Bewegungsstörungen beim Miniaturschwein

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Bewegungsstörungen beim Miniaturschwein
S. Elicker et al.
Tierärztliche Praxis 35 (G), 2007, 281, 289-293
Beschrieben werden der Verlauf der klinischen Symptome und die histopathologischen Befunde von
vier adulten Miniaturschweinen mit Bewegungsstörungen der Hinterhand.
Die Tiere werden in einer Hobbyhaltung (insgesamt 30 Stück) gemeinsam mit fünf Hausschweinen im
Freiland gehalten und ausschliesslich mit Obst, Gemüse und gelegentlich Heu ernährt. Stroh steht in
geringen Mengen als Eintreu in den Schutzhütten zur Verfügung. Das Futter wird rationiert über
Längströge angeboten. Da es nicht genügend Fressplätze gibt, weisen die ranghöheren Tiere zum
Teil eine hochgradige Adipositas auf, während viele der rangniedrigen Schweine sehr mager sind.
Je zwei männlich-kastrierte bzw. weibliche adulte Miniaturschweine werden eingeliefert.
Die Tiere zeigten zum Zeitpunkt der Einlieferung in die Klinik eine unphysiologische Bewegung der
Hintergliedmassen durch extrem weites und hohes Unter-den-Bauch-Führen der Extremitäten, einen
verzögerten Stellreflex der Vorder- und Hintergliedmassen, einen verzögerten (konsensuellen)
Pupillarreflex sowie eine borkig-krustig veränderte Haut im Rückenbereich. Die Hautsensibilität war
generell reduziert.
Die histopathologische Untersuchung ergab unter anderem eine grossvakuoläre Degeneration bzw.
spongiforme Auflockerung der Substantia alba im Gehirn und eine Ödematisierung der S. alba sowie
eine Ballonierung der Myelinscheiden im Rückenmark. Ausserdem waren eine meist hochgradige
Hämosiderose der Milz und Leber sowie arteriosklerotische Gefässveränderungen erkennbar.
Diese histologischen Befunde weisen auf einen Vitamin-B-Mangel hin. Eine Beurteilung der Àtiologie
und der Pathogenese ist jedoch nur eingeschränkt möglich. Der Nachweis eines Vitaminmangels am
lebenden Tier kann sehr schwierig sein, da nur eine gezielte Bestimmung einzelner Vitamine im Blut
erfolgen kann und es wenige Referenzwerte gibt. Eine Bestimmung des Vitamingehalts in
Futtermitteln ist ebenfalls sehr aufwändig und zudem teuer. Häufig lässt sich nur eine
Verdachtsdiagnose anhand der klinischen Symptome und über den Ausschluss infektiöser oder
toxikologischer Ursachen stellen.
Da die Schäden an Gehirn und Rückenmark irreversibel sind, lassen sich die klinischen Symptome
auch durch eine bedarfsgerechte Ration kaum beeinflussen. Somit kann nur eine Prophylaxe erfolgen.
Dem Halter der Schweine wird zu einer Änderung der Fütterung geraten. Nach Umstellung der
Fütterung auf Weizen, Gerste und Mineralfutter für Schweine bessert sich im Bestand der
Ernährungszustand der mageren Tiere. Der stelzende Gang bleibt unverändert. Neue
Erkrankungsfälle treten nicht auf.
Miniaturschweine werden immer häufiger als Haustiere gehalten. Die zum Teil mangelhaften
Kenntnisse de Besitzer über Haltung und Fütterung von Schweinen führen zu verschiedenen
Krankheitsbildern bei Miniaturschweinen, die in der konventionellen Schweinehaltung nur selten eine
Rolle spielen. Dies sollte bei der Anamnese sowie bei der Diagnostik berücksichtigt werden und
gegebenenfalls in die Therapie mit einbezogen werden.
Ersteller : Riccarda Ursprung
Datum : 30.09.2007
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