Eidgenössisches Departement des Innern EDI Bundesamt für Veterinärwesen BVET Lumpy skin disease (Dermatitis nodularis) Akute bis chronische Viruskrankheit des Rindes, die hauptsächlich durch Insekten übertragen wird und generalisierte Hautveränderungen sowie Lymphadenitis verursacht. Wirtschaftliche Verluste entstehen durch Milchleistungsabfall, Fruchtbarkeits-Störungen, Aborte und Häuteschäden. Empfängliche Arten Rind, Zebu, Wasserbüffel; nicht produktive Infektionen in Wildwiederkäuern im Mittleren Osten und Afrika. Erreger Familie Poxviridae, Subfamilie Chordopoxvirinae, Genus Capripoxvirus, Vertreter Lumpy Skin Disease Virus (LSDV), Morphologisch und antigenisch nicht vom Erreger der Schaf- (SPPV) oder Ziegenpocken (GTPV) unterscheidbar, welche auf genomischer Ebene zu 96% identisch sind mit LSDV. Hohe Tenazität. Kann mehrere Wochen in Hautläsionen und in trockenen, abgestossenen Krusten infektiös bleiben. Klinik/Pathologie Inkubationszeit 1-4 Wochen. Danach folgt eine Virämiephase von 4 Tagen, begleitet von Fieber mit einer Dauer von 5-14 Tagen. Es kommt zu einer generalisierten Lymphadenitis und Bildung von Ödemen an Gliedmassen, Brust und Abdomen. Ulzerationen an Konjunktiva, Flotzmaul, Maulhöhle mit okulonasalem Ausfluss, sowie Aborte, Mastitis und Orchitis kommen vor. Es bilden sich Knötchen von 0.5 bis 5 cm Durchmesser am ganzen Körper, die sich bis in die Subcutis, Faszie und gelegentlich in die Muskulatur ausdehnen können. Pädilektionsstellen sind Hals, Brust, Perinaeum sowie die Schenkelgegend. Charakteristische Veränderung der Knoten nach fünf bis sieben Wochen: scharf abgegrenztes, rundes, nekrotisches Zentrum ("sitfast" Läsion). Entzündungen der Gelenke und Sehnenscheiden führen zu Lahmheiten. Generalisierte Organveränderungen bei schwerem Verlauf. Die Tiere werden schwach, bakterielle Sekundärinfektionen sind häufig. Die Morbidität ist stark abhängig vom Vorkommen der Vektoren und beträgt 3-85%, die Mortalität ist mit 1% gering. Verbreitung Endemisch in Afrika, Madagaskar; Fälle in Israel, Ägypten und im weiteren Mittleren Osten. In der Schweiz und im übrigen Europa nie aufgetreten. Die Schweiz ist amtlich anerkannt frei von Dermatitis nodularis. Epidemiologie Die Übertragung erfolgt meist durch stechende Insekten (Mücken und Fliegen). Eine experimentelle Übertragung durch afrikanische Zecken wurde bestätigt. Die direkte Übertragung von Tier zu Tier spielt eine untergeordnete Rolle; jedoch wurde das Virus im Speichel von erkrankten Tieren und in Samen lange Zeit nach Abklingen der Symptome nachgewiesen. Infektionen über Wasser-/Futtertröge und experimentelle Übertragung durch künstliche Besamung sind bekannt. Saisonale Häufung im warm-feuchten Klima während den Regenperioden. Diagnose Verdacht bei den typischen Hautläsionen ("sitfast" Läsionen). Eine endgültige Diagnose kann nur durch Virusnachweis/Serologie gestellt werden. 1/2 Differenzialdiagnosen Pseudo-Lumpy Skin Disease (Allerton virus infection, generalisierte Form von BoHV-2) und Bovine Herpesmammilitis (lokalisierte Form von BoHV-2), Euterpocken (Pseudokuhpocken, Parapoxvirus) und Bovine papulöse Stomatitis (Parapoxvirus), Bösartiges Katarrhalfieber (Hautform), Dermatophilosis, Trichophytosis, Demodikose, Insektenstiche und Zeckenbefall, Photosensibilisierung, Allergien, Hauttuberkulose, Mucosal Disease, Rinderpest, Blauzungenkrankheit, Besnoitiose. Immunprophylaxe In der Schweiz verboten. Einsatz von Lebend- und Totimpfstoffen in Gebieten, in denen die Krankheit endemisch ist. Bei Verdacht Meldung an das Institut für Virologie und Immunologie (IVI), Mittelhäusern (031 848 92 11). Untersuchungslabor: Virologisches Institut Vetsuisse-Fakultät Zürich Untersuchungsmaterial Virusnachweis: Mittels Elektronenmikroskopie und real-time PCR. Biopsien der ganzen, geschlossenen Knötchen, Läsionen die noch nicht nekrotisch sind. Frisches oder fixiertes Material, nach Rücksprache mit dem Virologischen Institut der Vetsuisse Fakultät der Universität Zürich. Serologie (ab 14 Tage nach Infektion): Serum von mehreren Tieren. Kontaktstelle für Serologie: Friedrich-Löffler-Institut, Insel Riems Bekämpfung Hochansteckende Seuche, TSV Art. 77-98 und Art. 126-127. Fleischuntersuchung Ganzer Schlachttierkörper genussuntauglich (VHyS, Anhang 7, Ziffer 1.1.1.g.). 03/2013 2/2