Probeklausur Makroökonomie I Wintersemester 2012/13 Prof. Dr. Gerhard Illing ___________________________________________________________________________ Beachten Sie folgende allgemeine Bearbeitungshinweise: 1. Die Klausur besteht aus 16 Multiple-Choice-Fragen und 2 offenen Fragen. Alle Aufgaben sind zu bearbeiten. 2. Bei jeder Multiple-Choice-Aufgabe sind 5 Statements vorgegeben: (a) bis (e). Sie müssen entscheiden, welche der Statements richtig sind. Alle kombinatorischen Möglichkeiten von „kein Statement richtig“ bis „alle Statements richtig“ sind möglich. Fünf korrekte Antworten werden mit 5 Punkten bewertet, vier mit 3 Punkten und drei mit 1 Punkt. Weniger als drei korrekte Antworten werden mit 0 Punkten bewertet. 3. Maßgeblich für die Bewertung der MC-Aufgaben in der Klausur sind Ihre Eintragungen auf dem MC-LÖSUNGSBLATT. ÜBERTRAGEN Sie daher Ihre Lösungen auf das MCLösungsblatt. Die Aufgaben sind durchnummeriert. MARKIEREN Sie nur diejenigen Statements, die Sie für richtig halten. Die richtige und saubere Übertragung ist Bestandteil der Prüfungsaufgabe. 4. Alle Markierungen auf dem MC-LÖSUNGSBLATT dürfen nur mit einem BLEISTIFT vorgenommen werden. Schwärzen Sie die zu markierenden Felder gleichmäßig kräftig und deutlich sichtbar (nicht ankreuzen!). Bei Korrekturen ist ein sauberes Radieren erforderlich. Sie können sich auch jederzeit ein neues MC-Lösungsblatt geben lassen. 5. Offene Fragen: Es gibt zwei offene Fragen mit insgesamt 40 erreichbaren Punkten. Verwenden Sie für die Beantwortung der Aufgaben die jeweiligen Antwortkästen. Bei Platzmangel verwenden Sie die Rückseiten. Beschriften Sie Ihre Graphiken vollständig und begründen Sie Ihre Antworten. Achten Sie darauf, dass Ihre Berechnungen und Argumentationen eindeutig und nachvollziehbar sind. 6. Bearbeitungszeit: 120 Minuten einschließlich der Übertragungen auf das MC-Lösungsblatt. 7. Zugelassene Hilfsmittel: Nicht-programmierbarer Taschenrechner. ___________________________________________________________________________ -0- Multiple Choice Teil Abschnitt I: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung und Preisindizes. 1. Aufgabe a. Wenn das nominale Bruttoinlandsprodukt (BIP) steigt, muss auch das reale BIP steigen. b. Wenn das nominale BIP von 1000 auf 1200 Mrd. Euro steigt, während der BIPDeflator von 5,0 auf 6,0 steigt, beträgt die Veränderung des realen BIP 0%. c. Das Volkseinkommen kann größer sein als das BIP. d. Um zum Nettonationaleinkommen zu gelangen, müssen ausgehend vom Volkseinkommen die indirekten Steuern abgezogen und die Subventionen hinzuaddiert werden. e. Ausgehend vom BIP wird für die Berechnung des Bruttonationaleinkommens (BNE) der Saldo der Primäreinkommen aus der übrigen Welt hinzuaddiert. 2. Aufgabe In einer Volkswirtschaft existieren zwei Güter. In Periode t = 0 beträgt deren Preis p1 = 2 und p 2 = 3 . In Periode t = 0 wird von jedem Gut eine Einheit gehandelt. In Periode t = 1 betragen die Preise p1 = 1 und p 2 = 4 . Die jeweiligen Mengen entsprechen q1 = 1,5 und q 2 = 0,5 . Welche der folgenden Aussagen trifft zu? a. Der Laspeyres-Index in Periode t = 1 nimmt den Wert von b. Der Paasche-Index in Periode t = 1 nimmt den Wert von 4 an. 5 4 an. 9 c. Der Paasche-Index unterschätzt tendenziell den tatsächlichen Preisanstieg. d. Gemäß dem Paasche-Index herrscht in der Volkswirtschaft Deflation. e. Der hedonische Preisindex liefert eine Methode, um den Preisanstieg um Qualitätsveränderungen zu bereinigen. -1- 3. Aufgabe Über die geschlossene Volkswirtschaft von Ruritanien ist folgendes bekannt: Es gibt zwei Unternehmen, Firma A und Firma B. Firma A produziert Holz im Wert von 460 €. Davon wird Ware im Wert von 340 € an Firma B verkauft, der Rest geht an die Endverbraucher (zum Heizen). Firma B stellt aus dem an sie gelieferten Holz Möbel her, die sie für 770 € an die Endverbraucher verkauft. Die Arbeitseinkommen der Inländer betragen 406 €, die Einkommen der Inländer aus Vermögen und Unternehmertätigkeit 270 €. Es werden keine indirekten Steuern erhoben und keine Subventionen gezahlt. a. Die Vorleistungen betragen 746 €. b. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt 890 €. c. Das Volkseinkommen ist gleich dem Nettonationaleinkommen. d. Der Außenbeitrag beträgt 430 €. e. Die Abschreibungen betragen 276 €. Abschnitt II: IS-LM Modell. 4. Aufgabe a. Mit steigendem Zins nehmen die Opportunitätskosten der Bargeldhaltung ab, somit steigt die Geldnachfrage. b. Steigt der Marktzins, so sinkt der Kurs eines Wertpapiers mit unendlicher Laufzeit und fixem Coupon. c. Ein Anstieg der Nachfrage auf dem Gütermarkt bewirkt einen Zinsanstieg und damit eine Verminderung der zinsabhängigen Investitionen. Diesen Effekt nennt man partielles zinsbedingtes Crowding-Out. d. Ist der Gütermarkt im Gleichgewicht, so befindet sich auch der Kapitalmarkt im Gleichgewicht. e. Nettoinvestitionen können niemals negativ werden. -2- 5. Aufgabe a. Für alle Kombinationen von Zinssatz und Einkommen (i,Y) oberhalb der LM-Kurve herrscht auf dem Geldmarkt ein Überangebot an Geld. b. Sind in einer geschlossenen Volkswirtschaft die privaten Ersparnisse kleiner als die Investitionen, so ist das Budgetdefizit größer Null. c. Im Schnittpunkt von IS- und LM Kurve herrscht auf dem Gütermarkt, dem Kapitalmarkt, dem Geldmarkt und dem Wertpapiermarkt ein simultanes Gleichgewicht. d. Das Sparparadoxon besagt, dass eine Senkung des autonomen Konsums zu keinem Anstieg der privaten Ersparnis führt. e. Ist die Investitionsnachfrage vollkommen zinsunelastisch (Investitionsfalle), ist expansive Geldpolitik zur Steigerung der Produktion sehr wirkungsvoll, expansive Fiskalpolitik hingegen wirkungslos. Abschnitt III: Offene Volkswirtschaft. 6. Aufgabe a. Ein Handelsbilanzdefizit muss immer mit einem Defizit in der Leistungsbilanz einhergehen. b. Ein Leistungsbilanzdefizit muss immer mit einem Überschuss in der Kapitalbilanz im weiteren Sinne einhergehen. c. Aufgrund des Systems der doppelten Buchführung ist die von den staatlichen Behörden ermittelte Zahlungsbilanz in der Realität immer ausgeglichen. d. Die Exportquote eines Landes (= Exporte/BIP) kann nie größer als 1 sein. e. Wenn private und staatliche Ersparnis unverändert bleiben, spiegelt sich eine Zunahme der Investitionen in einer Verschlechterung der Leistungsbilanz wider. -3- 7. Aufgabe Betrachten Sie zwei Volkswirtschaften, Euroland und Dollarland. In Euroland beträgt der Zins auf Wertpapiere 5%, in Dollarland nur 3%. Der aktuelle Wechselkurs liegt bei 1,25 Dollar/EUR. Beantworten Sie die Fragen aus Sicht von Euroland. a. Die Zinsparitätstheorie erklärt den Zinsunterschied in beiden Ländern aufgrund von Transaktionskosten und unterschiedlicher Bonität der Wertpapiere. b. Wenn die Zinsparität gilt, bedeutet dies, dass die Anleger eine Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar um 2% erwarten. c. Gemäß der Zinsparitäten-Bedingung ergibt sich ein erwarteter Wechselkurs von 1,23 Dollar/EUR (gerundet auf 2 Dezimalstellen). d. Bei gegebenem zukünftig erwarteten Wechselkurses und bei gegebenem Zinssatz in Dollarland führt ein Zinsanstieg in Euroland zu einer Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar. e. Angenommen der Wechselkurs von Dollar und Euro ist dauerhaft fixiert. Dann müssten gemäß der Zinsparitäten-Bedingung die Zinsen in Dollarland und in Euroland exakt gleich sein. 8. Aufgabe Nehmen Sie an, dass weltweit nur ein einziges Gut gehandelt wird, der BigMac. Der Preis für einen BigMac in Stockholm beträgt 40 Schwedische Kronen (SEK). In München hingegen wird für einen BigMac 4 Euro (€) verlangt. Der aktuelle SEK/€ - Wechselkurs beträgt E = 8,5 SEK/€. a. Der BigMac ist in Stockholm real billiger als in München. b. Nach der Theorie der absoluten Kaufkraftparität ist die Schwedische Krone relativ zum Euro unterbewertet und müsste auf 10 SEK/€ aufwerten. c. Angenommen BigMacs wären nicht verderblich und ohne Transaktionskosten handelbar. Dann könnten Gütermarktarbitrageure den BigMac gewinnbringend von München nach Stockholm exportieren und damit zu einer Aufwertung des Euro beitragen. d. Der reale Wechselkurs gibt den relativen Preis inländischer Güter ausgedrückt in Einheiten ausländischer Güter an. Bei Gültigkeit der Theorie der absoluten Kaufkraftparität muss der reale Wechselkurs immer gleich eins sein. e. Die Theorie der relativen Kaufkraftparität erklärt Wechselkursänderungen durch Unterschiede in den Inflationsraten verschiedener Länder. -4- 9. Aufgabe Betrachten Sie die kleine offene Volkswirtschaft Makronomia mit einem flexiblen Wechselkursregime. IS- und LM-Kurve haben einen normalen Verlauf und es gilt die Zinsparität. a. Ein Zinsanstieg in Makronomia führt zu einer Abwertung der inländischen Währung und stimuliert über den Wechselkurskanal die inländische Nachfrage. b. Bei einer Rezession sollte Makronomia nur expansive Fiskalpolitik einsetzen, da Geldpolitik bei flexiblen Wechselkursen wirkungslos ist. c. Wenn die marginale Importneigung in Makronomia sinkt, hat expansive Fiskalpolitik einen größeren Effekt auf die inländische Produktion. d. Angenommen, Makronomia wechselt nun zu einem fixen Wechselkursregime. Dann hat ein Anstieg des ausländischen Einkommens keinen Einfluss auf das gleichgewichtige inländische Einkommen. e. Angenommen das Inland hat seine Währung einseitig fest an die ausländische Währung gekoppelt (= fixes Wechselkursregime). Dann führt ein Zinsanstieg im Ausland zu einem Rückgang der inländischen Produktion. -5- 10. Aufgabe Die folgende Tabelle zeigt die geschätzten Preiselastizitäten für den internationalen Handel mit Industrieprodukten. In der Ausgangsposition sind die Nettoexporte beider Länder ausgeglichen. (Hinweis: Die in der Tabelle angegebenen Werte beziehen sich auf eine 1%-ige reale Aufwertung der inländischen Währung). Elastizität der Exportnachfrage Elastizität der Importnachfrage Land Sofortige Wirkung In der langen Frist Sofortige Wirkung In der langen Frist Japan Schweiz -0,59 -0,28 -1,61 -0,73 0,16 0,25 0,97 0,25 a. Eine reale Abwertung des Schweizer Franken um 10% führt zu einem unmittelbaren Anstieg der Schweizer Exporte um 2,8% und einem unmittelbaren Rückgang der Importe um 2,5%. Die Nettoexporte steigen mengenmäßig also mit sofortiger Wirkung um 0,3% an. b. Eine reale Aufwertung des japanischen Yen um 10% führt in der langen Frist zu einem mengenmäßigen Rückgang der japanischen Nettoexporte um 25,8%. c. In der Schweiz ist die Marshall-Lerner-Bedingung in der langen Frist verletzt. Betrachten Sie die folgende Abbildung aus Sicht des Inlandes: Nettoexporte, NX + t t+1 t+2 t+3 t+4 0 Zeit d. Obige Abbildung zeigt den von Ökonomen als J-Kurve bezeichneten Anpassungsprozess der Nettoexporte nach einer Abwertung der inländischen Währung. e. Gegeben einer realen Abwertung der inländischen Währung zum Zeitpunkt t, ist ab Zeitpunkt t+2 in obiger Abbildung die Marshall-Lerner Bedingung für das Inland erfüllt. -6- 11. Aufgabe Betrachten Sie folgendes graphisches Modell einer kleinen offenen Volkswirtschaft mit flexiblem Wechselkurs. Der Euroraum ist das Inland, die USA sind das Ausland. In den USA kommt es nun bei einem konstanten amerikanischen Zins zu einer Rezession, welche die inländischen Nettoexporte zurückgehen lässt. i IS LM i Y Zinsparitätenbeziehung E a. Dies führt zu einer nominalen Abwertung des Euros. b. Die Rezession in den USA führt zu einem Anstieg der Produktion im Inland. c. Mittels expansiver Fiskalpolitik lassen sich sowohl der Zins, als auch das Einkommen auf ihrem alten Niveau stabilisieren. d. Die Investitionen hängen nur vom Zins und Einkommen ab, also I=I(i,Y). Eine expansive Fiskalpolitik, die die Produktion auf dem alten Niveau stabilisiert, führt hier – verglichen zur Situation vor der Rezession in den USA – zu einem Rückgang der Investitionen. e. Expansive Geldpolitik führt hier zu einer Senkung des Zinses, bei gleichzeitigem Anstieg der Investitionsnachfrage. -7- Abschnitt IV: Mittlere Frist. Hinweis: Die betrachtete Volkswirtschaft befindet sich nicht in einer Liquiditäts- oder Investitionsfalle und es werden adaptive Erwartungen ( Pte = Pt −1 ) über das allgemeine Preisniveau unterstellt, es sei denn in der Angabe ist es explizit anders spezifiziert. Für alle Aussagen gilt die ceteris-paribus Annahme. 12. Aufgabe Der Arbeitsmarkt einer Volkswirtschaft sei durch folgende Gleichung charakterisiert: Produktionsfunktion: Y = 2⋅ N W Preissetzungsgleichung: P = [1 + µ ]⋅ = W 2 e W = P ⋅ z ⋅ N = P e ⋅ 3,5 ⋅ [(1 − u ) ⋅ L] . Lohnsetzungsgleichung: a. Die kurzfristige AS-Kurve wird beschrieben durch: P = P e ⋅ 1,75 ⋅ Y . b. Das natürliche Beschäftigungsniveau beträgt N n = 2 . 7 c. Bei unvollständiger Konkurrenz beträgt µ = 0 und die Preise liegen oberhalb der Grenzkosten. d. Die Variable z steht für alle Faktoren jenseits von N, welche – wie bspw. der Kündigungsschutz – die Höhe des geforderten Lohns beeinflussen. e. Der Potentialoutput Yn wird einzig durch strukturelle Faktoren bestimmt. 13. Aufgabe a. Die kurzfristige Phillipskurve sei gegeben durch π t = π te + 0,1 − 2u t . Die natürliche Arbeitslosenquote liegt dann bei 5%. b. Unter der Annahme adaptiver Erwartungen (z.B. π te = π t −1 ) beschreibt die kurzfristige Phillipskurve einen Zielkonflikt zwischen Inflationsrate und Arbeitslosigkeit. c. Je höher der Anteil der Arbeitsverträge, der durch Lohnindexierung an das aktuelle Preisniveau gekoppelt ist, desto wirksamer kann die Geldpolitik Arbeitslosigkeit bekämpfen. d. Laut Phillipskurve sinkt die Inflationsrate, wenn die tatsächliche Arbeitslosenquote unter ihrem natürlichen Niveau liegt. e. Bei einem negativen Angebotsschock besteht für die Zentralbank ein Trade-off zwischen der Stabilisierung der Preise zum einen und der Stabilisierung des Outputs sowie des Arbeitsmarkte zum anderen. -8- Abschnitt V: Finanzkrise. 14.Aufgabe a. Im Rahmen des IS-LM Modells lassen sich die Auswirkungen einer Finanzkrise in die IS-Kurve integrieren. Die LM-Kurve bleibt davon jedoch unberührt. b. In einer Finanzkrise kann es sein, dass aufgrund der Verunsicherung der Anleger die Liquiditätsnachfrage steigt, obwohl Einkommen Y und der Zinssatz i sich nicht verändert haben. c. Eine „Flucht in Cash“, d.h. eine erhöhte Liquiditätsnachfrage der Anleger wirkt im Rahmen des IS-LM-Modells wie eine Reduktion der Geldmenge durch die Zentralbank: Die LM-Kurve verschiebt sich nach unten. d. Der Risikoaufschlag der Geschäftsbanken bei der Kreditvergabe führt zu einer Verschiebung der IS-Kurve nach links, da der Marktzins trotz konstantem Leitzins steigt. e. Der Risikoaufschlag der Geschäftsbanken bei der Kreditvergabe führt zu einer Verschiebung der LM-Kurve nach oben, da der Marktzins trotz konstantem Leitzins steigt. 15. Aufgabe a. Im Zuge der Krise hat die EZB die Laufzeit ihrer Repo-Geschäfte zeitweise von drei Monaten auf zwölf Monate erhöht. b. Die US-Zentralbank Fed hielt im Verlauf der Finanzkrise konsequent daran fest, nur Wertpapiere bester Bonität als Sicherheiten zu akzeptieren. c. Die Geldbasis (also die Zentralbankgeldmenge M 0 ) ist in den USA im Verlauf der Finanzkrise stark gefallen. d. Durch ein erfolgreiches Schüren von Inflationserwartungen kann die Zentralbank auch in der Liquiditätsfalle stimulierend auf die Wirtschaft wirken. e. Der Geldschöpfungsmultiplikator, d.h. der Zusammenhang der Geldmenge M2 und dem Zentralbankgeld, ist im Verlauf der Finanzkrise konstant geblieben. -9- 16. Aufgabe a. Zur Stabilisierung der Wirtschaft sollten in einer Finanzkrise zuerst fiskalpolitische Maßnahmen erwogen werden, bevor die Geldpolitik Maßnahmen ergreift, da Steuererhöhungen und Staatsausgaben schneller umgesetzt werden können. b. Ein Problem staatlicher Rettungsaktionen für Banken ist der sog. Moral Hazard: Banken könnten dazu verleitet werden, in Zukunft höhere Risiken einzugehen, da sie im Krisenfall mit staatlicher Unterstützung rechnen. c. Das Eigenkapital einer Geschäftsbank ist eine Residualgröße: Es ergibt sich aus der Differenz der Aktiva (d.h. der ausstehenden Forderungen wie Kredite oder erworbener Anleihen) und der Passiva (d.h. der ausstehenden Verbindlichkeiten wie Sichteinlagen oder ausgegebene Schuldverschreibungen) d. Kauft der Staat faule Wertpapiere bei den Banken auf, wird deren Eigenkapitalbasis nur dann gestärkt, wenn der gezahlte Preis über dem bilanzierten Wert liegt. e. Ist eine Bank solvent, so kann sie keinem Bank-Run zum Opfer fallen. - 10 - Offene Fragen Vorbemerkung: Bitte achten Sie auf sorgfältige Beschriftung der Graphen argumentieren Sie kurz unter Zuhilfenahme von Wirkungsketten! und Teil I: Kurze Frist und IS-LM Modell In der kleinen geschlossenen Republik „Griesenland“ lässt sich die gesamtwirtschaftliche Nachfrage im Gütermarkt für die kurze Frist mit folgender Gleichung beschreiben: • Z = C + I + G , mit C = c0 + c1 ⋅ (Y − T ) mit 0 < c0 und 0 < c1 < 1 I = b0 + b1 ⋅ Y − b2 ⋅ i mit 0 < b0 und 0 < b1 < 1 , sowie c1 + b1 < 1 . a) Bestimmen Sie den Einkommensmultiplikator einer Zinserhöhung und dessen Vorzeichen im Gütermarktgleichgewicht. Leiten Sie die IS-Kurve graphisch ab (Graphen auf nächster Seite), indem Sie die Auswirkung einer Zinserhöhung auf das gleichgewichtige Einkommen im Gütermarkt betrachten. Erläutern Sie kurz den Anpassungsprozess, der sich bei einer Zinserhöhung abspielt. (6 Punkte). (Fortsetzung des Antwortkastens auf der nächsten Seite) - 11 - - 12 - Nominale Geldnachfrage und nominales Geldangebot im Geldmarkt für die kurze Frist sind durch folgende Gleichungen gegeben. • • M D = P ⋅ (d1 ⋅ Y − d 2 ⋅ i ) mit 0 < d1 und 0 < d 2 MS =M b) Leiten Sie die LM-Kurve aus dem Geldmarktgleichgewicht graphisch ab, indem sie die Auswirkung einer Einkommenserhöhung auf den gleichgewichtigen Zins im Geldmarkt betrachten. Erläutern Sie den Anpassungsprozess, der sich bei einer Einkommenserhöhung ergibt. (3 Punkte) - 13 - Nehmen Sie nun an, dass die Volkswirtschaft von „Griesenland“ in der kurzen First konkret durch folgendes Gleichungssystem beschrieben ist. • • C = 150 + 0,8 ⋅ (Y − T ) I = 100 + 0,1 ⋅ Y − 5000 ⋅ i • • M D = P(0,2 ⋅ Y − 4000 ⋅ i ) , wobei P=1 M S = 400 . Zins und Steuern sind gegeben durch • • i = 0,1 T = 500. c) Berechnen Sie die Staatsausgaben und das Budgetdefizit im gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht. (Tipp: Bestimmen Sie zunächst die gleichgewichtige Produktion indem Sie den Geldmarkt betrachten.) (3 Punkte) - 14 - d) Die Staatsverschuldung von „Griesenland“ ist enorm. Zur Konsolidierung des Haushalts muss die Regierung nun eine Steuererhöhung durchführen (Erhöhung der einkommensunabhängigen Kopfsteuer T). Stellen Sie die Auswirkungen der restriktiven Fiskalpolitik im IS-LM-Diagramm graphisch dar und erläutern Sie alle Anpassungsprozesse der gleichgewichtigen Produktion sowie des gleichgewichtigen Zinssatzes auf dem Güter- und Geldmarkt. (6 Punkte) (Fortsetzung des Antwortkastens auf der nächsten Seite) - 15 - e) Die Steuererhöhung führt zu einem massiven Produktionseinbruch in „Griesenland“. Welche Möglichkeit hat die Zentralbank, dem entgegenzuwirken? Welche Gefahr birgt die von Ihnen vorgeschlagene Politik in der mittleren Frist? (2 Punkte) - 16 - Teil II: Analyse der mittleren Frist Eine geschlossene Volkswirtschaft sei beschrieben durch: C = 180 + 0,6Y V I = 100 − 520i G = 500 T = 0,2Y M D = P(0,2Y − 1000i ) M S = 600 a) Leiten Sie die AD-Kurve analytisch anhand der Angaben her. Achten Sie darauf, dass Ihre Rechenschritte eindeutig und nachvollziehbar sind? (5 Punkte) - 17 - b) Die Unternehmen in der Volkswirtschaft haben eine gewisse Marktmacht und setzen deshalb ihre Preise gemäß P = 1,25W Ihre Produktionsfunktion ist gegeben durch Y =N Weiterhin ist die Lohngleichung W = P e ⋅ 0,0004 N Bestimmen Sie die kurzfristige AS-Kurve und den Potentialoutput. Beeinflusst das erwartete Preisniveau P e das tatsächliche Preisniveau positiv oder negativ? Begründen Sie knapp verbal. (4 Punkte) - 18 - c) Die Regierung beschließt eine Senkung des Arbeitslosengeldes. Zeigen Sie die kurzfristigen Auswirkungen dieser Politikmaßnahme graphisch im untenstehenden IS-LM und AS-AD Diagramm auf. Wie ändern sich Zins, Output und Preisniveau im Vergleich zum ursprünglichen Gleichgewicht (A)? Erläutern Sie knapp verbal. (Hinweis: Unterstellen Sie adaptive Erwartungen bezüglich des Preisniveaus, Pt e = Pt −1 ) (4 Punkte) i LM A i0 IS Y P AS langfristig AS kurzfristig A P0 AD Yn (Fortsetzung des Antwortkastens auf der nächsten Seite) - 19 - Y d) Übertragen Sie Ihr Ergebnis aus c) in die unterstehenden IS-LM und AS-AD Diagramme und zeigen Sie nun graphisch die mittelfristige Anpassung. Erläutern Sie knapp verbal. (4 Punkte) i LM A i0 IS Y P AS langfristig AS kurzfristig A P0 AD Yn (Fortsetzung des Antwortkastens auf der nächsten Seite) - 20 - Y e) Durch welche weitere Maßnahme ließe sich das Produktionspotential (Potentialoutput) des Landes steigern? Schlagen Sie eine Maßnahme vor und begründen Sie verbal. (3 Punkte) - 21 - Schmierpapier - 22 -