Fachhochschule Hannover Fachbereich Maschinenbau Fach: Physik 1 im WS0708 1. a. b. c. 2. a. b. c. d. e. 3. a. b. 4. vorgezogene Wiederholungsklausur 28.09.07 Zeit: 90 min Hilfsmittel: Formelsammlung zur Vorlesung Der Sprintweltrekord über die 50 m Strecke liegt bei 5,56 s, der über die 60 m Strecke bei 6,39 s. Nehmen Sie an, dass ein Sprint näherungsweise als Überlagerung einer gleichmäßig beschleunigten und einer gleichförmigen Bewegung beschrieben werden kann. Bestimmen Sie die Höchstgeschwindigkeit v0 und die Beschleunigung a0. Nehmen Sie an, dass man auf der 100 m die gleichen Beschleunigungs- und Höchstgeschwindigkeitswerte erreichen kann. Welche Weltrekordzeit für die 100 m Strecke könnte nach den unter 1a. bestimmten Werten erwartet werden? Der aktuelle Weltrekord über 100 m liegt bei 9,77 s. Wenn man annimmt, dass die Beschleunigungen bei den Sprintstrecken gleich sind, welcher Höchstgeschwindigkeit entspricht die Weltrekordzeit über die 100 m Strecke? Eine Masse ( m1 = 1 kg ) wird von einem Körper gleicher Masse ( m1 = 1 kg ) auf einer schiefen Ebene mit einem Neigungswinkel von α = 20° und der Länge l = 1 m hochgezogen. Die Gleitreibungszahl beträgt μG = 0, 25 . Die Rolle habe eine Masse von mR = 0,5 kg und kann als Hohlzylinder behandelt werden. Die Masse des Seils soll vernachlässigt werden. Mit welcher Beschleunigung bewegen sich die Massen? Welche Zeit benötigt m1 , um die Strecke l zu durchlaufen? Anfangsbedingung v(t = 0) = 0 . Welche Geschwindigkeit erreicht m1 am Ende der schiefen Ebene? Bestimmen Sie die Energien in der (ruhenden) Anfangsposition und nach Durchlaufen der Strecke l (System soll noch in Bewegung sein) und prüfen Sie unter Berücksichtigung der auf der Strecke l geleisteten Reibungsarbeit die Gültigkeit des Energieerhaltungssatzes. Wie groß sind die Seilkräfte an m1 und m2 während der beschleunigten Bewegung? Ein glühendes (weiches) Werkstück der Masse mW = 2,5 kg wird mit einem Hammer der Masse mH = 7,5 kg auf einem Amboss (Masse: mA = 200 kg ) geschmiedet. Betrachten Sie den Schlag als vollkommen unelastisch. Die Wechselwirkung des Amboss mit der Unterlage muss nicht berücksichtigt werden. Welcher Teil der kinetischen Energie des Hammers dient der Verformung des Werkstückes? Was bewirkt die Restenergie? Ein Drehmomentenrad erfährt um seine horizontale Achse eine Winkelbeschleunigung, die durch die Gewichtskraft eines Körpers der Masse m = 5 kg erzeugt wird, der an einem um die Achse ( R = 5 cm ) gewickelten Faden hängt. Lässt man den Körper (m) los, so bewegt er sich in t = 4 s um die Strecke s = 1 m nach unten. Berechnen Sie das Massenträgheitsmoment J ges des Systems Rad/Achse, Verwenden Sie zur Vereinfachung bei allen Aufgaben g = 10 m s-2. Lösungen: 1a. Bezeichnung: s1 - Gesamtstrecke 50 m t g1 - Gesamtzeit über 50 m: 5,56 s ta - Beschleunigungszeit 1 Weg-Zeit-Funktion für 50m Strecke s1 = a0 ta2 + v0 ( t g1 − ta ) 2 1 1 s1 = a0 ta2 + v0 t g1 − v0ta = a0 ta2 + v0 t g1 − a0ta2 2 2 1 s1 = v0t g1 − a0ta2 2 1 mit v0 = a0 ta s1 = a0 ta t g1 − a0ta2 2 Herleitung für die Weg-Zeit-Funktion der 60 m Strecke ist analog: s2 - Gesamtstrecke 60m Bezeichnung: t g 2 - Gesamtzeit über 60 m: 6,39 s (1) ta - Beschleunigungszeit Die Modellannahme soll sein, dass die Beschleunigungen a0 , die Endgeschwindigkeiten v0 und die Beschleunigungszeiten ta bei der 50 m und der 60 Sprintstrecke gleich sind. Es gilt also eine ähnliche Gleichung wie Gl. (1): 1 Weg-Zeit-Funktion für 60m Strecke s2 = a0 ta t g 2 − a0ta2 (2) 2 1 Einsetzen von a0ta2 aus (2) in (1): s1 = a0 ta t g1 − ( a0 ta t g 2 − s2 ) 2 Es folgt: s1 − s2 = a0 ta ( t g1 − t g 2 ) Lösung für v0 = a0 ta : a0 ta = v0 = ( 60 − 50 ) m = 10 m s1 − s2 = t g1 − t g 2 ( 6,39 − 5,56 ) s 0,83 s v0 = a0 ta = 10 m = 12, 05 m s −1 0,83 s v0 = 12, 05 m s −1 = 43, 4 km h −1 1 v02 2 a0 Für s1 gilt (siehe (1): s1 = v0 t g1 − Es folgt: a0 = v02 2 ( v0 t g1 − s1 ) Lösung: a0 = 12, 052 m = 4, 27 m s −2 2 2 ⋅ (12, 05 ⋅ 5,56 − 50) s Kontrolle: Aus (2) folgt: a0 = v02 2 ( v0 t g 2 − s2 ) 12, 052 m = 4, 27 m s −2 a0 = 2 2 ⋅ (12, 05 ⋅ 6,39 − 60) s 1b. s3 = v0 t gextrapoliert − 3 Für die 100 m Strecke gilt: s3 v 100 12, 05 + 0 = + = 9, 71 s v0 2 a0 12, 05 2 ⋅ 4, 27 Ein Mensch kann über eine Strecke von s3 = 100 m vermutlich nicht die gleiche Geschwindigkeit wie über die 50 m und 60 m Strecken halten. Nimmt man an, dass die Beschleunigung a0 konstant ist, so folgt für die tatsächlich erreichbare Höchstgeschwindigkeit über die 100 m Strecke: 2 1 v03 s3 = v03 t ggem − 3 2 a0 mit: s3 = 100 m und t g 3 = 9, 77 s t gextrapoliet = 3 Lösungen: 1c. 1 v02 2 a0 2 1 v03 − v03 t ggem 3 = − s3 2 a0 2 v03 − 2 v03 t ggem 3 a0 = −2 a0 s3 2a. mit: a0 = 4, 27 m s −2 v03 = ± a02 t g23 − 2 a0 s3 + a0 t g 3 Erste Lösung (unrealistisch): v03/1 = ( +29, 79 + 41, 74 ) m s −1 = 71,53 m s −1 Zweite Lösung (realistisch): v03/ 2 = ( −29, 79 + 41, 74 ) m s −1 = 11,95 m s −1 Richtige Lösung: v03/ 2 = 11, 95 m s −1 = 43, 0 km h −1 ⎛ ⎞ ⎜ ∑ Fi ⎟ − m2 a = 0 ⎝ i ⎠ nach unten und die Seilkraft FS 2 nach oben. D'Alembertsches Prinzip für m2: Es wirkt die Gewichtskraft Fg 2 (F g2 − FS 2 ) − m2 a = 0 (1) ⎛ ⎞ ⎜ ∑ Fi ⎟ − m1 a = 0 ⎝ i ⎠ Es wirken die Seilkraft Fg1 nach oben, die Tangentialkomponente der Gewichtskraft Ft1 und D'Alembertsches Prinzip für m1: die Gleitreibungskraft FG1 nach unten. ( FS1 − Ft1 − FG1 ) − m1 a = 0 (2) Die Kräfte an den beiden Seilenden sind nicht gleich, da die Masse der Umlenkrolle nicht vernachlässigbar ist und die Seilkraft FS 2 ("rechts") größer als die Seilkraft FS 1 ("links") sein muss, um ein Drehmoment M R an der Umlenkrolle rechts erzeugen zu können. M (3) FS 2 − FS 1 = R R Für starre Körper (Rolle) gilt: M R = J R ⋅ α R = k mR R 2 α R = 1 ⋅ mR R 2 α R "Rollbedingung" für Seil-Rolle: a = R ⋅α R Aus (1) ergibt sich: M R mR R 2 a = = mR a R R2 FS 2 = Fg 2 − m2 a = m2 g − m2 a Aus (2) ergibt sich: FS 1 = Ft1 + FG1 + m1 a Einsetzen in (3): Einsetzen in (3) ergibt: FS 2 − FS 1 = ( m2 g − m2 a ) − ( Ft1 + FG1 + m1 a ) = mR a Ft1 = m1 g sin α FG1 = μG m1 g cos α m2 g − m2 a − m1 g sin α − μG m1 g cos α − m1 a = mR a m − m1 ( sin α + μG cos α ) Lösung: a = g⋅ 2 m1 + m2 + mR m 1 − 1( 0,3420 + 0, 25 ⋅ 0,9396 ) a = 10 2 ⋅ s 1 + 1 + 0,5 m a = 10 2 ⋅ 0,1695 = 1, 70 m s −2 s 1 Bei gleichmäßiger Beschleunigung gilt: s (t ) = a t 2 2 1 2 Für die Strecke l folgt: s ( tl ) = l = a tl 2 2⋅l 2 ⋅1 m tl = = = 1, 08 s Für die Strecke l gilt: a 1, 70 m s −2 Bei gleichmäßiger Beschleunigung gilt: v(t ) = a ⋅ t Es folgt für s ( tl ) = l : v(tl ) = a ⋅ tl Hangabtriebskraft von m1 : Gleitreibungskraft von m1 : Einsetzen: 2b. 2c. v(tl ) = 1, 70 Lösung: 2d. m m ⋅1, 08 s = 1,84 2 s s Anfangsposition: Für t = 0 soll für die Masse m1 gelten: Definition: E pot ,1 ( t = 0 ) = 0 Für t = 0 soll für die Masse m2 gelten: E pot ,2 ( t = 0 ) = m2 g l und: Ekin ,1 = Ekin,2 = Erot = 0 Gesamtenergie der Anfangsposition: Eges , Anf = E pot ,2 ( t = 0 ) = m2 g l = 1⋅10 ⋅1⋅1 = 10, 000 J Endposition: Bei t = tl gilt für die Masse m1 : E pot ,1 ( t = tl ) = m1 g H mit Höhe H: H = l ⋅ sin α = 0,3420 m E pot ,1 ( tl ) = m1 g H = 1⋅10 ⋅1⋅ 0,3420 = 3, 420 J und für die kinetische Energie: Bei t = tl gilt für die Masse m2 : 1 m1v 2 ( tl ) = 0,5 ⋅1 ⋅1,842 J = 1, 693 J 2 E pot ,2 ( t = tl ) = 0 Ekin ,1 = mit: 1 m2 v 2 ( tl ) = 0,5 ⋅1 ⋅1,842 J = 1, 693 J 2 1 Erot = J R ωR2 2 v ( t = tl ) ωR ( t = tl ) = R 2 J R = mR R Einsetzen: Erot = und für die kinetische Energie: Rotationsenergie der Rolle: mit: Ekin ,2 = Erot v 2 ( t = tl ) 1 1 = mR v 2 ( t = tl ) mR R 2 2 R 2 2 = 0,5 ⋅ 0,5 ⋅1,84 2 J = 0,846 J Gesamtenergie in der Endposition: Eges , End = Ekin ,1 + Ekin ,2 + Erot + E pot ,1 Eges , End = 1, 693 J + 1, 693 J + 0,846 J + 3, 420 J Eges , End = 7, 652 J Die Differenz der Gesamtenergien Eges , Anf und Eges , End entspricht der bei der Bewegung der Masse m1 geleisteten Reibungsarbeit: WR1 = E ges , Anf − Eges , End = 10, 000 J − 7, 652 J = 2,348 J Für die Reibungsarbeit gilt: 2e. WR ,1 = μG m1 g cos α ⋅ l WR ,1 = ( 0, 25 ⋅1⋅10 ⋅ 0,9396 ⋅1) J = 2,349 J Die Werte stimmen (bis auch Rundungsfehler) überein. Seilkraft an m2: FS 2 = Fg 2 − m2 a = m2 g − m2 a Seilkraft an m1: Differenz: FS 2 = 10, 00 N − 1, 70 N = 8,30 N FS 1 = Ft1 + FG1 + m1 a FS 1 = m1 g ⋅ sin α + μG m1 g ⋅ cos α + m1 a FS 1 = 3, 42 N + 2,35 N + 1, 70 N = 7, 47 N FS 2 − FS 1 = 8,30 − 7, 47 = 0,83 J M R Ja mR R 2 = 2 = a = mR a R R R2 FS 2 − FS 1 = mR a = 0,5 ⋅1, 70 N = 0,85 N Die Werte stimmen (bis auch Rundungsfehler) überein. Probe: 3a. 3b. 4a. FS 2 − FS 1 = Bei einem “vollkommen unelastischen Schlag” besitzen der Hammer (H), das Werkstück (W) und der Amboss (A) nach dem Schlag die gleiche Geschwindigkeit. Der Hammerschlag überträgt Impuls auf die gemeinsame Masse, die aus Werkstück, Hammer und Amboss gebildet wird. Impulserhaltungssatz: m H v H = (m H + m A + mW ) ⋅ u 1 1 0 Energieerhaltungssatz: E kin = m H v H2 = (m H + m A + mW ) ⋅ u 2 + Q 2 2 mH Q Es folgt: = 1− 0 Ekin mH + mA + mW Q 7,5 = 1− = 96, 43% 0 Ekin 7,5 + 200 + 2,5 ΔE = (100 − 96, 43) % = 3,57% wird als kinetische Energie vom Gesamtsystem Werkstück + Hammer + Amboss aufgenommen und muss in der Praxis durch eine geeignete Unterlage (Holzbock eventuell mit Gummimatte) bedämpft werden. Die Restenergie: Lösungsweg auf der Basis von Kräften und Momenten: Der Körper mit der Masse m fällt gleichmäßig beschleunigt. 1 Gleichm. beschleunigte Bewegung: s = a t 2 2 2 s 2m a= 2 = = 0,125 m s −2 2 t 16 s Kräfte, die auf m wirken: Gewichtskraft Fg und entgegengesetzt die Seilkraft FS ⎛ ⎞ ⎜ ∑ Fi ⎟ − m a = 0 = ( Fg − FS ) − ma ⎝ i ⎠ Die Seilkraft FS erzeugt ein Drehmoment am System Rad/Achse: M = FS ⋅ R Das Drehmoment erzeugt eine Winkelbeschleunigung:: M = J ⋅α Für Beschleunigung a der Masse m und Winkelbeschleunigung α vom System Rad/Achse gilt der Zusammenhang: a = R ⋅α a Es folgt: FS ⋅ R = J R a FS = J 2 R Es folgt: ( Fg − FS ) − ma = m ( g − a ) − JRa2 = 0 g −a J = m R2 a 2 10 − 0,125 J = 5 ⋅ ( 0, 05 ) kg m 2 = 0.9875 kg m 2 0,125 Lösungsweg mit Hilfe des Energieerhaltungssatzes: Setze (oBdA) die Gesamtenergie im Ausgangszustand (Index 0) gleich Null. Dann ist im Endzustand (Index 1) (also dann, wenn die Masse m die Strecke s = 1 m gefallen ist) die Gesamtenergie ebenfalls Null. rot trans Eges ,0 = 0 = E pot ,1 + Ekin ,1 + Ekin ,1 = E ges ,1 D'Alembertsches Prinzip für m: 4b. Potentielle Energie im Endzustand: E pot ,1 < E pot ,0 = 0 Kinetische Energie der Rotation: rot rot Ekin ,1 > Ekin ,0 = 0 Kinetische Energie der Translation: trans trans Ekin ,1 > Ekin ,0 = 0 Es folgt: trans rot − E pot ,1 = Ekin ,1 + Ekin ,1 − ( m g ( −s )) = Es gilt: ω= 1 1 m v2 + J ω 2 2 2 v R 1 1 v2 m v2 + J 2 2 2 R 2 2 R J = (2 m g s − m v ) 2 Umstellen: v ⎛ 2gs ⎞ J = mR 2 ⎜ 2 − 1⎟ ⎝ v ⎠ Für eine gleichmäßig beschleunigte Bewegung gilt: 1 s = a t2 2 v v = a t oder a = und: t 2s 2s Einsetzen von a: v= 2 t= t t Einsetzen von ω : mgs = 2 ⎛ 2 g s t2 ⎞ ⎞ 2⎛ gt 1 J = mR 2 ⎜ mR − = − 1⎟ ⎟ ⎜ 2 ⎝ 4s ⎠ ⎝ 2s ⎠ 2 ⎛ 10 ⋅ 4 ⎞ J = 5 kg ⋅ 0, 052 m 2 ⋅ ⎜ − 1⎟ ⎝ 2 ⋅1 ⎠ J = 0, 0125 kg m 2 ⋅ 79 = 0,9875 kg m 2