Eidgenössisches Departement des Innern EDI Bundesamt für Veterinärwesen BVET Teschener Krankheit (Porcine Enterovirus - Encephalomyelitis) Virusinfektion der Schweine, die Polioencephalomyelitis und Aborte verursachen kann. Empfängliche Arten Schwein. Erreger Familie Picornaviridae, Genus Teschovirus), porcines Teschovirus Typ 1. Die Tenazität der Teschoviren ist hoch. Es sind pH Werte > 9.5 oder < 2.5 notwendig, um das Virus zu inaktivieren. Gegen Wärme ist es aber relativ labil. Hoch virulente Stämme des Serotyps 1 verursachen Teschener Krankheit. Weniger virulente Stämme sind als Erreger der Talfan Disease bekannt. In seltenen Fällen können andere Teschoviren (Typ 2-11) ähnliche Symptome verursachen, diese Erkrankungen sind aber nicht meldepflichtig. Klinik/Pathologie Symptome treten nach langer Inkubationszeit (10-20, maximal 35 Tage) auf. Schwere Form (Teschener Krankheit): hohes Fieber, Inappetenz, Inkoordination, Nachhandschwäche. Progressive Verschlimmerung des Zustandes mit Tremor, Nystagmus, Paralyse der Nachhand, Konvulsionen bis Festliegen. Milder Durchfall kann vor dem Einsetzen der zentralnervösen Störungen auftreten. Die Krankheit kann innerhalb von drei bis vier Tagen tödlich verlaufen. Es können Tiere allen Alters erkranken; der Verlauf ist bei Ferkeln schwerer. Die Morbidität und Mortalität kann hoch sein. Bleibende Lähmungen und Muskeldegenerationen bei Tieren, die akute ZNS-Symptome überlebt haben. Totgeburten, Mumifikationen, Aborte und Fruchtbarkeitsstörungen (SMEDI) sind die auffälligsten Symptome bei Mutterschweinen. Histologische Untersuchungen des Zentralnervensystems zeigen neuronale Degenerationsformen und perivaskuläre Lymphozytenaggregation in der grauen Substanz des Rückenmarkes, des Hirnstamms und des cerebellären Cortex. Milde Form (Talfan Disease): tritt vor allem bei Saug- und Absetzferkeln auf. Fieber, Nachhandschwäche (Hundesitz) und Ataxie sind charakteristisch. Die Tiere erholen sich in der Regel spontan. Verbreitung Teschener Krankheit: Wird nur noch äusserst selten beobachtet (Teile Afrikas). Wurde in der Schweiz noch nie offiziell festgestellt kann aber mangels geeigneter Diagnostik nicht ausgeschlossen werden. Die sichere Diagnose ist nur in aufwendigen Verfahren zu stellen, überdies hat sich die Virulenz der Teschoviren in den letzten Jahrzehnten von schweren Verläufen zu subklinischen Infektionen verändert, so dass der seltene Nachweis das tatsächliche Infektionsgeschehen nicht wiedergibt. Da die Krankheit nicht mehr auf der OIE Liste aufgeführt ist, wird sie auch nicht mehr offiziell registriert. Talfan Disease: weltweit hoher Durchseuchungsgrad. Epidemiologie Die Virusausscheidung erfolgt in Kot und Harn über mehrere Wochen. Der Hauptübertragungsweg ist peroral, durch fäkal kontaminierte Umgebung, Futter oder Wasser, unerhitzte Fleischabfälle. 1/2 Enterovirusinfektionen hinterlassen eine dauerhafte Immunität. Diagnose Verdacht bei Auftreten der entsprechenden Symptome bei mehreren Tieren und typischer histologischer Veränderungen im Hirnstamm oder Rückenmark nach Ausschluss von Aujeszkyscher Krankheit. Eine endgültige Diagnose kann nur durch Virusnachweis/Serologie gestellt werden. Da der Durchseuchungsgrad mit Teschoviren (Typ 211) sehr hoch ist, haben viele Tiere kreuzreagierende Antikörper gegen Teschovirus Typ 1. Eine serologische Diagnose ist deshalb nur durch gepaarte Blutproben (erste Probe zu Beginn der Klinik, zweite Probe drei Wochen später) zu stellen. Beweisend ist ein mindestens 4-facher Titeranstieg. Der Erregernachweis ist schwierig da zum Zeitpunkt beginnender Symptome oft schon keine Viren mehr nachweisbar sind. Differenzialdiagnosen Aujeszkysche Krankheit, Klassische Schweinepest, Vergiftungen (z.B. Salz, Blei, Insektizide), porcines Enterovirus 8, bakterielle Meningoencephalitiden, Abortursachen, wie Parvoviren, porcines reproduktives und respiratorisches Syndrom (PRRS). Immunprophylaxe In der Schweiz nicht zugelassen. Inaktivierte und attenuierte Impfstoffe existieren, werden aber auch im EU-Raum nicht eingesetzt. Untersuchungsmaterial Histologie von Hirn und Rückenmark. Der Virusnachweis und die Serologie werden in der Schweiz nicht mehr angeboten. Virusnachweis (früh nach Infektion, bei Tieren mit beginnender Klinik,) ist theoretisch möglich mittels Untersuchung von: Hirnstamm, Rückenmark, Tonsillen, Lymphknoten, frische abortierte Föten, bei Durchfall zusätzlich Kot. Serologie: Gepaarte Seren (erste Probe von mehreren Tieren zu Beginn der Klinik. Falls Tier Krankheit überlebt hat zweite Probe drei Wochen später) Falldefinition Es handelt sich nur dann um eine zu überwachende Seuche, falls die Probleme seuchenhaft auftreten und eine Teschovirus Typ 1 Infektion virologisch oder serologisch (4-facher Titeranstieg bei gepaarter Probe) nachzuweisen ist. Bekämpfung Zu überwachende Seuche, TSV Art. 291. Fleischuntersuchung Beurteilung nach den allgemeinen Kriterien (VHyS, Anhang 7). 04/2013 2/2