isohexan / Ethylacetat 8:1 v/v) mp 62.5 – 64.5 °C 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 3.23 (bd, J = 6.7 Hz, 1H, CH), 4.63 ("t", J = 3.1 Hz, 1H, CH), 4.72 (s, 1H, CH), 4.82 (d"t", J = 3.0, 1.4 Hz, 1H, CH), 5.85 (dm, J = 9.2 Hz, 1H, CH), 5.91 (dd, J = 9.2, 6.7 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 43.0 (CH), 46.4 (CH), 47.2 (CH), 83.2 (CH), 126.9 (CH), 128.5 (CH), 172.8 (CO). GCMS Rt = 10.27 min; m/z (%): 252 (1) [M–CO]•+, 227 (1), 225 (2), 223 (1), 203 (3) [M–Br•]+, 201 (3) [M–Br•]+, 175 (10) [M–CO, Br•]+, 173 (10) [M–CO, Br•]+, 159 (76) [M–CO2, Br•]+, 157 (100) [M– CO2, Br•]+, 146 (4), 144 (4), 78 (92), 77 (97), 65 (17), 51 (19). C7H6O2Br2 [281.93] Essigsäure-(8-brom-7-oxo-6-oxabicyclo[3.2.1]oct-2-en-4-yl)ester (rac-176) und Essigsäure(8-brom-6-oxo-7-oxabicyclo[3.2.1]oct-2-en-4-yl)ester (rac-177) O Br O AcO Darstellung: 614 mg (2.2 mmol) rac-175 werden in 1 mL O Br O OAc Hexamethylphosphorsäuretriamid (HMPT) gelöst und portionsweise mit 1.5 g (19 mmol) NH4OAc versetzt. Die gelbe Lösung wird nach 2 Tagen mit 10 mL Wasser verdünnt und dreimal mit rac-176 rac-177 je 15 mL Ethylacetat extrahiert. Die organischen Phasen werden unter vermindertem Druck von flüchtigen Bestandteilen befreit und chromatographisch gereinigt (SiO2, Isohexan / Ethylacetat 3:1 → 1:1 v/v). Dabei werden 370 mg (65 %) rac-176 und Regioisomer rac-177 im Verhältnis von 2:3 als farbloses Öl erhalten. Analytische Daten (rac-176): DC Rf = 0.38 (Isohexan / Ethylacetat 3:1 v/v) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 1.92 (s, 3H, CH3), 3.27 (bd, J = 7.3 Hz, 1H, CH), 4.49 (s, 1H, CH), 4.68 ("qui", J = 1.5 Hz, 1H, CH), 5.26 ("t", J = 3.3 Hz, 1H, CH), 5.78 (m, 1H, CH), 6.15 (dd, J = 9.3, 7.3 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR GCMS (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 20.9 (CH3), 47.6 (CH), 52.9 (CH), 68.3 (CH), 81.6 (CH), 126.2 (CH), 129.9 (CH), 169.4 (CO), 172.9 (CO). Rt = 10.69 min; m/z (%): 158 (17) [M–CO2, AcOH]•+, 156 (17) [M– 156 Experimenteller Teil – Chemische Experimente CO2, AcOH]•+,139 (37), 121 (54) [M–Br•, AcOH]+, 95 (100) [M– Br•, CO, AcOH]+, 77 (39) [M–Br•, CO2, AcOH]+. C9H9O4Br [261.07] Analytische Daten (rac-177): DC Rf = 0.38 (Isohexan / Ethylacetat 3:1 v/v) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 2.01 (s, 3H, CH3), 3.20 ("qui", J = 1.5 Hz, 1H, CH), 4.76 (s, 1H, CH), 4.83 (bd, J = 5.7 Hz, 1H, CH), 5.33 ("t", J = 3.2 Hz, 1H, CH), 5.81 (m, 1H, CH), 6.37 (dd, J = 9.3, 6.0 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 20.7 (CH3), 47.5 (CH), 52.9 (CH), 68.0 (CH), 78.2 (CH), 128.5 (CH), 132.8 (CH), 169.5 (CO), 172.7 (CO). GCMS Rt = 10.61 min; m/z (%): 262 (1) [M]•+, 260 (1) [M]•+, 234 (1) [MCO2]•+, 232 (1) [M–CO2]•+, 158 (17) [M–CO2, AcOH]•+, 156 (17) [M–CO2, AcOH]•+, 139 (5), 111 (14), 95 (100) [M–Br•, CO, AcOH]+, 77 (42) [M–Br•, CO2, AcOH]+. C9H9O4Br [261.07] 3,4-trans-Dihydroxycyclohexa-1,5-diencarbonsäure (rac-5) und 3,6-trans-Dihydroxycyclohexa-1,4-diencarbonsäure (rac-194) CO2H CO2H HO OH OH OH rac-5 rac-194 Darstellung: 108 mg (0.4 mmol) rac-176 und rac-177 werden in 5 mL Wasser gelöst und mit 1 mL gesättigter NH4Cl-Lösung versetzt. Unter heftigem Rühren wird die Lösung mit 1 N KOH auf pH 12 gebracht. Nach 4 Stunden wird die gelbe Lösung eingeengt und das erhaltene Produkt chromatographisch gereinigt (SiO2, Ethylacetat / Methanol 4:1 v/v). Erhalten werden 23 mg rac-5 und rac-194 im Verhältnis 1:1 (36 %). Analytische Daten (rac-5): DC Rf = 0.35 (Ethylacetat / Methanol 4:1 v/v) 1 (300 MHz, MeOH-d4, 23 °C) δ [ppm] = 4.25 (d"t", J = 12.1, 2.3 Hz, 1H, CH), 4.34 (dd, J = 12.1, 2.5 Hz, 1H, CH), 5.85 (dd, J = 10.0, 2.4 Hz, 1H, CH), 6.15 (d"t", J = 10.0, 2.0 Hz, 1H, CH), 6.69 (m, 1H, CH). H-NMR C7H8O4 [156.14] Experimenteller Teil – Chemische Experimente 157 Analytische Daten (rac-194): DC Rf = 0.35 (Ethylacetat / Methanol 4:1 v/v) 1 (300 MHz, MeOH-d4, 23 °C) δ [ppm] = 4.51 (m, 1H, CH), 4.70 (m, 1H, CH), 5.93 (m, 2H, 2 × CH), 6.48 (m, 1H, CH). H-NMR C7H8O4 [156.14] 3,4-trans-Dihydroxycyclohexa-1,5-diencarbonsäuremethylester (rac-170) CO2Me Darstellung: 20 mg rac-5 und rac-194 werden in 10 mL trockenem Methanol gelöst und mit 3.5 mL methanolischem Chlorwasserstoff (~1.25 OH OH rac-170 Nach 2 Tagen bei Raumtemperatur wird mit 0.5 M M) versetzt. NH3 neutralisiert, Methanol unter vermindertem Druck entfernt und die wässrige Lösung zweimal mit je 5 mL Ethylacetat extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über MgSO4 getrocknet und eingeengt. Erhalten werden 18 mg eines braunen Öls, welches nach 1 H-NMR rac-170 neben weiteren Verbindungen enthält. Eine Untersuchung per HPLC und chiraler HPLC erfolgt ohne weitere Aufreinigung. Analytische Daten (rac-170): DC Rf = 0.50 (Ethylacetat) 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 3.72 (s, 3H, CH3), 4.44 (d"t", J = 10.0, 2.5 Hz, 1H, CH), 4.55 (dd, J = 10.0, 3.2 Hz, 1H, CH), 5.94 (dd, J = 10.1, 3.1 Hz, 1H, CH), 6.34 (d"t", J = 10.1, 1.6 Hz, 1H, CH), 6.86 (m, 1H, CH). H-NMR chirale HPLC Rt = 33.6 min, 42.2 min; λ (rel Int.) [nm]: 205 (100), 278 (18). C8H10O4 [170.16] 158 Experimenteller Teil – Chemische Experimente 5.2.3 Mikrobiell produziertes 2,3-trans-CHD (4), 3,4-trans-CHD (5) und Derivate dieser Verbindungen (5S,6S)-5,6-Dihydroxycyclohexa-1,3-diencarbonsäure (4) und (3R,4R)-3,4-Dihydroxycyclohexa-1,5-diencarbonsäure (5) CO2H OH OH 4 CO2H Isolierung: Der biomassenfreie Fermentationsüberstand mit einem Produktgehalt von etwa 35 g 4 oder 5 wird filtriert und mit entionisiertem Wasser im Verhältnis 1:1 verdünnt. Diese OH OH 5 Lösung wird mit einem Fluss von 100 mL × min-1 über 2.4 L sedimentiertes, regeneriertes und konditioniertes basisches Anionentauscher-Harz DOWEX® 1×8 (Cl-) 100-200 mesh geleitet. Nach dem Auftragen wird mit 60 L wässriger 50 mM – 100 mM Ameisensäurelösung (pH ~ 2.3) bei einem Fluss von 100 mL × min-1 eluiert. Das Ionentauscherharz wird nach der Aufreinigung über Nacht mit 5 L 2 M NaCl-Lösung, die im Kreis über die Säule geführt werden, regeneriert. Gelagert wird das Harz unter Wasser / Ethanol 1:1 v/v. Vor dem neuerlichen Auftragen von Fermentationsüberstand wird mit 60 L einer 50 mM Phosphatpufferlösung (pH 8.0) mit einem Fluss von 100 mL × min-1 konditioniert. 4: Aufgegeben werden 8 L mit einem Produkttiter von 4.6 g × L-1 4 (entspricht 36.8 g 4). Die Produktfraktion von etwa 13 L wird bei einem pH-Wert von 2.8 bis 2.5 mit 50 mM wässriger Ameisensäure eluiert und zeigt eine deutlich erhöhte UV-Absorption bei λ = 280 nm. Die gesammelte Produktfraktion wird unter vermindertem Druck bei 40 °C auf 500 mL aufkonzentriert, und das Konzentrat wird gefriergetrocknet. Erhalten werden 26.7 g eines schaumigen, beigen Feststoffs, der laut 1 H-NMR-Analyse mit internem Standard (3- (Trimethylsilyl)-propionsäure-2,2,3,3-d4 Natriumsalz, TSP) einen Produktgehalt von 82 % ohne weitere NMR-aktive Verunreinigungen aufweist. Dies entspricht einer Ausbeute von 59 % bezogen auf das aufgetragene trans-CHD 4. 5: Aufgetragen werden 4.2 L mit einem Produkttiter von 7.8 g × L-1 5 (entspricht insgesamt 33 g 5). Die Produktfraktion von 10 L wird bei einem pH-Wert von 2.6 bis 2.3 mit 94 mM wässriger Ameisensäure eluiert und weist eine deutlich erhöhte UV-Absorption bei λ = 280 nm auf. Die gesammelte Produktfraktion wird unter vermindertem Druck bei 40 °C auf etwa 300 mL aufkonzentriert, wobei 5 aus der Lösung auszukristallisieren beginnt. Bei 4 °C wird 5 aus der Mutterlauge auskristallisiert. Innerhalb von 48 Stunden kristallisiert das Produkt in Form eines blassgelben Feststoffs. Durch Abfiltrieren des Produktes, wiederholtes Aufkonzentrieren der Mutterlauge unter vermindertem Druck bei 40 °C und Kühlen auf 4 °C Experimenteller Teil – Chemische Experimente 159 werden nach Waschen des Rückstandes mit wenig kaltem Wasser insgesamt 19.7 g 5 (60 % Ausbeute) in Form eines gelben, pulvrigen Feststoffs mit einer Reinheit von > 98 % nach 1HNMR-Analyse mit TSP als internem Standard gewonnen. Analytische Daten (4): DC Rf = 0.17 (Ethylacetat / Methanol 8:1 v/v) Drehwert [α ]24D = + 724.6 (c = 0.9 in Wasser)h mp 79.0 – 81.1 °C 1 (400 MHz, MeOH-d4, 23 °C) δ [ppm] = 4.28 (dd, J = 4.2, 2.8 Hz, 1H, CH), 4.60 (d, J = 2.8 Hz, 1H, CH), 6.29 (m, 2H, CH), 7.16 (m, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR HPLC IR (KBr) (100 MHz, MeOH-d4, 23 °C) δ [ppm] = 68.8 (CH), 70.3 (CH), 124.9 (CH), 130.7 (Cq), 134.1 (CH), 134.3 (CH), 170.1 (CO). Rt = 4.5 min, λ (rel Int.) [nm]: 200 (30), 282 (100). ν~ (cm-1): 3288.5 (bm), 1685.3 (s), 1643.3 (m), 1583.8 (m), 1411.0 (bm), 1234.9 (bs), 1001.6 (s). Mol. CD λ (∆ε) [nm]: 276 (+ 19.0), 218 (– 5.8), 210 (– 5.4); (c = 8.5 × 10-5 M, CH3CN, 23 °C).h C7H8O4 [156.13] Analytische Daten (5): DC Rf = 0.33 (Ethylacetat / Methanol 8:1 v/v) Drehwert [α ]24D = + 164.8 (c = 1.2 in EtOH) mp 157.5 – 159.5 °C 1 (400 MHz, D2O, 23 °C) δ [ppm] = 4.46 (d"t", J = 10.6, 2.7 Hz, 1H, CH), 4.55 (dd, J = 10.6, 3.3 Hz, 1H, CH), 6.01 (ddm, J = 10.1, 3.0 Hz, 1H, CH), 6.34 (d"t"m, J = 10.1, 1.9 Hz, 1H, CH), 6.90 (m, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (100 MHz, D2O, 23 °C) δ [ppm] = 74.4 (CH), 75.2 (CH), 124.8 (CH), 131.2 (Cq), 133.6 (CH), 141.8 (CH), 171.7 (CO). HPLC Rt = 5.9 min, λ (rel Int.) [nm]: 205 (100), 278 (30). Mol. CD λ (∆ε) [nm]: 300 (+ 1.3), 256 (– 4.5), 207 (+ 12.1); (c = 1.06 × 10-4 M, CH3CN, 23 °C). Massenanalyse m/z (%): 156.0 (58) [M]•+, 138.0 (66) [M–H2O]•+, 110.0 (100) [M– HCO2H]•+, 82.0 (64), 81.0 (66). Elementaranalyse erwartet: C: 53.85 %, H: 5.16 %; gefunden: C: 53.58 %, H: 5.12 %. C7H8O4 h [156.13] Eingesetzt wurde eine Probe, die laut 1H-NMR und Abgleich mit einem internen Standard einen Gehalt von 77 % 4 ohne NMR-aktive Verunreinigungen aufweist. Die angegebene Konzentration bezieht sich auf die Einwaage gewichtet mit dem Gehalt an 4. Der gemessene Wert weicht signifikant vom Literaturwert [α = – 1.6 (c = 0.1 in Wasser)] ab.98 160 Experimenteller Teil – Chemische Experimente (5S,6S)-5,6-Dihydroxycyclohexa-1,3-diencarbonsäuremethylester (196) CO2Me OH OH 196 Darstellung: 3.00 g (15.4 mmol) Säure 4 (Gehalt laut 1H-NMR 81 % w/w) werden in 70 mL trockenem Methanol gelöst. Nach Zugabe von 40 mL methanolischer Chlorwasserstoff-Lösung (∼1.25 M) wird die gelbbraune Lösung bei Raumtemperatur 3 Tage lang gerührt. Nach vollständiger Reaktion (Kontrolle per DC) wird mit 6.0 mL (44 mmol) Triethylamin neutralisiert, auf Kieselgel aufgezogen und per Flashchromatographie (SiO2, Ethylacetat / Methanol 10:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 2.71 g (quantitativ bezogen auf die eingesetzte Säure) eines blassgelben Wachses 196, der zu analytischen Zwecken aus Diethylether / Ethylacetat umkristallisiert werden kann, wobei klare, farblose Kristalle erhalten werden. DC Rf = 0.50 (Ethylacetat) Drehwert [α ]24D = + 342.0 (c = 1.0 in CHCl3) mp 78.0 – 80.0 °C 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 3.37 (bs, 1H, OH), 3.81 (s, 3H, CH3), 4.00 (bs, 1H, OH), 4.55 (ddd, J = 9.7, 3.3, 2.0 Hz, 1H, CH), 4.75 (dd, J = 9.7, 1.4 Hz, 1H, CH), 6.08 (ddd, J = 9.7, 5.6, 2.0 Hz, 1H, CH), 6.28 (ddd, J = 9.7, 3.3, 1.0 Hz, 1H, CH), 6.99 (d"t", J = 5.6, 1.2 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR IR (KBr) (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 51.9 (CH3), 71.4 (CH), 71.6 (CH), 122.8 (CH), 129.0 (Cq), 133.1 (CH), 135.8 (CH), 167.6 (CO). ν~ (cm-1): 3384.0 (bm), 2953.8 (w), 1693.4 (s), 1647.6 (m), 1584.9 (m), 1437.8 (m), 1253.9 (bs), 1006.2 (s). Mol. CD λ (∆ε) [nm]: 277 (+ 19.1), 218 (– 3.54), 213 (– 3.48); (c = 1.7 × 10-4 M, CH3CN, 25 °C). GCMS Rt = 9.18 min; m/z (%): 170.1 (12) [M]•+, 152.0 (80) [M–H2O]•+, 138.0 (32) [M–CH3OH] •+, 121.0 (100), 110.0 (47), 105.0 (90), 77 (55). C8H10O4 [170.16] (3R,4R)-3,4-Dihydroxycyclohexa-1,5-diencarbonsäuremethylester (170) CO2Me OH OH 170 Darstellung: 2.01 g (12.9 mmol) Säure 5 werden in 20 mL trockenem Methanol suspendiert. Nach Zugabe von 10 mL methanolischer Chlorwasserstoff-Lösung (∼1.25 M) löst sich das Edukt vollständig. Die blassgelbe Lösung wird bei Raumtemperatur 2 Tage lang gerührt. Nach vollständiger Reaktion wird mit 0.5 M Ammoniaklösung neutralisiert, zweimal mit je 10 mL Chloroform und zweimal mit je 10 mL Ethylacetat extrahiert. Die vereinigten Experimenteller Teil – Chemische Experimente 161 organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet, und das Lösungsmittel wird unter vermindertem Druck entfernt. Erhalten werden 2.21 g (quant.) 170 in Form eines blassgelben Wachses, der noch Reste von Ethylacetat enthält und ohne weitere Aufreinigung in Folgereaktionen eingesetzt wird. Zur Charakterisierung wird das Rohprodukt per Flashchromatographie (SiO2, Ethylacetat / Methanol 8:1 v/v) gereinigt. DC Rf = 0.50 (Ethylacetat) Drehwert [α ]24D = – 70.8 (c = 1.1 in CHCl3) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 3.75 (s, 3H, CH3), 4.35 (s, b, 2H, 2 × OH), 4.51 (d"t", J = 13.8, 1.8 Hz, 1H, CH), 4.60 (dd, J = 13.8, 2.0 Hz, 1H, CH), 5.92 (dd, J = 10.0, 1.6 Hz, 1H, CH), 6.27 (d"t", J = 10.0, 2.0 Hz, 1H, CH), 6.87 (m, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 52.4 (CH3), 74.0 (CH), 75.0 (CH), 122.2 (CH), 128.3 (CH), 132.1 (Cq), 140.2 (CH), 165.4 (CO). Mol. CD λ (∆ε) [nm]: 301 (+ 1.03), 252 (– 3.36); (c = 3.65 × 10-4 M, CH3CN, 23 °C). Massenanalyse m/z (%): 170.1 (20) [M]•+, 152.0 (66) [M–H2O]•+, 138.0 (56) [M– H3OH]•+, 121.0 (100), 110.0 (68), 92.9 (47), 81.0 (63), 65.0 (52), 53.0 (43). chirale HPLC Rt = 33.2 min; λ (rel Int.) [nm]: 205 (100), 278 (18). HRMS berechnet für [M]•+ (C8H10O4): 170.0579; gefunden: 170.0574. C8H10O4 [170.16] (5S,6S)-5,6-Bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-cyclohexa-1,5-diencarbonsäuremethylester (160) CO2Me OTBS OTBS 160 Darstellung: 2.70 g (15.9 mmol) Diol 196 und 5.0 mL (36.9 mmol) Triethylamin werden bei 0 °C in 30 mL trockenem Dichlormethan vorgelegt und über 20 Minuten tropfenweise mit 8.0 mL (34.8 mmol) tertButyldimethylsilyltrifluormethansulfonsäureester (TBS-OTf) versetzt. Nach 60 Minuten unter Erwärmen auf Raumtemperatur ist die Reaktion voll- ständig (Kontrolle per DC), und es wird mit 30 mL Ethylacetat verdünnt und mit NH4ClLösung und Wasser gewaschen. Die wässrigen Phasen werden einmal mit 15 mL Ethylacetat extrahiert, die vereinigten organischen Phasen über Magnesiumsulfat getrocknet, im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit und per Flashchromatographie (SiO2, Isohexan / Ethylacetat 15:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 6.08 g (96 %) 160 als farbloses Öl. 162 Experimenteller Teil – Chemische Experimente DC Rf = 0.33 (Isohexan / Ethylacetat 19:1 v/v) Drehwert [α ]25D = + 401.5 (c = 1.0 in CHCl3) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.05 (s, 3H, CH3), 0.09 (s, 3H, CH3), 0.12 (s, 3H, CH3), 0.17 (s, 3H, CH3), 0.83 (s, 9H, C(CH3)3), 0.87 (s, 9H, C(CH3)3), 3.69 (s, 3H, OCH3), 4.11 (dd, J = 4.8, 1.6 Hz, 1H, CH), 4.57 (m, 1H, CH), 6.18 (m, 2H, 2 × CH), 7.10 (dd, J = 5.0, 1.7 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 4.6 (CH3), – 4.30 (CH3), – 4.26 (CH3), – 4.0 (CH3), 18.3 (Cq), 18.4 (Cq), 25.9 (C(CH3)3), 26.0 (C(CH3)3), 51.7 (CH3), 68.2 (CH), 70.1 (CH), 123.8 (CH), 129.6 (Cq), 133.0 (CH), 133.2 (CH), 167.5 (CO). ν~ (cm-1): 2952.9 (w), 2929.2 (w), 2887.8 (w), 2857.2 (w), 1713.6 IR (KBr) (m), 1251.1 (bs), 1066.6 (bs), 832.8 (ss), 773.0 (ss). Mol. CD λ (∆ε) [nm]: 282 (+ 16.8), 240 (+ 0.4), 228 (+ 0.9); (c = 3.09 × 10-4 M, CH3CN, 25 °C). GCMS Rt = 12.40 min; m/z (%): 398 (8) [M]•+, 383 (3) [M–CH3•]+, 341 (100) [M–tBu•]+, 309 (8), 267 (2) [M–OTBS•]+, 209 (25), 105 (10), 89 (14), 73 (50). Massenanalyse m/z (%): 398.2 (10) [M]•+, 383.2 (3) [M–CH3•]+, 341.1 (100) [M– tBu•]+, 309.1 (9) [M–CH3OH, tBu•]+, 209.0 (11), 73.0 (15). HRMS berechnet für [M]•+ (C20H38O4Si2): 398.2309; gefunden: 398.2312. C20H38O4Si2 [398.68] (3R,4R)-3,4-Bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-cyclohexa-1,5-diencarbonsäuremethylester (185) CO2Me OTBS OTBS 185 Darstellung: 1.46 g (8.6 mmol) Diol 170 und 3.4 mL (19.9 mmol) N-Ethyl- diisopropylamin werden bei 0 °C in 50 mL trockenem Dichlormethan vorgelegt und über 20 Minuten tropfenweise mit 3.3 mL (19.2 mmol) TBSOTf versetzt. Nach vollständiger Umsetzung (Kontrolle per DC) wird nach 60 Minuten auf Kieselgel aufgezogen und per Flashchromatographie (SiO2, Isohexan / Ethylacetat 25:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 3.06 g (89 %) 185 als farbloses Öl. DC Rf = 0.34 (Isohexan / Ethylacetat 25:1 v/v) Drehwert [α ]24D = – 122.2 (c = 1.2 in CHCl3) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.09 (s, 3H, CH3), 0.10 (s, 3H, CH3), 0.12 (s, 6H, 2 × CH3), 0.92 (s, 9H, C(CH3)3), 0.93 (s, 9H, C(CH3)3), 3.78 (s, 3H, CH3), 4.49 (d"t", J = 11.6, 2.2 Hz, 1H, CH), 4.58 (dd, J = 11.6, 2.6 Hz, 1H, CH), 5.86 (dd, J = 10.0, 2.4 Hz, 1H, CH), 6.26 (d"t", J = 10.0, 1.9 Hz, 1H, CH), 6.78 (m, 1H, CH). H-NMR Experimenteller Teil – Chemische Experimente 13 C-NMR 163 (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 4.43 (CH3), – 4.42 (CH3), – 4.02 (CH3), – 3.98 (CH3), 18.32 (Cq), 18.36 (Cq), 26.2 (6 × C(CH3)3), 52.2 (CH3), 73.9 (CH), 74.9 (CH), 121.4 (CH), 127.6 (Cq), 133.8 (CH), 141.6 (CH), 165.5 (CO). GCMS Rt = 12.96 min (breit); m/z (%): 398 (80) [M]•+, 367 (12) [M– CH3O•]+, 341 (100) [M–C(CH3)3•]+, 235 (44), 209 (48), 195 (98), 147 (55), 121 (28), 73 (93). Mol. CD λ (∆ε) [nm]: 312 (+ 0.4), 267 (– 8.7), 222 (+ 1.6), 214 (+ 1.3); (c = 3.92 × 10-4 M, CH3CN, 23 °C). Massenanalyse m/z (%): 398.2 (98) [M]•+, 367.2 (5) [M–OCH3•]+, 341.1 (51) [M– tBu•]+, 275.1 (9), 235.1 (10), 209.0 (23), 195.0 (26), 147.0 (83), 121.0 (40), 73.0 (100). HRMS berechnet für [M]•+ (C20H38O4Si2): 398.2309; gefunden: 398.2308. C20H38O4Si2 [398.68] (3R,4R)-3,4-Diacetoxycyclohexa-1,5-diencarbonsäuremethylester (199) CO2Me Darstellung: 528 mg (3.1 mmol) Diol 170 werden bei 0 °C in 5 mL Essig- säureanhydrid vorgelegt und mit einer Lösung von 1 mg (0.002 mmol) Scandium(III)triflat in 1 mL Essigsäureanhydrid versetzt. Die Lösung wird OAc OAc 199 über 60 Minuten bei 0 °C gerührt und färbt sich dabei gelb. Nach vollständigem Umsatz (DC-Kontrolle) wird mit 15 mL Ethylacetat verdünnt und 30 mL halbgesättigte NaHCO3 zugegeben. Nach einer Stunde werden die Phasen getrennt, die wässrige Phase wird zweimal mit je 10 mL Ethylacetat extrahiert, und die vereinigten organischen Phasen werden dreimal mit NaHCO3 gewaschen, über Magnesiumsulfat getrocknet und nach Zusatz von 10 mL Toluen unter vermindertem Druck eingeengt. Das erhaltene Öl wird per Flashchromatographie (SiO2, Isohexan / Ethylacetat 3:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 621 mg (69 %) 199 als farbloses Öl. DC Rf = 0.48 (Isohexan / Ethylacetat 3:1 v/v) Drehwert [α ]24D = – 380.0 (c = 1.2 in CHCl3) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 2.06 (s, 3H, CH3), 2.08 (s, 3H, CH3), 3.78 (s, 3H, CH3), 5.63 (ddd, J = 8.5, 3.5, 1.8 Hz, 1H, CH), 5.73 (dd, J = 8.5, 3.7 Hz, 1H, CH), 5.92 (ddd, J = 10.0, 3.5, 0.8 Hz, 1H, CH), 6.52 (d"t", J = 10.0, 1.6 Hz, 1H, CH), 6.80 (ddd, J = 3.5, 1.4, 0.8 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 21.0 (CH3), 21.1 (CH3), 52.4 (CH3), 71.1 (CH), 71.4 (CH), 123.7 (CH), 126.2 (CH), 129.4 (Cq), 133.1 (CH), 165.0 (CO), 170.2 (CO), 170.3 (CO). 164 Experimenteller Teil – Chemische Experimente GCMS Rt = 11.04 min; m/z (%): 212 (1) [M–CH2CO]•+, 194 (8) [M– AcOH]•+, 163 (7) [M–CH3OH, AcO•]+, 152 (100) [M–AcOH, CH2CO]•+, 138 (8), 121 (65), 105 (7), 93 (6), 77 (5). Mol. CD λ (∆ε) [nm]: 312 (+ 0.05), 266 (– 11.2), 232 (– 4.8), 221 (– 5.3); (c = 3.15 × 10-4 M, CH3CN, 23 °C). Massenanalyse m/z (%): 254.1(0.4) [M]•+, 212.1 (0.6) [M–CH2CO]•+, 194.1 (4) [M– AcOH]•+, 170.1 (7), 152.1 (100), 138.1 (14), 121.0 (60), 105 (21), 77 (12). HRMS berechnet für [M]•+ (C12H14O6): 254.0790; gefunden: 254.0805. C12H14O6 [254.24] (3R,4R)-3,4-Bis(methoxy)-cyclohexa-1,5-diencarbonsäuremethylester (197) CO2Me Darstellung: 220 mg (1.3 mmol) Diol 170 und 1.6 mL (9.4 mmol) N- Ethyldiisopropylamin werden bei 0 °C in 10 mL trockenem CH2Cl2 vorgelegt und mit 660 µL (7.8 mmol) Chlormethylmethylether versetzt. Nach OMOM OMOM 197 16 Stunden wird mit NH4Cl und Wasser gewaschen und die wässrigen Phasen zweimal mit je 5 mL Ethylacetat extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über MgSO4 getrocknet, unter vermindertem Druck aufkonzentriert und per Flashchromatographie (SiO2, Cyclohexan / Ethylacetat 5:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 188 mg (73 %) 197 als farbloses Öl. DC Rf = 0.24 (Cyclohexan / Ethylacetat 5:1 v/v) Drehwert [α ]24D = – 157.6 (c = 1.4 in CHCl3) 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 3.39 (s, 3H, CH3), 3.40 (s, 3H, CH3), 3.76 (s, 3H, CH3), 4.48 (ddd, J = 10.1, 2.9, 2.2 Hz, 1H, CH), 4.59 (dd, J = 10.1, 3.4 Hz, 1H, CH), 4.74 (m, 4H, 4 × CHH), 5.98 (dd, J = 10.1, 3.1 Hz, 1H, CH), 6.38 (d"t", J = 10.1, 1.8 Hz, 1H, CH), 6.90 (m, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 52.1 (CH3), 55.7 (CH3), 55.8 (CH3), 76.4 (CH), 76.8 (CH), 96.2 (CH2), 96.3 (CH2), 122.4 (CH), 128.3 (Cq), 129.4 (CH), 137.0 (CH), 165.3 (CO). IR (KBr) 2951.6 (w), 2890.9 (w), 2824.4 (w), 1721.6 (s), 1438.8 (w), 1252.2 (s), 1149.5 (s), 1028.9 (ss), 918.0 (m), 720.8 (m). Mol. CD λ (∆ε) [nm]: 309 (+ 0.3), 263 (c = 3.66 × 10-4 M, CH3CN, 23 °C). Massenanalyse m/z (%): 258.1 (1) [M]•+, 196.1 (0.5), 165.0 (5), 152.0 (2), 124.0 (2), 104.9 (4), 77.0 (5), 45.2 (100). HRMS berechnet für [M]•+ (C12H18O6): 258.1103; gefunden: 258.1115. C12H18O6 [258.27] (– 7.3), 217 (+ 4.3); Experimenteller Teil – Chemische Experimente 165 (5aR,9aR)-5a,9a-Dihydrobenzo[f][1,3,5]trioxepin-7-carbonsäuremethylester (198) Darstellung: 1.08 g (6.4 mmol) Diol 170, 2.75 mL (16.1 mmol) N-EthyldiisoCO2Me O O O 198 propylamin und 4.7 g (12.7 mmol) Tetrabutylammoniumiodid werden bei 0 °C in 20 mL Dichlormethan vorgelegt und mit 3.5 mL (technisch, ≥ 31 mmol) Chlormethylmethylether versetzt. Nach 16 Stunden unter Erwärmen auf Raumtemperatur (Kontrolle per DC) ist das Edukt vollständig umgesetzt, und überschüssiges Reagenz wird durch Zusatz von 5 mL 2 M Salzsäure hydrolysiert. Im Vakuum werden alle flüchtigen Bestandteile entfernt, und das Rohprodukt wird per Flashchromatographie (SiO2, Isohexan / Ethylacetat 4:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 604 mg (45 %) 198 als farbloser Feststoff. DC Rf = 0.63 (Isohexan / Ethylacetat 2:1 v/v) Drehwert [α ]24D = – 115.6 (c = 1.1 in CHCl3) mp 98.5 – 99.0 °C 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 3.74 (s, 3H, CH3), 4.54 (dm, J = 14.0 Hz, 1H, CH), 4.62 (dd, J = 14.0, 1.6 Hz, 1H, CH), 4.86 ("t", J = 5.7 Hz, 2H, 2 × CHH), 5.02 (d, J = 5.8 Hz, 1H, CHH), 5.03 (d, J = 6.0 Hz, 1H, CHH), 5.89 (dm, J = 10.1 Hz, 1H, CH), 6.27 (ddd, J = 10.1, 2.5, 1.7 Hz, 1H, CH), 6.84 (m, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 52.2 (CH3), 80.7 (CH), 81.6 (CH), 92.0 (CH2), 92.3 (CH2), 122.6 (CH), 128.6 (Cq), 130.1 (CH), 137.9 (CH), 164.8 (CO). GCMS Rt = 10.60 min; m/z (%): 212 (2) [M]•+, 182 (13) [M–OCH2]•+, 152 (100) [M–2 × OCH2]•+, 124 (67) [M–CO, 2 × OCH2]•+, 121 (36) [M–CH3O•, 2 × OCH2]+, 109 (15), 93 (17), 65 (20). Mol. CD λ (∆ε) [nm]: 283 (+ 2.6), 243 (– 2.0), 214 (+ 7.3); (c = 3.92 × 10-4 M, CH3CN, 23 °C). Massenanalyse m/z (%): 212.0 (3) [M]•+, 182.0 (16) [M–OCH2]•+, 152.0 (100) [M– 2 × OCH2]•+, 124.0 (62) [M–2 × OCH2, CO]•+, 121.0 (19), 93.0 (11), 65.1 (14). HRMS berechnet für [M]•+ (C10H12O5): 212.0685; gefunden: 212.0685. C10H12O5 [212.20] 166 Experimenteller Teil – Chemische Experimente 5.2.4 Synthese von Valienon (8) (3R,4S,5R,6S)-6-Acetoxy-5-brom-3,4-bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-cyclohex-1-encarbonsäuremethylester (216) und (3R,4S,5R,6S)-6-Acetoxy-3-brom-4,5-bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-cyclohex-1-encarbonsäuremethylester (217) CO2Me CO2Me OAc AcO Br OTBS OTBS Br 216 OTBS OTBS 217 Darstellung: 11.75 g (29.5 mmol) 185 werden in einer Mischung aus 115 mL Dichlormethan und 50 mL Essigsäure vorgelegt und mit 5.25 g (38.1 mmol) N-Bromacetamid versetzt. Bei vollständigem Umsatz (Reaktionskontrolle per GCMS) nach drei Stunden bei Raumtemperatur wird die Lösung mehrfach mit je 30 mL Toluen versetzt und unter vermindertem Druck eingeengt. Das erhaltene Rohprodukt wird per Flashchromatographie (SiO2, Isohexan / Ethylacetat 15:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 12.57 g (79 %) eines Gemisches von 216 und 217 im Verhältnis 3:1 als gelbes Öl. Zur Charakterisierung der Produkte wurden reine Fraktionen von 216 (späte Produktfraktionen) und 217 (frühe Produktfraktionen) per GCMS bestimmt und separiert. Analytische Daten (216): DC Rf = 0.26 (Isohexan / Ethylacetat 15:1 v/v) Drehwert [α ]24D = – 25.4 (c = 1.0 in CHCl3) 1 (300 MHz, CDCl3, 60 °C) δ [ppm] = 0.12 (s, 6H, 2 × CH3), 0.15 (s, 3H, CH3), 0.17 (s, 3H, CH3), 0.92 (s, 9H, C(CH3)3), 0.94 (s, 9H, C(CH3)3), 2.06 (s, 3H, CH3), 3.76 (s, 3H, CH3), 3.87 (dd, J = 6.2, 3.5 Hz, 1H, CH), 4.26 (dd, J = 4.5, 2.5 Hz, 1H, CH), 4.38 (dd, J = 6.2, 3.0 Hz, 1H, CH), 5.97 (d, J = 4.5 Hz, 1H, CH), 6.90 (d, J = 3.0 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (75 MHz, CDCl3, 60 °C) δ [ppm] = – 4.6 (CH3), – 4.4 (CH3), – 4.1 (CH3), – 4.0 (CH3), 18.3 (2 × Cq), 20.7 (CH3), 26.06 (C(CH3)3), 26.13 (C(CH3)3), 52.3 (OCH3), 53.0 (CH), 70.7 (CH), 71.3 (CH), 72.9 (CH), 127.4 (Cq), 143.7 (CH), 165.4 (CO), 170.1 (CO). GCMS Rt = 14.45 min; m/z (%): 481 (4) [M–tBu•]+, 479 (4) [M–tBu•]+, 449 (1), 447 (1), 421 (25) [M–AcOH, tBu•]+, 419 (24) [M–AcOH, tBu•]+, 397 (15) [M–AcOH, Br•]+, 193 (22), 147 (78), 117 (47), 73 (100). Massenanalyse m/z (%): 538.2 (0.1) [M]•+, 536.2 (0.1) [M]•+, 523.2 (0.4) [M– CH3•]+, 521.2 (0.4) [M–CH3•]+, 507.2 (1.3) [M–OCH3•]+, 505.2 Experimenteller Teil – Chemische Experimente 167 (1.1) [M–OCH3•]+, 481.1 (35) [M–tBu•]+, 479.1 (33) [M–tBu•]+, 421.1 (100) [M–AcOH, tBu•]+, 419.1 (93) [M–AcOH, tBu•]+, 397.2 (38) [M–AcOH, Br•]+, 367.2 (15), 347.1 (11), 283.2 (16), 255.2 (11), 225.1 (15), 193.1 (20), 147.1 (100), 117.1 (56), 73.1 (85). HRMS berechnet für [M–tBu•]+ (C18H3279BrO6Si2): 479.0915; gefunden: 479.0918. C22H41BrO6Si2 [537.63] Analytische Daten (217): DC Rf = 0.26 (Isohexan / Ethylacetat 15:1 v/v) Drehwert [α ]24D = + 0.4 (c = 1.0 in CHCl3) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.07 (s, 3H, CH3), 0.12 (s, 3H, CH3), 0.16 (s, 3H, CH3), 0.17 (s, 3H, CH3), 0.87 (s, 9H, C(CH3)3), 0.92 (s, 9H, C(CH3)3), 2.04 (s, 3H, CH3), 3.76 (s, 3H, OCH3), 3.88 ("t"d, J = 4.1, 1.0 Hz, 1H, CH), 3.99 (dd, J = 4.5, 2.1 Hz, 1H, CH), 4.93 (d"t", J = 3.7, 2.1 Hz, 1H, CH), 5.37 (m, 1H, CH), 7.09 ("qui", J = 1.1 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 5.0 (CH3), – 4.7 (CH3), – 4.6 (CH3), – 3.8 (CH3), 18.0 (Cq), 18.4 (Cq), 21.2 (CH3), 25.9 (C(CH3)3), 26.1 (C(CH3)3), 48.3 (CH), 52.3 (CH3), 67.6 (CH), 70.4 (CH), 71.7 (CH), 127.3 (Cq), 141.2 (CH), 165.3 (CO), 170.5 (CO). GCMS Rt = 14.37 min; m/z (%): 481 (10) [M–tBu•]+, 479 (9) [M–tBu•]+, 449 (7), 447 (7), 421 (41) [M–AcOH, tBu•]+, 419 (38) [M–AcOH, tBu•]+, 398 (15), 367 (53), 347 (44), 345 (41), 193 (62), 147 (25), 117 (100), 73 (96). Massenanalyse m/z (%): 521.2 (0.2) [M–CH3•]+, 519.2 (0.2) [M–CH3•]+, 507.1 (0.7) [M–OCH3•]+, 505.1 (0.7) [M–OCH3•]+, 481.1 (18) [M–tBu•]+, 479.1 (18) [M–tBu•]+, 449.1 (6) [M–HOCH3, tBu•]+, 447.1 (6) [M– HOCH3, tBu•]+, 421.1 (38) [M–AcOH, tBu•]+, 419.1 (35) [M– AcOH, tBu•]+, 367.2 (40), 347.0 (35), 345.0 (31), 339.0 (33), 193.0 (30), 117.1 (100), 73.1 (56). HRMS berechnet für [M–tBu•]+ (C18H3279BrO6Si2): 479.0915; gefunden: 479.0920. C22H41BrO6Si2 [537.63] 168 Experimenteller Teil – Chemische Experimente (3R,4S,5R,6S)-4,5,6-Triacetoxy-3-brom-cyclohex-1-encarbonsäuremethylester (240) CO2Me OAc Br OAc Darstellung: 20 mg (0.04 mmol) 217 werden in 1 mL Acetonitril bei 0 °C mit 4 Tropfen 50 %iger Flusssäure versetzt. Nach 8 Stunden unter Erwärmen auf Raumtemperatur wird mit 5 mL Wasser versetzt und OAc dreimal mit je 5 mL Ethylacetat extrahiert. Die vereinigten organischen 240 Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet und unter verminder- tem Druck bis zur Trockene eingeengt. Der Rückstand wird in 2 mL Acetanhydrid aufgenommen und mit 1 mg Sc(OTf)3 versetzt. Nach 16 Stunden bei Raumtemperatur wird nach Zusatz von 5 mL Ethylacetat mit wässriger Natriumhydrogencarbonat-Lösung hydrolysiert. Die Phasen werden getrennt, und die organische Phase dreimal mit je 5 mL Natriumhydrogencarbonat gewaschen. Nach Trocknen der organischen Phase über Magnesiumsulfat wird unter vermindertem Druck bis zur Trockene eingeengt. Erhalten werden 4 mg (25 %) 240 als blassgelbes Öl, das ohne weitere Aufreinigung vermessen wird. DC Rf = 0.58 (Cyclohexan / Ethylacetat 2:1 v/v) 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 2.05 (s, 3H, CH3), 2.07 (s, 3H, CH3), 2.14 (s, 3H, CH3), 3.78 (s, 3H, OCH3), 4.92 (dd, J = 10.4, 4.3 Hz, 1H, CH), 5.01 (m, 1H, CH), 5.62 (dd, J = 10.4, 6.7 Hz, 1H, CH), 6.08 (dm, J = 6.7 Hz, 1H, CH), 7.10 (dd, J = 5.8, 1.5 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 20.9 (CH3), 21.0 (2 × CH3), 43.4 (CH), 52.6 (CH3), 68.4 (CH), 69.3 (CH), 70.6 (CH), 130.0 (Cq), 137.3 (CH), 164.1 (CO), 169.9 (CO), 170.0 (CO), 170.2 (CO). C14H17BrO8 [393.18] (1S,4R,5R,6S)-4,5-Bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-7-oxabicyclo[4.1.0]hept-2-en-2-carbonsäuremethylester (207) und (3R,4S)-5-Brom-3,4-bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-cyclohexa1,5-diencarbonsäuremethylester (218) CO2Me CO2Me Darstellung: 1.15 g (2.2 mmol) einer Mischung der isomeren Bromalkohole 216 und 217 im VerO OTBS OTBS 207 Br OTBS OTBS 218 hältnis 3:1 werden in 30 mL Methanol und 2 mL Wasser gelöst. 500 mg (4.7 mmol) festes Natriumcarbonat werden zugesetzt. Die Suspension wird bei Raumtemperatur heftig gerührt und nach 23 Stunden durch Zugabe von methanolischem Chlorwasserstoff (~1.25 M) neutralisiert. Das Rohprodukt wird auf Kieselgel aufgezogen und Experimenteller Teil – Chemische Experimente 169 per Flashchromatographie (SiO2, Isohexan / Ethylacetat 10:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 155 mg (15 %) 218 als blassgelbes Öl und 590 mg (66 %) 207 als farbloses Öl. Analytische Daten (207): DC Rf = 0.27 (Isohexan / Ethylacetat 15:1 v/v) Drehwert [α ]23D = – 48.4 (c = 1.3 in CHCl3) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.09 (s, 6H, 2 × CH3), 0.11 (s, 3H, CH3), 0.16 (s, 3H, CH3), 0.90 (s, 9H, C(CH3)3), 0.92 (s, 9H, C(CH3)3), 3.36 (dd, J = 4.1, 1.4 Hz, 1H, CH), 3.64 (dd, J = 4.1, 1.0 Hz, 1H, CH), 3.73 (dd, J = 7.1, 1.4 Hz, 1H, CH), 3.79 (s, 3H, CH3), 4.41 (dd, J = 7.1, 2.6 Hz, 1H, CH), 6.83 (dd, J = 2.6, 1.0 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 4.7 (CH3), – 4.6 (CH3), – 4.4 (CH3), – 4.2 (CH3), 18.2 (Cq), 18.3 (Cq), 26.03 (C(CH3)3), 26.05 (C(CH3)3), 46.9 (CH), 52.3 (CH3), 59.0 (CH), 72.0 (CH), 73.1 (CH), 128.9 (Cq), 147.9 (CH), 165.4 (CO). GCMS Rt = 13.56 min; m/z (%): 414 (1) [M]•+, 398 (3) [M–"O"]•+, 385 (17), 357 (42) [M–tBu•]+, 341 (4), 325 (10), 225 (32), 211 (15), 147 (100), 73 (95). Massenanalyse m/z (%): 414.3 (0.6) [M]•+, 399.2 (1.2) [M–CH3•]+, 385.3 (38), 357.2 (62) [M–tBu•]+, 325.2 (8) [M–CH3OH, tBu•]+, 225.1 (17), 147.1 (100), 73.1 (55). HRMS berechnet für [M]•+ (C20H38O5Si2): 414.2258; gefunden: 414.2247. C20H38O5Si2 [414.68] Analytische Daten (218): DC Rf = 0.49 (Isohexan / Ethylacetat 15:1 v/v) Drehwert [α ]24D = – 272.6 (c = 1.1 in CHCl3) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.09 (s, 3H, CH3), 0.13 (s, 3H, CH3), 0.17 (s, 3H, CH3), 0.19 (s, 3H, CH3), 0.880 (s, 9H, C(CH3)3), 0.885 (s, 9H, C(CH3)3), 3.80 (s, 3H, CH3), 4.19 (d, J = 2.7 Hz, 1H, CH), 4.26 (dd, J = 5.2, 2.7 Hz, 1H, CH), 6.87 (m, 1H, CH), 6.89 (d, J = 5.4 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 4.3 (2 × CH3), – 3.92 (CH3), – 3.89 (CH3), 18.27 (Cq), 18.34 (Cq), 25.95 (C(CH3)3), 25.98 (C(CH3)3), 52.4 (CH3), 72.1 (CH), 77.1 (CH), 124.0 (CH), 126.9 (Cq), 128.1 (Cq), 134.3 (CH), 165.3 (CO). Mol. CD λ (∆ε) [nm]: 284 (– 21.6), 239 (c = 5.37 × 10-5 M, CH3CN, 23 °C). GCMS Rt = 13.45 min; m/z (%): 478 (5) [M]•+, 476 (4) [M]•+, 421 (4) [M– tBu•]+, 419 (3) [M–tBu•]+, 397 (55) [M–Br•]+, 365 (3), 339 (30), 289 (+ 0.2), 218 (– 2.5); 170 Experimenteller Teil – Chemische Experimente (18), 287 (17), 275 (16), 201 (6), 199 (6), 193 (100), 147 (31), 73 (62). Massenanalyse m/z (%): 478.2 (2.5) [M]•+, 476.2 (2) [M]•+, 437.1 (16), 435.1 (15), 397.3 (18) [M–Br•]+, 357.2 (9), 147.1 (45), 73.0 (100). HRMS berechnet für [M]•+ (C20H3779BrO4Si2): 476.1414; gefunden: 476.1416. C20H37BrO4Si2 [477.58] (3R,4R,5S,6R)-6-Acetoxy-3,4-bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-5-hydroxycyclohex-1-encarbonsäuremethylester (260) CO2Me AcO HO OTBS OTBS 260 Darstellung: 1.37 g (2.9 mmol) Epoxid 207 werden in 15 mL Eis- essig gelöst und tropfenweise mit 1.13 mL (15 mmol) Trifluoressigsäure (7.5 % v/v) versetzt. Die Lösung wird 3.5 Stunden bei Raumtemperatur gerührt. Die Reaktion wird durch Zugabe von 15 mL Ethylacetat verdünnt und mit gesättigter NaHCO3 versetzt. Nach 30 Minuten werden die Phasen getrennt, die organische Phase wird zweimal mit NaHCO3 gewaschen, und die vereinigten wässrigen Phasen werden dreimal mit je 10 mL Ethylacetat extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Natriumsulfat getrocknet und unter vermindertem Druck eingeengt. Das erhaltene Öl wird per Flashchromatographie (SiO2, Cyclohexan / Ethylacetat 6:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 582 mg (37 %) eines gelben Öls. DC Rf = 0.24 (Cyclohexan / Ethylacetat 6:1 v/v) Drehwert [α ]22D = – 60.4 (c = 1.1 in CHCl3) 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.10 (s, 3H, CH3), 0.11 (s, 3H, CH3), 0.16 (s, 6H, 2 × CH3), 0.89 (s, 9H, C(CH3)3), 0.91 (s, 9H, C(CH3)3), 2.04 (s, 3H, CH3), 3.15 (bs, 1H, OH), 3.77 (s, 3H, CH3), 3.80-3.85 (m, 2H, 2 × CH), 4.24 (m, 1H, CH), 5.76 (d, J = 4.0 Hz, 1H, CH), 6.94 (d, J = 3.6 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 4.6 (CH3), – 4.55 (CH3), – 4.46 (CH3), – 4.3 (CH3), 18.00 (Cq), 18.02 (Cq), 20.9 (CH3), 25.7 (C(CH3)3), 25.8 (C(CH3)3), 52.1 (CH3), 69.7 (CH), 70.3 (CH), 72.4 (CH), 72.9 (CH), 127.9 (Cq), 141.0 (CH), 165.6 (CO), 170.3 (CO). GCMS Rt = 14.19 min; m/z (%): 417 (2) [M–tBu•]+, 399 (6) [M–tBu•, H2O]+, 383 (4), 357 (100) [M–tBu•, AcOH]+, 325 (18), 301 (14), 271 (16), 225 (100), 211 (50), 193 (43), 169 (20), 147 (91), 117 (23), 73 (93). C22H42O7Si2 [474.74] Experimenteller Teil – Chemische Experimente 171 (3R,4S,5S,6R)-6-Acetoxy-3,4,5-tris-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-cyclohex-1-encarbonsäuremethylester (261) CO2Me AcO TBSO OTBS OTBS 261 Darstellung: 582 mg (1.23 mmol) Alkohol 260, 370 µL (2.73 mmol) Triethylamin und 5 mg (0.04 mmol) 4-(Dimethylamino)-pyridin (DMAP) werden bei Raumtemperatur in 5 mL Dichlormethan vorgelegt und tropfenweise mit 565 µL (2.46 mmol) TBS-OTf versetzt. Nach 3 Stunden bei Raumtemperatur wird 1 mL NH4Cl-Lösung zugegeben und die organische Phase mit 10 mL Ethylacetat verdünnt. Nach Zusatz von 10 mL Wasser werden die Phasen getrennt, und die wässrige Phase dreimal mit je 5 mL Ethylacetat extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Natriumsulfat getrocknet, unter vermindertem Druck eingeengt und per Flashchromatographie (SiO2, Cyclohexan / Ethylacetat 20:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 660 mg (91 %) eines gelben Öls. DC Rf = 0.13 (Cyclohexan / Ethylacetat 20:1 v/v) Drehwert [α ]23D = – 82.2 (c = 0.8 in CHCl3) 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.07 (s, 3H, CH3), 0.11 (s, 6H, 2 × CH3), 0.136 (s, 3H, CH3), 0.140 (s, 3H, CH3), 0.16 (s, 3H, CH3), 0.87 (s, 9H, C(CH3)3), 0.88 (s, 9H, C(CH3)3), 0.91 (s, 9H, C(CH3)3), 2.00 (s, 3H, CH3), 3.78 (s, 3H, CH3), 3.88 (m, 1H, CH), 4.03 (dd, J = 2.8, 2.2 Hz, 1H, CH), 4.23 (dd, J = 4.0, 1.2 Hz, 1H, CH), 5.53 (m, 1H, CH), 7.07 (dd, J = 4.0, 1.0 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 4.92 (CH3), – 4.88 (CH3), – 4.8 (CH3), – 4.5 (CH3), – 4.4 (CH3), – 4.3 (CH3), 17.9 (Cq), 18.0 (Cq), 18.2 (Cq), 21.0 (CH3), 25.7 (C(CH3)3), 25.8 (C(CH3)3), 25.9 (C(CH3)3), 52.0 (CH3), 67.5 (CH), 69.9 (CH), 71.2 (CH), 74.9 (CH), 125.9 (Cq), 142.4 (CH), 166.3 (CO), 170.2 (CO). GCMS Rt = 14.62 min; m/z (%): 531 (4) [M–tBu•]+, 471 (58) [M–tBu•, AcOH]+, 397 (46) [M–AcOH, OTBS•]+, 385 (24), 339 (28), 288 (22), 251 (20), 231 (22), 193 (57), 147 (48), 117 (44), 73 (100). Massenanalyse m/z (%): 588.4 (1) [M]•+, 531.3 (6) [M–tBu•]+, 471.3 (59) [M–tBu•, AcOH]+, 457.2 (9) [M–OTBS•]+, 397.2 (42) [M–AcOH, OTBS•]+, 339.2 (23), 288.2 (20), 251.1 (22), 231.2 (26), 193.1 (68), 149.1 (31), 147.1 (53), 117.0 (45), 73.1 (100). HRMS berechnet für [M–tBu•]+ (C24H47O7Si3): 531.2624; gefunden: 531.2627. C28H56O7Si3 [589.00] 172 Experimenteller Teil – Chemische Experimente (1R,4R,5S,6S)-4,5,6-Tris-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-2-hydroxymethylcyclohex-2-en-1-ol (262) OH HO Darstellung: 229 mg (0.39 mmol) Methylester 261 werden bei – 78 °C in 10 mL trockenem Dichlormethan vorgelegt und tropfenweise mit 2.5 mL (2.5 mmol) einer 1 TBSO OTBS OTBS 262 M Lösung von Di-iso-butyl- aluminiumhydrid (DIBAL-H) in Dichlormethan versetzt. Die Lösung wird über 2 Stunden auf – 50 °C erwärmt. Nach vollständigem Umsatz (DC-Kontrolle) wird überschüssiges DIBAL-H durch tropfenweise Zugabe von 2 mL Methanol und 10 mL 2 M Salzsäure hydrolysiert. Die Suspension wird gerührt, bis nach einer Stunde alle Aluminiumsalze gelöst sind. Nach Phasentrennung wird die wässrige Phase mit 2 mL gesättigter Natriumchloridlösung versetzt und dreimal mit je 5 mL Ethylacetat extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Natriumsulfat getrocknet, unter vermindertem Druck aufkonzentriert und per Flashchromatographie (SiO2, Cyclohexan / Ethylacetat 3:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 155 mg (77 %) eines farblosen Feststoffs. DC Rf = 0.50 (Cyclohexan / Ethylacetat 3:1 v/v) Drehwert [α ]23D = – 59.8 (c = 1.3 in CHCl3) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.09 (s, 3H, CH3), 0.097 (s, 3H, CH3), 0.099 (s, 3H, CH3), 0.11 (s, 3H, CH3), 0.15 (s, 3H, CH3), 0.16 (s, 3H, CH3), 0.87 (s, 9H, C(CH3)3), 0.90 (s, 18H, 2 × C(CH3)3), 2.22 (bs, 2H, 2 × OH), 3.84 (dd, J = 2.1, 1.2 Hz, 1H, CH), 3.96 (m, 1H, CH), 4.04 (dd, J = 3.5, 2.4 Hz, 1H, CH), 4.06 (m, 1H, CH), 4.20 (d"t", J = 13.0, 1.1 Hz, 1H, CH), 4.33 (d"t", J = 13.0, 1.2 Hz, 1H, CH), 5.75 (d"q", J = 4.2, 1.2 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR IR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 5.1 (CH3), – 4.9 (CH3), – 4.8 (CH3), – 4.56 (CH3), – 4.54 (CH3), – 4.2 (CH3), 17.8 (Cq), 18.1 (2 × Cq), 25.7 (C(CH3)3), 25.86 (C(CH3)3), 25.94 (C(CH3)3), 66.2 (CH2), 69.5 (CH), 69.9 (CH), 70.8 (CH), 75.5 (CH), 123.5 (CH), 137.8 (Cq). ν~ (cm-1): 3445.8 (bw), 2953.8 (m), 2929.5 (m), 2886.7 (w), 2857.9 (m), 1255.6 (m), 1067.5 (s), 834.8 (ss), 776.3 (s). GCMS Rt = 14.94 min; m/z (%): 461 (1) [M–tBu•]+, 443 (4) [M–H2O, tBu•]+, 369 (4) [M–H2O, OTBS•]+, 329 (16), 311 (10), 288 (22), 255 (9), 235 (27), 197 (18), 155 (33), 147 (47), 133 (17), 123 (20), 75 (45), 73 (100). Massenanalyse m/z (%): 443.2 (18) [M–H2O, tBu•]+, 369.1 (8) [M–H2O, OTBS•]+, 329.1 (29), 311.1 (23), 288.1 (36), 255.1 (23), 235.1 (45), 197.0 (28), 155.0 (54), 147.0 (53), 122.9 (30), 73.0 (100). HRMS berechnet für [M–tBu•]+ (C21H45O5Si3): 461.2575; gefunden: 461.2574. C25H54O5Si3 [518.95] Experimenteller Teil – Chemische Experimente 173 (3R,4S,5S,6R)-3,4,5-Tris-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-6-(methoxymethoxy)-1-((methoxymethoxy)methyl)cyclohexen (263) OMOM MOMO TBSO Darstellung: 127 mg (0.21 mmol) Diol 262 werden in 20 mL Chloroform gelöst, mit 320 mg (0.87 mmol) Tetrabutylammoniumiodid, 550 µL (3.2 mmol) N-Ethyldiisopropylamin und 210 µL OTBS OTBS 263 (technisch, ≥ 3.0 mmol) Chlormethylmethylether versetzt und für eine Stunde zum Rückfluss erhitzt. Hiernach wird auf 50 °C abgekühlt. Bei dieser Temperatur werden über 72 Stunden insgesamt 1.65 mL (9.6 mmol) N-Ethyldiisopropylamin und 630 µL (technisch, ≥ 9.0 mmol) Chlormethylmethylether portionsweise nachdosiert. Nach vier Tagen (Kontrolle per GCMS) wird die Reaktionsmischung nach Abkühlen auf Raumtemperatur auf Kieselgel aufgezogen und per Flashchromatographie (Cyclohexan / Ethylacetat 16:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 113 mg (76 %) eines farblosen Öls. DC Rf = 0.30 (Cyclohexan / Ethylacetat 16:1 v/v) Drehwert [α ]23D = – 32.3 (c = 1.4 in CHCl3) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.087 (s, 3H, CH3), 0.090 (s, 3H, CH3), 0.093 (s, 3H, CH3), 0.098 (s, 6H, 2 × CH3), 0.11 (s, 3H, CH3), 0.86 (s, 9H, C(CH3)3), 0.889 (s, 9H, C(CH3)3), 0.900 (s, 9H, C(CH3)3), 3.37 (s, 3H, CH3), 3.40 (s, 3H, CH3), 3.86 (m, 1H, CH), 3.97 (bd, J = 2.1 Hz, 1H, CH), 3.99 ("t", J = 2.6 Hz, 1H, CH), 4.10 (m, 2H, 2 × CH), 4.18 (dm, J = 12.7 Hz, 1H, CH), 4.57 (d, J = 6.3 Hz, 1H, CHH), 4.61 (d, J = 6.8 Hz, 1H, CHH), 4.67 (d, J = 6.3 Hz, 1H, CHH), 4.74 (d, J = 6.8 Hz, 1H, CHH), 5.84 (m, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR IR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 4.9 (CH3), – 4.6 (CH3), – 4.5 (CH3), – 4.42 (CH3), – 4.36 (CH3), – 4.1 (CH3), 18.0 (Cq), 18.1 (2 × Cq), 25.8 (C(CH3)3), 25.9 (C(CH3)3), 26.0 (C(CH3)3), 55.3 (CH3), 55.7 (CH3), 68.0 (CH2), 71.0 (CH), 71.2 (CH), 72.9 (CH), 76.2 (CH), 94.6 (CH2), 95.9 (CH2), 128.9 (CH), 132.4 (Cq). ν~ (cm-1): 2952.0 (m), 2929.2 (m), 2886.1 (w), 2857.5 (m), 1255.4 (m), 1098.4 (bs), 1042.3 (ss), 832.2 (ss), 772.0 (ss). GCMS Rt = 15.13 min; m/z (%): 487 (12), 443 (26), 425 (24), 351 (28), 318 (45), 281 (34), 207 (100), 155 (72), 73 (85). Massenanalyse m/z (%): 549.3 (3) [M–tBu•]+, 487.3 (19), 443.3 (19), 425.3 (27), 413.3 (13), 355.2 (11), 351.2 (31), 319.2 (22), 318.2 (100), 311.2 (21), 275.2 (25), 209.1 (27), 155 (100), 147.0 (41), 73.0 (44). HRMS berechnet für [M–tBu•]+ (C25H53O7Si3): 549.3099; gefunden: 545.3079. C29H62O7Si3 [607.05] 174 Experimenteller Teil – Chemische Experimente (1R,2S,3R,6R)-6-(Methoxymethoxy)-5-((methoxymethoxy)methyl)cyclohex-4-en-1,2,3-triol (264) OMOM Darstellung: 113 mg (0.19 mmol) des Tri-TBS-Ethers 263 werden in 2 mL trockenem THF gelöst und bei 0 °C mit 1.9 mL einer Tetra- MOMO butylammoniumfluoridlösung (TBAF) (1 HO OH OH 264 M in THF) versetzt. Die sich gelb färbende Lösung wird nach drei Stunden bei Raumtemperatur nach vollständiger Reaktion (DC-Kontrolle) auf Kieselgel aufgezogen. Nach Flashchromatographie (SiO2, Gradient Cyclohexan / Ethylacetat 1:1 v/v → Ethylacetat / Methanol 7:1 v/v) werden 35 mg (71 %) eines blassgelben Öls erhalten. DC Rf = 0.15 (Ethylacetat) Drehwert [α ]22D = – 71.5 (c = 1.2 in CHCl3) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 3.36 (s, 3H, CH3), 3.47 (s, 3H, CH3), 3.54-3.65 (m, 2H, 2 × CH), 3.90 (bs, 3H, 3 × OH), 4.00 (d, J = 12.5 Hz, 1H, CHH), 4.04 (bd, J = 6.8 Hz, 1H, CH), 4.14 (d, J = 12.5 Hz, 1H, CHH), 4.25 (bd, J = 6.8 Hz, 1H, CH), 4.60 (d, J = 6.5 Hz, 1H, CHH), 4.64 (d, J = 6.5 Hz, 1H, CHH), 4.75 (d, J = 7.0 Hz, 1H, CHH), 4.81 (d, J = 7.0 Hz, 1H, CHH), 5.75 (m, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 55.4 (CH3), 56.0 (CH3), 66.8 (CH2), 71.1 (CH), 74.7 (CH), 75.7 (CH), 83.2 (CH), 95.8 (CH2), 98.3 (CH2), 128.1 (CH), 134.0 (Cq). ν~ (cm-1): 3397.9 (bm), 2891 (m), 1149.0 (s), 1097.9 (bs), 1044.9 IR (bss), 1022.6 (bss). Massenanalyse m/z (%): 248.1 (3), 204.1 (49), 172.0 (23), 170.0 (21), 155.0 (32), 142.0 (40), 141.0 (67), 140.0 (89), 128.0 (51), 123.0 (30), 122.0 (37), 113.0 (25), 112.0 (26), 111.0 (100), 98.0 (79), 96.9 (19), 95.0 (27), 83.0 (15), 81.0 (17), 45.1 (78) [CH2OCH3]•+. C11H20O7 [264.27] (4R,5R,6R)-5,6-Dihydroxy-4-(methoxymethoxy)-3-[(methoxymethoxy)methyl]cyclohex-2enon (266) OMOM Darstellung: 35 mg (0.13 mmol) Allylalkohol 264 werden in 2 mL Dichlormethan bei 0 °C vorgelegt. 62 mg (0.29 mmol) 4-Acetamino- MOMO 2,2,6,6-tetramethylpiperidin-1-oxyl und 53 mg (0.28 mmol) 4-ToluHO O OH 266 110 mg (0.51 ensulfonsäure Monohydrat werden in 5 mL Dichlormethan gelöst und zugetropft. Über 24 Stunden werden portionsweise insgesamt mmol) 4-Acetamino-2,2,6,6-tetramethylpiperidin-1-oxyl und 90 mg (0.47 mmol) 4-Toluensulfonsäure Monohydrat gelöst in 10 mL Dichlormethan nachdosiert. Experimenteller Teil – Chemische Experimente 175 Die Reaktionslösung wird bis zum Rückluss erhitzt. Nach 48 Stunden wird die Reaktionsmischung auf Kieselgel aufgezogen und per Flashchromatographie (SiO2, Ethylacetat) gereinigt. Erhalten werden 11.4 mg (33 %) eines blassgelben Wachses. DC Rf = 0.38 (Ethylacetat) Drehwert [α ]22D = – 40.9 (c = 1.3 in CHCl3) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 3.39 (s, 3H, CH3), 3.50 (s, 3H, CH3), 3.68 (bs, 1, OH), 3.86 (dd, J = 10.8, 8.0 Hz, 1H, CH), 4.12 (d, J = 10.8 Hz, 1H, CH), 4.25 (bs, 1H, OH), 4.27 (d"t", J = 17.1, 1.5 Hz, 1H, CH), 4.36 (dm, J = 8.0 Hz, 1H, CH), 4.45 (dm, J = 17.1 Hz, 1H, CH), 4.70 (s, 2H, CH2), 4.81 (d, J = 7.0 Hz, 1H, CHH), 4.96 (d, J = 7.0 Hz, 1H, CHH), 6.35 ("q", J = 2.0 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR IR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 55.6 (CH3), 56.5 (CH3), 66.0 (CH2), 76.1 (CH), 77.7 (CH), 81.3 (CH), 96.3 (CH2), 98.6 (CH2), 122.0 (CH), 159.7 (Cq), 196.5 (CO). ν~ (cm-1): 3382.3 (bm), 2940.3 (m), 2892.6 (m), 2827.1 (m), 1682.0 (s), 1149.1 (s), 1110.6 (ss), 1050.9 (bss), 1013.2 (s), 917.7 (s). Massenanalyse m/z (%): 248.1 (1), 202.1 (42), 199.1 (14), 172.1 (35), 157.0 (45), 140.0 (41), 139.0 (26), 126.0 (26), 111.0 (19), 96.0 (70), 45.1 (100) [CH2OCH3]•+. C11H18O7 [262.26] (6R,7S,8S,8aR)-6,7,8-Tris-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-2,2-dimethyl-6,7,8,8a-tetrahydro4H-benzo[1,3]dioxin (265) Darstellung: 485 mg (0.94 mmol) Diol 262 werden in 25 mL O Dichlormethan vorgelegt. Die Lösung wird mit 1 mL (8.2 mmol) O TBSO 2,2-Dimethoxypropan und 5 mg 4-Toluensulfonsäure Monohydrat OTBS OTBS 265 versetzt und 150 Minuten bei Raumtemperatur gerührt. Die Reaktion wird durch Zugabe von 10 mL halbgesättigter NaHCO3 abgebrochen. Die Phasen werden separiert, und die wässrige Phase wird zweimal mit je 5 mL Ethylacetat extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet, im Vakuum von flüchtigen Substanzen befreit und per Flashchromatographie (SiO2, Cyclohexan / Ethylacetat 40:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 288 mg (72 % bezüglich des umgesetzten Eduktes) Produkt in Form eines farblosen Öls und 92 mg des eingesetzten Eduktes. DC Rf = 0.34 (Cyclohexan / Ethylacetat 40:1 v/v) Drehwert [α ]22D = – 69.0 (c = 1.0 in CHCl3) 176 Experimenteller Teil – Chemische Experimente 1 H-NMR 13 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.11 (s, 12H, 4 × CH3), 0.12 (s, 3H, CH3), 0.14 (s, 3H, CH3), 0.91 (s, 9H, C(CH3)3), 0.92 (s, 9H, C(CH3)3), 0.93 (s, 9H, C(CH3)3), 1.40 (s, 3H, CH3), 1.50 (s, 3H, CH3), 3.52 (dd, J = 9.4, 7.1 Hz, 1H, CH), 3.65 (dd, J = 9.4, 7.1 Hz, 1H, CH), 4.05 (d, J = 13.6 Hz, 1H, CHH), 4.21 (dm, J = 7.1 Hz, 1H, CH), 4.28 (dm, J = 7.1 Hz, 1H, CH), 4.43 (d"q", J = 13.6, 1.5 Hz, 1H, CHH), 5.37 (m, 1H, CH). C-NMR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 4.3 (CH3), – 3.9 (CH3), – 3.3 (CH3), – 3.1 (CH3), – 2.7 (CH3), – 2.2 (CH3), 18.1 (Cq), 18.3 (Cq), 18.6 (Cq), 19.3 (CH3), 26.3 (C(CH3)3), 26.5 (C(CH3)3), 26.7 (C(CH3)3), 28.6 (CH3), 63.0 (CH2), 73.3 (CH), 73.9 (CH), 75.5 (CH), 76.3 (CH), 98.8 (Cq), 124.4 (CH), 131.0 (Cq). ν~ (cm-1): 2954.6 (m), 2929.5 (m), 2891.6 (w), 2856.3 (m), 1472.6 IR (w), 1462.9 (w), 1380.2 (w) 1371.0 (w), 1251. (m), 1156.8 (m), 1112.7 (m), 1067.8 (s), 1013.4 (m), 832.7 (s), 775.6 (s). Massenanalyse m/z (%): 485.3 (2), 443.3 (78), 349.2 (17), 311.2 (75), 288.2 (36), 285.2 (37), 270.2 (32), 231.2 (17), 212.1 (82), 155.0 (100), 147.0 (30), 73.0 (46). C28H58O5Si3 [559.01] (6R,7S,8R,8aR)-6,7,8,8a-Tetrahydro-2,2-dimethyl-4H-benzo[d][1,3]dioxin-6,7,8-triol (259) Darstellung: 280 mg (0.50 mmol) Tri-TBS-Ether 265 werden in 5 mL O trockenem THF bei – 78 °C vorgelegt und mit 3 mL TBAF-Lösung (1 M O in THF) versetzt. Die Lösung wird über 16 Stunden auf Raumtemperatur HO OH OH 259 erwärmt. Nach Ende der Reaktion (Kontrolle per DC) wird die Reaktionsmischung nach Zusatz von 50 µL NH4Cl-Lösung auf Kieselgel aufgezogen und per Flashchromatographie (SiO2, Ethylacetat / Methanol 9:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 120 mg eines blassgelben Feststoffes, der erhebliche Anteile eines Tetrabutylammoniumsalzes enthält. Nach erneuter chromatographischer Aufreinigung (SiO2, Ethylacetat / Methanol 9:1 v/v) werden 90 mg (83 %) eines farblosen Feststoffs gewonnen. DC Rf = 0.32 (Ethylacetat / Methanol 9:1 v/v) Drehwert [α ]22D = – 116.2 (c = 1.0 in MeOH) mp 155.7 – 157.0 °C 1 (400 MHz, MeOH-d4, 23 °C) δ [ppm] = 1.36 (s, 3H, CH3), 1.52 (s, 3H, CH3), 3.38 (dd, J = 10.5, 7.6 Hz, 1H, CH), 3.49 (dd, J = 10.5, 7.7 Hz, 1H, CH), 4.08 (m, 2H, CH, CHH), 4.38 (dm, J = 7.6 Hz, 1H, CH), 4.48 (d"q", J = 13.8, 1.7 Hz, 1H, CHH), 5.37 (m, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (100 MHz, MeOH-d4, 23 °C) δ [ppm] = 20.2 (CH3), 28.6 (CH3), Experimenteller Teil – Chemische Experimente 177 63.5 (CH2), 73.2 (CH), 73.7 (CH), 74.9 (CH), 77.0 (CH), 100.4 (Cq), 123.8 (CH), 133.2 (Cq). ν~ (cm-1): 3366.6 (bm), 2991.7 (w), 2857.9 (w), 1472.6 (w), 1462.9 IR (w), 1380.5 (m), 1273.5 (m), 1227.0 (m), 1196.8 (s), 1156.8 (m), 1103.7 (s), 1050.7 (ss), 1001.3 (ss), 851.4 (s). Massenanalyse m/z (%): 201.0 (56) [M–CH3•]+, 156.0 (100) [M–(CH3)CHOH]•+, 141.0 (16), 122.9 (32), 97.9 (97), 95.0 (39), 59.0 (72), 43.2 (52). HRMS berechnet für [M–CH3•]+ (C9H13O5): 201.0763; gefunden: 201.0767. C10H16O5 [216.23] (7R,8R,8aR)-8,8a-Dihydroxy-2,2-dimethyl-4H-benzo[d][1,3]dioxin-6(7H)-on (267) Darstellung: 8 mg (0.04 mmol) Allylalkohol 259 werden in 600 µL N,N- O DMF gelöst und mit 35 mg (0.09 mmol) Pyridiniumchlorchromat versetzt. O Die dunkelbraune Lösung wird nach 95 Minuten bei Raumtemperatur auf HO O OH 267 eine mit trockenem Kieselgel gepackte Chromatographiesäule (Durchmesser 1 cm, Höhe 8 cm) aufgetragen. Das Produkt wird mit Ethylacetat von der Säule gewaschen. Erhalten werden 3 mg (38 %) eines gelben Öls. DC Rf = 0.60 (Ethylacetat / Methanol 9:1 v/v) Drehwert [α ]22D = – 136.5 (c = 0.8 in CHCl3) 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 1.47 (s, 3H, CH3), 1.57 (s, 3H, CH3), 3.03 (bs, 1H, OH), 3.70 (bs, 1H, OH), 3.92 (dd, J = 10.7, 8.2 Hz, 1H, CH), 4.12 (d, J = 10.7 Hz, 1H, CH), 4.46 (d"t", J = 16.6, 1.9 Hz, 1H, CHH), 4.55 (d"t", J = 16.6, 1.5 Hz, 1H, CHH), 4.63 (d"q", J = 8.2, 1.8 Hz, 1H, CH), 5.94 ("q", J = 1.8 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR IR (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 22.4 (CH3), 25.3 (CH3), 61.4 (CH2), 71.2 (CH), 76.38 (CH), 76.41 (CH), 101.0 (Cq), 119.1 (CH), 160.3 (Cq), 195.9 (CO). ν~ (cm-1): 3438.2 (bm), 2990.9 (w) 2854.0 (w), 1683.0 (ss), 1379.0 (m), 1220.2 (s), 1159.0 (m), 1116.3 (ss), 1062.8 (s), 1020.9 (s), 866.7 (m). Mol. CD λ (∆ε) [nm]: 327 (– 0.96), 278 (+ 0.19), 230 (– 14.27); (c = 1.75 × 10-4 M, CH3CN, 23 °C). Massenanalyse m/z (%): 214.0 (7) [M]•+, 199.0 (100) [M–CH3•]+, 196.0 (32) [M– H2O]•+, 156.0 (43) [M–(CH3)2CO]•+, 153.9 (70) [M– (CH3)2CHOH]•+, 138.0 (79) [M–H2O, (CH3)2CO]•+, 126.9 (28), 111.0 (30), 95.9 (65), 68.0 (38), 59.1 (57), 43.1 (69). HRMS berechnet für [M]•+ (C10H14O5): 214.0841; gefunden: 214.0840. C10H14O5 [214.22] 178 Experimenteller Teil – Chemische Experimente (4R,5S,6R)-4,5,6-Trihydroxy-3-(hydroxymethyl)cyclohex-2-enon (Valienon, 8) Darstellung: 7 mg (0.03 mmol) des Acetonids 267 werden in 2 mL HO Methanol und 1 mL Wasser gelöst und mit 50 µL (0.67 mmol) HO Trifluoressigsäure versetzt. Nach 5 Stunden bei Raumtemperatur wird HO O OH Valienon, 8 nach Zusatz von 3 mL Toluen unter vermindertem Druck eingeengt, und das Rohprodukt per Flashchromatographie (SiO2, Ethylacetat / Methanol 4:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 3 mg (50 %) eines braunen Feststoffs, der keine NMR-detektierbaren Verunreinigungen enthält. DC Rf = 0.60 (Ethylactat / Methanol 2:1 v/v) 1 (400 MHz, MeOH-d4, 23 °C) δ [ppm] = 3.61 (dd, J = 10.8, 8.3 Hz, 1H, CH), 4.03 (d, J = 10.8 Hz, 1H, CH), 4.31 – 4.39 (m, 2H, CH, CHH), 4.51 (d"t", J = 18.2, 1.6 Hz, 1H, CHH), 6.16 ("q", J = 2.0 Hz, 1H). H-NMR 13 C-NMR (100 MHz, MeOH-d4, 23 °C) δ [ppm] = 62.0 (CH2), 73.7 (CH), 78.0 (CH), 79.4 (CH), 121.4 (CH), 168.0 (Cq), 199.6 (CO). Mol. CD λ (∆ε) [nm]: 322 (– 0.5), 272 (0.0), 241 (– 2.3), 209 (+ 1.94), 205 (+ 1.88); (c = 1.75 × 10-4 M, CH3CN, 23 °C). C7H10O5 [214.22] Experimenteller Teil – Chemische Experimente 5.2.5 179 Einzelreaktionen ausgehend von 3,4-trans-CHD (5) (1R,4R,5R,6R)-4,5-Bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-7-oxabicyclo[4.1.0]hept-2-en-2carbonsäuremethylester (206) CO2Me Darstellung: 104 mg (0.26 mmol) Dien 185 werden in einer Mischung von 2 mL Acetonitril, 0.8 mL wässriger NatriumethylendiamintetraO OTBS OTBS 196 acetatlösung (Na2-EDTA) (0.4 mM) und 0.4 mL (4.5 mmol) 1,1,1Trifluoraceton bei 0 °C vorgelegt. Es werden 250 mg (3.9 mmol) NaHCO3 und 1.6 g (2.6 mmol) Caro´sche Säure (ALDRICH, Steinheim, Deutschland) zugesetzt. Die Suspension wird über 45 Minuten bei 0 °C gerührt. Es werden 20 mL Chloroform und 6 g wasserfreies Natriumsulfat zugegeben, die Suspension wird filtriert, und das Filtrat wird im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit. Das Rohprodukt, welches nach 1H-NMR das Edukt, 206 und 207 im Verhältnis 4:5:2 enthält, wird mittels Flashchromatographie (SiO2, Isohexan / Ethylacetat 12:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 44 mg einer Produktmischfraktion und 15 mg reines 206 als farbloses Öl. Damit ergibt sich eine kombinierte Ausbeute für 206 und 207 von 86 % bezogen auf einen Umsatz von 64 %. DC Rf = 0.28 (Isohexan / Ethylacetat 12:1 v/v) Drehwert [α ]24D = – 79.3 (c = 1.1 in CHCl3) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.12 (s, 6H, 2 × CH3), 0.15 (s, 3H, CH3), 0.18 (s, 3H, CH3), 0.92 (s, 9H, C(CH3)3), 0.97 (s, 9H, C(CH3)3), 3.46 (d, J = 4.3 Hz, 1H, CH), 3.82 (s, 3H, CH3), 3.92 (dd, J = 7.6, 1.1 Hz, 1H, CH), 3.99 (dd, J = 4.3, 2.4 Hz, 1H, CH), 4.32 (dd, J = 7.6, 1.5 Hz, 1H, CH), 6.82 ("t", J = 2.1 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 4.6 (CH3), – 4.2 (CH3), – 4.0 (CH3), – 3.7 (CH3), 18.2 (Cq), 18.4 (Cq), 26.16 (C(CH3)3), 26.20 (C(CH3)3), 49.2 (CH), 52.4 (CH3), 55.1 (CH), 71.3 (CH), 73.9 (CH), 127.3 (Cq), 147.3 (CH), 165.5 (CO). GCMS Rt = 13.96 min; m/z (%): 398 (3) [M–"O"]•+, 385 (11), 357 (20) [M– tBu•]+, 325 (11) [M–CH3OH, tBu•]+, 225 (29), 147 (100), 73 (82). Massenanalyse m/z (%): 414.3 (0.5) [M]•+, 398.3 (4) [M–"O"]•+, 385.3 (37), 357.2 (70) [M–tBu•]+, 325.2 (17) [M–CH3OH, tBu•]+, 225.1 (28), 147.1 (100), 73.1 (60). HRMS berechnet für [M]•+ (C20H38O5Si2): 414.2258; gefunden: 414.2259. C20H38O5Si2 [414.68] 180 Experimenteller Teil – Chemische Experimente (5aR,8S,9R,9aS)-8-Acetoxy-9-brom-5a,8,9,9a-tetrahydrobenzo[f][1,3,5]trioxepin-7-carbonsäuremethylester (242) CO2Me AcO O Br O O 242 Darstellung: 95 mg (0.45 mmol) Dien 198 werden in einer Mischung von 5 mL Dichlormethan und 3 mL Eisessig vorgelegt und mit 124 mg (0.90 mmol) N-Bromacetamid versetzt. Zu dieser Lösung werden 200 mg (0.90 mmol) Silbertrifluoracetat, gelöst in 2 mL Eisessig, zugetropft. Zu der sich langsam trübenden Lösung werden nach 2 Stunden bei Raumtemperatur 20 mL Natriumhydrogencarbonatlösung zugesetzt. Nach Neu- tralisation der Essigsäure werden die Phasen getrennt und die wässrige Phase mit 10 mL Dichlormethan extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Natriumsulfat getrocknet und unter vermindertem Druck aufkonzentriert. Das Produkt wird per Flashchromatographie (SiO2, Isohexan / Ethylacetat 5:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 79 mg (50 %) eines farblosen Feststoffs. DC Rf = 0.31 (Isohexan / Ethylacetat 4:1 v/v) Drehwert [α ]24D = + 16.2 (c = 1.2 in CHCl3) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 2.07 (s, 3H, CH3), 3.76 (dd, J = 7.7, 2.9 Hz, 1H, CH), 3.78 (s, 3H, CH3), 4.36 ("t", J = 2.7 Hz, 1H, CH), 4.53 (dd, J = 7.7, 2.0 Hz, 1H, CH), 4.96 (d, J = 5.7 Hz, 1H, CHH), 4.98 (d, J = 6.1 Hz, 1H, CHH), 5.08 (d, J = 5.7 Hz, 1H, CHH), 5.13 (d, J = 6.1 Hz, 1H, CHH), 5.97 (dd, J = 2.6, 1.0 Hz, 1H, CH), 7.11 (d, J = 2.3 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 20.9 (CH3), 48.4 (CH), 52.6 (CH3), 69.9 (CH), 75.2 (CH), 76.3 (CH), 92.0 (CH2), 92.9 (CH2), 126.9 (Cq), 141.7 (CH), 164.7 (CO), 169.5 (CO). GCMS Rt = 13.11 min; m/z (%): 321 (1) [M–CH3O•]+, 319 (1) [M–CH3O•]+, 292 (1) [M–AcOH]•+, 290 (1) [M–AcOH]•+, 271 (9) [M–Br•]+, 211 (14) [M–AcOH, Br•]+, 181 (100) [M–AcOH, CH2O, Br•]+, 169 (13), 149 (21), 107 (19). Massenanalyse m/z (%): 321.1 (1) [M–OCH3•]+, 319.1 (1) [M–OCH3•]+, 292.1 (1) [M–AcOH]•+, 290.1 (1) [M–AcOH]•+, 271.1 (10) [M–Br•]+, 211.1 (14) [M–Br•]+, 181.1 (100) [M–CH2O, AcOH, Br•]+, 169.1 (12), 149.1 (21), 127.1 (8), 107.1 (13), 59.1 (6). C12H15BrO7 [351.15] Experimenteller Teil – Chemische Experimente 181 (5aS,6R,7S,9aR)-6-Brom-5a,6,7,9a-tetrahydro-8-(hydroxymethyl)benzo[f][1,3,5]trioxepin-7ol (243) OH Darstellung: 75 mg (0.21 mmol) Methylester 242 werden in 10 mL Dichlormethan bei – 78 °C vorgelegt und tropfenweise mit 1.1 mL HO (1.1 mmol) einer 1 O Br O O 243 M Lösung von DIBAL-H in Dichlormethan versetzt. Nach 90 Minuten wird auf Raumtemperatur erwärmt, und je 2 mL Methanol und 2 M Salzsäure werden zugegeben. 30 Minuten nach Zugabe von 10 mL einer wässrigen 0.2 M Dinatriumtartratlösung werden die Phasen getrennt, und die wässrige Phase wird dreimal mit je 10 mL Ethylacetat extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet und unter vermindertem Druck aufkonzentriert. Das Rohprodukt wird per Flashchromatographie (SiO2, Ethylacetat / Petrolether 1:2 v/v) gereinigt. Erhalten werden 24 mg (35 %) eines farblosen Feststoffs, der für eine Einkristall-Röntgenstrukturuntersuchung aus Chloroform umkristallisiert wird. DC Rf = 0.30 (Cyclohexan / Ethylacetat 1:2 v/v) Drehwert [α ]24D = – 13.0 (c = 0.84 in MeOH) mp 138.0 – 139.5 °C 1 (400 MHz, MeOH-d4, 23 °C) δ [ppm] = 3.82 (dd, J = 7.6, 2.8 Hz, 1H, CH), 4.13 (m, 2H, 2 × CHH), 4.30 ("t", J = 2.5 Hz, 1H, CH), 4.35 (m, 1H, CH), 4.42 (d, J = 2.3 Hz, 1H, CH), 4.91 (d, J = 5.7 Hz, 1H, CHH), 4.98 (d, J = 6.3 Hz, 1H, CHH), 5.01 (d, J = 5.7 Hz, 1H, CHH), 5.05 (d, J = 6.3 Hz, 1H, CHH), 5.76 ("q", J = 1.7 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (100 MHz, MeOH-d4, 23 °C) δ [ppm] = 54.8 (CH), 63.4 (CH2), 71.6 (CH), 77.0 (CH), 78.5 (CH), 92.7 (CH2), 93.7 (CH2), 124.3 (CH), 139.3 (Cq). Massenanalyse m/z (%): 252.0 (4) [M–CH2O]•+, 250.0 (5) [M–CH2O]•+, 234.0 (10) [M–CH2O, H2O]•+, 232.0 (12) [M–CH2O, H2O]•+, 221.0 (20) [M– CH2O, CH3O•]+, 219.0 (22) [M–CH2O, CH3O•]+, 171.0 (83) [M– Br•]+, 153.0 (24) [M–H2O, Br•]+, 141.0 (72) [M–2 × CH2O, Br•]+, 123.0 (100) [M–H2O, 2 × CH2O, Br•]+, 111.0 (88) [M–CH2O, CH3OH, CO, Br•]+, 95.0 (79), 81.0 (67), 67.0 (85), 65.0 (67), 55.0 (96), 43.1 (63). HRMS berechnet für [M–CH2O]•+ (C8H1179BrO4): 249.9841; gefunden: 249.9838. C9H13BrO5 [281.10] 182 Experimenteller Teil – Chemische Experimente (5aS,6S,7R,9aR)-6-Epoxy-5a,6,7,9a-tetrahydrobenzo[f][1,3,5]trioxepin-8-carbonsäuremethylester (210) und (5aR,6S,7R,9aR)-6-Epoxy-5a,6,7,9a-tetrahydrobenzo[f][1,3,5]-trioxepin7-carbonsäuremethylester (211) CO2Me Darstellung: 104 mg (0.43 mmol) Dien 198 und 68 mg MeO2C O (0.81 mmol) festes Natriumhydrogencarbonat werden bei O O O O 210 O O O 211 Raumtemperatur in 5 mL Dichlormethan vorgelegt und mit 182 mg (≤ 0.74 mmol) mCPBA (≤ 70 %ig) versetzt. Nach 16 Stunden wird abfiltriert und der Rückstand mit 5 mL Dichlormethan gewaschen. Die vereinigten Filtrate werden unter vermindertem Druck aufkonzentriert und per Flashchromatographie (SiO2, Isohexan / Ethylacetat 4:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 73 mg (65 %) einer Mischung der Epoxide 210 und 211 im Verhältnis 2:1 (1H-NMR). Analytische Daten (210): DC Rf = 0.31 (Isohexan / Ethylacetat 4:1 v/v) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 3.66 (dd, J = 4.2, 1.0 Hz, 1H, CH), 3.82 (s, 3H, CH3), 3.94 (dd, J = 7.9, 1.1 Hz, 1H, CH), 4.06 (dd, J = 4.3, 2.4 Hz, 1H, CH), 4.35 (dd, J = 7.9, 1.9 Hz, 1H, CH), 4.90 (d, J = 6.1 Hz, 1H, CHH), 4.97 (d, J = 5.8 Hz, 1H, CHH), 5.05 (d, J = 6.1 Hz, 1H, CHH), 5.14 (d, J = 5.8 Hz, 1H, CHH), 6.97 ("t", J = 2.1 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 48.5 (CH), 52.5 (CH3), 53.2 (CH), 76.3 (CH), 79.0 (CH), 92.3 (CH2), 92.7 (CH2), 128.3 (Cq), 142.2 (CH), 165.1 (CO). GCMS Rt = 11.52 min; m/z (%): 228 (1) [M]•+, 210 (1) [M–H2O]•+, 198 (2) [M–OCH2]•+, 180 (2) [M–H2O, OCH2]•+, 166 (42) [M–CO2, H2O]•+, 139 (100) [M–CO2CH3•, OCH2]+, 136 (52) [M–CO2, OCH2, H2O]•+, 125 (12), 109 (16) [M–CO2CH3•, 2 × OCH2]+, 72 (22). C10H12O6 [228.20] Analytische Daten (211): DC Rf = 0.31 (Isohexan / Ethylacetat 4:1 v/v) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 3.80 (s, 3H, CH3), 3.90 (m, 2H, 2 × CH), 4.22 (d"t", J = 8.2, 2.4 Hz, 1H, CH), 4.87 (d, J = 6.0 Hz, 1H, CHH), 4.95 (d, J = 6.0 Hz, 1H, CHH), 5.03 (d, J = 6.0 Hz, 1H, CHH), 5.12 (d, J = 6.0 Hz, 1H, CHH), 5.97 (dd, J = 10.1, 1.6 Hz, 1H, CH), 6.35 (dd, J = 10.1, 2.9 Hz, 1H, CH). H-NMR Experimenteller Teil – Chemische Experimente 13 C-NMR 183 (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 53.0 (CH3), 54.8 (CH), 58.7 (Cq), 76.8 (CH), 78.7 (CH), 92.3 (CH2), 92.6 (CH2), 122.0 (CH), 133.9 (CH), 168.8 (CO). GCMS Rt = 11.05 min; m/z (%): 228 (1) [M]•+, 210 (1) [M–H2O]•+, 198 (1) [M–OCH2]•+, 180 (2) [M–H2O, OCH2]•+, 166 (7) [M–CO2, H2O]•+, 139 (100) [M–CO2CH3•, OCH2]+, 125 (4), 109 (9) [M–CO2CH3•, 2 × OCH2]+, 81 (10). C10H12O6 [228.20] (1R,4R,5R,6S)-4,5-Bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-1,6-dihydroxycyclohex-2-encarbonsäuremethylester (228) und (3R,4R,5R,6R)-3,4-Bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-5,6-dihydroxycyclohex-1-encarbonsäuremethylester (229) MeO2C OH OH CO2Me HO OTBS HO OTBS OTBS OTBS 228 229 Darstellung: 297 mg (0.75 mmol) Dien 185 und 202 mg (1.5 mmol) 4-Methylmorpholin-4-oxid (NMO) werden in 5 mL Aceton und 4 mL tertButanol vorgelegt und mit einer Lösung von 3 mg (1 mol%) Kaliumosmat(VI) in 1 mL Was- ser versetzt. Nach zwei Stunden wird im Vakuum bis zur Trockene eingeengt. Das Rohprodukt enthält laut 1H-NMR 228 und 229 im Verhältnis 4:1. Per Flashchromatographie (SiO2, Isohexan / Ethylacetat 12:1 v/v) werden 227 mg (70 %) einer Mischung von 228 und 229 im Verhältnis 4:1 getrennt. Analytische Daten 228: DC Rf = 0.34 (Cyclohexan / Ethylacetat 8:1 v/v) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.05 (s, 3H, CH3), 0.06 (s, 3H, CH3), 0.09 (s, 3H, CH3), 0.12 (s, 3H, CH3), 0.85 (s, 18 H, 2 × C(CH3)3), 1.62 (bs, 1H, OH), 2.75 (bs, 1H., OH), 3.76 (s, 3H, CH3), 4.00 (dd, J = 3.2, 2.3 Hz, 1H, CH), 4.11 (m, 1H, CH), 4.29 (d, J = 2.3 Hz, 1 H, CH), 5.82 (m, 2H, 2 × CH). H-NMR 13 C-NMR C20H40O6Si2 (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 4.8 (CH3), – 4.7 (CH3), – 4.5 (CH3), – 4.3 (CH3), 17.9 (Cq), 18.0 (Cq), 25.8 (2 × C(CH3)3), 53.0 (CH3), 68.4 (CH), 69.6 (CH), 74.8 (Cq), 76.2 (CH), 129.3 (CH), 129.7 (CH), 172.2 (CO). [432.70] 184 Experimenteller Teil – Chemische Experimente Analytische Daten 229: DC Rf = 0.34 (Cyclohexan / Ethylacetat 8:1 v/v) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.10 (CH3), 0.11 (CH3), 0.12 (CH3), 0.16 (CH3), 0.89 (s, 9H, C(CH3)3), 0.91 (s, 9H, C(CH3)3), 3.11 (bd, J = 9.5 Hz, 1H, OH), 3.70 (bs, 1H, OH), 3.79 (s, 3H, CH3), 3.91 (m, 2H, 2 × CH), 4.25 (dd, J = 4.4, 3.5 Hz, 1H, CH), 4.46 (d, J = 4.0 Hz, 1H, CH), 5.27 (m, 1 H, CH), 6.79 (d, J = 4.5 Hz, 1H, CH). H-NMR C20H40O6Si2 [432.70] (3aR,6R,7R,7aS)-6,7-Bis-(tert-butyldimethylsilanoxy)-2,2-dimethyl-3a,6,7,7a-tetrahydrobenzo[d][1,3]dioxol-3a-carbonsäuremethylester (230) und (3aR,6R,7R,7aR)-6,7-Bis-(tertbutyldimethylsilanoxy)-2,2-dimethyl-3a,6,7,7a-tetrahydrobenzo[d][1,3]dioxol-4-carbonsäuremethylester (231) MeO2C O CO2Me O OTBS OTBS 230 O O OTBS OTBS 231 Darstellung: 133 mg (0.31 mmol) der Diole 228 und 229 im Verhältnis 4 : 1 werden in 5 mL Dichlormethan gelöst und mit 1.4 mL (11 mmol) 2,2-Dimethoxypropan und drei Tropfen Trifluoressigsäure versetzt. Nach einer Stunde bei Raumtemperatur wird mit 5 mL halbkonzentrierter NaHCO3 neutralisiert. Die Phasen werden getrennt, und die wässrige Phase wird zweimal mit je 10 mL Ethylacetat extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet und unter vermindertem Druck eingeengt. Nach Trennung durch Flashchromatographie (SiO2, Isohexan / Ethylacetat 17:1 v/v) werden 91 mg (63 %) 230 als farbloser Wachs und 16 mg (10 %) 231 als farbloses Öl erhalten. Analytische Daten 230: DC Rf = 0.36 (Isohexan / Ethylacetat 17:1 v/v) Drehwert [α ]24D = – 25.7 (c = 1.2 in CHCl3) mp 102.0 – 104.0 °C 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.120 (s, 3H, CH3), 0.124 (s, 3H, CH3), 0.15 (s, 3H, CH3), 0.16 (s, 3H, CH3), 0.91 (s, 9H, C(CH3)3), 0.94 (s, 9H, C(CH3)3), 1.40 (s, 3H, CH3), 1.42 (s, 3H, CH3), 3.78 (s, 3H, CH3), 3.96 (dd, J = 8.0, 2.4 Hz, 1H, CH), 4.40 (d"t", J = 8.0, 2.0 Hz, 1H, CH), 4.50 ("t", J = 2.1 Hz, 1H, CH), 5.53 (d"t", J = 10.2, 1.9 Hz, 1H, CH), 5.73 (dd, J = 10.2, 1.6 Hz, 1H, CH). H-NMR Experimenteller Teil – Chemische Experimente 13 C-NMR 185 (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 4.74 (CH3), – 4.66 (CH3), – 3.9 (CH3), – 3.6 (CH3), 18.3 (Cq), 18.5 (Cq), 26.16 (C(CH3)3), 26.19 (C(CH3)3), 26.3 (CH3), 27.8 (CH3), 53.0 (CH3), 69.2 (CH), 74.3 (CH), 79.8 (CH), 82.1 (Cq), 110.9 (Cq), 124.2 (CH), 134.8 (CH), 170.4 (CO). GCMS Rt = 13.47 min; m/z (%): 457 (4) [M–CH3•]+, 415 (16) [M– C(CH3)3•]+, 397 (8) ) [M–(CH2)CO(CH3)•, H2O]+, 357 (100), 314 (37), 225 (34), 193 (19), 147 (44), 73 (41). Massenanalyse m/z (%): 457.3 (2) [M–CH3•]+, 357.2 (100), 314.3 (31), 225.1 (38), 147.1 (53), 73.1 (36). HRMS berechnet für [M–CH3•]+ (C22H41O6Si2): 457.2436; gefunden: 457.2444. C23H44O6Si2 [472.76] Analytische Daten 231: DC Rf = 0.30 (Isohexan / Ethylacetat 17:1 v/v) Drehwert [α ]25D = – 40.8 (c = 1.3 in CHCl3)i 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.14 (s, 6H, 2 × CH3), 0.15 (s, 3H, CH3), 0.17 (s, 3H, CH3), 0.93 (s, 9H, C(CH3)3), 0.95 (s, 9H, C(CH3)3), 1.35 (s, 3H, CH3), 1.37 (s, 3H, CH3), 3.71 (dd, J = 8.2, 2.3 Hz, 1H, CH), 3.80 (s, 3H, CH3), 4.47 (dd, J = 5.2, 2.3 Hz, 1H, CH), 4.55 (d"t", J = 8.2, 1.7 Hz, 1H, CH), 4.95 (dd, J = 5.2, 1.8 Hz, 1H, CH), 6.67 (d, J = 1.6 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 i C-NMR (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 4.7 (CH3), – 4.6 (CH3), – 3.9 (CH3), – 3.5 (CH3), 18.3 (Cq), 18.6 (Cq), 26.17 (C(CH3)3), 26.23 (C(CH3)3), 26.3 (CH3), 27.9 (CH3), 52.4 (CH3), 69.5 (CH), 73.0 (CH), 74.7 (CH), 77.1 (CH), 109.9 (Cq), 129.3 (Cq), 142.7 (CH), 166.4 (CO). GCMS Rt = 13.90 min; m/z (%): 457 (2) [M–CH3•]+, 397 (8) [M– (CH2)CO(CH3)•, H2O]+, 357 (38), 325 (32), 225 (61), 215 (78), 147 (100), 73 (83). Massenanalyse m/z (%): 472.3 (2) [M]•+, 457.3 (4) [M–CH3•]+, 441.3 (2) [M– CH3O•]+, 357.2 (80), 325.2 (21), 225.1 (45), 215.2 (100), 147.1 (79), 73.1 (55). HRMS berechnet für [M]•+ (C23H44O6Si2): 472.2676; gefunden: 472.2665. C23H44O6Si2 [472.76] Der Drehwert wurde von einer Probe ermittelt, die zu 9 % (1H-NMR) Verbindung 230 enthielt. Es wurde eine Additivität der optischen Aktivitäten unterstellt und der auf Verbindung 230 zurückzuführende Anteil am Gesamtdrehwert herausgerechnet. 186 Experimenteller Teil – Chemische Experimente (3aR,6R,7S,7aS)-3a,6,7,7a-Tetrahydro-6,7-dihydroxy-2,2-dimethylbenzo[d][1,3]dioxol-3acarbonsäuremethylester (232) Darstellung: 64 mg (0.14 mmol) Bis-TBS-Ether 230 werden bei 0 °C in MeO2C O 2 mL trockenem THF vorgelegt und tropfenweise mit 680 µL O (0.68 mmol) TBAF (1 OH OH 232 M Lösung in THF) versetzt. Die Reaktion wird nach einer Stunde durch Zugabe von 3 Tropfen gesättigter NH4ClLösung abgebrochen, und die Substanzmischung auf Kieselgel aufgezogen. Nach Reinigung per Flashchromatographie (SiO2, Ethylacetat / Isohexan 5:1 v/v) werden 14 mg (42 %) eines farblosen Feststoffs erhalten. DC Rf = 0.54 (Ethylacetat) Drehwert [α ]24D = + 58.0 (c = 0.4 in CHCl3) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 1.40 (s, 3H, CH3), 1.44 (s, 3H, CH3), 3.58 (bd, J = 5.3 Hz, 1H, OH), 3.69 (bd, J = 7.5 Hz, 1H, OH), 3.80 (s, 3H, CH3), 3.88 (m, 1H, CH), 4.40 (m, 1H, CH), 4.59 (dd, J = 2.4, 1.6 Hz, 1H, CH), 5.61 (ddd, J = 10.2, 2.3, 1.6 Hz, 1H, CH), 5.88 (dd, J = 10.2, 1.7 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 26.3 (CH3), 27.6 (CH3), 53.3 (CH3), 68.5 (CH), 73.6 (CH), 78.6 (CH), 82.4 (Cq), 111.5 (Cq), 125.4 (CH), 132.5 (CH), 170.7 (CO). Massenanalyse m/z (%): 229.1 (100) [M–CH3•]+, 185.2 (63) , 157.1 (63), 139.1 (67), 137.1 (74), 109.1 (98), 59.2 (51). HRMS berechnet für 229.0711. C11H16O6 [244.24] [M–CH3•]+ (C10H13O6): 229.0707; gefunden: (3aR,6R,7S,7aS)-6,7-Dihydroxy-2,2-dimethyl-3a,6,7,7a-tetrahydrobenzo[d][1,3]dioxol-4carbonsäuremethylester (233) CO2Me Darstellung: 27 mg (0.06 mmol) Bis-TBS-Ether 231 werden bei 0 °C in 1 mL trockenem THF vorgelegt und tropfenweise mit 130 µL O O OH OH 233 (0.13 mmol) TBAF (1 M Lösung in THF) versetzt. Die Reaktion wird nach drei Stunden durch Zugabe von 5 mL gesättigter NH4Cl-Lösung und 5 mL Ethylacetat abgebrochen. Die Phasen werden getrennt und die organische Phase dreimal mit je 4 mL Ethylacetat extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Natriumsulfat getrocknet, aufkonzentriert und per Flashchromatographie (SiO2, Ethylacetat) gereinigt. Erhalten werden 6.8 mg (49 %) eines farblosen Feststoffs. Experimenteller Teil – Chemische Experimente 187 DC Rf = 0.24 (Ethylacetat) Drehwert [α ]24D = – 22.6 (c = 0.7 in CHCl3) mp 147.0 – 150.0 °C 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 1.36 (s, 3H, CH3), 1.41 (s, 3H, CH3), 2.87 (bs, 2H, 2 × OH), 3.61 (dd, J = 8.7, 2.8 Hz, 1H, CH), 3.81 (s, 3H, CH3), 4.53 (dm, J = 8.7 Hz, 1H, CH), 4.62 (dd, J = 5.9, 3.0 Hz, 1H, CH), 5.11 (dd, J = 5.9, 1.6 Hz, 1H, CH), 6.93 (d, J = 1.7 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR IR (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 25.9 (CH3), 27.4 (CH3), 52.5 (CH3), 68.7 (CH), 72.8 (CH), 74.4 (CH), 75.1 (CH), 110.3 (Cq), 129.7 (Cq), 141.7 (CH), 166.1 (CO). ν~ (cm-1): 3424.3 (bm), 2988.4 (w), 2934.9 (w), 1720.0 (s), 1655.5 (w), 1437.8 (m), 1372.6 (m), 1250.0 (bs), 1163.2 (m), 1100.2 (s), 1069.6 (s), 1039.4 (s), 1020.3 (s), 888.2 (m), 857.2 (m), 751.5 (bm), 721.7 (w). C11H16O6 [244.24] 188 Experimenteller Teil – Chemische Experimente Synthese von ent-Streptol (ent-58), ent-Valienon (ent-8) und Studien zur Synthese von ent-Valienamin (ent-64) 5.2.6 (3R,4R,5R,6S)-3,4,5,6-Tetrahydroxycyclohex-1-encarbonsäuremethylester (225) CO2Me OH HO OH Darstellung: a) 400 mg (2.35 mmol) 2,3-trans-CHD-Methylester 196 und 636 mg (4.7 mmol) 4-Methylmorpholin-4-oxid werden in 50 mL isoButanol / Aceton / Wasser (10:9:1 v/v/v) gelöst und mit einer Spatelspitze OH Osmiumtetroxid versetzt. Die sich rasch schwarz färbende Lösung wird 225 nach einer Woche bei Raumtemperatur mit einem Spatel Natriumsulfit versetzt und bis zur Trockene eingeengt. Das Rohprodukt wird chromatographisch (SiO2, Ethylacetat / Methanol 4:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 134 mg (28 %, de = 67 %) 225 als hygroskopischer Feststoff. b) 100 mg Bis-TBS-Ether 227 (0.23 mmol) werden bei 0 °C in 5 mL Acetonitril vorgelegt und mit einigen Tropfen 40%iger Fluorwasserstofflösung versetzt. Nach 2 Stunden wird mit gesättigter Natriumhydrogencarbonat-Lösung neutralisiert und unter vermindertem Druck bis zur Trockene eingeengt. Das erhaltene Rohprodukt wurde ohne weitere Auftreinigung mittels 1 H-NMR untersucht. DC Rf = 0.61 (Ethylacetat / Methanol 4:1 v/v) 1 (300 MHz, MeOH-d4, 23 °C) δ [ppm] = 3.76 (dd, J = 7.5, 4.1 Hz, 1H, CH), 3.81 (s, 3H, CH3), 4.00 (dd, J = 7.5, 4.9 Hz, 1H, CH), 4.32 (d, J = 4.9 Hz, 1H, CH), 4.40 ("t", J = 4.0 Hz, 1H, CH), 6.78 (d, J = 4.0 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (75 MHz, MeOH-d4, 23 °C) δ [ppm] = 52.4 (CH3), 67.1 (CH), 70.3 (CH), 71.4 (CH), 72.8 (CH), 134.0 (Cq), 139.0 (CH), 168.3 (CO). C11H16O6 [244.24] (3R,4R,5S,6S)-5,6-Bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-3,4-dihydroxycyclohex-1-encarbonsäuremethylester (227) CO2Me OTBS HO OTBS Darstellung: 1.54 g (3.9 mmol) Dien 160 und 785 mg (5.8 mmol) 4- Methylmorpholin-4-oxid (NMO) werden in 10 mL Aceton und 9 mL tert-Butanol vorgelegt und mit einer Lösung von 4 mg (11 µmol) OH Kaliumosmat(VI) in 2 mL Wasser versetzt, wonach sich die Lösung 227 schnell gelbbraun färbt. Nach 48 h bei Raumtemperatur werden 760 mg (5.8 mmol) NMO nachdosiert. Nach weiteren 48 h bei Raumtemperatur wird auf Kieselgel Experimenteller Teil – Chemische Experimente 189 aufgezogen und per Flashchromatographie (SiO2, Isohexan / Ethylacetat 10:1 v/v) gereinigt. Isoliert werden 640 mg (80 %) eines farblosen Öls. DC Rf = 0.23 (Isohexan / Ethylacetat 10:1 v/v) Drehwert [α ]24D = – 14.0 (c = 0.9 in CHCl3) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.09 (s, 3H, CH3), 0.10, (s, 3H, CH3), 0.11 (s, 3H, CH3), 0.24 (s, 3H, CH3), 0.84 (s, 9H, C(CH3)3), 0.87 (s, 9H, C(CH3)3), 2.92 (d, J = 11.2 Hz, 1H, OH), 3.78 (s, 3H, CH3), 3.93 (m, 1H, CH), 4.04 (d, J = 9.5 Hz, 1H, OH), 4.21 (dd, J = 4.2, 2.9 Hz, 1H, CH), 4.37 (m, 1H, CH), 4.46 (m, 1H, CH), 6.89 (dd, J = 2.2, 1.6 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 4.81 (CH3), – 4.76 (2 × CH3), – 4.69 (CH3), 18.0 (Cq), 18.2 (Cq), 25.77 (C(CH3)3), 25.81 (C(CH3)3), 52.1 (CH3), 66.8 (CH), 68.1 (CH), 70.1 (CH), 70.9 (CH), 129.3 (Cq), 141.6 (CH), 168.5 (CO). Rt = 13.75 min; m/z (%): 432 (1) [M]•+, 417 (1) [M–CH3•]+, 400 (1) [M–CH3OH]•+, 399 (1) [M–H2O, CH3•]+, 375 (76) [M–tBu•]+, 357 (100) [M–H2O, tBu•]+, 301 (6) [M–OTBS•]+, 283 (6) [M–H2O, OTBS•]+, 271 (25) [M–CO, H2O, OTBS•]+, 243 (16), 73 (40). ν~ (cm-1): 3456.3 (bw), 2953.0 (m), 2930.2 (m), 2896.6 (w), 2858.4 GCMS IR (KBr) (m), 1720.1 (s), 1251.8 (s), 1049.8 (ss), 833.1 (ss), 777.8 (ss). Massenanalyse m/z (%): 432.2 (0.4) [M]•+, 417.2 (2) [M–CH3•]+, 399 (1.7) [M– H2O,CH3•]+, 375.1 (76) [M–tBu•]+, 357.1 (100) [M–H2O,tBu•]+, 271.1 (22), 243.0 (18), 225.0 (14), 215.0 (11), 197.0 (11), 183.0 (9), 147.0 (14), 75.0 (20), 73.0 (35). C20H40O6Si2 [432.70] (2S,3S,4S)-3,4-Bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-2-hydroxycyclohex-5-enon-5-carbonsäuremethylester (253) CO2Me OTBS O OTBS Darstellung: a) 870 mg (2.0 mmol) Diol 227 werden unter Argon in 20 mL absolutiertem THF vorgelegt, mit 1.35 g (5.9 mmol) 2,3-Dichlor5,6-dicyanobenzochinon versetzt und über 12 Stunden refluxiert. Das OH Rohprodukt wird auf Kieselgel aufgezogen und chromatographisch 253 (SiO2, Isohexan / Ethylacetat 17:1 → 5:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 699 mg (68.5 %) eines gelben Öls. b) 145 mg (0.34 mmol) 227 werden in 8 mL Dichlormethan gelöst und mit 1.07 g (12 mmol) aktiviertem Braunstein (Fluka) versetzt. Nach 16 Stunden bei Raumtemperatur wird die Suspension filtriert, die Salze mit 10 mL Dichlormethan gewaschen, und die vereinigten organischen Phasen unter vermindertem Druck eingeengt. Das erhaltene gelbe Öl wird 190 Experimenteller Teil – Chemische Experimente chromatographisch (SiO2, Ethylacetat / Isohexan 1:12 v/v) gereinigt. Erhalten werden 51 mg (35 %) eines gelben Öls. DC Rf = 0.55 (Isohexan / Ethylacetat 10:1 v/v) Drehwert [α ]24D = – 6.7 (c = 1.0, CHCl3) 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.09 (s, 6H, 2 × CH3), 0.14, (s, 3H, CH3), 0.26 (s, 3H, CH3), 0.81 (s, 9H, C(CH3)3), 0.88 (s, 9H, C(CH3)3), 3.86 (dd"t", J = 9.9, 3.8, 1.2 Hz, 1H, CH), 3.87 (s, 3H, CH3), 4.21 (d, J = 9.9 Hz, 1H, OH), 4.26 ("t", J = 3.5 Hz, 1H, CH), 4.71 (dd, J = 3.2, 1.3 Hz, 1H, CH), 6.80 (d, J = 1.2 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 4.8 (2 × CH3), – 4.74 (CH3), – 4.72 (CH3), 18.0 (Cq), 18.1 (Cq), 25.7 (C(CH3)3), 25.8 (C(CH3)3), 52.9 (CH3), 68.1 (CH), 71.1 (CH), 74.4 (CH), 132.0 (Cq), 143.1 (CH), 166.3 (CO), 197.2 (CO). GCMS Rt = 13.15 min; m/z (%): 415 (4) [M–CH3•]+, 399 (2), 373 (100) [M– tBu•]+, 355 (20) [M–H2O, tBu•]+, 341 (100) [M–CH3OH, tBu•]+, 323 (25) [M–H2O, CH3OH, tBu•]+, 313 (17), 285 (13), 269 (38), 256 (50), 241 (100), 213 (100), 199 (65), 197 (44), 181 (33), 147 (49), 89 (36), 75 (96), 73 (100). C20H38O6Si2 [430.68] (1R,2R,5S,6S)-5,6-Bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-4-hydroxymethyl-cyclohex-3-en-1,2-diol (251) OH OTBS HO OTBS OH 251 Darstellung: 200 mg (0.46 mmol) Diol 227 werden unter Stickstoff- atmosphäre bei – 78 °C in 5 mL Dichlormethan vorgelegt und tropfenweise mit 2 mL (2 mmol) einer 1 M Lösung von DIBAL-H in Dichlormethan versetzt. Die blassgelbe Lösung wird nach 3 Stunden mit je 2 mL Methanol und 2 M Salzsäure versetzt. Nach Zugabe von 5 mL Wasser werden nach 30 Minuten die klaren Phasen getrennt und die wässrige Phase zweimal mit je 5 mL Diethylether extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet, unter vermindertem Druck bis zur Trockene eingeengt und durch Umkristallisieren in Isohexan / Ethylacetat (20:1 v/v) gereinigt. Das Produkt wird in Form farbloser Nadeln in einer Ausbeute von 173 mg (92 %) erhalten. DC Rf = 0.38 (Isohexan / Ethylacetat 4:1 v/v) Drehwert [α ]24D = + 13.5 (c = 1.1 in CHCl3) Experimenteller Teil – Chemische Experimente 191 mp 110.5 – 112.0 °C 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.08 (s, 6H, 2 × CH3), 0.14 (s, 3H, CH3), 0.18 (s, 3H, CH3), 0.83 (s, 9H, C(CH3)3), 0.88 (s, 9H, C(CH3)3), 1.82 (bs, 1H, OH), 2.85 (bd, J = 11.1 Hz, 1H, OH), 3.73 (d, J = 9.9 Hz, 1H, OH), 3.87 (d"t""t", J = 9.9, 4.3, 1.3 Hz, 1H, CH), 4.03 (m, 1H, CH), 4.09 (bs, 2H, CH2), 4.13 (dd, J = 4.3, 2.6 Hz, 1H, CH), 4.27 (bd, J = 8.4 Hz, 1H, CH), 5.70 (d"t", J = 3.4, 1.3 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR IR (KBr) (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 5.0 (CH3), – 4.7 (CH3), – 4.6 (CH3), – 4.4 (CH3), 18.0 (2 × Cq), 25.7 (C(CH3)3), 26.8 (C(CH3)3), 64.1 (CH2), 66.4 (CH), 68.9 (CH), 70.7 (CH), 71.1 (CH), 127.1 (CH), 136.3 (Cq). ν~ (cm-1): 3440.8 (bw), 2953.5 (m), 2929.6 (m), 2886.8 (w), 2858.3 (m), 1253.1 (m), 1105.3 (bm), 1038.2 (bs), 830.7 (ss), 775.3 (ss). Massenanalyse m/z (%): 375 (1), 357 (1), 329 (40), 255 (14), 243 (36), 197 (76), 169 (36), 155 (20), 75 (58), 73 (100). Elementaranalyse berechnet C: 56.39 % H: 9.96 %, gefunden C: 56.10 % H: 9.84 %. C19H40O5Si2 [404.69] (1R,2R,3R,4S)-5-hydroxymethyl-cyclohex-5-en-1,2,3,4-tetraol (ent-Streptol, ent-58) OH OH HO OH OH ent-Streptol, ent-58 Darstellung: 52 mg (0.13 mmol) Bis-TBS-Ether 251 werden bei 0 °C in 3 mL Acetonitril vorgelegt und mit 1.2 mL (1.2 mmol) TBAF (1M in THF) versetzt. Nach 2.5 Stunden (DC-Kontrolle) wird mit gesättigter NaHCO3-Lösung neutralisiert, und flüchtige Bestandteile werden unter vermindertem Druck entfernt. Das Rohprodukt wird per Flashchromatographie (SiO2, Ethylacetat / Methanol 3:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 14 mg (62 %) eines farblosen Öls. DC Rf = 0.16 (Ethylacetat / Methanol 4:1 v/v) Drehwert [α ]24D = – 92.5 (c = 0.2 in H2O) 1 (400 MHz, D2O, 23 °C) δ [ppm] = 3.59 (dd, J = 10.7, 4.2 Hz, 1H, CH), 3.71 (dd, J = 10.7 , 7.8 Hz, 1H, CH), 4.09 (dd, J = 7.8, 0.9 Hz, 1H, CH), 4.15 (bd, J = 14.2 Hz, 1H, CHH), 4.25 dm, J = 14.2 Hz, 1H, CHH), 4.29 ("t", J = 4.8 Hz, 1H, CH), 5.86 (dm, J = 5.5 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (100 MHz, D2O, 23 °C) δ [ppm] = 61.6 (CH2), 66.4 (CH), 71.0 (CH), 72.5 (CH), 72.8 (CH), 122.4 (CH), 142.4 (Cq). Mol. CD λ (∆ε) [nm]: 207 (+ 0.49); (c = 9.1 × 10-4 M, H2O, 23 °C). C7H12O5 [176.17] 192 Experimenteller Teil – Chemische Experimente (3S,4S,5S,6S)-4-Acetoxy-3-brom-5,6-bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-cyclohex-1-encarbonsäuremethylester (247) CO2Me OTBS Br OTBS Darstellung: 3.14 g (7.3 mmol) Diol 227 werden in 20 mL trockenem Dichlormethan bei 0 °C vorgelegt, mit 9.1 mL (72 mmol) Trimethylorthoacetat und 12 µL (0.15 mmol) Trifluoressigsäure versetzt und OAc über 16 Stunden unter Erwärmen auf Raumtemperatur gerührt. Nach 247 Zugabe von 5 mL Toluen werden unter vermindertem Druck alle flüchtigen Bestandteile entfernt. Das verbleibende Öl wird in 20 mL Dichlormethan aufgenommen, mit 1.65 mL (22 mmol) Acetylbromid und 20 mg (0.22 mmol) 4-Toluensulfonsäuremonohydrat versetzt und für eine Stunde zum Rückfluss erhitzt. Nach dem Abkühlen wird mit 10 mL gesättigter NaHCO3-Lösung gewaschen. Die wässrige Phase wird zweimal mit je 10 mL Ethylacetat extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet, unter vermindertem Druck aufkonzentriert und per Flashchromatographie (SiO2, Cyclohexan / Ethylacetat 16:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 2.26 g (58 %) eines farblosen Feststoffs. DC Rf = 0.30 (Cyclohexan / Ethylacetat 16:1 v/v) Drehwert [α ]23D = + 106.6 (c = 1.1 in CHCl3) mp 85.0 – 86.3 °C 1 (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.09 (s, 3H, CH3), 0.137 (s, 3H, CH3), 0.143 (s, 3H, CH3), 0.18 (s, 3H, CH3), 0.84 (s, 9H, C(CH3)3), 0.90 (s, 9H, C(CH3)3), 2.05 (s, 3H, CH3), 3.80 (s, 3H, CH3), 4.15 ("t", J = 2.6 Hz, 1H, CH), 4.55 (dd, J = 2.1, 0.9 Hz, 1H, CH), 4.64 (dd, J = 4.2, 1.3 Hz, 1H, CH), 5.31 (m, 1H, CH), 7.04 (dd, J = 4.2, 0.9 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR IR (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 5.07 (CH3), – 5.05 (CH3), – 4.62 (CH3), – 4.59 (CH3), 18.0 (2 × Cq), 21.0 (CH3), 25.65 (C(CH3)3), 25.74 (C(CH3)3), 39.6 (CH), 51.9 (CH3), 66.0 (CH), 70.4 (CH), 73.9 (CH), 131.4 (Cq), 136.2 (CH), 166.3 (CO), 169.7 (CO). ν~ (cm-1): 2953.0 (m), 2929.7 (m), 2895.8 (w), 2857.6 (m), 1748.7 (m), 1723.9 (s), 1254.4 (ss), 1230.7 (s), 1093.4 (s), 1069.4 (m), 834.6 (ss), 776.6 (s). Massenanalyse m/z (%): 523.2 (1) [M–CH3•]+, 521.2 (1) [M–CH3•]+, 481.1 (50) [M– tBu•]+, 479.1 (46) [M–tBu•]+, 457.3 (6) [M–Br•]+, 421.1 (100) [M– AcOH, tBu•]+, 419.1 (90) [M–AcOH, tBu•]+, 397.2 (18) [M–AcOH, Br•]+, 283.1 (17), 251.1 (17), 149.0 (13), 117.1 (92), 89.0 (11), 75.0 (22), 73.1 (45). HRMS berechnet für [M–tBu•]+ (C18H3279BrO6Si2): 479.0921; gefunden: 479.0917. C22H41BrO6Si2 [537.63] Experimenteller Teil – Chemische Experimente 193 (3S,4S,5S,6S)-3-Brom-5,6-bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-4-hydroxy-cyclohex-1-encarbonsäuremethylester (245) CO2Me OTBS Br OTBS Darstellung: 890 mg (4.0 mmol) Kupfer(II)bromid und 692 mg (8.0 mmol) Lithiumbromid werden in 15 mL trockenem THF bei 0 °C unter Stickstoffatmosphäre gelöst. Nach dem Erwärmen der Lösung auf OH Raumtemperatur werden 1.10 g (2.7 mmol) Epoxid 161 gelöst in 245 10 mL trockenem THF zugetropft. Nach 4 Tagen wird die Reaktion durch Zugabe von 20 mL Phosphatpuffer (pH 7.0) abgebrochen und dreimal mit je 15 mL Diethylether extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Natriumsulfat getrocknet, unter reduziertem Druck eingeengt und per Flashchromatographie (SiO2, Gradient Cyclohexan / Ethylacetat 16:1 → 4:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 283 mg (22 %) eines farblosen Öls. 287 mg (26 %) des Eduktes 161 werden zurück erhalten. DC Rf = 0.15 (Cyclohexan / Ethylacetat 12:1 v/v) Drehwert [α ]22D = + 114.3 (c = 0.9 in CHCl3) 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.11 (s, 3H, CH3), 0.14 (s, 3H, CH3), 0.15 (s, 3H, CH3), 0.25 (s, 3H, CH3), 0.87 (s, 9H, C(CH3)3), 0.90 (s, 9H, C(CH3)3), 3.82 (s, 3H, CH3), 4.25 ("t", J = 3.0 Hz, 1H, CH), 4.32 (dm, J = 10.1 Hz, 1H, CH), 4.41 (d, J = 10.1 Hz, 1H, OH), 4.65 (dd, J = 2.7, 1.3 Hz, 1H, CH), 4.73 (dd, J = 4.3, 0.6 Hz, 1H, CH), 7.13 (dd, J = 4.3, 1.3 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR IR (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 5.13 (CH3), – 5.12 (CH3), – 4.97 (CH3), – 4.7 (CH3), 17.8 (Cq), 18.1 (Cq), 25.5 (C(CH3)3), 25.7 (C(CH3)3), 42.4 (CHBr), 52.0 (CH3), 66.8 (CH), 69.6 (CH), 73.0 (CH), 129.4 (Cq), 137.5 (CH), 166.2 (CO). ν~ (cm-1): 3470.2 (bw), 2952.7 (m), 2930.3 (m), 2887.6 (w), 2858.4 (m), 1720.8 (s), 1472.0 (w), 1437.3 (w), 1389.3 (w), 1362.5 (w), 1252.0 (s), 1122.5 (m), 1058.9 (s), 886.7 (m), 834.6 (s), 777.1 (s). GCMS Rt = 13.84 min; m/z (%): 439 (15), 437 (13), 357 (7), 341 (52), 277 (12), 235 (15), 209 (29), 147 (21), 89 (28), 73 (100). Massenanalyse m/z (%): 481.1 (2) [M–CH3•]+, 479.1 (2) [M–CH3•]+, 439.1 (100) [M–tBu•]+, 437.1 (96) [M–tBu•]+, 357.1 (20) [M–HBr, tBu•]+, 307.0 (34), 305.0 (32), 279.0 (25), 277.0 (24), 147.0 (15), 75.0 (20), 73.0 (46). HRMS berechnet für [M–tBu•]+ (C16H2679BrO5Si2): 437.0815; gefunden: 437.0807. C20H35BrO5Si2 [495.60] 194 Experimenteller Teil – Chemische Experimente (3R,4R,5R,6S)-4-Hydroxy-3-azido-5,6-bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-cyclohex-1-encarbonsäuremethylester (271) und (1R,4S,5S,6R)-4,5-Bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-7oxabicyclo[4.1.0]hept-2-en-3-carbonsäuremethylester CO2Me OTBS CO2Me OTBS OTBS OTBS N3 OH 271 Darstellung: 188 mg (0.38 mmol) Bromid 245 werden in 5 mL DMF vorgelegt und mit 186 mg (3.8 mmol) Lithiumazid versetzt. Die gelbe Lösung O 161 wird nach einer Stunde bei Raumtemperatur mit 10 mL Ammoniumchloridlösung verdünnt und zwei- mal mit je 10 mL Diethylether extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet, filtriert und unter vermindertem Druck von flüchtigen Bestandteilen befreit. Das Rohprodukt wird per Flashchromatographie (SiO2, Ethylacetat / Cyclohexan 22:1 → 12:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 87 mg (50 %) 271 als farbloses Öl neben 22 mg (14 %) Epoxid 161. Analytische Daten 271: DC Rf = 0.47 (Cyclohexan / Ethylacetat 12:1 v/v) Drehwert [α ]23D = – 14.3 (c = 1.1 in CHCl3) 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.09 (s, 6H, 2 × CH3), 0.10 (s, 3H, CH3), 0.11 (s, 3H, CH3), 0.83 (s, 9H, C(CH3)3), 0.86 (s, 9H, C(CH3)3), 3.80 (s, 3H, CH3), 3.96 (m, 1H, CH), 4.08 (m, 1H, CH), 4.16 (dd, J = 4.1, 2.8 Hz, 1H, CH), 4.46 (m, 1H, CH), 6.91 ("t", J = 1.8 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR IR (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 4.9 (CH3), – 4.8 (CH3), – 4.7 (CH3), – 4.6 (CH3), 18.0 (Cq), 18.2 (Cq), 25.7 (C(CH3)3), 25.8 (C(CH3)3), 52.2 (CH3), 58.3 (CH), 68.0 (CH), 70.8 (CH), 71.4 (CH), 132.1 (Cq), 136.5 (CH), 165.9 (CO). ν~ (cm-1): 2953.4 (m), 2929.5 (m), 2858.3 (m), 2100.3 (m), 1724.4 (m), 1471.8 (w), 1463.8 (w), 1437.5 (w), 1388.5 (w), 1361.9 (w), 1336.0 (w), 1302.1 (w), 1252.1 (ss), 1109.0 (s), 1058.1 (ss), 1005.8(w), 973.9 (w), 910.9 (m), 872.9 (s), 833.5 (ss), 809.1 (s), 779.7 (ss). Massenanalyse m/z (%): 442.2 (3) [M–CH3•]+, 421.1 (12), 219.1 (11), 401.2 (28), 400.2 (100) [M–tBu•]+, 373.2 (13), 357.2 (17), 341.1 (13), 268.1 (10), 240.1 (22), 212.1 (19), 198.1 (27), 147.0 (29), 89.0 (21), 75.0 (41), 73.0 (92). C20H39N3O5Si2 [457.71] Experimenteller Teil – Chemische Experimente 195 Analytische Daten 161:12,127 DC Rf = 0.46 (Cyclohexan / Ethylacetat 8:1 v/v) 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.01 (s, 3H, CH3), 0.12 (s, 3H, CH3), 0.13 (s, 3H, CH3), 0.17 (s, 3H, CH3), 0.87 (s, 18H, 2 × C(CH3)3), 3.43 ("t", J = 4.0 Hz, 1H, CH), 3.54 (d"t", J = 3.7, 2.4 Hz, 1H, CH), 3.78 (s, 3H, CH3), 4.27 ("t", J = 2.2 Hz, 1H, CH), 4.58 ("t", J = 2.1 Hz, 1H, CH), 7.29 (d, J = 4.2 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR C20H38O5Si2 (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 4.7 (CH3), – 4.5 (CH3), – 4.4 (CH3), – 4.1 (CH3), 18.1 (Cq), 18.2 (Cq), 25.89 (C(CH3)3), 25.93 (C(CH3)3), 45.4 (CH), 52.1 (CH3), 58.3 (CH), 68.4 (CH), 69.6 (CH), 134.2 (Cq), 137.7 (CH), 166.7 (CO). [414.68] (3S,4R,5R,6S)-3-Acetoxy-4-brom-5,6-bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-cyclohex-1-encarbonsäuremethylester (238) CO2Me OTBS AcO OTBS Br 238 Darstellung: 320 mg (0.8 mmol) Dien 160 werden in 10 mL Dichlor- methan und 730 µL (46 mmol) Eisessig bei 0 °C vorgelegt. Nach Zugabe von 280 mg (2 mmol) N-Bromacetamid wird über 8 Stunden auf Raumtemperatur erwärmt. Nach 16 Stunden werden 20 mL Toluen zugegeben und flüchtige Bestandteile unter vermindertem Druck entfernt. Das Rohprodukt wird per Flashchromatographie (SiO2, Cyclohexan / Ethylacetat 16:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 254 mg (59 %) eines blassgelben Öls. DC Rf = 0.33 (Cyclohexan / Ethylacetat 16:1 v/v) Drehwert [α ]22D = + 58.3 (c = 1.0 in CHCl3) 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.06 (s, 3H, CH3), 0.12 (s, 3H, CH3), 0.13 (s, 3H, CH3), 0.16 (s, 3H, CH3), 0.86 (s, 9H, C(CH3)3), 0.89 (s, 9H, C(CH3)3), 2.13 (s, 3H, CH3), 3.78 (s, 3H, CH3), 3.84 (ddd, J = 5.4, 2.1, 0.7 Hz, 1H, CH), 4.40 (dd, J = 2.7, 2.1 Hz, 1H, CH), 4.63 (dm, J = 2.7 Hz, 1H, CH), 5.89 (dd, J = 5.4, 3.1 Hz, 1H, CH), 6.88 (d, J = 3.1 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR IR (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 5.05 (CH3), – 5.01 (CH3), – 4.9 (CH3), – 4.8 (CH3), 17.8 (Cq), 17.9 (Cq), 20.8 (CH3), 25.5 (C(CH3)3), 25.6 (C(CH3)3), 49.3 (CHBr), 51.8 (CH3), 68.0 (CH), 72.0 (CH), 76.4 (CH), 134.4 (Cq), 137.7 (CH), 165.4 (CO), 169.7 (CO). ν~ (cm-1): 2953.5 (m), 2930.2 (m), 2888.3 (w), 2858.1 (m), 1751.8 (m), 1723.8 (s), 1472.6 (w), 1446.8 (w), 1437.4 (w), 1371.3 (w), 1253.4 (s), 1220.0 (s), 1092.7 (bs), 888.0 (m), 835.1 (ss), 777.7 (s). 196 Experimenteller Teil – Chemische Experimente GCMS Rt = 14.11 min; m/z (%): 523 (1) [M–CH3•]+, 521 (1) [M–CH3•]+, 481 (100) [M–tBu•]+, 479 (92) [M–tBu•]+, 421 (28) [M–tBu•, AcOH]+, 419 (25) [M–tBu•, AcOH]+, 399 (100) [M–HBr, tBu•]+, 383 (21), 341 (18) [M–HBr, AcOH, tBu•]+, 283 (21), 251 (20), 73 (32). Massenanalyse m/z (%): 523 (1) [M–CH3•]+, 521 (1) [M–CH3•]+, 481 (64) [M– tBu•]+, 479 (60) [M–tBu•]+, 399 (100) [M–HBr, tBu•]+, 341 (25) [M–HBr, AcOH, tBu•]+, 283 (31), 251 (34), 225 (15), 193 (11), 147 (8), 117 (13), 89 (14), 73.0 (49). HRMS berechnet für [M–tBu•]+ (C18H3279BrO6Si2): 479.0921; gefunden: 479.0935. C22H41BrO6Si2 [537.63] (3S,4R,5R,6S)-3-Acetamino-4-brom-5,6-bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-cyclohex-1-encarbonsäuremethylester (244) CO2Me OTBS AcHN OTBS Br 244 Darstellung: 10.0 mg (0.025 mmol) Dien 160 und 7.6 mg (0.055 mmol) N-Bromacetamid werden bei 0 °C in 3 mL Acetonitril vorgelegt, 15 Minuten gerührt und dann mit 6.2 mg (28 mmol) Kupfer(II)bromid versetzt. Die orange-braune Lösung wird unter Erwärmen auf Raumtemperatur 48 Stunden lang gerührt. Zum Quenchen wird mit 5 mL Ethylacetat verdünnt und 7 mL Wasser und 25 mg Natriumhydrogensulfit werden zugesetzt. Nach 5 Minuten wird die Lösung dreimal mit je 10 mL Ethylacetat extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Natriumsulfat getrocknet, filtriert und flüchtige Bestandteile werden unter vermindertem Druck entfernt. Erhalten werden 13 mg eines grünen Öls, das per Flashchromatographie (SiO2, Cyclohexan / Ethylacetat 3:1 v/v) gereinigt wird. Als Produkt werden 6.6 mg (49 %) eines bräunlichen Feststoffs isoliert. DC Rf = 0.32 (Cyclohexan / Ethylacetat 3:1 v/v) Drehwert [α ]22D = + 92.2 (c = 0.9 in CHCl3) mp 106.0 – 108.0 °C 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.09 (s, 3H, CH3), 0.17 (s, 3H, CH3), 0.18 (s, 3H, CH3), 0.20 (s, 3H, CH3), 0.87 (s, 9H, C(CH3)3), 0.91 (s, 9H, C(CH3)3), 1.93 (s, 3H, CH3), 3.79 (s, 3H, CH3), 4.02 (m, 1H, CH), 4.33 (dd, J = 2.9, 1.9 Hz, 1H, CH), 4.47 (m, 1H, CH), 5.18 (ddd, J = 9.5, 5.0, 1.2 Hz, 1H, CH), 6.02 (d, J = 9.5 Hz, 1H, NH), 6.85 (dd, J = 5.0, 1.0 Hz, 1H, CH). H-NMR Experimenteller Teil – Chemische Experimente 13 C-NMR 197 (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 4.7 (CH3), – 4.6 (CH3), – 4.4 (CH3), – 4.3 (CH3), 18.2 (Cq), 18.3 (Cq), 23.3 (CH3), 25.9 (C(CH3)3), 26.0 (C(CH3)3), 43.5 (CHBr), 48.7 (CHN), 52.1 (CH3), 67.2 (CH), 74.2 (CH), 131.5 (Cq), 134.4 (CH), 166.9 (CO), 168.4 (CO). GCMS Rt = 14.43 min (breit); m/z (%): 455 (2) [M–HBr]•+, 398 (93) [M– HBr, tBu•]+, 357 (13), 292 (29), 266 (100), 209 (25), 207 (55), 75 (83). IR 3283.2 (bw), 2952.3 (m), 2929.3 (m), 2896.2 (w), 2857.4 (m), 1721.5 (m), 1655.7 (bm), 1537.1 (w), 1472.0 (w), 1463.4 (w), 1436.5 (w), 1363.3 (w), 1250.4 (s), 1088.0 (bs), 889.5 (m), 832.6 (ss), 776.0 (ss), 666.0 (w). C22H42BrO5NSi2 [536.65] (3S,4S,5R,6S)-3-Acetoxy-4-brom-5,6-dihydroxycyclohex-1-encarbonsäuremethylester (239) CO2Me OH AcO OH Br 239 Darstellung: 189 mg (0.35 mmol) Bis-TBS-Ether 238 werden in 5 mL Acetonitril vorgelegt, mit 1 mL wässriger Fluorwasserstoffsäure (50 %ig) versetzt und 4 Stunden bei Raumtemperatur heftig gerührt. Die Reaktionsmischung wird auf Kieselgel aufgezogen und per Flashchromatographie (SiO2, Ethylacetat / Cyclohexan 2:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 80 mg (73 %) eines farblosen Feststoffs. Einkristalle zur Röntgenstrukturuntersuchung wurden durch Umkristallisation aus Cyclohexan / Diethylether erhalten. DC Rf = 0.33 (Ethylacetat / Cyclohexan 2:1 v/v) Drehwert [α ]23D = + 32.3 (c = 1.1 in CHCl3) mp 124.8 – 126.9 °C 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 2.14 (s, 3H, CH3), 3.77 (bs, 1H, OH), 3.79 (s, 3H, CH3), 3.94 (dd, J = 11.6, 7.3 Hz, 1H, CH), 4.04 (dd, J = 11.6, 9.3 Hz, 1H, CH), 4.18 (bs, 1H, OH), 4.55 (ddd, J = 7.4, 2.7, 1.6 Hz, 1H, CH), 5.75 (d"t", J = 9.3, 2.5 Hz, 1H, CH), 6.59 ("t", J = 1.9 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR IR (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 20.6 (CH3), 52.4 (CH3), 53.5 (CH), 70.9 (CH), 73.1 (CH), 74.7 (CH), 132.5 (Cq), 136.2 (CH), 165.8 (CO), 169.8 (CO). ν~ (cm-1): 3455.4 (bm), 2954.3 (w), 1750.4 (s), 1718.0 (s), 1437.9 (m), 1373.3 (m), 1263.8 (s), 1223.7 (ss), 1090.8 (m), 1051.9 (s), 1023.0 (s), 971.1 (m), 888.0 (m), 87.6 (w), 800.2 (m). C10H13BrO6 [309.11] 198 Experimenteller Teil – Chemische Experimente (1R,2R,5S,6S)-5,6-Bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-4-(tert-butyldimethylsilanyloxymethyl)cyclohex-3-en-1,2-diol (248) OTBS OTBS HO OTBS OH 248 Darstellung: 477 mg (1.18 mmol) Triol 251, 250 µL (1.78 mmol) Triethylamin und 5 mg 4-(Dimetylamino)pyridin (DMAP) werden in 5 mL Dichlormethan gelöst und bei 0 °C tropfenweise mit einer Lösung von 258 mg (1.71 mmol) tert-Butyldimethylchlorsilan in 5 mL Dichlormethan versetzt. Der Ansatz wird über 16 Stunden auf Raumtemperatur erwärmt. Die Reaktionslösung wird mit 0.1 M HCl ge- waschen, und die wässrige Phase wird einmal mit 5 mL Dichlormethan extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet, unter vermindertem Druck aufkonzentriert und per Flashchromatographie (SiO2, Isohexan / Ethylacetat 10:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 450 mg (87 %) eines farblosen Öls. DC Rf = 0.43 (Isohexan / Ethylacetat 10:1 v/v) Drehwert [α ]23D = + 10.9 (c = 1.3 in CHCl3) 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.05 (s, 3H, CH3), 0.06 (s, 3H, CH3), 0.08 (s, 3H, CH3), 0.09 (s, 3H, CH3), 0.14 (s, 3H, CH3), 0.19 (s, 3H, CH3), 0.85 (s, 9H, C(CH3)3), 0.90 (s, 18H, 2 × C(CH3)3), 2.76 (bd, J = 11.2 Hz, 1H, OH), 3.73 (d, J = 9.9 Hz, 1H, OH), 3.89 (d"t""t", J = 9.9, 4.3, 1.3 Hz, 1H, CH), 4.02 (m, 1H, CH), 4.05 (bd, J = 13.2 Hz, 1H, CHH), 4.12 (dd, J = 4.3, 2.6 Hz, 1H, CH), 4.17 (d"t", J = 13.2, 1.9 Hz, 1H, CHH), 4.29 (bd, J = 8.0 Hz, 1H, CH), 5.65 (m, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR IR (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 5.5 (CH3), – 5.2 (CH3), – 5.1 (CH3), – 5.0 (CH3), – 4.8 (CH3), – 4.6 (CH3), 17.8 (2 × Cq), 18.3 (Cq), 25.5 (C(CH3)3), 25.6 (C(CH3)3), 25.8 (C(CH3)3), 63.9 (CH2), 66.2 (CH), 68.3 (CH), 70.7 (CH), 70.9 (CH), 125.3 (CH), 135.9 (Cq). ν~ (cm-1): 2954.1 (w), 2929.5 (w), 2887.0 (w), 2858.1 (w), 1472.1 (w), 1463.4 (w), 1252.6 (m), 1104.0 (m), 1038.6 (s), 1004.8 (w), 831.0 (ss), 774.0 (ss). Massenanalyse m/z (%): 486.4 (2), 443.3 (66) [M–H2O, tBu•]+, 329.0 (17), 311.1 (84), 231.1 (18), 209.0 (22), 197.0 (29), 155.0 (17), 147.0 (30), 75.0 (42), 73.0 (100). HRMS berechnet für [M–H2O, tBu•]+ (C21H43O4Si3): 443.2469; gefunden: 443.2469. C25H54O5Si3 [518.95] Experimenteller Teil – Chemische Experimente 199 (3S,4S,5R,6S)-4-Acetoxy-3-brom-5,6-dihydroxycyclohex-1-encarbonsäuremethylester (272) CO2Me OH Br OH OAc 272 Darstellung: 1.13 g (2.1 mmol) der Bromverbindung 247 werden in 25 mL Acetonitril gelöst und tropfenweise mit 800 µL einer 50 %igen Fluorwasserstoffsäurelösung versetzt. Nach 6 Stunden wird mit 25 mL halbgesättigter NaHCO3-Lösung versetzt. Die Lösung wird drei-mal mit je 20 mL Ethylacetat extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet, unter vermindertem Druck aufkonzentriert und per Flashchromatographie (Cyclohexan / Ethylacetat 1:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 486 mg (75 %) eines farblosen Feststoffs. DC Rf = 0.14 (Ethylacetat / Cyclohexan 1:1 v/v) Drehwert [α ]23D = + 38.8 (c = 1.2 in CHCl3) mp 125.0 – 126.0 °C 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 2.18 (s, 3H, CH3), 3.70 (bs, 2H, 2 × OH), 3.75 (dd, J = 10.7, 7.8 Hz, 1H, CH), 3.83 (s, 3H, CH3), 4.64 (ddd, J = 7.8, 2.8, 1.6 Hz, 1H, CH), 4.72 (d"t", J = 8.7, 2.6 Hz, 1H, CH), 5.32 (dd, J = 10.7, 8.7 Hz, 1H, CH), 6.88 (dd, J = 2.4, 1.6 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 20.8 (CH3), 45.6 (CHBr), 52.5 (CH3), 71.4 (CH), 73.8 (CH), 75.2 (CH), 131.4 (Cq), 137.2 (CH), 165.7 (CO), 170.4 (CO). ν~ (cm-1): 3440.6 (bm), 2953.5 (w), 1716.6 (bss), 1437.3 (m), 1365.7 IR (m), 1231.9 (bss), 1084.5 (s), 1043.8 (s), 1020.6 (s). Massenanalyse m/z (%): 279.0 (2) [M–OCH3•]+, 277.0 (2) [M–OCH3•]+, 250.0 (2) [M–AcOH]•+, 248.0 (2) [M–AcOH]•+, 211.1 (2) [M–Br•,H2O]+, 208.0 (5), 205.9 (5), 186.0 (6), 169.0 (73) [M–AcOH,Br•]+, 157.0 (16) , 139.0 (22), 137.0 (100), 127.0 (17), 124.9 (12), 109.0 (39), 43.1 (12). C10H13BrO6 [309.11] (3R,4R,5R,6S)-4-Acetoxy-3-azid-5,6-dihydroxycyclohex-1-encarbonsäuremethylester (268) CO2Me OH N3 OH OAc 268 Darstellung: 150 mg (0.49 mmol) Bromid 272 und 400 mg (7.5 mmol) NH4Cl werden in 5 mL DMF vorgelegt und mit 240 mg (4.9 mmol) Lithiumazid versetzt. Nach 3 Stunden bei Raumtemperatur werden 10 mL Wasser zugesetzt und dreimal mit je 10 mL Ethylacetat extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Natriumsulfat getrocknet und unter vermindertem Druck von flüchtigen Bestandteilen befreit. Das Rohprodukt wird per 200 Experimenteller Teil – Chemische Experimente Flashchromatographie (SiO2, Ethylacetat / Cyclohexan 2:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 98 mg (74 %) eines farblosen Feststoffs. DC Rf = 0.33 (Ethylacetat / Cyclohexan 2:1 v/v) Drehwert [α ]23D = – 212.9 (c = 1.2 in CHCl3) 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 2.19 (s, 3H, CH3), 3.04 (bs, 1H, OH), 3.82 (bs, 1H, OH), 3.83 (s, 3H, CH3), 4.14 (dd, J = 10.2, 6.7 Hz, 1H, CH), 4.44-4.50 (m, 2H, 2 × CH), 4.99 (dd, J = 10.2, 4.5 Hz, 1H, CH), 6.79 (dd, J = 5.3, 1.3 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR IR (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 20.9 (CH3), 52.7 (CH3), 56.7 (CH), 69.8 (CH), 71.4 (CH), 71.7 (CH), 132.6 (CH), 134.5 (Cq), 166.1 (CO), 170.8 (CO). ν~ (cm-1): 3450.9 (m), 2954.9 (w), 2104.0 (s), 1716.7 (bs), 1656.0 (w), 1437.8 (m), 1370.9 (m), 1233.9 (ss), 1077.5 (m), 1043.0 (s), 791.2 (m), 762.5 (m). Massenanalyse m/z (%): 240.1 (4) [M–OCH3•]+, 199.1 (13) [M–N2,CH3COH]•+, 169.0 (22) [M–AcOH,N3•]+, 151.0 (24), 137.0 (25), 123.0 (35), 108.9 (100), 43.2 (38). C10H13N3O6 [271.23] (5S,6S)-3-Brom-5,6-bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-cycohexa-1,3-diencarbonsäuremethylester (270) CO2Me OTBS Br OTBS 270 Darstellung: 112 mg (0.21 mmol) 247 werden in 2 mL DMF gelöst. Unter Rühren wird über 10 Minuten eine Lösung von 10.2 mg (0.21 mmol) Lithiumazid in 2 mL DMF zugetropft, wobei sich die Reaktionslösung gelb färbt. Nach 90 Minuten werden 10 mL Wasser zugegeben und zweimal mit je 10 mL Diethylether extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet und unter vermindertem Druck aufkonzentriert. Nach Reinigung per Flashchromatographie (SiO2, Cyclohexan / Ethylacetat 23:1 v/v) werden 65 mg (65 %) eines farblosen Öls erhalten. DC Rf = 0.48 (Cyclohexan / Ethylacetat 23:1 v/v) Drehwert [α ]23D = + 265.8 (c = 0.9 in CHCl3) 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.05 (s, 3H, CH3), 0.08 (s, 3H, CH3), 0.11 (s, 3H, CH3), 0.15 (s, 3H, CH3), 0.83 (s, 9H, C(CH3)3), 0.86 (s, 9H, C(CH3)3), 3.80 (s, 3H, CH3), 4.10 (dd, J = 5.8, 1.5 Hz, 1H, CH), 4.51 (dd, J = 1.5, 1.1 Hz, 1H, CH), 6.42 (ddd, J = 5.8, 1.5, 1.0 Hz, 1H, CH), 7.08 (d, J = 1.5 Hz, 1H, CH). H-NMR Experimenteller Teil – Chemische Experimente 13 C-NMR IR 201 (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 4.9 (CH3), – 4.6 (CH3), – 4.5 (CH3), – 4.3 (CH3), 18.05 (Cq), 18.13 (Cq), 25.69 (C(CH3)3), 25.74 (C(CH3)3), 51.9 (CH3), 67.1 (CH), 71.8 (CH), 118.8 (Cq), 131.3 (Cq), 132.5 (CH), 136.1 (CH), 166.0 (CO). ν~ (cm-1): 2953.3 (m), 2929.7 (m), 2893.8 (w), 2857.9 (m), 1719.4 (s), 1362.5 (ss), 1079.6 (ss), 835.8 (s), 777.3 (s). GCMS Rt = 12.70 min; m/z (%): 463 (2) [M–CH3•]+, 461 (2) [M–CH3•]+, 421 (73) [M–tBu•]+, 419 (68) [M–tBu•]+, 397 (17) [M–Br•]+, 389 (6) [M–CH3OH, tBu•]+, 387 (6) [M–CH3OH, tBu•]+, 339 (8), 315 (8), 313 (8), 289 (19), 287 (19), 251 (43), 185 (11), 183 (12), 147 (16), 133 (16), 115 (11), 89 (26), 73 (100), 59 (11), 57 (11). Massenanalyse m/z (%): 463.1 (2) [M–CH3•]+, 461.1 (2) [M–CH3•]+, 421.1 (100) [M–tBu•]+, 419.1 (94) [M–tBu•]+, 397.2 (20) [M–Br•]+, 289.0 (7), 287.0 (7), 251.1 (20), 73.0 (28). HRMS berechnet für [M–tBu•]+ (C16H2879BrO4Si2): 419.0710; gefunden: 419.0713. C20H37BrO4Si2 [477.58] (1S,2S,5S,6S)-Essigsäure-4-acetoxymethyl-2-brom-5,6-bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)cyclohex-3-enylester (250) OAc OTBS Br OTBS OAc 250 Darstellung: 429 mg (0.82 mmol) Diol 248 werden bei 0 °C mit 1.25 mL (9.9 mmol) Trimethylorthoacetat in 5 mL Dichlormethan vorgelegt und mit 12 µL (0.16 mmol) Trifluoressigsäure versetzt. Nach 16 Stunden bei Raumtemperatur wird unter vermindertem Druck aufkonzentriert und alle flüchtigen Bestandteile im Vakuum entfernt. Das Reaktionsgemisch wird in 5 mL Dichlormethan aufgenommen, mit 220 µL (3 mmol) Acetylbromid und 1 mg 4-Toluensulfonsäure versetzt und für eine Stunde zum Rückfluss erhitzt. Nach dem Abkühlen wird mit gesättigter NatriumhydrogencarbonatLösung gewaschen. Die wässrige Phase wird zweimal mit je 5 mL Dichlormethan extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet, unter vermindertem Druck konzentriert und per Flashchromatographie (SiO2, Cyclohexan / Ethylacetat 10:1 v/v) gereinigt. Erhalten werden 190 mg (42 %) eines farblosen Öls. DC Rf = 0.28 (Cyclohexan / Ethylacetat 20:1 v/v) Drehwert [α ]24D = + 141.3 (c = 1.1 in CHCl3) 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.09 (s, 3H, CH3), 0.10 (s, 3H, CH3), 0.13 (s, 3H, CH3), 0.18 (s, 3H, CH3), 0.87 (s, 9H, C(CH3)3), 0.90 (s, 9H, C(CH3)3), 2.03 (s, 3H, CH3), 2.06, (s, 3H, CH3), 4.07- H-NMR 202 Experimenteller Teil – Chemische Experimente 4.15 (m, 2H, 2 × CH), 4.53 (dd, J = 4.1, 1.2 Hz, 1H, CH), 4.59 (d, J = 13.2 Hz, 1H, CHH), 4.61 (d"t", J = 13.2, 1.7 Hz, 1H, CHH), 5.30 (m, 1H, CH), 5.98 (d, J = 4.1 Hz, 1H, CH). 13 C-NMR IR (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 5.2 (CH3), – 5.0 (CH3), – 4.3 (CH3), – 4.0 (CH3), 17.87 (Cq), 17.92 (Cq), 20.7 (CH3), 21.0 (CH3), 25.68 (C(CH3)3), 25.70 (C(CH3)3), 40.6 (CH), 64.6 (CH2), 67.5 (CH), 70.4 (CH), 73.7 (CH), 125.1 (CH), 134.8 (Cq), 169.6 (CO), 170.2 (CO). ν~ (cm-1): 2954.0 (m), 2930.1 (m), 2894.8 (w), 2857.9 (m), 1745.9 (s), 1371.1 (m), 1251.6 (s), 121.5 (ss), 1081.9 (s), 1027.5 (m), 833.2 (ss), 775.6 (s). C23H43BrO6Si2 [551.66] (4S,5S,6S)-4,5-Bis-(tert-butyldimethylsilanyloxy)-3-(tert-butyldimethylsilanyloxymethyl)-6hydroxy-cyclohex-2-enon (254) OTBS OTBS Darstellung: 94 mg (0.18 mmol) Allylalkohol 248 werden in 3 mL Dichlormethan bei 0 °C vorgelegt und mit 69 mg (0.36 mmol) 4-Toluolsulfonsäure versetzt. Hierzu wird eine Lösung von 77 mg (0.36 mmol) O OTBS OH 254 4-Acetamino-2,2,6,6-tetramethyl-piperidin-1-oxyl getropft. Nach 60 Minuten werden 2 mL Ethanol zugegeben, und nach weiteren 20 Minuten wird mit 10 mL Wasser und 10 mL gesättigter Natriumchlorid-Lösung gewaschen. Die vereinigten wässrigen Phasen werden zweimal mit je 5 mL Dichlormethan extrahiert, und die vereinigten organischen Phasen über Magnesiumsulfat getrocknet. Nach dem Aufkonzentrieren unter vermindertem Druck wird per Flashchromatographie gereinigt (SiO2, Isohexan / Ethylacetat 25:1 v/v). Dabei werden 81 mg (86 %) eines farblosen Feststoffs erhalten. DC Rf = 0.43 (Cyclohexan / Ethylacetat 15:1 v/v) Drehwert [α ]24D = + 42.8 (c = 1.0 in CHCl3) mp 78.5 – 79.0 °C 1 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 0.08 (s, 3H, CH3), 0.09 (s, 3H, CH3), 0.10 (s, 3H, CH3), 0.12 (s, 3H, CH3), 0.16 (s, 3H, CH3), 0.22 (s, 3H, CH3), 0.89 (s, 9H, C(CH3)3), 0.92 (s, 9H, C(CH3)3), 0.94 (s, 9H, C(CH3)3), 3.72 (d, J = 5.6 Hz, 1H, OH), 3.87 (dd, J = 7.4, 5.6 Hz, 1H, CH), 3.95 (dd, J = 7.4, 6.0 Hz, 1H, CH), 4.30 (ddd, J = 17.8, 1.8, 0.9 Hz, 1H, CHH), 4.31 (bd, J = 6.0 Hz, 1H, CH), 4.49 (dd, J = 17.8, 1.3 Hz, 1H, CHH), 6.26 (dd, J = 3.1, 1.8 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = – 5.5 (CH3), – 5.4 (CH3), – 4.4 (CH3), – 4.1 (CH3), – 3.6 (CH3), – 3.2 (CH3), 18.0 (Cq), 18.3 (2 × Cq), 25.8 (C(CH3)3), 25.9 (C(CH3)3), 26.1 (C(CH3)3), 63.2 Experimenteller Teil – Chemische Experimente 203 (CH2), 72.1 (CH), 76.4 (CH), 76.7 (CH), 120.7 (CH), 163.3 (Cq), 196.9 (CO). ν~ (cm-1): 2953.7 (m), 2929.7 (m), 2886.3 (w), 2857.7 (m), 1682.0 (m), 1472.5 (w), 1463.4 (w), 1253.0 (s), 1146.1 (s), 1095.1 (s), 833.5 (ss), 775.5 (ss). IR Massenanalyse m/z (%): 459.2 (23) [M–tBu•]+, 342.2 (46) [M–OHCCH2OTBS]•+, 327.1 (98), 299.1 (38), 285.1 (50), 195.9 (25), 167.0 (19), 147.0 (35), 75.0 (51), 73.0 (100). HRMS berechnet für [M–tBu•]+ (C21H43O5Si3): 459.2418; gefunden: 459.2426. C25H52O5Si3 [516.31] (4S,5R,6S)-4,5,6-Trihydroxy-3-(hydroxymethyl)cyclohex-2-enon (ent-Valienon, ent-8) OH OH O OH OH ent-Valienon, ent-8 Darstellung: 68 mg (0.13 mmol) 254 werden in 4 mL Tetrahydro- furan bei 0 °C vorgelegt und mit 1 mL (1 mmol) einer Tetrabutylammoniumfluorid-Lösung (1 M in THF) versetzt. Nach einer Stunde wird nach Zusatz von 500 µL gesättigter NH4Cl-Lösung unter vermindertem Druck aufkonzentriert und per Flashchromatographie (SiO2, Ethylacetat / Methanol 2:1 v/v, dann Sephadex LH20, Methanol) gereinigt. Erhalten werden 16 mg (69 %) eines farblosen Öls. DC Rf = 0.62 (Ethylacetat / Methanol 2:1 v/v) Drehwert [α ]24D = + 56.6 (c = 1.1 in CH3OH) 1 (400 MHz, MeOH-d4, 23 °C) δ [ppm] = 3.61 (dd, J = 10.8, 8.3 Hz, 1H, CH), 4.03 (d, J = 10.8 Hz, 1H, CH), 4.32 (m, 2H, CHH, CH), 4.52 (d"t", J = 18.2, 1.6 Hz, 1H, CHH), 6.16 ("q", J = 2.0 Hz, 1H, CH). H-NMR 13 C-NMR IR (100 MHz, MeOH-d4, 23 °C) δ [ppm] = 62.1 (CH2), 73.7 (CH), 78.1 (CH), 79.5 (CH), 121.3 (CH), 167.9 (Cq), 199.4 (CO). ν~ (cm-1): 3324.4 (s), 2883.4 (w), 1669.1 (ss), 1433.1 (m), 1348.9 (m), 1287.2 (m), 1239.5 (m), 1100.5 (ss), 1061.1 (s), 1009.6 (s), 919.2 (m), 885.1 (m), 853.4 (w). Mol. CD λ (∆ε) [nm]: 321 (+ 0.7), 275 (0.0), 241 (+ 3.6), 210 (– 2.7), 206 (– 2.6); (c = 1.7 × 10-4 M, CH3CN, 23 °C). Massenanalyse m/z (%): 156.0 (7) [M–H2O]•+, 144.0 (18) [M–H2CO]•+, 138.0 (95) [M–2 × H2O]•+, 136.9 (100), 108.9 (25), 95.9 (14), 108.9 (25), 81.0 (23), 55.1 (22). HRMS berechnet für [M–2 × H2O]•+ (C7H6O3): 138.0317; gefunden: 138.0313. C7H10O5 [174.15] 204 Experimenteller Teil – Chemische Experimente 5.2.7 Tabellarische Auflistung der Reaktionsbedingungen nicht erfolgreich verlaufener Experimente CO2Me OMOM OMOM 197 CO2Me O O O 198 Bedingungen Bemerkungen a 5 % Sc(OTf)3, CH2Cl2, 40 °C, 16 h keine Reaktion b einige Tropfen methanolisches HCl in Methanol, CH2Cl2, 40 °C, 16 h keine Reaktion c 3 eq. MOMCl, 4 eq. NEt(iPr)2, 1 eq. NBu4I, CH2Cl2, rt, 16 h keine Reaktion CO2Me OH OH 170 CO2Me O O O 198 a CH3OCH2OCH3, CH2C2 (1:1), kat. CF3SO3H, kat. NBu4I, rt, 16 h Aromatisierung b (CH2O)n, kat. NBu4I, kat. BF3 × Et2O, AcOEt, 0 °C, 2 h Aromatisierung c (CH2O)n, kat. NBu4I, DOWEX® 50×8, AcOEt, 0 °C, 2 h Aromatisierung d DMSO, kat. SOCl2, rt, 16 h Aromatisierung Experimenteller Teil – Chemische Experimente CO2Me HO CO2Me CO2Me OTBS 205 OTBS OTBS OTBS RHN OTBS OH 227 OTBS OH 160 a 1.5 eq. Chloramin-T, 4 mol% K2OsO4, komplexes Produktgemisch, Diol 227 Aceton, H2O, i-BuOH (10:1:9 v/v/v), ist eines der überwiegend gebildeten 16 h, rt Produkte b 1.5 eq. Chloramin-M, 4 mol% komplexes Produktgemisch, Diol 227 K2OsO4, Aceton, H2O, tert-BuOH ist eines der überwiegend gebildeten (10:1:9 v/v/v), 16 h, rt Produkte c 1.1 eq. N-Bromacetamid, 1 eq. LiOH, 4 mol% K2OsO4, H2O, tert-BuOH (1:1 komplexes Produktgemisch v/v), 0 °C, 16 h CO2Me CO2Me OTBS OTBS OTBS 160 HO OTBS OH 227 5 mol% RuCl3, 1.7 eq. NaIO4 aq, CCl4, CH3CN (1:1 v/v), kräftiges Rühren, 0 °C, 4 h keine Reaktion, Edukt isoliert OAc CO2Me OH N3 OH OAc AcHN OAc OAc OAc 268 ent-163 1. 10 eq. DIBAL-H, CH2Cl2, 0 °C – rt, 16 h 2. C5H5N, kat. DMAP, Ac2O, rt, 16 h Nachgewiesen wurde ein Produkt, dessen NMR-Daten eine CH2-Gruppe zeigt, die eine Claisen-Umlagerung vermuten lassen. 206 Experimenteller Teil – Chemische Experimente OAc CO2Me OTBS N3 OTBS OAc AcHN OAc OAc OAc 271 ent-163 als Nebenprodukt identifiziert 1. 10 eq. LAH, CH2Cl2, rt, 16 h 2. C5H5N, kat. DMAP, Ac2O, rt, 16 h Isoliert wurde ein komplexes Produktgemisch teilweise gesättigter Verbindungen; nach Fraktionierung wird entValienamin-Pentaacetat (ent-163) als Nebenprodukt nachgewiesen. OMOM OH OMOM O OH OH O OH OH OH 266 8 Methanol, 1 % HCl in Methanol, rt, 16 h Der sekundäre MOM-Ether wurde nicht solvolysiert. CO2Me CO2Me O OH OH O OMe Ph MeO Ph 170 1.5 eq. Benzil, 8 eq. TMS-OCH3, 0.1 eq. TMSOTf, CH2Cl2, 0 °C, 3 h keine Produktbildung beobachtet, teilweise Aromatisierung Experimenteller Teil – Chemische Experimente 5.2.8 207 Darstellung von Reagenzien Lithiumazid232 13.0 g Natriumazid (200 mmol) und 14.1 g Lithiumsulfat (110 mmol) werden in 70 mL Wasser unter Rühren und Erhitzen auf 50 °C gelöst. 350 mL Ethanol werden unter starkem Rühren zugesetzt. Nach 10 Minuten wird filtriert und der Rückstand mit wenig 96 %igem Ethanol gewaschen. Das vereinigte Filtrat wird unter vermindertem Druck aufkonzentriert und im Vakuum getrocknet. Der farblose Feststoff wird mit 100 mL 96 %igem Ethanol 2 Minuten bei 35 °C digeriert und filtriert. Nach Einengen des Filtrates und Trocknen des Rückstandes werden 9.8 g (quantitativ) eines farblosen Feststoffs erhalten, für den eine Reinheit von 99.5 % erwartet wird.232 Das Reagenz wird ohne Gehaltsbestimmung eingesetzt. tert-Butylhypochlorit233 In einem Dreihalskolben mit KPG-Rührer wird eine Lösung von 16.0 g Natriumhydroxid (0.4 mol) in 180 mL Wasser bei 0 °C mit 14.8 g tert-Butanol (200 mmol) versetzt. Unter Rühren wird Chlorgas durch die Lösung geleitet, wobei ein gelbes Öl entsteht. Nach einer Stunde wird die ölige Phase in einem Scheidetrichter abgetrennt, dreimal mit wässriger Natriumcarbonat-Lösung und viermal mit Wasser gewaschen und über Calciumchlorid gelagert. Erhalten werden 12 mL tert-Butylhypochlorit als gelbes Öl, das ohne weitere Aufreinigung eingesetzt wird. 1 H-NMR 13 C-NMR (300 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 1.33 (s, CH3). (75 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 27.0 (CH3), 84.1 (Cq). N-Chlor-methansulfonamid Natriumsalz, "Chloramin-M"234 4.81 g (50 mmol) Methansulfonamid und 2.0 g (50 mmol) Natriumhydroxid werden in 40 mL Wasser vorgelegt. 5.6 mL tert-Butylhypochlorit werden zugetropft. Nach einer Stunde wird unter vermindertem Druck bis zur Trockene eingeengt, und der feste Rückstand mit Diethylether gewaschen. Erhalten werden 7.2 g eines blassgelben Feststoffs, der bei – 18 °C gelagert und ohne weitere Aufreinigung eingesetzt wird. 208 Anhang 6 Anhang 6.1 Röntgenstrukturuntersuchungen 6.1.1 (3S,4S,5R,6S)-3-Acetoxy-4-brom-5,6-dihydroxycyclohex-1-encarbonsäuremethylester (239) Geeignete Kristalle zur Röntgenstrukturuntersuchung werden durch Kristallisation aus Diethylether / Cyclohexan erhalten. C12 O12 O31 C11 O11 C1 O6 C6 C2 C3 C5 C31 C32 O3 C4 Br4 O5 Abbildung 6.1: Kristallstruktur von (3S,4S,5R,6S)-3-Acetoxy-4-brom-5,6-dihydroxycyclohex-1-encarbon-säuremethylester (239); dargestellt sind Ellipsoide mit 50% Aufenthaltswahrscheinlichkeit. Identification code SI 404 Empirical formula C10 H13 Br O6 Formula weight 309.11 Wavelength 0.71073 Å (Mo-Kα) Crystal system, space group Monoclinic, P21 Nr. 4 Unit cell dimensions a = 492.8(7) pm b = 1311.7(14) pm c = 944(2) pm alpha = 90°. beta = 97.92(3)°. gamma = 90°. Anhang 209 Volume 0.610(2) [106 pm3] Z, Calculated density 2, 1.682 Mg/m3 Absorption coefficient 3.318 mm-1 F(000) 312 Diffractometer Stoe IPDS2 Theta range for data collection 2.16° to 25.63°. Limiting indices -5<=h<=5, -15<=k<=15, -11<=l<=11 Reflections collected / unique 7385 / 2277 [Rint = 0.0477] corrections Lorentz, Polarisation, Absorption (Xshape) Max. and min. transmission 0.58160 and 0.37799 Refinement method Full-matrix least-squares on F2 parameters 155 Goodness-of-fit on F2 0.696 Final R indices [I>2sigma(I)] R1 = 0.0352, wR2 = 0.1057 R indices (all data) R1 = 0.0434, wR2 = 0.1123 Largest diff. peak and hole 0.418 and -0.398 [e- 10-6 pm-3] Tabelle 11: Atom Br(4) C(1) O(6) C(2) O(5) C(3) O(11) C(4) O(12) C(5) O(3) C(6) O(31) C(11) C(12) C(31) C(32) Tabelle 12: Kristallographische Daten und Angaben zur Datensammlung und Strukturbestimmung von 239. WyckoffLage 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a X y z Uäquiv. 0.38915(11) -0.1021(9) -0.1315(8) -0.0953(10) 0.2696(8) 0.0515(10) -0.1441(9) 0.2432(10) -0.4374(9) 0.0987(11) 0.2152(7) 0.0360(11) -0.0040(9) -0.2272(11) -0.5531(15) 0.1684(11) 0.3565(13) 0.28049(5) 0.0389(3) 0.1604(3) 0.0315(3) 0.2840(3) 0.1062(3) -0.0695(3) 0.1712(3) -0.0875(3) 0.2131(3) 0.0481(2) 0.1233(3) 0.1164(4) -0.0438(3) -0.1763(5) 0.0605(4) -0.0025(5) 0.00877(5) 0.2681(5) 0.4606(4) 0.1266(5) 0.3225(3) 0.0366(4) 0.4677(4) 0.1255(5) 0.2867(4) 0.2532(5) -0.0610(3) 0.3516(4) -0.2481(4) 0.3527(5) 0.3531(6) -0.1999(5) -0.2856(6) 661(2) 459(9) 609(9) 475(9) 684(9) 455(10) 712(11) 456(9) 617(9) 496(11) 495(7) 465(10) 742(11) 514(11) 714(15) 515(11) 685(15) Atomkoordinaten und äquivalente isotrope Verschiebungsparameter [pm2] in der Kristallstruktur von 239. 210 Anhang Atome C(1) C(1) C(1) C(3) C(3) O(3) Br(4) C(4) C(5) C(5) C(6) C(6) C(11) C(11) O(12) C(31) C(31) Tabelle 13: - C(2) - C(6) - C(11) - C(2) - O(3) - C(31) - C(4) - C(3) - C(4) - O(5) - C(5) - O(6) - O(11) - O(12) - C(12) - O(31) - C(32) Abstand 134.1(7) 151.4(6) 148.7(7) 149.1(7) 145.0(5) 133.9(7) 195.3(5) 151.7(7) 151.4(7) 140.9(6) 153.4(6) 141.6(6) 120.3(6) 133.0(7) 144.5(6) 120.6(6) 149.0(7) Ausgewählte interatomare Abstände [pm] in der Kristallstruktur der Verbindung 239. Anhang 6.1.2 211 (5aS,6R,7S,9aR)-6-Brom-5a,6,7,9a-tetrahydro-8-(hydroxymethyl)benzo[f][1,3,5]trioxepin-7-ol (243) Zur Röntgenstrukturuntersuchung geeignete Kristalle wurden durch Kristallisation aus Chloroform erhalten. O81' C81' O1 Br6' C8' C7' C2 O3 C4 O7' C9a C9' C6' C9 O81 C9a' C8 C5a' O1' O5' O5 C5a C81 C6 O7 C7 Br6 C2' C4' O3' Abbildung 6.2: Kristallstruktur von (5aS,6R,7S,9aR)-6-Brom-5a,6,7,9a-tetrahydro-8-(hydroxymethyl)-benzo[f][1,3,5]trioxepin-7-ol (243); dargestellt sind Ellipsoide mit 50% Aufenthaltswahrscheinlichkeit, Wasserstoffatome sind ausgeblendet. Identification code mm13_m Empirical formula C9 H13 Br O5 Formula weight 281.10 Temperature 123(2) K Wavelength 0.71073 Å (MoKα) Crystal system, space group Monoclinic, P2(1) No.4) Unit cell dimensions a = 12.3858(3) Å b = 6.8558(2) Å c = 12.5028(4) Å Volume 1051.98(5) Å3 Z, Calculated density 4, 1.775 Mg/m3 Absorption coefficient 3.907 mm-1 alpha = 90°. beta = 97.746(1)°. gamma = 90°. 212 Anhang F(000) 568 Crystal size 0.35 × 0.15 × 0.10 mm Diffractometer Nonius KappaCCD Theta range for data collection 3.29° to 25.02°. Limiting indices -14<=h<=14, -8<=k<=7, -14<=l<=14 Reflections collected / unique 8802 / 3662 [R(int) = 0.0502] Completeness to theta = 25.02 99.3 % Absorption correction Empirical from multiple refl. Max. and min. transmission 0.58160 and 0.37799 Refinement method Full-matrix least-squares on F2 Data / restraints / parameters 3662 / 11 / 283 Goodness-of-fit on F2 1.046 Final R indices [I>2sigma(I)] R1 = 0.0288, wR2 = 0.0650 R indices (all data) R1 = 0.0337, wR2 = 0.0661 Absolute structure parameter 0.010(8) Largest diff. peak and hole 0.446 and -0.585 e.A-3 Tabelle 14: Kristalldaten und Strukturverfeinerung. ________________________________________________________________ x y z U(eq) ________________________________________________________________ O(1) C(2) O(3) C(4) O(5) C(5A) C(6) Br(6) C(7) O(71) H(71) C(8) C(81) O(81) H(81) C(9) C(9A) O(1') C(2') 2445(2) 2202(4) 1861(2) 1254(4) 1939(2) 2504(4) 3188(3) 4383(1) 3716(3) 2900(2) 2960(30) 4117(3) 4811(4) 4943(2) 5400(30) 3859(3) 3169(3) 3331(2) 3196(4) 6429(4) 6890(7) 5227(4) 3782(7) 2360(4) 2944(6) 1272(6) 677(1) 1806(6) 1607(4) 590(40) 3885(6) 4271(6) 6300(4) 6850(40) 5193(5) 4812(7) 2612(4) 1176(6) 8591(2) 9641(3) 10188(2) 9532(4) 9186(2) 8316(3) 8011(3) 9177(1) 6990(3) 6068(2) 5720(30) 7004(3) 6124(4) 5916(2) 6370(30) 7683(3) 8557(3) 2638(2) 1800(3) 21(1) 25(1) 24(1) 26(1) 20(1) 15(1) 16(1) 24(1) 17(1) 19(1) 29 17(1) 20(1) 22(1) 33 15(1) 17(1) 21(1) 21(1) Anhang 213 O(3') 2825(2) -583(5) 2173(2) 26(1) C(4') 1673(4) -864(6) 2068(4) 25(1) O(5') 1098(2) 932(4) 2144(2) 20(1) C(5A') 1478(3) 2067(6) 3074(3) 16(1) C(6') 528(4) 3078(6) 3454(3) 17(1) Br(6') -230(1) 4760(1) 2309(1) 21(1) C(7') 853(3) 4373(6) 4450(3) 19(1) O(71') 893(2) 3199(4) 5415(2) 21(1) H(71') 1507(19) 2660(60) 5560(30) 31 C(8') 1907(3) 5416(6) 4406(3) 15(1) C(81') 2111(4) 7053(6) 5236(3) 20(1) H(81') 3651(14) 7600(50) 5380(40) 33 O(81') 3069(3) 8161(4) 5153(3) 22(1) C(9') 2566(3) 5028(6) 3685(3) 15(1) C(9A') 2322(3) 3539(6) 2802(3) 17(1) _____________________________________________________________ Tabelle 15: Atomkoordinaten ( × 104) und äquivalente isotrope Ersatzparameter (Å2 × 103) für mm13. U(eq) ist definiert als 1/3 der Spur des orthogonalisierten UijTensors. Bindung Länge [Å] _________________________________________________________________________________ O(1)-C(2) O(1)-C(9A) C(2)-O(3) O(3)-C(4) C(4)-O(5) O(5)-C(5A) C(5A)-C(6) C(5A)-C(9A) C(6)-C(7) C(6)-Br(6) C(7)-O(71) C(7)-C(8) O(71)-H(71) C(8)-C(9) C(8)-C(81) C(81)-O(81) O(81)-H(81) C(9)-C(9A) O(1')-C(2') O(1')-C(9A') C(2')-O(3') O(3')-C(4') C(4')-O(5') O(5')-C(5A') C(5A')-C(6') 1.421(5) 1.429(5) 1.422(5) 1.432(5) 1.399(5) 1.427(5) 1.504(6) 1.531(6) 1.555(6) 1.974(4) 1.434(5) 1.508(6) 0.828(10) 1.305(5) 1.507(6) 1.428(5) 0.834(10) 1.497(5) 1.430(5) 1.441(5) 1.393(5) 1.428(5) 1.432(5) 1.426(5) 1.497(6) 214 Anhang C(5A')-C(9A') C(6')-C(7') C(6')-Br(6') C(7')-O(71') C(7')-C(8') O(71')-H(71') C(8')-C(9') C(8')-C(81') C(81')-O(81') O(81')-H(81') C(9')-C(9A') 1.524(6) 1.538(6) 1.975(4) 1.446(5) 1.496(6) 0.844(10) 1.323(5) 1.526(6) 1.425(5) 0.832(10) 1.504(6) Bindungen Winkel [°] _________________________________________________________________________________ C(2)-O(1)-C(9A) O(1)-C(2)-O(3) C(2)-O(3)-C(4) O(5)-C(4)-O(3) C(4)-O(5)-C(5A) O(5)-C(5A)-C(6) O(5)-C(5A)-C(9A) C(6)-C(5A)-C(9A) C(5A)-C(6)-C(7) C(5A)-C(6)-Br(6) C(7)-C(6)-Br(6) O(71)-C(7)-C(8) O(71)-C(7)-C(6) C(8)-C(7)-C(6) C(7)-O(71)-H(71) C(9)-C(8)-C(81) C(9)-C(8)-C(7) C(81)-C(8)-C(7) O(81)-C(81)-C(8) C(81)-O(81)-H(81) C(8)-C(9)-C(9A) O(1)-C(9A)-C(9) O(1)-C(9A)-C(5A) C(9)-C(9A)-C(5A) C(2')-O(1')-C(9A') O(3')-C(2')-O(1') C(2')-O(3')-C(4') O(3')-C(4')-O(5') C(5A')-O(5')-C(4') O(5')-C(5A')-C(6') O(5')-C(5A')-C(9A') C(6')-C(5A')-C(9A') C(5A')-C(6')-C(7') C(5A')-C(6')-Br(6') C(7')-C(6')-Br(6') O(71')-C(7')-C(8') 114.3(3) 112.3(4) 116.5(3) 111.5(4) 114.9(3) 109.3(3) 113.0(3) 112.4(3) 110.0(3) 111.2(3) 107.4(3) 107.1(3) 108.0(3) 112.8(3) 113(2) 124.6(4) 123.2(4) 112.1(3) 113.2(3) 114(2) 124.7(4) 108.0(3) 109.4(3) 110.3(3) 113.0(3) 111.2(3) 117.2(4) 112.2(4) 114.2(3) 109.0(3) 109.9(3) 110.9(3) 113.2(3) 110.9(3) 107.3(3) 111.4(3) Anhang 215 O(71')-C(7')-C(6') 109.3(3) C(8')-C(7')-C(6') 112.4(3) C(7')-O(71')-H(71') 111(2) C(9')-C(8')-C(7') 123.5(4) C(9')-C(8')-C(81') 123.4(4) C(7')-C(8')-C(81') 113.1(3) O(81')-C(81')-C(8') 113.9(3) C(81')-O(81')-H(81') 115(2) C(8')-C(9')-C(9A') 123.7(4) O(1')-C(9A')-C(9') 108.2(3) O(1')-C(9A')-C(5A') 112.0(3) C(9')-C(9A')-C(5A') 111.2(3) _____________________________________________________________ Tabelle 16: Bindungslängen [Å] und Winkel [°]. Bindungen Torrsionswinkel [°] ______________________________________________________________ C(9A)-O(1)-C(2)-O(3) O(1)-C(2)-O(3)-C(4) C(2)-O(3)-C(4)-O(5) O(3)-C(4)-O(5)-C(5A) C(4)-O(5)-C(5A)-C(6) C(4)-O(5)-C(5A)-C(9A) O(5)-C(5A)-C(6)-C(7) C(9A)-C(5A)-C(6)-C(7) O(5)-C(5A)-C(6)-Br(6) C(9A)-C(5A)-C(6)-Br(6) C(5A)-C(6)-C(7)-O(71) Br(6)-C(6)-C(7)-O(71) C(5A)-C(6)-C(7)-C(8) Br(6)-C(6)-C(7)-C(8) O(71)-C(7)-C(8)-C(9) C(6)-C(7)-C(8)-C(9) O(71)-C(7)-C(8)-C(81) C(6)-C(7)-C(8)-C(81) C(9)-C(8)-C(81)-O(81) C(7)-C(8)-C(81)-O(81) C(81)-C(8)-C(9)-C(9A) C(7)-C(8)-C(9)-C(9A) C(2)-O(1)-C(9A)-C(9) C(2)-O(1)-C(9A)-C(5A) C(8)-C(9)-C(9A)-O(1) C(8)-C(9)-C(9A)-C(5A) O(5)-C(5A)-C(9A)-O(1) C(6)-C(5A)-C(9A)-O(1) O(5)-C(5A)-C(9A)-C(9) C(6)-C(5A)-C(9A)-C(9) -50.6(5) -33.4(5) 91.0(4) -77.3(4) -178.8(4) 55.3(5) 174.2(3) -59.5(4) -67.0(4) 59.3(4) -77.7(4) 161.1(2) 40.4(5) -80.7(4) 105.9(4) -12.7(6) -72.2(4) 169.2(3) -14.9(6) 163.2(4) 179.9(4) 2.1(7) -146.2(4) 93.7(4) -138.6(4) -19.1(6) -69.2(4) 166.6(3) 172.2(3) 48.0(5) 216 Anhang C(9A')-O(1')-C(2')-O(3') -80.7(4) O(1')-C(2')-O(3')-C(4') 90.8(4) C(2')-O(3')-C(4')-O(5') -31.1(5) O(3')-C(4')-O(5')-C(5A') -52.1(4) C(4')-O(5')-C(5A')-C(6') -144.8(3) C(4')-O(5')-C(5A')-C(9A') 93.5(4) O(5')-C(5A')-C(6')-C(7') -179.1(3) C(9A')-C(5A')-C(6')-C(7') -58.1(4) O(5')-C(5A')-C(6')-Br(6') -58.5(4) C(9A')-C(5A')-C(6')-Br(6') 62.5(4) C(5A')-C(6')-C(7')-O(71') -85.9(4) Br(6')-C(6')-C(7')-O(71') 151.5(3) C(5A')-C(6')-C(7')-C(8') 38.3(5) Br(6')-C(6')-C(7')-C(8') -84.4(4) O(71')-C(7')-C(8')-C(9') 112.8(4) C(6')-C(7')-C(8')-C(9') -10.2(5) O(71')-C(7')-C(8')-C(81') -70.6(4) C(6')-C(7')-C(8')-C(81') 166.5(3) C(9')-C(8')-C(81')-O(81') 1.2(6) C(7')-C(8')-C(81')-O(81') -175.4(3) C(7')-C(8')-C(9')-C(9A') 1.9(6) C(81')-C(8')-C(9')-C(9A') -174.3(4) C(2')-O(1')-C(9A')-C(9') -179.2(3) C(2')-O(1')-C(9A')-C(5A') 57.9(4) C(8')-C(9')-C(9A')-O(1') -144.1(4) C(8')-C(9')-C(9A')-C(5A') -20.7(5) O(5')-C(5A')-C(9A')-O(1') -70.8(4) C(6')-C(5A')-C(9A')-O(1') 168.7(3) O(5')-C(5A')-C(9A')-C(9') 168.1(3) C(6')-C(5A')-C(9A')-C(9') 47.6(4) ________________________________________________________________ Tabelle 17: Torsionswinkel [°]. ___________________________________________________________________________ D-H...A d(D-H) d(H...A) d(D...A) <(DHA) O(71)-H(71)...O(81')a 0.828(10) 1.824(13) 2.646(4) 171(4) b O(81)-H(81)...O(1') 0.834(10) 1.941(15) 2.758(4) 166(4) O(71')-H(71')...O(71) 0.844(10) 1.899(12) 2.737(4) 173(5) O(81')-H(81')...O(81) 0.832(10) 1.875(11) 2.707(4) 178(4) ___________________________________________________________________________ Symmetrie-Transformationen, die genutzt wurden, um äquivalente Atome zu erzeugen: a) x,y-1,z b) -x+1,y+1/2,-z+1 Tabelle 18: Wasserstoffbrückenbindungen [Å und °]. Anhang 217 6.2 NMR-Spektren 6.2.1 (3R,4R,5R,6S)-4-Acetoxy-3-azid-5,6-dihydroxycyclohex-1-encarbonsäuremethylester (268) g h CO2CH3 OH a f e b c d N3 O OH CH3 i j O 268 1 H-NMR: x 0.355 5.00 4.90 CHCl3 a 4.80 4.70 4.60 4.50 4.40 4.30 c 4.20 b 4.10 e d h j -OH PPM 6.8 6.4 6.0 5.6 5.2 4.8 4.4 4.0 3.6 -OH 3.2 2.8 2.4 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 2.19 (s, 3H, CH3), 3.04 (bs, 1H, OH), 3.82 (bs, 1H, OH), 3.83 (s, 3H, CH3), 4.14 (dd, J = 10.2, 6.7 Hz, 1H, CH), 4.44-4.50 (m, 2H, 2 × CH), 4.99 (dd, J = 10.2, 4.5 Hz, 1H, CH), 6.79 (dd, J = 5.3, 1.3 Hz, 1H, CH). Abbildung 6.3: 1 H-NMR-Spektrum von (3R,4R,5R,6S)-4-Acetoxy-3-azid-5,6-dihydroxycyclohex-1-encarbonsäuremethylester (268). 218 PPM CDCl3 ced 160.0 150.0 140.0 130.0 120.0 110.0 100.0 90.0 80.0 70.0 20.9042 71.6945 71.4125 69.8197 fa 52.7489 134.4998 132.6290 i g 56.6967 166.1414 C-NMR: 170.8210 13 Anhang b h 60.0 50.0 j 40.0 30.0 20.0 10.0 (100 MHz, CDCl3, 23 °C) δ [ppm] = 20.9 (CH3), 52.7 (CH3), 56.7 (CH), 69.8 (CH), 71.4 (CH), 71.7 (CH), 132.6 (CH), 134.5 (Cq), 166.1 (CO), 170.8 (CO). Abbildung 6.4: 13 C-NMR-Spektrum von (3R,4R,5R,6S)-4-Acetoxy-3-azid-5,6-dihydroxycyclohex-1-encarbonsäuremethylester (268). Anhang 219 ent-Valienamin-Pentaacetat (ent-163) 6.2.2 OAc OAc AcHN OAc OAc Literatur-Daten zu Valienamin-Pentaacetat:78b 1 H-NMR (200 MHz, CDCl3): δ [ppm] = 5.89 (q, J = 1.4 Hz, 1 H), 5.69 (db, J = 8.7 Hz, 1 H), 5.46 (dd, J = 9.4, 6.4 Hz, 1H), 5.36 (db, J = 6.7 Hz, 1 H), 5.11 (d, J = 4.6 Hz, 1 H), 5.09 – 4.98 (m, 1 H), 4.65 (dq, J = 13.2, 1.1 Hz, 1 H), 4.39 (d, J = 13.3 Hz, 1 H), 2.07 (s, 9 H), 2.06 (s, 3 H), 2.02 (s, 3 H). Vermessene Spektren: H-NMR: 6.8 6.4 6.0 5.6 4.8 5.0 4.8 1.008 4.6 4.4 4.2 4.0 1.008 1.075 5.2 * 1.075 1.225 1.166 0.981 5.2 * * * 5.4 1.095 0.981 5.6 0.998 5.8 PPM * 1.095 1.166 0.998 x 8.000 * * 1.166 1.225 * 1.166 1 4.4 4.0 3.6 3.2 2.8 2.4 2.0 1.6 1.2 0.8 0.4 (400 MHz, CDCl3, 23 °C) zugeordnete Signale: δ [ppm] = 4.40 (d, J = 13.3 Hz, 1H, CHH), 4.65 (dm, J = 13.3 Hz, 1H, CHH), 5.04 (m, 1H, CH), 5.09 (dd, J = 9.9, 4.7 Hz, 1H, CH), 5.38 (db, J = 5.6 Hz, 1H, CH), 5.45 (dd, J = 9.8, 6.4 Hz, 1H, CH), 5.75 (db, J = 8.8 Hz, 1H, NH), 5.89 (m, 1H, CH). Abbildung 6.5: 1 H-NMR-Spektrum von ent-Valienamin-Pentaacetat (ent-163). 220 Anhang Literatur-Daten zu Valienamin-Pentaacetat:78b 13 C-NMR (75 MHz, CDCl3): δ [ppm] = 171.1, 170.5, 170.3, 170.2, 170.1, 134.2, 126.2, 70.7, 68.9, 68.2, 62.7, 44.6, 22.9, 20.6, 20.4. PPM 170.0 160.0 150.0 140.0 130.0 *** * 120.0 110.0 100.0 90.0 80.0 70.0 60.0 23.4034 23.2018 20.9819 20.7141 20.6785 20.6636 20.6203 20.5567 14.1453 28.3368 35.1121 46.6605 44.8485 * 71.5355 71.3211 69.0397 68.4301 63.0680 62.8742 60.3479 126.1349 * 77.3182 77.0000 76.6831 134.2728 C-NMR: 170.6998 170.4384 170.2990 170.1031 169.8776 169.8635 169.7468 169.5239 13 * 50.0 40.0 30.0 20.0 10.0 (100 MHz, CDCl3, 23 °C) zugeordnete Signale: δ [ppm] = 45.1, 63.2, 68.7, 69.3, 71.6, 126.4, 134.5. Abbildung 6.6: 13 C-NMR-Spektrum von ent-Valienamin-Pentaacetat (ent-163). Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 221 7 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abbildungen: Abbildung 1.1: Die Naturstoffe Rebeccamycin (1) und Staurosporin (2) und eine Auswahl an Verbindungen, die durch Kombination von Genen verschiedener Mikroorganismen synthetisiert werden konnten.___________ 3 Abbildung 1.2: Schematische Darstellung der Funktion von Chorismat (3) als ein zentraler Verzweigungspunkt in der Biosynthese mit wichtigen aus 3 hervorgehenden Metaboliten.___________________________________ 4 Abbildung 1.3: Schematische Darstellung einiger von Chorismat abgeleiteter Produktverbindungen des Chorus-Projektes. _________________________ 5 Abbildung 1.4: Kooperationen im Chorus-Projekt. ______________________________ 6 Abbildung 3.1: Shikimat-Biosyntheseweg: Intermediate (Abkürzung): Phosphoenolpyruvat (PEP), D-Erythrose-4-phosphat (E4P), 3-Deoxy-D-arabinoheptulosesäure-7-phosphat (DAHP), Dehydrochinasäure (DHQ), Chinasäure (QA), Dehydroshikimat (DHS), Shikimat (SA), 3-Phosphoshikimat (S3P), 5-Enolpyruvylshikimat-3-phosphat (EPSP); Gen (Enzym): aroF, aroG, aroH (DAHP Synthase); aroB (3-Dehydrochinasäure Synthase); quiA (Chinasäure Dehydrogenase); aroD (3Dehydrochinasäure Dehydratase); aroE (Shikimat Dehydrogenase); aroK, aroL (Shikimat Kinase); aroA (EPSP Synthase); aroC (Chorismat Synthase). _____________________________________________ 10 Abbildung 3.2: Chorismat (3) als gemeinsames Zwischenprodukt in den Biosynthesen verschiedener Metabolite; Enzyme (Gene): Chorismat Mutase (pheA, tyrA); Anthralinat Synthase (trpD, trpE); Aminodeoxychorismat Synthase (pabB, pabA), Aminodeoxychorismat Lyase (pabC); Chorismat Lyase (ubiC); Isochorismat Synthase (menF, entC). ____________________________________________________ 11 Abbildung 3.3: Einige von Chorismat (3) aus zugängliche Metabolite; X = bislang nicht identifiziertes Enzym aus Nicotiana silvestria;20 ––– präparativ zugänglich; ---- bislang nicht präparativ erschlossen; 2-Amino-2-deoxyisochorismat (ADIC, 26); 4-Amino-4-deoxychorismat (ADC, 27). _ 12 Abbildung 3.4: 3-Amino-5-hydroxybenzoesäure (AHBA, 30) und die Antibiotika Rifamycin B (28) und Geldanamycin (29) als Beispiele für Naturstoffe, deren Biosynthese über den Aminoshikimat-Biosyntheseweg und AHBA (30) als Intermediat verläuft. ________________________ 13 Abbildung 3.5: Schematische Darstellung des Aminoshikimat-Biosyntheseweges in A. mediterranei; Intermediat (Abkürzung): Phosphoenolpyruvat (PEP), D-Erythrose-4-phosphat (E4P), Imino-D-erythrose-4-phosphat (IminoE4P), 4-Amino-3,4-dideoxy-D-arabino-heptulosesäure-7-phosphat (Amino-DAHP), Aminodehydrochinasäure (AminoDHQ), Aminodehydroshikimat (AminoDHS), 3-Amino-5-hydroxybenzoesäure (AHBA), Aminoshikimat (AminoSA); Enzym (Gen): AminoDAHP Synthase (rifH); AminoDHQ Synthase (rifG); AminoDHQ Dehydratase (rifJ); AHBA Synthase (rifK); AminoSA Dehydrogenase (rifI). ___ 14 222 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abbildung 3.6: Mögliche Biosynthesen von IminoE4P (31); Enzyme: RifN: Kanosamin Kinase; a) Phosphokanosamin Isomerase; b) Transketolase; c) Amidohydrolase. ___________________________________________ 14 Abbildung 3.7: Schematische Darstellung der Ganzzelltransformation von Kanosamin zu Aminoshikimat (AminoSA) mit E. coli SP1.1/pJG6181.B.24a __ 15 Abbildung 3.8: Biosynthese von Protocatechusäure (39), Brenzkatechin (40), Gallussäure (41) und Pyrogallol (42) aus Dehydroshikimat (DHS, 14); Enzym (Gen): 3-Dehydroshikimat Dehydratase (aroZ), Protocatechusäure Decarboxylase (aroY), p-Hydroxybenzoat HydroxylaseY201F (pobA*). __________________________________________________ 16 Abbildung 3.9: Synthese aromatischer Produkte aus biotechnologisch gewonnenen Vorläufersubstanzen; A Phenol (43) aus 15;30 B Brenzkatechin (40) aus 39;27b C Pyrogallol (42) aus 41.29b ___________________________ 17 Abbildung 3.10: Beispiele für natürlich vorkommende Cyclitole. ___________________ 18 Abbildung 3.11: Beispiele für Pseudo-β-D-Glucosen. ____________________________ 19 Abbildung 3.12: Beispiele für natürlich vorkommende Carbazucker mit ungesättigtem C7-Körper. ________________________________________________ 20 Abbildung 3.13: Als Gabosine bezeichnete und aus verschiedenen Streptomyces Stämmen isolierte Carbazucker.____________________________________ 21 Abbildung 3.14: Chorismat (3) und strukturell verwandte Sekudärmetabolite.41, 54______ 22 Abbildung 3.15: Strukturen von Oseltamivir (67), Valienamin (64), Acarbose (65) und Validamycin A (66). ________________________________________ 23 Abbildung 3.16: Diskutierte Reaktionswege für die Bildung der Aminocarbazuckeruntereinheit in Validamycin A (66).58 ___________________________ 24 Abbildung 3.17: Synthese von Oseltamivir (67) im 50-250 kg Maßstab.70 ____________ 26 Abbildung 3.18: Strategien zur Synthese von Oseltamivir (67) A nach Karpf und Mitarbeitern;71a B nach Wirz und Mitarbeitern;71a C nach Shibasaki und Mitarbeitern.72 _____________________________________________ 27 Abbildung 3.19: Auswahl der in der Synthese ungesättigter Carbazucker eingesetzten Edukte. ___________________________________________________ 28 Abbildung 3.20: Synthese von Gabosin I (8) ausgehend von 2,3,4,6-Tetra-O-benzyl-Dglucopyranose (91) nach Lubineau und Billault.50 _________________ 29 Abbildung 3.21: Synthese der für Gabosin K angenommenen Struktur 68 nach Singh et al.52 ____________________________________________________ 30 Abbildung 3.22: Synthese des peracetylierten Carbazuckers 103 nach Hudlicky und Entwistle.76 ________________________________________________ 31 Abbildung 3.23: Schematische Darstellung aller möglichen relativen und absoluten Konfigurationen von cis- und trans-CHD. _______________________ 31 Abbildung 3.24: Beispiele für Produkte, die über CHD synthetisiert wurden; A Synthesen über cis-CHD;77 B Synthesen über trans-CHD;78 113 wurde ausgehend von einem cis-CHD über ein trans-CHD synthetisiert. _____ 32 Abbildung 3.25: Oxidation von Benzol mit unterschiedlichen Stämmen von Pseudomonas putida; A P. putida F1; B P. putida F39/D.79 ________________ 33 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 223 Abbildung 3.26: Auswahl verschiedener cis-CHD, die durch enzymatische Oxidation von aromatischen Kohlenwasserstoffen gebildet wurden.79 __________ 34 Abbildung 3.27: Darstellung beider Enantiomere von 120 nach Boyd et al.80,81 ________ 34 Abbildung 3.28: Teilschritte des Abbaus aromatischer Systeme in Säugetierzellen; i Oxidation mittels Monooxygenase; ii Epoxidhydrolase.82,83 _________ 35 Abbildung 3.29: Benzenoxid (125) aromatisiert in saurer Lösung langsamer als Cyclohexadienol 128.85 ___________________________________________ 35 Abbildung 3.30: Die ersten enzymatischen Schritte der Enterobactin-Synthese aus Chorismat (3); EntC, MenF: Isochorismat Synthase, EntB: Isochorismat Lyase; EntA: 2,3-Dihydroxy-2,3-dihydrobenzoat Dehydrogenase. _ 36 Abbildung 3.31: Biosynthese von 5 und 4 aus Chorismat (3); EntB: Isochorismat Lyase; EntC, MenF: Isochorismat Synthase. ______________________ 37 Abbildung 3.32: Die polyketidischen Naturstoffe Ansatrienin A (131) und Ascomycin (132), die eine mono- oder trisubstituierte Cyclohexaneinheit mit Ursprung aus dem Shikimat-Biosyntheseweg enthalten; diese Substituenten sind in den Strukturen der Naturstoffe hervorgehoben. _________ 38 Abbildung 3.33: Angenommene Biosynthese der Polyketid-Startereinheit 138 von Ansatrienin A (131).14, _______________________________________ 38 Abbildung 3.34: Angenommene Biosynthese der Polyketid-Startereinheit 140 von Ascomycin (132);95 i 1,4-anti-Eliminierung von Wasser, ii Reduktion der dreifach substituierten Doppelbindung und anschließende Isomerisierung, iii Reduktion der verbliebenen Doppelbindung. ___________ 39 Abbildung 3.35: Von Dr. D. Franke genutzte Strategie zur mikrobiellen Produktion von 2,3-trans-CHD (4).12,100a __________________________________ 40 Abbildung 3.36: Von Dr. D. Franke genutzte Strategie zur mikrobiellen Produktion von 3,4-trans-CHD (5).12,100b __________________________________ 41 Abbildung 3.37: Beispiele für Synthesen von trans-CHD aus cis-CHD A nach Boyd et al.;101 B nach Pearson et al.;102 C nach Hudlicky et al.104 ____________ 42 Abbildung 3.38: Synthese von (-)-Zeylena (113) aus Styrol nach Hudlicky et al.78a _____ 43 Abbildung 3.39: Synthese der Diene rac-151 bzw. 158 nach Trost et al.;78b A Synthese von racemischen 151 mittels Diels-Alder-Reaktion; B enantioselektive Synthese von 158 über Palladium-katalysierte allylische Substitution. ____________________________________________________ 44 Abbildung 3.40: Synthese von Valienaminpentaacetat (163) aus 158 mit trans-CHD ent-160 als Zwischenstufe nach Trost et al.78b _____________________ 45 Abbildung 3.41: Chemische Synthese von racemischem 3,4-trans-CHD nach Berchtold und Chiasson.111 ________________________________________ 46 Abbildung 3.42: Chemische Synthese von racemischem 3,4-trans-CHD nach Ganem und Ikota.113 _______________________________________________ 47 Abbildung 3.43: Chemische Synthese eines racemischen Derivates des 3,4-trans-CHD nach Posner et al.114 _________________________________________ 47 Abbildung 3.44: Synthese des racemischen Methylesters rac-170 nach Roberts et al.115 _ 48 224 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abbildung 3.45: Synthese des Methylesters 170 von 3,4-trans-CHD nach Boyd et al.116 _____________________________________________________ 48 Abbildung 4.1: A Fließschema des Shikimatbiosyntheseweges; B Strategie zur Überexpression von Genen zur Produktion von 2,3-trans-CHD (4); C Strategie zur Überexpression von Genen zur Produktion von 3,4trans-CHD (5); hervorgehobene Pfeile symbolisieren einen durch Überexpression hervorgehoben dargestellter Gene verstärkten metabolischen Fluss; Intermediate (Abkürzung): Phosphoenolpyruvat (PEP, 9), D-Erythrose-4-phosphat (E4P, 10), 3-Deoxy-D-arabinoheptulosesäure-7-phosphat (DAHP, 11), Dehydrochinasäure (DHQ, 12), Dehydroshikimat (DHS, 14), Shikimat (SA, 15), 3-Phosphoshikimat (S3P, 16), 5-Enolpyruvylshikimat-3-phosphat (EPSP, 17); Enzym (Gen): DAHP Synthase (aroF, aroG, aroH), 3-Dehydrochinasäure Synthase (aroB), 3-Dehydrochinasäure Dehydratase (aroD), Shikimat Dehydrogenase (aroE), Shikimat Kinase (aroK, aroL), EPSP Synthase (aroA), Chorismat Synthase (aroC), Isochorismat Synthase (entC, menF), Isochorismat Lyase (entB). ________________ 51 Abbildung 4.2: Chromosomale Deletionen in E. coli Stämmen, die zur Produktion von 4 und 5 eingesetzt werden sollen; Enzym (Gen): Chorismat Mutase (pheA, tyrA), Anthranilat Synthase (trpD, trpE), Aminodeoxychorismat Synthase (pabA,B), Chorismat Lyase (ubiC), Isochorismat Synthase (menF, entC). ______________________________________ 52 Abbildung 4.3: Schema zur Klonierung des Vektors pF112 ausgehend von pF81 und pF109. ___________________________________________________ 53 Abbildung 4.4: PCR-Reaktion zur Amplifikation der Gene entC und entB unter Einfügung flankierender Schnittstellen und Zwischenklonierung des erhaltenen PCR-Produktes in den Vektor pUCBM20. ______________ 55 Abbildung 4.5: Schema zur Klonierung der Vektoren pC19 – pC22. Hierzu wurden die Vektoren pF109 und pF112 je mit BamHI linearisiert und mit SAP desphosphoryliert, um mit den linearen DNA-Fragmenten entCentB* bzw. entB* mittels Ligation mit T4-DNA-Ligase kombiniert zu werden. ___________________________________________________ 56 Abbildung 4.6A Untersuchung der isolierten Plasmid-DNA per Restriktionsanalyse (BssHII) und Gelelektrophorese; mit M ist aufgetragener DNAGrößenmarker gekennzeichnet, mit sind Bahnen markiert, die Fragmente der erwarteten Größe zeigten. Größe der erwarteten Fragmente [bp]: pC19: 868, 905, 2563, 5329; pC20: 868, 905, 2563, 5890. ______ 57 Abbildung 4.6B Untersuchung der isolierten Plasmid-DNA per Restriktionsanalyse (BssHII) und Gelelektrophorese; mit M ist aufgetragener DNAGrößenmarker gekennzeichnet, mit sind Bahnen markiert, die Fragmente der erwarteten Größe zeigten. Größe der erwarteten Fragmente [bp]: pC21: 868, 905, 1352, 5329; pC22: 868, 905, 1352, 5890. ______ 57 Abbildung 4.7: Screenshots aus den gegenläufigen Sequenzierungen beider komplementärer Stränge des Plasmides pUCBM20-entC-entB. Hervorgehoben ist jeweils das mutierte Codon. ___________________________ 58 Abbildung 4.8: SDS-PAGE-Gel zum Nachweis der Bildung durch die Plasmide pC19 – 22 codierter Proteine. Erwartete Banden: EntC 42.9 kDa, AroB Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 225 38.9 kDa, AroF 38.8 kDa, EntB 32.6 kDa, AroL 19.2 kDa. Gefunden wird in allen Fällen nach Induktion eine deutlich sichtbare Bande bei 39 kDa. Bei pC21 und pC22 wird weiterhin eine Bande bei 33 kDa gefunden, die auf die Expression des Genes entB zurückgeführt werden kann. ______________________________________________ 59 Abbildung 4.9: HPLC-Chromatogramm von Fermentationsüberständen und UVSpektren der Hauptfermentationsprodukte; aufgetragen sind die Absorption bei einer Wellenlänge von λ = 275 nm in relativen Einheiten gegen die Retentionszeit; A F68/pC20 ----- ohne Induktion, –––– nach Induktion mit IPTG; B F68/pC22 ----- ohne Induktion, –––– nach Induktion mit IPTG; deutlich ist jeweils die Bildung je eines neuen Hauptproduktes nach Induktion zu erkennen. __ 62 Abbildung 4.10: Schematische Darstellung der Aufreinigung der trans-CHD 4 und 5 aus Fermentationsüberständen; I Abtrennen der Biomasse; II Aufreinigung der trans-CHD über Ionenaustauschchromatographie an basischem Anionentauscherharz; III Isolierung der trans-CHD aus dem Eluat. ________________________________________________ 63 Abbildung 4.11: Nachvollzogene Synthese von rac-5 nach Ganem und Ikota.113 _______ 65 Abbildung 4.12: Veresterung von rac-5 zu rac-170 mit methanolischem Chlorwasserstoff; eine Ausbeute wurde nicht bestimmt._______________________ 66 Abbildung 4.13: Zur Enantiomerentrennung von 5 genutzte chirale Phase. ___________ 67 Abbildung 4.14: HPLC-Chromatogramme von rac-170 (links) und 170 (rechts) im Vergleich; aufgetragen ist die Absorption bei einer Wellenlänge von λ = 280 nm in relativen Einheiten [mAU] gegen die Retentionszeit [min]; stationäre Phase: Chiracel OD-H Chromatographiesäule (250 mm × 4.6 mm) der Fa. DAICEL, mobile Phase: n-Hexan und 2Propanol (95:5 v/v), 0.5 mL × min-1, T = 40 °C. ___________________ 67 Abbildung 4.15: Funktionelle Gruppen der trans-CHD 4 und 5 sowie Beispiele für mögliche Reaktionen, in welchen diese eingesetzt werden können. ____ 68 Abbildung 4.16: Sauer katalysierte Veresterung der Säurefunktionen von 4 und 5 zu Methylester 196 und 170._____________________________________ 70 Abbildung 4.17: Einführung von TBS-Gruppen als Alkoholschutzgruppen an 196 und 170.______________________________________________________ 71 Abbildung 4.18: Einführung von MOM-Gruppen als Alkoholschutzgruppen an 180. ___ 71 Abbildung 4.19: Bildung des 1,3,5-Trioxepins 198 aus 170. _______________________ 72 Abbildung 4.20: A Lewissäure-katalysierte Disproportionierung von MOMCl;135 B Schematische Darstellung der versuchten Überführung von 197 in 198.______________________________________________________ 72 Abbildung 4.21: Veresterung der Alkoholfunktionen in 170 mit Acetanhydrid. ________ 73 Abbildung 4.22: Schematische Darstellung zweier energieminimierter Konformationen; im Konformationsisomer I weisen die rot dargestellten Sauerstoffsubstituenten eine pseudo-axiale Ausrichtung bezogen auf den Cyclohexadienring auf, im Konformationsisomer II wird eine pseudoäquatoriale Anordnung gefunden. ______________________________ 74 226 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abbildung 4.23: Dargestellt sind die molekularen CD-Spektren von 170, 185, 197, 198 und 199 gemessen in Acetonitril._______________________________ 75 Abbildung 4.24: Schematische Darstellung der Konformationsisomere I und II für Derivate des 3,4-trans-CHD und der Dihedralwinkel Θ des Diensystems; R = -H, -TBS, -Ac, -MOM, -CH2OCH2-. _________________ 75 Abbildung 4.25: Schematische Darstellung der für Konformationsisomer I und II für Derivate des 3,4-trans-CHD zwischen pseudo-axialständigem Substituenten und einer Doppelbindung gefundenen Dihedralwinkel Θ´; R = -H, -TBS, -Ac, -MOM, -CH2OCH2-. ________________________ 76 Abbildung 4.26: Oxidation von Derivaten des 2,3-trans-CHD mit mCPBA nach Dr. D. Franke.12 __________________________________________________ 81 Abbildung 4.27: Oxidation von 170 mit mCPBA; dargestellt sind die analog zur Epoxidation von 196 angenommene Stereochemie der Produkte 201 und 202. __________________________________________________ 82 Abbildung 4.28: Epoxidierung von cis-CHD 203 mit mCPBA nach Campbell et al.153 __ 82 Abbildung 4.29: Oxidation von 185 mit mCPBA; a) eine Zuordnung der Stereochemie zu beiden Produkten gelang nicht; dargestellt ist die angenommene Stereochemie. ______________________________________________ 82 Abbildung 4.30: Epoxidierung von 198 mit mCPBA; die Stereochemie der Produkte wurde nicht bewiesen; dargestellt ist die angenommene Stereochemie der Produkte. ______________________________________________ 83 Abbildung 4.31: Schematische Darstellung der Oxidation eines Olefins mittles in situ erzeugtem Dioxiran zum Epoxid. ______________________________ 83 Abbildung 4.32: Schematische Darstellung beider für die Epoxidierungsreaktion mittels Dioxiran vorgeschlagenen Übergangszustände. _____________ 84 Abbildung 4.33: Oxidation von trans-Stilben (214) mit Caro´scher Säure in Gegenwart chiraler Ketone A nach Yang et al.157 B nach Shi et al.158b _______ 85 Abbildung 4.34: Oxidation von 185 mittels eines Dioxirans zu den Epoxiden 206 und 207.______________________________________________________ 85 Abbildung 4.35: Darstellung von Epoxid 207 und Brom-CHD 218 aus 216 und 217. ___ 86 Abbildung 4.36: Energieminimierte Konformationen von 216 und Diederwinkel entlang der Bindung zwischen C-5 und C-6; TBS-Ether, Methylester und nicht an C-5 und an C-6 gebundene Protonen wurden ausgeblendet. ___ 87 Abbildung 4.37: Diskutierte Mechanismen zur Bildung des zyklischen Osmatesters; A konzertierter [3+2] Mechanismus;164,166 B stufenweiser [2+2] Mechanismus.167 ___________________________________________ 88 Abbildung 4.38: Die beiden katalytischen Zyklen, welche bei der asymmetrischen Dihydroxylierung mit NMO als Kooxidationsmittel durchlaufen werden.165 ____________________________________________________ 89 Abbildung 4.39: A Untersuchungen von Carless et al. zur Oxidation unterschiedlich substituierter cis-CHD;176 B Untersuchungen zur Oxidation von Sutherland et al. zur Oxidation von cis-CHD 222.178 _______________ 90 Abbildung 4.40: Übersicht über die Produkte der Osmiumtetroxid-katalysierten cisDihydroxylierung ausgehend von Derivaten des 2,3-trans-CHD.______ 91 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 227 Abbildung 4.41: Produkte der Osmiumtetroxid-katalysierten cis-Dihydroxylierung von Bis-TBS-Ether 185 und nachfolgende Reaktionen zum Beweis der Stereochemie der Produkte. ___________________________________ 92 Abbildung 4.42: Konformation von 233 und wichtige im NOESY-Experiment gefundene Signalverstärkungen (NOE-Kontakte) in Abhängigkeit zur Anregungsfrequenz (CDCl3, 400 MHz), welche gemeinsam nur durch die dargestellte Konfiguration und Konformation von 233 erklärt werden können. ____________________________________________ 93 Abbildung 4.43: Dihydroxylierung von 3,4-cis-CHD 98 nach Singh et al.52 ___________ 93 Abbildung 4.44: Dihydroxylierung nach Shing et al. mit in situ generiertem RuO4.180 ___ 94 Abbildung 4.45: 160 zeigt in Gegenwart von RuO4 über 4 Stunden keine Reaktion. ____ 94 Abbildung 4.46: Angenommener Mechanismus der Woodward-cis-Dihydroxylierung. __ 95 Abbildung 4.47: Variante der Woodward-cis-Dihydroxylierung nach Granger et al.183b__ 95 Abbildung 4.48: Oxidation von Dien 160 zu β- Acetoxybromverbindung 238. ________ 96 Abbildung 4.49: Spaltung der TBS-Ether in 238; unten dargestellt ist die durch Röntgenstrukturuntersuchung erhaltene Kristallstruktur von Verbindung 239; Ellipsoide entsprechen einer 50%igen Aufenthaltswahrscheinlichkeit.___________________________________________________ 96 Abbildung 4.50: Oxidation von 185 mit N-Bromacetamid in Gegenwart von Essigsäure zu den beiden Isomeren 216 und 217. ______________________ 97 Abbildung 4.51: Mögliche isomere Strukturen für Verbindung 217. _________________ 97 Abbildung 4.52: In NOE-Differenz-Experimenten für 217 gefundene Signalverstärkungen (NOE-Kontakte) in Abhängigkeit zur Anregungsfrequenz (CDCl3, 400 MHz). _________________________________________ 98 Abbildung 4.53: Spalten der TBS-Ether aus 217 mit Flusssäure und Peracetylierung zu 240.______________________________________________________ 99 Abbildung 4.54: Angenommene Stereochemie von 217 und der sich daraus ergebende Reaktionsverlauf zur Bildung von 216 und 217 aus 185 mit N-Bromacetamid in Gegenwart von Essigsäure._________________________ 100 Abbildung 4.55: Oxidation von 198 zur Bromverbindung 242 und deren Reduktion zu Diol 243 sowie die aus der Röntgenstrukturuntersuchung erhaltene Struktur von 243; Ellipsoide entsprechen einer 50%igen Aufenthaltswahrscheinlichkeit. ________________________________________ 101 Abbildung 4.56: Oxidation von Dien 160 mit N-Bromacetamid in Acetonitril.________ 102 Abbildung 4.57: Darstellung von Bromhydrin 245 aus Epoxid 161. ________________ 102 Abbildung 4.58: Umsetzung von Diol 227 zur Bromverbindung 247. _______________ 103 Abbildung 4.59: Umsetzung von Diol 248 zu Bromverbindung 250. _______________ 103 Abbildung 4.60: Schematische Darstellung der bevorzugten Konformationsisomere von 160 und 185 unter Andeutung der sterischen Effekte pseudoaxialständiger Reste. _______________________________________ 106 Abbildung 4.61: Die Struktur von ent-Streptol (ent-58) wird retrosynthetisch auf 4 zurückgeführt. ____________________________________________ 108 228 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abbildung 4.62: Synthese von 227 ausgehend von 4. ___________________________ 108 Abbildung 4.63: Reduktion und TBS-Etherspaltung als abschließende Stufen zur Synthese von ent-Streptol (ent-58). _______________________________ 109 Abbildung 4.64: Die Struktur von ent-Valienon / ent-Gabosin I (ent-8) wird retrosynthetisch auf 251 zurückgeführt. _______________________________ 110 Abbildung 4.65: Selektive Schutzgruppeneinführung am primären Alkohol von 251 zu 248._____________________________________________________ 110 Abbildung 4.66: Oxidation der Allylalkohole 227, 248 und 252 zu α,β-ungesättigten Ketonen. _________________________________________________ 111 Abbildung 4.67: in situ Generierung des Oxoammoniumkations 257 aus 256 und paraToluensulfonsäure. _________________________________________ 111 Abbildung 4.68: Die Struktur von Valienon (8) wird retrosynthetisch auf 3,4-transCHD (5) zurückgeführt. _____________________________________ 112 Abbildung 4.69: Die ersten Stufen der Synthese von Valienon (8) ausgehend von BisTBS-Ether 185; *) angenommene Stereochemie. _________________ 113 Abbildung 4.70: Nucleophile Öffnung von Epoxid 207 mit Acetat unter sauren Bedingungen in analytischen Ansätzen. Neben den Reaktionsbedingungen ist der Flächenanteil des für das Produkt gefundenen Peaks im Verhältnis zur Summe aller Produkte laut GCMS.______________ 114 Abbildung 4.71: Überführung von 260 in 262 über zwei Stufen.___________________ 114 Abbildung 4.72: Einführen von zu TBS-Ethern orthogonalen Schutzgruppen und anschließendes Spalten der TBS-Ether; A Einführen von Methoxymethylethern; B Einführen einer Acetonidschutzgruppe. ___________ 115 Abbildung 4.73: Energieminimierte 3D-Modelle der in der Oxidationsreaktion eingesetzten Allylalkohole; aus Gründen der Übersicht wurden TBS-, MOM- und Methyl-Gruppen wie auch Wasserstoffatome ausgeblendet; zu erkennen ist, dass für die markierten allylischen Alkoholfunktionen für 248 und 259 eine pseudo-äquatoriale Ausrichtung zu erwarten ist, der allylische Alkohol im Falle von 264 jedoch bevorzugt pseudo-axial orientiert erwartet wird. ______________________ 116 Abbildung 4.74: Oxidation des allylischen Alkohols und Schutzgruppenabspaltung ausgehend von A Allylalkohol 264; B Allylalkohol 259. ___________ 117 Abbildung 4.75: Dargestellt sind die molaren CD-Absorptionskoeffizienten (∆ε [M-1 cm-1]) von 8 und ent-8 gegen die Wellenlänge (λ [nm]) bei einer eingewogenen Konzentration von je 0.03 mg × mL-1 in Acetonitril. __ 118 Abbildung 4.76: ent-Valienamin (ent-64) wird retrosynthetisch auf trans-CHD 4 zurückgeführt. ____________________________________________ 119 Abbildung 4.77: Versuche zur Überführung des vicinalen Diols 227 in den vicinalen Aminoalkohol 269 mittels Ritter-Reaktion.193 ____________________ 119 Abbildung 4.78: Versuche zur Osmium(VIII)-katalysierten Aminohydroxylierung von 160 mit unterschiedlichen Oxidationsmitteln. ____________________ 120 Abbildung 4.79: Versuch zur nucleophilen Substitution von Brom gegen Azid ausgehend von 247 bei gefundener Eliminierung von Essigsäure. ____ 120 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 229 Abbildung 4.80: Umsetzung von 245 mit LiN3 zu 161 und 271. ___________________ 121 Abbildung 4.81: Darstellung von 268 ausgehend von 247 in zwei Stufen. ___________ 121 Abbildung 4.82: Schematische Darstellung möglicher Konformationsisomere von 268 und 3-epi-268. ____________________________________________ 122 Abbildung 4.83: Abbildung 4.84: 1 H-NMR-Spektrum von 268. _________________________________ 122 13 C-NMR-Spektrum von 268. ________________________________ 123 Abbildung 4.85: Reduktion von 268 oder 271 und anschließende Peracetylierung zur Synthese von ent-Valienamin-Pentaacetat (ent-163). ______________ 124 Abbildung 4.86: Beispiele für aus 3 biosynthetisch zugängliche Verbindungen; X: nicht identifiziertes Enzym aus Nicotiana silvestria;20 Irp9: für die Umsetzung von Chorismat zu Salicylat verantwortlich gemachtes Enzym aus Yersinia enterocolitica;21a PchB: für die Umsetzung von Isochorismat zu Salicylat verantwortlich gemachtes Enzym aus Pseudomonas aeruginos;21b PmsB: für die Umsetzung von Isochorismat zu Salicylat verantwortlich gemachtes Enzym aus P. fluorescens.21c ____ 128 Abbildung 4.87: Weitere vermutlich von 3 oder dessen Vorläufern abgeleitete Metabolite, deren Biosynthesen bislang nicht detailliert untersucht sind.54,204 _________________________________________________ 129 Abbildung 4.88: Hypothetische Transformation von 5 mit Enzymen aus der Ascomycin-Biosynthese;95 i Reduktion der dreifach substituierten Doppelbindung und anschließende Isomerisierung, ii Reduktion der verbliebenen Doppelbindung. ______________________________________ 130 Abbildung 4.89: Alternative zyklische Schutzgruppen für Diol 170.________________ 131 Abbildung 4.90: Einführung zyklischer Malonsäureesters als Schutzgruppen in 170. __ 132 Abbildung 4.91: Hydrierung von trans-CHD 196 mit Wasserstoff an Palladium.12 ____ 132 Abbildung 4.92: Erwartete Produkte aus Hydroborierung209 und reduktiver Epoxidöffnung.210 _______________________________________________ 132 Abbildung 4.93: Beispiele für funktionelle Gruppen, die über Borane eingeführt werden können.211b,c,d,212 _______________________________________ 133 Abbildung 4.94: Literaturbeschriebene Bildung und Umsetzung von geminal-Dihalocyclopropanen; A Reaktion eines cis-CHD mit in situ gebildetem Carben;213 B Reaktion mit Essigsäure unter Ringerweiterung;215a C mögliche Reaktion eines trans-CHD unter Ringerweiterung. ______ 134 Abbildung 4.95: Hypothetische Synthese von Keisslon aus 2,3-trans-CHD; i CH2Br2, NaOH; ii MeLi; iii CuI, BrMgCH3; iv a) AcOH, AgBF4; b) NaOH; v a) DIBAL-H; b) TBS-OTf, NEt3; c) nBuLi; d) H2O, HF; e) SwernOxidation.________________________________________________ 134 Abbildung 4.96: Beispiele für Baeyer-Villiger-Oxidationen an substituierten Cyclohexenonen; A nach Krafft;218f B nach Schultz.218d ________________ 135 Abbildung 4.97: Hypothetische oxidative Ringöffnung durch Baeyer-Villiger-Oxidation zu einem Lacton und dessen Hydrolyse.___________________ 135 230 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abbildung 4.98: Beispiele für mögliche oxidative Ringöffnungsreaktionen: A Ozonolyse; B Periodat- oder Blei(IV)acetatspaltung von aus 4 abgeleiteten Verbindungen. ____________________________________________ 136 Abbildung 4.99: Selektive Reduktion der geringer substituierten Doppelbindung und anschließende Ozonolyse mit reduktiver Aufarbeitung zur Überführung des aus 2,3-trans-CHD (4) abgeleiteten Diens 288 in ein offenkettiges System nach Banwell et al.;221 PAD: Kaliumazodicarboxylat.______________________________________________ 136 Abbildung 4.100: Ringöffnung mittels Metathesereaktion. ________________________ 136 Abbildung 4.101: Cycloadditionen mit funktionalisierten Cyclohexadienen; A Dimerisierung des Methylesters 291 in einer Diels-Alder-Reaktion zu 292;127 B ein Beispiel für eine Hetero-Diels-Alder-Reaktion mit Dien 196.130 _ 137 Abbildung 4.102: Reaktion von Cyclohexa-1,5-dien-1-carbonsäuremethylester (294) mit Singulett-Sauerstoff in einer Hetero-Diels-Alder-Reaktion und nachfolgende 2,3-dipolare Cycloaddition von Diazomethan an die entstandene Doppelbindung.223 _______________________________ 138 Abbildung 6.1: Kristallstruktur von (3S,4S,5R,6S)-3-Acetoxy-4-brom-5,6-dihydroxycyclohex-1-encarbonsäuremethylester (239); dargestellt sind Ellipsoide mit 50% Aufenthaltswahrscheinlichkeit. ___________________ 208 Abbildung 6.2: Kristallstruktur von (5aS,6R,7S,9aR)-6-Brom-5a,6,7,9a-tetrahydro-8(hydroxymethyl)-benzo[f][1,3,5]trioxepin-7-ol (243); dargestellt sind Ellipsoide mit 50% Aufenthaltswahrscheinlichkeit, Wasserstoffatome sind ausgeblendet. _________________________________________ 211 Abbildung 6.3: Abbildung 6.4: Abbildung 6.5: Abbildung 6.6: 1 H-NMR-Spektrum von (3R,4R,5R,6S)-4-Acetoxy-3-azid-5,6-dihydroxycyclohex-1-encarbonsäuremethylester (268).______________ 217 13 C-NMR-Spektrum von (3R,4R,5R,6S)-4-Acetoxy-3-azid-5,6-dihydroxycyclohex-1-encarbonsäuremethylester (268).______________ 218 1 H-NMR-Spektrum von ent-Valienamin-Pentaacetat (ent-163).______ 219 13 C-NMR-Spektrum von ent-Valienamin-Pentaacetat (ent-163). _____ 220 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 231 Tabellen: Tabelle 1: Aufgeführt sind der Durchschnittswert ( x ) und Median ( ~ x ) unterschiedlicher Strukturmerkmale für verschiedene untersuchte Substanzklassen.6a ______________________________________________ 2 Tabelle 2: Übersicht über die mikrobielle Produktion von Metaboliten des Shikimat-Biosyntheseweges und dabei erzielte Produkttiter. _____________ 18 Tabelle 3: Synthese von Derivaten des 2,3-trans-CHD.______________________ 45 Tabelle 4: Synthese von Derivaten des 3,4-trans-CHD.______________________ 49 Tabelle 5: Vergleich der 3JH,H-Kopplungskonstanten (400 MHz, CDCl3) und der daraus abgeleiteten Verhältnisse der Konformationsisomere zueinander. ____________________________________________________ 78 Tabelle 6: Vergleich vicinaler Kopplungskonstanten der allylischen Protonen bei 170 und 185 in unterschiedlichen Lösungsmitteln und der aus den vicinalen Kopplungskonstanten abgeleiteten KonformationsisomerenAnteile.___________________________________________________ 79 Tabelle 7: Vergleich der 1H-NMR-Daten von 240 (CDCl3, 400 MHz) mit literaturbeschriebenen,184 strukturell ähnlichen Verbindungen (CDCl3, 241 II und 241 III: 90 MHz, 241 I und 241 IV: 60 MHz).___________ 99 Tabelle 9: Gegenüberstellung von Produkten aus Oxidationsreaktionen ausgehend von 160 und 185. ____________________________________ 105 Tabelle 10: 3 JH,H-Kopplungen von 268 (CDCl3) und Valienamin (64, D2O).197 ___ 124 Tabelle 11: Kristallographische Daten und Angaben zur Datensammlung und Strukturbestimmung von 239. ________________________________ 209 Tabelle 12: Atomkoordinaten und äquivalente isotrope Verschiebungsparameter [pm2] in der Kristallstruktur von 239. __________________________ 209 Tabelle 13: Ausgewählte interatomare Abstände [pm] in der Kristallstruktur der Verbindung 239.___________________________________________ 209 Tabelle 14: Kristalldaten und Strukturverfeinerung. ________________________ 211 Tabelle 15: Atomkoordinaten ( × 104) und äquivalente isotrope Ersatzparameter (Å2 × 103) für mm13. U(eq) ist definiert als 1/3 der Spur des orthogonalisierten Uij-Tensors. ___________________________________ 213 Tabelle 16: Bindungslängen [Å] und Winkel [°]. ___________________________ 215 Tabelle 17: Torsionswinkel [°]._________________________________________ 216 Tabelle 18: Wasserstoffbrückenbindungen [Å and °]. _______________________ 216 232 Literaturverzeichnis 8 Literaturverzeichnis 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 Jourdier, S., Chem. in Britain 1999, 35, 33-35. a) Holzgraben, U. Pharm. Ztg. 2005, 30-38; b) Sertürner, F. Journal der Pharmacie 1806, 14, 47-93. Issekutz B. Die Geschichte der Arzneimittelforschung, Akadémiai Kiadó: Budapest 1971. a) Kolbe, H. A. W.; Lautemann, E. Ann. 1860, 113, 125-127; b) Schmitt, R. J. Prakt. Chem. 1885, 31, 397; c) Lindsey, A. S.; Jeskey, H. Chem. Rev. 1957, 57, 583-620; d) Kuhnert, N. Pharmazie in unserer Zeit 2000, 29, 32-39. Newman, D. J.; Cragg, G. M.; Snader, K. M. J. Nat. 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